Gottesdienst mit Taufe und Predigt

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Gottesdienst mit Taufe und Predigt
Myconiushaus, St Karlistrasse 49, 6004 Luzern
Sonntag, 30. April 2017 um 10.00 Uhr
Thema: „von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten“
(9. Predigt zum Apostolikum); Lesung: Mt 25,31-46
Liturgie und Predigt: Beat Hänni, Pfr.
Musik: Petra Besa, Flügel, und Susanne Keltsch, Geige
Sigristendienst: Radenko Vukajilovic
Eingangsspiel
Begrüssung
„Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus".
Amen
Paulus sagt: „Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Jesu Christi“ (2. Kor
5,10). Amen
*Lied: 468 (Wir wollen alle fröhlich sein)
Taufansprache zu Ps 31,4
Taufversprechen:
Taufe:
Taufgebet:
Tauflied: 185 (Du hast mich, Herr, zu dir gerufen)
Lesung: Mt 25,31-46
„Wenn aber der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird
er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen.
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Und alle Völker werden sich vor ihm versammeln, und er wird sie voneinander scheiden, wie
der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet.
Und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken.
Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, ihr Gesegneten meines
Vaters, empfangt als Erbe das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an.
Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich war durstig, und ihr habt mir zu
trinken gegeben. Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen. Ich war nackt, und ihr habt
mich bekleidet. Ich war krank, und ihr habt euch meiner angenommen. Ich war im Gefängnis,
und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben
wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben, oder durstig und haben dir zu
trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen,
oder nackt und haben dich bekleidet? Wann haben wir dich krank gesehen oder im Gefängnis
und sind zu dir gekommen? Und der König wird ihnen zur Antwort geben: Amen, ich sage
euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Dann
wird er denen zur Linken sagen: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das
bereitet ist für den Teufel und seine Engel! Denn ich war hungrig, und ihr habt mir nicht zu
essen gegeben. Ich war durstig, und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich war fremd, und
ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich war nackt, und ihr habt mich nicht bekleidet. Ich war
krank und im Gefängnis, und ihr habt euch meiner nicht angenommen. Dann werden auch sie
antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder fremd oder nackt
oder krank oder im Gefängnis und haben nicht für dich gesorgt? Dann wird er ihnen
antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, das habt
ihr mir nicht getan. Und diese werden in die ewige Strafe gehen, die Gerechten aber ins ewige
Leben“.
Musik: Klavier und Geige
Predigt:
Das apostolische Glaubensbekenntnis fährt weiter und sagt:
„...von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten“.
Liebe Gemeinde,
Im Kriminalroman „Berner Münstersturz“ von Peter Beutler muss der Chef der Kriminalpolizei
Bern den Tod eines Brigadiers und Militärrichters aufklären, der vom Münsterturm auf den
Münsterplatz gestürzt war. Schon bald erhält er Besuch vom Chef des militärischen
Geheimdienstes. Der Kriminalpolizist sagt zum Geheimdienstchef im Blick auf den Toten: „Wie
Sie jetzt wissen, ist er heute in die Hölle gefahren“. Der Geheimdienstoffizier entgegnete:
„Glauben Sie noch an die Hölle oder an den Himmel oder an den Storch?“ Der Kriminalpolizist
zuckt die Schultern: „Ich habe noch nie darüber nachgedacht“ (Der Münstersturz, 13).
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Gerne gehen wir unangenehmen Themen aus dem Weg; so auch der Frage nach dem
jüngsten Gericht. Dabei soll es nicht bleiben. Vor allem sollen wir nicht in Unsicherheit und
Ungewissheit bleiben. Das apstolische Glaubensbekenntnis nimmt uns an der Hand und führt
uns zu den wichtigen Themen des christlichen Glaubens; so auch zum Gericht: „Von dort wird
er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten“.
Liebe Gemeinde, das ist sehr anstössig; gerade nachdem das Credo vom Leiden Christi, von
seinem Tod und Auferstehen erzählt hat. „Gericht“ ist noch anstössiger als seine Rede von der
Jungfrauengeburt oder Christi Höllenfahrt.
Beim Gericht scheiden sich die Geister. Die einen sagen: „Es kann doch nicht sein, dass Gott,
der Barmherzige, so streng und zornig ist wie im Bild vom Weltgericht, das wir eben gehört
haben. Das Gericht kann nicht sein letztes Wort sein!“ Die andern sagen: „Wir müssen das
Gericht ernst nehmen; sonst nehmen wir Gott nicht ernst! Es kann doch nicht sein, dass es
gleichgültig ist, wie ein Mensch sich in seinem Leben verhält! Wo kämen wir hin?“
Ich wage zu sagen: Wir alle wünschen uns zu tiefst Gerechtigkeit; ohne sie können wir nicht
leben. Immer wieder mache ich die merkwürdige Erfahrung: Wenn jemand stirbt, beginnen die
Bekannten unweigerlich, Bilanz zu ziehen: Was war es für ein Mensch? Was war ihm wichtig?
Was bleibt von ihrem Leben? Irgendwie scheint etwas vom jüngsten Gericht in unserem Leben
präsent zu sein.
Mich schaudert es aber, wenn ich daran denke, wie in der Kuppel des Doms von Florenz das
jüngste Gericht dargestellt wird: in abscheulichen Bildern, die heute nicht jugendfrei wären.
Beängstigend ist auch die Gerichtsdarstellung am Münsterportal in Bern, vor dem der Tote
nach seinem Sturz vom Münsterturm liegen blieb; oder am Portal des Münsters von
Strasbourg; oder in der Kirche von Raron, die einige von uns vor ein paar Jahren besucht
haben. Es ist wichtig, dass wir uns von solch Angst einflössenden Gerichtsdarstellungen
distanzieren. Es ist genug Angst gemacht worden mit dem Gericht. Die Menschen sind damit
genug eingeschüchtert und gefügig gemacht worden. Das bringt uns nicht weiter aufs Reich
Gottes hin, in dem Liebe, Frieden und Freiheit gross sein werden.
Martin Luther wurde auch von Gerichtsvorstellungen umgetrieben, bis er das Evangelium
entdeckte und sich dem Gesetz und Gericht gegenüber ans Evangelium klammern konnte.
Dann hat er Ruhe gefunden und Erlösungsgewissheit.
Wichtig ist mir, dass die frohe Botschaft, dass Gott Sünder befreit, nichts mit “billiger Gnade“
zu tun hat. Christus hat gelitten, um uns in Gottes Gnade zu halten. Und Gottes Gnade drückt
nicht vor dem Unrecht die Augen zu, so dass sie indirekt Unrecht und Korruption fördert.
Andererseits ist Gottes Gericht nicht ein Gericht, das ungnädig ist wie viele irdische Gerichte;
wie es auch der Brigadier als Militärrichter war.
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„Gericht“ kommt von „richten, ausrichten“: Es richtet uns aus auf Gott und seine Liebe hin. Es
ist Gottes Gnade, die zur Umkehr treibt; auch im jüngsten Gericht.
Dennoch spricht Jesus in seinem Bild vom Weltgericht vom Feuer; von „ewigem Feuer“. Hier
wird es ernst; sehr ernst. Dabei ist mir wichtig, dass das Christi Gericht schon hier beginnt:
hier zwischen Geburt und Tod.
Weiter erstaunt mich an Jesu Bild vom Weltgericht: Die Schafe, die auf die rechte Seite
gestellt werden, verstehen nicht warum sie zu dieser Ehre kommen. Erstaunt fragen sie: Wann
haben wir dich genährt? Wann dich gekleidet? Wann dich besucht?... Sie taten, was sie taten,
nicht aus Berechnung, nicht mit einem Schielen auf Belohnung. Sie taten es einfach, weil es
nötig war, und waren sich nicht bewusst, dass sie dabei etwas taten, das Ewigkeits-Bedeutung
hat.
Indem Jesus unseren Taten Ewigkeits-Bedeutung zumisst, gibt er unserem Tun grosses
Gewicht und würdigt es in wunderbarer Weise! Er nimmt unser Tun wichtiger als wir selber:
Unsere Taten verstricken uns entweder mit dieser Welt und ihren Abgründen oder sie nehmen
schon die neue Welt Christi in diese alte Welt hinein.
Noch ein Weiteres ist mir am Bild vom Weltgericht wichtig: Jesus verbindet sich mit den Armen.
Diese Solidarität zieht sich durch die ganz Bibel: Schon die hebräische Bible legt die Witwen,
Waisen und Fremden dem Volk Israel besonders ans Herz. Wenn es ihnen gut geht, geht es
auch dem ganzen Volk gut.
Wenn sie ausgenützt werden, treten Propheten auf und sagen das Gericht an.
So setzt das Gericht Gottes das Recht der Gnade auf. - Das Recht der Gnade soll unser
Verhalten heute schon bestimmen!
Das Gericht ist nicht das, was andere Menschen über uns sagen. Vor dem, was andere über
uns sagen, dürfen und müssen wir uns oft ins Gericht Gottes flüchten: dass wir ins Recht der
Gnade gestellt werden.
Dennoch ist das Gericht Gottes ein strenges Gericht: Da kommen unsere Taten nochmals zur
Sprache. Aber sie behalten nicht das letzte Wort. Eberhard Busch sagt es so: „Gott versöhnt
sich mit dem Sünder, indem er sich nicht mit seinem Status als Sünder versöhnt. Gott liebt ihn,
indem er sein Sünderdasein mit gerechtem Abscheu hasst. Er erbarmt sich seiner, indem er
mit seinem verkehrten Sein und Tun kein Erbarmen hat. Er sagt ganz und gar Ja zu ihm,
indem er zu seiner Gottesferne und zu seiner Unmenschlichkeit und zu dem Täter … nach
Seiner Gerechtigkeit ebenso ganz und gar Nein sagt, ihn verurteilt, ihn zu einem alten
Menschen macht, der vergehen muss, um ihn zu einem neuen Menschen zu machen“ (Busch,
Credo, 228)! Das ist anders als billige Toleranz. Das ist tiefe Liebe; neuschaffende Liebe.
Dabei ist Gott der Handelnde. Er kann, was die irdischen Richter nicht können. Sie können
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Grenzen setzen, abschrecken, strafen und eine Resozialisierung einleiten. Den Täter
verändern, können sie nicht. Gott aber schafft neu.
Liebe Gemeinde,
Wenn Jesus der Richter von Gott kommt: „von dort wird er kommen“, ist der Richter unser
Retter! Das ist zu tiefst tröstlich! Das wollen wir uns nicht wegen abstossenden
Gerichtsvorstellungen entgehen lassen!
So wird das jüngste Gericht ein Ereignis sein, auf das wir uns freuen dürfen: Denn dann
werden Gerechtigkeit und Liebe – die wir beide brauchen; die wir hier aber einfach nicht
zusammen bringen können - endlich zusammen kommen und endlich gemeinsam Oberhand
gewinnen.
Liebe Gemeinde,
Nun kann man fragen: Und was geschieht mit denen, die Jesus nicht kennen; und mit denen,
die vor Jesu Christi Kommen gestorben sind? Gilt ihnen das Recht der Gnade auch? Oder
sind sie verloren? Hier wird das Credo besonders tröstlich. Es sagt: „Er wird kommen zu
richten die Lebenden und die Toten“. Das Recht der Gnade gilt allen; auch den Toten! So
wichtig unser Bekenntnis zu Jesus Christus ist; so wichtig unsere Taten zu Gunsten der
Menschen sind: Sie stehen nicht über dem Bekenntnis, mit dem Jesus sich zu uns stellt: Er
bekennt sich zu den Lebenden und Toten.
Vielleicht wendet jetzt jemand ein: „Dann werden am Schluss doch alle gerettet?!“
Dieser Einwand ist alt und wichtig. Viele Theologen bezeichnen das als „Allversöhnung“ und
lehnen sie als Irrlehre ab. Karl Barth macht es anders. Er sagt: „Es gibt die Hölle, aber um
Jesu Christi willen steht sie leer“.
Und er lebte entsprechend: Als 70-jähriger predigte er regelmässig im Gefängnis Basels. Er
besuchte die Gefangenen auch persönlich. Einmal berichtet er, dass er „heute Morgen 3
Mördern, 2 Betrügern und 1 Sittlichkeitsübertreter ausgiebig zugehört habe, kleine
Anmerkungen dazwischen gestreut und jedem eine dicke Cigarre überreicht habe.“ Und dann
fragt er sich angesichts dieser Gespräche: „Sollte ich eigentlich doch so etwas wie ein Optimist
oder gar eine wandelnde Darstellung der Irrlehre von der apokatastasis panton
[Allversöhnung] geworden sein, dass ich nun noch keinen dieser Männer einfach
kopfschüttelnd und betrübt verlassen konnte, vielmehr bei Jedem irgendetwas mich selbst
Ermutigendes und Erfreuendes gesehen zu haben meinte? (zit nach: Busch, Karl Barths
Lebenslauf, 430; und nach: https://kdprojekt.wordpress.com; Stand: 28.4.17). Wenn schon
Karl Barth bei den Verbrechern Ermutigendes finden konnte; wie viel mehr wird Gott solches
bei den Menschen finden!
So dürfen wir uns jederzeit an Christus wenden mit der Bitte: „Herr, erbarme dich!“
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Diese Bitte hat das Versprechen, dass Christus sie erhören wird. Das schafft mehr als
Sicherheit. Das schafft Gewissheit. Sie gründet in Gottes Treue. Amen
Musik: Bach (Trio)
RG 263: Apostolische Glaubensbekenntnis (alle)
Wir wollen uns vom apostolischen Glaubensbekenntnis zu den wichtigen Anliegen des
christlichen Glaubens führen lassen. Sie finden es bei Nummer 263. Wir lesen es gemeinsam.
Ich bitte alle, die mögen, für das Glaubensbekenntnis und das Fürbittegebet aufzustehen: „Ich
glaube...
Fürbittegebet
Gerechter und barmherziger Gott,
Du findest dich nicht ab mit dem Unrecht in der Welt.
Du lässt uns nicht in unseren Verstrickungen zappeln in alle Ewigkeit.
Du befreist uns und richtest das Recht der Gnade auf. Wir danken Dir.
Wir bitten Dich:
Lass die Männer und Frauen in den Gefängnissen dieser Welt zu ihrem Recht kommen; dass
sie ablegen können, was sie im Bösen verstrickt;
dass sie ausgerichtet werden auf Dich hin und Gnade erfahren.
Wir bitten Dich für die, welche von ihrem eigenen Gewissens verurteilt:
Hilf ihnen, Dein Recht der Gnade über ihr Gewissen zu stellen.
Wir bitten Dich für die Menschen, deren Gewissen abgestumpft ist:
Belebe ihr Gewissen durch das Recht der Gnade, dass es ihnen von neuem zu ihrem
persönlichen Wegweiser wird.
Wir bitten Dich für …., die im 94. Lebensjahr gestorben ist. Nimm sie zu Dir und stand ihren
Angehörigen bei, wenn sie von ihr Abschied nehmen.
Gott, wir bitten Dich, für das Bauvorhaben in der Lukaskirche, über das heute abgestimmt
wird. Segne den Umbau, dass es gut kommt.
Alles, was uns auf dem Herzen liegt, bringen wir vor dich mit den Worten Jesu, in die wir
gemeinsam einstimmen:
UnserVater...
Lied: 478 (Jesu meine Zuversicht)
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Mitteilungen
Schlusslied: 485 (Dir, Aufestandner)
Segen
Gott, segne Euch mit seiner Kraft,
die aus dürrem Holz neues Grün spriessen lässt.
Er segne Euch mit seiner Kraft,
die Steine von Gräbern wegrollt und Freude aufblühen lässt!
Es segne Euch der barmherzige und menschenfreundliche Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist,
jetzt und alle Tage unseres Lebens. Amen
Ausgangsspiel
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