Crashkurs HNO 1. Adenoide, Serotympanon, chron. Otitis media, akute Otitis media Ein grundsätzlicher Pathomechanismus Wenn im Körper lufthaltige Höhlen nach außen hin abgeschlossen werden, dann kommt es in der Regel zu einer Resorption der in ihnen enthaltenen Luft und damit zum Unterdruck. Als Folge des Unterdrucks kommt es vielfach zum Erguss eines serösen Exsudats in die Höhle und im Gefolge zur Entzündung derselben. Beispiel: Ein das Bronchiallumen stenosierendes Bronchialkarzinom macht häufig eine Pneumonie im abhängigem Lungensegment. Beispiele, wo dieser Pathomechanismus in der HNO eine Rolle spielt: - Mittelohr Ein chronischer Tubenverschluss führt zum Abschluss der Paukenhöhle. Folgen: Retraktion des Trommelfells -› Paukenerguss -› chron. Mittelohrentzündungen ( Therapie z.B. Luftzufuhr durch Parazentese, Paukenröhrchen) - Nasennebenhöhlen Zu enge Ostien schwellen leicht zu. Folgen: Unterdruck in den Nasennebenhöhlen -› chron. Entzündungen, Polypenwucherungen ( Therapie z.B. Erweiterung des natürlichen NNHOstiums zur besseren Belüftung) Pathologie Mittelohr Das Mittelohr ist bei der Geburt noch nicht ausgewachsen. Die Mastoidzellen sind noch nicht angelegt, sondern wachsen erst in den ersten Lebensjahren aus. Ein reichlich pneumatisiertes Mastoid ist eine „Garantie" gegen chron. Mittelohrentzündungen; man nimmt an, dass über die lufthaltigen Zellen ein gewisser Gasaustausch stattfindet. Besteht bereits in den ersten Lebensjahren ein chron. Tubenverschluss, dann kann das Mastoid nicht auswachsen. Es kommt zu einer Minderpneumatisation desselben, die später nie wieder aufgeholt werden kann. Diagnose Minderpneumatisation: Röntgenbild nach SCHÜLLER Patienten mit Minderpneumatisation haben im späteren Lebensalter überdurchschnittlich häufig chron. Mittelohrentzündungen und sogar Cholesteatome. Verursacht wird ein chron. Tubenverschluss im Kindesalter meist durch zu große Rachenmandeln. Der Grund dafür ist ein Missverhältnis zwischen großer Rachenmandel im Kindesalter und noch kleinem Nasenrachenraum. Frühe Zeichen davon sind Retraktionen des Trommelfells. Folge: Paukenergüsse, klinisch erkennbar als Schwerhörigkeit und rezidivierende Mittelohrentzündungen. Die Kinder haben eine verzögerte Sprachentwicklung. Therapie: Adenotomie (Rachenmandelentfernung) und Parazentese (Trommelfellschnitt; dies um eine unmittelbare Entlastung des Mittelohrunterdruckes bereitgestellt von http://www.j-seegers.de Seite 1/9 zu erzielen), gegebenenfalls auch Einlage eines Paukenröhrchens in die Parazentese. Parazentesen und Adenotomien sind Routineeingriffe im Kleinkindalter; ihre Indikation darf großzügig gestellt werden. Der Parazenteseschnitt verheilt rasch und komplikationslos; der Sinn des ggfs. eingelegten Paukenröhrchens ist es, das Zuheilen zu verhindern, so dass längerfristige Luftzufuhr ins Mittelohr möglich ist. Nach ca. 6 Monaten werden aber auch Paukenröhrchen spontan abgestoßen und das Loch verheilt. Akute Mittelohrentzündung Akute Mittelohrentzündungen haben dagegen eine ganz andere Pathogenese: Es sind schlichte Erkältungen, wobei die Erreger via Tube nach oben ins Mittelohr steigen. Kinder sind wegen kürzerer Tube häufiger betroffen, Kinder mit Tubenbelüftungsstörung wegen der vorbestehenden Mittelohrschädigung natürlich erst recht. Symptome der akuten Mittelohrentzündung: SCHMERZ! Alles andere steht eher im Hintergrund. Man sieht ein hochrotes, ggfs. durch Exsudat vorgewölbtes Trommelfell. Therapie: 1. Abschwellen der entzündeten Schleimhäute, damit das Sekret via Tube abfließen kann (Otriven-Nasentropfen, Inhalationen) 2. Antibiose 3. ggfs. Parazentese, um das Abfließen des Sekrets nach außen zu ermöglichen 4. Analgesie (Aspirin u.ä.) Chronische Mittelohrentzündung Chron. Mittelohrentzündungen sind nicht schmerzhaft. Ihr Symptom ist die Otorrhoe, verbunden mit einem Trommelfelldefekt. Chron. Mittelohrentzündungen haben ihre Ursachen im o.g. Pathomechanismus. Es sind also keine Erkältungen, sondern eine pathologische anatomische Situation (Tubenverschluss) hat die Grundlage für die Entstehung des schwellenden Entzündungsprozesses geliefert. Die Trommelfelldefekte bei chron. Mittelohrentzündung haben im Gegensatz zu z.B. Parazentesenarben eine schlechte Heilungstendenz, oft ist ein operativer Verschluss notwendig -› sog. TYMPANOPLASTIK. Cholesteatom Eine besondere Form der chron. Mittelohrentzündung ist das Cholesteatom. Dabei kommt es durch Unterdruck zu einer Einwärtsstülpung eines Teils des Trommelfells (meist pars flacida), was ein chronisch-destruktives Wachstum dieses Cholesteatoms induziert. Otorrhoe bei dem Cholesteatom riecht typischerweise fötide (Pseudomonasinfektion, fötide Otorrhoe ist ein Leitsymptom des Cholesteatoms). Ein Cholesteatom wächst hartnäckig wie eine Warze und kann nur operativ geheilt werden. Wurde es nicht vollständig entfernt, dann ist ein Rückfall vorprogrammiert. bereitgestellt von http://www.j-seegers.de Seite 2/9 Das unaufhaltsame Wachstum bewirkt, dass Cholesteatome potentiell lebensgefährlich werden können (z.B. intrakranieller Einbruch, Einbruch in den Sinus Sigmoideus -› Meningitis, Sinusthrombose). Daher ist das primäre Ziel bei Cholesteatom-Operationen die sichere Entfernung im Gesunden; die Erhaltung des Gehörs ist daneben zweitrangig. Oft sind zum Erreichen der sicheren Entfernung sogenannte Radikal-Operationen nötig. Dabei wird die hintere Gehörgangswand entfernt und es wird so eine Verbindung zwischen Pauke und Außenluft geschaffen. Ziel ist eine sichere Belüftung und v.a. auch gute Kontrollmöglichkeiten (Rezidive!) P.S. Ohr-Anamnese „5-S" : Schwerhörigkeit- Sausen (Tinnitus)- SchwindelSekretion (Otorrhoe)- Schmerz 2. Karzinome: oberer Aerodigestivtrakt Pathologie des Kehlkopfs Die Stimmbänder erzeugen den primären Stimmton, dieser wird vom anschließenden „Ansatzrohr" durch aktive Variation der Resonanzräume in Sprache ausgeformt. Die Tonhöhe der Sprache ist dabei abhängig von der Stimmbandfrequenz, diese ist abhängig von 1. der Länge 2. der Spannung der Stimmbänder. Die Spannung kann durch Anspannung der KK-Muskeln variiert werden: der „normale" Patient hat einen Stimmumfang von ca. 1,5 Oktaven. Nimmt man den primären Kehlkopfton beim Sprechen mit einem Kehlkopfmikrophon auf, dann hört man einen Ton, der dem audiometrischen „weißen Rauschen" entspricht, also keine Sprache! Diese wird erst vom Ansatzrohr geformt. (Deshalb können z.B. auch Laryngektomierte mit einem SERVOX-Sprechgerät, das ohne Luftströmung, lediglich Schall in den Rachenraum einstrahlt, leidlich sprechen.) Normal: Die Stimmritze ist beim Atmen weit offen, beim Sprechen straff geschlossen. Beim Singen kommt noch die Variation der Stimmlippenspannung hinzu. Flüstern: offene Stimmritze (= „tonlose" Sprache) Heiserkeit: der Verschluss der Stimmritze gelingt nicht völlig -› ein Mittelding zwischen Flüstern und Sprechen. Ursache ist eine Störung des festen Schlusses der Stimmritze (z.B. Schwellungen des sonst straffen SL-Epithels (Kehlkopfentzündungen), Raumforderungen auf den Stimmlippen (Karzinome, Polypen),..) Grundsatz: Jede Heiserkeit, die 2 Wochen anhält, muss HNO-ärztlich kontrolliert werden zu Ca-Ausschluss! Schwerer Kunstfehler, wenn dies unterbleibt! Anamnese oberer Aerodigestivtrakt „3--›" : Dysphonie- Dyspnoe- Dysphagie Patienten mit Karzinomen des oberen Aerodigestivtraktes sind: 1. Raucher und/oder 2. Alkoholiker Larynxkarzinom ohne Nikotin ist eine Rarität, ebenso ist ein Karzinom des Oro-/ Hypopharynx ohne Alkoholabusus seltener anzutreffen. bereitgestellt von http://www.j-seegers.de Seite 3/9 Typische Symptome bei Karzinom des oberen Aerodigestivtraktes s.o. : „3--›" Verlauf beim Larynxkarzinom: 1. hartnäckige und progrediente Dysphonie -› Therapie: Versuch der möglichst radikalen Entfernung des malignen Befundes, ggfs. bereits in diesem Stadium Laryngektomie indiziert. 2. schließlich Dyspnoe -› früher erstickten die meisten Larynxkarzinom-Patienten. Therapie bei manifester Dyspnoe: Tracheotomie, Laryngektomie Bei bereits manifester Dyspnoe ist meist keine kurative Therapie mehr möglich, Ziel muss hier sein, das weitere Fortschreiten und das Auftreten der Dysphagie möglichst lange zurückzuhalten. 3. Kommt es schließlich trotz optimaler Therapie zu Progredienz, zum Rezidiv, dann tritt im weiteren Verlauf durch Wachstum nach hinten meist eine Dysphagie ein. Therapie bei Schluckunfähigkeit: PEG, ggfs. auch sonographisch (= PSG) In der Regel rein symptomatisch. Larynx- (und auch Oro-/Hypopharynx-)Karzinom-Patienten sterben an Blutung durch Gefäßarrosion oder Kachexie Verlauf beim Oro-/Hypopharynxkarzinom: Hier fängt es meistens mit Schluckproblemen/Missempfindungen beim Schlucken an, bei Oropharynxkarzinom ist der Befund auch zu sehen. Dysphonie und Dyspnoe treten erst im weiteren Verlauf auf, evtl. auch gar nicht (Oropharynxkarzinom). Insbesondere das Hypopharynxkarzinom greift oft auf den Kehlkopf über, so dass man schließlich gar nicht mehr genau sagen kann, ob primär ein Kehlkopf- oder Hypopharynxkarzinom vorlag, und auch hier ist dann eine Laryngektomie oft notwendig, um die Atemwege zu sichern, bzw. um eine möglichst vollständige Entfernung zu gewährleisten. Erster Schritt bei Verdacht auf Oro-/Hypopharynxkarzinom oder Larynxkarzinom: PANENDOSKOPIE Man schaut mit starrer Optik den gesamten oberen Aerodigestivtrakt an bis zur Bifurcatio trachaee und bis zur Cardia. Der Grund: In bis zu 10% der Fälle liegen hier Zweittumoren vor! Bei der Panendoskopie werden multiple (!) Gewebsproben entnommen und zwar systematisch. Die Ziele dabei: 1. 2. die Diagnose „Karzinom" zu sichern und die Ausdehnung des Befundes zu erfassen ( wichtig für anschließende Therapieplanung!) bereitgestellt von http://www.j-seegers.de Seite 4/9 Parallel zu Panendoskopie wird während des stationären Aufenthaltes das Tumorstaging (=Filiasuche/-ausschluss) durchgeführt. Dies umfasst bei uns folgendes: Hals-CT (ggfs. auch MR) Halssonographie Oberbauchsonographie Skelettszintigraphie Thoraxübersicht (Röntgen) Grundsätzlich sind bei Oro-/Hypopharynxkarzinomen und auch bei Larynxkarzinomen Fernmetastasen selten! Diese Karzinome metastasieren vorwiegend lokal (Hals-CT, Halssonographie!) und darin liegen auch die therapeutischen Schwierigkeiten (Sicherung der Luft- und Speisewege). Erst wenn die Histologieergebnisse der Panendoskopie UND die aller o.g. Staginguntersuchungen vorliegen, erfolgt die endgültige Therapieentscheidung. Es kommen in Frage: 1. Chirurgie (wo immer möglich, wenn OP in sano denkbar, dann auf jeden Fall) 2. Strahlentherapie (entweder als sog. primäre Radiatio, wenn eine OP nicht möglich oder erfolgsversprechend ist, oder als Anschlußradiatio nach OP, wenn eine sichere Entfernung im Gesunden nicht gewährleistet ist) 3. Chemotherapie (bei den meist vorliegenden Plattenepithelkarzinomen bekanntlich wenig erfolgsversprechend, aber man tut was man kann; wird bei den o.g. Karzinomen meist nur in hoffnungslosen und „ausbestrahlten" Fällen eingesetzt) Man versucht, wie überall in der Onkologie, möglichst kurativ zu therapieren, was hier praktisch synonym ist mit „chirurgisch". Kommt der Patient früh genug, dann geling das oft. Gelingt die kurative Therapie nicht, dann liegt das Ziel der therapeutischen Maßnahmen darin, die weiteren Komplikationen (Dyspnoe, Dysphagie) so lange wie möglich zurückzuhalten. Grundsätzlich muss bei Strahlentherapie der Zahnstatus tiptop sein, sonst sind schwere Eiterungen an Zahnwurzeln vorprogrammiert, daher routinemäßige Vorstellung der Radiatiopatienten in der Zahnklinik zur Zahnsanierung. Wegen des Klientels (Raucher, Alkoholiker) ist dabei oft die radikale Extraktion aller Zähne nötig. Bestrahlung kann man nicht beliebig oft machen, in der Regel kann ein Bestrahlungsfeld nur einmal bestrahlt werden. Gibt es also in einem ehemaligen Bestrahlungsfeld ein Rezidiv, dann besteht keine Möglichkeit, einer weiteren Bestrahlung, der Patient ist „ausbestrahlt". Dann kommt nur noch die palliative Chirurgie und die Chemotherapie (s.o.) in Frage. Ein Karzinom-Patient soll zwischen der Panendoskopie und definitiver Therapie nicht nach Hause entlassen werden, weil die potentiell unzuverlässigen Patienten dann häufig gar nicht mehr erscheinen und sich oft erst kurz vor dem Ersticken vorstellen. Die Prognose sämtlicher o.g. Tumoren ist schlecht, außer dem glottischen T1Larynxkarzinom. Der Grund ist der, dass die Stimmlippen gering vaskularisiert sind. Ist der Tumor auf sie beschränkt (T1), dann ist die Heilungsrate 95%. Wesentlich schlechter sind die Quoten bei den sub- und supraglottischen Karzinomen, auch dann, wenn diese T1 sind. Für Pharynxkarzinome gilt dasselbe. bereitgestellt von http://www.j-seegers.de Seite 5/9 Larynxkarzinome sitzen glücklicherweise meist auf den Stimmlippen = glottisch und werden dort auch am raschesten bemerkt, da sie hier früh eine Dysphonie machen (sub-/supraglottische Larynxkarzinome machen das nicht, bzw. viel später!) Bei Larynxkarzinomen wird oft eine Laryngektomie durchgeführt. Zur Stimmrehabilitation ergeben sich dann drei Möglichkeiten: 1. Servox-Sprechgerät (kann jeder) 2. Ösophagusstimme = Luft in den Ösophagus schlucken und beim Sprechen ausstoßen (relativ schwierig erlernbar) 3. Stimmprothese = Shunt zwischen Trachealstumpf und Rachen (mittelschwer) 3. Akute Sinusitis, chron. Sinusitis Pathologie Nasennebenhöhlen Ähnlich wie bei der akuten Mittelohrentzündung ist auch die akute Nasennebenhöhlenentzündung als - Erkältungskrankheit zu verstehen und - wird konservativ behandelt und - der Patient hat Schmerzen Die chron. Nasennebenhöhlenentzündung ist ähnlich wie die chron. Mittelohrentzündung - zurückzuführen auf eine pathologische Anatomie und - erfordert oft operative Maßnahmen und - der Patient ist im Allgemeinen schmerzfrei ( oft besteht nur eine chron. Nasenatmungsbehinderung) „Pathologische Anatomie" im Sinne der Nasennebenhöhlen meint Minderwertigkeit der Mucosa, Belüftungsstörungen der Nasennebenhöhlen durch Septumdeviation/ Muschelhyperplasie, enges Nasennebenhöhlen-Ostium/Infundibulum. Betroffen können alle Nasennebenhöhlen sein, vorwiegend (in dieser Reihenfolge): Siebbeinzellen – Kieferhöhlen – Stirnhöhle – Keilbeinhöhle Bei akuter Sinusitis ist die Therapie konservativ: 1. abschwellende Maßnahmen (Otriven, Inhalationen) 2. Antibiose 3. Analgesie 4. Sekretolyse Beachte die Ähnlichkeit zur Therapie der akuten Otitis media. Ausnahmen: Bei Exazerbation einer akuten Sinusitis und Nachbarschaftskomplikationen (= orbitale und intrakranielle) ist eine sofortige Operation notwendig zum Ausräumen des Eiters und Aushalten des weiteren Fortschreitens. Außerdem gibt es noch eine besondere Form der akuten Sinusitis, die entsteht, wenn bei der Extraktion eines Zahnes der Kieferhöhlenboden bricht. Diese muss immer operiert und das Loch plastisch verschlossen werden. bereitgestellt von http://www.j-seegers.de Seite 6/9 Bei chron. Sinusitis besteht vielfach eine polypöse Wucherung der Schleimhaut. Da es sich dabei um eine echte Gewebsvermehrung handelt, bildet sich diese in der Regel nicht zurück; Polypen müssen also operativ entfernt werden. Es nützt jedoch nichts, lediglich die Polypen zu entfernen; sie würden sich unweigerlich neu bilden. Vielmehr muss bei der Operation auch die pathologische Anatomie korrigiert werden, d.h. die gute Belüftung der Nasennebenhöhlen muss wiederhergestellt werden und zwar durch 1. Erweiterung der natürlichen NNH-Ostien = Infundibulum! 2. ggfs. Septumbegradigung, Nasenmuschelverkürzung Liegt eine Allergie vor, dann soll der Patient selbstverständlich das Allergen vermeiden und eine Desensibilisierung soll diskutiert werden. Bei der NNH-Chirurgie gibt es grundsätzlich zwei Prinzipien: 1. Radikale Eingriffe = Erweitern der natürlichen NNH-Ostien und radikales Ausräumen der NNH-Schleimhaut OP-Zugänge oft von Außen, z.B. über a) Mundvorhof oder b) Augenwinkelrandschnitt -› Kilian-Schnitt 2. Nichtradikale Eingriffe = schleimhautschonende Eingriffe -› hierbei beschränkt man sich auf das Erweitern der natürlichen NNH-Ostien, die Schleimhaut wird maximal geschont, nur grobe Polypen werden entfernt Die Operation erfolgt meist durch die Nasenlöcher („endonasal") und endoskopisch. Grundsätzlich kann man sagen, dass heute die Nichtradikalen Verfahren bevorzugt werden. Radikale Verfahren kommen meist erst nach mehrfachem Rezidiv zur Anwendung. Die Schlüsseleinheit bei der endonasalen NNH-OP ist das Infundibulum ethmoidale, dieses wird großzügig eröffnet; man kann dadurch das natürliche Ostium der Kieferhöhle und der vorderen Siebbeinzellen erweitern. Auch die Drainage der Stirnhöhle bessert sich. Ggfs. wird eine Ausweitung des Eingriffes nach dorsal vorgenommen, wo dann die hinteren Siebbeinzellen und die Keilbeinhöhle eröffnet werden können (= Ausweitung der einfachen „Infundibulotomie" zur „Endonasalen Pansinus-OP"). 4. Innenohrschwerhörigkeit -Taubheit Bei praktisch allen Innenohrschwerhörigkeiten liegt der Schaden an den Haarzellen der Hörschnecke; der Hörnerv selbst ist in aller Regel intakt. Je nachdem, wie viele Haarzellen in welchen Schneckenbereichen zerstört sind, ist der Patient entweder mehr oder weniger schwerhörig oder ganz taub. Innenohrschwerhörigkeit ist oft verbunden mit Tinnitus. Eine Modellvorstellung für die Entstehung von Tinnitus ist, dass in den Haarzellen selbstständig kreisende „wilde" Stromflüsse bestehen, ähnlich dem Herzflimmern. Ursache ist auch hier eine Schädigung der Haarzellen. Ohr-Anamnese „5-S" : Schwerhörigkeit – Sausen – Schwindel – Sekretion - Schmerz Diagnostik bei Innenohrschwerhörigkeit: bereitgestellt von http://www.j-seegers.de Seite 7/9 Man versucht, die Ursache zu finden (meistens findet man nichts), sowie zu sichern, dass nicht etwa ein Hörnervenschaden = retrocochleärer Schaden vorliegt, insbesondere kein Akustikusneurinom (zwar selten, kommt aber immer mal wieder vor und manifestiert sich typischerweise als einseitiger Hörsturz). Audiologische Diagnostiken: 1. Hörprüfung a) Tonschwellenaudio b) Sprachaudio ( beides zur Quantifizierung der Hörminderung) 2. Impedanzprüfung -› Tympanometrie und Stapediusreflexe ( erfassen eine Mittelohrpathologie) 3. OAE -› sensitiver Nachweis eines Haarzellschadens; schon bei einer Schwerhörigkeit von 50dB sind die OAE weg. 4. ggfs. Tinnitus –Lokalisation 5. BERA (Hirnstammpotentiale) zum Ausschluss eines Nervenschadens als Ursache (= neuronale Schwerhörigkeit, z.B. Akustikusneurinom) Bei einseitiger Hörminderung zwingend notwendig. Ist BERA suspekt, dann unbedingt weitere Abklärung durch MRT! Bei BERA wird das Ohr mit Schall gereizt und der Strom, der am Hirnstamm ankommt, wird gemessen. Es lassen sich 5 Wellen abgrenzen, sog. Jewett –Wellen. Es interessiert: - ab wie viel dB lassen sich Wellen ableiten? -› objektive Schwellenaudiometrie (Simulanten!) - wie groß ist die Latenz der Wellen JI-JV? -› Latenzverzögerung ist ein starker Hinweis auf eine Nervenläsion; bei einer reinen Innenohrschwerhörigkeit werden die Latenzen nicht verlängert, lediglich die Nachweisbarkeitsschwellen der Reizantworten sind nach oben hin verschoben! - Norm –Latenz: ca. 4 ms bei 100 dB, geräteabhängig Therapie der Innenohrschwerhörigkeit: 1. Versuch der Schwellenanhebung durch vasoaktive Infusionen: - Rheomacrodex (niedermolekulares Dextran) -› rheologische Verbesserung -› Durchblutungssteigerung - Novocain ( Lokalanästhetikum) -› soll Zellmembranen der Haarzellen stabilisieren. Infusionen sind vor allem bei akuter Hörminderung wirksam, bei chronischer eher weniger. Rheomacrodex und Novocain werden gleichzeitig in einer Infusionsflasche über in der Regel 10 Tage verabreicht (= 10 Infusionen). Ansonsten gibt es praktisch nur zwei weitere Therapiemöglichkeiten bei Innenohrschwerhörigkeit: bereitgestellt von http://www.j-seegers.de Seite 8/9 2. Hörgeräte (ab Einsilberverstehen unter 80 dB bei 65 dB Lautstärke, kurz ab etwa mittelgradiger Schwerhörigkeit) 3. Cochlear –Implantat (ab ca. 90 dB Schwellenabfall, maximales Einsilberverstehen unter 10%, kurz an Taubheit grenzende Schwerhörigkeit) Cochlear –Implantat (CI) -› ein „Herzschrittmacher" im Ohr -› ein implantierter Nervenstimulator, der den ja meist gesunden Hörnerven (s.o.) direkt elektrisch stimuliert -› CI sind sehr im Kommen, vor allem bei taubgeborenen Kindern. Ist allerdings auch der Hörnerv kaputt, helfen sie nichts; glücklicherweise ist das sehr selten der Fall. Themen für die HNO –Prüfung: - Adeniode Serotympanon Tonsillen Tumoren des oberen Aerodigestivtraktes akute und chron. Mittelohrentzündungen akute und chron. Nasennebenhöhlenentzündungen Hörsturz Morbus Meniere Vestibularisausfall bereitgestellt von http://www.j-seegers.de Seite 9/9