Bachelorarbeit Monte-Carlo Studien zur Trigger-Effizienz des ALICE-PHOS-Detektors von Alexej Nicolai Kraiker am Institut für Kernphysik Goethe-Universität Frankfurt am Main November 2016 Erstgutachter: Prof. Dr. H. Büsching Zweitgutachter: Prof. Dr. C. Blume Abgabedatum: 30. November 2016 Inhaltsverzeichnis Seite 0. Einführung 1 1. Theoretische Grundlagen 3 1.1. Das Standardmodell der Teilchenphysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.2. Der nukleare Modifikationsfaktor RAA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.3. Monte-Carlo Simulationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 1.3.1. PYTHIA-Simulationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 2. Experimenteller Aufbau 13 2.1. CERN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.2. Der LHC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.3. Das ALICE-Experiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.4. Der PHOS-Detektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.4.1. Der PHOS-Trigger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 3. PHOS-Trigger-Studien 21 3.1. Monte-Carlo-Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 3.2. Geometrische Implementierung des PHOS-Detektors . . . . . . . . . . . . . 21 3.3. Energie- / Ortsauflösung und zusätzliche Detektoren . . . . . . . . . . . . 23 3.4. Implementierung toter Zellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 3.5. Triggerimplementierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 3.6. Unterteilung in TRUs mit charakteristischen Schwellenenergien . . . . . . . 35 3.7. Triggerbadmaps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 3.8. Vergleich mit Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3.9. Anreicherungsfaktor für η-Mesonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 3.10. Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 4. Zusammenfassung 45 A. Anhang 47 A.1. Einheiten und Kinematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 A.2. Triggerschwellen und experimenteller QA-Status der TRUs . . . . . . . . . 51 I Inhaltsverzeichnis A.3. Triggerhitmaps aus Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 B. Literaturverzeichnis 53 C. Danksagung 55 D. Selbstständigkeitserklärung 57 II 0. Einführung Bei der Untersuchung der Materie galten Protonen, Neutronen und Elektronen bis in die 1960er Jahre als die elementaren Bausteine. Durch Experimente mit immer leistungsstärkeren Beschleunigeranlagen konnte jedoch gezeigt werden, dass Protonen und Neutronen eine Substruktur besitzen. Sie bestehen aus Quarks und Gluonen, die nach heutigem Wissensstand sowohl punktförmig als auch elementar sind. Im Standardmodell der Teilchenphysik werden diese elementaren Bausteine unserer Materie zusammengefasst. Es beinhaltet heute 6 Quarks und 6 Leptonen sowie die Austauschteilchen der fundamentalen Wechselwirkungen. Quarks und Gluonen tragen eine Farbladung, und ihre Wechselwirkung wird durch die Quantenchromodynamik (QCD) beschrieben. In unserer gegenständlichen Welt kommen Quarks und Gluonen nicht frei sondern nur in gebundenen Zuständen, den Hadronen, vor. Dies wird als confinement bezeichnet. Die QCD schließt einen Zustand, in dem Quarks und Gluonen quasi-frei vorkommen, das so genannte deconfinement, jedoch nicht aus. Dieser Zustand wird als Quark-Gluon-Plasma (QGP) bezeichnet, er setzt eine extrem hohe Dichte und/oder Temperatur voraus. Kosmologische Modelle gehen davon aus, dass ein solcher Zustand zu Beginn unseres Universums kurz nach dem Urknall existierte. Heutzutage wird er im Inneren von Neutronensternen vermutet. Im Labor kann ein solches QGP lokal und für sehr kurze Zeit in Schwerionenkollisionen erschaffen werden, hierzu werden schwere Kerne bei ultrarelativistischen Energien zur Kollision gebracht. Um die Eigenschaften des QGP zu untersuchen, werden große Detektoren und Experimente benötigt. In dieser Arbeit wird eine Eigenschaft des ALICEExperiments (A Large Ion Collidier Experiment) an der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) in Genf untersucht. ALICE befindet sich am LHC-Beschleuniger (Large Hadron Collider), mit dem unter anderem Bleikerne miteinander zur Kollision gebracht werden, um so ein QGP zu erzeugen. Um die Eigenschaften des QGP zu erforschen, können die Ergebnisse von Kollisionen, in denen ein QGP entsteht, mit den Ergebnissen von Kollisionen verglichen werden, in denen kein QGP erwartet wird. Letzteres ist bei Proton-Proton-Kollisionen der Fall. Verhalten sich bestimmte Teilchen in diesen Reaktionen anders als in Blei-Blei-Kollisionen, so kann man aus den Abweichungen auf bestimmte Eigenschaften des QGP schließen. Eine wichtige Messgröße stellt hierbei das Spektrum neutraler Pionen dar, welche überwiegend in 2 Photonen zerfallen. Diese Photonen werden im Experiment unter anderem mit dem PHOS (PHOtonenSpectrometer), einem elektromagnetischen Kalorimeter in ALICE, gemessen. Will man überwiegend Er- 1 KAPITEL 0. EINFÜHRUNG eignisse aufzeichnen, in denen Pionen mit hoher Energie vorkommen, benötigt man einen Trigger ( engl. für Auslöser). Ein Trigger entscheidet während einer Kollision in sehr kurzer Zeit, ob das Ereignis von Relevanz für bestimmte Messungen ist oder nicht und löst gegebenenfalls die Datennahme aus. Dadurch können wichtige Ereignisse heraus gefiltert werden. Für die Auswertung gemessener Daten ist es von zentraler Bedeutung, die Effizienz dieses Triggers zu kennen. Mit dieser Effizienzbestimmung beschäftigt sich die vorliegende Arbeit. Hierzu werden zwei Trigger des PHOS-Detektors in Proton-ProtonKollisionen mithilfe einer Pythia Toy-Monte-Carlo-Simulation untersucht. Im ersten Kapitel werden die theoretischen Grundlagen für diese Arbeit erläutert. Ein kurzer Überblick über das Kernforschungzentrum CERN, das ALICE-Experiment, den PHOS-Detektor und dessen Triggersystem wird in Kapitel zwei gegeben. Im Anschluss werden die einzelnen Schritte zur Effizienzbestimmung des PHOS Triggers in Kapitel drei erläutert. In Kapitel vier wird ein abschließender Überblick über die Simulationsstudie gegeben. 2 1. Theoretische Grundlagen 1.1. Das Standardmodell der Teilchenphysik Das Standardmodell der Teilchenphysik beschreibt die fundamentalen Bausteine und Wechselwirkungen. Hierbei unterscheidet man Elementarteilchen und Austauschteilchen der Wechselwirkungen. Die Elementarteilchen werden in zwei Gruppen mit je drei Generationen unterteilt. Diese Gruppen nennt man Quarks und Leptonen. Die Quarks der ersten Generation, up- und down-Quark, sind die elementaren Bausteine unserer gegenständlichen Welt. Aus ihnen setzen sich unter anderem das Proton (uud ) und das Neutron (udd ) zusammen. Diese bilden mit dem Elektron sämtliche bekannte, stabile Materie im Universum. Die weiteren Quarks können in up-like und down-like unterschieden werden. Hierbei sortiert man die Quarks nach ihrer elektrischen Ladung. Zu den up-likeQuarks gehören das charm- und das top-Quark. Sie tragen, wie auch das up-Quark, eine elektrische Ladung von +2/3 e. Zu den down-like-Quarks gehören das strange- und das bottom-Quark. Diese tragen jeweils eine elektrische Ladung von −1/3 e. Die Ruhemassen der Quarks nehmen mit der Generation zu, top- und bottom-Quark sind die massereichsten Quarks. In der Gruppe der Leptonen bilden das Elektron (e− ) und das Elektronneutrino (νe ) die erste Generation. In der zweiten Generation befinden sich das Myon (µ− ) und das Myonneutrino (νµ ), in der dritten das Tau (τ − ) und das Tauneutrino (ντ ). Elektron, Myon und Tau besitzen sowohl eine Masse, als auch eine Ladung von −1 e. Auch hier nimmt die Masse mit der Generation zu. Neutrinos besitzen eine vergleichsweise geringe Masse und sind elektrisch ungeladen1 . Eine Übersicht über die Elementarteilchen ist in Tabelle 1.1 gezeigt. Alle diese Teilchen besitzen einen Spin von 1/2 und zählen somit zu den so genannten Fermionen. Teilchen mit einem ganzzahligem Spin werden Bosonen genannt. Hierzu zählen unter anderem die Austauschteilchen der Wechselwirkungen. Heute sind vier fundamentale Wechselwirkungen bekannt, von denen drei im Standardmodell der Teilchenphysik beschrieben werden. Bei diesen handelt es sich um die elektromagnetische, die schwache und die starke Wechselwirkung. Die Gravitation als vierte Wechselwirkung ist nicht im Standardmodell enthalten, da sie bisher nicht auf Elementarteilchenebene beschrieben werden kann. Eine Übersicht über diese Wechselwirkungen ist in Tabelle 1.2 gegeben. 1 Die Bestimmung der Neutrinomasse ist Gegenstand aktueller Forschungsprojekte. 3 KAPITEL 1. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Teilchen Quarks Leptonen Generation 1 2 3 u c t d s b e µ τ νe− νµ− ντ − el. Ladung [e] Farbladung +2/3 −1/3 −1 0 r, g, b r, g, b - Tabelle 1.1.: Übersicht über die Elementarteilchen des Standardmodells Wechselwirkung stark elektromagnetisch schwach Austauschteilchen Gluon (g) Photon (γ) W-Bosonen (W ± ) Z-Boson (Z 0 ) el. Ladung [e] 0 0 ±1 0 Lebensdauer [s] ∞ ∞ ≈ 10−25 Tabelle 1.2.: Übersicht über die Kräfte des Standardmodells Die elektromagnetische Wechselwirkung wird durch das Photon vermittelt, das weder eine Ladung noch eine Masse trägt, weshalb die Reichweite der elektromagnetischen Wechselwirkung unendlich groß ist. Die elektromagnetische Wechselwirkung koppelt an alle elektrisch geladenen Teilchen und somit auch an alle Quarks und die geladenen Leptonen. Aufgrund der hohen Masse der Austauschteilchen der schwachen Wechselwirkung, der W± und Z0 Bosonen (mW ± ,Z 0 ≈ 80 − 90GeV/c2 ) [PDG14], besitzt diese nur eine kurze Reichweite. Sie spielt bei der Umwandlung von Quarks und Leptonen eine wichtige Rolle. Die Ladung der schwachen Wechselwirkung wird schwache Ladung genannt, welche aber nicht in Tabelle 1.1 gezeigt ist. Die starke Wechselwirkung beschreibt unter anderem die Wechselwirkung zwischen Quarks. Die Ladung in der starken Wechselwirkung bezeichnet man als Farbladung, woraus sich auch der Begriff der Quantenchromodynamik (kurz: QCD) für die Theorie der starken Wechselwirkung ableitet. Die Farbladung kann sechs Werte annehmen, rot, grün, blau sowie die jeweiligen Antifarben. Aus der Bedingung, dass jeder gebundene Zustand farbneutral (also weiß ) sein muss, ergibt sich direkt, dass mindestens zwei Arten von Teilchen möglich sind. Einerseits existieren Kombinationen von drei Quarks, welche alle eine andere Farbe tragen (rot + grün + blau = weiß ), andererseits Kombinationen von Quark und Antiquark (Farbe + Antifarbe = weiß ). Erstere werden Baryonen, zweitere Mesonen genannt. Die starke Wechselwirkung wird – wie die anderen fundamentalen Wechselwirkungen – durch Austauschteilchen vermittelt, die Gluonen. Sie tragen, wie auch das Photon, keine Ruhemasse, besitzen aber im Gegensatz zum Photon die Ladung der Wechselwirkung, die sie vermitteln. Dies hat zur Folge, dass Gluonen auch untereinander wechselwirken. Hierin liegt ein entscheidender Unterschied zur elektromagnetischen Wechselwirkung. Dies ist 4 1.1. DAS STANDARDMODELL DER TEILCHENPHYSIK R Q Q qq Abbildung 1.1.: Zeitlicher Ablauf des String breaking Oben: Die Quarks eines Mesons befinden sich im Abstand R voneinander entfernt. Mitte: Wird der Abstand vergrößert, so “reißt” die Bindung, wenn die dafür benötigte Energie ausreicht, um zwei neue Quarks zu erzeugen. Es entsteht ein neues Quark-Antiquark-Paar. Unten: Aus dem neuen und dem bestehenden Quark-Antiquark-Paar bilden sich zwei Mesonen. Nach [Che10] der Grund, weshalb die Bindungsenergie eines Quark-Antiquark-Paares mit steigendem Abstand zunimmt, bis genügend Energie vorhanden ist um ein neues Quark-AntiquarkPaar zu erzeugen (siehe Abbildung 1.1). Da hierbei die Bindung zwischen den Quarks “aufgebrochen” wird, spricht man vom so genannten string breaking. Man kann hieraus ableiten, dass das Potential der QCD für große Abstände linear ansteigt, also die Form V (r → ∞) ∝ kr (1.1.1) hat. Für geringe Abstände verhält sich die QCD ähnlich wie die QED, somit hat das Potential für kleine Abstände die Form V (r → 0) ∝ C r (1.1.2) Das Potential der QCD lautet [Pov13]: V (r) = − 4 αs (r)~c + kr 3 r (1.1.3) Hierbei repräsentiert αs die Kopplungskonstante der starken Wechselwirkung, die ein Maß für die Stärke der Wechselwirkung zwischen farbgeladenen Teilchen darstellt. Die Kopplungskonstante αs ist nicht konstant und hängt direkt von Q2 ab: αs ∝ 1 ln(Q2 /Λ2 ) (1.1.4) 5 KAPITEL 1. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Hierbei stellt Λ einen freien Parameter dar, der anhand von experimentellen Daten bestimmt werden kann. Die Abhängigkeit der Kopplungskonstante αs vom Impulsübertrag Q wird in Abbildung 1.2 dargestellt. Je höher der Impulsübertrag, desto kleiner ist der Abstand zwischen den Quarks kollidierender Nukleonen, und desto geringer ist die Kopplungskonstante. Dies bedeutet, dass die Bindung zwischen den Teilchen verschwindend gering wird. Hieraus ergibt sich die so genannte asymptotische Freiheit für Quarks und Gluonen. Ein Zustand aus Quarks und Gluonen, die sich auf einem großen Raumbereich quasifrei bewegen können, wird Quark-Gluon-Plasma genannt. Aus dem Phasendiagramm der QCD (siehe Abbildung 1.3) wird ersichtlich, dass ein QGP auf verschiedene Weisen gebildet werden kann. Entweder durch eine hohe Temperatur, durch eine hohe Teilchendichte µ oder eine Kombination aus beidem. 1.2. Der nukleare Modifikationsfaktor RAA Ein solches QGP wird zur Zeit an verschiedene Experimenten erforscht. Im ALICEExperiment (siehe Kapitel 2.3) werden hierfür Bleikerne bei sehr hohen Energien (bis √ zu sNN = 5,02 TeV) zur Kollision gebracht. Um die Eigenschaften eines QGP zu erforschen, betrachtet man unter anderem die Unterschiede von Kollisionen mit und ohne Bildung eines QGP. Hierfür kann man vereinfacht annehmen, dass sich ohne Ausbildung eines QGP Teilchen in einer Blei-Blei-Kollision (Pb-Pb) genauso verhalten müssten wie in vielen, überlagerten Proton-Proton-Kollisionen. Um dies zu überprüfen, führt man einen Faktor ein, der Messungen von Teilchenspektren aus Kern-Kern-Kollisionen mit denen aus Proton-Proton-Kollisionen in Relation zueinander stellt, den so genannten nuklearen Modifikationsfaktor RAA : RAA = 1 d2 NAA /dpT dy hNcoll i d2 Npp /dpT dy (1.2.1) Hierbei ist hNcoll i ein Skalierungsfaktor der mit einem Glauber-Modell berechnet wird und die Anzahl der Proton-Proton-Kollisionen in einer Pb-Pb Kollision angibt. d2 Nx /dpT dy stellt die Ausbeute (engl. Yield ) einer Teilchenart im Kollisionssystem x (AA für KernKern und pp für Proton-Proton-Kollisionen) dar. Ein RAA = 1 würde bedeuten, dass in Kern-Kern-Kollisionen die Teilchenproduktion gegenüber Proton-Proton-Kollisionen nicht modifiziert ist. Ein RAA < 1 deutet auf eine Unterdrückung der Teilchenproduktion in Kern-Kern-Kollisionen hin. Dies wird als ein Anzeichen für ein QGP gewertet: Im Kollisionszentrum entsteht ein Medium, welches die gestreuten Kollisionsprodukte durchqueren müssen und somit mit diesem Medium interagieren und Energie abgeben, was zu einer Unterdrückung des Yields führt. Durch genaues Vermessen dieses Yields kann man daher Aussagen über die Eigenschaften eines QGP treffen. Die Anzahl aller in einer Kollision entstehenden Teilchen wird Multiplizität genannt. Stellt 6 1.2. DER NUKLEARE MODIFIKATIONSFAKTOR RAA Abbildung 1.2.: Q-Abhängigkeit der Kopplungskonstante der starken Wechselwirkung [Bet08] Abbildung 1.3.: Phasendiagramm der starken Wechselwirkung [Alf10] 7 KAPITEL 1. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Abbildung 1.4.: Der nukleare Modifikationsfaktor RAA für π 0 -Spektren in verschiedenen √ Zentralitäten für Pb-Pb bei sNN = 2.76 TeV [Kur15] . man die auftretende Häufigkeit der Multiplizitäten graphisch dar, so erhält man eine stark abfallende Kurve zu hohen Multiplizitäten hin. Diese Verteilung wird in verschiedene Klassen eingeteilt, sogenannte Zentralitätsklassen. Die Zentralität ist eine Angabe, wie zentral zwei Kerne miteinander kollidieren. Kollisionen, in denen die Kerne sehr zentral miteinander kollidieren, bringen große Multiplizitäten hervor, periphere Kollisionen eher niedrigere. Eine Zentralität von 0-5% entspricht einer sehr zentralen Kollision, eine Zentralität von 60-80% eher einer peripheren. In Abbildung 1.4 ist beispielsweise der nukleare Modifikationsfaktor RAA für π 0 -Ausbeuten in Abhängigkeit des Tranvsersalimpulses für √ verschiedene Zentralitäten in Pb-Pb-Kollisionen bei sNN = 2.76 TeV gezeigt. Die roten Datenpunkte beschreiben Kollisionen bei sehr zentralen Stößen, weshalb hier die Unterdrückung der π 0 -Produktion deutlich größer ist als bei weniger zentralen Kollisionen, da hier die räumliche Ausdehnung, die Temperatur und / oder die Teilchendichte des QGP kleiner ist. Bei einer größeren räumlichen Ausdehnung müssen die gestreuten Partonen, die Kernbausteine, eine längere Strecke um QGP zurücklegen und geben somit mehr Energie ab. Neutrale Pionen geben somit Aufschluss über die Existenz eines QGP und dessen Eigenschaften. Ähnliche Teilchen, wie zum Beispiel das η-Meson, können ebenfalls zur Untersuchung des QGPs verwendet werden. Um diese seltenen Teilchen messen zu können, benötigt man im Experiment jedoch einen sogenannten Trigger. Mit der Effizienzbestimmung eines solchen Triggers beschäftigt sich die nachfolgende Arbeit. Hierzu wird die Triggereffizienz von neutralen Pionen bestimmt und mit Daten verglichen. Stimmen diese überein, lässt sich eine Aussage über die Triggereffizienz von η-Teilchen machen. 8 1.3. MONTE-CARLO SIMULATIONEN 1.3. Monte-Carlo Simulationen Will man eine Theorie mit gemessenen Daten vergleichen, so benötigt man eine Methode, um Daten auf Grundlage dieser Theorie zu generieren. Da diese Theorien in der Regel sehr komplex und somit nicht mehr analytisch lösbar sind, bedient man sich numerischer Verfahren. Das bekannteste numerische Verfahren ist das so genannte Monte-Carlo-Verfahren. Beim Monte-Carlo-Verfahren werden Entscheidungen mithilfe von Zufallszahlen auf Basis von Modellen, welche die Theorien beschreiben, getroffen. Betrachtet man beispielsweise den Zerfall eines Pions, so gibt es eine ganze Reihe von möglichen Zerfällen, von denen jeder wiederum unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten hat. Solche verschiedenen Wahrscheinlichkeiten können modellabhängig in einem Monte-Carlo-Generator implementiert werden. Aufgrund des Modells werden dann Entscheidungen über auftretende Prozesse und deren Wahrscheinlichkeiten getroffen. In der Teilchenphysik werden Monte-CarloGeneratoren unter anderem verwendet, um mithilfe von Zerfallswahrscheinlichkeiten, Erhaltungssätzen, Wechselwirkungen, etc, eine Kollision von zwei Teilchen so realistisch wie möglich nachzubilden. Das Ergebnis eines solchen numerischen Verfahrens wird als Monte-Carlo-Simulationen bezeichnet. In dieser Arbeit wird der Monte-Carlo-Generator PYTHIA verwendet, auf den nun genauer eingegangen werden soll. 1.3.1. PYTHIA-Simulationen In dieser Arbeit wird der PYTHIA-Generator in der Version 8.215 verwendet. PYTHIA zählt in der Teilchenphysik zu den am häufigsten verwendeten Monte-Carlo-Generatoren. PYTHIA kann verschiedene Kollisionsysteme simulieren, zu diesen zählen Proton-Proton (pp), Proton-Antiproton (pp̄), Myon-Antimyon (µ− µ+ ) und Elektron-Positron (e− e+ ) Kollisionen. Abbildung 1.5 zeigt schematisch den Ablauf einer Proton-Proton Kollision, wie sie in PYTHIA simuliert wird. Die einlaufenden Protonen (dunkel grüne, ovale Scheiben) stoßen miteinander. Hierbei wechselwirken die Partonen, die Bausteine eines Nukleons, durch Austausch von Gluonen mit einander. Gluonen werden hier durch eine spiralförmige Linie dargestellt. Sie fragmentieren zu Hadronen, welche dann entweder stabil sind oder weiter zerfallen (z.B.: π 0 → γγ). Stabil bedeutet in diesem Zusammenhang allerdings nicht, dass diese Teilchen in der Realität nicht weiter zerfallen würden, sondern dass sie eine Strecke von cτ > 10 mm zurücklegen, bevor sie zerfallen würden. Da ein π 0 in der Regel nach einer Strecke von cτ ≈ 25.5 nm [PDG14] in zwei Photonen zerfällt, können alle Teilchen, welche deutlich länger leben, in dieser Simulation als stabil angesehen werden. Prozesse, bei denen Teilchen einen hohen Energiebetrag austauschen, werden als harte 9 KAPITEL 1. THEORETISCHE GRUNDLAGEN Abbildung 1.5.: Schematische Darstellung einer simulierten Proton-Proton Kollision [Sci15]. Streuungen (engl. hard scatterings) bezeichnet. Diese sind in rot dargestellt. In Abbildung 1.6 ist beispielhaft und weil es für diese Arbeit besonders wichtig ist, ein Vergleich von ALICE-Daten mit PYTHIA 8.219 gezeigt. Dargestellt ist der invariante Wirkungsquerschnitt von neutralen Pionen bei Proton-Proton-Kollisionen bei verschiedenen Schwerpunktsenergien. Diese wurden zur übersichtlicheren Darstellung mit einem, in der Legende angegebenen, Faktor skaliert. Im unteren Teil des Graphen ist die relative Abweichung mit statistischen und systematischen Unsicherheiten gezeigt, welche mit einem konstanten Offset skaliert wurden. Gut zu erkennen ist, dass die mit PYTHIA ge√ √ nerierten Daten bei einer Schwerpunktsenergie von s = 0.9 TeV und s = 2.76 TeV gut √ mit dem Experiment übereinstimmen. Bei einer Schwerpunktsenergie von s = 7 TeV ist der invariante Wirkungsquerschnit der von PYTHIA generierten Daten etwas höher als im Experiment. Hieraus lässt sich ableiten, dass die Produktion von neutralen Pionen in PYTHIA gut mit dem Experiment übereinstimmt und daher PYTHIA für diese Triggereffizienzstudie verwendet werden kann. 10 3 E d σ3 (mb GeV-2c 3 ) dp 1.3. MONTE-CARLO SIMULATIONEN 104 3 10 s = 7000 GeV ⋅ 102 Daten (ALICE) Pythia s = 2760 GeV ⋅ 10 Daten (ALICE) Pythia s = 900 GeV ⋅ 10 Daten (ALICE) Pythia 1 0 102 10 1 10-1 10-2 -3 10 pp → π0 Pythia 8.219 Tune: Monash2013 10-4 Pythia/Daten + x -5 10 4 3.5 3 x=2 2.5 2 x=1 1.5 Stat. Fehler aus Daten 1 Syst. Fehler aus Daten x = 0 0.5 1 10 p t (GeV/c) Abbildung 1.6.: Vergleich von PYTHIA mit gemessenen Daten [Bra16]. 11 12 2. Experimenteller Aufbau 2.1. CERN Im Jahr 1952 gab es in Europa starke Bestrebungen, eine gemeinsame Einrichtung zur Kernforschung zu gründen. Zwei Jahre später wurde hierzu von 12 Staaten, darunter Deutschland, Frankreich und der Schweiz, die Gründungsurkunde unterzeichnet und die Europäische Organisation für Kernforschung CERN gegründet. Heute beteiligen sich insgesamt 22 Mitgliedsstaaten und 5 assozierte Staaten an der Europäischen Organisation für Kernforschung [CER16]. Der Hauptsitz des CERN befindet sich in Meyrin im Kanton Genf (Schweiz). Das CERN dient der Grundlagenforschung im Bereich der Teilchenphysik und soll weitere Einblicke in die Entstehung unseres Universums geben. Hierzu werden große Beschleunigeranlagen und Detektoren genutzt. Der größte Beschleuniger ist der Große Hadronen Speicherring (engl. Large Hadron Collider, kurz LHC). Er besitzt aktu√ ell eine maximale Schwerpunktsenergie von s = 13 TeV (Proton-Proton Kollision) und ist derzeit der weltweit leistungsstärkste Beschleuniger. 2.2. Der LHC Der LHC befindet sich im Tunnel des ehemaligen LEP-Colliders (engl. Large ElectronPositron Collider). Nach 11 Jahren Betrieb wurde der LEP im Jahr 2000 abgeschaltet und in dessen 27 km langen Tunnel der LHC gebaut. Dieser besteht aus einem Beschleunigerund 8 Ablenkabschnitten, die sich fast zu einem Kreis zusammen setzen. Um Teilchen bei maximaler LHC Energie auf einer Kreisbahn zu halten, werden Magnetfelder von bis zu 8.33 T benötigt. Dies entspricht bei den Magneten des LHC einer Stromstärke von 11.850 A. Damit die Magnete diese Belastung aushalten, werden sie mithilfe von superfluidem Helium auf 2 K herabgekühlt. Die Kollisionen erfolgen an vier so genannten Interaction Points. Hier befinden sich die Experimente des LHC. Die vier großen heißen ALICE (engl. A Large Ion Collider Experiment), ATLAS (engl. A Toroidal LHC ApparatuS), CMS (engl. Compact Muon Solenoid) und LHCb (engl. Large Hadron Collider beauty). Da sich diese Studie mit der Effizienz eines Triggers des PHOS-Detektors am ALICEExerpiments befasst wird im folgenden auf diese und das Triggersystem des PHOS genauer eingegangen. 13 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLER AUFBAU Abbildung 2.1.: Schematischer Aufbau des ALICE-Experiments [IRF16] 2.3. Das ALICE-Experiment Das ALICE-Experiment am LHC befasst sich hauptsächlich mit der Untersuchung der Eigenschaften des QGP in Blei-Blei-Kollisionen. Aufgrund der hohen Teilchenzahl pro Kollision (Multiplizität) werden hohe Anforderungen an die Detektoren und deren Ortsauflösung gestellt. In Abbildung 2.1 ist der schematische Aufbau des ALICE-Experiment dargestellt. Innerhalb eines 16 Meter hohen Solenoid-Magneten befindet sich ein komplexes System aus Detektoren, welche schalenartig um den Kollisionspunkt (Vertex) geschichtet sind. Zur einen Seite des ALICE-Experiments erstreckt sich ein weiterer Detektorabschnitt, welcher zur Messung von Myonen genutzt wird. Die wichtigsten Detektoren zur Messung von neutralen Pionen sind von außen nach innen Betrachtet, der VZERODetektor, das Inner Tracking System (kurz ITS), das EmCal (engl. Elektro-Magnetic Calorimeter ) und der PHOS-Detektor. Der VZERO-Detektor ist aus zwei, auf beiden Seiten des Vertexes angebrachten, Siliziumzählern aufgebaut, welche ab einer gewissen Teilchenzahl auf dem Detektor die Datennahme der übrigen Detektoren auslösen. Aus der Zeitdifferenz, mit welcher die Teilchen auf die jeweiligen Platten des VZERO-Detektors treffen, lässt sich eine grobe Abschätzung der Position des Kollisionsvertexes machen. Diese Abschätzung reicht aus, um Pile-Up-Ereignisse zu detektieren. Als Pile-Up-Ereignisse werden Kollisionen bezeichnet, welche fast gleichzeitig stattfinden. Zur Spurrekonstruktion und Vertexbestimmung werden das ITS und die TPC verwendet. Das ITS liegt direkt um den Kollisionspunkt herum und besteht aus Silizium-Detektoren, während die TPC, 14 2.4. DER PHOS-DETEKTOR eine Spurendriftkammer, weiter außen angebracht ist. Aufgrund des homogenen Magnetfeldes des Solenoiden werden elektrisch geladene Teilchen abgelenkt, was mithilfe des ITS und der TPC gemessen werden kann. Hieraus lässt sich dann der Impuls der Teilchen berechnen. Zur Bestimmung von Energie und Ort von Photonen dienen der PHOS-Detektor und das EmCal. Während das EmCal eine erheblich größere Akzeptanz besitzt als das PHOS, so besitzt dieses eine höhere Granulation und somit eine bessere Ortsauflösung. Im Folgenden wird weiter auf den Aufbau und die Eigenschaften des PHOS-Detektors eingegangen, weil dieser für diese Arbeit von zentraler Bedeutung ist. 2.4. Der PHOS-Detektor Der PHOS-Detektor dient zur Messung von Photonen aus der Kollision. Ein für diese Arbeit zentrales Beispiel stellt die Messung der Zerfallsphotonen eines neutralen Pions dar. Der dominate Zerfall eines neutralen Pions stellt, mit einem Anteil von 98.8% [PDG14] an allen Zerfallskanälen π 0 → γγ dar. Um diese Photonen möglichst präzise messen zu können, wird eine hohe Energie- und Ortsauflösung benötigt. Hierzu besteht das PHOS aus so genannten PWO-Kristallen (Bleiwolframat, PbWO4 ). Fliegt ein Photon in einen dieser Kristalle, so deponiert dieses seine Energie in Form eines elektromagnetischen Schauers. Hierbei zerfällt das einfliegende Photon in ein Elektron-Positron-Paar (Paarbildungseffekt bzw. Konversion). Die Elektronen bzw. Positronen senden wiederum Photonen aufgrund von Bremsstrahlung aus, welche wieder in Elektron-Positron-Paare zerfallen. Dieser kaskadenartige Effekt findet solange statt, bis sämtliche Teilchen unterhalb der für das Material spezifischen, kritischen Energie Ec liegen. Diese lässt sich mithilfe der Ordnungszahl Z grob abschätzen: Ec ≈ 800MeV (Z + 1.2) (2.4.1) Bei dieser Energie wird das Detektormaterial ionisiert und gibt Licht einer charakteristischen Wellenlänge ab, welches am Ende eines PWO Kristalls mit einer Photodiode gemessen werden kann. Die Intensität des Szintilationslichts ist proportional zur Energie eines einfliegenden Teilchens. Um eine optimale Lichtausbeute zu garantieren, wird der PHOS-Detektor bei -25◦ C betrieben. Die meiste Energie eines Teilchen wird entlang der Längsachse eines Kristalls deponiert. Die Wahrscheinlichkeit, mit der ein Photon nach der im Detektor zurückgelegten Wegstrecke x konvertiert, berechnet sich nach: P (x) = 1 − e − 79 · Xx 0 (2.4.2) X0 bezeichnet die Strahlungslänge des Detektormaterials. Sie gibt demnach an, nach welcher Länge 54% aller Photonen konvertiert sind. Die Tiefe Xmax , in der die meisten 15 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLER AUFBAU Photonen entstehen, lässt sich bestimmen nach Xmax = ln X0 E0 Ec − 0.3 (2.4.3) Hierbei bezeichnet E0 die Energie des eintreffenden Teilchens. Die Länge der PWOKristalle wurde so gewählt, dass auch hochenergetische Photonen in den Kristallen konvertieren und einen möglichst großen Schauer bilden. Man wählte eine Länge von 180 mm, was in etwa der zwanzigfachen Strahlungslänge entspricht. Ein Teil des Schauers breitet sich allerdings auch senkrecht zu den Kristallen aus. Um diesen Effekt so gering wie möglich zu halten, sollten die Kristalle in der Größenordnung des so genannten Molière-Radius liegen. Dieser beschreibt die materialabhängige, transversale Ausdehnung eines elektromagnetischen Schauers. Innerhalb des Molière-Radius werden ca. 90% der Schauerenergie des Teilchens deponiert. Er ist definiert als RMolière = 21 MeV · X0 EC (2.4.4) Der Molière-Radius der PHOS-Kristalle beträgt 2 cm, weshalb die Größe eines Kristalls auf 2,2 x 2,2 cm2 festgelegt wurde. Am Ende jedes 180 mm langen Kristalls ist eine Photodiode montiert, welche das Szintillationslicht in ein elektrisches Signal umwandelt. Dieser Aufbau wird Zelle genannt. Immer 8 x 2 Tower ergeben eine so genannte Strip-Unit (engl. für Streifeneinheit). Das Signal von jeder Strip-Unit wird über einen Vorverstärker und einen Analog-zu-Digitalwander ausgelesen. Immer zwei Strip-Units sind zu einer FrontEnd-Card (engl. für End-Karte, Auslesekarte) verbunden, welche die gemessenen Daten ausliest. 64 x 56 Tower werden zu einem Modul zusammengefasst. Während des für diese Arbeit relevanten Zeitraumes bestand der PHOS-Detektor aus drei Modulen, welche einen Bereich von φ ∈ [260◦ ; 320◦ ] und η ∈ [−0.13; 0.13] abdeckten. In Abbildung 2.2 sind die beschriebenen Bestandteile des PHOS-Detektors gezeigt. 16 2.4. DER PHOS-DETEKTOR (a) Zelle (b) Photodiode auf Vorverstärker (d) Zellen in einem Modul (e) PHOS-Detektor mit 5 Modulen (c) Detektoreinheit aus 8 x 2 Zellen Abbildung 2.2.: Bestandteile des PHOS-Detektors [Aam08] 17 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLER AUFBAU Minimum-Bias Events 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Trigger Totzeit der Detektoren Detektoren bereit zur Aufzeichnung Minimum-Bias-Event Event erfüllt Triggerbedingung Aufgezeichnetes Event Abbildung 2.3.: Vergleich Minimum-Bias-Messungen zu getriggerten Messungen 2.4.1. Der PHOS-Trigger Grundsätzlich unterscheidet man zwei verschiedene Arten der Datenaufzeichnung: Messungen, in denen jede Kollision aufgezeichnet wird, werden als Minimum-Bias-Messungen bezeichnet. In Minimum-Bias-Messungen wird ein Event (engl. für Ereignis / Kollision) aufgezeichnet, sobald es u.a. vom VZERO-Detektor als Kollision identifiziert wurde und alle Detektoren zur Messung bereit sind. Während die Detektoren die gemessenen Daten speichern, können keine weiteren Informationen verarbeitet werden. Diese Zeit wird Totzeit genannt. Da jeder Detektor eine andere Totzeit besitzt, muss zur Aufzeichnung des nächsten Events gewartet werden, bis alle Detektoren wieder bereit sind. In dieser Zeit entstehen allerdings bereits viele weitere Events. Um nun die Datennahme zu steuern und nur bestimmte Events, welche besondere Eigenschaften aufweisen, aufzuzeichnen, werden Trigger benötigt. Hierbei warten alle Detektoren des gesamten Experiments, bis ein Trigger, dessen Triggerbedingung erfüllt ist, auslöst. Solche Messungen werden als getriggerte Messungen bezeichent. Da solche Events deutlich seltener vorkommen, werden uninteressante Events ignoriert. Dieser Zusammenhang soll in Abbildung 2.3 verdeutlicht werden. Die mittlere Linie mit roten und schwarzen Punkten repräsentiert die einzelnen Events, ist also eine Art Zeitachse. Die obere und untere Linie zeigt die Totzeiten des Experiments einmal für Minimum Bias Messungen (oben) und getriggerte Messungen (unten). Die blauen Punkte zeigen, welche Events von der jeweiligen Messung aufgezeichnet werden. In rot sind Events gekennzeichnet, welche die Bedingung des Triggers erfüllen. Hier wird der Einfluss eines Triggers deutlich. Während in Minimum-Bias-Messungen, aufgrund der langen Totzeit, nur ein interessantes Event von vier Events aufgezeichnet werden kann, werden durch den Einfluss des Triggers drei Events aufgezeichnet. Somit ist es sinnvoll, für Messungen, welche konkrete Eigenschaften erfüllen sollen, einen Trigger zu verwenden, da sonst diese Events verloren gehen. 18 2.4. DER PHOS-DETEKTOR Abbildung 2.4.: PHOS TRUs mit Status Ein Trigger reichert also die Datennahme mit Messungen, in denen seltene Prozesse ablaufen, an. Dies ist sinnvoll, da diese wenigen Prozesse in der Menge an Minimum-Bias-Events untergehen und somit nicht analysiert werden könnten. Da jeder Trigger die gemessenen Daten in dem Bereich der Triggerbedingung anreichert, also die relative Häufigkeit verändert, benötigt man zur Normierung dennoch Minimum-Bias-Events. Aufgrund der begrenzten Zeit für die Datenaufzeichnung müssen die Triggerentscheidungen sehr schnell fallen. In ALICE werden Trigger in drei Klassen eingeteilt [Liu10]: 1. Level 0 Trigger (L0) → Zeit 1.2 µs 2. Level 1 Trigger (L1) → Zeit 6.5 µs 3. Level 2 Trigger (L2) → Zeit 88.0 µs Der PHOS-Detektor ist in der Lage, L0 und L1 Entscheidungen zu treffen. In dieser Arbeit soll ein energiesensitiver L0 Trigger untersucht werden. Unter Berücksichtigung der weiteren Verarbeitung und der Übertragung innerhalb des ALICE-Experiments, darf dieser nicht länger als 800 ns für eine Entscheidung brauchen. Da es zu lange dauern würde, das gesamte PHOS für die Triggerauslösung auf einmal auszulesen, wurde jedes Modul in so genannte Triggerregionen (engl. Trigger-Region-Units, kurz TRUs) unterteilt, welche alle gleichzeitig ausgelesen werden. Jedes Modul besteht aus 8 TRUs – 4 im Bereich von η > 0 und vier im Bereich von η < 0. Im für diese Arbeit relevanten Zeitraum waren nicht alle TRUs funktionsfähig. In Abbildung 2.4 ist die Aufteilung des PHOS-Detektors in die einzelnen Module und deren TRUs mit Status und Nummerierung gezeigt. Die Analyse, welche TRUs funktionsfähig sind, wurde in einer ALICE Analysis Note zur Messung der π 0 Produktion in Minimum Bias und getriggerten Daten [Yan15] dokumentiert und wird hier verwendet. In dieser Analysis Note wurde unter anderem die Effizienz jeder TRU berechnet und anhand dieser beurteilt, welche TRUs für eine Analyse auszuschließen sind. 19 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLER AUFBAU Abbildung 2.5.: 2x2 Auslesefenster einer TRU [Yan15] Jede TRU besteht aus 16x28 Zellen in φ,η-Richtung. Findet ein Event statt, so wird jede TRU nach Energieflächen abgesucht, welche über der Schwellenenergie des Triggers liegen. Hierzu wird eine Fläche von 2x2 Zellen aufgespannt und die Energie der Zellen innerhalb dieser Fläche addiert. Hierbei überlappen die nacheinander ausgelesen Bereiche immer um eine Reihe, bzw. Spalte. Dieses Vorgehen ist in Abbildung 2.5 gezeigt. Überschreitet die Energie einer Fläche die Schwellenenergie, so wird das L0-Trigger-Signal an den TORProzessor (Trigger-OR, engl. für Trigger-ODER) gesendet. Dieser sammelt die Signale von allen TRUs und gibt eine mögliche L0 oder L1 Entscheidung an den Zentralen-TriggerProzessor (engl. Central-Trigger-Processor, kurz CTP) des ALICE-Experiments weiter. Dieser entscheidet dann über die Datennahme und leitet ein Signal an die Lokale-TriggerEinheit (engl. Local-Trigger-Unit, kurz LTU) weiter, welche die Datennahme der FECs auslöst. Da der Prozess der Weiterverarbeitung des Triggersignals ebenfalls eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, muss die Triggerentscheidung innerhalb des PHOS-Detektors für einen L0 Trigger in weniger als 800 ns fallen. 20 3. PHOS-Trigger-Studien 3.1. Monte-Carlo-Simulation In diesem Kapitel wird die schrittweise Nachbildung des PHOS-Detektors und insbesondere des zu simulierenden L0-Triggers in einer Toy-Monte-Carlo-Simulation beschrieben, wobei der Trigger auf die Energie der Teilchen sensitiv sein soll. Untersucht wird dabei die Produktion von π 0 - bzw. η-Mesonen. Zunächst wird der PHOS-Detektor dazu in vereinfachter Weise nachgebildet. 3.2. Geometrische Implementierung des PHOS-Detektors Um den Detektor in einer Toy-Monte-Carlo zu implementieren, dienen die Kerndaten des Detektors (vgl. Tabelle 3.1) als Grundlage. In einem ersten Schritt wird lediglich die geometrische Akzeptanz (Raumabdeckung) implementiert und es werden die π 0 s gezählt, deren Zerfallsphotonen beide den Detektor treffen. Hierzu wird gefordert, dass beide Photonen final sind, d.h. nicht weiter zerfallen oder stoßen, und ihre Flugrichtung in der Akzeptanz des PHOS-Detektors liegt. In Abbildung 3.1 ist die jeweilige Anzahl der π 0 s in Abhängigkeit von ihrem Transversalimpuls pT aufgetragen. Die Daten sind normiert auf die Anzahl der Events und mit den jeweiligen pT , der Binbreite, sowie 2π skaliert. Man spricht hier vom Lorentz-invarianten Yield. Die schwarze Kurve zeigt alle in Pythia generierten neutralen Pionen. Gut zu erkennen ist die kontinuierlich abfallende Kurve, da es wesentlich wahrscheinlicher ist, dass Pionen mit niedrigem pT generiert werden, als mit hohem. Die Datenpunkte der blauen Kurve zeigen alle neutralen Pionen, die in der Akzeptanz des PHOS-Detektors liegen. Man erkennt leicht die konstante Verschiebung zu Anzahl der aktiven Module 3 Anzahl TRUs pro Modul 8 Raumabdeckung in ϕ 260◦ < ϕ < 320◦ Raumabdeckung in η |η| < 0.13 Tabelle 3.1.: Kerndaten des PHOS-Detektors [Hec13], [Aam08]. 21 KAPITEL 3. PHOS-TRIGGER-STUDIEN ( c 2/GeV 2) 1 1 dN π0 2πN evt p T dp 3 10 10−1 102 10 π0 → γ γ pp bei s =8.0 TeV Anzahl Kollisionen: 3.8 ⋅107 T 1 10−2 −3 10 10−4 −5 10 −6 10 10−7 −8 10 −9 10 −10 10 10−11 10−12 −13 10 10−14 −15 10 10−1 Generierte π0 π0 in PHOS Akzeptanz π0 in PHOS Akzeptanz mit beiden Photonen im Detektor 1 10 102 p (GeV/ c ) T Abbildung 3.1.: Vergleich der generierten Spektren aller π 0 s und der π 0 s in der PHOS Akzeptanz niedrigeren Wirkungsquerschnitten im Vergleich zu allen generierten Pionen. Diese Verschiebung entsteht aufgrund der begrenzten Akzeptanz des Detektors. Charakteristisch für den Detektor ist dabei eine bei niedrigem pT zunächst ansteigende Kurve. Zerfallsphotonen von Pionen mit niedrigem pT haben einen großen Öffnungswinkel. Wird nun gefordert, dass beide Photonen in der Detektorakzeptanz liegen, so ist es aufgrund des großen Öffnungswinkels unwahrscheinlich, dass beide Photonen diese Bedingung erfüllen. Besitzt ein neutrales Pion einen höheren Transversalimpuls, so wird der Öffnungswinkel kleiner, und die Wahrscheinlichkeit, dass beide Zerfallsphotonen in der Detektorakzeptanz liegen, steigt. In der magentafarbenen Kurve ist genau dieses Kriterium gefordert. Sie zeigt alle Pionen, deren beide Zerfallsphotonen in der Akzeptanz des PHOS-Detektors liegen und besitzt den eben beschriebenen, charakteristisch ansteigenden Verlauf bei niedrigem pT . Im Bereich höherer pT nähern sich beide Kurven des PHOSDetektors einander an, da der Öffnungswinkel mit zunehmendem pT kleiner wird und somit die Wahrscheinlichkeit, dass beide Zerfallsphotonen den Detektor treffen, steigt. 22 3.3. ENERGIE- / ORTSAUFLÖSUNG UND ZUSÄTZLICHE DETEKTOREN 3.3. Energie- / Ortsauflösung und zusätzliche Detektoren Bisher wurde angenommen, dass der PHOS-Detektor eine unendlich gute Energie- und Ortsauflösung besitzt, d.h. dass die gemessene Energie genau der tatsächlichen Energie des Teilchens entspricht und es an dem Ort detektiert wird, an dem es auf den Detektor auftrifft. Da dies in der Realität nicht der Fall ist, muss eine Energie- und Ortsverschmierung in der Simulation implementiert werden. Hierfür werden gaußförmige Parametrisierungen der Verschmierungen verwendet. Der Mittelwert der Verteilungen entspricht der generierten Teilchenenergie bzw. dem exakten Ort des Teilchens auf dem Detektor. Die Breite der gaußförmigen Energieverschmierung wird durch Gleichung 3.3.1 und die der Ortsverschmierung durch Gleichung 3.3.2 berechnet. Diese beiden Funktionen parametrisieren die tatsächliche Auflösung des PHOS-Detektors für diese Arbeit hinreichend gut und sind wie folgt definiert [Hec13]: v u 2 0.019 σE u t = + E E [GeV] 0.019 p E [GeV] !2 + (0.041)2 v !2 u u 3.26 σxy [mm] = t p + 0.442 E [GeV ] (3.3.1) (3.3.2) Der erste Term der Energieverschmierung repräsentiert ein energieabhängiges, elektromagnetisches Rauschen der Ausleseelektronik. Der zweite Term spiegelt statistische Fluktuationen in der Messung von Schauerenergien wieder, während der dritte, konstante Term Verunreinigungen in den Kristallen berücksichtigt. Die beiden Komponenten der Ortsverschmierung lassen sich analog zum zweiten und dritten Term der Energieverschmierung erklären. Die Funktionen sind in Abbildung 3.2 dargestellt. Die grüne Kurve repräsentiert die Ortsverschmierung, die rote die Energieverschmierung. Sie werden im weiteren Verlauf dieser Arbeit wie folgt verwendet: Die Energie und der Ort der Zerfallsphotonen wird verschmiert und daraus der Transversalimpuls und die invariante Masse der Pionen rekonstruiert. Die Formel zur Berechnung der invarianten Masse eines Pions mit den Zerfallsphotonen γ1 und γ2 und deren Öffungswinkel ϑ lässt sich aus der Viererimpulserhaltung herleiten (vgl. Kapitel A.1 Einheiten und Kinematik) und lautet: Minv = q 2 Eγ1 Eγ2 (1 − cos(ϑ)) (3.3.3) Hier wird direkt der Einfluss der Energieverschmierung deutlich. Wird die Energie der Zerfallsphotonen verschmiert, so ändert sich auch die invariante Masse. Die Ortverschmierung hat dann Auswirkungen auf den gemessenen Öffnungswinkel des Zerfalls. 23 KAPITEL 3. PHOS-TRIGGER-STUDIEN In Abbildung 3.3 ist die rekonstruierte, invariante Masse von Pionen mit 1.2 GeV/c < pT < 1.4 GeV/c mit beiden Parametrisierungen und ihrer Kombination dargestellt. Die Energieauflösung ist in rot gezeigt, die Ortsauflösung in grün. In der blauen Kurve sind beide Effekte vereint. Deutlich zu erkennen ist, dass die Energieauflösung den maßgeblichen Anteil an der Gesamtauflösung ausmacht. Die Ortsauflösung ist im Vergleich sehr gut. Man erkennt ebenfalls die charakteristische, gaußförmige Verteilung der invarianten Masse, deren Mittelwert der Masse des π 0 entspricht. Eine solche Verteilung wird auch Peak (engl. Spitze) genannt. In schwarz sind die Grenzen eingezeichnet, innerhalb derer ein Teilchen in dieser Simulation als π 0 akzeptiert wird. Liegt die rekombinierte Masse außerhalb dieser Grenzen, wird das Teilchen nicht gespeichert und seine Informationen gehen verloren. Um diese Grenzen festzulegen, werden Peakbreite σ und der Mittelwert des Peaks aus gemessenen Daten [Yan15] verwendet. Anders als in der Simulation, wird bei der Auswertung gemessener Daten die invariante Masse des π 0 durch willkürliche Kombination aller Photonen eines Events berechnet (engl. same events technique), da man nicht weiß, welche Photonen zu demselben Pion gehören. Hierbei entsteht ein Peak bei der Masse des π 0 mit einer Verschiebung zu höheren Häufigkeiten welche u.a. durch den sogenannten kombinatorischen Untergrund entsteht. Der kombinatorische Untergrund entsteht durch Kombinationen von Photonen, die nicht aus dem Zerfall des gleichen Pions stammen. Somit liegt ihre invariante Masse höchstwahrscheinlich nicht bei der echten π 0 -Masse. Dieser kombinatorische Untergrund kann bestimmt werden, indem man Photonen aus unterschiedlichen Events miteinander kombiniert (engl. mixed events technique). Dieser wird dann skaliert und von den same events abgezogen. Zur Veranschaulichung dient Abbildung 3.4. Die invariante Masse aus same events ist in schwarzen Datenpunkten dargestellt. Ganz deutlich zu sehen ist der Peak an der Stelle der π 0 -Masse mit Untergrund. Die blauen Punkte zeigen den kombinatorischen Untergrund. Dieser wird skaliert und wird anschließend von der invarianten Masse der same events abgezogen. Der zurückbleibende Peak wird mit einer Gaußfunktion parametrisiert. Hieraus ergibt sich dann die Masse (Erwartungswert der Gaußverteilung) und eine 3 σ-Umgebung, also ein Maß für die Peak-Breite. Diese Werte sind in Tabelle A.1 in Abhängigkeit von pT aufgelistet. Werden die Zerfallsphotonen eines neutralen Pions in der Simulation zu stark verschmiert und seine invariante Masse liegt außerhalb dieser 3 σ-Umgebung, so wird das Pion in der Simulation verworfen. In Abbildung 3.5 ist die Auswirkung der Energieverschmierung dargestellt. Auf der xAchse ist die von PYTHIA generierte Energie aufgetragen, auf der y-Achse die vom simulierten PHOS-Detektor detektierte Energie. Würde der Detektor genau die Energie detektieren, welche ein Teilchen besitzt, so würden sich alle Datenpunkte auf der Winkelhalbierenden befinden. Zur besseren Übersicht wurde hier eine orangene Linie als Winkelhalbierende eingezeichnet. 24 Parametrisierung der Ortsverschmierung σ xy 0.2 Parametrisierung der Energieverschmierung 0.18 σE E 10 0.16 σxy [mm] σE E 3.3. ENERGIE- / ORTSAUFLÖSUNG UND ZUSÄTZLICHE DETEKTOREN 8 0.14 0.12 6 0.1 0.08 4 0.06 0.04 2 0.02 0 10−1 1 102 E (GeV) 10 0 dN /d m inv (c 2/GeV) Abbildung 3.2.: Parametrisierung der Energie- und Ortsverschmierung 107 1.2 GeV/c < p < 1.4 GeV/c T Invartiante Masse mit Energieauflosung Invartiante Masse mit Ortsauflosung Invartiante Masse mit Energie- und Ortsauflosung 6 10 5 10 104 0.1 0.12 0.14 0.16 0.18 0.2 0.22 0.24 m inv (GeV/c2) Abbildung 3.3.: Invariante Masse der π 0 Zerfallsphotonen und Massegrenzen 25 dN (c 2/GeV) dM γ γ KAPITEL 3. PHOS-TRIGGER-STUDIEN Same Events 2000 Mixed Events 1800 pp bei s = 8 TeV 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 0.05 0.1 0.15 0.2 0.25 0.3 M γ γ (GeV/ c 2) Detektierte Energie (GeV) Abbildung 3.4.: Same Event invariante Masse und kombinatorischer Untergrund [Yan15] 100 pp bei s =8.0 TeV 107 Anzahl Kollisionen: 7.2 •10 6 90 80 106 70 105 60 104 50 103 40 30 102 20 10 10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Generierte Energie (GeV) Abbildung 3.5.: Vergleich zwischen generierter und detektierter Energie 26 1 10 1 T 1 1 dN π0 (c 2/GeV 2) 2πN evt p T dp 3.3. ENERGIE- / ORTSAUFLÖSUNG UND ZUSÄTZLICHE DETEKTOREN 10−1 10−2 −3 10 10−4 −5 10 −6 10 10−7 −8 10 −9 10 −10 10 10−11 10−12 −13 10 rel. Abweichung + x π0 → γ γ pp bei s=8.0 TeV 8 Anzahl Kollisionen: 1.6 ⋅10 −1 10 4 π0 π0 π0 π0 3 in der PHOS-Akzeptanz × 10 mit Energie- und Ortsauflosung × 102 mit Energieauflosung × 101 mit Ortsauflosung 1 10 102 p (GeV/ c ) T 3 x=2 2 x=1 1 0 10−1 x=0 1 10 102 p (GeV/c ) T Abbildung 3.6.: Spektren mit und ohne parametrisierter Energie- und Ortsauflösung Es lässt sich leicht erkennen, dass die detektierte Energie zwar von dieser Linie abweicht, die Abweichung aber relativ gering ist. Mit zunehmender Energie wird auch die Auflösung schlechter. Ein Vergleich der in PYTHIA erzeugten Spektren mit und ohne den parametrisierten Auflösungen ist in Abbildung 3.6 gezeigt. Die magenta farbene Kurve zeigt das Spektrum aller neutralen Pionen innerhalb der Akzeptanz des PHOS-Detektors ohne parametrisierte Auflösungen. Die rote Kurve zeigt das Spektrum mit einer parametrisierten Energieverschmierung, die grüne mit einer parametrisierten Ortsverschmierung. In der blauen Kurve sind beide Effekte vereint. Diese Kurve repräsentiert also in dieser Phase der Simulation die vom PHOS-Detektor aufgezeichneten Daten am treffendsten. Die Kurven sind zur besseren Übersicht mit einen Faktor skaliert. Der jeweilige Faktor ist in der Legende angegeben. Die relative Abweichung der jeweiligen Spektren mit parametrisierter Auflösung von dem Spektrum ohne parametrisierte Auflösung ist im unteren Teil des Plots gezeigt. Die Daten wurden mit einem konstanten Offset skaliert. Es lässt sich auch hier leicht erkennen, dass die Ortsauflösung einen wesentlich geringeren Anteil an der Gesamtauflösung trägt als die Energieauflösung. Besonders im Bereich niedriger pT weichen Energieauflösung und kombinierte Auflösung stark vom generierten Spetrum in der Detektorakzeptanz ab. Da im Bereich hoher pT die Statistik sehr schnell abnimmt, können zur Verbesserung der Akzeptanz simulierte Kopien PHOS 1-4 des PHOS-Detektors in die Simulation eingefügt werden, welche die gleiche Akzeptanz besitzen wie der echte Detektor, allerdings in einem anderen φ-Bereich liegen. 27 KAPITEL 3. PHOS-TRIGGER-STUDIEN Detektor PHOS 1 PHOS 2 PHOS 3 PHOS 4 φ-Bereich 20◦ ≤ φ ≤ 80◦ 80◦ ≤ φ ≤ 140◦ 140◦ ≤ φ ≤ 200◦ 200◦ ≤ φ ≤ 260◦ rel. Abweichung + x Tabelle 3.2.: Azimuthalwinkelbereiche der zusätzlich simulierten PHOS-Detektoren 6 π0 → γ γ pp bei s=8.0 TeV 8 Anzahl Kollisionen: 9.6 •10 PHOS 1 PHOS 3 PHOS 2 PHOS 4 5 4 x=3 3 x=2 2 x=1 1 x=0 0 10−1 1 10 102 p T (GeV/c ) Abbildung 3.7.: Relative Abweichung der π 0 -Spektren der jeweiligen zusätzlichen PHOS-Detektoren zum tatsächlichen Akzeptanzbereich Diese zusätzlichen Detektoren werden jeder für sich einzeln behandelt und kommunizieren nicht untereinander, sie dienen lediglich dazu, die Statistik in der Simulation zu erhöhen. Die Akzeptanzbereiche der zusätzlichen Detektoren sind in Tabelle 3.2 aufgelistet1 . Um zu verifizieren, dass jeder PHOS-Detektor wirklich die gleiche Akzeptanz besitzt und somit auch gleich behandelt werden kann, wird das Verhältnis der π 0 -Spektren zwischen dem jeweiligen, zusätzlichen Detektor und dem echten Detektor gebildet. Dies ist in Abbildung 3.7 gezeigt. Zur besseren Darstellung werden die Werte additiv skaliert. Es lässt sich gut erkennen, dass die Abweichung über den gesamten pT -Bereich hin verschwindend gering ist. Im Bereich von höheren Transversalimpulsen nimmt die Statistik der einzelnen Verhältnisse Detektoren ab. Innerhalb der statistischen Fehler stimmen aber auch hier die Spektren neutraler Pionen der zusätzlichen Detektoren mit dem Spektrum im tatsächlichen Akzeptanzbereich überein. Hieraus lässt sich schlussfolgern, dass diese Methode korrekt implementiert ist und man so die Statistik erhöhen kann, ohne mehr Kollisionen in PYTHIA simulieren zu müssen. 1 Im Bereich von 320◦ bis 20◦ wird kein zusätzlicher PHOS-Detektor simuliert, da dieser Winkelbereich aufgrund der Überschreitung von 360◦ Probleme in der Simulation hervorruft. 28 Zellen Z 3.4. IMPLEMENTIERUNG TOTER ZELLEN 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 Zellen X (a) Modul 1 Abbildung 3.8.: Schlechte (blau) und heiße (rot) Zellen in Modul 1 des PHOS-Detektors 3.4. Implementierung toter Zellen Bei jedem Detektor treten mit der Zeit Alterserscheinungen auf und Detektorkomponenten, wie zum Beispiel einzelne Zellen, können über längere Zeiträume defekt sein. Defekte Zellen werden üblicherweise in einer sogenannten Badmap zusammen gefasst. Zellen, welche in der Badmap als “schlecht” gekennzeichnet sind, werden bei der Auswertung gemessener Daten ignoriert, d.h. Teilchen, die auf eine schlechte Zelle treffen, werden ebenfalls ignoriert. Da diese Effekte variieren können, muss für jede Periode einer Datennahme eine neue Badmap erzeugt werden. Bei einer Badmap differenziert man zwischen schlechten und heißen Zellen. Im Unterschied zu einer schlechten Zelle, welche keine oder zu wenig Teilchen registriert, sendet eine heiße Zelle kontinuierlich Werte, selbst wenn gar kein Teilchen gemessen wird. Dies kann ermittelt werden, indem man die Verteilung der mittleren Energie einer Zelle pro Event betrachtet. Hierbei zeigt sich in der Regel eine gaußförmige Verteilung. Zellen, welche außerhalb einer bestimmten Umgebung um den Peak liegen, werden dann als schlecht (zu wenig Energie) oder heiß (zu viel Energie) gekennzeichnet. Um den PHOS-Detektor in der Simulation besser nachzubilden, wird im nächsten Schritt eine solche reale Badmap in die Simulation implementiert. In dieser Arbeit wird die Badmap aus ALICE-Run 179569 verwendet. Diese wurde in [Yan15] erstellt. Die Badmap dieses Runs ist in Abbildung 3.8 und Abbildung 3.9 gezeigt. 29 Zellen Z KAPITEL 3. PHOS-TRIGGER-STUDIEN 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 Zellen X 45 50 55 60 Zellen X Zellen Z (a) Modul 2 55 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 (b) Modul 3 Abbildung 3.9.: Schlechte (blau) und heiße (rot) Zellen in den Modulen 2 und 3 des PHOSDetektors 30 Akzeptanz 3.4. IMPLEMENTIERUNG TOTER ZELLEN 0.06 π0 → γ γ pp bei s=8 TeV 0.05 0.04 Akzeptanz ohne Badmap Akzeptanz mit Badmap geometrische Akzeptanz 0.03 0.02 0.01 0 10−1 1 10 102 p (GeV/c ) T Abbildung 3.10.: Vergleich der Akzeptanzen mit und ohne Badmap Schlechte Zellen sind hier blau markiert, heiße Zellen rot. Gut zu erkennen ist, dass vor allem in Modul 2 ein beachtlicher Teil an Zellen defekt ist. Da sowohl kalte als auch heiße Zellen für die Auswertung ausgeschlossen werden, werden sie in der Simulation gleich behandelt und deaktiviert. Zellen, die nicht für die Datennahme zur Verfügung stehen, werden im Folgenden als tote Zellen bezeichnet. Für die Messung eines neutralen Pions werden beide Photonen benötigt, daher kann dieses nur dann rekonstruiert werden, wenn beide Zerfallsphotonen jeweils auf eine gute Zelle treffen. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird daher die Bedingung eingeführt, dass nur Pionen betrachtet werden, deren Zerfallsphotonen beide auf nicht tote Zellen treffen. Um dies zu ermöglichen, wird der simulierte Detektor in Zellen unterteilt. Durch die Implementierung der Badmap verringert sich die Akzeptanz a(pT ) = Generierte π 0 mit beiden Zerfallsphotonen in der Detektorakzeptanz Generierte π 0 mit y ≤ 0.5 (3.4.1) des PHOS-Detektors deutlich. Der Effekt ist in Abbildung 3.10 gezeigt. In lila ist die Akzeptanz als Funktion von pT ohne Badmap gezeigt, in braun mit Badmap. Hier zeigt sich wieder der Effekt, dass es bei Pionen mit niedrigem pT sehr wahrscheinlich ist, dass eines der beiden Zerfallsphotonen nicht im Akzeptanzbereich des Detektors liegt und dieses Pion in der Simulation somit nicht rekonstruiert werden kann. Daher steigt die Akzeptanz mit zunehmendem Transversalimpuls an. Werden nun einzelne Zellen deaktiviert, so nimmt die Fläche, auf der Teilchen detektiert werden können, ab und die Akzeptanz sinkt, was anhand der braunen Datenpunkte im Vergleich zu den lilanfarbenen deutlich zu sehen ist. 31 Effizienz KAPITEL 3. PHOS-TRIGGER-STUDIEN 1.2 π0 → γ γ pp bei s=8 TeV Effizienz 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 10−1 1 10 102 p (GeV/c ) T Abbildung 3.11.: Effizienz des PHOS-Detektors Die maximale Akzeptanz eines Detektors lässt sich aus den Winkelanteilen des Detektors berechnen: amax = ∆φ ∆η · 360◦ 0.5 (3.4.2) Für den PHOS-Detektor gilt amax = 0.043. Sie ist mit einer roten Linie in Abbildung 3.10 gekennzeichnet. Gut zu erkennen ist, dass sich die Akzeptanz für π 0 → γγ ohne Badmap für hohe pT diesem Wert annähert. Setzt man nun die nach der Energieverschmierung und Badmap rekonstruierten Pionen in Relation zu denen, die in der PHOS-Akzeptanz liegen, so erhält man die sogenannte Effizienz ε(pT ) des Detektors: ε(pT ) = Rekonstruierte π 0 Generierte π 0 in der Detektorakzeptanz (3.4.3) Die so bestimmte Effizienz des PHOS-Detektors ist in Abbildung 3.11 gezeigt. Sie kann dann in weiteren Analysen in Verbindung mit der Akzeptanz verwendet werden, um ein mit dem PHOS-Detektor gemessenes π 0 -Spektrum zu korrigieren. 3.5. Triggerimplementierung Um den PHOS-Trigger zu simulieren, wird in der Simulation zunächst lediglich eine Abfrage eingeführt, ob ein Triggerteilchen (γ oder e± ) in der Akzeptanz des PHOS liegt und eine Energie von mehr als ETrigger1 = 4 GeV oder ETrigger2 = 8 GeV besitzt. Ist dies der 32 3.5. TRIGGERIMPLEMENTIERUNG ( c 2/GeV 2) 10−1 π0 → γ γ 10−2 pp bei s=8.0 TeV −3 8 Anzahl Kollisionen: 9.2⋅10 10−4 T 1 1 dN π0 2πN evt p T dp 10 −5 10 −6 10 10−7 −8 10 −9 10 −10 10 10−11 10−12 −13 10 10−14 π 0 in PHOS Akzeptanz ohne Trigger π 0 in PHOS Akzeptanz mit E = 4.0 GeV trigger π 0 in PHOS Akzeptanz mit E = 8.0 GeV trigger −15 10 10−1 1 10 102 p (GeV/ c ) T Abbildung 3.12.: Spektrum mit und ohne Trigger. Deutlich zu erkennen ist die Anreicherung des Spektrums ab dem Bereich der Triggerbedingung. Fall, werden alle π 0 s, welche auf den PHOS-Detektor treffen, gespeichert. Der Effekt eines Triggers wird in Abbildung 3.12 ersichtlich. Hier sind π 0 -Produktionen in Abhängigkeit von pT gezeigt. In blau sind alle vom simulieren PHOS-Detektor detektierten π 0 s gezeigt. In grün und orange sind die Spektren der detektierten π 0 s unter Verwendung der jeweiligen simulierten Trigger dargestellt. Die grünen Datenpunkte repräsentieren den 4 GeV Trigger, die orangenen den 8 GeV Trigger. Wieder wurden die Daten auf die Anzahl der Events normiert. Wichtig ist hierbei, dass die getriggerten Daten auf die Anzahl der Triggerauslösungen normiert sind. Die Daten des PHOS-Detektors ohne Trigger wurden auf die Anzahl der Kollisionen normiert. Da nicht in jeder Kollision der Trigger ausgelöst wird, ist die Anzahl der Triggerevents deutlich geringer und die beiden Triggerkurven liegen über der minimum-bias Kurve. Ab dem Bereich der Triggerbedingung wird das Spektrum der π 0 s angereichert. An diesem pT -Wert wurde zur Verdeutlichung eine senkrechte Linie eingezeichnet. Im Folgenden wird immer wieder der Transversalimpuls der Pionen mit ihrer Energie gleichgesetzt. Dies ist möglich, da nach der relativistischen Energie-Impuls-Beziehung gilt: E= p m2 c4 + p2 c2 (3.5.1) 33 KAPITEL 3. PHOS-TRIGGER-STUDIEN Teilchen γ e+ e− rel. Häufigkeit 4 GeV Trigger 8 GeV Trigger 97,099 % 95,698 % 1,477 % 2,089 % 1,424 % 2,213 % Tabelle 3.3.: Übersicht über die Triggerteilchen Ist die Masse im Vergleich zum Impuls sehr gering, so kann diese vernachlässigt werden und es gilt E ≈ p. Bewegt sich ein Teilchen fast senkrecht zur Strahlachse, was bei allen auf den PHOS-Detektor treffenden Teilchen gegeben ist, so gilt folgende Näherung: E(π 0 ) ≈ p(π 0 ) ≈ pT (π 0 ) (3.5.2) Somit kann angenommen werden, dass die Energie eines Pions, welches auf den PHOSDetektor trifft, fast vollständig in Form des Transversalimpulses vorliegt und man Energie und Transversalimpuls gleichsetzen kann, ohne dabei eine grobe Näherung zu machen. Um den Verlauf der getriggerten Daten der Simulation nachvollziehen zu können, muss berücksichtigt werden, welche Teilchen den Trigger auslösen, und woher diese kommen. In Tabelle 3.3 ist eine Übersicht gezeigt, welche Teilchen den Trigger in der Simulation auslösen. Wie man sieht, wird der Trigger überwiegend von Photonen ausgelöst, von Elektronen und Positronen nur sehr selten. In Tabelle 3.4 ist gezeigt, welches die Mutterteilchen der Triggerteilchen sind. Hieraus wird ersichtlich, dass die Triggerphotonen überwiegend aus dem Zerfall von neutralen Pionen stammen. Da also der Trigger indirekt auf hochenergetische π 0 s sensitiv ist, wird das Spektrum neutraler Pionen wird ab dem Bereich der Triggerenergie angereichert. Setzt man dieses getriggerte Spektrum in Relation zum Spektrum aller neutralen Pionen in der PHOS-Akzeptanz ohne diese auf die jeweilige Anzahl der Events zu normieren, so erhält man die Effizienz des Triggers. Die ist in Abbildung 3.13 dargestellt. Deutlich erkennbar ist der starke Anstieg der Effizienz ab dem Bereich der Triggerschwelle. Man sieht, dass die Effizienz bei der doppelten Triggerenergie 100% erreicht. Jedes Pion mit einem Transversalimpuls von mehr als 8 GeV/c löst den 4 GeV Trigger aus, da dann mindestens eines der beiden Zerfallsphotonen mehr als 4 GeV an Energie besitzt. Im nächsten Schritt wird nun das simulierte PHOS in die einzelnen TRUs unterteilt, welche dann zusätzlich teilweise deaktiviert werden und eine charakteristische Schwellenenergie zugewiesen bekommen, um eine möglichst realistische Simulation der realen, experimentellen Bedingungen zu erzeugen. 34 3.6. UNTERTEILUNG IN TRUS MIT CHARAKTERISTISCHEN SCHWELLENENERGIEN Teilchen π0 η e+ , e− Mesonen Baryonen Rest rel. Häufigkeit 4 GeV Trigger 8 GeV Trigger 80,185 % 75,305 % 12,173 % 11,861 % 0,019 % 0,071 % 4,026 % 4,691 % 0,034 % 0,053 % 3,563 % 8,019 % Tabelle 3.4.: Übersicht über die Mutterteilchen der Triggerteilchen 1.2 Effizienz 1 0.8 0.6 0.4 ETrigger = 4 GeV ETrigger = 8 GeV 0.2 0 10−1 1 10 102 p (GeV/c ) T Abbildung 3.13.: Effizienz der Trigger für neutrale Pionen 3.6. Unterteilung in TRUs mit charakteristischen Schwellenenergien Jede TRU besteht aus 16 Zellen in φ- und 28 Zellen in η-Richtung und hat aufgrund der Analog-zu-Digitalumwandlung und der leicht varrierenden Signalverstärkung eine eigene Schwellenenergie. Diese weicht minimal von der Sollenergie (4 GeV) ab. Zur TRUImplementierung wird das simulierte PHOS zunächst in 24 gleich große Bereiche eingeteilt, welche alle die gleiche Schwellenenergie von 4 GeV bzw. 8 GeV besitzen. Zur Überprüfung der Implementierung ist in Abbildung 3.14 eine Übersicht gezeigt, wie oft welche TRU den Trigger in Modul 1 und 3 in der Simulation auslöst. Wieder ist der 4 GeV Trigger in grün und der 8 GeV Trigger in orange dargestellt, eine blaue Linie zeigt den Erwartungswert von 1/8. Da alle TRUs, die im Rahmen der statistischen Unsicherheiten den Trigger gleich oft auslösen, kann dies als Kontrolle gesehen werden, dass die TRUs richtig in die Simulation implementiert sind. Da das gesamte Modul 2 bezüglich der Auslösung des Triggers defekt ist, wird es im Folgenden nicht mehr gezeigt. In Abbildung 3.15 ist eine sogenannte Hitmap des simulierten 4 GeV Triggers gezeigt. Dargestellt ist, wie oft der Trigger durch welche Zelle ausgelöst wird. Die einzelnen TRUs sind durch schwarze Linien voneinander abgetrennt. Auch hier lässt sich erkennen, dass in der Simulation im Mittel die Anzahl der Auslösungen gleichverteilt ist. 35 0.25 π0 → γ γ pp bei s=8.0 TeV 10 Anzahl Kollisionen: 3.8 •10 0.2 N TRU / N ges N TRU / N ges KAPITEL 3. PHOS-TRIGGER-STUDIEN ETrigger = 4 GeV ETrigger = 8 GeV 0.25 0.2 0.15 0.15 0.1 0.1 0.05 0.05 0 1 2 3 4 5 6 7 π0 → γ γ pp bei s=8.0 TeV 10 Anzahl Kollisionen: 3.8 •10 0 8 TRU 1 2 (a) Modul 1 3 4 ETrigger = 4 GeV ETrigger = 8 GeV 5 6 7 8 TRU (b) Modul 3 η η Abbildung 3.14.: Übersicht der Triggeraktivierungen der einzelnen TRUs 0.1 0.1 0 0 −0.1 −0.1 5.3 5.4 5.5 (a) Modul 1 φ (rad) 4.6 4.7 4.8 φ (rad) (b) Modul 3 Abbildung 3.15.: Hitmaps des 4 GeV Triggers in der Simulation Aufgrund von Materialermüdungen oder Alterungseffekten kann es in der Realität allerdings vorkommen, dass einzelne TRUs ganz oder teilweise nicht mehr funktionieren. In [Yan15] wurden dazu die Cluster-Effizienzen εT RU des 4 GeV Triggers der einzelnen TRUs bestimmt. Diese berechnen sich als: εT RU (E) = Anzahl Cluster, welche den Trigger auslösen Anzahl aller Cluster (3.6.1) Aus diesen Effizienzen und aus der sogenannten Quality Assurance (kurz QA) lässt sich unter anderem die Information gewinnen, welche TRUs für die Auslösung des Triggers verwendet werden können und welche nicht. Die Quality Assurance gibt Auskunft über den Zustand verschiedener Detektorkomponenten und wird anhand von gemessenen Daten bestimmt. Der ermittelte QA-Status der TRUs wird für den 4 GeV und 8 GeV Trigger in der Simulation implementiert. Aufgrund der Deaktivierung einzelner TRUs verringert sich dann die zum Auslösen des Triggers vorhandene Detektorfläche. 36 3.6. UNTERTEILUNG IN TRUS MIT CHARAKTERISTISCHEN SCHWELLENENERGIEN Die Cluster-Effizienzen der einzelnen TRUs werden ebenfalls verwendet, um die korrekte Schwellenenergie zu berechnen. Hierzu wird die Cluster-Effizienz jeder TRU mit einer Funktion parametrisiert, welche für kleine Werte gegen null und für hohe Werte gegen einen bestimmten Grenzwert strebt. Eine Funktion, die diese Eigenschaft erfüllt, wird Verteilungsfunktion genannt. Eine Möglichkeit der Definition beruht auf dem Integral der Normalverteilung. Um die Effizienz korrekt zu parametrisieren, werden zwei normalverteilte Funktionen miteinander kombiniert. Die erste Funktion beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Teilchen mit der Energie E den Trigger auslöst. Die zweite beschreibt genau die Gegenwahrscheinlichkeit. Somit ist das Integral der Gesamtfunktion auf 1 normiert. Die Funktion zur Parametrisierung der Effizienz ist dann gegeben durch: 9ZGeV Φ(E) = 0 GeV c −1 √ e 2 2πσ1 E−µ1 σ1 2 1 − c − 12 +√ e 2πσ2 E−µ2 σ2 2 dE (3.6.2) Hierbei sind µ1,2 die Mittelwerte der Gaußverteilung und σ1,2 die Standardabweichungen. Um nun die tatsächliche Schwellenenergie der TRUs korrekt in der Simulation zu implementieren, werden die Cluster-Effizienzen der einzelnen TRUs mit dieser Funktion parametrisiert. Die Schwellenenergie entspricht bei dieser Parametrisierung genau dem Mittelwert µ1 . Die Integrationsgrenzen sind von 0 GeV bis 9 GeV gewählt, damit sichergestellt ist, dass die TRU-Effizienz im Intervall des Integrals 100 % erreicht. Die Cluster-Effizienzen des 4 GeV Triggers unter Verwendung dieser Parametrisierung sind in Abbildung 3.16 für Modul 1 und Abbildung A.1 für Modul 3 gezeigt. Die so parametrisierte Schwellenenergie ist mit einer roten, senkrechten Linie verdeutlicht. Leider standen für TRU 8 in Modul 1 und 3 keine Cluster-Effizienzen zur Verfügung, weshalb für diese TRUs weiterhin eine Schwellenenergie von exakt 4 GeV angenommen wird. Für den 8 GeV Trigger standen ebenfalls keine Cluster-Effizienzen zur Verfügung, weshalb für diesen Trigger keine individuellen Schwellenenergien in die Simulation implementiert sind. In Tabelle 3.5 sind die Schwellenenergien und der experimentelle QA-Status aller TRUs aus Modul 1 und 3 zusammengefasst. 37 Effizienz Effizienz KAPITEL 3. PHOS-TRIGGER-STUDIEN 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 0.4 0.4 0.2 0.2 ETrigger = 4.343 GeV 0 0 2 4 6 8 ETrigger = 4.486 GeV 0 0 10 E (GeV) 2 6 1 0.8 0.6 0.6 0.4 0.4 0.2 0.2 ETrigger = 4.502 GeV 2 4 6 (c) TRU 3 10 E (GeV) 1 0.8 0 0 8 (b) TRU 2 Effizienz Effizienz (a) TRU 1 4 8 10 E (GeV) ETrigger = 4.203 GeV 0 0 2 4 6 8 10 E (GeV) (d) TRU 6 Abbildung 3.16.: Cluster-Effizienzen der TRUs in Modul 1 mit Parametrisierung und Schwellenenergie des 4 GeV Triggers [Yan15] 38 3.6. UNTERTEILUNG IN TRUS MIT CHARAKTERISTISCHEN SCHWELLENENERGIEN TRU 1 2 3 4 5 6 7 8 Energie [GeV] 4.343 4.486 4.502 6.000 6.000 4.203 6.000 4.000 Status ok ok ok defekt defekt ok defekt ok TRU 1 2 3 4 5 6 7 8 (a) Modul 1 Energie [GeV] 3.833 6.000 4.395 6.000 6.000 4.595 3.402 4.000 Status ok defekt ok defekt defekt ok ok ok (b) Modul 3 η η Tabelle 3.5.: Schwellenenergie und experimenteller QA-Status der TRUs aus Modul 1 und 3 0.1 0.1 0 0 −0.1 −0.1 4.6 4.7 (a) Modul 1 4.8 φ (rad) 5.3 5.4 5.5 φ (rad) (b) Modul 3 Abbildung 3.17.: Hitmaps des 4 GeV Triggers nach Implementierung des experimentellen QA-Status und der charakteristischen Schwellenenergien der einzelnen TRUs Eine Hitmap des 4 GeV Triggers nach Implementierung der charakteristischen Schwellenenergien und des experimentellen QA-Status der TRUs ist in Abbildung 3.17 gezeigt. Man sieht deutlich, dass TRUs mit einer niedrigeren Schwellenenergie den Trigger häufiger auslösen als TRUs mit einer höheren Schwellenenergie. Die Abschaltung von TRUs und die Implementierung der unterschiedlichen Schwellenenergien hat eine direkte Auswirkung auf den globalen π 0 -Trigger. In Abbildung 3.18 ist das π 0 -Spektrum des PHOS-Detektors mit und ohne Trigger gezeigt. Wieder sind 4 GeV und 8 GeV Trigger in grün bzw. orange dargestellt. Im Vergleich zu Abbildung 3.12 lässt sich gut erkennen, dass die Form des 4 GeV Triggers für pT -Werte über der Triggerschwelle verändert aussieht. Der Anstieg ist deutlich flacher. Da dies bei dem 8 GeV Trigger nicht der Fall ist und nur für den 4 GeV Trigger unterschiedliche Schwellenenergie implementiert sind, ist diese veränderte Form 39 KAPITEL 3. PHOS-TRIGGER-STUDIEN −1 2 (c 2/GeV ) 10 π0 → γ γ pp bei s =8.0 TeV 8 Anzahl Kollisionen: 9.6 ⋅10 −2 10 −3 10 T 1 1 dN π0 2πN evt p T dp −4 10 −5 10 −6 10 −7 10 −8 10 −9 10 −10 10 −11 10 −12 10 −13 10 −14 10 −15 Effizienz 10 −1 1.2 10 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 10−1 π0 in PHOS Akzeptanz ohne Trigger π0 in PHOS Akzeptanz mit E = 4.0 GeV trigger π0 in PHOS Akzeptanz mit E = 8.0 GeV trigger 1 10 1 10 2 10 102 p (GeV/c ) T Abbildung 3.18.: π 0 -Spektrum mit Effizienz der Trigger klar auf die Implementierung der unterschiedlichen Schwellenenergien zurückzuführen. Im unteren Teil des Plots ist die Effizienz der jeweiligen Trigger gezeigt. Diese steigt wieder für pT -Werte über der Triggerenergie an, konvergiert aber nun nicht gegen einen Wert von 1, sondern flacht vorher ab und erreicht einen Wert von ca. 42 %. Dies ist hauptsächlich auf die reduzierte Anzahl aktiver TRUs zurückzuführen, da nun nur noch 10 der ursprünglich 24 TRUs für die Auslösung des Triggers zur Verfügung stehen. 3.7. Triggerbadmaps Da im Experiment heiße Zellen den Trigger auslösen können, obwohl kein Teilchen den Detektor getroffen hat, muss auch für den Trigger eine Badmap eingeführt werden. Diese wird auf ähnliche Weise erstellt wie die Badmap zur Datenauswertung. Man betrachtet hierfür die Anzahl der Triggeraktivierungen pro Zelle. Lösen einzelne Zellen den Trigger besonders häufig aus, so werden diese als schlecht markiert. Exemplarisch sind zwei Triggerhitmaps in Abbildung A.2 gezeigt. Deutlich zu erkennen sind einzelne rote Zellen, welche den Trigger überdurchschnittlich oft auslösen. Solche Zellen werden in einer Triggerbadmap als schlecht markiert. Die Triggerbadmaps sind in Abbildung 3.19 gezeigt. Diese werden nun in einem weiteren Verbesserungsschritt in der Simulation implementiert. Sämtliche Elektronen, Positronen und Photonen eines Events die auf eine 40 Zellen Z Zellen Z 3.8. VERGLEICH MIT DATEN 50 50 40 40 30 30 20 20 10 10 0 0 10 20 30 40 50 60 Zellen X 0 0 10 (a) Modul 1 20 30 40 50 60 Zellen X (b) Modul 3 η η Abbildung 3.19.: Triggerbadmaps von Modul 1 und 3 0.1 0.1 0 0 −0.1 −0.1 5.3 5.4 5.5 φ (rad) (a) Modul 1 4.6 4.7 4.8 φ (rad) (b) Modul 3 Abbildung 3.20.: Finale Triggerhitmap von Modul 1 und 3 schlechte Zelle treffen, werden bei der Auslösung des Triggers ignoriert. Auch wenn in den Trigger-Badmaps einzelne Zellen einer bereits insgesamt als defekt eingestuften TRU (vgl. Abbildung 2.4) als gut gekennzeichnet sind, so wird dennoch die gesamte TRU bei der Triggerauslösung ignoriert. Das Resultat ist in Abbildung 3.20 gezeigt. Man erkennt deutlich die einzelnen deaktivierten Zellen und TRUs und man sieht, dass sich hierdurch die zur Triggerauslösung zur Verfügung stehende Fläche weiter reduziert. 3.8. Vergleich mit Daten Um eine Aussage über die Qualität der Ergebnisse dieser Triggerstudie treffen zu können, muss ein Vergleich mit gemessenen Daten durchgeführt werden. Hierzu eignet sich am besten eine Eigenschaft, welche zwar für jeden Trigger individuell verschieden sein darf, aber für denselben Trigger während einer Messperiode immer konstant ist, beispielsweise die Anreicherung des Spektrums für pT -Werte über der Triggerbedingung. 41 Trigger / MB KAPITEL 3. PHOS-TRIGGER-STUDIEN 40000 30000 20000 π0 → γ γ pp bei s=8.0 TeV Daten [Yan15] Monte-Carlo 10000 0 10−1 1 102 p (GeV/c ) 10 T Abbildung 3.21.: Vergleich von simulierten mit gemessenen R des 4 GeV Triggers. Zur Berechnung des daraus resultierenden Anreicherungsfaktors, wird zunächst das getriggerte π 0 -Spektrum in Relation zum Minimum-Bias-Spektrum gestellt: R(pT ) = dN Trigger Trigger dpT NEvents 1 ! / dN MB MB dpT NEvents 1 (3.8.1) Der Anreicherungsfaktor wird durch eine Parametrisierung des gesättigten Bereichs bestimmt. Hierzu wird eine konstante Funktion (Polynom nullter Ordnung) verwendet. In Abbildung 3.21 ist die Relation R aus gemessenen Daten (rot) [Yan15] und aus den Ergebnissen dieser Studie (grün) gezeigt. Die Datenpunkte zeigen die Relation R, die gestrichelten Linien den Anreicherungsfaktor. Die Parametrisierung wird im Bereich pT ≥ 8 GeV/c an die beiden Kurven angepasst. Der ermittelte Anreicherungsfaktor aus gemessenen Daten beträgt 12393±1532, der aus Monte-Carlo-Daten 13213±211. Die relative Abweichung der beiden Faktoren beträgt 6.2 %. Im Rahmen der statistischen Unsicherheiten stimmt das Ergebnis der Studie mit dem Experiment überein. Auffällig ist, dass die Form der beiden Turn-On-Kurven unterschiedlich ist. Hieraus lässt sich schließen, dass die Simulation den Detektor noch nicht perfekt nachbildet. 3.9. Anreicherungsfaktor für η-Mesonen Nachdem überprüft wurde, dass die Ergebnisse der getriggerten π 0 -Spektren dieser Simulation mit den gemessen Daten übereinstimmen, kann man nun eine Vorhersage über den Verlauf des Anreicherungsfaktors in Abhängigkeit von pT für η-Teilchen treffen, welche aufgrund der geringen Statistik in den Minimum-Bias-Daten der für diese Arbeit relevanten Messperiode nicht gemessen werden können. In Abbildung 3.22 ist die Relation R und der Anreicherungsfaktor für η-Teilchen für beide Trigger gezeigt. Zur besseren Darstellung wurde die Y-Achse logarythmiert. Die berechneten Werte des Anreicherungsfaktors sind in Tabelle 3.6 gegeben. Wieder ist deutlich der charakteristische Verlauf der Triggerkurve zu erkennen, welche ab der Schwellenenergie ansteigt und etwa bei der doppelten Energie 42 Trigger / MB 3.10. AUSBLICK 5 10 4 GeV Trigger Anreicherungsfaktor 4 GeV Trigger 8 GeV Trigger Anreicherungsfaktor 8 GeV Trigger 104 3 10 10−1 1 10 102 p (GeV/ c ) T Abbildung 3.22.: Relation R und Anreicherungsfaktor für η-Teilchen Trigger 4 GeV 8 GeV Rejection-Faktor 13167± 717 135329± 28489 Tabelle 3.6.: Anreicherungsfaktor für η-Teilchen bei verschiedenen Triggerenergien ihre Sättigung erreicht. Der Anreicherungsfaktor des 4 GeV Triggers beträgt 13167 ± 717, deckt sich also mit dem Anreicherungsfaktor von neutralen Pionen. Der Anreicherungsfaktor des 8 GeV Triggers liegt mit 135329±28489 deutlich höher als der des 4 GeV Triggers. Dieser Unterschied liegt darin begründet, dass der 8 GeV Trigger deutlich seltener auslöst, also noch mehr Events zurückweist. 3.10. Ausblick Wie in Kapitel 3.8 bereits gezeigt, stimmt der Verlauf der Relation R von gemessenen Daten nicht exakt mit den Ergebnissen dieser Simulationsstudie überein. Eine mögliche Verbesserung der Simulation wäre die Nachbildung von Clustern auf dem Detektor. Hierzu kann mithilfe einer zusätzlichen Monte-Carlo-Simulation, die die Detektoreffekte im Detail nachbilden kann, ein parametrisierter Zusammenhang zwischen Teilchenenergie und Clustergröße- bzw. -form erstellt werden. Diese Parametriserung würde die Simulation weiter verbessern und realitätsnaher machen, was unter Umständen eine Verbesserung der pT -Abhängigkeit der Relation R der Simulation in Abbildung 3.21 bringen würde. 43 44 4. Zusammenfassung Will man während einer Messung das Spektrum neutraler Mesonen mit Teilchen aus der Produktion in seltenen Prozessen anreichern, benötigt man einen Trigger. Dieser löst die Datenaufzeichnung nur aus, wenn ein Teilchen, welches mehr Energie als die Triggerschwelle besitzt, auf den Detektor trifft. Somit kann das π 0 -Spektrum für pT -Werte über der Triggerbedingung angereichert werden. Um die Effizienz des Triggers bestimmen zu können, bedient man sich in dieser Arbeit des Monte-Carlo-Verfahrens. In der hier präsentierten Studie wurde die Triggereffizienz neutraler Pionen des PHOS-Detektors bestimmt und die Ergebnisse mit gemessenen Daten überprüft. Hierzu wurden in einem ersten Schritt verschiedene Aspekte des PHOS-Detektors in einer Toy-Monte-CarloSimulation implementiert. Detektoreffekte wie die Energie- und Ortsauflösung wurden durch parametrisierte Zusammenhänge nachgebildet und in die Simulation aufgenommen. Um die Nachbildung weiter zu verbessern, wurden die Badmaps der einzelnen Module implementiert. In einem zweiten Schritt wurde ein energiesensitiver Trigger nachgebildet, welcher zunächst für den gesamten Detektor die gleiche Schwellenenergie besitzt. Dieser erreicht ab der doppelten Schwellenenergie eine Effizienz von 100 %. Dies hat zwei Gründe: Zum einen ist der Öffungswinkel der Zerfallsphotonen eines Pions mit einer Energie von 4 GeV sehr klein, somit treffen beide Zerfallsphotonen auf den Detektor und das Pion kann rekonstruiert werden. Der andere Grund leitet sich aus der Energieerhaltung ab. Zerfällt ein Pion mit einer Energie von 8 GeV, so besitzt mindestens eines der beiden Zerfallsphotonen eine Energie von mehr als 4 GeV und löst den Trigger aus. Im weiteren Verlauf der Simulation wurden die TRUs des PHOS-Detektors in die Simulation implementiert und mit individuellen Schwellenenergien des 4 GeV Triggers ausgestattet. Während der für den Vergleich mit Daten verwendeten Messzeit waren allerdings nicht alle TRUs funktionsfähig und wurden somit auch in der Simulation teilweise deaktiviert. Hierdurch sinkt die Effizienz des Triggers maßgeblich und erreicht nicht mehr einen Wert von 100 %. In einem letzten Schritt wurden die Badmaps des Triggers eingeführt, um die Auslösung des Triggers realitätsnaher zu gestalten, was die Detektorfläche zur Triggerauslösung weiter verringert. Der Vergleich mit Daten zeigt, dass die Ergebnisse dieser Studie recht gut mit dem tatsächlichen Experiment übereinstimmen. Als Resultat dieser Studie wurden die Turn-On-Kurve des 4 GeV und 8 GeV Triggers für η-Teilchen bestimmt. Sie lassen Anreicherungen gemessener η-Mesonen um Faktoren von 13167 bzw. 135329 erwarten, was verwendet werden kann, um getriggerte Messungen korrekt zu normieren. 45 46 A. Anhang A.1. Einheiten und Kinematik Einheiten In dieser Arbeit werden im Generellen so genannte kernphysikalische Einheiten verwendet. Das grundlegende Konzept dieser Einheiten bildet die Beschleunigung einfach geladener Teilchen. Durchfliegt ein einfach geladenes Teilchen ein Potential von U = 1V, so besitzt es nach E =e·U (A.1.1) die Energie von E = 1, 602 · 10−19 J. Dieser Wert wurde als ein Elektronvolt definiert. Somit ist die Einheit der Energie das eV: [E] = 1 eV Oft werden diese mit SI-Präfixen, wie M für Mega oder G für Giga, versehen. Die Geschwindigkeit wird in Anteilen der Vakuumlichtgeschwindigkeit c angegeben: β= v c (A.1.2) Somit ist β ein Maß für die Geschwindigkeit. Aus Einsteins Relativitätstheorie folgt weiter, dass Energie und Masse direkt ineinander umwandelbar sind. E = m0 · c2 (A.1.3) Hieraus folgt sofort die Einheit der Masse in kernphysikalischen Einheiten: [m] = 1 MeV c2 Da sich die Massen der meisten Teilchen im Bereich von 106 eV/c2 befinden werden diese meist in MeV/c2 oder GeV/c2 angegeben. 47 ANHANG A. Aus der relativistischen Energie-Impuls-Beziehung E= q m20 c4 + p2 c2 (A.1.4) folgt direkt, dass für den Impuls masseloser Teilchen (m0 = 0 GeV/c2 ) gilt: p= E c (A.1.5) Somit besitzt der Impuls die Einheit [p] = 1 MeV c Da die Vakuumlichtgeschwindigkeit eine Naturkonstante ist und immer in Einheiten dieser gerechnet wird, weist man dieser den Wert 1 zu. Die Ladung wird in ganzzahligen (oder bei Quarks drittelzahligen) Anteilen der Elementarladung angegeben. Hierbei gilt für die Elementarladung e: 1 e ≈ 1.602 · 10−16 C Kinematik Der zentrale Baustein der kinematischen Berechnungen der Kernphysik bildet die Viererimpulserhaltung: P 2 = (E/c, p~)2 = (m0 c)2 = const (A.1.6) Hierbei steht in der ersten Komponente die gesamt Energie eines Teilchens, die weiteren drei Komponenten werden von dem klassischen Impuls belegt. Wird ein Teilchen in der Kollision produziert oder von ihr beeinflusst, so besitzt es eine Impulskomponente in x- oder y-Richtung. Hieraus ergibt sich der so genannte Transversalimpuls. Er gibt den absoluten Anteil des Impulses senkrecht zur Strahlachse an und ist definiert als: q pT = p2x + p2y = |~p| sin θ (A.1.7) Hierbei ist θ der Winkel zwischen dem Richtungsvektor des Teilchens und der Strahlachse. Analog dazu kann der longitudinale Impuls definiert werden als: pL = pz = |~p| · cos(θ) 48 (A.1.8) A.1. EINHEITEN UND KINEMATIK Ein wichtiges Maß für die Geschwindigkeit in Strahlrichtung eines Teilchens ist die so genannte Rapidität. Sie ist folgendermaßen definiert: 1 y = ln 2 E + pL E − pL (A.1.9) Betrachtet man ein Teilchen mit E m0 , also ultrarelativistische Teilchen, so geht die Rapidität in die Pseudorapidität über. Diese ist wie folgt defininert: 1 η = ln 2 p + pL p − pL (A.1.10) Die Pseudorapidität kann auch über den Winkel θ definiert werden: θ η = − ln tan 2 (A.1.11) Somit muss zur Bestimmung der Pseudorapidität nur der Winkel θ bestimmt werden. Aus dieser Definition der Pseudorapidität ergeben sich folgende weitere Zusammenhänge für den longitudinalen und transversalen Impuls eines ultrarelativistischen Teilchens: pT = E cosh(η) (A.1.12) pL = pT · sinh(η) (A.1.13) Ist zusätzlich noch der Azimuthalwinkel φ bekannt lassen sich auch die x und y Impulskomponenten berechnen: px = pT · cos(φ) (A.1.14) py = pT · sin(φ) (A.1.15) Berechnung der π 0 -Masse Die Formel zur Berechnung der invarianten Masse eines π 0 s lässt sich wie folgt herleiten: Pπ20 = (mπ0 · c)2 = (Pγ1 + Pγ2 )2 (A.1.16) = (Eγ1 + Eγ2 )2 − (~pγ1 + p~γ2 )2 (A.1.17) = Eγ21 + Eγ22 + 2Eγ1 Eγ2 − (|pγ1 |2 + |pγ2 |2 + |pγ1 | · |pγ2 | · cos(ϑ)) (A.1.18) = 2Eγ1 Eγ2 − 2Eγ1 Eγ2 · cos(ϑ) ⇒ Minv = 2Eγ1 Eγ2 (1 − cos(ϑ)) q = 2Eγ1 Eγ2 (1 − cos(ϑ)) mit: Eγ = pγ (A.1.19) (A.1.20) (A.1.21) 49 ANHANG A. pT Bereich [GeV/c] 0.0 ≤ pT ≤ 1.0 1.0 ≤ pT ≤ 1.2 1.2 ≤ pT ≤ 1.4 1.4 ≤ pT ≤ 1.6 1.6 ≤ pT ≤ 1.8 1.8 ≤ pT ≤ 2.0 2.0 ≤ pT ≤ 2.2 2.2 ≤ pT ≤ 2.4 2.4 ≤ pT ≤ 2.6 2.6 ≤ pT ≤ 2.8 2.8 ≤ pT ≤ 3.0 3.0 ≤ pT ≤ 3.2 3.2 ≤ pT ≤ 3.4 3.4 ≤ pT ≤ 3.6 3.6 ≤ pT ≤ 3.8 3.8 ≤ pT ≤ 4.0 4.0 ≤ pT ≤ 4.5 4.5 ≤ pT ≤ 5.0 5.0 ≤ pT ≤ 5.5 5.5 ≤ pT ≤ 6.0 6.0 ≤ pT ≤ 7.0 7.0 ≤ pT ≤ 8.0 8.0 ≤ pT ≤ 9.0 9.0 ≤ pT ≤ 10.0 10.0 ≤ pT ≤ 14.0 14.0 ≤ pT ≤ 20.0 Masse [GeV/c2 ] 0.1332 0.1332 0.1345 0.1350 0.1351 0.1349 0.1351 0.1349 0.1352 0.1349 0.1351 0.1350 0.1350 0.1352 0.1357 0.1350 0.1351 0.1350 0.1347 0.1354 0.1354 0.1344 0.1350 0.1340 0.1340 0.1366 3σ Breite [GeV/c2 ] 0.0114 0.0114 0.0111 0.0103 0.0099 0.0095 0.0093 0.0095 0.0092 0.0086 0.0084 0.0084 0.0079 0.0088 0.0075 0.0083 0.0079 0.0071 0.0091 0.0082 0.0082 0.0086 0.0093 0.0099 0.0088 0.0093 Tabelle A.1.: Rekonstruierte π 0 -Masse und 3σ-Umgebung für verschiedene pT -Bereiche pT Bereich [GeV/c] 0.0 ≤ pT ≤ 2.0 2.0 ≤ pT ≤ 4.0 4.0 ≤ pT ≤ 6.0 6.0 ≤ pT ≤ 8.0 8.0 ≤ pT ≤ 10.0 10.0 ≤ pT ≤ 12.0 12.0 ≤ pT ≤ 14.0 14.0 ≤ pT ≤ 17.0 17.0 ≤ pT ≤ 20.0 20.0 ≤ pT ≤ 30.0 30.0 ≤ pT ≤ 40.0 Masse [GeV/c2 ] 0.530 0.565 0.565 0.545 0.542 0.542 0.552 0.539 0.551 0.548 0.530 3σ Breite [GeV/c2 ] 0.304 0.157 0.211 0.044 0.071 0.065 0.041 0.066 0.036 0.043 0.518 Tabelle A.2.: Rekonstruierte η-Masse und 3σ-Umgebung für verschiedene pT -Bereiche 50 A.2. TRIGGERSCHWELLEN UND EXPERIMENTELLER QA-STATUS DER TRUS A.2. Triggerschwellen und experimenteller QA-Status der Effizienz Effizienz TRUs 1 1 0.8 0.8 0.6 0.6 0.4 0.4 0.2 0.2 ETrigger = 3.833 GeV 0 0 2 4 6 8 ETrigger = 4.395 GeV 0 0 10 E (GeV) 2 6 1 0.8 0.6 0.6 0.4 0.4 0.2 0.2 ETrigger = 4.595 GeV 2 4 6 (c) TRU 6 10 E (GeV) 1 0.8 0 0 8 (b) TRU 3 Effizienz Effizienz (a) TRU 1 4 8 10 E (GeV) ETrigger = 3.402 GeV 0 0 2 4 6 8 10 E (GeV) (d) TRU 7 Abbildung A.1.: Effizienzen der TRUs in Modul 3 mit Parametrisierung und Schwellenenergie [Yan15] 51 ANHANG A. iZ iZ A.3. Triggerhitmaps aus Daten iX (a) Modul 1 iX (b) Modul 3 Abbildung A.2.: Triggerhitmaps aus gemessenen Daten [Yan15] 52 B. Literaturverzeichnis [Aam08] K. Aamodt / et al., The ALICE experiment at the CERN LHC, Jinst 3 S08002, August 2008 [Alf10] M. Alford, New calculation of quark matter properties tells us what an exotic quark-neutron star might look like., https://physics.aps.org/articles/v3/ 44, Zugriffsdatum: 05.10.2016 [Bet08] S. Bethke, Experimental Tests of Asymptotic Freedom, arXiv:hep-ex/0606035, Februar 2008 [Bra16] L. Brandenburg, Private Kommunikation [CER16] CERN, Member states, https://home.cern/about/member-states, Zugriffsdatum: 02.11.2016 [Che10] M. N. Chernodub, Background magnetic field stabilizes QCD string against breaking, arXiv:1001.0570, Januar 2010 √ [Hec13] M. Hecker, Messung neutraler Pionen in pp-Kollisionen bei s = 2.76 TeV mit dem ALICE-PHOS Detekor, Goehte Universität Frankfurt a. M., Juni 2013 [IRF16] Institute of Research into the Fundamental Laws of the Universe ALICE, http://irfu.cea.fr/en/Phocea/Vie_des_labos/Ast/alltec.php? id_ast=2239, Zugriffsdatum: 26.08.2016 [Kur15] P. Kurashvili, Photon and neutral pion production in pp and Pb-Pb collisions at LHC energies in the ALICE experiment, arXiv:1511.00306, November 2015 [Liu10] L. Liu, Commissioning of ALICE-PHOS trigger, IOPScience, 2010 [PDG14] K.A. Olive et al. (Particle Data Group), Chin. Phys. C, 38, 090001 (2014) [Pov13] B. Povh, Teilchen und Kerne, Springer, Mai 2013 [Sci15] Science Node, Sherpa and Open Science Grid: Predicting the emergence of jets, Zugriffsdatum 25.11.2016 √ [Yan15] S. Yano, Measurement of π 0 production in pp collisions at s = 8 TeV with MB and PHOS trigger data, ALICE-ANA-2015-2312, August 2015 53 54 C. Danksagung Zuerst möchte ich mich bei Professor Dr. Henner Büsching dafür bedankten, dass er mich in die Arbeitsgruppe aufgenommen hat. Seine hervorragende Betreuung und die vielen Hilfestellungen waren immer zielführend und haben sehr bei dem Verstehen und Lösen komplexer Probleme geholfen. Professor Dr. Christoph Blume möchte ich dafür danken, dass er sich freundlicherweise als Zweitkorrektor zur Verfügung gestellt hat. Desweiteren geht mein Dank an Malte Hecker für die tolle Betreuung und dafür dass er mir stets mit Rat und Tat während dieser Arbeit zur Seite stand. Ebenfalls möchte ich ihm für sein guten Erklärungen zum PHOS-Detektor danken. Dr. Baldo Sahlmüller möchte ich ebenfalls für die gute Betreuung danken und dafür, dass er auch immer ein offenes Ohr für Probleme und Fragen hatte, die sich im Laufe der Zeit ergaben. Patrick Huhn möchte ich für die klasse Unterstützung während der Einarbeitung in PYTHIA und das CSC-computing danken. Vielen Dank auch an Patrick Reichelt für das Korrekturlesen dieser Arbeit. Desweiteren möchte ich mich bei meinen Bürokollegen Simon Spies, Alexander Michalik und Leonard Brandenburg für die vielen informativen Unterhaltungen bedanken. Auch möchte ich mich bei der gesamten Frankfurter Arbeitsgruppe bedanken, für die interessanten Diskussionen, die Einblicke in die Welt der Teilchenphysik und besonders dafür, dass mir jeder immer bei Fragen geholfen hat. Zuletzt geht mein größter Dank an meine Eltern, die mich Zeit meines Lebens in unglaublicher Weise unterstützen und ohne die mein Studium keineswegs möglich gewesen wäre. 55 56 D. Selbstständigkeitserklärung Hiermit versichere ich, dass ich diese Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegeben Hilfsmittel benutzt habe. Die Prüfungsleistung wurde bisher bzw. gleichzeitig keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt. Alle Zitate oder Stellen, die dem Wortlaut nach anderen Werken entnommen sind, habe ich in jedem einzelnen Fall unter genauer Angabe der Quelle deutlich als Entlehnung kenntlich gemacht. Alexej Nicolai Kraiker Frankfurt am Main, den 30. November 2016 57