Manuskriptvorlage - Bayern 2

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Manuskript
Notizbuch – Nah dran
Titel
Gemüse im Wohnzimmer, Fleisch aus dem Reagenzglas – Ist das
die Ernährung der Zukunft?
Autorin
Eva Huber
Redaktion
Tobias Chmura - Landwirtschaft und Umwelt
Sendedatum
Donnerstag, den 7. September 2017
Erstsendung
09. Februar 2017
Sendezeit | Programm
10.05 – 12.00 Uhr | Bayern 2
Moderation / Info
So manche Nachricht aus der Landwirtschaft beunruhigend: Die
Fleischproduktion steigt immer mehr, dafür brauchen wir immer
mehr Ressourcen und Ackerfläche. Gleichzeitig wächst die
Weltbevölkerung und wir stehen vor der Frage, wie kriegen wir in
Zukunft alle satt? Geht das nur mit Gentechnik?
Diese (Schreckens-)Szenarien sind Anlass für Wissenschaftler
und Start-Ups zu tüfteln und zu experimentieren. Sie entwickeln
Ideen, die unsere Ernährung in der Zukunft revolutionieren
könnte. Unsere Reporterin Eva Huber hat sich auf die Suche
gemacht. Nach den großen Ideen, aber auch nach kleinen
Innovationen, die zum Beispiel eine Antwort auf die Frage haben:
Was kann ich mit dem Kaffeesatz von heute Morgen noch
machen, außer ihn wegwerfen?
BEITRAG
Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden.
Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich!
© Bayerischer Rundfunk 2017
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1
Pilzpaket
Kräuter in der Küche selber anbauen, das machen viele. Doch Pilze? Das will ich
versuchen: Pilze züchten, direkt in der Wohnung. Und dafür habe ich mir ein Paket aus
dem Internet bestellt. Was ist drin?
1 Szene Pilzpaket aufmachen
„Das ist ein Stück Erde, wobei es nicht Erde ist, es ist Kaffeesatz, so stehts im Internet,
davon sehe ich noch ein bisschen, der größte Teil schon mit weißer Schicht besetzt.
Das sieht so aus wie Schimmel, oben auf Camembert. Ich hoffe, das soll so sein.“
Denn hier sollen in den nächsten zwei Wochen Pilze raus wachsen. Nämlich
Taubenblaue Austernpilze. Außerdem habe ich eine zweite Packung. Zur Sicherheit.
Das sollen Rosensaitlinge werden.
Die kleine Firma, die die Pakete verkauft, sitzt in Nürnberg. Sie verspricht, dass man
aus diesem Stück Kaffeesatz, in Folie eingeschweißt, Pilze züchten kann – einfach in
der Wohnung, ohne Balkon und ohne viel Aufwand. Nur am Anfang muss ich ein
bisschen basteln.
Das Kaffeesatz-Päckchen soll im Karton bleiben. Ich muss nur ein ungefähr drei
Zentimeter großes Loch rein machen.
[Atmo 2 Karton eindrücken]
Und die Folie dort einritzen
[Atmo 3 Ritzen]
An der Stelle sollen die Pilze dann rauswachsen.
In ein paar Tage soll ich schon die ersten Fruchtkörper sehen können – wenn alles gut
geht.
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2
[Trenner Musik]
Überblick
Pilze in der eigenen Wohnung anbauen – Machen wir das bald alle? Ist das vielleicht
die „Zukunft der Ernährung“?
Unsere Lebensmittelproduktion steht vor großen Herausforderungen. In 30 Jahren
werden wir neun bis 10 Milliarden Menschen auf der Erde sein. Und die werden dann
auch deutlich mehr tierische Produkte essen wollen – Fleisch, Milch, Eier. Sagen
zumindest Prognosen. Die gehen davon aus, dass wir 70 Prozent mehr Lebensmittel
brauchen, so Peter Eisner vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und
Verpackung in Freising:
3 OT Eisner Rodung des Regenwaldes
„Wir haben das Problem: momentan 100 Prozent Ausnutzung Agrarflächen, wir
brauchen 70 Prozent mehr Fläche und wir brauchen Fläche um das, was heute aus
fossilen hergestellt wird, auch noch herzustellen auf diesen Flächen anzubauen und
jeder wir erkennen, ohne Rodung Regenwälder wird es nicht gehen und das wollen wir
wohl auch nicht.“
Das ist der Ausgangspunkt für viele Start-Ups und Forschungsprojekte. Für Forscher
Peter Eisner ist vor allem eins problematisch: Die Produktion von tierischen
Lebensmitteln. Dafür braucht man fünfmal so viel Fläche wie beim Anbau von
Pflanzen. Eisners Idee: den Konsum davon verringern, indem man gute Alternativen
anbietet. Deshalb forscht sein Team zu allen möglichen Pflanzenproteinen: Raps,
Kartoffeln, Erbsen, oder auch Lupinen. Wie lassen sich daraus Lebensmittel machen,
die so gut schmecken, dass die Menschen freiwillig auf Fleisch, Käse oder
Milchprodukte verzichten?
[Trenner Musik]
Lupinen
[Atmo 4 Gang laufen]
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Im Fraunhofer-Institut in Freising. Forscherin Andrea Hickisch trägt drei Weckgläser in
einer Kiste. Darin? Auf den ersten Blick könnte man meinen: stinknormaler
Fruchtjoghurt. Doch Andrea Hickisch forscht an Alternativen zum Kuhmilch-Joghurt
und will mit mir einen so genannten Dreieckstest machen:
5 Szene Dreieckstest Erklärung
„Drei Proben, zwei sind gleich und sie müssen mir sagen, welche Probe abweicht.“
Denn nicht alle drei Joghurts sind aus Milch. Ein oder zwei sind aus Lupinen. Das ist
eine Hülsenfrucht, die hier in Deutschland hervorragend wächst. Und eine Alternative
zu Soja werden könnte. Die Abteilung Verfahrensentwicklung Lebensmittel am Fraunhofer Institut forscht daran, was man alles damit herstellen könnte. Zum Beispiel eben
Joghurt. Ich soll jetzt herausfinden, welcher dieser Fruchtjoghurts echt ist und welcher
aus den Lupinen hergestellt ist.
[Atmo 5 hinstellen der Weckgläser]
6 Szene Joghurt 1
„Nehm ich mal eins, ( mach das auf.) Und dann hab ich nen Löffeln und probier jetzt
mal. Ok, er schmeckt säuerlich, süß und es zieht sich so ein bisschen im Gaumen
zusammen
Hickisch: das nennt sich adstringierend. Das ist ein Fachbegriff und beim Jogurt, weil
der so sauer ist, passiert das oft.“
Doch ist der jetzt aus Kuhmilch oder aus Lupinen? So ganz sicher bin ich mir nicht. Ich
muss auf jeden Fall erst mal die anderen beiden probieren, um zu vergleichen.
Lupinenforscherin Andrea Hickisch sitzt neben mir, konzentriert. Sie hat ihre
Doktorarbeit zum Lupinenjoghurt geschrieben. Fünf Jahre arbeitet sie schon daran – in
einem Forscherteam. Am Anfang ging‘s erst mal darum, eine Lupinenmilch
herzustellen. Als Grundlage. Gar nicht so leicht, sagt der Leiter der Forschungseinheit
Peter Eisner:
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7 OT Eisner
„Jetzt haben wir das große Problem bei der Lupine, dass sie von Haus aus nicht
schmeckt, sehr bitter, sehr grün, sehr grasig. Deswegen ist Herausforderung in
Wissenschaft, wie können wir es schaffen, dass Pflanzen so verarbeiten, dass das was
rauskommt, leckere Lebensmittel sind.“
Nach 3 Jahren Forschung hat‘s dann geklappt. Die Lupinenmilch schmeckt.
Gleichzeitig arbeitet Lupinenforscherin Andrea Hickisch schon am Joghurt:
8 OT Hickisch erster Joghurt grauenhaft
„Die ersten Joghurts sind einfach grauenhaft, viel Wasser oben drauf. Und der Joghurt
schmeckte sehr bohnig und bitter. Das war unser Ausgangspunkt.“
Die Lösung: bestimmte Milchsäurebakterien können das bohnige Aroma abbauen.
Doch das allein reicht nicht: In der Lupine sind Stoffe, die zu Blähungen führen
können, oft schmeckt das dann auch etwas bitter. Auch diese Stoffe muss das
Milchsäurebakterium abbauen – gleichzeitig. Lupinenforscherin Andrea Hickisch hat
viele Test mit vielen Bakterien gemacht, um etwas Passendes zu finden. Die größte
Schwierigkeit war die Textur:
9 OT Hickisch Textur
„Es darf nicht zu fest sein aber stark genug, um Wasser einzuschließen. Die Kuhmilch
können gut Wasser binden, ein Proteinnetzwerk ist auch ganz gut, aber nicht so gut.
Da hab ich am meisten Zeit reingesteckt. Weil ich finde, beim Geschmack verzeihen
einem Kunden mehr, aber bei Textur, wenn schon so flüssig und Wasser, das geht
nicht.“
Ein ganzes Jahr hat sie an der Textur gearbeitet. Jetzt steht das Ergebnis vor mir: in
den Weckgläser mit Joghurt. Hat‘s funktioniert? Oder kann ich vielleicht an der
Konsistenz erkennen, in welchem Glas der Lupinenjoghurt ist? Den ersten hatte ich
schon probiert. Nun Glas Nummer 2:
10 Szene Joghurt 2
„Gut, dann probier ich den auch. Er ist cremiger. Weniger fruchtig. Mh so ein bisschen
neutraler, bisschen cremiger und weniger süß.
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Hickisch: Ok, sie merken also Unterschiede, jetzt kommt es auf die dritte Probe an.
Jetzt müssen Sie abgleichen.“
Also: Jetzt das dritte Glas:
11 Szene Joghurt 3 und Auflösung
„Oh der ist wieder sauer… ich würde sagen, der erste und der dritte gehören
zusammen und der in der Mitte, ist der andere.
Hikisch: (ok, da schau ich schnell in den Unterlagen nach) ja, Sie haben recht. Die
beiden sind der Lupinenjoghurt und die in der Mitte der Kuhmilch. Also wir sind schon
nah dran, die Unterschiede gar nicht so leicht zu erkennen, aber der Kuhmilchjoghurt
noch etwas cremiger.“
Aber was jetzt der echte Joghurt war, war für mich gar nicht so leicht zu erkennen.
Mein Fazit deshalb: auch wenn er ein bisschen sauer ist und nicht ganz so cremig, er
schmeckt wie echter Joghurt.
Das Ergebnis der Forschungsarbeit ist so nah dran, dass es den Lupinenjoghurt jetzt
schon im Handel gibt. Die jahrelange Arbeit hat sich für Andrea Hickisch gelohnt.
[Trenner Musik]
Agrilution 1
[Atmo 7 Werkstatt]
In der Werkstatt des Start-Ups Agrilution in München. An der Wand: sieben Geräte, die
aussehen wie kleine Kühlschränke. Doch drinnen lagert keine Wurst oder Milch, hier
drin wachsen Pflanzen. Oder sollen sie zumindest, wenn alles so klappt wie geplant.
Die Geräte sind erst diese Woche fertig gebaut worden. Die erste Kleinserie des StartUps, sagt Gründer Maximilian Lössl:
12 OT Lössl 4. Jahr
„Wir dachten uns zuerst, 1,5 Jahre haben wir das fertig und dann geht’s nur noch um
Wartung und so. Und jetzt sind wir schon im vierten Entwicklungsjahr. (Und noch ein
Jahr dauern)“
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Maximilian Lössl öffnet die verglaste Tür des Geräts. Es ist so groß wie ein normales
Einbau-Küchengeräte, zum Beispiel eine Spülmaschine. Die Idee basiert auf dem so
genannten „vertical farming“ – Pflanzen in die Höhe auf mehreren Ebenen anbauen,
statt aufs Feld in die Breite. In dem Gerät sollen Kräuter, Salate, Radieschen für den
Hausgebrauch wachsen. Auf zwei Etagen.
[Atmo 8 Matte rascheln]
Statt auf Erde werden die Samen auf einer Matte aus Pflanzenfasern gesät:
[Atmo 9 Bewässerung]
Alles läuft automatisch: die Bewässerung, die Belüftung. Licht bekommen die Pflanzen
über eingebaute LEDs.
Die Idee zum Gerät hatte Gründer Maximilian Lössl zusammen mit einem Freund –
Philipp Wagner - vor vier Jahren. Damals hat Lössl in den Niederlanden studiert.
13 OT Lössl Prototyp
„Das erste Gerät haben wir in Holland gebaut, da ist Philipp für ein paar Tage
gekommen. Im Wohnzimmer, Prototyp aus Metallschrank. Hat teils funktioniert, ist was
gewachsen. Viel Expertise in Detailsachen. “
Trotzdem macht er weiter, schmeißt kurz danach sogar sein Studium und zieht zurück
nach München. Im Keller seiner Eltern arbeiten sie weiter am Start-Up. Die größte
Schwierigkeit: Geld bekommen:
15 OT Lössl Geld 16 Sek
„Um Idee weiter voranzutreiben, dafür hat man immer Geld gebraucht und das war am
Anfang schwer, denn wir hatten nix vorzuweisen. Die Leute, die uns Geld gegeben
haben, haben nur in unsere Idee investiert.“
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Doch als die ersten Prototypen funktioniert haben und sie zeigen konnte, das kann
theoretisch klappen, kamen auch immer mehr Investoren. So viele, dass sie vor einem
Jahr aus dem Keller der Eltern ausgezogen sind, hier her in die Werkstatt.
Und jetzt steht hier die erste Kleinserie des Geräts. In ein paar Wochen soll sie an
Testkunden rausgehen, doch dafür müssen die Tests jetzt alle klappen. In drei Geräten
sind die Samen schon aufgegangen. Sie sind in eine bräunliche, feste Matte auf
Pflanzenfasern eingearbeitet. Die soll man dann später fertig kaufen können.
[Atmo 10 Gerät laut oder noch mal bewässern]
16 OT Lössl Matte 11 Sek
„Wenn ich Matte hochhebe, sieht man, da wachsen wurzeln aus matte raus und dann
von unten bewässert.“
Dadurch nehmen sie leicht die Nährstoffe im Wasser auf und wachsen sehr schnell.
Die Mitarbeiter bereiten gerade die Samen für die restlichen Geräte vor. Acht
verschiedene Pflanzen können gleichzeitig in der Maschine angepflanzt werden, zum
Beispiel Koriander, Dill oder Salat.
[Atmo 11 Gerät bestücken]
Sie legen die trockenen Samenmatten auf ein Gitter und schieben sie auf die obere
Schiene in das Gerät. Darunter ein Bottich. Dort kommt über eine Düse das Wasser
rein. Dann besprühen sie die Matte mit Wasser. Befeuchten.
Über den Matten an der Decke sind LEDs eingebaut. Über eine App auf dem Handy
wird das Licht gesteuert und damit das Pflanzenwachstum.
17 OT Lössl LEDs 21 Sek
„Mit LEDs Wachstum beeinflussen. Und Vitamine. Alles nur mit Anbaufaktoren spielen
ohne, dass man an den Genen etwas tut. (also unglaubliches Forschungspotenzial für
Zukunft.)“
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Das ist die Vision. Jetzt müssen erst mal die Tests funktionieren. Zwei bis drei Wochen
dauert es, bis die Pflanzen fertig gewachsen sind. Dann schau ich wieder vorbei. Noch
ist Maximilian Lössl optimistisch, mir dann die fertigen Pflanzen zeigen zu können.
[Trenner Musik]
Pilzpaket 2
Auf dem Fenstersims in meiner Wohnung stehen die zwei Pilzpakete. Jetzt ist Tag Vier
des Experiments. Ich versuche Austernpilze und Rosensaitlinge auf Kaffeesatz zu
züchten. Und hab mir dafür Pilzpakete von einer Nürnberger Firma schicken lassen.
Noch tut sich wenig. Aber der Kaffeesatz ist komplett mit einer weißen, wattigen,
Camembert-artigen Schicht bedeckt. In der Beschreibung hab ich gelesen, dass sich
manchmal auch schädlicher Schimmel bilden kann. Ist das vielleicht so ein Schimmel?
Zur Sicherheit: ein Anruf bei Ralph Haydl. Der Nürnberger verkauft die Pilzpakete – als
Ein-Mann-Unternehmen.
18 OT Haydl 27 Sek Könnte man noch kürzen
Kaffeesatz sieht man nicht mehr. Weißer Flaum ist voll in Ordnung.
Wenn Schimmel, dann würde es grün werden und streng riechen.
Zu Hause werde ich gleich nachschauen, ob mit meinen Pilzen alles stimmt.
Ein Pilzpaket kostet rund 15 Euro, man kann es mehrmals abernten und bekommt rund
500 Gramm Pilz raus. Danach kann man es mit eigenem Kaffeesatz mischen und
theoretisch immer weiter selber Pilze züchten. Trotzdem, viel Aufwand, und vom Preis
nicht vergleichbar mit Supermarktpilzen. Warum dann das Ganze?
Katrin Heim kauft öfter Pilzpakete. Sie wohnt in Nürnberg, in einer DreizimmerWohnung, zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern:
19 OT Katrin Heim Stadt 11 Sek
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Wir wohnen mitten in der Stadt und haben keinen Garten und es macht total Spaß, zu
sehen, wie etwas wächst und man selber etwas züchtet.
Ein Trend?
20 OT Kathrin Heim Trend 14 Sek
Definitiv ein Trend, ich seh‘s bei meinen Freunden. Ja, dass man des bewusst erleben
möchte, wo wächst was, und das Erlebnis, das hab ich selbst angebaut und kann es
im besten Fall auch noch Essen.
Ich bin jetzt zu Hause. Wie geht es den Pilzen? Bei den Austernpilzen ist alles ok.
21 Szene Rosensaitlinge Schimmel? (40 Sek)
„Ok, dann schau ich mir die zweite Packung an. Oje… ich träufel da jetzt noch mal
Wasser drauf und dann schaun wir mal, wie sich das in den nächsten Tagen
entwickelt.“
[Trenner Musik]
Agrilution 2
[Atmo 13 Grundrauschen Werkstatt]
Zurück bei Gründer Maximilian Lössl. Sein Start-Up tüftelt an einem Gerät für die
Küche, in dem Pflanzen auf zwei Etagen wachsen sollen – voll automatisch. Vor zwei
Wochen haben die Mitarbeiter die Pflanzen ausgesät, zum Beispiel Koriander,
Basilikum, Salat. Jetzt sollten sie eigentlich schon richtig groß sein. Doch:
22 OT Lössl Test neu
„In manchen wurde es abgebrochen, weil wir Probleme hatten mit der Bewässerung.
Pflanzen, wenn nicht genug Wasser, dann sterben sie halt.“
Drei Tagen haben sie an einem neuen Aufsatz für den Wasserzulauf gearbeitet. Und
dann alles neu ausgesät. Die Pflanzen sind jetzt sieben Tage alt und sie wachsen, sind
ungefähr fünf Zentimeter hoch. Es funktioniert.
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23 OT Lössl
Das ist ne Belohnung.
In einem Jahr sollen die Geräte auf den Markt kommen. Preis: rund 2000 Euro kosten.
Also erst mal ein Luxusprodukt.
Maximilian Lössl mit seinem Start-Up ist nicht der einzige, der mit diesem so
genannten „vertical farming“ experimentiert. Eine Firma aus Berlin arbeitet mit
Supermärkten an kleinen Indoor-Farmen. Und in Großbritannien in der Nähe von
Manchester steht zum Beispiel eine größere Forschungsfarm.
Doch ist das eine Technologie, um in Zukunft die Ernährung zu sichern?
24 OT Lössl Vision
„Vertical farming wird bestehende Landwirtschaft nicht ersetzen. Es geht um ne
Ergänzung. Man wird nicht anfangen Mais oder Reis anzubauen. Sondern es geht u
schnell verderbliche Sachen. Um Vitamine und Mikro-Näherstoffe. Es geht nicht um
satt, sondern um gesund.“
[Trenner Musik]
Lupinen 2
[Atmo 14 Grundrauschen Pralinen machen]
Zurück beim Fraunhofer-Institut und den Lupinen. Aus diesen Hülsenfrüchten lässt sich
nicht nur Joghurt herstellen. Sondern z. B. auch eine Füllung für Pralinen. Daran
arbeitet Schokoladenexpertin Isabell Rothkopf.
[Atmo 15 Zusammenrühren der Zutaten]
Das Labor wird zur Backstube. In einer Schüssel verrührt sie Kakaopulver und
Vanillezucker mit einer weiß-geblichen, glänzenden, Masse: reines Lupineneiweiß. Die
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Forscher am Institut haben eine Methode entwickelt, mit der sie das Lupineneiweiß
fettig und zäh bekommen. Damit könnte das Fett in Pralinen ersetzt werden. Also von
mehr als 40 Prozent Fett auf fast Null. Aber warum der Aufwand für ein Genussmittel?
25 OT Rothkopf
„Es gibt gerade in Industrieländern großes Problem mit Übergewicht und damit
verbundenen Krankheiten, Diabetes … und wenn man Menschen weiterhin Möglichkeit
gibt, nicht auf Genuss verzichten zu müssen und sich weiterhin was gönnen zu
können. Dann ist das schon ne schöne Möglichkeit.“
Und jetzt der Geschmackstest: Kann die Lupinenpraline mithalten mit der richtigen?
26 Szene Praline probieren
Die Praline schmeckt cremig und sehr schokoladig. Aber etwas flach.
Rothkopf: noch kein fertiges Produkt. Erstmal nur Ziel, die fettige Konsistenz
hinzubekommen.
Ob nun Lupinenpralinen oder Lupinenjoghurt. Werden in Zukunft Lupinenprodukte
unsere Supermarktregale erobern? Oder ist das einfach ein Luxusprodukt für
umweltbewusste Vegetarier? Peter Eisner vom Fraunhofer-Institut:
27 OT Peter Eisner 23 Sek
„Wenn wir in Bereichen auf der Welt Flächen haben, wo Lupinen gedeihen und andere
nicht, dann kann es sein, dass viele Lupinen produzieren. Ob nun Lupinenpraline oder
doch eher Lupinenbrot. Das kann ich nicht absehen. Aber die Pflanze hat viel
Potenzial!“
Oft ist es eine Mischung aus Gründen, die die neuen Ideen antreibt. Zum Beispiel die
Frage: Wie kriegen wir in Zukunft alle satt? Aber genauso sehr: Wie ernähren wir uns
gesund?
Noch sind die Produkte recht teuer – die vertikale Pflanzenfarm in der Küche oder der
Lupinenjoghurt. Wie so oft, wenn die Technik noch am Anfang steht. Wenn die
Menschen diese neuen Produkte aber gut finden, und immer mehr Leute sie nutzen,
dann kann das mit der Zeit viel billiger werden. Und irgendwann wirklich ein
wesentlicher Teil der Ernährung in der Zukunft.
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[Trenner Musik]
Pilzpaket 3
Ach ja, und was machen eigentliche meine Pilze? Zwei Wochen ist es her, seit ich
angefangen habe meine eigenen Pilze in der Wohnung zu ziehen. Mit einem Pilzpaket
auf Kaffeesatz. Bei den Austernpilzen sind erst ein paar kleine Knospen zu sehen. Und
bei den Rosensaitlingen?
28 Szene Rosensaitlinge kochen (Länge 30)
Rosensaitlinge sind eher in die Breite gewachsen als in der Höhe. Und sind sehr hart,
aber ich versuche trotzdem sie zu kochen.
[Atmo 16 Rosensaitlinge schneiden]
Erst mal: den Pilz klein schneiden. Dazu noch etwas Knoblauch und Butter. Und in die
heiße Pfanne
[Atmo 17 Pfanne]
Fertig:
29 Szene Rosensaitlinge essen (38 Sek)
„An manchen Stellen etwas hart, weil sie falsch gewachsen sind. Aber ein schönes
Pilzaroma. Sehr würzig … ja, die schmecken gut.“
--Ende--
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