Konkretes Beispiel mit Lösungsschritten (Bearbeitet von Bernhard Oberascher und Susanne Rainer, Jänner 2004) Erläuterungen zu den Lösungsschritten und mathematische Kompetenzen Aufgabenstellung: Ziel ist es, jene Zahlenpaare (x/y) d.h. Punkte P/x/y) zu finden, welche beim Einsetzen in beide Gleichungen eine wahre Aussage ergeben. Da es sich um 2 lineare Gleichungen handelt, repräsentiert jede Gleichung eine Gerade. Die Lösung besteht somit aus jenen Punkten, welche auf beiden Geraden liegen, sozusagen den Schnittpunkten der beiden Geraden ! Folglich gibt es 3 mögliche Lösungsfälle: Löse das lineare Gleichungssystem I: 2x + 3y = 3 II: 2x – y = 7 graphisch. • Die beiden geraden schneiden sich in einem Schnittpunkt: Dann besteht die Lösungsmenge aus genau einem Zahlenpaar (x/y), wobei x der xKoordinate des Schnittpunkts entspricht und y der y-Koordinate: L = {(x/y)}. • Die beiden Geraden verlaufen parallel: Sie haben dann keinen Schnittpunkt und die Lösungsmenge ist leer: L={}. • Die beiden Geraden sind identisch oder zusammenfallend: die Geraden haben dann unendlich viele Punkte gemeinsam und L umfasst somit unendlich viele Zahlenpaare, eben alle Punkte, welche auf der in Wirklichkeit ja nur einen Geraden liegen: L=g! Die Sonderfälle „Identisch“ und „Parallel“ lassen sich ausschließen, da die Gleichung II kein Vielfaches der Gleichung I ist (auch nicht bezüglich der linken Seiten). Mathematische Kompetenzen: Die Lösung eines Gleichungssystems grafisch interpretieren können; Argumentieren können über mögliche Lagebeziehungen zwischen 2 Geraden; I: 2x + 3y = 3 3y = -2x + 3 y= also : −2 k= 3 −2 x +1 3 und d=1; | - 2x | : (-3) Um das Gleichungssystem lösen zu können, muss man also nur die den Gleichungen entsprechenden Geraden zeichnen, ihre gegenseitige Lage studieren und gegebenenfalls die Koordinaten ihres Schnittpunktes ermitteln. Um nun die durch die jeweilige Gleichung repräsentierte Gerade zeichnen zu können, wählen wir folgenden Weg: Zuerst wandeln wir die Gerade von der vorliegenden Normalform in die Hauptform y = k⋅x + d um. Dazu müssen wir die jeweilige Gleichung lediglich mit Hilfe geeigneter Äquivalenz Umformungen so umformen, dass y alleine auf einer Seite steht. Haben wir schließlich die Gleichung in diese explizite Form gebracht, lesen wir sowohl das d (Abschnitt auf der y-Achse) als auch das k (Steigung der Geraden) ab. Mit Hilfe dieser beiden Zahlenwerte können wir die Gerade dann leicht zeichnen: • d gibt an, wo die Gerade die y-Achse schneidet und • k legt die Steigung bzw. Richtung der Geraden fest. Dabei haben wir uns gemerkt: denkt man sich k als Bruch, dann gibt der Nenner die waagrechte Seite und der Zähler die senkrechte Seite des sogenannten Steigungsdreieck an ! Ist etwa k = −2 , 3 dann bedeutet das, dass man „von d weg“ drei nach rechts und dann zwei nach unten gehen muss, um wieder zu einem Punkt der Geraden zu gelangen ! Mathematische Kompetenzen: Eine Gerade von der Normalvektorform in die Hauptform umwandeln können; Eine Gerade in der Hauptform zeichnen können; Wissen was d und k von der Hauptform einer Geraden bedeuten ; II : 2x – y = 7 -y = -2x + 7 y = 2x – 7 Analog verfahren wir bei der zweiten Geraden. also : k = 2 und d = -7 ⇒ Man sieht auch hier, dass die beiden Geraden nicht parallel sind, weil sie nicht das gleiche k haben. Mathematische Kompetenzen: Wissen dass zwei Geraden zueinander parallel verlaufen, wenn sie die gleiche Steigung k haben; Zeichnet man nun beide Geraden in dasselbe Koordinatensystem, kann man die Koordinaten des Schnittpunktes aus der Skizze ablesen und kennt somit die Lösung des Gleichungssystems. Im gegebenen Beispiel schneiden sich die beiden Geraden offensichtlich im Punkt S(3/-1). Somit ist klar, dass die Lösung des Gleichungssystems folgenderweise lautet: x=3 y = -1 Mathematische Kompetenzen: Den Schnittpunk zweier Geraden anhand einer Skizze identifizieren können; Die Koordinaten eines Punktes ablesen können; Die Koordinaten eines Schnittpunktes mit der Lösung eines Gleichungssystems in Beziehung bringen können; I : 2x + 3y = 3 2 · 3 + 3 · (--1) = 3 6 -3 =3 3 = 3 w.A. ! Sinnvoll ist es, noch eine Probe zu machen. Man setzt dazu das Zahlenpaar (= Schnittpunkt) in die zwei Gleichungen des Gleichungssystems ein. Im Falle einer richtigen Lösung sollte man auf beiden Seiten der Gleichung den gleichen Zahlenwert, also eine wahre Aussage erhalten ! II : 2x – y = 7 2 · 3 – (-1) = 7 6+1=7 7 = 7 w.A. ! Konkret erhält man beim Einsetzen in die Gleichung I die wahre Aussage: 3 = 3 und beim Einsetzen in die Gleichung II die ebenfalls wahre Aussage: 7 = 7; Probe: Mathematische Kompetenzen: Die Probe für die gefundene Lösung eines Gleichungssystems machen können;