Die Schlacht von Kadesch 1274 v. Chr., Geschichte

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Geschichte
Stefan Rudolf
Die Schlacht von Kadesch 1274 v. Chr.
Essay
Ein Essay zur Schlacht bei Kadesch
25 km südwestlich der heutigen Stadt Homs in Syrien liegt einer der Orte, der im Altertum
Weltgeschichte schrieb. Er wurde zum Kristallisationspunkt des Ringens zweier Völker um
die Hegemonie im Vorderen Orient, gemeint ist Kadesch (heute: Tell Nebi Mend), das zum
Schauplatz einer blutigen Auseinandersetzung zwischen dem ägyptischen und hethitischen
Großreich wurde. Die beiden Hauptakteure dieses Kampfes waren der ägyptische Pharao
Ramses II. und der hethitische Großkönig Muwatalli II., die jeweils versuchten ihre Macht auf
Kosten des Gegners auszudehnen und somit die Herrschaft über ganz Syrien zu erringen.
Kadesch und seine Umgebung fungierte als Pufferzone zwischen den beiden Machtblöcken
und übernahm die Funktion eines Gleichgewichts der Großmächte. Da dieses nun in Frage
gestellt wurde, wurde die Festung Kadesch zu einem Brennpunkt der beiden Kulturen. Ihr
Besitz sicherte die Einflusssphäre ihres Beherrschers, sodass der Zusammenprall der beiden
Völkerschaften an eben dieser Stelle kaum verwundert. Die zukünftigen Beziehungen
zwischen den Hethitern und Ägyptern waren abhängig vom Ergebnis dieser Konfrontation,
wer würde sich durchsetzen?
Die Beziehungen zwischen den beiden Zivilisationen waren keineswegs permanent durch
Konflikte geprägt gewesen. Schon unter Thutmosis IV. (Echnaton) bestanden gute
diplomatische Verhältnisse, was durch die Amarna-Briefe belegt ist. Erst als ein fast
gleichzeitiger Thronwechsel beiden Reichen erfolgte, verschlechterte sich das Verhältnis.
Sethos I. (1290-1279) folgte seinem Vater Ramses I. (1292-1290) auf den Pharaonenthron,
wobei Muwatalli II. (1290-1272) im Hethiterreich der Nachfolger von Mursili II. (1338-1290)
wurde. Dieser verlegte die hethitische Hauptstadt nach Süden, in das neugegründete Land
Tarhuntassa, wahrscheinlich zwischen Antalya und Erdemli befindlich, um sich besser vor
den Kaskäern zu schützen und im syrischen Gebiet agieren zu können. Das Hethiterreich
führte nun eine Expansion seiner Einflußsphäre herbei, welche durch Feldzüge in den
syrischen Raum hinein gekennzeichnet war und als Ergebnis die Einnahme des
Vasallenstaates Amurru und der Festungsstadt Kadesch hervorbrachte.
Diese Festung war für sich allein genommen kein entscheidender Machtfaktor, jedoch gelang
es ihren Herrschern mehrmals, das Machtgleichgewicht in Syrien zu stören. Geografisch
gesehen liegt die Stadt am Nordrand des Libanon, von wo aus das Mittelmeer bequem
erreichbar ist und sich die Wege von Damaskus nach Aleppo und vom Meer nach Palmyra
und Mesopotamien kreuzen.
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Eine Reaktion seitens der Ägypter ließ nicht lange auf sich warten. Sethos I. mobilisierte ein
großes Heer und gewann die Oberherrschaft über Kadesch. Jedoch geriet die Stadt nach
seinem Rückzug erneut unter den hethitischen Einfluss. Die Hethiter rückten dennoch nicht
gegen Ägypten vor, was einem stillschweigenden Konsens gleichkam.
Sethos I. hatte de facto mehrere Feldzüge zur Rückeroberung ägyptischer Besitzungen im
vorderasiatischen Raum geführt, er starb etwa zeitgleich mit dem Hethiterkönig Murschilis,
wodurch die Frage nach der Hegemonie ungelöst blieb. Nun stellte sich der neue Pharao –
Ramses II. (1279-1213) – der Lösung dieses Problems. Er sah sich folgenden Tatsachen
gegenüber: Sein Reich konkurrierte im Vorderen Orient mit Großmächten wie den
Babyloniern, Assyrern und insbesondere den Hethitern, die das Mitanni-Reich zerschlagen
hatten, wodurch ein Entscheidungskrieg über die Machtfrage hinfällig wurde.
Pharao Ramses II. forderte nun den neuen hethitischen König Muwatalli II. (Sohn von
Mursilli II.) heraus, um die vorderasiatische Frage defintiv zu klären. Der Sohn von Sethos I.
führte ein Heer an der Küste Palästinas entlang nach Norden. Er ließ nördlich von Beirut eine
Grenzstele anbringen, die den Erfolg des Feldzuges und die Macht Ägyptens dokumentierte,
dadurch wurden die Herrscher der palästinensischen Kleinstaaten wesentlich beeindruckt. Der
Fürst Bentesina von Amurru, der bisher unter der Protektion der Hethiter gestanden hatte,
wechselte nun das Lager und lief zu den Ägyptern über; möglicherweise waren auch Gold
und die Aussicht auf Beute ein wesentlicher Anreiz für diese Tat.
Das Land Amurru, das ungefähr auf dem Areal des heutigen Nordlibanon und Syrien lag,
besaß eine besondere strategische Relevanz. Es war die Pufferzone zwischen dem ägyptischen
und dem hethitischen Einflussgebiet. Der Seitenwechsel des Fürsten Bentesina veranlasste
den Hethiterkönig Muwatalli II. zur Mobilmachung seiner Truppen und die Inmarschsetzung
seiner Heere. Der Überlauf Bentesinas brachte nämlich Gefahren für das hethitische
Großreich: den Verlust der Pufferzone zwischen Ägypten und den Hethitern, sowie die
Verkleinerung und Schwächung an einer entscheidenden Stelle des hethitischen Einfluss- und
Staatsgebiets. Die Reaktion des Pharao bestand in einer Offensive, die innerhalb nur eines
Monats vor die Tore der Stadt Kadesch führen und die Eroberung ganz Syriens mit sich
bringen sollte. Die ägyptische Armee umfasste 20.000 Mann und legte täglich eine Distanz
von 15 bis 20 km zurück. Dieses Aufgebot war bis dato die größte Heeresmacht, die es jemals
in Ägypten gegeben hatte.
Ramses ließ seine Armee (laut Birgit Brandau und Hartmut Schickert geschah dies Mitte
April 1274 v.u.Z.; Johannes Lehmann nennt folgendes Datum: Mai 1285 v. Chr.) durch die
Wüste in Richtung Totes Meer marschieren, am Oberlauf des Flusses Orontes sollte die
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Festungsstadt Kadesch angegriffen werden. Außerdem fand eine Verladung einer zweiten
Armee auf Schiffe statt, welche nördlich von Byblos landen und landeinwärts ebenfalls nach
Kadesch vorstoßen sollte, wobei diese Landeeinheit als Sicherung des Nachschubs für die
Hauptmacht fungierte. Dadurch sollten die Hethiter in eine Zangenbewegung geraten und
vernichtet werden.
Hic et nunc handelte Ramses taktisch unklug, er ließ seine Truppen in einem Abstand von 10
km marschieren, was auf Grund der geringen Beweglichkeit der ägyptischen Truppen im
Wüstensand einem vollen Tagesmarsch entsprach. Auch überquerten die unterschiedlichen
Einheiten den Orontes zu verschiedenen Zeitpunkten, allerdings wurde die Entsendung von
Aufklärungstruppen zur Geländeüberprüfung versäumt; dies sollte sich später sträflich rächen.
Die Vorhut bildeten Kundschafter, gefolgt vom Pharao im Streitwagen und seiner Leibgarde.
Dahinter kam das Gros der Streitkampfwagen, die zweirädrig und mit einem Kämpfer und
Lenker ausgestattet waren. Danach marschierten vier Einheiten (Gefechtseinheiten, aus
gemischten Truppen bestehend) Fußtruppen, die nach den Hauptgottheiten Ägyptens benannt
waren: Amun, Re, Ptah und Seth. Die Waffen wurden während des Marsches im Tross
mitgeführt,
um
den
Marsch
zu
erleichtern.
Die
Hauptbewaffnung
bestand
aus
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Kompositbögen und Hiebwaffen aus Bronze. Außerdem begleiteten den Pharao ausgesuchte
Familienmitglieder, er wollte seinen Söhnen vorführen wie ein wahrer Herrscher eine
Schlacht erfolgreich durchführt und den Feind dauerhaft vernichtet, so wie es sein Vater
Sethos I. einst mit ihm getan hatte.
Das hethitische Heer sammelte sich in Nordsyrien und bestand aus 37.000 Mann2, wobei
Fußtruppen dominierten. Ergänzt wurde dieses Aufgebot durch 2.500 bis 3.500 Streitwagen,
welche im Vergleich zu den ägyptischen eine genauso leichte Bauweise besaßen. Dies wird
darin ersichtlich, dass die Wagen mit drei Mann besetzt waren. Des Weiteren verwendeten die
Hethiter erste Hiebwaffen aus Eisen. Auch kamen auf beiden Seiten viele Söldnertruppen zum
Einsatz. Die hethitische Armee glich in Ausrüstung und Waffengattungen den anderen
Streitkräften der Bronzezeit, jedoch hatte dieses Volk drei entscheidende Faktoren
perfektioniert: Schnelligkeit, Effizienz und Taktik. Der Streitwagen war die am meisten
gefürchtete Waffe, der spätestens seit dem Ende des 18. Jahrhundert v. Chr. in Gebrauch kam.
Eine wesentliche Neuerung kam schon in der Schlacht bei Kadesch zur Anwendung, die
Wagen wurden mit drei Mann besetzt, sodass der Wagenlenker sich vollständig auf die Fahrt
konzentrieren konnte, wobei der dritte zusätzliche Mann mit einem Schild für die Abwehr
sorgte. Er konnte aber auch als Verstärkung dienen, falls es nach der ersten Angriffswelle
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effektive Reichweite: 90 m
laut Birgit Brandau und Hartmut Schickert
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