ABDULLAEV, Anton: "Zur Abstimmung von Insulin-Dosis

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(4 Seiten insgesamt)
Stand: 26. September 2011
Fachbereich 02 – Sozialwissenschaften, Medien und Sport - Institut für
Sportwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität
Diplomarbeit
zum Thema
Zur Abstimmung von Insulin-Dosis und Kohlenhydratzufuhr auf
sportliche Aktivitäten in Schule und Freizeit bei Kindern und
Jugendlichen mit Typ 1-Diabetes
vorgelegt von Anton Abdullaev (Juli 2011)
Referenten: 1. Univ.-Prof. Dr. med. H-V. Ulmer
2. Univ.-Prof. Dr. Dr. M. Messing
1. Einleitung
Unter Diabetes mellitus werden Erkrankungen zusammengefasst, die durch das Leitsymptom einer
Glucose-Intoleranz gekennzeichnet sind (LAWRENZ 2002, 170). Dabei werden zwei Formen unterschieden: Typ 1-Diabetes, vor allem bei Kindern und Jugendlichen; hierbei handelt es sich um
einen absoluten Insulinmangel und Typ 2-Diabetes, üblicherweise erst bei Erwachsenen auftretend, mit einem relativen Insulinmangel sowie einer Insulinresistenz.
In Deutschland sind ca. 22.000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren von Typ 1 Diabetes betroffen (HAGENMEYER 2006, 4). Die chronische Störung des Glukosestoffwechsels verlangt betroffenen Kindern und ihren Eltern eine Umstellung des Lebens sowie dauerhafte Disziplin ab (HÜRTER
und LANGE 2004, 223). Für eine gesunde Entwicklung des Kindes sollten jedoch freie Entfaltungsmöglichkeiten nicht durch die Krankheit beschnitten werden. Regelmäßige sportliche Aktivitäten sollten für alle Kinder und Jugendliche zum Alltag gehören. Sport fördert Leistungsfähigkeit und
trägt zur seelischen Ausgeglichenheit bei.
Im Rahmen einer Insulintherapie bei Typ 1-Diabetikern ist man bestrebt, durch von Patienten und
ggf. Eltern mehrfach am Tag durchgeführte Kontrollen des Blutzuckerspiegels die Kohlenhydratzufuhr und Insulindosis so aufeinander abzustimmen sowie zu bilanzieren, dass der Blutzuckerspiegel weder zu weit nach unten, noch zu weit nach oben vom Normbereich abweicht (LAWRENZ
2002, 170 f).
Wenn nun Ausdaueraktivitäten hinzukommen, muss eine weitere Einflussgroße in die Bilanzierung
einfließen. Dies könnte gerade bei Kindern und Jugendlichen ein Problem sein, wenn diese außerhalb des häuslichen Umfelds auf sich selbst gestellt sind. Ein Beispiel dafür ist der Schulsport, der
auf dem Stundenplan angesetzt ist, beim Frühstück jedoch nicht klar ist, welche Art, Intensität und
Dauer dabei der Ausdauer-Anteil haben wird oder ob er gar ausfällt.
Die Praxis-Leitlinie für der Deutschen Diabetes Gesellschaft sowie vorangegangene Abschlussarbeiten wiesen allerdings darauf hin, dass muskuläre Ausdaueraktivitäten eine adäquate, individuelle Anpassung von Kohlenhydratzufuhr und Insulindosis an die geänderte Stoffwechsellage vor allem bei Typ 1-Diabetikern erfordern (HALLE et al. 2010, 173). Des Weiteren findet man in den Praxis-Leitlinien eindeutige Hinweise darauf, dass Ausdauersport auch ein „Störfaktor“ bei der notwendigen Blutzuckereinstellung sein kann, wenn Insulin-Dosis und Kohlenhydratzufuhr gerade bei Kindern und Jugendlichen mit Typ 1-Diabets nicht auf sportliche Aktivitäten adäquat abgestimmt werden.
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Bei nicht adäquater Abstimmung kann nach intensiven körperlichen Ausdauer-Aktivitäten der Blutzuckerspiegel noch nach Stunden weiter absinken, besonders folgenschwer als verzögerte nächtliche Hypoglykämien (HÜRTER und LANGE 2001, 223 ff). Unter bestimmten Bedingungen können
aber auch eine Ketoazidose oder eine Hyperglykämie auftreten. Da die Reaktion auf sportliche
Aktivität jedoch aufgrund der Spezifität der Erkrankung individuell ist und von Art, Dauer und Intensität der Sportart sowie Alter, Geschlecht und Trainingszustand der Kinder abhängt (BACHMANN
und ZUMSTEG 2009, 16), sollte ein individuelles therapeutisches Vorgehen eingesetzt werden.
Hingegen wird Sport bei Typ 1-Diabets in der Literatur meistens sehr pauschal, ohne zwischen
verschiedenen Sportarten, Dauer und Intensität zu differenzieren, für Diabetiker beider Typen empfohlen.
Vor diesem Hintergrund soll anhand einer Befragung in zwei Kliniken erhoben werden, inwiefern
Eltern sowie Kinder und Jugendliche mit Typ 1-Diabets zum Thema Sport (Schulsport und Freizeitsport) informiert sind und welche Probleme in Bezug auf das Sporttreiben in der Praxis entstehen.
7.3. Empfehlungen für die Praxis
Die Beantwortung der speziellen Fragen hat ergeben, dass sowohl die befragten Eltern als auch
die Kinder und Jugendlichen der beiden Kliniken sich im Umgang mit Typ 1-Diabets gut informiert
fühlen und an den Diabetiker-Schulungen teilgenommen haben, wo die Frage von Sport bei Typ 1Diabets besprochen wurde. Weiterhin wurde angegeben, dass die Symptome wie Unter-und Überzuckerung bei den Kindern und Jugendlichen mit Typ 1-Diabets in Bezug auf sportliche Aktivitäten
immer wieder vorkommen. Dabei werden Bezüge zu den Sportarten wie Fußball, Fahrradfahren
und Schwimmen von den Eltern sowie Kindern und Jugendlichen hergestellt. Diesbezüglich könnte
man vermuten, dass es nicht an der Teilnahme an sich oder der Häufigkeit der Schulungen liegt,
sondern an den Inhalten bzw. Informationen zu unterschiedlichen Sportarten, die bei den Schulungen nicht genügend behandelt werden.
Im allgemeinen Schulungskonzept der Deutschen Klinik für Diagnostik (DKD) wird bei Diabetesmanifestation nur pauschal von Sport gesprochen, da der Punkt Sport und insbesondere die Insulinanpassung in den ersten Wochen der Erkrankung eine sehr untergeordnete Rolle spielen.
Im weiteren Verlauf der Schulungen werden jedoch individuell und sehr ausführlich nach Bedarf
und der Sportart sowie altersadaptiert Diabetes-Beratungen durchgeführt und dies mit Zuhilfenahme einer kontinuierlichen Glukose-Messung (CGMS) unterstützt. Die Patienten werden dabei in
sehr kurzen Zeitintervallen gesehen, um die erfassten Daten zu besprechen und entsprechende
Therapiekonsequenzen zu ziehen.
In den Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft aus dem Jahr 2008 heißt es „Menschen mit
Diabetes können jegliche Sportart ausüben“. Die Behandlungsstrategie muss dabei dem Patienten
ein möglichst hohes Maß an Sicherheit bieten (HALLE et al. 2008, 5). Gleichzeitig wird aber darauf
hingewiesen, dass muskuläre Ausdaueraktivitäten eine adäquate, individuelle Anpassung von Kohlenhydratzufuhr und Insulindosis an die geänderte Stoffwechsellage vor allem bei Typ 1Diabetikern erfordern und es wird zusätzlich darauf hingewiesen, dass Ausdauersport auch als ein
„Störfaktor“ bei der notwendigen Blutzuckereinstellung sein kann, wenn Insulin-Dosis und Kohlenhydratzufuhr gerade bei Kindern und Jugendlichen mit Typ 1-Diabetes nicht auf sportliche Aktivitäten adäquat abgestimmt werden (HALLE et al. 2010, 173).
Gerade dieses Problemfeld wird in der Literatur sowie in den Schulungskonzepten der Fachkliniken
leider kontrovers und in den meisten Fällen nicht genügend differenziert.
Aufgrund der oben beschriebenen Problematik sollten sowohl die Schulungskonzepte für Eltern
sowie Kinder und Jugendliche als auch die Fachliteratur gerade bezüglich unterschiedlicher körperliche Aktivitäten präzisiert werden. Dazu sollte die Vermittlung sportphysiologischer Grundlagen wie
aerobe und anaerobe Energiebereitstellung sowie der Zusammenhang zwischen Trainingszustand
und Glykogenspeichern gehören, um eine bessere Einschätzung der Blutzuckerreaktion in Bezug
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auf Ausdauer-, Kraft- und Ballsportarten zu ermöglichen und damit unerwünschte Stoffwechselentgleisungen zu vermeiden.
Das Sportprogramm im Rahmen der stationären Rehabilitation sollte sich nach Meinung des Autors
aus pädagogischer Sicht an den Vorlieben und dem körperlichen Zustand der Kinder orientieren.
Die Therapie sollte dann möglichst individuell auf den beabsichtigten Sport eingestellt werden. So
sollen die Kinder und Jugendlichen lernen, bereits vorbeugend und selbstständig erforderliche Anpassungen der Insulindosis und Kohlenhydratmenge vorzunehmen sowie Symptome der Unterzuckerung während sportlicher Aktivitäten rechtzeitig zu erkennen und richtig darauf zu reagieren.
8. Zusammenfassung
Unter Diabetes mellitus werden Erkrankungen zusammengefasst, die durch das Leitsymptom einer
Glucose-Intoleranz gekennzeichnet sind (LAWRENZ 2002, 170). Dabei werden zwei Formen unterschieden: Typ 1-Diabetes, vor allem bei Kindern und Jugendlichen; wobei es sich um einen absoluten Insulinmangel handelt und Typ 2-Diabetes, üblicherweise erst bei Erwachsenen auftretend,
mit einem relativen Insulinmangel sowie einer Insulinresistenz.
In Deutschland sind ca. 22.000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren von Typ 1 Diabetes betroffen (HAGENMEYER 2006, 4). Die chronische Störung des Glukosestoffwechsels verlangt betroffenen Kindern und ihren Eltern eine Umstellung der Lebensführung sowie dauerhafte Disziplin ab
(HÜRTER und LANGE 2004, 223). Für eine gesunde Entwicklung des Kindes sollten jedoch freie
Entfaltungsmöglichkeiten nicht durch die Krankheit beschnitten werden. Regelmäßige sportliche
Aktivitäten sollten für alle Kinder und Jugendlichen zum Alltag gehören. Sport fördert Leistungsfähigkeit und trägt zur seelischen Ausgeglichenheit bei.
Diesbezüglich heißt es in den Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft aus dem Jahr 2008
„Menschen mit Diabetes können jegliche Sportart ausüben“. Die Behandlungsstrategie muss dabei
dem Patienten ein möglichst hohes Maß an Sicherheit bieten (HALLE et al. 2008, 5). Gleichzeitig
wird aber darauf hingewiesen, dass muskuläre Ausdaueraktivitäten eine adäquate, individuelle Anpassung von Kohlenhydratzufuhr und Insulindosis an die geänderte Stoffwechsellage vor allem bei
Typ 1-Diabetikern erfordern und zusätzlich wird darauf hingewiesen, dass Ausdauersport als ein
„Störfaktor“ bei der notwendigen Blutzuckereinstellung bezeichnet werden kann, wenn InsulinDosis und Kohlenhydratzufuhr gerade bei Kindern und Jugendlichen mit Typ 1-Diabetes nicht auf
sportliche Aktivitäten adäquat abgestimmt sind (HALLE et al. 2010, 173). Nach intensiven körperlichen Ausdaueraktivitäten kann der Blutzuckerspiegel noch nach Stunden weiter absinken und sogar zu einer verzögerten nächtlichen Hypoglykämie führen (HÜRTER und LANGE 2001, 223 ff).
Unter bestimmten Bedingungen können aber auch eine Ketoazidose oder eine Hyperglykämie auftreten.
Gerade dieses Problemfeld wird in der Literatur sowie in den Schulungskonzepten der Fachkliniken
pauschal behandelt und in den meisten Fällen nicht genügend differenziert.
Angesicht dessen sollte anhand einer Befragung erhoben werden, inwiefern sich die Eltern sowie
die Kinder und Jugendlichen mit Typ 1-Diabetes zum Thema Sport informiert fühlen und welche
Probleme in Bezug auf das Sporttreiben in der Praxis entstehen.
Die Befragung erfolgte in Form eines Fragebogens mit geschlossenen und zum Teil offenen Fragen, die in Bezug auf die speziellen Fragestellungen zusammen mit dem Betreuer entwickelt und
bei den Patienten der Deutschen Klinik für Diagnostik (DKD) und Dr. Horst-Schmidt-Kliniken (HSK)
eingesetzt wurden. Die speziellen Fragestellungen wurden aus dem Sachstand hergeleitet und
beinhalten folgende Aspekte:
1. Wissensstand der Eltern, Kinder und Jugendlichen zum Umgang mit Diabetes Typ1.
2. Informationsstand der Eltern und Kinder zum Sporttreiben bei Typ 1-Diabetes.
3. Probleme mit der Blutzuckereinstellung für Eltern, Kinder und Jugendliche beim Sporttreiben.
Wenn ja, welche?
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4. Teilnahme an Diabetiker-Schulungen. Wurde dabei über Sport für Diabetiker informiert?
Wenn ja, inwiefern?
5. Wurden bei den Schulungen Empfehlungen zu unterschiedlichen Sportarten gegeben? Wenn ja,
welche?
Die Antworten aus dem Rücklauf von 132/248 (53%) Bögen haben ergeben, dass sowohl die befragten Eltern als auch die Kinder und Jugendlichen der beiden Kliniken sich im Umgang mit Typ 1Diabetes gut informiert fühlen und an den Diabetiker-Schulungen teilgenommen haben, wo Fragen
von Sport bei Typ 1-Diabetes besprochen wurden. Des Weiteren gaben die befragten Personen an,
dass die Symptome wie Unter- und Überzuckerung immer wieder während und nach dem Sport
auftraten. Dabei wurden Bezüge zu den Sportarten wie Fußball, Fahrradfahren und Schwimmen
hergestellt.
Sowohl die durchgeführte Literaturanalyse als auch die Beantwortung der speziellen Fragenstellungen hat gezeigt, dass es Stoffwechselentgleisungen bezüglich sportlicher Aktivitäten bei Kindern
und Jugendlichen mit Typ 1-Diabetes gibt und dass der Sport in der Literatur nur sehr pauschal
empfohlen wird. Dies betrifft sowohl die Auswahl der Sportart, als auch die Stoffwechseleinstellung
hinsichtlich der adäquaten Anpassung der Kohlenhydratzufuhr und der Insulindosierung auf Art,
Dauer und Intensität der körperlichen Aktivitäten.
Diesbezüglich sollten sowohl die Schulungskonzepte für Eltern sowie für Kinder und Jugendliche,
als auch die Fachliteratur gerade in Bezug auf unterschiedliche körperliche Aktivitäten präzisiert
werden. Dazu sollte die Vermittlung sportphysiologischer Grundlagen wie aerobe und anaerobe
Energiebereitstellung als auch der Zusammenhang zwischen Trainingszustand und Glykogenspeichern gehören, um eine bessere Einschätzung der Blutzuckerreaktion auf Ausdauer-, Kraft- und
Ballsportarten zu ermöglichen und damit unerwünschte Stoffwechselentgleisungen zu vermeiden.
Da die Reaktion auf sportliche Aktivitäten jedoch aufgrund der Spezifität der Erkrankung individuell
ist und von Art, Dauer und Intensität der Sportart sowie von Alter, Geschlecht und Trainingszustand
der Kinder abhängt (BACHMANN und ZUMSTEG 2009, 16), sollte ein darauf abgestimmtes, individuelles therapeutisches Vorgehen vertiefend behandelt werden.
Das Sportprogramm im Rahmen der stationären Rehabilitation sollte sich nach Meinung des Autors
aus pädagogischer Sicht an den Vorlieben und dem körperlichen Zustand der Kinder orientieren.
Die Therapie sollte dann möglichst individuell auf den beabsichtigten Sport eingestellt werden. So
sollten die Kinder und Jugendlichen lernen, bereits vorbeugend und selbstständig erforderliche
Anpassungen der Insulindosis und Kohlenhydratmenge vorzunehmen sowie Symptome der Unterzuckerung während sportlicher Aktivitäten rechtzeitig zu erkennen und richtig darauf zu reagieren.
Danksagung
Ich danke
Frau Dr. Becker (Klinik für Kinder und Jugendliche der Horst-Schmidt-Kliniken in Wiesbaden),
dem Leiter des Fachbereichs für Kinder- und Jugendmedizin der Deutschen Klinik für Diagnostik
GmbH, Wiesbaden, Herrn Prof. Dr. D. Weitzel sowie den Mitarbeitern Frau Dr. Tzamouranis und
Herrn H. Müller
für die Unterstützung der Befragung im Rahmen dieser Studie,
sowie Herrn Professor Dr. J. Oepen, Leiter des Viktoria-Stifts Bad Kreuznach mit den Mitarbeitern
M. Drees und B. Hoffart für eine interessante Praktikumszeit, freundliche Unterstützung und Beratung,
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