Elektronstreuung am 3He-Kern Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Naturwissenschaften in der Fakultät für Physik und Astronomie an der Ruhr-Universität Bochum von Gernot Ziemer aus Essen Bochum 2004 Dissertation eingereicht am: Tag der mündlichen Prüfung: Referent: Korreferent: 21.10.2004 15.12.2004 Prof. Dr. W. Glöckle Prof. Dr. K. Goeke Meiner Frau Ana und unserem Sohn Maximilian gewidmet Inhaltsverzeichnis Einleitung 1 Der 1.1 1.2 1.3 1.4 differentielle Wirkungsquerschnitt Allgemeine Ableitung . . . . . . . . . . . . . . . Der elektronische Tensor . . . . . . . . . . . . . Strukturfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . Der sechsfach-differentielle Wirkungsquerschnitt in nichtrelativistischer Näherung . . . . . . . . . 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 10 15 18 . . . . . . . . . . . . . . . 23 2 Ableitung der Kernmatrixelemente 2.1 Der nukleonische Stromoperator . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Allgemeine Form . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Der Drei-Nukleonen-Streuzustand . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Partialwellendarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Kernmatrixelemente für beliebige Kernpolarisationsrichtungen . . . . . 27 28 33 40 46 54 3 Die quasi-freie Streuung 3.1 Wirkungsquerschnitt und Spektralfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Partialwellendarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 59 67 4 Der 4.1 4.2 4.3 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . He-Kern als Neutronentarget Irreduzible Darstellungen der Permutationsgruppe . . . . . . . . . . . . . . Der dominante S-Zustand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quasi-freie Streuung am Neutron . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Numerische Methoden 73 73 81 83 91 1 Inhaltsverzeichnis ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 6.1 Kinematik und Konventionen . . . . . . . . . . . . 6.2 Die quasi-freie Streuung . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators . . . . 6.4 Der Einfluß der Endzustandswechselwirkung . . . . 6.5 Die helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen . . . 6.6 Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen . . . . 6.7 Wirkungsquerschnitte und Asymmetrieverhältnisse ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He 7.1 Beschreibung des experimentellen Aufbaus . 7.2 Durchführung der Rechnungen . . . . . . . . 7.3 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7.3.1 Bestimmung von GnE . . . . . . . . . 7.3.2 Analyse der Resultate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes 8.1 Experimentelle Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.2 Numerische Berechnung der gemittelten Wirkungsquerschnitte 8.2.1 Das Phasenraumvolumen . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.2.2 Der integrierte Wirkungsquerschnitt . . . . . . . . . . . 8.3 Ergebnisse und Vergleich mit dem Experiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 100 101 117 131 142 151 172 . . . . . 189 189 191 201 201 215 . . . . . 229 230 233 236 247 258 Zusammenfassung und Ausblick 275 A Koordinatensysteme 279 B Die relativistische Form des Wirkungsquerschnittes 283 C Die Formfaktorparametrisierungen nach Gari und Krümpelmann 287 Literaturverzeichnis 297 Danksagung 301 Lebenslauf 303 2 Einleitung Diese Arbeit befaßt sich mit der theoretischen Untersuchung der inelastischen Elektronstreuung am 3 He-Kern, wobei wir uns auf den Fall des Drei-Nukleonen-Aufbruches (häufig auch als 3N-Aufbruch bezeichnet) beschränken. Hierbei führt die elektromagnetische Wechselwirkung zwischen dem einlaufenden Elektron und dem anfänglichen Kern zu einem Aufbruch des Kernes, und man beobachtet ein gestreutes Elektron und drei Nukleonen im Ausgangskanal. Die inelastische Streuung an leichten Kernen, wie dem Deuteron, dem 3 He-Kern oder dem Triton, ist seit langem ein vielbeachtetes Forschungsgebiet, da hier die Möglichkeit besteht, die innere Struktur der Kerne und Eigenschaften der Nukleonen zu untersuchen. Dies verdankt man insbesondere der Tatsache, daß die elektromagnetische Wechselwirkung sich mit sehr hoher Genauigkeit berechnen läßt, da die zugrunde liegende Quantenelektrodynamik eine der etabliertesten Theorien der Physik darstellt. Begünstigt wird dies dadurch, daß der Austausch virtueller Photonen sich durch eine Entwicklung nach der elektromagnetischen Kopplungskonstanten beschreiben läßt. Da diese wiederum eine sehr kleine Größe darstellt, genügt es in der Regel, sich auf den ersten nichtverschwindenden Term zu beschränken, der gerade den Austausch eines Photons beschreibt. Dies bezeichnet man im allgemeinen als die Bornsche Näherung. Um den Streuprozeß theoretisch behandeln zu können, bedarf es allerdings nicht nur der Kenntnis der elektromagnetischen Wechselwirkung, sondern man muß natürlich auch über Werkzeuge verfügen, mit denen sich der anfängliche Kern, die Absorption des Photons am Kern und letztendlich auch die Zustände der auslaufenden Nukleonen beschreiben lassen. Die Gegebenheiten innerhalb des Kernes werden bestimmt durch die starke Wechselwirkungen der Nukleonen untereinander. Die allgemein anerkannte Theorie über die starke Wechselwirkung ist gegeben durch die Quantenchromodynamik (QCD), die sich allerdings nur für sehr hohe Energien störungstheoretisch behandeln läßt. Im Nieder- und Mittelenergiebereich bietet sie bisher keine Möglichkeit, die Kernkräfte quantitativ zu bestimmen. Hier bedient man sich daher gewöhnlich einer mesonentheoretischen Behandlung des Pro- 3 Einleitung blems, die letztendlich in dem sogenannten Ein-Boson-Austauschpotential mündet, welches die paarweise Wechselwirkung über den Austausch mehrerer Mesonen einschließlich eines fiktiven σ-Mesons beschreibt. In dieser Arbeit wird das sogenannte Bonn-B-Potential ([Mac89]) verwendet, welches sich in der Vergangenheit bei der Beschreibung der NukleonNukleon-Streuung bewährt hat. Dreiteilchenkräfte, die z. B. in [Hüb93] eingehend untersucht wurden, werden nicht berücksichtigt. Wie die Wechselwirkung der Nukleonen im Kern, stellt auch die Absorption des Photons ein sehr komplexes Thema dar. Beschränkt man sich auf eine mesonentheoretische Beschreibung, so kann das Photon z.B. nicht nur von einem Nukleon, sondern auch von einem virtuellen Meson, welches zwischen zwei Nukleonen ausgetauscht wird, absorbiert werden. Letzteres führt dann zu den sogenannten Mesonenaustausch-Stromoperatoren, die jedoch in dieser Arbeit nicht behandelt werden. Stattdessen beschränken wir uns auf den Fall des Einteilchen-Stromoperators, der die Absorption an einem Nukleon beschreibt, wobei angenommen wird, daß sich das Nukleon im Kern genauso verhält wie ein freies Nukleon. Aber auch in diesem vereinfachten Bild gilt es zu beachten, daß ein Nukleon kein einfaches Punktteilchen darstellt, sondern eine komplexe Struktur besitzt. Dies bedingt die Einführung der nukleonischen Formfaktoren, welche aufgrund ihrer elementaren Bedeutung für die Teilchenphysik Gegenstand zahlreicher experimenteller und theoretischer Untersuchungen sind. In den meisten numerischen Berechnungen dieser Arbeit werden für die Formfaktoren die Parametrisierungen von Gari und Krümpelmann ([Gar92]) zugrunde gelegt; teilweise werden aber auch die bekannten Dipol-Parametrisierungen verwendet. Ein weiterer wesentlicher Aspekt bei der Analyse des Streuprozesses besteht in der Frage, ob die auslaufenden Nukleonen miteinander in Wechselwirkung stehen oder nicht. Im einfachsten Fall hat man es mit drei freien Teilchen zu tun, die völlig unabhängig voneinander propagieren. Darüber hinaus besteht natürlich die Möglichkeit, daß entweder zwei auslaufende Nukleonen miteinander wechselwirken oder alle drei. Letzteres bezeichnet man als die vollständige Endzustandswechselwirkung oder abgekürzt als FSI (abgeleitet vom englischen Begriff Final State Interaction). Die Behandlung der FSI erfolgt durch die sogenannten Faddeev-Gleichungen ([Fad61], siehe auch [Glö83]) und erfordert einen ungleich höheren numerischen Aufwand. Ihr Einfluß hat sich aber in der Vergangenheit als wesentlich bei der Beschreibung von Streuprozessen erwiesen. Erstmalig wurde dies für die Nukleon-Deuteron Streuung unter Verwendung von Nukleon-Nukleon-Wechselwirkungen in ihrer vollen Komplexität in [Wit88] und [Wit89] untersucht. In [Gol93] wurde, basierend auf den gleichen Methoden, der Einfluß der FSI bei der Elektronenstreuung am 3 He-Kern nachgewiesen1 ; die weitergehende Untersuchung der Endzustandswechselwirkung bei die1 4 Weitere Arbeiten zu diesem Thema aus dieser Zeit sind z. B.[Ish94] und [Gol95]. sem Prozeß ist ein zentrales Thema dieser Arbeit. Bei der numerischen Berechnung wurde teilweise auf Algorithmen von [Hüb93] und [Gol93] zurückgegriffen. Ausgerüstet mit den bisher beschriebenen Werkzeugen ist man nun in der Lage, theoretische Berechnungen zu Streuexperimenten durchzuführen und diese mit experimentellen Daten zu vergleichen. Hierzu dient in der Regel der differentielle Wirkungsquerschnitt, der ein Wahrscheinlichkeitsmaß für eine Reaktion bei einer gegebenen kinematischen Konfiguration darstellt. In dieser Arbeit betrachten wir hauptsächlich den Fall, in dem jeweils Energie und Richtung des gestreuten Elektrons und eines auslaufenden Nukleons in Koinzidenz gemessen werden; dies bezeichnet man als semi-exklusive Streuung. Insbesondere untersuchen wir dabei die Unterschiede zwischen der sogenannten quasi-freien Streuung (hier wird das Photon von dem nachgewiesenen Nukleon absorbiert, welches anschließend frei propagiert) und dem allgemeinen Fall, der auch die vollständige Endzustandswechselwirkung mit einschließt. Ein weiteres zentrales Thema dieser Arbeit ist die Untersuchung der Frage, ob die Elektronenstreuung am 3 He-Kern ein probates Mittel zur Bestimmung des elektrischen Formfaktors des Neutrons darstellt. Hierzu wurden in der Vergangenheit eine Reihe von Experimenten durchgeführt (siehe z. B. [Mey94], [Bec97], [Roh98] und [Ber01]), bei denen longitudinal polarisierte Elektronen an polarisierten 3 He-Kernen gestreut wurden. Diese Experimente beruhen auf der Annahme, daß der Spin des Kernes vollständig durch den Spin des Neutrons gegeben ist. Betrachtet man dann den quasi-freien Fall, in dem das Neutron, das experimentell nachgewiesen wird, das Photon absorbiert hat, so verhält sich ein polarisierter 3 He-Kern im wesentlichen wie ein polarisiertes Neutron. Durch die Messung von Asymmetrieverhältnissen (die aus Wirkungsquerschnitten für verschiedene Elektron- und Kernpolarisationen gebildet werden) ist man dann in der Lage, Aussagen über den elektrischen Formfaktor des Neutrons zu tätigen. Letzterer ist heutzutage immer noch nur unzureichend bekannt, da einerseits beim Neutron der magnetische Formfaktor stark dominiert und andererseits keine Neutronen-Targets mit hinreichender Teilchendichte existieren; er wird aber allgemein als wesentlicher Baustein zum Verständnis der inneren Struktur der Nukleonen betrachtet. Diese Arbeit gliedert sich wie folgt: • In Kapitel 1 wird der differentielle Wirkungsquerschnitt abgeleitet. Dies beginnt mit einer allgemeinen Ableitung, umfaßt die Herleitung der elektronischen Matrixelemente und der nukleonischen Strukturfunktionen und endet mit der Berechnung des sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnittes, der den semi-exklusiven Streuprozeß beschreibt. 5 Einleitung • Im zweiten Kapitel befassen wir uns mit der analytischen Behandlung der Kernmatrixelemente, die in den nukleonischen Strukturfunktionen (und mithin auch im Wirkungsquerschnitt) auftauchen. Hierzu leiten wir zuerst den nukleonischen Stromoperator, der die Absorption eines Photons am Nukleon beschreibt, ab. Es folgt die Herleitung des Drei-Nukleonen-Streuzustandes, wobei insbesondere die vollständige Endzustandswechselwirkung berücksichtigt wird. Schließlich wenden wir uns der Partialwellendarstellung der Kernmatrixelemente, die den numerischen Berechnungen zugrunde liegt, und dem Fall eines polarisierten Target-Kernes zu. Letzteres bedeutet, daß der Kernspin in eine beliebige, aber festdefinierte Richtung weist. • Kapitel 3 befaßt sich mit der quasi-freien Streuung (siehe weiter oben). In diesem Fall läßt sich der Wirkungsquerschnitt, bis auf kinematische Größen, auf die sogenannte Spektralfunktion zurückführen, welche die anfängliche Impulsverteilung innerhalb des Kernes beschreibt. Für die Spektralfunktion führen wir die Partialwellenentwicklung durch, die in den numerischen Berechnungen verwendet wird. • In Kapitel 4 befassen wir uns mit der Fragestellung, unter welchen Umständen ein polarisiertes 3 He-Target als polarisiertes Neutron-Target angesehen werden kann. Dies führt zunächst auf den Begriff des dominanten S-Zustandes als denjenigen Teil der Kernwellenfunktion, bei dem der Spin des Kerns durch den des Neutrons gegeben ist. Darüber hinaus betrachten wir den Fall der quasi-freien Streuung; dies liefert wiederum eine Darstellung des sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnittes vermöge einer Spektralfunktion und weiterhin eine direkte Proportionalität des Asymmetrieverhältnisses zum elektrischen Formfaktor des Neutrons. • Kapitel 5 enthält eine Übersicht über die in dieser Arbeit verwendeten numerischen Methoden und Aussagen zur numerischen Genauigkeit. • Im sechsten Kapitel werden umfangreiche numerische Berechnungen zum Streuprozeß vorgestellt. Im Hinblick auf das in Kapitel 7 analysierte Experiment betrachten wir hier den Fall eines nachgewiesenen Neutrons. Dabei geht es insbesondere um den Einfluß der verschiedenen Endzustandsmodelle auf den Wirkungsquerschnitt und das Asymmetrieverhältnis. • Kapitel 7 beinhaltet die Analyse eines am Mainzer Elektronenbeschleuniger MAMI ~ e,e’n)-Experimentes zur Bestimmung des elektrischen Formfakdurchgeführten 3 He(~ tors des Neutrons ([Bec97]). Hierbei wird unter Annahme verschiedener Endzustandsmodelle der Formfaktor an das experimentell ermittelte Asymmetrieverhältnis angepaßt. Die Ergebnisse werden eingehend analysiert und abschließend mit Resultaten anderer Arbeiten verglichen. 6 • In Kapitel 8 werden Rechnungen zu einem anderen MAMI-Experiment ([Flo98]) vorgestellt. Bei diesem Experiment wurden gestreute Elektronen und Protonen in Koinzidenz nachgewiesen und anschließend experimentelle Wirkungsquerschnitte ermittelt. Wir entwickeln zunächst ein Verfahren zur Berechnung von Wirkungsquerschnitten, die sich über bestimmte Phasenraumvolumina erstrecken, und wenden uns dann dem Vergleich mit den experimentellen Daten zu. Auch hierbei wird besonderes Gewicht auf den Einfluß verschiedener Endzustandsmodelle gelegt. • Im Anschluß daran erfolgt eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit. Den Abschluß bilden drei Anhänge, die sich mit Koordinatensystemen, der relativistischen Form des Wirkungsquerschnittes und den Formfaktor-Parametrisierungen nach Gari und Krümpelmann befassen. 7 Einleitung 8 1 Der differentielle Wirkungsquerschnitt In diesem Kapitel entwickeln wir den allgemeinen Formalismus zur theoretischen Beschreibung der inelastischen Elektronenstreuung am 3 He-Kern. Dies beginnt mit der Ableitung der allgemeinen Form des differentiellen Wirkungsquerschnittes und des dazu benötigten S-Matrixelementes, wobei wir uns in der Wechselwirkung zwischen dem einfallenden Elektron und dem Kern auf den Ein-Photonaustausch, der sogenannten Bornschen Näherung, beschränken. Dies ist aufgrund der kleinen Kopplungskonstanten der elektromagnetischen Wechselwirkung und der kleinen Kernladungszahl ausreichend. Der Wirkungsquerschnitt wird sich im wesentlichen als die Kontraktion zweier Tensoren, nämlich des elektronischen und des hadronischen, herausstellen. Es folgt die Berechnung des elektronischen Tensors für polarisierte, extrem relativistische Elektronen, welche dem Experiment zugrunde liegen. Anschließend führen wir die Kontraktion der Tensoren durch, was uns die allgemeine Darstellung des Wirkungsquerschnittes mittels der Strukturfunktionen liefert. Im Hinblick auf die zu analysierenden Experimente wenden wir uns schließlich dem konkreten Fall des semiexklusiven Drei-Nukleonen-Aufbruchs zu, bei dem die Impulse des auslaufenden Elektrons und eines auslaufenden Nukleons gemessen werden. Dies führt auf einen sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnitt. Basierend darauf werden die Asymmetrien eingeführt, welche eine wichtige Rolle bei der Analyse von Experimenten mit polarisierten Teilchen spielen. Insbesondere liefern sie eine Möglichkeit zur Bestimmung des elektrischen Formfaktors des Neutrons. Wir beschränken uns in der gesamten Arbeit auf nichtrelativistische Drei-Nukleonenzustände sowohl im Eingangs- als auch im Ausgangskanal. Diese Einschränkung ist unumgänglich, da bis heute kein geeigneter, allgemein akzeptierter Formalismus existiert, mit dem sich 3N-Zustände relativistisch berechnen ließen. Daraus ergibt sich zwangsläufig, daß den in dieser Arbeit verwendeten Methoden bei der Analyse von Experimenten natürliche Grenzen vorgegeben sind: die Impulsbeträge der auslaufenden Nukleonen müssen klein gegen deren Masse sein. 9 1 Der differentielle Wirkungsquerschnitt 1.1 Allgemeine Ableitung Anschaulich betrachtet ist der Wirkungsquerschnitt σ im klassischen Sinne nichts anderes als die effektive Fläche eines Targetteilchens. Hat man einen Strahl einfallender Projektilteilchen, dessen Querschnittsfläche A sei, so ist die Wahrscheinlichkeit eines Treffers offenbar σ/A. Für die Übergangsrate pro Targetteilchen R, also die Anzahl der Treffer pro Zeiteinheit, ergibt sich dann R = φe · σ , (1.1) wobei 1 dNein (1.2) A dt die Stromdichte der einfallenden Teilchen darstellt. Für den Fall, daß nicht nur ein sondern NT Targetteilchen, deren Querschnitte sich nicht überlagern, vorliegen, bezeichnen wir die Gesamtübergangsrate mit R∗ . Dann gilt φe = σ= R∗ R = . φe N T · φe (1.3) Dies kann man formal als Definitionsgleichung für den klassischen Wirkungsquerschnitt auffassen. In der Literatur findet sich auch häufig die Bezeichnung geometrischer Wirkungsquerschnitt. Zur Berechnung des quantenmechanischen Analogons zu (1.1) beschränkt man sich natürlich stets auf ein einziges einfallendes Teilchen und ein Targetpartikel. Dann reduziert sich die Übergangsrate auf die Form Übergangswahrscheinlichkeit pro Zeiteinheit“. ” Außerdem denken wir uns zunächst die experimentelle Anordnung in einen Würfel der Kantenlänge L mit dem zugehörigen Volumen V = L3 eingesperrt. Dies bedeutet, daß die Impulse der ein- bzw. auslaufenden Teilchen diskretisiert sind. Zu einem späteren Zeitpunkt wird diese Beschränkung wieder fallengelassen, aber bis dahin bietet sie eine erhebliche Vereinfachung des Problems1 . Die Übergangswahrscheinlichkeit ist nun gegeben durch das Betragsquadrat des S-Matrixelementes, welches für asymptotisch freie Anfangsund Endzustände |i i bzw. |f i definiert ist als Sf,i ≡ f Ŝ i . Dabei ist der S-Operator (auch: Dyson-Operator) gegeben durch Z 4 Ŝ ≡ T exp −i d x Lint (x) . 1 (1.4) (1.5) Das sich hieraus ergebende Resultat entspricht demjenigen, welches sich bei einer mathematisch korrekteren, aber aufwendigeren Behandlung des Problems mit Hilfe von Wellenpaketen ergeben würde. 10 1.1 Allgemeine Ableitung Das Symbol T bedeutet das zeitgeordnete Produkt, Lint (x) steht für die Lagrange-Dichte der Wechselwirkung zwischen den am Prozeß beteiligten Feldern. Die Übergangsrate ist bei der hier getroffenen Wahl der Randbedingungen gegeben durch R= |Sf,i |2 . T (1.6) Die Größe T bezeichnet das Zeitintervall, in dem der physikalische Prozeß abläuft. Genauer gesagt ist T diejenige Zeitspanne, die vergeht, um vom Zustand |i i zum Zustand |f i zu gelangen. Diese läßt man - wie auch das Volumen V - am Ende der Rechnung gegen unendlich laufen. Liegt der Endimpuls p innerhalb des Intervalles [p, p + dp], dann ist die Zahl der möglichen Zustände in diesem Intervall dp dN = 3 . (2π) V Für n Teilchen in n Endzuständen gilt entsprechend n Y V dN = . 3 dpj (2π) j=1 (1.7) Ferner soll die Übergangswahrscheinlichkeit innerhalb der kleinen Impulsintervalle nicht variieren. Dies führt auf die Definition des differentiellen Wirkungsquerschnittes dσ, der von den jeweiligen Anfangs- und Endzuständen abhängt2 : n V 1 |Sf,i |2 Y dpj . (1.8) dσ ≡ nT φe V T j=1 (2π)3 Hier haben wir noch die Targetteilchendichte nT eingeführt. Für ein Teilchen lautet sie nT = 1 . V (1.9) Die Lagrange-Dichte der elektromagnetischen Wechselwirkung ergibt sich nach der üblichen Kopplungsvorschrift der minimalen Substitution zu Lint (x) = jµe (x) + jµh (x) Aµ (x) , (1.10) wobei jµe (x) und jµh (x) die Stromoperatoren des Elektrons bzw. der Hadronen sind und Aµ (x) das Vektorpotential des Photons darstellt. Für die im folgenden bei der Beschreibung des Streuprozesses benutzten Vierervektoren und die später auftretenden γ-Matrizen verwenden wir die Notation von [Bjo66]. Weiterhin 2 Streng genommen dürften an dieser Stelle noch keine differentiellen Größen auftauchen, solange das Volumen V endlich ist. Dies ändert aber nichts am Resultat. 11 1 Der differentielle Wirkungsquerschnitt k0 P0 q = k − k0 PSfrag replacements k P Abbildung 1.1: Schematische Darstellung des Streuprozesses Die Viererimpulserhaltung in beiden Vertizes liefert P 0 = q +P . Man beachte, daß das Photon hier von links nach rechts propagiert. treffen wir folgende Konventionen (vergleiche Abbildung 1.1): Viererimpuls und Polarisation des ein- bzw. auslaufenden Elektrons seien k = (k0 , k) und s bzw. k 0 = (k00 , k0 ) und s0 . Das virtuelle Photon trage den Viererimpuls q = (ω, Q). Der anfängliche Bindungszustand Ψb werde charakterisiert durch P = (P0 , P ) und die magnetische Quantenzahl M , der nukleonische Endzustand Ψf durch den Gesamtviererimpuls P 0 und einen Satz magnetischer Quantenzahlen {Mf }. Die Viererimpulserhaltung in beiden Vertizes liefert die häufig benötigten Beziehungen für Energie- und Impulserhaltung: ω ≡ k0 − k00 = P00 − P0 Q ≡ k − k0 = P 0 − P (1.11) (1.12) Unter Verwendung der Raum-Zeittranslationen für die Stromoperatoren jµ (x) = ei P̂ ·x jµ (0) e−i P̂ ·x (1.13) und der Annahme, daß sowohl der 3N-Bindungszustand als auch der Endzustand Eigenzustände des Viererimpulsoperators P̂ µ sind, also P̂ µ Ψb M P = P µ Ψb M P P̂ µ Ψf {Mf }P 0 = P 0 µ Ψf {Mf }P 0 , (1.14) 12 1.1 Allgemeine Ableitung erhält man mit den bekannten Regeln der QED (siehe zum Beispiel [Bjo66] oder [Itz85]) als ersten nichtverschwindenden Term das S-Matrixelement in 2. Ordnung: 0 0 e 1 k , s jµ (0) k, s Sf,i = i 2 (2π)4 δ (4) k + P − k 0 − P 0 2 q +iε 0 hµ Ψf {Mf }P j (0) Ψb M P . (1.15) Dies ist gerade der Ausdruck für den Ein-Photonaustausch. Der Term in 0. Ordnung verschwindet wegen der Orthogonalität von Anfangs- und Endzustand, der in 1. Ordnung, weil bei dem hier betrachteten Streuprozeß keine freien Photonen vorkommen. Zur Berechnung des elektronischen Matrixelementes verwenden wir den Dirac-Feldoperator in der Box-Normierung X 1 r me √ Ψ̂(x, t) = b̂(l, m) u(l, m) e−i l·x + dˆ† (l, m) v(l, m) e+i l·x (1.16) l V 0 l,m sowie den Stromoperator ˆ (0)γ Ψ̂(0) jµe (0) = −e Ψ̄ µ r r X X e me me = − ū(l0 , m0 )γµ u(l, m) b† (l0 , m0 )b(l, m) . 0 V l l 0 0 0 0 (1.17) l,m l ,m Da die Positronenanteile des Feldoperators (1.16) nicht zu den Matrixelementen beitragen, wurden sie im letzten Schritt weggelassen. Mit k, s = b† (k, s) 0 (1.18) und der Antikommutatorrelation 0 0 † b(k , s ), b (k, s) = δk,k0 δm,m0 (1.19) (1.20) folgt k 0 , s0 jµe (0) k, s Die im letzten Schritt eingeführte Größe e =− V r me k0 r me Lµ . k00 Lµ ≡ ū(k0 , s0 )γµ u(k, s) (1.21) bezeichnet man gewöhnlich als leptonisches bzw. elektronisches Matrixelement Mit Hilfe der Beziehung δ (4) k + P − k 0 − P 0 2 = δ (4) (k + P − k 0 − P 0 ) δ (4) (0) VT = δ (4) (k + P − k 0 − P 0 ) (2π)4 (1.22) 13 1 Der differentielle Wirkungsquerschnitt ergibt sich die in (1.8) enthaltene Übergangsrate pro Volumen: e2 1 1 |Sf,i | 2 m2 = (2π)4 δ (4) (k + P − k 0 − P 0 ) 4 2 VT q V k0 k00 e 2 0 hµ Lµ Ψf {Mf }P j (0) Ψb M P . (1.23) Die Stromdichte der einfallenden Teilchen (1.2) ist quantenmechanisch definiert als 1 (1.24) φe ≡ k, s j e (x) k, s . e Mit (1.13) und (1.20) folgt daraus 1 φe = k, s j e (0) k, s e 1 me = (1.25) ū(k, s)γu(k, s) . V k0 Zu weiteren Berechnung benötigen wir die Dirac-Spinoren r 1 l0 + m N u(l, m) = (1.26) l · σ χm 2mN l0 + m N r l0 + m N t −l · σ ū(l, m) = χm 1, (1.27) 2mN l0 + m N und die übliche Darstellung der γ-Matrizen: γ= 0 σ −σ 0 ! . (1.28) Es folgt schließlich für relativistische Elektronen 1 1 t χm (σ σ · k + σ · k σ) χm φe = V 2k0 1 1 |k| ' . (1.29) = V k0 V Man beachte, daß aufgrund der hier verwendeten natürlichen Einheiten die Stromdichte die Form Teilchen pro Volumen“ annimmt. ” Hinsichtlich der im weiteren Verlauf dieser Arbeit zu analysierenden Experimente interessieren wir uns nur für den Fall, in dem die Polarisationen der Endzustände experimentell nicht festgelegt sind, d. h. über diese wird summiert. Zu diesem Zweck führen wir noch das hadronische Matrixelement3 n s 3 Y V (2π) 0 hµ µ Ψb M P , N ≡ Ψ {M }P j (0) (1.30) f f e (2π)3 j=1 3 Diese Definition unterscheidet sich von der allgemein üblichen durch die zusätzlichen Faktoren V und (2π)3 . Diese fallen jedoch beim später erfolgenden Grenzübergang V → ∞ wieder weg (s. Abschnitt 2.2). 14 1.2 Der elektronische Tensor den hadronischen Tensor N µν ≡ X N µ N ν∗ (1.31) X Lµ L∗ν (1.32) {Mf } und den elektronischen Tensor Lµν ≡ ein. Mit der zusätzlichen Definition s0 |Mf,i | 2 ≡ 4m2e Lµν N µν (1.33) erhalten wir schließlich aus (1.8) unter Verwendung von (1.23)-(1.33) den differentiellen Wirkungsquerschnitt für polarisierte Teilchen im Eingangskanal4 . dσ = δ (4) n Y e4 1 2 (k + P − k − P ) |Mf,i | dpj . 16π 2 k0 k00 q 4 j=1 0 0 (1.34) An dieser Stelle läßt man das Volumen unendlich groß werden, so daß man einerseits kontinuierlich verteilte Impulse und andererseits differentielle Größen auf beiden Seiten der Gleichung erhält. Die wesentliche Schwierigkeit bei der praktischen Bestimmung des Ausdrucks (1.34) besteht in der Berechnung der hadronischen Matrixelemente. Diese lassen sich nur unter erheblichem numerischen Aufwand errechnen, was hauptsächlich an der Endzustandswechselwirkung der Nukleonen liegt. Hiermit werden wir uns ausführlich in den Kapiteln 2 und 5 befassen. Zunächst beschäftigen wir uns jedoch im folgenden Abschnitt mit der (vergleichsweise trivialen) Ableitung des elektronischen Tensors. 1.2 Der elektronische Tensor Mit Hilfe des Spinprojektionsoperators für Dirac-Spinoren P (s) ≡ 1 + γ5 /s , 2 (1.35) der auf eine gegebene Spinrichtung s projiziert, läßt sich der elektronische Tensor (1.32) unter Verwendung des elektronischen Matrixelementes (1.21) schreiben als 4 Man beachte, daß bisher die Polarisationsrichtungen des einlaufenden Elektrons und des anfänglichen Kernes noch nicht genauer spezifiziert wurden. Im weiteren Verlauf dieses Kapitels werden wir uns zwar auf longitudinal polarisierte Elektronen festlegen, aber die Kernpolarisationsrichtung bleibt weiterhin unbestimmt. Den Fall des polarisierten 3 He-Kerns werden wir erst in Abschnitt 2.5 eingehend behandeln. 15 1 Der differentielle Wirkungsquerschnitt Lµν = X s0 ,s00 = X n o∗ ū(k0 , s0 )γµ P (s)u(k, s00 ) ū(k0 , s0 )γν u(k, s00 ) ū(k0 , s0 )γµ P (s)u(k, s00 )ū(k, s00 )γν u(k0 , s0 ) s0 ,s00 = X ū(k0 , s0 ) γµ α s0 ,s00 X 0 0 = ū(k , s ) γµ α s0 " X u(k, s00 ) β = = = P (s) ασ δ # P (s) σβ u(k, s00 ) ū(k, s00 ) γν u(k0 , s0 ) β δ ε σβ γν u(k0 , s0 ) δε δε σβ Λ(+) (k) βδ ε γν u(k0 , s0 ) δε s Λ(+) (k 0 ) γµ P (s)Λ(+) (k)γν (+) εα αε 0 (+) Sp Λ (k )γµ P (s)Λ (k)γν 1 Sp (/k 0 + m)γµ (1 + γ5 /s)(/k + m)γν 2 8me n o 1 0 0 Sp (/ k + m)γ (/ k + m)γ + (/ k + m)γ γ / s (/ k + m)γ µ ν µ 5 ν {z } | {z } | 8m2e 0 = α ασ P (s) ū(k, s00 ) s X = ū(k0 , s0 ) γµ 00 ασ ≡Xµν ε (1.36) ≡Yµν In der obigen Rechnung wurde der Energieprojektionsoperator Λ+ (p) ≡ /p + me 2me (1.37) benutzt. Zur Auswertung der Spur greifen wir auf die bekannten Regeln für die Spurbildung mit γ-Matrizen (siehe z. B. [Bjo66]) zurück: Sp /a1 · · · /an = 0 , wenn n ungerade (1.38) Sp /a1 /a2 /a3 /a4 = 4 (a1 ·a2 a3 ·a4 + a1 ·a4 a2 ·a3 − a1 ·a3 a2 ·a4 ) (1.40) Sp /a/b = 4 a·b Sp γ5 /a1 /a2 /a3 /a4 = 4i εαβγδ aα1 aβ2 aγ3 aδ4 (1.39) (1.41) Zusätzlich führen wir noch folgenden Trick ein: es seien zwei Vierervektoren a und b gegeben durch aκ = gκµ und bρ = gρν ; dann gilt /a = aκ γ κ = γµ /b = bρ γ ρ = γν . 16 1.2 Der elektronische Tensor Es folgt Sp (Xµν ) = Sp /k0 /a/k /b + me Sp (/a/k /b) +me Sp /k 0 /a/b +m2e Sp (/a/b) | {z } | {z } =0 0 =0 = 4 (k ·a k·b − k ·k a·b + k ·b a·k) + 4m2e a·b = 4 kµ0 kν − k 0 ·k gµν + kν0 kµ + m2e gµν mit 0 0 = 2qµ qν + 2Kµ Kν − 4k 0 ·k gµν + 4m2e gµν = 2 qµ qν + Kµ Kν + q 2 gµν , (1.42) K ≡ k + k0 (1.43) q ≡ k − k0 . (1.44) und Zur Berechnung der Spur von Yµν verwenden wir γ5 = i γ 0 γ 1 γ 2 γ 3 (1.45) γ5 γµ = −γµ γ5 (1.46) sowie und erhalten Sp (Yµν ) = Sp /k0 γµ γ5 /s/k γν +me Sp /k 0 γµ γ5 /sγν {z } | =0 +me Sp (γµ γ5 /s/k γν ) + m2e Sp (γµ γ5 /sγν ) {z } | =0 = me Sp γ5 /k0 /a/s/b − γ5 /a/s/k /b = i 4me εαβγδ k 0 α aβ sγ bδ − aα sβ k γ bδ = −i 4me εµναβ sα q β . (1.47) Da in den Experimenten gewöhnlich mit sehr energiereichen Elektronen gearbeitet wird, ist es durchaus legitim, an dieser Stelle den extrem relativistischen Grenzfall (ERL) zu betrachten. Es ist offensichtlich, daß bei Elektronenenergien von mehreren hundert MeV die Ruheenergie des Elektrons me c2 = 0, 511 MeV vernachlässigbar klein wird. Weiterhin betrachten wir nur longitudinal polarisierte Elektronen, beschrieben durch die Helizitäten h = ±1. Diese Polarisationsrichtung wird experimentell so festgelegt, weil sie von großer praktischer Bedeutung ist. Für den Viererspin gilt im relativistischen Limes 1 h s=h k. (1.48) |k|, k0 k̂ ' me me 17 1 Der differentielle Wirkungsquerschnitt Zusammen mit (1.42) und (1.47) liefert dies den endgültigen Ausdruck für den elektronischen Tensor im ERL: Lµν = 1 Kµ Kν + qµ qν + gµν q 2 − 2i h εµναβ k α q β . 2 4me (1.49) 1.3 Strukturfunktionen Bevor wir zur endgültigen Form des Wirkungsquerschnittes gelangen, gilt es zunächst, die Kontraktion der beiden Tensoren in Gleichung (1.33) auszuführen. Zur Vereinfachung der Rechnung begeben wir uns in das im Anhang A definierte Koordinatensystem KQ , welches wie folgt definiert ist5 : Die z-Achse weise in Richtung des Photonenimpulses, d. h. Q = Q ez , (1.50) und die Impulse des ein- sowie des auslaufenden Elektrons sollen in der x-z-Ebene liegen und miteinander den Winkel ϑe bilden. In diesem Fall liefert die aus der Eichinvarianz der Theorie resultierende Stromerhaltung für den hadronischen Strom, ∂µ j h µ = 0 , (1.51) zusammen mit (1.30) die wichtige Beziehung qµ N µ = 0 = ωN 0 − QNz . (1.52) Diese gestattet es, Nz zugunsten von N0 zu eliminieren. Damit erhält man aus (1.33) unter Verwendung von (1.49) |Mf,i | 2 = X {Mf } q 2 N · N ∗ + (K · N ) (K · N )∗ − 2i h εµναβ k α q β N µ N ν∗ . (1.53) Zur Berechnung dieses Ausdruckes zerlegen wir den Raumanteil des hadronischen Matrixelementes N µ in seine sphärischen Komponenten, da dies bei der späteren Partialwellenzerlegung erhebliche Vorteile mit sich bringt. Unter Verwendung der sphärischen Einheitsvektoren −1 e+1 ≡ √ (ex + i ey ) 2 1 e−1 ≡ √ (ex − i ey ) 2 5 18 Zur graphischen Veranschaulichung sei hier auf Anhang A verwiesen. (1.54) (1.55) 1.3 Strukturfunktionen schreiben wir N = N+1 e∗+1 + N−1 e∗−1 + ω N0 e z , Q (1.56) wobei N+1 = N · e+1 N−1 = N · e−1 . (1.57) Dann gilt zunächst 2 ∗ q N ·N =q 2 Mit den Vierervektoren K µ N µ = = k0 + k00 2 2 q 2 2 − 2 N0 − N+1 + N−1 Q 0 , 2kx , 0, kz + kz . i ω 1 N0 , − √ N+1 − N−1 , √ N+1 + N−1 , N0 Q 2 2 (1.58) (1.59) (1.60) folgt weiterhin (K · N ) (K · N ) ∗ = 2 2 ω N0 K0 − Kz Q √ ω ∗ ∗ + 2 2kx K0 − Kz < N0 N+1 − N−1 Q 2 2 ∗ + 2kx2 N+1 + N−1 − 4kx2 < N+1 N−1 . (1.61) Zur Berechnung des helizitätsabhängigen Anteils von |Mf,i | 2 bedient man sich der Eigenschaften des total antisymmetrischen Tensors εµναβ . Es gilt εµναβ k α q β N µ N ν∗ = ε0ναβ k α q β N 0 N ν∗ + εµ0αβ k α q β N µ N 0∗ + εµν0β k 0 q β N µ N ν∗ + εµνα0 k α q 0 N µ N ν∗ = ε0lmn k m q n N 0 N l∗ − ε0lmn k m q n N l N 0∗ + ε0lmn k 0 q n N l N m∗ + ε0lmn k n q 0 N m N l∗ = N0 N ∗ · (k × Q) − N0∗ N · (k × Q) + k0 N · (N ∗ × Q) + ωN ∗ · (N × k) = −N0 N ∗ · (k × k0 ) + N0∗ N · (k × k0 ) − k0 N · (N ∗ × k0 ) − k00 N ∗ · (N × k) = −2i = (N0 N ∗ · ey ) k × k0 − (k0 k0 − k00 k) N × N ∗ . (1.62) 19 1 Der differentielle Wirkungsquerschnitt Setzt man hier wieder die sphärischen Komponenten für N und N ∗ ein, so folgt nach einigen trivialen Umformungen √ q02 0 ∗ ∗ α β µ ν∗ + N−1 εµναβ k q N N = i 2 − k × k + kx < N0 N+1 Q 2 2 . (1.63) + i k0 kz0 − k00 kz N+1 − N−1 Damit erhält man als Zwischenergebnis für (1.53) ( 2 X 2 ω q 4 2 Mf,i = N+1 2 + N−1 2 K0 − Kz − 2 N0 + 2kx2 − q 2 Q Q { Mf } √ ω 2 ∗ ∗ ∗ + 2kx K0 − Kz 2< N0 N+1 − N−1 − 2kx 2< N+1 N−1 Q √ ω2 0 ∗ ∗ 2 − k × k + kx 2< N0 N+1 +h + N−1 Q ) 2 2 N+1 − N−1 + 2 k0 kz0 − k00 kz . (1.64) Zur Auswertung der kinematischen Faktoren beschränken wir uns wieder auf relativistische Elektronen. Dann gelten folgende Beziehungen: q 2 = ω 2 − Q2 2 = (k0 − k00 ) − (k − k0 ) Kz K02 ' −2k0 k00 (1 − cos ϑe ) ϑe = −4k0 k00 sin2 2 1 = (k + k0 ) · Q Q 1 2 k − k02 = Q K0 ω ' Q 2 = ω + 4k0 k00 = q 2 + Q2 + 4k0 k00 ϑe ' 4k0 k00 cos2 + Q2 2 q k02 − kz2 s 2 k · Q k02 − = Q kx = 20 2 (1.65) (1.66) (1.67) 1.3 Strukturfunktionen = ' = kx2 ' q 2 1 2 k02 (k − k0 ) − k2 − k · k0 Q k0 k00 p 1 − cos2 ϑe Q ϑe ϑe 2k0 k00 sin cos Q 2 2 2 q ϑe − 2 k0 k00 cos2 . Q 2 (1.68) (1.69) Unter Verwendung dieser Relationen sowie einiger trigonometrischer Identitäten ergibt sich schließlich der endgültige Ausdruck für die Kontraktion der Tensoren (1.33) Mf,i 2 = 4k0 k00 cos2 ϑe 2 ( 4 X q 2 q2 2 ϑe N+1 2 + N−1 2 N + − + tan 0 Q4 2Q2 2 { Mf } s 2 q q2 q2 ∗ ∗ ∗ 2 ϑe √ N − N 2< N N − + tan 2< N + − +1 −1 0 +1 −1 2Q2 Q2 2 2Q2 q2 ϑe ∗ ∗ +h − √ 2< N0 N+1 tan + N−1 2 2Q2 s ) 2 q ϑe ϑe 2 2 N+1 − N−1 tan . (1.70) + − 2 + tan2 Q 2 2 An dieser Stelle ist es günstig, einige Abkürzungen einzuführen. Wir folgen dabei der Notation von [Don90] und definieren die Elektron-Photon-Faktoren vL ≡ q4 Q4 ϑe q2 + tan2 2 2Q 2 2 q ≡ 2Q2 s ϑe q2 q2 − 2 + tan2 ≡ √ Q 2 2Q2 s ϑe ϑe q2 ≡ tan − 2 + tan2 Q 2 2 vT ≡ − vTT vTL vT’ ϑe q2 tan vTL’ ≡ √ 2 2 2Q (1.71) (1.72) (1.73) (1.74) (1.75) (1.76) 21 1 Der differentielle Wirkungsquerschnitt sowie die Strukturfunktionen RL = X 2 N 0 (1.77) {Mf } R T = X N+1 2 + N−1 2 {Mf } R TT = X {Mf } R TL R T’ = − = X {Mf } R = − ∗ N+1 N−1 2< N0 ∗ N+1 − ∗ N−1 X N+1 2 − N−1 2 {Mf } TL’ 2< X {Mf } 2< N0 ∗ N+1 + ∗ N−1 (1.78) (1.79) (1.80) (1.81) (1.82) Die Indizes L und T stehen für longitudinal“ bzw. transversal“. Damit ist die Orien” ” tierung der in den Strukturfunktionen auftretenden Komponenten des Stromoperators in Bezug auf die Richtung des Photonimpulses gemeint. Die Nullkomponente des Stromoperators wird als longitudinal bezeichnet, da sie nach (1.52) proportional zur z-Komponente ist. Aus (1.34) erhalten wir in der neuen Schreibweise als vorläufigen Ausdruck für den differentiellen Wirkungsquerschnitt ! n Y cos2 ϑ2e e4 (4) δ (k + P − k 0 − P 0 ) dpj dσ = 2 4 (2π) q j=1 h i L T TT TL TL’ T’ vL R + vT R + vTT R + vTL R + h vTL’ R + vT’ R . (1.83) Der verbliebene kinematische Faktor läßt sich schreiben als 2 2 cos2 ϑ2e cos2 ϑ2e e4 1 e = 2 4 ϑe 0 2 4 2 4π 4k0 sin 2 k0 (2π) q 1 ≡ σM 0 2 . k0 (1.84) Hierbei ist σM der Mottsche Wirkungsquerschnitt, den man für die Coulomb-Streuung eines relativistischen Elektrons erhält. Damit resultiert für (1.83) die Form ! n Y 1 (4) dσ = σM 0 2 δ (k + P − k 0 − P 0 ) dpj k0 j=1 h i L T TT TL TL’ T’ vL R + vT R + vTT R + vTL R + h vTL’ R + vT’ R . (1.85) 22 1.4 Der sechsfach-differentielle Wirkungsquerschnitt in nichtrelativistischer Näherung 1.4 Der sechsfach-differentielle Wirkungsquerschnitt in nichtrelativistischer Näherung k0 p1 p2 p3 PSfrag replacements q = k − k0 k P Abbildung 1.2: Schematische Darstellung des 3N-Aufbruchs von 3 He Die Viererimpulserhaltung in beiden Vertizes liefert P 0 = p1 + p2 + p3 = q + P . Man beachte, daß das Photon hier von links nach rechts propagiert. Wir wenden uns nun konkret dem 3N-Aufbruch zu, der in Abbildung 1.2 schematisch dargestellt ist. Insbesondere gehen wir ins Laborsystem, d. h. der Impuls des anfänglichen 3 He-Kernes sei P = 0. In diesem Fall lautet die vierdimensionale δ-Funktion für nichtrelativistische Nukleonen6 p22 p23 p21 (4) 0 0 (3) − − . (1.86) δ (k + P − k − P ) = δ Q− p1 +p2 +p3 δ ω +E3 − 2mN 2mN 2mN Die pi kennzeichnen die Endimpulse der asymptotisch freien Nukleonen, die wir hier im Vorgriff auf den im Kapitel 2 verwendeten Isospinformalismus als Teilchen gleicher Masse behandeln. Die in dieser Arbeit verwendete mittlere Nukleonenmasse hat den Wert mN = 938, 926 MeV/c2 . (1.87) E3 ist die Bindungsenergie des 3 He-Kerns: E3 = −7, 718 MeV . 6 (1.88) Die relativistische Form des Wirkungsquerschnittes wird in Anhang B abgeleitet. 23 1 Der differentielle Wirkungsquerschnitt Weiterhin gilt n Y dpj = dp1 dp2 dp3 dk0 . (1.89) j=1 Hiermit erhalten wir für (1.85) mit (1.84), (1.86) und der relativistischen Näherung k00 ' k 0 den Ausdruck 1 02 0 0 2 k dk dk̂ p1 dp1 dp̂1 dp2 dp3 k0 2 p22 p23 p21 (3) − − δ Q − p1 + p 2 + p 3 δ ω + E 3 − 2mN 2mN 2mN h i L T TT TL TL’ T’ vL R + vT R + vTT R + vTL R + h vTL’ R + vT’ R . dσ = σM (1.90) Wir beschränken uns auf den sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnitt, der die Messung der Dreierimpulse des auslaufenden Elektrons und eines Nukleons beschreibt. Dieser lautet: d6 σ dk 0 dk̂ 0 dp̂1 dp1 = σM p21 Z p22 p23 p21 − − dp2 dp3 δ Q − p1 + p 2 + p 3 δ ω + E 3 − 2mN 2mN 2mN h i L T TT TL TL’ T’ vL R + vT R + vTT R + vTL R + h vTL’ R + vT’ R . (1.91) (3) Zur Auswertung des Integrals führen wir bezüglich der nicht nachgewiesenen Nukleonen den Relativimpuls 1 (1.92) p ≡ (p2 − p3 ) 2 und den Gesamtimpuls p23 ≡ p2 + p3 (1.93) ein. Gemäß der Transformationsformel schreiben wir unter dem Integral ∂p2 ∂p3 ∂p ∂p dp2 dp3 = dp dp23 ∂p2 ∂p3 ∂p ∂p 23 23 = dp dp23 . Damit lassen sich die Integrationen wie folgt durchführen: 24 (1.94) 1.4 Der sechsfach-differentielle Wirkungsquerschnitt in nichtrelativistischer Näherung Z o p2 p223 n p21 − − dp dp23 δ ··· Q − p1 + p23 δ ω + E3 − 2mN mN 4mN Z o 2 2 2 n p 1 p1 − − = dp δ ω + E3 − Q − p1 ··· 2mN mN 4mN Z n o p mN dp̂ · · · (1.95) = 2 (3) Es ergibt sich als endgültiges Resultat für den sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnitt d6 σ dk 0 dk̂ 0 dp̂1 dp1 Z i h 2 p mN L T TT TL TL’ T’ . = σM p1 dp̂ vL R + vT R + vTT R + vTL R + h vTL’ R + vT’ R 2 (1.96) Man beachte, daß hier nur noch über die Richtung des Relativimpulses des nicht beobachteten Nukleonenpaares integriert wird. Der Betrag p des Relativimpulses ist durch die δ-Funktion festgelegt: s 2 1 p21 p = mN ω + E 3 − − Q − p1 . (1.97) 2mN 4 Zusätzlich zum Wirkungsquerschnitt stellt die Asymmetrie eine weitere experimentell bestimmbare Größe dar. Sie wird allgemein definiert als dσ h=+1 − dσ h=−1 (1.98) A≡ dσ + dσ h=+1 h=−1 und nimmt offenbar im Falle der Messung von sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnitten die Form Z TL’ T’ dp̂ vTL’ R + vT’ R A(6) = Z (1.99) L T TT TL dp̂ vL R + vT R + vTT R + vTL R an. Die Asymmetrie spielt die zentrale Rolle bei der experimentellen Bestimmung des elektrischen Formfaktors des Neutrons. Hiermit werden wir uns ausführlich in Abschnitt 4.3 sowie in den Kapiteln 6 und 7 befassen. 25 1 Der differentielle Wirkungsquerschnitt 26 2 Ableitung der Kernmatrixelemente In diesem Kapitel werden wir die durch (1.30) definierten hadronischen Matrixelemente berechnen, wobei wir im Rahmen des Isospinformalismus ([Hei32]) Proton und Neutron als identische Teilchen ansehen. Wir beschränken uns bei den darin enthaltenen Stromoperatoren auf reine Einteilchenströme, d. h. wir betrachten nur solche Prozesse, bei denen das virtuelle Photon an einem Nukleon innerhalb des 3 He-Kernes absorbiert wird. In Anbetracht dessen werden aus den hadronischen Matrixelementen nukleonische, die, dem allgemeinen Sprachgebrauch folgend, im weiteren oft auch als Kernmatrixelemente bezeichnet werden. Es soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, daß man bei Nichtberücksichtigung von Mehrteilchenströmen, wie zum Beispiel der Mesonenaustauschströme, die Eichinvarianz der Theorie verletzt, da es allein mit Einteilchenoperatoren nicht möglich ist, die Kontinuitätsgleichung (1.51) zu erfüllen, die eine Folge der Eichinvarianz ist. Wir beginnen unsere Betrachtungen mit der Herleitung des nukleonischen Stromoperators in nichtrelativistischer Näherung. Dabei werden zu Beginn die in der Elementarteilchenphysik eine bedeutende Rolle spielenden nukleonischen Formfaktoren eingeführt. Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit der Herleitung der allgemeinen Form der Kernmatrixelemente für beliebige, total antisymmetrische Endzustände. Danach wenden wir uns der Berechnung des Streuzustandes im Rahmen der FaddeevTheorie zu. Letztere erlaubt eine exakte Behandlung der vollständigen Endzustandswechselwirkung, die einen großen Einfluß auf den Streuprozeß ausübt. In diesem Zusammenhang werden verschiedene Endzustandsmodelle für die auslaufenden Nukleonen eingeführt, nämlich PWIA, PWIAS, FSI23 und FSI. Der Vergleich zwischen diesen Annahmen ist ein wesentlicher Bestandteil der numerischen Rechnungen in dieser Arbeit. Anschließend wird die Partialwellendarstellung der Matrixelemente, wie sie den numerischen Berechnungen zugrunde liegt, vorgestellt. Zu guter Letzt betrachten wir noch den Fall, in dem der anfängliche Bindungszustand in beliebiger Richtung polarisiert ist. 27 2 Ableitung der Kernmatrixelemente 2.1 Der nukleonische Stromoperator in nichtrelativistischer Näherung Eine realistische Beschreibung der elektromagnetischen Wechselwirkung von Protonen und Neutronen verlangt die Berücksichtigung ihrer komplexen Struktur. Im Rahmen einer mesonentheoretischen Behandlung der starken Wechselwirkung gilt es, durch virtuelle Mesonen bedingte Vertexkorrekturen mit in die Rechnungen einzubauen. Ferner sind die Beiträge zu berücksichtigen, die sich aus der inneren Struktur der Nukleonen ergeben. All dies bewirkt bekanntlich das Auftreten der elektromagnetischen Formfaktoren. Die allgemeine Form des Einteilchen-Stromoperators, die der Forderung nach Kovarianz und Stromerhaltung genügt, erhält man durch die Ersetzung1 σµν (l0 − l)ν p,n 2 p,n 2 0 0 0 0 ū(l , m ) γµ u(l, m) −→ ū(l , m ) γµ F1 q̃ + i u(l, m) , (2.1) F2 q̃ 2mp,n mit q̃ 2 ≡ (l0 − l)2 . (2.2) Die hier auftretenden skalaren Funktionen F1p,n und F2p,n sind der Dirac- und der PauliFormfaktor des Protons bzw. Neutrons. Analog zu (1.17) führt dies auf die Stromoperatoren für Proton und Neutron s X X m2 i e p,n 2 p,n 2 0 0 0 ν p,n N ū(l , m ) γµ F1 q̃ + σµν (l − l) F2 q̃ u(l, m) jµ = V l,m 0 0 l0 l00 2mN l ,m b† (l0 , m0 ) b(l, m) . (2.3) Von nun an behandeln wir im Rahmen des Isospinformalismus Proton und Neutron als identische Teilchen der Masse mN , charakterisiert durch ihre magnetischen Isospinquantenzahlen τ : ( + 21 für Protonen (2.4) τ= − 12 für Neutronen . Die vierkomponentigen Dirac-Spinoren (1.26)-(1.27) gehen dann durch Bildung des direkten Produktes mit den Spinoren im Isospinraum über in achtkomponentige. Wir definieren U (l, m, τ ) ≡ u(l, m) ⊗ Θτ Ū (l0 , m0 , τ 0 ) ≡ Θtτ 0 ⊗ ut (l0 , m0 ) . 1 (2.5) Ausführungen zu diesem Thema findet man in den meisten Standardwerken zur Elementarteilchenphysik und zur Quantenfeldtheorie. Exemplarisch seien hier [Bjo66], [Käl74] und [Itz85] genannt. 28 2.1 Der nukleonische Stromoperator Damit erhalten wir den nukleonischen Stromoperator s X X m2N e i 0 0 ν N 0 0 2 2 σµν (l − l) F̂2 q̃ U (l, m, τ ) jµ = Ū (l , m , τ ) γµ F̂1 q̃ + V l,m,τ 0 0 0 l0 l00 2mN l ,m ,τ b† (l0 , m0 , τ 0 ) b(l, m, τ ) . (2.6) Die verallgemeinerten Formfaktoren F̂1,2 stellen jetzt Operatoren im Isospinraum dar, welche die Projektionsoperatoren für Protonen und Neutronen enthalten: (1 + τ̂z ) p 2 (1 − τ̂z ) n 2 F1,2 q̃ + F1,2 q̃ . F̂1,2 q̃ 2 ≡ 2 2 (2.7) Da sie nur auf die Θ-Spinoren wirken, kann man die Projektionsoperatoren direkt auswerten. Dies liefert τ Θtτ 0 F̂1,2 q̃ 2 Θτ = δτ,τ 0 F1,2 q̃ 2 , (2.8) wobei τ F1,2 ≡ p F1,2 für τ = + 12 n F1,2 für τ = − 12 . (2.9) Mit der bekannten Gordon-Zerlegung i h 1 0 0 0 0 ν ū(l , m ) γµ u(l, m) = ū(l , m ) (l + l )µ + i σµν (l − l) u(l, m) 2mN 0 0 (2.10) führen wir den Stromoperator (2.6) über in die übliche Form s X X X m2N 1 e 0 0 0 τ N 2 0 ν τ 2 ū(l , m ) (l + l ) F jµ = q̃ + i σ (l − l) G q̃ u(l, m) µ µν 1 M V l,m l0,m0 τ l0 l00 2mN b† (l0 , m0 , τ ) b(l, m, τ ) . (2.11) Hier wurde noch der magnetische Formfaktor eingeführt. GτM q̃ 2 ≡ F1τ q̃ 2 + F2τ q̃ 2 (2.12) Im folgenden werden wir die nichtrelativistische Form dieses Ausdruckes (2.11) herleiten; dabei berücksichtigen wir zunächst alle Beiträge bis zur Ordnung Impulsquadrat/m2N“. ” Wir benutzen die Dirac Spinoren (1.26)-(1.27) sowie die nichtrelativistischen Näherungen s mN mN l0 + mN l00 + mN l2 l0 2 l2 l0 2 ' 1− 1− 1+ 1+ l0 l00 2mN 2mN 4m2N 4m2N 8m2N 8m2N ' 1− l2 + l0 2 , 8m2N (2.13) 29 2 Ableitung der Kernmatrixelemente und l0 − l 2 2 + l00 − l0 2 2 l0 2 l2 0 ' − l − l + mN + − mN − 2mN 2mN 2 0 ' − l −l . = − l0 − l 2 (2.14) Zur Abkürzung setzen wir noch Q̃ ≡ l0 − l . (2.15) Damit schreiben wir für die Summanden der Null-Komponente des Stromes (ohne die Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren und den Faktor e/V ) 0 1 2 02 l +l 1 −l · σ 2 l · σ χm X0 ≡ 1− l + l0 0 F1τ Q̃ χtm0 1, 0 2 8mN l0 + m N 2mN l0 + m N 0 1 2 02 ν 1 l +l −l · σ 2 l · σ χm χtm0 1, 0 σ0ν l0 − l GτM Q̃ i + 1− 2 8mN l0 + m N 2mN l0 + m N ≡ X0,1 + X0,M . (2.16) Der Anteil mit F1τ ergibt sich unter Verwendung der Relation σ ·a σ ·b = a ·b+iσ · a× b zu X0,1 = F1τ 2 Q̃ 2 ' F1τ Q̃ χtm0 χtm0 (2.17) l2 + l 0 2 1 0 0 1+ − l ·l +iσ · l × l χm 4m2N 4m2N ! 2 Q̃ 1 0 1+ −i σ · l × l χm . (2.18) 8m2N 4m2N l 2 + l0 2 1− 8m2N Zur Berechnung des magnetischen Anteils verwenden wir σ0ν (l0 − l)ν = i γ0 γi (l0 − l)i 0 1 = i σi (l0 − l)i γ0 −1 0 ! 0 1 = −i σ · Q̃ 1 0 und erhalten X0,M 30 1 2 GτM Q̃ χtm0 ' 2 4mN 0 0 ! − l · Q̃ − i σ · l × Q̃ + Q̃ · l + i σ · Q̃ × l (2.19) χm 2.1 Der nukleonische Stromoperator 1 2 t 2 0 τ G Q̃ χm0 − Q̃ + 2i σ · l × l χm = 4m2N M 1 τ 2 2 2 0 t τ F1 Q̃ + F2 Q̃ − Q̃ δm,m0 + 2i χm0 σ · l × l χm . = 4m2N (2.20) Insgesamt gilt dann X0 = ! 2 2 Q̃ Q̃ 2 2 F1τ Q̃ − F τ Q̃ − F τ Q̃ δm,m0 4m2N 2 8m2N 1 1 τ 2 2 τ F Q̃ + 2F Q̃ +i χtm0 σ · l0 × l χm . 1 2 2 4mN 2 (2.21) Da wir bei den numerischen Berechnungen im weiteren Verlauf dieser Arbeit typischerweise mit Impulsüberträgen von 650 MeV/c konfrontiert werden, stellt der dritte Summand in der ersten Zeile von (2.21) lediglich eine kleine Korrektur gegenüber dem ersten dar, weswegen wir ihn von nun an vernachlässigen werden. Dies gilt jedoch nicht uneingeschränkt für den zweiten Summanden, da im Falle des Neutrons bei den betrachteten Impulsüberträgen der Formfaktor F1n aufgrund der verschwindenden elektrischen Ladung klein gegen F2n ist (vgl. hierzu die in Anhang C vorgestellten Formfaktorparametrisierungen). Unter Berücksichtigung der bekannten Tatsache, daß die Wahrscheinlichkeit, ein Nukleon mit dem Impulsbetrag l innerhalb des 3 He-Kerns zu finden, für l = 0 am größten ist und mit wachsendem l rapide abnimmt, stellt der Term in der zweiten Zeile von (2.21) nur eine kleine Korrektur dar und wird ebenfalls nicht weiter betrachtet. Mit diesen Näherungen lautet (2.21) ! 2 Q̃ 2 2 X0 = F1τ Q̃ − F τ Q̃ δm,m0 . (2.22) 4m2N 2 Hier führen wir den elektrischen Formfaktor ein: GτE q̃ 2 ≡ F1τ q̃ Im nichtrelativistischen Limes folgt GτE q̃ Damit erhalten wir 2 −→ GτE Q̃ 2 2 = (l0 − l)2 τ 2 + F q̃ . 4m2N 2 F1τ X0 = GτE Q̃ Q̃ 2 2 (2.23) 2 Q̃ 2 τ F Q̃ . − 4m2N 2 δm,m0 (2.24) (2.25) und entsprechend für die Nullkomponente des Stromoperators j0 = e XXX τ 2 GE Q̃ b† (l0 , m, τ ) b(l, m, τ ) . V 0 m τ (2.26) l,l 31 2 Ableitung der Kernmatrixelemente Diese Form wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit sowohl für das Proton als auch für das Neutron verwendet. Den Raumanteil von (2.11) zerlegen wir wie üblich in Konvektions- und Spinstromanteil, die mit F1τ bzw. GτM einhergehen. Für den Konvektionsstrom betrachten wir zunächst wieder nur den Ausdruck 0 0 1 2 02 l +l l + l τ 2 −l · σ χtm0 1, 0 F Q̃ XK ≡ 1− l · σ χm 2 8mN l0 + m N 2mN 1 l0 + m N ! l2 + l 0 2 l + l 0 τ 2 t 1 = 1− F Q̃ χm0 1 − l · l0 + i σ (l × l0 ) χm 8m2N 2mN 1 4m2N l + l0 τ 2 F Q̃ δm,m0 . 2mN 1 ' (2.27) Dann lautet der Konvektionsstromoperator jK = e 1 XXX 2 (l + l0 ) F1τ Q̃ b† (l0 , m, τ ) b(l, m, τ ) . V 2mN 0 m τ (2.28) l,l Zur Berechnung des Spinstromes gehen wir aus von (XS )i 1 0 0 l +l −l · σ σi0 (l − l) τ 2 t ≡ 1− χ 1, i G Q̃ 0 l·σ m M 8m2N l00 + mN 2mN l + mN 0 1 l2 + l 0 2 σij (l0 − l)j τ −l0 · σ 2 t + 1− i G χ 1, Q̃ 0 l · σ M m 8m2N l00 + mN 2mN l0 + m N 2 02 0 χm χm (2.29) In der nichtrelativistischen Näherung gilt l2 − l 0 2 σi0 (l0 − l)0 ' σi0 2mN 4m2N l 2 − l0 2 = −i σi 4m2N 0 1 1 0 ! . (2.30) Damit ergeben sich nach Ausmultiplizieren für den ersten Summanden von (2.29) nur Beiträge verschwindender Ordnung. Zur Berechnung des 2. Summanden benutzen wir die Relation ! 1 0 σij = εijk σk . (2.31) 0 1 32 2.2 Allgemeine Form Hieraus folgt σij (l0 − l)j = = X j,k X j,k = 1 0 0 1 εijk σk (l0 − l)j εijk σj (l0 − l)k σ × Q̃ i 1 0 0 1 1 0 0 1 ! ! ! (2.32) und weiter XS = ' 2 1− 02 l +l 8m2N χtm0 1, 0 −l · σ l00 + mN " i σ × Q̃ τ GM 2mN i 2 GτM Q̃ χtm0 σ χm × Q . 2mN # 2 Q̃ 1 l · σ χm l0 + m N (2.33) Die Komponenten des Vektors σ m0 ,m ≡ χtm0 σ χm sind die zu m0 und m gehörigen Einträge der Pauli-Matrizen ! ! 0 1 0 −i σx = σy = σx = 1 0 i 0 Es gilt demnach σ m0 ,m (2.34) 1 0 0 −1 ! . δm0 ,−m = 2mi δm0 ,−m . 2m δm0 ,m Damit lautet der Vektoranteil des Spinstromes e XXX i 2 GτM Q̃ σ m0 ,m × Q̃ b† (l0 , m0 , τ ) b(l, m, τ ) . jS = V l,m 0 0 τ 2mN (2.35) (2.36) (2.37) l ,m 2.2 Allgemeine Form der Kernmatrixelemente In diesem Abschnitt werden wir die Kernmatrixelemente (1.30) für beliebige Endzustände im nichtrelativistischen Limes berechnen. Dazu verwenden wir die oben abgeleiteten Ausdrücke für die Stromoperatoren (2.26), (2.28) und (2.37). Wir lassen an dieser Stelle – wie bereits in Kapitel 1 angedeutet – das Volumen V , in dem der physikalische Prozeß stattfindet, gegen unendlich gehen. Dann gehen die diskreten 33 2 Ableitung der Kernmatrixelemente Impulseigenzustände über in Kontinuumseigenzustände und sind dementsprechend auf δFunktionen normiert. Formal erreicht man dies durch folgende Ersetzung: s 3 p −→ (2π) p . (2.38) d k V Die Indizes d und k stehen für diskret“ beziehungsweise kontinuumsnormiert“. Damit p ” ” verschwinden alle Faktoren V /(2π)3 in (1.30), und die Kernmatrixelemente gehen über in (2π)3 Ψf {Mf }P 0 j µ Ψb M P . (2.39) Nµ = e Die Antikommutatorrelationen für die Operatoren b, b† werden ebenfalls mit Hilfe von δ-Funktionen ausgedrückt, während diese im diskreten Fall nur Kronecker-Symbole enthalten. Daher ersetzt man auch hier formal s (2π)3 bd , b†d −→ bk , b†k . (2.40) V Darüber hinaus gehen die in den Stromoperatoren enthaltenen Summen über die Impulse l, l0 über in Integrale: Z X V V dl dl0 . (2.41) −→ 3 3 (2π) (2π) 0 l,l Damit gilt also Z 1 1 X † 0 0 0 bd (l , m , τ ) bd (l, m, τ ) −→ dl dl0 b†k (l0 , m0 , τ 0 ) bk (l, m, τ ) . 3 V 0 (2π) (2.42) l,l Wir beginnen die Berechnung der Kernmatrixelemente (2.39) mit der Evaluierung des Ausdruckes (2.43) M ≡ Ψf {Mf }P 0 b†k (l0 , m0 , τ 0 ) bk (l, m, τ ) Ψb M P , wobei die Zustände auf beiden Seiten total antisymmetrisch sein sollen. Weiterhin definieren wir die total antisymmetrischen Zustände für drei freie Nukleonen2 k 1 m1 τ 1 , k 2 m2 τ 2 , k 3 m3 τ 3 = b† (k1 , m1 , τ1 )b† (k2 , m2 , τ2 )b† (k3 , m3 , τ3 ) 0 A 0 0 0 0 0 0 0 0 0 k1 m1 τ1 , k2 m2 τ2 , k3 m3 τ3 = 0 b(k 01 , m01 , τ10 )b(k 02 , m02 , τ20 )b(k03 , m03 , τ30 ) . (2.44) A Unter Verwendung der Antikommutatorrelation 2 b(k1 , m1 , τ1 ), b† (k2 , m2 , τ2 ) = δ(k1 − k2 ) δm1 ,m2 δτ1 ,τ2 (2.45) Den Index k lassen wir im folgenden weg, da wir von jetzt an nur noch mit kontinuumsnormierten Zuständen arbeiten werden. 34 2.2 Allgemeine Form sowie der Tatsache, daß ein Vernichtungsoperator angewendet auf das Vakuum Null ergibt: b(k, m, τ ) 0 = 0 , (2.46) leitet man leicht die Normierungsbedingung A k01 m01 τ10 , k02 m02 τ20 , k03 m03 τ30 k1 m1 τ1 , k2 m2 τ2 , k3 m3 τ3 A = δ110 δ220 δ330 − δ110 δ230 δ320 − δ120 δ210 δ330 − δ130 δ220 δ310 + δ120 δ230 δ310 + δ130 δ210 δ320 und die Vollständigkeitsrelation X Z 1 X dk 1 dk2 dk3 1 = 6 m ,m ,m τ ,τ ,τ 1 2 3 1 2 3 k 1 m1 τ 1 , k 2 m2 τ 2 , k 3 m3 τ 3 k 1 m1 τ 1 , k 2 m2 τ 2 , k 3 m3 τ 3 AA (2.47) (2.48) ab. In der oberen Gleichung wurde die Abkürzung δij ≡ δ(ki − kj ) δmi ,mj δτi ,τj (2.49) eingeführt. Unter Verwendung der Vollständigkeitsrelation schreiben wir für (2.43) X Z X 1 dk01 dk02 dk03 Ψf {Mf }P 0 k01 m01 τ10 , k02 m02 τ20 , k03 m03 τ30 A · M = 36 m01 ,m02 ,m03 τ10 ,τ20 ,τ30 Z X X dk1 dk2 dk3 A k01 m01 τ10 , k02 m02 τ20 , k03 m03 τ30 b† (l0 , m0 , τ 0 ) b(l, m, τ ) m1 ,m2 ,m3 τ1 ,τ2 ,τ3 k 1 m1 τ 1 , k 2 m2 τ 2 , k 3 m3 τ 3 AA k1 m1 τ1 , k2 m2 τ2 , k3 m3 τ3 Ψb M P . (2.50) Das mittlere der drei Matrixelemente berechnen wir durch Einsetzen von (2.44) und wiederholte Anwendung der Antikommutatorrelation (2.45). Nach einigen trivialen Umformungen lautet das Ergebnis k01 m01 τ10 , k02 m02 τ20 , k03 m03 τ30 b† (l0 , m0 , τ 0 ) b(l, m, τ ) k1 m1 τ1 , k2 m2 τ2 , k3 m3 τ3 h i 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 = δl1 δl 1 (δ2 2 δ3 3 − δ2 3 δ3 2 ) − δl 2 (δ1 2 δ3 3 − δ1 3 δ3 2 ) + δl 3 (δ1 2 δ2 3 − δ1 3 δ2 2 ) h i − δl2 δl0 10 (δ20 1 δ30 3 − δ20 3 δ30 1 ) − δl0 20 (δ10 1 δ30 3 − δ10 3 δ30 1 ) + δl0 30 (δ10 1 δ20 3 − δ10 3 δ20 1 ) h i + δl3 δl0 10 (δ20 1 δ30 2 − δ20 2 δ30 1 ) − δl0 20 (δ10 1 δ30 2 − δ10 2 δ30 1 ) + δl0 30 (δ10 1 δ20 2 − δ10 2 δ20 1 ) . (2.51) 35 2 Ableitung der Kernmatrixelemente Setzt man (2.51) in (2.50) ein, so stellt man fest, daß die in den eckigen Klammern stehenden Kombinationen von δ-Funktionen und Kronecker-Symbolen jeweils den gleichen Ausdruck liefern, wenn man die Antisymmetrie des links stehenden Endzustandes und des rechts stehenden Anfangszustandes ausnutzt. Es folgt Z 1 X X dk 2 dk3 Ψf {Mf }P 0 l0 m0 τ 0 , k2 m2 τ2 , k3 m3 τ3 A M = 6 m ,m τ ,τ 2 3 2 3 lmτ, k2 m2 τ2 , k3 m3 τ3 Ψb M P A Z 1 X X + dk 1 dk3 Ψf {Mf }P 0 k1 m1 τ1 , l0 m0 τ 0 , k3 m3 τ3 A 6 m ,m τ ,τ 1 3 2 3 Ψb M P k m τ , lmτ, k m τ 1 1 1 3 3 3 A Z X X 1 dk 1 dk2 Ψf {Mf }P 0 k1 m1 τ1 , k2 m2 τ2 , l0 m0 τ 0 A + 6 m ,m τ ,τ 1 2 2 3 Ψb M P k m τ , k m τ , lmτ 1 1 1 2 2 2 A Z X X 1 = dk 2 dk3 Ψf {Mf }P 0 l0 m0 τ 0 , k2 m2 τ2 , k3 m3 τ3 A 2 m ,m τ ,τ 2 3 2 3 Ψb M P . lmτ, k m τ , k m τ (2.52) 2 2 2 3 3 3 A Im letzten Schritt wurden außerdem die Integrationsvariablen umbenannt. Wir wollen nun die total antisymmetrischen 3N-Zustände zurückführen auf EinteilchenProduktzustände. Hierzu definieren wir den i-ten Zustand eines freien Nukleons formal durch 1 i = pi , mi 1 , τ i . (2.53) 2 2 Darüber hinaus beschreibe der Produktzustand 123 ≡ 1 2 3 3 2 1 ≡ p1 p2 p3 m1 m2 m3 τ1 τ2 τ3 (2.54) die Situation, in der sich Teilchen i jeweils im Zustand i befindet. Hieraus ergibt sich durch Anwendung des Antisymmetrisierungsoperators A der total antisymmetrische Zustand dreier Nukleonen 1 123 123 √ ≡ 1 − P − P − P + P P + P P 12 13 23 12 23 13 23 A 6 ≡ A 123 . (2.55) Die Operatoren Pij bewirken die Tanspositionen (i ↔ j). Man überzeugt sich leicht, daß die so definierten Zustände die gleiche Normierung und die gleiche Vollständigkeitsrelation besitzen wie diejenigen aus Gleichung (2.44). 36 2.2 Allgemeine Form Für (2.52) schreiben wir nun Z 3 X X dk2 dk3 Ψf {Mf }P 0 A l0 k2 k3 m0 m2 m3 τ 0 τ2 τ3 M = 6 m ,m τ ,τ 2 3 2 3 τ τ2 τ3 mm2 m3 lk2 k3 A Ψb M P . (2.56) Die Anwendung des Antisymmetrisierungsoperators auf den Anfangs- bzw. Endzustand √ liefert jeweils den Faktor 6. Mithin gilt X XZ M = 3 dk2 dk3 Ψf {Mf }P 0 l0 k2 k3 m0 m2 m3 τ 0 τ2 τ3 m2 ,m3 τ2 ,τ3 τ τ2 τ3 mm2 m3 lk2 k3 Ψb M P . (2.57) Unter Verwendung dieser Beziehung, von (2.42) und der Nullkomponente des Stromoperators (2.26) lautet das zugehörige Kernmatrixelement X X Z 2 dl dl0 dk2 dk3 Ψf {Mf }P 0 l0 k2 k3 mm2 m3 GτE Q̃ τ τ2 τ3 N0 = 3 m,m2 ,m3 τ,τ2 ,τ3 X = 3 X Z m,m2 ,m3 τ,τ2 ,τ3 = 3 Z τ τ2 τ3 mm2 m3 lk2 k3 Ψb M P τ τ2 τ3 mm2 m3 lk2 k3 Ψb M P 2 dl dl0 dk2 dk3 Ψf {Mf }P 0 l0 k2 k3 mm2 m3 ĜE Q̃ τ τ2 τ3 2 dl dl0 dk 2 dk3 Ψf {Mf }P 0 l0 k2 k3 ĜE Q̃ lk2 k3 Ψb M P (2.58) Hier wurde zunächst analog zu (2.24) der Isospinoperator 2 ĜE Q̃ ≡ F̂1 Q̃ 2 2 Q̃ 2 F̂ Q̃ − 2 4m2N (2.59) eingeführt, der nun explizit auf Teilchen 1 wirkt. Anschließend wurden die Vollständigkeitsrelationen der Spin- und Isospinzustände ausgenutzt. Für die Raumanteile des Stromoperators (2.28) und (2.37) erhält man analog Z 3 2 dl dl0 dk2 dk3 l + l0 Ψf {Mf }P 0 l0 k2 k3 F̂1 Q̃ lk2 k3 Ψb M P NK = 2mN (2.60) Z X 3i NS = dl dl0 dk 2 dk3 Ψf {Mf }P 0 l0 k2 k3 12 m0 21 m σ m0 ,m × Q̃ 2mN m,m0 2 ĜM Q̃ lk2 k3 Ψb M P Z 3i 2 = dl dl0 dk2 dk3 Ψf {Mf }P 0 l0 k2 k3 σ × Q̃ ĜM Q̃ lk2 k3 Ψb M P . 2mN (2.61) 37 2 Ableitung der Kernmatrixelemente Der in der letzten Zeile auftretende Operator σ sowie F̂1 und ĜM wirken wiederum ausschließlich auf den Spin bzw. Isospin von Teilchen 1. Der Operator für den magnetischen Formfaktor ist dabei analog zu (2.12) gegeben durch ĜM Q̃ 2 2 ≡ F̂1 Q̃ 2 + F̂2 Q̃ . (2.62) Im Hinblick auf die später erfolgende Partialwellenentwicklung führen wir an dieser Stelle die Jacobi-Impulse ein. Für drei Teilchen mit den Impulsen k1 , k2 und k3 werden diese definiert als P = k1 + k2 + k3 1 k3 − k2 p = 2 2 1 q = k1 − k2 + k3 . 3 2 (2.63) (2.64) (2.65) Bei dieser Definition wird vorausgesetzt, daß der Impuls k i zu Teilchen i gehört. Dann bezeichnet p den Relativimpuls der Teilchen 2 und 3 und q den Impuls von Teilchen 1 relativ zum Schwerpunkt des Subsystems (23). P ist offensichtlich der Schwerpunktimpuls der drei Nukleonen. Die zugehörigen Zustände werden festgelegt durch die Vorschrift k1 k2 k3 p q P 1 2 1 = δ p − k3 − k2 δ q − k1 − k2 + k3 δ P − k1 + k2 + k3 . (2.66) 2 3 2 Exemplarisch betrachten wir das Kernmatrixelement des Ladungsdichteoperators (2.58). Die beiden darin auftretenden Matrixelemente lassen sich vermöge (2.66) im Laborsystem (dort gilt P = 0) schreiben als Ψf {Mf }P 0 l0 k2 k3 0 0 = δ P − l + k2 + k3 Ψf {Mf } p = 12 (k3 −k2 ), q = 32 l0 − 12 (k2 +k3 ) l k2 k3 Ψb M P = δ 0 − l + k2 + k3 p = 12 (k3 −k2 ), q = 32 l− 12 (k2 +k3 ) Ψb M . (2.67) (2.68) Nach Einsetzen von Q̃ = l0 − l und anschließender Eliminierung der Integrale über l und l0 mit Hilfe der δ-Funktionen folgt zunächst Z N0 = 3 dk 2 dk3 Ψf {Mf } p = 12 (k3 −k2 ), q = 23 P 0 −(k2 +k3 ) ĜE (P 0 2 ) p = 1 (k3 −k2 ), q = − (k2 +k3 ) Ψb M . (2.69) 2 38 2.2 Allgemeine Form Das Argument des elektrischen Formfaktors identifizieren wir anhand der Gesamtimpulserhaltung (1.12) im Laborsystem, P 0 − P = P 0 = Q, als den Impuls des Photons. Durch die hier getroffene Wahl der Jacobi-Impulse haben wir festgelegt, daß das Photon von Teilchen 1 absorbiert wird. Dementsprechend wirkt der Isospinoperator immer auf dieses Teilchen. Führen wir hier wieder Relativ- und Schwerpunktimpuls der Teilchen 2 und 3 unter dem Integral ein (vergleiche Abschnitt 1.4), so erhalten wir mit k 23 ≡ k2 + k3 Z N0 = 3 dp dk23 Ψf {Mf } p, 32 P 0 −k23 ĜE (Q2 ) p, −k23 Ψb M Z = 3 dp dq Ψf {Mf } p q ĜE (Q2 ) p, q− 23 Q Ψb M . (2.70) Dabei wurde im zweiten Schritt die Integration über k23 ersetzt durch die Integration über den Jacobi-Impuls (2.71) q = 32 P 0 − k23 = 32 Q − k23 . Durch analoge Vorgehensweise erhält man die entsprechenden Ausdrücke für Konvektionsund Spinstrom (2.60 und 2.61): Z 1 3 dp dq 2q − Q Ψf {Mf } p q F̂1 (Q2 ) p, q− 23 Q Ψb M NK = 2mN 3 (2.72) Z 3 dp dq Ψf {Mf } p q σ × Q ĜM (Q2 ) p, q− 23 Q Ψb M . NS = i 2mN (2.73) Diese führen wir noch in ihre sphärischen Komponenten über, wie sie in den Strukturfunktionen (siehe Abschnitt 1.3) auftauchen. Da der Impulsvektor des Photons Q in z-Richtung weisen soll, besitzt er keine sphärischen Anteile und es folgt 1 2q − Q = 2q±1 . (2.74) 3 ±1 Außerdem erhält man unter Verwendung von (2.36) und der sphärischen Einheitsvektoren (1.54) und (1.55) 1 σy ∓ i σ x σ×Q = Q ∓√ ±1 2 √ 1 = i 2Q σx ± i σ y 2 √ ≡ i 2 Q σ (±) . (2.75) In der letzten Zeile wurde die übliche Definition des Auf- bzw. Absteigeoperators σ (±) verwendet. Dieser wirkt natürlich ebenfalls nur auf den Spin von Teilchen 1. Für die sphäri- 39 2 Ableitung der Kernmatrixelemente schen Komponenten von (2.72) und (2.73) folgt dann Z 3 (2.76) NK,±1 = dp dq q±1 Ψf {Mf } p q F̂1 (Q2 ) p, q− 23 Q Ψb M mN Z 3Q NS,±1 = − √ dp dq Ψf {Mf } p q ĜM (Q2 ) σ (±) p, q− 23 Q Ψb M . (2.77) 2mN Abschließend führen wir noch die formale Schreibweise N ≡ Ψf {Mf } J Ψb M (2.78) ein, die sich in den folgenden Abschnitten als hilfreich erweisen wird. J stellt dabei den jeweiligen Operator im Impuls- und Spin-Isospinraum dar. Im einzelnen lauten die Operatoren Z J0 = 3 dp dq ĜE (Q2 ) p q p, q− 23 Q (2.79) Z 3 dp dq q±1 F̂1 (Q2 ) p, q p q− 23 Q JK,±1 = (2.80) mN Z 3Q dp dq ĜM (Q2 ) σ (±) p q p, q− 23 Q . (2.81) JS,±1 = − √ 2mN Man beachte, daß es sich hierbei um Einteilchenoperatoren handelt, da sie nicht auf das durch p beschriebene Zweiteilchensubsystem wirken. 2.3 Der Drei-Nukleonen-Streuzustand Nachdem wir nun die allgemeine Form der nukleonischen Matrixelemente vorliegen haben, ist der nächste Schritt die Bestimmung des darin auftretenden Endzustandes. Es ist offensichtlich, daß nach dem Aufbruch des Kernes die Nukleonen miteinander wechselwirken. Im allgemeinen Fall werden alle drei Nukleonen daran beteiligt sein. Man spricht dann von der vollständigen Endzustandswechselwirkung oder kurz FSI (vom englischen Final State Interaction). Diese werden wir zuerst ableiten. Im Anschluß daran betrachten wir noch den Spezialfall, in dem die Wechselwirkung nur zwischen zwei Nukleonen stattfindet. Zur Behandlung der FSI benutzen wir die Faddeev-Theorie ([Fad61]), was im wesentlichen die Aufsummation der Nukleon-Nukleon-Wechselwirkung in die 2-Teilchen-t-Matrizen bedeutet. Als Konsequenz daraus ergibt sich die Aufteilung des Streuzustandes in drei durch Permutationen ineinander überführbare Anteile. Ausgangspunkt der folgenden Abhandlungen ist der total antisymmetrische 3N-Produktzustand (2.55). Mit Hilfe des Antisymmetrisierers bezüglich des Paares (2,3) 1 (2.82) A23 ≡ √ 1 − P23 2 40 2.3 Der Drei-Nukleonen-Streuzustand schreiben wir Den Operator 123 = √1 1 + P12 P23 + P13 P23 A23 123 . A 3 P ≡ P12 P23 + P13 P23 (2.83) (2.84) bezeichnen wir im folgenden als den Permutationsoperator. Anstelle der drei Einteilchenimpulse in (2.54) führen wir wieder die Jacobi-Impulse (2.63), (2.64) und (2.65) ein: Dann beschreibt 123 = p q m1 m2 m3 τ1 τ2 τ3 P 0 . φ1 ≡ A23 p q m1 m2 m3 τ1 τ2 τ3 (2.85) (2.86) den Zustand der drei Nukleonen im Schwerpunktsystem, der allein antisymmetrisch unter Vertauschung der Teilchen 2 und 3 ist. Entsprechend (2.83) definieren wir den total antisymmetrischen Zustand im Schwerpunktsystem φA ≡ √1 1 + P φ1 . 3 (2.87) Unser Hauptinteresse gilt dem total antisymmetrischen 3N-Streuzustand, der die Wechselwirkung der Nukleonen untereinander beschreibt. Dieser ergibt sich durch Anwendung des Møller-Operators auf den freien Zustand (siehe z.B. [Glö83]): (−) ΨA = Ω(−) φA lim e+i Ht e−i H0 t φA t→+∞ = −i lim ε G(−) φA . ≡ ε&0 (2.88) G(−) bezeichnet man als Resolventenoperator; er ist definiert als G(±) ≡ lim G(E ± i ε) ε&0 ≡ lim (E − H ± i ε)−1 ε&0 = lim (E − H0 − V ± i ε)−1 , ε&0 (2.89) wobei E die kinetische Energie der 3 Nukleonen im Schwerpunktsystem darstellt: E= 3q 2 p2 + . mN 4mN (2.90) 41 2 Ableitung der Kernmatrixelemente Das Potential V denken wir uns zusammengesetzt aus Paarwechselwirkungen, d. h. wir berücksichtigen keine Drei-Teilchen-Kräfte. Dann läßt es sich als Summe dreier 2-TeilchenPotentiale darstellen: 3 X V = Vi . (2.91) i=1 Dabei stellt für ein Tupel (ijk) der Ausdruck Vi die Wechselwirkung der Teilchen j und k dar. Mit dem freien Propagator (±) G0 ≡ lim (E − H0 ± i ε)−1 (2.92) ε&0 und der Resolventenidentität (±) G(±) = G0 (±) + G0 V G(±) (2.93) folgt dann unter Verwendung von (2.91) G (−) = (−) G0 + 3 X (−) G0 Vi G(−) . (2.94) i=1 Die einzelnen Komponenten unter dem Summenzeichen lassen sich durch Umformung ineinander überführen: (−) Gi ≡ G0 Vi G(−) 3 X (−) (−) j = G 0 Vi G 0 + G . (2.95) j=1 Auflösen nach Gi liefert G i = = 1− (−) G 0 Vi 1+ (−) G 0 Vi (−) (−) = G 0 ti −1 + (−) G0 (−) G 0 Vi (−) G0 j6=i (−) (−) G 0 Vi G 0 Vi + X Gj j6=i + X + G j (−) (−) (−) G 0 Vi G 0 Vi G 0 Vi X (−) (−) + · · · G 0 Vi G 0 + Gj j6=i . (2.96) Im letzten Schritt wurde die Lippmann-Schwinger-Gleichung für die 2-Teilchen-t-Matrix (−) ti 42 (−) (−) = V i + V i G 0 ti (−) (−) (−) (−) (−) (−) = Vi + V i G 0 Vi + V i G 0 Vi G 0 Vi + V i G 0 Vi G 0 Vi G 0 Vi + · · · (2.97) 2.3 Der Drei-Nukleonen-Streuzustand eingesetzt. Für den Streuzustand (2.88) erhalten wir mit (2.94) und (2.95) (−) ΨA = −i lim ε G(−) φA ε&0 = −i lim ε ε&0 (−) G0 3 X φA − i lim ε G i φA = φA − i lim ε ε&0 ε&0 3 X i=1 i=1 G i φA . An dieser Stelle führen wir die Faddeev-Komponenten des Streuzustandes ein: ξi ≡ −i lim ε Gi φA ε&0 (−) (−) . = G 0 Vi Ψ A (2.98) (2.99) Diese lassen sich durch Anwendung von Permutationen ineinander überführen. Es gilt zunächst P12 P23 V1 P23 P12 = V2 (2.100) P13 P23 V1 P23 P13 = V3 . (2.101) Daraus folgt zum Beispiel für die erste Faddeev-Komponente (−) (−) P12 P23 ξ1 = P12 P23 G0 V1 ΨA und entsprechend (−) (−) = G0 P12 P23 V1 P23 P12 P12 P23 ΨA (−) (−) = G 0 V2 Ψ A = ξ2 P12 P23 ξ1 = ξ3 . Mithin läßt sich der total antisymmetrische Streuzustand und (2.103) schreiben als r (−) 1 ΨA = 1+P φ1 + 3 (2.102) (2.103) (2.98) mit (2.87), (2.99), (2.102) ξ1 . (2.104) Setzt man diesen in den formalen Ausdruck (2.78) für die Kernmatrixelemente ein, so lautet das Ergebnis N FSI = (−) ΨA J Ψb M r 1 φ1 1 + P J Ψb M + ξ1 1 + P J Ψb M = 3 PWIAS ≡ N + NR . (2.105) 43 2 Ableitung der Kernmatrixelemente Der Index FSI deutet an, daß dieser Ausdruck die vollständige Endzustandswechselwirkung beinhaltet. Der PWIAS-Term (vom englischen Symmetrised Plane Wave Impuls Approximation) beschreibt den Fall, in dem der Endzustand ein antisymmetrischer Produktzustand, bestehend aus ebenen Wellen im Impulsraum, ist, der keine Endzustandswechselwirkung enthält. Der Rückstreuterm N R beschreibt alle Prozesse, bei denen nach dem Aufbruch die drei Nukleonen paarweise über die starke Wechselwirkung miteinander in Verbindung stehen. Der nächste Schritt besteht im Aufstellen einer Integralgleichung für die Faddeevkomponente. Hierzu setzen wir (2.96) in (2.99) ein und verwenden anschließend (2.102) und (2.103): ξ1 = −i lim ε G0(−) t1(−) G0(−) + G0(−) t1(−) G2 + G0(−) t1(−) G3 φA ε&0 (−) (−) (−) (−) (−) (−) = G0 t1 φA − i lim ε G0 t1 G2 φA − i lim ε G0 t1 G3 φA ε&0 ε&0 (−) (−) (−) (−) (−) (−) = G 0 t 1 φA + G 0 t 1 ξ 2 + G 0 t 1 ξ 3 r 1 (−) (−) (−) (−) G 0 t 1 1 + P φ1 + G 0 t 1 P ξ 1 . (2.106) = 3 Dies ist die Faddeev-Gleichung für ξ1 , deren Integralkern nach einer Integration zusammenhängend und kompakt ist ([Fad65]). Mit ihrer Hilfe läßt sich eine weitere Integralgleichung für das Matrixelement N R ableiten, deren Integralkern ebenfalls diese Kompaktheitseigenschaft aufweist. Durch Iterieren folgt für (2.106) r 1 (−) (−) (−) (−) (−) (−) ξ1 = G 0 t1 + G 0 t1 P G 0 t1 3 (−) (−) (−) (−) (−) (−) (2.107) + G 0 t 1 P G 0 t 1 P G 0 t 1 + · · · 1 + P φ1 . Der entsprechende ket-Vektor lautet dann r (+) (+) 1 (+) (+) (+) (+) ξ1 = φ1 1 + P t 1 G 0 + t 1 G 0 P t 1 G 0 3 (+) (+) (+) (+) (+) (+) + t 1 G 0 P t1 G 0 P t1 G 0 Einsetzen in N R liefert r (+) (+) 1 (+) (+) (+) (+) NR = φ1 1 + P t 1 G 0 + t 1 G 0 P t 1 G 0 3 + = r (+) (+) (+) (+) (+) (+) t 1 G 0 P t1 G 0 P t1 G 0 1 (+) (+) φ1 1 + P 1 + t 1 G 0 P 3 +··· . (2.108) + · · · 1 + P J Ψb M (+) (+) (+) (+) (+) (+) + t1 G0 P t1 G0 P + · · · t1 G0 1 + P J Ψb M . (2.109) 44 2.3 Der Drei-Nukleonen-Streuzustand Wir definieren die Rückstreuamplitude U durch die Integralgleichung (+) (+) (+) U = t(+) 1 + P J Ψb M + t1 G0 P U . 1 G0 Dann gilt (2.110) r 1 (2.111) φ1 1 + P U , 3 wie unmittelbar aus (2.109) abzulesen ist. Die Gleichung (2.110) ist von zentraler Bedeutung; durch sie werden systematisch Rückstreuprozesse in steigender Ordnung der Zweinukleonen-t-Matrix generiert. Ihre numerische Lösung erfordert erheblichen Aufwand, sie wird in Kapitel 5 vorgestellt. NR = Während bei der vollständigen FSI alle drei Teilchen untereinander beliebig oft miteinander wechselwirken, kann man sich als vereinfachte Näherung den Fall vorstellen, in dem das Nukleon, welches das Photon absorbiert hat, sich schnell genug von den beiden übrigen entfernt, so daß nur noch diese sich gegenseitig beeinflussen. Diese Annahme gibt an den Stellen, wo sie annähernd gültig ist, eine gute Einsicht in die physikalischen Vorgänge. Hierauf wird in den Kapiteln 3 und 4 noch ausführlich eingegangen werden. Zur Ableitung der Kernmatrixelemente im Rahmen dieses vereinfachten Modells gehen wir wieder aus von dem total antisymmetrischen, freien 3N-Zustand (2.87), wobei wir jedoch die Beiträge des Permutationsoperators vernachlässigen. Wir betrachten also stattdessen φ23 ≡ √1 φ1 (2.112) 3 und den zugehörigen Streuzustand, der nur über die Wechselwirkung V1 ≡ V23 erzeugt wird3 (−) Ψ23 (−) = −i lim ε G23 φ23 . (2.113) ε&0 Beide sind nach wie vor antisymmetrisch in Bezug auf das Paar (23). Für den Resolventenoperator (±) G23 ≡ lim (E − H0 − V1 ± i ε)−1 (2.114) ε&0 erhalten wir analog zu (2.94) (−) (−) (−) (−) (−) (−) G23 = G0 3 = G 0 + G 0 V1 G 0 + G 0 V1 G 0 V1 G 0 + G 0 V1 G 0 V1 G 0 V1 G 0 (−) (−) (−) (−) (−) (−) (−) = 1 + G 0 V1 + G 0 V1 G 0 V1 + G 0 V1 G 0 V1 G 0 V1 + · · · G 0 (−) (−) (−) = 1 + G 0 t1 G0 . (−) + G0 V1 G23 (−) (−) (−) (−) (−) (−) (−) +··· (2.115) Zur Erinnerung: in Abschnitt 2.2 wurde festgelegt, daß das Photon stets von Teilchen 1 absorbiert wird. 45 2 Ableitung der Kernmatrixelemente Damit lautet der Streuzustand Ψ23 (−) = −i lim ε 1 + G0(−) t1(−) G0(−) φ23 ε&0 (−) (−) = 1 + G 0 t1 φ23 , und wir erhalten das Kernmatrixelement N FSI23 ≡ (−) Ψ23 J Ψb M r r 1 1 (+) (+) φ1 J Ψb M + φ1 t1 G0 J Ψb M = 3 3 PWIA R23 ≡ N +N . (2.116) (2.117) Der Index 23“ soll andeuten, daß eine Wechselwirkung nur zwischen den Teilchen 2 und ” 3 stattfindet. PWIA (vom englischen Plane Wave Impuls Approximation) beschreibt den Fall dreier auslaufender ebener Wellen ohne eine vollständige Antisymmetrisierung. Dieses einfachste Modell bezüglich des Endzustandes wird in der Literatur häufig bei der Analyse von Streuexperimenten zu Rate gezogen; wir werden es daher später in die numerischen Untersuchungen mit einbeziehen. Den oberen Index (+)“ an den Operatoren t1 und G0 lassen wir von nun an weg, da ” wir im weiteren ausschließlich diese Formen benutzen werden. 2.4 Partialwellendarstellung Die grundsätzliche Idee, die hinter einer Partialwellenentwicklung steckt, ist die Entwicklung eines Impulsraumzustandes nach Eigenfunktionen des Drehimpulses. Für unsere Zwecke ordnen wir den Jacobi-Impulsen p und q die Drehimpulse l und λ zu, die zum Gesamtbahndrehimpuls L gekoppelt werden. Der zugehörige Partialwellenzustand wird festgelegt durch die Gleichung ([Glö83]) 0 0 δ(p − p0 ) δ(q − q 0 ) LM p q p q (lλ)LM ≡ Ylλ (p̂q̂) , (2.118) p2 q2 mit der Wellenfunktion des Gesamtbahndrehimpulses X LM Ylλ (p̂q̂) ≡ lλL, µ, M − µ Yl,µ (p̂) Yλ,M −µ (q̂) . (2.119) µ Im Spinraum addieren wir zuerst die Spins der Teilchen 2 und 3 zu s und diesen anschließend mit dem des ersten Teilchens zum Gesamtspin S. Der zugehörige Zustand ist dann gegeben durch 1 X 1 (s )SMS = s 2 S, κ, MS −κ ( 12 21 )sκ 21 , MS −κ . (2.120) 2 κ 46 2.4 Partialwellendarstellung Analog konstruiert man den Isospinzustand 1 X 1 (t )T MT = t 2 T, ν, MT −ν ( 21 12 )tν 21 , MT −ν . 2 (2.121) ν Abschließend koppelt man den Gesamtbahndrehimpuls L mit dem Gesamtspin S zum Gesamtdrehimpuls J . Der innere 3N-Zustand läßt sich dann vollständig durch den Partialwellenzustand pq (lλ)L (s 1 )S JM, (t 1 )T MT 2 X 2 LSJ, ML MS M pq (lλ)LM (s 12 )SMS (t 12 )T MT ≡ (2.122) ML MS beschreiben. Diese Form bezeichnet man als LS-Kopplungsschema oder auch einfach nur LS-Kopplung. Eine andere Möglichkeit, zum Gesamtdrehimpuls J zu gelangen, stellt folgendes Kopplungsschema dar: man koppelt zunächst Bahndrehimpuls l und Spin s zu j und λ mit s1 zu I, und addiert schließlich j und I zu J . Der entsprechende Partialwellenzustand hat die Form pq (ls)j (λ 1 )I JM, (t 1 )T MT . 2 2 Dies bezeichnet man als die jI-Kopplung. Sie bietet sich insbesondere dann an, wenn es gilt, Matrixelemente von 2-Teilchen-Potentialen zu berechnen, weil diese diagonal in den Quantenzahlen des dritten Teilchens sind. Um vom einen Kopplungsschema zum anderen zu gelangen, verwendet man das 9j-Symbol, welches durch j j j q 1 2 12 (j1 j2 )j12 (j3 j4 )j34 j (j1 j3 )j13 (j2 j4 )j24 j ≡ ĵ12 ĵ34 ĵ13 ĵ24 (2.123) j3 j4 j34 j13 j24 j definiert ist. Dieses läßt sich für praktische Berechnungen auf Clebsch-Gordan-Koeffizienten zurückführen (siehe zum Beispiel [Edm64]). Bei allen zukünftigen Rechnungen werden wir die Abkürzungen pqα ≡ pq (ls)j (λ 1 )I JM, (t 1 )T MT 2 2 pqβ ≡ pq (lλ)L (s 1 )S JM, (t 1 )T MT 2 2 (2.124) (2.125) benutzen. Dabei werden wir jedoch nur solche Partialwellen verwenden, die antisymmetrisch unter Vertauschung der Teilchen 2 und 3 sind. Dies wird notwendig gefordert bei der in Kapitel 5 beschriebenen Berechnung des Bindungszustandes im Rahmen der FaddeevTheorie. Die gewünschte Symmetrieeigenschaft erreicht man durch die Bedingung (−1)l+s+t = −1 . (2.126) 47 2 Ableitung der Kernmatrixelemente Häufig benötigt man die Vollständigkeitsrelation, die für beide Kopplungsschemata gleichermaßen Z XZ 2 dq q 2 pqγ pqγ 1= dp p (2.127) γ lautet, wobei γ = α oder β ist. Wenden wir uns nun konkret den Kernmatrixelementen zu. Wir beginnen mit der Berechnung des PWIAS-Terms von (2.105). Unter Verwendung von (2.86) erhalten wir r 1 φ1 1 + P J Ψb M 3 r 1 = τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 p q A23 1 + P J Ψb M . 3 N PWIAS ≡ (2.128) Da A23 (siehe Gleichung (2.82)) mit dem Permutationsoperator vertauscht, können wir √ ihn nach rechts auf J Ψb M wirken lassen, was einen Faktor 2 liefert. Die Operatoren J sind nämlich nach (2.79)-(2.81) symmetrisch unter Vertauschung der Teilchen 2 und 3, und der vollkommen antisymmetrische Bindungszustand liefert ein Minuszeichen, so daß man √ √ insgesamt den Faktor (1-(-1))/ 2 = 2 erhält. Den Operator (1+P ) hingegen wenden wir auf den linken Zustand an und erhalten r 2 PWIAS N = τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 p q 1 + P J Ψb M 3 r 3 2 X (i) (i) (i) (i) (i) (i) (i) (i) ≡ τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 p q J Ψb M . (2.129) 3 i=1 Der Index i deutet an, daß sich Teilchen 1 im i-ten Zustand befindet. Dabei entspricht i = 1 der Identität von (1+P ). Die Fälle i = 2,3 erhält man durch die Permutationen (123) −→ (312) beziehungsweise (123) −→ (231) bezüglich der Teilchen in (2.54). Es gilt demnach (2) (2) (2) (2) (2) (2) τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 p(2) q (2) ≡ τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 p q P13 P23 = τ2 τ3 τ1 m2 m3 m1 12 (p3 −p1 ), 23 (p2 − 12 (p3 +p1 )) (3) (3) (3) (3) (3) (3) (3) (3) τ 1 τ 2 τ 3 m1 m2 m3 p q ≡ τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 p q P12 P23 = τ3 τ1 τ2 m3 m1 m2 12 (p1 −p2 ), 23 (p3 − 12 (p1 +p2 )) . (2.130) (2.131) Die Spin- und Isospinzustände, die bis jetzt reine Produktzustände darstellen, koppeln wir entsprechend der oben angegebenen Vorschrift um zu Eigenzuständen des Gesamtspins 48 2.4 Partialwellendarstellung bzw. Gesamtisospins. Hierzu betrachten wir explizit den Fall i = 1; die beiden anderen Fälle ergeben sich dann durch Permutationen der magnetischen Quantenzahlen. Es gilt X m1 m2 m3 = 11 s, m2 , m3 22 s = X 11 s, m2 , m3 22 sS 1 2 mit m1 s, m2 +m3 s 21 S, m2 +m3 , m1 (s 21 )SMS , (2.132) MS = m 1 + m 2 + m 3 . Allgemein schreiben wir X (i) (i) (i) m1 m2 m3 = (i) (i) (i) (i) 1 (i) 11 s, m2 +m3 s, m2 , m3 m 22 2 1 s = X (i) (i) 11 s, m2 , m3 22 sS (i) (i) (i) s 21 S, m2 +m3 , m1 Analog lautet der Eigenzustand zum Gesamtisospin X (i) (i) (i) τ1 τ2 τ3 = tT (i) (i) 11 t, τ , τ 2 3 22 (i) (i) (i) t 12 T, τ2 +τ3 , τ1 (s 12 )SMS . (t 12 )T MT . (2.133) (2.134) Wir betrachten nun das PWIAS-Matrixelement für die 0-Komponente des Stromes. Mit (2.79) erhalten wir N0PWIAS = 3 r 3 2 X (i) (i) (i) (i) (i) (i) τ τ τ m1 m2 m3 3 i=1 1 2 3 Z dp0 dq 0 ĜE (Q2 ) p(i) q (i) p0 , q 0 p0 , q 0 − 23 Q Ψb M 3 X √ X = 6 i=1 s,S,t,T (i) (i) 11 s, m , m 2 3 22 (i) (i) (i) s 21 S, m2 +m3 , m1 (s 12 )SMS (i) (i) 1 (i) (i) (i) 1 11 t, τ2 , τ3 t 2 T, τ2 +τ3 , τ1 (t 2 )T, MT 22 (i) (i) 2 p , q − 3 Q Ψb M . ĜE (Q2 ) (2.135) An dieser Stelle fügen wir die Vollständigkeitsrelation in LS-Kopplung ein. Da für den Bindungszustand J = 12 ist und dieser zudem positive Parität besitzt, definieren wir 0 0 0 p q β ≡ p0 q 0 (l0 λ0 )L0 (s0 12 )S 0 21 M 0 , (t0 12 )T 0 MT0 b X L0 S 0 21 , ML0 MS0 M 0 p0 q 0 (l0 λ0 )L0 M 0 (s0 21 )S 0 MS0 (t0 21 )T 0 MT0 , = 0 M0 ML S (2.136) 49 2 Ableitung der Kernmatrixelemente wobei die Summe l0 + λ0 stets gerade ist. Damit modifizieren wir (2.127) bezüglich dieser Restriktionen und schreiben Z XZ 0 02 dp p 1= dq 0 q 0 2 p0 q 0 βb0 p0 q 0 βb0 . (2.137) βb0 Einsetzen liefert unter Berücksichtigung von (2.118) N0PWIAS 3 X √ X 6 = i=1 t,T,βb0 (i) (i) 11 0 s , m2 , m3 22 (i) (i) (i) s0 12 S 0 , m2 +m3 , m1 (i) (i) (i) t 12 T, τ2 +τ3 , τ1 ĜE (Q2 ) (t0 1 ) 1 MT0 L0 S 0 1 , M −MS, MS 2 2 2 (i) (i) 2 0 L0 ,M −MS (i) d 2 (i) Y l 0 λ0 p̂ , q − 3 Q δM,M 0 p , q − 3 Q , βb Ψb M . (i) (i) 1 11 t, τ , τ (t 2 )T, MT 2 3 22 (2.138) Die Summen über s, S und MS0 sind aufgrund der Orthogonalität der Eigenzustände des Gesamtspins 1 (s 2 )SMS (s0 12 )S 0 MS0 = δs0 s δS 0 S δMS0 MS (2.139) verschwunden. Die Summe über ML0 verschwindet ebenfalls, weil der Clebsch-Gordan Koeffizient L0 S 0 12 , ML0 MS0 M 0 nur Beiträge für ML0 = M 0 − MS0 liefert und außerdem M 0 = M gilt. Als letzten Schritt haben wir noch das Isospinmatrixelement zu berechnen. Dazu definieren wir unter Verwendung von (2.24) und (2.7) I(t, T, MT , t0 , T 0 , MT0 , GE ) ≡ (t 21 )T, MT ĜE (Q2 ) (t0 12 )T 0 MT0 = (t 1 )T, MT 1 (1 + τ̂z (1))Gp (Q2 ) + (1 − τ̂z (1))Gn (Q2 ) (t0 1 )T 0 M 0 . 2 2 E E T 2 (2.140) Die Schreibweise τ̂z (1) soll andeuten, daß dieser Operator nur auf Teilchen 1 wirkt. Bei der Berechnung dieses Ausdrucks macht man sich die Tatsache zunutze, daß τ̂z ein Tensoroperator vom Rang 1 ist. Mit Hilfe des Wigner-Eckart-Theorems erhält man nach einiger Rechnung I(t, T, MT , t0 , T 0 , MT0 , GE ) " √ = δt0 t δMT0 MT 12 δT 1 (GEn + GEp ) + (GEn − GEp ) (−1) 2 3 1T 0 T, 0, Mt 2 = δt0 t δMT0 MT I(T, t0 , T 0 , MT0 , GE ) . 50 t0 ( t0 T 21 1 12 T 0 )# (2.141) 2.4 Partialwellendarstellung Die magnetische Isospinquantenzahl stellt also eine Erhaltungsgröße dar. Für den Fall, daß der Bindungszustand einen 3 He-Kern repräsentiert, gilt MT = + 21 , für den 3 H-Kern MT = − 12 . Mit der Abkürzung 2 (i) (2.142) q (i) − Q s ≡ q 3 erhalten wir schließlich die endgültige Form des nukleonischen Matrixelementes für den Ladungsdichteoperator in der PWIAS-Näherung: N0PWIAS 3 X √ X = 6 i=1 T,βb0 (i) (i) 11 0 s , m , m 2 3 22 (i) (i) (i) s0 12 S 0 , m2 +m3 , m1 (i) (i) 11 0 t , τ , τ 2 3 22 (i) (i) (i) t0 12 T, τ2 +τ3 , τ1 I(T, t0 , T 0 , MT0 , GE ) 0 −MS (i) (i) L0 S 0 21 , M −MS, MS YlL0 λ,M p̂ , q̂s δM,M 0 p(i) qs(i) βb0 Ψb M . 0 (2.143) Die Rechnung für den Konvektionsstrom liefert mit dem Stromoperator (2.80) bei völlig analoger Vorgehensweise das Resultat r 3 3 2 X (i) (i) (i) (i) (i) (i) PWIAS NK,±1 = τ τ τ m1 m2 m3 mN 3 i=1 1 2 3 Z 0 dp0 dq 0 q±1 F̂1 (Q2 ) p(i) q (i) p0 , q 0 p0 , q 0 − 23 Q Ψb M 3 X (i) √ X q±1 = 6 mN 0 i=1 T,βb (i) (i) 11 0 s , m2 , m3 22 (i) (i) 11 0 t , τ , τ 2 3 22 (i) (i) (i) s0 12 S 0 , m2 +m3 , m1 (i) (i) (i) t0 12 T, τ2 +τ3 , τ1 I(T, t0 , T 0 , MT0 , F1 ) 0 −MS (i) (i) L0 S 0 21 , M −MS, MS YlL0 λ,M p̂ , q̂s δM,M 0 p(i) qs(i) βb0 Ψb M . 0 (2.144) Zur Berechnung des Spinstrom-Matrixelementes geht man ebenfalls in gleicher Weise vor; dabei tritt jedoch wegen des Operators σ (±) in (2.81) ein zusätzliches Matrixelement im Spinraum auf. Es folgt r 3 2 X (i) (i) (i) (i) (i) (i) (±) 3Q PWIAS τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 σ NS,±1 = −√ 2mN 3 i=1 Z dp0 dq 0 ĜM (Q2 ) p(i) q (i) p0 , q 0 p0 , q 0 − 23 Q Ψb M 51 2 Ableitung der Kernmatrixelemente = − √ 3 (i) (i) (i) 3Q X (i) (i) (i) δm(i) ,± 1 τ1 τ2 τ3 −m1 m2 m3 mN i=1 1 2 Z dp0 dq 0 ĜM (Q2 ) p(i) q (i) p0 , q 0 p0 , q 0 − 23 Q Ψb M . (2.145) Die übrigen Rechnungen verlaufen wiederum analog zur Nullkomponente; man muß ledig(i) (i) lich m1 durch –m1 ersetzen. Das Ergebnis lautet schließlich PWIAS NS,±1 = 3 X √ X (−Q) (i) (i) (i) (i) (i) √ 6 δm(i) ,± 1 21 21 s0 , m2 , m3 s0 21 S 0 , m2 +m3 ,−m1 2mN 1 2 i=1 T,βb0 (i) (i) 0 1 (i) (i) (i) 11 0 t , τ2 , τ3 t 2 T, τ2 +τ3 , τ1 I(T, t0 , T 0 , MT0 , GM ) 22 0 S±1 p̂(i) , q̂s(i) δM,M 0 p(i) qs(i) βb0 Ψb M . L0 S 0 21 , M −MS ±1, MS ∓1 YlL0 λ,M−M 0 (2.146) Im Falle der PWIA-Näherung (2.117) genügt es offensichtlich, jeweils nur den Summanden für i = 1 in den Ausdrücken (2.143), (2.144) und (2.146) zu verwenden. Schließlich fehlt uns noch die Partialwellendarstellung der Rückstreumatrixelemente (2.111) und (2.117). Wir beginnen mit der vollständigen Endzustandswechselwirkung, d. h. √ mit dem Ausdruck (2.111). Auch hier liefert der Operator A23 einen Faktor 2, da er mit allen in der Rückstreuamplitude U auftretenden Operatoren (siehe (2.110)) vertauscht und mithin direkt auf J Ψb M angewendet werden kann. Analog zu (2.138) erhalten wir zunächst durch Einfügen der Vollständigkeitsrelation in LS-Kopplung r 1 R N = φ1 1 + P U 3 r 3 2 XX 11 (i) (i) (i) (i) (i) = s, m2 , m3 s 21 S, m2 +m3 , m1 22 3 i=1 β (i) (i) (i) 1 (i) (i) 11 t, τ2 , τ3 t 2 T, τ2 +τ3 , τ1 22 L,M −MS p̂(i) , q̂ (i) p(i) q (i) β U . LSJ, M −MS, MS Ylλ (2.147) Bei der praktischen Berechnung ist es günstiger, U in der jI-Kopplung darzustellen. Um dem Rechnung zu tragen, fügen wir hier die Vollständigkeitsrelation ein und benutzen die 52 2.4 Partialwellendarstellung Definition des 9j-Symbols (2.123): X pqβ = β α pqα α = Xq j,I Damit folgt N R = r q 3 2XX ĵ Iˆ 3 i=1 L,S,α l λ L 1 ˆ pqα . L̂ Ŝ ĵ I s 2 S j I J (i) (i) 11 t, τ2 , τ3 22 (i) (i) (i) (2.148) t 12 T, τ2 + τ3 , τ1 l λ L p (i) (i) (i) (i) (i) 11 1 L̂Ŝ 2 2 s, m2 , m3 s 2 S, m2 + m3 , m1 s 12 S j I J L,M −MS p̂(i) , q̂ (i) p(i) q (i) α U . LSJ, M − MS, MS Ylλ (2.149) Die Matrixelemente p(i) q (i) α U genügen der Faddeevgleichung (2.110). Mit ihrer numerischen Berechnung werden wir uns in Kapitel 5 eingehend befassen. Die Berechnung der Matrixelemente (2.117) im Rahmen der FSI23-Näherung läuft analog. Allerdings entfällt hier die Summe über i, weil der Endzustand nicht antisymmetri siert ist, und an die Stelle von U tritt der erheblich leichter zu berechnende Ausdruck t1 G0 J Ψb M : N R23 = r q 2 X ĵ Iˆ 3 L,S,α 11 t, τ2 , τ3 22 t 12 T, τ2 + τ3 , τ1 l λ L 1 11 1 L̂Ŝ 2 2 s, m2 , m3 s 2 S, m2 + m3 , m1 s 2 S j I J L,M −MS LSJ, M − MS, MS Ylλ (p̂, q̂) pqα t1 G0 J Ψb M . p (2.150) 53 2 Ableitung der Kernmatrixelemente 2.5 Kernmatrixelemente für beliebige Kernpolarisationsrichtungen Bei all unseren bisherigen Betrachtungen sind wir stillschweigend davon ausgegangen, daß sowohl die auslaufenden Nukleonen als auch der anfängliche Kern bezüglich der z-Achse, also der Richtung des Impulsübertrages Q, quantisiert sind. Weist der Kernspin jedoch in eine beliebige Richtung, so muß man den entsprechenden physikalischen Zustand durch Anwendung einer Rotation in das System transformieren, das den Rechnungen zugrunde liegt. Um dies zu erreichen, bedient man sich einer räumlichen Drehung und des entsprechenden quantenmechanischen Rotationsoperators. Sei die Quantisierungsachse der Targetpolarisation gegeben durch die Winkel ϑ∗ und ϕ∗ und n sei der zugehörige Einheitsvektor, dann gilt für den entlang dieser Achse polarisierten Bindungszustand n · J Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ = M Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ . (2.151) Den Vektor n kann man sich durch Anwendung einer Rotation auf den Einheitsvektor in z-Richtung erzeugt denken: n = Rz (ϕ∗ )Ry (ϑ∗ ) ez ≡ R(ϑ∗ , ϕ∗ ) ez . (2.152) Dies bedeutet, man rotiert ez zunächst um den Winkel ϑ∗ um die y-Achse und anschließend den daraus resultierenden Vektor um ϕ∗ um die z-Achse. Eine solche Drehung bezeichnet man als aktive Drehung, da hier der Vektor transformiert wird. Dabei erhalten Drehungen im Uhrzeigersinn ein positives Vorzeichen. Im Gegensatz dazu spricht man von einer passiven Drehung, wenn das Koordinatensystem entsprechend entgegengesetzt rotiert wird. Mit (2.152) können wir die linke Seite von (2.151) unter Ausnutzung der Orthogonalität der Matrix R weiter umformen: n · J Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ = (R(ϑ∗ , ϕ∗ ) ez ) · J Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ = R−1 (ϑ∗ , ϕ∗ ) J · ez Ψb M ∗ ∗ ϑ ,ϕ = 3 X l=1 † −1 ∗ (ϑ , ϕ∗ ) Jl Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ R3l = U (R−1 ) Jz U (R−1 ) Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ = U (R) Jz U † (R) Ψb M ∗ ∗ . ϑ ,ϕ (2.153) U (R) ist hierbei der zur räumlichen Drehung R gehörige Operator4 U (R) = exp (−i ϕ∗ Jz ) exp (−i ϑ∗ Jy ) . 4 54 (2.154) Hier ist wieder h̄ = 1; ansonsten würde in den Exponenten jeweils noch ein Faktor 1/h̄ hinzukommen. 2.5 Kernmatrixelemente für beliebige Kernpolarisationsrichtungen Aus (2.151) folgt dann zusammen mit (2.153) die Beziehung Jz U † (R) Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ = M U † (R) Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ . (2.155) Diese sagt aus, daß U † (R) Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ Eigenzustand zur z-Komponente des Gesamtdrehimpulses ist. Bis auf eine Phase, die wir ohne Beschränkung der Allgemeinheit gleich eins setzen können, gilt dann (2.156) U † (R) Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ = Ψb M und umgekehrt Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ = U (R) Ψb M . (2.157) Der in beliebiger Richtung polarisierte Kern läßt sich also durch Anwendung einer Rotation auf den in z-Richtung polarisierten Bindungszustand erzeugen, wobei der Rotationsoperator durch die Lage der neuen Quantisierungsachse eindeutig bestimmt ist. Dies ist natürlich eine altbekannte Tatsache, die schon in [Wig31] zu finden ist. Wie wirkt sich nun die Anwendung dieses Operators auf den 3N-Bindungszustand aus? Zur Beantwortung dieser Frage nutzen wir aus, daß der Bindungszustand Eigenzustand zum Gesamtdrehimpuls ist. Eine Drehung angewandt auf einen solchen Eigenzustand ändert bekanntlich nur die magnetische Quantenzahl. Daher erhalten wir durch Einfügen der entsprechenden Vollständigkeitsrelation: Ψb M ∗ ∗ = U (R) Ψb M ϑ ,ϕ X Ψb M 0 Ψb M 0 U (R) Ψb M . = (2.158) M0 Das Matrixelement ist gerade die Wignersche Drehmatrix. Diese ist allgemein definiert als (J) (2.159) DM 0 ,M (R) ≡ JM 0 τ U (R) JM τ , wobei τ einen beliebigen Satz sonstiger Quantenzahlen darstellt. Alle Matrixelemente dieser Form sind - wie bereits erwähnt - diagonal in J und τ . In unserem speziellen Fall erhalten wir mit (2.154) (1) DM20 ,M (R) = 21 M 0 exp (−i ϕ∗ Jz ) exp (−i ϑ∗ Jy ) 12 M = exp (−i ϕ∗ M 0 ) 12 M 0 exp (−i ϑ∗ Jy ) 12 M . (2.160) Mit der zusätzlichen Definition5 5 (1) dM20 ,M (ϑ∗ ) ≡ 12 M 0 exp (+i ϑ∗ Jy ) 12 M (2.161) In der Literatur findet sich auch häufig die Definition mit dem entsprechend konjugiert komplexen Exponenten. Wir folgen hier jedoch der Notation von [Edm64]. 55 2 Ableitung der Kernmatrixelemente schreiben wir für (2.160) (1) (1) DM20 ,M (R) = exp (−i ϕ∗ M 0 ) dM20 ,M (−ϑ∗ ) . (2.162) (1) Zur Berechnung der Matrixelemente dM20 ,M (−ϑ∗ ) wählt man für den hier vorliegenden Fall J = 12 zweckmäßigerweise als Darstellung der Drehimpulskomponenten die Paulischen Spinmatrizen und für die Eigenzustände die 2-dimensionalen Einheitsvektoren. Nach kurzer Rechnung erhält man die bekannten Resultate (vergleiche zum Beispiel [Edm64] oder [Mes90]): ϑ∗ 2 2 2 ∗ ϑ ( 21 ) d 1 ,− 1 (−ϑ∗ ) = − sin 2 2 2 ∗ ϑ ( 21 ) sin d− 1 , 1 (−ϑ∗ ) = 2 2 2 ∗ 1 ϑ ( ) . d−21 ,− 1 (−ϑ∗ ) = cos 2 2 2 (1) d 1 2, 1 (−ϑ∗ ) = (2.163) cos (2.164) (2.165) (2.166) Die Wignerschen Drehmatrizen (2.162) lauten dann: ∗ ϕ∗ ϑ ( 12 ) cos exp −i D 1 , 1 (R) = 2 2 2 2 ∗ ∗ 1 ϑ ϕ (2) D 1 ,− sin = − exp −i 1 (R) 2 2 2 2 ∗ ∗ 1 ϑ ϕ ( ) D−21 , 1 (R) = sin exp +i 2 2 2 2 ∗ ϕ ϑ∗ ( 12 ) D− 1 ,− 1 (R) = exp +i cos . 2 2 2 2 (2.167) (2.168) (2.169) (2.170) Ohne Beschränkung der Allgemeinheit wählen wir für den Bindungszustand M = + 12 ; dies entspricht zum Beispiel einer Targetpolarisation entlang eines äußeren Magnetfeldes. Dann gilt nach (2.158) für den gedrehten Zustand ∗ ∗ Ψb M ∗ ∗ = exp −i ϕ cos ϑ Ψb , + 1 2 ϑ ,ϕ 2 2 ∗ ∗ ϕ ϑ Ψb , − 1 . sin (2.171) + exp +i 2 2 2 Nun sind wir in der Lage, die Kernmatrixelemente für in beliebiger Richtung polarisierte Targetkerne angeben zu können. Analog zu (2.78) sind sie von der Form Ñ ≡ Ψf {Mf } J Ψb , + 12 ϑ∗ ,ϕ∗ = Ψf {Mf } J U (R) Ψb , + 1 . (2.172) 2 56 2.5 Kernmatrixelemente für beliebige Kernpolarisationsrichtungen Setzt man in der ersten Zeile den gedrehten Zustand (2.171) ein, so folgt ∗ ϑ ϕ∗ cos Ψf {Mf } J Ψb , + 21 Ñ = exp −i 2 2 ∗ ∗ ϕ ϑ + exp +i sin Ψf {Mf } J Ψb , − 21 2 2 ∗ ∗ ∗ ϕ ϑ ϕ∗ ϑ 1 ≡ exp −i cos N + 2 + exp +i sin N − 21 . 2 2 2 2 Hierin sind N (M ) ≡ Ψf {Mf } J Ψb M (2.173) (2.174) die Kernmatrixelemente, für welche der Bindungszustand parallel bzw. antiparallel zur zAchse polarisiert ist. Sie entsprechen also den Ausdrücken, die wir in den vorangegangenen Abschnitten abgeleitet haben. Bei den numerischen Berechnungen zur Streuung an polarisierten Kernen werden stets die Kernmatrixelemente in der Form (2.173) zugrunde gelegt. In diesem Zusammenhang spricht man auch von den polarisierten“ Kernmatrixelementen und Strukturfunktionen. ” Letztere werden analog zu (1.77)-(1.81) definiert: R̃L = X 2 Ñ0 (2.175) {Mf } R̃T = X Ñ+1 2 + Ñ−1 2 {Mf } R̃TT = X {Mf } R̃TL = − R̃T’ = X {Mf } ∗ ∗ 2< Ñ0 Ñ+1 − Ñ−1 X Ñ+1 2 − Ñ−1 2 {Mf } R̃TL’ = − ∗ 2< Ñ+1 Ñ−1 X {Mf } ∗ ∗ 2< Ñ0 Ñ+1 + Ñ−1 . (2.176) (2.177) (2.178) (2.179) (2.180) 57 2 Ableitung der Kernmatrixelemente 58 3 Die quasi-freie Streuung Unter dem Begriff quasi-freie Streuung (QFS) versteht man den (idealisierten) Prozeß, in dem das Nukleon, welches das virtuelle Photon absorbiert hat, nach dem Aufbruch frei propagiert und schließlich im Detektor nachgewiesen wird. Das heißt also, es liegen weder eine Antisymmetrisierung des 3N-Endzustandes noch eine Endzustandswechselwirkung des aktiven Nukleons noch Mehrteilchenströme vor. Nach der Notation von Abschnitt 2.3 sind bei der Berechnung des Wirkungsquerschnittes die Kernmatrixelemente in der PWIA bzw. der FSI23-Näherung zu verwenden – je nachdem, ob man eine Paarwechselwirkung der verbleibenden Nukleonen zuläßt oder nicht. Die QFS stellt natürlich eine starke Vereinfachung des tatsächlichen Streuprozesses dar, deren Anwendbarkeit auf die Analyse von Experimenten es theoretisch zu untersuchen gilt. Sie sollte rein anschaulich um so besser erfüllt sein, je höher der Impulsübertrag ist. Wir beschränken uns in diesem Kapitel auf die unpolarisierte Streuung, d. h. weder die Helizität des einlaufenden Elektrons noch die Polarisation des Kerns sind bekannt. Dafür werden wir die Darstellung des sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnittes vermöge der Spektralfunktion ableiten, die eine schöne Einsicht in den Streuprozeß ermöglicht. Der Spezialfall der polarisierten Streuung wird in Abschnitt 4.3 behandelt. Abschließend beschäftigen wir uns noch mit der Partialwellendarstellung der Amplitude der Spektralfunktion, wie sie den numerischen Berechnungen zugrunde liegt. Damit zeigen wir analytisch die Richtungsunabhängigkeit der Spektralfunktion. 3.1 Wirkungsquerschnitt und Spektralfunktion Beginnen wollen wir mit der Berechnung der Kernmatrixelemente für den einfachsten Fall, nämlich der PWIA. Diese ergeben sich aus (2.129), wenn man in der ersten Gleichung den Permutationsoperator P ausschaltet. In der zweiten Gleichung entfällt dann die Summe über i, und es bleibt r 2 PWIA N = τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 pq J Ψb M . (3.1) 3 59 3 Die quasi-freie Streuung Setzen wir für J den Ladungsdichteoperator (2.79) ein, so folgt Z √ 2 PWIA N0 = 6 τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 ĜE (Q ) dp0 dq 0 pq|p0 q 0 p0 , q 0 − 32 Q Ψb M √ (3.2) = 6 τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 ĜE (Q2 ) p, q − 32 Q Ψb M . Den in (2.59) definierten, hermiteschen Isospinoperator ĜE wenden wir der Einfachheit halber auf den links stehenden Isospinzustand an. Unter Verwendung von (2.7) liefert dies n 2 1 1 GE (Q ) 2 τ1 , für τ1 = − 12 ĜE = τ (3.3) 1 2 GpE (Q2 ) 12 τ1 , für τ1 = + 12 . Solange τ1 nicht näher spezifiziert ist, lassen wir den oberen Index am Formfaktor weg. Hier definieren wir die Funktion √ PWIA 6 τ τ τ m m m pq F{τ (pq ) ≡ 1 2 3 1 2 3 s Ψb M s i },{mi },M PWIA ≡ Fm (pq s ) . 1 ,M (3.4) Der Impuls qs ist nach (2.142) definiert als q s ≡ q − 32 Q. Mit der Definition (2.65) des Jacobi-Impulses q und der Gesamtimpulserhaltung können wir diesen schreiben als q s = p1 − Q . (3.5) Im folgenden wird aus Gründen der Bequemlichkeit die zweite Definition aus (3.4) verwendet. Diese Schreibweise impliziert natürlich stets auch eine Abhängigkeit der übrigen magnetischen Quantenzahlen. Mit dieser Abkürzung lautet (3.2) PWIA N0PWIA = GE (Q2 ) · Fm (pq s ) . 1 ,M (3.6) Für den Konvektionsstromoperator (2.80) läuft die Rechnung völlig analog: √ Z 6 2 0 PWIA τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 F̂1 (Q ) dp0 dq 0 q±1 pq|p0 q 0 p0 , q 0 − 23 Q Ψb M NK,±1 = m √N 6 q±1 = τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 F̂1 (Q2 ) p, q − 23 Q Ψb M mN q±1 PWIA (pq s ) . (3.7) = F1 (Q2 ) · Fm 1 ,M mN Das Matrixelement des Spinstromoperators (2.81) ergibt sich zu √ 3Q PWIA NS,±1 = − τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 ĜM (Q2 ) σ̂ (±) Z mN dp0 dq 0 pq|p0 q 0 p0 , q 0 − 32 Q Ψb M 60 3.1 Wirkungsquerschnitt und Spektralfunktion √ 3Q τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 ĜM (Q2 ) σ̂ (±) p, q − 23 Q Ψb M m √N 3Q = − GM (Q2 ) δm1 ,± 1 τ1 τ2 τ3 − m1 m2 m3 p, q − 32 Q Ψb M 2 mN Q PWIA (pq s ) . (3.8) = −√ GM (Q2 ) δm1 ,± 1 · F−m 1 ,M 2 2mN = − Für die FSI23-Näherung brauchen wir nach (2.117) zusätzlich die Rückstreumatrixelemente N R23 . Analog zu den PWIA-Matrixelementen sind sie von der Art r 2 N R23 = τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 pq t1 G0 J Ψb M . (3.9) 3 Das Matrixelement für die Nullkomponente des Stromoperators (2.79) ist dann Z √ R23 6 τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 dp0 dq 0 pq t1 G0 ĜE (Q2 ) p0 q 0 p0 , q 0 − 32 Q Ψb M N0 = Z √ 2 = 6 τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 ĜE (Q ) dp0 dq 0 pq t1 G0 p0 q 0 p0 , q 0 − 32 Q Ψb M Z √ = G E 6 τ 1 τ 2 τ 3 m1 m2 m3 dp0 dq 0 pq t1 G0 p0 q 0 p0 , q 0 − 32 Q Ψb M . (3.10) Im ersten Schritt wurde ausgenutzt, daß ĜE mit t1 G0 vertauscht, weil beide Operatoren diagonal in den magnetischen Quantenzahlen von Teilchen 1 sind. Zur Erinnerung: in Abschnitt 2.3 wurde festgelegt, daß die Endzustandswechselwirkung zwischen den Teilchen 2 und 3 stattfindet. Außerdem sind G0 und damit nach (2.97) auch t1 diagonal in q. Vermöge der Spektraldarstellung des Resolventenoperators Z 00 00 mN G0 = dp00 dq 00 p00 q 00 p q (3.11) mN E − p00 2 − 43 q 00 2 + i ε erhält man zunächst pq t1 G0 p0 q 0 = δ(q − q 0 ) p t1 (E − 3q 2 0 ) p 4mN mN . mN E − − p0 2 + i ε 3 2 q 4 (3.12) 2 3q Damit folgt für (3.10) unter Verwendung der Abkürzung z ≡ E − 4m und des Ausdrucks N (2.90) für die Energie E im Schwerpunktsystem 0 Z √ m N p t1 (z) p 0 R23 2 0 2 Ψb M . N0 = GE (Q ) 6 τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 dp p , q − Q 3 p2 − p 0 2 + i ε (3.13) Mit der Definition Z t1 (z) p0 √ m p N R23 F{τ (pq s ) ≡ 6 τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 dp0 p0 q s Ψ b M i },{mi },M 2 0 2 p − p +iε R23 ≡ Fm1 ,M (pq s ) (3.14) 61 3 Die quasi-freie Streuung lautet dann das Matrixelement für den Ladungsdichteoperator R23 N0R23 = GE (Q2 ) · Fm (pq s ) ; 1 ,M (3.15) die beiden übrigen ergeben sich analog zu (3.7) und (3.8): q±1 R23 F1 (Q2 ) · Fm (pq s ) 1 ,M mN Q R23 = −√ GM (Q2 ) δm1 ,± 1 · F−m (pq s ) . 1 ,M 2 2mN R23 NK,±1 = (3.16) R23 NS,±1 (3.17) Fassen wir die Ausdrücke (3.6)-(3.8) und (3.15)-(3.17) zusammen, so folgt FSI23 N0FSI23 = GE (Q2 ) · Fm (pq s ) 1 ,M q ±1 FSI23 FSI23 F1 (Q2 ) · Fm (pq s ) NK,±1 = 1 ,M mN Q FSI23 FSI23 NS,±1 = −√ (pq s ) , GM (Q2 ) δm1 ,± 1 · F−m 1 ,M 2 2mN (3.18) (3.19) (3.20) wobei FSI23 PWIA R23 Fm (pq s ) ≡ Fm (pq s ) + Fm (pq s ) 1 ,M 1 ,M 1 ,M √ = 6 τ 1 τ 2 τ 3 m1 m2 m3 ! Z t1 (z) p0 0 m p N p q s Ψb M . dp0 δ(p − p0 ) + 2 02 p −p +iε (3.21) Man beachte, daß (−) p ≡ Z dp0 0 ! p 0 t (z) m p 1 N δ(p − p0 ) + p p2 − p02 + i ε (3.22) FSI23 gerade den Zweinukleonen-Streuzustand darstellt. Demnach wird in Fm (pq s ) gegenüber 1 ,M PWIA Fm1 ,M (pq s ) der Impulszustand p durch den zugehörigen Streuzustand ersetzt. An dieser Stelle wenden wir uns dem sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnitt zu. Im unpolarisierten Fall wird (1.96) über die Helizitäten der einlaufenden Elektronen und die Kernpolarisationen gemittelt: d6 σ unp dk 0 dk̂ 0 dp̂1 dp1 d6 σ 1 X 1X 2 h=±1 2 M dk 0 dk̂ 0 dp̂1 dp1 Z o 1 Xn 2 p mN = σM p1 dp̂ vL RL + vT RT + vTT RTT + vTL RTL . 2 2 M = (3.23) 62 3.1 Wirkungsquerschnitt und Spektralfunktion Der nächste Schritt besteht in der Berechnung der über M summierten Strukturfunktionen (1.77)-(1.80) mit Hilfe der bisher abgeleiteten Kernmatrixelemente. Dabei gehen wir davon aus, daß die magnetische Isospinquantenzahl τ1 des nachgewiesenen Teilchens bekannt ist. Die in den Strukturfunktionen enthaltenen Summen über die Quantenzahlen im Ausgangskanal erstrecken sich demnach über die z-Komponenten der Spins aller drei Nukleonen und der Isospins der beiden nicht nachgewiesenen. Demnach gilt X RL = R T = RTT = M X X X τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M M X X τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M M X X τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M M X X R TL = X X 2 N 0 (3.24) N+1 2 + N−1 2 ∗ 2< N+1 N−1 ∗ N+1 (−2)< N0 τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M − ∗ N−1 (3.25) (3.26) . (3.27) Hier führen wir noch die folgenden Abkürzungen ein: q±1 F1 (Q2 ) mN Q GM (Q2 ) . ≡ −√ 2mN CK,±1 ≡ (3.28) CS (3.29) Für CK,±1 erhält man mit der Definition des Jacobi-Impulses (2.65) q und unter Berücksichtigung der Tatsache, daß der in z-Richtung weisende Impuls des Photons keine sphärischen Anteile besitzt, den Ausdruck CK,±1 ≡ = 2 p 3 1 − 13 (k2 + k3 ) mN 1 p1 − 3 Q ±1 mN ±1 F1 (Q2 ) F1 (Q2 ) (p1 )±1 F1 (Q2 ) mN p1 = ∓√ F1 (Q2 ) sin ϑ1 e±iϕ1 . 2 mN = (3.30) Im allgemeinen Fall, d. h. sowohl für PWIA als auch für FSI23, schreiben wir N0 = GE (Q2 ) · Fm1 ,M (pq s ) (3.31) NS,±1 = δm1 ,± 1 CS · F−m1 ,M (pq s ) . (3.33) NK,±1 = CK,±1 · Fm1 ,M (pq s ) 2 (3.32) 63 3 Die quasi-freie Streuung Damit lauten die Summen über die magnetischen Spinquantenzahlen im einzelnen: X RL = X τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M M X X = G2E (Q2 ) RT = X X = X X τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M X τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M M 2 N0 X τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M Fm1 ,M (pq s ) 2 (3.34) N+1 2 + N−1 2 CK,+1 · Fm1 ,M (pq s ) + δm1 ,+ 1 CS · F−m1 ,M (pq s ) 2 ∗ ∗ ∗ 1 CS · F · CK,+1 · Fm (pq ) + δ (pq ) s s m1 ,+ −m1 ,M 1 ,M 2 + CK,−1 · Fm1 ,M (pq s ) + δm1 ,− 1 CS · F−m1 ,M (pq s ) · = X X τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M 2 ∗ CK,−1 · ∗ Fm (pq s ) 1 ,M + δm1 ,− 1 CS · 2 ∗ F−m (pq s ) 1 ,M CK,+1 2 · Fm1 ,M (pq s ) 2 2 + δm1 ,+ 1 CS2 · F−m1 ,M (pq s ) 2 ∗ (pq s ) + δm1 ,+ 1 CK,+1 CS · Fm1 ,M (pq s )F−m 1 ,M 2 ∗ ∗ + δm1 ,+ 1 CK,+1 CS · F−m1 ,M (pq s )Fm (pq s ) 1 ,M 2 2 2 + CK,−1 · Fm1 ,M (pq s ) 2 + δm1 ,− 1 CS2 · F−m1 ,M (pq s ) 2 ∗ + δm1 ,− 1 CK,−1 CS · Fm1 ,M (pq s )F−m (pq s ) 1 ,M 2 + = X X τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M + X X τ2 ,τ3 m2 ,m3 ,M + X X τ2 ,τ3 m2 ,m3 ,M 64 ∗ δm1 ,− 1 CK,−1 CS 2 · ∗ F−m1 ,M (pq s )Fm (pq s ) 1 ,M 2 2 2 2CK,+1 · Fm1 ,M (pq s ) + C 2 · Fm1 ,M (pq s ) S ∗ CK,+1 + CK,−1 CS · F+ 1 ,M (pq s )F−∗ 1 ,M (pq s ) 2 2 ∗ CK,+1 + CK,−1 CS · F− 1 ,M (pq s )F+∗ 1 ,M (pq s ) 2 2 3.1 Wirkungsquerschnitt und Spektralfunktion X M RTT X Q2 2 2 p21 2 2 2 = G (Q ) + 2 F1 (Q ) sin ϑ1 2m2N M mN τ2 ,τ3 X X ∗ 2< N+1 N−1 = τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M = X X 2< τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M · = X X τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M + = X M X X 2< X τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M X X τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M m1 ,m2 ,m3 ,M Fm1 ,M (pq s ) 2 (3.35) CK,+1 · Fm1 ,M (pq s ) + δm1 ,+ 1 CS · F−m1 ,M (pq s ) 2 ∗ CK,−1 · ∗ Fm (pq s ) 1 ,M + δm1 ,− 1 CS · 2 CK,+1 + ∗ CK,−1 ϑ1 cos(2ϕ1 ) X · ∗ F−m (pq s ) 1 ,M ∗ ∗ 2< CK,+1 CK,−1 · Fm1 ,M (pq s )Fm1 ,M (pq s ) τ2 ,τ3 m2 ,m3 ,M p2 − 12 F12 (Q2 ) sin2 mN RTL = − = X X F− 1 ,M (pq s )F+∗ 1 ,M (pq s ) 2 2 X τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M ∗ ∗ 2< N0 N+1 − N−1 Fm1 ,M (pq s ) 2 (3.36) ∗ ∗ 2< − GE (Q2 )CK,+1 · Fm1 ,M (pq s )Fm (pq s ) 1 ,M ∗ − δm1 ,+ 1 GE (Q2 )CS · Fm1 ,M (pq s )F−m (pq s ) 1 ,M 2 ∗ ∗ + GE (Q2 )CK,−1 · Fm1 ,M (pq s )Fm (pq s ) 1 ,M 2 + δm1 ,− 1 GE (Q )CS · 2 = X X τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M − X X ∗ Fm1 ,M (pq s )F−m (pq s ) 1 ,M 2 ∗ ∗ 2GE (Q2 )< CK,−1 − CK,+1 · Fm1 ,M (pq s ) GE (Q )CS 2< F+ 1 ,M (pq s )F−∗ 1 ,M (pq s ) 2 2 τ2 ,τ3 m2 ,m3 ,M − 2 F+ 1 ,M (pq s )F−∗ 1 ,M (pq s ) 2 2 X √ p1 = 2 2GE (Q2 )F1 (Q2 ) sin ϑ1 cos ϕ1 mN τ ,τ 2 3 X m1 ,m2 ,m3 ,M ∗ Fm1 ,M (pq s ) 2 . (3.37) Die vier helizitätsunabhängigen, über M summierten Strukturfunktionen besitzen also den gemeinsamen Faktor X X Fm1 ,M (pq s ) 2 . τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M 65 3 Die quasi-freie Streuung Im Hinblick auf den Wirkungsquerschnitt (3.23) definieren wir daher die Spektralfunktion als Z X 2 1 X dp̂ F{τi },{mi },M (pq s ) . (3.38) S(p, qs ) ≡ 2 τ ,τ m ,m ,m ,M 2 3 1 2 3 Sie hängt von keiner Richtung mehr ab, da einerseits über p̂ integriert und andererseits über alle Quantisierungsachsen summiert wird. Anhand der Partialwellendarstellung kann man die Richtungsunabhängigkeit auch explizit zeigen (vgl. den folgenden Abschnitt). Mit (3.38) und den Elektron-Photon-Faktoren (1.71)-(1.74) schreiben wir den unpolarisierten Wirkungsquerschnitt (3.23) in der Form 4 d6 σ unp q G2 (Q2 ) = Q4 E dk 0 dk̂ 0 dp̂1 dp1 2 q2 p21 2 2 Q 2 ϑe 2 2 2 + − 2 + tan G (Q ) + 2 F1 (Q ) sin ϑ1 2Q 2 2m2N M mN q 2 p21 2 2 − F (Q ) sin2 ϑ1 cos(2ϕ1 ) 2 1 2 2Q mN s q2 ϑe √ q2 2 2 p1 2 +√ 2 2 GE (Q )F1 (Q ) sin ϑ1 cos ϕ1 − 2 + tan Q 2 mN 2Q2 p mN 2 · σM p1 S(p, qs ) . (3.39) 2 In diesem Ausdruck tauchen neben der Spektralfunktion nur noch rein kinematische Größen und die elektromagnetischen Formfaktoren des nachgewiesenen Nukleons auf. Für den Spezialfall, daß Teilchen 1 genau in Richtung des Impulsübertrages nachgewiesen wird – dann ist sin ϑ1 = 0 –, folgt 4 2 d6 σ unp Q q q2 2 2 2 ϑe 2 2 = σM G (Q ) + − 2 + tan G (Q ) Q4 E 2Q 2 2m2N M dk 0 dk̂ 0 dp̂1 dp1 p1 kQ p mN 2 · p S(p, qs ) 2 1 2k p mN 2 unp 2 ϑe = σeN 1 + sin p1 S(p, qs ) . (3.40) mN 2 2 unp Dabei steht σeN für die nichtrelativistische Form des unpolarisierten Elektron-NukleonWirkungsquerschnittes: 2 −1 4 2k q2 Q q unp 2 2 2 2 2 ϑe 2 ϑe G (Q ) 1+ . G (Q ) + − 2 + tan sin σeN ≡ σM Q4 E 2Q 2 2m2N M mN 2 (3.41) Welche physikalische Bedeutung hat nun die Spektralfunktion? Betrachten wir speziell die PWIA, so ist nach (3.4) Z √ X 2 1 X PWIA S (p, qs ) = dp̂ 6 τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 pq s Ψb M (3.42) 2 τ ,τ m ,m ,m ,M 2 66 3 1 2 3 3.2 Partialwellendarstellung offensichtlich proportional zur Wahrscheinlichkeit, die Impulsbeträge p und qs – bei festgelegter Isospinquantenzahl τ1 – im 3 He-Kern zu finden. Nach (3.5) stellt qs gerade den anfänglichen Impuls des Neutrons vor dem Streuprozeß dar; in der Literatur wird dieser häufig als Missing Momentum bezeichnet. Sollten sich gemessene Daten mittels des stark vereinfachten Modells PWIA hinreichend gut beschreiben lassen, hätte man eine Methode zur Hand, experimentell Impulsverteilungen im 3N-Bindungszustand abzutasten – vorausgesetzt, die nukleonischen Formfaktoren sind bekannt. Umgekehrt lassen sich bei Kenntnis der Spektralfunktion die Formfaktoren messen. Im Rahmen der FSI23-Näherung ist nach (3.21) keine direkte Messung der Impulsverteilung mehr möglich; indirekt ließen sich aber bei Kenntnis der t-Matrix nach wie vor Kerneigenschaften experimentell untersuchen. Die Möglichkeit zur Bestimmung der Formfaktoren bleibt indes bestehen. Es ist ein Anliegen dieser Arbeit zu klären, inwiefern sich experimentelle Daten mit den hier getroffenen Annahmen beschreiben lassen. Wir werden dies ausführlich in den Kapiteln 6, 7 und 8 diskutieren. 3.2 Partialwellendarstellung Zur praktischen Berechnung der Spektralfunktion benötigt man im wesentlichen die Partialwellendarstellung der Amplitude F{τi },{mi },M (pq s ). Zur Ableitung des PWIA-Anteils können wir weitestgehend auf Ergebnisse von Abschnitt 2.4 zurückgreifen. Zunächst erhalten wir aus (3.4) mit (2.132), (2.134) und (2.137) √ 6 τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 pq s Ψb M √ X 11 1 1 6 t, τ , τ t T, τ +τ , τ (t )T M = 2 3 2 3 1 T 22 2 2 PWIA F{τ (pq s ) = i },{mi },M X t,T 11 s, m2 , m3 22 s,S X pq s βb0 Z 0 02 dp p s 21 S, m2 +m3 , m1 (s 21 )SMS Z dq 0 q 02 p0 q 0 βb0 p0 q 0 βb0 Ψb M . (3.43) Wie in Abschnitt 2.4 gilt auch hier MS ≡ m1 + m2 + m3 und MT ≡ τ1 + τ2 + τ3 . Mit (2.118), (2.136) und der Orthogonalität der Spin- und Isospinzustände folgt √ X 11 0 01 0 PWIA F{τ (pq ) = 6 t , τ , τ t T , τ +τ , τ 2 3 2 3 1 s i },{mi },M 22 2 βb0 s0 21 S 0 , m2 +m3 , m1 0 0 −MS (p̂, q̂s ) pqs βb0 Ψb M L0 S 0 12 , M 0 −MS , MS YlL0 λ,M 0 11 0 s , m2 , m3 22 67 3 Die quasi-freie Streuung = √ X 6 β̃b0 11 0 t , τ2 , τ3 22 t0 12 T 0 , τ2 +τ3 , τ1 s0 21 S 0 , m2 +m3 , m1 0 −MS (p̂, q̂s ) pqs β̃b0 Ψb . L0 S 0 12 , M −MS , MS YlL0 λ,M 0 11 0 s , m2 , m3 22 (3.44) Im letzten Schritt wurden die Zustände pqs β̃ 0 ≡ pqs (l0 λ0 )L0 (s0 1 )S 0 1 , (t0 1 )T 0 MT , b 2 2 2 die nicht mehr von der magnetischen Quantenzahl M abhängen, eingeführt. Für den Rückstreuanteil (3.14) schreiben wir zunächst unter Verwendung der Vollständigkeitsrelationen für die Spin- und Isospinzustände R23 F{τ (pq s ) i },{mi },M 0 Z √ m N p t1 (z) p 0 = 6 τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 dp p2 − p 0 2 + i ε X X m01 m02 m03 τ10 τ20 τ30 τ10 τ20 τ30 m01 m02 m03 p0 q s Ψb M m01 ,m02 ,m03 τ10 ,τ20 ,τ30 √ X 6 = Z 11 t, τ2 , τ3 22 t X t, τ2 +τ3 11 s, m2 , m3 22 s mN dp0 p t1 (z) p0 2 p − p0 2 + i ε X XXX 0 0 0 0 0 11 0 s , m +m s , m , m 2 3 2 3 22 m02 ,m03 τ20 ,τ30 s0 s, m2 +m3 11 0 t , τ20 , τ30 22 t0 τ1 τ20 τ30 m1 m02 m03 p0 q s Ψb M . 0 0 t , τ2 +τ30 (3.45) Zur weiteren Umformung des t-Matrixelementes ist es vorteilhaft, Spin und Bahndrehimpuls im Zweiteilchensubsystem zum Gesamtdrehimpuls j zu koppeln: t, τ2 + τ3 s, m2 + m3 p t1 (z) p0 s0 , m02 + m03 t0 , τ20 + τ30 X X = Yl,ν (p̂) Yl∗0 ,ν 0 (p̂0 ) l,ν l0 ,ν 0 l,ν l0 ,ν 0 t, τ2 + τ3 s, m2 + m3 l, ν p t1 (z) p0 l0 , ν 0 s0 , m02 + m03 t0 , τ20 + τ30 X X X X 0 0 0 0 0 = Yl,ν (p̂) Yl∗0 ,ν 0 (p̂0 ) lsj, ν, m2 + m3 l s j , ν , m2 + m03 j j0 p(ls)jmj , t, τ2 + τ3 t1 (z) p0 (l0 s0 )j 0 m0j , t0 , τ20 + τ30 , (3.46) wobei mj = m2 + m3 + ν und m0j = m02 + m03 + ν 0 . Hier können wir nun einige fundamentale Eigenschaften der Zweiteilchen-T-Matrix ausnutzen. Diese erhält bekanntlich folgende 68 3.2 Partialwellendarstellung Größen: den Gesamtdrehimpuls und dessen magnetische Quantenzahl, den Spin, sowie den Isospin und dessen magnetische Quantenzahl1 . Das liefert uns t, τ2 + τ3 s, m2 + m3 p t1 (z) p0 s0 , m02 + m03 t0 , τ20 + τ30 = δs,s0 δt,t0 δτ2 +τ3 ,τ20 +τ30 X X X Yl∗0 ,ν 0 (p̂0 ) lsj, ν, m2 + m3 l0 sj, ν 0 , m02 + m03 δm2 +m3 +ν,m02 +m03 +ν 0 Yl,ν (p̂) l,ν j l0 ,ν 0 p(ls)j, t, τ2 + τ3 t1 (z) p0 (l0 s)j, t, τ2 + τ3 . (3.47) Damit folgt für (3.45) R23 F{τ (pq s ) i },{mi },M √ X 11 X t, τ , τ 6 = 2 3 22 X t Yl,ν (p̂) dp0 Yl∗0 ,ν s lsj, ν, m2 + m3 j l,ν Z X 11 s, m2 , m3 22 X l0 ,ν 0 X 11 0 s , m02 , m03 22 m02 ,m03 X 11 0 t , τ20 , τ30 22 τ20 ,τ30 l0 sj, ν 0 , m02 + m03 δm2 +m3 +ν,m02 +m03 +ν 0 0 0 0 0 (p̂ ) p(ls)j, t, τ2 + τ3 t1 (z) p (l s)j, t, τ2 + τ3 τ1 τ20 τ30 m1 m02 m03 p0 q s Ψb M . p2 δτ2 +τ3 ,τ20 +τ30 mN − p0 2 + i ε (3.48) Den Term in der letzten Zeile identifizieren wir als die PWIA-Amplitude. Setzt man hierfür den zu (3.44) analogen Ausdruck (mit den entsprechenden magnetischen Quantenzahlen) ein, so ergibt sich nach einigen Umformungen R23 F{τ (pq s ) i },{mi },M √ X 11 0 = 6 t , τ2 , τ3 t0 12 T 0 , τ2 +τ3 , τ1 22 X l,ν Z β̃b0 Yl,ν (p̂) XX ν0 j 11 0 s , m2 , m3 22 ls0 j, ν, m2 +m3 l0 s0 j, ν 0 , m2 +m3 +ν −ν 0 s0 21 S 0 , m2 +m3 +ν −ν 0 , m1 L0 S 0 12 , M −MS −ν +ν 0 , MS +ν −ν 0 l0 λ0 L0 , ν 0 , M −MS −ν Yλ0 ,M −m1 −m2 −m3 −ν (q̂s ) dp0 p0 2 p(ls0 )j, t0 , τ2 + τ3 t1 (z) p0 (l0 s0 )j, t0 , τ2 + τ3 p2 0 0 mN p qs β̃b Ψb . 0 2 − p +iε (3.49) 1 Spin- und Isospinerhaltung sind streng genommen Näherungen, aber die sehr geringe Beimischung ist für unsere Zwecke gänzlich zu vernachlässigen. 69 3 Die quasi-freie Streuung Wir wenden uns nun dem Beweis der im vorangegangenen Abschnitt behaupteten Richtungsunabhängigkeit der Spektralfunktion zu, wobei wir uns jedoch auf die PWIA-Näherung beschränken. Unter Verwendung von (3.44) folgt zunächst Z √ X 2 1X PWIA dp̂ 6 τ1 τ2 τ3 m1 m2 m3 pq s Ψb M S (p, qs ) = 2 τ ,τ m ,m ,m ,M 2 3 1 2 3 X X X 01 0 11 0 t t , τ , τ T , τ +τ , τ = 3 2 3 2 3 1 22 2 τ2 ,τ3 m1 ,m2 ,m3 ,M β̃ 0 b s0 21 S 0 , m2 +m3 , m1 L0 S 0 21 , M −MS , MS pqs β̃b0 Ψb X l0 λ0 L0 , µ0 , M −MS −µ0 Yλ0 ,M−MS−µ0 (q̂s ) 11 0 s , m2 , m3 22 X β̃b00 µ0 1 1 00 t , τ2 , τ3 22 t00 12 T 00 , τ2 +τ3 , τ1 s00 12 S 00 , m2 +m3 , m1 ∗ L00 S 00 21 , M −MS , MS pqs β̃b00 Ψb X l00 λ00 L00 , µ00 , M −MS −µ00 Yλ∗00 ,M −MS −µ00 (q̂s ) 1 1 00 s , m2 , m3 22 µ00 Z dp̂ Yl0 ,µ0 (p̂) Yl∗00 ,µ00 (p̂) Die Winkelintegration läßt sich direkt ausführen; sie liefert Z dp̂ Yl0 ,µ0 (p̂) Yl∗00 ,µ00 (p̂) = δl0 ,l00 δµ0 ,µ00 . (3.50) (3.51) Die beiden verbleibenden Kugelfunktionen fassen wir wie folgt zusammen: Yλ0 ,M−MS−µ0 (q̂s ) Yλ∗00 ,M−MS−µ0 (q̂s ) 0 = (−1)M −MS −µ Yλ0 ,M−MS−µ0 (q̂s ) Yλ00 ,−M+MS+µ0 (q̂s ) X 0 = (−1)M −MS −µ λ0 λ00 g, M −MS −µ0 , −M +MS +µ0 Yλg00 λ00 (q̂s q̂s ) . (3.52) g Mit Xβ̃ 0 ,β̃ 00 ≡ b b X µ0 ,m1 ,m2 ,m3 ,M 11 0 s , m2 , m3 22 s0 21 S 0 , m2 +m3 , m1 L0 S 0 12 , M −MS , MS s00 21 S 00 , m2 +m3 , m1 L00 S 00 21 , M −MS , MS 0 (−1)M −MS −µ l0 λ0 L0 , µ0 , M −MS −µ0 l00 λ00 L00 , µ0 , M −MS −µ0 X λ0 λ00 g, M −MS −µ0 , −M +MS +µ0 Yλg00 λ00 (q̂s q̂s ) (3.53) 1 1 00 s , m2 , m3 22 g 70 3.2 Partialwellendarstellung lautet dann die Spektralfunktion S PWIA (p, qs ) = 3 X X δl0 ,l00 11 0 t , τ2 , τ3 22 τ2 ,τ3 β̃ 0 ,β̃ 00 b b 1 1 00 t , τ2 , τ3 22 t0 12 T 0 , τ2 +τ3 , τ1 pqs β̃b0 Ψb ∗ t00 12 T 00 , τ2 +τ3 , τ1 pqs β̃b00 Ψb · Xβ̃ 0 ,β̃ 00 . b b (3.54) Der Term Xβ̃ 0 ,β̃ 00 – und damit auch die Spektralfunktion – ist genau dann richtungsunb b abhängig, wenn g = 0 ist. Dies zeigt man durch Ausführen der einzelnen Summen, wobei man wiederholt die Beziehung (siehe zum Beispiel [Edm64]) (abe, α, β) (edc, α+β, γ) ( ) Xp a b e a+b+c+d = (2e + 1)(2f + 1)(−1) (af c, α, β +γ) (bdf, β, γ) d c f f (3.55) anwendet. Da diese Rechnung recht schreibintensiv ist, wird hier auf die Angabe der einzelnen Schritte verzichtet. Man erhält als Zwischenergebnis p √ 0 00 0 0 00 0 00 Xβ̃ 0 ,β̃ 00 = 2 2 Yλ000 λ00 (q̂s q̂s )(−1)L +L +l −S +S +s +s +1 L̂0 L̂00 Ŝ 0 Ŝ 00 ŝ0 ŝ00 b b )( ( )( )( ) 1 1 L0 0 L00 L0 0 L00 s00 0 s0 0 2 2 . S 00 21 S 0 λ00 l0 λ0 S 0 12 S 00 s0 21 s00 (3.56) Zur Abkürzung wurde hier die Schreibweise â ≡ 2a + 1 eingeführt. Mit den Relationen ([Edm64]) ( ) j1 0 j12 1 = δj1 ,j12 δj3 ,j23 q (−1)j1 +j3 +J (3.57) j3 J j23 ĵ ĵ 1 3 und s λ̂0 λ̂0 0 0 (λ λ 0, 0, 0) Y00 (q̂s ) 4π p λ̂0 0 = (−1)λ 4π Yλ000 λ0 (q̂s q̂s ) = (3.58) erhalten wir schließlich Xβ̃ 0 ,β̃ 00 = b b 1 δs0 ,s00 δS 0 ,S 00 δλ0 ,λ00 δL0 ,L00 . 2π (3.59) 71 3 Die quasi-freie Streuung Für die Spektralfunktion (3.54) folgt entsprechend S PWIA (p, qs ) = 3 X X δs0 ,s00 δS 0 ,S 00 δλ0 ,λ00 δl0 ,l00 δL0 ,L00 2π τ ,τ 0 00 2 3 β̃b ,β̃b 1 1 00 t , τ2 , τ3 22 11 0 t , τ2 , τ3 22 t00 12 T 00 , τ2 +τ3 , τ1 t0 12 T 0 , τ2 +τ3 , τ1 ∗ pqs β̃b0 Ψb pqs β̃b00 Ψb . (3.60) Damit ist die Richtungsunabhängigkeit für die PWIA gezeigt. Für das FSI23-Modell ist die Vorgehensweise analog. Allerdings ist der Rechenaufwand wesentlich größer, da hier nach (3.49) noch einige zusätzliche Quantenzahlen auftauchen. Abschließend führen wir noch die Summe über τ2 und τ3 aus. Dabei berücksichtigen wir, daß für den 3N-Aufbruch des 3 He-Kerns stets τ1 + τ2 + τ3 = +21 gilt. Damit folgt X 11 0 t , τ2 , τ3 t0 12 T 0 , τ2 +τ3 , τ1 12 12 t00 , τ2 , τ3 t00 12 T 00 , τ2 +τ3 , τ1 22 τ2 ,τ3 = X τ2 11 0 t , τ2 , 12 −τ1 −τ2 22 = δt0 ,t00 t0 12 T 0 , 21 −τ1 , τ1 Einsetzen in (3.60) liefert S PWIA (p, qs ) = t0 21 T 0 , 12 −τ1 , τ1 t0 12 T 00 , 12 −τ1 , τ1 . 1 1 00 1 t , 2 −τ1 −τ2 22 t00 21 T 00 , 12 −τ1 , τ1 S 72 PWIA (3.61) 3 X δs0 ,s00 δS 0 ,S 00 δλ0 ,λ00 δl0 ,l00 δL0 ,L00 δt0 ,t00 t0 12 T 0 , 12 −τ1 , τ1 2π 0 00 β̃b ,β̃b ∗ t0 12 T 00 , 12 −τ1 , τ1 pqs β̃b0 Ψb pqs β̃b00 Ψb . Betrachtet man nur diejenigen Anteile der Wellenfunktion, für die T = Kapitel 5), so vereinfacht sich dieser Ausdruck zu 1 2 2 2 3 X 01 0 1 0 (p, qs ) = t 2 T , 2 −τ1 , τ1 pqs β̃b Ψb . 2π 0 β̃b (3.62) ist (vgl. hierzu (3.63) 4 Der 3He-Kern als Neutronentarget Eine Vielzahl moderner Streuexperimente beruhen auf der Annahme, daß ein polarisierter 3 He-Kern sich im wesentlichen wie ein polarisiertes Neutron verhält, d. h. daß der Spin des Kerns einzig vom Neutron getragen wird. Diese Aussage ergibt sich zunächst aus dem einfachen Schalenmodell. Um sie unter Verwendung einer realistischen Kernwellenfunktion numerisch überprüfen zu können, bedarf es jedoch einer geeigneten Darstellung der Wellenfunktion, welche zunächst hier vorgeführt werden soll. Diese führt auf den dominanten S-Zustand, der gerade die gewünschte Eigenschaft im Hinblick auf den Spin aufweist und – wie der Name schon sagt – erheblichen Anteil an der Gesamtwellenfunktion hat. Für diesen speziellen Fall leiten wir die Darstellung des sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnittes vermöge der Spektralfunktion im Rahmen der quasi-freien Streuung ab. Damit ergibt sich eine einheitliche Darstellung aller sechs Strukturfunktionen. Insbesondere wird gezeigt, wie man – im Rahmen dieses vereinfachten Modells – durch Messung von Asymmetrien einen direkten Zugang zum elektrischen Formfaktor des Neutrons erhält. 4.1 Irreduzible Darstellungen der Permutationsgruppe für drei Spin-Isospin- 12 -Teilchen Im folgenden wollen wir uns mit der Ableitung solcher Darstellungen der Permutationsgruppe beschäftigen - allerdings nicht im streng mathematischen Sinn, sondern vielmehr vom physikalischen Standpunkt aus, bei dem es hier insbesondere um die Beschreibung des Drei-Nukleonen-Bindungszustandes im Hinblick auf seine Symmetrieeigenschaften geht. Dabei genügt es, sich auf den Spin-Isospinanteil der Wellenfunktion zu beschränken, weil durch dessen Symmetrieeigenschaft automatisch die des Impulsraumanteils festgelegt ist. Insgesamt muß die Gesamtwellenfunktion für ein 3N-System natürlich total antisymmetrisch unter dem Austausch zweier beliebiger Teilchen sein. Die Idee, die Wellenfunktion des 3N-Bindungszustandes anhand der Symmetrieeigenschaften des Spin-Isospinanteils zu klassifizieren, geht zurück auf [Bla53]. Weitere Ausführungen zu diesem Thema findet man in [Der58]. 73 4 Der 3 He-Kern als Neutronentarget Für die Verteilung dreier Teilchen auf drei physikalisch unterscheidbare Zustände gibt es bekanntlich 3! = 6 verschiedene Möglichkeiten, welche durch Anwendung der Permutationsoperatoren ineinander überführt werden können. Die Operatoren sind im einzelnen: die Identität, P12 , P13 , P23 , P231 ≡ P12 P23 und P312 ≡ P13 P23 . Man überzeugt sich leicht, daß sie die Eigenschaften einer Gruppe erfüllen: 1. Für drei Gruppenelemente a, b, c gilt das Assoziativgesetz: a · (b · c) = (a · b) · c. 2. Es existiert ein neutrales Element e mit der Eigenschaft e · a = a · e = a. 3. Zu jedem Element a existiert ein Inverses a−1 , für das a · a−1 = e = a−1 · a. Allgemein bilden die n! Permutationen von n Elementen eine Gruppe. Diese bezeichnet man als symmetrische Gruppe vom Grad n, kurz S(n). Wir beginnen unsere Betrachtungen mit den Eigenzuständen des Gesamtspins dreier Spin- 12 -Teilchen. Die magnetische Quantenzahl kann dann die Werte MS = ± 21 , ± 32 annehmen. Zunächst interessiert uns die Frage, wie sich die Zustände als Linearkombinationen von Einteilchen-Produktzuständen darstellen lassen. Für letztere verwenden wir analog zu (2.54) folgende Konvention: der Zustand αβγ ≡ |αi1 |βi2 |γi3 (4.1) beschreibe die Situation, in der sich Teilchen 1 im Zustand |αi, Teilchen 2 im Zustand |βi und Teilchen 3 im Zustand |γi befindet. Im Falle der Spin- 21 -Teilchen existieren natürlich nur zwei unterscheidbare Einteilchenzustände, die wir wie folgt definieren: α ≡ 1 , ± 1 (4.2) 2 2 1 1 β ≡ , ∓ . (4.3) 2 2 Die Zustände α und β besitzen demnach entgegengesetzte z-Komponenten. Zu Ms = ± 32 gehört trivialerweise nur ein einziger Zustand, nämlich χ0 ≡ (s = 1, 12 ) S = 32 , Ms = ± 23 . (4.4) Ausgedrückt durch die Einteilchenzustände lautet er χ0 = ααα . (4.5) Offensichtlich ist dieser Zustand total symmetrisch und läßt sich demnach auch nicht durch Anwendung irgendeiner Permutation in einen anderen, physikalisch unterscheidbaren Zustand überführen. Man sagt dann, χ0 ist irreduzibel, und der zugehörige eindimensionale Unterraum ist invariant unter den Transformationen der Permutationsgruppe. 74 4.1 Irreduzible Darstellungen der Permutationsgruppe Für MS = ± 12 existieren drei verschiedene Zustände: χ1 ≡ (s = 1, 12 ) S = 32 , MS = ± 21 χ2 ≡ (s = 1, 12 ) S = 12 , MS = ± 21 χ3 ≡ (s = 0, 12 ) S = 12 , MS = ± 21 . (4.6) (4.7) (4.8) Diese lassen sich unter Verwendung der Clebsch-Gordan-Koeffizienten auf EinteilchenProduktzustände zurückführen. Dabei behalten wir die in Abschnitt 2.4 eingeführte Konvention bei, zuerst die Spins der Teilchen 2 und 3 zu koppeln. Wir betrachten exemplarisch den Zustand χ1 für MS = 12 : X 1 3 1 , µ, 21 −µ 12 , µ 1 s = 1, 12 −µ 23 χ1 = 2 2 µ = X µ = 1 3 1 , µ, 21 −µ 2 2 1 X ,µ 2 1 κ 11 1, κ, 21 −µ−κ 22 1 1 1 , κ , −µ−κ 2 2 2 2 3 1 3 1 , − 21 , 1 12 12 1, 12 , 21 12 , − 21 1 21 , + 12 2 21 , + 21 3 2 2 + 12 1 32 , 12 , 0 12 12 1, − 12 , 12 12 , + 21 1 21 , − 21 2 12 , + 21 3 + 21 1 32 , 12 , 0 12 12 1, 12 , − 21 12 , + 21 1 21 , + 21 2 12 , − 21 3 1 1 1 = √ ααβ + √ αβα + √ βαα . 3 3 3 (4.9) Analog ergeben sich die beiden übrigen Zustände zu 1 χ2 = √ ααβ + 6 1 χ3 = √ ααβ − 2 1 2 √ αβα − √ βαα 6 6 1 √ αβα . 2 (4.10) (4.11) Offensichtlich ist χ1 total symmetrisch, χ2 symmetrisch unter Vertauschung der Teilchen 2 und 3 und χ3 antisymmetrisch unter P23 . Daß gerade P23 hier eine Sonderstellung einnimmt, liegt an der gewählten Kopplungsvorschrift. Koppelte man zum Beispiel zuerst die Spins der Teilchen 1 und 2, so würde entsprechend P12 diese Rolle einnehmen. Schließlich wollen wir noch zeigen, daß (χ0 , χ1 , χ2 , χ3 ) eine irreduzible Basis bilden. Dies läuft darauf hinaus, die Invarianz des 2-dimensionalen Unterraumes, der von χ2 und χ3 aufgespannt wird, nachzuweisen, da χ0 und χ1 bereits irreduzibel sind. Das bedeutet: ein durch Anwendung einer Permutation auf irgendeinen Zustand dieses Unterraumes erzeugter Zustand muß sich wieder als Linearkombinationen von χ2 und χ3 darstellen lassen. Um dies zu zeigen, genügt es, die Existenz der von Null verschiedenen Konstanten A und B sowie C und D nachzuweisen, welche die Gleichungen P... χ2 = Aχ2 + Bχ3 (4.12) 75 4 Der 3 He-Kern als Neutronentarget P12 P13 P23 P12 P23 P13 P23 A B C D − 21 − 21 √ 3 2 √ − 23 √ 3 2 √ − 23 1 2 1 2 1 − 12 − 12 0 √ 3 2 √ − 23 0 − √ 3 2 √ 3 2 Tabelle 4.1: Permutationen von χ2 und χ3 Aufgelistet sind die Konstanten aus (4.12) und (4.13), welche sich durch Anwendung der Permutationen auf die Zustände χ2 und χ3 ergeben. −1 − 12 − 12 beziehungsweise P... χ3 = Cχ2 + Dχ3 (4.13) erfüllen. Die jeweiligen Rechnungen sind trivial, erfordern aber einige Schreibarbeit, weshalb wir hier darauf verzichten. Tabelle 4.1 faßt die Ergebnisse zusammen. Analog zu den Spinzuständen (4.4)-(4.8) führt man die entsprechenden Isospinzustände, die natürlich ebenfalls eine irreduzible Basis bilden, ein: η0 ≡ (t = 1, 21 ) T = 23 , MT = ± 23 (4.14) (4.15) η1 ≡ (t = 1, 12 ) T = 23 , MT = ± 21 η2 ≡ (t = 1, 12 ) T = 21 , MT = ± 21 (4.16) (4.17) η3 ≡ (t = 0, 12 ) T = 21 , MT = ± 21 . Mit den (4.2) und (4.3) entsprechenden Einteilchenzuständen im Isospinraum γ ≡ 1 , ± 1 2 2 δ ≡ 1 , ∓ 1 2 2 (4.18) (4.19) lassen sich diese darstellen als η0 = γγγ 1 η1 = √ γγδ + 3 1 η2 = √ γγδ + 6 1 η3 = √ γγδ − 2 (4.20) 1 √ γδγ + 3 1 √ γδγ − 6 1 √ γδγ . 2 1 √ δγγ 3 2 √ δγγ 6 (4.21) (4.22) (4.23) Im folgenden leiten wir eine irreduzible Darstellung der Permutationsgruppe für drei Spin-Isospin- 12 -Teilchen ab. Wir beginnen mit der Bildung des direkten Produktes {χ0 , χ1 , χ2 , χ3 } ⊗ {η0 , η1 , η2 , η3 } . 76 (4.24) 4.1 Irreduzible Darstellungen der Permutationsgruppe Aus den sich hieraus ergebenden 16 Spin-Isospinzuständen soll nun eine irreduzible Basis abgeleitet werden. Man erkennt unmittelbar, daß die Kombinationen χ0 η0 , χ0 η1 , χ1 η0 und χ1 η1 jeweils irreduzibel sind, weil aufgrund der totalen Symmetrie der Spin- und Isospinzustände auch die Produktzustände total symmetrisch sind. Des weiteren lassen sich direkt vier jeweils 2-dimensionale, invariante Unterräume ausmachen, nämlich diejenigen, welche durch (χ0 η2 , χ0 η3 ), (χ1 η2 , χ1 η3 ), (χ2 η0 , χ3 η0 ) und (χ2 η1 , χ3 η1 ) aufgespannt werden. Hierbei ist entweder der Spin- oder der Isospinzustand total symmetrisch und der verbleibende Anteil bildet gerade eine irreduzible, zweidimensionale Basis. Von den 16 Kombinationen verbleiben also die 4 Zustände χ2 η2 , χ2 η3 , χ3 η2 und χ3 η3 , die wir noch weiter reduzieren wollen. Durch Bildung von Linearkombinationen erhält man einen total symmetrischen und einen total antisymmetrischen Zustand sowie eine 2-dimensionale Darstellung. Wir versuchen zunächst, den vollkommen symmetrischen Zustand φs abzuleiten. Dabei beginnen wir zweckmäßigerweise mit der Anwendung von P23 auf eine beliebige Linearkombination, da die Spin- und Isospinzustände bezüglich dieser Operation festgelegte Symmetrieeigenschaften aufweisen. Sei also φs = a χ 2 η 2 + b χ 2 η 3 + c χ 3 η 2 + d χ 3 η 3 , (4.25) dann liefert die Vertauschung der Teilchen 2 und 3 P23 φs = a χ2 η2 − b χ2 η3 − c χ3 η2 + d χ3 η3 . (4.26) Aus der Forderung P23 φs = φs folgt dann b = c = 0. Normierung auf eins liefert außerdem √ b = c = 1/ 2. Daß φs symmetrisch unter allen Permutationen ist, sieht man sofort, wenn man ihn unter Verwendung von (4.10) und (4.11) sowie (4.22) und (4.23) durch die Einteilchen-Produktzustände in Spin- und Isospinraum darstellt. Man erhält 1 φs = √ (χ2 η2 + χ3 η3 ) 2 1 h 2 (ααβ) (γγδ) − (ααβ) (γδγ) − (ααβ) (δγγ) = √ 18 − (αβα) (γγδ) + 2 (αβα) (γδγ) − (αβα) (δγγ) i − (βαα) (γγδ) − (βαα) (γδγ) + 2 (βαα) (δγγ) . (4.27) Den total antisymmetrischen Zustand φa ermittelt man völlig analog; man geht jedoch dabei aus von der Forderung P23 φa = −φa . Das Ergebnis lautet dann 1 φa = √ (χ2 η3 − χ3 η2 ) 2 1 h = √ −(ααβ) (γδγ) + (ααβ) (δγγ) + (αβα) (γγδ) 6 i − (αβα) (δγγ) − (βαα) (γγδ) + (βαα) (γδγ) . (4.28) 77 4 Der 3 He-Kern als Neutronentarget Der letzte Schritt besteht nun darin, zwei Linearkombinationen zu finden, die einerseits orthogonal zu φs und φa und andererseits ebenfalls auf eins normiert sind. Man findet leicht die beiden Zustände 1 φ1 = √ (χ2 η2 − χ3 η3 ) 2 1 h −(ααβ) (γγδ) + 2 (ααβ) (γδγ) − (ααβ) (δγγ) = √ 18 + 2 (αβα) (γγδ) − (αβα) (γδγ) − (αβα) (δγγ) − (βαα) (γγδ) − (βαα) (γδγ) + 2 (βαα) (δγγ) 1 φ2 = √ (χ2 η3 + χ3 η2 ) 2 1 h = √ (ααβ) (γγδ) − (ααβ) (δγγ) − (αβα) (γδγ) 6 i (4.29) i + (αβα) (δγγ) − (βαα) (γγδ) + (βαα) (γδγ) . (4.30) Etwas mehr Schreibarbeit erfordert es hingegen zu zeigen, daß diese beiden einen invarianten Unterraum aufspannen. Hierzu wendet man wieder die Permutationsoperatoren auf φ1 und φ2 an und ermittelt anschließend die Konstanten A0 , B 0 , C 0 und D 0 , welche die Gleichungen P... φ1 = A0 φ1 + B 0 φ2 (4.31) P... φ2 = C 0 φ1 + D 0 φ2 (4.32) beziehungsweise erfüllen. Exemplarisch betrachten wir die Anwendung von P12 auf φ2 : 1 h P12 φ2 = √ (ααβ) (γγδ) − (ααβ) (γδγ) − (αβα) (γγδ) 6 i + (αβα) (δγγ) + (βαα) (γδγ) − (βαα) (δγγ) C0 h = √ −(ααβ) (γγδ) + 2 (ααβ) (γδγ) − (ααβ) (δγγ) 18 + 2 (αβα) (γγδ) − (αβα) (γδγ) − (αβα) (δγγ) − (βαα) (γγδ) − (βαα) (γδγ) + 2 (βαα) (δγγ) D0 h + √ (ααβ) (γγδ) − (ααβ) (δγγ) − (αβα) (γδγ) 6 i + (αβα) (δγγ) − (βαα) (γγδ) + (βαα) (γδγ) . i (4.33) Alle unterstrichenen Ausdrücke müssen verschwinden, da die Zustände in der oberen Glei√ chung nicht auftreten. Daraus folgt zunächst C 0 = − 3D 0 . Eingesetzt ergibt sich daraus 78 4.1 Irreduzible Darstellungen der Permutationsgruppe A’ P12 P13 P23 P12 P23 P13 P23 − 21 − 21 1 − 12 − 12 B’ C’ D’ √ − 23 √ 3 2 √ − 23 √ 3 2 1 2 1 2 0 0 √ − 23 √ 3 2 √ 3 2 √ − 23 Tabelle 4.2: Permutationen von φ1 und φ2 Aufgelistet sind die Konstanten aus (4.31) und (4.32), welche sich durch Anwendung der Permutationen auf die Zustände φ1 und φ2 ergeben. −1 − 12 − 12 √ D 0 = 1/2 und C 0 = − 3/2. Die übrigen Rechnungen verlaufen analog. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4.2 angegeben. Damit haben wir nun irreduzible Darstellungen der Permutationsgruppe für drei SpinIsospin- 21 -Teilchen gefunden. Das hier vorgestellte Verfahren ist zwar etwas mühselig, wenn man alle Rechnungen durchführt – es hat aber den entscheidenden Vorteil, daß es keinerlei zusätzlicher Annahmen bedarf. Wir fassen noch einmal alle Zustände zusammen, wobei wir sie durch die Schreibweise W P (S, MS , T, MT ) nach ihren Quantenzahlen und Symmetrieeigenschaften charakterisieren: WS WS W+ W− WS WS W + W − W+ W− W+ W− WS WA W+ W− 3 , ± 23 , 2 3 , ± 23 , 2 3 , ± 23 , 2 3 , ± 23 , 2 3 , ± 21 , 2 3 , ± 21 , 2 3 , ± 21 , 2 3 , ± 21 , 2 1 , ± 21 , 2 1 , ± 21 , 2 1 , ± 21 , 2 1 , ± 21 , 2 1 , ± 21 , 2 1 , ± 21 , 2 1 , ± 21 , 2 1 , ± 21 , 2 3 , ± 23 2 3 , ± 21 2 1 , ± 21 2 1 , ± 21 2 3 3 , ± 2 2 3 1 , ± 2 2 1 1 , ± 2 2 1 1 , ± 2 2 3 3 , ± 2 2 3 3 , ± 2 2 3 , ± 21 2 3 , ± 21 2 1 , ± 21 2 1 , ± 21 2 1 , ± 21 2 1 , ± 21 2 = χ 0 η0 (4.34) = χ 0 η1 (4.35) = χ 0 η2 (4.36) = χ 0 η2 (4.37) = χ 1 η0 (4.38) = χ 1 η1 (4.39) = χ 1 η2 (4.40) = χ 1 η2 (4.41) = χ 2 η0 (4.42) = χ 3 η0 (4.43) = χ 2 η1 (4.44) = χ 3 η1 (4.45) = = = = √1 2 1 √ 2 1 √ 2 √1 2 (χ3 η3 + χ2 η2 ) (4.46) (χ2 η3 − χ3 η2 ) (4.47) (χ3 η2 + χ2 η3 ) . (4.49) (χ2 η2 − χ3 η3 ) (4.48) 79 4 Der 3 He-Kern als Neutronentarget Der obere Index gibt die Symmetrieeigenschaft an. Es bedeuten hierbei A“ total antisym” metrisch, S“ total symmetrisch, +“ symmetrisch unter Vertauschung der Teilchen 2 und ” ” 3 und −“ antisymmetrisch unter 2 ↔ 3. In den beiden letzten Fällen spricht man von ” gemischter Symmetrie. Zwei gemischt symmetrische Zustände mit gleichen Quantenzahlen bilden jeweils eine 2-dimensionale Darstellung. Besonderes Augenmerk wollen wir an dieser Stelle noch auf den einzigen antisym metrischen Zustand W A 21 , ± 21 , 12 , ± 21 richten. Betrachtet man dessen Zerlegung in die Einteilchen-Produktzustände (4.28), so erkennt man, daß dort die beiden Teilchen mit gleichem Isospin – hier charakterisiert durch γ – genau entgegengesetzten Spin tragen. Mit den anschaulichen Notationen1 α ≡ + , β ≡ − , γ ≡ p und δ ≡ n ergibt sich 1 A 1 1 1 1 n,+ 2 − p,+ 1 p,− 3 + p,− 1 p,+ 3 W 2, ±2, 2, ±2 ≡ √ 6 + n,+ 1 + p,+ 2 p,− 3 − p,− 2 p,+ 3 + n,+ 3 + p,+ 1 p,− 2 − p,− 1 p,+ 2 1 n,+ 2 p 1 p 3 ( 21 12 )00 31 ≡ √ 3 + n,+ 1 p 2 p 3 ( 12 21 )00 23 11 + n,+ 3 p 1 p 2 ( 2 2 )00 12 . (4.50) Demnach koppeln die beiden Protonen stets zum Spin 0. Anders formuliert: der gesamte Spin des Kerns wird in diesem speziellen Zustand vom einzelnen Neutron getragen. Fordert man zusätzlich das Verschwinden des Gesamtbahndrehimpulses, so ist offensichtlich wegen ~ +L ~ der Gesamtdrehimpuls des Kerns gleich dem Spin des Neutrons. Im nächsten J~ = S Abschnitt wollen wir uns diesen speziellen Fall näher anschauen. 1 80 Die Wahl der Spinzustände ist rein willkürlich; man kann natürlich auch α ≡ − , β ≡ + definieren. 4.2 Der dominante S-Zustand 4.2 Der dominante S-Zustand Bei den folgenden Betrachtungen nutzen wir aus, daß für den 3 He-Kern in guter Näherung T = 12 gilt (vgl. Kapitel 5). Mit Hilfe der Vollständigkeitsrelation in LS-Kopplung schreiben wir dann den Bindungszustand in der Form Z X Ψb M = pq(lλ)L(s 1 )S 1 M, (t 1 ) 1 1 p2 dp q 2 dq 2 2 2 22 = Z lλLsSt pq(lλ)L(s 12 )S 21 M, (t 21 ) 12 12 p2 dp q 2 dq Ψb M X X pq(lλ)LML (s 1 )S, M−ML (t 1 ) 1 1 lλLsSt ML LS 21 , ML , M−ML 2 2 22 pq(lλ)L(s 12 )S 21 M, (t 21 ) 12 21 Ψb M . (4.51) Betrachtet man hier speziell die S-Wellenanteile mit Gesamtbahndrehimpuls L = 0, so gilt l = λ, S = 21 und der entsprechende Clebsch-Gordan-Koeffizient ist gleich 1. Sei außerdem Z X pq(ll)00 pq(ll)0(s 1 ) 1 1 M, (t 1 ) 1 1 Ψb M , (4.52) φ(s, t) ≡ p2 dp q 2 dq 2 22 2 22 l dann kann man mit Hilfe der 3-Teilchen-Spin- und Isospinzustände (4.7), (4.8), (4.16) und (4.17) schreiben: L=0 Ψb M = χ3 η3 φ(0, 0) + χ3 η2 φ(0, 1) + χ2 η3 φ(1, 0) + χ2 η2 φ(1, 1) . Dies wiederum läßt sich umformen zu L=0 Ψb M = √1 χ3 η3 + χ2 η2 · √1 φ(0, 0) + φ(1, 1) 2 2 1 1 √ √ χ2 η 3 − χ 3 η 2 · φ(1, 0) − φ(0, 1) + 2 2 1 1 + √ χ2 η2 − χ3 η3 · √ φ(1, 1) − φ(0, 0) 2 2 1 1 + √ χ3 η2 + χ2 η3 · √ φ(0, 1) + φ(1, 0) 2 2 ≡ W S ΦA + W A ΦS + W + Φ− + W − Φ+ . (4.53) (4.54) Hierbei sind die Funktionen W ··· die Spin-Isospinzustände (4.46)-(4.49) für S = T = 12 . Die Φ··· sind Impulsraumzustände mit den entsprechend entgegengesetzten Symmetrieeigenschaften, was die Antisymmetrie für L = 0 garantiert. Diese Zerlegung läßt sich leicht auf die P- und D-Wellenanteile verallgemeinern (siehe [Har72]), die jeder für sich genommen wiederum total antisymmetrisch sind, da der Gesamtbahndrehimpuls invariant gegenüber 81 4 Der 3 He-Kern als Neutronentarget L 0 0 0 1 2 Symm. S A m P/% 91,60 0,00 1,18 0,05 7,17 Tabelle 4.3: Anteile der Wellenfunktionskomponenten Aufgelistet sind die prozentualen Anteile der Wellenfunktionskomponenten mit verschiedenem Gesamtbahndrehimpuls L. Die SWellenanteile wurden dabei nach ihren Symmetrieeigenschaften im Spin-Isospin-Raum unterteilt. Dabei bedeutet m“ gemischte Sym” metrie; dieser Anteil wird häufig mit S’-Anteil bezeichnet. Die aufgelisteten Zahlen gelten für das Bonn B-Potential. Permutationen ist. Die P- und D-Anteile sind jedoch für die folgenden Betrachtungen nicht von Bedeutung, so daß hier auf ihre Darstellung verzichtet wird. Wie bereits im vorangegangenen Abschnitt erwähnt, konzentrieren wir uns nun insbesondere auf denjenigen S-Anteil der Wellenfunktion, dessen Spin-Isospinbeitrag vollkommen antisymmetrisch unter Vertauschung zweier beliebiger Teilchen ist, was einen vollkommen symmetrischen Impulsraumanteil zur Folge hat. Diesen bezeichnen wir als den dominanten S-Zustand, abgekürzt PSS (vom englischen Principle S-State), und definieren PSS Ψ b M ≡ W A ΦS 1 χ2 η3 − χ3 η2 φ(1, 0) − φ(0, 1) . (4.55) = 2 Mit (4.52), (4.7), (4.8), (4.16) und (4.17) lautet die Projektion auf die Partialwellenzustände in LS-Kopplung PSS Ψ M b Z 1X = p2 dp q 2 dq pq(ll)00 (s = 1, 12 ) 21 M (t = 0, 12 ) 21 12 2 l n o pq (ll)0 (1 12 ) 12 12 M, (0 21 ) 21 12 Ψb M − pq (ll)0 (0 12 ) 21 12 M, (1 21 ) 21 12 Ψb M Z 1X + p2 dp q 2 dq pq(ll)00 (s = 0, 12 ) 21 M (t = 1, 12 ) 12 12 2 l n o 1 1 1 1 11 1 1 1 1 11 pq (ll)0 (0 2 ) 2 2 M, (1 2 ) 2 2 Ψb M − pq (ll)0 (1 2 ) 2 2 M, (0 2 ) 2 2 Ψb M (4.56) Dieser Zustand entspricht genau dem Teil der Wellenfunktion, in dem der Gesamtspin des 3 He-Kerns vom Spin des Neutrons getragen wird, da einerseits L = 0 ist und sich andererseits die Spins der beiden Protonen gegenseitig absättigen. Numerische Rechnungen zeigen (siehe Tabelle 4.3), daß die Wahrscheinlichkeit für diesen Zustand über 90% beträgt, wobei die genaue Zahl geringfügig vom verwendeten Potential abhängt. Mit anderen Worten: der polarisierte 3 He-Kern stellt mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ein polarisiertes Neutronentarget dar. 82 4.3 Quasi-freie Streuung am Neutron 4.3 Quasi-freie Streuung am Neutron Wie bereits in Kapitel 3 angekündigt, werden wir in diesem Abschnitt die Darstellung des polarisierten, sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnittes vermöge der Spektralfunktion ableiten, wobei für die Kernwellenfunktion der dominante S-Zustand zugrunde gelegt wird. Notwendigerweise beschränken wir uns auch hier beim 3N-Endzustand auf die PWIA und die FSI23-Näherung. Die magnetischen Isospinquantenzahlen werden so festgelegt, daß Teilchen 1 (konventionsgemäß greift dort das virtuelle Photon an) gerade das experimentell nachgewiesene Neutron ist, d. h. es gilt für die magnetischen Isospinquantenzahlen τ1 = − 12 und τ2 = τ3 = + 12 . Ausgangspunkt der folgenden Abhandlung sind die Gleichungen (3.31)-(3.33). Mit ihnen lauten die Kernmatrixelemente für beliebige Kernpolarisationsrichtungen (2.173): Ñ0 Ñ+1 Ñ−1 ∗ ϑ ϕ∗ cos GnE (Q2 ) · Fm1 ,+ 1 (pq s ) = exp −i 2 2 2 ∗ ∗ ϕ ϑ + exp +i sin GnE (Q2 ) · Fm1 ,− 1 (pq s ) 2 2 2 ∗ ∗ ϕ ϑ n = exp −i cos CK,+1 · Fm1 ,+ 1 (pq s ) 2 2 2 ∗ ∗ ϕ ϑ n + exp +i sin CK,+1 · Fm1 ,− 1 (pq s ) 2 2 2 ϕ∗ ϑ∗ + exp −i cos δm ,+ 1 CSn · F−m1 ,+ 1 (pq s ) 2 1 2 2 2 ϕ∗ ϑ∗ + exp +i sin δm ,+ 1 CSn · F−m1 ,− 1 (pq s ) 2 1 2 2 2 ϕ∗ ϑ∗ n = exp −i cos CK,−1 · Fm1 ,+ 1 (pq s ) 2 2 2 ϕ∗ ϑ∗ n + exp +i sin CK,−1 · Fm1 ,− 1 (pq s ) 2 2 2 ∗ ∗ ϕ ϑ + exp −i cos δm ,− 1 CSn · F−m1 ,+ 1 (pq s ) 2 1 2 2 2 ∗ ∗ ϕ ϑ + exp +i sin δm ,− 1 CSn · F−m1 ,− 1 (pq s ) . 2 1 2 2 2 (4.57) (4.58) (4.59) Der obere Index n“ deutet an, daß bei unserer Wahl der Isospinquantenzahlen jeweils die ” Formfaktoren des Neutrons in den einzelnen Ausdrücken auftauchen. Um die speziellen Eigenschaften des PSS ausnutzen zu können, sehen wir uns die Partialwellendarstellung der Amplitude Fm1 ,M (pq s ) an. Im Rahmen der PWIA lautet diese 83 4 Der 3 He-Kern als Neutronentarget nach (3.44) PWIA,PSS Fm (pq s ) = 1 ,M √ X 6 βb0 11 0 1 1 t , 2, 2 22 t0 21 T 0 , 1, − 21 s0 21 S 0 , m2 +m3 , m1 0 0 −MS L0 S 0 12 , M 0 −MS , MS YlL0 λ,M M . (p̂, q̂s ) pqs βb0 ΨPSS 0 b 11 0 s , m2 , m3 22 (4.60) Wegen t0 12 T 0 , 1, − 21 = δt0 ,1 1 12 T 0 , 1, − 21 tragen zur Summe nur die Beiträge mit t0 = 1 bei. Nach (4.56) gilt dann M δt0 ,1 pqs β 0 ΨPSS b X L0 S 0 12 , ML0 , M 0 −ML0 pqs (l0 λ0 )L0 ML0 (s0 21 )S 0 , M 0 −ML0 (1 21 ) 21 MT0 ΨPSS = δt0 ,1 M b 0 ML = 1 δs0 ,0 δl0 ,λ0 δL0 ,0 δS 0 , 1 δt0 ,1 δT 0 , 1 δM,M 0 2 2 2 n o pqs (l0 l0 )0 (0 21 ) 21 12 , (1 21 ) 21 12 Ψb − pqs (l0 l0 )0 (1 12 ) 12 21 , (0 21 ) 12 12 Ψb . (4.61) Für die Wellenfunktionskomponenten führen wir noch eine Abkürzung ein: Ψlst (pqs ) ≡ pqs (ll)0 (s 12 ) 12 21 , (t 12 ) 21 12 Ψb . (4.62) Damit schreiben wir (4.60) als r 3 1 1 1 1 1 1 PWIA,PSS Fm (pq s ) = 1, 2 2 1 2 2 , 1, − 21 12 12 0, m2 , m3 0 21 12 , m2 +m3 , m1 22 1 ,M 2 X 00 0 12 12 , M −MS , MS Yl0 l0 (p̂, q̂s ) Ψl0 01 (pqs ) − Ψl0 10 (pqs ) l0 = (−1) wobei 1 −m2 2 δm1 ,M δm2 ,−m3 · H PWIA (p, q s ) , 1 X 00 H PWIA (p, q s ) ≡ √ Yl0 l0 (p̂, q̂s ) Ψl0 01 (pqs ) − Ψl0 10 (pqs ) . 2 l0 (4.63) (4.64) Offensichtlich steckt die Abhängigkeit der Amplitude von den magnetischen Quantenzahlen 1 einzig in den beiden Kronecker-Symbolen und dem Faktor (−1) 2 −m2 . Aus der Symmetrieeigenschaft (2.126) im Zweiteilchensubsystem ergibt sich, daß die Summe nur über gerade l0 -Werte läuft, da stets s0 + t0 = 1 gilt. 84 4.3 Quasi-freie Streuung am Neutron Setzt man (4.61) in das Rückstreumatrixelement (3.49) ein, so folgt unmittelbar nach Auswertung der Clebsch-Gordan-Koeffizienten 1 1 R23,PSS Fm (pq s ) = √ (−1) 2 −m2 δm1 ,M δm2 ,−m3 1 ,M 2 Z X 00 Yl0 l0 (p̂, q̂s ) dp0 p0 2 p(l0 0)l0 , 1, 1 t1 p0 (l0 0)l0 , 1, 1 l0 · Ψl0 01 (p0 qs ) − Ψl0 10 (p0 qs ) . p2 mN − p0 2 + i ε (4.65) Zusammen mit (4.63) ist dann nach (3.21) 1 FSI23,PSS Fm (pq s ) = (−1) 2 −m2 δm1 ,M δm2 ,−m3 · H FSI23 (p, q s ) , 1 ,M (4.66) wobei 1 X 00 H FSI23 (p, q s ) ≡ √ Yl0 l0 (p̂, q̂s ) 2 l0 Z 0 0 0 δ (p − p0 ) 0 0 m N 0 02 dp p + p(l 0)l , 1, 1 t1 p (l 0)l , 1, 1 2 p2 p − p0 2 + i ε · Ψl0 01 (p0 qs ) − Ψl0 10 (p0 qs ) . (4.67) Mit (4.63) und (4.66) erhalten wir für die polarisierten Kernmatrixelemente (4.57)-(4.59) im allgemeinen Fall (d. h. für PWIA und FSI23) ∗ ∗ ϕ∗ ϑ ϕ∗ ϑ Ñ0 = exp −i cos δm1 ,+ 1 + exp +i sin δm1 ,− 1 GnE (Q2 ) 2 2 2 2 2 2 1 Ñ+1 (4.68) (−1) 2 −m2 δm2 ,−m3 · H(p, q s ) ∗ ∗ ϕ∗ ϑ ϕ∗ ϑ n n = exp −i cos CK,+1 δm1 ,+ 1 + exp +i sin CK,+1 δm1 ,− 1 2 2 2 2 2 2 ϕ∗ ϑ∗ + exp +i sin CSn δm1 ,+ 1 2 2 2 1 Ñ−1 (4.69) (−1) 2 −m2 δm2 ,−m3 · H(p, q s ) ϕ∗ ϑ∗ ϕ∗ ϑ∗ n n = exp −i cos CK,−1 sin CK,−1 δm1 ,+ 1 + exp +i δm1 ,− 1 2 2 2 2 2 2 ϑ∗ ϕ∗ cos CSn δm1 ,− 1 + exp −i 2 2 2 1 (−1) 2 −m2 δm2 ,−m3 · H(p, q s ) . (4.70) Mit diesen Ausdrücken lassen sich nun die polarisierten Strukturfunktionen (2.175)(2.180) sehr einfach berechnen. Dabei ist zu beachten, daß die darin auftauchenden Sum- 85 4 Der 3 He-Kern als Neutronentarget men sich nur über die z-Komponenten der Nukleonenspins erstrecken, da die entsprechenden Isospinquantenzahlen bereits festgelegt wurden. Exemplarisch gilt für die longitudinale Strukturfunktion: R̃L = X m1 ,m2 ,m3 = X m1 ,m2 ,m3 2 Ñ0 ∗ ∗ ϕ∗ ϑ ϑ ϕ∗ cos δm1 ,+ 1 + exp +i sin δm1 ,− 1 GnE (Q2 ) exp −i 2 2 2 2 2 2 1 (−1) 2 −m2 δm2 ,−m3 · H(p, q s ) ∗ ∗ ϕ∗ ϕ∗ ϑ ϑ exp +i cos δm1 ,+ 1 + exp −i sin δm1 ,− 1 GnE (Q2 ) 2 2 2 2 2 2 1 = (−1) 2 −m2 δm2 ,−m3 · H ∗ (p, q s ) 2 2 GnE (Q2 ) · 2 H(p, q s ) . (4.71) Die übrigen Strukturfunktionen berechnen sich analog; dabei gilt es lediglich, einige trigonometrische Identitäten auszunutzen. Im einzelnen lauten die Ergebnisse: 2 2 Q p21 T n 2 2 n 2 2 2 R̃ = (4.72) GM (Q ) + 2 F1 (Q ) sin ϑ1 · 2 H(p, q s ) 2 2mN mN 2 2 p21 TT R̃ = − 2 F1n (Q2 ) sin2 ϑ1 cos(2ϕ1 ) · 2 H(p, q s ) (4.73) mN √ 2 p1 R̃TL = 2 2GnE (Q2 )F1n (Q2 ) sin ϑ1 cos ϕ1 · 2 H(p, q s ) (4.74) mN Q2 ∗ n 2 n 2 Q p1 n 2 2 ∗ ∗ T’ R̃ = − 2 GM (Q ) cos ϑ + F1 (Q )GM (Q ) 2 sin ϑ1 sin ϑ cos(ϕ − ϕ1 ) 2mN mN 2 · 2 H(p, q s ) (4.75) √ Q 2 R̃TL’ = 2GnE (Q2 )GnM (Q2 ) sin ϑ∗ cos ϕ∗ · 2 H(p, q s ) . (4.76) mN 2 Somit haben alle sechs Strukturfunktionen den gemeinsamen Faktor 2 H(p, q s ) . Ansonsten beinhalten sie lediglich die Formfaktoren des Neutrons und rein kinematische Größen. Es ist offensichtlich, daß man diese Form nur für den dominanten S-Zustand ableiten kann, da nur für diesen der gesamte Kernspin vom Spin des Neutrons aufgebracht wird. Eine Beimischung des Protonenspins würde automatisch zu einer anderen Form der beiden polarisierten Strukturfunktionen RT’ und RTL’ führen. Im Klartext: es ist nicht möglich, eine einheitliche Form aller sechs Strukturfunktionen abzuleiten, wenn man die vollständige 3 He-Wellenfunktion zugrunde legt. Allerdings gelingt dies für die vier unpolarisierten“ ” Anteile – auch wenn man nicht wie in Kapitel 3 über die Anfangspolarisationen des Kerns 86 4.3 Quasi-freie Streuung am Neutron mittelt.2 Hier definieren wir analog zu (3.38) die polarisierte“ Spektralfunktion ” X Z 2 PSS (pq s ) dp̂ F{τ S̃(p, qs ) ≡ i },{mi },M m1 ,m2 ,m3 = 2 Z 2 dp̂ H(p, q s ) . (4.77) Diese hängt ebenfalls von keiner Richtung mehr ab, wie sich leicht zeigen läßt. Der Impuls qs stellt nach (3.5) den anfänglichen Impuls des Neutrons im Kern dar. Mit obiger Definition, den polarisierten Strukturfunktionen (4.71)-(4.76) und den Elektron-Photon-Faktoren (1.71)-(1.74) erhalten wir für den sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnitt (1.96) den Ausdruck d6 σ dk 0 dk̂ 0 dp̂1 dp1 ( 2 p21 q4 q2 Q n 2 2 n 2 2 2 n 2 2 2 ϑe = GM (Q ) + 2 F1 (Q ) sin ϑ1 GE (Q ) + − 2 + tan Q4 2Q 2 2m2N mN q 2 p21 n 2 2 F (Q ) sin2 ϑ1 cos(2ϕ1 ) 1 2 2 2Q mN s q2 ϑe √ n 2 n 2 p 1 q2 +√ 2 2 GE (Q ) F1 (Q ) sin ϑ1 cos ϕ1 − 2 + tan2 Q 2 mN 2Q2 s 2 ϑe ϑe q +h· tan − 2 + tan2 Q 2 2 Q2 n 2 2 ∗ n 2 n 2 Q p1 ∗ ∗ − 2 GM (Q ) cos ϑ + F1 (Q ) GM (Q ) 2 sin ϑ1 sin ϑ cos(ϕ −ϕ1 ) 2mN mN ) q2 ϑe √ n 2 n 2 Q +√ 2 GE (Q ) GM (Q ) tan sin ϑ∗ cos ϕ∗ 2 2 m 2Q N p mN 2 ˜ p1 S(p, qs ) . (4.78) · σM 2 − 2 Auf den Beweis der Aussagen verzichten wir hier, da er einerseits recht schreibintensiv ist und andererseits keine neuen Erkenntnisse liefert. Wir werden jedoch später (in Kapitel 6) sehen, daß sie durch die numerischen Befunde bestätigt werden. 87 4 Der 3 He-Kern als Neutronentarget Für den Spezialfall der parallelen Kinematik, d. h. für sin ϑ1 = 0, folgt dann ( 2 q2 d6 σ q4 Q n 2 2 n 2 2 2 ϑe GM (Q ) GE (Q ) + − 2 + tan = Q4 2Q 2 2m2N dk 0 dk̂ 0 dp̂1 dp1 s ϑe q2 Q2 n 2 2 ∗ 2 ϑe +h· tan − 2 + tan − 2 GM (Q ) cos ϑ Q 2 2 2mN ) ϑe √ n 2 n 2 Q q2 tan sin ϑ∗ cos ϕ∗ +√ 2 GE (Q ) GM (Q ) 2 2 m 2Q N p mN 2 · σM p1 S̃(p, qs ) 2 2k p mN 2 pol 2 ϑe = σeN 1 + sin p1 S̃(p, qs ) . (4.79) mN 2 2 Dabei steht pol σeN ( 2 Q q2 q4 n 2 2 2 ϑe n 2 2 GE (Q ) + − 2 + tan GM (Q ) ≡ σM Q4 2Q 2 2m2N s Q2 ϑe q2 n 2 2 ∗ 2 ϑe − 2 + tan − 2 GM (Q ) cos ϑ tan +h· Q 2 2 2mN ) q2 ϑe √ n 2 n 2 Q +√ tan 2 GE (Q ) GM (Q ) sin ϑ∗ cos ϕ∗ 2 2 m 2Q N −1 ϑe 2k (4.80) sin2 · 1+ mN 2 für die nichtrelativistische Form des polarisierten Elektron-Neutron-Wirkungsquerschnittes. Die hier abgeleitete Form (4.79) gilt nur für die Näherungen PWIA bzw. FSI23 bei gleichzeitiger Reduktion des 3 He-Bindungszustandes auf den dominanten S-Zustand. Sie stellt daher ein stark vereinfachtes Bild der tatsächlichen Vorgänge dar. Nehmen wir einmal an, daß sich experimentelle Daten hinreichend gut mit den hier gemachten Annahmen beschreiben ließen, so ergäbe sich ein direkter experimenteller Zugang zum elektrischen Formfaktor des Neutrons durch Messung von Asymmetrien für verschiedene Polarisationsrichtungen. Wir betrachten dazu die Fälle, in denen der Kernspin parallel bzw. senkrecht zum Impuls des Photons ausgerichtet ist: ϑ∗k = 0◦ , ϕ∗k = 0◦ ϑ∗⊥ = 90◦ , ϕ∗⊥ = 0◦ . Bildet man das Verhältnis der Asymmetrien (1.99) für senkrechte und parallele Polarisation, (6) A⊥ (4.81) V ≡ (6) , Ak 88 4.3 Quasi-freie Streuung am Neutron so kürzen sich offenbar die Nenner weg, da die Strukturfunktionen RL , RT , RTT und RTL nicht von der Polarisationsrichtung abhängen. Für parallele Kinematik folgt dann unter Verwendung der kinematischen Faktoren (1.75) und (1.76) sowie der Strukturfunktionen (4.75) und (4.76) Z dp̂ (vT’ RT’ + vTL’ RTL’ )⊥ V = Z dp̂ (vT’ RT’ + vTL’ RTL’ )k Z ϑe √ Q n 2 n 2 q2 ˜ qs ) √ 2 tan G (Q ) GM (Q ) dp̂ S(p, 2 mN E 2Q2 = s Z Q2 ϑe q2 n 2 2 2 ϑe − 2 + tan − 2 GM (Q ) tan dp̂ S̃(p, qs ) Q 2 2 2mN = s − q2 Q2 ϑe Q q2 − 2 + tan2 Q 2 2mN GnE (Q2 ) . GnM (Q2 ) (4.82) Dieses Ergebnis entspricht genau dem, welches sich für die Streuung an einem freien Neutron ergibt. Die Abhängigkeit von Kerneigenschaften ist dabei völlig herausgefallen – dies gilt natürlich auch für die Asymmetrien. Die Gültigkeit der hier verwendeten extremen Vereinfachungen vorausgesetzt, ermöglicht die Messung des Asymmetrieverhältnisses die unmittelbare Bestimmung des elektrischen Formfaktors, wenn man GnM kennt. Bereits die Verwendung der vollständigen 3 He-Wellenfunktion führt dazu, daß sich für das Asymmetrieverhältnis V eine von (4.82) abweichende Form ergibt, die von der Kernwellenfunktion und (für FSI23) von der Zweiteilchen-T-Matrix abhängt. Der Grund hierfür ist die weiter oben erwähnte Tatsache, daß keine einheitliche Spektralfunktion für alle sechs Strukturfunktionen mehr existiert. Außerdem führt die Antisymmetrisierung des Endzustandes zu einer Beimischung protonischer Anteile, die sich experimentell nicht mehr separieren lassen. Dieser Effekt wird durch das Vorhandensein der vollständigen Endzustandswechselwirkung noch verstärkt. Hier lassen sich erst recht keine Aussagen mehr darüber treffen, an welchem Nukleon das Photon absorbiert wurde – man ist bei der Analyse experimenteller Daten völlig auf die Verläßlichkeit der theoretischen Rechnungen angewiesen. In Kapitel 7 werden wir uns ausführlich mit der Frage befassen, inwieweit die hier angenommenen Vereinfachungen sich auf reale Experimente anwenden lassen bzw. ob es überhaupt möglich ist, den elektrischen Formfaktor des Neutrons anhand von Asymmetrieverhältnissen zu bestimmen. 89 4 Der 3 He-Kern als Neutronentarget 90 5 Numerische Methoden Dieses Kapitel gibt eine kurze Übersicht über die bei den numerischen Berechnungen verwendeten Methoden. Da diese Arbeit eingebettet war in langjährige Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet der Wenig-Teilchen-Physik (in der Regel als Few-Body Physics bezeichnet), konnte vielfach auf bereits ausgearbeitete Methoden und teilweise auch auf existierende Computer-Programme zurückgegriffen werden. Daher werden wir uns im folgenden auf einige wesentliche Punkte beschränken. Wie bereits im vorangegangenen mehrfach angedeutet, stellt die Behandlung der vollständigen Endzustandswechselwirkung das numerisch anspruchvollste Problem bei der Berechnung der Wirkungsquerschnitte dar. Insbesondere gilt dies für die Rückstreuamplitude U , die in Gleichung (2.110) definiert wurde und die nach (2.149) zur Berechnung des Kernmatrixelemente N R (diese beschreiben gerade den Rückstreuanteil der hadronischen Matrixelemente) benötigt wird. Elementare Voraussetzung zur Berechnung – und dies gilt für alle Kernmatrixelemente, unabhängig vom jeweiligen Endzustandsmodell – ist natürlich die Kenntnis des DreiNukleonen-Bindungszustandes. Präziser formuliert, benötigen wir die Partialwellendarstellung der 3 He-Kernwellenfunktion. Wir beginnen zunächst mit der Schrödinger-Gleichung für den Bindungszustand, wobei wir jedoch keine Dreiteilchenkräfte betrachten, sondern nur die paarweise Wechselwirkung zwischen den Nukleonen1 : ! 3 X H0 + Vi Ψb M = E Ψb M . (5.1) i=1 Wie bereits in Kapitel 2 beschreibt auch hier für ein gegebenes Tupel (ijk) der Ausdruck Vi die Wechselwirkung zwischen den Teilchen j und k. Obige Gleichung läßt sich direkt überführen in Ψb M = 3 X 1 Vi Ψb M E − H0 i=1 = G0 3 X i=1 1 Vi Ψb M . (5.2) Die nachfolgende Ableitung orientiert sich an [Glö83] und [Saa92]. 91 5 Numerische Methoden Man beachte, daß hier im Gegensatz zu (2.89) kein imaginärer Term im Nenner des Resolventenoperators auftaucht. Dies liegt daran, daß für den Bindungszustand stets E < 0 gilt. Wir definieren die sogenannte Faddeev-Komponente ψi ≡ G0 Vi Ψb M , (5.3) die sich mit (5.2) schreiben läßt als X ψj ψi = (1 − G0 Vi )−1 G0 Vi X ψj . = G 0 ti j6=i (5.4) j6=i Gemäß Kapitel 2 wurde im zweiten Schritt die Zwei-Teilchen-T-Matrix eingeführt, die wiederum der Lippmann-Schwinger-Gleichung (2.97) genügt. Wie sich leicht zeigen läßt, kann man die einzelnen Faddeev-Komponenten durch einfache Permutationen ineinander überführen: ψ2 = P12 P23 ψ1 ψ3 = P13 P23 ψ1 . (5.5) (5.6) Die Operatoren Pij bewirken dabei jeweils die Vertauschung der Teilchen i und j (vgl. Kapitel 2). Unter Verwendung dieser Gleichungen, der Definition des Permutationsoperators (2.84) sowie (5.4) erhalten wir dann für die erste Faddeev-Komponente ψ = G 0 t1 ψ2 + ψ3 1 = G0 t1 (P12 P23 + P13 P23 ) ψ1 = G 0 t1 P ψ1 . (5.7) Dies ist die bekannte Faddeev-Gleichung; sie stellt offensichtlich eine Integralgleichung für ψ1 dar, die es numerisch zu lösen gilt. Hierzu verwenden wir wiederum die Partialwellendarstellung. Nach einer etwas längeren Rechnung (dies gilt insbesondere für die Ableitung der Matrixelemente des Permutationsoperators) erhält man schließlich (siehe z.B. [Glö83] oder [Saa92]): pqα ψ1 = 1 E− X α00 92 p2 mN G − α0 ,α00 3q 2 4mN XZ l0 02 q dq 0 Z +1 dx −1 0 00 ψ1 π q α 2 . (q, q 0 , x) l00 π2 p(ls)j, tmt t1 (E − 3q 2 ) π1 (l0 s)j, tmt 4mN π1l 0 (5.8) Der Satz von Quantenzahlen α0 stimmt, bis auf l0 , mit α überein; dies ergibt sich aus den fundamentalen Eigenschaften der T-Matrix (vgl. hierzu Abschnitt 3.2). In obiger Gleichung wurden folgende Abkürzungen verwendet: r 1 2 q + q 0 2 + qq 0 x (5.9) π1 ≡ 4 r 1 (5.10) π2 ≡ q 2 + q 0 2 + qq 0 x 4 X X X 0 l +l0 l +l0 α,α0 q 2 2 q 0 1 1 gk,l (5.11) Gα,α (q, q 0 , x) ≡ Pk (x) ,l ,l0 ,l0 . 1 2 1 2 k l1 +l2 =l l10 +l20 =l0 Die in der letzten Zeile auftretenden Größen Pk (x) stellen die bekannten Legendre-Polynome k,l ,l0 dar. Die Geometriekoeffizienten gα,α10 1 hängen ausschließlich von den jeweiligen Quantenzahlen ab. Da ihre Ableitung hinsichtlich der in diesem Kapitel zu behandelnden numerischen Methoden keine Erkenntnisse liefert, verzichten wir hier darauf, und es sei wiederum auf [Glö83] verwiesen. Der nächste Schritt zur Lösung der Faddeev-Gleichung (5.7) besteht darin, die in Gleichung (5.8) auftretenden Integrale in diskrete Summen zu überführen. Hierzu bedient man sich der Gauß-Legendre-Quadratur (siehe z. B. [Sto94] oder [Pre97]). Dies bedeutet, man sucht sich für eine Integration einen Satz von Stützstellen xi und berechnet für diese die zugehörigen Gauß-Gewichte wi ; dann gilt Z X dx f (x) ≈ wi f (xi ) . (5.12) i Die Wahl der Stützpunkte kann entscheidenden Einfluß auf die Güte dieser Näherung haben. Sie erfordert daher besondere Sorgfalt, und in der Regel gilt es, für jede Funktion f (x) einen zugehörigen Satz zu ermitteln. In Gleichung (5.8) wählt man zweckmäßigerweise die Punkte, an denen die Faddeev-Komponente berechnet wird, gleich den Stützpunkten der Integrationen. Allerdings besteht dann noch das Problem, daß unter den Integralen die Variablen π1 und π2 auftreten, die man ebenfalls auf die gewählten Stützpunkte zurückführen möchte. Dazu bedient man sich einer Interpolation mittels der in [Glö82] beschriebenen verallgemeinerten Spline-Methode, deren Besonderheit es ist, daß die Spline-Koeffizienten nicht von der zu interpolierenden Funktion abhängen. Seien die Spline-Koeffizienten gegeben durch S(x0 , xi ), so gilt für die Funktion f an der Stelle x0 X f (x0 ) ≈ S(x0 , xi )f (xi ) . (5.13) i Es sei hier vermerkt, daß sowohl die Integration vermöge der Gauß-Legendre-Methode als auch die Spline-Interpolation bei nahezu allen numerischen Berechnungen im Rahmen 93 5 Numerische Methoden dieser Arbeit verwendet wurden. Durch Anwendung beider Verfahren erhalten wir die diskretisierte Form vom (5.8): p µ q ν α ψ1 = 1 p2µ 3qν2 XX qζ2 w(qζ ) X w(xξ ) X S π1 (qν , qζ , xξ ), pρ E − m − 4m l0 ζ ρ ξ N N 2 3qν pµ (ls)j, tmt t1 (E − 4m ) pρ (l0 s)j, tmt N l0 π1 (qν , qζ , xξ ) X 0 00 X pτ qζ α00 ψ1 α ,α G (qν , qζ , xξ ) S π2 (qν , qζ , xξ ), pτ l00 . (5.14) π2 (qν , qζ , xξ ) τ α00 Diese Gleichung läßt sich nun prinzipiell numerisch lösen; allerdings taucht hier ein zusätzliches Problem auf – man kennt nämlich zunächst die Bindungsenergie E nicht. Diese hängt vom jeweils verwendeten Nukleon-Nukleon-Potential ab und ergibt sich letztendlich aus der numerischen Lösung der Integralgleichung. Diese Schwierigkeit läßt sich jedoch umgehen, indem man (5.14) überführt in eine Eigenwertgleichung der Form: λ(E) x = K(E) x . (5.15) In unserem Fall bedeutet dies: man multipliziert die linke Seite von (5.14) mit einem Faktor λ(E) und ermittelt dann den Eigenvektor (sprich: die Faddeev-Komponente ψ1 ), für den λ(E) = 1 gilt. Dies ist offensichtlich genau dann der Fall, wenn E gleich der Bindungsenergie ist. Die Lösung der Eigenwertgleichung geschieht mit Hilfe des Verfahrens der iterierten, orthonormierten Vektoren. Die Vorgehensweise wird detailliert in [Saa92] beschrieben; dort findet man auch umfangreiche Untersuchungen hinsichtlich der numerischen Stabilität. Bei den Berechnungen im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden die folgenden Bedingungen gewählt: • Als Stützpunkte für die p-Integration wurden 34 Punkte zwischen 0 und 60 fm−1 verwendet. • Als Stützpunkte für die q-Integration wurden 20 Punkte zwischen 0 und 8 fm−1 verwendet. • Für die x-Integration wurden 30 Punkte benutzt. • Bei der Partialwellenentwicklung wurden Beiträge bis zu jmax = 4 berücksichtigt und weiterhin nur Anteile für T = 21 betrachtet2 . Dies entspricht 34 Partialwellenkanälen (sprich: 34 verschiedene Kombinationen von Quantenzahlen). Die Beiträge für T = 32 sind in der Regel vernachlässigbar. Sie bewirken bei der Bindungsenergie lediglich Korrekturen in der vierten Nachkommastelle (siehe [Wit91]) 2 94 Hat man auf diese Weise die gesuchte Faddeev-Komponente ermittelt, so erhält man schließlich für die vollständige Wellenfunktion nach (5.2) unter Verwendung von (5.5) und (5.6) Ψb M = (1 + P ) ψ1 . (5.16) Bei der numerischen Berechnung der Wellenfunktion verwendet man gewöhnlich die gleichen Stützpunkte und Partialwellen wie bei der Faddeev-Komponente. Nachdem man die Wellenfunktion für den Bindungszustand berechnet hat, ist das nächste Etappenziel auf dem Weg zur Rückstreuamplitude die Berechnung des inhomogenen Terms3 der Integralgleichung (2.110). Dieser lautet in der Partialwellendarstellung: dαµ (p, q) ≡ pqα t1 G0 1 + P Jµ Ψb M , (5.17) wobei der Index µ gemäß den Gleichungen (2.78)-(2.81) für die jeweilige sphärische Komponente steht, d. h. es gilt µ = −1, 0, 1. Vermöge der Vollständigkeitsrelation (2.127) sowie der Gleichungen (3.12) und (3.47) erhält man für obige Gleichung XZ 2 1 α t1 (E − 3q2 ) p0 (l0 s)j, tmt dµ (p, q) = p0 dp0 p(ls)j, tm t 02 2 4mN p 3q E−m − 4m +iε l0 N N Z XZ 2 00 2 00 q 00 dq 00 p0 qα0 1 + P p00 q 00 α00 p00 q 00 α00 Jµ Ψb M . (5.18) p dp α00 Die Quantenzahlen α0 sind, bis auf l0 6= l, identisch mit α. Die Berechnung der Matrixele mente des Stromoperators, p00 q 00 α00 Jµ Ψb M ist recht zeitraubend; wir verzichten daher auf ihre Ableitung und verweisen hinsichtlich der Ergebnisse auf [Gol93]. Für die zweite Zeile von (5.18) erhält man durch Anwendung des Permutationsoperators auf den rechts stehenden Ket-Vektor den Ausdruck Z XZ 2 00 2 00 α0 0 q 00 dq 00 p0 qα0 1 + P p00 q 00 α00 p00 q 00 α00 Jµ Ψb M p dp bµ (p , q) ≡ α00 = X p qα Jµ Ψb M + 0 0 α00 Z 0 00 G̃α ,α (p0 , q, x) 00 Ψb M . (5.19) dx π̃ π̃ α J 1 2 µ 0 0 π̃1l π̃2λ Hierbei wurden folgende Abkürzungen verwendet: r 9 2 3 1 2 p + q + pqx π̃1 ≡ 4 16 4 r 1 π̃2 ≡ p2 + q 2 − pqx 4 X X X α,α0 Pk (x) G̃ (p, q, x) ≡ k l1 +l2 =l0 (5.20) (5.21) p l1 +l10 q l2 +l20 0 α,α g̃k,l ,l 0 0 1 2 ,l1 ,l2 . (5.22) l10 +l20 =λ0 3 Dieser Term wird in der Literatur gewöhnlich als Störungsfunktion bezeichnet (englisch: Driving Term); siehe z. B. [Cou68], [Ham49] oder [Smi73]. Jedes dieser hervorragenden Lehrbücher liefert einen Einstieg in die Theorie der Integralgleichungen. 95 5 Numerische Methoden Für die Störungsfunktion (5.17) gilt dann XZ 2 1 α t1 (E − 3q2 ) p0 (l0 s)j, tmt bαµ 0 (p0 , q). dµ (p, q) = p0 dp0 p(ls)j, tm t 02 2 4m p 3q N E−m − 4m +iε l0 N N (5.23) q Hier weist der Integrand offensichtlich für ein beliebiges q ≤ q̃ ≡ 34 mN E eine Singularität q 0 bei p = p̃ ≡ mN E − 43 q 2 auf, die es numerisch gesondert zu behandeln gilt. Hierzu bedient man sich der bekannten Subtraktionsmethode; in unserem Fall gilt formal Z p̄ Z p̄ 0 p̃ + p̄ f (p0 ) f (p̃) 0 0 f (p ) − f (p̃) dp 2 = + ln +iπ . (5.24) dp p̃ − p02 + i ε p̃2 − p02 2p̃ p̃ − p̄ 0 0 Diese Form ist gültig, solange p̃ innerhalb der Integrationsgrenzen liegt (ansonsten entfällt der Term i π); dies wird durch die Wahl der Integrationspunkte sichergestellt. Zur Durchführung der p0 -Integration wurden 32 Punkte zwischen 0 und 40 fm−1 gewählt; für die x-Integration wurden 25 Gaußpunkte verwendet. Im Hinblick auf die folgende Berechnung der Rückstreuamplitude gilt es, die q-Punkte der Störungsfunktion q sorgfältig auszusuchen. 4m N (E − E ), wobei Insbesondere benötigt man dort die Punkte q = 0, q̃ und q0 ≡ 2 3 E2 = −2, 225 MeV die Bindungsenergie des Deuterons darstellt. Insgesamt wurden 37 qPunkte gewählt – 18 davon im Bereich zwischen 0 und q̃, der Rest im Bereich zwischen q̃ und q̄ = 30 fm−1 . Nachdem die Störungsfunktion berechnet worden ist, besteht der letzte Schritt bei der Berechnung der Rückstreuamplitude U nach Gleichung (2.110) in der iterativen Anwendung des Kernes t1 G0 P . Dies liefert eine Neumannsche Reihe, welche in Partialwellendarstellung folgende Form annimmt: ∞ X pqα U = pqα (t1 G0 P )n t1 G0 1 + P Jµ Ψb M . (5.25) n=0 Zur Lösung dieser Gleichung werden die einzelnen Glieder berechnet und mittels der Padé-Methode (siehe zum Beispiel [Bak75], zur Anwendung auf Streuprobleme siehe auch [Glö83]) aufsummiert. Die Reihe wird abgebrochen, wenn folgendes Kriterium erfüllt ist: X (n) (n−1) U i − U i i <ε. (5.26) X (n) U i i Hierbei erstreckt sich die Summe über i alle diskreten p- und q-Punkte sowie über alle Partialwellenkanäle. Der Parameter ε wurde gleich 10−4 gewählt. Grundsätzlich treten bei der Berechnung der Glieder für n ≥ 1 in (5.25) einige numerische Schwierigkeiten auf, 96 die im wesentlichen durch eine logarithmische Singularität im Propagator G0 sowie durch quantitative Eigenschaften der Zweiteilchen-T-Matrix hervorgerufen werden. Letztere weist nämlich im Deuteronkanal eine Polstelle bei q = q0 auf und besitzt im 1 S0 -Kanal einen weiteren Pol bei q ' q̃ im zweiten, unphysikalischen Blatt, dessen Wirkung auch im physikalischen erlaubten Bereich spürbar ist. Diese Probleme und ihre numerische Behandlung sind im Detail in [Wit88], [Wit89], [Cor90] und [Hüb93] beschrieben worden; wir werden daher an dieser Stelle nicht genauer darauf eingehen. Bei der Berechnung der Rückstreumatrixelemente wurde stets der Gesamtimpuls im Zweinukleonen-Subsystem auf jmax = 2 begrenzt. Wie bereits in vorangegangenen Arbeiten (z. B. [Hüb93] und [Gol93]) bestätigt wurde, reicht dies in der Regel aus. Bedingt durch die in dieser Arbeit durchweg betrachteten hohen Photon-Impulsüberträge mußten allerdings – im Gegensatz zu den zitierten Arbeiten – deutlich höhere Werte für den DreiteilchenGesamtdrehimpuls J berücksichtigt werden; hier wurde Jmax = 31/2 verwendet. Damit konnte für die in Kapitel 6 dargestellten sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnitte und die Asymmetrieverhältnisse eine Genauigkeit von 3 bis 5 Prozent erreicht werden. 97 5 Numerische Methoden 98 6 Numerische Untersuchung des ~ (~e,e’n) Prozesses 3He ~ e,e’n), bei dem polarisierte Elektronen an In diesem Kapitel werden wir den Prozeß 3 He(~ polarisierten 3 He-Kernen gestreut und anschließend die Impulsbeträge und Richtungen eines gestreutes Elektrons sowie eines Neutrons gemessen werden, detailliert untersuchen. Bei unseren Betrachtungen berücksichtigen wir insbesondere die experimentellen Gege~ e,e’n)-Experimentes. Im Rahmen benheiten des in Kapitel 7 beschriebenen Mainzer 3 He(~ der Analyse dieses Experimentes werden wir des öfteren auf die hier gewonnenen Erkenntnisse zurückgreifen. Um einen möglichst tiefen Einblick zu erlangen, konzentrieren wir uns im wesentlichen auf die im sechsfach differentiellen Wirkungsquerschnitt (1.96) auftretenden Strukturfunktionen, da diese die Dynamik des Streuprozesses festlegen. Dabei verwenden wir stets die polarisierten“ Formen (2.175)-(2.180). ” Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf die Unterschiede, die sich unter Verwendung der Endzustandsmodelle PWIA, PWIAS, FSI23 und FSI ergeben. Wir beginnen mit den quasi-freien Prozessen, untersuchen im nächsten Schritt den Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators und wenden uns dann der vollständigen Endzustandswechselwirkung zu. Im Anschluß daran beschäftigen wir uns zunächst mit den helizitätsunabhängigen und danach ausführlich mit den helizitätsabhängigen Strukturfunktionen. Abschließend wenden wir uns den meßbaren Größen des Streuprozesses zu, nämlich dem sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnitt und insbesondere den sich hieraus ergebenden Asymmetrieverhältnissen. Letztere sind maßgeblich bei der in Kapitel 7 durchgeführten Analyse des Experimentes. 99 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 6.1 Kinematik und Konventionen Zur Festlegung der Flugbahnen des gestreuten Elektrons und des Neutrons sowie der Polarisationsrichtungen verwenden wir das in Anhang A definierte Koordinatensystem KD , dessen x-z-Ebene durch den einlaufenden Elektronenstrahl und die Mittelpunkte der Detektoren festgelegt ist. Der Koordinatenursprung liegt in der Mitte der Target-Zelle, die z-Achse weist in die verlängerte Richtung des Elektronenstrahls, die x-Achse in die Halbebene, in welcher der Elektronendetektor steht. Die Richtungen des gestreuten Elektrons und des Neutrons im System KD bezeichnen wir mit k̂ 0 und p̂1 . Entsprechend der experimentellen Anordnung (vgl. Abschnitt 7.1) definieren wir die beiden Kernpolarisationsrichtungen ŝk und ŝ⊥ durch ihre Raumwinkelkoordinaten ϑk = 50, 6◦ und ϕk = 180◦ sowie ϑ⊥ = 39, 4◦ und ϕ⊥ = 0◦ . Je nachdem, welche dieser Richtungen gewählt wird, sprechen wir von paralleler“ bzw. senkrechter“ Polarisation. ” ” Die Transformation vom System KD in das System KQ , welches gemäß Kapitel 1.3 den praktischen Berechnungen der Kernmatrixelemente zugrunde liegt, wird in Anhang A abgeleitet. Zur Erinnerung: das System KQ ist so festgelegt, daß die z-Achse in Richtung des Photonimpulses weist und der Vektor k 0 in der x-z-Ebene liegt, wobei seine x-Komponente positiv ist. Für die graphische Darstellung der über den Raumwinkel des Relativimpulses p integrierten Strukturfunktionen1 tragen wir deren Beträge für jeweils festgelegte Werte k 0 , k̂ 0 und p̂1 als Funktion des Neutronimpulsbetrages p1 in halblogarithmischer Darstellung auf. Der Impulsbetrag des Neutrons überdeckt den Bereich von p1 = 0 bis zu einer oberen Grenze pmax 1 . Letztere folgt aus der Beziehung (1.97), wenn man dort den Relativimpuls p der beiden nicht nachgewiesenen Protonen gleich Null setzt: r 1 1 4 1 max (Q · p̂1 )2 − Q2 + mN (ω + E3 ) . (6.1) p1 = Q · p̂1 + 3 9 3 3 In den Diagrammen wird auf die explizite Angabe der Einheiten verzichtet. Es gilt stets hZ i fm6 dp̂ R··· = . (6.2) sr Tabelle 6.1 gibt eine Übersicht über die in diesem Kapitel verwendeten kinematischen Konfigurationen. Die dort angegebenen Winkel ϑe = 40◦ und ϑe = 58◦ entsprechen ungefähr dem minimalen bzw. maximalen Wert des experimentellen Wertebereichs. Darüber hinaus wurden bei konstantem Wert für ϑe der Winkel ϕe und der Impuls k 0 innerhalb der 1 Zur R sprachlichen Abgrenzung von den eigentlichen Strukturfunktionen werden im weiteren die Integrale dp̂ R··· als integrierte Strukturfunktionen“ bezeichnet. ” 100 6.2 Die quasi-freie Streuung K I II III IV V VI VII VIII IX X Winkel im System KD ϑ e ϕe ϑQ ϑ p1 40 40 40 40 40 40 58 58 58 58 0 12 0 12 0 0 0 0 0 0 49,48 49,48 49,48 49,48 53,44 55,20 36,33 37,66 40,93 43,07 49,48 49,48 55,48 55,48 53,44 55,20 36,33 37,66 40,93 43,07 Impulse k Q 0 650 650 650 650 688 705 508 525 560 595 549,61 549,61 549,61 549,61 550,58 551,86 727,16 728,64 732,92 738,84 ϑ1 0 0 6 6 0 0 0 0 0 0 Winkel im System KQ ϕ1 ϑ∗k ϕ∗k ϑ∗⊥ ϕ∗⊥ 0 1,12 180,00 88,88 0,00 90 9,26 93,04 88,28 -7,59 180 1,12 180,00 88,88 0,00 180 9,26 93,04 88,28 -7,59 0 2,84 0,00 92,84 0,00 0 4,60 0,00 94,60 0,00 0 14,27 180,00 75,73 0,00 0 12,99 180,00 77,06 0,00 0 10,21 180,00 79,79 0,00 0 7,53 180,00 82,47 0,00 Tabelle 6.1: Kinematische Konfigurationen Aufgelistet sind die Konfigurationen, zu denen in diesem Kapitel exemplarische Kurvenverläufe diskutiert werden. Im System K D gilt stets ϕp1 = 180◦ + ϕe . Das System KQ ist dasjenige, in dem die z-Achse gleich der Photonrichtung ist (vgl. Anhang A). Alle Winkel sind in Grad angegeben, die Impulse k 0 und Q in MeV/c. experimentellen Meßbereiche variiert. Hinsichtlich der experimentellen Gegebenheiten sei hier nochmals auf die Abschnitte 7.1 und 7.2 verwiesen. 6.2 Die quasi-freie Streuung In diesem Abschnitt konzentrieren wir uns auf die in den Kapiteln 3 und 4 ausführlich behandelte quasi-freie Streuung. Dies bedeutet: das nachgewiesene Neutron absorbiert das virtuelle Photon und propagiert anschließend frei. Je nachdem, ob wir eine Paarwechselwirkung der beiden Protonen zulassen oder nicht, bezeichnen wir dies mit FSI23 bzw. PWIA. Mit Hilfe dieser einfachen Annahmen sind wir in der Lage, einige grundsätzliche Eigenschaften der Strukturfunktionen – und damit auch der Wirkungsquerschnitte – analytisch zu begründen, indem wir auf die Darstellung vermöge der Spektralfunktion zurückgreifen. Darüber hinaus befassen wir uns mit der Frage, welchen Einfluß die Wellenfunktion auf den Streuprozeß nimmt. Präziser formuliert: wir untersuchen die integrierten Strukturfunktionen, die sich unter Zugrundelegung der vollen Wellenfunktion, der S-Wellenanteile und des dominanten S-Zustandes (PSS) ergeben. Bei den im folgenden diskutierten Diagrammen wählen wir die kinematische Konfiguration I aus Tabelle 6.1. Das bedeutet: die Neutronrichtung entspricht exakt der des Photons. 101 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He Vermöge der Ausdrücke (4.71)-(4.76) für die Strukturfunktionen sowie der Definition der Spektralfunktion (4.77) erhalten wir in diesem speziellen Fall: Z 2 dp̂ R̃L = GnE (Q2 ) · S̃(p, qs ) (6.3) Z 2 Q2 ˜ qs ) GnM (Q2 ) · S(p, (6.4) dp̂ R̃T = 2 2mN Z dp̂ R̃TL = 0 (6.5) Z dp̂ R̃TT = 0 (6.6) Z Q2 T’ n 2 2 ∗ ˜ qs ) dp̂ R̃ = − 2 GM (Q ) cos ϑ · S(p, (6.7) 2mN Z √ n 2 n 2 Q ˜ qs ) . 2GE (Q )GM (Q ) dp̂ R̃TL’ = sin ϑ∗ cos ϕ∗ · S(p, (6.8) mN Dies sind die speziellen Formen, die sich für den dominanten S-Zustand ergeben. Unter Verwendung der vollständigen 3 He-Wellenfunktion gelten nur die ersten vier Gleichungen, da in diesem Fall keine einheitliche Strukturfunktion für alle sechs Strukturfunktionen existiert (vergleiche hierzu die Bemerkung auf Seite 87). Bevor wir uns den Strukturfunktionen im Detail zuwenden, schauen wir uns den Verlauf der Spektralfunktionen für verschiedene Annahmen hinsichtlich der 3 He-Wellenfunktion als Funktion der Jacobi-Impulse p und qs an (Abbildungen 6.2 - 6.4). Alle Spektralfunktionen haben ihr Maximum bei p = qs = 0 und fallen anschließend in alle Richtungen steil ab. Dieser Abfall ist bei den Flächen, die sich für FSI23 ergeben (vgl. Abbildungen 6.5 - 6.7), wesentlich stärker zu beobachten als in der PWIA. Vergleichen wir zunächst die Flächen für L = 0 und den PSS in Abbildung 6.2 miteinander, so sehen wir, daß diese unterhalb des Maximums deutliche Unterschiede aufweisen, die unmittelbar den Einfluß des gemischt-symmetrischen Anteils S’ repräsentieren2 . Insbesondere gilt dies bei hohen p- und kleinen qs -Werten. Demgegenüber fällt der Einfluß des D-Anteils (Abbildung 6.3) im Bereich p, qs ≤ 100 MeV/c kaum ins Gewicht; außerhalb dieses Gebietes wächst er zu großen p- und qs -Werten hin spürbar an. Beide Effekte sind in Abbildung 6.4 deutlich erkennbar, wo die Spektralfunktion für die gesamte Wellenfunktion und den dominanten S-Zustand gegenübergestellt sind. Da die D-Beiträge zur Spektralfunktion im Bereich des Maximums bei p = qs = 0 bis zu einem Abfall um mehrere Größenordnungen verschwindend gering sind, können wir daraus folgern, daß hier die Unterschiede wiederum auf den Anteil S’ zurückzuführen sind. 2 Zur Erinnerung: nach Abschnitt 4.2 besteht die Wellenfunktion im wesentlichen aus S- und DBeiträgen, wobei sich der S-Anteil zusammensetzt aus dem PSS und dem S’-Anteil, der durch seinen gemischt-symmetrischen Spin-Isospinzustand charakterisiert ist. 102 6.2 Die quasi-freie Streuung Die Kurvenverläufe für die Beträge der integrierten Strukturfunktionen sind in den Abbildungen 6.8 - 6.10 dargestellt. Dabei sind für R̃T’ und R̃TL’ jeweils beide Polarisationsrichtungen berücksichtigt; die Funktionen R̃L und R̃T hängen nicht vom Polarisationswinkel ab. Hinsichtlich der Vorzeichen sei angemerkt, daß R̃L und R̃T stets positiv sind. Für die helizitätsabhängigen Anteile gilt für p1 = pmax 1 : R̃kT’ < 0 (6.9) R̃kTL’ > 0 (6.10) T’ R̃⊥ < 0 (6.11) TL’ R̃⊥ < 0. (6.12) Legt man für die Wellenfunktion den dominanten S-Zustand zugrunde, so läßt sich dies unmittelbar auf die kinematischen Faktoren in den Ausdrücken (6.7) und (6.8) zurückführen, da einerseits die Sinus- und Cosinus-Terme nach Tabelle 6.1 alle positiv sind und andererseits GnE > 0 sowie GnM < 0 gilt. In diesem Fall gelten die Vorzeichen für den gesamten T’ TL’ p1 -Bereich; unter Verwendung der gesamten Wellenfunktion weisen R̃⊥ und R̃⊥ jeweils Nulldurchgänge auf. Beim Betrachten der Diagramme fällt zunächst auf, daß alle Kurven bei p1 = pmax ihr 1 Maximum aufweisen, welches gewöhnlich als quasi-freier Peak“ bezeichnet wird. Dieses ” Verhalten läßt sich leicht erklären, wenn man sich einerseits den Verlauf der Impulse p nach Gleichung (1.97) und qs = |p1 − Q| als Funktion des Impulses p1 und andererseits die Spektralfunktion als Funktion dieser Impulse anschaut. Bei Annäherung an den Wert fällt p sehr steil gegen Null ab, während qs sich relativ wenig ändert. Der Anstieg der pmax 1 Wirkungsquerschnitte beschreibt also im wesentlichen das Anwachsen der Spektralfunktion im Bereich kleiner p-Werte3 . Vergleicht man in den einzelnen Diagrammen die Kurven für PWIA und FSI23 miteinander, so beobachtet man, daß diese teilweise um mehrere Größenordnungen voneinander abweichen. Insbesondere im Bereich des quasi-freien Peaks fallen die FSI23-Kurven deutlich steiler ab. Dies ist bereits ein erstes Indiz dafür, daß die PWIA zur Beschreibung experimenteller Daten wenig geeignet ist, wenn man davon ausgeht, daß eine einzige Paarwechselwirkung im Endzustand realistischer ist als gar keine. – Deutliche Unterschiede lassen sich auch – abgesehen von dem Bereich p1 → pmax 1 zwischen den Kurven für die vollständige Wellenfunktion und den PSS erkennen. Für die helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen R̃L und R̃T läßt sich dies unmittelbar mit den unterschiedlichen Spektralfunktionen erklären, wenn man die Ausdrücke (6.3) bzw. (6.4) zugrunde legt. Bei den helizitätsabhängigen Strukturfunktionen R̃T’ und R̃TL’ zeigt 3 Streng genommen gilt dies für die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen R̃T’ und R̃TL’ nur, wenn man den PSS zugrunde legt, da sonst keine einheitliche Spektralfunktion existiert. Dies ändert aber nichts an der qualitativen Aussage. 103 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 500 p(p1 ) qs (p1 ) p, qs / MeV c 400 300 200 100 0 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c Abbildung 6.1: Relativimpulse als Funktion des Neutronenimpulses Das Diagramm zeigt die in den Spektralfunktionen auftauchenden Relativimpulse p und q s als Funktion des Neutronimpulses p 1 . sich im wesentlichen das gleiche Verhalten. Im Gegensatz zu den PWIA-Kurven treten im Rahmen des FSI23-Modells die durch die Wellenfunktion bedingten Unterschiede unterhalb des Peaks erkennbar stärker zutage. Dies ist offensichtlich auf die Integration über den Relativimpuls p0 in Gleichung (3.21) zurückzuführen, da die dort aufgeführte Funktion im wesentlichen die Spektralfunktion (3.38) bestimmt. Vergleichen wir die einzelnen Strukturfunktionen – bei jeweils gleichen p1 -Werten und unter Betrachtung des gleichen Endzustandsmodelles sowie der gleichen Kernwellenfunktion untereinander – so gelten, abgesehen von den Nulldurchgängen einzelner Funktionen, stets folgende Ungleichungen: Z Z T’ dp̂ R̃⊥ dp̂ R̃kT’ (6.13) und Z Z TL’ TL’ dp̂ R̃k dp̂ R̃⊥ . (6.14) Andererseits stellen wir fest, daß sowohl im Bereich des quasi-freien Peaks als auch bei p1 = 0 stets Z Z Z Z TL’ L (6.15) dp̂ R̃ < dp̂ R̃⊥ dp̂ R̃kT’ < dp̂ R̃T . 104 6.2 Die quasi-freie Streuung gilt. Die beiden ersten Relationen (6.13) und (6.14) können wir unter Annahme der Ausdrücke (6.7) und (6.8) unmittelbar auf die Abhängigkeit vom Polarisationswinkel ϑ∗ zurückführen. Die Ungleichung (6.15) hingegen läßt sich mit dem Auftreten der elektromagnetischen Formfaktoren des Neutrons begründen, da die übrigen kinematischen Faktoren ungefähr von derselben Größenordnung sind. Bei allen in diesem Kapitel behandelten Impulsüberträgen ist nämlich stets GnE (Q2 ) klein gegen |GnM (Q2 )|, wie sich anhand der in Anhang C gezeigten Kurven leicht verifizieren läßt. Die in Abschnitt 4.3 getroffene Aussage, daß unter Zugrundelegung der vollen Wellenfunktion keine einheitliche Spektralfunktion für alle sechs Strukturfunktionen mehr existiert, findet ihre Bestätigung in den unterschiedlichen Nulldurchgängen von R̃T’ und R̃TL’ . Dies gilt sowohl in der PWIA als auch in der FSI23-Näherung. Besonders deutlich wird dies, wenn man das in Gleichung (4.81) definierte Asymmetrieverhältnis V betrachtet. Sein Verlauf ist in Abbildung 6.11 dargestellt. Hier ist gut zu erkennen, daß das Verhältnis für den PSS über den gesamten p1 -Bereich konstant ist, wie man es nach (4.82) erwartet. Für die volle Wellenfunktion ergeben sich im Bereich p1 → pmax nur geringfügige Abweichun1 gen von diesem Wert, die bei kleiner werdendem Impuls p1 immer mehr anwachsen. Dies kann man wie folgt deuten: in der Nähe des quasi-freien Peaks lassen sich R̃T’ und R̃TL’ näherungsweise durch eine einheitliche Spektralfunktion darstellen. Zur quantitativen Untermauerung der letzten Aussage können wir noch einen Schritt weiter gehen und analog zu den Ausdrücken (6.7) und (6.8) im Fall der vollständigen Wellenfunktion die Pseudo-Spektralfunktionen“ ” Z 1 T’ e · dp̂ R̃T’ (6.16) S (p, qs ) ≡ 2 Q2 − 2m2 GnM (Q2 ) cos ϑ∗ N Z 1 TL’ e · dp̂ R̃TL’ (6.17) S (p, qs ) ≡ √ n 2GE (Q2 )GnM (Q2 ) mQ sin ϑ∗ cos ϕ∗ N definieren. Die zugehörigen Kurven sind in Abbildung 6.12 dargestellt; zum Vergleich ist dort auch die Spektralfunktion der helizitätsunabhängigen Wirkungsquerschnitts-Anteile aufgetragen. Alle drei Funktionen liegen im Bereich des Peaks sehr eng zusammen und laufen erst nach einem Abfall um mehrere Größenordnungen signifikant auseinander. In Zahlen ausgedrückt: innerhalb des Bereiches, in dem die Funktionen um 2 Größenordnungen abfallen, betragen die Unterschiede deutlich weniger als 1 %. Demnach können wir im Rahmen der PWIA und des FSI23-Modells die Strukturfunktionen für die volle Wellenfunktion im Bereich des quasi-freien Peaks in guter Näherung vermöge einer einheitlichen Spektralfunktion beschreiben. Mit anderen Worten: die Relationen (6.3) - (6.8) können zur quantitativen Analyse der Strukturfunktionen herangezogen werden. 105 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He L=0 PSS 1000 100 10 1 0.1 0.01 0.001 0 50 100 150 p/ MeV c 200 250 0 50 100 150 200 250 qs / MeV c 0.2 0 -0.2 -0.4 -0.6 -0.8 -1 -1.2 -1.4 0 50 100 p/ MeV c 150 200 250 0 50 100 150 200 250 qs / MeV c Abbildung 6.2: Verlauf der Spektralfunktion in PWIA (I) Das obere Bild zeigt die Spektralfunktion als Funktion der Jacobi-Impulse p und q s sowohl für den S-Anteil (L = 0) als auch für den dominanten S-Zustand (PSS) in logarithmischer Darstellung. Im unteren Bild sind die relativen Abweichungen, bezogen auf den jeweiligen Wert für den S-Anteil, aufgetragen. Diese lassen sich unmittelbar auf den gemischt-symmetrischen Anteil S’ zurückführen. 106 6.2 Die quasi-freie Streuung L=0 ges. WF 1000 100 10 1 0.1 0.01 0.001 0 50 100 150 p/ MeV c 200 250 0 50 100 150 200 250 qs / MeV c 0.4 0.35 0.3 0.25 0.2 0.15 0.1 0.05 0 0 50 100 p/ MeV c 150 200 250 0 50 100 150 200 250 qs / MeV c Abbildung 6.3: Verlauf der Spektralfunktion in PWIA (II) Die Flächen entsprechen denen aus Abbildung 6.2; allerdings sind hier die Ergebnisse f ür die vollständige Wellenfunktion und den S-Anteil abgebildet. Die relativen Abweichungen sind bezogen auf den jeweiligen Wert für die Gesamtwellenfunktion dargestellt; sie beschreiben den Einfluß der D-Beiträge zur Gesamt-Wellenfunktion. Merkliche Unterschiede treten erst nach einem Abfall um mehrere Größenordnungen auf. 107 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He ges. WF PSS 1000 100 10 1 0.1 0.01 0.001 0 50 100 150 p/ MeV c 200 250 0 50 100 150 200 250 qs / MeV c 0.6 0.4 0.2 0 -0.2 -0.4 -0.6 -0.8 -1 -1.2 -1.4 0 50 100 p/ MeV c 150 200 250 0 50 100 150 200 250 qs / MeV c Abbildung 6.4: Verlauf der Spektralfunktion in PWIA (III) Die Flächen entsprechen denen aus Abbildung 6.2; allerdings sind hier die Ergebnisse f ür die vollständige Wellenfunktion und den dominanten S-Zustand (PSS) abgebildet. Die relativen Abweichungen sind bezogen auf den jeweiligen Wert für die Gesamtwellenfunktion dargestellt. 108 6.2 Die quasi-freie Streuung L=0 PSS 100000 10000 1000 100 10 1 0.1 0.01 0.001 0.0001 0 50 100 150 p/ MeV c 200 250 0 50 100 150 200 250 qs / MeV c 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 -18 0 50 100 p/ MeV c 150 200 250 0 50 100 150 200 250 qs / MeV c Abbildung 6.5: Verlauf der Spektralfunktion in der FSI23-Näherung (I) Das obere Bild zeigt die Spektralfunktion als Funktion der Jacobi-Impulse p und q s sowohl für den S-Anteil (L = 0) als auch für den dominanten S-Zustand (PSS) in logarithmischer Darstellung. Im unteren Bild sind die relativen Abweichungen, bezogen auf den jeweiligen Wert für den S-Anteil, aufgetragen. Diese lassen sich unmittelbar auf den gemischt-symmetrischen Anteil S’ zurückführen. 109 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He L=0 ges. WF 100000 10000 1000 100 10 1 0.1 0.01 0.001 0.0001 0 50 100 150 p/ MeV c 200 250 0 50 100 150 200 250 qs / MeV c 0.9 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 0 50 100 p/ MeV c 150 200 250 0 50 100 150 200 250 qs / MeV c Abbildung 6.6: Verlauf der Spektralfunktion in der FSI23-Näherung (II) Die Flächen entsprechen denen aus Abbildung 6.5; allerdings sind hier die Ergebnisse f ür die vollständige Wellenfunktion und den S-Anteil abgebildet. Die relativen Abweichungen sind bezogen auf den jeweiligen Wert für die Gesamtwellenfunktion dargestellt; sie beschreiben den Einfluß der D-Beiträge zur Gesamt-Wellenfunktion. Merkliche Unterschiede treten erst nach einem Abfall um mehrere Größenordnungen auf. 110 6.2 Die quasi-freie Streuung ges. WF PSS 100000 10000 1000 100 10 1 0.1 0.01 0.001 0.0001 0 50 100 150 p/ MeV c 200 250 0 50 100 150 200 250 qs / MeV c 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 -16 -18 0 50 100 p/ MeV c 150 200 250 0 50 100 150 200 250 qs / MeV c Abbildung 6.7: Verlauf der Spektralfunktion in der FSI23-Näherung (III) Die Flächen entsprechen denen aus Abbildung 6.5; allerdings sind hier die Ergebnisse f ür die vollständige Wellenfunktion und den dominanten S-Zustand (PSS) abgebildet. Die relativen Abweichungen sind bezogen auf den jeweiligen Wert für die Gesamtwellenfunktion dargestellt. 111 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 10 PWIA PWIA (L=0) PWIA (PSS) FSI23 (PSS) FSI23 −04 dp̂ R̃L 10−08 Z 10−06 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIA (L=0) PWIA (PSS) FSI23 (PSS) FSI23 10−04 dp̂ R̃ 10−08 Z T 10−06 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 p1 / MeV c Abbildung 6.8: Strukturfunktionen für die QFS (I) Dargestellt sind die helizitätsunabhängigen, integrierten Strukturfunktionen im Rahmen der PWIA und des FSI23-Modells, jeweils für die volle Wellenfunktion und den PSS. Außerdem sind die Resultate, die sich unter Verwendung des S-Anteils der Wellenfunktion in der PWIA ergeben, eingezeichnet. Die kinematischen Parameter entsprechen der Konfiguration I aus Tabelle 6.1. 112 6.2 Die quasi-freie Streuung 10−02 PWIA PWIA (L=0) PWIA (PSS) FSI23 (PSS) FSI23 10−04 dp̂ R̃kT’ 10−06 Z 10−08 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIA (L=0) PWIA (PSS) FSI23 (PSS) FSI23 10−04 T’ dp̂ R̃⊥ 10−06 Z 10−08 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 p1 / MeV c Abbildung 6.9: Strukturfunktionen für die QFS (II) Dargestellt sind die zu Abbildung 6.8 analogen Kurven für die Strukturfunktion R̃T’ . Das obere Diagramm zeigt die Ergebnisse für parallele, das untere für senkrechte Polarisationsrichtung. Die Knicke“ in den Kurven für FSI23 deuten Nulldurchgänge in den betreffenden Bereichen ” an. 113 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 PWIA PWIA (L=0) PWIA (PSS) FSI23 (PSS) FSI23 10−04 dp̂ R̃kTL’ 10−06 Z 10−08 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIA (L=0) PWIA (PSS) FSI23 (PSS) FSI23 10−04 TL’ dp̂ R̃⊥ 10−06 Z 10−08 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 p1 / MeV c Abbildung 6.10: Strukturfunktionen für die QFS (III) Dargestellt sind die zu Abbildung 6.8 analogen Kurven für R̃TL’ . Das obere Diagramm zeigt die Ergebnisse für parallele, das untere für senkrechte Polarisationsrichtung. Die Resultate unter Verwendung der vollständigen Wellenfunktion weisen jeweils einen Nulldurchgang auf. 114 6.2 Die quasi-freie Streuung 60 PWIA PSS FSI23 40 20 V /% 0 -20 -40 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c -21 PWIA PSS FSI23 -21.2 -21.4 V /% -21.6 -21.8 -22 -22.2 -22.4 460 480 500 520 540 560 580 600 p1 / MeV c Abbildung 6.11: Asymmetrieverhältnis für die QFS Dargestellt ist das aus den Kurven der Abbildungen 6.9 und 6.10 gebildete Asymmetrieverhältnis in Prozent; das untere Bild zeigt einen Ausschnitt des oberen. Bei Zugrundelegung des PSS ist das Asymmetrieverhältnis eine Konstante, die für PWIA und FSI23 den gleichen Wert annimmt. 115 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 ˜ qs ) S(p, SeT’ (p, qs ) 10−04 SeTL’ (p, qs ) 10−06 10−08 10−10 10−12 0 100 200 300 400 500 600 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 ˜ qs ) S(p, SeT’ (p, qs ) 10−04 SeTL’ (p, qs ) 10−06 10−08 10−10 10−12 0 100 200 300 p1 / MeV c Abbildung 6.12: Pseudo-Spektralfunktionen für die QFS Dargestellt sind die Kurven für PWIA (oberes Diagramm) und FSI23 (unteres Diagramm). Alle Funktionen tragen die Einheit fm 6 /sr. 116 6.3 Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators 6.3 Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators Geht man von dem bisher betrachteten – stark vereinfachten – Bild der quasi-freien Streuung aus, so stellt die Antisymmetrisierung der auslaufenden Nukleonen einen nächsten Schritt im Hinblick auf eine realistische Beschreibung des Streuprozesses dar. Die hierdurch bedingten Änderungen des Wirkungsquerschnittes wollen wir in diesem Abschnitt untersuchen. Bei der Diskussion verzichten wir auf die Untersuchung des Einflusses der Wellenfunktion, da insbesondere der dominante S-Zustand nur dann von Interesse ist, wenn man erwartet, daß sich der polarisierte 3 He-Kern wie ein polarisiertes Neutron verhält und demnach das Photon ausschließlich vom Neutron absorbiert wird. Im Fall der Antisymmetrisierung wird das Photon auch von den beiden Protonen absorbiert, und die Verwendung der vollen Wellenfunktion ist dann angemessen. Zusätzlich zur PWIAS, welche den korrekten (d. h. total antisymmetrischen) Zustand dreier frei propagierender Nukleonen darstellt, berücksichtigen wir auch den Fall eines symmetrisierten Endzustandes dreier Teilchen, von denen zwei miteinander in Wechselwirkung stehen. Letzteres bezeichnen wir mit FSI23S; die zugehörigen Kernmatrixelemente ergeben sich aus der Definition der FSI23-Ausdrücke (2.117) durch Einfügen des Operators (1 + P ): Ñ FSI23S ≡ = (−) r Ψ23 (1 + P )J Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ 1 φ1 (1 + P )J Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ + 3 r 1 φ1 (1 + P ) t1 G0 J Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ . 3 (6.18) Per definitionem findet die Wechselwirkung, hier dargestellt durch die T-Matrix, stets zwischen den Teilchen 2 und 3 statt. Der Permutationsoperator sorgt dafür, daß alle Nukleonen paarweise miteinander wechselwirken. Den ersten Summanden in (6.18) identifizieren wir als das PWIAS-Matrixelement aus (2.105): r 1 PWIAS Ñ ≡ φ1 1 + P J Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ . (6.19) 3 Analog zu (2.117) definieren wir weiterhin r 1 R23S φ1 (1 + P ) t1 G0 J Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ . Ñ ≡ 3 (6.20) Man beachte, daß in den Gleichungen (6.18) bis (6.20) jeweils die polarisierten Kernmatrixelemente gemäß (2.172) auftauchen. Damit wird die feste Polarisationsrichtung der Targetkerne zum Ausdruck gebracht. 117 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He Die Strukturfunktionen, die sich unter Verwendung der Modelle PWIAS und FSI23S ergeben, sind in den Abbildungen 6.14 - 6.19 wiederum als Funktion des Neutronimpulsbetrages aufgetragen; dabei verwenden wir – wie im vorangegangenen Abschnitt – die kinematische Konfiguration I aus Tabelle 6.1. Um den Einfluß des Antisymmetrisierungsoperators unmittelbar erkennbar zu machen, sind auch jeweils die nicht symmetrisierten Strukturfunktionen (PWIA und FSI23) mit dargestellt. Vergleicht man zunächst die Kurvenverläufe für PWIA und PWIAS miteinander, so erkennt man, daß diese sich im Bereich des Peaks nur geringfügig voneinander unterscheiden. Dabei fallen die Unterschiede bei den Strukturfunktionen R̃L und R̃TL’ jeweils größer aus als bei R̃T und R̃T’ . Ein Beispiel: im Maximum beträgt der Unterschied für R̃L zwischen PWIA und PWIAS 3,0 % und für R̃T lediglich 0,5 %. Je nachdem, welche Strukturfunktion man gerade betrachtet, laufen die Kurven im Bereich zwischen p1 = 390 MeV/c bis p1 = 450 MeV/c deutlich auseinander. Im Anschluß daran weisen die PWIAS-Kurven jeweils ein Minimum auf, um zu kleiner werdenden Impulsen p1 wieder anzuwachsen; bei p1 = 0 besitzen die beiden helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen R̃L und R̃T jeweils R ein lokales Maximum, wobei der Wert von dp̂ R̃L nur um ca. eine Größenordnung unter dem Maximalwert bei p1 = pmax liegt. Im Bereich zwischen p1 = 0 bis zu den Minima 1 der PWIAS-Kurven kommt es zu Abweichungen von mehreren Größenordnungen zwischen PWIA und PWIAS. Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn man die einzelnen Anteile, die sich im Rahmen der Modelle FSI23 und FSI23S ergeben, miteinander vergleicht. Allerdings erfolgt hier das Auseinanderlaufen der Kurven unterhalb des quasi-freien Peaks wesentlich früher, wobei die Unterschiede bei den Strukturfunktionen R̃L und R̃TL’ wiederum besonders deutlich ausfallen. Die symmetrisierten Strukturfunktionen steigen betragsmäßig zu p1 = 0 hin an und nehmen dort ein lokales Maximum an. Wir beobachten auch hier deutliche Unterschiede von mehreren Größenordnungen zwischen den symmetrisierten (FSI23S) und den nicht symmetrisierten (FSI23) Kurven. Faßt man das bisher Gesagte zusammen, so besteht ein wesentlicher Effekt der Antisymmetrisierung in einem massiven Anwachsen der Strukturfunktionen zu kleinen Neutronimpulsbeträgen. Aber auch im Bereich des quasi-freien Peaks lassen sich bereits Antisymmetrisierungseffekte ausmachen. Darüber hinaus beobachten wir – wie bereits im vorangegangenen Abschnitt –, daß auch bei den symmetrisierten Strukturfunktionen die Berücksichtigung der Paarwechselwirkung im Endzustand einen erheblich steileren Abfall im Bereich des quasi-freien Peaks bewirkt. Dies gilt jedoch nicht für R̃L . Der Vergleich der einzelnen antisymmetrisierten Anteile untereinander (vergleiche Abbildungen 6.20 und 6.21) liefert uns zunächst die Erkenntnis, daß die Ungleichung (6.15) 118 6.3 Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators im Bereich kleiner Impulsbeträge p1 nicht länger erfüllt ist. Insbesondere sind die Strukturfunktionen, die das Matrixelement Ñ0 enthalten (R̃L und R̃TL’ ), nicht mehr klein gegen die rein transversalen. Hingegen sind die Ungleichungen (6.13) und (6.14) im gesamten kinematischen Bereich weiterhin erfüllt. Weiterhin stellen wir fest, daß die Strukturfunktionen R̃T und R̃kT’ sich im quasi-freien Peak, bis zu einem Abfall um ca. 3 Größenordnungen, in der graphischen Darstellung nicht voneinander unterscheiden lassen. Dies gilt sowohl für PWIAS als auch für FSI23S. Im Rahmen der PWIAS läßt sich dies darauf zurückführen, daß einerseits der Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators klein ist und andererseits beide PWIA-Strukturfunktionen in guter Näherung die gleiche Spektralfunktion besitzen (vgl. hierzu die Diskussion am Ende von Abschnitt 6.2). Dann gelten die Beziehungen (6.4) und (6.7), die sich nur in dem Faktor cos ϑ∗ voneinander unterscheiden, der jedoch hier ungefähr eins ist. Dies gilt natürlich nur solange, wie die parallele Polarisationsrichtung nicht wesentlich von der Richtung des Photons abweicht. Zur physikalischen Interpretation der bisher aufgeführten Sachverhalte betrachten wir die Ausdrücke (6.19) und (6.18), wobei wir jedoch den hermiteschen Operator (1 + P ) entgegen der üblichen Vorgehensweise (siehe Kapitel 2) statt auf den links stehenden 3NZustand genau so gut nach rechts anwenden können. Dann folgt r 1 PWIAS (6.21) Ñ = φ1 J1 + J2 + J3 Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ 3 r 1 Ñ R23S = φ1 t1 G0 J1 + t2 G0 J2 + t3 G0 J3 Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ . (6.22) 3 Hierin beschreibt der Operator Ji das Angreifen des Photons am Teilchen i; nach der bisher verwendeten Konvention bezeichnen wir das auslaufende Neutron wieder als Teilchen 1. In vielen Fällen ist es hilfreich, die Kernmatrixelemente in dieser Form graphisch darzustellen. Als Art der Darstellung verwenden wir die in Abbildung 6.13 beschriebene, die offenbar die Gleichungen (6.21) und (6.22) wiederspiegelt. Es sei betont, daß es sich hierbei nicht um Feynman-Graphen handelt. Beschränken wir uns zunächst auf den Fall der PWIAS, dann können wir aus der graphischen Darstellung unmittelbar folgende Proportionalitäten für die einzelnen Summanden aus (6.21) ablesen φ1 J1 Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ ∝ p, p1 −Q Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ (6.23) (6.24) φ1 J2 Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ ∝ p− 12 Q, p1 Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ (6.25) φ1 J3 Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ ∝ p+ 12 Q, p1 Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ . Dabei beschreibt φ1 nach (2.86) den Zustand dreier freier Nukleonen, der allein antisymmetrisch unter Vertauschung der Teilchen 2 und 3 ist. Der jeweils zweite Jacobi-Impuls auf 119 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He n N PWIAS = p n p N = + p + p n R23S n p p n n p p + + p p p p Abbildung 6.13: Graphische Darstellung der Kernmatrixelemente Die Halbkreise stellen jeweils den anfänglichen Bindungszustand dar, die waagerechten Linien die auslaufenden Nukleonen. Die geschlängelten Linien beschreiben das Angreifen des Photons am jeweiligen Nukleon, die gestrichelten die Wechselwirkung der beiden übrigen Nukleonen untereinander. In allen Figuren trage das Neutron den Impuls p 1 und die magnetische Spinquantenzahl m1 . Die Protonen tragen die Impulse p2 und p3 sowie die Quantenzahlen m2 und m3 . der rechten Seite, d. h. p1 −Q bzw. p1 , stellt den anfänglichen Impuls des Neutrons im Kern dar. Die Proportionalitäten lassen sich natürlich auch analytisch herleiten. Ausgehend von (2.58) und (2.61) erhält man für die einzelnen Komponenten des Stromoperators Ñ0PWIAS = √ 6 τ 1 τ 2 τ 3 m1 m2 m3 h GnE (Q2 ) p, p1 −Q + GpE (Q2 ) p− 12 Q, p1 i p 2 1 + GE (Q ) p+ 2 Q, p1 Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ √ 3Q PWIAS τ 1 τ 2 τ 3 − m 1 m2 m3 ѱ1 = − mN h GnM (Q2 ) δm1 ,± 1 p, p1 +Q + GpM (Q2 ) δm2 ,± 1 p− 12 Q, p1 2 2 i p 2 1 + GM (Q ) δm3 ,± 1 p+ 2 Q, p1 Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ . 2 (6.26) (6.27) Bei den sphärischen Komponenten wurde hier nur der Spinstromanteil berücksichtigt, da die entsprechenden Konvektionsstromanteile in paralleler Kinematik keinen Beitrag zu den 120 6.3 Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators Kernmatrixelementen liefern4 . Gehen wir von der Tatsache aus, daß die Wellenfunktion pq Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ für p = q = 0 ihr Maximum erreicht und anschließend schnell abfällt, so liegt es auf der Hand, daß die ersten Terme in (6.26) und (6.27) in der Nähe des quasi-freien Peaks dominieren. Dementsprechend sind die Unterschiede zwischen den PWIA- und den PWIAS-Matrixelementen recht gering und für die Strukturfunktionen ergeben sich annähernd die gleichen Werte. Weiter oben hatten wir jedoch festgestellt, daß die Übereinstimmung für die Anteile R̃T und R̃T’ jeweils besser ist als für R̃L und R̃TL’ . Da die beiden letztgenannten proportional zu Ñ02 bzw. Ñ0 sind, läßt sich dies auf den durch GpE charakterisierten protonischen Anteil in (6.26) zurückführen. Denn einerseits dominiert zwar die Amplitude p, p1 −Q Ψb M ϑ∗ ,ϕ∗ gegenüber den beiden anderen, andererseits gilt aber auch GnE GpE . Mithin tragen auch der zweite und dritte Term zu Ñ0 bei, und es kommt zu der beschriebenen Abweichung in der Nähe des Peaks. Geht man über zu kleineren Impulsbeträgen, so dominieren mehr und mehr die protonischen Beiträge in den Kernmatrixelementen, weil die entsprechenden Wahrscheinlichkeitsamplituden an Bedeutung gewinnen. Damit ergeben sich die beobachteten, massiven Unterschiede zwischen den PWIA- und PWIAS-Kurven. Gleichzeitig sind in diesem Bereich Ñ0 und ѱ1 von der gleichen Größenordnung, so daß die Ungleichung (6.15) nicht weiter erfüllt ist. Will man die bisherige Argumentation auf die FSI23S-Ergebnisse übertragen, ergeben sich einige Schwierigkeiten. Erstens existieren keine zu (6.26) bzw. (6.27) analoge Ausdrücke mehr, die sich unmittelbar auf die anfängliche Impulsverteilung im Kern zurückführen lassen; zweitens bestehen die Strukturfunktionen im Rahmen des FSI23S-Modells aus nunmehr 21 Termen. Zwar können wir hinsichtlich des ersten Punktes davon ausgehen, daß in der Nähe des quasi-freien Peaks auch in den Rückstreumatrixelementen jeweils der erste Term (siehe Abbildung 6.13) dominiert, da die beiden übrigen den Fall beschreiben, in dem das wechselwirkende Neutron-Proton-Paar eine hohe Energie innerhalb des 3 HeKernes besitzt. Gleichzeitig liefern die Terme, welche die Kopplung des Photons an ein Proton beschreiben, im Bereich kleiner Neutronimpulse den maßgeblichen Beitrag. Allerdings wissen wir nicht, wie sich die PWIAS-Matrixelemente zu den Rückstreuanteilen verhalten. Dies hat natürlich zur Folge, daß man über die einzelnen Terme der Strukturfunktion erst recht keine quantitativen Aussagen mehr treffen kann. Um also die spürbaren protonischen Beiträge der FSI23S-Strukturfunktionen, die bereits im Bereich des quasi-freien Peaks deutlich zu Tage treten, im Detail verstehen zu können, ist man auf zusätzliche, umfangreiche numerische Studien angewiesen. Da dies sicherlich den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, begnügen wir uns an dieser Stelle mit der 4 Dies ist der numerische Befund; auf einen analytischen Beweis wurde hier verzichtet. 121 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He Aussage, daß das Auftreten der Wechselwirkungsterme in den Kernmatrixelementen zu einem wachsenden protonischen Anteil der Strukturfunktionen führt. Dies ist unmittelbar ersichtlich, wenn man die Resultate für PWIA und PWIAS einerseits und FSI23 und FSI23S andererseits vergleicht. Insbesondere gilt dies wiederum für die Strukturfunktionen, welche Ñ0 enthalten, d. h. wir beobachten auch hier einen sehr starken protonischen Beitrag bei der elektrischen Kopplung des Photons. 122 6.3 Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators 10−02 PWIA 10 −04 PWIAS FSI23S FSI23 10−08 Z dp̂ R̃L 10−06 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS 10−04 FSI23S 10−06 Z dp̂ R̃ L FSI23 10−08 10−10 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.14: Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators (I) Beide Diagramme zeigen den Verlauf der integrierten Strukturfunktion R̃L in logarithmischer Darstellung. Neben den Kurven für PWIA und FSI23 sind auch diejenigen, welche sich bei Antisymmetrisierung des Endzustandes ergeben, eingezeichnet. Der Ausschnitt des unteren Teils überdeckt das bei den Rechnungen zu Kapitel 7 verwendete Integrationsgebiet in p 1 . 123 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 PWIA 10 −04 10 −06 PWIAS FSI23 10−08 Z dp̂ R̃T FSI23S 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS 10−04 FSI23S 10−06 Z dp̂ R̃ T FSI23 10−08 10−10 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.15: Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators (II) Wie in Abbildung 6.14; jedoch für die transversale Strukturfunktion R̃T . 124 6.3 Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators 10−02 PWIA 10 −04 10 −06 PWIAS FSI23S dp̂ R̃kT’ FSI23 Z 10−08 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS 10−04 FSI23S 10−06 Z k dp̂ R̃T’ FSI23 10−08 10−10 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.16: Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators (III) Wie in Abbildung 6.14; jedoch für den Betrag von R̃T’ bei paralleler Polarisationsrichtung. 125 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 PWIA 10 −04 10 −06 PWIAS FSI23S T’ dp̂ R̃⊥ FSI23 Z 10−08 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS 10−04 FSI23S 10−06 Z ⊥ dp̂ R̃T’ FSI23 10−08 10−10 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.17: Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators (IV) Wie in Abbildung 6.14; jedoch für den Betrag von R̃T’ bei senkrechter Polarisationsrichtung. 126 6.3 Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators 10−02 PWIA 10 −04 10 −06 PWIAS FSI23S dp̂ R̃kTL’ FSI23 Z 10−08 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS 10−04 FSI23S 10−06 Z k dp̂ R̃TL’ FSI23 10−08 10−10 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.18: Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators (V) Wie in Abbildung 6.14; jedoch für den Betrag von R̃TL’ bei paralleler Polarisationsrichtung. 127 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 PWIA 10 −04 10 −06 PWIAS FSI23S TL’ dp̂ R̃⊥ FSI23 Z 10−08 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS 10−04 FSI23S 10−06 Z ⊥ dp̂ R̃TL’ FSI23 10−08 10−10 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.19: Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators (VI) Wie in Abbildung 6.14; jedoch für den Betrag von R̃TL’ bei senkrechter Polarisationsrichtung. 128 6.3 Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators 10−02 Z Z 10−04 10 dp̂ R̃L Z Z −06 dp̂ R̃T dp̂ R̃kT’ TL’ dp̂ R̃⊥ 10−08 10−10 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 Z Z Z 10−04 Z 10−06 10−08 510 520 530 dp̂ R̃L dp̂ R̃T dp̂ R̃kT’ TL’ dp̂ R̃⊥ 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.20: Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators (VII) Zum Vergleich der symmetrisierten Anteile untereinander sind hier die PWIAS-Kurven noch einmal gemeinsam aufgetragen. In der unteren Darstellung sind keine Unterschiede zwischen den Kurven für R̃T und R̃kT’ zu erkennen. 129 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 Z Z 10−04 10 dp̂ R̃L Z Z −06 dp̂ R̃T dp̂ R̃kT’ TL’ dp̂ R̃⊥ 10−08 10−10 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 Z Z Z 10−04 Z 10−06 10−08 510 520 530 dp̂ R̃L dp̂ R̃T dp̂ R̃kT’ TL’ dp̂ R̃⊥ 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.21: Einfluß des Antisymmetrisierungs-Operators (VIII) Zum Vergleich der symmetrisierten Anteile untereinander sind hier die FSI23S-Kurven noch einmal gemeinsam aufgetragen. In der unteren Darstellung lassen sich die Kurven f ür R̃T und R̃kT’ ab p1 = 560 MeV/c nicht mehr voneinander unterscheiden. 130 6.4 Der Einfluß der Endzustandswechselwirkung 6.4 Der Einfluß der Endzustandswechselwirkung Wir wenden uns nun der vollständigen Endzustandswechselwirkung (FSI) zu, welche die Vielfachstreuung der auslaufenden Nukleonen beschreibt. Sie stellt von allen in dieser Arbeit vorgestellten Modellen die realistischste Beschreibung des Streuprozesses dar. Neben dem quantitativen Verhalten der Strukturfunktionen interessiert uns hier natürlich auch die Fragestellung, inwieweit die übrigen, bisher untersuchten Endzustandsmodelle zur näherungsweisen Beschreibung von Streuexperimenten geeignet sind. Dabei nehmen wir an, daß das FSI-Modell der Wahrheit“ am nächsten kommt. ” In diesem Abschnitt beschränken wir uns zunächst auf die grundlegenden Eigenschaften der FSI; dabei verwenden wir – wie in den vorangegangenen Abschnitten – die kinematische Konfiguration I aus Tabelle 6.1. Dies bedeutet: der Neutronimpuls ist parallel zum Impuls des Photons, und sämtliche Impulse sowie beide Polarisationsrichtungen liegen in einer Ebene. Die entsprechenden Strukturfunktionen sind in den Abbildungen 6.24 - 6.29 dargestellt. Auf weitere Besonderheiten im Zusammenhang mit der vollständigen Endzustandswechselwirkung wird in den folgenden Abschnitten eingegangen. Vergleicht man die Strukturfunktionen, die sich unter Verwendung der verschiedenen Endzustandsmodelle ergeben, miteinander, so läßt sich als grundsätzliche Aussage festhalten, daß die vollständige Endzustandswechselwirkung einen massiven Einfluß auf den Streuprozeß ausübt. Anders ausgedrückt: über den gesamten p1 - Bereich gesehen, bieten die vereinfachten Modelle PWIA, PWIAS, FSI23 und FSI23S nur eine unzureichende Beschreibung des Streuprozesses. Zwar gibt es einige Punkte, in denen sich die FSI-Kurven mit den übrigen schneiden – dies ist jedoch rein zufällig und darf nicht zu der Aussage verleiten, daß dort die physikalischen Prozesse durch die vereinfachten Modelle beschrieben werden können. Insbesondere hängt die Lage dieser Schnittpunkte stark von der kinematischen Konfiguration ab. Lediglich im Bereich des quasi-freien Peaks lassen sich die FSI-Resultate für R̃T und R̃T’ näherungsweise durch diejenigen für FSI23 beschreiben. Allerdings treten hier bereits im Maximum bei p1 = pmax Abweichungen von ca. 10 % 1 (numerischer Befund) auf, die zu kleineren Impulsbeträgen immer weiter anwachsen; nach einem Abfall um 2 Größenordnungen – dies entspricht einem Neutronimpuls von ungefähr p1 = 595 MeV/c – betragen diese ca. 20 %. Betrachten wir ausschließlich die FSI-Kurven, so beobachten wir im Bereich des quasifreien Peaks einen steilen Abfall sämtlicher Strukturfunktionen5 . Bei kleineren Impulsbeträgen läßt sich wiederum für alle Strukturfunktionen ein starkes betragsmäßiges Anwach5 Präziser formuliert gilt dies für die Beträge der integrierten Strukturfunktionen. Hinsichtlich der Vorzeichen gelten im Bereich des Peaks wiederum die Beziehungen (6.9)-(6.12) für die helizitätsunabhängigen Anteile; die helizitätsabhängigen sind stets positiv. 131 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He sen bis zu p1 = 0 feststellen. Der Vergleich der helizitätsabhängigen Strukturfunktionen untereinander zeigt, daß die Ungleichungen (6.13) und (6.14) weiterhin Gültigkeit besitzen. Mit dieser Thematik werden wir uns in Abschnitt 6.6 noch einmal ausführlicher beschäftigen. Darüber hinaus erkennen wir anhand von Abbildung 6.30, daß im Bereich des quasifreien Peaks die Relationen (6.15) ebenfalls gelten. Dies ist jedoch bei p1 = 0 nicht mehr TL’ den betragsmäßig größten Wert aller Strukturfunkder Fall; insbesondere liefert hier R̃⊥ tionen. Bemerkenswert ist schließlich noch das bereits bei den übrigen Endzustandsmodellen beobachtete Verhalten der Strukturfunktionen R̃T und R̃kT’ unterhalb von p1 = pmax – 1 auch hier lassen sich bis zu einem Abfall um ca. 3 Größenordnungen in der logarithmischen Darstellung keine signifikanten Unterschiede ausmachen. Die numerischen Resultate liefern hier Abweichungen von ungefähr 2 %. Das Vorhaben, das quantitative Verhalten der FSI-Resultate analytisch zu begründen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt! Bereits am Ende des vorangegangenen Abschnittes hatten wir festgestellt, daß dies selbst für das vergleichsweise simple Modell FSI23S nicht mehr möglich ist. Entsprechend gilt dies natürlich auch für die vollständige Endzustandswechselwirkung. Denn einerseits bestehen die Kernmatrixelemente aus unendlich vielen Termen (vergleiche hierzu Kapitel 2), und andererseits besitzen die Strukturfunktionen dementsprechend eine unendliche Anzahl von Mischtermen. (Zur Veranschaulichung sind in den Abbildungen 6.22 und 6.23 die Kernmatrixelemente bis zur ersten bzw. in der zweiten Ordnung der Zweinukleonen-T-Matrix schematisch dargestellt.) Selbst wenn man die führenden Terme der Kernmatrixelemente analytisch kennen würde, wäre es unmöglich, das Verhalten der Strukturfunktionen vorherzusagen. Aufgrund der Ergebnisse aus den Abschnitten 6.2 und 6.3 können wir jedoch annehmen, daß erstens das Anwachsen der Strukturfunktionen im Bereich kleiner Neutronimpulse im wesentlichen auf den Antisymmetrisierungsoperator und der damit einhergehenden Absorption des Photons an einem der beiden Protonen zurückzuführen ist und daß zweitens die Endzustandswechselwirkung der Nukleonen untereinander für den beobachteten steilen Abfall der Strukturfunktionen im Bereich des quasi-freien Peaks verantwortlich ist. Allerdings lassen sich auch diese beiden Effekte nicht mehr streng auseinanderhalten. Anmerkung: Das Modell FSI23S werden wir im verbleibenden Teil dieser Arbeit nicht weiter berücksichtigen, da die entsprechenden Resultate sich einerseits nicht zur vereinfachten Beschreibung der FSI-Ergebnisse eignen und wir andererseits hieraus keine weiteren Erkenntnisse mehr ziehen können. 132 6.4 Der Einfluß der Endzustandswechselwirkung n p N FSI = p n + n + p + p p n n p + p + p p p n n n p + p + p p p p n + p p + n n n p + p + p p p p Abbildung 6.22: Graphische Darstellung der FSI-Kernmatrixelemente (I) Dargestellt sind alle Terme der Kernmatrixelemente bis zur ersten Ordnung der Zweinukleonen-T-Matrix. Die drei Terme der ersten Reihe stellen die PWIASKernmatrixelemente dar; die der zweiten Reihe entsprechen den R23S-Anteilen (vgl. Abbildung 6.13). Zusätzlich zu den FSI23-Termen treten hier auch solche auf, bei denen das Nukleon, welches das Photon absorbiert, an der Endzustandswechselwirkung teilnimmt. 133 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He n FSI N(2) p = p n + + p + p p n n p n p p n + p p + p p + 12 weitere Terme Abbildung 6.23: Graphische Darstellung der FSI-Kernmatrixelemente (II) Dargestellt sind exemplarisch 6 Terme der Kernmatrixelemente in der zweiten Ordnung der Zweinukleonen-T-Matrix. Die fehlenden 12 Terme ergeben sich aus den ersten sechs, wenn man die Photonlinie jeweils am mittleren bzw. am unteren Nukleon angreifen läßt. 134 6.4 Der Einfluß der Endzustandswechselwirkung 10−02 10 PWIA PWIAS FSI23S FSI FSI23 −04 10−08 Z dp̂ R̃L 10−06 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI23S FSI FSI23 10−06 Z dp̂ R̃ L 10−04 10−08 10−10 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.24: Einfluß der Endzustandswechselwirkung (I) Beide Diagramme zeigen den Verlauf der integrierten Strukturfunktion R̃L in logarithmischer Darstellung. Neben den Kurven für die vollständige Endzustandswechselwirkung sind auch die Resultate für die übrigen Endzustandsmodelle eingezeichnet. Der Ausschnitt des unteren Teils überdeckt das bei den Rechnungen zu Kapitel 7 verwendete Integrationsgebiet in p 1 . 135 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 10 PWIA PWIAS FSI23S FSI FSI23 −04 10−08 Z dp̂ R̃T 10−06 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI23S FSI FSI23 10−06 Z dp̂ R̃ T 10−04 10−08 10−10 510 520 530 540 550 560 570 580 590 p1 / MeV c Abbildung 6.25: Einfluß der Endzustandswechselwirkung (II) Wie in Abbildung 6.24; jedoch für den transversalen Anteil R̃T . 136 600 6.4 Der Einfluß der Endzustandswechselwirkung 10−02 10 PWIA PWIAS FSI23S FSI FSI23 −04 dp̂ R̃kT’ 10−06 Z 10−08 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI23S FSI FSI23 10−06 Z k dp̂ R̃T’ 10−04 10−08 10−10 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.26: Einfluß der Endzustandswechselwirkung (III) Wie in Abbildung 6.24; jedoch für den Betrag des transversalen Anteils R̃T’ bei paralleler Polarisationsrichtung. 137 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 10 PWIA PWIAS FSI23S FSI FSI23 −04 T’ dp̂ R̃⊥ 10−06 Z 10−08 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI23S FSI FSI23 10−06 Z ⊥ dp̂ R̃T’ 10−04 10−08 10−10 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.27: Einfluß der Endzustandswechselwirkung (IV) Wie in Abbildung 6.24; jedoch für den Betrag des transversalen Anteils R̃T’ bei senkrechter Polarisationsrichtung. 138 6.4 Der Einfluß der Endzustandswechselwirkung 10−02 10 PWIA PWIAS FSI23S FSI FSI23 −04 dp̂ R̃kTL’ 10−06 Z 10−08 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI23S FSI FSI23 10−06 Z k dp̂ R̃TL’ 10−04 10−08 10−10 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.28: Einfluß der Endzustandswechselwirkung (V) Wie in Abbildung 6.24; jedoch für den Betrag des transversal-longitudinalen Anteils R̃TL’ bei paralleler Polarisationsrichtung. 139 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 10 PWIA PWIAS FSI23S FSI FSI23 −04 TL’ dp̂ R̃⊥ 10−06 Z 10−08 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI23S FSI FSI23 10−06 Z ⊥ dp̂ R̃TL’ 10−04 10−08 10−10 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.29: Einfluß der Endzustandswechselwirkung (VI) Wie in Abbildung 6.24; jedoch für den Betrag des transversal-longitudinalen Anteils R̃TL’ bei senkrechter Polarisationsrichtung. 140 6.4 Der Einfluß der Endzustandswechselwirkung 10−02 Z Z 10−04 10 Z Z −06 dp̂ R̃L dp̂ R̃T dp̂ R̃kT’ TL’ dp̂ R̃⊥ 10−08 10−10 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 Z Z 10−04 10 Z Z −06 dp̂ R̃L dp̂ R̃T dp̂ R̃kT’ TL’ dp̂ R̃⊥ 10−08 10−10 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.30: Einfluß der Endzustandswechselwirkung (VII) TL’ Zum Vergleich sind hier die integrierten Strukturfunktionen R̃L , R̃T , R̃kT’ und R̃⊥ , die sich unter Berücksichtigung der FSI ergeben, gegeneinander aufgetragen. Der besseren ÜbersichtT’ lichkeit wegen wurden die Anteile R̃⊥ und R̃kTL’ weggelassen; diese sind vom Betrage her wesentlich kleiner als die hier abgebildeten. 141 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 6.5 Die helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen im allgemeinen kinematischen Fall Im folgenden wollen wir uns ausführlicher mit den helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen6 R̃L , R̃T , R̃TL und R̃TT beschäftigen. Insbesondere geht es dabei um die Frage des Einflusses der vollständigen Endzustandswechselwirkung, wenn – im Gegensatz zu den vorangegangenen Abschnitten – einerseits der Impuls des auslaufenden Neutrons nicht mehr parallel zum Photonimpuls ist und andererseits der Impuls des auslaufenden Elektrons nicht mehr in der x-z-Ebene des Systems KD liegt. Letzteres hat zur Folge, daß der Impuls des Photons wegen Qy = −ky0 (6.28) ebenfalls nicht mehr in dieser Ebene liegt; mithin liegt die Polarisationsachse außerhalb der x-z-Ebene des Systems KQ , in welchem der Impuls des Photons die z-Achse festlegt (siehe Abschnitt 1.4 und Anhang A). Dementsprechend nimmt der Polarwinkel ϕ∗ nun von 0 bzw. π verschiedene Werte an. Wir werden im folgenden die drei Fälle ϑ1 = 0 und ϕe 6= 0, ϑ1 6= 0 und ϕe = 0 sowie ϑ1 6= 0 und ϕe 6= 0 der Reihe nach betrachten. Die kinematischen Konfigurationen sind dabei so gewählt, daß ϑ1 ≤ 6◦ und ϕe ≤ 12◦ gilt. Dies geschieht im Hinblick auf die Rechnungen zu Kapitel 7, da die dort aufgrund der experimentellen Vorgaben durchgeführten Winkelintegrationen sich im wesentlichen innerhalb dieser Bereiche bewegen (vergleiche hierzu die ausführliche Beschreibung der Integrationen in Abschnitt 7.2). Erster Fall: ϑ1 = 0 und ϕe 6= 0 Dies bedeutet, daß der Impuls des Neutrons parallel zu dem des Photons ist. Hier ergeben sich die folgenden numerischen Befunde: • Die Strukturfunktionen R̃L und R̃T hängen nicht von der Polarisationsrichtung ab. • Für alle Endzustandsmodelle gilt R dp̂ R̃TT = 0. • Unter Zugrundelegung der vollständigen Endzustandswechselwirkung ergeben sich signifikante Beiträge für die Strukturfunktion R̃TL , während diese für die übrigen Modelle gleich Null ist. Der Betrag von R̃TL wächst mit zunehmendem Winkel ϕe an; darüber hinaus hängt R̃TL bei konstantem ϕe von den Polarisationswinkeln ϑ∗ und ϕ∗ ab. 6 Damit sind diejenigen Strukturfunktionen gemeint, die im helizitätsunabhängigen Teil des Wirkungsquerschnittes (1.96) auftreten. 142 6.5 Die helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen Für die Modelle PWIA und FSI23 lassen sich diese Ergebnisse unmittelbar auf die analytischen Formen (4.71)-(4.74) zurückführen. Der letztgenannte Punkt verdient besondere Beachtung, da diese Aussage im krassen Gegensatz zu der weit verbreiteten Ansicht steht, daß die helizitätsunabhängigen Anteile des Wirkungsquerschnittes grundsätzlich unabhängig von der Polarisationsrichtung sind! Zur Verdeutlichung dieses Sachverhaltes sind in Abbildung 6.31 die integrierten Strukturfunktionen, die sich unter Berücksichtigung der FSI ergeben, exemplarisch für die kinematische Konfiguration II aufgetragen. Hier ist deutlich der signifikante Beitrag von R̃TL abzulesen; im Bereich des quasi-freien Peaks ist er vergleichbar mit R̃L . Weiterhin erkennt man, daß sich die Ergebnisse für R̃TL bei verschiedenen Polarisationsrichtungen deutlich voneinander unterscheiden. Zweiter Fall: ϑ1 6= 0 und ϕe = 0 Solange die Polarisationsachse innerhalb der x-z-Ebene des Systems KQ liegt, gelten folgende Aussagen: • Die helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen R̃L , R̃T , R̃TL und R̃TT hängen nicht von der Polarisationsrichtung ab. • Für kleine Winkel sin ϑ1 6= 0 ergeben sich bereits im Bereich des quasi-freien Peaks sehr deutliche Unterschiede zwischen PWIA und PWIAS einerseits sowie zwischen FSI23 und FSI andererseits bei den Strukturfunktionen R̃TL und R̃TT . Dies ist darauf zurückzuführen, daß für PWIAS und FSI aufgrund der Antisymmetrisierung des Endzustandes die analytische Abhängigkeit der Strukturfunktionen von sin ϑ1 , wie sie in den Ausdrücken (4.73) und (4.74) für PWIA und FSI23 auftaucht, nicht länger gegeben ist. In Abbildung 6.32 sind die Beträge der integrierten Strukturfunktionen R̃TL und R̃TT für verschiedene Endzustandsmodelle unter Verwendung der kinematischen Konfiguration III aus Tabelle 6.1 gegeneinander aufgetragen. Abbildung 6.33 vergleicht die Ergebnisse, die sich für die vollständige Endzustandswechselwirkung ergeben, miteinander. Dritter Fall: ϑ1 6= 0 und ϕe 6= 0 Dies entspricht der allgemeinsten kinematischen Konfiguration. Hier ergeben sich folgende numerische Befunde: • Unter Berücksichtigung der vollständigen Endzustandswechselwirkung weisen alle vier helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen eine Abhängigkeit von der Polarisationsrichtung auf. Diese ist jedoch für R̃L und R̃T sehr schwach, während sich bei R̃TL und R̃TT massive Unterschiede ergeben. Die Beträge von R̃TL und R̃TT wachsen dabei mit zunehmendem Winkel ϕe an. 143 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He • Für die übrigen Endzustandsmodelle hängen R̃L , R̃T , R̃TL und R̃TT weder von der Polarisationsrichtung ŝ noch vom Winkel ϕe ab. • Für kleine Winkel sin ϑ1 6= 0 ergeben sich – wie im zweiten Fall – bereits im Bereich des quasi-freien Peaks sehr deutliche Unterschiede zwischen PWIA und PWIAS einerseits sowie zwischen FSI23 und FSI andererseits bei den Strukturfunktionen R̃TL und R̃TT . Zur Verdeutlichung des erstgenannten Punktes sind in den Abbildungen 6.34 und 6.35 die FSI-Resultate der helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen aufgetragen. Neben der deutlich sichtbaren betragsmäßigen Variation von R̃TL und R̃TT in Abhängigkeit von der TL Polarisationsrichtung besitzen darüber hinaus R̃kTL und R̃⊥ im Bereich des quasi-freien Peaks unterschiedliche Vorzeichen. Die entsprechenden Unterschiede für R̃L und R̃T betragen hier deutlich unter 0,1 %. Die Tatsache, daß insbesondere R̃TL und R̃TT von der Polarisationsrichtung ŝ abhängen, sobald die auslaufenden Nukleonen vollständig miteinander wechselwirken, hat natürlich auch eine gewisse Auswirkung auf die Interpretation von experimentell gemessenen Asymmetrieverhältnissen. In diesem Fall heben sich nämlich die helizitätsunabhängigen Anteile des Wirkungsquerschnittes nicht mehr auf, d. h. die in der ersten Zeile der Gleichung (4.82) angegebene Form des Asymmetrieverhältnisses verliert ihre Gültigkeit. Wie wir gesehen haben, läßt sich diese Schwierigkeit umgehen, solange man sich auf Messungen beschränkt, in denen die Impulse des Photons und des gestreuten Elektrons sowie die Polarisationsachse in einer Ebene liegen (dann gilt ϕe = 0). Dies ist allerdings experimentell nur sehr schwer zu realisieren, da man es einerseits stets mit einer gewissen Unschärfe bei der Winkelmessung zu tun hat und andererseits die Zählraten mit kleiner werdendem Phasenraumvolumen abnehmen, was wiederum zu höheren statistischen Fehlern führt. Ein Ausweg ergibt sich jedoch, wenn man bei der Messung dafür sorgt, daß die Integrationsbereiche für den Winkel ϕe symmetrisch um ϕe = 0 herum sind7 . Weitere numerische Untersuchungen haben nämlich gezeigt, daß für alle helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen für beliebige Winkel ϕe gilt Z Z Z Z ··· ··· ' dp̂ R̃⊥ dp̂ R̃k··· + dp̂ R̃k··· + dp̂ R̃⊥ −ϕe ϕe −ϕe ϕe Z ··· . (6.29) ' 2 · dp̂ R̃k,⊥ ϕe =0 7 Dies gilt natürlich nur, solange die y-Komponenten der Polarisationsrichtungen im System KD gleich Null sind; ansonsten erhält man auf diese Weise keine symmetrischen Wertebereiche für ϕ∗ . 144 6.5 Die helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen Dies liefert bei Integration über den Winkel ϕe für jede Strukturfunktion gleiche Beiträge für die unterschiedlichen Polarisationsrichtungen. Demnach heben sich die helizitätsunabhängigen Anteile des Wirkungsquerschnittes bei der Bildung des Asymmetrieverhältnisses wieder auf. Gleichung (6.29) gilt in der Regel bis zur vierten Stelle absolut, solange man die Nulldurchgänge der Strukturfunktionen unberücksichtigt läßt. Insbesondere besitzt sie Gültigkeit in der Nähe des quasi-freien Peaks, d. h. innerhalb des Bereiches, in dem die einzelnen Funktionen um mindestens drei Größenordnungen abfallen. Diese Feststellung ist von großer Wichtigkeit für die in Kapitel 7 vorgestellte Analyse des Mainzer 3 ~ He(~e,e’n)-Experimentes. 145 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 Z Z 10−04 Z 10−06 10−08 dp̂ R̃L dp̂ R̃T dp̂ R̃TL 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 10 Z Z −04 Z Z 10−06 10−08 dp̂ R̃L dp̂ R̃T dp̂ R̃kTL TL dp̂ R̃⊥ 10−10 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.31: Die helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen (I) Beide Diagramme zeigen den Verlauf der integrierten Strukturfunktionen R̃L , R̃T und R̃TL für TL besitzen hier entgegengesetzte die kinematische Konfiguration II aus Tabelle 6.1. R̃kTL und R̃⊥ Vorzeichen; für p1 = pmax gilt R̃kTL < 0. Der Ausschnitt des unteren Teils überdeckt das 1 bei den Rechnungen zu Kapitel 7 verwendete Integrationsgebiet in p 1 . Insbesondere dort erkennt man deutlich die betragsmäßigen Unterschiede, die sich für R̃TL bei unterschiedlichen Polarisationsrichtung ergeben. 146 6.5 Die helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen 10−02 10 PWIA PWIAS FSI FSI23 −04 dp̂ R̃TL 10−06 Z 10−08 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 500 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 10−04 dp̂ R̃TT 10−06 Z 10−08 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 p1 / MeV c Abbildung 6.32: Die helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen (II) Dargestellt sind die integrierten Strukturfunktionen R̃TL und R̃TT für die kinematische Konfiguration III aus Tabelle 6.1, die sich unter Verwendung der verschiedenen Endzustandsmodelle ergeben. Solange ϕe = 0 ist, hängen diese nicht von der Polarisationsrichtung ŝ ab. 147 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 Z Z 10−04 Z Z 10−06 dp̂ R̃L dp̂ R̃T dp̂ R̃TL dp̂ R̃TT 10−08 10−10 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 Z Z 10−04 10 Z Z −06 dp̂ R̃L dp̂ R̃T dp̂ R̃TL dp̂ R̃TT 10−08 10−10 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.33: Die helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen (III) Dargestellt sind wiederum die FSI-Resultate für die integrierten Strukturfunktionen R̃TL und R̃TT aus Abbildung 6.32. Zum Vergleich der Strukturfunktionen untereinander wurden außerdem die entsprechenden Kurven für R̃L und R̃T mit eingezeichnet. 148 6.5 Die helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen 10−02 Z Z 10−04 Z 10−06 10−08 dp̂ R̃L dp̂ R̃T dp̂ R̃TL 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 10 Z Z −04 Z Z 10−06 10−08 dp̂ R̃L dp̂ R̃T dp̂ R̃kTL TL dp̂ R̃⊥ 10−10 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.34: Die helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen (IV) Beide Diagramme zeigen den Verlauf der integrierten Strukturfunktionen R̃L , R̃T und R̃TL für die kinematische Konfiguration IV aus Tabelle 6.1, die sich unter Berücksichtigung der vollständigen Endzustandswechselwirkung ergeben. Deutlich sichtbar ist die Abhängigkeit von R̃TL von der Polarisationsrichtung. R̃L und R̃T hängen nur sehr schwach von dieser ab, so daß hier auf eine Unterscheidung der Kurven verzichtet wurde. 149 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 Z Z 10−04 Z 10−06 10−08 dp̂ R̃L dp̂ R̃T dp̂ R̃TT 10−10 10−12 10−14 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c 10−02 10 Z Z −04 Z Z 10−06 10−08 dp̂ R̃L dp̂ R̃T dp̂ R̃kTT TT dp̂ R̃⊥ 10−10 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.35: Die helizitätsunabhängigen Strukturfunktionen (V) Wie in Abbildung 6.34; jedoch für R̃TT statt R̃TL . Hier ist deutlich zu erkennen, daß auch R̃TT stark von der Polarisationsrichtung abhängt. 150 6.6 Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen 6.6 Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen In diesem Abschnitt beschäftigen wir uns ausschließlich mit den helizitätsabhängigen Strukturfunktionen8 R̃T’ und R̃TL’ . Diese sind maßgeblich für die in Kapitel 7 durchgeführte Extraktion des elektrischen Formfaktors GnE des Neutrons aus dem experimentell gemessenen Asymmetrieverhältnis. Im Hinblick auf die experimentellen Gegebenheiten beschränken wir uns ausschließlich auf den Bereich des quasi-freien Peaks. Wir wenden uns insbesondere zwei Fragestellungen zu, die es bei der Analyse des Experimentes zu beachten gilt. Dies sind einerseits der protonische Anteil von R̃TL’ und andererseits die Zunahme von R̃T’ relativ zu R̃TL’ bei senkrechter Polarisationsrichtung, die sich bei Variation des Winkels ϑ∗ ergibt. Letzterer ist der Winkel zwischen der Richtung des Photonimpulses und der Polarisationsachse des 3 He-Kerns. Wir wollen zunächst den protonischen Anteil von R̃TL’“ genauer spezifizieren. Hierzu ” rufen wir uns in Erinnerung, daß nach (1.82) die zugehörige Strukturfunktion durch X ∗ ∗ R̃TL’ = − 2< Ñ0 Ñ+1 + Ñ−1 (6.30) {Mf } gegeben ist. Das Matrixelement Ñ0 setzt sich – außer man betrachtet die quasi-freien Modelle PWIA und FSI23 – linear aus einem protonischen und einem neutronischen Anteil zusammen. Wir schreiben demnach formal Ñ0 = c1 GnE + c2 GpE , (6.31) wobei c1 und c2 komplexe Zahlen sind. Da die sphärischen Anteile ѱ1 in (6.30) von den magnetischen Formfaktoren GpM und GnM dominiert werden, ist die Abhängigkeit von F1n sehr schwach, und wir schreiben daher R̃TL’ = (C1 GnE + C2 GpE )S ≡ R̃nTL’ + R̃pTL’ , (6.32) wobei S für die sphärischen Anteile steht. Die Indizes n“ und p“ in der zweiten Zeile ” ” bringen die jeweilige Abhängigkeit vom elektrischen Formfaktor des Neutrons bzw. des Protons zum Ausdruck. Es sei ausdrücklich betont, daß die Terme R̃nTL’ und R̃pTL’ nicht die ausschließliche Absorption des Photons am Neutron bzw. Proton beschreiben, da der sphärische Anteil S sowohl neutronische als auch protonische Anteile enthält, was das Auftreten von gemischten Termen zur Folge hat. Dies ist unmittelbar ersichtlich, wenn wir analog zu (6.31) schreiben ∗ ∗ Ñ+1 + Ñ−1 = c3 GnM + c4 F1n + c5 GpM + c6 F1p . (6.33) 8 Analog zur Nomenklatur des vorangegangenen Abschnitts sind damit diejenigen Strukturfunktionen gemeint, die im helizitätsabhängigen Teil des Wirkungsquerschnittes (1.96) auftreten. 151 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He Auf die Frage, welcher der hier auftretenden Terme dominant ist, werden wir am Ende dieses Abschnittes zurückkommen. Zunächst wollen wir uns jedoch die quantitativen Verläufe der helizitätsabhängigen Strukturfunktionen ansehen. Hierzu sind in den Abbildungen 6.36 bis 6.49 wiederum deren Beträge für verschiedene kinematische Konfigurationen bei jeweils senkrechter und paralleler Polarisationsrichtung logarithmisch aufgetragen. Dabei wurden die p1 -Intervalle in der Nähe des quasi-freien Peaks ausgewählt. Die neutronischen Anteile R̃nTL’ im Rahmen des FSI-Modells sind dabei jeweils mit FSIn bezeichnet; die Differenz der Kurven FSI und FSIn entspricht demnach dem protonischen Anteil R̃pTL’ . Auf die Darstellung von R̃nTL’ im Rahmen des PWIAS-Modells wurde der Übersichtlichkeit wegen verzichtet; im Rahmen der Zeichengenauigkeit lassen sich diese nicht von den PWIA-Kurven unterscheiden. Wir halten die wesentliche Aussagen fest: • Die protonischen Beiträge R̃pTL’ sind im Rahmen des PWIAS-Modells kaum zu erkennen; numerische Untersuchungen der Resultate zeigen, daß diese stets wenige Prozent betragen. • Die Kurvenverläufe von R̃T’ und R̃nTL’ , die sich für FSI23 und FSI ergeben, weisen einen qualitativ sehr ähnlichen Verlauf auf. Allerdings sind die quantitativen Unterschiede gut erkennbar. • Im Rahmen der vollständigen Endzustandswechselwirkung lassen sich teilweise sehr deutliche Unterschieden zwischen R̃TL’ und R̃nTL’ erkennen, was auf nicht zu vernachlässigende, protonische Beiträge hinweist. Am auffälligsten treten diese in Abbildung 6.37 (kinematische Konfiguration I) zutage, während sie z.B. in Abbildung 6.49 (kinematische Konfiguration X) kaum zu erkennen sind. Für diese beiden Fälle sind in Abbildung 6.50 die Verhältnisse R̃pTL’ /R̃nTL’ aufgetragen. Hier ist gut zu erkennen, daß der protonische Anteil im allgemeinen zu kleineren Impulsen p1 hin zunimmt – natürlich abgesehen von Vorzeichenwechseln. Darüber hinaus ist festzustellen, daß man hinsichtlich des Vorzeichens von R̃pTL’ relativ zu R̃nTL’ auch im Bereich des Peaks keine eindeutige Aussage treffen kann, vielmehr hängt dieses von der jeweiligen Konfiguration ab. In den Untersuchungen im Rahmen dieser Arbeit konnte hierfür keine Gesetzmäßigkeit festgestellt werden. • Das Verhältnis von R̃T’ /R̃TL’ nimmt bei senkrechter Polarisationsrichtung mit abnehmendem Winkel ϑ∗⊥ stark zu. Zur Verdeutlichung sind in Abbildung 6.51 die Verhältnisse für die kinematischen Konfigurationen I (ϑ∗⊥ = 88, 88◦ ) und VII (ϑ∗⊥ = 75, 53◦ ) dargestellt. 152 6.6 Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen • Bei paralleler Polarisationsrichtung ist das Verhältnis R̃TL’ /R̃T’ stets klein. Faßt man die Aussagen der Punkte 2 und 3 zusammen, lautet das Fazit: die vollständige Endzustandswechselwirkung übt einen nicht zu vernachlässigenden Einfluß insbesondere auf die Strukturfunktion R̃TL’ aus. Dieser läßt sich im wesentlichen – wenn auch nicht ausschließlich – auf den Einfluß des protonischen Formfaktors GpE zurückführen. Dies hat weitreichende Konsequenzen hinsichtlich der Bestimmung des Formfaktors GnE aus experimentell gemessenen Asymmetrieverhältnissen, da man nicht von der vereinfachten Hypothese ausgehen kann, der polarisierte 3 He-Kern verhalte sich bei der Streuung wie ein polarisiertes Neutron. Diese Aussage gilt natürlich nur für die in dieser Arbeit verwendeten kinematischen Konfigurationen. Die vielfach in der Literatur geäußerte Annahme, daß der Einfluß der Endzustandswechselwirkung mit zunehmenden Photon-Viererimpulsbeträgen abnimmt, kann an dieser Stelle jedoch nicht widerlegt werden, da zu diesem Thema keine systematischen Untersuchungen durchgeführt wurden. Auf die hier dargelegten Sachverhalte werden wir bei der Diskussion der Ergebnisse in Kapitel 7 noch einmal zurückkommen. Das im vorletzten Punkt erwähnte Anwachsen von R̃T’ relativ zu R̃TL’ bei senkrechter Polarisationsrichtung läßt sich zunächst leicht begründen, wenn man sich die analytischen Ausdrücke für die entsprechenden Strukturfunktionen im Rahmen der quasi-freien Streuung (d. h. für PWIA und FSI23) unter Zugrundelegung des dominanten S-Zustandes ansieht. Nach (4.75) und (4.76) gilt in paralleler Kinematik (sin ϑ1 = 0) R̃TL’ ∼ sin ϑ∗ GnE GnM R̃T’ ∼ cos ϑ∗ GnM 2 . (6.34) (6.35) Bei exakt senkrechter Polarisationsrichtung (d. h. für ϑ∗ = 90◦ ) verschwindet offensichtlich R̃T’ . Entfernt man sich jedoch von dieser Richtung, so wächst cos ϑ∗ recht schnell an. Da andererseits GnE GnM ist, gewinnt R̃T’ gegenüber R̃TL’ rasch an Bedeutung. Legt man statt des PSS die vollständige Wellenfunktion zugrunde und betrachtet darüber hinaus die Endzustandsmodelle PWIAS und FSI, so gilt die obige Aussage natürlich nicht mehr exakt, da hier auch protonische Beiträge ins Spiel kommen. Allerding bleibt, wie die numerischen Befunde zeigen, die Abhängigkeit vom Winkel ϑ∗ weitestgehend erhalten. Die hier getroffenen Aussagen lassen sich auch auf das Verhältnis R̃TL’ /R̃T’ bei paralleler Polarisationsrichtung übertragen. Abschließend wollen wir uns noch kurz mit dem weiter oben erwähnten sphärischen Anteil S von R̃TL’ befassen, der in der ersten Zeile von (6.32) eingeführt wurde. Diesen können wir unter Verwendung von (6.33) schreiben als S = C3 GnM + C4 F1n + C5 GpM + C6 F1p , (6.36) 153 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He wobei die Ci komplexe Zahlen darstellen. Numerische Untersuchungen haben gezeigt, daß hier eindeutig der Term C3 GnM dominiert. Dies gilt jedoch nur, solange man sich nicht allzu weit von der parallelen Kinematik (dort ist die Neutronrichtung parallel zu der des Photons) entfernt, d. h. sin ϑ1 darf nicht zu groß werden. Dann nämlich erhält man spürbare Konvektionsstromanteile insbesondere des Protons; hierauf werden wir jedoch nicht weiter ~ e,e’n)-Experimentes nicht auftritt. eingehen, da dieser Fall bei der Analyse des Mainzer 3 He(~ Zur Verdeutlichung der Dominanz des Termes C3 GnM sind in Abbildung 6.52 exemplarisch die Kurvenverläufe der Beträge von R̃TL’ einerseits und R̃TL’ C3 =0 (hier wurde C3 = 0 gesetzt) andererseits bei paralleler und senkrechter Polarisationsrichtung dargestellt. Der Einfluß des GnM -Terms läßt sich unmittelbar aus der Differenz der Kurven ablesen. Es zeigt sich, daß die Dominanz unter Berücksichtigung der vollständigen Endzustandswechselwirkung deutlich stärker ausgeprägt ist. 154 6.6 Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 dp̂ R̃kT’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 520 530 540 550 560 570 580 590 600 580 590 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 ⊥ dp̂ R̃T’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 520 530 540 550 560 570 p1 / MeV c Abbildung 6.36: Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen (I) Dargestellt ist der Verlauf des Betrages von R̃T’ für parallele und senkrechte Polarisationsrichtung im Bereich des quasi-freien Peaks unter Annahme der verschiedenen Endzustandsmodelle. Zugrunde gelegt ist die kinematische Konfiguration I aus Tabelle 6.1. Insbesondere gilt hier ϑ = 40◦ , k 0 = 650 MeV/c und ϑ∗⊥ = 88, 88◦ . 155 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 FSIn dp̂ R̃kTL’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 520 530 540 550 560 570 580 590 600 580 590 600 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 FSIn TL’ dp̂ R̃⊥ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 520 530 540 550 560 570 p1 / MeV c Abbildung 6.37: Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen (II) Wie in Abbildung 6.36; jedoch für R̃TL’ . Die Kurven FSIn beschreiben den neutronischen Anteil R̃nTL’ , der sich für die vollständige Endzustandswechselwirkung ergibt. 156 6.6 Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 dp̂ R̃kT’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 460 470 480 490 500 510 520 530 540 510 520 530 540 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 ⊥ dp̂ R̃T’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 460 470 480 490 500 p1 / MeV c Abbildung 6.38: Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen (III) Wie in Abbildung 6.36; jedoch für die kinematische Konfiguration V. Insbesondere gilt hier ϑ = 40◦ , k 0 = 688 MeV/c und ϑ∗⊥ = 92, 84◦ . 157 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 FSIn dp̂ R̃kTL’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 460 470 480 490 500 510 520 530 540 510 520 530 540 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 FSIn ⊥ dp̂ R̃TL’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 460 470 480 490 500 p1 / MeV c Abbildung 6.39: Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen (IV) Wie in Abbildung 6.38; jedoch für R̃TL’ . 158 6.6 Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 dp̂ R̃kT’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 430 440 450 460 470 480 490 500 510 480 490 500 510 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 ⊥ dp̂ R̃T’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 430 440 450 460 470 p1 / MeV c Abbildung 6.40: Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen (V) Wie in Abbildung 6.36; jedoch für die kinematische Konfiguration VI. Insbesondere gilt hier ϑ = 40◦ , k 0 = 705 MeV/c und ϑ∗⊥ = 94, 60◦ . 159 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 FSIn dp̂ R̃kTL’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 430 440 450 460 470 480 490 500 510 480 490 500 510 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 FSIn ⊥ dp̂ R̃TL’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 430 440 450 460 470 p1 / MeV c Abbildung 6.41: Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen (VI) Wie in Abbildung 6.40; jedoch für R̃TL’ . 160 6.6 Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 dp̂ R̃kT’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 720 730 740 750 760 770 780 790 770 780 790 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 ⊥ dp̂ R̃T’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 720 730 740 750 760 p1 / MeV c Abbildung 6.42: Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen (VII) Wie in Abbildung 6.36; jedoch für die kinematische Konfiguration VII. Insbesondere gilt hier ϑ = 58◦ , k 0 = 508 MeV/c und ϑ∗⊥ = 75, 73◦ . 161 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 FSIn dp̂ R̃kTL’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 720 730 740 750 760 770 780 790 770 780 790 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 FSIn ⊥ dp̂ R̃TL’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 720 730 740 750 760 p1 / MeV c Abbildung 6.43: Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen (VIII) Wie in Abbildung 6.42; jedoch für R̃TL’ . 162 6.6 Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 dp̂ R̃kT’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 700 710 720 730 740 750 760 770 750 760 770 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 ⊥ dp̂ R̃T’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 700 710 720 730 740 p1 / MeV c Abbildung 6.44: Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen (IX) Wie in Abbildung 6.36; jedoch für die kinematische Konfiguration VIII. Insbesondere gilt hier ϑ = 58◦ , k 0 = 525 MeV/c und ϑ∗⊥ = 77, 06◦ . 163 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 FSIn dp̂ R̃kTL’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 700 710 720 730 740 750 760 770 750 760 770 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 FSIn ⊥ dp̂ R̃TL’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 700 710 720 730 740 p1 / MeV c Abbildung 6.45: Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen (X) Wie in Abbildung 6.44; jedoch für R̃TL’ . 164 6.6 Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 dp̂ R̃kT’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 660 670 680 690 700 710 720 730 710 720 730 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 ⊥ dp̂ R̃T’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 660 670 680 690 700 p1 / MeV c Abbildung 6.46: Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen (XI) Wie in Abbildung 6.36; jedoch für die kinematische Konfiguration IX. Insbesondere gilt hier ϑ = 58◦ , k 0 = 560 MeV/c und ϑ∗⊥ = 79, 79◦ . 165 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 FSIn dp̂ R̃kTL’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 660 670 680 690 700 710 720 730 710 720 730 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 FSIn ⊥ dp̂ R̃TL’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 660 670 680 690 700 p1 / MeV c Abbildung 6.47: Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen (XII) Wie in Abbildung 6.46; jedoch für R̃TL’ . 166 6.6 Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 dp̂ R̃kT’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 610 620 630 640 650 660 670 680 660 670 680 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 ⊥ dp̂ R̃T’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 610 620 630 640 650 p1 / MeV c Abbildung 6.48: Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen (XIII) Wie in Abbildung 6.36; jedoch für die kinematische Konfiguration X. Insbesondere gilt hier ϑ = 58◦ , k 0 = 595 MeV/c und ϑ∗⊥ = 82, 47◦ . 167 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 FSIn dp̂ R̃kTL’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 610 620 630 640 650 660 670 680 660 670 680 p1 / MeV c 10−02 PWIA PWIAS FSI FSI23 FSIn ⊥ dp̂ R̃TL’ 10−04 Z 10−06 10−08 10−10 610 620 630 640 650 p1 / MeV c Abbildung 6.49: Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen (XIV) Wie in Abbildung 6.48; jedoch für R̃TL’ . 168 6.6 Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen -0.2 -0.3 dp̂ R̃nTL’ Z -0.5 Z dp̂ R̃pTL’ -0.4 -0.6 -0.7 -0.8 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c 0.18 0.16 TL’ n dp̂ R̃ Z dp̂ R̃ Z TL’ p 0.14 0.12 0.1 0.08 0.06 0.04 0.02 610 620 630 640 650 660 670 680 p1 / MeV c zu R̃TL’ Abbildung 6.50: Das Verhältnis von R̃TL’ n p Dargestellt ist das Verhältnis der integrierten Strukturfunktionen R̃pTL’ und R̃nTL’ . Es wurden die kinematischen Konfigurationen I (oberes Diagramm) und X (unteres Diagramm) aus Tabelle 6.1 zugrunde gelegt. Die Unterschiede zwischen den Ergebnissen für parallele und senkrechte Polarisationsrichtung lassen sich im Rahmen der Zeichengenauigkeit nicht voneinander unterscheiden. 169 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 0.22 0.2 0.18 TL’ dp̂ R̃⊥ Z Z T’ dp̂ R̃⊥ 0.16 PWIA PWIAS FSI FSIn FSI23 0.14 0.12 0.1 0.08 0.06 0.04 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c 0.64 0.62 0.6 dp̂ R̃⊥ TL’ Z Z dp̂ R̃⊥ T’ 0.58 PWIA PWIAS FSI FSIn FSI23 0.56 0.54 0.52 0.5 0.48 0.46 0.44 720 730 740 750 760 770 780 790 p1 / MeV c TL’ Abbildung 6.51: Das Verhältnis von R̃T’ ⊥ zu R̃⊥ Dargestellt ist das Verhältnis der integrierten Strukturfunktionen R̃T’ und R̃TL’ bei senkrechter Polarisationsrichtung. FSIn“ bedeutet, daß für R̃TL’ nur der neutronische Anteil berück” sichtigt wurde. Es wurden die kinematischen Konfigurationen I (oberes Diagramm) und VII (unteres Diagramm) aus Tabelle 6.1 zugrunde gelegt. 170 6.6 Die helizitätsabhängigen Strukturfunktionen 10−03 FSI FSI (C3 = 0) PWIAS PWIAS (C3 = 0) dp̂ R̃kTL’ 10−05 Z 10−07 10−09 10−11 10−13 0 100 200 300 400 500 600 400 500 600 p1 / MeV c 10−03 FSI FSI (C3 = 0) PWIAS PWIAS (C3 = 0) Z ⊥ dp̂ R̃TL’ 10−05 10−07 10−09 10−11 10−13 0 100 200 300 p1 / MeV c Abbildung 6.52: Der Einfluß des Formfaktors GnM auf R̃TL’ Dargestellt ist die integrierte Strukturfunktionen R̃TL’ bei paralleler (oberes Diagramm) und senkrechter (unteres Diagramm) Polarisationsrichtung. C3 = 0“ bedeutet, daß der in Glei” chung (6.36) auftretende Faktor C = 0 gesetzt wurde. Die Differenz der Kurven R̃TL’ und 3 TL’ R̃ C3 =0 beschreibt unmittelbar den Einfluß des Formfaktors G nM . 171 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 6.7 Wirkungsquerschnitte und Asymmetrieverhältnisse Nachdem wir uns bisher in diesem Kapitel ausgiebig mit den Strukturfunktionen des sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnittes beschäftigt haben, wollen wir uns nun den meßbaren Größen zuwenden. Dies sind insbesondere der Wirkungsquerschnitt selbst und das daraus abgeleitete Asymmetrieverhältnis, dem die zentrale Bedeutung bei der Bestimmung des elektrischen Formfaktors GnE zukommt. Gemäß der Formel (1.96) unterscheiden sich die einzelnen Anteile des sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnittes lediglich durch einige zusätzliche kinematische Faktoren von den bisher betrachteten integrierten Strukturfunktionen. Wir definieren zur Abkürzung Z L 2 p mN vL dp̂ R̃L (6.37) Σ (p1 ) ≡ σM p1 2 Z T 2 p mN Σ (p1 ) ≡ σM p1 vT dp̂ R̃T (6.38) 2 Z p mN vTL dp̂ R̃TL (6.39) ΣTL (p1 ) ≡ σM p21 2 Z TT 2 p mN Σ (p1 ) ≡ σM p1 vTT dp̂ R̃TT (6.40) 2 Z p mN ∆T (p1 ) ≡ σM p21 vT’ dp̂ R̃T’ (6.41) 2 Z p mN vTL’ dp̂ R̃TL’ . (6.42) ∆TL (p1 ) ≡ σM p21 2 Die jeweiligen Kurvenverläufe sind in den Abbildungen 6.53 - 6.55 exemplarisch für die kinematische Konfiguration I aus Tabelle 6.1 dargestellt. Da für diese spezielle Kinematik die Anteile ΣTL (p1 ) und ΣTT (p1 ) im Rahmen aller Endzustandsmodelle verschwinden (vgl. Abschnitte 6.2 bis 6.4) tauchen diese in den Abbildungen nicht auf. In den Diagrammen wird auf die explizite Angabe der Einheiten verzichtet. Für alle Funktionen gilt h i fm2 . Σ (p1 ), ∆ (p1 ) = sr2 (MeV/c)2 ··· ··· (6.43) Für alle Kurven ist gut zu erkennen, daß diese bei Annäherung an den Wert p1 = 0 verschwinden, was nach (6.37)-(6.42) zu erwarten ist. Umgekehrt gilt dies auch bei Annähe, da hier der Relativimpuls p den Wert Null annimmt. rung an die obere Grenze p1 = pmax 1 Das Abfallen geschieht hier jedoch mit nahezu unendlicher Steigung; es ist in den Diagrammen nicht zu erkennen. Dieser steile Abfall ist durch das gleichzeitige Anwachsen des Terms p21 bedingt. Zum Vergleich ist in Abbildung 6.56 das Produkt p21 · p aufgetragen. Wir wenden uns nun dem in (4.81) definierten Asymmetrieverhältnis zu. Dabei verwenden wir wiederum die in Abschnitt 6.1 definierten Polarisationsrichtungen ŝk und ŝ⊥ . 172 6.7 Wirkungsquerschnitte und Asymmetrieverhältnisse Im allgemeinen ist dann der Impuls des Photons nicht exakt senkrecht bzw. parallel zur Kernpolarisationsrichtung, wenn wir von den bisher verwendeten kinematischen Konfigurationen ausgehen. Zur Vereinfachung betrachten wir nur den Fall, in dem der Impuls des gestreuten Elektrons und die Richtungsvektoren ŝ in einer Ebene liegen (dann gilt ϕe = 0). In diesem Fall kürzen sich die in den Asymmetrien (1.99) auftauchenden helizitätsunabhängigen Anteile des Wirkungsquerschnittes heraus (vgl. die Anmerkungen auf Seite 144). Dann gilt analog zu (4.82) Z dp̂ vT’ R̃T’ + vTL’ R̃TL’ ⊥ (6.44) V = Z . dp̂ vT’ R̃T’ + vTL’ R̃TL’ k Unter Verwendung der Zerlegung (6.32) für die Strukturfunktion R̃TL’ schreiben wir hierfür V = Z dp̂ vT’ R̃T’ + vTL’ R̃nTL’ + vTL’ R̃pTL’ ⊥ Z dp̂ vT’ R̃T’ + vTL’ R̃nTL’ + vTL’ R̃pTL’ ≡ V T + VnTL + VpTL . k (6.45) Dabei stehen die Indizes in der zweiten Zeile stellvertretend für die im Zähler der ersten Zeile auftretenden Strukturfunktionen. Der Term VpTL verschwindet für die quasi-freien Modelle PWIA und FSI23, da dort R̃pTL’ definitionsgemäß nicht existiert. In den Abbildungen 6.57 - 6.63 sind exemplarisch für einige kinematischen Konfigurationen (dies sind die gleichen, die wir im vorangegangenen Abschnitt 6.6 betrachtet haben) die Asymmetrieverhältnisse als Funktion des Relativimpulses p1 im Bereich des quasifreien Peaks aufgetragen. In den jeweils unteren Diagrammen sind die Anteile V T und V TL getrennt dargestellt. Für die vollständige Endzustandswechselwirkung ist darüber hinaus der Anteil VnTL ebenfalls mit eingezeichnet; die entsprechenden Kurven sind mit FSIn“ ” gekennzeichnet. Aus der Differenz der Kurven FSI und FSIn läßt sich demnach direkt der Anteil VpTL ablesen. Auf die Darstellung des Beitrages VnTL für die PWIAS wurde verzichtet, weil dieser sich in den Darstellungen nicht von den PWIA-Werten unterscheiden läßt. Die mit PSS“ gekennzeichneten Geraden stellen diejenigen Werte dar, die sich für die ” Modelle PWIA und FSI23 unter Verwendung des dominanten S-Zustandes ergeben. Als Funktion von p1 betrachtet sind diese stets konstant. Sie lassen sich vermöge der Ausdrücke (4.75) und (4.76) für die Strukturfunktionen R̃T’ und R̃TL’ analytisch berechnen, da die dort auftauchenden Spektralfunktionen sich bei der Bildung des Asymmetrieverhältnisses 173 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He gegeneinander herauskürzen. Im Falle der parallelen Kinematik (ϑ1 = 0) folgt √ 2 Q GnM (Q2 ) cos ϑ∗⊥ + vTL’ 2GnE (Q2 )GnM (Q2 ) sin ϑ∗⊥ cos ϕ∗⊥ 2mN . V = √ n 2 n 2 Q ∗ ∗ n 2 2 ∗ −vT’ G (Q ) cos ϑk + vTL’ 2GE (Q )GM (Q ) sin ϑk cos ϕk 2mN M −vT’ (6.46) Vergleicht man innerhalb der einzelnen Diagramme die Resultate für die einzelnen Endzustandsmodelle miteinander, so ergeben sich folgende Aussagen: • Im Bereich des quasi-freien Peaks unterscheiden sich die Asymmetrieverhältnisse für die Modelle PWIA und FSI23 nur unwesentlich voneinander; sie nehmen annähernd den konstanten Wert der PSS-Rechnung an. Dies bestätigt die am Ende des Abschnittes 6.2 getroffene Feststellung, daß sich hier die Strukturfunktionen R̃T’ und R̃TL’ in guter Näherung durch eine einheitliche Spektralfunktion darstellen lassen. • Der Vergleich der Modelle PWIA und FSI23 einerseits und PWIAS andererseits zeigt, daß sich hier bereits erkennbare Differenzen für den Anteil V TL ergeben. Nach den Untersuchungen aus Abschnitt 6.3 können wir dies im wesentlichen auf das Auftauchen des protonischen Beitrages R̃pTL’ im Zähler von (6.45) zurückführen. Demgegenüber lassen sich für V T keine Unterschiede erkennen. • Für p1 → pmax unterscheiden sich die FSI-Resultate für VnTL nur um wenige Prozent 1 von den PSS-Werten. Allerdings stellen wir für alle kinematischen Konfigurationen auch in diesem Bereich einen spürbaren Beitrag VpTL fest. Besonders groß ist dieser für die kinematische Konfiguration I (vgl. hierzu die Diskussion im vorangegangenen Abschnitt 6.6). Der Betrag von V T unterscheidet sich im allgemeinen nur wenig von den Werten der übrigen Endzustandsmodelle. Dies gilt jedoch nur für den Fall der parallelen Kinematik; für von Null verschiedene Werte von ϑ1 ergeben sich deutlichere Abweichungen. Als Beleg für diese Aussage möge Abbildung 6.64 dienen; dort sind die entsprechenden Kurven für die kinematische Konfiguration III aus Tabelle 6.1 (dort ist ϑ1 = 6◦ ) abgebildet. Die letztgenannte Feststellung zeigt, daß das Vorhandensein der vollständigen Endzustandswechselwirkung grundsätzlich den Wert des Asymmetrieverhältnisses stark beeinflußt. Dies gilt neben den hier besprochenen Bereichen in der Nähe des quasi-freien Peaks natürlich auch für kleinere Neutronimpulse; dort lassen sich die Asymmetrieverhältnisse in keinster Weise mehr mit den PSS-Werten beschreiben. Zusammengefaßt gelangen wir zu dem Schluß, daß bei der theoretischen Analyse von experimentell gemessenen Asymmetrieverhältnissen stets die Endzustandswechselwirkung berücksichtigt werden muß. Dies 174 6.7 Wirkungsquerschnitte und Asymmetrieverhältnisse gilt natürlich insbesondere dann, wenn man hieraus Rückschlüsse über den elektrischen Formfaktor des Neutrons ziehen möchte. ~ e,e’n)-ExperiIm Hinblick auf die in Kapitel 7 durchgeführte Analyse des Mainzer 3 He(~ mentes sei abschließend noch vermerkt, daß insbesondere der Anteil V T des Asymmetrieverhältnisses sehr stark von der jeweiligen kinematischen Konfiguration abhängt. Nach der Diskussion in Abschnitt 6.6 können wir dies im wesentlichen auf die Abhängigkeit der Strukturfunktion R̃T’ vom Winkel ϑ∗⊥ zurückführen. Wir werden später sehen, daß hiermit große Schwierigkeiten bei der Bestimmung des Formfaktors GnE verbunden sind. 175 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−08 PWIA PWIAS FSI FSI23 ΣL (p1 ) 10−10 10−12 10−14 10−16 10−18 0 100 200 300 400 500 600 400 500 600 p1 / MeV c 10−08 PWIA PWIAS FSI FSI23 ΣT (p1 ) 10−10 10−12 10−14 10−16 10−18 0 100 200 300 p1 / MeV c Abbildung 6.53: Die einzelnen Anteile des Wirkungsquerschnittes (I) Dargestellt sind die Kurvenverläufe für ΣL (p1 ) (oberes Diagramm) und ΣT (p1 ) (unteres Diagramm) für die Modelle PWIA, PWIAS, FSI23 und FSI. Die kinematischen Parameter entsprechen der Konfiguration I aus Tabelle 6.1. 176 6.7 Wirkungsquerschnitte und Asymmetrieverhältnisse 10−08 PWIA PWIAS FSI FSI23 10−10 k T ∆ (p1 ) 10−12 10−14 10−16 10−18 0 100 200 300 400 500 600 400 500 600 p1 / MeV c 10−08 PWIA PWIAS FSI FSI23 10−10 ⊥ T ∆ (p1 ) 10−12 10−14 10−16 10−18 0 100 200 300 p1 / MeV c Abbildung 6.54: Die einzelnen Anteile des Wirkungsquerschnittes (II) Dargestellt sind die zu Abbildung 6.53 analogen Kurven für |∆T (p1 )|. Das obere Diagramm zeigt die Ergebnisse für parallele, das untere für senkrechte Polarisationsrichtung. Die Knicke“ in den Kurven für FSI23 und FSI deuten Nulldurchgänge in den betreffenden ” Bereichen an; im Maximum besitzen alle Kurven ein negatives Vorzeichen. 177 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 10−08 PWIA PWIAS FSI FSI23 TL ∆ (p1 ) 10−10 k 10−12 10−14 10−16 10−18 0 100 200 300 400 500 600 400 500 600 p1 / MeV c 10−08 PWIA PWIAS FSI FSI23 TL ∆ (p1 ) 10−10 ⊥ 10−12 10−14 10−16 10−18 0 100 200 300 p1 / MeV c Abbildung 6.55: Die einzelnen Anteile des Wirkungsquerschnittes (III) Dargestellt sind die zu Abbildung 6.53 analogen Kurven für |∆TL (p1 )|. Das obere Diagramm zeigt die Ergebnisse für parallele, das untere für senkrechte Polarisationsrichtung. Bei paralleler Polarisationsrichtung besitzen alle Kurven im Maximum ein negatives Vorzeichen und im senkrechten Fall ein positives. 178 6.7 Wirkungsquerschnitte und Asymmetrieverhältnisse 6 · 107 5 · 107 p21 · p/ MeV 3 c 4 · 107 3 · 107 2 · 107 1 · 107 0 0 100 200 300 400 500 600 p1 / MeV c Abbildung 6.56: Das Produkt p21 · p Das Diagramm zeigt das Produkt p21 · p, welches maßgeblich den Phasenraumfaktor bestimmt, als Funktion des Neutronimpulses p 1 . Für p1 = pmax nimmt der Relativimpuls p den Wert 1 Null an. 179 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He -2 -4 -6 -8 PSS PWIA PWIAS FSI23 FSI -10 V /% -12 -14 -16 -18 -20 -22 -24 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c 5 0 VT -5 V /% PSS PWIA PWIAS FSI23 FSI FSIn -10 -15 -20 V TL -25 -30 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.57: Verlauf des Asymmetrieverhältnisses (I) Dargestellt ist das Asymmetrieverhältnis V (oberes Diagramm) sowie die Anteile V T und V TL (unteres Diagramm) als Funktion des Neutronimpulses p 1 für die kinematische Konfiguration I aus Tabelle 6.1. Die mit FSIn“ gekennzeichnete Kurve stellt den Anteil V nTL für das FSI” Modell dar. 180 6.7 Wirkungsquerschnitte und Asymmetrieverhältnisse -14 -16 -18 -20 PSS PWIA PWIAS FSI23 FSI V /% -22 -24 -26 -28 -30 -32 460 470 480 490 500 510 520 530 PSS PWIA PWIAS FSI23 FSI FSIn VT 540 p1 / MeV c 0 -5 -10 V /% -15 -20 V TL -25 -30 460 470 480 490 500 510 520 530 540 p1 / MeV c Abbildung 6.58: Verlauf des Asymmetrieverhältnisses (II) Wie in Abbildung 6.57; jedoch für die kinematische Konfiguration V aus Tabelle 6.1. 181 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He -16 -18 -20 PSS PWIA PWIAS FSI23 FSI -22 -24 V /% -26 -28 -30 -32 -34 -36 430 440 450 460 470 480 490 500 510 p1 / MeV c -10 VT PSS PWIA PWIAS FSI23 FSI FSIn -15 V /% -20 V TL -25 430 440 450 460 470 480 490 500 510 p1 / MeV c Abbildung 6.59: Verlauf des Asymmetrieverhältnisses (III) Wie in Abbildung 6.57; jedoch für die kinematische Konfiguration VI aus Tabelle 6.1. 182 6.7 Wirkungsquerschnitte und Asymmetrieverhältnisse 5 4 3 PSS PWIA PWIAS FSI23 FSI 2 V /% 1 0 -1 -2 -3 720 730 740 750 760 770 780 790 p1 / MeV c 30 20 VT PSS PWIA PWIAS FSI23 FSI FSIn 10 V /% 0 -10 V TL -20 -30 720 730 740 750 760 770 780 790 p1 / MeV c Abbildung 6.60: Verlauf des Asymmetrieverhältnisses (IV) Wie in Abbildung 6.57; jedoch für die kinematische Konfiguration VII aus Tabelle 6.1. 183 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 2 1 0 PSS PWIA PWIAS FSI23 FSI -1 V /% -2 -3 -4 -5 700 710 720 730 740 750 760 770 p1 / MeV c 30 20 PSS PWIA PWIAS FSI23 FSI FSIn 10 V /% VT 0 -10 V TL -20 -30 700 710 720 730 740 750 760 770 p1 / MeV c Abbildung 6.61: Verlauf des Asymmetrieverhältnisses (V) Wie in Abbildung 6.57; jedoch für die kinematische Konfiguration VIII aus Tabelle 6.1. 184 6.7 Wirkungsquerschnitte und Asymmetrieverhältnisse -6 -7 -8 -9 V /% -10 -11 PSS PWIA PWIAS FSI23 FSI -12 -13 -14 -15 660 670 680 690 700 710 720 730 p1 / MeV c 20 15 10 VT PSS PWIA PWIAS FSI23 FSI FSIn 5 0 V /% -5 -10 -15 V TL -20 -25 -30 -35 660 670 680 690 700 710 720 730 p1 / MeV c Abbildung 6.62: Verlauf des Asymmetrieverhältnisses (VI) Wie in Abbildung 6.57; jedoch für die kinematische Konfiguration IX aus Tabelle 6.1. 185 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He -11 PSS PWIA PWIAS FSI23 FSI -12 -13 V /% -14 -15 -16 -17 -18 610 620 630 640 650 660 670 680 p1 / MeV c 15 10 PSS PWIA PWIAS FSI23 FSI FSIn 5 0 V /% VT -5 -10 -15 -20 V TL -25 -30 610 620 630 640 650 660 670 680 p1 / MeV c Abbildung 6.63: Verlauf des Asymmetrieverhältnisses (VII) Wie in Abbildung 6.57; jedoch für die kinematische Konfiguration X aus Tabelle 6.1. 186 6.7 Wirkungsquerschnitte und Asymmetrieverhältnisse 0 -10 -20 V /% -30 PSS PWIA PWIAS FSI23 FSI -40 -50 -60 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c 10 0 VT -10 V /% -20 V TL -30 PSS PWIA PWIAS FSI23 FSI FSIn -40 -50 -60 510 520 530 540 550 560 570 580 590 600 p1 / MeV c Abbildung 6.64: Verlauf des Asymmetrieverhältnisses (VII) Wie in Abbildung 6.57; jedoch für die kinematische Konfiguration II aus Tabelle 6.1; insbesondere ist hier ϑ1 = 6◦ . 187 ~ (~e,e’n) 6 Numerische Untersuchung des Prozesses 3 He 188 7 Analyse des Mainzer 3He ~ (~e,e’n)-Experimentes Die in diesem Kapitel analysierten Messungen fanden im Rahmen der A3-Kollaboration am Mainzer Beschleuniger MAMI statt. Ziel des Experimentes war die Bestimmung des elektrischen Formfaktors GEn des Neutrons. Eine genaue Beschreibung des experimentellen Aufbaus sowie die Zusammenfassung der Meßergebnisse findet man bei [Bec97] und [Bec99]. Ebenfalls sehr informativ sind die Veröffentlichungen zum Vorgängerexperiment: [Mey94], [Mey94a] und [Hei95]. Die Analyse des Experimentes hatte im wesentlichen zwei Ziele, nämlich zum einen die Extraktion des elektrischen Formfaktors des Neutrons aus dem experimentellen Asymmetrieverhältnis und zum anderen die Untersuchung der Frage, inwiefern sich unter Annahme vereinfachter Modelle eine experimentelle Bestimmung des Formfaktors durchführen läßt. Wir beginnen mit einer kurzen Beschreibung des Experimentes, einschließlich der für diese Arbeit relevanten Meßresultate. Es folgen ein Abschnitt über die Durchführung der theoretischen Berechnungen und abschließend die Präsentation der Ergebnisse. 7.1 Beschreibung des experimentellen Aufbaus In der folgenden (sehr groben) Darstellung des experimentellen Aufbaus beschränken wir uns auf diejenigen Aspekte, die zur theoretischen Analyse wichtig sind. Was die weiteren Details, wie zum Beispiel Aufbau und Funktionsweise der Detektoren sowie die Polarisation der Elektronen und des 3 He-Targets, anbelangt, sei an dieser Stelle nochmals auf [Bec97] verwiesen. Der Elektronendetektor hat eine quadratische Auffangfläche von 64 · 64 cm2 und steht in 1,85 m Entfernung vom Mittelpunkt der Target-Zelle unter einem zentralen Winkel von ϑ̄ = 49◦ . Der Neutronendetektor besteht aus zwei rechteckigen, hintereinander angeordneten Wänden, die 4,30 m bzw. 5,60 m vom Ursprung entfernt sind und einen zentralen Winkel von ϑ̄ = 50◦ aufweisen. Die Fläche der ersten Wand beträgt 240 · 180 cm2 , die der zweiten 189 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He 320 · 300 cm2 . Das Experiment wurde durchgeführt für zwei verschiedene Targetpolarisationsrichtungen, ŝk und ŝ⊥ . Die Richtung von ŝk ist im System KD (vergleiche hierzu die Definition in Anhang A) gegeben durch ϑk = 50, 6◦ und ϕk = 180◦ und weist somit in die Richtung des Neutronendetektors; ŝ⊥ steht senkrecht dazu in der x-z-Ebene und hat die Raumwinkelkoordinaten ϑ⊥ = 39, 4◦ und ϕ⊥ = 0◦ . Die hier verwendeten Bezeichnungen parallel“ ” und senkrecht“ sind strenggenommen nicht korrekt, weil sie nur dann zutreffen, wenn der ” Impuls des ausgetauschten Photons exakt in Richtung der Polarisationsachse weist bzw. senkrecht darauf steht (vgl. Abschnitt 4.3). Es wurden die Richtung der gestreuten Elektronen sowie Richtung und Impulsbetrag der auslaufenden Neutronen gemessen. Der Elektronendetektor erlaubte nur eine grobe Bestimmung der Energie, die mit einem sehr großen Fehler behaftet war, aber wenigstens pionische Prozesse auszuschließen erlaubte. Daher werden wir die Energie der gestreuten Elektronen im weiteren als nicht nachgewiesen betrachten. Während der Messungen wurde in bestimmten zeitlichen Abständen die Targetpolarisationsrichtung gewechselt, während die Helizität der einlaufenden Elektronen mit einer Frequenz von 1 Hz statistisch variiert wurde. An der Datenmenge wurden einige Schnitte durchgeführt, die gewährleisten sollten, daß zufällige Koinzidenzen sowie Ereignisse aus Sekundärprozessen weitestgehend ausgeschlossen werden können. Aus der bereinigten Datenmenge wurden die Asymmetrien für die beiden Targetpolarisationsrichtungen ermittelt. Bezeichnet N (h = ±1) die Anzahl der Ereignisse, die für positive bzw. negative Helizität der Elektronen gemessen wurden, so lauten diese N (h = +1) − N (h = −1) exp . (7.1) Ak,⊥ = N (h = +1) + N (h = −1) k,⊥ Hieraus bildet man analog zu (4.81) das Verhältnis von senkrechter“ zu paralleler“ Asym” ” metrie, V exp ≡ Aexp ⊥ . Aexp k (7.2) Für das Asymmetrieverhältnis wurde folgender Werte ermittelt: V exp = −7, 26% ± 1, 14% . (7.3) Die Zahlen stellen gewichtete Mittelwerte aus drei Meßphasen dar; die angegebenen Fehler sind rein statistischer Natur. 190 7.2 Durchführung der Rechnungen 7.2 Durchführung der Rechnungen In diesem Abschnitt beschäftigen wir uns mit der Vorgehensweise zur Berechnung des Asymmetrieverhältnisses V . Ausgangspunkt ist dabei der sechsfach-differentielle Wirkungsquerschnitt (1.96). Da im Experiment die Impulsbeträge der gestreuten Elektronen nicht gemessen werden, integrieren wir über diese und erhalten zunächst d5 σ dk̂ 0 dp̂1 dp1 Z Z h i mN 2 0 L T TT TL T’ TL’ = σM p1 dk p dp̂ vL R̃ + vT R̃ + vTT R̃ + vTL R̃ + h vT’ R̃ + vTL’ R̃ . 2 (7.4) Die Integration über die Energie des gestreuten Elektrons wird in der Praxis normalerweise ersetzt durch eine Integration über den Relativimpuls p der beiden nicht nachgewiesenen Nukleonen, da die Kernmatrixelemente als Funktion der Jacobi-Impulse p und q berechnet werden (siehe Kapitel 2). Der funktionale Zusammenhang zwischen k 0 und p ergibt sich durch Umformung der aus Energie- und Impulserhaltung folgenden Beziehung (1.97): k 0 = k cos ϑe − p1 · k̂0 − 2mN r 2 k cos ϑe − p1 · k̂0 − 2mN + 4mN (k + E3 ) − 4p2 − 3p21 − k 2 + 2 p1 · k . + (7.5) Damit folgt dk 0 0 ∂k dp = ∂p = r 4p dp k cos ϑe − p1 · k̂0 − 2mN 2 + 4mN (k + E3 ) − 4p2 − 3p21 − k 2 + 2 p1 · k 4p dp . = 0 0 k − k cos ϑe + p1 · k̂ + 2mN (7.6) Mit der Abkürzung ρ ≡ r 0 k cos ϑe − p1 · k̂ − 2mN 2 2mN + 4mN (k + E3 ) − (7.7) 4p2 − 3p21 − k2 + 2 p1 · k lautet dann der fünffach differentielle Wirkungsquerschnitt (7.4) Z h i d5 σ 2 L T TT TL T’ TL’ = σM p1 dp ρ vL R̃ + vT R̃ + vTT R̃ + vTL R̃ + h vT’ R̃ + vTL’ R̃ . dk̂ 0 dp̂1 dp1 (7.8) 191 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He Die Hauptarbeit besteht nun darin, die den experimentellen Messungen entsprechenden, integrierten Wirkungsquerschnitte Z Z Z Z ∆5 σ 2 0 dp1 p1 dk̂ σM dp̂1 dp ρ = ∆k̂ 0 ∆p̂1 ∆p1 ∆p1 ∆p̂1 ∆k̂ 0 h i L T TT TL T’ TL’ vL R̃ + vT R̃ + vTT R̃ + vTL R̃ + h vT’ R̃ + vTL’ R̃ (7.9) zu berechnen, wobei die Integrationsbereiche einerseits durch die Geometrie des Experimentes und andererseits durch die Schnitte an der Datenmenge vorgegeben sind. Letztere sind maßgeblich für die Auswahl der Neutronenimpulse und -richtungen1 . Die einzelnen Integrationen werden nun eingehender beschrieben. Dabei halten wir die in (7.9) angegebene Reihenfolge ein und gehen von außen nach innen vor. Die Richtung des gestreuten Elektrons wird nur durch die räumliche Lage des Detektors begrenzt. Dabei spielt es keine Rolle, ob man zuerst über den Polarwinkel ϑe oder den Azimutalwinkel ϕe integriert. Hier wurde jedoch bewußt ϑe als äußerer Parameter gewählt, da dieser im wesentlichen den Impulsbetrag des Photons festlegt. Die Grenzen für ϕe hängen dann vom jeweiligen Wert für ϑe ab. Zur Berechnung des Raumwinkelbereiches des Elektronendetektors ist es günstig, ein Koordinatensystem K 0 zu betrachten, welches sich durch Rotation um die y-Achse um den Winkel ϑ̄ = 49◦ gegen den Uhrzeigersinn aus dem System KD ergibt (vgl. Abbildung 7.1a). Seine z-Achse weist offensichtlich auf den Detektormittelpunkt, und für alle Punkte innerhalb der Detektorebene gilt z 0 = R = const , wobei R den Abstand des Mittelpunktes zum Ursprung darstellt. Die zugehörige Koordinatentransformation lautet cos ϑ̄ x0 − sin ϑ̄ R x (7.10) r= y = y0 . sin ϑ̄ x0 + cos ϑ̄ R z Hieraus folgt für die Elektronenwinkel im System KD p x2 + y 2 tan ϑe = z 1 Experimentell wurden noch zwei weitere Schnitte an der Datenmenge vorgenommen, nämlich in den Pulshöhenspektren beider Detektoren. Diese dienten zur Reduzierung von Zufallsereignissen sowie zur Unterdrückung von Ereignissen aus Pionenproduktionen. Solche Effekte treten in den Rechnungen jedoch nicht auf. 192 7.2 Durchführung der Rechnungen ... ........ z ... ... ... 0 z ... ........ ... ........ ...... ... ...... ... ...... . . . . . . . . . .. ...... . . . . . . . . . ...... ....... .... ........... . ...... ...... ϑ̄e .... . ...... ...... .... ...... .. ................................................................................................ .. .... x .... . . . . .... ..... . . . ... .... ..... . . .. .... .... . . . ... ........ 0 (a) x ... 0 ........ y .. ... .. ... ... ... .... ... .... .. ... . .. ... .... ... ... .................................................................................................................................................... .... .. ... ... . .... ... ... ... .... ... ... ...... ... ... ... ...... ... ... . ....... . ...... . ...... .. ...... ...... . . ... ... ...... . ...... . ... ... .. ..... ... ... . . ... ... ... .. ... ... ... . ... ... ... . . . . . . . . .................................................................................................................................................................................................. . ... .. .... . ... ... .. .... .. ... ... x0 ... .. . ....... . . ... .. . ..... ... ... . . ..... ....... . .. ...... ...... . ...... ........ . . ..... .. ... . ...... . . ... ... ..... . ... .... . . ..... . .. .. . . ... ......................................................................................................................................................... .... ... ... . ... .. ... . ... ... ... ... ... ... ... . . ... ... . ... . ... . ... . .. . ... ... .. (b) Abbildung 7.1: Bestimmung der Grenzwinkel Abbildung (a) zeigt das im Text beschriebene Koordinatensystem K 0 . In Abbildung (b) ist die Umrandung des Elektronendetektors dargestellt. Die beiden Kurven gehörende Ellipse (rechte Kurve) bzw. Hyperbel (linke Kurve). bzw. ϑmax sind die zu ϑmin e e p cos2 ϑ̄ x02 − 2 cos ϑ̄ sin ϑ̄ x0 R + sin2 ϑ̄ R2 + y 02 = sin ϑ̄ x0 + cos ϑ̄ R y tan ϕe = x y0 . = cos ϑ̄ x0 − sin ϑ̄ R Gleichung (7.11) läßt sich umformen zu 0 = x02 cos2 ϑ̄ − sin2 ϑ̄ tan2 ϑe + y 02 − x0 2 cos ϑ̄ sin ϑ̄R tan2 ϑe + 1 + R2 sin2 ϑ̄ − cos2 ϑ̄ tan2 ϑe . (7.11) (7.12) (7.13) Dies beschreibt den Kegelschnitt zwischen der Detektorebene und einem Kegel um die z-Achse mit dem Öffnungswinkel ϑe . Letzterer legt fest, um welche Art Kegelschnitt es sich handelt: für ϑe < 41◦ ergeben sich Ellipsen, für ϑe = 41◦ eine Parabel und für ϑe > 41◦ Hyperbelpaare. Zur Festlegung des Raumwinkelbereiches bestimmt man zunächst das ϑe Intervall gemäß Abbildung 7.1b; dies liefert die Grenzwinkel ϑmin = 39, 19◦ ; ϑmax = 59, 31◦ . e e (7.14) Innerhalb diese Bereiches lassen sich dann mit Hilfe von (7.11) und (7.12) die zu jedem ϑe -Wert gehörenden ϕe -Grenzen bestimmen. Diese Abhängigkeit ist in Abbildung 7.2 dargestellt. 193 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He 70 65 60 55 ϑ/◦ 50 45 40 35 30 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 185 190 195 200 ϕ/◦ 70 65 60 55 ϑ/◦ 50 45 40 35 30 160 165 170 175 180 ϕ/ ◦ Abbildung 7.2: Raumwinkelverteilung der Detektoren Dargestellt sind die Eingangsflächen im System KD . Das obere Diagramm zeigt den Elektronen-, das untere den Neutronendetektor. Letzterer besteht tatsächlich aus zwei hintereinander stehenden Anordnungen, wovon hier jedoch nur die näherstehende dargestellt ist; der Raumwinkelbereich der zweiten ist etwas größer. 194 7.2 Durchführung der Rechnungen ϑe / ◦ MeV pmin 1 / c pmax / MeV 1 c 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 500.31 507.60 515.14 522.93 530.99 539.33 547.98 556.94 566.24 575.91 585.95 596.40 607.28 618.65 630.51 642.90 651.02 659.38 668.00 676.90 686.06 598.68 609.08 619.88 631.15 642.90 655.18 668.00 681.43 695.52 704.73 714.23 724.04 734.18 744.66 755.50 766.74 772.61 778.61 784.69 790.91 797.24 Tabelle 7.1: Intervalle für den Neutronenimpuls Aufgeführt sind die jeweils untere bzw. obere Grenze für den Neutronenimpuls als Funktion des Elektronenstreuwinkels. Im Experiment wurden diese Schnitte durch die Flugzeit festgelegt. Daraus läßt sich bei bekannter Entfernung die Geschwindigkeit und damit auch der Impuls berechnen. Die hier verwendeten Impulsintervalle entsprechen den 60-MeV-Schnitten aus [Bec97] Die Bereiche für den Betrag des Neutronenimpulses sind experimentell vorgegeben. Obere und untere Grenze hängen dabei von ϑe ab; es wurden die in Tabelle 7.1 aufgeführten Werte verwendet. Die Richtung des Neutronenimpulses hängt wiederum in erster Linie von der Detektorgeometrie ab. Die Bestimmung des Raumwinkelbereiches läuft analog zur oben beschriebenen Vorgehensweise beim Elektronendetektor. Abbildung 7.2 zeigt das Resultat für die erste (d. h. die näher zur Target-Zelle stehende) Wand“. Diese wurde ausschließlich in ” den Rechnungen verwendet, da einerseits keine experimentellen Akzeptanzen der beiden Schichten vorlagen und andererseits die Raumwinkelbereiche sich nur unwesentlich voneinander unterschieden. Zusätzlich wurden auf experimenteller Seite nur solche Ereignisse ausgewählt, für welche die Neutronenrichtung innerhalb eines 6◦ -Kegels um eine für jedes Ereignis konstruierte Photonrichtung lag. Da die Energie des Elektrons stark fehlerbehaftet war, konnte die tatsächliche Richtung des Photons nicht ermittelt werden. Stattdessen wurde für jedes Ereignis – charakterisiert durch die gemessenen Größen k̂ 0 , p1 und p̂1 – per Annahme diejenige Richtung Q̂0 des Photons gewählt, die sich für p = 0 ergäbe. Dabei ist p der Relativimpuls der beiden Protonen. Nach (7.5) ist damit gleichzeitig die Elektronenergie festgelegt, und die Richtung Q̂0 läßt sich bestimmen (siehe weiter unten). Für jedes 195 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He Ereignis wurde schließlich geprüft, ob der Winkel zwischen dem Neutronimpuls und dem (gedachten) Photonimpuls kleiner gleich 6◦ war. Wenn nicht, wurde es aus der Ereignismenge entfernt. Da der Wirkungsquerschnitt (7.9) für p = 0 wegen des verschwindenden Phasenraumfaktors stets gleich Null ist, fallen die tatsächliche und die angenommene Photonrichtung niemals zusammen. Stattdessen liefert das verwendete Verfahren nur eine Beschneidung des Raumwinkelbereiches des Neutronimpulses; für die gemessenen Ereignisse gilt stets p 6= 0. Dies ist jedoch für die theoretischen Berechnungen ohne Belang, solange nur ein wohldefiniertes Auswahlverfahren für die Ereignismenge vorliegt. Um dieses Verfahren bei den Rechnungen zu simulieren, wurde folgende Methode zur Bestimmung der Integrationsgrenzen angewandt: man wählt einen Satz von (k̂ 0 , p1 , p̂1 )Werten sowie p = 0 und berechnet hierfür nach (7.5) die Energie des gestreuten Elektrons. Damit ist über die Beziehungen k − k 0 cos ϑe ϑQ0 = arccos (7.15) Q ϕ Q0 = ϕ e + π (7.16) die Richtung Q̂0 des (gedachten) Photons festgelegt. Dann wird überprüft, ob der Winkel zwischen Q̂0 und dem Neutronimpuls p1 kleiner gleich 6◦ ist. Auf diese Weise läßt sich für festgehaltene Parameter k̂ 0 und p1 bei hinreichend feiner Rasterung in p̂1 das Integrationsgebiet ∆p̂1 mit beliebiger Genauigkeit festlegen. In den Rechnungen wurde eine Genauigkeit von 0, 01◦ verwendet; dies liegt deutlich unterhalb der Auflösung des Detektors. Es sei nochmals darauf hingewiesen, daß dieses Verfahren lediglich dazu dient, den Integrationsbereich für ∆p̂1 bei der Berechnung des integrierten Wirkungsquerschnittes (7.9) festzulegen, damit dieser den experimentellen Vorgaben entspricht. Die Integration über p in (7.9) erstreckt sich über alle Werte von 0 bis zu dem jeweiligen Cutoff-Wert p̄ (dieser wird weiter unten behandelt). In Abbildung 7.3 ist ein mit dem beschriebenen Verfahren ermitteltes Gebiet ∆p̂1 für ϑe = 43◦ , ϕe = 0◦ und p1 = 530 MeV/c exemplarisch dargestellt (die Wahl dieser Parameter ist natürlich rein willkürlich!). Um einen Einblick zu geben, wie sich die Gebiete für die angenommene und die tatsächliche Photonrichtung unterscheiden, sind dort ebenfalls diejenigen Kurven dargestellt, die sich für p = 80 MeV/c und p = 160 MeV/c ergeben. Die Richtung des Relativimpulses p ist gänzlich unbestimmt; daher wird stets über den vollen Raumwinkel integriert. Die Integration über den Betrag läuft von p = 0 bis zu einer oberen Grenze pmax , die man für k 0 = 0 aus (7.5) erhält. Da die Wirkungsquerschnitte jedoch innerhalb dieses Bereiches um mehrere Größenordnungen abfallen, genügt es, bis zu einem Cuttoff-Wert p̄ zu integrieren. Wie wir bereits im vorangegangen Kapitel gesehen haben, hängt das qualitative Verhalten der Wirkungsquerschnitte sehr stark von dem ver- 196 7.2 Durchführung der Rechnungen 60 58 56 p=0 p = 80 MeV/c p = 160 MeV/c 54 ϑ p1 / ◦ 52 50 48 46 44 172 174 176 178 180 182 184 186 188 ϕ p1 / ◦ Abbildung 7.3: Festlegung der Integrationsgebiete in p̂1 Dargestellt sind die Gebiete für die Winkel ϑp1 und ϕp1 der Neutronrichtung im System KD , für die der zugehörige Impulsvektor innerhalb eines 6 ◦ -Kegels um die jeweilige Photonrichtung liegt; die Kreuze stellen die jeweiligen Mittelpunkte dar. Von oben nach unten gehören die Kurven zu p = 0, 80 und 160 MeV/c. Der Fall p = 0 liefert die im Text beschriebene Festlegung des Integrationsgebietes. wendeten Endzustandsmodell ab. Demzufolge erwartet man auch eine erhebliche Variation bei p̄. Eine Vielzahl numerischer Untersuchungen hat die folgenden Werte ergeben: ( 160 MeV/c für FSI und FSI23 p̄ = (7.17) 280 MeV/c für PWIA und PWIAS. Hierbei kommt es nicht auf die Wahl der äußeren Parameter k̂ 0 und p1 an. Zur Veranschaulichung sind in den Abbildungen 7.4 und 7.5 einige exemplarische Kurvenverläufe dargestellt. Dort werden die Abkürzungen Z n o L T TT TL 2 (7.18) Σ(p) ≡ N p ρ dp̂ vL R̃ + vT R̃ + vTT R̃ + vTL R̃ Ωp 2 ∆(p) ≡ N p ρ Z Ωp T n o dp̂ vT’ R̃T’ + vTL’ R̃TL’ ≡ ∆ (p) + ∆TL (p) . (7.19) 197 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He verwendet. Der Faktor N ist so gewählt, daß die Kurven jeweils auf das Maximum von Σ(p) normiert sind, d. h. also 1 . (7.20) N≡ (Σ(p))max Die Funktionen Σ(p) und ∆(p) hängen natürlich nicht nur von p sondern auch von den übrigen äußeren Parametern k̂ 0 und p1 ab, die hier aus Gründen der Bequemlichkeit nicht explizit aufgeführt wurden. Für die Diagramme wurden folgende äußeren Parameter gewählt: ϑe = 43◦ , ϕe = 0◦ , p1 = 530 MeV/c, ϑ1 = 53, 9◦ und ϕ1 = 180◦ . 198 7.2 Durchführung der Rechnungen 1 (a) 0.8 Σ(p) 0.6 ∆T (p) 0.4 0.2 0 -0.2 -0.4 -0.6 -0.8 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 160 180 p/ MeV c 0.08 (b) 0.07 ∆TL (p) 0.06 ∆T (p) 0.05 0.04 0.03 0.02 0.01 0 0 20 40 60 80 100 120 140 p/ MeV c Abbildung 7.4: Bestimmung der oberen Integrationsgrenze in p (FSI) Dargestellt sind die Kurvenverläufe für Σ(p) und ∆(p) unter Berücksichtigung der vollen Endzustandswechselwirkung. Diagramm (a) zeigt Σ(p) und ∆ T (p) bei paralleler Polarisation; auf die Darstellung von ∆TL (p) wurde verzichtet, da diese Werte extrem klein gegen die übrigen sind. Diagramm (b) zeigt die beiden Anteile von ∆(p) bei senkrechter Polarisation. Hier wurde auf die Darstellung von Σ(p) verzichtet; die Kurve entspricht derjenigen bei paralleler Polarisationsrichtung. 199 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He 1 (a) 0.8 Σ(p) 0.6 ∆T (p) 0.4 0.2 0 -0.2 -0.4 -0.6 -0.8 0 50 100 150 200 250 300 p/ MeV c 0.08 (b) 0.07 ∆TL (p) 0.06 ∆T (p) 0.05 0.04 0.03 0.02 0.01 0 0 50 100 150 200 250 300 p/ MeV c Abbildung 7.5: Bestimmung der oberen Integrationsgrenze in p (PWIA) Dargestellt sind die gleichen Kurvenverläufe wie in Abbildung 7.4 im Rahmen der PWIA. Ebenso wie bei den in Kapitel 6 diskutierten Kurven, ist auch hier ein extrem langsamer Abfall in p gegenüber den FSI-Rechnungen zu beobachten. Auch die Maxima der Kurven sind um ca. 40 MeV/c verschoben. 200 7.3 Ergebnisse 7.3 Ergebnisse Dieser Abschnitt besteht aus zwei Teilen. Zunächst befassen wir uns mit der Bestimmung von GnE aus dem experimentell gemessenen Asymmetrieverhältnis, wobei sowohl unterschiedliche Annahmen hinsichtlich des Streuprozesses als auch der Parametrisierung des Formfaktors berücksichtigt werden. Anschließend werden die gewonnenen Resultate einer eingehenderen quantitativen Analyse unterworfen. 7.3.1 Bestimmung von GnE Unter Verwendung des den experimentellen Messungen entsprechenden Wirkungsquerschnittes (7.9) lautet der Ausdruck für das Verhältnis von senkrechter zu paralleler Asymmetrie analog zu (4.81) Z Z Z Z i h 0 2 dk̂ σM dp1 p1 dp̂1 dp ρ vT’ R̃T’ + vTL’ R̃TL’ ∆p1 ∆k̂ 0 V ≡ Z dk̂ σM ∆k̂ 0 mit Z 0 dk̂ σM ∆k̂ 0 Z 0 dk̂ σM Z ∆p1 dp1 p21 ∆p1 dp1 p21 ∆p1 ∆k̂ 0 VΣ ≡ Z Z 0 ∆p̂1 Z ∆p̂1 dp̂1 ∆p̂1 dp1 p21 Z ∆p̂1 Z dp̂1 Z Z dp̂1 Z h ⊥ i · VΣ , h dp ρ vT’ R̃T’ + vTL’ R̃TL’ k L T dp ρ vL R̃ + vT R̃ + vTT R̃ h (7.21) L T dp ρ vL R̃ + vT R̃ + vTT R̃ TT TT + vTL R̃ + vTL R̃ TL TL i k i . (7.22) ⊥ Für das Verhältnis der helizitätsunabhängigen Anteile des Wirkungsquerschnittes ergab sich bei allen numerischen Rechnungen VΣ ' 1 (7.23) bei einer Genauigkeit bis zur vierten Nachkommastelle. Daher wird dieser Faktor nicht weiter berücksichtigt, weil sein Einfluß ohnehin unterhalb der Genauigkeit der Rechnungen liegt. Da wir uns hauptsächlich für den elektrischen Formfaktor des Neutrons GnE interessieren, zerlegen wir R̃TL’ analog zur Vorgehensweise in Kapitel 6 wieder in einen Neutron- und einen Protonanteil. Darüber hinaus multiplizieren wir den neutronischen Teil mit einem Faktor λ: R̃TL’ = λR̃nTL’ + R̃pTL’ . (7.24) 201 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He Letzteres entspricht dann einer Multiplikation von GnE mit λ. Der Fall λ = 1 bedeutet, daß für die funktionale Abhängigkeit GnE (Q2 ) die jeweils gewählte Parametrisierung zugrunde gelegt wird. Dabei verwenden wir die im Anhang C beschriebenen Modelle GK1-GK3 nach [Gar92]. Für die übrigen elektromagnetischen Formfaktoren verwenden wir stets die Dipol-Parametrisierungen (siehe ebenfalls Anhang C). Zum einen liefern diese bekanntlich eine gute Beschreibung der experimentellen Daten bei Impulsübertragen unterhalb von 1 GeV/c für das Proton und, wie neueste Messungen (siehe z. B. [Gol01], [Bru95], [Xu00] und [Ank98]) belegen, auch hinreichend genaue Ergebnisse für GnM . Zum anderen ist damit gewährleistet, daß Änderungen des Asymmetrieverhältnisses direkt auf GnE zurückzuführen sind, wenn man verschiedene Parametrisierungen miteinander vergleichen will. An dieser Stelle ist es günstig, folgende Abkürzungen einzuführen: Z Z Z Z h i 2 0 dp̂1 dp ρ vT’ R̃T’ dp1 p1 dk̂ σM VT ≡ Z 0 dk̂ σM V ≡ Z ∆k̂ 0 Z dp1 p21 ∆p1 ∆k̂ 0 TL n,p ∆p1 ∆k̂ 0 Z dk̂ σM Z ∆p1 dp̂1 ∆p̂1 0 dk̂ σM Z dp1 p21 Z ∆p̂1 Z dp̂1 Z h T’ dp ρ vT’ R̃ + vTL’ λR̃ dp1 p21 ∆p1 ∆k̂ 0 0 Z ∆p̂1 Z ∆p̂1 dp̂1 h Z ⊥ TL’ n h i TL’ dp ρ vTL’ R̃n,p T’ dp ρ vT’ R̃ + vTL’ λR̃ + R̃ (7.25) TL’ p i TL’ p i . (7.26) k ⊥ TL’ n + R̃ k Mit diesen Definitionen sowie (7.21) und (7.24) schreiben wir das Asymmetrieverhältnis als Funktion des Parameters λ: V (λ) = V T + λVnTL + VpTL . (7.27) Aufgrund des Auftauchens von λ im Nenner der Gleichungen (7.25)-(7.26) hängen die einzelnen Anteile V T , VnTL und VpTL ebenfalls von dieser Größe ab. Die numerischen Untersuchungen haben jedoch gezeigt, daß diese Abhängigkeit äußerst gering ist, da besagter Nenner eindeutig von dem Term vT’ R̃T’ dominiert wird2 . Innerhalb der λ-Intervalle, in denen wir arbeiten werden, können wir demnach davon ausgehen, daß V T , VnTL und VpTL in sehr guter Näherung konstant sind, und erhalten somit einen linearen Zusammenhang zwischen V und λ. Zur quantitativen Untermauerung dieser Aussage möge Abbildung 7.6 dienen. Es sei darauf hingewiesen, daß die Linearität keine notwendige Voraussetzung für die Bestimmung des Formfaktors GnE ist – sie wird sich aber bei den anschließenden Diskussionen als nützlich erweisen. 2 202 Diese Aussage wird weiter unten (Seite 221) quantitativ belegt werden. 7.3 Ergebnisse 10 GK1 GK2 GK3 5 0 -5 V /% -10 -15 -20 -25 -30 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 λ Abbildung 7.6: Asymmetrieverhältnis als Funktion von λ Dargestellt ist die Funktion V (λ) unter Berücksichtigung der vollen Endzustandswechselwirkung für die drei im Anhang C beschriebenen Parametrisierungen von G nE (Q2 ) nach [Gar92]. Im dargestellten λ-Intervall ergibt sich ein annähernd linearer Zusammenhang. Um Aussagen über die Größe des elektrischen Formfaktors des Neutrons – innerhalb der vorgegebenen kinematischen Grenzen – treffen zu können, wurde die Funktion V (λ) zunächst für verschiedene Endzustandsmodelle berechnet. Dies ist in Abbildung 7.7 dargestellt. Anschließend wurden die zum experimentellen Wertebereich (7.3) gehörenden Parameter λ ermittelt. Hierzu wurden mittels des Sekantenverfahrens diejenigen λ-Werte exp exp bestimmt, für die V (λ) die Werte Vmin , V0exp (Mittelwert) bzw. Vmax annimmt. Da V (λ) exp stets eine negative Steigung aufweist, gehört λmin zu Vmax und umgekehrt. Die numerischen Ergebnisse sind in Tabelle 7.2 zusammengefaßt. 203 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He 0 PWIA (PSS) PWIA PWIAS FSI23 (PSS) FSI23 FSI -2 -4 V /% -6 -8 -10 -12 -14 0.4 0.45 0.5 0.55 0.6 0.65 0.7 0.75 0.8 λ Abbildung 7.7: Anpassung an den experimentellen Wert Dargestellt ist die Funktion V (λ) für verschiedene Annahmen hinsichtlich des Endzustandes unter Verwendung der Parametrisierungen GK1 für GnE . Die waagerechten Linien charakterisieren den experimentellen Wert und seinen Toleranzbereich. Mittels eines Sekantenverfahrens wurden die Schnittpunkte mit den einzelnen Kurven berechnet. GK1 λmin λ0 GK2 λmax λmin λ0 GK3 λmax λmin λ0 λmax PWIA (PSS) 0,557 0,602 0,647 0,547 0,591 0,636 0,931 1,006 1,082 PWIA 0,552 0,597 0,642 0,542 0,586 0,631 0,923 0,998 1,073 PWIAS 0,571 0,616 0,660 0,561 0,605 0,649 0,955 1,029 1,104 FSI23 (PSS) 0,510 0,554 0,600 0,501 0,545 0,590 0,852 0,928 1,004 FSI23 0,505 0,549 0,594 0,496 0,540 0,584 0,844 0,919 0,994 FSI 0,595 0,641 0,686 0,585 0,630 0,674 0,996 1,072 1,148 Tabelle 7.2: Ergebnisse der λ-Anpassung Die Resultate sind für die drei verschiedenen Parametrisierungen von G nE nach [Gar92] zusammengefaßt. λ0 gehört zum mittleren experimentellen Wert, λ min und λmax zur oberen bzw. unteren Grenze des experimentellen Toleranzbereiches V exp = (−7, 26 ± 1, 14) %. 204 7.3 Ergebnisse Der Parameter λ selbst besitzt noch keine physikalische Bedeutung; vielmehr sind wir an einer quantitativen Aussage über GnE (Q2 ) interessiert. Dabei gilt es zu beachten, daß wegen der im vorangegangenen Abschnitt beschriebenen Integrationsbereiche der Impuls des Photons nicht konstant ist, sondern erheblich variiert. Mithin erfährt auch der elektrische Formfaktor eine Variation. Der Betrag des Photonimpulses hängt ab vom Elektronenstreuwinkel und der Energie des gestreuten Elektrons: Q= p k 2 + k 02 − 2kk 0 cos ϑe . (7.28) Numerische Untersuchungen haben ergeben, daß bei gegebenem Winkel ϑe der Photonimpuls innerhalb der zugehörigen k 0 -Bereiche nahezu konstant ist. Die Abweichungen vom mittleren Wert betragen dabei maximal 1%. Für ϑe ∈ [40◦ , 58◦ ] ergibt sich jedoch 0,550 GeV/c ≤ Q ≤ 0,740 GeV/c . (7.29) Selbstverständlich beschränkt sich die Gültigkeit der λ-Anpassung nur auf diesen Bereich; streng genommen gilt sie sogar nur für die speziellen kinematischen Bedingungen des Experimentes. Die Abbildungen 7.8 bis 7.10 zeigen die drei Funktionen GnE (Q2 ) nach [Gar92], jeweils multipliziert mit den Faktoren λmin , λ0 und λmax , die zu den verschiedenen Endzustandsmodellen gehören. Zunächst fällt auf, daß in allen Diagrammen die Kurven für die drei Parametrisierungen sich nur geringfügig voneinander unterscheiden. Man erkennt Abweichungen bis zu 2% (bezogen auf das arithmetische Mittel zwischen dem kleinsten und dem größten Wert bei gleichem λ und gleichem Q2 ), wobei die größten jeweils an der oberen Grenze von Q2 auftreten. Dieses nahe Beieinanderliegen ist durch die geringe Variation des Formfaktors im zugrunde liegenden Intervall bedingt. Ein gänzlich anderes Bild ergibt sich zum Beispiel für Q2 ≤ 1 (GeV/c)2 , wie Abbildung 7.11 zeigt. Hier kommen die deutlichen Unterschiede zwischen den einzelnen Parametrisierungen – insbesondere zwischen GK1 und GK2 auf der einen und GK3 auf der anderen Seite – zum Vorschein. Darüber hinaus finden wir die oben getroffene Aussage bestätigt, daß die ermittelten Werte für den Parameter λ keine universelle Gültigkeit besitzen. Die Unschärfe für GnE , hervorgerufen durch die zugrunde gelegten Parametrisierungen, ist mit maximal 2% sehr viel kleiner als die durch den experimentellen Fehler bedingte. Dem letzteren entspricht die Variation des Parameters λ innerhalb des Intervalles [λmin , λmax ]. Für eine bestimmte Parametrisierung kann man direkt aus Tabelle 7.2 die Änderung von λ · GnE (Q2 ) innerhalb des λ-Intervalles, bezogen auf den mittleren Wert, ablesen. Ein Beispiel: für FSI und GK1 ergibt sich ∆λ/λ0 = 0, 046/0, 641 = 7, 2%. Insgesamt liegen die Variationen zwischen 7,1% und 8,3%. 205 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He PWIA (PSS) 0.065 0.06 0.055 λ0 · GnE GK1 GK2 GK3 0.05 0.045 0.04 0.035 0.3 0.35 0.4 Q2 / 0.45 GeV 2 0.5 0.55 0.5 0.55 c PWIA 0.065 0.06 0.055 λ0 · GnE GK1 GK2 GK3 0.05 0.045 0.04 0.035 0.3 0.35 0.4 Q2 / 0.45 GeV 2 c Abbildung 7.8: Variation von λ · GnE (Q2 ) über den Integrationsbereich (I) Die Kurven für die einzelnen Parametrisierungen wurden jeweils mit den Werten λ min , λ0 und λmax aus Tabelle 7.2 multipliziert. Daraus resultieren die drei, klar voneinander unterscheidbaren Kurvenbündel. Dargestellt sind die Ergebnisse für PWIA unter Verwendung des PSS (oben) und der vollen 3 He-Wellenfunktion (unten). 206 7.3 Ergebnisse FSI23 (PSS) 0.065 0.06 0.055 λ0 · GnE GK1 GK2 GK3 0.05 0.045 0.04 0.035 0.3 0.35 0.4 Q2 / 0.45 GeV 2 0.5 0.55 0.5 0.55 c FSI23 0.065 0.06 0.055 λ0 · GnE GK1 GK2 GK3 0.05 0.045 0.04 0.035 0.3 0.35 0.4 Q2 / 0.45 GeV 2 c Abbildung 7.9: Variation von λ · GnE (Q2 ) über den Integrationsbereich (II) Dargestellt sind die gleichen Kurven wie in Abbildung 7.8, hier jedoch für FSI23. Wiederum zeigt das obere Diagramm die Resultate unter Verwendung des PSS, während das untere für die volle Wellenfunktion ermittelt wurde. 207 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He PWIAS 0.065 0.06 0.055 λ0 · GnE GK1 GK2 GK3 0.05 0.045 0.04 0.035 0.3 0.35 0.4 Q2 / 0.45 GeV 2 0.5 0.55 0.5 0.55 c FSI 0.065 0.06 0.055 λ0 · GnE GK1 GK2 GK3 0.05 0.045 0.04 0.035 0.3 0.35 0.4 Q2 / 0.45 GeV 2 c Abbildung 7.10: Variation von λ · GnE (Q2 ) über den Integrationsbereich (III) Dargestellt sind die Kurven für PWIAS (oben) und FSI (unten), welche sich durch Multiplikation mit den Werten λmin , λ0 und λmax aus Tabelle 7.2 ergeben. 208 7.3 Ergebnisse 0.07 GK1 GK2 GK3 0.06 0.05 λ0 · GnE 0.04 0.03 0.02 0.01 0 0 0.2 0.4 Q2 / 0.6 GeV 2 c 0.8 1 Abbildung 7.11: Die Funktion λ0 · GnE (Q2 ) im Bereich Q2 ≤ 1 (GeV/c) 2 Dargestellt sind die Kurven, die sich für die einzelnen Formfaktorparametrisierungen bei Multiplikation mit λ0 aus den FSI-Rechnungen ergeben. Der Q 2 -Bereich zwischen ca. 0,30 (GeV/c)2 und 0,55 (GeV/c)2 entspricht unserem Integrationsbereich. Außerhalb dieser Grenzen treten deutlich die Unterschiede zwischen den Parametrisierungen zu Tage. Vergleicht man jeweils das obere und untere Diagramm in Abbildungen 7.8 und 7.9 miteinander, so fällt auf, daß die Ergebnisse nur unwesentlich davon abhängen, ob bei den Rechnungen für PWIA bzw. FSI23 der dominante S-Zustand oder die volle 3 HeWellenfunktion benutzt wird. Für Q2 = const liegen die Abweichungen stets unter 1%. Signifikante Abweichungen erhält man hingegen, wenn man die Resultate, die sich unter Annahme verschiedener Endzustandsmodelle ergeben, gegenüberstellt. Betrachtet man zum Beispiel die Kurven λ0 · GnE , die sich für GK1 ergeben (siehe Abbildung 7.12), so läßt sich klar erkennen, daß die FSI23-Kurven deutlich unter denen für FSI und PWIAS liegen. Quantitative Aussagen lassen sich auch hier anhand der Tabelle 7.2 treffen. So ergibt sich zum Beispiel für λ0 zwischen den Resultaten für FSI23 und FSI eine Zunahme von 16,7%, während die Werte von PWIAS nach FSI nur um 4,0% zunehmen. Die Unterschiede zwischen den Endzustandsmodellen werden weiter unten noch ausführlich diskutiert werden. 209 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He FSI 0.06 0.058 0.056 0.054 0.052 λ0 · GnE 0.05 0.048 0.046 0.044 0.042 0.04 0.3 FSI FSI23 PWIA PWIAS 0.35 0.4 Q2 / 0.45 GeV 2 0.5 0.55 c Abbildung 7.12: Der Einfluß des Endzustandsmodells auf die λ -Anpassung Dargestellt sind die jeweiligen Kurven λ 0 · GnE , die sich für die verschiedenen Endzustandsmodelle ergeben. Hier wurde jeweils die Parametrisierung GK1 verwendet. Die bisher diskutierten Funktionen λ · GnE (Q2 ) stellen das Ergebnis der Anpassung des elektrischen Formfaktors an das experimentell gemessene Asymmetrieverhältnis V exp dar. In Tabelle 7.3 sind die entsprechenden Resultate für bestimmte Werte von Q2 , einschließlich der maximalen Unsicherheit, angegeben. Letztere berücksichtigen sowohl den Einfluß der Formfaktor-Parametrisierungen als auch den experimentellen Fehler, der hauptsächlich zum Tragen kommt. Wie bereits weiter oben vermerkt, weisen die mittleren Werte teilweise deutliche Unterschiede auf, wenn man bei der Anpassung verschiedene Endzustandsmodelle zugrunde legt. Allerdings stellt man fest, daß die zugehörigen Toleranzbereiche sich für sämtliche Modelle überschneiden, was hauptsächlich auf den experimentellen Fehler zurückzuführen ist. Es sei aber ausdrücklich betont: die Werte für FSI stellen die besten“ ” Werte dar, da ihnen die realistischste Theorie zugrunde liegt. Bei dem weiter unten gezeigten Vergleich der theoretisch ermittelten Formfaktoren mit den Ergebnissen anderer Arbeiten werden wir daher nur diese Werte betrachten. 210 7.3 Ergebnisse Q2 / 0.30 PWIA (PSS) PWIA PWIAS FSI23 (PSS) FSI23 FSI 0.35 0.0441 ± 0.0035 0.0465 ± 0.0038 0.0484 ± 0.0038 0.0455 ± 0.0035 0.0480 ± 0.0038 0.0499 ± 0.0038 0.0410 ± 0.0035 0.0432 ± 0.0038 0.0450 ± 0.0038 0.0406 ± 0.0035 0.0428 ± 0.0037 0.0446 ± 0.0038 0.0474 ± 0.0036 0.0499 ± 0.0038 0.0520 ± 0.0038 0.45 PWIA PWIAS FSI23 (PSS) FSI23 FSI 0.40 0.0445 ± 0.0036 0.0469 ± 0.0038 0.0488 ± 0.0038 Q2 / PWIA (PSS) GeV 2 c GeV 2 c 0.50 0.55 0.0504 ± 0.0039 0.0517 ± 0.0043 0.0528 ± 0.0049 0.0500 ± 0.0039 0.0512 ± 0.0043 0.0523 ± 0.0049 0.0515 ± 0.0038 0.0529 ± 0.0043 0.0539 ± 0.0049 0.0465 ± 0.0039 0.0477 ± 0.0043 0.0487 ± 0.0048 0.0460 ± 0.0038 0.0472 ± 0.0043 0.0482 ± 0.0048 0.0536 ± 0.0039 0.0550 ± 0.0044 0.0561 ± 0.0050 Tabelle 7.3: Quantitative Ergebnisse für GnE (Q2 ) Aufgeführt sind die mittleren Werte der in den Abbildungen 7.8-7.10 dargestellten Bereiche. Sie stellen das arithmetische Mittel aus dem jeweils kleinsten und größten Wert dar. Die angegebenen Unsicherheiten berücksichtigen demnach sowohl die Unterschiede zwischen den Parametrisierungen als auch den Einfluß des experimentellen Fehlers. Eine zweite Methode, quantitative Aussagen über den elektrischen Formfaktor des Neutrons machen zu können, besteht in der Angabe eines einzigen, gemittelten Wertes für den gesamten kinematischen Bereich. Dies verlangt nach einem geeigneten Mittelungsverfahren. Hierbei gilt es zu bedenken, daß die Abhängigkeit des Asymmetrieverhältnisses (7.21) von GnE einzig durch den neutronischen Anteil von vTL’ R̃TL’ gegeben ist. Formal können wir diesen darstellen als vTL’ R̃nTL’ ≡ GnE (Q2 ) f TL’ , (7.30) wobei die Funktion f TL’ von allen Integrationsvariablen aus (7.21), d. h. von k̂ 0 , p1 und p, abhängt. Wie bereits erwähnt, ist der Einfluß des parallelen Beitrags vTL’ R̃nTL’ k äußerst klein, wohingegen der entsprechende senkrechte Anteil von entscheidender Bedeutung ist. Fordert man also eine möglichst große Sensitivität des Asymmetrieverhältnisses hinsichtlich des Mittelwertes von GnE , so ist es naheliegend, folgende Definition für den mittleren 211 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He Formfaktor einzuführen: Z 0 G¯nE ≡ ∆k̂ 0 dk̂ σM Z Z dp1 p21 ∆p1 0 dk̂ σM Z Z dp̂1 ∆p̂1 dp1 p21 ∆p1 ∆k̂ 0 Z Z dp ρ λGnE (Q2 ) f⊥TL’ dp̂1 ∆p̂1 Z . (7.31) TL’ dp ρ f⊥ Dies entspricht der üblichen Definition des Erwartungswertes für GnE (Q2 ), wenn man f⊥TL’ als Verteilungs- oder Gewichtsfunktion betrachtet3 . Sein Wert hängt natürlich von den zugrunde liegenden Integrationsgrenzen ab, da durch die Funktion f⊥TL’ die Werte von GnE (Q2 ) entsprechend gewichtet“ werden. Insbesondere spielt auch hier das Q2 -Intervall ” eine entscheidende Rolle. Um dem mittleren Wert einen bestimmten Photonimpuls zuordnen zu können, bedienen wir uns des Mittelwertsatzes der Integralrechnung. Dieser besagt bekanntlich, daß innerhalb des Integrationsbereiches ein Q̄ existiert, für das gilt Z Z Z Z 2 0 dp̂1 dp ρ λvTL’ R̃nTL’ ⊥ dp1 p1 dk̂ σM ∆k̂ 0 = Z ∆p1 0 dk̂ σM ∆p̂1 λGnE (Q̄2 ) Z ∆k̂ 0 Z dp1 p21 ∆p1 ∆k̂ 0 = Z ∆p̂1 0 dk̂ σM Z ∆p1 dp̂1 Z dp1 p21 dp ρ λGnE (Q2 ) f⊥TL’ (7.32) Z (7.33) ∆p̂1 dp̂1 Z dp ρ f⊥TL’ . Die Definition (7.31) bedeutet dann ḠnE ≡ λGnE (Q̄2 ) . (7.34) Anschaulich gesprochen liefert also der Formfaktor für Q2 = Q̄2 den maßgeblichen Beitrag zum Asymmetrieverhältnis. Die jeweiligen Werte Q̄2 für die verschiedenen Endzustandsmodelle lassen sich unmittelbar anhand der Abbildungen 7.8-7.10 ermitteln. Sie hängen leicht von der verwendeten Formfaktor-Parametrisierung ab. In Tabelle 7.4 sind die mittleren Formfaktoren, einschließlich ihrer Toleranzbereiche, und die zugehörigen Q̄2 aufgeführt. Die numerischen Ergebnisse für ḠnE hängen im Rahmen der angegebenen Stellen nicht von der jeweiligen Formfaktor-Parametrisierung ab. 3 TL’ Bei dieser Interpretation der Definition muß natürlich sichergestellt sein, daß die Funktion f⊥ stets positiv ist. In den hier betrachteten Integrationsbereichen ist dies der Fall. Dennoch gibt es, wie wir in Kapitel 6 gesehen haben, auch Bereiche, in denen die entsprechende Strukturfunktion negativ ist; der numerische Beitrag ist aber vernachlässigbar. 212 7.3 Ergebnisse PWIA (PSS) PWIA PWIAS FSI23 (PSS) FSI23 FSI ḠnE ≡ λGnE (Q̄2 ) Q̄2 / GeV 2 c 0,0486 ± 0,0036 0,394 ± 0,006 0,0482 ± 0,0036 0,394 ± 0,005 0,0498 ± 0,0036 0,396 ± 0,006 0,0448 ± 0,0036 0,395 ± 0,004 0,0444 ± 0,0036 0,395 ± 0,004 0,0518 ± 0,0036 0,395 ± 0,005 Tabelle 7.4: Erwartungswerte des elektrischen Formfaktors Die Erwartungswerte für die unterschiedlichen Formfaktorparametrisierungen sind im Rahmen der angegebenen Nachkommastellen gleich; die Bereichsangaben für ḠnE beziehen sich auf die Werte, welche sich für λmax bzw. λmin ergeben. Die angegebenen Abweichungen der zugehörigen Q̄2 hingegen sind bedingt durch die unterschiedlichen Parametrisierungen des elektrischen Formfaktors. Abschließend wollen wir nun noch die anhand der FSI-Rechnungen ermittelten Werte für den elektrischen Formfaktor des Neutrons mit den Ergebnissen anderer Arbeiten vergleichen. Dies ist in Abbildung 7.13 graphisch dargestellt. Die schraffierte Fläche stellt die Ergebnisse dieser Arbeit gemäß Tabelle 7.3 dar, wobei die dort angegebenen Fehler die vertikale Breite der Fläche bestimmen. Im Gegensatz zu der Tabelle wurde hier jedoch ein feineres Raster in Q2 verwendet. Bei dem hier durchgeführten Vergleich muß man sich jedoch darüber im klaren sein, daß in der Abbildung der Formfaktor GnE als Funktion des Viererimpulsübertrages aufgetragen ist, während in dieser Arbeit die nichtrelativistische Näherung q 2 ' −Q2 verwendet wurde (vergleiche hierzu die Ausführungen in Abschnitt 2.1). Daher sind die hier gewonnenen Daten nicht unmittelbar mit den übrigen vergleichbar. Die Korrekturen sind relativistischer Natur und werden in dieser Arbeit nicht berücksichtigt. Der Schwerpunkt der durchgeführten Untersuchungen lag aber weniger darin, einen exakten quantitativen Wert für GnE zu ermitteln, sondern vielmehr darin, den Einfluß der Endzustandswechselwirkung bei der Analyse experimenteller Daten zu demonstrieren. Insbesondere haben wir gesehen, daß diese gegenüber der häufig verwendeten FSI23-Näherung ein starkes Anwachsen des ermittelten Formfaktors hervorruft. 213 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He 0.1 0.075 GnE 0.05 [Her99] [Pas99] [Bec99] 0.025 Diese Arbeit [Roh99] [Ham04] [Gar92] 0 0 0.1 0.2 0.3 −q 2 / 0.4 GeV 2 0.5 0.6 0.7 c Abbildung 7.13: Experimentelle und theoretische Ergebnisse für GnE Die durchgezogenen Linien stellen die Formfaktorparametrisierungen nach Gari und Kr ümpelmann dar, wobei in dem hier dargestellten Bereich stets gilt: GK2 > GK1 > GK3 (vgl. hierzu Anhang C). Die gestrichelte Linie zeigt neueste theoretische Werte nach [Ham04]. Die punktierte Fläche spiegelt die Ergebnisse der FSI-Rechnungen dieser Arbeit wider; der innerhalb dieser Fläche liegende Punkt (mit Diese Arbeit“ bezeichnet) stellt den Erwartungswert nach ” Tabelle 7.4 dar. Der Wert [Bec99]“ beschreibt das Ergebnis, welches aus dem hier analysier” ten Experiment gewonnen wurde. 214 7.3 Ergebnisse 7.3.2 Analyse der Resultate Nachdem wir nun die Ergebnisse der Anpassung des elektrischen Formfaktors vorliegen haben, soll im folgenden diskutiert werden, wie diese zu bewerten sind. Insbesondere stellt sich die Frage, warum die Resultate, die unter Annahme der PWIAS bzw. der vollen Endzustandswechselwirkung gewonnen wurden, nur um wenige Prozente voneinander abweichen. Dies ist zunächst verwunderlich, da wir im vorangegangenen Kapitel festgestellt haben, daß die vereinfachten Annahmen PWIA und PWIAS zur Beschreibung des 3N-Aufbruches kaum geeignet sind4 . Darüber hinaus mag es auf den ersten Blick verwundern, daß die Ergebnisse für die Modelle PWIA und FSI23 sich so stark voneinander unterscheiden, obwohl beide die ausschließliche Absorption des Photons am Neutron beschreiben. Naiverweise würde man hier zunächst annehmen, die Paarwechselwirkung der beiden Protonen übe keinen nennenswerten Einfluß auf das Asymmetrieverhältnis aus. Dies entspräche den Ergebnissen aus Kapitel 6; dort waren die Asymmetrieverhältnisse – zumindest im Bereich des quasi-freien Peaks – annähernd gleich. Allerdings wurde bisher lediglich eine Anpassung an das gesamte Asymmetrieverhältnis durchgeführt, ohne daß dessen Zusammensetzung genauer unter die Lupe genommen wurde. Zur Bewertung reicht diese Vorgehensweise jedoch in keiner Weise aus; vielmehr kommt es darauf an, die einzelnen Summanden von (7.27) für verschiedene Endzustandsmodelle miteinander zu vergleichen. Diese sind in Tabelle 7.5 angegeben. Während V T , λVnTL und VpTL im wesentlichen unabhängig von der Formfaktor-Parametrisierung sind, gilt dies natürlich nicht für VnTL . Da es für eine qualitative Analyse jedoch ausreicht, sich auf eine Parametrisierung zu beschränken, sind in der letzten Spalte der Tabelle die Werte für GK1 angegeben. Zunächst fällt auf, daß die Anteile VnTL für alle Endzustandsmodelle nahezu den gleichen Wert liefern, während sich für V T deutliche Abweichungen ergeben. Hinzu kommt ein deutlicher protonischer Beitrag VpTL für FSI und ein zwar kleinerer, aber dennoch zum Ergebnis beitragender Anteil VpTL für PWIAS. Bei der Anpassung des Parameters λ sind wir stets von einem konstanten GesamtAsymmetrieverhältnis ausgegangen. Nach (7.27) gilt demnach V (λ) = V T + λVnTL + VpTL = const . (7.35) 4 Dies gilt zunächst unter der Annahme, daß die unter Berücksichtigung der vollständigen Endzustandswechselwirkung gewonnenen Resultate den tatsächlichen Streuprozeß am besten beschreiben. In Kapitel 8 wird diese Annahme eindrucksvoll untermauert. Dort werden theoretische Wirkungsquerschnitte mit tatsächlich gemessenen verglichen. 215 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He V T /% λVnTL /% VpTL /% VnTL /% PWIA (PSS) 8,05 0,00 -25,43 PWIA 7,94 -15,31 ∓ 1,14 0,00 -25,46 PWIAS 7,96 0,53 -25,57 FSI23 (PSS) 6,94 -15.75 ∓ 1,14 0,00 -25,63 FSI23 6,85 -14,20 ∓ 1,14 0,00 -25,70 FSI 6,75 -16.14 ∓ 1,14 2,13 -25,18 -15,20 ∓ 1,14 -14,11 ∓ 1,14 Tabelle 7.5: Anteile des Asymmetrieverhältnisses Die Anteile VpTL und V T des Asymmetrieverhältnisses sind im Intervall [λmin , λmax ] bis auf eine absolute Abweichung von 0,01 % konstant und unabhängig von der Parametrisierung. In der letzten Spalte sind die Werte für VnTL aufgetragen, die sich unter Verwendung von GK1 ergeben. Mit den Daten aus Tabelle 7.5 gelangen wir zu folgenden Aussagen: • Der deutlich höhere Beitrag V T , der sich für PWIA im Vergleich zu FSI23 ergibt, bedingt ein Anwachsen von λ und mithin des elektrischen Formfaktors GnE . • Der extreme Unterschied zwischen den λ-Werten für FSI23 und FSI läßt sich im wesentlichen auf den Anteil VpTL zurückführen, der im FSI23-Modell per definitionem nicht auftritt. • Der im Vergleich zum PWIAS-Wert größere Beitrag VpTL , der sich für die FSIRechnungen ergibt, wird nahezu vollständig von der Differenz der V T -Anteile kompensiert. Da sich andererseits die Werte für VnTL nur unwesentlich voneinander unterscheiden, liefert die λ-Anpassung zwei sich nur um wenige Prozent unterscheidende Werte für die beiden Modelle. Entsprechend gilt das auch für GnE . Faßt man diese Aussagen zusammen, so kommt offensichtlich dem Anteil V T die entscheidende Bedeutung bei der Ermittlung des Formfaktors GnE zu. Wir wollen uns daher im folgenden der Frage zuwenden, warum gerade dieser Beitrag so empfindlich vom jeweiligen Endzustandsmodell abhängt. Hierzu beschränken wir uns zunächst auf die einfachen Fälle PWIA und FSI23, wobei wir weiterhin den dominanten S-Zustand für die 3 He-Wellenfunktion zugrunde legen. Dies erlaubt nach Abschnitt 4.3 die Verwendung einheitlicher, analytischer Ausdrücke für die einzelnen polarisierten Strukturfunktionen. Insbesondere erhalten wir mit (4.74), (4.76) und (4.77) für die inneren Integrale im Zähler von (7.25) bzw. (7.26) Z Z 2 Q2 T’ dp ρ vT’ R̃ = − dp p2 ρ vT’ 2 GnM (Q2 ) cos ϑ∗ · S̃(p, qs ) 2mN 216 7.3 Ergebnisse + Z dp ρ vTL’ R̃nTL’ = Z Q p1 ˜ qs ) sin ϑ1 sin ϑ∗ cos(ϕ∗ −ϕ1 ) · S(p, 2 mN (7.36) Z √ Q sin ϑ∗ cos ϕ∗ · S̃(p, qs ) . dp p2 ρ vTL’ 2GnE (Q2 )GnM (Q2 ) mN (7.37) dp p2 ρ vT’ F1n (Q2 )GnM (Q2 ) Bei paralleler Polarisationsrichtung ist der zweite Summand von (7.36) stets um mehrere Größenordnungen kleiner als der erste, weil grundsätzlich F1n (Q2 ) sin ϑ1 sin ϑ∗k GnM (Q2 ) cos ϑ∗k (7.38) 2 Q Qp1 gilt, während im gesamten Integrationsbereich die Terme m 2 und m2 von der gleichen Größenordnung sind. Darüber hinaus lautet der numerische Befund, daß der zweite Term zum Gesamt-Asymmetrieverhältnis nur einen Beitrag von unter 0,1 % absolut liefert. Demnach genügt es auch bei senkrechter Polarisationsrichtung, in erster Näherung nur den ersten Summanden von (7.36) zu berücksichtigen. Dies gilt wohlbemerkt nur, solange man den gesamten Integrationsbereich in (7.25) zugrunde legt5 . In Einzelfällen kann es durchaus vorkommen, daß beide Summanden von der gleichen Größenordnung sind (nämlich dann, wenn cos ϑ∗ kleine Werte annimmt). Weiterhin nehmen wir an, daß in erster Näherung bei paralleler Polarisationsrichtung der Ausdruck (7.37) klein gegen (7.36) ist. Wie wir in Abschnitt 6.6 gesehen haben, gilt dies zunächst immer für die in beiden Integralen enthaltenen Strukturfunktionen, solange man sich auf den Bereich des quasi-freien Peaks beschränkt. Weiter unten in diesem Abschnitt werden wir auf diese Fragestellung noch einmal zurückkommen. Mit den hier beschriebenen Näherungen erhalten wir dann für V T nach (7.25) folgenden Ausdruck: Z V T ' ∆Zk̂ Z 0 dk̂ σM ∆p1 0 ∆k̂ 0 dp1 0 dk̂ σM Z ∆p1 dp1 Z Z dp p2 ρ vT’ 2 Q2 GnM (Q2 ) cos ϑ∗⊥ · S̃(p, qs ) 2 2mN 2 Q2 dp p ρ vT’ 2 GnM (Q2 ) cos ϑ∗k · S̃(p, qs ) 2mN . (7.39) 2 5 Es läßt sich mit etwas Aufwand zeigen, daß die Winkelintegrationen über ϕe und p̂1 in weiten Teilen des Integrationsbereiches verschwindende Beiträge liefern. Wir begnügen uns hier jedoch mit dem numerischen Befund. 217 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He Nach zweimaliger Anwendung des Mittelwertsatzes erhalten wir hieraus VT ' Z dk̂ σM 0 dk̂ σM cos ϑ∗⊥ cos ϑ∗k Z ∆p1 ∆k̂ 0 = dp1 cos ϑ∗⊥ ∆p1 ∆k̂ 0 Z Z 0 dp1 cos ϑ∗k Z Z dp p2 ρ vT’ 2 Q2 ˜ qs ) GnM (Q2 ) · S(p, 2 2mN 2 Q2 ˜ qs ) dp p ρ vT’ 2 GnM (Q2 ) · S(p, 2mN (7.40) 2 . In erster Näherung läßt sich also V T auf das Verhältnis der Mittelwerte des Cosinus der Winkel ϑ∗⊥ und ϑ∗k zurückführen. Per definitionem (vgl. Abschnitt 2.5) sind dies gerade die Winkel zwischen dem Photonimpuls und der jeweiligen Polarisationsrichtung. Da die Polarisationsrichtungen im Koordinatensystem KD stets konstant sind (vergleiche Abschnitt 7.1), hängen die Winkel ϑ∗ nach (7.15) von ϑe und k 0 ab. Solange die äußeren Parameter fest sind, besteht der eindeutige Zusammenhang (7.5) zwischen k 0 und dem Relativimpuls p; demnach läßt sich dann cos ϑ∗ als Funktion von p darstellen. Dies ist in Abbildung 7.14 für einige kinematische Konstellationen exemplarisch abgebildet. Grundsätzlich gilt, daß einerseits cos ϑ∗⊥ monoton mit p wächst, wobei die Änderungen im unteren ϑe -Bereich am größten sind, und andererseits cos ϑ∗k im gesamten kinematischen Bereich nur geringe Änderungen aufweist. Unsere Fragestellung, warum sich für die Endzustandsmodelle PWIA und FSI23 so stark verschiedene V T -Werte ergeben, läßt sich dann unmittelbar auf das Abklingverhalten der Spektralfunktion als Funktion des Relativimpulses p zurückführen. Wie wir in Abschnitt 6.2 gesehen haben, fällt diese für PWIA wesentlich langsamer ab als für FSI23, woraus sich logischerweise der in (7.17) angegebene, größere Cutoff-Wert für die p-Integration ergibt. Aus dem Abklingverhalten resultiert weiterhin, daß die Mittelwerte cos ϑ∗⊥ im Rahmen der PWIA stets größere Werte annehmen als im FSI23-Modell. Das gleiche gilt dann auch für cos ϑ∗⊥ . Demgegenüber können wir davon ausgehen, daß die Mittelwerte cos ϑ∗k sich nur unwesentlich voneinander unterscheiden. Zusammengefaßt hängt also das Verhältnis V T sehr empfindlich vom Verlauf der im innersten Integral über p auftretenden Spektralfunktion ab6 . Mit der gleichen Argumentation läßt sich auch begründen, warum sich die Anteile VnTL für beide Modelle nur wenig voneinander unterscheiden. Anstatt der in Abbildung 7.14 gezeigten Funktionen muß man hierbei jedoch die Funktionen vT’ cos ϑ∗k und vTL’ sin ϑ∗⊥ 6 Dies ist der entscheidende Unterschied zu den Ergebnissen von Abschnitt 6.7. Dort hatten wir die Asymmetrieverhältnisse aus sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnitten berechnet, wobei sich nach (4.82) die Spektralfunktionen in Zähler und Nenner kürzen lassen. Demnach ergeben sich stets die gleichen Asymmetrieverhältnisse für die Modelle PWIA und FSI23. 218 7.3 Ergebnisse betrachten und weiterhin davon ausgehen, daß der Betrag des Photonimpulses sich bei konstantem Winkel ϑe als Funktion von p nur um wenige Prozent verändert. Die bisherige Vorgehensweise läßt sich streng nur anwenden, wenn man den dominanten S-Zustand für die 3 He-Wellenfunktion zugrunde legt. Wie wir in Abschnitt 6.2 gesehen haben, können wir jedoch im Bereich des quasi-freien Peaks (d. h. für kleine Relativimpulse p und qs ) die näherungsweise Gültigkeit der Gleichungen (7.36) und (7.37) annehmen, wenn wir die vollständige Wellenfunktion betrachten. Dann behalten die bisherigen Aussagen ebenfalls ihre Gültigkeit. Darüber hinaus können wir nach den Ergebnissen aus Kapitel 6 davon ausgehen, daß sich die Strukturfunktionen RT’ und RnTL’ für die Modelle PWIA und PWIAS im Bereich des Peaks kaum voneinander unterscheiden. In Zahlen ausgedrückt: die Abweichungen innerhalb des Bereiches, in dem die Strukturfunktionen um sechs Größenordnungen abfallen, lagen stets unter 1 %. Mithin lassen sich auch die Resultate für V T und VnTL im Rahmen der PWIAS erklären. Lediglich für die vollständige Endzustandswechselwirkung lassen sich die Ergebnisse nicht mehr analytisch begründen. Hier sind wir ausschließlich auf die numerischen Befunde angewiesen. Zur Bestätigung des bisher Gesagten und tieferen Einsicht betrachten wir abschließend die Funktionen T ∆ (ϑe ) ≡ N · sin ϑe σM Z dϕe ∆ϕe TL ∆ (ϑe ) ≡ N · sin ϑe σM dp1 p21 ∆p1 Z dϕe Z Z dp̂1 ∆p̂1 dp1 p21 ∆p1 ∆ϕe TL n Z TL p ≡ λ · ∆ (ϑe ) + ∆ (ϑe ) , Z ∆p̂1 dp̂1 Z Z dp ρ vT’ R̃T’ (7.41) dp ρ vTL’ R̃TL’ (7.42) wobei der Normierungsfaktor N definiert ist als N≡ 1 max . ∆ (ϑe ) k T (7.43) Die entsprechenden Kurven sind in den Abbildungen 7.15 - 7.19 graphisch dargestellt. Der besseren Übersichtlichkeit wegen ist hier nur das Intervall ϑe ∈ [40, 18◦ , 58, 81◦ ] abgebildet. Außerhalb dieses Bereiches fallen die Kurven zu den Grenzwinkeln ϑe = 39, 19◦ und ϑe = 59, 31◦ hin steil ab, da hier die Integrationsbereiche für den Winkel ϕe – bedingt durch die Detektorgeometrie (vgl. Abbildung 7.2) – rapide kleiner werden. Mit den obigen Definitionen (7.41) und (7.42) können wir die Verhältnisse (7.25) und 219 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He (7.26) darstellen als V T = Z ∆ϑe V TL n,p = Z ∆ϑe Z h T dϑe ∆ (ϑe ) ∆ϑe i ⊥ h i TL dϑe ∆T (ϑe ) + λ∆TL (ϑ ) + ∆ (ϑ ) e e n p Z ∆ϑe h dϑe ∆ TL n, p(ϑe ) i (7.44) k ⊥ h i . TL dϑe ∆T (ϑe ) + λ∆TL (ϑ ) + ∆ (ϑ ) e e n p (7.45) k Damit kann man alle im Asymmetrieverhältnis auftretenden Terme mit den Flächen unter den Kurven in den Diagrammen identifizieren7 . Hinsichtlich der verschiedenen Modelle lassen sich folgende Feststellungen treffen: • Die Abbildungen 7.15 und 7.16 zeigen, daß der Einfluß der jeweils zugrunde gelegten 3 He-Wellenfunktion (PSS bzw. vollständige Kernwellenfunktion) in der Tat keinen nennenswerten Einfluß auf die Funktionen ∆ ausübt. Demnach unterscheiden sich die einzelnen Anteile des Asymmetrieverhältnisses im Rahmen des jeweiligen Endzustandsmodelles nur wenig voneinander. • Die Funktion ∆T weist bei senkrechter Polarisationsrichtung massive Unterschiede für die Modelle PWIA und FSI23 auf (Abbildung 7.17). Dies gilt in verstärktem Maße für die Flächen unter den Kurven, da diese verschiedene Nulldurchgänge aufweisen. Letztere lassen sich unmittelbar auf die in (7.41 auftauchenden Mittelwerte ϑ∗⊥ zurückführen (vgl. die Diskussion weiter oben). Demgegenüber fallen die Unterschiede zwischen den übrigen Kurven deutlich geringer aus. Nach 7.44 folgt dann unmittelbar der extreme Unterschied für den Anteil V T . • Der Vergleich der Funktionen ∆ für PWIA und PWIAS liefert die Erkenntnis, daß bei jeweils nahezu identisch sind. Dies sowie die Tatsache, daß ∆TL ∆T und ∆TL p n paralleler Polarisationsrichtung vernachlässigbar ist, führt zu kaum verschiedenen Werten für V T und VnTL . Lediglich der Anteil VpTL , der in PWIA nicht auftritt, führt zu unterschiedlich Ergebnissen der λ-Anpassung und mithin für den elektrischen Formfaktor GnE . 7 Korrekterweise müßten wir hier die Randgebiete außerhalb des Intervalls ϑe ∈ [40, 18◦ ; 58, 81◦ ] ebenfalls mit einbeziehen, die der besseren Übersichtlichkeit wegen nicht dargestellt worden sind. Für unsere qualitativen Betrachtungen können wir deren Beiträge jedoch ohne Einschränkung außer acht lassen, da sämtliche Funktionen zu den Grenzwinkeln ϑmin = 39, 19◦ bzw. ϑmax = 59, 31◦ hin sehr schnell auf Null e e abfallen. 220 7.3 Ergebnisse • Zu einer ähnlichen Feststellung gelangt man auch beim Vergleich der Kurven für die Modelle FSI23 und FSI. Auch hier unterscheiden sich ∆T und ∆TL nur wenig n TL voneinander, und ∆p ist bei paralleler Polarisationsrichtung sehr klein gegen ∆T . Die Folge ist auch hier, daß die Anteile V T und VnTL nur um wenige Prozent verschieden sind. Allerdings bedingt der deutlich sichtbare Beitrag VpTL , hervorgerufen durch ∆TL , p starke Unterschiede bei der λ-Anpassung. Weiterhin stellen wir fest, daß für alle Endzustandsmodelle stets Z Z h i h i TL dϑe ∆ (ϑe ) dϑe ∆T (ϑe ) ∆ϑe k ∆ϑe k gilt. Für die FSI-Rechnung beispielsweise beträgt das Verhältnis beider Flächen Z h i dϑe ∆TL (ϑe ) k Z h i = 0, 0091 . dϑe ∆T (ϑe ) (7.46) k Dies bestätigt die auf Seite 217 aufgestellte Behauptung, daß in erster Näherung bei paralleler Polarisationsrichtung der Ausdruck (7.37) klein gegen (7.36) ist. Darüber hinaus liefert dieser Sachverhalt die nachträgliche Begründung für die Parametrisierung (7.27) des Asymmetrieverhältnisses in Abhängigkeit von λ. Fazit: Die eingangs dieses Abschnittes gestellten Fragen, nämlich warum die Ergebnisse der Formfaktor-Anpassung sich einerseits für die Modelle PWIA und FSI23 so stark unterscheiden und andererseits die Resultate für PWIAS und FSI nur um wenige Prozent voneinander abweichen, konnten wir mit Hilfe einer analytischen Betrachtung beantworten. Insbesondere im Hinblick auf die letztgenannte Frage sei hier nochmals daran erinnert, daß dies im wesentlichen auf das Anwachsen des Anteils V T des Asymmetrieverhältnisses zurückzuführen ist. Dies liegt begründet im Abklingverhalten des Integranden des Integrals über den Relativimpuls p. Daß die Anteile V T und VpTL sich gegenseitig nahezu kompensieren, wenn man sich deren Beiträge zum gesamten Asymmetrieverhältnis für PWIAS und FSI anschaut, darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß die PWIAS den Streuprozeß nur ungenügend beschreibt. Vielmehr ist dies ein rein zufälliger Effekt, der stark von den experimentellen Randbedingungen abhängt. Läge z.B. dem Experiment eine andere Wahl der Polarisationsrichtung zugrunde, ergäbe sich mit Sicherheit ein anderes Ergebnis. 221 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He 0.3 ϑe = 58◦ ϑe = 55◦ ϑe = 52◦ 0.25 ϑe ϑe ϑe ϑe 0.2 cos ϑ∗⊥ 0.15 0.1 = 49◦ = 46◦ = 43◦ = 40◦ 0.05 0 -0.05 0 50 100 150 200 250 300 p/ MeV c 1 ϑe = 40◦ ϑe = 43◦ 0.99 ϑe = 46◦ cos ϑ∗k 0.98 ϑe = 49◦ ϑe = 52◦ 0.97 ϑe = 55◦ 0.96 0.95 ϑe = 58◦ 0 50 100 150 200 250 300 p/ MeV c Abbildung 7.14: Exemplarische Darstellung von cos ϑ∗ (p) Für alle Kurven wurde ϕe = 0 gesetzt; als Betrag des Neutronimpulses wurde jeweils der mittlere Wert der in Tabelle 7.1 aufgeführten Intervalle gewählt. Die Richtung des Neutrons entspricht der des Photons für p = 0 (vgl. hierzu die Beschreibung der Winkelintegration auf Seite 196). 222 7.3 Ergebnisse parallele Polarisationsrichtung 0.2 0 PWIA (PSS) PWIA -0.2 ∆TL n (ϑe ) -0.4 -0.6 ∆T (ϑe ) -0.8 -1 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 senkrechte Polarisationsrichtung 0.25 0.2 0.15 PWIA (PSS) PSS 0.1 (ϑe ) ∆TL n 0.05 0 ∆T (ϑe ) -0.05 -0.1 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 Abbildung 7.15: Verlauf von ∆(ϑe ) (I) Dargestellt sind die Funktionen für PWIA, welche sich bei Verwendung des PSS bzw. der vollen Wellenfunktion ergeben. Das obere Diagramm zeigt die Verläufe bei paralleler, das untere bei senkrechter Polarisationsrichtung. 223 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He parallele Polarisationsrichtung 0.2 0 FSI23 (PSS) FSI23 -0.2 ∆TL n (ϑe ) -0.4 -0.6 ∆T (ϑe ) -0.8 -1 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 senkrechte Polarisationsrichtung 0.25 0.2 0.15 FSI23 (PSS) FSI23 0.1 (ϑe ) ∆TL n 0.05 0 ∆T (ϑe ) -0.05 -0.1 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 Abbildung 7.16: Verlauf von ∆(ϑe ) (II) Dargestellt sind die Funktionen für FSI23, welche sich bei Verwendung des PSS bzw. der vollen Wellenfunktion ergeben. Das obere Diagramm zeigt die Verläufe bei paralleler, das untere bei senkrechter Polarisationsrichtung. 224 7.3 Ergebnisse parallele Polarisationsrichtung 0.2 0 ∆TL (ϑe ) n PWIA FSI23 -0.2 -0.4 -0.6 ∆T (ϑe ) -0.8 -1 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 senkrechte Polarisationsrichtung 0.25 0.2 0.15 PWIA FSI23 0.1 ∆TL n (ϑe ) 0.05 0 ∆T (ϑe ) -0.05 -0.1 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 Abbildung 7.17: Verlauf von ∆(ϑe ) (III) Dargestellt sind die Funktionen für PWIA und FSI23. Das obere Diagramm zeigt die Verläufe bei paralleler, das untere bei senkrechter Polarisationsrichtung. 225 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He parallele Polarisationsrichtung 0.2 0 ∆TL (ϑe ) n PWIA PWIAS -0.2 -0.4 -0.6 ∆T (ϑe ) -0.8 -1 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 senkrechte Polarisationsrichtung 0.25 0.2 0.15 PWIA PWIAS 0.1 ∆TL n (ϑe ) 0.05 ∆TL p (ϑe ) 0 ∆T (ϑe ) -0.05 -0.1 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 Abbildung 7.18: Verlauf von ∆(ϑe ) (IV) Dargestellt sind die Funktionen für PWIA und PWIAS. Das obere Diagramm zeigt die Verläufe bei paralleler, das untere bei senkrechter Polarisationsrichtung. 226 7.3 Ergebnisse parallele Polarisationsrichtung 0.2 0 ∆TL (ϑe ) n FSI23 FSI -0.2 -0.4 -0.6 ∆T (ϑe ) -0.8 -1 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 senkrechte Polarisationsrichtung 0.25 0.2 0.15 FSI23 FSI 0.1 ∆TL n (ϑe ) 0.05 ∆TL p (ϑe ) 0 ∆T (ϑe ) -0.05 -0.1 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 Abbildung 7.19: Verlauf von ∆(ϑe ) (V) Dargestellt sind die Funktionen für FSI23 und FSI. Das obere Diagramm zeigt die Verläufe bei paralleler, das untere bei senkrechter Polarisationsrichtung. 227 ~ (~e,e’n)-Experimentes 7 Analyse des Mainzer 3 He 228 8 Analyse des Mainzer 3He (e,e’p)-Experimentes Das in diesem Kapitel analysierte Experiment fand im Rahmen der A1-Kollaboration am Mainzer Elektronenbeschleuniger MAMI statt. Es wurden sowohl 4 He- als auch 3 He-Kerne mit hochrelativistischen Elektronen beschossen, und mittels hochauflösender Spektrometer wurden jeweils ein auslaufendes Elektron sowie ein Proton in Koinzidenz nachgewiesen. Der einlaufende Elektronenstrahl sowie das Target waren unpolarisiert. Aus den gemessenen Zählraten wurden Wirkungsquerschnitte berechnet und aus diesen anschließend Spektralfunktionen abgeleitet. Bei der im folgenden durchgeführten Analyse des Experimentes beschränken wir uns ausschließlich auf den Prozeß 3 He(e,e’p). Für diesen Prozeß werden entsprechend den experimentellen Vorgaben über bestimmte Phasenraumvolumina gemittelte Wirkungsquerschnitte für den Drei-Nukleonen-Aufbruch berechnet und mit den experimentell gewonnenen Wirkungsquerschnitten verglichen. Wie bei allen Rechnungen im Rahmen dieser Arbeit werden die nukleonischen Anteile in nichtrelativistischer Näherung behandelt. Wir beginnen mit einer kurzen Beschreibung des Experimentes, wobei nur diejenigen Aspekte berücksichtigt werden, die für die Analyse relevant sind. Was die experimentellen Details anbelangt, sei hier auf [Flo98] und [Flo99] verwiesen; dort werden auch die an den Daten durchgeführten Korrekturen (wie z.B. die Strahlungskorrektur) ausführlich erläutert. Im darauffolgenden Abschnitt wird die bei den theoretischen Berechnungen angewandte Vorgehensweise beschrieben. Dies beginnt mit der Behandlung des Phasenraumvolumens unter Berücksichtigung der kinematischen Gegebenheiten und wird fortgesetzt mit der Berechnung der zugehörigen Wirkungsquerschnitte. Abschließend werden die theoretisch gewonnenen Ergebnisse mit den experimentellen Daten verglichen. Insbesondere beschäftigen wir uns dabei mit dem Einfluß der Endzustandswechselwirkung im 3N-Ausgangskanal. 229 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes 8.1 Experimentelle Daten Im Experiment wurden die Dreierimpulse eines Elektrons und eines Protons im Ausgangskanal in Koinzidenz gemessen. Die Auflösung betrug dabei ca. 3 mrad absolut in den Winkeln und 10−4 relativ in den Impulsbeträgen. Die Messungen wurden bei drei verschiedenen Elektroneneinschußenergien durchgeführt, wobei die Detektoren so plaziert wurden, daß der mittlere Viererimpulsbetrag des Photons in allen Fällen ungefähr der gleiche blieb und im wesentlichen quasi-freie Protonen nachgewiesen wurden. Tabelle 8.1 stellt die kinematischen Parameter zusammen. Für alle drei kinematischen Konfigurationen wurden nur solche Ereignisse ausgewählt, für welche die Vertikal- und Horizontalwinkel (vgl. Abbildung 8.1) der Protonen- und Elektronenimpulse innerhalb der folgenden Intervalle lagen1 : ᾱe − 75mrad ᾱp − 20mrad β̄e − 70mrad β̄p − 60mrad ≤ ≤ ≤ ≤ αe αp βe βp ≤ ≤ ≤ ≤ ᾱe + 75mrad ᾱp + 20mrad β̄e + 70mrad β̄p + 60mrad . (8.1) Die Winkel ᾱ und β̄ stellen die Positionen der Mittelpunkte der Detektoren dar (vgl. Tabelle 8.1). Die tatsächlichen Ausdehnungen der Spektrometer waren stets etwas größer als die hier angegebenen Intervalle; die Schnitte in den Winkelkoordinaten dienten dazu, Randeffekte in den Detektoren auszuschließen. Aus den gemessenen Zählraten wurden, nach vorangegangener Datenbereinigung, differentielle Wirkungsquerschnitte ermittelt: fünffach-differentielle für den Proton-DeuteronAufbruch und sechsfach-differentielle für den Drei-Nukleonen-Aufbruch. Um den statistischen Fehler in Grenzen zu halten, wurden die Wirkungsquerschnitte über bestimmte Phasenraumvolumina gemittelt. K1 K2 K3 k/ MeV / c ᾱe ᾱp 855,1 675,1 540,1 52,36◦ 72,05◦ 103,85◦ -46,41◦ -38,34◦ -26,23◦ k 0 / MeV c p1 / MeV c 567,3 - 686,7 612,4 - 710,3 405,2 - 490,5 612,4 - 710,3 282,8 - 342,3 612,6 - 710,6 Tabelle 8.1: Kinematische Konfigurationen Aufgeführt sind die Impulsbeträge der einlaufenden Elektronen, die zentralen Horizontalwinkel Winkel ᾱ (vgl. die Definition in Abbildung 8.1) der beiden Detektoren sowie die jeweiligen Akzeptanzbereiche für die Elektronen- und Protonenimpulsbeträge. In allen drei Fällen liegen die Mittelpunkte der Detektoren in der x-z-Ebene, d. h. hier gilt β̄ = 0. 1 230 Diese Angaben stammen von [Flo98a]; in [Flo98] sind diese Intervalle nicht erwähnt. 8.1 Experimentelle Daten y r α β x z Abbildung 8.1: Horizontal- und Vertikalwinkel Das Koordinatensystem entspricht dem in Anhang A definierten System K D , d. h. die z-Achse weist in die verlängerte Richtung des einlaufenden Elektronenstrahls. Der Horizontalwinkel α beschreibt den Winkel zwischen der z-Achse und dem in die x-z-Ebene projizierten Vektor r. Dabei gilt: ist die x-Komponente von r negativ, so ist α < 0. Der Vertikalwinkel β stellt den Winkel zwischen dem Vektor r und seiner Projektion in die x-z-Ebene dar. Zwischen den β Winkeln α und β und den sphärischen Koordinaten gelten die Beziehungen tan ϕ = xy = tan sin α und cos ϑ = zr = cos α cos β. Um die Vorgehensweise bei der Mittelwertbildung nachvollziehen zu können, müssen wir uns zunächst mit der Kinematik des Streuprozesses auseinandersetzen. Die relativistischen Ausdrücke für Energie- und Impulserhaltung (vergleiche hierzu Anhang B) lauten: ω + M = E1 + E23 Q = p1 + p23 . (8.2) (8.3) Hierbei sind E1 und p1 Energie und Impuls des nachgewiesenen Protons, E23 und p23 Gesamtenergie und Gesamtimpuls der beiden verbleibenden Nukleonen. Den Impuls p23 bezeichnen wir – wie bereits in Kapitel 3 geschehen – im folgenden als den fehlenden“ Im” puls pm (englisch: Missing Momentum); dies bringt lediglich die Tatsache zum Ausdruck, daß dieser nicht direkt gemessen wird. Als weitere kinematische Größe führen wir die sogenannte fehlende“ Energie (englisch: ” Missing Energy) ein: Em ≡ ω − E1 + mN − (E23 − M23 ) , (8.4) 231 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes wobei M23 die in Gleichung (B.13) aus Anhang B definierte invariante Masse des ZweiNukleonen-Subsystems darstellt: q 2 M23 ≡ E23 − p2m . (8.5) Diese ist im Falle des pd-Aufbruchs offensichtlich gleich der Masse md des Deuterons; im Falle des 3N-Aufbruchs läßt sie sich nach Gleichung (B.17) aus Anhang B durch den Relativimpuls p der Nukleonen 2 und 3 beschreiben. Zusammengefaßt gilt ( md < 2mN im pd-Kanal p (8.6) M23 = 2 m2N + p2 ≥ 2mN im 3N-Kanal , Mit dieser Gleichung und (8.2) erhalten wir für (8.4) ( E2 − E3 = 5, 493MeV im pd-Kanal p Em = M23 − M + mN = 2 2 2 mN + p − 2mN − E3 ≥ 7, 718MeV im 3N-Kanal . (8.7) Hierbei sind E3 = −7.718 MeV und E2 = −2, 225 MeV die Bindungsenergien des 3 He-Kerns und des Deuterons. Anhand der fehlenden Energie läßt sich also stets unterscheiden, ob im Ausgangskanal drei Nukleonen oder ein Proton und ein Deuteron vorliegen. Im Falle des 3N-Aufbruchs stellt Em – bis auf die Bindungsenergie – gerade die kinetische Energie der Relativbewegung im 2N-Subsystem dar. Experimentell wurden über bestimmte (Em , pm )-Intervalle gemittelte Wirkungsquerschnitte aus den Zählraten berechnet. Hierzu ermittelt man mit den zu jedem Ereignis gehörenden Impulsen k0 und p1 nach (8.3) und (8.2) zunächst die Größen E23 und pm . Aus diesen läßt sich dann nach (8.4) unter Verwendung von (8.5) die fehlende Energie Em ableiten. Liegen pm und Em im vorgegebenen Intervall, so erhöht sich die Anzahl der relevanten Ereignisse um eins. Im Falle des Drei-Nukleonen-Aufbruchs wird dann der gemittelte, experimentelle Wirkungsquerschnitt definiert als d6 σ dk̂ 0 dk 0 dp̂ 1 dp1 3N, exp ∆pm ,∆Em ≡ N (∆pm , ∆Em ) . L · ∆V (∆pm , ∆Em ) (8.8) Hierin sind N die Anzahl der Ereignisse, L (vom englischen Luminosity) ein Normierungsfaktor, der proportional zur Teilchendichte im einfallenden Strahl und zur Targetteilchendichte ist, und ∆V das zugehörige Phasenraumvolumen in den sechs gemessenen Größen. Das Phasenraumvolumen wurde mittels der Monte-Carlo-Methode berechnet. Hierzu wählt man eine hinreichend große Anzahl zufallsverteilter Werte in den sechs gemessenen Größen innerhalb der von den Detektoren vorgegebenen Grenzen und überprüft für jedes Tupel 232 8.2 Numerische Berechnung der gemittelten Wirkungsquerschnitte (d. h. für jedes Ereignis), ob die zugehörigen Werte für Em und pm innerhalb der vorgegebenen Intervallgrenzen liegen. Das Verhältnis der positiven“ Ereignisse, die diese Bedingung ” erfüllen, zur Anzahl aller Versuche multipliziert mit dem gesamten Phasenraumvolumen ergibt dann das gesuchte ∆V . Im Falle des Proton-Deuteron-Aufbruchs erwartet man aus theoretischer Sicht nach (8.6) einen konstanten Wert für Em . In der experimentellen Realität hat man es jedoch stets mit einer durch Meßunschärfen bedingten Verteilung um diesen Wert herum zu tun, die es bei der Bestimmung des gemittelten Wirkungsquerschnittes zu berücksichtigen gilt. Letzterer wird daher definiert als pd, exp 1 X N (∆pm , ∆Em,i ) d5 σ ≡ , (8.9) L i ∆V 0 (∆pm , ∆Em,i ) dk̂ 0 dk 0 dp̂1 ∆pm wobei die Ausdrücke ∆Em,i kleine Intervalle im Bereich 5,5 MeV ≤ Em ≤ 7,7 MeV darstellen und N (∆pm , ∆Em,i ) die Zählraten innerhalb dieser Intervalle sind. Die Volumina ∆V 0 (∆pm , ∆Em,i ) werden ähnlich wie oben beschrieben bestimmt – allerdings mit dem Unterschied, daß jedes positive“ Ereignis mit dem Faktor |∂Em /∂p1 | gewichtet wird. Zur ” Begründung dieser Vorgehensweise sei hier nochmals auf [Flo98] verwiesen. 8.2 Numerische Berechnung der gemittelten Wirkungsquerschnitte Unter Verwendung des sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnittes (1.96) lautet der zu (8.8) analoge Ausdruck2 3N d6 σ dk̂ 0 dk 0 dp̂1 dp1 ∆pm ,∆Em Z Z Z 0 0 dEm dpm dk dk̂ dp1 dp̂1 δ f1 (pm , k0 , p1 ) δ f2 (Em , k 0 , p1 ) ≡ ∆Em ,∆pm Z ∆p1 ,∆p̂1 ∆k 0 ,∆k̂ 0 dEm dpm ∆Em ,∆pm Z 0 dk dk̂ ∆k 0 ,∆k̂ 0 0 Z 0 d6 σ unp dk̂ 0 dk 0 dp̂1 dp1 0 dp1 dp̂1 δ f1 (pm , k , p1 ) δ f2 (Em , k , p1 ) ∆p1 ,∆p̂1 . (8.10) Die δ-Funktionen sorgen dafür, daß zum Integral nur diejenigen Anteile beitragen, für die Em und pm innerhalb der vorgegebenen Intervalle liegen. Die impliziten Funktionen f1 und 2 Im Hinblick auf die experimentelle Situation verwenden wir hier den in Kapitel 3 eingeführten un” polarisierten“ Wirkungsquerschnitt; hierauf werden wir in Abschnitt 8.2.2 noch einmal genauer eingehen. 233 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes f2 ergeben sich unmittelbar aus (8.3) und (8.4): q f1 (pm , k0 , p1 ) ≡ (k − k0 − p1 )2 − pm q k 2 + k 02 − 2k · k0 + p21 − 2k · p1 + 2k0 · p1 − pm = q = k 2 + k 02 − 2kk 0 cos ϑe + p21 − 2kp1 cos ϑp1 + 2k 0 p1 cos γ − pm = 0 f2 (Em , pm , k 0 , p1 ) ≡ Em − k + k 0 + E1 − mN + (E23 − M23 ) = 0 . (8.11) (8.12) Die Integrationsbereiche für die Impulsbeträge und Richtungen der Elektronen und Protonen sind primär durch die Energie-Akzeptanzbereiche und die im vorangegangenen Abschnitt aufgeführten Schnitte in den Flugbahnen vorgegeben. Die diesen Schnitten entsprechenden Raumwinkelbereiche der Detektoren lassen sich anhand der in der Beschreibung von Abbildung 8.1 gegebenen Umrechnungsformeln zwischen Horizontal- und Vertikalwinkel einerseits und den sphärischen Winkeln ϑ und ϕ andererseits leicht ermitteln. Dies ist in Abbildung 8.2 exemplarisch für die kinematische Konfiguration K1 aus Tabelle 8.1 dargestellt. Bei der Wahl der Integrationsreihenfolge in (8.10) hängen offensichtlich die Grenzen der ϕ-Intervalle von den jeweiligen ϑ-Werten ab. Innerhalb der durch die experimentelle Anordnung festgelegten Integrationsbereiche existieren kinematisch verbotene Gebiete, die es bei der Berechnung von (8.10) zu berücksichtigen gilt. Hierauf kommen wir weiter unten noch einmal ausführlich zurück. Im nächsten Unterabschnitt werden wir uns zunächst der Berechnung des Phasenraumintegrals im Nenner von (8.10) zuwenden. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse lassen sich unmittelbar auf die Berechnung des integrierten Wirkungsquerschnittes im Zähler von (8.10) übertragen. Letzteren behandeln wir im darauf folgenden Unterabschnitt. 234 8.2 Numerische Berechnung der gemittelten Wirkungsquerschnitte 57 56 55 54 ϑe /◦ 53 52 51 50 49 48 -6 -4 -2 0 2 4 6 ϕe / ◦ 48 47.5 47 ϑ p1 / ◦ 46.5 46 45.5 45 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 ϕ p1 / ◦ Abbildung 8.2: Raumwinkelbereiche für die Winkelintegrationen Dargestellt sind die den Schnitten in den Flugbahnen der Elektronen und Protonen entsprechenden Raumwinkelbereiche im System K D (vergleiche hierzu Anhang A) für die kinematische Konfiguration K1 aus Tabelle 8.1. Das obere Diagramm zeigt den Bereich f ür die Elektronenrichtungen, das untere für die Protonenrichtungen. 235 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes 8.2.1 Das Phasenraumvolumen Gemäß (8.10) definieren wir das im Nenner stehende Phasenraumvolumen als Z Z Z Z Z Z dϕp1 dϑp1 sin ϑp1 dϕe dϑe sin ϑe dpm dEm ∆V (∆pm , ∆Em ) ≡ ∆Em Z ∆p1 dp1 Z ∆pm ∆k 0 ∆ϑp1 ∆ϕe ∆ϑe ∆ϕp1 dk 0 δ f1 (pm , k0 , p1 ) δ f2 (Em , pm , k 0 , p1 ) . (8.13) Bei den folgenden Betrachtungen beschränken wir uns ausschließlich auf den Fall der nichtrelativistischen Kinematik, da wir diesen auch bei der Berechnung der Wirkungsquerschnitte zugrunde legen. Im nichtrelativistischen Limes erhalten wir für die implizite Funktion (8.12) näherungsweise f2 (Em , pm , k 0 , p1 ) ' f20 (Em , pm , k 0 , p1 ) ≡ Em − k + k 0 + p21 p2 + m =0, 2mN 4mN (8.14) während die Gleichung (8.11) für f1 unverändert bleibt. Wegen (8.14) liefert das innerste Integral in (8.13) nur Beiträge für k 0 = k̄ 0 ≡ k − Em − p21 p2 − m , 2mN 4mN (8.15) und es gilt Z dk 0 δ f1 (pm , k0 , p1 ) δ f20 (Em , pm , k 0 , p1 ) = δ f1 (pm , k 0 = k̄ 0 , k̂ 0 , p1 ) . (8.16) ∆k 0 Die Funktion f1 auf der rechten Seite hängt nun auch von Em ab; denn es folgt aus (8.11) und (8.15) f1 (pm , k 0 = k̄ 0 , k̂ 0 , p1 ) q k 2 + k̄ 02 − 2k k̄ 0 cos ϑe + p21 − 2kp1 cos ϑp1 + 2k̄ 0 p1 cos γ − pm = 0 = ≡ f10 (Em , pm , k̂ 0 , p1 ) . (8.17) Hierbei ist γ der Winkel zwischen den Richtungen des gestreuten Elektrons und des nachgewiesenen Protons; für diesen gilt cos γ = cos ϑe cos ϑp1 + sin ϑe sin ϑp1 cos(ϕe − ϕp1 ) . (8.18) Als Zwischenergebnis ergibt sich für (8.13) Z Z Z Z Z Z ∆V (∆pm , ∆Em ) ≡ dEm dpm dϑe sin ϑe dϕe dϑp1 sin ϑp1 dϕp1 ∆Em Z ∆p1 236 ∆pm ∆ϑe dp1 δ f10 (Em , pm , k̂ 0 , p1 ) ∆ϕe ∆ϑp1 ∆ϕp1 (8.19) 8.2 Numerische Berechnung der gemittelten Wirkungsquerschnitte Zur weiteren Vereinfachung führen wir anstelle der Winkel ϕe und ϕp1 die Variablen ρ ≡ ϕ p1 − ϕ e (8.20) 1 (ϕp + ϕe ) (8.21) τ ≡ 2 1 ein. Unter dem Integral substituieren wir dann mit Hilfe der Jacobi-Determinante ∂ϕe ∂ϕe dϕe dϕp1 = ∂ϕ∂ρp1 ∂ϕ∂τp1 dρ dτ ∂ρ ∂τ = dρ dτ . Die Integration über τ läßt sich direkt ausführen, da f10 wegen (8.18) nur von ρ abhängt. max Hierbei muß man lediglich berücksichtigen, daß für gegebene Intervalle ϕe ∈ ϕmin e , ϕe max und ϕp1 ∈ ϕmin die zugehörigen Werte ρ und τ innerhalb eines Parallelogramms p1 , ϕ p1 mit den Eckpunkten min P1 = ϕmin − ϕmax + ϕmax e p1 , ϕ e p1 max P2 = ϕmax − ϕmax + ϕmax e p1 , ϕ e p1 max P3 = ϕmax − ϕmin + ϕmin e p1 , ϕ e p1 min P4 = ϕmin − ϕmin + ϕmin e p1 , ϕ e p1 liegen. Bei gegebenem ρ kann man dann g(ρ) ≡ τ max Z (ρ) dτ (8.22) τ min (ρ) leicht berechnen. Innerhalb der in Abbildung 8.3 definierten Bereiche erhält man max min im Bereich A, 2ρ − 2(ϕp1 − ϕe ) g(ρ) = const im Bereich B, max min −2ρ − 2(ϕe − ϕp1 ) im Bereich C. (8.23) Für das Phasenraumvolumen (8.19) erhalten wir unter Verwendung von (8.22) Z Z Z Z Z ∆V (∆pm , ∆Em ) ≡ dEm dpm dϑe sin ϑe dϑp1 sin ϑp1 dρ g(ρ) ∆Em Z ∆p1 ∆pm ∆ϑe ∆ϑp1 ∆ρ dp1 δ f10 (Em , pm , ϑe , ϑp1 , ρ, p1 ) . (8.24) Die Integration über p1 läßt sich leicht ausführen, solange die partielle Ableitung G(Em , pm , ϑe , ϑp1 , ρ, p1 ) ≡ ∂ 0 f (Em , pm , ϑe , ϑp1 , ρ, p1 ) ∂p1 1 (8.25) 237 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes τ (a) .. ........ P2 ... ... .... .................. . . . . . .. ... ... ..... .... ........... ... . . .. ..... ... P1......... A .... .... .......... ... ..... ... .. ..... ..... ..... .. .. ... ..... ..... ... ..... ..... B .... ..... .. .. C ........ ... P3 ..... .. .. . . . . ... ...... .. ..... ..... ... .... ... ..... .. ..... ... ......... ... ... P4 .......................................................................................... ρ τ (b) .. ........ ... P2 .... .... ... ......... ......... . . . ... . . ... . ........ ..... ... ..... .... .... ... P1 ........ .. ....... A .... C ......... ... ..... ... . . .... P3 ..... ..... .... ......... ... ..... .. .... ... ..... .. .... ... ........ ... P4 ... ... .......................................................................................... ρ τ (c) .. ........ P2 ... ... .... .................. . . . . .. . .... ... ...... ... ......... ... ..... ..... .... .... . . . . ... . .... .... .... C ........ ... . . . . . . P3 . . ... P1 ........ .... B ... ... ..... ..... . ..... A .... .... ........ ... ..... ... ..... .... ............ ..... .. .... ... ..... .. .... ... ........... ... ... P4 .......................................................................................... ρ Abbildung 8.3: Wertebereiche für die Variablen ρ und τ Die einzelnen Diagramme zeigen schematisch die Wertebereiche für ρ und τ in Abhängigkeit min der Eckpunkte P1 , P2 , P3 und P4 . Fall (a) tritt ein, wenn ϕmax − ϕmin < ϕmax e e p1 − ϕp1 , Fall min max − ϕmin > ϕmax − ϕmin gilt. (b), wenn ϕmax − ϕmin = ϕmax e e p1 − ϕp1 und Fall (c), wenn ϕe e p1 p1 ungleich Null ist. Dann gilt Z X dp1 δ f10 (Em , pm , ϑe , ϑ1 , ρ, p1 ) = i ∆p1 1 . |G(Em , pm , ϑe , ϑp1 , ρ, p1i )| (8.26) Die Summe erstreckt sich über die reellen Nullstellen p1i von f10 . Diese ergeben sich als Lösungen der unmittelbar aus (8.17) folgenden Gleichung F (Em , pm , ϑe , ϑp1 , ρ, p1 ) ≡ c4 p41 + c3 p31 + c2 p21 + c1 p1 + c0 = 0 , (8.27) mit den Koeffizienten c4 = c3 = c2 = c1 = c0 = 1 4m2N cos γ − mN 1 p2m 1 1− k − Em − + k cos ϑe mN 4mN mN p2m − 2k cos ϑp1 2 cos γ k − Em − 4mN 2 p2m p2m 2 k + k − Em − − 2k cos ϑe k − Em − − p2m . 4mN 4mN (8.28) (8.29) (8.30) (8.31) (8.32) Wir werden später sehen, daß die Funktion F maximal zwei reelle Nullstellen p1i besitzt. Der Zusammenhang zwischen den Funktionen G und F ist gegeben durch die Relation G= 238 1 ∂F . 2pm ∂p1 (8.33) 8.2 Numerische Berechnung der gemittelten Wirkungsquerschnitte Demnach ist die rechte Seite der Gleichung (8.26) genau dann nicht definiert, wenn F eine doppelte Nullstelle in p1 aufweist, da in diesem Fall die Funktion G verschwindet. Bevor wir uns diesem Problem ausführlicher widmen, werden wir uns zunächst mit der Frage befassen, wie sich die (reellen) Lösungen von (8.27) bestimmen lassen. Hieraus lassen sich einige interessante Erkenntnisse gewinnen. Wie auf Seite 234 bereits angesprochen wurde, sind die Integrationsbereiche in erster Linie durch die experimentellen Gegebenheiten bestimmt. Darüber hinaus gilt es jedoch, diejenigen Gebiete, die kinematisch verboten sind, von vornherein aus den Rechnungen auszuklammern. Diese sind dadurch charakterisiert, daß die Funktion F aus Gleichung (8.27) keine reellen Lösungen für p1 besitzt. Letzteres ist offensichtlich gleichbedeutend mit der Tatsache, daß die impliziten Funktionen f1 und f20 aus (8.11) und (8.14) keine reellen Schnittpunkte aufweisen. Durch Analogumformung dieser beiden Gleichungen ergeben sich zwei neue implizite Funktionen, fe1 (k 0 , p1 , · · ·) ≡ k 02 + 2 cos γ k 0 p1 + p21 − 2k cos ϑe k 0 − 2k cos ϑp1 p1 + k 2 − p2m = 0 (8.34) 2 p m 0 2 0 −k =0, (8.35) fe2 (k , p1 , · · ·) ≡ p1 + 2mN k + 2mN Em + 4mN welche die gleichen Schnittpunkte besitzen wie f1 und f20 . Betrachten wir fe1 und fe2 als Funktion der Impulsbeträge p1 und k 0 , so stellen beide mathematisch gesehen Spezialfälle der allgemeinen Kegelschnitt-Gleichung ax2 + 2bxy + cy 2 + 2dx + 2ey + f = 0 (8.36) dar. Dann läßt sich bekanntlich anhand der Koeffizienten bestimmen, um welche Art Kegelschnitt es sich handelt (siehe z.B. [Bau68] oder [Eis91]): <0 : 2 ac − b =0 : >0 : Hyperbel oder reelles, nicht paralleles Geradenpaar, Parabel oder paralleles Geradenpaar, Ellipse oder imaginäres Geradenpaar. (8.37) Demnach handelt es sich bei der Funktion fe2 aus (8.35) offensichtlich um eine reelle Parabel. Nach (8.34) stellt fe1 immer dann eine Ellipse dar, solange cos2 γ 6= 1 gilt. Letzteres ist aufgrund der Detektoranordnungen stets der Fall. Bei den Ellipsen können nun drei Fälle auftreten: hier handelt es sich entweder um eine reelle Ellipse, eine imaginäre Ellipse oder ein imaginäres Geradenpaar. Letzteres bedeutet: im Reellen entartet die Ellipse zu einem Punkt. Welche dieser Formen angenommen wird, läßt sich unmittelbar erkennen, wenn man (8.34) in die Hauptachsengleichung überführt. Dabei transformiert man zuerst das Koordinatensystem so, daß der Ursprung mit dem Ellipsenmittelpunkt zusammenfällt; 239 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes anschließend rotiert man das neue System, bis seine Achsen mit den Hauptachsen der Ellipse übereinstimmen. Nach einiger Rechnung erhält man den Ausdruck: fe100 = a00 x2 + c00 y 2 + f 00 = 0 . (8.38) Hierbei stehen x und y für die zweifach transformierten Variablen k 0 bzw. p1 ; die Konstanten lauten im einzelnen: a00 = 1 + cos γ c00 = 1 − cos γ f 00 = −p2m + k (8.39) 2 2 cos ϑe + cos ϑp1 − 2 cos ϑe cos ϑp1 cos γ 1 − cos2 γ (8.40) . (8.41) Da a00 und c00 stets positiv sind, gilt: solange f 00 negativ ist, erhalten wir eine reelle Ellipse, für f 00 = 0 ergibt sich genau ein Punkt und für positive Werte existieren keine reellen Lösungen mehr. Wählen wir einen Satz konstanter äußerer Parameter Em , pm , ϑe und ϑp1 , so hängen die Koeffizienten der Hauptachsengleichung wegen (8.18) vom Betrag von ρ (diese Größe wurde in (8.20) als Differenz der Winkel ϕp1 und ϕe definiert) ab. Da die ρ-Werte aufgrund der vorgegebenen Raumwinkelbereiche (vergleiche hierzu Abbildung 8.2) stets symmetrisch um π herum verteilt sind und außerdem cos γ und mithin auch die Koeffizienten a00 , c00 und f 00 nur von der Größe |ρ − π| abhängen, genügt es, sich im folgenden auf den Fall ρ ≥ π zu beschränken. Setzen wir die Existenz der Ellipse bei ρ = π voraus, so lassen sich leicht die folgenden Aussagen ableiten: • Große und kleine Halbachse nehmen mit wachsendem Betrag |ρ − π| ab. • Die Ellipsen für verschiedene Werte von |ρ − π| weisen keine gemeinsamen Schnittpunkte auf. • Die Mittelpunkte aller Ellipsen liegen innerhalb der größten Ellipse, die sich für ρ = π ergibt. Zusammengefaßt gilt also: für konstante äußere Parameter Em , pm , ϑe und ϑp1 sind die Ellipsen ineinander verschachtelt. Zur Veranschaulichung sind in Abbildung 8.4 exemplarisch einige solche Ellipsen für verschiedene ρ-Werte dargestellt. Bezeichnen wir mit ρmax denjenigen Wert, für den die Ellipse zu einem Punkt entartet, so gilt offensichtlich die Aussage: besitzen die Funktionen fe1 und fe2 für ρ = π einen gemeinsamen Punkt, so existiert stets ein Wert ρ0 ∈ [π, ρmax ], bei dem sich die Kurven tangieren. Oberhalb von ρ0 existieren keine gemeinsamen Schnittpunkte im Reellen mehr, d. h. ρ0 240 8.2 Numerische Berechnung der gemittelten Wirkungsquerschnitte 740 f˜2 (Em = 7,718 MeV) f˜2 (Em = 20,0 MeV) p1 / MeV c 720 700 680 660 640 580 600 620 640 660 680 k 0 / MeV c Abbildung 8.4: Festlegung der Integrationsbereiche (I) Das Bild zeigt die Verschachtelung der Ellipsen fe1 nach Gleichung (8.34) für verschiedene ρ-Werte bei ansonsten gleichen Parametern k = 855 MeV, p m = 40 MeV/c, ϑe = 52, 36◦ und ϑp1 = 46, 41◦ . Zusätzlich sind zwei Kurven fe2 nach (8.35) für unterschiedliche Em -Werte eingezeichnet. stellt jeweils die obere Grenze des physikalisch erlaubten Bereiches dar. Innerhalb dieses Bereiches existieren offensichtlich immer genau zwei Schnittpunkte der Parabel und der Ellipse, die für ρ0 zusammenfallen. (Abbildung 8.5 zeigt exemplarisch die Schnittpunkte für zwei ausgewählte Parabeln und mehrere Ellipsen mit ρ = π.) Das Polynom vierten Grades (8.27) hat demnach in diesem Bereich stets zwei komplexe und zwei reelle Nullstellen. Letztere fallen für ρ = ρ0 zusammen; darüber existieren ausschließlich komplexe Nullstellen. 241 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes 800 f˜2 (Em = 7, 718 MeV) f˜2 (Em = 20, 0 MeV) p1 / MeV c 750 700 650 600 560 580 600 620 640 660 680 700 k 0 / MeV c Abbildung 8.5: Festlegung der Integrationsbereiche (II) Das Bild zeigt einige Ellipsen fe1 nach Gleichung (8.34) für verschiedene Kombinationen von ϑe und ϑp1 bei jeweils konstanten Werten k = 855, 1 MeV, p m = 40 MeV/c und ρ = π. Die Polarwinkel nehmen die Werte ϑe ∈ [48, 06◦ ; 52, 36◦ ; 56, 66◦ ] und ϑp1 ∈ [45, 26◦ ; 46, 41◦ ; 47, 56◦ ] an, wobei die Ellipsen mit wachsendem ϑ e nach oben und mit wachsendem ϑ1 nach rechts wandern. Zusätzlich sind zwei Kurven fe2 nach (8.35) für unterschiedliche Em -Werte eingezeichnet. Das Rechteck stellt die Impuls-Akzeptanzbereiche der Detektoren dar, wobei die kinematische Konfiguration K1 aus Tabelle 8.1 zugrunde gelegt wurde. 242 8.2 Numerische Berechnung der gemittelten Wirkungsquerschnitte Mit den bisherigen Erkenntnissen können wir nun einen Algorithmus zur Festlegung der Integrationsgebiete des Phasenraumvolumens (8.19) – unter Berücksichtigung der gewählten Integrationsreihenfolge – formulieren: 1. Wähle einen Satz von (Em ,pm ,ϑe ,ϑp1 )-Werten sowie ρ = π und überprüfe, ob die Funktion F nach (8.27) reelle Lösungen für p1 besitzt. Hierbei werden nur solche Winkel berücksichtigt, die innerhalb der experimentell vorgegebenen Intervalle liegen. 2. Überprüfe anschließend , ob mindestens eine reelle Lösung p1 und der zugehörige Wert für k 0 nach (8.35) innerhalb der Impuls-Akzeptanzbereiche der Detektoren liegen. Auf diese Weise läßt sich das Integrationsgebiet in den vier Variablen Em ,pm ,ϑe und ϑp1 mit beliebiger Genauigkeit festlegen. 3. Bestimme für die Integrationspunkte innerhalb dieser Bereiche den jeweiligen Wert ρ0 , der die obere Grenze des physikalisch erlaubten Bereiches darstellt. 4. Überprüfe, ob ρ0 innerhalb des experimentell vorgegebenen Intervalls ∆ρ(ϑe , ϑp1 ) liegt. Bezeichnen wir die obere Schranke dieses Intervalls mit ρ2 , so ist die obere Integrationsgrenze durch das Minimum von ρ0 und ρ2 gegeben3 . 5. Ermittle analog die untere Grenze der ρ-Integration. Sei ρ00 ≡ 2π − ρ0 und bezeichne ρ1 die untere Schranke von ∆ρ(ϑe , ϑp1 ), so ist die untere Integrationsgrenze gegeben durch das Maximum dieser beiden Werte. Unter Beachtung der beiden letzten Punkte schreiben wir die ρ-Integration aus (8.19) formal als min(ρ Z 2 ,ρ0 ) Zπ Z ··· . (8.42) ···+ ··· = ∆ρ max(ρ1 ,ρ00 ) π Diese lassen sich unter Verwendung von (8.26) trivial ausführen, solange ρ00 und ρ0 außerhalb der Integrationsgrenzen liegen. Wir wir bereits weiter oben festgestellt haben, treten immer dann Probleme auf, wenn dies nicht der Fall ist. Dann verschwindet nämlich die Funktion G aus Gleichung (8.25) und der innere Integrand von (8.19) besitzt eine Singularität. Bei der folgenden Analyse dieses Problems wählen wir einen Satz konstanter äußerer Parameter Em , pm , ϑe und ϑp1 . Wir beschränken uns zunächst auf den zweiten Term von 3 Der tatsächlich verwendete Algorithmus geht hier noch einen Schritt weiter und überprüft, ob das zu ρ0 gehörige Paar p1 und k 0 innerhalb der Impuls-Akzeptanzbereiche liegt; die obere Integrationsgrenze wird dann anhand dieser Bedingung ermittelt. Da dieser Fall jedoch in praxi jedoch nur äußerst selten auftritt, lassen wir ihn hier außer Acht, um die Betrachtungen nicht unnötig zu verkomplizieren. 243 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes (8.42); die Berechnung des ersten verläuft vollkommen analog. Seien η und ε zwei positive, reelle Konstanten mit ε < η, so schreiben wir wiederum formal Zρ0 ··· = π ρZ0 −η · · · + lim π ρZ0 −ε ε→0 ρ0 −η ··· . (8.43) Die Berechnung des ersten Terms ist trivial; wir beschränken uns daher auf den zweiten. Gemäß (8.24) definieren wir das uneigentliche Integral I0 ≡ lim ρZ0 −ε ε→0 ρ0 −η g(ρ) dρ Z ∆p1 dp1 δ f10 (Em , pm , ϑe , ϑp1 , ρ, p1 ) . (8.44) Mit (8.26) erhalten wir hierfür den Ausdruck I0 = lim ρZ0 −ε ε→0 ρ0 −η g(ρ) dρ X i 1 . |G(Em , pm , ϑe , ϑp1 , ρ, p1i )| (8.45) Bezeichnen wir mit p10 die zu ρ0 gehörige Nullstelle der in (8.25) definierten Funktion G, so läßt sich diese bei hinreichend kleiner Wahl des Parameters η um (ρ0 , p10 ) herum entwickeln (die übrigen Argumente von G lassen wir aus Gründen der Bequemlichkeit außer Acht): ∂G ∂G G(ρ = ρ0 + δρ, p1 = p10 + δp1 ) = G(ρ0 , p10 ) + δp1 + δρ ∂p1 0 ∂ρ 0 1 ∂2G 1 ∂2G 2 + (δρ)2 (δp1 ) + 2 2 2 ∂p 2 ∂ρ 0 2 1 0 ∂ G δp1 δρ + · · · . (8.46) + ∂ρ ∂p1 0 Der Index 0“ zeigt an, daß die Ableitungen stets an der Stelle (ρ0 , p10 ) genommen werden. ” Den Zusammenhang zwischen δp1 und δρ liefert ∂ρ 1 ∂2ρ δρ = δp1 + (δp1 )2 + · · · . (8.47) 2 ∂p1 0 2 ∂p1 0 Die partiellen Ableitungen lassen sich aus der impliziten Funktion (8.27) gewinnen. Sie lauten −1 ∂ρ ∂F ∂F =− (8.48) ∂p1 ∂ρ ∂p1 und 244 ∂2ρ =− ∂p21 ∂F ∂ρ −2 ∂ 2 F ∂F ∂ 2 F ∂F − ∂p21 ∂ρ ∂p1 ∂ρ ∂p1 . (8.49) 8.2 Numerische Berechnung der gemittelten Wirkungsquerschnitte Für p1 = p10 verschwindet die Ableitung ∂F/∂p1 , da F an dieser Stelle eine doppelte Nullstelle aufweist. Mithin verschwinden auch ∂ρ/∂p1 in der ersten Gleichung und der zweite Term in der eckigen Klammer der zweiten Gleichung. Es verbleibt 2 −1 2 ∂ F ∂ ρ ∂F = − 2 ∂p1 0 ∂ρ 0 ∂p21 0 −1 −1 2 ∂ cos γ ∂ F ∂F = − . (8.50) ∂ cos γ 0 ∂ρ ∂p21 0 0 Damit erhalten wir aus (8.47) s ∂2ρ δp1 = ± − 2 δρ ∂p21 0 s 2 −1 ∂ cos γ ∂ F ∂F 2 δρ . = ± − ∂ cos γ 0 ∂ρ ∂p21 0 0 (8.51) Die Wahl des Vorzeichens hängt davon ab, welche der beiden reellen Lösungen für p1 man gerade betrachtet. Einsetzen in (8.46) ergibt s 2 −1 ∂F ∂ cos γ ∂ F ∂G 2 δρ − G(ρ, p1 ) ' ± ∂p1 0 ∂ cos γ 0 ∂ρ ∂p21 0 0 ∂G ∂ cos γ + δρ ∂ cos γ 0 ∂ρ 0 2 2 −1 ∂F ∂ cos γ ∂ F ∂ G δρ . (8.52) − 2 ∂p1 0 ∂ cos γ 0 ∂ρ ∂p21 0 0 In obiger Gleichung wurden nur Terme bis zur ersten Ordnung in δρ berücksichtigt4 . Die einzelnen partiellen Ableitungen berechnen wir unter Verwendung von (8.27)-(8.33): ∂F 1 3 p2m H1 ≡ =− p + 2 k − Em − p10 (8.53) ∂ cos γ 0 mN 10 4mN 2 ∂ F H3 ≡ = 12 c4 p210 + 6 c3 p10 + 2 c2 (8.54) ∂p21 0 1 ∂G = 6 c4 p210 + 3 c3 p10 + c2 (8.55) H4 ≡ ∂p1 0 pm p2m ∂G 1 3 2 p + k − Em − H5 ≡ = − (8.56) ∂ cos γ 0 pm 2mN 10 4mN 2 ∂ G 1 H6 ≡ = 12 c4 p10 + 3 c3 . (8.57) ∂p21 0 pm 4 Die Gültigkeit dieser Näherung wurde numerisch überprüft. Für den in allen Berechnungen verwendeten Wert η ≡ |δρmax | = 10−6 ergaben sich für G(ρ, p1 ) relative Abweichungen in der Größenordnung von 10−7 . 245 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes Aus (8.18) folgt ∂ cos γ ∂ρ 0 = − sin ϑe sin ϑp1 sin ρ0 . (8.58) Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß δρ und sin ρ0 stets das gleiche Vorzeichen aufweisen, definieren wir außerdem H2 ≡ sin ϑe sin ϑp1 |sin ρ0 | (8.59) und schreiben für (8.52) G(ρ, p1 ) ' ±H4 p 2H1 H2 /H3 |δρ| − H2 H5 |δρ| + H6 H1 H2 /H3 |δρ| . (8.60) Da die Funktion F aus (8.27) in p10 eine doppelte Nullstelle aufweist, gilt wegen (8.33) G(p1 < p10 ) < 0 G(p1 > p10 ) > 0 . Demnach schreiben wir für den Betrag von G |G(ρ, p1 )| = B wobei als zusätzliche Abkürzungen B ≡ H4 p p |δρ| ± C |δρ| , 2H1 H2 /H3 C ≡ H6 H1 H2 /H3 − H2 H5 (8.61) (8.62) (8.63) eingeführt wurden. Nun sind wir in der Lage, das uneigentliche Integral (8.44) auszuführen. Zur Vereinfachung nehmen wir dabei an, daß innerhalb der kleinen Integrationsbereiche für ρ stets gilt5 g(ρ) = a(ρ) · ρ + b(ρ) ' a(ρ0 ) · ρ + b(ρ0 ) ≡ a0 · ρ + b0 . (8.64) 5 Nach (8.23) bedeutet dies, daß ρ0 und ρ0 − η innerhalb der gleichen Bereiche A,B oder C liegen. Die Gültigkeit dieser Näherung wurde numerisch überprüft, indem das Phasenraumvolumen einmal für a(ρ) = a(ρ0 ) und b(ρ) = b(ρ0 ) und einmal für a(ρ) = a(ρ0 − η) und b(ρ) = b(ρ0 − η) berechnet wurde. Dies hatte in der Tat keinerlei Auswirkung auf das Gesamtresultat. 246 8.2 Numerische Berechnung der gemittelten Wirkungsquerschnitte Mit der Substitution ρ0 ≡ δρ = ρ0 − ρ folgt dann ρZ0 −ε 1 1 dρ + g(ρ) I0 = lim ε→0 |G(ρ, p11 )| |G(ρ, p12 )| ρ0 −η ) dρ 1 1 p p p + g(ρ) C 1+ C |δρ| 1 − B |δρ| |δρ| B ρ0 −η ( ) Zε 1 dρ0 1 1 √ √ √ = − lim (g(ρ0 ) − a0 ρ0 ) + C B ε→0 ρ0 1+ C ρ0 1 − B ρ0 B η η Cp 0 Cp 0 g(ρ0 ) 2B lim ln 1 + ρ − ln 1 − ρ = B C ε→0 B B ε η p p a0 2B 2 B C Cp 0 B 0 0 − ρ − ln 1 − ρ lim −2 ρ + ln 1 + B C 2 ε→0 C B C B ε ! C√ C√ 2g(ρ0 ) 1 + B η 2a0 B √ B 1+ B η = ln −2 ln η + . (8.65) − C√ C√ C C2 C 1− B 1− B η η 1 lim = B ε→0 ( ρZ0 −ε Bisher haben wir uns nur mit dem zweiten Summanden aus (8.42) beschäftigt. Besitzt der erste Term den Wert ρ00 als untere Integrationsgrenze, so schreiben wir analog zu (8.43) Zπ · · · = lim ρZ00 +η ε→0 ρ00 +ε ρ00 ···+ Zπ ··· . (8.66) ρ00 +η Für das hierin auftretende uneigentliche Integral erhalten wir vollkommen analog das gleich Ergebnis: I00 ≡ lim ρZ00 +η ε→0 ρ00 +ε g(ρ)dρ Z dp1 δ f10 (Em , pm , ϑe , ϑp1 , ρ, p1 ) ∆p1 = I0 . 8.2.2 Der integrierte Wirkungsquerschnitt Für den im Zähler von (8.10) stehenden integrierten Wirkungsquerschnitt setzen wir Z Z Z Z Z Z dϕp1 dϑp1 sin ϑp1 dϕe dϑe sin ϑe dpm dEm ∆σ(∆pm , ∆Em ) ≡ ∆Em Z ∆p1 dp1 Z ∆pm ∆k 0 ∆ϑe ∆ϕe ∆ϕp1 ∆ϑp1 dk 0 δ f1 (pm , k0 , p1 ) δ f2 (Em , k 0 , p1 ) 6 unp d σ dk̂ 0 dk 0 dp̂1 dp1 . (8.67) 247 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes Da im Experiment weder die einlaufenden Elektronen noch die 3 He-Kerne polarisiert waren, verwenden wir für den sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnitt unter dem Integral die in Kapitel 3 abgeleitete unpolarisierte“ Form, d. h. es wird sowohl über die Helizitäten ” der einlaufenden Elektronen als auch über die Polarisationsrichtungen der Kerne gemittelt. Gemäß (3.23) gilt dann 1 X 1X d6 σ unp d6 σ = 2 2 M dk 0 dk̂ 0 dp̂1 dp1 dk 0 dk̂ 0 dp̂1 dp1 h=±1 Z o 1 Xn 2 p mN = σM p1 dp̂ vL RL + vT RT + vTT RTT + vTL RTL . 2 2 M (8.68) Beschränkt man sich hier zunächst auf die quasi-freien Näherungen PWIA und FSI23, so läßt sich dieser Ausdruck mit den Ergebnissen von Abschnitt 3.1 in analytischer Form vermöge der Spektralfunktion darstellen. Analog zu (3.39) schreiben wir dann X p mN 2 d6 σ unp, QFS = σM p1 S(p, pm ) vκ r κ . (8.69) 0 0 2 dk dk̂ dp̂1 dp1 κ Der Summationsindex κ nimmt dabei die Werte L,T,TL und TT an. Die Faktoren vκ sind durch die Definitionsgleichungen (1.71)-(1.74) festgelegt; die r κ ergeben sich durch Koeffizientenvergleich mit Gleichung (3.39). Nachfolgende Tabelle faßt die Ausdrücke für die Faktoren vκ und r κ zusammen: κ vκ L q4 Q4 T TL TT ϑe q2 + tan2 2 2Q 2 s 2 2 q ϑe q √ − 2 + tan2 Q 2 2Q2 2 q 2Q2 − rκ GpE (Q2 ) 2 Q2 p21 p p 2 2 2 2 G (Q ) + F (Q ) sin2 ϑ1 1 M 2 2 2mN mN √ p1 sin ϑ1 cos ϕ1 2 2 GpE (Q2 )F1p (Q2 ) mN 2 p2 − 12 F1p (Q2 ) sin2 ϑ1 cos(2ϕ1 ) mN Da experimentell jeweils ein Elektron und ein Proton in Koinzidenz gemessen wurden, tauchen hier überall die elektromagnetischen Formfaktoren des Protons auf. Man beachte, daß die in der Tabelle aufgeführten Winkel ϑ1 und ϕ1 die Richtung des Protonimpulses im System KQ darstellen6 – im Gegensatz dazu stellen die Integrationsvariablen ϑp1 und ϕp1 in Gleichung (8.67) die Richtung des Protonimpulses im Koordinatensystem KD dar. 6 KQ ist dasjenige Koordinatensystem, in welchem die z-Achse durch die Richtung des Photonimpulses gegeben ist (vergleiche Anhang A). Dieses System wird bei der Berechnung der Kernmatrixelemente zugrunde gelegt. 248 8.2 Numerische Berechnung der gemittelten Wirkungsquerschnitte Wie wir im bisherigen Verlauf dieser Arbeit bereits mehrfach festgestellt haben, existiert für den Wirkungsquerschnitt keine analytische Form wie in Gleichung (8.69) mehr, wenn man zu den Endzustandsmodellen PWIAS und FSI übergeht. Dies liegt einfach daran, daß das Auftreten des Permutationsoperators im Endzustand keine einheitliche Spektralfunktion mehr liefert. Im Hinblick auf den integrierten Wirkungsquerschnitt (8.67) bedeutet dies, daß man – unter Beachtung der im vorangegangenen Abschnitt erläuterten Vorgehensweise bei der Integration – für sämtliche Stützpunkte den jeweiligen sechsfachdifferentiellen Wirkungsquerschnitt berechnen müßte. Dies erfordert einen immensen Rechenaufwand, insbesondere dann, wenn man die vollständige Endzustandswechselwirkung zugrunde legt. Die Alternative besteht darin, weiterhin von der näherungsweisen Gültigkeit der Gleichung (8.69) auszugehen und anstelle der Spektralfunktionen analoge, gemittelte Funktionen zu betrachten. Es ist offensichtlich, daß eine solche Vorgehensweise nur dann Sinn macht, wenn diese gemittelten Funktionen keine allzu großen Streuungen aufweisen. Hierauf kommen wir etwas weiter unten noch einmal ausführlich zurück. Wie bereits in Abschnitt 6.2 geschehen, definieren wir auch hier die Pseudo-Spektral” funktionen“: Z 1 1X κ S (p, pm ) ≡ κ dp̂ Rκ . (8.70) r 2 M Diese Ausdrücke hängen im nicht quasi-freien Fall (d. h. PWIAS bzw. FSI) nicht nur von den Impulsen p und pm , sondern auch von den Variablen k 0 und p1 ab. Dementsprechend gilt es, gemittelte Funktionen S κ (p, pm ) zu bestimmen, wobei die Mittelung über eine bestimmte Anzahl von Kombinationen für k0 und p1 innerhalb der experimentell vorgegebenen Grenzen erfolgt. Bei den nachfolgend beschriebenen numerischen Untersuchungen wurden für jedes Paar p und pm ca. 40 Kombinationen für k0 und p1 zugrunde gelegt. Dabei wurden jeweils für konstante Werte für κ, p und pm die Mittelwerte und die zugehörigen Standardabweichungen berechnet. Die Abbildungen 8.6-8.8 zeigen exemplarisch die Ergebnisse für pm = 45 MeV/c, wobei der besseren Übersichtlichkeit wegen die Funktionen S κ (p, pm ) jeweils mit dem Relativimpuls p multipliziert wurden. Aus den durchgeführten Untersuchungen ergaben sich folgende Aussagen: • Im Rahmen der PWIAS-Näherung treten bei konstanten Werten κ, p und pm keine nennenswerten Streuungen bei Variation von k 0 und p1 auf; die relativen Standardabweichungen liegen stets unter 0,2 Prozent. Die Abweichungen zwischen den gemittelten Funktionen für verschiedene κ sind für alle Wertepaare p und pm kleiner als 0,5 Prozent. Bemerkenswert ist außerdem die Tatsache, daß sich die PWIAS-Kurven nur wenig von der PWIA-Spektralfunktion unterscheiden; hier ergeben sich maximale 249 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes Abweichungen von unter 1 Prozent. • Bei den FSI-Rechnungen ergeben sich für die Funktionen S L (p, pm ), S T (p, pm ) und S TL (p, pm ) bei konstanten Impulsen p und pm die kleinsten relativen Standardabweichungen. Diese liegen innerhalb des Intervalls 0 ≤ p ≤ 90 MeV/c zwischen 0,5 und 4 Prozent; außerhalb dieses Bereiches steigen die relativen Abweichungen deutlich an (bis zu 11 % bei p = 110 MeV/c). • Für die Funktion S TT (p, pm ) ergeben sich unter Berücksichtigung der vollständigen Endzustandswechselwirkung deutlich größere Abweichungen. Diese betragen im Bereich 0 ≤ p ≤ 45 MeV/c zwischen 4 und 7 Prozent und wachsen anschließend sehr stark an; bei p = 110 MeV/c betragen sie bis zu 22 %. • Vergleicht man die jeweiligen gemittelten Pseudo-Spektralfunktionen, die sich für die FSI-Rechnungen ergeben, für verschiedene κ miteinander, so fällt auf, daß S L (p, pm ) und S T (p, pm ) nur wenig voneinander abweichen, während S TL (p, pm ) und insbesondere S TT (p, pm ) vom Betrage her deutlich kleiner sind. Basierend auf den numerischen Befunden erscheint im Rahmen der PWIAS die Verwendung der gemittelten Pseudo-Spektralfunktionen zweifelsohne als gerechtfertigt. Bei Betrachtung der vollständigen Endzustandswechselwirkung erscheint diese Annahme zumindest für die Funktionen S L (p, pm ), S T (p, pm ) und S TL (p, pm ) innerhalb des Bereiches p ≤ 90 MeV/c akzeptabel, sofern man sich mit einem Fehler im Rahmen weniger Prozente zufriedenstellt. Oberhalb von p = 90 MeV/c ist die Verwendung der gemittelten Funktionen jedoch fragwürdig, da die Streuungen deutlich zunehmen; allerdings werden wir weiter unten sehen, daß in diesem Bereich auch die experimentellen Werte sehr starke Variationen aufweisen. Die Verwendung von S TT (p, pm ) zur Berechnung der Wirkungsquerschnitte ist aufgrund der oben getroffenen Feststellungen mit Vorsicht zu genießen. Glücklicherweise stellte es sich jedoch heraus, daß der TT-Anteil in allen Fällen nur einen sehr geringen Beitrag zum gesamten Wirkungsquerschnitt liefert7 , so daß wir auch hier die gemittelten Pseudo-Spektralfunktionen verwenden können, ohne einen nennenswerten Einfluß auf das Gesamtresultat befürchten zu müssen. 7 Der TT-Anteil ist grundsätzlich zwischen 4 und 6 Größenordnungen kleiner als der L- und der TAnteil. Hierauf werden wir bei der Diskussion der Resultate im nächsten Abschnitt noch einmal zurückkommen. 250 8.2 Numerische Berechnung der gemittelten Wirkungsquerschnitte 1 FSI p · S L (p, pm ) 0.8 0.6 0.4 0.2 0 0 20 40 60 80 100 p/ MeV c 1 FSI p · S T (p, pm ) 0.8 0.6 0.4 0.2 0 0 20 40 60 80 100 p/ MeV c Abbildung 8.6: Verlauf der Pseudo-Spektralfunktionen (I) Beide Diagramme zeigen den Verlauf der gemittelten Pseudo-Spektralfunktion f ür pm = 45 MeV/c als Funktion des Relativimpulses p im Rahmen des FSI-Modells. Der Übersichtlichkeit wegen wurden diese jeweils mit dem Relativimpuls p multipliziert und auf das Maximum der Funktion S T (p, pm ) normiert. Die durchgezogenen Linien stellen die mittleren Werte dar; die gestrichelten Linien zeigen die Streuungen innerhalb der Standardabweichungen. Das obere Diagramm zeigt den Verlauf von S L (p, pm ) , das untere den von S T (p, pm ) . 251 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes 0.9 FSI p · S TL (p, pm ) 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 0 20 40 60 80 100 p/ MeV c 0.6 FSI p · S TT (p, pm ) 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 0 20 40 60 80 100 p/ MeV c Abbildung 8.7: Verlauf der Pseudo-Spektralfunktionen (II) TL TT Wie in Abbildung 8.6; jedoch für die Funktionen S 252 (p, pm ) und S (p, pm ) . 8.2 Numerische Berechnung der gemittelten Wirkungsquerschnitte 1 FSI p · S L (p, pm ) FSI p · S T (p, pm ) FSI p · S TL (p, pm ) FSI p · S TT (p, pm ) 0.8 0.6 0.4 0.2 0 0 20 40 60 80 100 p/ MeV c 1 PWIAS p · S TT (p, pm ) 0.8 0.6 0.4 0.2 0 0 20 40 60 80 100 p/ MeV c Abbildung 8.8: Verlauf der Pseudo-Spektralfunktionen (III) Das obere Diagramm zeigt noch einmal den direkten Vergleich der jeweiligen gemittelten Funktionen aus den vorangegangenen Abbildungen 8.6 und 8.7. Im unteren Diagramm ist der Verlauf der gemittelten Pseudo-Spektralfunktion S T (p, pm ) in der PWIAS-Näherung dargestellt, wiederum für pm = 45 MeV/c, als Funktion des Relativimpulses p und multipliziert mit diesem. Die Streuungen der Werte lassen sich hier kaum erkennen. 253 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes Unter Verwendung der Pseudo-Spektralfunktionen setzen wir nun analog zu (8.69) auch für die Modelle PWIAS und FSI folgende Gleichung an: d6 σ unp dk 0 dk̂ 0 dp̂1 dp1 = σM p mN 2 X vκ r κ S κ (p, pm ) . p1 2 κ (8.71) Setzen wir diesen Ausdruck in (8.67) ein, so folgt Z X Z p mN dpm S κ (p, pm ) dEm ∆σ(∆pm , ∆Em ) = 2 κ ∆E ∆p m Z Z m Z Z dϕp1 dϑp1 sin ϑp1 dϕe dϑe sin ϑe σM ∆ϑe Z dp1 p21 ∆p1 Z ∆k 0 ∆ϕe ∆ϕp1 ∆ϑp1 dk 0 vκ r κ δ f1 (pm , k0 , p1 ) δ f2 (Em , k 0 , p1 ) . (8.72) Im Falle der quasi-freien Streuung gilt diese Darstellung exakt, wenn wir anstelle der gemittelten Pseudo-Spektralfunktion die Spektralfunktion einsetzen: S κ (p, pm ) PWIA,FSI23 → S PWIA,FSI23 (p, pm ) . (8.73) Die Berechnung des integrierten Wirkungsquerschnittes (8.72) verläuft im wesentlichen wie die Berechnung des Phasenraumvolumens ∆V (Em , pm ), welche im vorangegangenen Abschnitt behandelt wurde. Zunächst verwendet man wieder den nichtrelativistischen Limes für die Funktion f2 gemäß (8.14), eliminiert anschließend die Variable k 0 gemäß (8.15) und führt anschließend die neue implizite Funktion f10 gemäß (8.17) ein. Nach Einführung der Koordinaten ρ und τ gemäß (8.20) und (8.21) ergibt sich dann analog zu (8.24) Z X Z p mN dEm ∆σ(∆pm , ∆Em ) = dpm S κ (p, pm ) 2 κ ∆E ∆p m Z Z m Z dϑp1 sin ϑp1 dρ g(ρ) dϑe sin ϑe σM ∆ϑe Z ∆p1 ∆ϑp1 dp1 p21 vκ r κ δ f10 (pm , k0 , p1 ) . ∆ρ (8.74) Hierbei ist zu beachten, daß wegen (8.15) das Produkt vκ r κ explizit von den Variablen Em , pm , ϑe und p1 abhängt. Darüber hinaus hängen r TL und r TT wegen den hierin auftauchenden Winkeln ϑ1 und ϕ1 (vergleiche die Tabelle auf Seite 248) zusätzlich von den Größen ϑp1 und ϕp1 ab. 254 8.2 Numerische Berechnung der gemittelten Wirkungsquerschnitte Wie bei der Berechnung des Phasenraumvolumens gilt auch bei der numerischen Berechnung des Ausdruckes (8.74): solange die in der Deltafunktion auftretende Funktion f10 keine doppelte Nullstelle aufweist, läßt sich die Integration ohne Schwierigkeiten ausführen. Analog zu (8.42) schreiben wir wiederum formal Z Zπ ··· = ∆ρ ···+ max(ρ1 ,ρ00 ) min(ρ Z 2 ,ρ0 ) ··· . π (8.75) Auch hier treten nur dann Schwierigkeiten auf, wenn ρ00 und ρ0 innerhalb der Integrationsgrenzen liegen. (Zur Erinnerung: ρ00 und ρ0 stellen die Grenzwinkel für den physikalisch erlaubten Bereich dar.) Aus Symmetriegründen genügt es, sich zunächst auf den zweiten Summanden auf der rechten Seite von (8.75) zu beschränken. Gemäß (8.43) teilen wir auch diesen in zwei Terme auf: Zρ0 ··· = ρZ0 −η · · · + lim π π ρZ0 −ε ε→0 ρ0 −η ··· , (8.76) wobei wiederum η und ε zwei positive, reelle Konstanten mit ε < η darstellen. Die Berechnung des ersten Terms bereitet keine nennenswerten Schwierigkeiten; wir konzentrieren uns daher auf den zweiten und definieren zunächst κ I ≡ lim ρZ0 −ε ε→0 ρ0 −η g(ρ) dρ Z ∆p1 dp1 p21 vκ r κ δ f10 (Em , pm , ϑe , ϑp1 , ρ, p1 ) . (8.77) Einsetzen von (8.26) liefert κ I = lim ρZ0 −ε ε→0 ρ0 −η g(ρ) dρ X i p21i (vκ r κ )p1 =p1i . |G(Em , pm , ϑe , ϑp1 , ρ, p1i )| (8.78) Vergleicht man diese Gleichung mit (8.45), so tauchen hier die zusätzlichen Faktoren p21i und (vκ r κ )p1 =p1i auf, die bei einer exakten analytischen Behandlung einen erheblichen Aufwand erfordern. Dies gilt insbesondere für die letztgenannten Faktoren, da diese als Funktion von ρ betrachtet sehr unhandliche Ausdrücke liefern. Die mühsame Errechnung der entsprechenden Stammfunktionen kann man sich jedoch ersparen, wenn man einerseits bedenkt, daß die Integrale I κ ohnehin nur einen relativ geringen Anteil zum GesamtWirkungsquerschnitt liefern, und wenn es andererseits gelingt, eine hinreichend genaue Näherung für die rechte Seite von (8.78) zu finden. 255 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes Dies wurde im Rahmen umfangreicher numerischer Untersuchungen untersucht, und es hat sich herausgestellt, daß man in sehr guter Näherung folgende Relation annehmen kann8 : X i X p21i (vκ r κ )p1 =p1i p21i κ ' (vκ r )p1 =p10 . |G(Em , pm , ϑe , ϑp1 , ρ, p1i )| |G(Em , pm , ϑe , ϑp1 , ρ, p1i )| i (8.79) Wir definieren daher das uneigentliche Integral I2 ≡ lim ρZ0 −ε ε→0 ρ0 −η g(ρ)dρ X i p21i . |G(Em , pm , ϑe , ϑp1 , ρ, p1i )| (8.80) Damit lautet dann (8.78) I κ = (vκ r κ )p1 =p10 · I2 . (8.81) Zur weiteren Berechnung von (8.80) beginnen wir mit Gleichung (8.51), die wir unter Verwendung der Definitionen (8.53), (8.54) und (8.59) schreiben als p p δp1 = ± 2H1 H2 /H3 |δρ| p (8.82) = ±D |δρ| , mit D≡ p 2H1 H2 /H3 . Damit lauten die Lösungen für den Protonimpuls p p11 = p10 + D |δρ| p p12 = p10 − D |δρ| . (8.83) (8.84) (8.85) Setzen wir diese in (8.80) ein, so folgt unter gleichzeitiger Verwendung von (8.61) und der Näherung (8.64) I2 p211 p212 g(ρ) + = lim dρ ε→0 |G(ρ, p11 )| |G(ρ, p12 )| ρ0 −η 2 2 p p ρZ0 −ε p10 + D |δρ| dρ p10 − D |δρ| 1 p p p g(ρ) = lim + C C B ε→0 1− B |δρ| 1 + B |δρ| |δρ| ρZ0 −ε ρ0 −η 8 Dies wurde für sämtliche Integrationspunkte für alle drei kinematischen Konfigurationen aus Tabelle 8.1 überprüft. Dabei wurden für die Impulse p1i die jeweils zu ρ = ρ0 − η gehörigen Werte verwendet, da hier innerhalb der Intervalle [ρ0 − η, ρ0 − ε] die größten Abweichungen auftreten. Für η = 10−6 betrugen die relativen Fehler im Mittel zwischen 10−7 und 10−6 für κ = L, zwischen 10−8 und 10−7 für κ = T und zwischen 10−5 und 10−4 für κ = TL sowie für κ = TT. Für κ = TL,TT treten in einigen wenigen Fällen deutlich größere Fehler auf, nämlich jedesmal dann, wenn vκ rκ in der Nähe von p10 einen Nulldurchgang aufweist. Diese Fälle sind aber wegen ihres seltenen Auftretens und des aufgrund des Nulldurchganges kleinen Betrages des Integranden vollkommen zu vernachlässigen. 256 8.2 Numerische Berechnung der gemittelten Wirkungsquerschnitte 1 = − lim B ε→0 Zε η (g(ρ0 ) − a0 ρ0 ) ( √ 2 √ 2 ) 0 p10 + D ρ0 p10 − D ρ0 dρ √ 0 . (8.86) √ 0 + √ 0 C C ρ 1+ B ρ 1− B ρ Im letzten Schritt wurde die Substitution ρ0 ≡ δρ = ρ0 − ρ eingeführt. Nach einer etwas längeren Rechnung folgt als Ergebnis: 4 B (a0 p210 − g(ρ0 )D 2 ) 2a0 B 2 Dp10 a0 B 3 D 2 √ η I2 = 2Dg(ρ0 )p10 + − + C C C2 C3 BD 4a0 D − 2p10 − η 3/2 3C C 2 2BDg(ρ0 )p10 B 2 (D 2 g(ρ0 ) − a0 p210 ) 2a0 B 3 Dp10 a0 B 4 D 2 2 + + − + g(ρ0 )p10 − C C C2 C3 C4 √ 1+ C η B · ln . (8.87) C√ 1− B η Bisher haben wir uns nur mit dem zweiten Summanden aus (8.75) beschäftigt. Besitzt der erste Term den Wert ρ00 als untere Integrationsgrenze, so schreiben wir diesen analog zu (8.76) ρZ00 +η Zπ Zπ ··· . (8.88) ···+ · · · = lim ε→0 ρ00 +ε ρ00 ρ00 +η Für das hierin auftretende uneigentliche Integral erhalten wir vollkommen analog das gleiche Ergebnis wie oben: I κ0 ≡ lim ρZ00 +η ε→0 ρ00 +ε κ = I . g(ρ) dρ Z ∆p1 dp1 p21 vκ r κ δ f10 (Em , pm , ϑe , ϑp1 , ρ, p1 ) Damit sind wir nun in der Lage, die integrierten Wirkungsquerschnitte zu berechnen. 257 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes 8.3 Ergebnisse und Vergleich mit dem Experiment Bevor wir uns den Ergebnisse zuwenden, führen wir zunächst noch einige Definitionen ein, die in der nachfolgenden Diskussion verwendet werden. Wir beginnen mit den Ausdrücken Z Z Z Z Z ∆V (∆pm , Em ) ≡ dpm dϑe sin ϑe dϕe dϕp1 dϑp1 sin ϑp1 ∆pm Z ∆ϑe dp1 ∆p1 ∆σ(∆pm , Em ) ≡ Z ∆k 0 dpm ∆pm Z Z Z ∆ϕe dk 0 δ f1 (pm , k0 , p1 ) δ f2 (Em , pm , k 0 , p1 ) dϑe sin ϑe ∆ϑe dp1 ∆p1 Z ∆ϕp1 ∆ϑp1 Z ∆ϕe dϕe Z dϑp1 sin ϑp1 ∆ϑp1 Z dϕp1 ∆ϕp1 dk 0 δ f1 (pm , k0 , p1 ) δ f2 (Em , pm , k 0 , p1 ) ∆k 0 (8.89) d6 σ unp dk̂ 0 dk 0 dp̂1 dp1 . (8.90) Der Unterschied zwischen diesen beiden Ausdrücken und den Definitionen aus den Gleichungen (8.13) bzw. (8.67) besteht darin, daß hier nicht über Em integriert wird. Demnach gilt offensichtlich Z ∆V (∆pm , ∆Em ) = dEm ∆V (∆pm , Em ) (8.91) ∆Em Z ∆σ(∆pm , ∆Em ) = dEm ∆σ(∆pm , Em ) . (8.92) ∆Em Schließlich definieren wir noch die gemittelten Wirkungsquerschnitte ∆σ ∆σ ∆pm ,Em ∆pm ,∆Em ∆σ(∆pm , Em ) ∆V (∆pm , Em ) ∆σ(∆pm , ∆Em ) . ≡ ∆V (∆pm , ∆Em ) ≡ (8.93) (8.94) Der zweite Ausdruck ist identisch mit (8.10), d. h. diese Größe gilt es nachfolgend mit den experimentellen Wirkungsquerschnitten zu vergleichen. Allerdings liefert die Mittelung über die ∆Em -Intervalle auch Werte im kinematisch verbotenen Bereich Em < 7, 718 MeV, und in der Umgebung des Schwellwertes hängt der Kurvenverlauf empfindlich von der Intervallbreite ab. Daher werden wir parallel auch stets den ersten Ausdruck betrachten, da dieser die genannten Probleme nicht aufweist. In beiden Fällen wird gemäß den experimentellen Vorgaben die pm -Integration über das Intervall 40 MeV/c ≤ pm ≤ 50 MeV/c 258 (8.95) 8.3 Ergebnisse und Vergleich mit dem Experiment ausgeführt. Die Intervallbreite für die Em -Integrationen im Zähler und Nenner von (8.94) beträgt jeweils 0,25 MeV. Wir wenden uns nun den Ergebnissen der theoretischen Berechnungen und dem Vergleich mit den experimentellen Daten zu. Letztere stammten ursprünglich aus [Flo98a], wurden aber später durch Ergebnisse von [Gil00] ersetzt. In beiden Fällen stammten die Rohdaten aus dem in [Flo98] beschriebenen Experiment; die endgültigen Wirkungsquerschnitte von [Gil00] resultierten aus einer späteren Korrekturrechnung9 . Die Resultate sind in den Abbildungen 8.9 bis 8.20 dargestellt. Dabei wird in allen Diagrammen auf die explizite Angabe der Einheiten verzichtet; es gilt stets h ∆σ i = , ∆σ ∆pm ,Em ∆pm ,∆Em fm2 . sr2 (MeV/c)2 (8.96) Wir beginnen die Diskussion der Resultate mit dem Vergleich zwischen den gemittelten Wirkungsquerschnitten ∆σ ∆pm ,Em und ∆σ ∆pm ,∆Em , die in (8.93) und (8.94) definiert worden sind (vgl. hierzu die Abbildungen 8.9, 8.13 und 8.17). Grundsätzlich läßt sich feststellen, daß diese um den Schwellwert von Em = 7, 718 MeV herum erkennbar voneinander abweichen, während sie für wachsendes Em kaum noch voneinader zu unterscheiden sind. Ersteres rührt daher, daß im Falle von ∆σ ∆pm ,∆Em die Integrationsbereiche ∆Em sich teilweise über Gebiete unterhalb des Schwellwertes erstrecken. Dort liefern aber die im Zähler und Nenner stehenden Ausdrücke von (8.94) aufgrund der kinematischen Bedingungen keine Beiträge, und der starke Peak der Funktionen ∆σ ∆pm ,Em wird hier geglättet. Bei allen drei kinematischen Konfigurationen gemäß Tabelle 8.1 weisen sowohl die Wirkungsquerschnitte für PWIA und PWIAS einerseits sowie für FSI23 und FSI andererseits starke Unterschiede auf (vgl. wiederum die Abbildungen 8.9, 8.13 und 8.17 sowie die jeweils oberen Bilder der Abbildungen 8.10, 8.14 und 8.18). Dies gilt sowohl für ∆σ ∆pm ,Em als auch für ∆σ ∆pm ,∆Em . In PWIA und PWIAS beobachtet man stets ein langsameres Ansteigen der Wirkungsquerschnitte mit wachsendem Em bzw. wachsendem Relativimpuls p bis zum jeweiligen Maximum, während sie anschließend nur gering abfallen. Im Gegensatz dazu besitzen die Wirkungsquerschnitte für FSI23 und FSI in der Umgebung von p = 0 einen stark ausgeprägten Peak und fallen anschließend sehr schnell ab; dies entspricht den bereits in den vorangegangenen Kapiteln gewonnenen Erkenntnissen. Die Unterschiede zwischen den PWIA- und PWIAS-Resultaten betragen stets deutlich unter 1%, d. h. solange man sich in der Nähe des quasi-freien Peaks bewegt, liefert die Antisymmetrisierung des 3N-Endzustandes keine signifikanten Beiträge. Deutlicher fallen allerdings die Unterschiede 9 Ein Vergleich zwischen diesen unterschiedlichen Datensätzen ergab zwar leichte Abweichungen; diese erweisen sich aber als unerheblich im Hinblick auf den Vergleich mit den theoretisch berechneten Wirkungsquerschnitten. 259 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes zwischen FSI23 und FSI aus; hier zeigt sich ein stärkerer Einfluß der Antisymmetrisierung im Endzustand und der damit verbundenen Wechselwirkung zwischen allen drei Nukleonen im Ausgangskanal. Quantitativ bewirkt die vollständige Endzustandswechselwirkung ein Absinken der Wirkungsquerschnitte um 10 bis 20 Prozent. Qualitativ betrachtet ergibt sich jedoch in beiden Fällen ein sehr ähnlicher Verlauf, d. h. dieser wird bereits im wesentlichen durch die Paarwechselwirkung der beiden nicht nachgewiesenen Nukleonen bestimmt. Vergleicht man die einzelnen Anteile des gesamten Wirkungsquerschnittes entsprechend Gleichung (8.68) miteinander, so zeigt sich, daß die Anteile L und T jeweils die dominierenden Beiträge liefern. Der TL-Anteil liegt stets im einstelligen Prozentbereich unter 5%, und der TT-Anteil ist vernachlässigbar, da er nur relative Beiträge von zwischen 10−5 und 10−4 zum Gesamt-Wirkungsquerschnitt beisteuert. Dies gilt grundsätzlich für alle Endzustandsmodelle; exemplarisch sind die FSI-Resultate in den Abbildungen 8.10, 8.14 und 8.18 (jeweils in den unteren Bildern) dargestellt. Weiterhin stellen wir fest, daß die Wirkungsquerschnitte vom Betrage her von der kinematischen Konfiguration K1 bis zu K3 kleiner werden, während gleichzeitig das Verhältnis vom L-Anteil zum T-Anteil abnimmt. Ersteres läßt sich bei genauerer Betrachtung im wesentlichen auf den Mottschen Wirkungsquerschnitt σM in Gleichung (8.71) zurückführen, letzteres wiederum auf den kinematischen Faktor vT . In beiden Fällen ergeben sich deutliche Änderungen in Abhängigkeit vom Elektronenstreuwinkel ϑe , der wiederum für die einzelnen kinematischen Konfigurationen deutlich variiert. Zu guter Letzt widmen wir uns nun dem Vergleich der theoretisch berechneten Wirkungsquerschnitte mit den experimentell ermittelten. Betrachten wir zunächst die Abbildungen 8.11, 8.15 und 8.19, so ergeben sich eindeutige Beweise, daß die Modelle PWIA und PWIAS in keiner Weise, d. h. weder qualitativ noch quantitativ, zur physikalischen Beschreibung des Streuprozesses geeignet sind. Mit anderen Worten: die Wechselwirkung der Nukleonen im Ausgangskanal spielt eine entscheidende Rolle. Im Gegensatz dazu lassen sich die experimentellen Daten teilweise mit den FSI23- und FSI-Resultaten beschreiben (vgl. die Abbildungen 8.12, 8.16 und 8.20). Dies gilt insbesondere im Bereich Em ≥ 10 MeV; dort erkennen wir in vielen Fällen eine hervorragende Übereinstimmung, wobei allerdings die experimentellen Wirkungsquerschnitte deutliche Streuungen aufweisen. Im Bereich zwischen ca. 8,5 MeV und 10 MeV ergibt sich zumindest qualitativ eine gute Beschreibung der experimentellen Daten. Diese liegen jedoch – bis auf einige Übereinstimmungen – in der Regel unterhalb der theoretischen Kurven. Unterhalb von 8,5 MeV beobachten wir ein deutlich unterschiedliches Verhalten: die experimentellen Werte sind deutlich kleiner und weisen auch keinen ausgeprägten Peak auf, sondern verlaufen wesentlich flacher. Dies kann teilweise dadurch begründet werden, daß im Experiment keine beliebig scharfe Energieauflösung erreicht wurde, wie man an den von Null verschiedenen Beiträgen unterhalb von 260 8.3 Ergebnisse und Vergleich mit dem Experiment Em = 7, 718 MeV (dieser Bereich ist kinematisch verboten!) erkennen kann. Letzteres ließe sich auch an den Wirkungsquerschnitten für den Proton-Deuteron-Aufbruch ([Flo98a]) erkennen – während man theoretisch einen beliebig scharfen Wert bei Em = 5, 493 MeV erwartet, zeigte sich auch hier eine relativ breite Verteilung. Allerdings soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, daß auch die theoretisch berechneten Werte mit einigen Unsicherheiten behaftet sind: • Sämtliche Berechnungen wurden in nichtrelativistischer Näherung durchgeführt. Dies gilt für die Behandlung des anfänglichen 3 He-Kerns, des Stromoperators, des 3NEndzustandes und der Zweinukleonen-Wechselwirkung im Ausgangskanal. Demzufolge können bei den im Experiment beobachteten Photon-Impulsüberträgen die theoretisch berechneten Werte natürlich nur eine Näherung liefern. • Es wurden weder Mesonen-Austauschströme noch Dreinukleonenkräfte im Ausgangskanal berücksichtigt. • Bei den FSI-Rechnungen wurden gemittelte Pseudo-Spektralfunktionen verwendet, die naturgemäß eine gewisse Streuung aufweisen (vgl. hierzu die Diskussion im vorangegangenen Abschnitt). Unter Berücksichtigung dieser Streuung ergeben sich zwar teilweise noch bessere Übereinstimmungen, man sollte sich allerdings nicht zu der Behauptung verleiten lassen, daß die experimentellen Wirkungsquerschnitte dadurch besser beschrieben werden, da sich auch in diesem Fall das Verhalten für kleine Em Werte nicht erklären läßt. Die beiden erstgenannten Punkte können nachträglich als Rechtfertigung für die Vorgehensweise bei der Berechnung der FSI-Wirkungsquerschnitte (d. h. die Verwendung der Pseudo-Spektralfunktionen) herangezogen werden. Solange nämlich insbesondere relativistische Korrekturen und darüber hinaus Austauschströme und Dreiteilchenkräfte nicht in die Berechnungen mit einbezogen werden, liefert eine exaktere Behandlung der Endzustandswechselwirkung keinen wesentlichen Erkenntnisgewinn. 261 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes ∆σ , ∆σ · 107 ∆pm ,Em ∆pm ,∆Em 1,4 1,2 1 0,8 0,6 ∆σ ∆σ ∆σ ∆σ FSI23 ∆pm ,Em FSI23 ∆pm ,∆Em PWIA ∆pm ,Em PWIA ∆pm ,∆Em 0,4 0,2 0 8 10 12 14 16 18 20 Em /MeV ∆σ , ∆σ · 107 ∆pm ,Em ∆pm ,∆Em 1,4 1,2 1 0,8 0,6 ∆σ ∆σ ∆σ ∆σ FSI ∆pm ,Em FSI ∆pm ,∆Em PWIAS ∆pm ,Em PWIAS ∆pm ,∆Em 0,4 0,2 0 8 10 12 14 16 18 20 Em /MeV Abbildung 8.9: Ergebnisse für die kinematische Konfiguration K1 (I) Dargestellt sind jeweils die Funktionen h∆σi ∆pm ,Em und h∆σi∆pm ,∆Em gemäß Gleichung (8.93) bzw. (8.94) als Funktion von E m . Im Falle von h∆σi∆pm ,∆Em entspricht der Abzissenwert jeweils dem Intervallmittelpunkt von ∆E m . Das obere Bild zeigt die Ergebnisse für die Endzustandsmodelle PWIA und FSI23, das untere für PWIAS und FSI. 262 8.3 Ergebnisse und Vergleich mit dem Experiment 1,4 FSI23 · 107 1,2 FSI PWIA(S) ∆pm ,Em 1 0,6 ∆σ 0,8 0,4 0,2 0 8 10 12 14 16 18 20 16 18 20 Em /MeV 10−07 10−08 10−10 10 ∆σ FSI ∆pm ,Em 10−09 L-Anteil T-Anteil TL-Anteil TT-Anteil ges. WQ −11 10−12 10−13 10−14 8 10 12 14 Em /MeV Abbildung 8.10: Ergebnisse für die kinematische Konfiguration K1 (II) Das obere Bild zeigt den Verlauf von h∆σi ∆pm ,∆Em für alle Endzustandsmodelle im Vergleich. Die Kurven für PWIA und PWIAS lassen sich in der gewählten Darstellung nicht voneinander unterscheiden. Im unteren Bild sind die einzelnen Anteile von h∆σi ∆pm ,Em sowie der GesamtWirkungsquerschnitt (d. h. die Summe der vier Anteile) für das FSI-Modell logarithmisch gegen Em aufgetragen. Da der TT-Anteil einen Vorzeichenwechsel aufweist, ist hier der Betrag dargestellt; die übrigen Anteile sind stets positiv. 263 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes ∆σ ∆pm ,∆Em · 107 1,4 Experiment 1,2 FSI23 1 PWIA 0,8 0,6 0,4 0,2 0 8 10 12 14 16 18 20 Em /MeV 1,4 Experiment ∆σ ∆pm ,∆Em · 107 1,2 FSI PWIAS 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 8 10 12 14 16 18 20 Em /MeV Abbildung 8.11: Ergebnisse für die kinematische Konfiguration K1 (III) Beide Bilder zeigen den Vergleich zwischen den gemittelten Wirkungsquerschnitten h∆σi∆pm ,∆Em und den experimentellen Wirkungsquerschnitten, jeweils als Funktion des Intervallmittelpunktes von ∆Em . Das obere Bild zeigt die theoretisch errechneten Werte für die Endzustandsmodelle FSI23 und PWIA, das untere für FSI und PWIAS. 264 8.3 Ergebnisse und Vergleich mit dem Experiment 1,4 Experiment ∆σ ∆pm ,∆Em · 107 1,2 FSI FSI23 1 0,8 0,6 0,4 0,2 0 7 8 9 10 11 12 Em /MeV 0,1 Experiment FSI FSI23 0,06 0,04 ∆σ ∆pm ,∆Em · 107 0,08 0,02 0 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Em /MeV Abbildung 8.12: Ergebnisse für die kinematische Konfiguration K1 (IV) Wie in der vorangegangenen Abbildung sind hier nochmals die theoretisch errechneten, gemittelten Wirkungsquerschnitte h∆σi ∆pm ,∆Em im Vergleich mit den experimentellen Werten aufgetragen. Dabei zeigen die einzelnen Bilder zum Zwecke der besseren Übersichtlichkeit jeweils andere Bereiche für Em . 265 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes ∆σ , ∆σ · 107 ∆pm ,Em ∆pm ,∆Em 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 ∆σ ∆σ ∆σ ∆σ FSI23 ∆pm ,Em FSI23 ∆pm ,∆Em PWIA ∆pm ,Em PWIA ∆pm ,∆Em 0,2 0,1 0 8 10 12 14 16 18 20 Em /MeV ∆σ , ∆σ · 107 ∆pm ,Em ∆pm ,∆Em 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 ∆σ ∆σ ∆σ ∆σ FSI ∆pm ,Em FSI ∆pm ,∆Em PWIAS ∆pm ,Em PWIAS ∆pm ,∆Em 0,2 0,1 0 8 10 12 14 16 18 20 Em /MeV Abbildung 8.13: Ergebnisse für die kinematische Konfiguration K2 (I) Dargestellt sind jeweils die Funktionen h∆σi ∆pm ,Em und h∆σi∆pm ,∆Em gemäß Gleichung (8.93) bzw. (8.94) als Funktion von E m . Im Falle von h∆σi∆pm ,∆Em entspricht der Abzissenwert jeweils dem Intervallmittelpunkt von ∆E m . Das obere Bild zeigt die Ergebnisse für die Endzustandsmodelle PWIA und FSI23, das untere für PWIAS und FSI. 266 8.3 Ergebnisse und Vergleich mit dem Experiment 0,8 FSI23 0,7 FSI 0,6 · 107 PWIA(S) ∆pm ,Em 0,5 0,3 ∆σ 0,4 0,2 0,1 0 8 10 12 14 16 18 20 Em /MeV 10−07 10−08 10−10 10−11 L-Anteil T-Anteil TL-Anteil TT-Anteil ges. WQ 10−12 ∆σ FSI ∆pm ,Em 10−09 10−13 10−14 10−15 10−16 8 10 12 14 16 18 20 Em /MeV Abbildung 8.14: Ergebnisse für die kinematische Konfiguration K2 (II) Das obere Bild zeigt den Verlauf von h∆σi ∆pm ,∆Em für alle Endzustandsmodelle im Vergleich. Die Kurven für PWIA und PWIAS lassen sich in der gewählten Darstellung nicht voneinander unterscheiden. Im unteren Bild sind die einzelnen Anteile von h∆σi ∆pm ,Em sowie der GesamtWirkungsquerschnitt (d. h. die Summe der vier Anteile) für das FSI-Modell logarithmisch gegen Em aufgetragen. Da der TT-Anteil einen Vorzeichenwechsel aufweist, ist hier der Betrag dargestellt; die übrigen Anteile sind stets positiv. 267 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes 0,8 Experiment 0,7 FSI23 PWIA 0,5 0,4 0,3 ∆σ ∆pm ,∆Em · 107 0,6 0,2 0,1 0 8 10 12 14 16 18 20 Em /MeV 0,8 Experiment 0,7 FSI PWIAS 0,5 0,4 0,3 ∆σ ∆pm ,∆Em · 107 0,6 0,2 0,1 0 8 10 12 14 16 18 20 Em /MeV Abbildung 8.15: Ergebnisse für die kinematische Konfiguration K2 (III) Beide Bilder zeigen den Vergleich zwischen den gemittelten Wirkungsquerschnitten h∆σi∆pm ,∆Em und den experimentellen Wirkungsquerschnitten, jeweils als Funktion des Intervallmittelpunktes von ∆Em . Das obere Bild zeigt die theoretisch errechneten Werte für die Endzustandsmodelle FSI23 und PWIA, das untere für FSI und PWIAS. 268 8.3 Ergebnisse und Vergleich mit dem Experiment 0,8 Experiment 0,7 FSI FSI23 0,5 0,4 0,3 ∆σ ∆pm ,∆Em · 107 0,6 0,2 0,1 0 7 8 9 10 11 12 Em /MeV 0,06 Experiment 0,04 ∆pm ,∆Em 0,03 FSI FSI23 ∆σ · 107 0,05 0,02 0,01 0 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Em /MeV Abbildung 8.16: Ergebnisse für die kinematische Konfiguration K2 (IV) Wie in der vorangegangenen Abbildung sind hier nochmals die theoretisch errechneten, gemittelten Wirkungsquerschnitte h∆σi ∆pm ,∆Em im Vergleich mit den experimentellen Werten aufgetragen. Dabei zeigen die einzelnen Bilder zum Zwecke der besseren Übersichtlichkeit jeweils andere Bereiche für Em . 269 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes ∆σ , ∆σ · 107 ∆pm ,Em ∆pm ,∆Em 0,4 0,35 0,3 0,25 0,2 0,15 ∆σ ∆σ ∆σ ∆σ FSI23 ∆pm ,Em FSI23 ∆pm ,∆Em PWIA ∆pm ,Em PWIA ∆pm ,∆Em 0,1 0,05 0 8 10 12 14 16 18 20 Em /MeV ∆σ , ∆σ · 107 ∆pm ,Em ∆pm ,∆Em 0,4 0,35 0,3 0,25 0,2 0,15 ∆σ ∆σ ∆σ ∆σ FSI ∆pm ,Em FSI ∆pm ,∆Em PWIAS ∆pm ,Em PWIAS ∆pm ,∆Em 0,1 0,05 0 8 10 12 14 16 18 20 Em /MeV Abbildung 8.17: Ergebnisse für die kinematische Konfiguration K3 (I) Dargestellt sind jeweils die Funktionen h∆σi ∆pm ,Em und h∆σi∆pm ,∆Em gemäß Gleichung (8.93) bzw. (8.94) als Funktion von E m . Im Falle von h∆σi∆pm ,∆Em entspricht der Abzissenwert jeweils dem Intervallmittelpunkt von ∆E m . Das obere Bild zeigt die Ergebnisse für die Endzustandsmodelle PWIA und FSI23, das untere für PWIAS und FSI. 270 8.3 Ergebnisse und Vergleich mit dem Experiment 0,4 FSI23 0,35 FSI 0,3 · 107 PWIA(S) ∆pm ,Em 0,25 0,15 ∆σ 0,2 0,1 0,05 0 8 10 12 14 16 18 20 18 20 Em /MeV 10−07 10−08 10−10 10 L-Anteil −11 T-Anteil ∆σ FSI ∆pm ,Em 10−09 TL-Anteil 10−12 TT-Anteil 10−13 10−14 ges. WQ 8 10 12 14 16 Em /MeV Abbildung 8.18: Ergebnisse für die kinematische Konfiguration K3 (II) Das obere Bild zeigt den Verlauf von h∆σi ∆pm ,∆Em für alle Endzustandsmodelle im Vergleich. Die Kurven für PWIA und PWIAS lassen sich in der gewählten Darstellung nicht voneinander unterscheiden. Im unteren Bild sind die einzelnen Anteile von h∆σi ∆pm ,Em sowie der GesamtWirkungsquerschnitt (d. h. die Summe der vier Anteile) für das FSI-Modell logarithmisch gegen Em aufgetragen. Da der TT-Anteil durchgängig kleiner Null ist, ist hier der Betrag dargestellt; die übrigen Anteile sind stets positiv. 271 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes 0,4 Experiment 0,35 FSI23 PWIA 0,25 0,2 0,15 ∆σ ∆pm ,∆Em · 107 0,3 0,1 0,05 0 8 10 12 14 16 18 20 Em /MeV 0,4 Experiment 0,35 FSI PWIAS 0,25 0,2 0,15 ∆σ ∆pm ,∆Em · 107 0,3 0,1 0,05 0 8 10 12 14 16 18 20 Em /MeV Abbildung 8.19: Ergebnisse für die kinematische Konfiguration K3 (III) Beide Bilder zeigen den Vergleich zwischen den gemittelten Wirkungsquerschnitten h∆σi∆pm ,∆Em und den experimentellen Wirkungsquerschnitten, jeweils als Funktion des Intervallmittelpunktes von ∆Em . Das obere Bild zeigt die theoretisch errechneten Werte für die Endzustandsmodelle FSI23 und PWIA, das untere für FSI und PWIAS. 272 8.3 Ergebnisse und Vergleich mit dem Experiment 0,4 Experiment 0,35 FSI · 107 0,3 FSI23 ∆pm ,∆Em 0,25 0,15 ∆σ 0,2 0,1 0,05 0 7 8 9 10 11 12 Em /MeV 0,03 Experiment FSI FSI23 0,02 0,015 ∆σ ∆pm ,∆Em · 107 0,025 0,01 0,005 0 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Em /MeV Abbildung 8.20: Ergebnisse für die kinematische Konfiguration K3 (IV) Wie in der vorangegangenen Abbildung sind hier nochmals die theoretisch errechneten, gemittelten Wirkungsquerschnitte h∆σi ∆pm ,∆Em im Vergleich mit den experimentellen Werten aufgetragen. Dabei zeigen die einzelnen Bilder zum Zwecke der besseren Übersichtlichkeit jeweils andere Bereiche für Em . 273 8 Analyse des Mainzer 3 He (e,e’p)-Experimentes 274 Zusammenfassung und Ausblick In dieser Arbeit wurde die inelastische Elektronstreuung am 3 He-Kern untersucht, wobei wir uns grundsätzlich auf den Fall dreier freier Nukleonen im Ausgangskanal (den sogenannten Drei-Nukleonen-Aufbruch) beschränkten. Ziel der Untersuchungen war es, den Einfluß der vollständigen Endzustandswechselwirkung (FSI) zwischen den auslaufenden Nukleonen zu untersuchen. Dies wird in der Literatur häufig vernachlässigt; stattdessen werden einfachere Modelle bei der Analyse experimenteller Daten zu Rate gezogen, und deren Gültigkeit wird gewöhnlich unter bestimmten Bedingungen einfach postuliert, ohne daß die FSI hinreichend berücksichtigt worden ist. Nachdem in den Kapiteln 1 bis 5 der benötigte Formalismus abgeleitet und die verwendeten numerischen Methoden beschrieben worden waren, beschäftigten sich die Kapitel 6 bis 8 mit den Resultaten der numerischen Berechnungen. ~ e,e’n) durchgeführt, bei dem polariIn Kapitel 6 wurden Rechnungen für den Prozeß 3 He(~ sierte Elektronen an polarisierten 3 He-Kernen gestreut und anschließend die Impulsbeträge und Richtungen eines gestreutes Elektrons sowie eines Neutrons in Koinzidenz gemessen werden. Es wurden sechsfach-differentielle Wirkungsquerschnitte und Asymmetrieverhältnisse für eine Reihe kinematischer Konfigurationen unter Annahme verschiedener Endzustandsmodelle errechnet. Hierbei ergaben sich im wesentlichen die folgenden Aussagen: • Legt man zunächst eine quasi-freie Streuung zugrunde (dies sind die Modelle PWIA und FSI23, bei denen das Photon vom nachgewiesenen Neutron absorbiert wird, welches anschließend ohne Wechselwirkung propagiert), so ergibt sich bereits ein deutlicher Unterschied zwischen den Wirkungsquerschnitten, je nachdem, ob die verbleibenden Protonen miteinander wechselwirken oder nicht. Im Falle der Paarwechselwirkung ergibt sich ein viel stärkerer Abfall vom Maximum in der Nähe von p = 0, d. h. im Bereich kleiner Relativimpulse im Zwei-Protonen-Subsystem. Darüber hinaus beobachtet man auch pro Modell Unterschiede für verschiedene Annahmen hinsichtlich der Kernwellenfunktion. Hierzu wurden jeweils die vollständige Wellenfunktion, der dominante S-Zustand und der komplette S-Zustand untersucht. Die Unterschiede bei 275 Zusammenfassung und Ausblick den Spektralfunktionen, die im wesentlichen das Verhalten der Wirkungsquerschnitte bestimmen, sind vernachlässigbar im Maximum bei p = qs = 0 und nehmen mit wachsenden Impulsen p und qs (dieser entspricht dem Neutronimpuls vor dem Streuprozeß) stark zu. Allerdings zeigt es sich, daß die Asymmetrieverhältnisse im Bereich des quasi-freien Peaks nur unwesentlich variieren – unabhängig davon, ob die beiden Protonen miteinander wechselwirken, und unabhängig von der Wellenfunktion. Dies gilt innerhalb eines Bereiches, in dem die Wirkungsquerschnitte um mehrere Größenordnungen abfallen. • Betrachtet man im nächsten Schritt einen vollständig antisymmetrischen Drei-Nukleonen-Endzustand (dies sind die Modelle PWIAS und FSI23S), so ergibt sich gegenüber den Wirkungsquerschnitten für PWIA und FSI23 ein deutliches Anwachsen bei größer werdenden Jacobi-Impulsen. Der Einfluß der Antisymmetrisierung ist dabei am stärksten bei denjenigen Strukturfunktionen, die den elektrischen Formfaktor enthalten. Dies läßt sich darauf zurückführen, daß der elektrische Formfaktor des Neutrons sehr klein gegenüber dem des Protons ist und daher die durch die Antisymmetrisierung hervorgerufenen protonischen Anteile rasch an Bedeutung gewinnen. Weiterhin beobachtet man, daß der Einfluß der Antisymmetrisierung des Endzustandes deutlich zunimmt, wenn man eine paarweise Wechselwirkung im Ausgangskanal zugrunde legt. • Berücksichtigt man die vollständige Endzustandswechselwirkung der Nukleonen im Endzustand, so ergeben sich bei den Wirkungsquerschnitten grundsätzlich massive Unterschiede im Vergleich zu den einfachen Endzustandsmodellen. Dies gilt bereits im Bereich des quasi-freien Peaks, auch wenn dort die Wirkungsquerschnitte für das FSI23-Modell in einigen Fällen noch einen ähnlichen qualitativen Verlauf aufweisen. Im Vergleich dieser beiden Modelle sind die Abweichungen, quantitativ und qualitativ, immer dann am größten, wenn man die Strukturfunktionen betrachtet, die den elektrischen Formfaktor beinhalten. • Der deutliche Einfluß der Endzustandswechselwirkung bei den sechsfach-differentiellen Wirkungsquerschnitten überträgt sich auch auf die jeweils in Punktgeometrie berechneten Asymmetrieverhältnisse. Wie wir in Abschnitt 6.7 feststellten, liegt dies hauptsächlich an dem protonischen Anteil der Strukturfunktion R̃TL’ , der im Falle der quasi-freien Streuung nicht existiert, sondern erst durch die Antisymmetrisierung des Endzustandes zustande kommt. Insbesondere sahen wir, daß sich die Asymmetrieverhältnisse in keiner Weise mit den Werten beschreiben lassen, die sich im Falle der quasi-freien Streuung unter Verwendung des dominanten S-Zustandes der 3 He-Wellenfunktion ergeben. Diese stark vereinfachte Annahme wird jedoch häufig 276 bei der experimentellen Auswertung von Streuexperimenten zur Messung des elektrischen Formfaktors des Neutrons verwendet, da dann das Asymmetrieverhältniss proportional zu GnE ist. In Kapitel 7 wurde die Analyse eines am Mainzer Elektronenbeschleuniger MAMI durch~ e,e’n)-Experimentes zur Bestimmung von Gn durchgeführt. Im Gegensatz geführten 3 He(~ E zu Kapitel 6 wurden dabei jedoch keine Asymmetrieverhältnisse in Punktgeometrie berechnet, sondern es mußte, gemäß den experimentellen Vorgaben, über große Teile des Phasenraumes integriert werden. Bei der Analyse wurde das Gesamt-Asymmetrieverhältnis linearisiert und an den experimentellen Wert durch Variation eines Parameters λ, mit dem der elektrische Formfaktor des Neutrons multipliziert wurde, angepaßt. Hierbei wurden verschiedene Parametrisierungen für GnE verwendet, wobei jedoch deren Einfluß auf das Resultat gegenüber dem durch den experimentellen Fehler bedingten vernachlässigbar bleibt, solange man sich auf den experimentell vorgegebenen kinematischen Bereich beschränkt. Es zeigte sich wiederum ein starker Einfluß der vollständigen Endzustandswechselwirkung, insbesondere gegenüber den vereinfachten Endzustandsmodellen PWIA und FSI23. Hier bewirkt z. B. die vollständige Endzustandswechselwirkung für das mittlere experimentelle Asymmetrieverhältnis eine Zunahme von GnE um 16,7 % gegenüber dem Ergebnis für das FSI23-Modell. Erstaunlicherweise weichen aber die Ergebnisse der PWIAS-Rechnungen nur um wenige Prozent von den FSI-Resultaten ab. Dies konnte aber im Rahmen der detaillierten Analyse als ein rein zufälliger Effekt identifiziert werden, der durch die experimentellen Gegebenheiten begünstigt worden war. Das im Rahmen der FSIAnalyse ermittelte Resultat für GnE zeigt eine sehr gute Übereinstimmung mit allerneuesten theoretischen Rechnungen ([Ham04]); allerdings darf man hierbei nicht vergessen, daß im Rahmen dieser Arbeit ausschließlich nichtrelativistisch gerechnet wurde. In Kapitel 8 wurden theoretisch berechnete Wirkungsquerschnitte mit den Messungen eines ebenfalls am MAMI-Beschleuniger durchgeführten 3 He(e,e’p)-Experimentes verglichen. Auch hier mußte wieder über bestimmte Phasenraumvolumina integriert werden. Im Falle der vollständigen Endzustandswechselwirkung wurden die Wirkungsquerschnitte vermöge gemittelter Pseudo-Spektralfunktionen berechnet, die naturgemäß einen gewissen statistischen Fehler aufweisen. Der Einfluß dieser Fehler auf den Gesamt-Wirkungsquerschnitt erweist sich jedoch als recht gering, solange der Relativimpuls p nicht allzu groß wird. Beim Vergleich mit den experimentellen Daten zeigte sich, daß die einfachen Endzustandsmodelle PWIA und PWIAS zur Beschreibung von gemessenen Wirkungsquerschnitten gänzlich ungeeignet sind. Hingegen weisen sowohl die Resultate der FSI- als auch der FSI23Rechnungen eine teilweise sehr gute Übereinstimmung mit den gemessenen Werten auf. Allerdings liefert der Vergleich der theoretischen und experimentellen Daten deutliche Ab- 277 Zusammenfassung und Ausblick weichungen in der Umgebung des Schwellwertes Em = 7, 718 MeV (dort verschwindet der Relativimpuls p). Dies könnte teilweise auf die begrenzte experimentelle Energieauflösung und die durchgeführten Strahlungskorrekturen zurückzuführen sein. Die theoretischen Wirkungsquerschnitte für FSI und FSI23 weisen in der Nähe des quasi-freien Peaks einen ähnlichen qualitativen Verlauf auf, wobei jedoch signifikante quantitative Unterschiede auftreten. Daß in beiden Fällen vielfach eine sehr gute Übereinstimmung mit den experimentellen Werten herrscht, liegt hauptsächlich an deren relativ großen Fehlerbalken. Die Wirkungsquerschnitte werden dominiert von den longitudinalen und den transversalen Anteilen. Während wir in Kapitel 6 massive qualitative Unterschiede bei der longitudinalen Strukturfunktion RL für FSI und FSI23 feststellten, die wir hauptsächlich auf den kleinen elektrischen Formfaktor des Neutrons zurückführten, sind die Abweichungen im Falle des 3 He(e,e’p)-Experimentes wesentlich geringer, da hier der Einfluß der Antisymmetrisierung des Enzustandes im Bereich kleiner Jacobi-Impulse p und q keine große Rolle spielt. Abschließend sei hier nochmals vermerkt, daß im Rahmen dieser Arbeit ausschließlich nichtrelativistisch gerechnet wurde, während moderne Streuexperimente in der Regel für relativ hohe Photon-Impulsüberträge durchgeführt werden. Dies geschieht hauptsächlich, weil man im allgemeinen der Meinung ist, daß hier der Beitrag einer vollständigen Endzustandswechselwirkung vernachlässigbar sei. Wir wir gesehen haben, gilt diese Annahme jedoch in der Regel nicht. Zu einer genauen quantitativen Analyse moderner Experimente ist die Berücksichtigung relativistischer Effekte allerdings unumgänglich. Darüber hinaus gilt es in Zukunft, auch Mesonenaustauschströme und Dreiteilchenkräfte bei theoretischen Berechnungen mit einzubeziehen; beides wurde in der vorliegenden Arbeit nicht berücksichtigt. 278 A Koordinatensysteme Dieser Anhang beschreibt die einzelnen Koordinatensysteme, die den Berechnungen dieser Arbeit zugrunde liegen. Dabei geht es insbesondere um die Frage, wie man von einem durch die experimentelle Anordnung vorgegebenem Koordinatensystem zu demjenigen System gelangt, in welchem die Richtung des Photonimpulses entlang der positiven z-Achse weist. Letzteres bildet den Ausgangspunkt für die Berechnung der Kernmatrixelemente. Wie in Abbildung A.1 (a) dargestellt, definieren wir zunächst das System KD , dessen Ursprung in der Mitte der Target-Zelle liegt. Die x-z-Ebene wird durch den einfallenden Elektronenstrahl und die Mittelpunkte des Elektronen- und des Nukleonendetektors festgelegt, wobei die z-Achse der verlängerten Richtung des anfänglichen Elektrons entspricht und die x-Achse in diejenige Richtung weist, in der sich der Elektronendetektor befindet1 . Gemäß den in Kapitel 1 getroffenen Konventionen bezeichnen wir den Impulsvektor des einfallenden Elektrons mit k, den des gestreuten Elektrons mit k 0 und den des Photons mit Q ≡ k − k0 . Sei die Richtung des gestreuten Elektrons im System KD gegeben durch den Polarwinkel ϑe und den Azimutwinkel ϕe , so gelten die folgenden Beziehungen (siehe Abbildung A.1 (b)): 0 k = 0 , (A.1) |k| 0 |k | sin ϑe cos ϕe k0 = |k0 | sin ϑe sin ϕe , (A.2) |k0 | cos ϑe −|k0 | sin ϑe cos ϕe (A.3) Q = −|k0 | sin ϑe sin ϕe . 0 |k| − |k | cos ϑe Für den Impulsbetrag Q des Photons und den Polarwinkel ϑQ der Photonrichtung folgen 1 Diese Definition setzt natürlich voraus, daß die Mittelpunkte der Target-Zelle und der Detektoren sowie der einfallende Elektronenstrahl in einer Ebene liegen. Dies ist jedoch in den Experimenten gewöhnlich der Fall, d. h. in der Regel sind hier die Detektoren symmetrisch zum einfallenden Strahl angeordnet. 279 A Koordinatensysteme aus (A.3) unmittelbar die Relationen: q k2 + k02 − 2|k||k0 | cos ϑe , Q = cos ϑQ = sin ϑQ |k| − |k0 | cos ϑe , Q |k0 | sin ϑe = . Q (A.4) (A.5) (A.6) Als nächstes führen wir das System KD über in das System K 0 , indem wir die Koordinatenachsen um die Achse ZD im positiven Drehsinn um den Winkel ϕe rotieren2 . In dem neuen System liegen dann die Vektoren k 0 und Q in der x-z-Ebene (vergleiche hierzu Abbildung A.1 (c)), wobei die Polarwinkel ϑe und ϑQ unverändert geblieben sind. Die entsprechende Rotationsmatrix lautet cos ϕe sin ϕe 0 D1 = − sin ϕe cos ϕe 0 . (A.7) 0 0 1 Als letzten Schritt transformieren wir das System K 0 in das System KQ , in welchem die z-Achse in Richtung des Photonimpulses weist (siehe Abbildung A.1 (d)). Dies erreicht man durch eine Drehung um den Winkel ϑQ im negativen Drehsinn um die Achse Y 0 . Die zugehörige Matrix D2 lautet cos ϑQ 0 sin ϑQ D2 = 0 1 0 . − sin ϑQ 0 cos ϑQ |k| − |k0 | cos ϑe 0 |k0 | sin ϑe 1 (A.8) = 0 1 0 . Q 0 0 −|k | sin ϑe 0 |k| − |k | cos ϑe Im zweiten Schritt wurden die Gleichungen (A.5) und (A.6) verwendet. Sind die Koordinaten eines beliebigen Vektors r D im System KD gegeben, so erhält man seine Koordinaten in KQ gemäß der Transformation r D → r Q = D 2 D1 r D . (A.9) 2 Die Drehung des Koordinatensystems bei raumfesten Vektoren bezeichnet man gewöhnlich als passive Drehung; im Gegensatz dazu heißt die Rotation eines Vektors in einem raumfesten Koordinatensystem aktive Drehung. Im positiven Drehsinn“ bedeutet, daß die Drehung um die jeweilige Achse im Sinne einer ” Rechtsschraube erfolgt. 280 (a) ... ........ ZD ... .. .................. e eN ........... k ........ .......... . . .......... .......... ........ .. . . . . . . . . .................................... . .. ....... ... ........ ........... . . ........ ........... . . . . . . . . . . . . eE ............................ ........... . .. ... ....... .... ........... ........ .... . . ... .... . . . ..... . ... ......... ....... .. ... ..... ................ ............... ............... .. .. .. ... . . . . . .... ..... ..... . ... . . . . . .. ... . . . . . ...... ϑ ........ ϑN... .. .. 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ZD ... Q .......... .. .... .... ..... . .... . ..... .. ............... ... .. ........ .... .. . ... ....... ..... .. .. ..... ..... .. ..... ..... ... . .... .. ..... . .. .... . ..... ...... ... ... .... 0 ... .... .. .... k . .. . ... .... . ..... . ... . .. . . . .. . . ... . .. ............ .. ... ................. . .. . . ... ... .... ......... ... ...... .. .. .....ϑ .... ..... .... ..... ... . .... 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YD .. XD (d) ... ........ ZQ ... . ..... .................... Q .......... .......... ........... .......... . . . . . ... . . .......... . .......... . . . . . . . . .............. . . .......... ........... . . . . . . . . . . . .............. k ............................ .. . ..... .... ........ ... ............ .. ........ ...... ........... . . .. . ........ ...... .......... ... .. ........... ϑQ........ .. ........ ........ ... .. ............... .. ... ............. .................... ................... .. ................ ...................... . . . . . . . . . . . . . .. . . . . .. . ................ ............. . . . . . . . . . . . . . . ... . . . . .. ................ .. .............................. .............. . . . ................ . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . ............ . . . ................... . . . . . . . . . . ..... .. XQ YQ Abbildung A.1: Koordinatensysteme Abbildung (a) zeigt die Lage des Koordinatensystems K D . Der Vektor ek weist in die Richtung des Impulses des einfallenden Elektrons. Die Vektoren e E und eN zeigen zu den Mittelpunkten des Elektronen- bzw. Nukleonendetektors. In Abbildung (b) ist die Lage der Impulsvektoren des gestreuten Elektrons und des Photons in K D dargestellt. Durch Drehung um die Achse ZD gelangt man von KD zum System K 0 , welches in Abbildung (c) dargestellt ist. Abbildung (d) zeigt das System K Q , das aus der Drehung von K 0 um die Achse Y 0 hervorgeht. 281 A Koordinatensysteme 282 B Die relativistische Form des Wirkungsquerschnittes Wir beginnen mit der relativistischen Form von (1.91), die Argumente der δ-Funktionen werden entsprechend abgeändert: Z d6 σ 2 = σM p1 dp2 dp3 δ (3) (Q − (p1 + p2 + p3 )) δ(ω + M − E1 − E2 − E3 ) 0 0 dk dk̂ dp̂1 dp1 i h L T TT TL TL’ T’ . vL R + vT R + vTT R + vTL R + h vTL’ R + vT’ R (B.1) Hierin ist M = 3mN + E3 (B.2) die Ruhemasse des anfänglichen Kerns, wobei E3 die Bindungsenergie darstellt. Die Ausdrücke q Ei ≡ p2i + m2N (B.3) stellen die Einteilchenenergien der drei Nukleonen dar. Analog zur Vorgehensweise in Abschnitt 1.4 wollen wir auch hier die Nukleonenimpulse p2 und p3 durch den Schwerpunktimpuls p23 und den Relativimpuls im Schwerpunktsystem p ersetzen. Zur Ermittelung des Relativimpulses bedienen wir uns einer Lorentz-Transformation, genauer gesagt: eines Boosts in Richtung des Schwerpunktimpulses. Der Vektor der Boost-Geschwindigkeit sei also β β= p . (B.4) |p23 | 23 Die zugehörige Transformationsmatrix für beliebige Richtung lautet (siehe zum Beispiel [Jac83]) Λ(β) = γ −γβ1 −γβ2 −γβ3 2 2 2 −γβ1 1 + (γ − 1)β1 /β (γ − 1)β1 β2 /β (γ − 1)β1 β3 /β 2 −γβ2 (γ − 1)β1 β2 /β 2 1 + (γ − 1)β22 /β 2 (γ − 1)β2 β3 /β 2 −γβ3 (γ − 1)β1 β3 /β 2 (γ − 1)β2 β3 /β 2 1 + (γ − 1)β32 /β 2 , (B.5) 283 B Die relativistische Form des Wirkungsquerschnittes wobei 1 . γ=p 1 − β2 (B.6) Wir wenden nun die Transformation auf den Vierervektor p23 = (E23 , p23 ) an und fordern das Verschwinden der Raumkomponente im Schwerpunktsystem, d. h. 0 , 0) . p023 = Λ(β) p23 = (E23 (B.7) Diese Bedingung wird erfüllt durch β= |p23 | , E23 (B.8) was gerade die relativistische Geschwindigkeit des Schwerpunktes darstellt. Als nächstes setzen wir diesen Ausdruck in (B.5) ein und berechnen die Viererimpulse p2 = (E2 , p2 ) und p3 = (E3 , p3 ) im Schwerpunktsystem. Wir erhalten E23 1 E2 − p ·p M23 M23 23 2 E2 p23 · p2 = p2 − p23 + p M23 M23 (M23 + E23 ) 23 1 E23 E3 − p ·p = M23 M23 23 3 p23 · p3 E3 p23 + p . = p3 − M23 M23 (M23 + E23 ) 23 E20 = p02 E30 p03 (B.9) (B.10) (B.11) (B.12) Als neue Größe wurde hier noch die invariante Masse q 2 M23 ≡ E23 − p223 (B.13) p023 = p02 + p03 = 0 (B.14) E20 = E30 (B.15) eingeführt. Man überzeugt sich leicht, daß die Beziehungen und erfüllt sind. Der Relativimpuls im Schwerpunktsystem ist gegeben durch 1 0 0 p≡ p2 − p3 = p02 . 2 Mit ihm können wir die invariante Masse schreiben als q M23 = 2 p2 + m2N . 284 (B.16) (B.17) Um die im folgenden benötigte Abhängigkeit der ursprünglichen Variablen p2 und p3 von p und p23 zu erhalten, wenden wir die zu (B.5) inverse Transformation, die man durch die Ersetzung β → −β erhält, auf die Viererimpulse p02 und p03 an. Dies liefert E23 0 1 E2 + p ·p M23 M23 23 E0 p23 · p p = p + 2 p23 + M23 M23 (M23 + E23 ) 23 E23 0 1 = E3 − p ·p M23 M23 23 E0 p23 · p = −p + 3 p23 − p . M23 M23 (M23 + E23 ) 23 E2 = (B.18) p2 (B.19) E3 p2 Die Berechnung der Jacobi-Determinante, auftritt, ist etwas mühselig. Wir geben hier ∂p ∂ p2 2 ∂ p ∂ p23 ∂ p3 ∂ p3 ∂p ∂p 23 Damit schreiben wir (B.1) um zu (B.20) (B.21) die bei der Substitution (p2 , p3 ) → (p, p23 ) nur das Ergebnis an: = 4E2 E3 . (B.22) E23 M23 d6 σ dk 0 dk̂ 0 dp̂1 dp1 Z 4E2 E3 (3) 2 = σM p1 dp dp23 δ Q − (p1 + p23 ) δ ω + M − E1 − E23 E23 M23 h i L T TT TL TL’ T’ vL R + vT R + vTT R + vTL R + h vTL’ R + vT’ R Z q 2 4E2 E3 2 2 2 = σM p1 dp δ ω + M − E1 − 4mN + 4p − Q − p1 E23 M23 h i L T TT TL TL’ T’ vL R + vT R + vTT R + vTL R + h vTL’ R + vT’ R Z h i 4E2 E3 p2 E23 L T TT TL TL’ T’ 2 vL R + vT R + vTT R + vTL R + h vTL’ R + vT’ R = σM p1 dp̂ E23 M23 4 |p| Z h i 2 |p| L T TT TL TL’ T’ = σM p1 dp̂ E2 E3 vL R + vT R + vTT R + vTL R + h vTL’ R + vT’ R . M23 (B.23) Hier wurden im zweiten Schritt die Gleichungen (B.13) und (B.17) zur Eliminierung von E23 verwendet. Der Betrag des Relativimpulses ergibt sich wie im nichtrelativistischen Fall durch Bestimmung der Nullstelle des Argumentes der energieerhaltenden δ-Funktion: q 2 2 1 |p| = ω + M − E1 − 4m2 − Q − p1 . (B.24) 2 285 B Die relativistische Form des Wirkungsquerschnittes 286 C Die Formfaktorparametrisierungen nach Gari und Krümpelmann In diesem Anhang werden die Parametrisierungen nach [Gar92], die in den numerischen Berechnungen im Rahmen dieser Arbeit verwendet wurden, beschrieben. Da diese Modelle auf der Zerlegung des Dirac- und des Pauli-Formfaktors in einen sogenannten isoskalaren und einen isovektoriellen Anteil beruhen, wollen wir diese Begriffe hier kurz erläutern. Betrachten wir den in Gleichung (2.6) definierten nukleonischen Stromoperator, so läßt sich der darin auftretende Isospinoperator gemäß (2.7) in einen skalaren und einen vektoriellen Anteil zerlegen: 1 p 2 p n n F1,2 q + F1,2 q 2 · Ê + F1,2 q 2 − F1,2 q 2 · τz . (C.1) F̂1,2 q 2 = 2 Dabei stellt Ê den Einheitsoperator im Isospinraum dar; das Argument der Formfaktoren F1,2 entspricht dem Quadrat des Viererimpulses des Photons: q 2 = qµ q µ < 0 . (C.2) Führen wir die Definitionen (is) F1 (iv) F1 (is) κs F 2 (iv) κv F 2 ≡ F1p q 2 + F1n q 2 ≡ F1p q 2 − F1n q 2 ≡ F2p q 2 + F2n q 2 ≡ F2p q 2 − F2n q2 q2 q 2 q 2 q 2 ein, so gilt umgekehrt für die Dirac- und Pauli-Formfaktoren: 1 (is) 2 (iv) 2 F1 q + F 1 q F1p q 2 = 2 1 (is) (iv) 2 F1 q 2 − F 1 q F1n q 2 = 2 1 (is) (iv) 2 p 2 F2 q κs F 2 q 2 + κ v F 2 = q 2 1 (is) (iv) 2 κs F 2 q 2 − κ v F 2 q . F2n q 2 = 2 (C.3) (C.4) (C.5) (C.6) (C.7) (C.8) (C.9) (C.10) 287 C Die Formfaktorparametrisierungen nach Gari und Krümpelmann Mit Hilfe dieser Relationen schreiben wir für (C.1) (iv) 2 q 2 · Ê + F1 q · τz (iv) 2 (is) q · τz . F̂2 q 2 = κs F2 q 2 · Ê + κv F2 F̂1 q 2 (is) = F1 (is) (C.11) (C.12) (iv) Gemäß dieser Gleichung bezeichnet man F1,2 als isoskalare und F1,2 als isovektorielle Formfaktoren. Die bei den Pauli-Formfaktoren auftretenden Faktoren κ dienen lediglich der Normierung; sie sind definiert als κs ≡ κp + κn = −0, 120 κv ≡ κp − κn = +3, 706 , (C.13) (C.14) wobei κp = 1, 793 und κn = −1, 913 die anomalen magnetischen Momente des Protons und des Neutrons darstellen. Für q 2 = 0 gilt dann: (is) F1 (iv) (is) (iv) 0 = F1 0 = F2 0 = F2 0 = 1. (C.15) Wir wenden uns nun den Parametrisierungen für die isoskalaren und isovektoriellen Formfaktoren zu; nach [Gar92] lauten diese im einzelnen: m2ρ gρ gρ (iv) 2 α 2 = q F1 F1D q 2 (C.16) F1 q + 1 − 2 2 f ρ mρ − q fρ m2ρ gρ gρ (iv) 2 α 2 D 2 F q + κ − κ F q (C.17) κv F 2 q = κρ v ρ 2 fρ m2ρ − q 2 2 fρ gφ m2φ m2ω gω (is) 2 φ 2 α 2 F q + F F1 q = q 1 1 fω m2ω − q 2 fφ m2φ − q 2 gω F1D q 2 + 1− (C.18) fω m2φ m2ω gφ gω (is) 2 φ 2 α 2 F q + κ F κs F 2 q = κω q φ fω m2ω − q 2 2 fφ m2φ − q 2 2 gω gφ + κs − κ ω F2D q 2 . (C.19) − κφ fω fφ Hierbei wurden folgende Abkürzungen eingeführt: F2D F1α 288 Λ21,D Λ22 Λ21,D + Q̃2 Λ22 + Q̃2 !2 Λ21,D Λ22 2 q ≡ Λ21,D + Q̃2 Λ22 + Q̃2 Λ22 Λ21 q2 ≡ Λ21 + Q̃2 Λ22 + Q̃2 F1D q 2 ≡ (C.20) (C.21) (C.22) F2α F1φ F2φ 2 Λ21 Λ22 q ≡ Λ21 + Q̃2 Λ22 + Q̃2 23 2 −q q 2 ≡ F1α q 2 Λ21 − q 2 ! 23 2 µ2 − q 2 Λ φ 1 q 2 ≡ F2α q 2 µ2φ Λ21 − q 2 2 Q̃ 2 log (Λ22 − q 2 ) /Λ2QCD ≡ −q . log Λ22 /Λ2QCD 2 (C.23) (C.24) (C.25) (C.26) Die modellunabhängigen Konstanten lauten: mρ = 0, 776 GeV/c2 mω = 0, 784 GeV/c2 mφ = 1, 0196 GeV/c2 . Die modellabhängigen Konstanten sind in der unten stehenden Tabelle aufgelistet1 . Die in [Gar92] mit Model 1“, Model 2“ und Model 3“ gekennzeichneten Parametrisierungen ” ” ” werden in dieser Arbeit durchgängig mit GK1“, GK2“ und GK3“ bezeichnet. ” ” ” GK1 gρ /fρ κρ GK2 GK3 0,377 0,5927 0,5688 6,62 3,425 3,642 gω /fω 0,411 0,6212 0,5774 κω 0,163 0,3941 0,4775 gφ /fφ 0 0 -0,666 κφ 0 0 -0,2378 µφ 0 0 0,33 Λ1 0,795 0,867 0,823 Λ1,D 0,795 1,194 1,24 Λ2 2,27 2,063 1,95 ΛQCD 0,290 0,344 0,31 Abschließend wollen wir uns noch den quantitativen Unterschieden zwischen den drei verschiedenen Parametrisierungen zuwenden. Hierzu betrachten wir einerseits die Diracund Pauli-Formfaktoren, F1 und F2 , und andererseits die elektrischen und magnetischen 1 Die in der Veröffentlichung [Gar92] angegebenen Konstanten waren teilweise fehlerhaft. Eine entsprechende Korrektur wurde nachträglich veröffentlicht. Die hier angegebenen Zahlen stammen von [Gar98]. 289 C Die Formfaktorparametrisierungen nach Gari und Krümpelmann Formfaktoren des Protons und des Neutrons. Letztere werden häufig auch als SachsFormfaktoren bezeichnet und lauten bekanntlich: = F1p q 2 + F2p q 2 GnM q 2 = F1n q 2 + F2n q 2 q2 p 2 GpE q 2 = F1p q 2 + F q 2 4m2N q2 n 2 GnE q 2 = F1n q 2 + F q . 4m2N 2 GpM q 2 (C.27) (C.28) (C.29) (C.30) Die Kurvenverläufe für F1 und F2 sind in den Abbildungen C.1 und C.2 dargestellt. Die Abbildungen C.3 bis C.6 zeigen die elektrischen und magnetischen Formfaktoren, wobei im Falle von GpE , GpM und GnM zum Vergleich die häufig verwendeten Dipolparametrisierungen mit berücksichtigt wurden. Letztere sind definiert als: GEp, Dipol p, Dipol GM n, Dipol GM 290 −2 q2 ≡ 1− 0, 71 (GeV/c)2 −2 q2 ≡ κp 1 − 0, 71 (GeV/c)2 −2 q2 ≡ κn 1 − . 0, 71 (GeV/c)2 (C.31) (C.32) (C.33) 1 GK1 GK2 GK3 0.9 0.8 0.7 F1p 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0 0.2 0.4 −q 2 / 1.8 0.6 GeV 2 0.8 1 c GK1 GK2 GK3 1.6 1.4 1.2 F2p 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 0.2 0.4 −q 2 / 0.6 GeV 2 0.8 1 c Abbildung C.1: Dirac- und Pauli-Formfaktor des Protons Dargestellt sind die Formfaktoren F 1 (oberes Bild) und F2 (unteres Bild) für das Proton als Funktion des Viererimpulsübertrages. 291 C Die Formfaktorparametrisierungen nach Gari und Krümpelmann 0 -0.005 -0.01 F1n GK1 GK2 GK3 -0.015 -0.02 -0.025 -0.03 -0.035 0 0.2 0.4 −q 2 / -0.2 0.6 GeV 2 0.8 1 c -0.4 -0.6 GK1 GK2 GK3 -0.8 F2n -1 -1.2 -1.4 -1.6 -1.8 -2 0 0.2 0.4 −q 2 / 0.6 GeV 2 0.8 1 c Abbildung C.2: Dirac- und Pauli-Formfaktor des Neutrons Dargestellt sind die Formfaktoren F 1 (oberes Bild) und F2 (unteres Bild) für das Neutron als Funktion des Viererimpulsübertrages. 292 3 2.5 GK1 GK2 GK3 Dipol 2 GpM 1.5 1 0.5 0 0 0.2 0.4 −q 2 / 1.1 0.6 GeV 2 0.8 1 c GK1 GK2 GK3 1.05 GpM p, Dipol GM 1 0.95 0.9 0 0.2 0.4 −q 2 / 0.6 GeV 2 0.8 1 c Abbildung C.3: Der magnetische Formfaktor des Protons Dargestellt ist der Verlauf von GpM für die unterschiedlichen Parametrisierungen. Das obere Bild zeigt die absoluten Werte; im unteren Bild sind die Werte nach Gari und Krümpelmann, dividiert durch den Dipol-Wert, aufgetragen. 293 C Die Formfaktorparametrisierungen nach Gari und Krümpelmann 1 GK1 GK2 GK3 Dipol 0.9 0.8 0.7 0.6 GpE 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 0.2 0.4 −q 2 / 1.1 0.6 GeV 2 0.8 1 c GK1 GK2 GK3 1.05 GpE GEp, Dipol 1 0.95 0.9 0 0.2 0.4 −q 2 / 0.6 GeV 2 c Abbildung C.4: Der elektrische Formfaktor des Protons Wie Abbildung C.3, jedoch für GpE . 294 0.8 1 -0.2 -0.4 -0.6 GK1 GK2 GK3 Dipol -0.8 -1 GnM -1.2 -1.4 -1.6 -1.8 -2 0 0.2 0.4 −q 2 / 1.1 0.6 GeV 2 0.8 1 c GK1 GK2 GK3 1.05 GnM n, Dipol GM 1 0.95 0.9 0 0.2 0.4 −q 2 / 0.6 GeV 2 0.8 1 c Abbildung C.5: Der magnetische Formfaktor des Neutrons Wie Abbildung C.3, jedoch für GnM . 295 C Die Formfaktorparametrisierungen nach Gari und Krümpelmann 0.1 0.08 0.06 GnE 0.04 GK1 GK2 GK3 0.02 0 0 0.2 0.4 −q 2 / 0.6 GeV 2 0.8 c Abbildung C.6: Der elektrische Formfaktor des Neutrons Dargestellt ist GnE für die drei Parametrisierungen nach Gari und Krümpelmann. 296 1 Literaturverzeichnis [Ank98] H. 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Dieser Tradition schließe ich mich mit großer Freude an! Herr Prof. Dr. Walter Glöckle war nicht nur Ideengeber zu dieser Arbeit, sondern auch ein hervorragender Betreuer, der mir stets mit Rat und Tat zur Seite stand und damit wesentlich zum Gelingen dieser Arbeit beitrug. Nachdem ich 1998 die Universität verlassen hatte, versagte er mir auch weiterhin nicht die Unterstützung und bewies ein hohes Maß an Geduld. Dr. habil. Jacek Golak gab mir wertvolle Ratschläge bei der Erstellung meiner Programme zur Berechnung der Wirkungsquerschnitte und Asymmetrien und nahm sich sehr viel Zeit beim Testen meiner Programme. Dr. Dirk Hüber weihte mich in die unergründlichen Tiefen der angewandten Numerik ein, überließ mir seine Programme zur Berechnung der Rückstreumatrixelemente sowie der T-Matrix und gab mir hilfreiche Tips zu den Modifikationen dieser Programme. Mit Prof. Dr. Hiroyuki Kamada, Prof. Dr. Henryk Witala, Dr. Andreas Nogga, Dr. Andreas Krüger und Dr. Jewgeni Epelbaum führte ich unzählige fruchtbare Diskussionen, die oftmals bis tief in die Nacht andauerten. Den meisten Dank schulde ich den Menschen, die mich mein Leben lang unterstützt haben und damit die Grundvoraussetzung für mein Studium und die anschließende Promotion schufen. Es sind dies meine Eltern, meine Großeltern sowie meine Tante und mein Onkel, Familie Kaszewski. Widmen möchte ich diese Arbeit meiner geliebten Frau Ana, die mir stets den nötigen Rückhalt gab, und unserem Sohn Maximilian, der an so vielen Wochenenden auf seinen Vater verzichten mußte, wenn dieser wieder einmal damit beschäftigt war, seine Doktorarbeit zu vollenden. In den Jahren 1994 bis 1996 erhielt ich von der Ruhr-Universität Bochum ein Promotionsstipendium im Rahmen der Graduiertenförderung. Die numerischen Rechnungen wurden größtenteils auf dem Vektorrechner SNI S-600/20 des Landes Nordrhein-Westfalen an der RWTH Aachen durchgeführt. 301 302 Lebenslauf Name Gernot Ziemer Geburtsdatum und -ort 4.12.1966 in Saarlouis Familienstand verheiratet, ein Kind Schulausbildung 1973 - 1975 Grundschule Honzrath (Saarland) 1975 - 1977 kath. Grundschule Essen-Bergerhausen 1977 - 1986 Helmholtz-Gymnasium Essen Juni 1986 Abitur Hochschulstudium 1986 - 1993 Studium der Physik an der Ruhr-Universität Bochum Oktober 1989 Vordiplom Physik Juli 1993 Diplom Physik Promotion Juli 1993 Beginn der vorliegenden Dissertation Berufliche Tätigkeit seit August 1998 bei der T-Systems GEI GmbH (ehemals debis Systemhaus GEI GmbH) 303 304