Jahresbericht 2014 der meldepflichtigen MRSA

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Jahresbericht 2014
über meldepflichtige MRSA-Nachweise
in Blutkultur und Liquor
gemäß § 7 Abschnitt 1 Satz 1 Infektionsschutzgesetz (IfSG)
MRSA-Jahresbericht 2014
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ........................................................................................................ i
1. Zusammenfassung ............................................................................................... 1
2. Grundlagen........................................................................................................... 1
3. Gesamtzahl und Inzidenz meldepflichtiger MRSA-Infektionen ............................. 2
4. Material für den labordiagnostischen Nachweis ................................................... 3
5. Falldefinitionskategorie ......................................................................................... 3
6. Territoriale Verteilung ........................................................................................... 4
7. Demografische Verteilung .................................................................................... 6
8. Symptome ............................................................................................................ 7
9. Todesfälle ............................................................................................................. 8
10. Herkunft der Personen bei Krankenhausaufnahme .............................................. 8
11. Nosokomial erworbene Infektionen ...................................................................... 9
12. Mögliche Ursachen und Risikofaktoren ................................................................ 9
13. MRSA-Screening und Sanierung ....................................................................... 10
Seite i
MRSA-Jahresbericht 2014
1. Zusammenfassung
MRSA-Nachweise 2014
Thüringen:
115 Nachweise, davon 10 Sterbefälle, Inzidenz 5,32
(Vorjahr: 98 Nachweise, davon 11 Sterbefälle, Inzidenz 4,52)
Deutschland:
3843 Nachweise, davon 258 Sterbefälle, Inzidenz 4,76
(Vorjahr: 4341 Fälle, davon 294 Sterbefälle, Inzidenz 5,35)
Quellen: 2014: RKI SurvStat, Stand: 31.03.2015; 2013: RKI Infektionsepidemiologisches Jahrbuch 2013
Im Jahr 2014 wurden in Thüringen 115 labordiagnostische Nachweise einer invasiven MRSAInfektion in Blut und Liquor gemeldet. Dies entspricht einer Inzidenz von 5,32 Fällen pro 100.000
Einwohner. Gegenüber dem Vorjahr mit einer Inzidenz von 4,53 Fällen pro 100.000 Einwohner
stieg die Inzidenz deutlich an. Somit lag die Inzidenz in Thüringen erstmals über der deutschlandweiten Inzidenz von 4,76 pro 100.000 Einwohner. Im Jahr 2014 wurden 10 Todesfälle registriert,
bei denen eine MRSA-Infektion als Todesursache ursächlich war. Das entspricht einer Letalität von
8,7 %. Invasive MRSA-Erkrankungen traten überwiegend bei Personen über 50 Jahren auf. Der
Anteil Männer betrug 56 %. Zu den häufigsten Symptomen gehörte ein septisches Krankheitsbild
und Fieber über 38,5 °C. Wie in den Vorjahren wiesen die Thüringer Landkreise und kreisfreien
Städte unterschiedliche Inzidenzen von 0 bis 11,1 MRSA-Infektionen pro 100 000 Einwohner auf.
Der am häufigsten genannte Risikofaktor für eine invasive MRSA-Erkrankung war eine vorangegangene oder aktuelle MRSA-Infektion unterschiedlicher Lokalisation. Von den gemeldeten Fällen
wurden ca. 36 % als nosokomial eingestuft. In 2014 wurden im Vergleich zum Vorjahr 11 % mehr
meldepflichtige MRSA-Patienten bei Krankenhausaufnahme gescreent, das entspricht 66 % aller
hospitalisierten MRSA-Patienten.
2. Grundlagen
Staphylococcus aureus ist ein gram-positives Bakterium, welches als Kommensale zur Hautflora
des Menschen gehört. Es handelt sich dabei um eine Kolonisation, die in der Regel keine Erkrankungen beim immunkompetenten Menschen auslöst. Bei immunsupprimierten Patienten kann das
Bakterium die Hautbarriere durchbrechen und Hautinfektionen, Muskelentzündungen sowie selten
invasive lebensbedrohliche Erkrankungen, wie Sepsis oder Lungenentzündung, verursachen.
Probleme für das Gesundheitswesen bereiten seit Jahren Antibiotika-resistente Stämme, wie Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA), die sich in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen bei ungenügender Hygiene ungehindert ausbreiten können. Solche Infektionen stellen aufgrund der eingeschränkten Therapiemöglichkeiten und der daraus resultierenden
erheblich verzögerten Genesung der Patienten zunehmend ein großes gesundheitspolitisches
Problem dar. Für medizinische und andere Einrichtungen des Gesundheitswesens sind sie mit
einem gravierenden finanziellen und personellen Mehraufwand verbunden. Präventiv müssen deshalb ein verantwortungsbewusster Einsatz von Antibiotika durchgesetzt und grundlegende Maßnahmen der Standardhygiene strikt eingehalten werden (z. B. ordnungsgemäße Händehygiene).
Durch die Verordnung zur Anpassung der Meldepflicht vom 01.07.2009 wurde die Meldepflicht
gemäß § 7 Abs. 1 Nr. 1 Infektionsschutzgesetz auf den direkten Nachweis von MRSA aus Blut
oder Liquor ausgedehnt. Damit gilt für mikrobiologische Labore die Pflicht, entsprechende Befunde
namentlich an das zuständige Gesundheitsamt zu melden. Diese Meldungen werden von den Gesundheitsämtern erfasst und nichtnamentlich über die obere Landesgesundheitsbehörde (in Thüringen das TLV) an das Robert Koch-Institut (RKI) weitergeleitet.
Seite 1
MRSA-Jahresbericht 2014
Seit April 2011 liegt den Gesundheitsämtern ein durch das TLV erstellter zusätzlicher Erhebungsbogen (letzte Aktualisierung Januar 2015) vor. Dieser soll einerseits als Hilfe bei der Ermittlung der
verschiedenen, vom RKI vorgegebenen Kriterien genutzt werden, enthält andererseits aber noch
weitere, nicht in der Meldung übermittelte Daten, wie z. B. die Frage nach MRSA-Screening
und -Sanierung und dem evtl. Vorliegen einer nosokomialen Infektion.
3. Gesamtzahl und Inzidenz meldepflichtiger MRSA-Infektionen
Im Jahr 2014 wurden in Thüringen 115 Nachweise invasiver MRSA-Infektionen gemeldet. Dies
entspricht einer Inzidenz von 5,32 Fällen pro 100.000 Einwohner (Tab. 1 und Abb. 1). Es ergab
sich im Vergleich zum Jahr 2013 ein Anstieg der MRSA Nachweise um 17 % und damit der höchste Wert seit Beginn der Erfassung im Jahr 2009. Thüringen lag somit erstmals über der deutschlandweiten Inzidenz von 4,76 pro 100.000 Einwohner. Dabei nahm der Anteil an MRSA-Fällen bei
Frauen gegenüber dem Vorjahr mit einem Anstieg von 30 % besonders deutlich zu (siehe Kapitel
7).
Tab. 1:
Fallzahlen und Inzidenzen invasiver MRSA-Infektionen nach Geschlecht und insgesamt in Thüringen in den Jahren 2010 bis 2014
Meldezeitraum
ÄndeAnzahl rung
männzum
lich
Vorjahr
(%)
2010
77
2011
79
2012
Inzidenz
pro
100.000
Männer
ÄndeAnzahl rung
weibzum
lich
Vorjahr
(%)
6,98
34
+2,6
7,16
37
70
-11,4
6,38
2013
59
-15,7
2014
64
+8,5
Inzidenz
pro
100.000
Frauen
ÄndeAnzahl rung
gezum
samt Vorjahr
(%)
Inzidenz
pro
100.000
Bevölkerung
3,01
111
4,97
+8,8
3,27
116
+4,5
5,19
35
-5,4
3,11
105
-9,5
4,73
5,52
39
+11,4
3,54
98
-6,7
4,52
6,02
51
+30,8
4,65
115
+17
5,32
5,6
Inzidenz
pro 100.000 Einwohner
5,4
5,2
5
4,8
Thüringen
4,6
Deutschland
4,4
4,2
4
2010
Abb. 1:
2011
2012
Jahr
2013
2014
Inzidenzen der invasiven MRSA-Infektionen in Thüringen und Deutschland von 2010 bis 2014
Seite 2
MRSA-Jahresbericht 2014
4. Material für den labordiagnostischen Nachweis
Im Berichtsjahr erfolgten alle 115 MRSA-Nachwiese in Blutkulturen. In den letzten Jahren wurden
die meisten MRSA-Nachweise in Blut detektiert, nur in Einzelfällen gab es Nachweise in Liquor.
5. Falldefinitionskategorie
Der Anteil der klinisch-labordiagnostisch bestätigten MRSA-Fälle ist 2014 weiter gestiegen (Abb.
2). So wurden 112 MRSA-Infektionen (97 %) mit klinischer Symptomatik gemeldet (Tab. 2). In zwei
Fällen (2 %) handelte es sich um labordiagnostische MRSA-Nachweise, bei denen die Kriterien für
das klinische Bild einer akuten invasiven MRSA-Infektion nicht erfüllt waren (asymptomatische
Infektionen). Bei einer Infektion handelte sich um die Kategorie „labordiagnostisch mit unbekannter
Klinik“. Alle Fälle entsprachen der Referenzdefinition des RKI und werden in den Statistiken gezählt.
100%
Anteil
80%
labordiagnostisch mit
unbekannter Klinik
60%
labordiagnostisch mit
nicht erfüllter Klinik
40%
klinischlabordiagnostisch
20%
0%
2010
2011
2012
2013
2014
Abb. 2:
Falldefinitionskategorien der MRSA-Infektionen in Thüringen in den Jahren 2010 bis 2014
Tab. 2:
MRSA-Meldungen nach Falldefinitionskategorien in Thüringen in den Jahren 2010 bis 2014
2010
2011
2012
2013
2014
Falldefinitionskategorie
Anzahl
Anteil
Anzahl
Anteil
Anzahl
Anteil
Anzahl
Anteil
Anzahl
Anteil
107
96,40%
103
88,80%
96
91,40%
89
90,82%
112
97,39%
labordiagnostisch mit
nicht erfüllter Klinik
4
3,60%
12
10,34%
6
5,70%
9
9,18%
2
1,74%
labordiagnostisch mit
unbekannter Klinik
0
1
0,86%
3
2,90%
0
1
0,87%
klinischlabordiagnostisch
Seite 3
MRSA-Jahresbericht 2014
6. Territoriale Verteilung
Im Jahr 2014 traten wieder, wie in den Vorjahren, regionale Unterschiede in den einzelnen Landkreisen und kreisfreien Städten Thüringens auf. So gab es einerseits keinen einzigen Fall im Landkreis Hildburghausen, andererseits aber 15 gemeldete Fälle im Kreis Gotha (Tab. 3). Die regionalen Inzidenzen lagen somit zwischen 0 und 11,1 Fällen pro 100.000 Einwohner (Abb. 3). Im Vergleich zum Vorjahr ist in 9 Landkreisen und kreisfreien Städten die Inzidenz gesunken, in 14 Kreisen gab es eine Zunahme der Inzidenz. Generell sind die Fallzahlen zu gering um statistisch verwertbare Aussagen zu machen. Die Erfassung der Patienten erfolgt nach Wohnorten und nicht
nach Kliniken.
Tab. 3:
Anzahl und Inzidenzen der übermittelten MRSA-Fälle nach Landkreisen und kreisfreien Städten in
Thüringen in den Jahren 2011 bis 2014
2011
2012
2013
2014
Land-/Stadtkreis
Anzahl Inzidenz Anzahl Inzidenz Anzahl Inzidenz Anzahl Inzidenz
Altenburger Land
5
5,06
3
3,08
3
3,17
9
9,61
Eichsfeld
13
12,36
7
6,70
5
4,94
4
3,96
Gotha
Greiz
9
4
6,52
3,72
15
7
10,92
6,60
8
6
5,91
5,81
15
5
11,10
4,89
Hildburghausen
1
1,49
1
1,51
1
1,53
0
0,00
Ilm-Kreis
6
5,34
4
3,58
3
2,74
8
7,34
Kyffhäuserkreis
Nordhausen
8
4
9,82
4,45
7
6
8,70
6,73
9
2
11,45
2,33
5
6
6,44
7,03
Saale-Holzland-Kreis
7
8,06
4
4,63
2
2,37
3
3,57
Saale-Orla-Kreis
1
1,14
3
3,45
4
4,74
4
4,78
Saalfeld-Rudolstadt
2
1,71
5
4,32
5
4,49
6
5,44
SchmalkaldenMeiningen
5
3,85
3
2,33
6
4,75
7
5,57
Sömmerda
7
9,61
5
6,91
8
11,27
7
9,88
Sonneberg
4
6,67
3
5,06
2
3,46
3
5,24
Unstrut-Hainich-Kreis
13
11,95
2
1,85
6
5,72
4
3,84
Wartburgkreis
Weimarer Land
2
1
1,53
1,18
3
0
2,32
0,00
3
1
2,36
1,22
3
3
2,38
3,67
Eisenach
0
0,00
1
2,34
1
2,40
3
7,22
Erfurt
6
2,93
4
1,94
5
2,46
6
2,93
Gera
7
7,05
8
8,10
8
8,39
4
4,21
Jena
7
6,66
9
8,53
5
4,68
4
3,71
Suhl
1
2,58
2
5,23
1
2,78
3
8,41
Weimar
3
4,58
3
4,58
4
6,33
3
4,74
Gesamt
116
5,19
105
4,73
98
4,52
115
5,32
Seite 4
MRSA-Jahresbericht 2014
2011
2012
2013
2014
Altenburger Land
Eichsfeld
Gotha
Greiz
Hildburghausen
Ilm-Kreis
Kyffhäuserkreis
Nordhausen
Saale-Holzland-Kreis
Saale-Orla-Kreis
Saalfeld-Rudolstadt
Schmalkalden-Meiningen
Sömmerda
Sonneberg
Unstrut-Hainich-Kreis
Wartburgkreis
Weimarer Land
Eisenach
Erfurt
Gera
Jena
Suhl
Weimar
0
2
4
6
8
10
12
14
Inzidenz
pro 100.000 Einwohner
Abb. 3:
MRSA-Infektionen pro 100.000 Einwohner nach Landkreisen und kreisfreien Städten in Thüringen
in den Jahren 2011 bis 2014
Seite 5
MRSA-Jahresbericht 2014
7. Demografische Verteilung
Im Jahr 2014 betrugen der Altersdurchschnitt und der Median der von einer invasiven MRSAInfektion betroffenen Personen 65 Jahre. Die meisten Infektionen (89 %) traten bei Personen älter
als 50 Jahre auf. Am höchsten war die Inzidenz in der Altersgruppe der Personen von 70 bis 85
Jahre mit 24 Fällen pro 100.000 Einwohner. Wie in den letzten Jahren auch, sind 2014 mehr Männer betroffen als Frauen. Der Anteil an MRSA-Infektionen bei männlichen Personen betrug 56 %
(64 Fälle). Hingegen zeigten sich in den Altersgruppen jünger als 50 Jahre mehr weibliche Patienten als männliche Patienten. Deutschlandweit lag der Anteil der männlichen Patienten bei ca. 65 %
(2487 Patienten). Anzahl und Inzidenz nach Altersgruppen und Geschlecht sind in Tab. 4 und Abb.
4 dargestellt.
Tab. 4:
Verteilung der gemeldeten invasiven MRSA-Infektionen 2014 in Thüringen nach Altersgruppen und
Geschlecht
Inzidenz
Inzidenz
Anzahl
pro 100.000
pro 100.000
männlich
Frauen
Männer
Anzahl
gesamt
Inzidenz
pro 100.000
Bevölkerung
0,00
0
0,00
0
0,00
0
0,00
1,80
0
0,00
2
0,85
2
1,73
1
0,75
3
1,21
40-49
6
4,07
2
1,26
8
2,61
50-59
1
0,55
14
7,63
15
4,10
60-69
12
8,37
16
11,82
28
10,05
70-85
24
12,36
28
19,27
52
15,32
ab 85
4
9,31
3
19,64
7
12,02
gesamt
51
4,65
64
6,02
115
5,32
Altersgruppen
(Jahre)
Anzahl
weiblich
0-9
0
0,00
0
10-19
0
0,00
20-29
2
30-39
Seite 6
MRSA-Jahresbericht 2014
25
Inzidenz
pro 100.000 Einwohner
weiblich
männlich
Gesamt
20
15
10
5
0
0-9
Abb. 4:
10-19
20-29
30-39
40-49
50-59
Altersgruppe
60-69
70-85
85+
Inzidenz der gemeldeten invasiven MRSA-Infektionen 2014 in Thüringen nach Altersgruppen und
Geschlecht.
8. Symptome
Bei allen 115 MRSA-Patienten wurden Angaben zur klinischen Symptomatik gemacht. In 87 Fällen
(76 %) lag ein septisches Krankheitsbild vor, 82 Patienten (71 %) hatten Fieber über 38,5 °C, bei
21 Patienten (18 %) wurde eine Pneumonie, bei 5 Patienten (4 %) eine Endokarditis und bei 3 Patienten (3 %) meningeale Zeichen diagnostiziert. Andere, hier nicht aufgeführte Symptome wurden
bei 4 weiteren Patienten (3 %) festgestellt. Drei Patienten mit MRSA-Nachweisen in der Blutkultur
zeigten keine Symptomatik (Abb. 5).
septisches Krankheitsbild
Fieber ≥ 38,5°C
Pneumonie
Endokarditis
meningeale Zeichen
andere Symptome
keine Symptome
0
Abb. 5:
20
40
Anteil (%)
60
80
Häufigkeit der bei MRSA-infizierten Personen diagnostizierten Symptome (Mehrfachnennung möglich; n = 115 Patienten)
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MRSA-Jahresbericht 2014
9. Todesfälle
Im Jahr 2014 starben 10 Patienten an einer MRSA-Infektion. Das entspricht einer Letalität von
8,7 %. Dabei handelte es sich um 7 Männer und 3 Frauen im Alter von 53 bis 90 Jahren, der Median beträgt 74 Jahre. In drei weiteren Fällen wurde eine andere Todesursache als die gemeldete
MRSA-Infektion angegeben. Im Vorjahr waren 11 von 98 Personen an einer MRSA-Infektion gestorben (11,2 %). Die Letalität in Thüringen liegt zwischen 8,7 % und 15,2 % in den Jahren 2010
bis 2014 (Abb. 6). In Deutschland lag die Letalität über die Jahre 2010 bis 2013 bei ca. 8 %.
16
14
Letalität (%)
12
10
8
6
4
2
0
2010
Abb. 6:
2011
2012
Jahr
2013
2014
Letalität der MRSA-Infektion in Thüringen in den Jahren 2010 bis 2014
10. Herkunft der Personen bei Krankenhausaufnahme
Im Jahr 2014 wurden 114 von 115 Personen mit einer invasiven MRSA-Infektion in einer Klinik
behandelt. Bei einer Person lagen dazu keine Angaben vor. Bei 104 Fällen (90 %) wurden im zusätzlichen Erhebungsbogen (siehe Kapitel 2 Grundlagen) Angaben zur Herkunft des Patienten
gemacht. Der größte Teil der 104 Klinikpatienten mit Angaben zur Herkunft kam von zu Hause (47
Patienten, 45 %). Achtundzwanzig Patienten (27 %) wurden aus dem ambulanten medizinischen
Bereich überwiesen. Bei 19 Patienten (18 %) erfolgte die Überweisung aus einer anderen Klinik
und bei 10 Personen (10 %) aus einem Pflegeheim. Bei 11 hospitalisierten Personen waren keine
Angaben zur Herkunft gemacht worden (Abb. 7).
Seite 8
MRSA-Jahresbericht 2014
Herkunft der Patienten
zu Hause
ambulant
andere Klinik
Pflegeheim
keine Angaben
0
Abb. 7:
5
10
15
20
25
30
Anteil (%)
35
40
45
50
Herkunft der Patienten bei Krankenhausaufnahme
11. Nosokomial erworbene Infektionen
Mit dem Erhebungsbogen (siehe Kapitel 2 Grundlagen) wurde ebenfalls ermittelt, ob es sich vermutlich um nosokomiale MRSA-Infektionen handelte. Von den 115 gemeldeten Fällen wurden 41
Infektionen (ca. 36 %) im diagnostizierenden Krankenhaus erworben, 54 Infektionen (ca. 47 %)
wurden als „nicht nosokomial“ eingestuft, während bei 20 Fällen (ca. 17 %) keine Angaben diesbezüglich gemacht wurden (Abb. 8).
17%
nosokomial
36%
erworben
47%
Abb. 8:
unbekannt/keine
Angaben
MRSA-Infektionen nach Herkunft, Thüringen 2014
12. Mögliche Ursachen und Risikofaktoren
Bei 93 von 115 Patienten mit meldepflichtigen MRSA-Nachweisen (81 %) wurden Angaben zu
Ursachen und Risikofaktoren gemacht, die möglicherweise zu den invasiven MRSA-Infektionen
geführt haben könnten. Der am häufigsten genannte Risikofaktor war eine vorangegangene oder
aktuelle MRSA-Infektion unterschiedlicher Lokalisation, welche bei 51 Patienten (55 %) vorlag.
Seite 9
MRSA-Jahresbericht 2014
Dabei wiesen 26 der 93 Patienten (28 %) eine MRSA-Infektion der Haut und Weichteile, 13 Fälle
(14 %) eine MRSA-Infektion der Harnwege und Nieren, 7 Patienten (8 %) eine Infektion des Respirationstraktes, 4 Patienten (4 %) eine Infektion der Knochen und Gelenke sowie eine Patientin
(1 %) eine Infektion des Abdomens auf. Eine weitere häufig genannte mögliche Infektionsursache
war ein zentralvenöser Katheter (ZVK) oder invasiver Zugang anderer Art (z. B. PEG, Shunt,
Harnwegskatheter), welche bei 46 Patienten (50 %) genannt wurde. Außerdem wurden bei 6 Patienten (7 %) ein unbekannter septischer Herd und bei 5 Patienten (5 %) ein operativer Eingriff angegeben. Andere Ursachen (z. B. Trauma, Wunde, Hautgeschwür, Hautläsion etc.) lagen bei 19
Patienten (20 %) vor. Bei 22 Fällen (19 %) fehlten die Angaben zu möglichen Infektionsursachen
bzw. Risikofaktoren (Abb. 9).
ZVK oder invasiver Zugang anderer Art
MRSA-Infektion der Haut- und Weichteile
MRSA-Infektion der Harnwege und Nieren
MRSA-Infektion des Respirationstraktes
MRSA-Infektion der Knochen und Gelenke
MRSA-Infektion des Abdomens
Hämatogene Streuung bei unbekannten septischem Herd
Operativer Eingriff
Sonstige Fremdkörper-assoziierte Infektionen
andere
0
10
20
30
40
50
60
Anteil (%)
Abb. 9:
Anteil von möglichen Infektionsursachen bzw. Risikofaktoren bei MRSA-Patienten (Mehrfachnennung möglich, ZVK = zentralvenöser Katheter, n = 93 Patienten mit Angaben)
13. MRSA-Screening und Sanierung
Im Jahr 2014 wurde bei 75 der 114 hospitalisierten Patienten (66 %) ein MRSA-Screening bei
Krankenhausaufnahe durchgeführt. Somit wurden 11 % mehr der später erkrankten Patienten gescreent als im Vorjahr. Dabei wurde bei 52 Personen (70 %) eine MRSA-Kolonisation festgestellt,
davon 38-mal in der Nase, 27-mal im Rachen, 21-mal in Wunden und 12-mal an anderen Stellen
z. B. der Haut oder der Leistengegend. Eine Sanierung wurde in 43 Fällen (83 %) durchgeführt, bei
8 Patienten (15 %) erfolgte keine Sanierung und bei einem Patient war unbekannt, ob eine Sanierung erfolgte.
Seite 10
MRSA-Jahresbericht 2014
Herausgeber:
Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz
Tennstedter Str. 8/9, 99947 Bad Langensalza
Verantwortlich: Abteilung Gesundheitsschutz, Dezernat Infektionsepidemiologie
Internet:
www.verbraucherschutz-thueringen.de
Autoren:
Dr. Katrin Lapp
Alexander Spengler
Dr. med. vet. Sabine Schroeder
E-Mail:
[email protected]
Stand:
April 2015
Nachdruck, Vervielfältigung und Übersetzung, auch auszugsweise, sind nur mit vorheriger Zustimmung des TLV und mit Quellenangabe gestattet.
Seite 11
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