| T R E F F P U N K T FO R SC H U N G © Lorelyn Medina – FOTOLIA DIE LABORSEITE GUT ZU WISSEN Vervielfältigung von DNA-Abschnitten mit PCR Bei der PCR (Polymerase-Kettenreaktion) handelt es sich um einen relativ junge Methode. Sie wurde erst 1983 von Kary Mullis erfunden, der für diese Erfindung den Nobelpreis in Chemie bekam. Diese Methode wird für die Vervielfältigung von kurzen DNA-Sequenzen benutzt und kann z.B. für einen Vaterschaftstest, zum Erkennen von Krankheiten und zum Klonieren von Genen eingesetzt werden. Mit der PCRMethode kann allerdings kein komplettes Genom vervielfältigt werden. Zum Vergleich: Das menschliche Genom besteht aus circa 3 Milliarden Basenpaaren (bp). Die PCR-Methode stößt bei bereits 3000bp an ihre Grenzen. ABB. 1 SCHEMATISCHE DARSTELLUNG EINES PCR-ZYKLUS Von unten nach oben: Denaturierung, Primerhybridisierung und Elongation. Bild: DHGP. Der PCR-Prozess besteht aus einer Anzahl von 25 bis 50 Zyklen, die in einem so genannten Thermocycler durchgeführt werden. Bei jedem Zyklus werden DNA-Moleküle denaturiert. Anschließend lagern sich spezifische Primer an, die als Startpunkt für eine hitzestabile DNA-Polymerase dienen. Der DNA-Vermehrungsprozess ist exponentieller Natur. Jeder Zyklus verdoppelt die Templatemenge (2n; n= Zyklenzahl; d.h. 30 Zyklen würden DNA auf 230= 1 Billion Kopien erhöhen). Im Prinzip besteht jeder Zyklus aus den gleichen, sich immer wiederholenden Schritten: 1. Denaturierung: Hier wird der DNA-Doppelstrang erhitzt (z.B. 30 s bei 94°C). Die beiden Stränge trennen sich voneinander. Im ersten Zyklus wird die Denaturierungszeit erhöht (z.B. 3 min bei 94°C), um die vollständige Trennung der beiden Stränge und auch eventuell zusammengelagerter Primer sicherzustellen. 2. Primerhybridisierung / Anlagerung (Annealing): Die Temperatur wird auf die optimale Primerannealing-Temperatur gesenkt (je nach Primer verschieden, z.B. 30s 60°C). Diese Temperatur liegt normalerweise 3-5°C unterhalb des Schmelzpunktes der Primer. Eine Faustformel zur Errechnung der Schmelztemperatur steht in BIUZ 3/2007, S.151. Wählt man eine zu hohe Temperatur, so können sich die Primer nicht mehr anlagern. Ist die gewählte Temperatur zu niedrig, wird die Reaktion sehr unspezifisch und die Primer lagern sich an falschen Stellen an. 3. Elongation: In diesem Schritt füllt die DNA-Polymerase die freien Stränge mit Nukleotiden vom 3’-Ende her auf. Die Temperatur richtet sich nach dem Tempera- © 2008 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Reaktionskomponenten der PCR 1. Reaktionspuffer Stellt den von der Polymerase benötigten pH-Wert und die Ionen-Konz. ein 2. Magnesiumionen (Mg2+) als MgSO4 oder MgCl2 – werden von der Polymerase als Co-Faktor benötigt. – bilden Komplexe mit den Desoxynukleotiden, nur diese Komplexe werden von der Polymerase eingebaut – stabilisieren die DNA-Doppelhelix und erhöhen so den Schmelzpunkt – zu wenig Mg2+: spezifische Produkte, aber wenig Ausbeute – zu viel Mg2+: hohes Risiko für unspezifische Produkte, aber höhere Ausbeute 3. Desoxynukleotide (dNTPs) dATP, dCTP, dGTP, dTTP = Substrat für DNA-Polymerase 4. Primer (forward, reverse) – 15-35 Nukleotide lang – Schmelzpunkt ∼ 50-60°C (beide Primer sollten ungefähr die gleiche Schmelztemperatur haben!) – Ausgewogener GC- und AT-Gehalt – sequenzspezifisch (komplementär zu je einem der beiden Stränge im Randbereich) – keine Sekundärstruktur-Ausbildung. (Primer sollen keine in sich komplementären Sequenzen haben) 5. Thermostabile DNA-Polymerase z.B: Taq-Polymerase (Nachteil: hohe Fehleranfälligkeit; führt zu Mutation in DNA-Sequenz) Alternative: Enzyme mit Korrekturmechanismus; z.B. Pfu-Polymerase (aus Archaea gewonnen) 6. Template-DNA (Matrize) – möglichst rein (OD260nm/OD280nm >1,7) – im Ansatz zwischen 1 pg und 100 ng – frei von Hemmstoffen (z.B: EDTA, Heparin) und Kontaminanten 7. Wasser turoptimum der verwendeten Polymerase (z.B. 30s 72°C). Am Ende des letzten Zyklus empfiehlt sich eine verlängerte (finale) Elongationsphase (z.B. 5min 72°C). Die PCR-Produkte können für kurze Zeit (Tage) bei 4°C aufbewahrt werden. Für eine längere Aufbewahrung empfiehlt sich die Lagerung bei -20°C. Mittels Agarose-Gelelektrophorese können die Proben aufgetrennt und ausgewertet werden. Die vervielfältigte DNA erscheint als Bande auf den Gel. Mithilfe von Größenstandards kann die Größe des DNA-Fragmentes abgeschätzt werden. Viel Spaß beim Experimentieren wünscht Andrea Schrödel, Heidelberg www.biuz.de 1/2008 (38) | Biol. Unserer Zeit | 15