Standort: Dresden u.a. Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, ZZMK Dresden Direktor und Projektleiter: Prof. Dr. Michael Walter Projekt: Multizentrische, randomisierte Studie zahnärztlich-prothetischer Therapieformen der verkürzten Zahnreihe Teilnehmende Institutionen: Universitätsklinikum Aachen, Charité-Universitätsmedizin Campus Benjamin Franklin Berlin, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Technische Universität Dresden, AlbertLudwig-Universität Freiburg , Justus-Liebig-Universität Gießen, Ernst-Moritz-ArndtUniversität Greifswald, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Universität Leipzig, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Ludwig-MaximiliansUniversität München, Universität Ulm, Bayrische Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Universität Witten-Herdecke, Universität Homburg/Saar, Institut für Med. Informatik und Biomathematik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Für Therapieentscheidungen in der Zahnheilkunde stellt der zu erwartende gesundheitliche Nutzen unter Beachtung von gesundheitsökonomischen Gesichtspunkten den entscheidenden Parameter dar. Die Auswahl einer Therapie wird in der Regel von den Präferenzen des Zahnarztes, als auch der Erwartungshaltung des Patienten bestimmt. Dabei ist es für den Zahnarzt wichtig, sich in der Beratung des Patienten auf valide Daten zu Erfolgswahrscheinlichkeiten und der für den Patienten zu erwartenden Nutzungsdauer stützen zu können. Die Therapieoptionen bei vollständigem Verlust der großen Backenzähne in einem Kiefer reichen von dem Erhalt einer verkürzten Zahnreihe bis hin zu deren vollständigen Wiederherstellung. Daten hoher Evidenzstufen, welche die zahnärztliche Therapieentscheidung in dieser Frage unterstützen können, fehlen bisher. In der multizentrischen Therapiestudie werden zwei Konzepte verglichen. Personen mit vollständigem Verlust der großen Backenzähne in einem Kiefer bilden die Grundgesamtheit. Als Therapiekonzepte werden die Wiederherstellung einer vollständigen Bezahnung mit einer abnehmbaren Prothese (Abb. 1) und alternativ die Erhaltung oder Herstellung einer verkürzten Zahnreihe bis einschließlich der kleinen Backenzähne ohne abnehmbare Prothese (Abb.2) einander gegenübergestellt. Dabei handelt es sich um eine der größten in der Bundesrepublik durchgeführten randomisierten Therapiestudien der zahnärztlichen Prothetik. Das Maß für den gesundheitlichen Nutzen der Therapiekonzepte ist das Auftreten weiteren Zahnverlustes, der als Hauptzielgröße definiert wurde. Nebenzielgrößen sind unter anderem die Patientenzufriedenheit, die Zahngesundheit, das Auftreten von Schmerzen sowie die Notwendigkeit einer prothetischen Neuversorgung im Beobachtungszeitraum. Die Pilotstudie mit 32 teilnehmenden Patienten konnte 2007 abgeschlossen werden. Insgesamt 215 Patienten wurden im Rahmen der Hauptstudie randomisiert, deren 5 Jahres-Nachuntersuchungen im Dezember 2010 abgeschlossen sein werden. Erste Veröffentlichungen zum Studiendesign sowie zu ausgewählten Aspekten der Hauptstudie sind bereits erfolgt. Die Hauptzielgröße weiterer auftretender Zahnverlust wurde sowohl nur für den studienkonform versorgten Kiefer, als auch für das gesamte Gebiss bewertet. Nach Auswertung der der Daten nach Ablauf von drei Jahren traten dabei in beiden Therapiearmen keine signifikanten Unterschiede auf, obgleich im Rahmen der Wiederherstellung der verkürzten Zahnreihe neun und im Rahmen des abnehmbaren Zahnersatzes dreizehn weitere Zähne im Studienkiefer verloren gingen. Die Wahrscheinlichkeit, nach der Versorgung mit beiden Arten von Zahnersatz weiteren Zahnverlust zu erleiden, ist damit bisher in beiden Gruppen in etwa gleich. (Abb.3) Die Patientenzufriedenheit, die mittels eines Fragebogens (OHIP) ermittelt wurde, stieg im ersten Jahr nach der Neuversorgung in beiden Therapiegruppen an. Der Anstieg war nach der Versorgung mit herausnehmbarem Zahnersatz ausgeprägter, jedoch nicht signifikant unterschiedlich zum festsitzendem Zahnersatz. Ein weiterer Anstieg erfolgte bis zum Zeitraum von drei Jahren jedoch nicht. Die Auswertung der weiteren Zielgrößen wird nach Abschluss der Hauptstudie erfolgen. Die demographischen Entwicklung der Bevölkerung mit einer deutlichen Zunahme von multimorbiden Patienten in höherem Lebensalter mit einer auf Grund des Erfolges von prophylaktischen Maßnahmen deutlich höheren Anzahl von eigenen Zähnen lässt die Frage nach der Versorgung eines solchen Restgebisses aktueller denn je erscheinen. Die Ergebnisse der Studie werden die Neubewertung von therapeutischen Dogmen der Zahnheilkunde sowohl unter dem Gesichtspunkt der Patientenzufriedenheit als auch dem zu erwartenden gesundheitlichen Nutzen für den Patienten ermöglichen. Laufzeit 10/2000-31.12.2010 Projekt Nummern DFG WA 831/2-1, DFG WA 831/2-2, DFG WA 831/2-3, DFG WA 831/2-4, DFG WA 831/2-5, DFG WA 831/2-6 Veröffentlichungen der Studiengruppe „Verkürzte Zahnreihe“ 1. M. Walter, K. Böning, F. Butz, W. Hannak, M. Kern, W. Köpcke, R.G. Luthardt, B. Marré, T. Mundt, P. Pospiech, T. H. Reiber, W. Reinhardt, E.-J. Richter, M. Schädler, R. M. Severin, B. Wöstmann: The randomised multicenter study of prosthetic treatment options of the shortened dental arch. Public health research and practice: Report of the public health research association Saxony, 2000-2001,Volume III:289-302 2. S. Wolfart, G. Heydecke, R. G. Luthardt, B. Marré, W., B. Freesmeyer, H. Stark, B. Wöstmann, T. Mundt, P. Pospiech, F. Jahn, I. Gitt, M. Schädler, H. Aggstaller, F. Talebpur, E. Busche & M. Bell. Effects of prosthetic treatment for shortened dental arches on oral health-related quality of life, self-reports of pain and jaw disability: results from the pilotphase of a randomized multicentre trial. Journal of oral rehabilitation 2005,32:815-822 3. Ludwig A, Heydecke G, Aggstaller H, Böning K, Busche E, Ebenhöh J, Eschbach S, Gerds T, Gitt I, Hannak W, Lazarek K, Luthardt RG, Marré B, Müller F, Pospiech P, Reinhardt W, Schädler M, Stark H, Tauche G, Wöstmann B, Walter M. Einfluss unterschiedlicher prothetischer Versorgungskonzepte der verkürzten Zahnreihe auf die Zielkriterien Karies, Vitalität und Zahnverlust. 3-Jahres-Ergebnisse der Pilotphase einer multizentrischen Studie. Dtsch Zahnärztl Z. 2006 Dec;61(12):650-661 4. Walter MH, Weber A, Marré B, Gassmann G, Gernet W, Hannak WB Jr, Boening KW, Hartmann S, Gitt I, Heydecke G, Klein V, Ludwig A, Mundt T, Werner D, Woestmann B, Pospiech PR, Reinhardt W, Gerss J, Kern M, Luthardt RG: The German shortened dental arch study: three year results. J Dent Res 2009; 88 (Spec Iss A): Abstract # 1717 (www.dentalresearch.org). 5. Luthardt RG, Marre B, Heinecke A , Gerss J ,Aggstaller H, Busche E, Dressler P , Gitt I, Hannak W , Hartmann S, Heydecke G, Jahn F , Kern M, Mundt T , Pospiech P, Stark H, Wöstmann B , Walter MH The randomized shortened dental arch study (RaSDA): design and protocol Trials 2010, 11:15 ; (http://www.trialsjournal.com/content/11/1/15) 6. Walter MH, Weber A, Marré B, Gitt I, Gerß J, Hannak W, Hartmann S, Heydecke G, Huppertz J, Jahn F, Ludwig A, Mundt T, Kern M, Klein V, Pospiech P, Stumbaum M, Wolfart S, Wöstmann B, Busche E, Böning K, Luthardt RG: The randomized shortened dental arch study: tooth loss. J Dent Res 89(8):818-822, 2010 (appendix at http://jdr.sagepub.com/supplemental) Abbildungen Abb. 1 Versorgung mit einer Geschiebearbeit zum Ersatz der Molaren Abb. 2 Versorgung mit festsitzendem Zahnersatz zur Wiederherstellung einer verkürzten Zahnreihe Abb. 3 Kumulative Wahrscheinlichkeit des weiteren Zahnverlustes im Studienkiefer nach Ablauf von drei Jahren.