Schule neu:wagen Forum der Eberhard von Kuenheim Stiftung „Sind

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Schule neu:wagen
Forum der Eberhard von Kuenheim Stiftung
„Sind deutsche Schüler doof?“, titelte der „Spiegel“ kurz nach dem PISASchock. Seitdem beschäftigen sich zahlreiche Bildungsforen mit Schulreformen, Politiker fordern den großen Wurf. Doch was wird eigentlich von Schule
erwartet? Und wie kann Schule anders als heute unternommen werden?
Neben ihrem Bildungsauftrag haben Schulen heute mehr denn je einen
Erziehungsauftrag zu erfüllen – Vermittlung von Wissen und Anleitung zum
Können sind wichtig, aber Erziehung zu Initiative und Verantwortungssinn ist
nicht weniger gefordert: nicht zuletzt von den Eltern, die diesen Auftrag
delegieren müssen oder wollen. Die Politik sorgt für die Rahmenbedingungen – aber Universitäten und Unternehmen wollen Schulabgänger weiterentwickeln und stellen Forderungen an die Politik. Innovationen werden
verordnet, gleichzeitig werden Budgets verringert. In dieser Situation muss
Neues gewagt werden: Schule muss sich verändern, Bedürfnisse Dritter
wahrnehmen, eigene Leitbilder formulieren, kurzum – Schule muss unternehmerischer werden.
Wie ein „Unternehmen Schule“ aus eigener Initiative neu gewagt werden
kann, will das Forum der Eberhard von Kuenheim Stiftung erkunden. Vor
dem Hintergrund eines Pilotprojektes der Stiftung und der BMW Group –
der Umwandlung des Münchner Luisengymnasiums in ein „Unternehmen
Schule“ – sind unsere Autoren den Schulunternehmern auf der Spur.
Schüler, Eltern, Lehrer, Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Universitäten
kommen zu Wort – und zeigen, dass Unternehmen Freude machen kann.
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Wortwechsel - Schule neu:wagen - Forum der Eberhard von Kuenheim Stiftung
Was Wirtschaft von Schule
erwartet – und Unternehmen
für Schule leisten können
Konstanze Carreras
Zahlreiche deutsche Unternehmen beobachten seit Jahren mit Sorge die
nachlassende Ausbildungsqualität der Schulabgänger: Auszubildende,
Trainees und Young Professionals – sie alle bringen oft nicht mit, was mancher von ihnen erwartet. Schnell richtet sich die Kritik dann gegen Deutschlands Schulen. Der Vorwurf lautet, dass sie ihrem Bildungsauftrag nicht gerecht werden und die Schüler nicht ausreichend auf die Anforderungen der
Berufswelt vorbereiten. Was aber verlangt Wirtschaft von Schule, was
erwarten die deutschen Unternehmen von der schulischen Ausbildung?
Welche Schlüsselqualifikationen soll Erziehung und Bildung vorbereiten?
Und umgekehrt: Was kann Wirtschaft für Schule tun, was können die Unternehmen anbieten, damit die Qualifikation besser wird?
Erfolgsrezepte von Unternehmen sind ihre Innovationskraft und ihr flexibles
Agieren im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel. Das war schon immer so, und dieser Anspruch gilt heute in einem noch viel stärkeren Maße. In der
Wettbewerbssituation einer globalisierten Wirtschaft müssen sich Ingenieursleistung, Technologie und betriebswirtschaftliches Handeln deutscher Unternehmen mit den international Besten auf dem Weltmarkt messen. Nach der
Maxime „Wer alleine arbeitet, der addiert, wer intelligent kooperiert, der multipliziert“ betreiben gut aufgestellte Unternehmen ihre Forschung und Entwicklung daher nicht nur in Netzwerken mit anderen Unternehmen und Zulieferern
in ihrer Prozesskette, sondern auch mit verschiedenen Bildungseinrichtungen.
Denn Innovationen entstehen heute besonders in denjenigen Bereichen, in denen verschiedene Wissensgebiete sich überlappen und gegenseitig befruchten.
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Erwartungen an die Mitarbeiter von morgen und an die Schule von heute
Unter dem zunehmenden Innovations- und Wettbewerbsdruck der Weltwirtschaft nehmen die Ansprüche an die Mitarbeiter stetig zu. Nicht nur ausgezeichnete Fachkompetenz wird seitens der Personalchefs vorausgesetzt, sondern besonders auch die emotionale Intelligenz in der Interaktion mit anderen
Menschen – sei es in effektiver Teamarbeit oder dem produktiven Wissensaustausch. Der Grund hierfür: die Arbeitsweisen in den Unternehmen haben
sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Die Zahl der isoliert arbeitenden Spezialisten hat abgenommen, etwa in der Verwaltung, der Forschung
und Entwicklung oder in der Produktion. Am Beispiel der Automobilindustrie
ist dies sehr anschaulich darstellbar. Die monotone Wiederholung immer gleicher Arbeitsschritte an Fließbändern oder in Werkstätten ist vielmals durch
Gruppenarbeit in wechselnden Aufgabengebieten ersetzt worden. Ebenso
wurde das sequenzielle Abarbeiten von Einzelthemen in der Fahrzeugentwicklung vermehrt von neuen Vorgehensweisen abgelöst: Die Entwicklungsprozesse der verschiedensten Teilgebiete laufen nun parallel ab und müssen
vernetzt und koordiniert werden, die Auswirkungen auf die Produktion und
sogar den Vertrieb bei den Händlern werden heute schon einige Jahre vor der
Produktvorstellung simuliert und daraus abgeleitete Bedarfe eingesteuert.
Zudem hat die Komplexität der Produkte erheblich zugenommen und neue
Berufsfelder entstehen lassen, zum Beispiel durch das Verschmelzen von Mechanik und Elektronik oder die Verwendung neuer Werkstoffe und IT-Systeme.
In multidisziplinären und oft auch internationalen Projektgruppen müssen
die Mitarbeiter sich ad hoc auf Menschen mit unterschiedlichen Berufen und
Wissensgebieten einstellen, konstruktiv Kritik äußern und annehmen können.
Projekte von zwei Wochen oder drei Jahren Dauer folgen aufeinander oder
laufen parallel; gefragt ist dabei immer die Fähigkeit, Probleme zu lösen, und
die Lust, Neues zu wagen. Neben ausgeprägter Neugier und einer schnellen
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Auffassungsgabe sind daher vor allem persönliche Kommunikationsstärke
und interkulturelle Sensibilität unverzichtbar.
Entsprechend den Entwicklungen in der Arbeitswelt und den hohen Anforderungen an die zukünftigen Leistungsträger in Unternehmen bedarf auch deren
Wortwechsel - Schule neu:wagen - Forum der Eberhard von Kuenheim Stiftung
„Schulen müssen sich der ‚Außenwelt’ öffnen und die Schüler an der Praxiserfahrung von Experten
teilhaben lassen.“
allgemeine Ausbildung einer Neuausrichtung. Die notwendigen Schlüsselqualifikationen und Werte müssen vermittelt werden. Dies bedeutet: weg von der
Unterrichtung isolierter Wissensgebiete, hin zur Vermittlung weiträumiger –
zum Beispiel technischer und wirtschaftlicher – Zusammenhänge schon in den
Schulen. Vor diesem Hintergrund sollte der Unterricht verstärkt auf fächerübergreifende Projekt- und Gruppenarbeit ausgerichtet werden, in Umfang und
Komplexität abgestuft nach den verschiedenen Schularten. Auch eine bessere
Vernetzung von Schule und Berufswelt ist in diesem Zusammenhang wünschenswert, um eine berufliche Orientierung und Vorbereitung der Schüler
auf die praktische Anwendbarkeit ihres Wissens zu ermöglichen – sowohl für
Schulabgänger, die eine Berufsausbildung beginnen möchten, als auch für
Schüler, die mit Erwerb der Hochschulreife ein Studium anstreben. Schulen
müssen sich der „Außenwelt“ öffnen und die Schüler an der Praxiserfahrung
von Experten teilhaben lassen, beispielsweise durch den Einbezug von Vertre-
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tern der Berufswelt in den Unterricht. Auf diese Weise kann „frischer Wind“
in die Klassenzimmer kommen und bei den Schülern Neugierde für die kommende Berufswahl geweckt werden.
Innovationen – diese Erfahrung machen zumindest Unternehmen – gedeihen
besonders in einem Umfeld, in dem Menschen ermuntert werden, anders zu
denken und miteinander neue Wege zu beschreiten. Wenn Deutschland sein
wirtschaftliches Niveau der eigenen Innovationskraft verdankt, dann muss auch
der Förderung von Kreativität an Deutschlands Schulen mehr Platz eingeräumt
werden. Der Fokus der Lehre sollte sich daher verlagern: vom Frontalunterricht,
mit seiner traditionellen Konzentration auf additive Wissensaneignung und Reproduktion von Wissen, zu Unterrichtsformen, in denen verstärkt die eigenständige Reflexion und Kreativität der Schüler gefördert wird. Fächer, die besonders
zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen, wie zum Beispiel Kunst, Musikerziehung und Sport, sollten somit in der gesellschaftlichen und fachlichen Diskussion eine Aufwertung erfahren. Sind es doch oft diese Fächer, die den jungen
Menschen wesentliche Anstöße für ihre Entwicklung vermitteln und es ihnen
ermöglichen, gleichsam über den Tellerrand der Wissenswelt ihrer Primärfächer hinauszublicken. Und sind es doch genau die dort erlernten Kompetenzen – Teamgeist, Kreativität, konstruktives Querdenken und angemessenes Auftreten –, die auch im beruflichen Umfeld den Unterschied ausmachen.
„Unternehmen haben keinen allgemeinbildenden Auftrag
– aber sie können ihre Erfahrungen aus Lernsituationen im
Arbeitskontext an Schulen weitergeben.“
Die moderne Arbeitswelt ist einem ständigen Wandel unterworfen. Expansion in neue Märkte, Anwendung neuer Methoden und Technologien, Eröffnung
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neuer Geschäftsfelder und Verlagerung des Kerngeschäfts; dies sind die Herausforderungen, vor denen die Mitarbeiter stehen. Flexibilität ist dabei gefragt,
„job rotation“ gefordert. Vorrangiges Ziel der Ausbildung sollte daher nicht die
Anhäufung von „trägem Wissen“, sondern die Vermittlung von methodischen
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Zugängen zur selbstständigen Wissensaneignung und ihrer praktischen Umsetzung sein. Denn effektive Lern- und Problemlösungsstrategien sind die Voraussetzung für lebenslanges Lernen, auch und vor allem im Berufsleben.
Beobachten und fördern
Natürlich haben Unternehmen in Deutschland generell keinen allgemeinbildenden Auftrag – dies übernehmen im Normalfall Bund, Länder oder Kommunen. Aus gutem Grund, denn notwendigerweise muss Wirtschaft Eigeninteressen verfolgen, um erfolgreich zu agieren. Allerdings kann es Elemente
geben, die Unternehmen auf Basis ihrer Erfahrungen an Schulen weitergeben
können. Dieser Weg stößt zunehmend auf Interesse, bei Schulen wie bei Unternehmen: So hat beispielsweise die BMW Group gemeinsam mit ausgewählten Schulen in Berlin und Bayern begonnen, mit dem Schulversuch „Schulen
im gesellschaftlichen Verbund“ Lösungen für die skizzierten Defizite der Ausbildung an deutschen Schulen zu erarbeiten.
An der Initiative beteiligten sich eine Berliner Oberschule und vier bayerische
Hauptschulen auf der einen Seite und die BMW Group und andere schulexterne
Fachleute auf der anderen Seite. Ziel des Modellvorhabens war die Stärkung
der Verbindung zwischen Schule und Berufswelt. Dies geschah – in unterschiedlicher Dimension an den jeweiligen Schulen – durch die Einbindung von
Experten aus der beruflichen Praxis in den Unterricht. Zu diesen Fachleuten
zählten Mitarbeiter der BMW Group, Handwerker, Techniker, Kaufleute, Naturwissenschaftler oder auch Künstler. Der Schulversuch begann ursprünglich
1990 an der Ferdinand-Freiligrath-Schule in Berlin-Kreuzberg unter dem
Namen „KidS - Kreativität in die Schule“ und in seinem Verlauf entstand die Kooperation mit der BMW Group. 1999 hat das Unternehmen schließlich – auf Basis des Berliner Konzepts – das Projekt „Schulen im gesellschaftlichen Verbund“ an seinen bayerischen Produktionsstandorten Regensburg, Dingolfing,
Landshut und München initiiert und in Kooperation mit dem Bayerischen
Staatsministerium für Unterricht und Kultus durchgeführt. Während eines Zeitraums von vier Schuljahren (2000/2001 bis 2003/2004) wurde der Unterricht
teilweise in die Ausbildungshallen der jeweiligen BMW Werke verlagert.
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„Schulen im gesellschaftlichen Verbund“ geht über die bereits etablierten
kurzzeitigen Betriebspraktika hinaus, da der Projektunterricht in der Regel
kontinuierlich über einen längeren Zeitraum stattfindet. Zudem werden Unterrichtsinhalte – insbesondere der Kernfächer Deutsch, Mathematik und
Arbeitslehre – in die Projekte integriert und Team-Teaching zwischen Lehrern und externen Experten erprobt. Das Modell, externe Experten, außerschulische Lernorte und Projektarbeit in den Schulunterricht einzubeziehen,
basiert dabei auf der Erkenntnis, dass schulischer Wissenserwerb nicht ablösbar ist von sachlichen und sozialen Kontexten. Durch lebensnahe Aufgabenstellungen werden die Schüler aufgefordert, fächerübergreifend in realen,
anwendungsorientierten Zusammenhängen zu denken. Die Vertreter der
Wirtschaft nehmen als Experten aus der Praxis in diesem Modell eine wichtige Rolle ein, da sie eine hohe Glaubwürdigkeit durch ihre Fachkompetenz
ausstrahlen. Der Ernsthaftigkeitscharakter des Lernens wird zudem durch
das reale Betriebsumfeld eines Wirtschaftsunternehmens ergänzt.
Fallbeispiel aus der Projektarbeit
Die Pestalozzi-Hauptschule in Regensburg hat sich bereits im Entstehungsjahr
an den „Schulen im gesellschaftlichen Verbund“ beteiligt. In einer Vorbereitungsphase wurde das Projekt in der Schule angekündigt und Informationen an
Eltern und Schüler weitergegeben. Die Schüler mussten sich für die Teilnahme
am Schulversuch bewerben – eine ausreichende Motivation konnte somit sichergestellt werden. Im Anschluss an die Bewerbung folgte die Findungsphase, in
der Schüler und Lehrer gemeinsam überlegten und diskutierten, welche neuen
Produkte für den Schulbetrieb, denn so lautet das Projektziel, später mithilfe der
Experten angefertigt werden sollten. Die Produkte variierten dabei in Komplexität und Gestaltung, so dass einige Gegenstände – etwa eine Pinnwand – in
Blockveranstaltungen von einer Woche hergestellt werden konnten, andere
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hingegen – beispielsweise Schaukästen oder eine Wetterstation – die kontinuierliche Arbeit über ein ganzes Schuljahr hinweg erforderten.
Nach der gemeinsamen Einigung auf ein Produkt folgte die Planungsphase,
in der die Schüler Zeichnungen des geplanten Produkts anfertigten, Maße be-
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rechneten, Art und Menge des benötigten Materials eruierten und einen Projektplan mit detaillierten Arbeitsschritten entwarfen. Der praktische Teil der
Arbeit lief sodann parallel mit der Planung weiterer Arbeitsschritte. Handwerkliche Tätigkeiten und die Verwendung der Werkzeuge und Maschinen
wurden den Schülern durch Ausbildungsmeister oder Auszubildende des
BMW-Werks erklärt. Zum Abschluss des Projekts wurden die fertigen Produkte der ganzen Schule sowie Vertretern der Öffentlichkeit in einem feierlichen Rahmen vorgestellt.
Evaluation und Weiterentwicklung des Konzeptes
Die Freie Universität Berlin hat die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Gesamtprojektes in Berlin und Bayern im Auftrag der BMW Group
durchgeführt. Der Abschlussbericht der vierjährigen Studie fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen:
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Die für Wirtschaftsunternehmen wichtigen Kompetenzen wie Teamarbeit, Kreativität und die Fähigkeit zur
praktischen Anwendung erworbenen Wissens werden in konkreter Projektarbeit entwickelt und gestärkt.
An allen Standorten zeigt sich eine deutliche Verbesserung der Berufsweltorientierung. Die Schüler gewinnen ein realistisches Bild von betrieblichen
Abläufen, lernen die Anforderungen und Verhaltenserwartungen in Betrieben
kennen und werden mit Lern- und Problemlösungsverfahren in einer Expertenkultur vertraut gemacht. Diese Kenntnis der Berufswelt fördert gleichzeitig die selbstständige und eigenverantwortliche Berufswahl nach dem Schulabschluss. Neben dieser verbesserten Berufsweltorientierung zeugen die
„Ein zentrales Anliegen aller zukünftigen Reformen des deutschen Schulsystems und Kooperationen mit der Wirtschaft
sollte dabei sein, die Neugier und Kreativität der Schüler neu zu
entfachen und ihnen frühzeitig einen Bezug aufzuzeigen, wofür
sie eigentlich lernen.“
Ergebnisse der Studie von einer wirksamen Stärkung des Kooperationsverhaltens und der sozialen Kompetenz im Projektverlauf. Der zentrale Stellenwert von Kooperation und Teamarbeit wird den Schülern nicht zuletzt durch
die Erfahrung im hochgradig vernetzten betrieblichen Umfeld deutlich. Produktorientierung, authentische Lernumgebung und die Arbeit mit schulexternen Experten begünstigen die Ausbildung eines starken Interesses für das
Lernprojekt und eine hohe Zufriedenheit während des Lernprozesses. Die Erfolge bei der selbstständigen Bewältigung praktischer Arbeit führen zu einer
Stärkung der Einsatzbereitschaft, des Durchhaltevermögens und des Selbstvertrauens.
Der Schulversuch „Schulen im gesellschaftlichen Verbund“ wurde mit Hauptschulen durchgeführt, die Anwendbarkeit dieses Modellansatzes bleibt je622
doch nicht auf diesen Schultyp beschränkt. Defizite beim Problemlösen, beim
Anwendungswissen und Wissenstransfer sowie beim elaborierten Verständnis von Zusammenhängen wurden in den internationalen Schulleistungsvergleichsstudien für alle Bereiche allgemeinbildender Schulen diagnostiziert.
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Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass eine Übertragung des Modells auf
andere Schulformen der Sekundarstufe möglich und sinnvoll ist.
Wo für Hauptschulen – wie geschildert – die Orientierung an der Berufswelt in
erster Linie über handwerkliche Arbeit und Berufspraktika erfolgt, gestaltet
sich ein Engagement der Wirtschaft in höheren Schulen sicherlich ganz anders. Ein Beispiel dafür ist das Projekt „Schule unternehmen“, das den Hintergrund dieses Forums in 2006 bildet (siehe UNIVERSITAS 1/2006).
Wenn der Wirtschaftsstandort Deutschland auch in Zukunft konkurrenzfähig
bleiben will, muss auch in ein konkurrenzfähiges Bildungssystem investiert
und Veränderungen angestoßen werden. Mit ihren Initiativen im Bildungsbereich möchte die BMW Group deshalb einen konstruktiven Beitrag zur deutschen Schulentwicklung leisten. Ein zentrales Anliegen aller zukünftigen Reformen des deutschen Schulsystems und Kooperationen mit der Wirtschaft
sollte dabei sein, die Neugier und Kreativität der Schüler neu zu entfachen und
ihnen frühzeitig einen Bezug aufzuzeigen, wofür sie eigentlich lernen: nicht
für die Schule, sondern für das Leben – das auch aus der Lust am Unternehmen besteht.
Konstanze Carreras, Jahrgang 1967, studierte Rechtswissenschaften
in München und Kriminologie in Barcelona. Von 1993 bis 1997 war sie
als Beraterin für gesellschaftspolitische Themen in einer PR-Agentur in Barcelona tätig. Seit 1997 arbeitet sie im Bereich Konzernkommunikation und Politik der BMW Group. Seit 2000 leitet sie dort das
Referat Gesellschaftspolitik.
Kontakt zum Forum
Eberhard von Kuenheim Stiftung, Stiftung der BMW AG, Amiraplatz 3,
80333 München, www.kuenheim-stiftung.de
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