IPCC 2007 - Deutsche Meteorologische Gesellschaft eV (DMG)

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www.dmg-ev.de Heft 01 / 2007 ISSN 0177-8501
Mitteilungen DMG
01 / 2007
IPCC 2007
Klimaszenarien für das 21. Jahrhundert
Sturmtiefs im Doppel: „KARLA“ und „LOTTE“
Jörg Asmus
Zum Jahreswechsel 2006/2007 bestimmten Sturm- und Orkantiefs das Wetter in großen Teilen Europas. Das METEOSAT-8-Bild vom 31.12.2006 zeigt gleich zwei deutlich ausgeprägte Tiefdruckgebiete. Über der Ostsee liegt der Kern
des Orkantiefs „KARLA“. Dieses Tief zog von der Biskaya über die Nordsee zur Ostsee. In der Nacht 30./31.12. wurden vor allem in der Deutschen Bucht und der Kieler Förde Orkanböen gemessen. So traten am Leuchtturm Kiel Böen
bis zu 76 Knoten (ca. 141 km/h) auf. Ein zweites Sturmtief („LOTTE“) ist mit seinem Kern nordwestlich von Irland zu
erkennen. Dieses Tief beeinflusste den letzten Tag des Jahres 2006 und die Neujahrsnacht mit starkem bis stürmischem
Wind, sowie verbreitet Regen. Am Neujahrstag war es sehr mild mit Temperaturen zwischen 8 und 13°C.
Bei dem METEOSAT-8-Bild handelt es sich um ein Farbkompositbild, zusammengesetzt aus den Spektralkanälen
0,6 und 0,8 µm im sichtbaren Bereich und 12,0 µm im infraroten Bereich. Durch diese Spektralkombination lassen
sich tiefe Wolken (gelb), hohe Wolken (blau) sowie hochreichende Wolken (weiß) unterscheiden. Da im Norden und
Nordosten des Bildes Nacht ist, ist hier nur der blaue, infrarote Anteil der Bildes zu sehen.
METEOSAT 8 31.12.2006 12:00 UTC Farbkompositbild (c) 2007 EUMETSAT/DWD
editorial
Liebe Leser,
die Meteorologie in allen
ihren Facetten ist eine überaus aktuelle und vielseitige
Wissenschaft, die immer
wieder in das Rampenlicht
der öffentlichen Diskussion gerät. Ob der mit Bravour prognostizierte Orkan
Kyrill für Rekordschäden
in Deutschland sorgt, Geisterwolken das Wetterradar
durcheinander wirbeln oder die Klimadiskussion ein
neues Stadium erreicht – immer sind auch und insbesondere Meteorologen gefragt.
Die DMG stellt sich diesen Fragen, unter anderem
in Form ihrer MITTEILUNGEN, von der Sie heute
das erste Heft, das unter meiner wissenschaftlichen
Redaktion entstanden ist, in den Händen halten. Ich
hoffe es gefällt Ihnen.
Die Themenpalette soll künftig vielseitiger werden.
Mehr denn je wird Sie eine bunte Zusammenstellung
wichtiger aktueller Nachrichten aus der Welt der Meteorologie erwarten. Der Veranstaltungskalender wird
reaktiviert. Regelmäßige Buchbesprechungen origineller Neuerscheinungen, nicht nur aus der Welt der
Fach- und Lehrbücher, sondern zuweilen auch Prosaisches, sollen zum Lesen und Verschenken anregen.
Natürlich bleiben die Fachbeiträge („forum“) sowie
die Berichte und Informationen aus den Zweigvereinen und Fachausschüssen („wir“) zentrale Elemente
des Mitteilungsheftes.
Eine Mitgliederzeitung wie diese braucht, um auf
längere Sicht bestehen zu können, kompetente Mitstreiter. Inzwischen hat sich ein Redaktionsteam herausgebildet, das zwar noch nicht komplett ist, aber
von dem ich sagen kann, dass es schon jetzt ein Gewinn für die MITTEILUNGEN darstellt. In diesem
Zusammenhang möchte ich die Leiterin des Berliner
DMG-Sekretariats, Frau Marion Schnee, erwähnen,
die die letzten Hefte so zuverlässig betreut hat. Dafür
möchte ich ihr ganz herzlich danken. Keine Angst,
sie bleibt dem Heft natürlich erhalten, denn sie wird
unter anderem für das Layout der MITTEILUNGEN
zuständig sein.
Bevor ich Sie in eine hoffentlich informative Lektüre „entlasse“, bitte ich Sie noch um einen Gefallen.
Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns Ihre Ideen
zu den MITTEILUNGEN kundtun oder sogar eigene Beiträge schreiben könnten. Melden Sie sich bitte,
falls einmal eine wichtige Meldung vergessen wurde
oder ein Themenbereich der Meteorologie keine Berücksichtigung gefunden haben sollte.
Mit besten Wünschen
Ihr Jörg Rapp
Inhalt
focus
Die wichtigsten Ergebnisse des vierten
Sachstandsberichtes (AR4) des IPCC 2007
2
Der Zwischenstaatliche Ausschuss für
Klimaänderungen – IPCC
4
Statistische Regionalisierung von Klimaszenarios
WETTREG-Methode
6
Hochaufgelöste regionale Klimaszenarien für
Deutschland, Österreich und die Schweiz
10
Stellungnahme der Deutschen Meteorologischen
Gesellschaft zum Klimawandel
13
forum
150 Jahre wissenschaftlich begründbare
Wettervorhersage
22
Christian Mayer und die
„Societas Meteorologica Palatina”
25
ems
7th EMS / 8th ECAM
30
wir
Mitglieder, Ehrungen
31
Geburtstage
35
tagungskalender
36
medial
37
anerkannte beratende meteorologen
39
anerkannte wettervorhersage
40
impressum
14
Mitteilungen 01/2007
focus
2
Die wichtigsten Ergebnisse des vierten
Sachstandsberichtes (AR4) des IPCC 2007
– eine Zusammenfassung
Martin Claussen et al.
ZMAW/MPI-M, Hamburg
Seit dem Erscheinen des Dritten Sachstandsberichts
(TAR) des IPCC vor sechs Jahren wurden erhebliche
Fortschritte im Verständnis des vergangenen und gegenwärtigen Klimawandels gemacht. Umfangreichere
Datenanalysen, verbesserte Methoden der Datenanalyse, Fortschritte bei der Simulation der physikalischen Prozesse in Klimamodellen und ausführlichere
Abschätzungen der Unsicherheiten in den Modellergebnissen haben zu einem stärkeren Vertrauen in die
Klimaforschung geführt. Insbesondere wird bestätigt,
dass Modelle auf globaler Skala nützliche Projektionen
des zukünftigen Klimawandels liefern können, da sie
auf anerkannten physikalischen Prinzipien basieren sowie gegenwärtige und vergangene Klimazustände mit
deutlich unterschiedlichen Klimaantriebsänderungen
reproduzieren können. Hier stellen wir eine Liste der
wichtigsten Ergebnisse des vierten Sachstandsberichtes (AR4) zusammen.
Klimawandel in Vergangenheit und Gegenwart
– Das globale Klima wird eindeutig wärmer. Dies ist
nicht nur an der globalen Mitteltemperatur der bodennahen Luftschicht abzulesen, sondern zeigt sich
auch in den Ozeantemperaturen, dem Schmelzen von
Schnee und Eis und dem steigenden Meeresspiegel.
– Die globale Mitteltemperatur steigt weiter an. Elf der
letzten zwölf Jahre gehören zu den wärmsten Jahren
seit gut 150 Jahren, also seit Beginn systematischer
weltweiter Temperaturmessung.
– Im TAR wurde festgestellt dass sich die bodennahe Luftschicht in den letzten 100 Jahren, d.h. von
1901–2000, um 0,6 K erwärmt hat. Für die Zeit
1906–2005 beträgt der Erwärmungstrend bereits
0,74 K/100Jahre. Der Erwärmungstrend der letzten
50 Jahre ist doppelt so hoch.
– Analyse und Interpretation paläoklimatologischer
Befunde untermauern die Aussage, dass die jüngste
Erwärmung ungewöhnlich ist und zu einem Rückgang von Eismassen und Steigen des Meeresspiegels
geführt hat.
– Neuere Rekonstruktionen zeigen, dass einige Perioden der letzten 1000 Jahre (wie z.B. die Kleine Eiszeit) vermutlich kühler waren als bisher angenommen. Die Aussagen zu den wärmeren Phasen (z.B.
mittelalterliches Optimum) haben sich aber nicht
geändert. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war
sehr wahrscheinlich die wärmste 50-Jahresperiode
Mitteilungen 01/2007
der letzten 500 Jahre und wahrscheinlich auch die
wärmste der vergangenen 1300 Jahre.
– In einigen Regionen, wie z.B. im Osten Nord- und
Südamerikas, in Nordeuropa und dem nördlichen
und zentralen Asien haben die Niederschläge zugenommen, in anderen Regionen, wie Sahel, Mittelmeer, Südafrika und südliches Asien abgenommen.
– Das arktische Meereis nimmt in seiner Ausdehnung
rasch ab (im Jahresmittel um bis fast 3 % pro Dekade, im Sommer um mehr als 7 % pro Dekade).
– Der Meeresspiegel ist im 20. Jahrhundert global um
etwa 17 cm angestiegen. Der Meeresspiegelanstieg
hat sich im Laufe der letzten beiden Jahrhunderte
beschleunigt.
Gründe für den Klimawandel in Vergangenheit
und Gegenwart
– Die Konzentrationen langlebiger Treibhausgase wie
Kohlendioxid, Methan und Stickoxide in der Atmosphäre ist höher als jemals zuvor in den vergangenen letzten 650.000 Jahren. Dies ist hauptsächlich
auf Emissionen fossilen Kohlenstoffs (Kohle, Erdöl,
…), Ackerbau und Landnutzung zurückzuführen.
Der dadurch ausgelöste direkte Erwärmungseffekt
der Atmosphäre ist wesentlich stärker angestiegen
als jemals zuvor in den letzten gut 10.000 Jahren seit
dem Ende der letzten Eiszeit.
– Es gibt weder Anzeichen für einen natürlichen Eiszeit-Warmzeitzyklus, der die gegenwärtige globale
Erwärmung erklären könnte, noch Hinweise darauf,
dass die gegenwärtige Erwärmung durch eine natürliche Abkühlung abgeschwächt werden könnte.
– Es gilt mittlerweile als sehr wahrscheinlich, dass die
Emission von Treibhausgasen den größten Teil der
globalen Erwärmung der letzten etwa 50 Jahre verursacht hat und es mehren sich die Anzeichen eines
erkennbaren menschlichen Einflusses nicht nur auf
die globale Temperatur, sondern auch auf die Mitteltemperatur von Kontinenten, die Zirkulation der
Atmosphäre und einige Extrema wie Nachtfröste
und Hitzewellen.
– Anthropogene Aerosole haben einen deutlich abkühlenden Effekt auf das Klima, der heute besser
verstanden ist. Wahrscheinlich kompensieren die
Aerosole einen Teil der globalen Erwärmung durch
Treibhausgasemissionen. Die Auswirkungen anthropogener Aerosole auf das bisherige und das zukünftige Klima sind aber immer noch unsicher, zumal
Aerosole auch Wolken und Niederschlag beeinflussen.
focus
3
Szenarien des Klimawandels
– Alle Modelle berechnen für die nächsten 20 Jahre einen Temperaturanstieg von etwa 0,2°C pro
Dekade – unabhängig vom Emissionsszenarium.
Selbst wenn die Treibhausgaskonzentrationen auf
die jetzigen Werte eingefroren blieben, würde die
Temperatur noch um 0,1°C pro Dekade steigen.
– Bis 2100 könnte je nach Emissionsszenarium die
globale Mitteltemperatur um 1.8 bis 4°C ansteigen,
wobei beim emissionsschwächsten Szenarium mit
65 %iger Wahrscheinlichkeit auch Werte von 1,1
bis 2,9°C und im emissionsstärksten Szenarium
Werte von 2,4 bis 6,4°C auftreten können.
– Die Unsicherheitsbereiche sind etwas größer als
im TAR angegeben, da in einigen Modellen auch
die Wechselwirkung von globaler Erwärmung und
dem natürlichen Kohlenstoffkreislauf berücksichtigt wurde. Letztere führt dazu, dass in einem wärmeren Klima Land und Ozean relativ gesehen weniger CO2 aufnehmen und eine größere Menge des
emittierten CO2 in der Atmosphäre bleibt.
– Hitzewellen werden sich in einem wärmeren Klima vermutlich häufen und länger andauern. Die
Anzahl der Frosttage nimmt nahezu überall in den
mittleren und hohen Breiten ab, die Dauer der Vegetationswachstumszeiten nimmt zu. Es gibt eine
Tendenz zur Trockenheit im Sommer in kontinentalen Gebieten, was ein größeres Risiko für Dürren in diesen Regionen, z.B. im Mittelmeerraum,
bedeutet.
– Änderungen im Niederschlag zeigen robuste großräumige Muster: In hohen Breiten nimmt der Niederschlag sehr wahrscheinlich zu und über den
Kontinenten in den Subtropen wahrscheinlich ab
– ein Trend, der sich bereits in den Beobachtungen
abzeichnet.
– Der Meeresspiegel wird im 21. Jahrhundert weiter
durch thermische Ausdehnung und Abschmelzen
von Gletschern um 18 bis 59 cm ansteigen. Er wird
auch noch über Hunderte und Tausende von Jahren
selbst nach einer Stabilisierung des Klimas weiter
ansteigen.
– Die in einigen Szenarien berechnete Erwärmung
reicht wahrscheinlich aus, um das grönländische
Inlandeis in den nächsten tausend oder mehr Jahren abschmelzen zu lassen. Denkbar ist auch ein rascheres Abschmelzen Grönlands, da das Schmelzen
großer Eismassen in einem sich rasch erwärmenden
Klima noch nicht vollständig verstanden ist.
– Die meridionale atlantische Umwälzbewegung (in
den Medien manchmal auch als „Golfstrom“ bezeichnet) verlangsamt sich als Folge der Erwärmung und der Abnahme des Salzgehalts der oberen
Schichten des Nordatlantiks. Die schwächere Umwälzbewegung kühlt das Klima Europas, doch wird
diese Abkühlung durch die anthropogene Erwärmung überkompensiert. Ein Zusammenbruch der
atlantischen Umwälzbewegung im 21. Jahrhundert
gilt als unwahrscheinlich.
Abb: IPCC AR4: simulierte globale mittlere Temperaturänderung gegenüber 1980–1998.
Mitteilungen 01/2007
focus
4
Der Zwischenstaatliche Ausschuss für
Klimaänderungen – Intergovernmental
Panel on Climate Change (IPCC)
Pauline Midgley
Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle
Menschliche Aktivitäten laufen inzwischen in einem
derartigen Umfang ab, dass sie anfangen, natürliche
Systeme wie das globale Klima zu stören. Weil Klimawandel eine äußerst komplexe und schwierige Angelegenheit ist, brauchen politische Entscheidungsträger
eine objektive Informationsquelle über die Ursachen
des Klimawandels, seine potentiellen Auswirkungen
auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft sowie über
denkbare Reaktionsmöglichkeiten.
Die World Meteorological Organization (WMO) und
das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP)
haben für diesen Zweck 1988 den Zwischenstaatlichen
Ausschuss für Klimawandel (IPCC) gegründet. Er ist
ein zwischenstaatliches Gremium, das allen Mitgliedsstaaten des UNEP und der WMO offen steht. Aufgabe
des Ausschusses ist es, die besten verfügbaren wissenschaftlichen, technischen und sozioökonomischen
Erkenntnisse zum Klimawandel weltweit umfassend,
objektiv, offen und auf eine transparente Art und Weise zu bewerten.
Die Bewertungen basieren auf Informationen aus
wissenschaftlicher Literatur, die das peer-review-Verfahren durchlaufen hat, sowie, falls angemessen dokumentiert, Literatur aus der Industrie und anderen Bereichen. Sie ziehen die Arbeit hunderter Experten aus
allen Regionen der Welt heran. IPCC-Berichte bemühen sich um eine ausgeglichene Darstellung der vorhandenen Meinungen und darum, zwar für die Politik
relevant zu sein, ihr aber keine Handlungen aufzuerlegen. Seit seiner Gründung hat der IPCC eine Reihe von
Veröffentlichungen hervorgebracht, die zu Standardreferenzwerken wurden und von politischen Entscheidungsträgern, Wissenschaftlern, anderen Experten und
Studenten intensiv genutzt werden.
Der IPCC erstellt hauptsächlich Sachstandsberichte
(Assessment Reports), Sonderberichte (Special Reports), Methodik-Berichte (Methodology Reports) und
Technische Abhandlungen (Technical Papers). Jeder
IPCC-Bericht beinhaltet eine Zusammenfassung für
politische Entscheidungsträger (Summary for Policymakers) in allen offiziellen Sprachen der Vereinten
Nationen. Diese Zusammenfassungen spiegeln das aktuelle Verständnis über die Thematik wieder und sind
auf eine für Laien verständliche Art und Weise verfasst.
In Kooperation mit der Schweiz und Österreich werden
alle Summary for Policymakers auf Deutsch übersetzt
und werden im Herbst 2007 von der deutschen IPCCKoordinierungsstelle erhältlich sein.
Mitteilungen 01/2007
IPCC-Arbeitsgruppen und jede Projektgruppe des
IPCC haben klar umrissene, von der Vollversammlung
verabschiedete Mandate und Arbeitspläne und werden
von je zwei Co-Chairs geleitet. IPCC-Arbeitsgruppen
auf der Ebene von Regierungsvertretern in der Vollversammlung einigen sich auf die Ziele eines Berichts,
der dann von der jeweiligen Arbeitsgruppe erstellt
wird, bieten Hilfe bei der Auswahl der Autoren und
verabschieden später die Inhalte des Berichts und die
Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger.
Die Berichte werden von Autoren-Teams erstellt (siehe
unten), aber die Regierungen sind aufgefordert, Kommentare während der Regierungsbegutachtung anzubringen. Die Erstellung von IPCC-Veröffentlichungen
folgt genau definierten Abläufen, die vom Ausschuss
verabschiedet wurden (siehe Abbildung).
Gemäß der aktuellen Arbeitsgruppenstruktur für den
Vierten Sachstandsbericht (AR4) bewertet Arbeitsgruppe I die wissenschaftlichen Aspekte des Klimasystems und des Klimawandels.
Arbeitsgruppe II bewertet die wissenschaftlichen,
technischen, umweltbezogenen, wirtschaftlichen und
sozialen Aspekte der Verwundbarkeit (Sensitivität
und Anpassungsfähigkeit) gegenüber dem Klimawandel von Ökosystemen, sozioökonomische Sektoren und der menschlichen Gesundheit sowie negative
und positive Folgen (Auswirkungen). Dabei liegt der
Schwerpunkt auf regionalen, sektoralen und sektorenübergreifenden Fragen.
Arbeitsgruppe III bewertet die wissenschaftlichen,
technischen, umweltbezogenen, wirtschaftlichen und
sozialen Aspekte der Minderung von Schäden durch
Klimawandel.
IPCC-Berichte werden kommerziell veröffentlicht
und sind weithin verfügbar. Die neuesten IPCC-Berichte sind auch auf CD-ROM erhältlich und können
im Internet unter www.ipcc.ch eingesehen werden. Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger,
Syntheseberichte und einige technische Zusammenfassungen von IPCC- und Methodik-Berichten werden
in alle offiziellen Sprachen der Vereinten Nationen
übersetzt. Eine vollständige Liste aller IPCC-Veröffentlichungen und genaue Bestellanweisungen erhält
man auf der IPCC-Website www.ipcc.ch oder direkt
vom IPCC-Sekretariat.
Die deutsche IPCC-Koordinierungsstelle
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) haben zum
1. April 2006 die IPCC-Koordinierungsstelle an der
Universität Stuttgart eingerichtet.
focus
5
Ziel dieser Koordinierungsstelle ist u. a., die deutsche Beteiligung an IPCC-Berichten zu intensivieren, die deutsche Klimaforschung international noch
sichtbarer zu positionieren, und den Dialog bezüglich deutscher Klimapolitik im Rahmen des IPCCProzesses zu unterstützen.
Zu den wichtigsten Aufgaben der Koordinierungsstelle gehören:
– Zuarbeit für BMBF und BMU in IPCC-Angelegenheiten (nationale und internationale Koordinierung).
– Kontinuierliche Unterrichtung der deutschen Wissenschaftsgemeinde über die IPCC-Arbeit und das
hierfür relevante Umfeld (u. a. nationale Info- und
Arbeitstreffen organisieren).
– Administrative und fachliche Unterstützung für die
von der Bundesregierung benannten und von IPCC
ausgewählten Experten (insbesondere Autoren und
Prüfeditoren).
Die Tätigkeiten der Koordinierungsstelle konzentrieren sich in 2007 vor allem auf die deutsche Übersetzung und Erstellung eines druckreifen Layouts
des IPCC-Syntheseberichtes „Klimaänderung 2007“,
als Teil des Vierten Sachstandsberichtes, sowie auf die
Organisation und Durchführung von Seminaren und
Informationsveranstaltungen zur Verbreitung der Ergebnisse des AR4-Berichts in der Wissenschaftslandschaft und Öffentlichkeit.
Weitere Informationen
Das aktuelle „Summary for Policymakers“ (SPM) von
AG I ist direkt über Internet abrufbar:
www.ipcc.ch/SPM2feb07.pdf
Die SPMs von AG II und AG III werden am 6. April
bzw. 5. Mai 2007 veröffentlicht.
Die deutsche Koordinierungsstelle des IPCC ist ebenfalls via Internet erreichbar:
www.de-ipcc.de
Eine weitere Zusammenfassung der Kernaussagen des
AG I SPM ist, neben dem weiter vorne abgedruckten
Text des MPI für Meteorologie, beim Bundesministerium für Umwelt erhältlich:
www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/
ipcc2007_kurzfassung.pdf
Abb.: Ablauf der Erstellung der IPCC Berichte.
Mitteilungen 01/2007
focus
6
Statistische Regionalisierung von Klimaszenarios
für das 21. Jahrhundert mit der
WETTREG-Methode
Arne Spekat, Frank Kreienkamp, Wolfgang Enke
CEC, Potsdam
Einleitung
Im nachfolgenden Text wird ein statistisches Verfahren vorgestellt, das es ermöglicht, in hoher räumlicher
Auflösung Aussagen über die Veränderung des Klimas
im Verlauf des 21. Jahrhunderts zu treffen. Der statistische Ansatz ist grundverschieden vom dynamischen
Ansatz, den das REMO-Verfahren benutzt und das in
diesem Heft ebenfalls vorgestellt wird. Diese Parallele ist gleich aus mehreren Gründen kein Zufall: (i) Im
Umfeld des frisch veröffentlichten IPCC-Berichts wird
der Diskussion der Klimaänderungen und deren Folgen besonders große Bedeutung beigemessen und (ii)
Resultate beider Verfahren (REMO und WETTREG)
wurden in einem vom Umweltbundesamt geförderten
gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsvorhaben
in diesem und dem letzten Jahr vorgestellt. Sowohl die
REMO-Arbeitsgruppe als auch die WETTREG-Arbeitsgruppe weisen darauf hin, dass beide Verfahren
unabhängig voneinander angewandt wurden. Ein Synthese-Report, in dem auch ein eingehender Vergleich
zu finden sein wird, ist in Arbeit und wird im Laufe
dieses Jahres vorgelegt. Parallel zum Synthese-Report
wird eine Untersuchung stattfinden, in dem die Ursachen der noch im Detail vorhandenen Unterschiede im
Mittelpunkt stehen.
Es sei den Autoren dieses Beitrags nachgesehen, dass
sie die Geduld des Lesers mit einer recht umfangreichen Methodenschilderung beanspruchen. Das riecht
nach Vaterstolz und Methodenverliebheit, aber im
Gegensatz zu den dynamischen Methoden haben die
statistischen keinen so großen Bekannheitsgrad und
zudem schallt ihnen allzuoft das Argument entgegen,
das sei ja alles “dumme Statistik” ohne einen Funken
physikalischer Realitätsnähe, was hoffentlich nach der
Lektüre dieses Textes kein Thema mehr sein wird.
Aber nun in medias res.
Kontext
Das Klima und seine Wirkungen für die Zukunft darzustellen ist zentrale Aufgabe von Modellen, deren Resultate wiederum den Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit vermittelt werden müssen. Die im weiteren
Verlauf vorgestellte statistische Methode WETTREG
(Wetterlagenbasierte Regionalisierung) wurde primär
entwickelt, um Ausgangsmaterial für Klimawirkungsstudien zur Verfügung zu stellen. Durch ihrem Einsatz
entstehen in hoher räumlicher Dichte Zeitreihen von
atmosphärischen Parametern in täglicher Auflösung.
Mitteilungen 01/2007
Der Weg dorthin führt über statistische Bestimmung
der Beziehung zwischen lokalen Beobachtungen an
Klimastationen und großräumigen atmosphärischen
Zirkulationsmustern. Die Grundannahme ist, dass globale Zirkulationsmodelle diese großräumigen Strukturen sowie deren zukünftige Veränderungen zutreffend
wiedergeben.
Es sei an dieser Stelle hinzugefügt, dass die globalen
Zirkulationsmodelle ihr auf der Physik der Atmosphäre beruhendes Herkules-Werk in Form von Szenariorechnungen bewältigen. Für den Blick in die Zukunft
besteht die Stellschraube, die die Modellläufe beeinflusst, im veränderlichen Ausstoß von Treibhausgasen. Dieser Ausstoß wiederum wird durch Modelle
und Szenario-Annahmen von so diversen Faktoren wie
Bevölkerungswachstum, Wirtschaftsentwicklung, Art
der Globalisierung, Umweltdenken (und -handeln!)
oder Innovation abgeschätzt. Der Phantasie sind kaum
Grenzen gesetzt und die Erdenker der Szenarios haben
Familien der Zukunftsereignisse zusammengefasst,
damit das Nachvollziehen und die Plausibiltät nicht
vollends auf der Strecke bleiben. Im Grunde ist es jedoch ein kleines Wunder, dass aus diesen heterogenen
und unscharfen Vorgaben eine zeitliche Entwicklung
der Treibhausgasemissionen errechenbar ist und sich
in die Klimaszenarios “vererben” kann.
Regionalisierung mit statistischen Methoden
Zur Erarbeitung der hochauflösenden Klimaszenarios
sind zunächst einmal drei Datenquellen notwendig: (i)
Klimabeobachtungen (Periode 1961–1990, rund 2000
Klima- und Niederschlagsstationen in Deutschland);
(ii) Reanalysedaten atmosphärischer Felder, d.h. eine
dreidimensionale einheitliche Bestandsaufnahme des
Klimas der Jetztzeit (Periode 1961–1990, ERA40Daten); (iii) Kontrolllauf und Szenarioläufe eines globalen Klimamodells (ECHAM5, Kontrolllauf 19611990 zur Reproduktion des gegenwärtigen Klimas und
SRES-Szenarios A1B, A2 und B1).
Dreh- und Angelpunkt sind großräumige Muster in
der Atmosphäre – vielen von Ihnen über das Großwetterlagenkonzept schon einmal zu Ohren gekommen.
Wir konzentrieren uns auf diese Muster, weil wir der
(berechtigten) Ansicht sind, sie werden von den globalen Klimamodellen hinreichend akkurat wiedergegeben. Oftmals werden die Muster morphologisch, also
beipielsweise über die Lage von Steuerungszentren
definiert, oder es werden in ihnen bestimmte Strömungsverhältnisse zu Gruppen zusammengefasst. Die
Zirkulationsmuster werden beim statistischen Verfahren WETTREG etwas anders, und zwar mit Hin-
focus
7
blick auf Klimawirkungen definiert: In ihnen werden
Wettersituationen gruppiert, die besonders tiefe/hohe
Temperaturwerte resp. Niederschlagswerte hervorrufen. Hernach kombiniert ein stochastischer Wettergenerator die sich abwechselnden Perioden, z.B. von
regionalen Mitteltemperaturanomalien bezüglich des
Jahresganges, zu Zeitreihen eines hypothetischen Klimas.
Das war jetzt zu schnell? Ein Wettergenerator ist
ein Programm, das Zeitreihen von meteorologischen
Größen produziert, in Windeseile und mit recht wenig
Computeraufwand. Verbreitet ist dabei, das Wettergeschehen der Gegenwart in Puzzleteile zu zerlegen,
so dass beispielsweise überdurchschnittlich warme
Witterungsabschnitte in Topf 1 landen und unterdurchschnittlich ... genau! Die “Montage” dieser Reihen erfolgt durch abwechselndes Ziehen aus Topf 1
und Topf 2 (für die Insider: Wir fertigen von unserem
Puzzleteil immer ein Kopie für den Zusammenbau der
Zeitreihe an und legen das Original zurück in seinen
Topf, so dass es mehrfach gezogen werden kann), dabei aber nicht ohne ordnende Hintergedanken: Jeder
Tag in unserer zerpuzzelten Zeitreihe gehört zu einem
der oben beschriebenen Zirkulationsmuster. Es ist bekannt, wie häufig die Muster aufgetreten sind und ein
Witterungsabschnitt wird nur zum “Verbau” in Erwägung gezogen, wenn gewährleistet ist, dass die Häufigkeitsverteilung für die entsprechende Dekade bestmöglich getroffen wird. Wir gehen sogar noch einen
Schritt weiter und lassen den Wettergenerator einen
Kandidaten zurückweisen, wenn zwischen der gerade
beendeten Periode und der frisch aus dem Topf geholten ein synoptisch unrealistischer Bruch entstünde.
Am Ende haben wir eine Art Kette, deren Glieder uns
aus einer “erlebten Kette” (sozusagen) bekannt vorkommen, aber deren Reihenfolge fast zufällig – mit
ein, zwei wohldurchdachten corrigez la fortune Interventionen – durcheinandergewirbelt ist.
Wir werfen zunächst den Keilriemen auf die Orgel
(also starten den Wettergenerator), damit die Zeitabschnitte aus dem gegenwärtigen Klima zu einer Kette
rekombiniert werden, deren Glieder die Häufigkeitsverteilungen der Zirkulationsmuster im Kontrolllauf
eines Klimamodells reproduzieren. Woher haben wir
diese Verteilungen? Wir gewinnen sie dadurch, dass
wir die Zirkulationsmuster des gegenwärtigen Klimas (Quelle: Reanalysedaten) mit einem objektiven
Verfahren in den Realisierungen des globalen Klimamodells wiedererkennen lassen. Wenn das globale
Modell in der Lage ist, die Realität hinreichend genau
wiederzugeben, dann sollte das sich auch die großräumigen Strukturen erstrecken, oder? Das ist eine vertrauensbildende Maßnahme, denn damit lässt sich auf
die Stabilität und Realitätsnähe sowohl des Klimamodells als auch unseres Wettergenerators schließen.
Im Grunde war das alles Aufgalopp, denn es geht ja
darum, den Hals lang zu machen und einen Blick über
den Horizont in zukünftige Klimaentwicklungen zu
wagen. Dazu betreiben wir den Wettergenerator so,
dass in den montierten Zeitreihen die objektiv ermittelten Häufigkeitsverteilungen der Zirkulationsmuster
der Szenario-Rechnungen enthalten sind.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit bis hierher.
Wir halten also fest: Mit WETTREG wird also die
Klimaveränderung in Form von lokalen Zeitreihen
ermittelt, wie sie durch die Veränderung der großräumigen atmosphärischen Muster moduliert wird. Um
noch weiter gehende Realitätsnähe zu erreichen und
eine noch bessere Ankopplung an die physikalischen
Prozesse der Atmosphäre zu gewährleisten (was bei
unterschiedlichen statistischen Verfahren mit unterschiedlicher Liebe zum Detail geschieht), wird das
Temperatursignal – oder bei anderen Rechnungen das
Niederschlagssignal – weiter moduliert. Per Regressionsanalyse leiten wir aus atmosphärischen Feldern
des Klimamodells weitere relevante Einflussfaktoren
her. Kurz und knapp gesagt, ist es ein Regressionsverfahren, das aus bis zu vier objektiv ausgewählten und
unterschiedlich dosierten “Gewürzen” die Informationsvielfalt der globalen Klimaszenariorechnungen
auskostet und das statistische Verfahren damit anreichert. Sind die denn nie zufrieden?... könnten Sie fragen. Wir gehen den weiten Weg hauptsächlich, weil
wir wollen, dass die Zeitreihen auch den “Ereignishorizont” des gegenwärtigen Klimas verlassen können
und das Potenzial für neue Wetterextreme entstehen
kann. Ein letztes Stückchen Zucker noch: Mit WETTREG ist eine Regionalisierung für ganz Deutschland
mit einer einheitlichen Methode verwirklicht. Die Methode erfordert bei allem Aufwand sympatischerweise
nur wenig Computer-Ressourcen und aus Gründen der
statistischen Stabilität werden Hunderte von Simulierungsjahren erzeugt.
Die Weiterentwicklung der WETTREG-Methode wurde durch Aufträge der Bundesländer BadenWürttemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz,
Sachsen und Thüringen sowie des Umweltbundesamts
ganz entscheidend vorangetrieben. Der verwendete
Wettergenerator ist in ENKE et al. (2005a und 2005b)
beschrieben. Eine noch detailliertere Beschreibung der
gesamten WETTREG-Methode findet sich in ENKE et
al. (2006) und SPEKAT et al. (2007). Ergebnisse wurden 2006 und 2007 vorgestellt. Am Ende dieses Textes
finden sich Hinweise zu den Berichtsquellen auf dem
Web.
Klimaänderungen und deren Bandbreite
Zu den wichtigsten Erkenntnissen der weltweit in den
IPCC Reports veröffentlichten Resultate gehört, dass
alle möglichen Klimaänderungen eine große Bandbreite besitzen. Die Entscheidungsträger stehen also
vor dem Dilemma, auf Basis eines unscharfen Signals
klare Entscheidungen treffen zu müssen. Zudem ist die
Simulation regionaler Klimaänderungen ein ambitioniertes Unterfangen, das jedoch in den letzten Jahren
mehr und mehr belastbare Resultate produziert hat.
Welche räumlichen Unterschiede sich dabei für die
Temperatur ergeben und wie dies zudem von den zuMitteilungen 01/2007
focus
8
Abb. 1: Änderung der Mitteltemperatur in Deutschland als Vergleich
der Perioden 2071–2100 (ECHAM5-Modell, SRES-Szenario A1B) mit
1961–1990 (ECHAM5-Modell, Kontrolllauf).
Abb. 2: Wie Abb. 1, jedoch für das SRES-Szenarion B1 in der Periode
2071-2100. Die Grauskalen von Abb. 1 und 2 sind gleich; besonders
hohe Werte sind horizontal, bzw. vertikal schraffiert.
grunde liegenden Emissionsszenarios abhängt ist in den
Abbildungen 1 und 2 erkennbar. Dort ist aufgrund der
Ergebnisse an rund 300 Klimastationen in Deutschland
für die Fläche die Temperaturzunahme von 1961–1990
zum Ende des 21. Jahrhunderts errechnet. Es zeigt
sich, dass das A1B-Szenario, dem ein wenig gebremstes Wachstum des Treibhausgas-Ausstoßes zu Grunde
liegt, einen Temperaturanstieg zwischen 2 und 2,5 K
wahrscheinlich werden lässt. Das B1-Szenario, das
eine Zukunft mit schonendem Ressourcenumgang beschreibt, bewirkt in Deutschland ebenfalls einen Temperaturanstieg, der jedoch im Wesentlichen unter 2 K
bleibt. Wessen Gedächtnis noch in die Zeit des vorigen
und vorvorigen IPCC-Reports zurückreicht, der wird
Temperaturanstiegswerte bis zu 5 Grad zum Ende des
21. Jahrhunderts für Teile Deutschlands memorieren.
Als Entwickler und Betreiber eines statistischen Modells, deren Werkzeug in hohem Maße von den globalen Modellen abhängt, ist dazu zweierlei zu sagen: (i)
Auch wenn es, insbesondere für die Entscheidungsträger, nicht 100 % befriedigend ist, liegt die Spanne noch
im Bereich der sich weiter entwickelnden Modelle –
dennoch: nicht ausreichend auf die Entwicklungen der
Zukunft vorbereitet zu sein, dürfte keinem dienen. (ii)
Es gab ganz entscheidende Weiterentwicklungsschritte bei den globalen Modellen, so dass, insbesondere
was die Repräsentativität der atmosphärischen Prozesse betrifft, den jeweils neueren Modellversionen mehr
zugetraut werden kann.
Abb. 3: Veränderung der Kenntage (s. Abschnitt Kenngrößen im Text)
für die Station Berlin-Dahlem im Vergleich der Dekaden 2091–2100
(grau) mit 1981–1990 (schwarz) unter den Bedingungen des SRES-Szenarios A1B.
Mitteilungen 01/2007
Kenngrößen
Wenn das Ensemble der WETTREG-Simulationen,
die als Zeitreihen an den Orten der Klima- und Niederschlagsstationen verfügbar sind, untersucht wird,
ist es möglich, Einblicke in die Feinstruktur der Klimaänderungen zu gewinnen und dies anhand von
einleuchtenden Indikatoren zu tun. Für Aussagen zu
Klimaimpakten, aber auch zur Veranschaulichung von
Klimaänderungen für die Öffentlichkeit ist zum Beispiel die Entwicklung der so genannten Kenntage von
großer Bedeutung. Das sind Tage, an denen Schwellwerte über- bzw. unterschritten werden (Eistage:
Temperatur liegt ganztägig nicht über dem Gefrierpunkt; Frosttage: Der Gefrierpunkt wird zeitweilig
unterschritten; Sommertage: Es wird mindestens 25°C
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9
warm; Heiße Tage: Es wird mindestens 30°C warm;
Tropennächte: Es kühlt nicht unter 20°C ab). In
Abb. 3 ist diese Entwicklung für die Station BerlinDahlem im Vergleich zwischen der Jetztzeit (schwarze Balken) und dem Ende des 21. Jahrhunderts (graue
Balken) dargestellt.
Es gibt eine sehr große Zahl weiterer Kenngrößen
– hier nicht dargestellt – darunter die Entwicklung
der Andauer von Hitzewellen oder Trockenperioden
sowie die Verschiebung der Vegetationsperioden.
Diese Indikatoren sind für einen breitgefächerten
Anwendungsbereich bedeutungsvoll, der auch Zivilschutz und Umweltschutz beinhaltet.
Kurz sei an dieser Stelle noch auf die interessante
Zukunftsentwicklung beim Niederschlag eingegangen: Das Veränderungssignal bis zum Ende des 21.
Jahrhunderts ist bei Betrachtung der Jahressummen
nur relativ gering (mit WETTREG auf die Gesamtfläche Deutschlands hochgerechnet erfolgt eine
Abnahme von rund 10 %). Erst bei jahreszeitlich
differenzierter Betrachtung offenbart sich das Wesentliche: Die Sommermonate sind durch Niederschlagsrückgang charakterisiert, der am stärksten mit
–30 % im Nordosten Deutschlands errechnet wird,
und in den Wintermonaten nimmt der Niederschlag
verbreitet zu, wobei insbesondere in den Mittelgebirgen verbreitet ein Anstieg von 50 % und mehr
auftritt. In Abb. 4 und 5 sind diese jahreszeitlichen
Entwicklungen in Form eines Übersichtsdiagramms
für die Stationen Berlin-Dahlem und München vorgestellt. Dort ist anhand der schraffierten Bereiche
ablesbar, in welchen Monaten und Jahreszeiten der
Rückgang ausgeprägt ist; Grautöne weisen auf Teile des Jahres mit Niederschlagszunahme hin. Neben
den zeitlichen Unterschieden ist auch erkennbar, wie
stark unterschiedlich deren Auftreten in verschiedenen Regionen ist.
Abb. 4: Ringdiagramm der Niederschlagsänderung 2091–2100 minus 1981–1990 für die Station Berlin-Dahlem. Der äußere Ring stellt
die Veränderungen in den einzelnen Monaten dar; der mittlere Ring
gibt die Veränderungen über die Jahreszeiten gemittelt wieder und
im zentralen Zwölfeck findet sich die Jahresänderung.
Literatur
ENKE, W., F. SCHNEIDER, TH. DEUTSCHLÄNDER, 2005a: A novel scheme to derive optimized circulation pattern classifications for downscaling and forecast purposes. – Theor.
Appl. Climatol. 82, 51–63. Doi10.1007/s00704-0040116-x.
ENKE, W., TH. DEUTSCHLÄNDER, F. SCHNEIDER, 2005b: Results
of five regional climate studies applying a weather pattern
based downscaling method to ECHAM 4 climate simulation. – Meteorol. Z. 14, 247–257. Doi10.1127/09412948/2005/0028.
ENKE, W., A. SPEKAT, F. KREIENKAMP, 2006: Neuentwicklung
von regional hoch aufgelösten Wetterlagen für Deutschland und Bereitstellung regionaler Klimaszenarien mit
dem Regionalisierungsmodell WETTREG 2005 auf der
Basis von globalen Klimasimulationen mit ECHAM5/
MPI-OM T63L31 2010 bis 2100 für die SRES Szenarios
B1, A1B und A2. – Zwischenbericht: Szenario A2. Meteo-Research, Potsdam. Im Auftrag des Umweltbundesamts, Dessau, 80 Seiten.
SPEKAT, A., W. ENKE, F. KREIENKAMP, 2007: Neuentwicklung
von regional hoch aufgelösten Wetterlagen für Deutschland und Bereitstellung regionaler Klimaszenarien mit
dem Regionalisierungsmodell WETTREG 2005 auf der
Basis von globalen Klimasimulationen mit ECHAM5/
MPI-OM T63L31 2010 bis 2100 für die SRES Szenarios
B1, A1B und A2. – Endbericht. CEC-Potsdam GmbH,
Im Auftrag des Umweltbundesamts, Dessau. 148 Seiten.
www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3133.pdf
Auf den Webseiten des Umweltbundesamtes ist weitere Information einholbar.
Pressemitteilung:
www.uba.de/uba-info-presse/2007/pd07-002.htm
Hintergrundpapier:
www.uba.de/uba-info-presse/hintergrund/
Regionale-Klimaaenderung.pdf
Endbericht von CEC-Potsdam:
www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3133.pdf
Abb. 5: Wie Abb. 4, jedoch für die Station München
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Hochaufgelöste regionale Klimaszenarien für
Deutschland, Österreich und die Schweiz
Daniela Jacob, Holger Göttel, Philip Lorenz
MPI-M, Hamburg
Zusammenfassung
Es ist unumstritten, dass sich das Klima in den letzten
Jahrzehnten gewandelt hat. Um Aussagen treffen zu
können, wie es sich zukünftig ändern könnte, wurden
globale und regionale Klimamodelle entwickelt, deren
Güte durch die Simulation der vergangenen Klimaentwicklung und durch den Vergleich zu unabhängigen
Beobachtungen eingeschätzt wird.
Klimaszenarien für die Zukunft werden mit unterschiedlichen Emissionsentwicklungen für Treibhausgase wie z.B. CO2 und SO2 durchgeführt. Abhängig
davon, welche Emissionsentwicklung zu Grunde liegt,
erhöht sich die globale mittlere Temperatur um 1,1°C
bis 5,4°C bis Ende des 21. Jahrhunderts in globalen,
gekoppelten Atmosphäre-Ozean-Modellen. Will man
Aussagen über regionale Änderungen treffen, bettet
man regionale Modelle in die globalen Modelle ein.
Am Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M)
wurde dafür das regionale Klimamodell REMO entwickelt und in das globale Modell ECHAM5/MPI-OM
genestet.
Im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) wurden
am MPI-M Regionalisierungen für die drei IPCC-Szenarien B1, A1B und A2 (vergleichsweise niedriger,
mittlerer und hoher Anstieg der Emissionsraten) durchgeführt. Folgende Ergebnisse lassen sich für das Ende
des 21. Jahrhunderts zusammenfassen:
– Anstieg der mittleren Jahrestemperatur in Deutschland bis zu 4°C (abhängig von der Emissionsrate
und Region), dabei erwärmt sich der Süden und
Südosten am stärksten.
– Im Sommer in weiten Teilen Deutschlands weniger
Niederschläge.
– Im Winter im Süden und Südosten mehr Niederschlag.
– Schneeanteil am Gesamtniederschlag nimmt ab.
Von besonderem Interesse ist es zu erfahren, ob und
wenn ja, in welchem Umfang extreme bzw. seltene Ereignisse (z. B. Hitzewellen, Starkniederschläge) vorkommen werden. Dazu werden derzeit detaillierte Analysen der Klimaszenarien am MPI-M durchgeführt.
In diesem Heft befindet sich ebenfalls ein Artikel
über statistische Regionalisierung von Klimaszenarien.
(Seite 6 ff.) Auch diese Arbeit wurde im Auftrag des
UBA durchgeführt und basiert auf denselben globalen
Klimaszenarien. Im Laufe dieses Jahres ist eine Synthese der Ergebnisse geplant.
Mitteilungen 01/2007
Einleitung
Es ist unumstritten, dass sich das Klima der Erde in
den letzten Dekaden gewandelt hat, wie zahlreiche
Aufzeichnungen meteorologischer und hydrologischer
Dienste weltweit zeigen. Von besonderem Interesse ist
hierbei die Frage, ob und wenn ja, wie sich extreme
bzw. seltene Ereignisse verändert haben und gegebenenfalls verändern werden. Zu diesen Ereignissen
gehören Starkniederschläge, die zu Erdrutschen und
Überschwemmungen führen können, ebenso wie Hitzewellen und Dürren. In den letzten 10 bis 15 Jahren
scheinen immer häufiger extreme Ereignisse in Europa
aufzutreten, wie zum Beispiel der heiße Sommer 2003,
in dem die Abweichungen der Tagestemperatur vom
langjährigen beobachteten Mittel fast 10°C erreichten.
Um herauszufinden, welche Veränderungen das Klima in der Zukunft durchmachen könnte, wurden globale
Klimamodelle entwickelt, die zusammen mit verschiedenen Annahmen über die Treibhausgasentwicklung in
der Atmosphäre mögliche Entwicklungen des Klimas
in den nächsten 100 Jahren berechnen. Diese Computermodelle können als mathematische Abbilder des
Erdsystems gesehen werden, da sie die physikalischen
und biogeochemischen Prozesse im Erdsystem numerisch beschreiben und so real wie möglich berechnen.
Um die Güte der Klimamodelle einschätzen zu können,
werden sie zunächst für die Berechnung vergangener
Zeiten eingesetzt. Bevorzugt wird hierzu eine Zeitperiode gewählt, in der zahlreiche Beobachtungen weltweit
vorliegen. Gute Rekonstruktionen der Lufttemperatur
in 2 m über der Erdoberfläche gibt es ab ca. 1900 und
seit etwa 1950 nimmt die Dichte und Güte der Messdaten deutlich zu.
Klimaszenarien
Die bis heute neueste Serie von IPCC-Szenarien folgt
abgestimmten möglichen Entwicklungslinien, so genannten Storylines, die unterschiedlichen Entwicklungen der Weltwirtschaft, des Bevölkerungswachstums
und anderer Faktoren folgen (NAKICENOVIC et al., 2000).
Die auf Grund dieser Annahmen berechneten Emissionen von Treibhausgasen (u.a. CO2) und SO2 werden in
die globalen und regionalen Klimamodelle eingespeist
und bewirken durch zahlreiche nicht-lineare Wechselwirkungen Veränderungen des globalen und regionalen Klimas.
Sollen nun Aussagen über mögliche regionale oder
lokale Klimaänderungen und ihre Auswirkungen gemacht werden, so muss die Brücke zwischen der globalen Klimaänderungsberechung und den Auswirkungen auf die Region geschlagen werden. Hierzu werden
dynamische regionale Klimamodelle mit viel Detailinformation aus der Region und ihrer Umgebung in die
focus
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Abb. 2: Relative Temperaturänderung im Sommer (linkes Bild) und im Winter (rechtes Bild) für die Jahre 2071-2100 gegenüber dem Vergleichszeitraum 1961–90 unter der Annahme des A1B-Szenarios. Das Änderungssignal wurde mit einem digitalen neun Punktefilter geglättet.
globalen Modelle eingebettet. Wie mit einer Lupe
kann dann das Klima der Region im Detail untersucht werden.
Im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) hat das
MPI-M Szenarien für mögliche Klimaänderungen in
Deutschland bis zum Jahr 2100 erarbeitet. Es wurde
darin vom Deutschen Klimarechenzentrum Hamburg
unterstützt. Das hierfür eingesetzte regionale Klimamodell REMO (JACOB, 2001; JACOB et al., 2007) zeigt
die Klimaentwicklung des vergangenen Jahrhunderts
recht realitätsnah, wie der Vergleich zu Beobachtungen ergibt. Diese Überprüfung ist notwendig, um die
Güte der Modellergebnisse zu bewerten. REMO liefert detaillierte Informationen, auch in strukturiertem
Gelände. Gerade für dieses ist etwa die Modellierung
von Niederschlagsveränderungen besonders kompliziert, weil die Ergiebigkeit der lokalen Niederschläge
stark von der Form und Anströmrichtung des Geländes beeinflusst ist.
Die Klimasimulationen mit dem hydrostatischen
dreidimensionalen Modell REMO wurden mit einer räumlichen Auflösung von 10 km durchgeführt.
Hierbei liefern diese Simulationen Erkenntnisse, die
es bislang noch nicht in dieser Detailliertheit gab.
Dieses verdeutlicht Abb. 1 (siehe Umschlagsinnenseite hinten), die mit verschiedenen, räumlichen
REMO-Auflösungen simulierte Niederschlagsverteilung über den Alpen mit Beobachtungsdaten von
FREI et al. (2003) vergleicht. Mit 50 km Auflösung
lassen sich grob die Alpen identifizieren, mit 20 km
werden schon deutlich regionale Niederschlags-Unterschiede repräsentiert (nicht dargestellt), die sich
an Hauptgebirgsketten und -Tälern ausrichten, und
auch der Schwarzwald ist schon erkennbar. Aber
erst mit 10 km lassen sich die beiden beobachteten
Niederschlagsmaxima im Norden und im Süden des
Schwarzwalds mit REMO getrennt simulieren. Trotz
der relativ kleinen Gitterweiten können nicht alle regionalen Details modelliert werden, insbesondere dürfen
die Ergebnisse nicht gitterpunktsweise betrachtet werden, da diese Modelle auf Grund ihrer numerischen
Verfahren nicht gitterpunktsgenau sind. Es wird empfohlen über neun Boxen zu mitteln und nur größere
Regionen zu betrachten.
Zukünftiges Klima
Bis zum Jahre 2100 wurden mit REMO Simulationen
für die drei Szenarien B1, A1B und A2 durchgeführt.
Die Ergebnisse dieser Klimasimulationen lassen sich
auf folgende Aussage verdichten: Je nach Anstieg der
Treibhausgase könnten bis zum Ende des Jahrhunderts
die Jahresmitteltemperaturen in Deutschland um mehr
als 3,5°C im Vergleich zu den letzten 50 Jahren steigen. Die Entwicklung der jährlichen Niederschlagssummen zeigt eine ausgeprägte dekadische Variabilität, jedoch keinen generellen Trend.
Die Ergebnisse im Detail: Mehr Treibhausgase führen im Sommer in Deutschland zu einer mittleren Erwärmung, die im Zeitraum 2071–2100 für das A1BSzenario regional zwischen 2,5°C und 3,5°C liegt (s.
Abb. 2, links). Diese Erwärmung wird sich saisonal
und regional unterschiedlich stark ausprägen. Am
stärksten dürften sich im Sommer der Süden und Südwesten Deutschlands erwärmen, im Winter der Süden
und Südosten. Bis zum Jahr 2100 könnten die Winter
hier um mehr als 4°C wärmer werden als im Zeitraum
1961 bis 1990.
Gleichzeitig könnten in Zukunft – im Vergleich zum
Zeitraum 1961 bis 1990 – die sommerlichen Niederschläge großflächig abnehmen. Besonders stark gehen die Sommerniederschläge in Süd- und SüdwestDeutschland sowie in Nord-Ostdeutschland zurück.
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Hier könnte es bis zum Ende dieses Jahrhunderts im
Vergleich zu heute ein Minus von bis zu 30 Prozent
bei den Sommerniederschlägen geben (vgl. Abb. 3
links, siehe Umschlagsinnenseite hinten). Im Gegensatz hierzu könnte im Winter ganz Deutschland feuchter werden. Vor allem in den Mittelgebirgen Süd- und
Südwest-Deutschlands ist über ein Drittel mehr Niederschlag zu erwarten als heute (vgl. Abb. 3 rechts,
siehe Umschlagsinnenseite hinten). Blickt man zum
deutschen Küstenraum, so fällt auf, dass bis zum Jahr
2100 die Erwärmung der Ostseeküste mit 2,8°C etwas
stärker sein könnte als die der Nordseeküste (2,5°C).
Obwohl sich an beiden Küsten die jährliche Niederschlagsmenge nicht ändert, dürfte den Touristen gefallen, dass es im Sommer bis zu 25 Prozent weniger regnen könnte. Im Winter gibt es jedoch bis zu 30 Prozent
mehr Niederschlag.
Wegen gleichzeitig steigender Wintertemperaturen
in den Alpen – bis zum Ende des Jahrhunderts könnten
es mehr als 4°C sein – wird der Niederschlag häufiger
als Regen denn als Schnee fallen. Fiel in der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts dort im Jahr etwa ein Drittel des Gesamtniederschlags als Schnee, könnte es bis
Ende des 21. Jahrhunderts nur noch ein Sechstel sein.
Diese Veränderungen haben zur Folge, dass sich die
Zahl der Tage mit mehr als 3 cm Schneehöhe pro Jahr
reduzieren, und zwar stärker in niedrigen Regionen wie
z. B. Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald, für die
Abnahmen um deutlich mehr als die Hälfte möglich
sein können. In den höheren Regionen wie Zermatt und
St. Moritz wird jedoch nur eine Reduktion um ca. ein
Drittel berechnet. Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts
könnten daher die schneebedeckten Flächen im Alpenraum sehr stark schrumpfen, wenn die Erwärmung
stark zu nimmt (z.B. > 4°C). Doch auch schon bei einer Temperaturzunahme von 3°C, wie sie bis zur Mitte
des 21. Jahrhunderts simuliert wird, können sehr große
schneebedeckte Flächen verschwinden, die heute noch
als schneesicher gelten.
Diese schnellen und tiefgreifenden Veränderungen
des Klimas in Deutschland können gravierende Folgen
für die Menschen und die Umwelt haben. Die Schadenspotentiale extremer Wetterereignisse wie Hitzewellen,
Starkniederschläge und Stürme sind oftmals noch wesentlich größer als jene der schleichenden Klimaände-
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rungen. Deswegen sind zur Zeit am MPI-M detaillierte
Analysen der Klimaszenarien in Arbeit, um Aussagen
zur Häufigkeit und Stärke künftiger Extremereignisse
machen zu können.
Danksagung
Wir danken Katharina Bülow, Stefan Hagemann und
Sven Kotlarski vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, die zur Erstellung der Abbildungen
und Auswertungen der REMO-Ergebnisse beigetragen haben.
Literatur
FREI C., CHRISTENSEN, J.H., DEQUE, M., JACOB, D., JONES,
R.G., P.L. VIDALE, 2003: Daily precipitation statistics in regional climate models: Evaluation and intercomparison for the European Alps. – J. Geophys.
Res. 108 (D3), 4124, doi:10.1029/2002JD002287.
JACOB, D., 2001: A note to the simulation of the annual
and inter-annual variability of the water budget over
the Baltic Sea drainage basin. – Meteor. Atmos.
Phys. 77, 61–73.
JACOB, D., BÄRRING, L., CHRISTENSEN, O.B., CHRISTENSEN, J.H., HAGEMANN, S., HIRSCHI, M., KJELLSTRÖM,
E., LENDERINK, G., ROCKEL, B., SCHÄR, C., SENEVIRATNE, S.I., SOMOT, S., VAN ULDEN, A., B. VAN DEN
HURK, 2007: An inter-comparison of regional climate models for Europe: Design of the experiments
and model performance. – PRUDENCE Special Issue, Climatic Change 81, Supplement 1, May 2007.
NAKICENOVIC, N., ALCAMO, J., DAVIS, G., DE VRIES, B.,
FENHANN, J., GAFFIN, S., GREGORY, K., GRÜBLER, A.,
JUNG, T.Y., KRAM, T., LA ROVERE, E.L., MICHAELIS,
L., MORI, S., MORITA, T., PEPPER, W., PITCHER, H.,
PRICE, L., RAIHI, K., ROEHRL, A., ROGNER, H-H.,
SANKOVSKI, A., SCHLESINGER, M., SHUKLA, P., SMITH,
S., SWART, R., VAN ROOIJEN, S., VICTOR, N., Z. DADI,
2000: IPCC Special Report on Emissions Scenarios.
– Cambridge University Press, Cambridge, United
Kingdom and New York, NY, USA.
focus
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Stellungnahme der Deutschen Meteorologischen
Gesellschaft (DMG) zum Klimawandel –
März 2007
Die wissenschaftliche Arbeitsgruppe des zwischenstaatlichen Klimabeirats der Vereinten Nationen
(IPCC), in der auch zahlreiche deutsche Wissenschaftler mitarbeiten, hat im Vorgriff auf seinen vierten ausführlichen Sachstandsbericht am 2. Februar
2007 seine Zusammenfassung für Entscheidungsträger verabschiedet und der Öffentlichkeit vorgestellt
(http://www.ipcc.ch). Darin werden die Indizien für
den beobachteten Klimawandel, seine Ursachen und,
basierend auf Modellprojektionen, die mögliche künftige Klimaentwicklung behandelt. Die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG) nimmt dies zum
Anlass, diese Befunde und die sich daraus ergebenden Konsequenzen aus deutscher Sicht darzustellen.
Das IPCC beziffert den in den letzten 100 Jahren
(1906-2005) gemessenen Anstieg der global gemittelten oberflächennahen Lufttemperatur mit 0,7°C. In
Deutschland beläuft sich die Klimaerwärmung sogar
auf 1,1°C. Global hat sich diese Erwärmung in den
letzten 50 Jahren auf 0,13°C pro Jahrzehnt verstärkt,
in Deutschland sogar auf 0,27°C pro Jahrzehnt. Dabei
zeigt sich in Deutschland die schwächste Erwärmung
im Herbst, während die anderen Jahreszeiten in etwa
gleichauf liegen. Räumlich gesehen fällt die Erwärmung im Südwesten am stärksten aus, im Nordwesten
Deutschlands ist sie geringer. In den Gebirgen ist die
Null-Gradgrenze in den letzten 50 Jahren um 210 m
höher gewandert. Extrem tiefe Temperaturen sind seltener und extrem hohe häufiger geworden. Beispiele
für neue Rekorde seit 1761 in Deutschland sind die
Jahre 2003 (wärmster Sommer), 2006 (wärmster Juli
und wärmster Herbst) und 2007 (wärmster Januar).
Obwohl der Niederschlag größeren Schwankungen unterliegt als die Temperatur, sind dennoch klare
Trends erkennbar: Seit 1906 beobachten wir eine Niederschlagszunahme um 17 % im Winter; im Sommer
fällt 7 % weniger Niederschlag. Betrachten wir nur die
letzten 50 Jahre, so fallen die heutigen Sommer sogar
um 14% trockener aus. Die Zwischenjahreszeiten zeigen für den Zeitraum 1906–2005 Zunahmen um 14
%. Im Winter zeigen sich hierzulande deutlich stärkere Niederschlagsänderungen, mit sowohl häufiger
Niederschlagsarmut als auch, und dies deutlich stärker ausgeprägt, häufigeren Starkniederschlägen vor
allem im Süden und Südwesten von Deutschland. Im
Sommer treten die räumlichen Unterschiede besonders markant hervor: Die Neigung zu sommerlichen
Episoden mit Starkniederschlägen hat in Bayern zugenommen, in Ostdeutschland dagegen abgenommen.
Weniger eklatant sind die Trends beim Wind, wo einerseits die winterlichen Westwind-Geschwindigkeiten
leicht zunehmen, jedoch gleichzeitig eine Tendenz zur
Nordverlagerung der Sturmbahnen festzustellen ist.
Das IPCC stellt nachdrücklich fest, dass natürliche
Ursachen für die Erwärmung der letzten 50 Jahre kaum
in Frage kommen. Die globale Erwärmung des Industriezeitalters ist somit sehr wahrscheinlich vor allem
auf den Menschen zurückzuführen. Hauptursache ist
der Ausstoß von Treibhausgasen aufgrund der Nutzung
fossiler Energieträger, obwohl auch Waldrodungen eine
Rolle spielen. So ist die atmosphärische KohlendioxidKonzentration von vorindustriell rund 280 ppmv (Teile
pro Million) auf 379 ppmv im Jahr 2005 angestiegen, ein
Wert, der zumindest in den letzten 650000 Jahren nicht
aufgetreten ist. Dementsprechend gewinnen die Modellprojektionen in die Zukunft an Brisanz, die sich auf verschiedene Szenarien menschlichen Verhaltens stützen.
Das IPCC erwartet im globalen Mittel für die Zeit 20902099 gegenüber 1980-1999 einen weiteren Temperaturanstieg um 1,1-6,4°C, mit einem wahrscheinlichsten
Bereich von 1,8-4,0°C. Regionale Modellrechnungen
des Max-Planck-Instituts für Meteorologie (Hamburg)
kommen für Deutschland auf 2,5-3,5°C Erwärmung.
Gleichzeitig ist zu erwarten, dass sich die bisher beobachteten weiteren Effekte wie Niederschlagsumverteilungen und Neigung zu extremen Wetterereignissen
überwiegend fortsetzen, zum Teil stärker als in der Vergangenheit. Darüber hinaus ist an den deutschen Küsten
mit einem deutlich stärkeren Meeresspiegelanstieg als
im globalen Mittel zu rechnen.
Die DMG ist der Meinung, dass diese Erkenntnisse sehr ernst zu nehmen sind und politisches Handeln
erfordern. Trotzdem gibt es noch viele offene Fragen
und Unsicherheiten, so dass nicht nur die Klimafolgenforschung (z. B. Konsequenzen für die Energiewirtschaft), sondern auch die Klimaforschung im engeren
Sinn effektiv und nachhaltig gefördert werden müssen.
Um die Erwärmung, die sich sogar bei einem sofortigen
und völligen Stopp der Emission von Treibhausgasen
wegen ihrer Langlebigkeit in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen wird, in erträglichem Rahmen zu
halten (Ziel kleiner 2°C), darf die CO2 Konzentration
den Grenzwert von ca. 450 ppmv bis zum Jahr 2100
nicht überschreiten. Bereits damit sind aber Wetter- und
Mitteilungen 01/2007
focus
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Klimaänderungen verbunden, auf die wir bisher nicht
eingestellt sind. Deren Ausprägung und Auswirkungen müssen künftig besser verstanden und vorhergesagt werden.
Die DMG beabsichtigt, in den nächsten Monaten
ein ausführlicheres Statement zum Klimawandel in
Deutschland herauszugeben.
Ansprechpartner
Prof. Dr. Christian-D. Schönwiese
Institut für Atmosphäre u. Umwelt
Goethe Universität Frankfurt/Main
Robert-Mayerstr. 1
Postfach 11 19 32
60054 Frankfurt/Main
Tel.:069-798-23578
E-Mail: [email protected]
Prof. Dr. Mojib Latif
Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der
Universität Kiel (IFM-GEOMAR)
-Maritime MeteorologieDüsternbrooker Weg 20
24105 Kiel
Tel.: 0431-600-4050
E-Mail: [email protected]
Prof. Dr. Martin Claußen
Max-Planck-Institut für Meteorologie
Bundesstr. 53
20146 Hamburg
Tel.: 040-41173-225
E-Mail: [email protected]
Prof. Dr. Herbert Fischer
Forschungszentrum Karlsruhe GmbH
Institut für Meteorologie und Klimaforschung
Hermann-von-Helmholtz-Platz 1
76344 Eggenstein-Leo.
Tel.: 07247-82-3643
E-Mail: [email protected]
Impressum
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der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft e. V.
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Kaiserleistr. 42
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Redaktionsteam (vorläufig):
Dr. Jörg Rapp (wissenschaftlicher Redakteur)
<[email protected]>
Dr. Hein Dieter Behr <[email protected]>
Dr. Jutta Graf <[email protected]>
Prof. Christoph Jacobi <[email protected]>
Dr. Cornelia Lüdecke <[email protected]>
Prof. Dr. Andreas Matzarakis
<[email protected]>
Marion Schnee <[email protected]>
Arne Spekat <[email protected]>
Layout
Marion Schnee <[email protected]>
Mitteilungen 01/2007
Druck
Druckhaus Berlin-Mitte-GmbH
Schützenstraße 18, 10117 Berlin
Erscheinungsweise / Auflage
vierteljährlich, 1.800
Heftpreise
kostenlose Abgabe an die Mitglieder
Redaktionsschluss
für Heft 2 2007: 1. Juni 2007
Kontakt zu den Autoren
Jörg Asmus<[email protected]>
Konrad Balzer <[email protected]>
Klaus D. Beheng <[email protected]>
Martin Claußen <[email protected]>
Hein Dieter Behr <[email protected]>
Holger Göttel <[email protected]>
Martina Junge <[email protected]>
Pauline Midgley <[email protected]>
Alexander Moutchnik
<[email protected]>
Peter Névir <[email protected]>
Arne Spekat <[email protected]>
focus
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Warum gab es 2006 so wenige Hurrikane? – Kieler Wissenschaftler
entdecken wichtigen Steuerungsmechanismus
IFM-GEOMAR
Das Jahr 2005 war mit insgesamt 28 tropischen Stürmen, von denen 15 Hurrikanstärken erreichten, ein
Rekordjahr. Noch nie gab es seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen im Jahr 1850 so viele Hurrikane. Im Jahr 2006 fiel die Bilanz eher gering aus:
nur 9 tropische Stürme, von denen gerade einmal 5
als Hurrikan klassifiziert wurden. Wie kommt es zu
solch starken Veränderungen von Jahr zu Jahr? Wissenschaftler vom IFM-GEOMAR haben dazu eine
neue Hypothese entwickelt, die im internationalen
Fachblatt Geophysical Research Letters veröffentlich wird.
Die Studie des IFM-GEOMAR unter Leitung von
Prof. Mojib Latif zeigt, dass der Temperaturunterschied zwischen dem tropischen Nordatlantik und
dem tropischen Indischen und Pazifischen Ozean
(Indo-Pazifik) die Hurrikanaktivität über dem Atlan-
tik stark beeinflusst. Der Temperaturunterschied kontrolliert die vertikale Windscherung (Änderung des
Windes mit der Höhe) über dem Atlantik, ein wichtiger Parameter für die Entstehung von tropischen Wirbelstürmen. Eine schwache Windscherung begünstigt
die Entstehung von Hurrikanen, während eine starke
Windscherung ihre Entwicklung behindert. In den
vergangenen Jahren hat nun eine stärkere Erwärmung
des tropischen Nord Atlantiks im Vergleich zum IndoPazifik zu einer Verringerung der Windscherung über
dem tropischen Nordatlantik geführt. Dies erleichterte
die Bildung von tropischen Wirbelstürmen und führte
zu einer überdurchschnittlichen Anzahl. Im Jahr 2006
war aber die Temperaturdifferenz zwischen dem tropischen Nordatlantik und dem Indo-Pazifik infolge
eines El Niño Ereignisses, einer Erwärmung des äquatorialen Pazifik, deutlich reduziert. Dies verstärkte die
vertikale Windscherung über dem tropischen Nordatlantik und erklärt die geringe Zahl tropischer Stürme
im Atlantik im letzten Jahr.
Klimapuffer Tiefsee: Kieler Forscher weisen CO2-Anstieg im tiefen
Ozean nach
IFM-GEOMAR
Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) haben erstmals die Zunahme von Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre
in einer Tiefe von 3000 bis 4.500 Metern im Nordatlantik mit Messdaten belegt. Mit einer neuen, am
IFM-GEOMAR entwickelten Methode konnten sie
nachweisen, dass der Anstieg des Treibhausgases
durch die Nutzung fossiler Brennstoffe dazu geführt
hat, dass deutlich mehr CO2 in tieferen Schichten des
Ozeans gespeichert wird als bisher angenommen. Die
Erkenntnisse sind nicht nur für den globalen Kohlenstoffkreislauf von Bedeutung, sondern auch für
andere Prozesse wie die Versauerung der Ozeane.
Die Meeresforscher berichteten über ihre Ergebnisse
in der Zeitschrift der amerikanischen Akademie der
Wissenschaften (PNAS).
Die vollständige Veröffentlichung „An estimate of anthropogenic CO2 inventory from decadal
changes in oceanic carbon content,“ von Toste
Tanhua, Arne Körtzinger, Karsten Friis, Darryn
W. Waugh, and Douglas W. R. Wallace ist unter
www.pnas.org/papbyrecent.shtml zu lesen.
Abb.: Die Meteor im Einsatz: Meeresforscher vom IFM-GEOMAR sammeln Daten im Atlantik
Mitteilungen 01/2007
focus
16
Steigt der Meeresspiegel schneller ?
PIK Potsdam
Der Meeresspiegel könnte in den kommenden Jahrzehnten schneller steigen als bislang erwartet. Zu dieser
Aussage kommt eine neue Studie des deutschen Ozeanexperten Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung (PIK). Anhand von Messdaten
des 20. Jahrhunderts wies der Forscher einen engen
Zusammenhang zwischen der globalen Temperaturerhöhung und der Geschwindigkeit nach, mit der sich der
Meeresspiegel erhöht: je wärmer es wird, desto rascher
steigt der Meeresspiegel. Bleibt dieser für das 20. Jahrhundert gefundene Zusammenhang auch für die kommenden 100 Jahre gültig, könnte der globale Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 um 50–140 cm steigen. Diese
Ergebnisse wurden in der neuesten Online-Ausgabe der
Fachzeitschrift Science veröffentlicht.
Anlass für Rahmstorfs Studie war, dass Computermodelle des Klimas den heute bereits eingetretenen
Meeresspiegelanstieg deutlich unterschätzen. Zukunftsprojektionen zur Entwicklung des Meeresspiegels anhand dieser Modelle sind daher noch nicht zuverlässig.
Anstelle von Klimamodellen beruht Rahmstorfs neue
Studie auf empirischen Beobachtungen von Lufttemperaturen und Meeresspiegelveränderungen.
„Die Tatsache, dass wir mit unterschiedlichen Methoden so unterschiedliche Abschätzungen erhalten, macht
deutlich, wie unsicher unsere gegenwärtigen Meeresspiegelvorhersagen noch sind,“ sagt Rahmstorf. Ein
wesentlicher Grund für diese Unsicherheit ist das Verhalten der großen Kontinentaleismassen in Grönland
und der Antarktis, das nur schwer berechenbar ist. „Für
ein gegebenes Erwärmungsszenario könnten wir auch
den doppelten Anstieg des Meeresspiegels bekommen
als man bislang erwartet hat.“
Weitere Informationen:
Originalartikel in Science: S. RAHMSTORF: A Semi-Empirical Approach to Projecting Future Sea-Level Rise,
Science (express) 10.1126/science.1135456, 14 Dec.
2006.
Gutachten des WBGU: Die Zukunft der Meere,
www.wbgu.de/wbgu_sn2006.pdf
Forscher des Leibniz-Institut für Meereswissenschaften sehen Küsten
durch Meerespiegelanstieg bedroht
IFM-GEOMAR
Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) in Kiel haben die bedeutende Rolle des Ozeans im Weltklimageschehen für den
UNO-Bericht herausgearbeitet. Dazu gehören neue
Erkenntnisse über das Ausmaß des Meeresspiegelanstiegs, das Verhalten des Golfstroms wie auch Änderungen in der Wechselwirkung zwischen Ozean und
Atmosphäre.
Der „Intergovernmental Panel on Climate Change“
(IPCC) stellt unter anderem fest, dass der Meeresspiegel seit 1993 durchschnittlich um 3 mm pro Jahr gestiegen ist. Davon ist mehr als die Hälfte durch die Erwärmung der Ozeane und die daraus folgende Ausdehnung
des Meerwassers verursacht worden. „Für die letzten
zehn Jahre haben wir ein sehr gutes Bild davon, welche
Faktoren eine maßgebliche Rolle in der Veränderung
des Meeresspiegels spielen. Das Abschmelzen der Gebirgsgletscher trägt ein Viertel dazu bei, während das
Mitteilungen 01/2007
Abschmelzen der polaren Eisschilde für weitere 15%
verantwortlich ist“, beschreibt Prof. Willebrand vom
IFM-GEOMAR die Ergebnisse der umfangreichen
Studie. Beruhigend für Nordeuropäer ist die Feststellung, dass der Golfstrom bisher stabil geblieben ist.
Kieler Meereswissenschaftler weisen auf zukünftige
ozeanische Prozesse und ihre Auswirkungen auf den
vom Menschen eingeleiteten Klimawandel hin. „Die
Ozeane sind das Gedächtnis unseres Klimas. Sie verzögern jede Änderung um Jahrzehnte“, so Willebrand
weiter. „Selbst wenn heute Maßnahmen zur Reduzierung der vom Menschen verursachten Klimaerwärmung getroffen werden, greifen diese erst in 30 bis 40
Jahren.“ Dennoch können wir den weiteren Verlauf
der Umweltänderungen noch maßgeblich beeinflussen.
Abhängig von unserem Verhalten heute wird die globale Mitteltemperatur in den nächsten 100 Jahren zwischen ein und sechs Grad ansteigen. Auch das Ausmaß
des Meeresspiegelanstiegs kann eingeschränkt werden,
engagiertes Handeln vorausgesetzt.
focus
17
Klimawandel im Ozean: Aufquellen kalten Wassers vor Nordwestafrika
intensiviert
Ozean und Klima stehen in einem sensiblen Wechselspiel: Meeresströmungen verteilen große Wärmemengen zwischen Äquator und polaren Breiten. Zudem
speichert das Weltmeer große Mengen Kohlendioxid
und mildert so den globalen Treibhauseffekt. Dass
der vom Menschen verursachte Klimawandel umgekehrt das Geschehen im Meer beeinflusst, belegt jetzt
eine Untersuchung von Bremer Wissenschaftlern, die
das Fachblatt Science in der Ausgabe vom 2. Februar
2007 veröffentlicht. Demnach hat sich das Aufquellen
kalter Wassermassen vor Nordwestafrika in jüngster
Zeit deutlich intensiviert.
Die Wissenschaftler des Bremer MARUM-Forschungszentrum Ozeanränder und des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung Bremerhaven untersuchten zwei Sedimentkerne, die sie
vor Marokko erbohrten. In den Ablagerungen vom
Meeresgrund ist die Klimaentwicklung der Region
von 520 vor Christus bis heute archiviert. Die Untersuchung der Kerne zeigt: während der letzten zweieinhalb Tausend Jahre waren die klimabedingten
Veränderungen vor der Küste Nordwest-Afrikas nie
größer als in den letzten Jahrzehnten. Demnach ist
dieser Teil des Atlantiks im Lauf des 20. Jahrhunderts
um 1,2 Grad Celsius abgekühlt.
„Der scheinbar paradoxe Zusammenhang zwischen
mehr Treibhausgas, höheren Temperaturen in der Atmosphäre und sinkenden Wassertemperaturen lässt
sich leicht erklären“, sagt Geowissenschaftler Dr.
Stefan Mulitza, einer der Autoren der Science-Studie.
Mehr Kohlendioxid bedeutet ansteigende Temperaturen über Nordafrika. Das verstärkt das dort liegende
Sahara-Tief. Weil über dem angrenzenden Atlantik
ein Hoch liegt, verschärfen sich die Luftdruckgegensätze zwischen Kontinent und Meer und die äquatorwärts wehenden Winde nehmen an Stärke zu. „Dies
hat zweierlei Folgen: zunehmende Winde und Erdrotation (Corioliskraft) sorgen dafür, dass verstärkt küstennahes Oberflächenwasser auf das offene Meer verdriftet wird. Diese Wassermassen werden sodann durch
aufquellendes kühles Wasser aus tieferen Ozeanstockwerken ersetzt“, erklärt MARUM-Forscher Mulitza.
„Wir bezeichnen solche Meeresregionen als Auftriebsgebiete. Dort gilt: Je stärker der Treibhauseffekt, desto
stärker arbeitet die Kaltwasserpumpe; desto mehr kühlt
das Meerwasser ab.“
Die Beobachtungen des Bremer Forscherteams decken sich mit Erkenntnissen aus Auftriebsgebieten in
der Arabischen See, vor der Iberischen Halbinsel, vor
Kalifornien und Peru. Allerdings decken diese Untersuchungen lediglich kurze Zeiträume ab. „Unsere küstennahen Sedimentkerne, die wir in 355 Meter Wassertiefe erbohrten, zeichnen sich durch ungewöhnliche
hohe Ablagerungsraten von 210 Zentimetern pro 1.000
Jahren ab“, sagt Dr. Mulitza. Zum Vergleich: Im offenen, tiefen Ozean wächst der Meeresboden in diesem
Zeitraum nur um etwa zwei Zentimeter an. „Deswegen
können wir die Klimaentwicklung einerseits über einen langen Zeitraum von zweieinhalb Tausend Jahren,
andererseits dennoch zeitlich sehr genau analysieren.
Unsere Beprobungspunkte im Sedimentkern lagen teilweise nur wenige Jahre auseinander, was für Meeresablagerungen ungewöhnlich gut ist.“
Auftriebsgebiete wie das vor Nordwest-Afrika sind
wirtschaftlich sehr bedeutsam: Obwohl sie weniger als
ein Prozent der globalen Meeresoberfläche einnehmen,
erfolgt dort etwa 20 Prozent des globalen Fischfangs.
„Daher tun wir gut daran, diese sensiblen Ökosysteme
weiterhin aufmerksam zu beobachten“, meint Dr. Mulitza. „Da der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre vorerst weiter ansteigt, müssen wir auch zukünftig
mit einem weiter verstärktem Auftriebsgeschehen an
der nordwestafrikanischen Küste – aber nicht nur dort
– rechnen.“
Abb. 1: Im Geolabor der METEOR: Dr. Helen McGregor (rechts) entnimmt einem Sedimentkern Spritzenproben.
Abb. 2: Im Geolabor des Forschungsschiffs METEOR: Dr. Mulitza
(rechts) bei der Untersuchung eines Sedimentkerns.
MARUM, Bremen
Mitteilungen 01/2007
focus
18
Beitrag der Kondensstreifen zum Klimawandel weniger gravierend
DLR
Nach dem neuesten Forschungsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zum
globalen Klimawandel sind die Auswirkungen des
Luftverkehrs auf das Klima, speziell die Wirkungen
der Kondensstreifen, weniger gravierend als bislang
angenommen. Dieser neue Bericht stützt sich bei den
Aussagen zum Luftverkehr in wesentlichem Umfang
auf Forschungsergebnisse des Deutschen Zentrums für
Luft- und Raumfahrt (DLR) und aktualisiert damit einen IPCC-Bericht aus dem Jahr 1999.
Der Beitrag des Luftverkehrs zur globalen Klimaänderung wird anhand des so genannten Strahlungsantriebes bewertet. Der Strahlungsantrieb ist ein Maß für die
langfristig zu erwartende globale Temperaturänderung
infolge einer Störung des Klimasystems. Die wesentlichen Beiträge stammen von den Emissionen von Kohlendioxid (CO2) und Stickoxiden.
Letztere führen einerseits zu einer Erhöhung der OzonKonzentration in etwa sechs bis 15 Kilometer Höhe,
andererseits zu einem Abbau von Methan. Ähnlich wie
CO2 sind auch Methan und Ozon Treibhausgase. Hinzu
kommen Kondensstreifen und Partikel aus Flugzeugtriebwerken, die zu zusätzlichen Wolken führen und
die Eigenschaften bereits bestehender Wolken verändern.
Die neuen DLR-Forschungsarbeiten zu CO2 und Stickoxiden bestätigen die Ergebnisse des IPCC aus dem
Jahr 1999. Im Gegensatz dazu wird jetzt der Einfluss
durch Kondensstreifen deutlich geringer eingeschätzt
als noch im Jahr 1999.
Abb.: Kondensstreifen und Contrail Cirrus über Spanien und Portugal.
Nach den neuen Ergebnissen trug der Luftverkehr im
Jahr 2000 rund drei Prozent zum gesamten menschenbedingten Strahlungsantrieb bei, wobei die Wissenschaftler von einem Unsicherheitsbereich zwischen
zwei und acht Prozentpunkten ausgehen. Hierbei sind
Wolkeneffekte (über Kondensstreifen hinaus) nicht
berücksichtigt, also weder der so genannte „Contrail
Cirrus“ (flächige Zirren, die sich aus Kondensstreifen entwickeln) noch Veränderungen der natürlichen
Wolken durch die vom Luftverkehr emittierten Partikel. Die hierzu gemachten Abschätzungen sind für
eine verlässliche Bewertung noch zu unsicher.
Hitzestress in der Stadt: RUB erforscht im Verbundprojekt KLIMES die
Folgen des Klimawandels
Ruhruniversität Bochum
Extreme Hitzeperioden bekommen vor allem die Menschen in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet zu spüren, die erhöhte Wärmebelastung schränkt die Lebensqualität dauerhaft ein. Hier setzt das Verbundprojekt
KLIMES der Universitäten Bochum, Freiburg und
Kassel an; federführend daran beteiligt ist die Arbeitsgruppe Geomatik am Geographischen Institut der RUB.
Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung untersuchen die Wissenschaftler den thermischen Komfort in Innenstädten und Stadtquartieren.
Ziel ist, die städtebaulichen und planerischen Aufgaben
in unserer Klimaregion an die Anforderungen der Zukunft anzupassen.
Mitteilungen 01/2007
Dass in Mitteleuropa die extremen Hitzeperioden im
Sommer deutlich zunehmen, wissen wir nicht erst seit
dem jüngsten Weltklimabericht. Zu spüren bekommen
das vor allem die Menschen in Ballungsräumen wie
dem Ruhrgebiet, wo die erhöhte Wärmebelastung die
Lebensqualität dauerhaft einschränkt. Hier setzt das
Verbundprojekt KLIMES der Universitäten Bochum,
Freiburg und Kassel an; federführend daran beteiligt
ist die Arbeitsgruppe Geomatik am Geographischen
Institut der RUB (PD Dr. Michael Bruse). Gefördert
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) untersuchen Wissenschaftler den thermischen
Komfort in Innenstädten und Stadtquartieren. Ziel ist,
die städtebaulichen und planerischen Aufgaben in unserer Klimaregion an die Anforderungen der Zukunft
anzupassen.
Weitere Informationen: www.klimes-bmbf.de
focus
19
Studie für das Umweltbundesamt: Der globale Klimawandel ist jetzt tief
im Bewusstsein der Menschen verankert
UBA
Das Umweltbewusstsein der Deutschen ist weiter
gestiegen. Das geht aus einer neuen Studie zum Umweltbewusstsein in Deutschland hervor, die das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt
(UBA) in Auftrag gegeben haben.
93 Prozent der Befragten halten Umweltschutz
für wichtig. Der globale Klimawandel ist jetzt tief
im Bewusstsein der Menschen verankert und trägt
entscheidend dazu bei, dass Umweltschutz für die
Menschen seit einigen Jahren immer relevanter
wird. Zwei Drittel der Bevölkerung möchten, dass
Deutschland in der internationalen Klimaschutzpolitik eine Vorreiterrolle einnimmt. Dies bedeutet
gegenüber 2004 eine Steigerung um 11 Prozent, gegenüber 2002 sogar um 20 Prozent. Als vorrangige
Ziele gelten der Ausbau der erneuerbaren Energien,
die Senkung des Energieverbrauchs und eine bessere
Energieeffizienz.
Bei der offenen Frage nach den wichtigsten Problemen in Deutschland ist der Umweltschutz von Platz 4
in den Jahren 2000 und 2002 über Platz 3 im Jahr 2004
auf Platz 2 geklettert. Platz 1 nimmt nach wie vor die
Arbeitslosigkeit ein, auf Platz 3 folgt die soziale Gerechtigkeit, auf Platz 4 die Wirtschaftslage.
Es gibt eine breite Zustimmung zum Ausbau erneuerbarer Energien, zur Energieeffizienz und zum
Atomausstieg. 87 Prozent wollen einen konsequenten
Umstieg auf erneuerbare Energien. Annähernd 90 Prozent sind für einen Ausbau der Solarenergie, über 70
Prozent für den Ausbau von Offshore-Windenergie.
Seit Anfang der 1990er Jahre wird regelmäßig das
Umweltbewusstsein der Deutschen ermittelt. Die repräsentativen Befragungen sind so angelegt, dass Zeitreihenvergleiche möglich und Entwicklungstendenzen
über die Jahre ablesbar sind. Die neue Studie „Umweltbewusstsein und Umweltverhalten in Deutschland
2006“ wurde konzipiert und durchgeführt von einer
Forschergruppe an der Philipps-Universität Marburg
unter Leitung von Prof. Dr. Udo Kuckartz. In den Monaten April bis Juni 2006 wurden 2.034 Personen in
allen Teilen Deutschlands befragt.
Klimabeobachtung: Wärmster Winter aller Zeiten
DWD
Der Winter 2006/07 war der wärmste in Deutschland
seit Beginn regelmäßiger Wetteraufzeichnungen im
Jahre 1901. Dabei wurde die Mitteltemperatur der
bisher wärmsten Winter (1974/75 und 1989/90) gleich
um sagenhafte 0,7 Grad übertroffen. Das meldet der
Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2200 Messstationen.
Im Winter 2006/07 lagen die Temperaturen im bundesweiten Mittel bei 4,3 Grad Celsius (°C) und somit 4,1 Grad über dem vieljährigen Durchschnitt von
0,2°C. Auf Helgoland war es mit einem Mittel von
7,1° C wärmer als es üblicherweise in Marseille ist.
Bereits der Dezember war der wärmste seit 32 Jahren.
Der Januar schlug dann alle bisherigen Rekorde und
war der wärmste seit 1901. Der Februar schaffte immerhin eine Platzierung in den Top 10 der wärmsten
Februare. Der höchste Temperaturwert dieses Winters
wurde mit 19,0 °C am 8. Dezember in Sigmarszell in
Bayern gemessen.
Die Niederschlagsbilanz war im Winter 2006/07
leicht überdurchschnittlich. Es fielen deutschlandweit
213 Liter pro Quadratmeter, fast ausschließlich als Regen. Das sind 118 Prozent der normalen Niederschlagsmenge von 181 Litern pro Quadratmeter. Im Dezember
war es in Küstennähe zwar relativ niederschlagsreich,
im größten Teil Deutschlands aber zu trocken. Der Januar fiel besonders in Nord- und Ostdeutschland sehr
nass aus, wo örtlich mehr als das Dreifache der üblichen
Regenmenge registriert wurde. Im Februar war es nur
in einigen Teilen Süddeutschlands zu trocken, sonst fiel
verbreitet reichlich Niederschlag, gebietsweise mehr als
das Doppelte des Normalwertes.
Die durchschnittliche Sonnenscheindauer betrug bundesweit 167 Stunden. Das entspricht 108 Prozent des
Normalwertes von 154 Stunden. Im Dezember gab es
ein deutliches Nord-Süd-Gefälle mit wenig Sonne in
Küstennähe und örtlich mehr als 300 Prozent des Normalwertes in Baden-Württemberg und Bayern. Der Januar war relativ trübe im Mittelgebirgsraum und wiederum sehr sonnig in Bayern. Im Februar zeigte sich ein
ähnliches Bild: im Norden überwogen die Wolken, der
Süden wurde von der Sonne verwöhnt.
Mitteilungen 01/2007
focus
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Neue Studie der Universität Wien zur Alpen-Vegetation:
Klimaerwärmung verdrängt Pflanzenwelt
Universität Wien
Eine neue Studie belegt, dass die Vegetation in Hochgebirgen auf Grund steigender Temperaturen nach
oben wandern wird. In der Folge wird eine besonders
artenreiche Pflanzenwelt oberhalb der Waldgrenze
verdrängt. Ein Team des Departments für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie der
Universität Wien, das im Rahmen des HochgebirgsForschungsnetzwerks GLORIA wissenschaftliche Arbeiten durchführt, beweist erstmals diesen Prozess.
Die Ergebnisse dazu sind in der aktuellen Ausgabe
der international renommierten Fachzeitschrift Global
Change Biology erschienen.
Das Ergebnis der von einem Team unter der Leitung
von Georg Grabherr, Professor am Department für
Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie der Universität Wien, gemachten Studie signalisiert einen Rückgang von extrem spezialisierten
Hochgebirgspflanzen in den Alpen, an den Kältegrenzen pflanzlichen Lebens. Extremer Kälte angepasste
Arten verlieren zunehmend an Areal. Zum einen, weil
ihr Verbreitungsgebiet nach oben hin begrenzt ist und
die Temperaturen ständig steigen. Zum anderen aber
kommt es zu einem Verdrängungsmechanismus durch
Pflanzen von der unteren, alpinen Zone, die sich im alpin-nivalen Ökoton ansiedeln.
Neues Stromsystem im Indischen Ozean entdeckt
IFM-GEOMAR
In den Weltozeanen gibt es einen sehr langsamen
und großräumigen Austausch von Wassermassen, der
für die Stabilität unseres Klimasystems von zentraler
Bedeutung ist. Auf diesem globalen WassermassenFörderband wurden für die subtropischen Regionen
bisher die meridionalen (Süd-Nord) Transporte als
entscheidend angesehen.
Diese Auffassung muss aufgrund neuerer Untersuchungen nun teilweise revidiert werden. Mit aus
Satellitenmessungen gewonnenen Aussagen über die
Änderungen der Meereshöhe können Strömungen
berechnet werden. Die Analyse solcher Daten führte
jetzt zu dem Schluss, dass zonale (West-Ost) Strömungen auch in den Subtropen eine wichtige Rolle
spielen können. Untersuchungen holländischer sowie
deutscher und südafrikanischer Autoren (Palastanga,
et al., 2007; Siedler, et al., 2006) führten zur Entdeckung einer bisher unbekannten nach Osten gerichteten Meeresströmung im subtropischen südlichen Indischen Ozean.
Weitere Informationen:
SIEDLER, G., M. ROUAULT, J.R.E. LUTJEHARMS, 2006:
Structure and origin of the subtropical South Indian Ocean Countercurrent. – Geophys. Res. Lett. 33,
L24609, Doi:10.1029/2006GL027399.
PALASTANGA, V., P.J. VAN LEEUWEN, M.W. SCHOUTEN,
W.P.M. DERUIJTER, 2007: Flow structure and variability in the subtropical Indian Ocean: Instability of the
South Indian Ocean Countercurrent. – J. Geophys.
Res., Doi:10.1029/2005JC003395.
Abb.: Mittlere Strömung (2001–2004) im südlichen Indischen Ozean.
Mitteilungen 01/2007
focus
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Ozonloch-Entstehung: Jülicher Forscher klären Prozesse im
entstehenden Ozonloch auf
FZ Jülich
Jülicher Atmosphärenforscher haben jetzt ein Phänomen entdeckt, das wesentlich zur frühen Entstehung des Ozonlochs beiträgt: Im Polarwirbel - dort
bildet sich in jedem Winter das Ozonloch über der
Antarktis - baut sich eine doppelte Transportbarriere auf. Sie verhindert den Luftaustausch zwischen
der ozonreichen Umgebungsluft und der ozonarmen
Schicht im Inneren des Wirbels. Stickstoff spielt bei
diesem Vorgang ebenfalls eine wichtige Rolle. (Development of tracer relations and chemical ozone
loss during the setup phase of the polar vortex, S.
TILMES et al., Journal of Geophysical Research, Vol
111)
Erstmals stehen Daten aus einem japanischen Satellitenexperiment (ADEOS-II/ILAS-II: Advanced
Earth Observing Satellite/ Improved Limb Atmospheric Spectrometer) zur Verfügung, die es erlauben,
die Bedingungen in der Frühphase des sich bildenden
Ozonlochs zu untersuchen. Jülicher Wissenschaftler
konnten zusammen mit ihren japanischen Kollegen
zeigen, dass die Luft im Inneren des Polarwirbels auch
während der Wirbelbildung von der umgebenden Luftschicht stärker abgeschirmt ist, als bisher bekannt.
Die Wissenschaftler entdeckten eine doppelte
„Transportbarriere“ am Rand und innerhalb des Polarwirbels, die dafür sorgt, dass es keinen Austausch
zwischen dem Polarwirbel und den umgebenden Luftmassen gibt. Sie führt dazu, dass schon im Frühwinter
der Ozonverlust beginnt: Der natürlicherweise in der
Stratosphäre vorkommende Stickstoff baut in diesem
frühen Stadium Ozon ab. Die Barriere im Polarwirbel
sorgt dafür, dass sich die nun ozonarme Luft nicht mit
den ozonreichen Luftmassen außerhalb des Wirbels
austauschen kann. Mit sinkenden Temperaturen im Polarwirbel bilden sich Eiswolken, an denen der bekannte
Ozonabbau durch Chlorradikale stattfindet. Das Ozonloch entsteht.
Klimaflüchtlinge am Bodensee: Immer mehr südliche Vogelarten in
Mitteleuropa heimisch
J. Gutenberg-Universität Mainz
In einer Untersuchung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wird erstmals nachgewiesen, dass die
Klimaveränderung die entscheidende Ursache für die
Veränderung des Vogelbestands in Mitteleuropa darstellt. „Wir haben dank der hervorragenden Arbeit von
Amateurwissenschaftlern am Bodensee einen sehr guten Überblick über die Bestandsentwicklung im Verlauf
von 23 Jahren und sehen teilweise drastische Entwicklungen, die allein auf die globale Erwärmung zurückgehen“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese
vom Institut für Zoologie der Universität.
Es zeigt sich, dass südliche Arten, die üblicherweise im Mittelmeerraum heimisch sind, neu einwandern
oder in ihren Beständen zunehmen, während nördliche
Arten, die ursprünglich am Bodensee zu Hause waren,
zurückgehen und die Vögel ihre Brutgebiete in den
Norden verlagern. Diese Entwicklung dürfte auch in
Zukunft anhalten: „Ich erwarte, dass noch weit mehr
Klimaflüchtlinge aus dem Mittelmeerraum hier auftauchen“, so Böhning-Gaese.
Die Studie über die Auswirkungen von Klima und
Landnutzung auf den Vogelbestand wird in der renommierten Fachzeitschrift Conservation Biology publiziert.
Mitteilungen 01/2007
forum
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150 Jahre wissenschaftlich begründbare
Wettervorhersage
Konrad Balzer
C.H.D. Buys Ballot (1817–90), ein bedeutender niederländischer Wissenschaftler und Admiral, mit 30
Professor für Physik in Utrecht, stellte ab 1852, kaum
dass eine praktische Nutzung des neuartigen elektromagnetischen Schreibtelegraphen möglich schien,
tägliche Wetterkarten von einem großen Teil Europas zusammen. 1854 veröffentlicht er seine Methode,
gleichzeitig stattfindende Witterungserscheinungen
graphisch darzustellen, nicht ohne darauf hinzuweisen, „dass es wünschenswerth und möglich sei, sie auf
der ganzen Erde auszubreiten“, denn man „sieht dann
die Witterung der verschiedenen Gegenden in gleicher
Weise vor sich, wie man diesen Teil der Erde von einem Punkte ausserhalb der Atmosphäre aus sehen würde.“ (Abb. 1)
Diese tägliche, praktische Anschauung führte ihn
u.a. zu der Erkenntnis, dass ein allgemeiner Zusammenhang zwischen dem großräumigen Druckfeld und
der lokalen Windrichtung besteht, was er zunächst für
Holland nachwies, jedoch davon ausging, es gelte für
die ganze Erde.
Die Regel, wie sie von Buys Ballot 1857 in den Königlichen Abhandlungen zu Amsterdam ausgesprochen
wurde, heißt:
„Der kommende Wind wird das Centrum der Depression zur Linken haben, ungefähr unter einem Winkel
von 90 Graden.“1 Drei Jahre später folgt seine wichtige
Ergänzung, dass nämlich „die Windstärke abhängig ist
von der Luftdruckdifferenz, so dass einem grösseren
Luftdruckunterschied ein stärkerer Wind entspricht.“
Diese seine Erkenntnis setzt er in Holland ab 1860 auf
der Grundlage einer Regierungsverordnung(!) in die
tägliche Praxis von Wind- und Sturmwarnungen um,
nachdem er diese Idee schon 1858 auf der Naturforscherversammlung in Bonn „in bestimmtester Weise
ausgesprochen hatte“.
Würde es sich hierbei nur um eine interessante Innovation unter den vielen anderen jener Jahrzehnte
handeln, brauchten wir Heutigen darüber kein größeres Aufheben zu machen. So aber markiert jenes Datum geradezu einen Paradigmenwechsel2: Statt auf der
Grundlage langer Zeitreihen Mittelwerte einzelner Klimaparameter an einzelnen Orten zu berechnen, geht es
nun um den aktuellen, gleichzeitigen Zustand mehrerer
Wetterelemente über einem großen Gebiet – das ZeitRaum-Gefüge der Wahrnehmung und Wiedergabe meteorologischer Zustände und Vorgänge wurde auf den
Kopf gestellt!3
Wie bei allen revolutionären Umwälzungen, ging es
auch hier nicht ohne Prioritätsstreitigkeiten4 und, vor
Mitteilungen 01/2007
Abb. 1: Für den 26., 27. und 28.Oktober 1852 trug Buys Ballot von 25
Stationen zwischen 46–60°N und 15–38°E nur die Windrichtung und
Temperaturabweichung ein, um die Karte nicht zu überlasten. vertikale/horizontale Schraffur = positive/negative Abweichung, die Dicke der
Linien entspricht dem Betrag der Abweichungen.
allem in Deutschland, ohne erheblichen Widerstand
‚des Establishments‘ ab – wir kommen darauf zurück.
Um das damals Neue wirklich begreifen zu können,
lohnt eine kurze Rückschau, die außerdem geeignet ist
zu erkennen, dass sehr wohl einzelne Persönlichkeiten,
vor allem aber veränderte wirtschaftlich-militärische
Interessen den wissenschaftlichen Fortschritt vorantrieben – besonders in der Meteorologie drängt sich uns
diese Überzeugung unmittelbar auf.
Das Credo des bis dahin dominierenden klimatologischen Herangehens liest sich 1832 bei L.F. Kämtz
(1801–67) wie folgt: „Suchen wir ein Gesetz nicht blos
qualitativ, sondern auch quantitativ zu begründen, so
schwanken alle unsere Bestimmungen um ein mittleres
Resultat, welchem wir uns zwar immer mehr nähern, je
größer die Zahl der Beobachtungen wird, das wir aber
erst dann erreichen, wenn letztere unendlich groß ist.
Selbst in der Astronomie, wo die Zahl der Messungen
weit größer, die Beobachtungen weit schärfer sind, als
in der Meteorologie sehen wir, daß jede folgende Beobachtung die ältern Resultate ... etwas abändert. Hat
eine Wissenschaft, wo wir mehrhundertjährige Beobachtungen besitzen, dieses Schicksal, so dürfen wir uns
noch weniger wundern, wenn dieses bei einer Wissenschaft geschieht, wo gute Erfahrungen kaum das Alter
von einem halben Jahrhundert übersteigen.“
Woran mag er dabei, außer an Alexander von Humboldt (1769–1859), gedacht haben?
Sicher an das einzigartige Beobachtungsnetz der
Pfälzer Meteorologischen Gesellschaft (1780–92), an
forum
23
die 1802 von L.Howard (1772–1864) klassifizierten
Wolkentypen und an des trefflichen H.W.Brandes‘
(1777–1834) nachträglich entworfenen ersten synoptischen Europa-‘Wetter‘karten für das Jahr 1783 und
die Weihnachtstage 1821.
Hatte man nun nach dem Vorbild der Astronomie
unter großem Aufwand die ‚wahren Mittelwerte‘ berechnet, so erwies sich das anschließende Studium
der Abweichungen meteorologischer Einzelwerte
vom Mittel jedoch sehr bald als ständige Quelle der
Verzweiflung und Resignation. Zu viel Ungewöhnliches blieb übrig, als dass man auf irgendeine Regelmäßigkeit hätte schließen können. Trotz ansehnlicher
Datenmengen und trotz vielfältiger Bemühungen um
die Aufdeckung von Regeln hinter den Unregelmäßigkeiten des Wetterablaufs, die mit Eifer begonnen
wurden, aber fast ergebnislos endeten, kam kein echter Fortschritt auf dem Gebiet der Wettervorhersage
zustande, und Enttäuschung machte sich breit. Die
ursprünglichen Erwartungen, auf rasche Lösungen
gerichtet, waren offensichtlich zu hoch gesteckt.
Großherzog Karl August von Sachsen-WeimarEisenach (1758–1828) wird in einem Brief vom
25.7.1824 an J.W. von Goethe (1749–1832) wohl
den meisten aus dem Herzen gesprochen haben: „Ach
Gott, mit der Meteorologie! Mir ist alle Hoffnung
geschwunden, je etwas tüchtiges darüber zu Stande
zu bringen, seit ich mit Seeleuten in näheren Contact
gekommen bin, die behaupten, dass gar nichts davon
zu erkennen sey, weil sie sich nie Regeln unterwerfen, außer unter der Linie, wo es beständig einerley
Wetter sey. Fluth und Ströhmung sey regelmäßig,
sonsten aber nichts. Unser ganzer Erdball scheint in
Ströhmungen zu liegen und jede Abweichung scheint
bey uns Witterung zu seyn.“ Karl August gibt uns ein
überaus bedenkenswertes Stichwort: die Seefahrt!
Mit dem Aufkommen der ersten Dampfschiffe im
Atlantik in den späten 1830er Jahren wurde der traditionellen Segelschifffahrt erstmals und ernsthaft
Konkurrenz gemacht. Außerdem gewann die Route
New York-San Franzisko via Kap Horn (!) mit den
Goldfunden in Kalifornien 1848 eine eminente wirtschaftlich-militärische Bedeutung – doppelter Druck
auf verlässliche Wind and Current Maps of the North
Atlantic, die M. Maury (1806–73) auf der Grundlage
von Schiffsbeobachtungen der Jahre 1844–48 umgehend erstellte – mit dem eindruckvollen Ergebnis,
dass sich die Reisezeit von 183 auf 133 Tage verringern ließ; die hochmodernen Klipper sparten sogar
noch einmal 3 Wochen!
Der Wettlauf war erst einmal zugunsten der Segelschifffahrt entschieden – sie sollte bei großen Distanzen erst zu Anfang des 20. Jhr. unterliegen!
Auch wenn sich hier der traditionelle, klimatologische Ansatz glänzend bewährte, gegen zunehmende
Schiffs- und Menschenverluste infolge unvorhersehbarer Stürme war er machtlos. Einige katastrophale
Schiffsdesaster in den 1850er Jahren drängten daher
zu neuen Ideen und praktischen Konzepten:
–November 1854 vor Sewastopol (Krimkrieg):
38 Schiffe Frankreichs, Englands und der Türkei werden infolge eines Sturms vernichtet. Bekanntlich ergaben die nachfolgenden Untersuchungen des Direktors
der Pariser Sternwarte, U.J.J. Le Verrier (1811–77),
eine prinzipielle Vorhersagbarkeit solcher Stürme,
wenn genügend Beobachtungsdaten existieren und
diese per elektrischem Telegraph weitergemeldet
werden könnten.
– Februar 1855: Das französische Kriegsschiff Sémillante zerschellt in der Bonifacio-Straße zwischen Korsika und Sardinien und reißt an die 700 Seeleute und
Soldaten in den Tod – daraufhin wurde nun wirklich
umgehend ein französisches Beobachtungsnetz mit 24
Stationen in Funktion gesetzt! Le Verrier, der nach
Meinung seiner Zeit das System der Wettertelegraphie
begründete, gab ab 1863 tägliche Wetterkarten heraus
und schuf im Jahr darauf am Pariser Observatorium
einen regelrechten Prognosedienst.
– Im Oktober 1859 zerstörte ein ‚Jahrhundertsturm‘
in der Irischen See das englische Dampf-Segelschiff
Royal Charter auf seiner Rückreise von Australien mit
452 Passagieren und Mannschaft an Bord kurz vorm
Erreichen des rettenden Hafens. Viele Rückkehrer versuchten, mit ihren Taschen voller Goldstaub schwimmend das Ufer zu erreichen – vergebens.
Nicht zuletzt unter diesem Eindruck begann R. Fitz
Roy (1805–66), der erste Direktor des englischen meteorologischen Dienstes, aktuelle Beobachtungen zu
sammeln, ab 1860 in synoptischen Karten darzustellen – und Prognosen zu wagen, ab 1861 sogar in der
Tagespresse! Sein tragisches Ende und dessen Gründe
sind sicher bekannt... Ironie des Schicksals: Im Jahre
seines Suizids, 1866, nimmt nach 9 Jahren vergeblichen Bemühens und Scheiterns das erste Transatlantikkabel zwischen Europa und Amerika seinen Dienst
auf!
1870 beginnen auch die USA mit einem unter Echtzeitdruck arbeitenden Wetterdienst, Rußland folgte in
St. Petersburg bald nach. Und Deutschland?
Hätte es mit den Brandes‘schen Arbeiten der 1820er
Jahre nicht die besten Voraussetzungen gehabt, ein
zeitgemäßes Kapitel der Meteorologie aufzuschlagen?
Aufschlußreiche Antworten kann uns W.J.van
Bebber (1841–1909) in seinem 1885/6 erschienenen
„Handbuch der ausübenden Witterungskunde – Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Wetterprognose“ vermitteln: „Ich glaube annehmen zu dürfen,
daß der weitere Ausbau der Brandes‘schen Ideen auf
jeden Fall zu der synoptischen Methode neueren Stiles und zu richtigeren Anschauungen über allgemeine
atmosphärische Vorgänge geführt hätte, wären jene
nicht durch die glanzvollen Untersuchungen Dove‘s
überstrahlt worden, deren Endergebniss leider der
Hauptsache nach verfehlt, ja unhaltbar war und fast
von Grund aus umgestaltet werden musste.“
Noch 1828 allerdings waren beide, Brandes und
H.W. Dove (1803–79), eines Sinnes: „Dove übertrug
Mitteilungen 01/2007
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die Wirbelbewegung, welche die tropischen Stürme
charakterisieren, ganz richtig auf die Winde höherer
Breiten und bemerkte, ‚dass überhaupt Stürme Wirbelwinde sind, ist eine Erfahrung, die jeder Seemann
bestätigen wird.‘ Diese richtige Idee gab Dove seinem
neuen System zulieb auf.“
Im Dezember 1868, im Sitzungsbericht der Akademie der Wissenschaften in Berlin führt Dove schließlich aus, „daß eine kartographische Darstellung der
Stürme durch isobarometrische Linien ganz mit Unrecht zu der Vorstellung Veranlassung gegeben hat,
dass mehr oder minder die Form aller Stürme die der
Cyklone sei.“
Van Bebber: „In Europa war durch die Dove‘schen
Theorien ... die Meteorologie in ein falsches Fahrwasser gerathen, woraus sie sich erst allmählich und
nach vielen Kämpfen wieder frei machen konnte. Nur
wenige wagten es, von Dove abweichende Ansichten
zu haben, von welchen ich insbesondere den um die
Meteorologie sehr verdienten Buys Ballot nenne, welcher durch seine Untersuchungen über die Beziehungen zwischen Luftdruck und Wind (Buys Ballot‘sches
Gesetz) allgemein bekannt wurde.“ (Abb. 2)
Da Dove nicht irgendjemand war, sondern seit 1849
Direktor des Preußischen Meteorologischen Instituts6
in Berlin, hatte dies Folgen – in Deutschland!
Abb. 2: Christoph Heinrich Diederich Buys-Ballot 1817–1890.
Die 1868 unter dem Druck wirtschaftlicher Interessen gegründete ‚Norddeutsche Seewarte‘ war ursprünglich ein privates Unternehmen, und als es 1875
in eine Reichsanstalt umgewandelt wurde und ein geeigneter ‚Synoptiker‘ gesucht wurde – ließ sich keiner
finden. Zum Glück für die Deutsche Seewarte – und
die Meteorologie Deutschlands konnte W. Köppen
(1846–1940) per „GreenCard“ aus St.Petersburg abgeworben werden!
Von ihm ist zur Sache ein bemerkenswertes Zeugnis über Dove überliefert7 : „Wir mussten uns erst
von seinen Lehren befreien, als wir sahen, dass auf
diesem Wege nicht weiterzukommen war. Bis zuletzt
leugnete er das barische Windgesetz (Abb. 3) und
die eng damit verbundene synoptische Arbeitsweise.
Mitteilungen 01/2007
Dove glaubte bis zuletzt, dass der niedrigste Luftdruck
(wohlverstanden: zeitlich, an einem Ort!) in der Mitte
des Äquatorialstroms, der höchste in der Mitte des Polarstroms sich finde ...
Er sah, wie ich es 1875 aus eigenem Munde hörte,
in der synoptischen Karte nur den Ausdruck‚ zufällig
gleichzeitiger Zustände seines Drehungsgesetzes’.
Auch den Scirocco Italiens und den Föhn der Schweiz
sieht er als Erscheinungen seines Äquatorialstroms,
als Ausläufer der westindischen Hurrikans!“
Für den Rest des 19.Jahrhunderts fand zeitgemäßer
Wetterdienst ohne Preußen statt, dafür, an allererster
Stelle, in Hamburg, sowie an den Meteorologischen
Centralstationen in München und Stuttgart und am
Meteorologischen Institut Chemnitz. Selbst als 1885
die längst überfällige Reorganisation des PMI begann,
meinte sein neuer Direktor: „Von der Einführung eines wettertelegraphischen Dienstes soll vorerst ganz
abgesehen werden.“
Aber 1899 war Kritik – im Preußischen Abgeordnetenhaus erhoben! – nicht mehr zu überhören: „Eine
Stätte der Wetterkunde, vor allem für die Interessen
des Erwerbslebens im allgemeinen und unserer Landwirtschaft im besonderen wird bis heute vermisst ...
Warum ist es nicht möglich, dass unsere Observatorien
in Potsdam, insbesondere das meteorologische Institut
in Berlin, in der gedachten Richtung eine schnellere
Gangart annehmen.“
Lassen wir noch einmal Buys Ballot im Vorwort
zum 2. Teil des schon genannten Bebber-Handbuchs
(1886) nach einem Vierteljahrhundert internationaler
Anwendungen seiner Ideen zu Wort kommen: „Eine
strenge mathematische Lösung des Problems (der
Wettervorhersage) zu geben ... ist jetzt noch unmöglich ... Im Grossen und Ganzen sind wir noch in dem
Stadium der Statistik, worin auch die Astronomie bis
zu Kepler sich befand.“
Wenn man es sich richtig überlegt und dabei auf
erst fünf Jahrzehnte numerischer Wettervorhersage
zurückblicken kann, sollte dieses unbefriedigende Stadium den Alltag der Wettervorhersage noch ein ganzes Jahrhundert nach der Formulierung des Barischen
Windgesetzes bestimmen.
Abb. 3: Eine Abbildung von W.Köppen aus dem Jahre 1878, wo er statt
vom Buys Ballotschen Gesetz allgemeiner vom Barischen Windgesetz
spricht.
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25
Fußnoten
Buys Ballot erfährt nach 1860, daß „Dr. Lloyd in Dublin schon 1854 herausfand, daß in Irland das Zentrum der
barometrischen Depressionen zur Linken der Windesrichtung liegt“. Hingegen blieben die vor 1857 erlangten, theoretischen(!) Erkenntnisse der Amerikaner J.H.Coffin und
W.Ferrel (1817–91) zum selben Gegenstand in Europa lange
Zeit unbekannt und selbst in Amerika praktisch folgenlos.
5
Es würde hier entschieden zu weit führen, dies dem heutigen Leser nahebringen zu wollen!
6
PMI – lange Zeit nur eine 1-Mann-Abteilung im Statistischen Büro des Ministeriums der geistlichen, Unterrichtsund Medizinalangelegenheiten
7
H.W. Dove und wir, M.Z. 38 (1921), 10, 289–292
4
Merkwürdig ist, warum er die Regel prognostisch fasst,
was ja im allgemeinen so nicht zutrifft – wahrscheinlich
verschaffte es ihm aber dadurch mehr Aufmerksamkeit.
2
Mit dem Begriff des Paradigmas bezeichnet die Wissenschaftstheorie die Gesamtheit aller Grundauffassungen,
die eine Wissenschaftsdisziplin in einem Zeitraum beherrschen und die Art ihrer Fragestellungen und Lösungsansätze bestimmen. Veränderungen von Paradigmen spielen
sich in Form diskontinuierlicher revolutionärer Umbrüche
ab, in »Paradigmenwechseln«.
3
Daran vermag auch die geniale, 1817 von A.v.Humboldt
konstruierte Isothermenkarte der Jahresmitteltemperatur
von weltweit 58 Orten nicht grundsätzlich etwas zu ändern.
1
Christian Mayer und die
„Societas Meteorologica Palatina”
Alexander Moutchnik
AWI, Universität Heidelberg
Mannheimer Gesellschaft
Das erste weltweite meteorologische Beobachtungsnetz, das nach heutigen Gesichtspunkten operierte,
entstand am Ende des 18. Jahrhunderts durch die
Tätigkeit der Mannheimer „Societas Meteorologica
Palatina“. Im Zeitraum von 1781 bis 1792 wurden
insgesamt zwölf umfangreiche Witterungsjahrbücher
dieser gelehrten Gesellschaft veröffentlicht, welche
die Beobachtungen von insgesamt 39 Stationen enthielten. Die Mannheimer Ephemeriden bilden somit
die erste Quelle zuverlässiger und vergleichbarer meteorologischer Beobachtungen dieser Zeit für Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, die
Niederlande, Norwegen, Russland, Schweden, die
Schweiz, Ungarn und Nordamerika. Im 19. Jahrhundert dienten sie unter anderem Heinrich Wilhelm
Brandes (1777–1834) zum Zeichnen der ersten synoptischen Wetterkarte.
Die „Societas Meteorologica Palatina“ wurde am
15. September 1780 durch den Kurpfälzischen Kurfürsten Karl Theodor (1724–1799) gegründet. Sie
gehörte zur Mannheimer Akademie der Wissenschaften und bestand aus drei hauptamtlichen Mitgliedern
– Johann Jakob Hemmer (1733–1790) als Direktor,
Christian Mayer (1719–1783) und sein Assistent Karl
König (1761–1786). Das Bestehen der Gesellschaft
hing im Wesentlichen von der fachlichen und organisatorischen Leistung der Gründungsmitglieder, von
der Bereitschaft und Möglichkeit mehrerer Gelehrter
and Amateure zur Zusammenarbeit und auch von der
großzügigen Förderung des Kurfürsten ab. Von den
Stiftern und Mitgliedern der neuen Gesellschaft verfügte aber vor allem Mayer über die fundierten Kenntnisse
der Experimentalphysik und Astronomie sowie über die
mehrjährigen Erfahrungen in der Erforschung der Wetters.
Biographisches zu Christian Mayer
Christian Mayer SJ wurde 1719 in Mähren geboren und
an der Universität Würzburg ausgebildet. Seit 1752 hatte er den ersten Lehrstuhl für Experimentalphysik an
der Heidelberger Universität inne und zwei Jahre nach
der erfolgreichen Beobachtung des Venusdurchganges
von 1761 wurde er zum Mannheimer Hofastronomen
und zum Professor der Astronomie in Heidelberg ernannt. In dieser Zeit errichtete er eine kleine Sternwarte
auf dem Dach des Schwetzinger Schlosses und führte
umfangreiche geodätische und kartographische Arbeiten in der Kurpfalz durch, die in der Erstellung der ersten auf der Koordinatengeometrie basierenden Karten
im deutschsprachigen Raum, „Basis Novae Chartae
Palatinae“ und „Charta Palatina“, gipfelten. Den Venusdurchgang von 1769 beobachtete Mayer als Leiter
der Akademiesternwarte in Sankt Petersburg. Zurückgekehrt nach Mannheim initiierte er den Bau der großen
Sternwarte, die 1774 überwiegend auf Kosten des Kurfürsten errichtet und mit den modernsten Instrumenten
ausgestattet wurde. Auf dieser Sternwarte erforschte er
seit 1776 Doppelsterne, die er „Fixsterntrabante“ nannte. Er war der erste, der die Doppelsterne als physikalisch zusammengehörige Objekte beschrieb und den
Mitteilungen 01/2007
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ersten modernen Katalog derselben veröffentlichte.
Als einer der ersten Astronomen beobachtete Mayer
den von Friedrich Wilhelm Herschel (1738–1822) am
13. März 1781 entdeckten Planeten Uranus.
lungen über einzelne meteorologische Fragen. Beim
erstmaligen Abdruck der Beobachtungen wurde jeder
Station eine ausführliche Beschreibung ihrer Lage vorangestellt und der Beobachter genannt.
Wetterbeobachtung nach Mannheimer Art
Zusammen mit Hemmer, Georg (1722–1798) und Stephan von Stengel (1750–1822) beteiligte sich Mayer
an der Ausarbeitung des Stiftungsbriefes der Mannheimer Gesellschaft. Die Gelehrten beabsichtigten zu
erkunden, ob die Wetterveränderungen regelmäßig
stattfinden und wovon sie abhängen. Dafür sollten die
Beobachter an mehreren Standorten in der Kurpfalz
und auch in den anderen Ländern Europas und der
Welt gefunden und mit den notwendigen gleichlaufenden Beobachtungswerkzeugen ausgestattet werden.
Damit die Beobachter mit den Instrumenten gleichartige Beobachtungen anstellen konnten, wurde eine
Anleitung verfasst, in welcher die Methoden der Kalibrierung der Instrumente und die Besonderheiten ihrer
Nutzung, wie z.B. die lotrechte Aufhängung des Barometers, eingehend beschrieben waren. Alle Wetterbeobachter sollten die Werte zur selben Zeit, und zwar
um 7, 14 und 21 Uhr („Mannheimer Stunden“) täglich
ablesen und die gewonnenen Werte in eine „Tabula
Meteorologica“ eintragen. Zur Bezeichnung der Witterungsereignisse wurden besondere Symbole empfohlen. Alles diente zur Vereinheitlichung und Vereinfachung der Ergebnisbearbeitung. Die Meteorologische
Gesellschaft wünschte, dass sich die Beobachter auch
mit einem Windmesser, einem Regenmesser, einem
Verdunstungsmesser und einem Elektrometer zur Beobachtung der Luftelektrizität ausstatteten.
Mayers Beitrag
Nach dem am 16. April 1783 erfolgten Tod Mayers
bemühte sich Hemmer um die Aufrechterhaltung der
Antriebskraft der Mannheimer Gesellschaft und den
weiteren Ausbau der von Mayer initiierten internationalen wissenschaftlichen Kontakte. Der überaus
wichtige wissenschaftliche und organisatorische Beitrag Mayers zum Zustandekommen, zur Etablierung
und zum wissenschaftlichen Erfolg der „Societas Meteorologica Palatina“ wird in der Literatur allerdings
entweder stark unterschätzt oder überhaupt nicht erwähnt. Aus der Analyse des unveröffentlichten Briefwechsels Mayers mit der Petersburger Akademie der
Wissenschaften, anderen Akademien und Gesellschaften sowie mit einzelnen Wissenschaftlern wird es aber
ersichtlich, dass das Anwerben mehrerer Beobachter
auf seine Initiative zurückzuführen ist und dass die
Vorbereitung des ersten Bandes der Ephemeriden unter seiner aktiven Beteiligung erfolgte.
Netzwerkaufbau
Das offizielle Rundschreiben der Gesellschaft wurde
Anfang 1781 an mehr als dreißig europäische Akademien der Wissenschaften, Gelehrtengesellschaften
und einzelne Gelehrte, welche sich bereits mit meteorologischen Beobachtungen beschäftigt hatten und im
Gebrauch der Instrumente geübt waren, verschickt.
Die Bekanntheit Mayers in der Gelehrtenrepublik
sowie seine Mitgliedschaften in den Akademien der
Wissenschaften und Gelehrtengesellschaften in Bologna, London, Halle, Göttingen, Philadelphia und
München verhalfen ihm, weltweit Beobachter anzuwerben.
Das von Leopold Freiherr von Hohenhausen (17081783), G. von Stengel und Hemmer unterzeichnete
Schreiben an die Petersburger Akademie der Wissenschaften vom 3. Januar 1781 enthielt außer der allgemeinen Information und Einladung zur Mitarbeit noch
eine Mitteilung über Mayers Vermittlerrolle in den
Verhandlungen zwischen Mannheim und Petersburg.
Der erste Band der Ephemeriden für das Jahr 1781,
an welchem Mayer noch maßgeblich mitgewirkt hatte,
erschien 1783. Außer den meteorologischen Tabellen
mit den Tages-, Monats- und Jahresmittelwerten enthielten die Ephemeriden auch noch größere AbhandMitteilungen 01/2007
Anmerkung
Vorliegende Mitteilung wurde auf Anregung von Cornelia Lüdecke verfasst. Er basiert auf einem Vortrag,
der am 1.7.2006 während der 6. FAGEM-Tagung in
Mannheim gehalten wurde.
Literatur:
MOUTCHNIK A., 2006: Forschung und Lehre in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der Naturwissenschaftler
und Universitätsprofessor Christian Mayer SJ (1719–
1783). Algorismus. – Studien zur Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften, Bd. 54, Erwin
Rauner Verlag, Augsburg.
Abb.: Das einzige bekannte Portrait Christian Mayers (Gedenkmedaille von Johann Heinrich Boltschauser, 1783, Bronze).
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Neue VDI-Richtlinie zur Umweltmeteorologie erschienen:
Bodengebundene Fernmessung des Windvektors – Wind-Profil-Radar
VDI
Das Wetter zählt unbestritten zu den bedeutendsten
Störfaktoren des Luftverkehrs. Es gefährdet die Sicherheit und senkt die Wirtschaftlichkeit des gesamten Luftverkehrs. Windrichtung und Windgeschwindigkeit spielen bei Start und Landung eine wichtige
Rolle, Turbulenzen und Windscherungen in Bodennähe können extrem gefährlich sein. Kenntnisse über
die Strömungs- und Schichtungsverhältnisse in der
unteren Atmosphäre sind aber auch bei der Überwachung der Luftqualität und der Beurteilung des Belastungsgrades der Atmosphäre von ausschlaggebender
Bedeutung.
Die Richtlinie VDI 3786 Blatt 17 beschreibt die entfernungsaufgelöste Bestimmung von Windgeschwindigkeit und Windrichtung, das heißt des 3-dimensionalen Windvektors, auf Grundlage des Doppler-Effekts.
Wind-Profil-Radarsysteme sind für vielfältige Messaufgaben einsetzbar: Bestimmung des vertikalen
Windprofils, der atmosphärischen Grenzschichthöhe
und der Tropopausenhöhe, Ermittlung von Schwerewellen und Turbulenzprofilen sowie die Bestimmung
von Temperaturprofilen und Niederschlägen. Die in
der Richtlinie behandelten Wind-Profil-Radar-Systeme erfassen kontinuierlich den Wind bis in einige
Kilometer Höhe und helfen so, meteorologische Gefahren für den Luftverkehr rechtzeitig zu erkennen.
Die Richtlinie VDI 3786 Blatt 17 „Umweltmeteorologie – Bodengebundene Fernmessung des Windvektors
– Wind-Profil-Radar“ leistet damit einen wichtigen
Beitrag, die Lücke bei der Standardisierung der Fernmessverfahren zu schließen und ergänzt die Richtlinien VDI 4210 Blatt 1 DAS-Lidar, VDI 3786 Blatt 14
Doppler-Wind-Lidar, VDI 3786 Blatt 11 Doppler-SODAR, VDI 3786 Blatt 15 Sichtweiten-Lidar.
Forschungskooperation zur Entwicklung neuer meteorologischer
Analyseverfahren
Universität Wien
Das Institut für Meteorologie und Geophysik der
Universität Wien hat zusammen mit dem Austro
Control Flugwetterdienst und der Firma Sun Microsystems eine Forschungskooperation gegründet. Die
drei Partner haben sich zum Ziel gesetzt, die Kürzestfristvorhersage, das so genannte Nowcasting, für die
Luftfahrt entscheidend zu verbessern und gemeinsam
ein international konkurrenzfähiges Produkt auf den
Markt zu bringen.
Durch die Einbeziehung von Vorwissen über die
Beeinflussung der Atmosphäre durch Gebirge und
verschiedenen Untergrund können hochwertige meteorologische Analysen auch ohne die Notwendigkeit
eines aufwändigen Prognosemodells erstellt werden.
Dieses automatische System „Vienna Enhanced Resolution Analysis“ (VERA), welches die Beobachtungsdaten mittels künstlicher Intelligenz veredelt,
liefert qualitätskontrollierte Analysen mit hoher
räumlicher und zeitlicher Auflösung in Echtzeit. Damit haben MeteorologInnen der Wetterdienste nicht
nur ein Hilfsmittel für die realistische Darstellung des
Ist-Zustandes des Wetters in der Hand, sondern auch ein
Werkzeug für die Kürzestfristvorhersage (Nowcasting)
und die Modellüberprüfung (Validierung) in Echtzeit.
Die wichtigste Aufgabe der Austro Control Meteorologen besteht darin, die Luftfahrt rechtzeitig vor auftretenden Gefahren wie Gewitter, Turbulenz- oder Vereisungszonen zu warnen und somit einen sicheren Ablauf
des Flugverkehrs zu garantieren. Der Austro Control
Flugwetterdienst stellt daher höchste Ansprüche an die
Qualität von meteorologischen Prognosen für die Luftfahrt und verwendet deshalb für die Bodenanalysen bereits testweise VERA-Produkte. Höchste Qualität muss
auch das eingesetzte Computersystem gewährleisten.
Sun Microsystems stellt mit seinen Servern und Workstations ein technisch verlässliches System zur Verfügung, dass höchste Ausfallsicherheit und effektives
Processing garantiert. Für diese Kooperation haben die
drei Partner das Center of Excellence für Meteorologische Analyse und Nowcasting (COE-MAN) gegründet,
mit dem Ziel, in den kommenden drei Jahren ein marktfähiges Software-Paket zu entwickeln.
Mitteilungen 01/2007
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DFG bewilligte neuen Sonderforschungsbereich/Transregios 32
DFG
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat zum
1. Januar 2007 acht neue Sonderforschungsbereiche
(SFB) eingerichtet. Dazu gehören neben sechs ortsgebundenen SFB auch zwei auf bis zu drei Standorte
verteilte SFB/Transregios. Ein Forschungsvorhaben
beschäftigt sich mit dem Wechselspiel zwischen Erde,
Vegetation und Atmosphäre.
Energie-, Wasser- und Kohlenstoffkreisläufe sind
wesentliche Triebfedern vieler Umweltprozesse und
Thema des neuen SFB/Transregios 32 „Patterns in
Soil-Vegetation-Atmosphere Systems: Monitoring,
Modelling and Data Assimilation“, in dem Hochschulen aus Bonn, Aachen und Köln sowie das Forschungszentrum Jülich kooperieren. Die Sprecherhochschule
ist die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität in
Bonn, der Sprecher Prof. Dr. Clemens Simmer.
Ein neuer Name für das UFZ: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
Als ein weiteres Zentrum der Helmholtz-Gemeinschaft
hat sich das UFZ-Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle einen neuen Namen gegeben: Seit dem 28.
November 2006 heißt es Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ. Weitere Zentren bereiten eine
Namensänderung vor. Das Ziel der Umbenennung ist,
Bekanntheit und Image der Helmholtz-Gemeinschaft
zu steigern und damit ihre Zentren besser im globalen
Wettbewerb um die besten Köpfe und um Fördermittel
zu positionieren.
Verbunden mit der Namensänderung ist ein neues
Design. Die drei Bögen im neuen Logo stehen für die
drei Kernelemente der Helmholtz-Strategie: wissenschaftliche Beiträge zur Lösung drängender Fragen,
Aufbau und Betrieb von Großgeräten und komplexen
Infrastrukturen sowie der Transfer der Ergebnisse in
eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Anwendung.
An Stelle des zentralen Quadrats steht nun der Name
der Gemeinschaft oder des jeweiligen Zentrums. Dadurch wird das Logo dynamischer und prägnanter.
Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
wurde 1991 gegründet und beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle/S. und Magdeburg rund 800 Mitarbeiter. Es erforscht die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt in genutzten und
gestörten Landschaften, insbesondere dicht besiedelten
städtischen und industriellen Ballungsräumen sowie naturnahen Landschaften. Die Wissenschaftler des UFZ
entwickeln Konzepte und Verfahren, die helfen sollen,
die natürlichen Lebensgrundlagen für nachfolgende
Generationen zu sichern.
Neues Befristungsrecht für Arbeitsverträge in der Wissenschaft
BMBF
Mit dem neuen Wissenschaftszeitvertragsgesetz werden
die Möglichkeiten für die Befristung eines Arbeitsvertrags erweitert. Dazu zählt nun auch die Beschäftigung
in Drittmittelprojekten. Damit wird für die Beschäftigten die nötige Rechtsicherheit und für die Hochschulen
und Forschungsinstitute ein hohes Maß an Flexibilität
geschaffen.
Das neue Wissenschaftszeitvertragsgesetz soll dem
wissenschaftliche Nachwuchs in Deutschland attraktiMitteilungen 01/2007
vere Arbeitsbedingungen bieten. Zur Karriere von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gehört heute,
dass sie sich in zeitlich befristeten Projekten in unterschiedlichen Forschergruppen profilieren. Mit dem neuen Gesetz wird dies vereinfacht. Es schafft die nötige
Rechtsicherheit und gibt Hochschulen und Forschungsinstituten ein hohes Maß an Flexibilität. Die Möglichkeiten für die Befristung eines Arbeitsvertrags werden
erweitert. Dazu zählt die Beschäftigung in Drittmittelprojekten. Bisher gab es nur Sonderregelungen für die
Qualifizierungsphase von Wissenschaftlern, die so ge-
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29
nannte 12-Jahresregelung bzw. 15-Jahresregelung in
der Medizin. Nach dem neuen Gesetz ist auch nach
dieser Zeit eine befristete Weiterbeschäftigung im
Rahmen von Drittmittelprojekten einfach möglich.
Die neuen Befristungsregelungen werden zusätzlich
um eine familienpolitische Komponente ergänzt: Bei
Betreuung von Kindern verlängert sich die zulässi-
ge Befristungsdauer in der Qualifizierungsphase um
zwei Jahre je Kind. Damit wird die hohe Belastung von
Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern mit Kindern berücksichtigt. Die wissenschaftliche Qualifizierung darf nicht darunter leiden.
Junge Wissenschaftler sollen ermutigt werden, bereits
in der Qualifizierungsphase Familien zu gründen.
Erster Nationalatlas der Bundesrepublik vollendet
Leibniz-Institut für Länderkunde
Mit der jetzt erschienenen CD-ROM-Ausgabe des
Bandes „Leben in Deutschland“ ist das Großprojekt
„Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland“ des
Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL) nach siebenjähriger Laufzeit abgeschlossen. In insgesamt zwölf
Bänden zeichnen rund 600 Geographen, Wissenschaftler benachbarter Disziplinen und Kartographen
ein umfassendes Bild unseres Landes in all seinen
Facetten und räumlichen Differenzierungen. Unter
der Regie des IfL, das für Redaktion, Kartographie
und Layout zuständig war, ist auf insgesamt mehr als
2000 Seiten - oder zwölf CD-ROMs - eine Art Schaufenster des Landes mit Karten, Grafiken, Fotos und
erläuternden Texten entstanden. Das Atlaswerk bietet
nicht nur einen umfangreichen Wissensfundus darüber, wie unser Land funktioniert. Es will auch aufklären und Vorurteile über „die Deutschen“ und über die
jeweils „anderen Deutschen“ abbauen helfen.
Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland - die Bände
im Einzelnen:
Bd. 1 Gesellschaft und Staat (2000)
Bd. 2 Relief, Boden, Wasser (2003)
Bd. 3 Klima, Pflanzen- und Tierwelt (2003)
Bd. 4 Bevölkerung (2001)
Bd. 5 Dörfer und Städte (2002)
Bd. 6 Bildung und Kultur (2001)
Bd. 7 Arbeit und Lebensstandard (2006)
Bd. 8 Unternehmen und Märkte (2004)
Bd. 9 Verkehr und Kommunikation (2001)
Bd. 10 Freizeit und Tourismus (2000)
Bd. 11 Deutschland in der Welt (2005)
Bd. 12 Leben in Deutschland (2006)
Ausführliche Informationen zum Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland, unter anderem die vollständigen
Inhaltsverzeichnisse aller zwölf Themenbände, können
auf der Website www.ifl-nationalatlas.de abgerufen
werden.
Abgabe historischer Satellitenbilder
Der Deutsche Wetterdienst hat gegen Selbstabholung historische Satellitenbilder aus dem Zeitraum von 1974
bis 1988 abzugeben. Es handelt sich um Bilder der polarumlaufenden NOAA-Satelliten, überwiegend der ESSA
und der TIROS-N - Serie, also der frühen operationellen Wettersatelliten der USA. Die Bilder wurden als Analogbilder (sog. APT-Bilder) während der Satellitenüberflüge in der Zentrale des DWD in Offenbach am Main
empfangen und mit einem Bildschreiber ausgegeben. Gradnetze und Beschriftung wurden per Hand in die Bilder
eingezeichnet. Pro Tag liegen etwa 4 – 7 Überflüge vor, die Zeitreihe von 1974 bis 1988 ist nicht vollständig
komplett. Die Qualität der Bilder ist sicherlich nicht mehr optimal und unterstreicht eher deren historischen Charakter, die Bilder sind überwiegend vergibt und zum Teil recht blass. Abzugeben ist vorzugsweise der gesamte
Bestand der historischen Bilder.
Interessenten können sich an die oben angegebene Anschrift werden oder an Peter Bayer,
Telefon 069–8062–2696, E-mail: [email protected].
Mitteilungen 01/2007
ems
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European Meteorological Society 7th EMS / 8th ECAM
Aims & Scope
The EMS and ECAM are organising their meeting together for the fourth time. After a very successful conference in Utrecht two years ago, these conferences are
evolving as a forum for the exchange of ideas on future
strategies in meteorology and climatology, that involves the whole atmospheric and related communities:
scientists, service providers, manufacturers and users.
Following the WMO conference on Social and Economic Benefits of Weather, Climate and Water Services
(held in March 2007 in Madrid), the release of the IPCC
report 2007 and the publication of the Stern report, the
theme of our meetings is High Impact Weather.
8th European Conference on Applications of Meteorology
The central focus of ECAM is the application of meteorology for society. The conference will provide a platform where meteorological community can exchange
their ideas, results, needs, demands and aims for now
and the future.
7th EMS Annual Meeting
The 7th EMS Annual Meeting will address a wide spectrum of scientific and application topics in atmospheric
sciences – Atmosphere and the Water Cycle, Forecasting the Weather from one day to one year ahead, Climatology (under the auspices of ECSN) and Meteorology and Society.
Session programme
AM - Applications of Meteorology
AM1: Meteorology and customer value ¬– from nowcasting to seasonal Transport, Energy, Safety / high impact
weather, Health and Air Quality, Economy, insurance, Tourism, Aviation and Aerospace Meteorology, Socioeconomic impact incl. environmental risk management: successes and challenges
AM2: Strategies for the future of meteorology in Europe
AW - Atmosphere and the Water Cycle
AW1: Dynamical meteorology
AW2: Boundary-layer physics and parameterizations in weather and climate forecast
AW3: Air-sea interactions
AW4: Modelling, forecasting and validation of small-scale processes in atmospheric models
AW5: Atmospheric hazards
AW6: Environmental Meteorology
AW6.1: Environmental meteorology - meteorology and atmospheric
pollution: from the urban to meso/regional scale
AW6.1: Environmental meteorology – global environmental monitoring and forecasting
(including GMES related issues)
AW7: Hydrometeorology
AW8: Agrometeorology
AW9: Processes at environmental interfaces as sub-atmospheric boundary conditions
AW10: Tropopause dynamics
AW11: Interrelationships between Earth and Space Meteorology
AW12: Aviation Meteorology
AW13: Spatial information and applications in Meteorology
FW – Forecasting the weather from one day to one year ahead
FW1: THORPEX - „The dynamics and predictability of high impact weather“
FW2: High resolution models
FW3: Nowcasting
FW4: Verification
AC – Climatology:
“Climate variability and change in Europe and its societal impact, in the past, present and in the future”
AC1: Assessments of climate change and variability in Europe, including extremes and its societal impacts over
the last millennium
AC2: Climate prediction and projection
Mitteilungen 01/2007
wir
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MS – Meteorological and Society
MS1: Media and communication
MS2: Integrating meteorological information into decision making processes
MS3: Education in atmospheric and related sciences
MS4: Challenges of scientific libraries, new trends in publications
MS5: Gender equality
MS6: History of meteorology
MS7: Strategies for the use of the internet
Satellite plenary session: on Satellite data for the observation, prediction and warnings of severe weather
Opening session and Awards Ceremony in the Centro Universitario Maria Christina, 1 October 2007:
Strategic Lectures on “High Impact Weather”
John Zillman, on the social and economic value of meteorological services
Filippo Giorgi, on the fourth assessment report of IPCC and its implications
Dominique Marbouty, on the development of early warning for severe weather
Ehrenkolloquium für em. Univ.-Prof. Dr. Heinz Fortak zum 80sten
Peter Névir, FU Berlin
Am 27. November 2006 fand am Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin im Rahmen einer
gesonderten DMG-Veranstaltung des Zweigvereins
Berlin Brandenburg ein Ehrenkolloquium für Professor Heinz Fortak zu seinem 80sten Geburtstag statt.
In dem Festvortrag mit dem Titel „Theoretische Meteorologie – Verbindungen Berlin und Innsbruck“
ging Herr Professor Martin Ehrendorfer von der Universität Innsbruck noch einmal auf das breite Spektrum der Arbeitsschwerpunkte des Jubilars ein und
würdigte seine großen Verdienste für das Fachgebiet
der Theoretischen Meteorologie und der Meteorologie insgesamt. Vor allem stellte Herr Ehrendorfer das
von Herrn Prof. Fortak schon im Jahr 1956 entwickelte Konzept der „Geometrisierung“ der hydro-thermodynamischen Grundgleichungen vor und diskutierte
damit Aspekte, die im Rahmen der numerischen Umsetzung heutzutage wieder hochaktuell sind. So lassen sich in sehr einsichtiger Weise Verallgemeinerungen des Wirbelsatzes von Hans Ertel ableiten, die an
geometrische Objekte, wie Punkte, Linien, Flächen
oder Volumina gekoppelt sind. Diese Schreibweise
vermittelt darüber hinaus einen Einblick in das in
der Theoretischen Physik vielfach benutzte Konzept
der alternierenden Differentialformen. Im Anschluss
ging der Berichterstatter in einem mehr persönlich
gehaltenen Vortrag auf die wichtigsten Stationen der
wissenschaftlichen Berufslaufbahn von Herrn Prof.
Prof. Dr. Heinz Fortak
Fortak ein und erinnerte noch einmal an die Gründung
des Instituts für Theoretische Meteorologie im März
1962 an der Freien Universität Berlin. Erwähnung fand
auch der im Jahr 1987 von dem Jubilar zusammen mit
Herrn Professor Herbert von der Universität Franfurt
am Main und Herrn Professor Pichler von der Universität Innsbruck ins Leben gerufene Arbeitskreis „Theoretische Meteorologie“. In den bisher abgehaltenen
15 Workshops hatten und haben insbesondere auch
jüngere Kollegen die Möglichkeit, ihre neuen fertigen
oder erst im Ansatz vorliegenden wissenschaftlichen
Ergebnisse auf dem Gebiet der Theoretischen Meteorologie ausführlich und ohne Zeitdruck einer Gruppe
von befreundeten Kollegen vorzustellen. Das gelungene Ehrenkolloquium endete mit den Dankesworten des
Jubilars an die Vortragenden und an die ehemaligen
Studenten, Mitarbeiter und Kollegen, die zahlreich im
Auditorium anwesend waren.
Mitteilungen 01/2007
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Mitglieder
Neu berufen: Bodo Ahrens
Universität Frankfurt
DMG-Mitglied Bodo Ahrens ist seit Oktober 2006 am
Institut für Atmosphäre und Umwelt des Fachbereiches Geowissenschaften/Geographie der J.W. GoetheUniversität Frankfurt als Professor für »Mesoskalige
Meteorologie im Klimasystem« tätig. Er hat an den
Universitäten Karlsruhe und Freiburg Mathematik und
Physik studiert; 1996 wurde er er an der MathematischNaturwissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen
Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn mit einer Arbeit
über ›Ein Strahlungsschema für (regionale) Vorhersagemodelle‹ promoviert. Im Jahr 2004 hat sich Bodo
Ahrens an der Universität Wien mit der Schrift ›Hochauflösende Niederschlagsevaluation‹ habilitiert. In
den Jahren 2005 und 2006 arbeitete er am Institut für
Atmosphäre und Klima der ETH Zürich in Projekten
der Bereiche Kopplung hydro- und meteorologischer
Modelle, probabilistische Vorhersagesysteme, regionale Klimamodellierung und alpiner Wasserhaushalt.
Im Rahmen der Frankfurter Professur »Mesoskalige
Meteorologie im Klimasystem« will Bodo Ahrens in
Forschung und Lehre das Verständnis für die atmosphärischen Prozesse, ihrer Skalen und ihrer Wechselwirkungen mit anderen Komponenten des Klimasystems fördern. Er möchte überdies eine internationale
Arbeitsgruppe aufbauen, die im Bereich der mesoskaligen Prognose von Niederschlag und Niederschlagstendenzen, deren Evaluation und der Anwendung in
Anschlussmodellen forschen und lehren wird. Hierbei ist beispielsweise die Einrichtung eines weltweit
bisher nicht existenten raumzeitlich dichten Niederschlagmessnetzes auf dem Gelände des Taunusobservatoriums der Universität geplant. Laufende Arbeiten
im Bereich der Atmosphärenmodellierung sind in den
DFG Sonderforschungsbereich »Die troposphärische
Eisphase« und das EU-Projekt BRAHMATWINN
eingebettet .
Lydia Dümenil-Gates neuer Executive Officer des Global Water System
Project (GWSP)
Global Water News
DMG-Mitglied Dr. Lydia Dümenil hat im Dezember
2006 die Position eines Executive Officers des GWSP
(„Global Water System Project“, www.gwsp.org) übernommen. Frau Dümenil ist führend in der internationalen Global Change-Forschung in den Bereichen Klima
und insbesondere Wasserressourcen. Sie verfügt zudem
über Erfahrungen in der Leitung von Global Change-
Mitteilungen 01/2007
Programmen des WCRP (CLIVAR – Climate Variability and Predictability) und der US-amerikanischen National Science Foundation. Sie ist ebenfalls beteiligt am
GEWEX-Programm (Global Energy and Water Cycle
Experiment) und anderen in Verbindung zum GWSP
stehenden Projekten. Dr. Dümenil war vormals beim
Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg beschäftigt.
wir
Dankenswerterweise engagieren sich die folgenden Firmen und Institutionen
für die Meteorologie, indem sie korporative Mitglieder der DMG sind:
ask - Innovative Visualisierungslösungen GmbH
Postfach 100 210, 64202 Darmstadt
Tel. +49 (0) 61 59 12 32
Fax +49 (0) 61 59 16 12
[email protected] / [email protected]
Deutscher Wetterdienst
Kaiserleistr. 42, 63067 Offenbach/Main
Tel. +49 (0) 69 80 62 0
www.dwd.de
SELEX Sistemi Integrati GmbH
Gematronik Weather Radar Systems
Raiffeisenstrasse 10, 41470 Neuss-Rosellen
Tel: +49 (0) 2137 782 0
Fax: +49 (0) 2137 782 11
[email protected]
[email protected]
www.gematronik.com
www.selex-si.de
WetterWelt GmbH
Meteorologische Dienstleistungen
Schauenburgerstraße 116, 24118 Kiel
Tel: +49(0) 431 560 66 79
Fax: + 49(0) 431 560 66 75
[email protected]
www.wetterwelt.de
WetterOnline
Meteorologische Dienstleistungen GmbH
Graurheindorfer Straße 90, 53117 Bonn
Tel: +49(0) 2285593780
Fax: +49(0) 2285593799
[email protected]
www.wetteronline.de
33
Scintec AG
Europaplatz 3, 72072 Tübingen
Tel. +49 (0) 70 71 92 14 10
Fax +49 (0) 70 71 55 14 31
[email protected]
www.scintec.com
Gradestr. 50, 12347 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 60 09 80
Fax: +49 (0) 30 60 09 81 11
[email protected]
www.mc-wetter.de
WNI Weathernews Deutschland GmbH
Mainzer Landstr. 46, 60325 Frankfurt a. M.
Tel. +49 (0) 69 707 30 60
Fax +49 (0) 69 707 30 601
[email protected]
www.wni.de
Wetterprognosen, Angewandte
Meteorologie, Luftreinhaltung,
Geoinformatik
Fabrikstrasse 14, CH-3012 Bern
Tel. +41(0) 31 30 72 62 6
Fax +41(0) 31 30 72 61 0
[email protected]
www.meteotest.ch
meteocontrol GmbH
Spicherer Str. 48, 86157 Augsburg
Tel: +49(0) 82 13 46 66 0
Fax: + 49(0) 82 13 46 66 11
[email protected]
www.meteocontrol.de
Skywarn Deutschland e. V.
Königsriehe 1, 49504 Lotte-Wersen
Tel: +49(0) 54 04 99 60 30
[email protected]
www.skywarn.de
Mitteilungen 01/2007
wir
34
Mitgliederzahl der DMG mit Tendenz nach oben
Jörg Rapp
Die Zahl der Mitglieder in der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft steigt seit drei Jahren wieder kontinuierlich an. War die Zahl zwischen 1995 und 2003
sukzessive um rund 110 gefallen, konnte seitdem eine
Zunahme um fast 80 auf 1677 Mitglieder festgestellt
werden.
Allein im vergangenen Jahr konnten 60 neue Mitglieder begrüßt werden. Dieser Zahl standen nur
34 Austritte und sechs Todesfälle gegenüber. Die mitgliederstärkste Gliederung ist der Zweigverein Frankfurt
(26 %), gefolgt vom Zweigverein Hamburg (23 %).
Fast gleichauf liegen die Zweigvereine in Berlin-Brandenburg, München und Rheinland (15 %). Leipzig bildet die kleinste Gruppe (6 %).
Neu eingetreten in 2006
Univ. Prof. Dr. Bodo Ahrens, ZVF
Franz Michael Albrecht, ZVF
Jörg Asmus, ZVF
Dr. Andreas Behrendt, ZVF
Dr. Rudolf Beinhauer, ZVH
Alexander Beitsch, ZVH
Eileen Dahms, ZVH
Anne Dallmeyer, ZVH
Sebastian Dikty, ZVH
Sven Eiermann, ZVR
Dr. Thomas Einfalt, ZVH
Tarek El-Madany, ZVH
Ralf Faßnacht, ZVF
Björn Hendrik Fock, ZVH
Claudia Frick, ZVF
Jenny Glashoff, ZVH
Dr. Klaus Görgen, ZVR
Ralf Hand, ZVH
Akio Hansen, ZVH
Katharina Hartmann, ZVBB
Robert Hausen, ZVBB
Denise Hertwig, ZVH
Peter Hoffmann, ZVH
Christiane Hofmann, ZVF
Alexander Hübener ZVH
Dr. Ingo Jacobsen, ZVF
Dr. Martina Junge, ZVBB
Regina Kohlhepp, ZVF
Katharina Elisabeth Koppe, ZVH
Stefanie Kremser, ZVBB
Mitteilungen 01/2007
Daniel Kunkel, ZVF
Thorsten Lang, ZVF
Christina Lehmann, ZVF
Kirstin Lehner, ZVF
Katrin Lonitz, ZVL
Georg Ludes, ZVR
Patrick Ludwig, ZVR
Anja Ludwig, ZVH
Prof. Dr. Jörg Matschullat, ZVL
Thomas Meyer, ZVL
Alexandra Mittermeier, ZVM
Sandra Neubauer, ZVH
Christian Neuhaus, ZVR
Dr. Susanne Pechtl, ZVM
David Piper, ZVM
Marc Puskeiler, ZVF
Marcus Rautenhaus, ZVH
Sabine Repp, ZVM
Almut Schaefer, ZVBB
Michael Schmidt, ZVF
Hans-Peter Schneider, ZVM
Ralf J. Schumacher, ZVM
Kevin Sieck, ZVH
Michael Sujatta, ZVH
Sarah-Lena von der Weiden, ZVF
Heinrich-Michael Walther, ZVF
Andreas Wassmann, ZVH
Tanja Weusthoff, ZVH
Katrin Zink, ZVF
Fa. AMS Gematronik
wir
35
Geburtstage
75 Jahre
Dieter Eickelpasch, 8.1.1932, ZVR
Dr. Eginhard Peters, 17.2.1932, ZVBB
86 Jahre
Heinrich Kaldik, 31.3.1920, ZVR
Prof. Dr. Hermann Pleiß, 26.2.1921, ZVL
76 Jahre
Dr. Benno Barg, 21.2.1931, ZVBB
Prof. Dr. Wolfgang Krauß, 1.1.1931, ZVH
Christa Lenk, 20.3.1930, ZVL
Dr. Dieter Lorenz, 12.1.1931, ZVM
Dr. Helga Naumann, 16.1.1931, ZVL
Prof. Dr. Hans R. Pruppacher, 23.3.1930, ZVF
87 Jahre
Otto Karl, 10.1.1920, ZVM
77 Jahre
Prof. Dr. Karl Höschele, 28.2.1930, ZVF
88 Jahre
Günter Höhne, 1.3.1919, ZVBB
96 Jahre
Werner Berth, 17.1.1911, ZVBB
Dr. Erich Süssenberger, 13.2.1911, ZVF
78 Jahre
Prof. Dr. Hans-Jürgen Bolle, 29.1.1929, ZVM
Reiner Kausch-Blecken v. Schmeling,
13.02.1929,ZVH
79 Jahre
Paul Schlaak, 10.1.1928, ZVB
80 Jahre
Dr. Manfred Ernst Reinhardt, 26.1.1927, ZVM
81 Jahre
Prof. Dr. Wolfgang Böhme, 11.3.1926, ZVBB
Dr. Günther Quilitzsch, 22.3.1925, ZVM
82 Jahre
Dr. Ingrid Buschner, 03.3.1925, ZVF
Prof. Dr. Christian Hänsel, 12.1.1925, ZVL
85 Jahre
Prof. Dr. Josef van Eimern, 16.3.1921, ZVM
In Memoriam
Klaus-Ingo Beele, ZVF
*12.6.1958
†31.1.2007
Bernd-Lothar Richter, ZVR
*31.7.1939
†Dez. 2006
Ulrich Zeeb, ZVF
*2.5.1927
†Dez. 2006
Mitteilungen 01/2007
tagungen
36
15.04.-20.04.2007
Wien (Österreich)
EGU General Assembly
http://meetings.copernicus.org/egu2007/
03.09.-06.09.2007
Helsinki (Finnland)
3. International Conference on Climate an Water
www.environment.fi/syke/cw3
07.05.-26.05.2007
Genf (Schweiz)
Exhibition of Meteorological and Hydrological
Instruments (METEOHYDEX 07)
http://www.meteohydex.com/
03.09.-07.09.2007
Hamburg
1st International Summer School on the MPI-M
Earth System Modeling Framework
issmes.enes.org
15.05.-17.05.2007
Göttingen
3. Internationales Medienfestival der Geowissenschaften - geOmovie 2007 – Schwerpunktthema Wasser
www.iwf.de/geomovie/
10.09.-14.09.2007
Hamburg
Meteorologentagung DACH 2007
http://meetings.copernicus.org/dach2007/
27.05.-01.06.2007
Crete (Griechenland)
1 st International Summit on Hurricanes and Climate
Change
www.aegeanconferences.org/HurricanesClimateChange/
index.asp
28.05.-01.06.2007 Alexandroupolis (Griechenland)
3. Workshop on Climate, Tourism and Recreation
www.mif.uni-freiburg.de/isb/
bis 30.05.2007 Herne
Sonderausstellung “Klima und Mensch. Leben in
Extremen“ des Westfälischen Museums für
Archäologie
04.06.-08.06.2007
Chambéry (Frankreich)
29th International Conference on Alpine Meteorology
(ICAM)
www.cnrm.meteo.fr/ICAM2007
04.06.-08.06.2007
Kuressaare (Estaland)
5th Study Conference on BALTEX
www.baltex-research.eu/conf2007
23.07.-27.07.2007
Barcelona (Spanien)
IEEE International Geoscience And Repote Sensing
Symposium
www.igarss07.org
20.08.-24.08.2007
Beijing (China)
10th International Meeting on Statistical Climatology
http://imsc.iap.ac.cn/10imsc/OtherNews_show.
asp?id=1
27.08.-31.08.2007
Hamburg
2nd International Conference on Earth System
Modelling
www.mpimet.mpg.de/icesm
Mitteilungen 01/2007
10.09.-14.09.2007
Trieste (Italien)
4. Europ. Conf. Severe Storms
www.essl.org/ECSS
18.09.-20.09.2007
Bremen
Fachkongress „Klimawandel und Tourismus“
www.klimahaus-bremerhaven.de
24.09.-28.09.2007
Amsterdam (Niederlande)
EUMETSAT Meteorological Satellite Conference and
the 15th American Meteorological Society (AMS)
Satellite Meteorology & Oceanography Conference
www.ametsoc.org/meet/eumetsat15sat.pdf
29.09.-05.10.2007
Bayreuth
Deutscher Geographentag, Thema: Umgang mit Risiken (Katastrophen, Destabilisierung, Sicherheit)
www.geographentag-bayreuth.de/
01.10.-05.10.2007 San Lorenzo de El Escorial (Spanien)
8. European Conference on Applied Meteorology
(ECAM) EMS/ECAM 2007
http://meetings.copernicus.org/ems2007/
30.06.-04.07.2007
Helsinki (Finnland)
Fifth European Conference on Radar in Meteorology
and Hydrology (ERAD 2008)
http://erad2008.fmi.fi/
22.09.-06.09.2008
Tokyo (Japan)
ICB2008 18th Internat. Congress on Biometeorology
www.icb2008.com/
medial
37
DACH 2007: Aufforderung zum Einreichen von Beiträgen
Wir möchten Sie darüber informieren, dass es ab sofort möglich ist, Beiträge zur ‚Meteorologentagung DACH
2007‘ in Form von Kurzfassungen (Abstracts) einzureichen. Die ‚Meteorologentagung DACH 2007‘ findet
in der Zeit 10. – 14. September 2007 in Hamburg in den Hörsälen des Meteorologischen Instituts sowie des
Max-Planck-Instituts für Meteorologie statt.
Hinweise über die technische Abfassung von Kurzfassungen und über die Einreichung entnehmen Sie bitte:
http://meetings.copernicus.org/dach2007/einreichung_kurzfassungen.html
Über den Link „Sitzungen“ auf http://meetings.copernicus.org/dach2007/startseite.html kommen Sie direkt auf
das Programm. Halten Sie bitte Ihre COSIS User-Nummer sowie Ihr Passwort bereit.
Reichen Sie bitte bis zum 30. April 2007 Ihre Beiträge ein, damit die Gutachter sowie die Koordinatoren ausreichend Zeit haben, Ihren Beitrag in das Tagungsprogramm einzuordnen.
Dr. Hein Dieter Behr
Dipl.-Met. Wolfgang Seifert
(Organisations-Komitee der DACH 2007)
Rezensionen
Stéphane Audeguy: Der Herr der Wolken.
Roman. Aus dem Französischen von
Elsbeth Ranke, 2006.
Leinen, mit Schutzumschlag und
Lesebändchen,
320 Seiten, € 19,80
ISBN 978-3-86555-026-2
Jörg Rapp
Der Japaner Kumo, ein Modeschöpfer aus Paris, erfüllt sich auf seine alten Tage hin einen Lebenstraum.
Er wird endlich seine riesige Bibliothek zum Thema
Wolken und Meteorologie ordnen. Und dabei dringt
er und mithin der Roman ein in die Welt zweier Jahrhunderte, in das Leben des Luke Howard, der Zeitgenosse von Goethe war und die Wolken systematisch
klassifizierte, in die Sphäre des Wolkenmalers Carmichael und, nicht zuletzt, in die Welt des Weltreisenden Richard Abercrombie, der zu Lebzeiten der Frage
nachgegangen ist, ob die Wolkenformen abhängig
von der Lage auf der Erde seien. Der Roman des französischen Autors Stéphane Audeguy fasziniert durch
die Verwebung von Fiktion und Wirklichkeit, die
mitunter auch vor profanen Daten nicht halt macht. So
geben der Erzähler Audeguy und der Wissenschaftler
Schneider-Carius („Wetterkunde – Wetterforschung“,
Alber-Verlag Freiburg, 1955) das Geburtsjahr des Engländers Abercrombie noch übereinstimmend mit 1842
an, aber beim Sterbedatum herrschen 20 Jahre Differenz. Nun ja, dies ist recht eigentlich nicht wichtig, wie
wohl doch viele historische Begebenheiten der Meteorologie stimmig erzählt und eingepasst werden. Der
Roman unterdes hat zwei Kulminationspunkte. Zum
einen die Enthüllung des so ominösen „AbercrombieProtokolls“, das angeblich ein berühmtes meteorologisch-bibliographisches Feuilletonrätsel darstellt, dessen reale Existenz ich aber nicht nachprüfen konnte.
Zum anderen eine äußerst beeindruckende Schilderung
des Atombombenabwurfs auf Hiroshima, den der Modepapst Kumo auf wundersame Weise überlebte.
Ob „Der Herr der Wolken“ wirklich ein “proustscher
Klimaroman“ ist, oder gar ein „letztes Meisterwerk des
20. Jahrhunderts“, wie in der französischen Presse zu
lesen war, mag bezweifelt werden. Aber den Rat, „das
Buch am besten auf dem Rücken liegend zu lesen, wie
beim Betrachten des Himmels“, ja, den kann man dem
Leser wohl ohne Zweifel weitergeben.
Mitteilungen 01/2007
medial
38
Karsten Brandt: Geisterwolken über Deutschland.
Projekte-Verlag, 2006. €19,50.
ISBN 978-3866341791.
Klaus D. Beheng
Im Oktober 2006 wurde von dem Dipl. Kaufmann und
Magister in Geschichte und Politik, Karsten Brandt, der
auch einer der Geschäftsführer des Internetwetterdienstes Donnerwetter.de GmbH ist, ein Büchlein veröffentlicht, das den Titel „Geisterwolken über Deutschland“
trägt. Mit dem Schlagwort „Geisterwolken“ wurde in
den Medien ein Phänomen bezeichnet, das am 19.7.2005
auch mit Radargeräten des Deutschen Wetterdienstes
registriert wurde. Es wurde mit großer Sicherheit durch
die Freisetzung von Düppel (metallisierten Kunststofffasern) durch Militärflugzeuge verursacht. Dieses Phänomen wurde schon in den Mitteilungen der Deutschen
Meteorologischen Gesellschaft (Heft 03/04-2005) treffend analysiert; die Ergebnisse dieser Analyse wurden
später durch eigene Untersuchungen, die etwa zeitgleich mit der Veröffentlichung des Büchleins bekannt
gemacht wurden, bestätigt.
Um es vorwegzunehmen: Den Autor dieser Rezension haut das Büchlein, um im Jargon von Herrn Brandt
zu bleiben, nicht gerade aus dem Sessel.
Der Inhalt des Büchleins mit einem Umfang von 12
Kapiteln auf 83 Seiten ist eine Mischung aus Erlebnisbericht, Präsentation von harten und weichen Fakten,
Interpretationen und Meinungen. Das Thema dient auch
als Aufhänger, den Donnerwetter.de-Wetterservice intensiv vorzustellen, von einer Anzeige gegen Unbekannt zu berichten und auf eine Kontroverse mit dem
Meteomedia-Protagonisten Jörg Kachelmann einzugehen. Zur Sache wird wenig Neues geschrieben. Und
das, was an Sachlichem geschrieben steht, ist zum Teil
merkwürdig, nicht nachvollziehbar bis falsch.
Hier eine kurze Aufzählung von einigen Beispielen.
Es wird von erfahrenen Meteorologen gesprochen, die
aber die Radarbilder wenig kenntnisreich bewertet haben. Radarstrahlen werden natürlich auch von Düppel-
Mitteilungen 01/2007
fasern reflektiert, die nicht nur exakt die halbe Wellenlänge der abgestrahlten elektromagnetischen Wellen
haben, aber nicht optimal. Das Gewicht (statt die Masse) einer Düppelfaser gibt Herr Brandt mit geschätzten
0,25 g an. Damit wäre eine Düppelfaser nur rund 20mal
leichter als ein Badmintonfederball, der eine Masse von
etwa 5 g hat (Bemerkung: Die Masse einer Düppelfaser
ist ca. 3 x 10-5 g, also etwa 10.000fach geringer als die
genannten 0,25 g). Weiterhin wird bemerkt, dass mindestens 1 Düppel pro 50 Kubikmeter Luft ausreicht,
„um eine Reflektion (richtige Schreibweise laut Duden: Reflexion, Anmerkung des Rezensenten) im Radarstrahl zu erzielen“. Nun, Reflexion ist nicht gleich
Reflexion, entscheidend ist vielmehr, wie stark diese in
Abhängigkeit der Düppel-Konzentration ausfällt (Anmerkung: Bei den beobachteten Radarreflektivitätswerten ist eher von einer Konzentration von ganz grob 1
Faser pro 100.000 Kubikmetern auszugehen). Und um
zu entscheiden, ob die (immer stattfindende) Reflexion stark genug ist, um auch messbar zu sein, fehlt die
wichtige Angabe, in welcher Entfernung vom Radarstandort diese Konzentration erreicht werden muss,
weil die empfangene Leistung umgekehrt proportional
zum Quadrat des Abstands zwischen Sender und Empfänger ist. Weiter rechnet Herr Brandt vor (S. 45), dass
4 Mio. Düppel auf einer Fläche der Länge 200 km und
der Breite 50 km hätten ausgesetzt werden müssen. Die
Folgerung, dass mindestens eine Tonne Material hätte
ausgebracht werden müssen, um das Geisterwolkenphänomen zu verursachen, kann mit den in diesem Kapitel
aufgeführten Angaben nicht nachvollzogen werden und
wird vom Rezensenten auch stark angezweifelt. Übrigens errechnet sich die Fläche mit obigen Maßen zu
10.000 km2, was in einem interessanten Kontrast zu einer anderen Flächenangabe, die auf Seite 77 präsentiert
wird, steht: Hier sind es 100.000 km2.
Zum Schluss möchte der Rezensent auf den letzten
Satz dieses Büchleins verweisen, der lautet: „Die Öffentlichkeit hat hier das letzte Wort, bei der Bewertung
der Vorgänge über Norddeutschland.“ Ob eine belastbare Bewertung durch die Öffentlichkeit auf der Grundlage des Inhalts des Büchleins möglich ist, darf füglich
bezweifelt werden. Basta.
anerkannte beratende meteorologen
Anerkennungsverfahren durch die DMG
Zu den Aufgaben der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft gehört die Förderung der Meteorologie als
angewandte Wissenschaft. Die DMG führt ein Anerkennungsverfahren für beratende Meteorologen durch. Dies
soll den Bestellern von meteorologischen Gutachten die Möglichkeit geben, Gutachter auszuwählen, die durch
Ausbildung, Erfahrung und persönliche Kompetenz als Sachverständige für meteorologische Fragestellungen
besonders geeignet sind. Die Veröffentlichung der durch die DMG anerkannten beratenden Meteorologen erfolgt auch im Web unter http://dmg-ev.de/gesellschaft/aktivitaeten/meteorologen_sachverstaendige.htm, sowie weitere Informationen finden sich unter http://dmg-ev.de/gesellschaft/aktivitaeten/meteorologen.htm
Meteorologische Systemtechnik
Windenergie
Dr. Norbert Beltz
Schmelzerborn 4
65527 Niedernhausen
<[email protected]>
Windenergie
Windenergie
Dr. Daniela Jacob
Oldershausener Hauptstr. 22a
21436 Oldershausen
Tel.: 04133/210696
Fax: 04133/210695
<[email protected]>
Dr. Bernd Goretzki
Wetter-Jetzt GbR
Hauptstraße 4
14806 Planetal-Locktow
Tel:. 033843/41925
Fax: 033843/41927
<[email protected]>
www.wetter-jetzt.de
Ausbreitung von Luftbeimengungen
Stadt- und Regionalklima
Dipl.-Met. Werner-Jürgen Kost
IMA Richter & Röckle /Stuttgart
Hauptstr. 54
70839 Gerlingen
Tel.: 07156/438914
Fax: 07156/438916
<[email protected]>
Ausbreitung von Luftbeimengungen
Stadt- und Regionalklima
Prof. Dr. Günter Groß
Universität Hannover
- Institut für Meteorologie Herrenhäuser Str. 2
30419 Hannover
Tel.: 0511/7625408
<[email protected]>
Ausbreitung von Luftbeimengungen
Dipl.-Phys. Wetterdienstassessor Helmut Kumm
Ingenieurbüro für Meteorologie und techn. Ökologie
Kumm & Krebs
Tulpenhofstr. 45
63067 Offenbach/Main
Tel.: 069/884349
Fax: 069/818440
<[email protected]>
Hydrometeorologie
Windenergie
Dr. Josef Guttenberger
Hinterer Markt 10
92355 Velburg
Tel.: 09182/902117
Fax: 09182/902119
<[email protected]>
Ausbreitung von Luftbeimengungen
Dipl.-Met. Wolfgang Medrow
c/o RWTÜV Anlagentechnik
Postfach 103261
45032 Essen
Tel.: 0201/825-3263
Fax: 0201/8253262
<[email protected]>
Standortklima
Windenergie
Dr. Barbara Hennemuth-Oberle
Classenstieg 2
22391 Hamburg
Tel.: 040/5361391
<[email protected]>
Windenergie
Dr. Heinz-Theo Mengelkamp
Anemos
Sattlerstr. 1
21365 Adendorf
Tel.: 04131/189577
Fax: 04131/18262
<[email protected]>
Mitteilungen 01/2007
39
anerkannte beratende meteorologen
40
Stadt- und Regionalklima, Ausbreitung von
Luftbeimengungen, Windenergie
Dr. Jost Nielinger
iMA Richter & Röckle - Niederlassung Stuttgart
Hauptstr. 54
70839 Gerlingen
Tel.: 07156/438915
Fax: 07156/438916
<[email protected]>
Stadt- und Regionalklima, Hydrometeorologie,
Meteorologische Systemtechnik
Dr. Bernd Stiller
Winkelmannstraße 18
15518 Langewahl
Tel.: 03361/308762
mobil: 0162/8589140
Fax: 03361/306380
<[email protected]>
www.wetterdoktor.de
Stadt- und Regionalklima
Ausbreitung von Luftbeimengungen
Dipl.-Met. C.-J. Richter
IMA Richter & Röckle
Eisenbahnstr. 43
79098 Freiburg
Tel.: 0761/2021661/62 Fax: 0761/20216-71
<[email protected]>
Luftchemie und Messtechnik
Dr. Rainer Schmitt
Meteorologie Consult GmbH
Frankfurter Straße 28
61462 Königsstein
Tel.: 06174/61240
Fax: 06174/61436
Ausbreitung von Luftbeimengungen
Standortklima
Dipl.-Met. Axel Rühling
Ingenieurbüro Lohmeyer GmbH & Co. KG
An der Roßweid 3
76229 Karlsruhe
Tel.: 0721/625100
Fax: 0721/6251030
<[email protected]>
Windenergie
Dr. Thomas Sperling
Universitaet zu Koeln
Institut f. Geophysik und Meteorologie
Kerpener Str. 13
50937 Koeln
mobil: 0162 946 62 62
<[email protected]>
Stadt- und Regionalklima
Ausbreitung von Luftbeimengungen
Prof. Dr. Axel Zenger
Werderstr. 6a
69120 Heidelberg
Tel.: 06221/470471
<[email protected]>
Anerkennungsverfahren Wettervorhersage
Die DMG ist der Förderung der Meteorologie als reine und angewandte Wissenschaft verpflichtet, und dazu gehört auch die
Wetterberatung. Mit der Einrichtung des Qualitätskreises Wetterberatung soll der Zunahme von Wetterberatungen durch
Firmen außerhalb der traditionellen nationalen Wetterdienste Rechnung getragen werden. Die DMG führt seit über 10 Jahren ein Anerkennungsverfahren für meteorologische Sachverständige/Gutachter durch. Dabei ist bisher das Arbeitsgebiet
Wetterberatung ausgeschlossen worden. Die Arbeit in der Wetterberatung ist von der Natur der Sache her anders geartet als
die Arbeit eines Gutachters. In der Regel wird Wetterberatung auch nicht von einzelnen Personen, sondern von Firmen in
Teamarbeit angeboten. Für Firmen mit bestimmten Qualitätsstandards in ihrer Arbeit bietet die DMG mit dem Qualitätskreis die Möglichkeit einer Anerkennung auf Grundlage von Mindestanforderungen und Verpflichtungen an.
Weitere Informationen finden Sie auf http://dmg-ev.de/gesellschaft/aktivitaeten/wetterberatung.htm
Anerkannte Mitglieder:
Deutscher Wetterdienst
Meteotest Schweiz
MC-Wetter
WetterWelt GmbH
Mitteilungen 01/2007
Abbildungen zum Artikel „Hochaufgelöste regional Klimaszenarien für
Deutschland, Österreich und die Schweiz“, Seife 10 ff.
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Abb. 1: Jahresniederschlagsmenge über dem Alpenraum aus Beobachtungen (oben: FREI et al., 2003) und REMO- Simulationen mit einer horizontalen Auflösung von 50 km (unten links) und 10 km (unten rechts).
Abb. 3: Relative Niederschlagsänderung im Sommer (linkes Bild) und im Winter (rechtes Bild) für die Jahre 2071–2100 gegenüber dem Vergleichszeitraum 1961–90 unter der Annahme des A1B-Szenarios. Das Änderungssignal wurde mit einem digitalen neun Punktefilter geglättet.
Deutsch – Österreichisch – Schweizerische
Meteorologen-Tagung
10. – 14. September 2007 in Hamburg, Deutschland
Die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG), die Österreichische Gesellschaft für Meteorologie (ÖGM) und die Schweizerische
Gesellschaft für Meteorologie (SGM) laden ein zur Deutsch-Österreichisch-Schweizerischen Meteorologen-Tagung DACH 2007.
Sie ist eine gemeinsame, zentrale Plattform aller Wissenschaftler,
die in der Meteorologie und in verwandten Wissenschaften tätig sind.
Es werden die physikalischen und chemischen Vorgänge in der
Atmosphäre sowie die sie beeinflussenden Wechselwirkungen
(Luftbeimengungen und Untergrund) behandelt. Neben einem breiten
Angebot meteorologischer Themen bildet die Ozeanographie einen
besonderen Schwerpunkt.
http://meetings.copernicus.org/dach2007
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