Sterndl schaun im Mai 2016 Ich begrüße sie herzlich zur Sendung Sterndl schaun im Mai. Ich hoffe, sie hatten Gelegenheit, das Monatshighlight im April, den Jupiter zu beobachten. Beim Gehsteig-Sterngucken im April haben wir den Riesenplaneten ausgiebig unter die Lupe genommen. Highlight des Monats Mai ist der Planet Mars, weil er am 22. Mai in Opposition zur Sonne steht und damit der Erde am nächsten ist. Aber auch der Durchgang des Planeten Merkur vor der Sonne am 9. Mail ist ein herausragendes Ereignis dieses Monats. Wir beginnen mit der Sonne: In Freistadt geht sie am 1. Mai um 5:43 auf und um 20:15 Uhr unter, die Tageslänge beträgt gut 14,5 Std. Am 31. Mai geht sie bereits um 5:06 auf und erst um 20:56 unter, wobei der Tag dann schon fast 16 Std. lang ist. Nun zu unserem Mond: Neumond ist am 6. Mai um 21:30 im Sternbild Widder. Am 8. kann man die ganz schmale Mondsichel im Westen nach Sonnenuntergang sehen. Am 13. ist der Mond im 1. Viertel, d.h. zunehmender Halbmond. Vollmond ist am 21. Mai um 13:14 Uhr im Sternbild Waage. Am 29. 5. haben wir den abnehmenden Halbmond erreicht, das sog. letzten Viertel. Wo sind die Planeten im Mai: Merkur hält sich im Mai am Taghimmel auf und ist deshalb eigentlich nicht zu beobachten. Am 9. Mai aber zieht er direkt vor der Sonne durch und ist dann als winziges schwarzes Scheibchen mit einem Teleskop zu erkennen, man nennt das Merkurdurchgang oder Merkurtransit. Das bedeutet, er zieht auf seiner Bahn genau zwischen Sonne und Erde durch. Da die Merkurbahn um 7° geneigt ist, kreuzt er nicht bei jeder Konjunktion die Sonne, sondern zieht meist oberhalb oder unterhalb von ihr durch. Im 21. Jahrhundert gibt es insgesamt 14 Merkurtransite. Der letzte von Mitteleuropa aus beobachtbare Merkurtransit war am 7. Mai 2003. Für eine Beobachtung empfiehlt sich ein Fernrohr mit mindestens 50-facher Vergrößerung. Dazu kann ein herkömmliches Teleskop mit Sonnenschutzfolie ausgerüstet werden. ACHTUNG, nie ungeschützt in die Sonne schauen, damit kann man seine Augen schwer schädigen! Eine andere Möglichkeit bietet die Projektion der Sonne durch ein Fernrohr auf eine weiße Fläche hinter dem Teleskop. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass den Transit mehrere Personen zugleich beobachten können. Am besten, sie kommen am 9. Mai am Nachmittag auf den Hauptplatz Freistadt, dort werden die Fa. ASA und ich mit Fernrohren stehen und ihnen den Durchgang zeigen. Die Venus ist nicht beobachtbar, sie hält sich im Mai zu nahe bei der Sonne auf. Mars kommt am 22. Mai in Opposition zur Sonne, damit ist er ist die ganze Nacht zu sehen. An diesem Tag befindet sich die Erde genau zwischen Sonne und Mars. Der rote Planet ist im Mai und Juni besonders hell und besonders nah, also ein perfektes Beobachtungsobjekt. Er befindet sich zunächst noch im Sternbild Skorpion, bewegt sich dann aber rückläufig ins Sternbild Waage. Mars geht zu Sonnenuntergang im Südosten auf und zu Sonnenaufgang dann im Südwesten unter. Allerdings steigt er nicht besonders hoch auf, sondern bleibt in relativer Horizontnähe. Man braucht also unbedingt freien Blick in Richtung Süden. Dort bietet sich dann gegen Mitternacht ein spektakulärer Anblick: gleich 3 helle Objekte stehen nahe beisammen. Das hellste ist Mars, das zweithellste Saturn und dazwischen befindet sich der auffällig rötliche Stern Antares, der Hauptstern im Skorpion. Der Name ist von Mars abgeleitet, weil er von der Farbe und zeitweise auch der Helligkeit her dem roten Planeten zum Verwechseln ähnlich sieht. Antares ist griechisch und bedeutet soviel wie Gegenmars. Aufgrund der Nähe von Mars kann man während der Opposition mit einem guten Teleskop schon Einzelheiten auf der Marsoberfläche erkennen, wie z.B. seine Polkappen und unterschiedlich helle und dunkle Gebiete. Vom Mars trennen uns derzeit 75 Mio. km. Das Licht ca. 4 Minuten zu uns unterwegs. Bei der nächsten Opposition im Jahr 2018 wird der Abstand mit 57,6 Mio km noch deutlich geringer ausfallen. Eine Beobachtung von Mars ist auch in den Wochen und Monaten nach der Opposition noch möglich. Eine gute Möglichkeit dazu wird sich Anfang Juni am Hauptplatz Freistadt bieten, wo wir im Rahmen des Gehsteig-Sterndlschaun wieder mit den Fernrohren stehen werden. Jupiter ist bequem am Abendhimmel beobachtbar. In der Dämmerung ist er einer der ersten Lichtpunkte, die am Himmel erscheinen. Er befindet sich dann hoch im Süden, unterhalb des markanten Sternbilds Löwe und fällt auch ungeübten Beobachtern sofort ins Auge. Jupiter hatte am 8. März seine Oppositionsstellung und beendet nun im Mai seine Oppositionsschleife. Seine Helligkeit sinkt allmählich ab, der Abstand zwischen ihm und uns nimmt stetig zu. Dennoch ist er noch ein lohnendes Objekt für die Beobachtung. Anfang Mai geht Jupiter gegen 4:00 Uhr unter, Ende Mai dann schon gegen 2:00 Uhr. Der Ringplanet Saturn wird im nächsten Monat in Opposition zur Sonne kommen. In den nächsten Wochen wird er also noch etwas heller, und der Abstand zwischen uns und Saturn verringert sich weiter. Saturn bewegt sich derzeit weit südlich und rückwärts durch das Sternbild Schlangenträger. Er geht zu Monatsbeginn gegen 23:00 Uhr auf, zu Monatsende dann schon um 21 Uhr. Für eine Beobachtung ist freie Sicht in Richtung südlicher Horizont nötig. Im Teleskop können wir das Planetenscheibchen, seine derzeit weit geöffneten Ringe und auch den größten Saturnmond Titan erkennen . Der Sternenhimmel im Mai Ganz im Westen finden wir am Abend noch die Wintersternbilder Zwillinge, Fuhrmann und die letzen Reste vom Orion. Am Ende der Dämmerung kann man ganz im Südwesten noch kurz den Sirius funkeln sehen. Er gibt jetzt seine Abschiedsvorstellung und ist erst im Herbst wieder am Morgenhimmel zu finden. Die Frühlingssternbilder stehen nach Einbruch der Dämmerung bereits am südlichen Himmel. Dazu gehören der Löwe mit Regulus, der Bärenhüter mit Arktur und die Jungfrau mit Spica. Diese 3 hellen Sterne bilden das Frühlingsdreieck. Unterhalb des Löwen finden sich die schwachen Sterne der langgestreckten Wasserschlange, unterhalb der Jungfrau das markante kleine Sternviereck des Raben. Den Frühlingssternbildern folgen im Osten schon die Sommersternbilder Herkules und Leier, die auch den hellsten Stern des Sommersternenhimmels, Wega, beheimatet. Die Deichsel des hoch über unseren Köpfen stehenden Großen Wagens zeigt auf einen rötlichen Stern. Das ist Arktur vom Sternbild Bärenhüter (Bootes). Er ist einer der hellsten Sterne am Himmel und aufgrund seiner Farbe besonders auffällig. Gleich neben dem Bärenhüter befindet sich ein hübsches kleines Sternbild, die Nördliche Krone. Ihre Sterne bilden einen Halbkreis, sodass sich der Eindruck einer Diamantenkette ergibt. Der Hauptstern Gemma leuchtet dabei am hellsten. Im Sternbild Herkules gibt es den berühmten Kugelsternhaufen M13. Er ist leicht zu finden, da er sich fast genau auf der Verbindungslinie zwischen den beiden recht hellen Sternen von Herkules befindet. Mit einem Teleskop offenbart M13 seine ganze Pracht: die kugelförmige Anordnung tausender Sterne. Tatsächlich versammeln sich hier etwa eine Million Sterne in ca. 25.000 Lichtjahren Entfernung von der Erde. Die Internationale Raumstation ISS ist ab 10 Mai bis Monatsende am Morgenhimmel immer wieder zu sehen. Als strahlend heller Stern, der heller als Jupiter werden kann, wandert sie über den Himmel. Man muss nur genau wissen, wann und wo man sie findet. Eine gute Homepage dafür ist Heavens-above.com. oder man schaut auf meiner eigenen Website: www.sterndlschaun.at nach. Nun zu unserem Monatshighlight, dem Mars Der Mars ist, von der Sonne aus gesehen, der vierte Planet im Sonnensystem und der äußere Nachbar der Erde. Sein Durchmesser ist mit knapp 6800 Kilometer etwa halb so groß wie der Erddurchmesser. Damit ist der Mars nach dem Merkur der zweitkleinste Planet des Sonnensystems. Mit einer durchschnittlichen Entfernung von 228 Millionen Kilometern ist er rund 1,5-mal so weit von der Sonne entfernt wie die Erde. Wegen seiner orange- bis blutroten Farbe wurde er nach dem römischen Kriegsgott Mars benannt und wird oft auch als der Rote Planet bezeichnet. Diese Färbung geht auf Eisenoxid-Staub, also Rost zurück, der sich auf der Oberfläche und in der dünnen Marsatmosphäre verteilt hat. Der Mars ist ein Wüstenplanet. In größeren Fernrohren deutlich sichtbar sind die zwei Polkappen und mehrere dunkle Ebenen. Fotos von Raumsonden zeigen eine teilweise mit Kratern bedeckte Oberfläche und starke Spuren früherer Tektonik, tiefe Canyons und fünf über 20 km hohe Vulkane. Marsroboter haben schon mehrere Gebiete geologisch untersucht. Der Mars besitzt zwei kleine, kartoffelförmige Monde, die 1877 entdeckt wurden: Phobos und Deimos, was griechisch Furcht und Schrecken bedeutet. Das sind die unheimlichen Begleiter des römischen Kriegsgottes Mars. Die mit 10 bis 20 km Durchmesser winzigen Monde sind eingefangene Asteroiden. Der Mars rotiert in rund 24 Stunden und 37 Minuten einmal um die eigene Achse, Ein Marstag, der auch Sol genannt wird, ist damit etwas länger als ein Erdentag. Da die Äquatorebene des Planeten um rund 25° gegen die Bahnebene geneigt ist, gibt es, wie auf der Erde, Jahreszeiten. Sie dauern jedoch fast doppelt so lang wie die irdischen Jahreszeiten, da ein Marsjahr doppelt so lang ist wie das Erdenjahr. Zudem sind die Jahreszeiten unterschiedlich lang, da die Bahn des Mars um die Sonne elliptischer ist als die der Erde. Mars besitzt eine sehr dünne Atmosphäre. Dadurch ist der Atmosphärendruck mit ca. 1/100 des irdischen sehr niedrig und Wasser kann nicht in flüssiger Form existieren. Die Temperaturen erreichen in Äquatornähe etwa 10 °C am Tag und sinken bis auf 90 °C in der Nacht. Die mittlere Temperatur des Planeten liegt bei etwa 60 °C. Die Marsatmosphäre besteht zu 95 % aus Kohlenstoffdioxid, was einen merklichen Treibhauseffet erzeugt. Dazu kommen noch 2,7 % Stickstoff, 1,6 % Argon, geringe Anteile an Sauerstoff sowie Spuren von Wasserdampf. Zukünftige Astronauten brauchen einen Raumanzug um den geringen Luftdruck, das Fehlen des Sauerstoffs und die Kälte auszuhalten. Die Atmosphäre ist ziemlich staubig, was sie einen gelb- bis orange-braunen Farbton erscheinen lässt. Es kann auf dem Mars zu Staubstürmen kommen, die oft globale Ausmaße erreichen. Davon zeugen auch die vielen Sanddünen, die von Windverfrachtungen stammen. Die Aufnahmen von Marssonden zeigen auch Windhosen oder sog. Staubteufel, die gespenstisch über die Marsebenen ziehen und auf dem Boden dunkle Spuren hinterlassen. An den Landestellen der Marssonden sind Gesteinsbrocken, sandige Böden und Sanddünen sichtbar. Parallel zum Äquator verlaufen die Valles Marineris, die Mariner-Täler, das größte bekannte Grabensystem des Sonnensystems. Es erstreckt sich über 4000 km und ist bis zu 700 km breit und bis zu 7 km tief. Der Grand Canyon in Arizona würde 10 mal in die sie hineinpassen. Mars hat auch die größten erloschenen Vulkane des Sonnensystems. Der größte davon, Olympus Mons, ragt 27 km über die Umgebung des nördlichen Tieflands heraus. Er ist damit 3 mal höher als der Mount Everest. Auf der Marsoberfläche verlaufen Stromtäler, die mehrere hundert Kilometer lang und mehrere Kilometer breit sein können. Sie weisen auf eine vergangene Flutperiode hin, bei der große Mengen Wasser geflossen sein müssen. Es gibt auch viele Hinweise darauf, dass es auf dem Mars vor Milliarden Jahren Seen und Meere gegeben hat. Dies könnte bedeuten, dass der Mars früher eine dichte kohlendioxidreiche Atmosphäre hatte, wodurch ein wärmeres Klima möglich wurde, in dem es auch flüssiges Wasser gab. Der Mars besitzt zwei auffällige Polkappen, die zum größten Teil aus gefrorenem Kohlendioxid, dem Trockeneis, sowie einem geringen Anteil an Wassereis zusammengesetzt sind. Im Sommer schmilzt die jeweilige Polkappe völlig weg. Giovanni Schiaparelli nahm 1877 auf der Marsoberfläche zarte Linienstrukturen wahr, die er „Canali“ nannte und in eine detaillierte Karte eintrug. Von den Medien wurden sie fälschlich als „Kanäle“ übersetzt und bald als Werk intelligenter Marsbewohner interpretiert. Erst der Vorbeiflug der amerikanischen Mariner-Sonden in den 60er Jahren beendete die Spekulationen, denn Fotos der Marsoberfläche zeigten nichts dergleichen. Eher glich der Mars unserem Mond mit seinen Kratern. Viele unbemannte Raumsonden wurden schon zum Mars entsandt, von denen einige sehr erfolgreich waren. Etwa die Hälfte der Missionen endete allerdings in einem Misserfolg, fast alle sowjetischen Sonden sind gescheitert. Bislang hat es noch keine bemannte Marsmission gegeben, es wird noch Jahrzehnte dauern, bis es soweit ist. Im Juli 1976 landeten die Viking-Sonden erfolgreich auf dem Mars und lieferten die ersten Farbbilder sowie Daten von Bodenproben. Auch nach Spuren von Leben wurde damals gesucht, jedoch erfolglos. Erst Ende der 90er Jahren gab es wieder erfolgreiche Marsmissionen, nachdem eine Reihe von Sonden ihr Ziel nicht erreichten. Besonderes Aufsehen erregte 1997 Mars Pathfinder, bei dem zum ersten Mal ein kleines Marsmobil, der Rover Sojourner, eingesetzt wurde. 2003 wurden die US-amerikanischen Marssonden Spirit und Opportunity zum Mars gestartet. An Bord befanden sich Rover, die nach der Landung Gesteinsproben entnahmen und nach Spuren von ehemals vorhandenem Wasser suchten. Der Rover Opportunity fand viele Beweise dafür, dass der Mars einst warm und feucht war. Opportunity ist nach 13 Jahren noch immer aktiv und hat schon ca. 50 km auf dem Mars zurückgelegt. 2012 ist der amerikanische Marsrover Curiosity, was Neugier heißt, erfolgreich auf dem Mars gelandet. Dieser autogroße Rover soll weite Strecken zurücklegen und umfassende Untersuchungen der Marsgeologie durchführen. Er erklettert derzeit einen Marsberg. Auch die Europäer mischen mit. Die Sonde ExoMars ist im März gestartet und derzeit mit einem Testlandegerät auf dem Weg. Im Jahr 2020 folgt ihr dann auch ein MarsRover nach. ExoMars soll speziell nach Spuren von Leben suchen. Der Gedanke an die Möglichkeit von Leben auf dem Mars beflügelte oft die Fantasie der Menschen. Durch Schiaparellis vermeintliche Entdeckung der Marskanäle wurden die Spekulationen um intelligentes Leben auf dem Mars angefacht. So entstanden zahlreiche Legenden um Zivilisationen auf dem Mars. Die Diskussionen um die „Marsmenschen“ hielten etwa ein Jahrhundert an. Heute wissen wir, dass es auf dem Mars sicher kein höheres Leben gibt. Die Hoffnung, Spuren von vergangenen Leben oder Mikroben tief im Marsboden oder in Höhlen zu finden, ist jedoch noch immer aufrecht und es wird eifrig danach gesucht. Die Menschheit gibt Milliarden dafür aus, endlich darüber Gewissheit zu haben. Wir sind nun am Ende der Sendung angelangt, ich wünsche ihnen viel Spaß beim Sterndlschaun im Mai und denken sie daran, dass der helle rötliche Stern zu Mitternacht am Südhorizont jener rote Planet ist, der in Vergangenheit viel Raum für Spekulationen nach den grünen Männchen geboten hat. Ich lade sie ein, am Mo, den 9. Mai ab 13:00 auf den Hauptplatz zu kommen, um den Merkur vor der Sonne zu sehen. Der Durchgang des Planeten wird den ganzen Nachmittag dauern.