VORTRAGSREIHE 2009 KULTURELLE DIFFERENZEN: DIE ANDEREN UND WIR ORGANISIERT VOM Lehrstuhl Sozialarbeit und Sozialpolitik Deutschsprachiger Lehrstuhl Universität Freiburg Rte de Bonnesfontaines 11 CH–1700 Fribourg http://www.unifr.ch/travsoc/d/ ZEIT UND ORT: Dienstag: 17:15 – 19:15 Uhr Miséricorde Auditorium B Avenue de l’Europe 20 CH–1700 Fribourg TITELBILD (modifiziert): http://www.cartoonstock.com/lowres/rjo0268l.jpg VORTRAGSREIHE KULTURELLE DIFFERENZEN: DIE ANDEREN UND WIR Frühlingssemester 2009 Prof. Monica Budowski Prof. Michael Nollert VORTRAGSREIHE KULTURELLE DIFFERENZEN: DIE ANDEREN UND WIR EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK UND ORGANISATION 17.02.09 Monica Budowski und Michael Nollert BLOCK 1: KONZEPTE 24.02.09 Frances Stewart, Universität Oxford (Entwicklungsökonomie) Horizontal inequalities: why they are important and approaches to measurement 03.03.09 Klaus Kraemer, Universität Münster (Soziologie) Integration und Desintegration 10.03.09 Christian Giordano, Universität Fribourg (Sozialanthropologie) Kulturelle Differenzen im Rechtsverfahren. Der Anthropologe als Gerichtsexperte 17.03.09 Monica Budowski und Michael Nollert, Universität Fribourg (Sozialarbeit und Sozialpolitik) Differenzen, Kultur und soziale Konflikte BLOCK 2: BEFUNDE 24.03.09 Anne Juhasz, Universität Bochum (Migrationsforschung) Differenz, Multikulturalität, Parallelgesellschaft 31.03.09 Arno Tausch, Universität Innsbruck (Politologie) Asabiyya. Towards a re-interpretation of global value change, based on a quantitative analysis of the «World Values Survey» data 21.04.09 Eric Davoine, Universität Fribourg (Betriebswissenschaft) Die Herausforderung von kulturellen Differenzen in Unternehmen: Management von und mit Diversity 28.04.09 Wim van Oorschot, Universität Tilburg (Soziologie) Cultural Diversity, Welfare and Solidarity towards Immigrants in the context of the European Social Model 05.05.09 Werner Seitz, Bundesamt für Statistik Neuchâtel (Politologie) Politkulturelle Differenzen in der Schweiz 12.05.09 Winfried Kronig, Universität Fribourg (Heilpädagogik) Migration – Über die Inszenierung einer sozialen Kategorie im Bildungssystem 19.05.09 Monica Budowski und Michael Nollert, Universität Fribourg (Sozialarbeit und Sozialpolitik) Zusammenfassung, Schlussdiskussion, Fragen 26.05.09 Prüfung Frances Stewart ♦ Universität Oxford Horizontal inequalities: why they are important and approaches to measurement (24.02.09) This lecture will explain the concept of horizontal inequalities, discuss why it is important in terms of wellbeing, economic growth and political stability, reporting on some findings of a research programme of the Centre for Research on Inequality, Human Security and Ethnicity at the University of Oxford. The lecture will include some discussion on how to measure horizontal inequalities. Biografische Angaben Frances Stewart, MA, DPHIL, OXON Professor at the University of Oxford, is a Development economist. She is Director of the Centre for Research on Inequality, Human Security and Ethnicity (CRISE) in the University of Oxford and fellow of Somerville College, and former director of the University’s International Development Centre (1993-2003). Books include Horizontal Inequalities and Conflict: Understanding Group Violence in Multiethnic Societies’ (co-author) Palgrave, 2008; Adjustment with a Human Face, with G. A. Cornia and R. Jolly, OUP, 1987, War and Underdevelopment: the Economic and Social Consequences of Conflict, with Valpy Fitzgerald and others, OUP 2000; and Group Behavior and Development (with Judith Heyer and Rosemary Thorp) as well as numerous articles. She is President of the Human Development and Capability Association and was President of the U.K. and Irish Development Studies Association, 1990-1992, and a member and Vice-Chairman of the International Food Policy Research Institute (2000-2006) and an Overseer of the Thomas Watson Institute, Brown University from 1999-2008. She is a member and vice-chair of the United Nations Committee for Development Policy. Areas of research: Conflicts in developing countries; poverty and human development; group behaviour. Webpage: http://www.economics.ox.ac.uk/index.php/staff/stewart/ 1 Klaus Kraemer ♦ Westfälische Wilhelm-Universität Münster Integration und Desintegration (03.03.09) In zahlreichen sozialwissenschaftlichen Debatten wird Integration als normatives Leitbild für eine «gute Gesellschaft», Desintegration hingegen als pathologischer «Störfall» gedeutet, der vom Normalfall einer gelingenden Integration abweicht. Die wissenschaftliche Verwendung der Begriffe Integration und Desintegration ist allerdings alles andere als eindeutig. In diesem Beitrag wird gefragt, was diese Begriffe noch für eine moderne Gesellschaftsanalyse im Allgemeinen und die Analyse gegenwärtiger sozialer Probleme im Besonderen leisten. Zunächst werden die Grundannahmen der konventionellen Integrations- und Desintegrationstheorie herausgearbeitet, um hierauf aufbauend ihre Plausibilität auf der Folie von drei ausgewählten Problemfeldern zu erörtern. Die Überlegungen zur Tragfähigkeit des Integrationsparadigmas für eine zeitgenössische Gesellschaftsanalyse werden abschliessend am Beispiel kultureller Differenzen kritisch überprüft. Biografische Angaben Klaus Kraemer (geb.1962), PD Dr., Vertretungsprofessur für Soziologie an der Westfälischen Wilhelm-Universität Münster. Studium der Soziologie, Politikwissenschaft und Geschichte an der Universität Münster, Promotion und Habilitation in Soziologie. Zuvor wissenschaftlicher Geschäftsführer des Zentrums für Umweltforschung der Universität Münster (1995-2002) und wissenschaftlicher Mitarbeiter des FIAB an der Ruhr-Universität Bochum (2002-2007). Ausgewählte neuere Publikationen: Umwelt und soziale Ungleichheit. In: Leviathan. Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Heft 3/2007. Die soziale Konstitution von Umwelt, Wiesbaden 2008; Integration und Desintegration. In: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie, Heft 1/2008; Prekarität – Was ist das? In: Arbeit. Zeitschrift für Arbeitsforschung, Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik, Heft 2/2008. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Arbeits- und Wirtschaftssoziologie, Soziologie sozialer Ungleichheit, Umweltsoziologie, Allgemeine Soziologie. Webpage: http://www.ruhr-uni-bochum.de/fiab/institut/kraemer-biogr.html 2 Christian Giordano ♦ Universität Fribourg Kulturelle Differenzen im Rechtsverfahren. Der Anthropologe als Gerichtsexperte (10.03.09) Durch die massiven Immigrationsbewegungen während der letzten Jahrzehnte hat die kulturelle Vielfalt im gesamteuropäischen Raum erheblich zugenommen. Diese Tatsache hat dazu geführt, dass sich inzwischen auch verschiedene Rechtsverständnisse mit entsprechenden Rechtssensibilitäten in den Residenzgesellschaften etabliert haben, die nicht unbedingt mit dem Rechtssystem okzidentaler Tradition vereinbar sind. Hiermit ist aber ein kulturell geprägter Rechtskonflikt geradezu vorprogrammiert. Immer häufiger lässt sich feststellen, dass bestimmte Delikte, die von Migranten verübt werden, eine kulturelle Matrix besitzen, die sich für die gerichtlichen Instanzen als eine rätselhafte Herausforderung erweisen. In diesem Vortrag soll in erster Linie die Rolle des Anthropologen, der die Tücken und Trugschlüsse der cultural defense angelsächsischer Provenienz vermeiden will, als Experte im Gerichtsverfahren hinterfragt werden. Im Hinblick auf die Tatsache der zunehmenden kulturellen Vielfalt in den europäischen Nationalstaaten soll am Ende des Vortrages noch die Frage diskutiert werden, ob und inwieweit rechtspluralistische Systeme, wie vom Erzbischof von Canterbury angedeutet wurde, für okzidentale Immigrationsgesellschaften sinnvoll sein könnten. Biografische Angaben Christian Giordano (geb. 1945), Prof. Dr. Dr h.c. für Sozialanthropologie an der Universität Fribourg. Studium der Volkswirtschaft und Jura in Bern und Soziologie, Kunstgeschichte, Romanistik in Heidelberg, 1973 Promotion in Soziologie, 1987 Habilitation mit venia legendi für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie (Universität Frankfurt/M.). Dr. honoris causa (Universität Timisoara, Rumanien). Er hatte verschiedene Professuren inne und war Gast an in- und ausländischen Universitäten, z.B. in Paraguay, Neapel, Torun (Polen), Berlin, Salzburg, Moskau, Malta, Sofia, Brasilien, Malaysia, Italien. Publikationen u.a.: Die Betrogenen der Geschichte. Überlagerungsmentalität und Überlagerungsrationalität in mediterranen Gesellschaften (1992); Multikulturalismus und Mutlilinguismus (2002); Wertkonflikte und Wertewandel (2005), Theorie und Praxis. Brüche und Brücken (2006). Arbeitsgebiete: Transformation in Osteuropa, Mediterrane Gesellschaften; Soziales Vertrauen, Klientelismus, Mafia und Korruption; Ehre und Würde; Nationalismus und Ethnizität, kulturelle Vielfalt und interethnisches Zusammenleben. Webpage: http://www.unifr.ch/anthropos/fr/collab/presentation_giordano.php 3 Monica Budowski und Michael Nollert ♦ Universität Fribourg Differenzen, Kultur und soziale Konflikte (17.03.2009) In jüngster Zeit werden viele Konflikte auf (unkompatible) kulturelle Differenzen zurückgeführt. Dieses Referat soll mögliche Debatten im Hinblick auf das Thema der Vortragsreihe «Kulturelle Differenzen: die anderen und wir» aufzeigen. Im Vordergrund stehen die relevanten Begriffe und Konzepte sowie deren Auswirkungen auf die Kohäsion der Gesellschaft. Im ersten Teil wird auf die Konzepte «Differenz», «Kultur» und unterschiedliche Verständnisse von Kultur eingegangen. Dabei zeigt sich, dass Differenzen eine sehr enge Beziehung zu Ungleichheiten aufweisen und dass Kultur ein schillerndes und mehrdeutiges Konzept ist. Trotz der begrifflichen «Unfassbarkeit» von «Kultur» gibt es heute unter-schiedliche Verständnisse davon und wird der Begriff unterschiedlich verknüpft, z.B. mit Identitäten, Strukturen, Alltagspraktiken oder Produkte. Ausserdem zeigt sich das die Dichotomie «die anderen und wir» in heutigen Gesellschaften zu kurz greift. Im zweiten Teil werden die Auswirkungen von kulturellen Differenzen auf die soziale Kohäsion beleuchtet. Dabei wird zum einen argumentiert, dass solche Differenzen in der Tat konfliktiv wirken, wenn sie Grundlage für Prozesse der «sozialen Schliessung» bieten und im Sinne von «horizontalen Ungleichheiten» mit sozioökonomischen Ungleichheiten korrelieren. Zum andern wird im Sinne Georg Simmels Konzept der «Kreuzung sozialer Kreise» betont, dass kulturelle Differenzen auch sozial integrativ wirken können, und zwar dann, wenn sie wie in der Schweiz quer zu anderen sozialen Konfliktlinien (cleavages) verlaufen und damit Individuen hervorbringen, die von multiplen Identitäten geprägt sind. Biografische Angaben Webpage: http://www.unifr.ch/travsoc/d/Mitarbeitende/indexmitarbeitende.html 4 Anne Juhasz ♦ Ruhr-Universität Bochum Differenz, Multikulturalität, Parallelgesellschaft (24.03.09) Sowohl in der öffentlichen als auch in der politischen Debatte wird die Einwanderung in die Schweiz seit Jahrzehnten als Problem betrachtet. Die normativen Konzepte, auf die dabei Bezug genommen wird, haben sich im Laufe der Jahre verändert; während zunächst Assimilation und damit kulturelle Anpassung der Migrant/innen als erstrebenswertes Ziel galt, wurde später unter dem Begriff der Multikulturalität die Beibehaltung kultureller Differenzen propagiert. Angesichts der Angst vor der Entstehung von Parallelgesellschaften ist dieses Konzept mittlerweile wieder in Frage gestellt worden. Heute wird in der schweizerischen Ausländerpolitik die Integration der Migrant/innen gefordert und mit zahlreichen Massnahmen «gefördert. Auch wenn sich dies auf den ersten Blick von der alten Vorstellung der Assimilation unterscheidet, wird faktisch doch wieder die kulturelle Anpassung der Migrant/innen angestrebt, wie an zahlreichen aktuellen Integrationsprojekten belegt werden kann. Damit werden nach wie vor soziale und politische Probleme in der Schweiz erstens als Probleme kultureller Differenz und zweitens als von Migrant/innen importierte Probleme gedeutet und bearbeitet, wobei drittens unterstellt wird, dass die Einwanderung eines der grössten gegenwärtigen Probleme der Schweiz darstellt. Verglichen mit anderen Ländern sind die Migrant/innen in der Schweiz jedoch gut integriert, und es scheint, dass sich die schweizerische Diskussion über Migration und Integration mehr an den Debatten in den umliegenden europäischen Ländern als an ihrer eigenen Realität orientiert. Im geplanten Vortrag sollen diese Phänomene näher beleuchtet werden. Argumentiert wird, dass die Skandalisierung von und die politischen Antworten auf Migration in der Schweiz nicht in erster Linie mit einem tatsächlichen Assimilations- oder Integrationsproblem der Migrant/innen zu tun haben, sondern dass sich darin vielmehr Probleme der Schweiz im Umgang mit sich verändernden gesellschaftlichen Strukturen innerhalb und ausserhalb der nationalstaatlichen Grenzen widerspiegeln. Biografische Angaben Anne Juhasz (geb. 1973), Prof. Dr., Juniorprofessorin für Qualitative Methoden der Sozialwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum. Studium der Soziologie, Sozialpsychologie und Sozialpädagogik an den Universitäten Basel, Zürich und Frankfurt am Main. Promotion in Soziologie an der Universität Zürich. Publikationen u.a. Integration und Chancengleichheit – Schulische Separation schlecht Deutsch sprechender Kinder aus soziologischer Sicht (2000); Neue soziale Ungleichheit in der Arbeitswelt (Theorie und Methode) (2007). Schwerpunkte in Forschung und Lehre: Migration, Integration, soziale Ungleichheit, Jugend, intergenerationale Transmission, Rekonstruktive Sozialforschung. Webpage: http://www.ruhr-uni-bochum.de/sowi/qual_meth/index.html 5 Arno Tausch ♦ Universität Innsbruck Asabiyya. Towards a re-interpretation of global value change, based on a quantitative analysis of the «World Values Survey» data (31.03.09) Our quantitative study takes up the idea of «Asabiyya» (social cohesion), inherent in classic Arab historiography. Is «modernization» without «spiritual values» possible in the long run? Starting from a multivariate analysis of the World Values Survey data, it is shown that two factors are decisive in understanding global value change: traditional versus secular», and a continuum of «cheating versus active society». «Asabiyya» is defined then empirically by the residuals from the factor scores of these two variables, and is seen as a way out from the modernization trap of societies, characterized by large-scale social anomaly. Biografische Angaben Arno Tausch (geb. 1951), Dr., Adjunct Professor of Political Science at Innsbruck University is an Austrian political scientist and one of the founders of quantitative world system and development research in Europe. His research program is focused on world systems theory, development studies and dependency theory, European studies in the framework of core-periphery relationships, and quantitative peace studies. He authored or co-authored 13 books in English, 5 books in German, and in all over 190 printed or electronic scholarly and current affairs publications in 24 countries around the globe. Webpage: http://en.wikipedia.org/wiki/Arno_Tausch E-Mail: [email protected] 6 Eric Davoine ♦ Universität Fribourg Die Herausforderung von kulturellen Differenzen in Unternehmen : Management von und mit Diversity (21.04.09) Kulturelle Differenzen stellen eine Herausforderung für das Zusammenarbeiten in Unternehmen dar, die weit über Kommunikationsschwierigkeiten und Stereotypisierung hinausgeht. Anhand von Studienergebnissen und Fallbeispielen werden wir im ersten Teil des Vortrags die Bedeutung der Multikulturalität im Managementalltag aufzeigen. Mitarbeiter aus unterschiedlichen Kulturen zeigen unterschiedliche Vorstellungen und Erwartungen bezüglich Arbeitsweisen, Zielsetzungen, Hierarchieverständnis und Entscheidungsprozessen. Sogar Organisationsstrukturen und Managementinstrumente, die in Unternehmen angewendet werden, können kulturell geprägt sein. Diese Multikulturalität findet sich in besonders ausgeprägter Form in den Filialen multinationaler Unternehmen und in multikulturellen Projektteams. Der zweite Teil des Vortrags setzt sich mit Massnahmen und Lösungsansätzen auseinander, die implementiert werden, um diese kulturelle Vielfalt in Unternehmen wahrzunehmen. In diesem Sinne werfen wir ein Augenmerk auf das Konzept von Diversity Management, das sich in letzter Zeit institutionalisiert hat. Mit welchen Ansätzen und Massnahmen wird Diversity Management implementiert? Hält das Diversity Management Konzept, was es verspricht? In wie fern handelt es sich auch bei Diversity Management um ein kulturell geprägtes Konzept? Biografische Angaben Eric Davoine (geb. 1967), Prof. Dr. für Human Resource Management und Organisation an der Universität Fribourg. Studium der Betriebwirtschaftslehre an der ESCP-EAP Paris-Oxford-Berlin und der Soziologie an der Universität Lyon, Promotion zum Dr. rer. pol. an der Universität Freiburg i. B. und an der Universität Lyon. Assistent am Frankreich-Zentrum der Universität Freiburg i. B., Maître de Conférences à l’Université de Haute-Alsace; seit 2007 Vize-Präsident des Hochschullehrerverbandes AGRH; Publikationen: L’Effectivité des Normes Sociales Internationales dans l’Activité Economique (2008); Wahrnehmungs- und Bestätigungsformen des Vertrauens im deutsch-französischen Vergleich (2002); Zeitmanagement Deutscher und Französischer Führungskräfte: eine Empirische Untersuchung (2002). Forschungsschwerpunkte: vergleichende Organisations- und Managementforschung und Evaluation von HRM-Instrumenten und –Praktiken. Webpage: http://www.unifr.ch/rho/index.htm 7 Wim van Oorschot ♦ Universität Tilburg Cultural Diversity, Welfare and Solidarity towards Immigrants in the context of the European Social Model (28.04.09) One important element in the debate about the relationship between immigration and welfare is a concern that the influx of immigrants into Europe may threaten the sustainability of the «European Social Model» and its national varieties. American scholars who draw a parallel with the American situation particularly articulate strong warnings in this respect. The main thrust of their arguments is that cultural diversity has a negative effect on the comprehensiveness and generosity of welfare, especially if welfare use is associated with a subordinate minority. This American warning is intriguing, and a reason to focus this lecture on the relation between immigration and welfare from an EU cross-national perspective. Specifically, the focus is on the informal solidarity that Europeans feel towards immigrants relative to other vulnerable groups in society, like elderly people, sick and disabled people, and unemployed people. With data from the European Values Study the lecture will answer the question whether the degree of informal solidarity towards migrants differs between European countries, and what relations such differences have with welfare state characteristics and measures of cultural diversity. Biografische Angaben Wim van Oorschot (born 1955) Prof. Dr, is Professor of Sociology at the Department of Sociology of Tilburg University, The Netherlands, and Honorary Professor at the Centre for Comparative Welfare Studies CCWS of Aalborg University, Denmark. He is co-founder and Honorary President of The Network for European Social Policy Analysis ESPAnet, and Director of the European Data Center for Work and Welfare EDACwowe. His research interests regard the social legitimacy of the welfare state, the relationships between culture and welfare, as well as the relationships between welfare and social cohesion. Most of his work applies a cross-national comparative perspective. His most recent book (with Birgit Pfau-Effinger and Michael Opielka) is Culture and Welfare State: Values and social policy in comparative perspective (Edward Elgar, London). Webpage: http://spitswww.uvt.nl/~worschot/ 8 Werner Seitz ♦ Bundesamt für Statistik, Neuenburg Politkulturelle Differenzen in der Schweiz (05.05.09) Dass die politische Schweiz vielfältig gespalten ist, gehört zu den Charakteristiken schweizerischer Politik, genauso wie – und vor allem – der Umgang mit diesen Spaltungen. Am bekanntesten dürfte die sprachregionale Konfliktlinie des so genannten «Röstigrabens» sein, älter sind jedoch die Spaltungen nach Konfession oder nach Stadt-Land. Phasenweise intensiv war der Konflikt zwischen Kapital und Arbeit, während die Konfliktlinie zwischen Gewinnern und Verlieren der Globalisierung neueren Datums ist. Dank der über 500 eidgenössischen Volksabstimmungen verfügen wir über einen Fundus von Informationen über Art und Intensität der verschiedenen Konfliktlinien in der Schweiz seit 1866. Diese bilden zwar nicht alle Spaltungen der Gesellschaft ab, sie vermögen aber interessante Aufschlüsse über einige von ihnen zu geben. So ist nicht jede Spaltung gleichermassen virulent und die Themen, über die sie aktiviert werden, können sich ändern. Konflikte, die einst heftig ausgetragen wurden, können sich abschwächen, während andere an Intensität gewinnen. Biografische Angaben Werner Seitz (geb. 1954), Dr., Bereichsleiter «Wahlen und Abstimmungen» im Bundesamt für Statistik. Er studierte Philosophie, Schweizer Geschichte, Staatsrecht und Verfassungsgeschichte an der Universität Bern und promovierte mit einer Arbeit über die politische Kultur und das Abstimmungsverhalten. Zuvor arbeitete am Forschungszentrum für schweizerische Politik und am Soziologischen Institut der Universität Bern. Seit 2004 leitet er dort die Sektion «Politik, Kultur, Medien». Seitz verfasste eine Reihe von Analysen zu den Themen Wahlen und Parteienlandschaft in der Schweiz, Frauen in der Politik, Volksabstimmungen und politische Kultur. Jüngste Publikation: «Die Grünen in der Schweiz. Ihre Politik, ihre Geschichte, ihre Basis», 2008 (als Mitherausgeber und Mitautor). Webpage: http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index.html 9 Winfried Kronig ♦ Universität Fribourg Migration – Über die Inszenierung einer sozialen Kategorie im Bildungssystem (12.05.09) Um die bessere Erklärung von Bildungsungleichheiten konkurrieren zwei unterschiedliche Theorieangebote. Während Theorien der Rationalen Wahl die Schule als neutrales Austragungsfeld des Bildungswettbewerbs sehen, interpretieren die kaum älteren strukturellen Reproduktionstheorien die Bildungsungleichheiten mit den Eigenheiten und Eigengesetzlichkeiten des Bildungssystems. Das Datenmaterial aus zwei Längsschnittstudien an Schweizer Schulklassen dokumentieren irritierende Effekte. Langfristig ist die Schule an der Produktion jener Heterogenität beteiligt, über die sie sich routiniert beklagt. Die Heterogenität der Schülerpopulation ist didaktisch wohl ein Problem, organisatorisch ist sie die Lösung. Dies kann mit Ergebnissen zur Leistungsbewertung und zur Bildungsselektion illustriert werden. Möglicherweise sind die empirischen Auffälligkeiten das Resultat einer Schule, deren Bildungsangebot gleichzeitig von ideellem Wert und von instrumentellem Nutzen ist. Biografische Angaben Winfried Kronig (geb. 1967), Prof. Dr., Studium der Allgemeine Heil- und Sonderpädagogik in Fribourg, Promotion und Habilitation in Fribourg. Berufung als Ordentlicher Professor für Heilpädagogik an die Universität Fribourg im Jahr 2007. Während 2005 bis 2007 war Winfried Kronig Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung der Pädagogischen Hochschule in Bern; er leitete verschiedene Forschungsprojekte und Lehraufträge. Ihm wurde der erste Preis für wissenschaftliche Arbeiten von der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft 2004 verliehen. Publikationen (Auswahl): Die systematische Zufälligkeit des Bildungserfolgs: theoretische Erklärungen und empirische Untersuchungen zur Lernentwicklung und zur Leistungsbewertung in unterschiedlichen Schulklassen (2007); Das Konstrukt des leistungsschwachen Immigrantenkindes (2003); Immigrantenkinder und schulische Selektion: pädagogische Visionen, theoretische Erklärungen und empirische Untersuchungen zur Wirkung integrierender und separierender Schulformen in den Grundschuljahren (2000). Arbeitsbereiche: Kinder mit Immigrationshintergrund, schulische Selektion, Determinanten des Schulerfolgs. Webpage: http://www.unifr.ch/spedu/index.php?page=winfried-kronig 10 KULTURELLE DIFFERENZEN: DIE ANDEREN UND WIR Kulturelle Differenzen werden auch in der Schweiz vermehrt zur Erklärung sozialer Probleme herangezogen. Kommunikationsprobleme in Unternehmen, Delinquenz, Intoleranz gegenüber Minderheiten, Funktionsmängel in Institutionen, Chancenungleichheiten und vieles mehr werden auf sie zurückgeführt. Die Schweiz kennt all diese Probleme, doch dokumentiert ihre Geschichte, dass kulturelle Differenzen nicht a priori problematisch sind. Im Gegenteil: Wenn sich kulturelle und soziale Differenzen kreuzen, können sie auch integrierend wirken. Die Schweiz gehört zudem zu jenen OECD-Ländern, die einen besonders hohen Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund aufweisen. Im urbanen Raum zeigt sich dies in einer kulturellen, religiösen, sozialen, ethnischen und sprachlichen Heterogenität. Diese Vortragsreihe hat zwei Zielsetzungen: kulturelle Differenzen werden analysiert und reflektiert sowohl als Verhältnis zwischen SchweizerInnen und AusländerInnen, als auch als Verhältnis zwischen unterschiedlichen Religionen, Lebensformen und Lebenslagen. Dies umfasst beispielsweise die Unterschiede zwischen Generationen, sozialen Milieus, Geschlechtern, Körpern, Einkommen, Bildungsniveaus und Berufen. Das Beispiel der multikulturellen Schweiz und das Spektrum der angesprochenen Differenzen zeigt, dass es zu einfach ist, soziale Probleme oder ökonomische Benachteiligungen zu ethnisieren oder zu kulturalisieren. Vielmehr geht es darum festzustellen, in wiefern sich kulturelle Differenzen in horizontale und vertikale Ungleichheiten transformieren. Die Einführungsveranstaltung (18.02.2009) dient der Organisation der Teilnahme der Studierenden und der Arbeiten, die die Referate begleiten. Departement Sozialarbeit und Sozialpolitik http://www.unifr.ch/travsoc/d/