Alzheimer und Co: Fortschritte in der Früherkennung

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Ausgabe | 28
24. Juli 2015
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Wissenschaft
Alzheimer und Co: Fortschritte in der Früherkennung
Chemiehersteller würden von der Zulassung von giftigen US-Chemikalien in Europa im Zuge des Freihandelsabkommens profitieren
I
n Deutschland waren im vergangenen
Jahr 1,5 Millionen Menschen von Demenz
betroffen. Angesichts unserer alternden
Gesellschaft, wie sie auch in Österreich, der
Schweiz und beispielsweise Japan allgegenwärtig ist, wird sich die Zahl der Demenzerkrankungen in den kommenden Jahren
noch erhöhen. So ist davon auszugehen,
„dass die Zahl der Demenzkranken bis zum
Jahr 2050 auf rund 3 Millionen steigen wird,
sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt“, heißt es von Seiten der Deutschen
Alzheimer Gesellschaft e.V.
Doch neben der Verbesserung von The-
Spezielle Nanopore-Sequenzer analysieren den
Speichel bei Kontakt. Die DNA wird bei Kontakt in
ein digitales Signal dekodiert, um sie danach mit
bestimmten Markern für Krankheiten abgleichen
zu können.
Foto: Screenshot: Oxford Nanopore
rapien und Entwicklung von neuen Therapieansätzen wird auch die Früherkennung
immer größere Bedeutung erlangen. Bereits
jetzt gibt es zahlreiche Forschungen, die sich
genau damit befassen. So beispielsweise auch
ein Unternehmen namens Oxford Nanopore.
Die Forscher arbeiten hier an kleinen Mikrochips, die beispielsweise in Zahnbürsten
eingesetzt werden und die DNA im Speichel
sequenzieren sollen.
Spezielle Nanopore-Sequenzer analysieren den Speichel bei Kontakt. Die DNA wird
bei Kontakt in ein digitales Signal dekodiert,
um sie danach mit bestimmten Markern
Analyse
Rückenleiden: Oft keine adäquate Therapie in Krankenhäusern
„Ich hab Rücken“, hört man die Deutschen immer öfter sagen. Rückenschmerzen treten zunehmend häufiger auf. Allein
in den Krankenhäusern ist die Zahl der
Patienten mit Rückenschmerzen zwischen
2006 und 2014 von 282.000 auf 415.000
gestiegen, wie der Krankenhausreport der
Barmer GEK zeigt. Die Zahl der Patienten
mit lumbalen Rückenschmerzen – also im
Lendenbereich – stieg sogar um 50,2 Prozent. Angesichts der 68 Milliarden Euro,
die die Gesetzliche Krankenversicherung
(GKV) im vergangenen Jahr ausgegeben
hat, ist diese Entwicklung von erheblicher
Bedeutung.
Zumal nur etwa ein Drittel der Patienten mit Rückenschmerzen mit der
Schmerzbehandlung im Krankenhaus
zufrieden sind. „Das ist die niedrigste je
gemessene Ergebniszufriedenheit bei
den im Rahmen des Krankenhausreports
durchgeführten Patientenbefragungen“,
heißt es in dem Report. Bei ihrem Aufenthalt im Krankenhaus werden etwa 30
Prozent der Patienten an der Wirbelsäule
operiert bzw. erhalten eine interventionelle Schmerztherapie. Nur in fünf Prozent
der Fälle kommt es zu einer multimodalen Schmerztherapie. Und bei gut einem
Drittel erfolgt weder eine Operation noch
eine Schmerztherapie.
Das Volksleiden Rückenschmerzen ist
nicht nur individuell ein Problem, es belastet auch das deutsche Gesundheitssystem
und hat Rückwirkungen auf die Wirtschaft.
„Von 100 Erwerbspersonen, die aufgrund
von lumbalen Rückenschmerzen in 2013
im Krankenhaus gewesen sind, war im
Jahr vor diesem Indexaufenthalt knapp
die Hälfte (49,6 %) arbeitsunfähig wegen
Rückenleiden, es entstanden im Durchschnitt 22,4 Arbeitsunfähigkeitstage.“
Baden-Württemberg ist das Land mit der
niedrigsten Anzahl an Krankenhausfällen
und -tagen je 1.000 Versichertenjahre
(187,2 Krankenhausfälle und 1.461,6 Krankenhaustage), gefolgt von Berlin, Bremen
und Hamburg.
Die Erfolge der im Krankenhaus ergriffenen Maßnahmen sind jedoch nicht
zufriedenstellend: nur ein Drittel der
Patienten ist eineinhalb Jahre nach dem
Krankenhausaufenthalt schmerzfrei.
Bei den Personen mit interventioneller
Schmerztherapie sind es immerhin etwas
mehr als 48 Prozent. Außerdem ist nur
jede zweite operierte Person und nur jeder
vierte mit (multimodaler oder interventi-
oneller) Schmerztherapie behandelte Patient uneingeschränkt mit dem Ergebnis
der Krankenhausbehandlung zufrieden.
Tatsächlich gibt es aber auch viele
Patienten, die während ihres Krankenhausaufenthalts weder eine Operation
noch eine Schmerztherapie erfahren.
„Nach den Abrechnungsdaten zu urteilen wird bei diesen Patienten keine einheitliche Strategie verfolgt. Prozeduren,
die auf eine Therapie hinweisen, sind
selten dokumentiert.“ Diese Gruppe der
Patienten hat mit 19,2 Prozent die geringste Zufriedenheit hinsichtlich ihres
Krankenhausaufenthaltes. Besonders hier
stellt sich noch einmal die Frage, inwiefern
ein Krankenhausaufenthalt sinnvoll ist
und ob nicht die ambulante Versorgung
gewählt und auch vom Staat gefördert
werden sollte.
Etwa 1,25 Milliarden Euro werden
jedes Jahr von den gesetzlichen Krankenversicherungen für die stationäre
Versorgung von Patienten mit lumbalen Rückenschmerzen gezahlt. Ganz zu
schweigen von den Folgekosten aufgrund
von Tagen der Arbeitsunfähigkeit und
auch Frühverrentungen in Höhe von etwa
sieben Milliarden Euro.
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Der Schwamm in Form einer Pille geht in der Speiseröhre auf, nimmt dort Zellen auf und kann mittels eines Fadens wieder herausgezogen werden. Krebs soll
damit früh erkannt werden können.
Foto: Screenshot Youtube: Cambridge University
für Krankheiten abgleichen zu können. Clive
Brown, CTO von Oxford Nanopore, rechnet
damit, mit dieser Technologie Krankheiten
wie Alzheimer und Krebs sehr früh erkennen
zu können, so die britische Tageszeitung
The Times.
Eine ähnliche Technologie machen sich
auch Wissenschaftler der ETH Zürich zunutze.
Sie wiesen zunächst nach, dass der Atem eines
Menschen wie ein Fingerabdruck ist. Diese
Erkenntnis und die neue Technologie um
Mikrosensoren ermöglichten es zukünftig,
„mit hochpräzisen Analysemethoden in der
ausgeatmeten Luft von Patienten Krankheiten
zu diagnostizieren“, so die Forscher.
„Unser Ziel ist, die Atemanalyse dereinst
auf dieselbe Ebene zu bringen wie die etablierten Blut- und Urin-Untersuchungen“, sagt Malcolm Kohler, Professor am Universitätsspital
Zürich, der an der Forschungsarbeit beteiligt
war. Regelmäßige Atemproben würden sich
beispielsweise auch als Frühwarnsystem für
gesunde Personen mit einem bekannten
Krankheitsrisiko eignen. „Oder man könnte
damit den Fortschritt und die Nebenwirkungen einer Therapie überwachen.“
Beim aktuellen Wettbewerb Google
Science Fair 2015 kam in diesem Jahr auch
ein 15-Jähriger unter die Finalisten. Krtin
Nithyanandam aus Großbritannien hat ein
Verfahren entwickelt, mit dem man schon vor
Auftreten erster Symptome einer AlzheimerKrankheit diagnostizieren können soll. Bei
seinem Verfahren dreht sich alles um eine
molekulare Sonde. Diese soll in der Lage
sein, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Mit ihr könnte man Plaques im Gehirn
feststellen – ein deutliches Zeichen für den
Beginn einer Erkrankung an Alzheimer. Sein
Verfahren fokussiere sich auf pathophysiologische Veränderungen, von denen einige
schon zehn Jahre vor den offensichtlichen
Demenz-Symptomen auftreten würden,
sagte Nithyanandam der Tageszeitung The
Telegraph.
Er selbst bezeichnet die Sonde als „trojanisches Pferd“. Mit ihr könne man auch die
Erkrankung sichtbar machen, ohne einen zu
großen Eingriff vornehmen zu müssen. Eine
mögliche Verwendung der Sonde zur Heilung
wäre ebenfalls denkbar. Um die tatsächliche
Tragweite dieser Idee zu beurteilen, bedarf
es jedoch noch einiger weiterer Untersuchungen.
Etwas anders hingegen geht die Professorin Rebecca Fitzgerald von der University
of Cambridge in Sachen Früherkennung vor.
Sie hat einen cytogenen Schwamm in Form
einer Pille entwickelt. Dieser Schwamm ist
an einem Faden befestigt und soll geschluckt
werden, um aus der Speiseröhre Zellen zu
bergen. Fitzgerald hat ihre Pille bereits an
mehr als 2.000 Patienten zur Früherkennung
von Krebs getestet.
Mit dem Schwamm können ohne Eingriff bis zu eine halbe Million Zellen aus der
Speiseröhre entnommen werden. Nach ein
paar Minuten in der Speiseröhre löst sich
die Schutzschicht des Schwammes auf, so
dass sich dieser entblättern kann. An dem
Bindfaden wird der Schwamm dann wieder
herausgezogen. Der Vorteil: Die meisten
konventionellen Biopsien erfordern Fachpersonal und müssen auf gut Glück einen
aussagekräftigen Gewebeausschnitt finden
und ausschneiden. Der Schwamm in Form
einer Pille ist effektiver und benötigt keinen
medizinischen Eingriff.
Forschung
Winziges Implantat soll Hirnkrankheiten behandeln
Forscher haben ein Implantat entwickelt, das zur Heilung von Hirnkrankheiten eingesetzt werden könnte
D
ie Blut-Hirn-Schranke ist eine wichtige Funktion zum Schutz des
menschlichen Gehirns. Gleichzeitig erschwert sie jedoch die frühzeitige Erkennung von Gehirnerkrankungen wie
Demenz und auch die Behandlung von
Erkrankungen des Gehirns. Ein neues
winziges Implantat soll hier nun Abhilfe
schaffen. Forscher der Washington University of Medicine haben ein Implantat
entwickelt, das nicht einmal so dick wie
eine Haarsträhne ist.
Das Implantat selbst besteht aus vier
kleinen Kammern, die mit einem ent-
sprechenden Medikament befüllt werden
können. Das Implantat wird dann ins Gehirn verpflanzt. Aufgrund der geringen
Größe und des weichen Materials löst das
Implantat den Wissenschaftlern zufolge
keine Entzündungen im Gehirn aus. Eine
Schädigung des Hirngewebes soll ebenfalls
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verhindert werden können.
Platziert im Gehirn des Patienten besteht zwischen dem Implantat und der
Außenwelt eine drahtlose Verbindung.
Wird von außen ein entsprechendes Signal
gesendet, beginnen mikroskopisch kleine
Pumpen am Implantat, das entsprechende
Medikament in das Gewebe zu pumpen.
Damit könnten die Ärzte Kopfschmerzen, Depressionen, Epilepsie und andere
neurologische Erkrankungen behandeln.
Grundlage für die Entwicklung ist
die vorangegangene Forschung in der
Optogenetik. Hierbei entwickelten die
Wissenschaftler Zellen, die auf optische
Reize wie Licht reagieren. Dabei gelang es
Das Implantat ermöglicht einen viel genaueren
Einsatz von Medikamenten im Gehirn
Foto: Flickr/Allan Ajifo/CCby2.0
ihnen beispielsweise, Dopamin produzierende Zellen so zu verändern, dass sie nach
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Erscheinen eines Lichtsignals tatsächlich
Dopamin freisetzten. Ähnliches wollen die
Forscher nun mit dem Implantat erreichen.
Dann würde nämlich ein Lichtsignal ausreichen, um die im Implantat verwahrten
Medikamente freizusetzen, sagt Michael R.
Bruchas, Co-Leiter der Forschungsgruppe.
Therapien könnten so viel gezielter und
mit weniger Nebenwirkungen zum Einsatz
kommen. „Jetzt können wir ein Medikament
buchstäblich per Knopfdruck liefern“, so
Jordan G. McCall. In einer Studie hatten die
Wissenschaftler das winzige Implantat an
Mäusen getestet. Über dieses wurde in den
Gehirnen der Mäuse ein neurostimulatives
Medikament freigesetzt.
Forschung
Handy-App erkennt Depressionen
Eine neue App nutzt dafür GPS-Daten und die Nutzungszeiten
D
epression ist eine ernst zu nehmende Erkrankung. Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr 4,9 Millionen
Menschen an einer „behandlungsbedürftigen, unipolaren Depression“, so
die Deutsche Depressionshilfe. Der hohe
Leidensdruck und der Rückzug aus dem
sozialen Umfeld können nicht selten zu
Suizidgedanken und auch Suiziden führen. Nicht selten suchen an Depression
Erkrankte gar keinen Arzt auf oder begeben sich jahrelang in Therapie, ohne dass
der Arzt ihnen helfen kann.
Umso wichtiger ist die Forschung im
Bereich der Therapie und bei der rechtzeitigen Erkennung von depressiven Phasen,
um entsprechend Vorsorge treffen zu können. Ein Forscherteam der Northwestern
University in Chicago hat nun eine App
entwickelt, die genau dabei helfen könnte.
Neben Apps zur sportlichen Betätigung
oder Anwendungen, die vor zu hoher Strahlung warnen, gibt es auch bereits Apps, die
sich mit dem Thema Depression befasst
haben. Allerdings wurde in diesem Fall
meist auf eine regelmäßige und zeitintensive Befragung gesetzt.
Die App der Chicagoer Wissenschaftler benötigt dafür die GPS-Daten und die
Nutzungszeiten des Handybesitzers. Für
die Studie wurden 40 Erwachsene damit
beauftragt, ein Handy mit der App (Purple
Robot) zwei Wochen zu nutzen. Zu Beginn
der Studie unterzogen sich die Probanden 68 Minuten und damit deutlich länger.
einem psychologischen Standardtest, in
Die von der App gesammelten und
dem ermittelt wurde, ob sie Anzeichen analysierten Daten „zeigten Verhaltensfür eine schwere bis mittlere Depression muster, die stark mit der Schwere der
aufweisen – die Hälfte der Teilnehmer depressiven Symptome zusammenhänhatte tatsächlich eine Depression dieser gen“, so die Wissenschaftler. Die Forscher
Art. Unabhängig davon analysierten die gehen demnach auch davon aus, dass
Wissenschaftler
zwei Wochen lang
die entsprechenden Daten von 28
der Probanden.
So wurde bei spielsweise alle
fünf Minuten
die Position der
Probanden über
den GPS-Sensor
übermittelt.
Tatsächlich
konnten die
Wissenschaftler
anhand der analysierten Daten
Arbeitsunfähigkeitstage und Arbeitsunfähigkeitsfälle pro 100 Versichertenjahre aufgrund psychischer Erkrankungen
Grafik: DAK
mit einer Trefferwahrscheinlichkeit
von 87 Prozent die
an Depression leidenden Teilnehmer er- Depressive mehr Zeit mit Spielen und
kennen, da es deutliche Unterschiede in Surfen verbringen als mit Telefonieren.
der Handynutzung und bei den GPS-Daten Sie lenken sich damit von unangenehmen
gab. Die gesunden Teilnehmer nutzten ihr Gedanken ab, ein Vermeidungsverhalten.
Handy durchschnittlich 17 Minuten pro Zudem wurde deutlich, dass die depresTag, die depressiven Probanden im Schnitt siven Teilnehmer mehr Zeit an ein und
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demselben Ort verbrachten – überwiegend
zuhause. Die Wissenschaftler wollen die
entwickelte App, wenn sie ausgereift ist,
entsprechend nutzen, um Menschen wie
ein Frühwarnsystem vor einem neuen
depressiven Schub zu warnen.
Wie wichtig solche Entwicklungen sind,
wird auch noch einmal vor dem Hintergrund des DAK-Gesundheitsreports 2015
deutlich. 2014 ist die Zahl der Fehltage in
Deutschland aufgrund psychischer Erkrankungen weiter angestiegen: auf 11,5
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Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Die
häufigste Einzeldiagnose bei den Fehltagen
aufgrund psychischer Erkrankungen war
dabei „depressive Episode/Rezidivierende
depressive Störung“. Bei Frauen wurden
mehr Fehltage festgestellt als bei Männern.
Gesellschaft
Bio-Hacking: Entwickler setzen auf Mikrochips im Körper
Nur ein ganz kleiner Eingriff und die Garagentür oder die gesicherte Tür zum Büro können sich wie von selbst öffnen
Antwort der Software-Entwickler auf die Frage: Geht Bio-Hacking Ihrer Meinung nach zu weit, wenn es
nur darum geht, das Leben einfacher oder aufregender zu machen?
Grafik: Developer Week
B
argeldloses Zahlen, Login via Fingerbzw. Gehirnabdruck, Medikamente
ausschüttende Mikro-Implantate – die
technologischen Entwicklungen haben
in den vergangenen zehn Jahren eine
immense Dynamik entwickelt. Ein neuer
Trend ist das so genannte Bio-Hacking.
Dabei wird ein Mikrochip direkt unter
der menschlichen Haut implantiert, um
bestimmte Funktionen zu erfüllen oder
um für medizinische Zwecke eingesetzt
zu werden. Im April geriet der ehemalige US-Marinesoldat Seth Wahle in die
Medien. Er hatte sich einen NFC-Chip
zwischen Daumen und Zeigefinger implantieren lassen. Damit könne er unter
anderem Android-Smartphones hacken,
so das Forbes Magazine.
Die deutschen Software-Entwickler
sehen diese Entwicklung grundsätzlich
positiv, wie eine aktuelle Umfrage der
Die Mehrheit der Software-Entwickler
würde sich selbst keinen Chip implantieren
lassen (60 Prozent), ein Drittel vielleicht
schon. Falls sie sich dennoch fürs BioHacking entschieden, dann würden 83
Prozent der Befragten dies nur zu medizinischen Zwecken, wie dem Messen
von Körperfunktionen oder der Gabe von
Medikamenten, tun. Aus Sicherheitsgründen wie etwa zum Entsperren von Handys
oder als digitaler Fingerabdruck würden
lediglich vier Prozent auf Bio-Hacking
setzen. Und nur etwa jeder Zehnte würde
Mikrochips unter der Haut tragen, „um
mir das Leben zu erleichtern“: für digitale
Einkaufslisten, als Türöffner etc.
Wie zukunftsträchtig Bio-Hacking aber
letztlich sein wird, darüber sind sich die
Software-Entwickler überhaupt nicht einig.
36 Prozent glauben, das Einsetzen von Mikrochips werde eine Randerscheinung bleiben. Und während ein Drittel tatsächlich
glaubt, Bio-Hacking habe einen Mehrwert
und werde irgendwann Normalität sein,
sagt ein anderes Drittel, dass der deutsche
Gesetzgeber einer solchen Entwicklung
viel eher entgegentreten werde.
Developer Week zeigt. Für 56 Prozent ist
Bio-Hacking legitim, solange die Implantierung auf Grundlage einer freien Entscheidung erfolgt ist. Sie darf also nicht
erzwungen werden, um beispielsweise
eine Aufnahme in der
Krankenkasse zu ermöglichen. Weitere 42
Prozent der SoftwareEntwickler sagen zudem, dass Bio-Hacking
einfach aus Lust an der
Freude seine Berechtigung habe. Geht es
jedoch um den eigenen
Körper, sind die Software-Entwickler etwas
skeptischer, obwohl
man ihnen sicherlich
Heutzutage werden die Chips immer kleiner. Und je kleiner sie werden,
eine Technikaffinität
umso mehr entfernen sie sich von ihrem ursprünglichen Einsatzort, dem
Computer.
Foto: Flickr/Wonderlane/CC by 2.0
nachsagen kann.
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Medizin
Die ältesten Zahnärzte der Welt
In Norditalien wurde in einem 14.000 Jahre alten Skelett ein Zahn vorgefunden, der bearbeitet wurde
K
aries ist eines der größten Zahnprobleme der modernen Menschheitsgeschichte – eine der häufigsten Zahnerkrankungen auf der Welt. Doch auch schon
vor tausenden Jahren wurden von Karies
betroffene Zähne behandelt, wie zahlreiche Funde belegen. Die ältesten Beweise
für Zahnmedizin stammten bisher aus der
Jungsteinzeit, was der Wissenschaft zufolge wahrscheinlich auf die Zunahme an
kohlenhydratreicherer
Nahrungszufuhr
den 1988 in der Felshöhle Riparo Villabruna
gefunden. Untersucht wird das Skelett von
Wissenschaftlern der Universität Senckenberg und der Universitäten Bologna und
Ferrara. Das internationale Forscherteam
untersuchte den Zahn mit verschiedenen
Methoden.
„Aufnahmen mit dem Rasterelektronenmikroskop (REM), Profilanalysen der Spuren
und der Vergleich mit den rekonstruierten
Kaubewegungen zeigen uns, dass im ZahnDie Rasterelektronenmikroskop (REM) Aufnahme
zeigt Rillen im kariösen Zahnloch die vermutlich
von steinzeitlichen Klingen stammen.
Foto: G. Oxilia
schabenden oder hebelnden Behandlung
von schadhaften Zähnen, bevor die Methode
des Bohrens entwickelt wurde, die wir heute
in der modernen Zahnmedizin kennen“,
fügt Marco Peresani von der Universität
Ferrara hinzu.
Loch im rechten unteren dritten Backenzahn (Weißheitszahn) des Spätpaläolithischen Individuums aus
Villabruna.
Foto: S. Benazzi
zurückzuführen ist. Entsprechend sollen
schon vor etwa 9.000 Jahren derartige
Zähne aufgebohrt und der Hohlraum im
Anschluss daran gefüllt worden sein, heißt
es in einem Beitrag des Wissensmagazins
Nature.
Ein Fund in Rom zeigt nun jedoch, dass
Zahnbehandlungen schon viel früher stattgefunden haben. In Norditalien fand man
das Skelett eines 25-Jährigen, das ein Loch
in einem Zahn aufwies. Der Zahn wurde
den Wissenschaftlern zufolge eindeutig mit
einer kleinen spitzen Steinklinge bearbeitet.
Bei der Probe aus dem Jungpaläolithikum
handele es sich „augenscheinlich um eine
Karies-Manipulation“, so die Forscher.
Die nun genauer untersuchten Überreste
des Skeletts sind 14.000 Jahre alt und wur-
loch mit Gegenständen manipuliert wurde“,
sagt Ottmar Kullmer und führt aus: „Die
experimentellen Tests legen es nahe, dass
die Rillen von sogenannten Mikrolithen, sehr
kleinen steinzeitlichen Klingen oder Spitzen
von bis zu 3 cm Länge, verursacht wurden.“
Der Fund lasse darauf schließen, dass
Menschen schon in der Altsteinzeit wussten,
dass von Karies befallene Zähne behandelt
werden müssen, indem infiziertes Gewebe entfernt und Löcher im Zahn gereinigt
werden, so Stefano Benazzi, Hauptautor der
Studie von der Universität Bologna. „Das
Entfernen von Essensresten mit Hilfe von
zahnstocher-ähnlichen Werkzeugen z. B.
aus Holz ist schon von Beginn der Gattung
Homo an dokumentiert. Anscheinend wurde
diese Gewohnheit weiterentwickelt zu einer
Der Backenzahn gehört zu dem 14.000 Jahre alten Skelett, das 1988 in der Felshöhle von Riparo
Villabruna in Norditalien gefunden wurde.
Foto: A. Broglio
Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Chefredakteurin:
Jennifer Bendele. Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform
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