Der „Zahnersatz-TüV“: Tipps für den recall

Werbung
Praxisführung
PI
ZAHNERSATZ
Der „Zahnersatz-TÜV“: Tipps für den Recall
| PI gibt Ihnen in diesem Beitrag eine Checkliste an die Hand, um in kurzen
strukturierten Kontrollsitzungen Ihren Patienten einen langlebigen und
funktionstüchtigen Zahnersatz zu sichern. |
Prüfpunkte, um
langlebigen
Zahnersatz zu
ermöglichen
Der Zahnersatz-TÜV
Regelmäßige ZE-Kontrolle ist wichtig
Der Praxis-PKW muss in Abstand von
jeweils zwei Jahren zum TÜV. Da stellt
sich die Frage, ob nicht auch der Zahnersatz regelmäßig überprüft werden
sollte. Dieser Beitrag zeigt daher auf,
wie der Recall organisiert werden kann.
Grafik: IWW Institut/Bökkerink
Neuer Zahnersatz – und dann?
Mit Eingliederung des neuen Zahnersatzes beginnt für den Patienten die
Nachsorgephase. Sind bei Abgabe des Zahnersatzes keine weiteren Maß­
nahmen erforderlich, werden ein oder mehrere Intervall-Kontrolltermine ver­
einbart. Der Patient ist über die Handhabe und eine regelmäßige Nachsorge
für die Gesunderhaltung des gesamten Kausystems und die Funktionstüchtig­
keit der Prothese aufzuklären. Weiterhin ist er zu instruieren, dass er bei Ver­
änderungen des Zahnersatzes kurzfristig in die Praxis kommt, um eventuelle
größere Schäden – und somit auch Kosten – zu minimieren bzw. zu vermeiden.
Instruktion: Bei
Veränderungen
kurzfristig in die
Praxis kommen
Informationen zur Handhabung, Nachsorgeleistungen und Hygienemaßnah­
men sollten schriftlich gefasst und dem Patienten ausgehändigt werden. Dies
dient auch Familienangehörigen und Pflegepersonal und sollte daher prägnant
und bebildert gestaltet sein sowie die Kontaktdaten der Praxis enthalten.
PDF erstellt für Gast am 31.10.2017
Kontrolluntersuchung
Die Ziele der Kontrolluntersuchung bestehen darin, das (Wieder)auftreten einer
Erkrankung oder der Komplikation oder eine Therapie frühzeitig zu erkennen
und so effektiver behandeln zu können. Darüber hinaus müssen die Patienten
entsprechend ihrer manuellen Geschicklichkeit und Sehvermögen bezüglich
der Handhabung und Pflege ihres Zahnersatzes motiviert und instruiert
werden. Kann der Patient diese Reinigungsmaßnahmen nicht mehr selbst
ausführen, werden im Recallsystem Kontrolltermine in engeren ­Zeitintervallen
vergeben. Insbesondere der Kassenpatient muss über die außervertrag­
lichen Kosten (zum Beispiel GOZ-Nrn. 1000, 1010, 1040 und Reinigung des
Zahnersatzes im Labor nach BEB-Nr. 8123) aufgeklärt werden.
Kassenpatient muss
über außervertrag­
liche Kosten
aufgeklärt werden
03-2015PRAXIS
IMPLANTOLOGIE
11
PI
Restgebiss verfällt
bei fehlender Nachsorge zunehmend
und beschleunigt
Praxisführung
Die Deutsche Gesellschaft für Prothetische Zahnmedizin und Biomaterialien
(DGPro) konnte in vielen Untersuchungen nachweisen, dass das Restgebiss
bei fehlender Nachsorge zunehmend und beschleunigt verfällt. Es wurde
aufgezeigt, dass jene Patienten, die regelmäßig an den Nachuntersuchungen
teilnahmen, die signifikant besseren Befunde insbesondere hinsichtlich der
parodontalen Parameter der noch vorhandenen Zähne aufwiesen.
Hygienemaßnahmen
Aufklärung und
Kontrolle sollte vom
Zahnarzt selbst
erfolgen
Erfahrungsgemäß ist die Bereitschaft der Patienten zur Wahrnehmung von
Kontrollterminen und Umsetzung von Hygieneanweisungen größer, wenn die
Aufklärung und Kontrolle der Handhabe des Zahnersatzes vom Zahnarzt
selbst erfolgt. Der Patient sollte seine Reinigungsmittel (Zahnbürste, Interdental-, Zungen-, Prothesenbürste, Zahnseide, -hölzer, etc.) zum Termin mitbringen, um die Reinigungsmaßnahmen damit zu demonstrieren. Verankerungselemente und die prothesenbedeckte Schleimhaut dürfen beim Reinigungsvorgang nicht vergessen werden. Bei Fehlsichtigkeit muss die Brille
getragen werden, ein erleuchtetes Umfeld (Badspiegel) ist hilfreich. Darüber
hinaus ist der Patient nach dem Reinigungsprocedere von Prothesen zu befragen
und ggf. sollten neue Hygienemaßnahmen festgelegt werden. Zur Grundreinigung sollten die Prothesen zweimal in der Woche für 15 Minuten in ein Tabletten­
reinigungsbad, eine gebrauchsfertige Chlorhexidinlösung oder ein Ultraschallbad mit 3-prozen­tiger Wasserstoffperoxidlösung eingelegt werden.
PDF erstellt für Gast am 31.10.2017
Nebenwirkungen von Zahnersatz
Ältere Menschen
auch nach der
Speichelmenge
fragen
Festsitzender Zahnersatz hat durch die Gestaltung des Kronenrandes unmittelbare Auswirkungen auf die Gesundheit des Parodontiums. Hinzu kommen
schwere Erkrankungen und gegebenenfalls medikamentöse Einflüsse, die
immer wieder in einer aktualisierten Anamnese zu dokumentieren sind. In
diesem Rahmen ist bei älteren Menschen auch nach der Speichelmenge zu
fragen. Aufgrund der altersbedingten Rückbildung der Speicheldrüse, All­
gemeinerkrankungen oder Medikamentennebenwirkungen und der T
­ atsache,
dass sie zu wenig trinken, leiden sie häufig an Mundtrockenheit. Zudem spielt
das zunehmende Alter mit Knochenabbau eine Rolle in Hinblick auf frei­
liegende Zahnhälse. Präparationsbedingte Schäden der Zähne können auf­
treten, was in diesem Beitrag jedoch nicht weiter ausgeführt wird.
Plaqueanlagerungen, Neigung zu
Karies und Schleimhauterkrankungen
Bei herausnehmbarem Zahnersatz in Form eines Klammer-Modellgusses
zeigen sich als Nebenwirkungen verstärkte Plaqueanlagerungen an den
Zähnen und Prothesen, eine Neigung zu Karies und das verstärkte Auftreten
von Schleimhauterkrankungen im Prothesenbereich. Zudem schädigen die
Klammern die natürlichen Zähne. Bei kombiniertem Zahnersatz bestehen
oftmals Defizite in der parodontal-hygienischen Gestaltung, die meist aufgrund technischer Problematiken entstehen. Sowohl bei konventionellem als
auch bei implantatgetragenem Zahnersatz ist daher bei Gestaltung des
Zahnersatzes auf sehr gute Pflegemöglichkeiten zu achten. Im Gegensatz
zur festsitzenden Prothetik (Kronen, Brücken) liegen für herausnehmbare
Prothesen nur wenig umfassende und valide Daten vor. Laut DGPro ergeben
sich Risikofaktoren für festsitzenden Zahnersatz aus dem Befund der Pfeiler-
12
PRAXIS03-2015
IMPLANTOLOGIE
Praxisführung
PI
verteilung und der -qualität, der Indikationsstellung, der Planung und Umsetzung, dem Werkstoff, dem Alter des Patienten sowie dem Nachsorgezyklus.
Im Fokus: Kontrolluntersuchungen und Bonusheft
Empfindet der Patient keine Probleme mit seinem Zahnersatz, so wird absehbar die Motivation für Pflege und die Bereitschaft für Kontrollbesuche in
der Praxis sinken. Wie kann man den Patienten motivieren? Hygienemotivationen allein reichen hier sicherlich nicht aus. Der Patient sollte auf jeden
Fall über die Gesunderhaltung und finanziellen Auswirkungen informiert
werden, wenn er nicht zumindest jährlich zur Kontrolluntersuchung kommt.
Hier spielt das Bonus-Programm im Rahmen der jährlichen Untersuchungen
nach BEMA-Nr. 01 eine wichtige Rolle. Dieses Bonus-System wurde 1989 in
Deutschland etabliert. Patienten erhalten ab dem 18. Lebensjahr bei einer
Kontrolluntersuchung einen Stempel in das kostenfrei auszustellende Bonusheft. Die Aushändigung wird in der Patientenakte dokumentiert. Die Aufbewahrung obliegt dem Patienten, der dieses Heft zur jährlichen Untersuchung
mitbringt. Wenn fünf Jahre lückenlos bescheinigt sind, erhält der Patient 20
Prozent Bonus, bei lückenlos dokumentierten zehn Jahren sind es 30 Prozent.
Bonus-Programm
auch für ältere
Menschen ein guter
Anreiz
Längere Gewährleistung
ARCHIV
Viele Dentallabore gewähren in Kooperation mit dem Zahnarzt eine längere
Garantiefrist bei Zahnersatz als gesetzlich festgelegt ist, wenn sich der Patient
schriftlich verpflichtet, gewisse Kontrollleistungen, Wartungen und Hygienemaßnahmen an seinem Zahnersatz intervallmäßig in Anspruch zu nehmen
und gegebenenfalls auch ein spezielles Kontrollheft zu führen. Die Mund­
hygiene und aktive Mitarbeit des Patienten sind wichtige Voraussetzungen, um
eine längere Gewährleistung auf Zahnersatz zu erzielen. Nähere Informationen zu dieser Thematik finden Sie in PI 06/2014 auf den Seiten 7 und 8.
Ausgabe 06 | 2014
Seiten 7 und 8
Nachsorge-Intervalle
Die Intervalle sind insbesondere von der Mitarbeit des Patienten, der gesamten
Gebisssituation, dem Zahnersatztyp, dem Alter des Patienten, seiner motorischen Fähigkeit und der Art an Erkrankungen abhängig. Nachgewiesen wurde,
dass sich die Befunde von prothetisch versorgten Patienten bei einer regelmäßigen Teilnahme an einem Nachsorgesystem signifikant verbesserten. Patienten mit festsitzendem Zahnersatz sollten wie Patienten mit eigenen Zähnen
ein- bis zweimal pro Jahr zur Nachsorge kommen. Für Patienten mit partiellen
Prothesen wird idealerweise ein dreimonatiges Nachsorgeintervall empfohlen.
Signifikante
Verbesserung bei
Teilnahme am
Nachsorgeprogramm
PDF erstellt für Gast am 31.10.2017
Kontrollparameter bei einer Prothesen-Nachsorge
Die Untersuchung von herausnehmbarem partiellen Zahnersatz auf natür­
lichen Pfeilern und/oder Implantaten kann mithilfe einer praxisinternen
Checkliste, ähnlich der Inspektion bei einem Pkw erfolgen. Für die Inspektion
bei einem herausnehmbaren Zahnersatz – mit und ohne Kronen auf Zahn
und/oder Implantat – und bei totalem Zahnersatz mit/ohne Implantaten kann
Praxisinterne
Checkliste zum
„Zahnersatz-TÜV“
03-2015PRAXIS
IMPLANTOLOGIE
13
PI
Praxisführung
die Überprüfung folgender Punkte zum langfristigen Erhalt des Zahnersatzes und somit des gesamten Kausystems relevant sein:
Herausnehmbarer Zahnersatz mit und ohne Kronen auf
Zahn und/oder Implantat
Totaler Zahnersatz mit/ohne Implantat
Region/Objekt Befundsituationen
Region/Objekt Knochenabbau
Pfeilerzähne
Implantat­
Lockerung
konstruktion
Mucositis
Karies
Vitalitätsverlust
Parodontale Schäden
Periimplantitis
Knochenabbau
Schraubfraktur durch Fehlbelastung
Chipping
Schraublockerung durch Fehlbelastung
Okklusale Veränderungen
Chipping
Lockerung
Friktionsverlust
Freiliegende Kronenränder
Implantat­
konstruktion
Knochenabbau
Halte­
elemente
Lockerung (ISQ-Messung)
Mucositis
Fraktur
Funktionszustand
Veränderung Kieferrelation
Okklusion
Periimplantitis
Abrasion bzw. Verlust Prothesenzähne
Prothesenstomatitis
Schraublockerung durch Fehlbelastung
Schraubfraktur durch Fehlbelastung
Zahnersatz­
basis
Verlust der Kongruenz
Mangelnder ZE-Halt aufgrund Xerostomie
Chipping
Einlagerung Funktionsrand
Halte­
elemente
Friktionsverlust
Abrasion bzw. Verlust Prothesenzähne
Fraktur
Materialveränderungen
Prothesen­
sättel
Prothesenstomatitis
Rissbildung
Mangelnder Belastungsausgleich
Plaqueanlagerungen
Einlagerung von Prothesensätteln
Hygienezustand
Abrasion bzw. Verlust Prothesenzähne
Spalt- und/oder Rissbildungen bei
Materialübergängen
Plaqueanlagerungen
Hygienezustand
PDF erstellt für Gast am 31.10.2017
Das Nachsorgesystem
Praxisinternes
Nachsorgesystem
mit regelmäßiger
Teilnahme
Für die dauerhafte Erhaltung der Mundgesundheit der mit Zahnersatz versorgten Patienten ist ein praxisinternes Nachsorgesystem unabdingbar, das
eine risikoadaptierte und regelmäßige Teilnahme der Patienten gewährleistet.
Hier ist das ganze Praxisteam gefordert. Nicht nur die Instruktionen und Reinigungsmaßnahmen einer speziell ausgebildeten Mitarbeiterin tragen zum Erfolg
bei, sondern auch die stete Kontrolle und Motivation durch den behandelnden
Zahnarzt. Die intervallmäßige „Zahnersatz-Inspektion“ anhand einer Checkliste reduziert den Zeitaufwand des Zahnarztes und professionalisiert die
Kontrolluntersuchungen. Darüber hinaus leistet die Aushändigung von Aufklärungsmaterial einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Gesund­
erhaltung des Kausystems und der Langlebigkeit des Zahnersatzes.
14
PRAXIS03-2015
IMPLANTOLOGIE
Herunterladen