Diagnostik im Dialog • Ausgabe 45 • 12/2014 | WNV- und HEV-Infektionen | Produkte & Services WNV- und HEV-Infektionen Das Hepatitis-E-Virus (HEV) und das WestNil-Virus (WNV) sind auch in Europa weit verbreitet. Bluttransfusionen sind potenzielle Übertragungsquellen und können beim Empfänger klinisch relevante Infektionen auslösen. Daher ist die Beachtung dieser Pathogene im Blutspendewesen medizinisch sinnvoll. Das genaue Vorgehen für Europa ist in Diskussion. Vom Paul-Ehrlich-Institut existiert beispielsweise für WNV eine Anordnung, die in bestimmten Fällen auch eine Testung von Blutspenden vorsieht. In den USA ist das WNVScreening seit zehn Jahren Routine. Für die neuen cobas® 6800/8800 Systeme, mit denen Blutbanken ihre Proben und Produkte mittels vollautomatischer PCR auf Infektionen testen können, stehen ab sofort zwei weitere Tests – cobas® HEV und cobas® WNV – zur Verfügung. fotolia/sebgross, Roche Unterschätztes Risiko auch für dieses Virus ist die Verbreitungshäufigkeit mit dem daraus resultierenden Erkrankungspotenzial erst seit Kurzem transparent. In einer britischen Studie waren 11 % der Blutspender HEV-IgG-reaktiv, was auf eine abgelaufene Infektion hindeutet.3 Blutprodukte als Infektionsquellen? HEV* und WNV sind weit verbreitet. Beide Infektionen verlaufen überwiegend asymptomatisch, klinische Verläufe sind meist harmlos. Im Falle des WNV entwickeln 20 % bis 25 % der Infizierten das West-Nil-Fieber mit grippeähnlicher Symptomatik. Bei einem von 150–250 Infizierten kommt es allerdings zu einer neuroinvasiven Komplikation (Meningitis, Enzephalitis) mit der Gefahr irreversibler Nervenschäden, Koma und Tod.1 Neuesten Schätzungen zufolge hat das WNV beispielsweise in den USA zwischen 1999 und 2012 mehr als vier Millionen Menschen infiziert und ist für über 16 000 neuroinvasive Erkrankungen verantwortlich.2 Dramatische Verläufe mit Leberversagen und neurologischen Krankheitsbildern treten auch bei HEV-Infektionen auf*. Und Klassischer Übertragungsweg des HEV ist verunreinigtes Trinkwasser, bei autochthonen Infektionen auch der Verzehr von Fleisch infizierter Tiere. Überträger des WNV sind Stechmücken. Inzwischen gelten darüber hinaus Blutprodukte als potenzielle Übertragungsquellen für HEV* und WNV. Die Infektiösität von HEV-Isolaten aus dem Blut wurde erstmals im Jahr 2004 nachgewiesen*, entsprechende Untersuchungen zum WNV liegen seit 2002 vor.4 Zur Kontamination des Blutproduktes und einer möglichen späteren Übertragung durch Transfusion kommt es in der Regel in der akuten Infektionsphase, wenn die Blutspender virämisch aber asymptomatisch sind. Aufgrund der niedrigen Prävalenz kli- nisch auffälliger HEV- und WNV-Infektionen reicht die anamnestische Befragung von Blutspendern hinsichtlich „verdächtiger“ Symptomatik nicht aus.5,6 Die medizinische Bedeutung unerkannt infektiöser Blutprodukte liegt darin, dass die HEV- und WNV-Übertragung besonders einer Patientengruppe gefährlich werden kann: den Immunsupprimierten, die wiederum häufig Bluttransfusionen erhalten. Als erste Konsequenz daraus wurde in den USA bereits 2003 die landesweite Testung auf WNV-RNA bei Blutspenden (und auch bei Organspenden) eingeführt. In den ersten Jahren danach fanden sich bei 27,2 Millionen Blutspenden 1039 positive Spender.3 Das nachhaltige NAT-Screening hat das Risiko transfusionsbedingter West-NilVirusinfektionen in den USA fast vollständig eliminiert.2 Es besteht Einigkeit darüber, dass HEV und WNV im Blutspendewesen beachtet werden müssen. Vom Paul-Ehrlich-Institut besteht beispielsweise für WNV seit 2003 die Anordnung, dass im Zeitraum 1. Juni bis 30. Novem11 Produkte & Services | WNV- und HEV-Infektionen | Diagnostik im Dialog • Ausgabe 45 • 12/2014 fotolia/kasto Zur Kontamination eines Blutproduktes kommt es in der Regel in der akuten, asymptomatischen Infektionsphase des Blutspenders. ber Spenden von Menschen, die sich innerhalb der vorausgegangenen vier Wochen in WNVGebieten aufgehalten hatten, nicht oder nur nach NAT-Testung für Blutprodukte verwendet werden dürfen.7 Es ist davon auszugehen, dass die Diskussion, wie mit diesen „neuen“ Pathogenen umzugehen ist, anhält. Vollautomatische WNV- und HEV-Testung Ab sofort sind die qualitativen Tests cobas® WNV und cobas® HEV auf den cobas® 6800/8800 Systemen verfügbar. Die Bearbeitung dieser (und aller anderen, für das Blutspendewesen relevanten) cobas®Infektionsparameter eignet sich hervorragend für ein Blutspender-Screening mittels PCR, denn Probenvorbereitung (Extraktion und Aufreinigung der Nukleinsäuren), Amplifikation und Detektion laufen vollautomatisiert. Manuell notwendige Arbeitsschritte sind minimal, das steigert die Sicherheit der Analytik und verringert deren Zeitbedarf. Die Dauer bis zur Freigabe – und damit verbunden bis zur Verabreichung von Blutprodukten – ist für Ärzte und Patienten ein Kriterium mit besonderer Relevanz. Auch hierbei bieten die cobas® 6800/8800 Systeme deutliche Vorteile: Sie liefern die ersten 96 Resultate bereits innerhalb von 3,5 Stunden, weitere Ergebnisse liegen noch schneller vor. Die beiden neuen Assays unterstützen darüber hinaus mit ihren Testeigenschaften das 12 Labor bei der Erstellung und Übermittlung zuverlässiger Ergebnisse. Bei einem WNVAssay ist beispielsweise ein breites Detektionsspektrum wichtig, um die zahlreichen artverwandten Pathogene zu identifizieren. Der cobas® WNV-Test weist nicht nur die zwei regional unterschiedlich vorkommenden WNV-Hauptlinien (Linie 1 und 2) nach, er erkennt auch andere Flaviviren, wie z. B. das Japan-Enzephalitis-Virus, das St.-Louis-Enzephalitis-Virus, das MurrayValley-Enzephalitis-Virus und das KunjinVirus). Der cobas® HEV-Test erfasst alle vier bekannten Genotypen* gleichermaßen. Eine Kreuzreaktivität von WNV- und HEVAssays mit z. B. HIV oder HCV ist dagegen unerwünscht. Deshalb wurden im Rahmen der Testentwicklungen insgesamt mehr als 25 Bakterienstämme, Virus- und Hefe-Isolate als potenzielle Störquellen der beiden neuen cobas®-Tests geprüft. Ergebnis: Die getesteten Mikroorganismen stören den cobas® WNVTest und den cobas® HEV-Test nicht.8 Des Weiteren wurden für HEV und WNV die Nachweisgrenzen der Tests ermittelt. Die Ergebnisse8 belegen deren ausgezeichnete Sensitivität, was Infektionen schon in der sehr frühen Phase erkennen lässt. OAnalyt HEV: Nachweisgrenze cobas® HEV-Test 18,6 IE/ml OAnalyt WNV Linie 1: Nachweisgrenze cobas® WNV-Test 12,9 Kopien/ml OAnalyt WNV Linie 2: Nachweisgrenze cobas® WNV-Test 6,2 Kopien/ml. Mit den cobas® 6800/8800 Systemen und den Tests cobas® WNV und cobas® HEV können Blutbanken auch auf die weite Verbreitung der WNV- und HEV-Infektionen in Europa angemessen reagieren. Die ersten Anwendererfahrungen bescheinigen dem neuen Automatisierungskonzept in der molekularen Diagnostik erhebliche Verbesserungen für den Analyseprozess und für die Entlastung der Mitarbeiter**. *s. a. Artikel „Hepatitis-E-Infektionen im Alltag und im Blutspendewesen“ in diesem Heft **s. a. Artikel: „cobas ® 6800 System: Die ersten Stimmen aus dem Markt“ in diesem Heft Literatur 1Sambri V et al: Viruses (2013); 5: 2329–2348 2Petersen LR et al: JAMA (2013); 310: 308–315 3Beale MA: Vox Sang (2011); 100:340–342 4Pealer LN et al: N Engl J Med (2003); 349: 1236–1245 5Custer B et al: Transfusion (2009); 49: 27288 6Busch MP et al: Emerg Infect Dis. (2006); 12: 395–402 7www.pei.de/wnv-spenderrückstellung 8Packungsbeilagen cobas HEV-Test und cobas WNV-Test Dr. Marcel Jung Marketing Virologie 0621 759-4354 marcel.jung.mj1 @roche.com