Manuskript Notizbuch – Nah dran Titel Gemüse im Wohnzimmer, Fleisch aus dem Reagenzglas – Ist das die Ernährung der Zukunft? Autorin Eva Huber Redaktion Tobias Chmura - Landwirtschaft und Umwelt Sendedatum Donnerstag, den 7. September 2017 Erstsendung 09. Februar 2017 Sendezeit | Programm 10.05 – 12.00 Uhr | Bayern 2 Moderation / Info So manche Nachricht aus der Landwirtschaft beunruhigend: Die Fleischproduktion steigt immer mehr, dafür brauchen wir immer mehr Ressourcen und Ackerfläche. Gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung und wir stehen vor der Frage, wie kriegen wir in Zukunft alle satt? Geht das nur mit Gentechnik? Diese (Schreckens-)Szenarien sind Anlass für Wissenschaftler und Start-Ups zu tüfteln und zu experimentieren. Sie entwickeln Ideen, die unsere Ernährung in der Zukunft revolutionieren könnte. Unsere Reporterin Eva Huber hat sich auf die Suche gemacht. Nach den großen Ideen, aber auch nach kleinen Innovationen, die zum Beispiel eine Antwort auf die Frage haben: Was kann ich mit dem Kaffeesatz von heute Morgen noch machen, außer ihn wegwerfen? BEITRAG Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 089 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 1 Pilzpaket Kräuter in der Küche selber anbauen, das machen viele. Doch Pilze? Das will ich versuchen: Pilze züchten, direkt in der Wohnung. Und dafür habe ich mir ein Paket aus dem Internet bestellt. Was ist drin? 1 Szene Pilzpaket aufmachen „Das ist ein Stück Erde, wobei es nicht Erde ist, es ist Kaffeesatz, so stehts im Internet, davon sehe ich noch ein bisschen, der größte Teil schon mit weißer Schicht besetzt. Das sieht so aus wie Schimmel, oben auf Camembert. Ich hoffe, das soll so sein.“ Denn hier sollen in den nächsten zwei Wochen Pilze raus wachsen. Nämlich Taubenblaue Austernpilze. Außerdem habe ich eine zweite Packung. Zur Sicherheit. Das sollen Rosensaitlinge werden. Die kleine Firma, die die Pakete verkauft, sitzt in Nürnberg. Sie verspricht, dass man aus diesem Stück Kaffeesatz, in Folie eingeschweißt, Pilze züchten kann – einfach in der Wohnung, ohne Balkon und ohne viel Aufwand. Nur am Anfang muss ich ein bisschen basteln. Das Kaffeesatz-Päckchen soll im Karton bleiben. Ich muss nur ein ungefähr drei Zentimeter großes Loch rein machen. [Atmo 2 Karton eindrücken] Und die Folie dort einritzen [Atmo 3 Ritzen] An der Stelle sollen die Pilze dann rauswachsen. In ein paar Tage soll ich schon die ersten Fruchtkörper sehen können – wenn alles gut geht. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 089 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 2 [Trenner Musik] Überblick Pilze in der eigenen Wohnung anbauen – Machen wir das bald alle? Ist das vielleicht die „Zukunft der Ernährung“? Unsere Lebensmittelproduktion steht vor großen Herausforderungen. In 30 Jahren werden wir neun bis 10 Milliarden Menschen auf der Erde sein. Und die werden dann auch deutlich mehr tierische Produkte essen wollen – Fleisch, Milch, Eier. Sagen zumindest Prognosen. Die gehen davon aus, dass wir 70 Prozent mehr Lebensmittel brauchen, so Peter Eisner vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising: 3 OT Eisner Rodung des Regenwaldes „Wir haben das Problem: momentan 100 Prozent Ausnutzung Agrarflächen, wir brauchen 70 Prozent mehr Fläche und wir brauchen Fläche um das, was heute aus fossilen hergestellt wird, auch noch herzustellen auf diesen Flächen anzubauen und jeder wir erkennen, ohne Rodung Regenwälder wird es nicht gehen und das wollen wir wohl auch nicht.“ Das ist der Ausgangspunkt für viele Start-Ups und Forschungsprojekte. Für Forscher Peter Eisner ist vor allem eins problematisch: Die Produktion von tierischen Lebensmitteln. Dafür braucht man fünfmal so viel Fläche wie beim Anbau von Pflanzen. Eisners Idee: den Konsum davon verringern, indem man gute Alternativen anbietet. Deshalb forscht sein Team zu allen möglichen Pflanzenproteinen: Raps, Kartoffeln, Erbsen, oder auch Lupinen. Wie lassen sich daraus Lebensmittel machen, die so gut schmecken, dass die Menschen freiwillig auf Fleisch, Käse oder Milchprodukte verzichten? [Trenner Musik] Lupinen [Atmo 4 Gang laufen] Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 089 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 3 Im Fraunhofer-Institut in Freising. Forscherin Andrea Hickisch trägt drei Weckgläser in einer Kiste. Darin? Auf den ersten Blick könnte man meinen: stinknormaler Fruchtjoghurt. Doch Andrea Hickisch forscht an Alternativen zum Kuhmilch-Joghurt und will mit mir einen so genannten Dreieckstest machen: 5 Szene Dreieckstest Erklärung „Drei Proben, zwei sind gleich und sie müssen mir sagen, welche Probe abweicht.“ Denn nicht alle drei Joghurts sind aus Milch. Ein oder zwei sind aus Lupinen. Das ist eine Hülsenfrucht, die hier in Deutschland hervorragend wächst. Und eine Alternative zu Soja werden könnte. Die Abteilung Verfahrensentwicklung Lebensmittel am Fraunhofer Institut forscht daran, was man alles damit herstellen könnte. Zum Beispiel eben Joghurt. Ich soll jetzt herausfinden, welcher dieser Fruchtjoghurts echt ist und welcher aus den Lupinen hergestellt ist. [Atmo 5 hinstellen der Weckgläser] 6 Szene Joghurt 1 „Nehm ich mal eins, ( mach das auf.) Und dann hab ich nen Löffeln und probier jetzt mal. Ok, er schmeckt säuerlich, süß und es zieht sich so ein bisschen im Gaumen zusammen Hickisch: das nennt sich adstringierend. Das ist ein Fachbegriff und beim Jogurt, weil der so sauer ist, passiert das oft.“ Doch ist der jetzt aus Kuhmilch oder aus Lupinen? So ganz sicher bin ich mir nicht. Ich muss auf jeden Fall erst mal die anderen beiden probieren, um zu vergleichen. Lupinenforscherin Andrea Hickisch sitzt neben mir, konzentriert. Sie hat ihre Doktorarbeit zum Lupinenjoghurt geschrieben. Fünf Jahre arbeitet sie schon daran – in einem Forscherteam. Am Anfang ging‘s erst mal darum, eine Lupinenmilch herzustellen. Als Grundlage. Gar nicht so leicht, sagt der Leiter der Forschungseinheit Peter Eisner: Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Doch das allein reicht nicht: In der Lupine sind Stoffe, die zu Blähungen führen können, oft schmeckt das dann auch etwas bitter. Auch diese Stoffe muss das Milchsäurebakterium abbauen – gleichzeitig. Lupinenforscherin Andrea Hickisch hat viele Test mit vielen Bakterien gemacht, um etwas Passendes zu finden. Die größte Schwierigkeit war die Textur: 9 OT Hickisch Textur „Es darf nicht zu fest sein aber stark genug, um Wasser einzuschließen. Die Kuhmilch können gut Wasser binden, ein Proteinnetzwerk ist auch ganz gut, aber nicht so gut. Da hab ich am meisten Zeit reingesteckt. Weil ich finde, beim Geschmack verzeihen einem Kunden mehr, aber bei Textur, wenn schon so flüssig und Wasser, das geht nicht.“ Ein ganzes Jahr hat sie an der Textur gearbeitet. Jetzt steht das Ergebnis vor mir: in den Weckgläser mit Joghurt. Hat‘s funktioniert? Oder kann ich vielleicht an der Konsistenz erkennen, in welchem Glas der Lupinenjoghurt ist? Den ersten hatte ich schon probiert. Nun Glas Nummer 2: 10 Szene Joghurt 2 „Gut, dann probier ich den auch. Er ist cremiger. Weniger fruchtig. Mh so ein bisschen neutraler, bisschen cremiger und weniger süß. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 089 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 5 Hickisch: Ok, sie merken also Unterschiede, jetzt kommt es auf die dritte Probe an. Jetzt müssen Sie abgleichen.“ Also: Jetzt das dritte Glas: 11 Szene Joghurt 3 und Auflösung „Oh der ist wieder sauer… ich würde sagen, der erste und der dritte gehören zusammen und der in der Mitte, ist der andere. Hikisch: (ok, da schau ich schnell in den Unterlagen nach) ja, Sie haben recht. Die beiden sind der Lupinenjoghurt und die in der Mitte der Kuhmilch. Also wir sind schon nah dran, die Unterschiede gar nicht so leicht zu erkennen, aber der Kuhmilchjoghurt noch etwas cremiger.“ Aber was jetzt der echte Joghurt war, war für mich gar nicht so leicht zu erkennen. Mein Fazit deshalb: auch wenn er ein bisschen sauer ist und nicht ganz so cremig, er schmeckt wie echter Joghurt. Das Ergebnis der Forschungsarbeit ist so nah dran, dass es den Lupinenjoghurt jetzt schon im Handel gibt. Die jahrelange Arbeit hat sich für Andrea Hickisch gelohnt. [Trenner Musik] Agrilution 1 [Atmo 7 Werkstatt] In der Werkstatt des Start-Ups Agrilution in München. An der Wand: sieben Geräte, die aussehen wie kleine Kühlschränke. Doch drinnen lagert keine Wurst oder Milch, hier drin wachsen Pflanzen. Oder sollen sie zumindest, wenn alles so klappt wie geplant. Die Geräte sind erst diese Woche fertig gebaut worden. Die erste Kleinserie des StartUps, sagt Gründer Maximilian Lössl: 12 OT Lössl 4. Jahr „Wir dachten uns zuerst, 1,5 Jahre haben wir das fertig und dann geht’s nur noch um Wartung und so. Und jetzt sind wir schon im vierten Entwicklungsjahr. (Und noch ein Jahr dauern)“ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 089 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 6 Maximilian Lössl öffnet die verglaste Tür des Geräts. Es ist so groß wie ein normales Einbau-Küchengeräte, zum Beispiel eine Spülmaschine. Die Idee basiert auf dem so genannten „vertical farming“ – Pflanzen in die Höhe auf mehreren Ebenen anbauen, statt aufs Feld in die Breite. In dem Gerät sollen Kräuter, Salate, Radieschen für den Hausgebrauch wachsen. Auf zwei Etagen. [Atmo 8 Matte rascheln] Statt auf Erde werden die Samen auf einer Matte aus Pflanzenfasern gesät: [Atmo 9 Bewässerung] Alles läuft automatisch: die Bewässerung, die Belüftung. Licht bekommen die Pflanzen über eingebaute LEDs. Die Idee zum Gerät hatte Gründer Maximilian Lössl zusammen mit einem Freund – Philipp Wagner - vor vier Jahren. Damals hat Lössl in den Niederlanden studiert. 13 OT Lössl Prototyp „Das erste Gerät haben wir in Holland gebaut, da ist Philipp für ein paar Tage gekommen. Im Wohnzimmer, Prototyp aus Metallschrank. Hat teils funktioniert, ist was gewachsen. Viel Expertise in Detailsachen. “ Trotzdem macht er weiter, schmeißt kurz danach sogar sein Studium und zieht zurück nach München. Im Keller seiner Eltern arbeiten sie weiter am Start-Up. Die größte Schwierigkeit: Geld bekommen: 15 OT Lössl Geld 16 Sek „Um Idee weiter voranzutreiben, dafür hat man immer Geld gebraucht und das war am Anfang schwer, denn wir hatten nix vorzuweisen. Die Leute, die uns Geld gegeben haben, haben nur in unsere Idee investiert.“ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 089 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 7 Doch als die ersten Prototypen funktioniert haben und sie zeigen konnte, das kann theoretisch klappen, kamen auch immer mehr Investoren. So viele, dass sie vor einem Jahr aus dem Keller der Eltern ausgezogen sind, hier her in die Werkstatt. Und jetzt steht hier die erste Kleinserie des Geräts. In ein paar Wochen soll sie an Testkunden rausgehen, doch dafür müssen die Tests jetzt alle klappen. In drei Geräten sind die Samen schon aufgegangen. Sie sind in eine bräunliche, feste Matte auf Pflanzenfasern eingearbeitet. Die soll man dann später fertig kaufen können. [Atmo 10 Gerät laut oder noch mal bewässern] 16 OT Lössl Matte 11 Sek „Wenn ich Matte hochhebe, sieht man, da wachsen wurzeln aus matte raus und dann von unten bewässert.“ Dadurch nehmen sie leicht die Nährstoffe im Wasser auf und wachsen sehr schnell. Die Mitarbeiter bereiten gerade die Samen für die restlichen Geräte vor. Acht verschiedene Pflanzen können gleichzeitig in der Maschine angepflanzt werden, zum Beispiel Koriander, Dill oder Salat. [Atmo 11 Gerät bestücken] Sie legen die trockenen Samenmatten auf ein Gitter und schieben sie auf die obere Schiene in das Gerät. Darunter ein Bottich. Dort kommt über eine Düse das Wasser rein. Dann besprühen sie die Matte mit Wasser. Befeuchten. Über den Matten an der Decke sind LEDs eingebaut. Über eine App auf dem Handy wird das Licht gesteuert und damit das Pflanzenwachstum. 17 OT Lössl LEDs 21 Sek „Mit LEDs Wachstum beeinflussen. Und Vitamine. Alles nur mit Anbaufaktoren spielen ohne, dass man an den Genen etwas tut. (also unglaubliches Forschungspotenzial für Zukunft.)“ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 089 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 8 Das ist die Vision. Jetzt müssen erst mal die Tests funktionieren. Zwei bis drei Wochen dauert es, bis die Pflanzen fertig gewachsen sind. Dann schau ich wieder vorbei. Noch ist Maximilian Lössl optimistisch, mir dann die fertigen Pflanzen zeigen zu können. [Trenner Musik] Pilzpaket 2 Auf dem Fenstersims in meiner Wohnung stehen die zwei Pilzpakete. Jetzt ist Tag Vier des Experiments. Ich versuche Austernpilze und Rosensaitlinge auf Kaffeesatz zu züchten. Und hab mir dafür Pilzpakete von einer Nürnberger Firma schicken lassen. Noch tut sich wenig. Aber der Kaffeesatz ist komplett mit einer weißen, wattigen, Camembert-artigen Schicht bedeckt. In der Beschreibung hab ich gelesen, dass sich manchmal auch schädlicher Schimmel bilden kann. Ist das vielleicht so ein Schimmel? Zur Sicherheit: ein Anruf bei Ralph Haydl. Der Nürnberger verkauft die Pilzpakete – als Ein-Mann-Unternehmen. 18 OT Haydl 27 Sek Könnte man noch kürzen Kaffeesatz sieht man nicht mehr. Weißer Flaum ist voll in Ordnung. Wenn Schimmel, dann würde es grün werden und streng riechen. Zu Hause werde ich gleich nachschauen, ob mit meinen Pilzen alles stimmt. Ein Pilzpaket kostet rund 15 Euro, man kann es mehrmals abernten und bekommt rund 500 Gramm Pilz raus. Danach kann man es mit eigenem Kaffeesatz mischen und theoretisch immer weiter selber Pilze züchten. Trotzdem, viel Aufwand, und vom Preis nicht vergleichbar mit Supermarktpilzen. Warum dann das Ganze? Katrin Heim kauft öfter Pilzpakete. Sie wohnt in Nürnberg, in einer DreizimmerWohnung, zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern: 19 OT Katrin Heim Stadt 11 Sek Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 089 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 9 Wir wohnen mitten in der Stadt und haben keinen Garten und es macht total Spaß, zu sehen, wie etwas wächst und man selber etwas züchtet. Ein Trend? 20 OT Kathrin Heim Trend 14 Sek Definitiv ein Trend, ich seh‘s bei meinen Freunden. Ja, dass man des bewusst erleben möchte, wo wächst was, und das Erlebnis, das hab ich selbst angebaut und kann es im besten Fall auch noch Essen. Ich bin jetzt zu Hause. Wie geht es den Pilzen? Bei den Austernpilzen ist alles ok. 21 Szene Rosensaitlinge Schimmel? (40 Sek) „Ok, dann schau ich mir die zweite Packung an. Oje… ich träufel da jetzt noch mal Wasser drauf und dann schaun wir mal, wie sich das in den nächsten Tagen entwickelt.“ [Trenner Musik] Agrilution 2 [Atmo 13 Grundrauschen Werkstatt] Zurück bei Gründer Maximilian Lössl. Sein Start-Up tüftelt an einem Gerät für die Küche, in dem Pflanzen auf zwei Etagen wachsen sollen – voll automatisch. Vor zwei Wochen haben die Mitarbeiter die Pflanzen ausgesät, zum Beispiel Koriander, Basilikum, Salat. Jetzt sollten sie eigentlich schon richtig groß sein. Doch: 22 OT Lössl Test neu „In manchen wurde es abgebrochen, weil wir Probleme hatten mit der Bewässerung. Pflanzen, wenn nicht genug Wasser, dann sterben sie halt.“ Drei Tagen haben sie an einem neuen Aufsatz für den Wasserzulauf gearbeitet. Und dann alles neu ausgesät. Die Pflanzen sind jetzt sieben Tage alt und sie wachsen, sind ungefähr fünf Zentimeter hoch. Es funktioniert. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 089 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 10 23 OT Lössl Das ist ne Belohnung. In einem Jahr sollen die Geräte auf den Markt kommen. Preis: rund 2000 Euro kosten. Also erst mal ein Luxusprodukt. Maximilian Lössl mit seinem Start-Up ist nicht der einzige, der mit diesem so genannten „vertical farming“ experimentiert. Eine Firma aus Berlin arbeitet mit Supermärkten an kleinen Indoor-Farmen. Und in Großbritannien in der Nähe von Manchester steht zum Beispiel eine größere Forschungsfarm. Doch ist das eine Technologie, um in Zukunft die Ernährung zu sichern? 24 OT Lössl Vision „Vertical farming wird bestehende Landwirtschaft nicht ersetzen. Es geht um ne Ergänzung. Man wird nicht anfangen Mais oder Reis anzubauen. Sondern es geht u schnell verderbliche Sachen. Um Vitamine und Mikro-Näherstoffe. Es geht nicht um satt, sondern um gesund.“ [Trenner Musik] Lupinen 2 [Atmo 14 Grundrauschen Pralinen machen] Zurück beim Fraunhofer-Institut und den Lupinen. Aus diesen Hülsenfrüchten lässt sich nicht nur Joghurt herstellen. Sondern z. B. auch eine Füllung für Pralinen. Daran arbeitet Schokoladenexpertin Isabell Rothkopf. [Atmo 15 Zusammenrühren der Zutaten] Das Labor wird zur Backstube. In einer Schüssel verrührt sie Kakaopulver und Vanillezucker mit einer weiß-geblichen, glänzenden, Masse: reines Lupineneiweiß. Die Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Aber etwas flach. Rothkopf: noch kein fertiges Produkt. Erstmal nur Ziel, die fettige Konsistenz hinzubekommen. Ob nun Lupinenpralinen oder Lupinenjoghurt. Werden in Zukunft Lupinenprodukte unsere Supermarktregale erobern? Oder ist das einfach ein Luxusprodukt für umweltbewusste Vegetarier? Peter Eisner vom Fraunhofer-Institut: 27 OT Peter Eisner 23 Sek „Wenn wir in Bereichen auf der Welt Flächen haben, wo Lupinen gedeihen und andere nicht, dann kann es sein, dass viele Lupinen produzieren. Ob nun Lupinenpraline oder doch eher Lupinenbrot. Das kann ich nicht absehen. Aber die Pflanze hat viel Potenzial!“ Oft ist es eine Mischung aus Gründen, die die neuen Ideen antreibt. Zum Beispiel die Frage: Wie kriegen wir in Zukunft alle satt? Aber genauso sehr: Wie ernähren wir uns gesund? Noch sind die Produkte recht teuer – die vertikale Pflanzenfarm in der Küche oder der Lupinenjoghurt. Wie so oft, wenn die Technik noch am Anfang steht. Wenn die Menschen diese neuen Produkte aber gut finden, und immer mehr Leute sie nutzen, dann kann das mit der Zeit viel billiger werden. Und irgendwann wirklich ein wesentlicher Teil der Ernährung in der Zukunft. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 089 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 12 [Trenner Musik] Pilzpaket 3 Ach ja, und was machen eigentliche meine Pilze? Zwei Wochen ist es her, seit ich angefangen habe meine eigenen Pilze in der Wohnung zu ziehen. Mit einem Pilzpaket auf Kaffeesatz. Bei den Austernpilzen sind erst ein paar kleine Knospen zu sehen. Und bei den Rosensaitlingen? 28 Szene Rosensaitlinge kochen (Länge 30) Rosensaitlinge sind eher in die Breite gewachsen als in der Höhe. Und sind sehr hart, aber ich versuche trotzdem sie zu kochen. [Atmo 16 Rosensaitlinge schneiden] Erst mal: den Pilz klein schneiden. Dazu noch etwas Knoblauch und Butter. Und in die heiße Pfanne [Atmo 17 Pfanne] Fertig: 29 Szene Rosensaitlinge essen (38 Sek) „An manchen Stellen etwas hart, weil sie falsch gewachsen sind. Aber ein schönes Pilzaroma. Sehr würzig … ja, die schmecken gut.“ --Ende-- Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2017 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 089 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 13