13. Lineare Algebra und Koordinatenwechsel. In dieser Vorlesung behandeln wir die Vorzüge von Koordinatenwechseln. Insbesondere werden wir über geeignete Koordinatenwechsle zu einer Klassifikation der lineare Abbildungen der Ebene kommen. 1. Invariante Geraden. Satz. Sei pA (x) := x2 − Spur(A) · x + det(A). Dann ist Klaus Johannson, Lineare Algebra (L2/L5) 2 . Lineare Algebra (L2/L5) pA (A) = 0 Beweis. durch Nachrechnen. ♦ Satz. Die Eigenwerte der Matrix A ∈ Mat2 R sind gegeben durch λ1/2 = 1 2 q Spur(A) ± Spur2 (A) − 4 det(A) Beweis. Nach Definition sind die Eigenwerte λ ∈ R die Lösungen pA (λ) = 0, für das Minimalpolynom pA von A. ♦ Satz. Jede lineare Abbildung L : R2 → R2 det L 6= 0 ist eine Bijektion. Beweis. Es gibt eine Matrix A ∈ Mat2 R mit mit L = LA Setze B := A−1 . Dann ist (LA ◦ LB )(v) = LA (LB (v)) = A(Bv) = AA−1 v = v Somit ist LA ◦ LB = id. Klaus Johannson, Lineare Algebra (L2/L5) §13 Koordinaten. 3 Ebenso zeigt man LB ◦ LA = id Also ist LB eine Links- und eine Rechts-Inverse von LA . Demnach ist L = LA eine Bijektion. ♦ Satz. Jede lineare Abbildung L : R2 → R2 det L 6= 0 bildet Geraden auf Geraden ab. mit Beweis. Genauer bildet L die Gerade g = { u + t(v − u) | t ∈ R } auf die Gerade L(g) := { L(u) + t(L(v) − L(u)) | t ∈ R } ab, denn L(u + t(v − u)) = L(u) + t(L(v) − L(u)) da L eine lineare Abbildung ist. ♦ Satz. Sei L : R2 → R2 eine lineare Abbildung mit det L = 1 und Spur(A) > 2 Dann gibt es eine invariante Gerade, d.h. eine Gerade g ⊂ R2 mit 0∈g und L(g) = g Klaus Johannson, Lineare Algebra (L2/L5) 4 . Lineare Algebra (L2/L5) Beweis. Da det A = 1 und SpurA > 2, hat L zwei verschiedene Eigenwerte λ1/2 ∈ R. Zu jedem Eigenwert gibt es einen 1-dimensionalen Eigenraum E(L, λi ) := ker(A − λi I) 6= ∅ mit E(L, λ1 )∩E(λ2 ) = {0} und R2 = E(L, λ1 )+E(L, λ2 ) Also sind gi := E(L, λi ), i = 1, 2 zwei invariante Geraden. ♦ 2. Klassifikation von Linearen Abbildungen. Definition. Sei det A = 1. Dann A heißt elliptisch ⇔ Spur < 2 A heißt parabolisch ⇔ Spur = 2 A heißt hyperbolisch ⇔ Spur > 2. Beispiele. cos α (1) Spur − sin α 2, for all α 6= 0. sin α cos α = cos2 α + sin2 α = 1 < Klaus Johannson, Lineare Algebra (L2/L5) §13 Koordinaten. 5 Dies ist eine Drehung. 1 b (2) Spur = 1 + 1 = 2. 0 1 Dies ist eine Scherung λ 0 (3) Spur = λ + λ1 > 2. 0 1/λ 3. Koordinatenwechsel. Sei L : R2 → R2 eine lineare Abbildung. Die Standard Einheitsvektoren 1 0 e1 = und e2 = 0 1 definieren das Standard Koordinatensystem. Angenommen wir entscheiden uns ein anderes Koordinatensystem zu wählen. Frage. Was müssen wir ändern. Antwort. Wir müssen die Beschreibungen von linearen Abbildungen ändern. Jede Beschreibung einer linearen Abbildung hängt nämlich von der Wahl eines Koordinatensystems ab. Klaus Johannson, Lineare Algebra (L2/L5) 6 . Lineare Algebra (L2/L5) Sehen wir uns das jetzt einmal genauer an. Um eine lineare Abbildung L überhaupt anzugeben brauchen wir eine Matrix A ∈ Mat2 R. Diese könnte man eine ”Beschreibungsmatrix” nennen. Denn sie beschreibt durch die Vorschrift L(x) := Ax eine lineare Abbildung. a b Die Koeffizienten dieser Matrix A sind c d (bzgl. der Basis e1 , e2 ) gegeben durch: Ae1 := ae1 + ce2 Ae2 := be1 + de2 Diese Koeffizienten ändern sich aber bei einer anderen Koordinatenwahl. Hierzu das am besten ein Beispiel zur Illustration: Ae1 = 3 2 3 1 und 2 5 1 1 3 1 0 = =3 +2 = 3e1 +2e2 5 0 2 0 1 Beispiel. A = Klaus Johannson, Lineare Algebra (L2/L5) §13 Koordinaten. 7 und Ae2 = 3 2 1 0 1 1 0 = =1 +5 = 1e1 +5e2 5 1 5 0 1 Wir sagen die lineare Abbildung hat die Beschrei3 1 bungsmatrix bzgl. der Basis e1 , e2 . 2 5 Wir ändern jetzt das Koordinatensystem indem wir ein neues Koordinatensystem statt durch die bisherigen Basisvektoren e1 , e2 festlegen, z. B. durch die Wahl der Vektoren 2 1 v1 := und v2 := 1 1 als neue Basisvektoren. Wie lautet nun die Beschreia b bungsmatrix B = in der neuen Basis v1 , v2 ? c d Es muss ja wieder gelten (1) L(v1 ) = Bv1 = av1 + cv2 (2) L(v2 ) = Bv2 = bv1 + dv2 Betrachten wir Gleichung (1). Wir haben 3 1 2 7 Av1 = = 2 5 1 9 Klaus Johannson, Lineare Algebra (L2/L5) 8 . Lineare Algebra (L2/L5) Also müssen wir das Gleichungssystem 7 2 1 2 = av1 + cv2 = a +c = 9 1 1 1 1 a 1 c Nun ist 2 1 1 1 −1 = 2 −1 1 1 und so a 2 = c −1 1 7 23 · = 1 9 2 Also lautet die Beschreibungsmatrix für L im Koordinatensystem v1 , v2 : 23 ? B= 2 ? Die zweite Spalte berechnet man genauso. Diesmal indem man das zweite Gleichungssystem (2) löst. In den meisten Fällen wird die Beschreibungsmatrix im neuen Koordinatensystem nicht einfacher aussehen. Aber es gilt: Satz. Determinante und Spur einer linearen Abbildung sind für jedes Koodrdinatensystem gleich. Klaus Johannson, Lineare Algebra (L2/L5) §13 Koordinaten. 9 Beweis. ohne Beweis. ♦ Satz. Sei A ∈ Mat2 R eine Matrix mit det A = 1 und SpurA > 2 Dann hat A zwei invariante Eigengeraden g1 , g2 . Seien vi ∈ gi nicht-verschwindende Vektoren. Dann ist die Beschreibungsmatrix für A bzgl. der neuen Basis v1 , v2 eine Diagonalmatrix. Beweis. Wir haben Av1 = λ1 v1 und Av2 = λ2 v2 also lautet die Beschreibungsmatrix in dem neuen Koordinatensystem λ1 0 B= 0 λ2 Dies beweist den Satz. ♦ Bemerkung. Wir sehen also, dass sich alle linearen Abbildungen mit det = 1 und Spur > 2 geometrisch wie Diagonalmatrizen verhalten. Hieraus beweist man dann z.B. leicht, dass hyperbolische Matrizen Kreise Klaus Johannson, Lineare Algebra (L2/L5) 10 . Lineare Algebra (L2/L5) auf Kreise usw. abbilden. Wir käonnen aber darauf nicht mehr eingehen. Literature. K. Jänich, Lineare Algebra S. Lang, Linear Algebra H. Zieschang, Lineare Algebra und Geometrie Klaus Johannson, Lineare Algebra (L2/L5)