Patienteninformationsbogen Instabile Wirbelkörperfraktur – dorso-ventrale Stabilisierung Liebe Patientin, lieber Patient, Sie haben einen instabilen Bruch der Wirbelsäule erlitten. Bei instabilen Frakturen kann das Rückenmark und die mit ihm verbundenen Nervenstrukturen dadurch verletzt werden. Eine Verformung des verletzten Wirbels verringert die mechanische Belastungsfähigkeit und kann zu neurologischen Spätschäden und Fehlstellungen führen. Eine alternativ 6-wöchig durchgeführte Korsettbehandlung verhindert dies unter Umständen nicht. In solchen Fällen raten wir zu einer entweder minimal invasiven oder offenen Stabilisierungsoperation des betreffenden Wirbelkörpers. Die durch den Wirbelkörper verursachte Fehlstellung wird zunächst unter Zuhilfenahme von Stangen und Schrauben (Fixateur interne) korrigiert und gesichert. Der Erfolg wird während der Operation durch Röntgen überprüft. Nach der dorsalen Stabilisierung kann definitiv entschieden werden, ob zusätzlich eine Bandscheibe oder der Wirbelkörper ganz zerstört ist. In diesen Fällen empfehlen wir zusätzlich einen Zweiteingriff einige Wochen später, in dem die defekte Bandscheibe entfernt und mit einem Knochenstück und ggfs. einer Platte von seitlich überbrückt wird. Im allgemeinen wird bis zu einer Höhe des 1. bzw. 2. Lendenwirbels (weiter unterhalb durch einen kleinen offenen Eingriff) eine minimal invasive Operation durch Thorakoskopie (Schlüssellochoperation) möglich sein. Hierbei wird über einen kleinen Schnitt an der linken Flanke der Brustraum eröffnet, wobei ein Lungenflügel vorher abgesaugt wird und somit das Operationsfeld an der Wirbelsäule frei gibt. Minimal invasiv kann dann mit kleinen Stanzen der zerstörte Wirbelkörper ausgeräumt werden, ebenso die zerstörte Bandscheibe. Ein aus dem linken Beckenkamm entnommener Knochenspan wird als Wirbelkörperersatz eingebracht. Dieser kann zur zusätzlichen Stabilisierung mit einer ventralen Platte fixiert werden; bei älteren Patienten oder größeren Defekten wird ein Metallwirbelkörperersatz (Obelisque) eingefügt, wobei dann der zusätzliche Schnitt zur Knochenspanentnahme am Beckenkamm entfällt. Ein Video zu der Operation ist auf unserer Internetseite (http://www.klinikverbundsuedwest.de/3554.0.html ) zu sehen. Wir haben bei diesen, in unserer Klinik oft durchgeführten Operationen sehr viel Erfahrung und Routine. Trotz größter Sorgfalt können bei und nach dem Eingriff Störungen auftreten, die u.U. weitere Behandlungsmaßnahmen / Operationen erfordern. Diese Nebenwirkungen sind extrem selten, müssen Ihnen aber bekannt sein. Risiken: Verletzungen des Rückenmarks sowie von Nerven, Blutgefäßen und benachbarten Strukturen können auftreten, sehr selten kann es dabei zu bleibenden Schäden (Gefühlsstörungen oder einer Verschlechterung der Bewegungsfähigkeit der Extremitäten mit Lähmungen bis zur Querschnittslähmung) kommen. Verletzungen der Lunge, des Zwerchfells oder des Magen-Darm-Traktes sind extrem selten. Bei Eingriffen an der Brustwirbelsäule wird am Ende der Operation eine Drainage eingelegt, die einige Tage liegen bleibt. Diese fördert die Wiederentfaltung der Lunge. Wundheilungsstörungen, Knochengelenkinfektionen oder Einheilungsstörungen des Knochenspanes sind selten. Lagerungsschäden (Druckschäden an Nerven oder Weichteilen mit Empfindungsstörungen oder selten Lähmungen der Gliedmaßen) bilden sich meist von selbst zurück. Wie nach jedem operativen Eingriff können sich Blutgerinnsel in den großen Venen bilden, ein Gefäß verschließen (Thrombose). Wird das Gerinnsel in die Lunge abgeschwemmt, kann in der Folge eine lebensgefährliche Lungenembolie entstehen. Vorbeugend wird ein gerinnungshemmendes Medikament gegeben. Sehr selten sind Nachblutungen; ggf. wird dann eine notfallmäßige offene Operation zur Behebung der Ursache nötig. Äußerst selten ist eine Übertragung von Fremdblut notwendig. Infektionen wie Hepatitis oder HIV sind äußerst selten. Im Aufklärungsgespräch sollten Sie nach allem fragen, was Ihnen persönlich wichtig erscheint. Wir sind verpflichtet, Sie über alle möglichen Komplikationen vorher zu unterrichten und alle Ihre Fragen zu beantworten. Sollten Sie sich für eine Operation entscheiden, wünschen wir Ihnen, trotz der vielleicht erschreckend langen Liste, viel Erfolg bei der Operation. Ihr Team der Unfallchirurgie