[email protected], www.econ.jku.at/Bartel „Stabilisierung“ und „Stabilität“: im Spiegel ökonomischer Schulen Zum Kapitel 24, Blanchard et al. 2010, Macroeconomics – A European Perspective, als Ergänzung für den Kurs 239.218, 2011S (Fassung vom 28. 4. 2011) Stabilisierungspolitik ................................................................................................... 1 Stabilitätspolitik ........................................................................................................... 5 Blickwinkel des Monetarismus und der Neuen Klassischen Makroökonomik ............. 7 Blickwinkel des (Post-)Keynesianismus...................................................................... 8 Unser Lehrbuchkapitel 24 (Blanchard u. a. 2010) ...................................................... 8 Nochmals die (post-)keynesianische Gegenposition .................................................. 9 Alternative Grundlagen und Folgerungen für Antiinflationspolitik ............................. 11 Neue Klassische Makroökonomik: Wer fürchtet sich vor Staatsschulden und Budgetkonsolidierung? ............................................................................................. 13 Produktion, Beschäftigung, Einkommen ................................................................... 14 Neue Politische Ökonomik........................................................................................ 16 Literatur .................................................................................................................... 17 Anhänge ................................................................................................................... 21 “There is little, if any, need for government interference. On the contrary, the only risk of major depression today, or in the future, comes from government intervention.“ (Akerloff/Shiller 2009: 2) “Among the most astonishing statements to be made by any policymaker in recent years was Alan Greenspan’s admission this autumn that the regime of deregulation he oversaw as chairman of the Federal Reserve was based on a “flaw”: he had overestimated the ability of a free market to self-correct and had missed the self-destructive power of deregulated mortgage lending. The “whole intellectual edifice,” he said, “collapsed in the summer of last year.” (Skidelsky 2008: MM21). Stabilisierungspolitik Stabilisierungspolitik meint das Anstreben, Erreichen und Halten wichtiger, unmittelbar wohlfahrtsrelevanter Variabler (Y, I, C, N, U, u, π) auf einem normativen Niveau. So sollen Oberziele realisiert werden (alle Symbole laut unserem Lehrbuch: Blanchard u. a. 2010, Übersicht auf pp. 572 f.). Stabilisierungspolitik wird dem Keynesianismus zugeschrieben, doch keynesianische Politik kann sehr viel beinhalten, und die Ausformungen keynesianischer Positionen einerseits theoretisch zahlreich, andererseits praktisch etwas unscharf und eher spärlich (Steinert 2011). So kommt es vor, dass keynesianische Politik i. w. S. • auch von Nichtkeynesianer_inne_n betrieben oder zumindest nicht opponiert1 wird, wie die vergangenen Krisenjahre zeigten, oder dass sie • mit dem semantischen Deckmantel einer anderen Politik getarnt wird (Wachstums-, Sicherheits-, Entlastungspolitik, …). „Die keynesianische Alternative ist zunächst ohnehin auf Rettung des Kapitalismus gerichtet, berührt also die vorausgesetzten Selbstverständlichkeiten auch der neoliberalen Produktionsweise kaum oder kann mit geringen Verdrehungen öffentlichkeitswirksam dafür vereinnahmt werden. Oft wird und wurde diesmal auch von Keynesianern abstrakt nur davon gesprochen, dass der Staat mehr Einfluss haben oder aktiver intervenieren solle. Bei der Ungenauigkeit öffentlicher Diskussionen bestand aber der Eindruck, die staatlichen Interventionen seien ohnehin massiv gewesen und hätten in unerhörten Summen bestanden. Dazu gab es Konjunkturstützungen, inklusive Kurzarbeit, in Europa wurde die Sozialpolitik als ‚eingebauter Keynesianismus’ deklariert – was auch nicht ganz falsch, nur die Subsumtion der Sozial- unter die Wirtschaftspolitik ist. Es wurde also zum Teil ohnehin keynesianisch reagiert und dazu konnte man den Eindruck haben, so viel an Staatsintervention hätte es schon lang nicht mehr gegeben. Bei hinreichend ungenauer Betrachtung konnte also die keynesianische Forderung nach 1 „Konjunkturstimuluspaketen steht Rogoff skeptisch gegenüber – ‚aber die Unsicherheit ist so groß, dass ich diese Programme trotzdem unterstütze. Es ist der falsche Zeitpunkt, sich zur Wehr zu setzen’“ Rogoff 2009: 1). Kenneth S. Rogoff ist Wirtschaftsprofessor in Harvard und war Chefökonom des IWF. 1 noch mehr staatlicher Intervention als doch etwas übertrieben erscheinen“ (Steinert 2011: 10). Vgl. zu den soeben zitierten Überlegungen auch die Grafiken 1 und 2 für die BruttoInvestitionsquote und die reale Wachstumsrate2 sowie den ersten Anhang* (fiskalische Maastricht-Kriterien). Grafik 1 Investitionsquote (brutto) in AT Q: www.oenb.at (27.4.20011) 26 25 Prozent des BIP 24 23 22 21 20 19 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Jahr Grafik 2 Ö. BIP-Wachstum real in AT Q: www.oenb.at 6 5 4 3 Prozent 2 1 0 -1 -2 -3 -4 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Jahr 2 Grafik 1: http://www.oenb.at/isaweb/report.do?lang=DE&report=7.1, 27.4.2011 Grafik 2: http://www.oenb.at/isaweb/report.do?lang=DE&report=7.3, 28.4.2011) 2 Die tendenziell leicht sinkende Investitionsquote (private plus öffentliche Investition) geht mit einem negativen Wachstumstrend des realen BIP einher. Beide Variable lassen die die jüngste Krise deutlich erkennen. Grafik 3 zeigt die reale Entwicklung der Krise in größerem Detail, nämlich mit Zuwachsraten des realen BIP nach Quartalen. Dabei zeigt die Veränderungsrate gegenüber dem Vorquartal die Unmittelbarkeit der jeweils aktuellen Entwicklung, während die Veränderungsrate zum Vorjahresquartal (die übliche Darstellung) vermittelt, wie die Entwicklung im Vergleich zu vor 1 Jahr (also bei vergleichbaren saisonalen Bedingungen) verläuft (Bofinger 2007, Kap. 16.5). Grafik 3 BIP-Wachstum real zum Vorjahresquartal bzw. Vorquartal in AT Q: www.oenb.at 5 4 3 2 Prozent 1 0 -1 dBIPr VJ dBIPr VQ sb Linear (dBIPr VQ sb) Linear (dBIPr VJ) -2 -3 -4 -5 -6 Q1 00 Q3 00 Q1 01 Q3 01 Q1 02 Q3 02 Q1 03 Q3 03 Q1 04 Q3 04 Q1 05 Q3 05 Q1 06 Q3 06 Q1 07 Q3 07 Q1 08 Q3 08 Q1 09 Q3 09 Q1 10 Q3 10 Auch die aktuellen Prognosen für das reale BIP-Wachstum in Grafik 33 zeigen keine Fortsetzung des Wachstumsanstiegs; und die jüngsten diesbezüglichen Prognosen (wifo, IHS) vom April sind inzwischen weniger optimistisch für 2012 als noch die frühere Prognose der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) vom Dezember 2010. Zudem übertitelt das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (wifo) seine aktuelle Konjunkturprognose mit „Aufschwung verstärkt sich, Risiken nehmen zu“, wobei mit den Risiken jene Folgen gemeint sind, die für den Aufschwung aus der konzertierten Budgetkonsolidierung erwachsen können (http://www.wifo.ac.at/wwa/downloadController/displayDbDoc.htm?item=P_2011_04_ 01$.PDF, 28.4.2011). 3 http://www.wifo.ac.at/wwa/downloadController/displayDbDoc.htm?item=P_2011_04_01$.PDF, 28.4.2011 3 Grafik 4 Österreichische Prognosen fürs österreichische BIP real Q: www.oenb.at 3 2011 2012 2,5 2,5 2,3 2,3 2,1 2,1 2 Prozent 2 1,5 1 0,5 0 OeNB Dez10 wifo Apr11 IHS Apr11 2011 2,1 2,5 2,3 2012 2,3 2 2,1 Jahr Gerade die Investitionen entwickeln sich relativ schwankend (Blanchard u. a. 2010, Kap. 16.4), wie Grafik 54 für Österreich zeigt. Grafik 5 Prozent Entwicklung von BIP, Bruttoinvetition und Konsum in AT, jeweils real Q: www.oenb.at 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 -1 -2 -3 -4 -5 -6 -7 -8 -9 -10 -11 -12 -13 C I BIP Linear (C) Linear (I) Linear (BIP) 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Jahr 4 http://www.oenb.at/isaweb/report.do?lang=DE&report=7.6 (28.4.2011) 4 Stabilitätspolitik Stabilitätspolitik bedeutet im Gunde das gleiche, bezieht sich aber auf eine engere Auswahl an Variablen (T – G, π). Diese haben, wie die in Grafik 6 dargestellte Inflationsentwicklung, eher Zwischenzielcharakter, indem das Anstreben, Erreichen und Halten eines bestimmten Zielwerts günstige Ausgangsbedingungen für die Maximierung der sozialen Wohlfahrt durch die Marktvorgänge schafft und dabei eher mittelbar wirkt. Etwa in folgender Weise: „Wird nur die Inflation wirksam bekämpft, ergeben sich Wachstum und Beschäftigung von selbst“ (Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer, in: profil, 7. 4. 1997). Grafik 6 Inflationsraten in AT basierend auf: Verbraucherpreisindex (VPI 2005), Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI) und impliziter BIP-Deflator (P); Q: www.oenb.at 7 6,5 6 dVPI dP dHVPI 5,5 5 4,5 Prozent 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 -0,5 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Jahr Oder: ‘Greenspan must have believed something like the “efficient-market hypothesis,” which holds that financial markets always price assets correctly. Given that markets are efficient, they would need only the lightest regulation. Government officials who control the money supply have only one task – to keep prices roughly stable.’ (Skidelsky 2008: MM21) Ein solches Gedankengebäude (Modell) impliziert freilich eine ganz andere Grundkonzeption mit stark voneinander abweichender Instrumentenauswahl und Schwerpunktsetzung (Gordon 1990, Kap. 15). „Policy activism uses the instruments of monetary and fiscal policy actively to offset changes in private spending.” (Gordon 1990: 450) “Monetarism is a school of thought that opposes activist government policy intervention aimed at stabilizing aggregate demand.” (Gordon 1990: 451). 5 Stabilitätspolitik lehnt aber oft nicht nur aktivistische Stabilisierung von Einkommen und Beschäftigung ab, sondern präferiert auch ein mittelfristig (über den Konjunkturzyklus ausgeglichenes) Budget und eine eher niedrige und stabile bzw. tendenziell zu senkende Staatsschuldenquote. Die Grafiken 7 und 8 illustrieren die Entwicklung der beiden fiskalischen Maastricht-Kriterien (deren Anwendung sich im Stabilitätsund Wachstumspakt der EU/-Mitglieder fortsetzt) im ausgewählten internationalen Vergleich illustriert: Budgetdefizit- und Staatsschuldenquote am BIP. Grafik 7 Maastricht-Budgetdefizitquote Q: www.oenb.at 8 6 4 2 0 -2 -4 Prozent des BIP -6 -8 Österreich Irland Griechenland Spanien Portugal Luxemburg -10 -12 -14 -16 -18 -20 -22 -24 -26 -28 -30 -32 -34 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Jahr Grafik 8 Maastricht-Staatsschuldenquoten Q: www.oenb.at 160 150 140 130 120 Prozent des BIP 110 100 Österreich Irland Griechenland Spanien Portugal Luxemburg 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Jahr Je nach Einschätzung der Problemlösungsfähigkeit der Märkte und Problemlösungsfähigkeit der Politik bzw. je nach erwartetem Marktversagen oder Politikversagen fällt eben die jeweilige wirtschaftspolitische (Gesamt-)Konzeption aus (Bartel 2010a): in6 terventionistisch oder liberalistisch. Demnach setzen wir entweder mehr auf Stabilisierungs- oder auf Stabilitätspolitik (vgl. dazu auch den Budgetkonsolidierungspfad im ersten Anhang*). Blickwinkel des Monetarismus und der Neuen Klassischen Makroökonomik Aus monetaristischer Sicht (Milton Friedman) nehmen monetäre Impulse keinen oder einen nur kurzfristigen und geringen Einfluss auf den realen Sektor (Y, I, C, N, U). Er interpretiert damit die Klassiker, für die Geld wie ein „Schleier“ (Blaug 1997: 146) über der realen Wirtschaft liege, diese aber nicht beeinflusse (Gordon 1990, Kap. 7).5 Die Haupt- bzw. Gesamtwirkung geht auf die Inflation aus. ‘In a world in which Say’s holds, money is a “veil” which can be lifted without affecting the analysis of relative prices. But, surely, this is true only because we have created a money economy and then imposed on it a condition that equates in operation to a barter economy? In a barter economy, people would never change their money balances because there are none. To introduce money but to abstract from its store-ofvalue function does not get us any further.’ (Blaug 1997: 146) Wenn schon ein Impuls auf die Realwirtschaft ausgeht, dann kommt er aus dem monetären Bereich, etwa wenn der Staat ein Budgetdefizit bei der Zentralbank finanziert oder wenn die Geschäftsbanken noch einen Geld- und Kreditschöpfungsspielraum haben und als Finanziers einspringen können. Dass ein durch Fiskalpolitik (statt Geldpolitik) ausgelöster Schock keine realwirtschaftliche Wirkung erzielt, wird David Ricardo zugeschrieben, beruht aber effektiv auf Robert Barro (Blaug 1997).6 Neue Klassische Makroökonomen (Robert Barro, Robert E. Lucas Jr., Richard G. King, Charles I. Plosser, Finn E. Kydland, Edward C. Prescott, …) gehen davon aus, dass reale Nachfrageimpulse überhaupt nicht oder nur selten real wirksam würden. Sie interpretieren reale Schwankungen des Output als effiziente Anpassungen des aktuellen Y an ein neues natürliches Y (Yn) nach einem Strukturschock (Angebotsschock statt Nachfrageschock). So können Monetarist_inn_en aus der immer erfüllten, weil definitorischen Quantitätsgleichung des Geldes (MV ≡ PY) eine Quantitätstheorie des Geldes bilden, da • der Output meist, hauptsächlich oder gar allein strukturell/angebotsseitg bestimmt ist (Y = Yn), • die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (V) als konstant angenommen wird (V = €Y/M) und 5 Das findet sich auch in der Neuen Klassischen Makroökonomik eines Robert Lucas (Gordon 1990, Kap. 7). 6 ‘A public debt invites flight of capital and deficit financing cuts into private thrift; the burden of the debt is not so much the annual interest charges as the squandering of resources that the debt represents. In other words, there is no real equivalence between paying for government expenditures by taxation or by borrowing, so that the modern “Ricardo equivalence theorem” that some commentators have read into this chapter (chapter 17, acknowledgement) is yet another misnomer associated with the name of Ricardo’ (Blaug 1997: 132). 7 • die Kausalität von der Geldmenge hin zum Preisniveau (P = €Y/Y) aufgestellt wird. Das Preisniveau ist somit eine Funktion der Geldmenge unter den Bedingungen einer gegebenen Umlaufgeschwindigkeit und eines gegebenen strukturellen Output, von dem der aktuelle Output eben kaum oder selten oder nicht abweicht (Landmann 1976, Morgan 1978). Blickwinkel des (Post-)Keynesianismus Aus (post-)keynesianischer Perspektive ist der reale Output auch und vor allem nachfragedeterminiert und dabei häufigen und mitunter sehr großen konjunkturellen Schwankungen mit oft strukturellen Konsequenzen unterworfen. Die Geldnachfrage wird neben dem Einkommen durch den Zinssatz bestimmt; daher ist die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes kurzfristig variabel; sonst könnte sich die Geldnachfrage bei variierendem Output nicht zinsbedingt an das Geldangebot anpassen (d. h., die LM-Kurve ist im Normalfall endlich positiv geneigt, und nicht vertikal, wie im „klassischen Bereich“: Landmann 1976). Das Preisniveau bildet sich aufgrund der Lohn- und sonstigen InputpreisVerhandlungen sowie durch die in der Preissetzungsfähigkeit auf dem Outputmarkt zum Ausdruck kommende Marktmacht (Appelbaum 1979, Kenyon 1979). So gesehen richtet sich die Geldnachfrage neben dem Zinssatz und dem realen Output auch nach dem Preisniveau. Und das Geldangebot passt sich schließlich dem Liquiditätsbedarf der Wirtschaft (Geldnachfrage) an. Die Quantitätsgleichung des Geldes, die als Definitionsgleichung immer erfüllt sein muss (MV ≡ PY), wird somit zu einer anderen Theorie als der monetaristischen gemacht: Das Preisniveau bestimmt die Geldmenge, nicht umgekehrt (Moore 1979). Vgl. dazu auch den zweiten Anhang.* Unser Lehrbuchkapitel 24 (Blanchard u. a. 2010) Es entspricht einerseits eher dem monetaristischen Gedanken, wenn in unserem Lehrbuch (Kapitel 24) der reale Output in der kurzen Frist allein von der realen Geldmenge abhängig gemacht wird – aus Gründen der Einfachheit, wie angegeben: Yt = f(Mt/Pt). Andererseits ist eben dies der monetaristische Ausnahmefall und der keynesianische Regelfall, dass jede Veränderung der realen Geldmenge (im Zusammenwirken von Mt und Pt) den laufenden Output (Yt) verändert. Dynamisch formuliert bedeutet das, dass eine Veränderung des konjunkturellen Output zustande kommt, sofern die Änderungsraten der Geldmenge und des Preisniveaus (also der Inflationsrate) voneinander verschieden sind: gyt = gmt – πt 8 Während höchstens in der kurzen Frist Änderungen im Outputwachstum möglich sind, wie gerade beschrieben, gilt im mittelfristigen Gleichgewicht (bei ausgeglichener Konjunktur, d. h. in Abwesenheit von destabilisierenden Nachfrageschocks), dass die Änderungsrate des realen Output konstant ist: entweder null, dann gilt Yt = Yn oder gyt = gy (der laufende Output wächst mit der Rate des natürlichen Output); jedenfalls gilt: gy = gm – π Das entspricht der Neoklassischen Synthese, auch Bastard-Keynesianismus genannt (Robinson/Wilkinson 1977/1979) und bedeutet, dass ohne konjunkturelle Abweichung, die sowieso nur vorübergehend ist, dass also im mittelfristigen Gleichgewicht die Inflation nur ein monetäres Phänomen ist, das den realen Sektor und den Wohlstand (Yn) und dessen angebotsseitig bestimmtes Wachstum (gy) nicht berührt (Yn bzw. gy sind hier exogen und konstant): π = gm – gy Im Normalfall dauern konjunkturelle Abweichungen nicht lange, nämlich wenn die Bedingung erfüllt ist, dass alle wichtigen Preisvariablen (i, W, P) (ziemlich) flexibel sind. So kann die Zentralbank getrost Antiinflationspolitik betreiben: Ihre negativen Effekte auf Wohlstand und Beschäftigung sind • nur kurz und wenig schmerzhaft (bei adaptiven, d. h. Fehler auskorrigierenden Inflationserwartungen, und bei kurzen Reaktionszeiten) • oder gar absent (bei rationalen Erwartungen und somit ohne Reaktionsverzögerungen). Als Belohnung für allfällige Opfer einer erhöhten Arbeitslosenquote und eines verringertes Realeinkommens-(wachtums) gibt es eine niedrigere gleichgewichtige Inflationsrate, bis ein neuerlicher exogener Nachfrageschock eintritt: Die Inflation ist ceteris paribus stabil. Nochmals die (post-)keynesianische Gegenposition Nach (post-)keynesianischer Auffassung hat erstens ein Nachfrageschock, egal ob monetär oder güterwirtschaftlich, relativ starke Auswirkungen, und zweitens gibt es einen Einfluss nachhaltiger Nachfragesteuerung selbst auf den strukturellen Output (Yn). Zum ersten: Der reale Effekt ergibt sich und wirkt nach, weil • die Löhne und Preise aus guten, mikroökonomischen Gründen selbst angesichts starker Nachfrageschocks unverändert bleiben können (Gordon 1990, Kap. 8), • der Kauf zu angesichts der Rezession überhöhten Preisen (“false trading“) die aggregierte Nachfrage beeinträchtigen kann (“rationing“: Rothschild 1981), 9 • sinkende Preise in einer Rezession diese noch verstärken können, warten doch alle auf noch niedrigere Preise, um noch günstiger kaufen zu können, oder (Landmann 1975), • sinkende Preise angesichts der Erwartungsunsicherheit und Verunsicherung der Menschen (“animal spirits“) keine Güternachfragesteigerung auslösen können (Akerloff/Shiller 2010), • sinkende Preise in der Rezession die mit Unsicherheit behafteten und daher stark an der Gegenwart ausgerichteten Investitionskalküle und -entscheidungen ungünstiger ausfallen lassen, • sinkende Reallöhne die Einkommen der Masse der Konsument_inn_en zu Gruppen mit geringerer Ausgabenneigung (Investor_inn_en, Finanzinvestor_inn_en) und die aggregierte Nachfrage dämpfen können (Landmann 1975). Zum zweiten kann starke und nachhaltige aggregierte Nachfrage(-steigerung) • Arbeitslosigkeit und Dequalifizierung von Arbeitslosen verringern und die Produktivität zusammen mit der Produktion steigern (Gordon 1990, Kap. 10, Roed 1997), • können Rezessionen vermieden und die rezessionsbedingte Fehlallokation von Arbeitskräften (“sullying effects of recessions“: Barlevy 2002) ebenso wie • die Arbeitsumschlagskosten für Unternehmen und Arbeit Suchende gering gehalten werden (Gordon 1990, Kap. 10), • kann starke aggregierte Nachfrage(-zunahme) das Vertrauen der Menschen in die positive Entwicklung festigen und deren Konsum- und Investitionsentscheidungen erhöhen und auf höherem Niveau verfestigen; d. h., es wird nicht so panisch und stark auf Rezessionsanzeichen reagiert (Blanchard u. a. 2010, Kap. 16), • können Liefer- und Leistungsbeziehungen ohne Unterbrechung und damit anfallende Kosten und Ertragsausfälle – nicht zuletzt auf dem Weltmarkt – vermieden werden (Gordon, Kap. 8, Campa 2004). Diese Argumentationen lassen sich unter dem Begriff Hysterese-Theorie der Arbeitslosigkeit zusammenfassen (Winter-Ebmer 1991, Roed 1997, Smyth 1999, Campa 2004, Stanley 2004). Die Stabilität einer Entwicklung bestimmt auch die künftige Entwicklung wesentlich mit. Anders gesagt: Die aktuelle Entwicklung wird durch ihre eigene Vergangenheit mitbestimmt. Das wirkt • via Strukturanpassungen an die Nachfrageentwicklungen (und nicht umgekehrt) ebenso wie • durch die Stabilisierung der Erwartungen und laufenden Zukunftsentscheidungen. 10 So war es dem Austrokeynesianismus auch und vor allem um die Stabilisierung der positiven Erwartungen durch stabile volkswirtschaftliche Variable (wie Zinssätze, Wechselkurse und staatliche Nachfrage) gegangen (Tichy 1982). Alternative Grundlagen und Folgerungen für Antiinflationspolitik Um auf die alternative Interpretation der Quantitätsgleichung des Geldes zurückzukommen: • Aus dem post-keynesianischen Blickwinkel dominiert die aggregierte Nachfrage die Wirtschaftsentwicklung, und zwar in der kurzen bis langen Frist; die Nachfrage schafft sich ihr Angebot. So gesehen können wir nicht von einem konstanten natürlichen Output ausgehen; dieses Konzept wird somit hinfällig. • Die Preisbildung und mithin die Preiserhöhungen (Inflation) ergeben sich aus dem Wettbewerb um Einkommen auf dem Markt (primäre Einkommensverteilung): Die einen wollen höhere Preise bei unveränderten Löhnen, die anderen wollen höhere Löhne bei unveränderten Preisen, um jeweils einen größeren Anteil am Gesamteinkommen (Y) zu erhalten; dabei kann es zu Lohn-PreisSpiralen bzw. Preis-Lohn-Spiralen und zur „Verteilungskampfinflation“ kommen (Rowthorn 1977, Blanchard u. a. 2010, Kap. 7). • Wenn in einer Geldwirtschaft (d. h., die meisten Transaktionen erfolgen als Tausch einer Leistung gegen Geld) produziert und insbesondere mehr produziert werden soll, wird sich der Liquiditätsbedarf der Wirtschaft (die Geldnachfrage für Transaktionszwecke) erhöhen. Dabei werden gerade in einem konjunkturellen Hoch die Banken (die noch über freie Reserven an Zentralbankgeld verfügen und auf dieser Basis Kredite vergeben, also Geld schöpfen können) die zusätzliche Geldnachfrage befriedigen; nötigenfalls werden sie sich im bestehenden Rahmen bei der Zentralbank refinanzieren oder Guthaben in Fremdwährung bei der Zentralbank in Inlandswährung konvertieren, um mehr Zentralbankgeld zu erhalten und auf dieser Basis Geld schöpfen zu können. Das impliziert, dass das Geldangebot endogen ist, sich also nach Möglichkeit der Geldnachfrage tendenziell anpasst (Jarchow 1993). • Zusammenfassend gilt in Bezug auf die Quantitätsgleichung des Geldes eine andere Quantitätstheorie des Geldes als jene des Monetarismus; die Kausalität ist umgekehrt: Output und Preisniveau bestimmen die Geldmenge bzw. Wachstum und Inflation bestimmen die Geldmengenentwicklung. • Eine Antiinflationspolitik (Stabilitätspolitik statt Stabilisierungspolitik) durch die Zentralbank steigert den Zinssatz und verdrängt Investitionen und Nettoexporte (Blanchard u. a. 2010, Kap. 5, 7, 18, 19). Durch die sinkende aggregierte Nachfrage(-steigerung) steigt die Arbeitslosigkeit, die Löhne und Preise sinken (bzw. steigen langsamer). Geringere Inflation wird mit Einkommenseinbußen (Rezession) und höherer Arbeitslosigkeit erkauft – statt die Einkommenspolitik (Lohn- und Preispolitik) stabilitätsorientiert zu gestalten, wobei die Lohn- und Preisniveauhöhe und deren Relation direkt beeinflusst werden sollen, egal ob korporatistisch (durch Wirtschafts- und Sozialpartnerschaft) oder staatlich (Kaldor 1982). 11 Die Europäische Kommission vertrat (nach einer früheren, nicht mehr original verfügbaren Internet-Quelle aus 1993) die Auffassung, dass Budgetkonsolidierung die Geldnachfrage reduziert und den Zinssatz senkt sowie schließlich die privaten Investitionen hinreichend steigert, um den Ausfall an staatlicher Nachfrage wettzumachen. Zuletzt meinte die Europäische Kommission (2010; vgl. auch detaillierter auch European Commission 2010), dass die hohen Zinssätze für die Privaten durch die öffentlichen Haushaltsdefizite bedingt wären und so die privaten Investitionen beeinträchtigen würden. Abgesehen davon bleibt andererseits unberücksichtigt, dass eine Kreditrestriktion für die Wirtschaft auch bei niedrigen Zinsen eintreten kann, weil, wie uns die jüngste Krise gelehrt hat (Bartel 2009), Geschäftsbanken Liquidität horten und dadurch Kredite einschränken und verteuern, während die Zentralbanken expansive Liquiditätspolitik und Niedrigzinspolitik betreiben. Immerhin ist die Meinung der Technokratieorganisation Europäische Kommission (EuKo) insofern von politischer Bedeutung, als ihr neben ihrem Initiativmonopol für die Legislatur noch ein nicht zu übersehender Einfluss auf den Europäischen Rat und den Rat der Union zukommt, der demokratiepolitisch problematisch erscheint (Schmidt 2000), zumal auch eine Technokratie nicht vollkommen objektiv und ideologiefrei sein kann. Noch dazu soll die Position der EuKo nach dem Konzept einer Europäischen Wirtschaftsregierung noch verstärkt werden (Klatzer/Springer 2011). Diese politisch eher entfernt legitimierte Position einer wirtschaftspolitisch hoch relevanten Institution führt uns gleich zur Europäischen Zentralbank (EZB). Die (sachte) Kehrtwende der EZB im Frühjahr 2011 (im Gegensatz zur nach wie vor expansiven Politik des US Federal Reserve System) soll ein Signal gegen die als zu hoch erscheinende Inflationsrate sein (in Österreich zuletzt im März 2011 gemäß nationalem VPI 3,1 %, laut HVPI 3,3 % gegenüber einem Schnitt von 2,7 % der Eurozone und der EU-17: Quelle für Verbraucherpreisinflation in Österreich siehe http://www.statistik.at/web_de/statistiken/preise/verbraucherpreisindex_vpi_hvpi/inde x.html, 26.4.2011, Quelle für HVPI-Inflation im internationalen Vergleich siehe http://www.oenb.at/isaweb/report.do?lang=DE&report=10.14, 26.4.2011). Dabei fragt es sich immerhin, ob dem Preisauftrieb seitens der internationalen (also importierten) Rohstoffe (http://www.oenb.at/isaweb/report.do?lang=DE&report=6.9, 26.4.2011) mit einer unmittelbar auf die Binnenwirtschaft der EU und somit auch Österreichs wirkenden Zinserhöhung sinnvoll beizukommen ist – noch dazu, wo die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Österreichs sich ohnedies verbessert(e) (http://www.oenb.at/isaweb/report.do?lang=DE&report=6.8, 26.4.2011). Kann nur eine Dämpfung des wieder einsetzenden Konjunktur- und Beschäftigungsaufschwungs die Inflation in der EU und Österreich in den Griff bekommen, ohne ein unverhältnismäßiges Opfer dafür einzugehen? Denn (so Blanchard u. a. 2010, Kap. 6, 18 und 19 im Allgemeinen) bei einer zinsbedingten nominellen Aufwertung würden Investitionen und Nettoexporte verdrängt, sofern eben die importierte, angebotsseitige Inflation mit nachfrageseitigen Mitteln bekämpft würde. Das macht wiederum nur Sinn, wenn wir von unveränderbar verringerten natürlichen Werten für Produktion und Beschäftigung ausgingen (Blanchard u. a. 2010, Kap. 7). Dann könnte nämlich eine unumgängliche Erhöhung der natürlichen (strukturellen) Arbeitslosenquote mit einem niedrigeren Preisniveau-(anstieg) belohnt werden. Anderenfalls (d. h. aus post-/keynesianischer Sicht) wären sowohl der Output- und Beschäftigungsrückgang nachfragepolitisch vermeidbar als auch der Preisanstieg mit 12 anderen Mitteln (etwa internationales Spekulationsverbot mit Rohstoffen, stabilitätsorientierte Einkommenspolitik bis hin zu administrierten Preisstopps) zu bekämpfen (Bartel 2008). Neue Klassische Makroökonomik: Wer fürchtet sich vor Staatsschulden und Budgetkonsolidierung? In dieselbe Richtung wie die monetaristische Theorie der Geldpolitik, nämlich dass real nichts oder nicht viel passiert, wenn die Inflation bekämpft wird, geht die Theorie von Robert Barro (auch „Barro-Ricardo Äquivalenztheorem“ genannt): Wenn der Staat mehr ausgibt (weniger spart), werden die Privaten weniger ausgeben (mehr sparen), um für künftige Steuererhöhungen, die sie rationaler Weise erwarten, vorgesorgt zu haben; sie können dann die Staatsschulden samt aufgelaufener Zinsen aus ihrem zusätzlich Ersparten finanzieren. Analog umgekehrt gilt: Wenn der Staat Wenn der Staat mehr ausgibt (weniger spart), werden die Privaten weniger ausgeben (mehr sparen). Die Variation der staatlichen Ausgaben oder Einnahmen (Fiskalpolitik) kann also die aggregierte Nachfrage, den Output und die Beschäftigung nicht ändern. Demnach gibt es (selbst aus wirtschaftsliberaler Sicht!) keinen prinzipiellen Grund, sich vor hohen Budgetdefiziten und steigenden Staatsschulden zu fürchten (Blanchard u. a. 2010, Kap. 24). Dennoch bereiten die Budgetdefizite und Staatsschulden so machen Ökonom_inn_en und Politiker_inne_n Sorgen. Die Menschen könnten ja glauben, dass die Regierungen so unzuverlässig wären, dass sie die Budgets nicht mehr ausgleichen und die Staatsschulden nicht mehr zurückzahlen wollten. Dann sind aber keine künftigen Steuererhöhungen zu erwarten, und die Privaten müssen ihre Ersparnis nicht erhöhen (Blanchard u. a. 2010, Kap. 24). Für Keynesianer_innen wäre das gut und schön, denn durch mehr aggregierte Nachfrage, Produktion und Einkommen würden die Ersparnisse stark genug steigen, um im neuen Gleichgewicht die Investitionen finanzieren zu können (I = S); problematisch dabei ist nur die hinreichende Zwischenfinanzierung der Investitionen durch die Banken (z. B. Bibow 2009, v. a. Kap. 2.3). Für Wirtschaftsliberale wäre eine verringerte volkswirtschaftliche Ersparnis (der Staat spart weniger, die Privaten sparen dennoch nicht mehr als zuvor) sehr schlecht. Denn die verringerte Ersparnis könne die laufenden Investitionen nicht mehr finanzieren (es sei denn, die Finanzierung kommt aus dem Ausland, doch auch das kann – bei Übertreibung – problematisch werden, wie das Beispiel der USA zeigt).7 7 Zudem gibt es, aufbauend auf dem mikroökonomisch orientierten neoklassischen, das zugleich als monetaristisch/neuklassisch makroökonomisches Arbeitsmarktmodell Anwendung findet, und dem makroökonomisch ausgerichteten, auf der aggregierten Nachfrage beruhenden Keynes-Modell der Beschäftigung, einen wesentlichen Unterschied: • Ersteres schließt, dass Arbeitslosigkeit bei jedem auf dem Markt gebildeten oder gewerkschaftlich zementierten Reallohnsatz freiwillige Arbeitslosigkeit herrsche. Denn bei geringerem Nominal- und Reallohnsatz würden die Unternehmen mehr Arbeitsleistung nachfragen. Stabilitätspolitik genüge eben. • Bei den Keynesianer_inne_n hingegen ist die Arbeitslosigkeit prinzipiell unfreiwillig und Vollbeschäftigung erst erreicht, wenn selbst bei zusätzlicher aggregierter Nachfrage die Beschäftigung nicht mehr steigt: kurzfristig bei 13 Produktion, Beschäftigung, Einkommen Über die bislang behandelten Aspekte hinaus wird auf keynesianischer Seite teils die Frage gestellt, was stabilisiert werden soll: ein Einkommenswert, eine Einkommenswachstumsrate, ein Beschäftigtenstand oder eine Arbeitslosenquote, vielleicht sogar eine bestimmte Kombination aus Einkommen- und Beschäftigungsziel. Da der Arbeitsmarkt eher verzögert, langsam und schwächer auf Gütermarktschocks reagiert (Blanchard u. a. 2010, Kap. 10), kann es (je nach Zielsystem) nötig sein, expansive Nachfragepolitik zu betreiben, selbst wenn Einkommen und Wachstum am Gütermarkt wieder „stimmen“, aber eben weil die Arbeitsmarktlage noch unbefriedigend ist (Bartel 2008a, Abschnitt 3.6., Bartel/Pruckner 1992, Kap. V.). Die Entwicklung der Beschäftigung macht auf den ersten Blick einen befriedigenden Eindruck. Doch bei näherem Hinsehen erkennen wir, dass für diese Messung die Zahl der Arbeitsverhältnisse unbeschadet deren Beschäftigungsumfangs herangezogen wird (z. B. Huber 2005). Daher wird die Zunahme und der nennenswerte Anteil atypischer Beschäftigung (v. a. Teilzeitarbeit: Grafiken 98 und 10) und teils auch prekärer Beschäftigung außer Acht gelassen wird (Bock-Schappelwein 2005, Buchinger/Csoka 2008, Bartel 2009a). Grafik 9 Teilzeitquote in AT (Teilzeit < 36 h) Q: www.statistik.at 44,0 42,0 40,0 38,0 Gesamt M F Prozent der gesamten Erwerbstätigen 36,0 34,0 32,0 30,0 28,0 26,0 24,0 22,0 20,0 18,0 16,0 14,0 12,0 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 0,0 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Jahr Grafik 10 bietet einen Querschnittsvergleich der Teilzeitquoten nach Geschlecht zwischen den österreichischen Bundesländern. Keynes und auch langfristig bei den Post-Keynesianer_inne_n (Bartel 2010). Stabilitätspolitik ist daher unzweckmäßig, vielmehr ist kurz- bzw. längerfristig eingesetzte Stabilisierungspolitik angesagt. 8 Grafik 9: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/arbeitsmarkt/arbeitszeit/teilzeitarbeit_teilzeitquote/index.html (28.4.2011) 14 Aus dieser Sicht ergibt sich etwa für Oberösterreich eine langfristige Konstanz und für Österreich gar ein leicht negativer Trend der Beschäftigung (Huber 2005, Bartel u. a. 2006, Kap. VIII.3.2.). Grafik 10 Teilzeitquote unter den unselbstständig Beschäftigten 2007 Q: Buchinger/Csoka (2008), in Stelzer-Orthofer et al., S. 63 50,0 45,0 40,0 35,0 Prozent 30,0 Männer Frauen 25,0 Gesamt 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 OÖ V St T S B Ö NÖ K W Männer 3,8 5,0 5,6 5,6 5,1 3,8 5,9 4,8 4,6 10,9 Frauen 47,0 46,4 44,6 43,8 43,5 42,7 41,9 41,4 39,6 34,6 Gesamt 23,1 24,0 23,4 23,6 23,1 21,6 22,6 21,6 20,6 22,3 Zudem werden die Probleme zunehmender Erwerbsbeteiligung (from out of the labor force into the labor force: Blanchard u. a. 2010, Kap. 7) damit nicht gelöst. Die Folge ist, dass die zunehmende Problematik der Unterbeschäftigung (ob mit oder ohne Job, ob working poor oder nicht, ob Mann oder, in Relation zu ihm, um ein Viertel bis ein Drittel unterbezahlte Frau, Alleinverdiener_in u. dgl. m) – noch – ungelöst ist. Deshalb werden nach wie vor nur die Beschäftigungsverhältnisse statt der Arbeitszeit (statt „Vollzeitäquivalenten“ zu je 36 Wochenstunden) gezählt, werden Arbeitslose nach wie vor in Schulungsmaßnahmen des Arbeitsmarktservice (AMS) „versteckt“ und andere schönende Definitionskriterien weiterhin nicht realistischer gemacht (Bartel u. a. 2006, Kap. VII.2.2., VIII.3.3.). „Seit Anfang der neunziger Jahre steigt die Arbeitslosigkeit in Österreich kontinuierlich. Dies hat vielschichtige Gründe (Deregulierung, Strukturwandel, Ausweitung des Arbeitskräfteangebotes). Vor diesem Hintergrund nehmen die Fluktuationen auf dem Arbeitsmarkt, in und aus der Arbeitslosigkeit sowie in die Nichterwerbstätigkeit zu, und gleichzeitig werden die Anforderungen der Unternehmen an die Arbeitskräfte komplexer. Über die formale Qualifikation hinaus gewinnen informelle und soziale Kompetenz an Bedeutung. Die Flexibilisierung auf dem Arbeitsmarkt wirkt sich auch auf die Arbeitszeit und die Arbeitsformen aus. Die neuen Beschäftigungsformen gehen häufig mit vergleichsweise geringer sozialer Absicherung (etwa gegen Arbeitslosigkeit) und niedrigen Löhne einher. Wenn diese atypischen Beschäftigungsformen nicht nur als Brücke in reguläre Beschäftigungsformen genutzt werden, steigt die Wahrscheinlichkeit der sozialen Ausgrenzung von Arbeitslosen“ (Bock-Schappelwein 2005: 509). 15 Im Hinblick darauf wird von keynesianischer Seite Budgetkonsolidierung immer wieder in Zweifel gezogen und kritisiert (Bartel 2008a) – gleichsam: Stabilisieren wir mittels des Budgets unsere arbeitsmarktpolitischen Zielgrößen auf den erwünschten Zielmarken und stabilisieren wir nicht den Budgetausgleich in der Hoffnung auf Vollbeschäftigung kraft der Märkte. Neue Politische Ökonomik Was sagt zum Abschluss ein Blick der Neuen Politischen Ökonomik dazu (sie untersucht und erklärt das Zustandekommen politischer Entscheidungen in der Praxis)? „Heute kann man feststellen, dass die neoliberalen Glaubenssätze sich erstaunlich schnell wieder durchgesetzt haben. Im konservativen Extrem der USA wird das ohnehin nicht als Krise des Kapitalismus gedeutet, sondern als eine des regulierenden Staates, der mit zu viel und zu billigem Geld die Spekulation angeheizt habe. Daher ist und bleibt ‚mehr Markt’ die Lösung (vgl. auch Schmidt 2000 und Klatzer/Schlager 2011; Anm.). In Europa müssen sich die Staaten intern zurücknehmen, weil sie so viel Geld in die Rettung der Banken stecken mussten und müssen: Seit aus der ‚Griechenland-Krise’ eine ‚Euro-Krise’ gemacht und diese mit neuerlichen Großsubventionen für die Banken bearbeitet wurde, die ihre im Wert gesunkenen griechischen, irischen, spanischen usw. Staatsanleihen aus den Bilanzen bringen mussten, ist staatliches Sparen nicht nur in den PIIGS-Staaten (Portugal, Irland, Island, Griechenland, Spanien; Anm.), sondern in ganz Europa zwingend angesagt. Das sei nötig, um das Vertrauen ‚der Märkte’ wiederzugewinnen. Das Trommeln der Keynesianer, unter ihnen lautstark Paul Krugman in der NY Times, für eine Erhöhung der Staatsausgaben beeindruckt niemanden mehr. Es dokumentiert aber immerhin die Existenz von zwei entgegen gesetzten ökonomischen Glaubenssystemen, zwischen denen es selbst dann keine wirksame Entscheidung gibt, wenn eines davon spektakulär versagt hat“ (Steinert 2011: 9). „Die ‚große’ Wirtschaftspolitik hat in der aktuellen Krise unübersehbar vorgeführt, dass der Staat mit seinen gewaltigen Mitteln ein Teil der Wirtschaft ist und keineswegs in Gegensatz zu ihr steht. Diese Mittel wurden fast selbstverständlich dafür in Dienst genommen, die Schäden, die das Finanzsystem anderen wie sich selbst zugefügt hatte, zu kompensieren. Die Fachleute, die herangezogen wurden, geeignete Maßnahmen in der Krise zu entwickeln, waren selbstverständlich Banker. Selbstverständlich galten und gelten dieselben Leute, die für die angerichteten Schäden verantwortlich waren, als die Fachleute, auf deren Expertise man sich im Entwurf von Rettungsmaßnahmen verließ“ (Steinert 2011: 11). „Insofern war die ‚Rettung des Euro’, wenn nicht die ‚Rettung Griechenlands’, auch eine Aktion, um den europäischen Banken diese Verluste zu ersparen. (Indem die Europäische Zentralbank griechische Staatsanleihen in großen Mengen ankaufte, eröffneten sich dazu neue Möglichkeiten der Spekulation damit.) Jedenfalls hat diese Währungskrise in Europa jegliche weitere keynesianische Politik unplausibel gemacht – jetzt muss gespart werden. Wirtschaftspolitik reduziert sich damit auf 16 eine negative Verteilungsfrage: Bei wem wird gespart?“ (Steinert 2011: 12). „Im Gegensatz zu der gewissen Krisenfreudigkeit der Linken spricht die historische Erfahrung eher dagegen, dass es besondere ‚Chancen der Krise’ für eine Veränderung des Kapitalismus gibt. Schlechte Zeiten und Ängste machen uns defensiv: Sie sollen überwunden werden, indem der Zustand davor wieder hergestellt wird. Viele sind in einer Krise sogar bereit, zurückzustecken, sich besonders anzustrengen oder auf einige Zeit ‚den Gürtel enger zu schnallen’ und auf Gewohntes oder gar Forderungen zu verzichten. Deshalb ist das Ausrufen von Krisen in der strukturell populistischen Politik zu einem beliebten (und fast schon überstrapazierten) Manöver gerade der Regierenden geworden. Mit Krisen des Sozialsystems und der Altersversorgung leben wir dementsprechend schon ziemlich lange. Viele sind dadurch selbstverständlich darauf eingestimmt, dass es demnächst oder irgendwann Kürzungen der Leistungen geben muss. Alles spricht dafür: Die Krise ist kein guter Zeitpunkt für grundlegende Reformen. Aus der Verteidigung der Besitzstände entsteht nicht die neue Gesellschaft. (Oder wenn doch, dann möchte man da nach den historischen Beispielen in Europa und anderswo möglichst nicht dabei sein.) Sie entsteht, wenn die Leute anders leben wollen und dafür auch die Möglichkeit sehen – die beiden hängen eng zusammen, daher kann es auch umgekehrt gehen: Wenn man eine Möglichkeit dazu sieht, möchte man anders leben“ (Steinert 2011: 13). Literatur Einführend Akerlof, George A./Shiller, Robert J. (2009), Animal Spirits. How Human Psychology Drives the Economy, and Why It Matters for Global Capitalism, Princeton: Princeton University Press, Introduction, http://press.princeton.edu/chapters/i8967.pdf (9.3.2011) Appelbaum, Eileen (1979), The Labor Market, in: Alfred S. 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Im Vorjahr lag das Defizit noch bei 4,6 Prozent - das aber hauptsächlich wegen der strengeren EU-Regeln, durch die Österreich bisher ausgelagerte Schulden ins Budget aufnehmen musste. Die Staatsverschuldung wird laut dem Finanzrahmen in den kommenden Jahren von 72,3 Prozent im Vorjahr auf 75,5 Prozent 2013 ansteigen und ab 2014 (75,1 Prozent) sinken. Die Staatsausgaben werden insgesamt um 20 Prozent wachsen, während die Einnahmen um 12 Prozent ansteigen werden. Ein deutlicher Anstieg ist aufgrund der gestiegenen Leitzinsen bei den Zinszahlungen der Republik budgetiert. In der Rubrik ‚Zinsen und Kassa’ ist ein Ausgabenanstieg von satten 55 Prozent über die Jahre auf 9,86 Mrd. Euro verbucht. Die Konsolidierung des Staatshaushalts wird im Finanzrahmen für die Jahre 2012 bis 2015 fortgesetzt. Dank der verbesserten Konjunktur wird für die Sanierung der Staatsfinanzen aber kein neues Sparbudget, wie es im Vorjahr beschlossen wurde, notwendig. (APA/red)“ (Grafik nächste Seite) 21 Zweiter Anhang “PRAGMATIC ECONOMICS Money Growth Does Not Cause Inflation! May. 14 2011 - 1:21 am | 3,841 views | 1 recommendation | 13 comments By JOHN T. HARVEY” http://blogs.forbes.com/johntharvey/2011/05/14/money-growth-does-not-causeinflation/ (16.5.2011) “It is conventional wisdom that printing more money causes inflation. This is why we are seeing so many warnings today of how Quantitative Easing I and II and the federal government’s deficit are about to lead to skyrocketing prices. The only problem is, it’s not true. That’s not how inflation works. Hence, this is yet another of the false alarms being raised (along with the need to balance the budget) that is preventing us 22 from doing what we need to do to recover from the worse recession since the Great Depression. Explaining inflation would be much simpler if not for the need to first spend so much time debunking the popular view. But, that’s the way it is. And so, let me start with the “money growth ==> inflation” view. This is based on the equation of exchange: MV = Py where M is equal to the supply of money, V the velocity of money (or the average number of times each dollar bill is spent), P the average price of goods and services, and y the total quantity of all goods and services sold during the time period in question. Thus, if there were 100 goods and services that sold for $10 each (on average), then that means a total of $1000-worth of transactions took place. Were there 200 one-dollar bills in this economy, then it must be that each was used 5 times (hence the “velocity” of money, or how fast they were spent again). MV = Py 200 x 5 = 10 x 100 It is important to note here that the above is not the least bit controversial. No economist disagrees with the basic equation MV=Py. The arguments arise when additional assumptions are made regarding the nature of the individual variables. For example, this is what is assumed in the “money growth==>inflation” view: M: That which is money is easily defined and identified and only the central bank can affect it’s supply, which it can do with autonomy and precision. V: The velocity of money is related to people’s habits and the structure of the financial system. It is, therefore, relatively constant. P: The economy is so competitive that neither firms nor workers are free to change what they charge for their goods and services without there having been a change in the underlying forces driving supply and demand in their market. y: The economy automatically tends towards full employment and thus y (the existing volume of goods and services) is as large as it can be at any given moment (although it grows over time). Now let’s go through an example, recalling the mathematical example from above: MV = Py 200 x 5 = 10 x 100 Consider the assumptions made regarding each of the variables. P can’t change on its own, y is already as large as it can possibly be given current technology and resources, and V is constant. Only M can change in the short run and it must therefore logically be the starting point of any fluctuation we introduce. Furthermore, according to our assumptions, the central bank has the power to (for example) double the money supply at will. In Milton Friedman’s example from “The Optimum Quantity of Money,” a helicopter is used to accomplish this. Now what happens? MV = Py 400 x 5 > 10 x 100 23 There is clearly a problem here which could be solved in one of three ways (assuming we don’t just lower M back to 200): 1) y could rise to 200, but of course it can’t because it’s already at its maximum; 2) V could fall to 2.5, but it is constant (something Friedman takes pains to emphasize in the original article); or 3) P could rise to 20. It is of course the third that proponents of the “money growth==>inflation” view say will occur. MV = Py 400 x 5 = 20 x 100 Equality again! Let me reemphasize why this is the only logical outcome. We have assumed that y and V are constant. Friedman says that y is constant at the level associated with the natural rate of unemployment, while V is indirectly related to agents’ demand for cash. When people want to hold more cash, V, the rate at which they spend cash, naturally falls, and vice versa. But, Friedman further specifies that V is relatively constant and so, therefore, is the demand for cash. Thus, when the central bank raised the supply of cash from 200 to 400, this meant that people were holding more cash than they wished to have in their portfolios. The Fed had created a situation in which the supply of money (newly raised) exceeded the demand (still at the original level). The result was that people, in the language of the “money growth==>inflation” view, rid themselves of excess money balances by spending that cash. They hoped to buy more goods and services but since, in aggregate, more did not exist, they only bid up their prices: money growth led to inflation. This is this standard view. It makes for a great lecture in an intro or even intermediate macro class and I’ve done it many times (in fact, I just did it this week in my summer course). But the problem is that after the course is over, people only remember this: increase M ==> increase P What they don’t recollect are all the assumptions we made to get there! And not only are some questionable, they are downright inconsistent with other lectures we make in the very same class. Take for example y. One need only look out the window to see that it is not currently at the full-employment and therefore maximum level. Hence, given this scenario: MV = Py 400 x 5 > 10 x 100 there is no reason that this could not lead to the rise in y shown below as those spending their “excess money balances” actually cause entrepreneurs to raise output to meet the new demand: MV = Py 400 x 5 = 10 x 200 This is, of course, the goal of the government deficit spending that so many economically-ignorant people are trying to stop right now. In addition, there is a great deal of evidence that the velocity of money IS NOT constant. As one would expect, it tends to decline in recessions when people do, in fact, 24 want to hold more cash. Hence, if we assume that the central bank undertakes the above policy during such a period (as we see today), the final result might be this: MV = Py 400 x 2.5 = 10 x 100 Or it could be some combination of a rise in y and a fall in V–this would make perfect economic sense. Notice how the process of making the initial assumptions of this approach more realistic is making it far from certain that a rise in M leads to a rise in P, particularly during an economic downturn. But that’s not the worst of it. There is actually a much more fundamental problem with the “money growth==>inflation” approach. Recall the original assumptions for M: M: That which is money is easily defined and identified and only the central bank can affect its supply, which it can do with autonomy and precision. What is “money” in a modern, credit-based financial system? Is it that stuff you carry in your pocket, the 1′s and 0′s of the electronic entries in your bank account, the available balance on your credit card, your checking account, your savings account? In practice, this question is so difficult to answer that economists actually offer several possible definitions, just in case! Suffice it to say that for present purposes, the idea that we can precisely identify the current “supply of money” in our economy is suspect. This by itself causes problems for operationalizing the above equation. To make matters worse, the financial sector can create and destroy money without direct action by the central bank. Every time a loan is made, the supply of money increases. The bank is creating money out of thin air, with only a fraction of the total necessary to have already been in the vault as reserves. And when loans are repaid or there are defaults, the supply of money contracts. Hence, the private sector has a great deal of control over M. But perhaps the real nail in the coffin of the “money growth==>inflation” view is this: the phenomenon that Milton Friedman identifies as key to the whole process, i.e., the excess of the money supply over money demand, cannot happen in real life. The irony here is that something else we already cover in the intro macro class makes this evident. How is it that the Federal Reserve increases the money supply? Remember that Friedman used a helicopter–indeed, he had to, for there was no other way to make the example work. This wasn’t just a simplifying device, it was critical, for it allowed the central bank to raise the money supply despite the wishes of the public. However, that can’t happen in the real world because the actual mechanisms available are Fed purchases of government debt from the public, Fed loans to banks through the discount window, or Fed adjustment of reserve requirements so that the banks can make more loans from the same volume of deposits. All of these can raise M, but, not a single solitary one of them can occur without the conscious and voluntary cooperation of a private sector agent. You cannot force anyone to sell a Treasury Bill in exchange for new cash; you cannot force a private bank to accept a loan from the Fed; and private banks cannot force their customers to accept loans. Supplying money is like supplying haircuts: you can’t do it unless a corresponding demand exists. The bottom line is that the “money growth==>inflation” view makes perfect sense in some alternate universe where all those assumptions regarding the variables DO 25 hold, but not here, not today, not in the United States of America in 2011. That’s not how it works. It’s a damn shame, I know, because it’s so simple and intuitively appealing and it would make controlling inflation really simple. But, if we are to develop useful policies then we need a model better suited to the way the modern financial system works. There’s no reason to throw the baby out with the bath water, so let’s retain the equation. However, we need new assumptions with respect to M, V, P, and y: M: A precise definition and identification of money is elusive in a modern, creditmoney economy, and its volume can change either with or without direct central bank intervention. In addition, the monetary authority cannot raise the supply of money without the cooperation of the private sector. Because central banks almost always target interest rates (the price of holding cash) rather than the quantity of money, they tend to simply accommodate demands from banks. When private banks communicate that they need more reserves for loans and offer government debt to the Fed, the Fed buys it. It’s the private sector that is in the driver’s seat in this respect, not the central bank. The central bank’s impact is indirect and heavily dependent on what the rest of the economy is willing to do (which is, incidentally, why all the QE and QE II money is just sitting in bank vaults). V: The velocity of money is, indeed, related to people’s behavior and the structure of the financial system, but there are discernable patterns. It is not constant even over the short run. P: While it is true that factors like production bottlenecks can be a source of price movements, the economy is not so competitive that there are not firms or workers who find themselves able to manipulate the prices and wages they charge. The most important inflationary episode in recent history was the direct result of a cartel, i.e., OPEC, flexing its muscle. Asset price bubbles can also cause price increases (as they are now). The key here, however, is that P CAN be the initiating factor–in fact, it has to be, since M can’t. y: The economy can and does come to rest at less-than-full employment. Hence, while it is possible for y to be at its maximum, it most certainly does not have to be. A number of scenarios can be described based on this more realistic alternative and it would be nice to go through each. Unfortunately, as I suggested above, the big problem with this topic is that it takes to long just to reject the popular view! So, I’ll avoid the temptation to write a book here and offer just a quick example (maybe a future post can go over some other interesting possibilities). As already mentioned, the most important inflationary episode in post-WWII history was that during the 1970s and early 1980s. From 1968 through 1972, consumer price inflation averaged 4.6%. Over the next ten years it was 7.5%. What happened? What caused this sudden and dramatic acceleration in prices? Did the Fed accidentally print too much money? As already explained, that can’t happen–you simply can’t raise the money supply above the demand. M did rise, however, and largely proportionally to the increase in P. This is a much more realistic story of those events. As the price of oil skyrocketed, so costs of production rose for many, many US businesses. Because there is a lag between purchasing inputs and selling output, most 26 firms have to borrow money (working capital) to bridge the gap. As the ripple effect of the OPEC price increases moved throughout the economy, the demand for cash by these businesses rose. Quite reasonably, private banks and the Fed did what they could to accommodate. These were fair requests on the part of US entrepreneurs. Loans were extended and government debt sold by the private sector to the central bank. This raised the supply of money. Therefore, the rising prices led to an increase in the supply of money and not the other way around. QE, QE II,i and the federal government deficit cannot by themselves cause inflation. And this is how it really works, at least until the Fed starts using helicopters for monetary policy.” 27