Quelle: 978-3-623-29430-8 FUNDAMENTE Kursthemen Industrie und Dienstleistungen, Schülerbuch, Oberstufe, S. 36 Produkte durchlaufen einen Lebenszyklus, in dem allgemein vier Phasen unterschieden werden, in denen jeweils die Relation zwischen den Kosten für das Produkt (Entwicklung, Herstellung, Vermarktung, Vertrieb) und den Erlösen erheblich differiert. So beginnt der Produktzyklus in aller Regel mit einer Verlustphase, da am Anfang eine kostenintensive Forschungs- und Entwicklungszeit steht, geprägt von Innovationen und Investitionen. Hinzu kommt, dass man mit kleineren Produktionsmengen beginnt, weil das Produkt sich nach einer ebenfalls kapitalaufwändigen Marketingkampagne erst einmal auf dem Markt etablieren und behaupten muss. Die folgenden Gewinnphasen werden am Ende wieder durch eine Verlustphase abgelöst, wenn das Produkt sich schließlich überlebt hat. Da Betriebe aber grundsätzlich erlös- und gewinnorientiert sind, verlangt diese Gesetzmäßigkeit vom produzierenden Unternehmen Reaktionen: Dies kann die Ablösung eines Produkts durch ein neues sein (das dem gewandelten Zeitgeist entsprechend neu gestaltet oder / und innovativ verbessert wurde) oder auch die komplette Verlagerung des Herstellungsstandorts. Letzteres macht deutlich, dass also auch die Anforderungen an den Standort einem Wandel unterworfen sein können. Lange Zeit erfolgte die Fertigung von Produkten in den Phasen I bis III in den Industrieländern. Erst in der Schrumpfungsphase, unter dem Druck, die Produktionskosten zu senken, wurde z. B. in Länder der so genannten Dritten Welt oder in Transformationsstaaten verlagert, weil dort vor allem die Lohnkosten erheblich günstiger sind. Bemerkenswerte Beispiele hierfür liefern die Textil- und Bekleidungsindustrie, die Sportartikelherstellung oder die Produktion von Halbleitern und Chips, wobei für Letztere allerdings eine teilweise Zurücknahme dieser Entwicklung zu beobachten ist (das modernste Halbleiterwerk steht gegenwärtig in Dresden/Sachsen). Heute hängt der Fertigungsstandort im Wesentlichen vom Produkt ab. Hochwertige Waren oder Komponenten vertragen eher hohe Lohnkosten und damit z. B. den Standort in den Industrieländern, niedrigwertigere Produkte dagegen gehen nach der Entwicklung mit ihrer Fertigung eher in Niedriglohnräume. Zwei Beispiele verdeutlichen dies: Die Automobilendproduktion konzentriert sich immer noch auf wenige Industrie- bzw. Innovationsstaaten; jeder zweite Fußball auf der Welt wird dagegen in Pakistan gefertigt. Produktzyklus nach Ländern/Regionen Nettoimporte Nettoexporte Produktzyklen Land (Region) der Innovation weniger entwickelte Länder (Regionen) t entwickelte Länder (Regionen) nach Ludwig Schätzl: Wirtschaftsgeographie 1. Paderborn: Schöningh 1988, S. 198, 199