Wissenschaft und Fortbildung | BZB Oktober 16 Buntes Programm 4. Sommerfortbildung des VFwZ im Kloster Seeon E i n Ta g u n g s b e r i c h t v o n D r. C h r i s t i a n S c h m i t t , E r l a n g e n Auch in diesem Jahr versprach der Blick auf das Programm des Sommerkongresses des „Vereins zur Förderung der wissenschaftlichen Zahnheilkunde in Bayern e.V.“ (VFwZ) einen abwechslungsreichen und interessanten Kongress. Mit der vierten Ausgabe hat sich die Sommerfortbildung mittlerweile als eine feste Größe im Fortbildungsangebot des Vereins und auch in Bayern etabliert. Eingeleitet wurde die Veranstaltung mit praxisrelevanten Workshops. Dabei standen die digitale Planung in der Implantologie und deren praktische Umsetzung (Prof. Dr. Dr. Alexander Schramm, Ulm) sowie das Weichgewebsmanagement um Implantate (Dr. Christian Schmitt, Erlangen) im Fokus. Im Anschluss an die Workshops eröffnete der 1. Vorsitzende des VFwZ, Prof. Dr. Dr. Karl Andreas Schlegel, den Hauptkongress und begrüßte die Humangenetikerin Priv.-Doz. Dr. Anita Kloss-Brandstätter, Innsbruck, als erste Referentin. In ihrem Vortrag „Genetische Risikofaktoren für Erkrankungen im Zahn-, Mund- und Kieferbereich“ erläuterte sie den Fortschritt der heutigen Detektionsmethoden von Genmutationen des menschlichen Genoms sowie die Möglichkeiten der Durchführung einer Assoziationsanalyse mit komplexen Krankheiten. Auf die Zahnmedizin bezogen kann hier vor allem die Assoziation des IL-1-Polymorphismus mit dem Krankheitsbild der Parodontitis genannt werden. Endodontie – chirurgisch versus nicht chirurgisch Nachfolgend widmete sich Prof. Dr. Dr. Matthias Folwaczny, München, den Möglichkeiten und Grenzen der Wurzelkanalbehandlung. Er zeigte auf, dass die aktuellen Erfolgsraten bei Zähnen mit Infektion des Wurzelkanalsystems bei 68 Prozent und ohne Infektion des Wurzelkanalsystems bei 94 Prozent liegen. Dabei sei eine suffiziente koronare und apikale Restauration gleichermaßen entscheidend für den Therapieerfolg. Weiterhin sei der Schmerz als Parameter für die Einleitung einer endodontischen Behandlung nicht ausreichend. Gerade bei Patienten mit Verdacht auf einen chronisch atypischen Gesichtsschmerz sei eine Trepanation eines Zahns ohne konkreten Befund unter allen Umständen zu vermeiden. Prof. Dr. Dr. Martin Kunkel, Bochum, referierte zum Thema „Wurzelspitzenresektion“ (WSR). Schwerpunkt seines Vortrags war vor allem die kritische Analyse der aktuellen Evidenz. Er machte deutlich, dass zur Evidenzfindung eine sehr akribische Recherche und eine kritische Interpretation vorhandener wissenschaftlicher Daten indiziert sind. Dabei sei nach heutigem Wissensstand die WSR als grundsätzlich notwendige kausale Therapie der periapikalen Pathologie nicht mehr zeitgemäß. Pathologische Prozesse im Kieferknochen Zu Beginn des zweiten Kongresstages beleuchtete Prof. Dr. Stephan Ihrler, München, die pathologischen Prozesse im Kieferknochen. Er betonte nachdrücklich, dass die Zusammenarbeit des Klinikers mit dem Pathologen von äußerster Wichtigkeit in Bezug auf die korrekte Beurteilung des eingesandten Biopsats und die folgende Diagnosefindung ist. Nicht nur bei unklaren pathologischen Befunden sei eine Angabe über die Lokalisation des entnommenen Gewebes, die Patientenanamnese und das klinische Erscheinungsbild unumgänglich. Im Anschluss sprach Prof. Dr. Dr. Alexander Schramm zum Thema „Geführte Implantologie in der klinischen Routine“. Er erläuterte, dass die 3-D-Implantatplanung in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat und sich in seiner Klinik als fester Bestandteil der alltäglichen Patientenversorgung und Ausbildung etabliert hat. Durch die Anwendung der navigierten Implantologie könnten vor allem Planungsfehler vermieden und auch schwierige Fälle vorhersagbarer umgesetzt werden. Die Veranstaltung schloss mit Kurzvorträgen der letztjährigen Preisträger des „Prof. Dieter Schlegel Wissenschaftspreises“ und einer Vorstellung der aktuell durch den VFwZ geförderten wissenschaftlichen Projekte an den bayerischen Universitäten. Die Förderung junger, engagierter Kollegen in der Aus-, Fort- und Weiterbildung und die Begleitung in ihrer persönlichen Entwicklung ist dem Verein schon seit jeher ein großes Anliegen. Die 5. Winterfortbildung des VFwZ findet vom 26. bis 28. Januar 2017 in Kitzbühel statt. | 71