Aus der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychosomatik, Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Entwicklung eines Fragebogens zur Erfassung verschiedener Facetten von Scham INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Vorgelegt 2013 von Gwendoline Strasser geboren in Luxemburg 1 Dekan Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Hubert E. Blum 1. Gutachter Prof. Dr. med. Ludger Tebartz van Elst 2. Gutachter Prof. Dr. Brunna Tuschen-Caffier Jahr der Promotion 2014 2 Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9 1.1 Scham . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9 1.2 Die Borderline-Persönlichkeitsstörung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.3 Bezug von Scham zu der Borderline-Persönlichkeitsstörung . . . . . . . . . . . . . 19 1.4 Zielsetzung der Arbeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 2. Methodik und empirisches Vorgehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 2.1 Voruntersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26 2.2 Operationalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .29 2.3 Das Erhebungsinstrument . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.3.1 Demographische Daten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.3.2 Der State-Fragebogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .33 2.3.3 Rosenberg-Selbstwertskala (RSE) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .41 2.3.4 Beck-Depressionsinventar (BDI) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 2.3.5 Soziale Phobie und Angst Inventar (SPAI) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 2.4 Fallausschluss bei Missing Data . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 3 3. Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 3.1 Gütekriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 3.1.1 Objektivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44 3.1.2 Reliabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 3.1.3 Validität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 3.2 Itemanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 3.2.1 Itemanalyse der Skala Körperliche Scham . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .47 3.2.2 Itemanalyse de Skala Kognitive Scham . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 3.2.3 Itemanalyse der Skala Existentielle Scham . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 3.2.4 Korrigierte Trennschärfen in Bezug auf alle Skalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 3.3 Korrelation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 4. Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 4.1 Unterschiedliche Facetten von Scham . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 4.2 Korrelationen von Scham zu angrenzenden Konstrukten . . . . . . . . . . . . . . . . .62 4.3 Grenzen der Studie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 4.4 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 4.5 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .64 5. Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .65 6. Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .71 4 Abkürzungsverzeichnis α Cronbach-Alpha-Koeffizient BDI Beck-Depressions-Inventar BPS Borderline-Persönlichkeitsstörung DSM-IV Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 4. Auflage ICD-10 International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, Tenth Revision M Mittelwert MD Missing Data r Korrelationskoeffizient rit Trennschärfekoeffizient (korrigiert) rtt Reliabilitätskoeffizient RSE Rosenberg Self-Esteem Scale SD Standartabweichung (standard deviation) SPAI Soziale Phobie und Angst Inventar 5 Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen Abbildungen Abbildung 1: Wesentliche Faktoren des neurobehavioralen Entstehungskonzeptes der Borderline-Persönlichkeitsstörung nach Bohus (2002, S.16) . . . . . . 18 Abbildung 2: Das 3-Faktoren-Modell der Scham (Scheel, 2009) . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Abbildung 3: Untersuchungsablauf und Fragebogenentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Tabellen Tabelle 1: Demographische Daten der Stichprobe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Tabelle 2: Verwendete Messinstrumente zur Erfassung von Schamneigung, Selbstwert, Depressivität und sozialer Phobie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Tabelle 3: Ergebnisse der Itemanalyse der Skala 1 „Körperliche Scham“ des StateFragebogens; N = 201. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .49 Tabelle 4: Ergebnisse der Itemanalyse der Skala 2 „Kognitive Scham“ des StateFragebogens; N = 201. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .50 Tabelle 5: Ergebnisse der Itemanalyse der Skala 3 „Existentielle Scham“ des StateFragebogens; N = 201. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .51 Tabelle 6: Korrigierte Trennschärfen der Items der Skala 1 „Körperliche Scham“ in Bezug auf alle Skalen ; N = 201. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Tabelle 7: Korrigierte Trennschärfen der Items der Skala 2 „Kognitive Scham“ in Bezug auf alle Skalen ; N = 201. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Tabelle 8: Korrigierte Trennschärfen der Items der Skala 3 „Existentielle Scham“ in Bezug auf alle Skalen ; N = 201. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Tabelle 9: Korrelationen der verschiedenen Schamskalen untereinander, sowie mit der RSE, dem BDI und dem SPAI . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 6 Vorwort Ich danke ganz besonders Corinna Scheel, meiner Betreuerin und Autorin der vorliegenden Studie, für die zahlreichen Treffen und Korrekturen über die ganze Zeit und für die geduldige und konstruktive Unterstützung. Ich danke zudem allen Probanden, die sich dazu bereit erklärten an dieser Studie teilzunehmen. 7 Zusammenfassung Hintergrund: Beim Empfinden von Scham, einer selbstreflexiven Emotion, findet immer ein Abgleich von Selbstideal und realem Selbst statt, dessen negativer Ausgang zum Auslöser von Scham führt. Sie ist eng verbunden mit Kultur, Gesellschaft und mit der eigenen Identität. Das Einhalten von Normen, Hierarchie und eigene Werte können mit gesunden Schamerlebnissen gelernt werden. Bei Störungen des eigenen Selbstkonzeptes können jedoch alltägliche Situationen als beschämend empfunden werden, was die Betroffenen sehr einzuschränken vermag (Scheel, 2009). Die Schamneigung ist interindividuell zwar sehr unterschiedlich, einige Störungen, wie die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS), gehen jedoch mit einer grundsätzlich erhöhten Schamneigung einher (Rüsch, 2006). Aufgrund der Bedeutung von Scham für verschiedene psychische Störungen wurde versucht ein Instrument zu entwickeln, das unterschiedliche Facetten von Scham messbar macht und eine Unterscheidung von physiologischer und pathologischer Scham ermöglicht. Methodik: Mit Hilfe von Literatur aus wissenschaftlichen Datenbanken und Interviews mit gesunden Probanden und mit BPS-Patientinnen wurde ein Konzept der Emotion Scham entwickelt. Insgesamt ließen sich drei Schamfacetten operationalisieren: körperliche, kognitive und existentielle Scham. Während beide ersteren bei allen Probanden gefunden wurde, so zeigte sich die existentielle Scham nur bei BPS-Patientinnen. Anhand dieser Ergebnisse wurde ein Fragebogen entwickeltet, bestehend aus 67 Items, welcher die drei Facetten der Scham beinhaltet und an insgesamt 201 gesunden Probanden getestet wurde. Ergebnisse: Die Faktorenstruktur konnte itemanalytisch bestätigt werden. Angrenzende Konstrukte wie Depression, soziale Phobie und Selbstwert als Gegenpol wiesen keine erhöhten Korrelationen auf. Die letzte Itemauswahl wurde anhand der korrigierten Trennschärfen und unter Berücksichtigung der Verteilung der Itemschwierigkeiten innerhalb der Skalen getroffen. Dabei blieben 24 Items übrig. Diskussion: Der verkürzte Fragebogen wurde an einer Gruppe von 506 gesunden Probanden getestet und auch hier zeigte sich, wie erwartet, ein erhöhtes Auftreten von körperlicher und kognitiver Scham, während existentielle Scham kaum enthalten war. Aktuell wird er an verschiedenen klinischen Gruppen getestet, bei denen wir systematisch andere Ergebnisse erwarten. Dieser Fragebogen ermöglicht es, die Schamneigung einer Person im Vergleich zu anderen zu bestimmen und zu sehen in welchen Bereichen die Probanden Schwierigkeiten haben. Bestätigt sich die Annahme, dass in psychiatrischen Gruppen die existentielle Scham deutlicher vertreten ist, können auch Annahmen über die Dysfunktionalität des Schamempfindens des Probanden getroffen werden, die für therapeutische Zwecke hilfreich sein können. 8 1. Einleitung 1.1 Scham Der Psychologe Michael Lewis (1993) glaubt, dass „das artspezifische Gefühl der Scham für unser Leben zentral ist. Scham bestimmt unsere seelische Gestimmtheit mehr als Sex oder Aggression. Scham ist überall“ (S. 12). Scham ist eine der schmerzhaftesten und machtvollsten aller menschlichen Emotionen. Jedoch ist Scham eine tabuisierte Emotion über die man nicht redet und die man auch nicht zeigt. Scham ist in der Gegenwart selbst zu etwas geworden, dessen sich viele Menschen schämen. Meist versucht man sie zu verbergen und sie geheim zu halten. Scham wird häufig mit anderen Gefühlen verwechselt und sie verbirgt sich oft hinter anderen Affekten wie Angst, Wut oder Zorn, d.h. sie zeigt sich meistens in verhüllter Form (Marks, 2007). Léon Wurmser (1990) bezeichnet die Scham als „eine unentbehrliche Wächterin der Privatheit und der Innerlichkeit, die den Kern unserer Persönlichkeit schützt – unsere intensivsten Gefühle, unseren Sinn der Identität und Integrität und v.a. unsere sexuellen Wünsche, Erlebnisse und Körperteile. Ohne diese Hülle der Scham fühlt man sich der Würde beraubt […]“ (S.150). Ähnlich sehen es folgende zwei Definitionen: • Wikipedia (2011): „Scham ist ein Gefühl der Verlegenheit oder der Bloßstellung, das sowohl durch Verletzung der Intimsphäre auftreten als auch auf dem Bewusstsein beruhen kann, durch unehrenhafte, unanständige oder erfolglose Handlungen sozialen Erwartungen oder Normen nicht entsprochen zu haben. Das Schamgefühl ist häufig von vegetativen Erscheinungen wie Erröten oder Herzklopfen (Palpitation) begleitet und kann durch typische Reaktionen wie das Senken des Blickes ausgedrückt werden. Die Intensität der Empfindung reicht von der flüchtigen Anwandlung bis zur tiefsten Beklommenheit. Scham tritt zum Beispiel bei empfundener Entblößung oder einem Achtungsverlust im sozialen Umfeld auf. Sie Unzulänglichkeit kann auch (Peinlichkeit) durch Anderer Verfehlungen ausgelöst oder werden, empfundener die einem gemeinschaftlich verbunden sind.“ • Meyers neues Lexikon (1993, S.400): „Anerzogene menschliche Unlustreaktion (sogenanntes Schamgefühl), die sich häufig auf die Verletzung der Intimsphäre 9 bezieht, aber auch andere soziale Bereiche (Ansehen bzw. Erfolg usw.) betreffen kann. Grundlage der Scham ist das Bewusstsein, durch bestimmte Handlungen oder Äußerungen sozialen Erwartungen oder Normen nicht entsprochen bzw. gegen sie verstoßen zu haben. Scham kann sich durch Senken des Blicks, Erröten u. ä. äußern.“ Die Scham in ihrer vielschichtigen Ausprägung hat eine wichtige Bedeutung in unserer seelischen und sozialen Ökonomie. Jeder Mensch besitzt einen Innenraum mit seiner Phantasie, seinen Gedanken, seiner Intimität. Die Scham beschützt diesen Innenraum und vermittelt ein Gespür dafür, was man von sich zeigen und mitteilen und was man für sich selbst behalten will (Jacoby, 1991). Sie dient der Individualisierung und der sozialen Anpassung zugleich. „Es ist, als ob es von Schamgefühlen bewachte Grenzen gäbe, deren Überschreitung gesellschaftliche Sanktionen mit sich bringt und persönliches Risiko fordert“ (Jacoby, 1991, S.48). Aus der Etymologie ist ein altgermanisches Substantiv „scham „ oder “scheme“ bekannt, was ursprünglich Beschämung und auch Schande bedeutete. Es geht zurück auf die indogermanische Wurzel kam/kem= „zudecken“, „verschleiern“, „verbergen“. Die Vorstellung des Sich-Verbergens ist dabei spezifisch vom Schamkonzept untrennbar (Wurmser, 1990). Viele Autoren (Hilgers, 2006; Tangney, 1998; Kalbe, 2002; Rüsch, 2007) stimmen in der Ansicht überein, Scham als eine selbstreflexive Emotion zu bezeichnen. Das bedeutet, dass bei dem Empfinden von Scham immer ein Abgleich von Selbstideal und realem Selbst stattfindet, dessen negativer Ausgang zum Auslöser von Scham wird. Ein vorgestelltes Gegenüber (das Idealselbst oder eine andere Person) bewertet ein Verhalten negativ. Normalerweise hilft dieser Mechanismus bei der Steuerung von Überlebenszielen des Individuums innerhalb einer Gesellschaft. Das Einhalten von Normen, Hierarchie und eigene Werte können mit gesunden Schamerlebnissen gelernt werden. Zudem kann Scham hilfreich sein, das Selbst zu formen und Grenzübertretungen sowie eigene Bloßstellungen vermeiden helfen (Scheel, 2009). Scham bezieht sich weitgehend darauf, wie eine Person in ihrem gesamten Dasein bewertet, bzw. entwertet wird, und zwar nicht nur von anderen, sondern auch und vor allem von sich selbst. Im Gegensatz dazu, treten Schuldgefühle gewöhnlich dann auf, 10 wenn man anderen Menschen irgendeinen Schaden zugefügt oder gewisse Normen nicht eingehalten hat (Jacoby, 1991). Schuld bezieht sich demnach auf eine konkrete Handlung und motiviert die Menschen zu moralischen, empathischen, sozial verantwortungsvollen Verhaltensweisen, die den Schaden wieder gutmachen sollen (Tangney, 2002). Der Schuldige kann somit auf Wiedergutmachung hoffen. Scham hingegen, die Person in ihrer Gesamtheit betreffend, ist auch immer mit einem Verlust an Selbstachtung verknüpft. Wir haben ein zum Teil unbewusstes Bild in uns, wie wir sind und auf welche Weise wir gesehen werden wollen – das sogenannte Ichideal. Je höher die Anforderungen an die Selbstvollkommenheit von diesem Bild des Ichideals sind, umso leichter neigen wir zu Minderwertigkeits- und Schamgefühlen: Schamgefühl hängt also auch viel mit der Phantasie zusammen (Jacoby, 1991). Sie resultiert typischerweise aus der „Erkenntnis“, dass „wir sind wen wir nicht sein wollen“ (LindsayHartz, 1984, S.697). Scham ist ein extrem schmerzhaftes und hässliches Gefühl, welches einen negativen Einfluss auf das zwischenmenschliche Verhalten ausübt. Scham-anfällige Menschen neigen eher dazu anderen Menschen (sowie sich selbst auch) die Schuld für negative Ereignisse zu geben, sind anfälliger für Wutausbrüche und Feindseligkeiten, und sind im Allgemeinen weniger in der Lage, Empathie für andere zu entwickeln. Dies führt zwangsläufig zu Problemen im Bereich zwischenmenschlicher Beziehungen (Tangney & Dearing, 2002). Das Erleben von Scham dreht sich direkt um das „Selbst“ und ist typischerweise begleitet von einem Gefühl des Schrumpfens oder „Sich klein fühlens“, der Wertlosigkeit und der eigenen Ohnmacht. Außerdem führt Scham oft zum Wunsch wegzulaufen oder sich zu verstecken, im Boden zu versinken und zu verschwinden (Lewis, 1971). Weitere objektiv erkennbare Verhaltensweisen sind Erröten, Abwendung des Kopfes und das Vermeiden von Augenkontakt. 11 1.2 Die Borderline-Persönlichkeitsstörung Adolf Stern prägte 1938 den Begriff „Borderline“, welcher auf einem von Freud entwickelten psychoanalytischen Grundverständnis basiert. Demnach meint der Terminus „Borderline“ eine unscharfe und fluktuierende „Grenzlinie“ auf einem Kontinuum zwischen Neurose und Psychose. 1967 veröffentlichte O. Kernberg seine klassische Arbeit „Borderline Personality Organization“, in der er den Begriff „Organisation“ als einen systemischen Begriff, von strukturierten, miteinander in Bezug stehenden Vorgängen, Vorstellungen basieren prägte. auf Kernbergs der entwicklungspsychologisch-genetische Annahme eines primär undifferenzierten Entwicklungsstadiums im Säuglingsalter, in dem Selbst- und Objektpräsentanzen noch nicht voneinander getrennt seien, „Gut“ und „Böse“ als gegensätzliche Pole jedoch bereits differenzeiert werden können. Dieser „Spaltungsvorgang“ stelle entwicklungspsychologisch gesehen ein Zwischenstadium dar. Wenn nun bei den anschließenden Entwicklungsschritten, bei denen es eigentlich zur Auflösung dieser polarisierten Anteile und schließlich zur Erreichung einer „reifen Ich-Identität“ kommen soll, Störungen auftreten, führe dies zu einer Regression auf die Ebene der „BorderlineStruktur“. 1978 entwickelten Gunderson et al. sieben operationalisierte Kriterien, anhand derer Patienten mit Borderline-Störungen mit 81%iger Wahrscheinlichkeit von anderen klinischen Gruppen unterschieden werden konnten. Spitzer et al. fügten 1979 noch das Kriterium der „instabilen Identität“ hinzu und diese acht Kriterien bildeten dann schließlich als Gesamtheit den Kriterienkatalog des DSM-III. Das heute verwendete DSM-IV erweiterte man lediglich nur noch um ein neuntes Kriterium „Vorübergehende, stressabhängige paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome“. Die ICD-10 übernahm dies weitgehend, ordnete die Borderline-Störung jedoch der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung unter. Die Punktprävalenz der Borderline-Störung in der Allgemeinbevölkerung beträgt etwa 1,2%, davon sind ca. 70% Frauen. Nach Jerschke et al. (1998) gibt es eine bimodale Verteilung hinsichtlich des Alters bei Erstmanifestation: während eine große Gruppe bereits im Alter von 14 Jahren Verhaltensauffälligkeiten zeigte, die einer stationären Behandlung bedurften, wurde eine zweite Gruppe im Mittel erstmals mit 24 Jahren stationär behandelt. Unbehandelt ist die Prognose äußert ungünstig: die Suizidrate liegt bei 7 bis 10% (Frances et al., 1986). 12 Diagnostische Kriterien für die Borderline-Persönlichkeitsstörung nach DSM-IV (American Psychiatric Association, 1994) Ein tiefgreifendes Muster von Instabilität im Bereich zwischenmenschlicher Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie deutliche Impulsivität. Der Beginn liegt meistens im frühen Erwachsenenalter und manifestiert sich in verschiedenen Lebensbereichen. Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein: (1) Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden (außer Suizid oder Selbstverletzungen, siehe auch Kriterium 5); (2) Ein Muster an instabilen aber intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen, das sich durch einen Wechsel zwischen den beiden Extremen der Idealisierung und Abwertung auszeichnet; (3) Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung; (4) Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Bereichen, z.B. Geldausgaben, Sexualität, Substanzmissbrauch, Ladendiebstahl, rücksichtsloses Fahren und Fressanfälle (außer Suizid oder Selbstverletzungen, siehe auch Kriterium 5); (5) Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder - drohungen oder Selbstverletzungsverhalten; (6) Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z.B. hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern); 13 (7) Chronisches Gefühl der Leere oder Langeweile; (8) Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren (z.B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen); (9) Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome. Klinische Symptomatik : Die klinische Symptomatik lässt sich nach Bohus (2002) in fünf Problembereiche gliedern. Affektregulation: Die oben aufgeführten Diagnosekriterien können fast alle als direkte Auswirkung dieser Regulationsstörung gesehen werden, oder als Versuch, diese zu kompensieren. Niedrige Reizschwellen für die Auslösung von Emotionen, hohe Erregungsniveaus und schließlich die verzögerte Rückbildung auf das emotionale Ausgangsniveau stellen die Hauptkomponenten dieser Regulationsstörung dar. Hinzu kommt auch noch, dass die Patienten häufig diese Emotionen nicht differenzieren können und diese vielmehr als „überflutende Emotionen“ oder als „Gefühlswirrwarr“ erleben. Fast alle Patienten entwickeln jedoch, oft mehrmals täglich, starke aversive Spannungszustände, bei welchen Handlungs- oder Lösungsentwürfe normalerweise blockiert sind. 60% der Patienten zeigen während dieser aversiven Anspannung dissoziative Symptome, d.h. dass ihnen das sichere Gefühl für das eigene Selbst sowie für existierende Außenobjekte fehlt und die sensorische Reizverarbeitung deutlich eingeschränkt ist. Zur Bewältigung dieser Anspannung benutzen die Patienten zahlreiche dysfunktionalen Verhaltensmuster, wie z.B. Selbstverletzungen. Im Gegensatz zu diesen überflutenden Emotionen erleben viele Patienten auch Episoden der emotionalen Taubheit, also vollständig 14 fehlende Gefühlswahrnehmung, die mit einem ausgeprägten Verlust des Identitätsgefühls einhergeht. Selbst und Selbstbild: Die meisten BPS-Patienten leiden an einem tiefgreifenden Gefühl der Unsicherheit bezüglich ihrer eigenen Identität und Integrität. Zudem zeigen sie eine stark negative Einschätzung des eigenen Körperbildes und Einstellung zur eigenen Körperlichkeit. Psychosoziale Integration: Eine grundlegende Wahrnehmung von BPS-Patienten ist das Gefühl „anders zu sein als die anderen“. Der zwischenmenschliche Bereich ist geprägt von Schwierigkeiten mit der Regulation von Nähe und Distanz. Die ausgeprägte Angst, verlassen zu werden, führt häufig zu einer Verwechslung von Abwesenheit mit manifester Verlassenheit. Andererseits löst gerade die Wahrnehmung von Nähe und Geborgenheit ein hohes Maß an Angst, Schuld und Scham aus. Langwierige, schwierige Beziehungen mit häufigen Trennungs- und Wiederannäherungsprozessen sind die Folge. Eine weitere klinische Auffälligkeit ist die „passive“ Aktivität. Hiermit bezeichnet man die Tendenz, durch Demonstration von Hilflosigkeit und Leid Unterstützung zu erlangen und Kontakte aufzunehmen. Kognitive Funktionsfähigkeit: Dem jetzigen Forschungszustand nach ist nicht von einer generellen Leistungsminderung bei BPS-Patienten auszugehen. Allerdings entwickeln ca. 60% der Patienten eine ausgeprägte dissoziative Symptomatik, die sowohl Depersonalisations- als auch Derealisationserleben beinhaltet. Hinzu kommen auch noch sogenannte somatoforme dissoziative Phänomene, also Veränderungen der sensorischen Wahrnehmung. Diese Phasen sind charakterisiert durch mangelhafte Wahrnehmung der eigenen Emotionen, Verzerrung des Raum-Zeit-Gefühls, ein ausgeprägtes Gefühl von Fremdheit und den Kontrollverlust über die Realität. Szenisches Wiedererleben von traumatisierenden Ereignissen, so genannte Flashbacks, werden von den BPS-Patienten zwar kognitiv der Vergangenheit zugeordnet, erlebt werden sie emotional jedoch als real. 15 Verhaltensebene: Etwa 70 bis 80% der BPS-Patienten berichten über selbstschädigende Verhaltensmuster, wie z.B. selbst zugefügte Schnittverletzungen, Schlagen des Kopfes gegen eine harte Fläche, Brennen, Verbrühen, Verätzen oder auch Zufügen von Stichwunden und Schlucken von Rasierklingen. Meistens werden diese Verletzungen im analgetischen Zustand durchgeführt und bereits nach wenigen Minuten stellt sich ein tiefgreifendes Gefühl der Entspannung, Entlastung, Ruhe und Geborgenheit ein. Ein weiteres auffälliges Verhaltensmuster stellt das Hochrisikoverhalten dar, welches unter anderem Balancieren auf Baukränen, Hochhäusern oder Brückengeländern, Rasen auf der Autobahn, Sitzen auf Bahnschienen bis die Vibrationen spürbar werden, beinhaltet. Störungen des Essund Trinkverhaltens, Drogenmissbrauch (40%), Promiskuität, pathologisches Kaufverhalten, Zwangshandlungen sowie aggressive Durchbrüche stellen weitere problematische Verhaltensmuster dar. 16 Das neurobehaviorale Entstehungsmodell: Es gibt Hinweise dafür, dass sich bei Borderline-Persönlichkeiten Volumenminderungen der Amygdala und eine erhöhte Aktivität bei negativen Reizen finden, was auf eine Betonung der Wahrnehmung negativer emotional bedeutsamer Reize schlieβen lassen könnte, die außerdem nur schlecht aus dem Arbeitsgedächtnis gelöscht werden können. Diese Kombination führe zu einer Unterbrechung oder Störung der Problemlösefähigkeiten der Betroffenen (Hilgers, 2006). Zusätzlich wurde gezeigt, dass traumatische Ereignisse mit erhöhten Glucocorticoid-ausschüttungen einhergehen, die wiederum besonders in Kindheit und Jugend, aber auch im Erwachsenenalter u.a. auch auf Amygdala schädigend wirken. Diese Befunde könnten für BPS von hoher Relevanz sein (Herpertz, 2003). Dieses Modell postuliert also das Zusammenwirken genetisch bedingter neurobiologischer Faktoren, wie Dissoziationsneigung, Störungen der Reizkontrolle und Affektmodulation, mit psychosozialen Variablen, wie sexuellem Missbrauch, körperlicher Gewalt, emotionaler Vernachlässigung und Fehlen einer zweiten Bezugsperson. Als Folge entwickeln sich dysfunktionale kognitiv-emotionale Schemata, die sich in Störungen der Identität, der Beziehungsregulation, der Affektregulation und der Handlungssteuerung manifestieren. Das Zusammenwirken dieser Faktoren führt während der weiteren psychosozialen Entwicklung traumatischen zu Störungen Erfahrungen der Assimilations- werden durch und spätere Adaptationsprozesse. positive Erfahrungen Die bzw. Lernprozesse nicht relativiert, bleiben daher virulent und bestimmen weitgehend die Sicht der Welt als unberechenbar und gefährlich (Bohus, 2002). 17 Neurobiologische Frühe Traumata Prädisposition Störung der Affektregulation (hohe Grundspannung) (starke Auslenkung) Positive Hohe Dissoziationsneigung Rückkopplung Probleme des assoziativen Lernens Dysfunktionale Grundannahmen Inkompatible Schemata Mangelhafte psychosoziale Realitätsorientierung Rückgriff auf dysfunktionale Bewältigungsstrategien (Selbstschädigung) Abbildung 1: Wesentliche Faktoren des neurobehavioralen Entstehungskonzeptes der Borderline-Persönlichkeitsstörung nach Bohus (2002, S.16) 18 1.3 Bezug von Scham zu der Borderline-Persönlichkeitsstörung Eine Studie von Ferguson und Stegge (1995) hat gezeigt, dass Schamerleben bei Kindern verknüpft ist mit elterlicher Ablehnung, wenig Anerkennung für positive Erfolge und einem Mangel an Disziplin. Ferner fanden Bennett et al. (2005) heraus, dass eine Beziehung besteht zwischen vermehrter Scham bei Kindern und körperlicher Misshandlung. Das Erleben von Scham beginnt bereits im zweiten Lebensjahr, und hilft dem Kind dabei, den kulturellen Anforderungen gerecht zu werden, das eigene „Selbst“ von den „Anderen“ unterscheiden zu können (Twitchell, 1997). Während dieser Phase entdeckt das Kind, dass es eigene Gedanken hat, und dass andere ebenfalls eigene Gedanken haben. Es beginnt wahrzunehmen, dass man mit anderen Erfahrungen und Erlebnisse teilen kann. Gleichzeitig realisiert es aber auch, dass diese Beziehungen zu anderen, wenn sie von bewertender und kritisierender Art sind, das eigene Bild vom „Selbst“ zerstören können (Fonagy & Target, 2000, zit. in Tiedemann, 2007). Es ist möglich, dass das vermehrte Schamerleben von BPS-Patienten mit einer Störung in der Entwicklung dieser Fähigkeiten zusammenhängt, die jedoch nötig sind, um den Affekt Scham im eigenen Selbstbild zu integrieren (Crowe, 2004). Nach Spero (1984) stützt sich elementare Scham und die Erfahrung eines beobachtenden Publikums bei der Scham nicht so sehr auf spezifische Arten von traumatischen Erfahrungen, sondern auf die gesamte Qualität der bis zu diesem Zeitpunkt etablierten Objektbeziehung, wenn bestimmte verletzende Traumata geschehen (zit. in Tiedemann, 2007). Für Kinston (1983) ist „Scham der Preis, der für die Selbstwerdung gezahlt werden muss“ (S. 219, zit. in Tiedemann, 2007). Scham hat tiefe und weitreichende Implikationen für jeden Menschen, für BPSPatienten stellt sie jedoch die Grundlage ihres Selbsbildes dar (Fisher, 1985, zit. in Tiedemann, 2007). Moser & Zeppelin (2004) führten den Begriff der „Affektkonserve“ ein, den sie folgendermaßen beschreiben: „Scham als Affekt ist in der interaktiven Situation von der Angst begleitet, sich zu blamieren. Es gibt aber Scham auch als verinnerlichte Konserve im Sinne einer nicht mentalisierten Scham, die ständig und fortschreitend am Selbstgefühl nagt“ (S. 54, zit. in Tiedemann, 2007). Empirisch gesicherte Faktoren für die Entwicklung einer BPS sind: weibliches Geschlecht bzw. Sozialisierung, frühe Erfahrung von sexueller Gewalt [etwa 60% weiblicher Patienten mit BPS berichten über sexuelle Gewalterfahrung in der Kindheit 19 (Zweig-Frank & Paris, 1997)], körperlicher Gewalt und Vernachlässigung durch primäre Bezugspersonen sowie Gewalterfahrungen im Erwachsenenalter (Zanarini et al., 1997). Weiterhin gesichert scheint die Bedeutung der fehlenden zweiten Bezugsperson zu sein, einer Schutz und Sicherheit gewährenden Person, die insbesondere die Wahrnehmung der Betroffenen teilt und deren Emotionen bestätigen könnte (Heffernan & Cloitre, 2000). Bleibt diese Spiegelbeziehung zwischen Säugling und Bezugsperson aus, so bleiben die erspürten Affekte diffus, undifferenziert und somit wenig mentalisiert. Nach Hilgers (2006) wendet die Verwandlung von Scham in Gewalt gegen andere, Ohnmacht in Macht und Schwäche in Stärke, da andere nun das erleiden müssen, was man vorher selbst empfand. BPS-Patientinnen haben im Vergleich zu gesunden Kontrollprobandinnen eine erhöhte Schamneigung (Rüsch, 2007). Diese Ergebnisse stammen aus Messungen mit dem implizierten Assoziationstest (IAT); hierbei wurden unbewusste, implizite Assoziationen von „Selbst“ (relativ zu „Beste Freundin“) zu „Scham“ (relativ zu „Angst“) gemessen. Implizierte Einstellungen manifestieren sich als Handlungen oder Beurteilungen, die unter der Kontrolle automatischer Bewertungen stattfinden. Dabei ist sich die Person der Ursache nicht bewusst. Das Ergenbis dieser Studie zeigte, dass im Durchschnitt BPS-Patientinnen IAT-Werte um die Null zeigten, was andeutet, dass diese Patientinnen ein impliziertes Selbstkonzept haben, das gleichstark mit Scham und Angst assoziiert ist. Im Gegensatz dazu waren die durchschnittlichen IAT-Werte der Frauen mit sozialer Phobie und der gesunden Frauen negativ, sie assoziierten sich also impliziert stärker mit Angst als mit Scham (Göttler, 2007). Man kann daher davon ausgehen, dass BPS-Patientinnen schon impliziert ihr Selbst als „schämenswerter“ erleben als die Vergleichsgruppen (Sozialphobiker, Gesunde). Schon Linehan (1993) und Bohus (2002) sahen Scham und Schuld als relevante Emotionen bei BPS an. Sie beschrieben auch, dass Scham typische Verhaltensweisen bei BPS triggert und Selbstverletzungen provozieren kann. Linehan (1993) beschrieb in ihrer biosozialen Theorie das invalidierende Umfeld als Variable für die Entstehung einer BPS. Sie beschreibt dabei maßgeblich, dass auf unterschiedlichste Art und Weise das emotionale Erleben eines Kindes entwertet wird. In der Folge nimmt sich das Kind als falsch in Bezug auf seine Emotionen oder seine ganze Person wahr. In Zusammenhang mit Hilgers beschriebener Existenzscham, kann ein invalidierendes Umfeld sozusagen den Grundstock dafür legen (Scheel, 2009). Die erhöhte Wahrnehmung negativer Reize und das „Festhängen“ an ihnen kann also eine entsprechend den genetischen Möglichkeiten und den sozialen Bedingungen in 20 Kindheit und Jugend individuell optimale Anpassungsleistung sein, die erst in „normaler Umgebung“ versagt und somit symptomträchtig wird. Zudem scheinen BPS-Patienten ein niedrigeres Arousal zu haben und daher ein Reizniveau als angenehm zu empfinden, das von Gesunden bereits mit mäßiger bis heftiger Angst begleitet wäre. In Umgebungen mit durchschnittlichem Reizniveau bekommen BPS-Patientinnen oft unter anderem soziale Schwierigkeiten. Daher suchen sie aktiv chaotische Verhältnisse auf oder stellen solche her, da sie in ihnen gewohnt sind zu leben und weniger auffallen (Hilgers, 2006). Voraussetzung jeder Empathie und Soziabilität ist die Fähigkeit, sich in andere hineinversetzen zu können und das zu fühlen, was diese vermutlich empfinden. Maßvolle Schamkonflikte fördern diese Fähigkeit. Das Oszillieren zwischen Selbsterleben und Selbstobjektivierung und dabei maßvolle Gefühle von Scham und Stolz zu erleben, macht reife Identität und psychische Gesundheit aus. Die Existenz oder Verfügbarkeit selbstreflexiver Affekte wie Scham, Schuld und die damit verbundene Angst ermöglicht sowohl Abgrenzung als auch partielle Vereinigung und schützt die Grenze zwischen dem Selbst und dem anderen (Hilgers, 2006). Ein weiterer Punkt betrifft die Vermischung von Scham und Schuldaffekten bei BPS, wonach diese Gruppe anscheinend besonders oft in diese Verstrickung gerät. Normalerweise kann Schuld durch angemessene Reue aufgelöst oder zumindest gemildert werden. Angemessene Reue setzt aber ein stabiles Wertesystem und ein einigermaßen kohärentes Selbstbild voraus. Ist das nicht gegeben, dann kann übermäßig empfundene Reue zu einem Verlust an Selbstachtung und dadurch zu Scham führen. Zu wenig Reue führt zu einer erneuten Verletzung anderer und der eigenen Werte und damit zu Schuld und Scham (Scheel, 2009). Arbeiten von Hilgers (Scheel, 2009): Nach Hilgers (2006) stimulieren Schamgefühle bis ins hohe Alter hinein die Selbst- und Sozialregulation, da sie anspornen eigene Defizite und Grenzen zu überwinden und gleichzeitig Hybris und Selbstüberschätzung begrenzen. Er geht auch davon aus, dass Schamerleben die Grundlage von Therapiemotivation ist, und einen Anlass darstellt, eigenes Verhalten und Denken zu modifizieren. Er differenziert Scham in eine Gruppe der Schamaffekte, zu der er folgende zählt: 21 1. Existentielle Scham: • das Gefühl, als Person grundsätzlich unerwünscht oder mit einem Makel behaftet zu sein. Hierzu zählen auch Schamgefühle, die sich auf die eigene Körperlichkeit beziehen, wenn diese grundsätzlich negativ oder makelbehaftet erlebt wird. • das grundsätzliche Gefühl, nicht wahrgenommen zu werden, wie nicht existent zu sein. 2. Kompetenzscham: bei öffentlich sichtbaren Misserfolgen und Kontrollverlusten 3. Intimitätsscham: sie entsteht bei Verletzung der Selbst- und Intimitätsgrenzen, also bei Übergriffen oder plötzlichem Sichtbarwerden von Selbstanteilen, die eigentlich verborgen bleiben sollten. Hierzu zählen auch Verlegenheiten oder Scham, wenn ungewollte Körperlichkeit sichtbar wird, die jedoch nicht grundsätzlich, sondern nur situativ negativ erlebt wird. 4. Schande: Scham, die bei aktiver Demütigung von aussen erlebt wird (z.B. bei Folter) und einen Verlust der Würde zur Folge hat. 5. Idealitätsscham: • bei einer Diskrepanz zwischen Selbst und Ideal • bei schuldhaftem Handeln 6. Abhängigkeitsscham: sie zeigt die eigene Abhängigkeit in Beziehung zu anderen oder umgekehrt das Herausfallen aus Beziehungen, die eigentlich gewünscht sind, an. Hierzu zählen Verliebtheit, unerwiderte Liebe, Verehrung und empfundene Abhängigkeit. 7. Ödipale Scham: das Gefühl, ausgeschlossener Dritter, zu klein oder zu minderwertig zu sein, nicht dazuzugehören oder aktiv ausgeschlossen zu werden. 8. Scham-Schuld Dilemmata: widersprüchliche Über-Ich-Forderungen führen zu einem unlösbaren intrasystemischen Konflikt, bei dem entweder Schuld oder Scham gefühlt wird. Hilgers geht davon aus, dass mehrere Schamaffekte gleichzeitig angesprochen sein können. Wie oben beschrieben, sieht er die Emotion selbst als ein Mittel zur Selbstregulation, bezogen auf die Entwicklung des eigenen Wertesystems wie auch die eigene Stellung in einer Gruppe und in relevanten Zweierbeziehungen. Zudem betrachtet er den Zusammenhang zwischen Scham und Schuld und ist der Ansicht, 22 dass beide Emotionen gleichzeitig, aber auch getrennt voneinander auftreten können. Dabei sieht er in der Schuld phänomenologisch eine „Spannung zwischen Ich und Über-Ich“, die zur Verletzung eines anderen führt, während im Gegensatz dazu, die Scham eine „Spannung zwischen Ich und Ich-Ideal“ darstellt, die bei Verletzung das Selbst, beziehungsweise das Selbstbild entwertet (2006, S.17). Als mögliche Auslöser hierfür sieht er die plötzliche Entblössung intimer Bereiche einer Person (sowohl Körper als auch Eigenschaften), und vor allem das unkontrollierte Herstellen zu grosser Nähe. Dadurch werden subjektiv die eigenen Grenzen einer Person und damit ihre Autonomie verletzt. Hilgers betrachtet Scham in Bezug zur BPS in einem gesonderten Kapitel und beschreibt hier folgende Punkte: - Abgleichungen einer Diskrepanz oder eines Unterschiedes im Selbsterleben und der Darstellung fehlen häufig, weil diskrepante Selbstzustände relativ unabhängig voneinander existieren (im Sinne einer Spaltung). Scham als Indikator eines Diskrepanz- oder Differenzerlebens wird daher primär nicht wirksam. Dennoch erleben BPS-Patienten ihre heftigen emotionalen Schwankungen mit großem Leidensdruck, wenn auch ohne ausreichende Integrationsleistung des Ich. Für Außenstehende ist es erstaunlich, dass die häufig wechselnden Präferenzen und emotionalen Bewertungen, entsprechend der mangelnden Integrationsfähigkeit des Ich, krass alternieren können, ohne dass diese Widersprüche durch das Ich diskutiert würden. Bei Konfrontation mit solchen Widersprüchen, kann Scham wirksam werden, die – falls sie das Ich nicht überschwemmt – motiviert, Selbstrepräsentanzen abzugleichen. - Zu aggressiven Reaktionen kommt es, wenn BPS-Patienten um ihre Autonomie fürchten, ihre Selbstgrenzen bedroht sehen, irgendeine Form von Schwäche offenbar zu werden droht, von der befürchtet wird, sie könnte missbraucht werden, oder thematische Nähe zu vorangegangenen Traumatisierungen entsteht. Neben diesen BPS-Patienten, die durch lärmendes Agieren, aggressive Reaktionen gegen die Umwelt und heftig geäusserte Affekte auffallen (sozusagen explodieren), gibt es ebenfalls BPS-Patienten, die von alles beherrschender Scham überschwemmt werden und mit Rückzugsneigungen und Agieren weniger gegen die Aussenwelt als gegen das Selbst reagieren (also eher 23 implodieren). Die vorherrschenden Schamgefühle machen es den Patienten unmöglich, zu einer differenzierten Bewertung (Urteilsbildung) einer gegebenen Situation zu kommen und andere, hilfreiche Gefühle zu entwickeln. Arbeiten von Kalbe (Scheel, 2009): In einer empirischen Untersuchung zu Scham, kommt Kalbe (2002) mittels Faktorenanalyse zum Schluss, dass man dieser drei Unterkategorien zuteilen kann: Opferscham, Täterscham und Unsicherheitsscham. Er bezeichnet diese als „relevante Dimensionen des Schamempfindens“. Sie unterscheiden sich in Auslösesituation, physiologischem Ausdruck und möglicherweise passenden Symptomkomplexen. Opferscham geht mit einem Gefühl von Hilflosigkeit und Entsetzen einher, zentrale Kognitionen und Selbstbeurteilungen sind hier beispielsweise: Ungehörigkeit, Unzulänglichkeit, Unfähigkeit Ziele zu erreichen, Würdelosigkeit, Antizipation von Verachtung durch relevante Andere. Täterscham bringt selbstwertbelastende Attributionen, sowie ein Empfinden von Respekt- und Taktlosigkeit mit sich. Die Person sieht sich als grenzüberschreitend, drangsalierend, schuldig und hinterhältig machtausübend gegenüber Andern. Diesen beiden Dimensionen ist auf der Stimmungs- und Gefühlsebene ein Erleben von Trauer und Niedergeschlagenheit gemein. Die Unsicherheitsscham zeichnet sich nach Kalbe durch die stärksten physiologischen Reaktionen aus. Typisch sind hier internale, globale Kausalattributionen bezogen auf die Körperreaktionen, wie z.B.: Ich schwitze, weil ich so inkompetent, unsicher, schwach etc. bin. Kalbe versucht ausserdem eine Zuordnung der verschiedenen Schamdimensionen zu unterschiedlichen Störungskomplexen, geht dabei aber nicht auf die BPS ein. Opferscham sieht er in Zusammenhang mit Psychotizismus und Depression, Täterscham mit Aggression und Somatizismus, Unsicherheitsscham mit paranoidem Denken, Zwanghaftigkeit und ebenfalls Psychotizismus, Aggression und Depression. 24 Nach Linehan (1993) scheint ein nicht wertschätzendes Umfeld die Entstehung einer BPS zu begünstigen. Die Personen lernen während dieser Zeit, ihren Emotionen nicht zu vertrauen und sich selbst als defizitär oder nicht liebenswert wahrzunehmen. Bringt man diese Theorie in Zusammenhang mit der von Hilgers beschriebenen Gruppe von Schamaffekten, so wäre dieses Empfinden der Existenzscham zuzuordnen. Während man die anderen Schamdimensionen von Hilgers auch bei anderen, gesunden Personengruppen erwarten könnte, so könnte man annehmen, dass eine chronisch auftretende Scham, die sich auf die ganze Person bezieht, doch mit damit zusammenhängenden Schwierigkeiten für den Betreffenden verbunden ist. Damit ist nahe gelegt, dass die existentielle Scham eine pathologische Form dieser Emotion darstellen könnte (Scheel, 2009). 1.4 Zielsetzung der Arbeit Als direkter Gegenpol zum Selbstwert spielt das unsichere Schamgefühl in vielen psychischen Störungsbildern eine große Rolle. Auch wenn die Schamneigung interindividuell sehr verschieden ist, gehen doch einige Störungen, wie die BorderlinePersönlichkeitsstörung (BPS) mit einer grundsätzlichen erhöhten Schamneigung einher (Rüsch, 2006). Aufgrund der Bedeutung von Scham für verschiedene psychische Störungen wurde versucht, ein Instrument zu entwickeln, das verschiedene Facetten von Scham messbar macht. Ziel dieser Studie ist also die Entwicklung eines Fragebogens, der einerseits die unterschiedlichen Facetten von Scham möglichst valide und reliabel messen kann und andererseits eine Unterscheidung zwischen gesunder und pathologischer Scham ermöglicht. Im Sinne der diskriminanten Konstruktvalidität, d.h. zur Sichertellung dass der Fragebogen tatsächlich das zu untersuchende Konstrukt (Schamempfinden) erfasst, sollen angrenzende Konstrukte wie Depression, soziale Phobie oder Selbstwert als Gegenpol keine überhöhte Korrelation mit Schamempfinden zeigen. 25 2. Methodik und empirisches Vorgehen Ein diskreter und anonymer Zugang schien, insbesondere durch die quantitative Fragebogenmethode, möglich. 2.1 Voruntersuchung Um für die vorliegende Studie einen adäquaten Fragebogen entwickeln zu können, wurde zunächst eine Voruntersuchung durchgeführt. Zur inhaltlichen Konzeption des Fragebogens und speziell zur Itemgenerierung muss man auf unterschiedliche Quellen zurückzugreifen. Als Quellen können dienen Theorien, Modelle und Lehrmeinungen, wie sie in der Fachliteratur vorzufinden sind, eigene Überlegungen sowie Alltagsbeobachtungen und Alltagserfahrungen. Bereits vorhandene Fragebögen können ebenfalls als Anregung zur Gestaltung und Formulierung des Fragebogens dienen. Zudem kann die Befragung im Rahmen einer Voruntersuchung qualitativer, offener Art, eine Möglichkeit der Item-Generierung darstellen. Für die vorliegende Studie wurde zunächst Literatur aus wissenschaftlichen Datenbanken zusammengetragen und daraus ein Konzept der Emotion Scham erarbeitet. Anschließend wurden gesunde Probanden und BPS-Patientinnen nach beschämenden Situationen befragt. Dies sollte die Möglichkeit einer angemessenen Itemgenerierung und somit die Konstruktion eines möglichst realistischen Fragebogens sicherstellen. Herleitung aus den Patienteninterviews (Scheel, 2009): In den durchgeführten Patienteninterviews zeigten sich häufig ähnliche Themen. Insbesondere fallen die Bereiche Körperlichkeit und hier speziell die Weiblichkeit, und Versagen, bzw. Misserfolg auf. Diese zwei Bereiche können ebenfalls bei gesunden Personen als hochrelevant in Bezug auf Schamstimulation betrachtet werden. Bei genauerem Hinsehen kann man jedoch einige Unterschiede feststellen. Als auffallend bei den BPS-Patienten können folgende Punkte benannt werden: 26 1. Körperlichkeit : • Die Scham bezieht sich auf den ganzen Körper und zwar situationsunabhängig (z.B. „Ich bin ekelhaft“). • Körperbezogene Komplimente lösen außer Stolz auch Scham aus, weil sie mit dem eigenen Selbstbild so wenig übereinstimmen. Diese Differenz ist die Ursache der Scham. • Jede Art von Genuss, insbesondere Sexualität und Essen, ist unverdient. Der Genuss kann durch die Beobachtung dritter Scham auslösen. • Da keine stabile Identität besteht, ist die Weiblichkeit unheimlich und schambehaftet. Je nach Lernerfahrung (z.B. sexueller Missbrauch) wird sie sogar als bedrohlich wahrgenommen. • Normale Körperlichkeit, wie z.B. schwitzen, wird häufiger als beschämend empfunden. • Fressanfälle oder Selbstverletzungen wurden als besonders beschämend beschrieben, da sie erstens ihr „anders sein“ unterstreichen und zweitens einen Kontrollverlust anzeigen würden. Zum anderen würden dadurch relevante Bezugspersonen verschreckt oder enttäuscht. 2. Misserfolge oder subjektive Inkompetenz : • Einige Patientinnen berichteten über extrem hohe Ansprüche an die eigene Leistungsfähigkeit. Wurden diese beschrieben, erschienen sie zumeist unrealistisch. Werden sie nicht erfüllt, kommt es zu Insuffizienzerleben und Scham. • Lob für erbrachte Leistungen divergiert so stark mit der eigenen Einschätzung, dass die Patientinnen sich selbst als Betrüger sehen und sich dann wegen der Diskrepanz zwischen Ich-Ideal und Real-Ich schämen. • Wenn Selbstverletzungen durch andere bemerkt werden oder Flashbacks bei anderen auffällig werden, dann wird der Unterschied zu den gesunden Menschen deutlich und die Patientinnen kommen im Vergleich schlechter weg. 27 • Fragen nach dem Lebenslauf, der Ausbildung oder der Beschäftigung im letzten Jahr, decken Defizite auf, die dann vor allem kombiniert mit „falschen Reaktionen“ (z.B. Aggression oder Unterwürfigkeit), als beschämend empfunden werden. • Das eigene Können in den Mittelpunkt zu stellen ist unverdient. Einige der aufgezählten Punkte können auf ähnliche Art und Weise sicher auch bei anderen Gruppen gefunden werden. Zudem berichten die BPS-Patientinnen auch von Situationen, die bei gesunden Personen ebenfalls schamauslösend sein können. Beispiele hierfür könnten plötzliche Entblößung des eigenen Körpers oder „versteckter“ Eigenschaften oder auch Schwächen einer Person sein. Weitere Beispiele auf kognitiver Ebene könnten sein: echtes Nicht-Erbringen von zu Recht erwarteten Leistungen, das Offenlegen von eigenen Schwächen im falschen Moment, etc. Betrachtet man die Unterschiede jedoch systematisch, so scheint es sich bei den BPSPatientinnen öfter um eine dauerhafte Scham zu handeln, die auf die ganze Person bezogen ist und die bei Hilgers als Existenzscham beschrieben wird. Die Patientinnen erleben sich selbst als makelbehaftet und dieser Tatsache gegenüber machtlos, was man auch als chronische Opferscham betrachten könnte. Weiterhin war der deutlich verringerte Selbstwert, in Kombination mit einer instabilen Identität augenfällig, was sowohl einen Abgleich zwischen Selbstideal und realem Selbst erschwert, da diese nicht fest definiert sind, als auch die Schwelle zu Beschämung senkt. Jede Beschämung greift nun wieder den Selbstwert direkt an, was in einem Teufelskreis enden kann. Den Beschreibungen der BPS-Patientinnen kann man entnehmen, dass Schamerleben bei dieser Gruppe eine tiefere Verletzung des Selbstbildes mit sich bringt als bei Gesunden. Außerdem scheint diese Verletzung länger anzuhalten und eher um sich zu greifen. Sie kann also nicht nach angebrachter Zeit zur Seite gelegt werden, sondern sie scheint sich, eventuell aufgrund dysfunktionaler Grundannahmen und Schemata, eher zu verstärken. Dies führt unter anderem zu Vermeidungsverhalten oder Beziehungsabbrüchen. Die Patientinnen berichten auch, dass sie das Zeigen von Scham als bedrohlich erleben und dann eher aggressiv werden. Dieser inadäquate Umgang kann schlimmstenfalls zu 28 einem Verharren der Betroffenen in der Scham führen. Dadurch wird die Existenzscham gestärkt und sinnvolle Handlungen fast unmöglich gemacht. Starke Scham führt bekanntermaßen zu Rückzug, eingeengtem Denken, erhöhtem Arousal, etc. Im Vergleich dazu gelingt es Gesunden häufig schon durch kurzes Zulassen der Scham Situationen aufzulösen. Die Erkenntnisse aus diesen Interviews sowie das Studium der dazugehörigen wissenschaftlichen Fachliteratur bildeten den Ausgangspunkt und die Grundlage für die Konstruierung des Schamfragebogens. 2.2 Operationalisierung Bei der Entwicklung eines Fragebogens ist es wichtig, dass das zu untersuchende Konstrukt möglichst umfassend erfasst wird, angrenzende Konstrukte jedoch möglichst trennscharf abgegrenzt werden. Im Folgenden wurde nun versucht, den Affekt Scham sinnvoll aufzugliedern und dabei die oben beschriebenen Facetten zu berücksichtigen und soweit wie möglich zu vereinfachen. Scham lässt sich in drei Subskalen aufgliedern: körperliche Scham, kognitive Scham und existentielle Scham. Diese drei können vermutlich trennscharf erfasst werden. Bereiche wie Intimitätsscham oder Idealitätsscham werden in diesen Subskalen abgebildet. Zu viele Subskalen würden sich jedoch überschneiden und damit die Validität der Messung beeinträchtigen. Die Idee der Aufgliederung ist in folgender Grafik dargestellt. 29 Scham Körperliche Kognitive Scham Scham Existentielle Scham Umfasst: Umfasst: Umfasst: - Körperliches Idealbild - Kognitiv, moralisches - Selbsterleben als - Intimität - Sexualität Idealbild makelbehaftet - Kompetenz - Soziale Zugehörigkeit - Selbsterleben als unwichtig, wertlos Situativ abgrenzbar, auf Anteile der Person bezogen, Situativ nicht immer zeitlich begrenzt abgrenzbar, generalisiert auf die ganze Person, chronisch Abbildung 2: Das 3-Faktoren-Modell der Scham (Scheel, 2009) Unter der Annahme, dass BPS-Patienten eine hohe Neigung zu pathologischer Scham aufweisen, wird erwartet dass der Fragebogen bei BPS-Patienten systematisch andere Ergebnisse erzielt als bei gesunden Probanden. Um zu prüfen, ob diese Ergebnisse spezifisch sind für BPS, müssen natürlich auch Daten von anderen klinischen Gruppen erhoben werden. 30 Grundsätzlich kann man sagen, dass die beiden Subskalen „körperliche Scham“ und „kognitive Scham“ für gesunde Facetten der Scham stehen. Je nach Intensität können diese zwar beeinträchtigend sein, an sich sind sie jedoch notwendig z.B. zur Regulation gesellschaftlicher Normen oder zum Erhalt des eigenen Wertesystems. Dagegen wird die Subskala „existentielle Scham“ bei gesunden Menschen nicht oder nur sehr gering ausgeprägt erwartet. Sie wird in diesem Konstrukt zur Messgrundlage der „pathologischen Scham“ (Scheel, 2009). Die drei ausgewählten Skalen sollen nun hier noch einmal genauer erläutert werden (Scheel,2009): 1. Körperliche Scham: Sie umfasst hier das körperliche Idealbild, den Bereich der Intimität und die Sexualität. Das körperliche Idealbild bezieht sich auf die Figur, das Gesicht oder auch die Pflege und die Kleidung. Scham entsteht hier, wenn eine große Diskrepanz zwischen den eigenen Vorstellungen zu diesen Gebieten und der Realität besteht. Der Bereich der Intimität bezieht sich innerhalb dieser Skala nur auf körperliche Intimität. Wenn also versteckte Bereiche des körperlichen Selbst plötzlich und unkontrolliert vor bestimmten Personen freigelegt werden, löst dies Scham aus. Dabei muss es sich nicht um Anteile des Selbst handeln, die der Person grundsätzlich peinlich sind und auch nicht um sexuell relevante Körperbereiche. Im Gebiet der Sexualität geht es um die Entblößung sexuell relevanter Körperbereiche gegenüber von Personen oder in Situationen, in denen es als beschämend empfunden wird. In Abgrenzung zur existentiellen Scham, die weiter unten beschrieben ist, wird Sexualität nicht an sich als beschämend empfunden (Scheel, 2009). 2. Kognitive Scham: Sie umfasst das kognitiv, moralische Idealbild, die eigene Kompetenz sowie die soziale Zugehörigkeit. Der erste Punkt bezieht sich auf die von Hilgers beschriebene Idealitätsscham, also v.a. auf die Verletzung des eigenen Wertesystems. Im Bereich der Kompetenz geht es um Demütigung, Bloßstellung eigener Schwächen durch andere oder auch um eigene Fehltritte. Beim dritten Punkt, der sozialen Zugehörigkeit, handelt es sich um das eigene Empfinden ausgeschlossen zu sein und nicht dazuzugehören (Scheel, 2009). 31 3. Existentielle Scham : Diese Skala unterscheidet sich von den beiden vorherigen vor allem dadurch, dass es sich hierbei um eine chronisch erlebte Scham handelt, die auf die ganze Person generalisiert ist und nicht unbedingt von bestimmten Situationen ausgelöst wird. Sie bezieht sich auf das Selbsterleben als grundsätzlich makelbehaftet, unwichtig und wertlos . Anhand dieses 3-Faktoren-Modells wurden nun Items entwickelt und daraus die erste Version eines Fragebogens erstellt. Bei den Items handelt es sich um Vignetten, welche in einigen Sätzen Situationen beschreiben, die Scham auslösen können. 2.3 Das Erhebungsinstrument Im Folgenden werden die in der Untersuchung eingesetzten Messinstrumente vorgestellt. Der State-Fragebogen wurde eigens von uns für die vorliegende Untersuchung entwickelt. Diesem wurden für die Studie noch drei weitere Testverfahren hinzugefügt, um später eine eventuelle erhöhte Korrelation letzterer mit unserem Fragebogen ermitteln respektiv ausschließen zu können. Bei diesen Testverfahren handelt es sich um das Soziale Phobie und Angst Inventar, die RosenbergSelbstwertskala, sowie das Beck-Depressionsinventar. Ein demographischer Teil ist den Messinstrumenten vorangestellt. 2.3.1 Demographische Daten Das Erhebungsinstrument beginnt mit der Erfassung der demographischen Daten. Die Probanden, bestehend aus gesunden Personen, werden um die Angabe ihres Alters, Geschlechts und ihres höchsten Ausbildungsabschlusses gebeten. Tabelle 1 gibt anhand der gewählten Kategorisierung einen Überblick über die demographischen Daten der Befragten in der Stichprobenverteilung. 32 Tabelle 1: Demographische Daten der Stichprobe Variable Alter Geschlecht Höchster Merkmalsausprägung Anzahl Rücklauf in % bis 25 Jahre 56 28 bis 35 Jahre 56 28 bis 45 Jahre 32 16 bis 55 Jahre 37 18.5 bis 65 Jahre 12 6 über 65 Jahre 6 3 MD 2 1 weiblich 126 62.7 männlich 69 34.3 MD 6 3.0 Hauptschulabschluss 3 1.5 23 11.4 Ausbildung 13 6.5 Abitur 75 37.3 Hochschulabschluss 74 36.8 MD 13 6.5 Ausbildungsabschluss Mittlere Reife MD = Missing Data: in der Auswertung berücksichtigte Fragebögen, bei denen die jeweilige Frage nicht beantwortet wurde. 2.3.2 Der State-Fragebogen Vor der endgültigen Entscheidung für bestimmte Items empfiehlt es sich, die Fragen einer Gruppe von Test-Personen vorzulegen. Zweck der Vorgabe einer Fragebogenvorform ist es jene Items herauszufinden, die für die mit dem Fragebogen verfolgten Zwecke am besten geeignet sind (Konrad, 1999). Zusätzlich sollte im Vorfeld der Fragebogenentwicklung und spätestens bei der Revision einzelner Items auf deren Reihenfolge geachtet werden. Aufgrund dieser Prämisse wurde der Fragebogen nach vorläufiger Zusammenstellung einigen Mitarbeitern der Psychiatrischen Universitätsklinik Freiburg vorgelegt. Es sollten Verständnisschwierigkeiten und Probleme mit dem Fragebogen ermittelt werden. Nach der Revision und Änderung der ungünstig erschienenen Items folgten die 33 Vervielfältigung des Fragebogens und dessen Verteilung an die Stichprobe. Diese bestand aus gesunden Personen unterschiedlichen Geschlechts, unterschiedlichen Alters und unterschiedlich hoher Schulabschlüsse. Insgesamt erhielten wir 201 verwendbare Fragebögen zurück. Die gesamte Entwicklung des Fragebogens ist schematisch in Abbildung 3 dargestellt. Itementwicklung 3 Personen > 200 Items 1. Fragebogen 1. Expertenhearting Eingeweihte Experten 121 Items 2. Fragebogen 2. Expertenhearting Blinde Experten 67 Items 6-stufiges Antwortformat 1. Erhebung 201 gesunde Personen 24 Items Faktoren bestätigt Abbildung 3: Untersuchungsablauf und Fragebogenentwicklung 34 Beim State-Fragebogen handelt es sich also um einen Fragebogen, welcher 67 Items mit einer 6-stufigen Antwortskala beinhaltet. Bei den Items handelt es sich um Vignetten, welche in einigen Sätzen Situationen beschreiben, die Scham auslösen können. Es wurde ein gradzahliges Antwortformat gewählt, um die Möglichkeit einer „versteckten“ Antwort in der mittleren Kategorie auszuschließen. Dies erschien uns besonders bei der „versteckten“ Emotion Scham als sinnvoll. Die Probanden sollten sich vorstellen, sie befänden sich in den beschriebenen Situationen und dann beurteilen wie sehr sie sich hier schämen würden. Anschließend sollten sie die für sie am besten zutreffende Antwortmöglichkeit ankreuzen und sich unter folgenden Möglichkeiten entscheiden: Ich schäme mich: „trifft nicht zu“ (Wert -3), „trifft meistens nicht zu“ (Wert -2), „trifft eher nicht zu“ (Wert -1), „trifft eher zu“ (Wert +1), „trifft meistens zu“ (Wert +2), „trifft immer zu“ (Wert +3). Es wird eine im Fragebogen nicht ausgewiesene Unterteilung in drei Skalen der Emotion Scham angenommen: körperliche Scham, kognitive Scham und existentielle Scham. Diese drei Skalen enthalten ihrerseits wiederum verschiedene Facetten (im Folgenden Subskalen) der Emotion Scham. 1. Skala Körperliche Scham: • Subskala Körperliches Idealbild: Ich schäme mich… Item 12: Eine Bekannte/ein Bekannter sagt mir, wie toll ich heute wieder aussehe. Item 19: Ich probiere ein Kleidungsstück an, das ich kaum zubekomme. Da schaut mein/e Freund/in in die Kabine. Item 26: Ich flirte auf einer Party mit jemandem, der mir schon lange gefällt. Als ich zwischendurch auf Toilette gehe, sehe ich mit Schrecken, dass mein Hosenladen offen ist. Item 31: Beim romantischen Abendessen sagt meine Partnerin/mein Partner, dass ich für sie/ihn der/die Schönste sei. Item 51: Eine Freundin/ein Freund sagt mir, dass er/sie mich schön findet. 35 Item 52: Während ich mir im Supermarkt eine Tafel Schokolade nehme, bemerke ich, wie mich jemand beobachtet. Item 58: Ich muss auf der Arbeit etwas vor einer Gruppe präsentieren. Dabei ist mir schmerzhaft bewusst, dass ich einen riesigen entzündeten Pickel an der Nase habe. Item 59: Im Gespräch erzählt mir eine Freundin/ein Freund, dass sie/er mit ihrem/seinem Körper ganz zufrieden ist. Daraufhin fragt sie/er, wie das denn bei mir sei. Item 64: Ich spreche mit einer Freundin/einem Freund darüber, ob ich mich attraktiv finde. • Subskala Intimität: Ich schäme mich… Item 4: Auf dem Heimweg singe ich laut vor mich hin. Erst nach einiger Zeit bemerke ich, dass nur wenige Meter hinter mir noch jemand ist. Item 6: Ich werde von jemandem beim Essen beobachtet. Item 9: Ich stehe nackt vor dem Spiegel und sehe mich an. Item 32: Ich streite im Büro am Telefon mit meinem Partner. Als ich auflege, klopft es sofort an der Tür, so dass mir klar wird, dass jemand anders das Gespräch mitbekommen hat. Item 33: Frauen: Auf meiner Hose ist Menstruationsblut erkennbar. Männer: Ich sehe auf der Hose einer Kollegin, die ich sehr schätze Menstruationsblut. Sie hat meinen Blick bemerkt. Item 38: Von meiner Bluse/meinem Hemd ist ein Knopf abgegangen, so dass man manchmal Haut sieht und außerdem den fehlenden Knopf bemerkt. Item 47: Als ich aus der Toilette komme, wo ich einen merkbaren Geruch hinterlassen habe, begegne ich einem Kollegen. Item 49: Ich werde von jemandem beim Weinen beobachtet. Item 56: Ich lasse hörbar/riechbar Blähungen ab. Item 67: Ich kaufe mir Unterwäsche. Als ich mich gerade entschieden habe, entdecke ich zwei meiner Bekannten, die mich beim Auswählen beobachtet haben. 36 • Subskala Sexualität: Ich schäme mich… Item 3: Ich halte einen Aufzug an und gehe hinein. Darin steht ein Paar, das heftig knutscht und sich gegenseitig an Hintern und Oberschenkeln streichelt. Item 8: Ohne darüber nachzudenken betrachte ich den Oberkörper einer Kollegin/eines Kollegen die/den ich sehr attraktiv finde. An ihrem/seinem amüsierten Grinsen bemerke ich plötzlich, dass sie/er es gemerkt hat. Item 14: Eine Freundin/ein Freund sagt mir, dass ich eine erotische Ausstrahlung habe. Item 22: Ich bin zum ersten Mal bei einem/r Freund/in eingeladen. An der Wand hängen einige sehr deutlich erotische Bilder. Item 23: Bei einem Vorstellungsgespräch fällt eindeutig auf, dass mein Gegenüber mehr an meinen Ausschnitt/meinem Oberkörper interessiert ist als an dem, was ich sage. Item 29: Zum Abends Ausgehen habe ich mich sexy angezogen. Da bemerke ich, dass ich die Blicke der anderen auf mich ziehe. Item 43: Ich gehe mit einem befreundeten Paar ins Kino. Sie fangen plötzlich an zu schmusen und sich erotische Sachen zuzuflüstern, die ich aber eindeutig verstehen kann. 2. Skala Kognitive Scham: • Subskala Kognitiv, moralisches Idealbild: Ich schäme mich… Item 15: Ich berichte jemandem, den ich bewundere, über etwas, das ich mit einer Kollegin zusammen erarbeitet habe. Dabei stelle ich es so dar, als ob ich es alleine gemacht hätte. Item 18: Ich denke schlecht über jemand anderen, den ich eigentlich mag. Item 24: Ich erzähle etwas mir Anvertrautes unüberlegt weiter. Item 27: Ich werde auf der Straße von jemandem angesprochen, ob ich auch gegen Kinderarbeit bin. Ich ahne, dass die Person für irgendwas Spenden sammelt, und gehe ohne zu antworten weiter. 37 Item 42: Ich gehe an einer Bettlerin ohne Beine vorbei und schaue weg. Item 46: Ich knutsche auf einer Party mit jemandem herum, obwohl ich in einer Partnerschaft lebe, die ich sehr gut finde; ein paar Tage später zeigt mir jemand ein Foto davon. • Subskala Kompetenz: Ich schäme mich… Item 10: Ich werde für etwas gelobt, was ich gar nicht selbst erreicht habe. Item 20: Der Chef fordert mich vor einigen erfahreneren Kollegen auf, über den Stand eines Projektes zu berichten. Mir fallen in dem Moment einige wichtige Punkte nicht ein, die ich eigentlich im Kopf haben müsste. Item 25: In einem fachlichen Gespräch kenne ich einen Begriff nicht und lasse ihn mir erklären; bei der Erklärung fällt mir ein, dass ich den Begriff in der Berufsschule gelernt habe und ich ihn eigentlich wirklich wissen müsste. Item 41: Eine Bekannte lobt meinen Berufsabschluss in aus meiner Sicht übertriebener Weise. Item 57: Ich vertrete sehr vehement einen Standpunkt auf einem Gebiet, auf dem ich mich sicher fühle. Plötzlich bemerke ich, dass ich völlig danebenliege und die anderen Leute etwas betreten drein schauen. Item 60: Ich werde nach meinem Lebenslauf gefragt. • Subskala Soziale Zugehörigkeit: Ich schäme mich… Item 1: Ich gehe mit Kollegen abends weg und alle amüsieren sich prächtig. Nur ich nicht. Item 17: Ich spreche jemanden, den ich eigentlich kennen sollte, mit dem falschen Namen an. Item 21: Ich sehe in der Stadt eine Gruppe von drei Leuten, die ich kenne, und gehe auf sie zu. Als ich mich dazugesellen will, beenden sie das Gespräch. Item 34: Mein Chef sagt in einer Besprechung etwas, das ich für einen Witz halte, so dass ich laut lache. Da merke ich, dass es kein Witz war, weil mich alle komisch anschauen. Item 37: Ich stehe mit einer Gruppe zusammen und bin die/der Einzige, die/der nicht in ein Gespräch eingebunden ist. 38 Item 44: Ich komme zur Firmenweihnachtsfeier und sehe, dass am Cheftisch noch Platz ist. Ich denke, das kann meiner Karriere nicht schaden und gehe zielgerichtet dorthin. Als ich frage, ob noch ein Platz frei ist, nickt der Chef mit etwas befremdetem Gesichtsausdruck. Item 53: Ich bin zu einer Feier eingeladen. Als ich dort ankomme fällt mir auf, dass außer mir alle Abendgarderobe tragen. Item 54: Ich werde zu einer Geburtstagsfeier von einem Kollegen eingeladen. Als ich dort auftauche, scheinen alle über mein Kommen überrascht zu sein. Item 63: Als ich nach der Mittagspause wieder ins Büro komme, bemerke ich eine etwas beklemmende Atmosphäre im Zimmer. Nach Feierabend berichtet mir dann eine Kollegin, dass die anderen in meiner Abwesenheit schlecht über mich geredet haben. Item 65: Ich komme zur Firmenweihnachtsfeier und die Tische mit den Leuten, zu denen ich passe, sind alle bereits besetzt. Nur bei der Chefetage sind ein paar Plätze frei. Als einer aus der Runde sieht, dass ich mich suchend umschaue, winkt er mich heran. 3. Skala Existentielle Scham: • Subskala Selbsterleben als makelbehaftet: Ich schäme mich… Item 2: Nach dem ersten Arbeitstag an meinem neuen Arbeitsplatz fragen mich meine Kollegen, ob wir noch etwas trinken gehen, um uns besser kennen zu lernen. Item 5: Bei einem Vorstellungsgespräch werde ich gebeten, meine Stärken und Schwächen ehrlich darzustellen. Item 13: Ich habe mit einer Kollegin/einem Kollegen, die/den ich für einen wirklich guten Menschen halte, zusammengearbeitet. Jetzt werde ich häufig mit ihr/ihm zusammen genannt, als ob ich menschlich genauso sei wie sie/er. Item 16: In einem Sportkurs soll ich mich entspannen und meinen ganzen Körper, jedes einzelne Teil spüren. Item 28: Im Badeurlaub schmiere ich meinen Körper mit Sonnenmilch ein, um einen Sonnenbrand zu vermeiden. 39 Item 35: Ich bekomme mit, wie jemand meine Partnerin/meinen Partner fragt, was ich jetzt mache. Ihr/Ihm ist die Frage offensichtlich unangenehm, weil sie/er von mir enttäuscht ist. Item 48: Ich bekomme mit, wie ein Bekannter meine Eltern nach ihren Kindern fragt. Als sie dann auf mich zu sprechen kommen, merke ich, wie enttäuscht sie auf einmal wirken. Item 62: Ich möchte mir etwas zum Anziehen kaufen und betrachte mich dabei im Spiegel. Dabei sehe ich noch einige andere Menschen und vergleiche mich mit ihnen. • Subskala Selbsterleben als unwichtig, wertlos: Ich schäme mich… Item 7: Ich bekomme von einer Freundin/einem Freund eine Karte aus dem Urlaub, auf der steht, dass sie/er mich wirklich vermisse. Item 11: Ich will einen Verkäufer im Elektronikladen fragen, wo die Handys sind. Ich habe das Gefühl, dass ich dazu kein Recht habe und das unverschämt ist. Item 30: Ich frage mich, was wohl jemand, der an meiner Stelle zur Welt gekommen wäre, in der gleichen Situation aus seinem Leben gemacht hätte. Item 36: Ich habe mir den Fuß verknackst. Eine Kollegin/ein Kollege stützt mich, holt etwas zur Kühlung und einen Kaffee für mich. Item 39: Bei einem Treffen unter Kollegen in der Kneipe fühle ich mich plötzlich nicht ganz wohl und gehe daher früher nach Hause. Als ich am nächsten Tag meinen Kollegen erzähle, dass es mir schon wieder besser geht, hatten diese nicht einmal bemerkt, dass ich früher ging. Item 40: An meinem Geburtstag gratuliert mir eine Freundin vor anderen Bekannten und sagt dazu, wie wichtig es für sie ist, dass es mich gibt. Item 45: Mein Chef lobt mich vor versammelter Belegschaft und fordert meine Kollegen auf, sich meine hervorragende Arbeit anzuschauen. Item 50: Beim Friseur lasse ich mir eine Kopfmassage geben, die ich so richtig genieße. Als ich so vor mich hin träume, wird mir klar, dass ich mich gerade ganz schön verwöhnen lasse. 40 Item 55: Ich liege im Krankenhaus, da ich eine Blinddarmentzündung hatte und operiert werden musste. Eine Freundin/ein Freund kommt mich besuchen und bringt mir die neueste CD meiner Lieblingsband mit. Item 61: In einem Gespräch mit einer Freundin/einem Freund geht es darum, was für ein Bild man von sich selbst hat. Ich druckse ein bisschen rum. Schließlich fragt sie/er mich, was ich eigentlich wirklich von mir halte. Item 66: Nach einem anstrengenden Arbeitstag meint mein Partner/meine Partnerin, ich solle mich doch auf dem Sofa entspannen. In der Zwischenzeit würde er/sie mir ein leckeres Essen zubereiten, um mich zu verwöhnen. 2.3.3 Rosenberg-Selbstwertskala (RSE) Die Rosenberg-Selbstwertskala ist eine deutsche Übersetzung der „Rosenberg SelfEsteem Scale“ (SES, Rosenberg, 1965; dt. Version von Ferring & Filipp, 1996). Sie ist die international am weitesten verbreitete Skala und ermittelt mit zehn Items sehr ökonomisch die globale Selbstwertschätzung. Rosenberg definierte Selbstwert als Summe der Bewertungen eigener Personenmerkmale. In der deutschen Übersetzung überprüften Ferring und Filipp die Skala in Bezug auf innere Konsistenz ( .81< α < .88), Testhälftenreliabilität ( .81< rtt < .84) und Validität. 2.3.4 Beck-Depressionsinventar (BDI) Das Beck-Depressions-Inventar, entworfen von Aaron T. Beck, ist ein seit 30 Jahren national und international weit verbreitetes und in vielfältigen klinischen Zusammenhängen erfolgreich eingesetztes Selbstbeurteilungsinstrument zur Erfassung des Schweregrades einer depressiven Symptomatik. Es entstand aufgrund klinischer Beobachtungen depressiver Patienten. Zu 21 Symptomen der Depression (z.B. traurige Stimmung, Pessimismus, Versagen, Unzufriedenheit, Schuldgefühle, Weinen, Reizbarkeit, sozialer Rückzug, Entschlussunfähigkeit, Schlafstörungen, Appetitverlust 41 u.a.) werden jeweils 4 Aussagen vorgegeben, von denen diejenige auszuwählen ist, die am besten beschreibt wie sich der Beurteiler in den vergangenen beiden Wochen gefühlt hat. Das BDI erweist sich auch als ein für Verlaufsuntersuchungen geeignetes und von psychiatrischen und anderen Patienten gut akzeptiertes Instrument. Seine Aussage bleibt von Lebensalter, Geschlecht und nosologisch-diagnostischer Eingruppierung des Patienten weitgehend unberührt. Die innere Konsistenz liegt in Abhängigkeit von der Stichprobe zwischen α = .73 und α = .95. Die Stabilität der Symptomatik liegt über eine Woche bei rtt = .75 und über 2 Wochen bei rtt = .68. Korrelationen mit anderen Selbstbeurteilungsskalen bei depressiver Symptomatik liegen bei r = .76 (Hautzinger, 1994). 2.3.5 Soziale Phobie und Angst Inventar (SPAI) Das Social Phobia and Anxiety Inventory von Turner, Beidel, Dancu und Stanley (1989) ist ein empirisch konstruiertes Fragebogenverfahren, das kognitive, somatische und behaviorale Dimensionen sozialer Angst erfasst. Die hier verwendete deutschsprachige Version (Fydrich, 1995) verfügt über 32 Items, die nach item- und faktoranalytischen Kriterien ausgewählt wurden. Probanden stufen den Grad an Unsicherheit, Angst, Vermeidung sowie ihre physiologischen Reaktionen in unterschiedlichen sozialen Situationen ein. Das Verfahren wird in zahlreichen Untersuchungen und in der psychotherapeutischen Praxis zur Erfassung sozialer Angst und der Intensität sozialer Phobien eingesetzt und eignet sich damit auch zur Messung des Therapieverlaufs. Die Reliabilität des SPAI kann als sehr gut beurteilt werden. Die innere Konsistenz (Cronbachs Alpha) liegt zwischen α = .93 und α = .97. Die Retest-Reliabilität (Intervall von vier Monaten) ergab bei einer nicht klinischen Stichprobe einen Wert von rtt = .82 (Fydrich, 2003). Indikatoren für eine gute Konstruktvalidität des Verfahrens liegen vor (Hoyer, 2005). 42 Tabelle 2: Verwendete Messinstrumente zur Erfassung von Schamneigung, Selbstwert, Depressivität und sozialer Phobie Subskalen Instrument (Zahl der Messskalen Richtung Körperliche 6 Punkte, von Je höher, desto Scham (26) “Ich schäme stärker die Kognitive mich“: -3=“trifft Neigung zu Scham (22) nicht zu“ bis körperlicher / Existentielle +3=“trifft immer kognitiver / Scham (19) zu.“ existentieller Konstrukt Items) StateFragebogen Schamneigung Scham 4 Punkte, von RSE Gesamtwert 0=“trifft gar nicht Je höher, desto (10) zu“ bis 3=“trifft höher der voll und ganz Selbstwert Selbstwert zu“ BDI Gesamtwert 4 Punkte, von 0 Je höher, desto (21) bis 3 stärker die Depressivität Depressivität SPAI Soziale Phobie 7 Punkte, von Je höher, desto Gesamtwert 0=“nie“ bis stärker die (32) 6=“immer“ Neigung zu sozialer Phobie 2.4 Fallausschluss bei Missing Data Eine hohe Vollständigkeit aller beantworteten Items ist für eine adäquate Abbildung des Schamempfindens erforderlich. In der Literatur finden sich keine Angaben über das Höchstmaß an nicht beantworteten Items. Aus diesem Grund wurde das Kriterium selbständig festgesetzt. Überstieg die Anzahl der nicht beantworteten Items des StateFragebogens 10% der Gesamtzahl an Items, wurde davon ausgegangen, dass die Einschätzungen nicht mehr vollständig abgebildet werden. Aus diesem Grund wurde 1 Fragebogen aus der Auswertung ausgeschlossen. 43 3. Auswertung Die Auswertung der Daten erfolgte mit dem Programmpaket „Statistical Package of the Social Sciences“ (SPSS) Version 15.0 und mit ITAMIS PC Version 1 (Itemanalyse nach dem Konzept der klassischen Testtheorie). 3.1 Gütekriterien Anhand der Gütekriterien wurde festgestellt, ob der Fragebogen das zu untersuchende Merkmal wirklich misst und ob er es exakt misst. Hierbei sollte ausgeschlossen werden, dass die Ergebnisse eines Tests auf Störeinflüssen beruhen. Es gibt verschiedene anerkannt Kriterien, nach denen die Güte eines Tests beurteilt werden kann. In der Fachliteratur werden drei Hauptgütekriterien für die Qualität eines Tests angeführt, nämlich Objektivität, Reliabilität und Validität (Bühner, 2006). 3.1.1 Objektivität Unter Objektivität versteht man den Grad, in dem die Ergebnisse eines Tests unabhängig vom Untersucher sind. Es wird zwischen Durchführungsobjektivität, Auswertungsobjektivität und Interpretationsobjektivität unterschieden. Die Durchführungsobjektivität eines Tests darf nicht von Untersuchung zu Untersuchung variieren. Dazu muss genau definiert sein, wie und unter welchen Bedingungen ein Test oder Fragebogen durchzuführen ist. Die erhobenen Daten sollen unabhängig von der Person des Untersuchers sein und die Durchführungsobjektivität soll durch die Standardisierung der Datenerhebungssituation ermöglicht werden. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung soll dies durch eine strukturierte Vorgehensweise sowie durch die anfänglich gegebenen Instruktionen erreicht werden. Bei der Auswertungsobjektivität kommt es darauf an, dass jeder Auswerter die gleichen Punkt- oder Leistungswerte eines Probanden ermittelt. Dazu sind genaue Auswertungsvorschriften nötig. Durch ein vorher klar definiertes Kodierungsvorgehen soll dies sichergestellt werden. Die Interpretationsobjektivität geht davon aus, dass jeder Auswerter möglichst zur gleichen Beurteilung oder Interpretation der Testergebnisse kommen soll (Bühner, 2006). Die Anwendung anerkannter Interpretationskriterien soll dies ermöglichen. 44 3.1.2 Reliabilität Unter Reliabilität versteht man den Grad der Genauigkeit, mit dem ein Test ein bestimmtes Merkmal misst. Man Konsistenz/Testhälftenreliabilität, unterscheidet Retest-Reliabilität drei Reliabilitätsarten: (oder Stabilität) Innere und Paralleltestreliabilität. Bei der Testhälftenreliabilität wird der Test in möglichst gleiche Testhälften unterteilt und diese werden miteinander korreliert. Dabei wird als Korrekturfaktor die Testlänge berücksichtigt. Bei der inneren Konsistenz wird jedes einzelne Item als eigenständiger Testteil angesehen, und die Messgenauigkeit stellt den mittleren Zusammenhang unter Berücksichtigung der Testlänge dar. Im Falle der RetestReliabilität wird der Test zu zwei verschiedenen Testzeitpunkten durchgeführt und dann die Korrelation zwischen den Testleistungen ermittelt. Hier gilt zu beachten, dass die Korrelationen in Abhängigkeit vom Zeitintervall zwischen den beiden Testungen variieren können. Bei der Paralleltestreliabilität berechnet man die Korrelation zwischen zwei Tests, die dieselbe Eigenschaft oder Fähigkeit mittels verschiedenen Items erfassen sollen. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung erfolgte die Überprüfung der Reliabilität durch die Berechnung der inneren Konsistenz. Der Cronbach-Alpha-Koeffizient stellt heute die Standartmethode zur Schätzung der inneren Konsistenz dar. Ein Test mit α < .80 weist eine niedrige Reliabilität auf, Werte von α > .90 gelten als hoch (Bühner, 2006). 3.1.3 Validität Unter Validität versteht man im eigentlichen Sinne das Ausmaß, in dem ein Test das misst, was er zu messen vorgibt. Nach Bryant (2000) unterscheidet man grundsätzlich drei Validitätsarten: Inhalts-, Kriteriums- und Konstruktvalidität. Von Inhaltsvalidität spricht man, wenn ein Test oder ein Testitem das zu messende Merkmal auch wirklich bzw. hinreichend genau erfasst. Nach Michel und Conrad (1982, S.57) wird die Inhaltsvalidität in der Regel nicht numerisch anhand eines Kennwertes, sondern „aufgrund logischer und fachlicher Überlegungen“ bestimmt und „mit oder ohne Einschränkung akzeptiert oder verworfen“. Die Inhaltsvalidität wird auch als logische Validität bezeichnet. Durch die Anwendung der Vorgaben zur Fragebogenkonstruktion sollte sichergestellt werden, dass das zu messende Konstrukt in seinen wichtigsten Aspekten erschöpfend erfasst wird. 45 Bei der Kriteriumsvalidität handelt es sich um den Zusammenhang der Testleistung mit einem oder mehreren Kriterien (z.B. Schulnote), mit denen der Test aufgrund seines Messanspruches korrelieren sollte. Mit der Konstruktvalidität soll abgeleitet werden, dass der Test auch die Eigenschaften oder Fähigkeiten misst, die er messen soll. Ein häufig gewählter Ansatz besteht darin, a priori konkrete Erwartungen (Hypothesen) über den Zusammenhang des vorliegenden Tests mit konstruktverwandten (konvergenten) und konstruktfremden (diskriminanten) Tests zu formulieren (Bühner, 2006). „Ein Test ist konstruktvalide, wenn aus dem zu messenden Zielkonstrukt Hypothesen ableitbar sind, die anhand der Testwerte bestätigt werden können“ (Bortz & Döring, 2002). Bei der konvergenten Validität geht es darum zu zeigen, dass ein Test das zu messende Merkmal misst und nicht irgendein anderes. Hierzu wird die Übereinstimmung mit Ergebnissen aus Tests für gleiche oder ähnliche Merkmale ermittelt. So soll z.B. die Korrelation eines neuartigen Intelligenztests mit einem etablierten Test zu einer hohen Korrelation führen, um zu zeigen, dass auch der neue Test das Konstrukt „Intelligenz“ misst (Moosbrugger und Kelava, 2008). Im Falle der diskriminanten Validität muss gezeigt werden, dass ein Test von einem Test für andere Merkmale abgrenzbar ist. So soll ein Konzentrationsleistungstest ein diskriminierbares eigenständiges Konstrukt (Konzentration) erfassen und nicht das Gleiche wie andere Tests für andere Konstrukte (z.B. Intelligenz). Zum Nachweis der diskriminanten Validität ist es daher nötig den zu validierenden Test mit relativ konstruktnahen Tests zu verglichen. So wäre beispielsweise eine niedrige Korrelation zwischen Konzentration und Intelligenz wünschenswert (Moosbrugger und Kelava, 2008). Abschließend kann man jedoch noch hinzufügen, dass Validitätskoeffizienten allein wenig über die Bedeutung eines Tests besagen, wenn man nur den absoluten Betrag bewertet. Betrachtet werden muss auch der Beitrag, den ein Test zur Lösung einer gegebenen Fragestellung leisten kann (Fisseni, 1997). 3.2 Itemanalyse Eine Itemanalyse nach dem Konzept der klassischen Testtheorie ermittelt die Trennschärfe (rit) der einzelnen Items und die innere Konsistenz einer Skala. Die Trennschärfe eines Items drückt aus, wie groß der korrelative Zusammenhang der Itemwerte mit den Testwerten ist, die aus sämtlichen Items des Tests gebildet werden. 46 Der Trennschärfe eines Items lässt sich entnehmen, wie stark die Differenzierung des jeweiligen Items mit der Differenzierung der zum Testwert zusammengefassten übrigen Items übereinstimmt (Moosbrugger und Kelava, 2008). Items, die eine hohe Trennschärfe aufweisen, haben bei den Untersuchungsteilnehmern entweder eine klare positive oder eine klare negative Antworttendenz hervorgerufen. Items mit einer hohen Trennschärfe haben eine höhere Aussagekraft, welches Vorhersagen über Variablen (z.B. Personenmerkmale) erleichtert. Da die Trennschärfe ein Maß des Zusammenhangs ist und als Korrelation rit (i=item, t=total) berechnet wird, kann sie Werte von -1 bis +1 annehmen (Moosbrugger und Kelava, 2008). Im Falle der Bestimmung eines Korrelationskoeffizienten sind die Items trennscharf, die eine hohe Korrelation mit dem Gesamtwert eines Tests/einer Skala/eines Fragebogens aufweisen. Wenig trennscharfe Items werden in der Itemanalyse eliminiert. Positive Werte zwischen rit = .30 und rit = .50 werden als mittelmäßig angesehen und Werte, die größer sind als rit = .50 werden als hoch angesehen (Bühner, 2006). Die Prozedur ist z.B. in SPSS (Reliabilitätsanalyse) integriert und erlaubt die Bestimmung des sog. korrigierten Trennschärfekoeffizienten, bei dem jedes Item mit dem Gesamtwert unter Ausschluss des zu prüfenden Items korreliert wird. 3.2.1 Itemanalyse der Skala Körperliche Scham Die Skala der körperlichen Scham wurde in die drei Subskalen „körperliches Idealbild“, „Intimität“ und „Sexualität“ unterteilt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 dargestellt. Die Reliabilität der Skala ist mit α = .90 sehr zufrieden stellend. Die Items dieser Skala weisen alle einen Trennschärfekoeffizienten von rit > .30 auf, ausgenommen Item 9 (rit = .30) und Item 52 (rit = .25). Die durchschnittliche Trennschärfe (korrigiert) liegt bei rit = .47 und ist somit höher als diejenigen der Skalen Kognitive Scham und Existentielle Scham, welche jeweils bei rit = .40 resp. bei rit = .38 liegen. Der Mittelwert der Items liegt bei 1.95. 3.2.2 Itemanalyse der Skala Kognitive Scham Die Skala der kognitiven Scham wurde in die drei Subskalen „kognitiv/moralisches Idealbild“, „Kompetenz“ und „soziale Zugehörigkeit“ unterteilt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4 festgehalten. Die Reliabilität der Skala ist mit 47 α = .90 wiederum sehr zufrieden stellend. Die Items dieser Skala weisen alle einen Trennschärfekoeffizienten von rit > .30 auf, ausgenommen Item 20 (rit = .11). Insgesamt zeigen 13 Items sogar einen rit > .50 auf. Die durchschnittliche Trennschärfe (korrigiert) liegt bei rit = .51 und ist somit höher als diejenigen der Skalen Körperliche Scham und Existentielle Scham, welche jeweils bei rit = .42 resp. bei rit = .30 liegen. Diese Skala weist einen Mittelwert von 2.67 auf. 3.2.3 Itemanalyse der Skala Existentielle Scham Die Skala der existenziellen Scham wurde in die zwei Subskalen „Selbsterleben als makelbehaftet“ und „Selbsterleben als unwichtig/wertlos“ unterteilt. Tabelle 5 zeigt die Ergebnisse. Die Reliabilität der Skala ist mit α = .84 sehr zufrieden stellend. Die Items dieser Skala weisen ebenfalls fast alle einen Trennschärfekoeffizienten von rit > .30 auf. Zwei Items weisen niedrigere Trennschärfen auf, dies sind Item 11 (rit = .22) und Item 35 (rit = .26). Die durchschnittliche Trennschärfe (korrigiert) liegt bei rit = .43 und ist somit höher als diejenigen der Skalen Körperliche Scham und Kognitive Scham, welche jeweils bei rit = .35 resp. bei rit = .25 liegen. Es fällt auf, dass der Mittelwert dieser Skala mit 1.26 deutlich niedriger liegt ist als die Mittelwerte der körperlichen (1.95) und der kognitiven (2.67) Scham. 48 Tabelle 3: Ergebnisse der Itemanalyse der Skala 1 „Körperliche Scham“ des StateFragebogens; N = 201 Itemanalyse der Skala 1 „Körperliche Scham“ Items M SD rit Item 3 1.71 1.51 .49 Item 4 2.30 1.42 .47 Item 6 1.42 1.40 .33 Item 8 2.46 1.52 .51 Item 9 .95 1.40 .30 Item 12 1.33 1.39 .50 Item 14 1.66 1.54 .49 Item 19 1.76 1.64 .45 Item 22 1.33 1.36 .56 Item 23 1.88 1.47 .59 Item 26 2.88 1.58 .44 Item 29 1.20 1.28 .42 Item 31 .97 1.26 .36 Item 32 2.60 1.47 .49 Item 33 3.61 1.66 .36 Item 38 2.11 1.45 .58 Item 43 2.19 1.56 .55 Item 47 3.48 1.38 .49 Item 49 2.27 1.54 .46 Item 51 1.24 1.35 .47 Item 52 .61 1.12 .25 Item 56 4.02 1.30 .45 Item 58 2.44 1.53 .49 Item 59 1.40 1.47 .54 Item 64 1.62 1.38 .62 Item 67 1.19 1.35 .56 Itemzahl = 26 Cronbachs alpha = .90 Summe der Mittelwerte = 50.65 Durchschnittliche Korrelation der Items = .25 Mittelwert = 1.95 Standartabweichung = 19.68 49 Tabelle 4: Ergebnisse der Itemanalyse der Skala 2 „Kognitive Scham“ des StateFragebogens; N = 201 Itemanalyse der Skala 2 „Kognitive Scham“ Items M SD rit Item 1 1.03 1.12 .37 Item 10 3.01 1.50 .55 Item 15 3.20 1.62 .50 Item 17 3.37 1.42 .51 Item 18 2.61 1.50 .51 Item 20 3.41 1.29 .66 Item 21 2.65 1.52 .62 Item 24 3.60 1.60 .59 Item 25 2.40 1.43 .34 Item 27 1.88 1.53 .34 Item 34 3.74 1.23 .62 Item 37 2.26 1.48 .53 Item 41 2.23 1.47 .50 Item 42 2.27 1.58 .49 Item 44 2.99 1.45 .73 Item 46 4.04 1.42 .53 Item 53 3.07 1.39 .45 Item 54 2.63 1.49 .56 Item 57 3.43 1.35 .65 Item 60 .89 1.25 .11 Item 63 2.54 1.69 .54 Item 65 1.45 1.48 .35 Itemzahl = 22 Cronbachs alpha = .90 Summer der Mittelwerte = 58.72 Durchschnittliche Korrelation der Items = .29 Mittelwert = 2.67 Standartabweichung = 17.92 50 Tabelle 5: Ergebnisse der Itemanalyse der Skala 3 „Existentielle Scham“ des StateFragebogens; N = 201 Itemanalyse der Skala 3 „Existentielle Scham“ Items M SD rit Item 2 1.01 1.30 .31 Item 5 1.68 1.47 .45 Item 7 .57 1.11 .41 Item 11 .47 1.00 .22 Item 13 1.19 1.16 .45 Item 16 1.02 1.36 .35 Item 28 .42 1.10 .39 Item 30 .66 1.12 .43 Item 35 2.88 1.52 .26 Item 36 .99 1.35 .45 Item 39 2.00 1.60 .40 Item 40 1.15 1.42 .63 Item 45 2.48 1.58 .40 Item 48 2.87 1.64 .31 Item 50 .77 1.22 .50 Item 55 .51 1.05 .53 Item 61 1.54 1.35 .61 Item 62 1.24 1.32 .51 Item 66 .61 1.09 .52 Itemzahl = 19 Cronbachs alpha = .84 Summer der Mittelwerte = 24.04 Durchschnittliche Korrelation der Items = .23 Mittelwert = 1.26 Standartabweichung = 12.61 51 3.2.4 Korrigierte Trennschärfen in Bezug auf alle Skalen Das Ziel dieser Studie bestand darin einen Fragebogen zu entwickeln, der einerseits die unterschiedlichen Facetten von Scham möglichst valide und reliabel messen kann und andererseits eine Unterscheidung zwischen gesunder und pathologischer Scham ermöglicht. Um nun die Items auszuwählen, welche schlussendlich in den Endfragebogen übernommen werden sollen, wurde die korrigierte Trennschärfe der verschiedenen Items einer Skala jeweils im Vergleich zu den beiden anderen Skalen sowie die Verteilung der Itemschwierigkeiten innerhalb der Skalen als Kriterium herangezogen. Wie oben bereits erwähnt, haben Items mit einer hohen Trennschärfe eine höhere Aussagekraft als Items bei denen diese niedrig ist. Folglich wurden innerhalb jeder der drei Skalen jeweils die 8 Items ausgewählt, bei denen: 1. Die Trennschärfe in der Skala welcher sie angehören größer war, als die Trennschärfen in den beiden übrigen Skalen. 2. Wenn das Kriterium unter (1.) erfüllt war und noch mehr als 8 Items übrig blieben, wurden diejenigen Items ausgewählt, deren Trennschärfe in der Skala welcher sie angehören den größten Unterschied aufwies im Vergleich zu ihren respektiven Trennschärfen in den beiden anderen Skalen. Tabellen 6, 7 und 8 geben Auskunft über die genauen Trennschärfewerte der einzelnen Items innerhalb der verschiedenen Skalen. 52 Tabelle 6: Korrigierte Trennschärfen der Items der Skala 1 „Körperliche Scham“ in Bezug auf alle Skalen ; N = 201 Korrigierte Trennschärfen der Items der Skala 1 „Körperliche Scham“ in Bezug auf alle Skalen Items rit (Skala 1) rit (Skala 2) rit (Skala 3) Item 3 .49 .41 .26 Item 4 .47 .45 .36 Item 6 .33 .23 .33 Item 8 .51 .42 .32 Item 9 .30 .09 .46 Item 12 .50 .34 .55 Item 14 .49 .31 .48 Item 19 .45 .35 .37 Item 22 .56 .40 .42 Item 23 .59 .53 .43 Item 26 .44 .52 .17 Item 29 .42 .21 .51 Item 31 .36 .14 .60 Item 32 .49 .57 .27 Item 33 .36 .50 .00 Item 38 .58 .57 .34 Item 43 .55 .49 .29 Item 47 .49 .63 .18 Item 49 .46 .35 .34 Item 51 .47 .30 .57 Item 52 .25 .03 .31 Item 56 .45 .60 .14 Item 58 .49 .49 .32 Item 59 .54 .31 .52 Item 64 .62 .47 .61 Item 67 .56 .36 .51 Durchschnittliche Trennschärfen: rit (Skala 1) = .47 rit (Skala 2) = .40 rit (Skala 3) = .38 53 Tabelle 7: Korrigierte Trennschärfen der Items der Skala 2 „Kognitive Scham“ in Bezug auf alle Skalen ; N = 201 Korrigierte Trennschärfen der Items der Skala 2 „Kognitive Scham“ in Bezug auf alle Skalen Items rit (Skala 1) rit (Skala 2) rit (Skala 3) Item 1 .29 .37 .37 Item 10 .38 .55 .18 Item 15 .27 .50 .07 Item 17 .37 .51 .18 Item 18 .40 .51 .29 Item 20 .53 .66 .29 Item 21 .51 .62 .34 Item 24 .30 .59 .08 Item 25 .38 .34 .39 Item 27 .39 .34 .36 Item 34 .46 .62 .10 Item 37 .47 .53 .47 Item 41 .46 .50 .39 Item 42 .44 .49 .29 Item 44 .55 .73 .32 Item 46 .38 .53 .04 Item 53 .41 .45 .17 Item 54 .45 .56 .40 Item 57 .52 .65 .24 Item 60 .29 .11 .49 Item 63 .50 .54 .44 Item 65 .48 .35 .54 Durchschnittliche Trennschärfen: rit (Skala 1) = .42 rit (Skala 2) = .51 rit (Skala 3) = .30 54 Tabelle 8: Korrigierte Trennschärfen der Items der Skala 3 „Existentielle Scham“ in Bezug auf alle Skalen ; N = 201 Korrigierte Trennschärfen der Items der Skala 3 „Existentielle Scham“ in Bezug auf alle Skalen Items rit (Skala 1) rit (Skala 2) rit (Skala 3) Item 2 .18 .08 .31 Item 5 .46 .31 .45 Item 7 .25 .01 .41 Item 11 .22 .16 .22 Item 13 .35 .31 .45 Item 16 .18 .06 .35 Item 28 .10 -.14 .39 Item 30 .13 .11 .43 Item 35 .44 .59 .26 Item 36 .35 .12 .45 Item 39 .53 .60 .40 Item 40 .39 .18 .63 Item 45 .51 .58 .40 Item 48 .46 .57 .31 Item 50 .24 .06 .50 Item 55 .28 -.01 .53 Item 61 .58 .46 .61 Item 62 .55 .43 .51 Item 66 .26 .04 .52 Durchschnittliche Trennschärfen: rit (Skala 1) = .35 rit (Skala 2) = .25 rit (Skala 3) = .43 55 Erfreulicherweise blieben auch nach diesem Eliminierungsverfahren noch Items von jeder Subskala (Körperliches Idealbild, Intimität, Sexualität, Kognitiv/moralisches Idealbild, Kompetenz, Soziale Zugehörigkeit, Selbsterleben als makelbehaftet und Selbsterleben als unwichtig/wertlos) übrig. Es waren dies: 1. Körperliche Scham: • Subskala Körperliches Idealbild: Item 19: Ich probiere ein Kleidungsstück an, das ich kaum zubekomme. Da schaut mein/e Freund/in in die Kabine. • Subskala Intimität: Item 49: Ich werde von jemandem beim Weinen beobachtet. Item 67: Ich kaufe mir Unterwäsche. Als ich mich gerade entschieden habe, entdecke ich zwei meiner Bekannten, die mich beim Auswählen beobachtet haben. • Subskala Sexualität: Item 3: Ich halte einen Aufzug an und gehe hinein. Darin steht ein Paar, das heftig knutscht und sich gegenseitig an Hintern und Oberschenkeln streichelt. Item 8: Ohne darüber nachzudenken betrachte ich den Oberkörper einer Kollegin/eines Kollegen die/den ich sehr attraktiv finde. An ihrem/seinem amüsierten Grinsen bemerke ich plötzlich, dass sie/er es gemerkt hat. Item 22: Ich bin zum ersten Mal bei einem/r Freund/in eingeladen. An der Wand hängen einige sehr deutlich erotische Bilder. 56 Item 23: Bei einem Vorstellungsgespräch fällt eindeutig auf, dass mein Gegenüber mehr an meinen Ausschnitt/meinem Oberkörper interessiert ist als an dem, was ich sage. Item 43: Ich gehe mit einem befreundeten Paar ins Kino. Sie fangen plötzlich an zu schmusen und sich erotische Sachen zuzuflüstern, die ich aber eindeutig verstehen kann. 2. Kognitive Scham: • Subskala Kognitiv, moralisches Idealbild: Item 15: Ich berichte jemandem, den ich bewundere, über etwas, das ich mit einer Kollegin zusammen erarbeitet habe. Dabei stelle ich es so dar, als ob ich es alleine gemacht hätte. Item 24: Ich erzähle etwas mir Anvertrautes unüberlegt weiter. Item 46: Ich knutsche auf einer Party mit jemandem herum, obwohl ich in einer Partnerschaft lebe, die ich sehr gut finde; ein paar Tage später zeigt mir jemand ein Foto davon. • Subskala Kompetenz: Item 10: Ich werde für etwas gelobt, was ich gar nicht selbst erreicht habe. Item 57: Ich vertrete sehr vehement einen Standpunkt auf einem Gebiet, auf dem ich mich sicher fühle. Plötzlich bemerke ich, dass ich völlig danebenliege und die anderen Leute etwas betreten drein schauen. • Subskala Soziale Zugehörigkeit: Item 17: Ich spreche jemanden, den ich eigentlich kennen sollte, mit dem falschen 57 Namen an. Item 34: Mein Chef sagt in einer Besprechung etwas, das ich für einen Witz halte, so dass ich laut lache. Da merke ich, dass es kein Witz war, weil mich alle komisch anschauen. Item 44: Ich komme zur Firmenweihnachtsfeier und sehe, dass am Cheftisch noch Platz ist. Ich denke, das kann meiner Karriere nicht schaden und gehe zielgerichtet dorthin. Als ich frage, ob noch ein Platz frei ist, nickt der Chef mit etwas befremdetem Gesichtsausdruck. 3. Existentielle Scham: • Subskala Selbsterleben als makelbehaftet: Item 16: In einem Sportkurs soll ich mich entspannen und meinen ganzen Körper, jedes einzelne Teil spüren. Item 28: Im Badeurlaub schmiere ich meinen Körper mit Sonnenmilch ein, um einen Sonnenbrand zu vermeiden. • Subskala Selbsterleben als unwichtig, wertlos: Item 7: Ich bekomme von einer Freundin/einem Freund eine Karte aus dem Urlaub, auf der steht, dass sie/er mich wirklich vermisse. Item 30: Ich frage mich, was wohl jemand, der an meiner Stelle zur Welt gekommen wäre, in der gleichen Situation aus seinem Leben gemacht hätte. Item 40: An meinem Geburtstag gratuliert mir eine Freundin vor anderen Bekannten und sagt dazu, wie wichtig es für sie ist, dass es mich gibt. Item 50: Beim Friseur lasse ich mir eine Kopfmassage geben, die ich so richtig 58 genieße. Als ich so vor mich hin träume, wird mir klar, dass ich mich gerade ganz schön verwöhnen lasse. Item 55: Ich liege im Krankenhaus, da ich eine Blinddarmentzündung hatte und operiert werden musste. Eine Freundin/ein Freund kommt mich besuchen und bringt mir die neueste CD meiner Lieblingsband mit. Item 66: Nach einem anstrengenden Arbeitstag meint mein Partner/meine Partnerin, ich solle mich doch auf dem Sofa entspannen. In der Zwischenzeit würde er/sie mir ein leckeres Essen zubereiten, um mich zu verwöhnen. 3.3 Korrelation Die Korrelation (r) gibt den Zusammenhang zwischen zwei Merkmalen oder Variablen wider, d.h. ob die Ausprägung eines Merkmales (X) mit der Ausprägung eines anderen Merkmales (Y) korrespondiert. Sie kann Werte zwischen r = -1 und r = +1 annehmen. Je näher eine Korrelation an +1 oder -1 heranreicht, desto höher ist der Zusammenhang zwischen den korrelierten Merkmalen oder Variablen. Je näher sich eine Korrelation an 0.00 annähert, desto geringer ist der Zusammenhang (Bühner, 2006). Die Korrelationen zwischen den einzelnen Schamskalen, respektiv zwischen den Schamskalen und der RSE, dem BDI und dem SPAI wurden mittels dem Korrelationskoeffizienten nach Pearson bestimmt. Es wurden lediglich die 24 Items des State-Fragebogens berücksichtigt, die in den Endfragebogen übernommen wurden. Die Ergebnisse sind in Tabelle 9 dargestellt. 59 Tabelle 9: Korrelationen der einzelnen Schamskalen untereinander, sowie mit der RSE, dem BDI und dem SPAI Korrelation Scham Gesamt Körperliche Kognitive Existentielle Scham Scham Scham 0.873** 1 0.505** 0.249** 0.713** 0.505** 1 - 0.205** 0.418** 0.249** - 0.205** 1 RSE -0.196** -0.178* 0.022 -0.335** BDI 0.239** 0.214** 0.091 0.242** SPAI 0.442** 0.481** 0.233** 0.204* nach Pearson Körperliche Scham Kognitive Scham Existentielle Scham ** Die Korrelation ist auf dem Niveau 0.01 (2-seitig) signifikant * Die Korrelation ist auf dem Niveau von 0.05 (2-seitig) signifikant Aus diesen Ergebnissen kann man folgendes ableiten: die einzelnen Skalen unseres Schamfragebogens, sowie der Schamfragebogen insgesamt korrelieren signifikant positiv mit dem BDI und dem SPAI und signifikant negativ mit der RSE. Einzige Ausnahme liefert die kognitive Scham, welche nicht signifikant mit dem BDI und der RSE korreliert. Schaut man sich die Korrelationen innerhalb der drei Schamskalen an, so stellt man fest, dass diese untereinander alle signifikant positiv korrelieren. Einzige Ausnahme ist die existentielle Scham, welche mit der kognitiven Scham signifikant negativ korreliert. Die Korrelationen des Schamfragebogens insgesamt mit den einzelnen Schamskalen sind zum gröβten Teil höher als jene des Schamfragebogens insgesamt mit der RSE, dem BDI und dem SPAI. Die einzige Ausnahme bietet hier die Korrelation des Schamfragebogens insgesamt mit dem SPAI, welche höher ist als jene mit der existentiellen Scham. 60 4. Diskussion Obwohl Schamneigung von Person zu Person sehr unterschiedlich ist und erlebt wird, so spielt diese Emotion doch bei manchen psychischen Störungen eine wichtige Rolle. Eine dieser Störungen ist z.B. die Borderline-Persönlichkeitsstörung (Rüsch, 2006), bei der sie eine zentrale Emotion für die Betroffenen darstellt. Aufgrund dieser großen Bedeutung von Scham wurde versucht ein Instrument zu entwickeln, das einerseits die unterschiedlichen Facetten von Scham möglichst valide und reliabel messen kann und andererseits eine Unterscheidung zwischen gesunder und pathologischer Scham ermöglicht. Anhand von Literaturrecherche aus wissenschaftlichen Datenbanken und Patienteninterviews wurden mögliche Schamauslöser identifiziert. Es ließen sich dabei drei Schamfacetten operationalisieren: körperliche, kognitive und existentielle Scham. Die beiden ersteren wurden in der Voruntersuchung bei allen Probanden gefunden und stellen die gesunde Scham dar, welche situativ und zeitlich begrenzt ist und auf Anteile der Person bezogen ist. Letztere hingegen entspricht einer pathologischen Form der Scham, welche überdauernd vorhanden ist und den Menschen in seiner Gesamtheit betrifft. Anhand dieser Grundlage wurde ein Fragebogen entwickelt, bestehend aus 67 Items, welcher eine nicht ausgewiesene Unterteilung in die drei Skalen der Emotion Scham enthielt. 4.1 Unterschiedliche Facetten von Scham Die Ergebnisse der Itemanalyse bestätigten, dass diese drei Kategorien trennscharf erfasst werden können. Anhand der korrigierten Trennschärfen und unter Berücksichtigung der Itemschwierigkeiten innerhalb der Skalen, wurden schlussendlich die 24 Items unseres State-Fragebogens ausgewählt, welche in den Endfragebogen übernommen wurden (jeweils 8 Items pro Skala). Dieses „Runterkürzen“ von anfangs 67 auf schließlich 24 Items war einerseits von Nöten, da jetzt nur noch die Items mit der höchsten Trennschärfe übrigblieben und somit die Aussagekraft des Fragebogens erhöht werden konnte. Andererseits sollte der Fragebogen auch aus praktischer Hinsicht in 10 bis 15 Minuten ausführbar sein. Eine unserer Hypothesen lautete, dass körperliche und kognitive Scham bei den gesunden Probanden erhöht auftritt, während existentielle Scham kaum enthalten sein wird. Anhand der Mittelwerte der drei Skalen, konnte diese Tendenz bestätigt werden. Unter der Annahme, dass BPS-Patienten eine hohe Neigung zu pathologischer Scham 61 aufweisen wird erwartet, dass der Fragebogen bei BPS-Patienten systematisch andere Ergebnisse erzielen wird als bei gesunden Probanden. Um zu prüfen, ob diese Ergebnisse spezifisch sind für BPS müssen natürlich auch andere klinischen Gruppen untersucht werden. 4.2 Korrelationen von Scham zu angrenzenden Konstrukten Im Sinne der diskriminanten Validität sollte bei der Entwicklung des Fragebogens zudem sichergestellt werden, dass angrenzende Konstrukte wie Depression, soziale Phobie oder Selbstwert als Gegenpol keine überhöhte Korrelation mit Schamempfinden zeigen. Daher wurde dem State-Fragebogen noch die RosenbergSelbstwertskala (RSE), das Beck-Depressionsinventar (BDI) und das Soziale Phobie und Angst Inventar (SPAI) hinzugefügt. Die Korrelationsberechnungen ergaben auch hier was vorher vermutet wurde: es besteht zwar eine Korrelation zwischen Scham einerseits und Depression, sozialer Phobie und Selbstwert als Gegenpol andererseits, jedoch ist diese nicht überhöht. Tangney et al. wiesen bereits 1992 einen Zusammenhang zwischen Schamneigung und Depressivität nach. Menschen mit sozialer Phobie empfinden generell eine Angst vor Demütigung, negativer Bewertung durch ihr Umfeld, Angst sich zu blamieren oder peinlich zu wirken (American Psychiatric Association, 1994). Sie erwarten abgelehnt zu werden und diese Angst kann neben sozialem Rückzug und dysfunktionalem Vermeidungsverhalten ebenfalls Scham auslösen. Zudem können sich Probanden mit psychologischen Problemen auch dieser selbst schämen. Öffentliche Stigmatisierung und Selbst-Stigmatisierung stehen in Zusammenhang mit Schamneigung (Rüsch, 2006). Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Scham mit niedrigem Selbstwert assoziiert ist (Rüsch, 2007), ist die negative Korrelation zwischen dem Schamfragebogen und der RSE naheliegend. Der größte negative Zusammenhang besteht zwischen Selbstwert und existentieller Scham. Menschen mit niederem Selbstwert leben mit der Vorstellung, dass sie Personen von minderem Wert sind und auch alle ihre Mitmenschen dieser Überzeugung sind. Sie glauben, dass alles was sie tun, leisten oder sind nie gut genug oder ausreichend ist. Dieses Minderwertigkeitsgefühl kann der Ausgangspunkt einer erhöhten Schamanfälligkeit sein; das Schamempfinden entsteht hier als Reaktion auf ihre Vorstellung eines minderwertigen, makelbehafteten und wertlosen Selbst (Jacobi, 1991). Die Betroffenen schämen sich sozusagen ihrer selbst, was laut unserem Konzept der existentiellen Scham entspricht. 62 Dass zwischen dem BDI und der kognitiven Scham keine signifikante Korrelation besteht mag dadurch zustande kommen, dass sich das Wertesystem bei depressiven Menschen nicht weiter verändert. Gleiches gilt für Menschen mit niedrigem Selbstwert. Die negative Korrelation zwischen der kognitiven und der existentiellen Scham könnte man damit erklären, dass Menschen die erstere verstärkt empfinden von vornherein hohe Erwartungen an ihre Kompetenzen stellen, was ein Mindestmaß an Selbswertschätzung voraussetzt. Menschen bei denen die existentielle Scham im Vordergrund steht finden sich hingegen in den Items, die der kognitiven Scham entsprechen, wahrscheinlich gar nicht erst wieder. Man kann davon ausgehen, dass sie sich als zu unwichtig und minderwertig ansehen um die beschriebenen Situationen überhaupt zu erleben. Eine hohe Schamneigung korreliert im Allgemeinen mit niedrigem Selbstvertrauen (Baldwin, 2006). Ein Item der Skala kognitive Scham lautet beispielsweise: „Ich werde für etwas gelobt, was ich gar nicht selbst erreicht habe.“ Menschen mit erhöhter existentieller Scham können sich nicht vorstellen von jemandem für eine besondere Leistung gelobt zu werden. 4.3 Grenzen der Studie Aufgrund der Korrelationsberechnungen kann man jedoch keine direkten Rückschlüsse über die genauen kausalen Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Skalen und Fragebögen ziehen. Hierfür ist es notwendig in Zukunft Studien mit größeren Stichproben und unterschiedlichen psychiatrischen Gruppen durchzuführen. Auch wurde in dieser Studie nicht gesondert auf geschlechtsspezifische Unterschiede eingegangen. Man könnte sich zum Beispiel vorstellen, dass bei weiblichen und männlichen Probanden unterschiedliche Schamfacetten im Vordergrund stehen. Um dies herauszufinden, muss in zukünftigen Studien die Ergebnisse von Frauen und Männern getrennt betrachtet und verglichen werden. 4.4 Ausblick Im Anschluss wurde der Endfragebogen in einer weiteren Studie an eine repräsentative Stichprobe, bestehend aus 2000 zufällig ausgewählten Probanden aus dem Freiburger Einwohnermelderegister verschickt. Von den 2000 Fragebogen kamen insgesamt 506 zurück, welche ausgewertet werden konnten. Hier konnten die Faktoren ebenfalls itemanalytisch bestätigt werden (Scheel et al., in press). 63 Aktuell wird eine Studie durchgeführt, in der der Fragebogen an Patienten mit unterschiedlichen psychiatrischen Krankheitsbildern (BPS, Depression, Sozialphobie und ADHS) getestet wird (Scheel et al., under Review). Die Ergebnisse hiervon liegen allerdings noch nicht vor. 4.5 Fazit Die Ergebnisse unserer Studie unterstützen die Theorie, dass es verschiedene Facetten von Scham gibt, die man getrennt erfassen und auswerten kann. Der Fragebogen ermöglicht es, die Schamneigung einer Person im Vergleich zu anderen zu bestimmen und es kann analysiert werden, welche Bereiche für den Probanden besonders schwierig sind. Dies hat Bedeutung für die psychotherapeutische Behandlung, da man so gezielter auf die spezifischen Problembereiche der Patienten eingehen kann. Schamneigung steht in engem Zusammenhang mit psychologischer Fehlanpassung im Allgemeinen (Tangney et al., 1992). Zudem kann sie dazu führen, dass psychiatrische Hilfe gar nicht erst aufgesucht und die Compliance vermindert wird, was den Therapieerfolg erheblich gefährden kann. Die Untersuchung unterschiedlicher psychiatrischer Gruppen ermöglicht es herauszufinden, bei welchen Krankheitsbildern Scham eine zentrale Rolle spielt und welche Facetten der Scham dabei im Vordergrund stehen. Patienten mit einer BPS scheinen eine Hochrisikogruppe für die existentielle Scham zu sein. Bestätigt sich diese Annahme, so können auch Annahmen über die Dysfunktionalität des Schamempfindens der Probanden getroffen werden, die für therapeutische Zwecke hilfreich sind. 64 5. Literaturverzeichnis American Psychiatric Association (1994). Diagnostic and statistical manual of mental disorders (DSM-IV). Washington, D.C.: American Psychiatric Association. Baldwin, K. M., Baldwin, J. R. & Ewald, T. (2006). The relationship among shame, guilt and self-efficacy. American Journal of Psychotherapie, 60(1), 1-21. Beck, A. T. & Steer, R. A. (1987). Manual for the Beck Depression Inventory. San Antonio (TX): The Psychological Corporation. Beck, A. T., Ward, C. 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Vielen Dank für Ihre Bereitschaft, an dieser Befragung der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg teilzunehmen. Ziel dieses Fragebogens ist zum einen, unterschiedliche Facetten von Scham zu messen, zum anderen, diese genauer beschreiben zu können. Die Auswertung ist umso aussagekräftiger, je ehrlicher Ihre Antworten sind. • • • • Bitte beantworten Sie alle Fragen und lassen Sie keine unbeantwortet. Anonymität ist sichergestellt: Es wird keine Namensangabe verlangt. Es gibt für keine der Fragen eine "richtige" Antwort - jede ist rein nach Ihrem Empfinden zu beantworten. Wichtig: Achten Sie genau auf die Formulierung der Fragen und versuchen Sie, diese so spontan und exakt wie möglich zu beantworten. Wir sichern Ihnen zu, dass alle erhobenen Daten vertraulich behandelt werden. Die Ergebnisse dienen ausschließlichen Lehr- und Forschungszwecken. ID:___________ Alter:______ Geschlecht: m/w höchster Ausbildungsabschluss:_________________________ 71 Instruktion: In den folgenden Aussagen werden Situationen beschrieben, die Sie mehr oder weniger häufig erleben könnten. Bitte stellen Sie sich vor, Sie befänden sich in der beschriebenen Situation. Würden Sie sich in dieser Situation schämen? Es ist wahrscheinlich, dass einige der Situationen für Sie völlig normal sind, Sie sich in anderen dafür sehr schämen würden. Bitte nutzen Sie daher alle Antwortmöglichkeiten (-3 bis +3). Ich schäme mich : -3 = trifft nicht zu -2 = trifft meistens nicht zu -1 = trifft eher nicht zu +1 = trifft eher zu +2 = trifft meistens zu +3 = trifft immer zu Bitte kreuzen Sie jeweils die am besten für Sie zutreffende Antwortmöglichkeit an. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Ich gehe mit Kollegen abends weg und alle amüsieren sich prächtig. Nur ich nicht. Nach dem ersten Arbeitstag an meinem neuen Arbeitsplatz fragen mich meine Kollegen, ob wir noch etwas trinken gehen, um uns besser kennen zu lernen. Ich halte einen Aufzug an und gehe hinein. Darin steht ein Paar, das heftig knutscht und sich gegenseitig an Hintern und Oberschenkeln streichelt. Auf dem Heimweg singe ich laut vor mich hin. Erst nach einiger Zeit bemerke ich, dass nur wenige Meter hinter mir noch jemand ist. Bei einem Vorstellungsgespräch werde ich gebeten, meine Stärken und Schwächen ehrlich darzustellen. Ich werde von jemandem beim Essen beobachtet. Ich bekomme von einer Freundin/einem Freund eine Karte aus dem Urlaub, auf der steht, dass sie/er mich wirklich vermisse. Ohne darüber nachzudenken betrachte ich den Oberkörper einer Kollegin/eines Kollegen die/den ich sehr attraktiv finde. An ihrem/seinem amüsierten Grinsen bemerke ich plötzlich, dass sie/er es gemerkt hat. Ich stehe nackt vor dem Spiegel und sehe mich an. Ich werde für etwas gelobt, was ich gar nicht selbst erreicht habe. Ich will einen Verkäufer im Elektronikladen fragen, wo die Handys sind. Ich habe das Gefühl, dass ich dazu kein Recht habe und das unverschämt ist. Eine Bekannte/ein Bekannter sagt mir, wie toll ich heute wieder aussehe. 72 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 Ich habe mit einer Kollegin/einem Kollegen, die/den ich für einen wirklich guten Menschen halte, zusammengearbeitet. Jetzt werde ich häufig mit ihr/ihm zusammen genannt, als ob ich menschlich genauso sei wie sie/er. Eine Freundin/ein Freund sagt mir, dass ich eine erotische Ausstrahlung habe. Ich berichte jemandem, den ich bewundere, über etwas, das ich mit einer Kollegin zusammen erarbeitet habe. Dabei stelle ich es so dar, als ob ich es alleine gemacht hätte. In einem Sportkurs soll ich mich entspannen und meinen ganzen Körper, jedes einzelne Teil spüren. Ich spreche jemanden, den ich eigentlich kennen sollte, mit dem falschen Namen an. Ich denke schlecht über jemand anderen, den ich eigentlich mag. Ich probiere ein Kleidungsstück an, das ich kaum zubekomme. Da schaut mein/e Freund/in in die Kabine. Der Chef fordert mich vor einigen erfahreneren Kollegen auf, über den Stand eines Projektes zu berichten. Mir fallen in dem Moment einige wichtige Punkte nicht ein, die ich eigentlich im Kopf haben müsste. Ich sehe in der Stadt eine Gruppe von drei Leuten, die ich kenne, und gehe auf sie zu. Als ich mich dazugesellen will, beenden sie das Gespräch. Ich bin zum ersten Mal bei einem/r Freund/in eingeladen. An der Wand hängen einige sehr deutlich erotische Bilder. Bei einem Vorstellungsgespräch fällt eindeutig auf, dass mein Gegenüber mehr an meinen Ausschnitt/meinem Oberkörper interessiert ist als an dem, was ich sage. Ich erzähle etwas mir Anvertrautes unüberlegt weiter. In einem fachlichen Gespräch kenne ich einen Begriff nicht und lasse ihn mir erklären; bei der Erklärung fällt mir ein, dass ich den Begriff in der Berufsschule gelernt habe und ich ihn eigentlich wirklich wissen müsste. Ich flirte auf einer Party mit jemandem, der mir schon lange gefällt. Als ich zwischendurch auf Toilette gehe, sehe ich mit Schrecken, dass mein Hosenladen offen ist. Ich werde auf der Straße von jemandem angesprochen, ob ich auch gegen Kinderarbeit bin. Ich ahne, dass die Person für irgendwas Spenden sammelt, und gehe ohne zu antworten weiter. -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 Im Badeurlaub schmiere ich meinen Körper mit Sonnenmilch -3 ein, um einen Sonnenbrand zu vermeiden. -2 -1 +1 +2 +3 73 29 Zum Abends Ausgehen habe ich mich sexy angezogen. Da -3 bemerke ich, dass ich die Blicke der anderen auf mich ziehe. 30 Ich frage mich, was wohl jemand, der an meiner Stelle zur Welt gekommen wäre, in der gleichen Situation aus seinem -3 Leben gemacht hätte. Beim romantischen Abendessen sagt meine Partnerin/mein -3 Partner, dass ich für sie/ihn der/die Schönste sei. Ich streite im Büro am Telefon mit meinem Partner. Als ich auflege, klopft es sofort an der Tür, so dass mir klar wird, -3 dass jemand anders das Gespräch mitbekommen hat. 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 Frauen: Auf meiner Hose ist Menstruationsblut erkennbar. Männer: Ich sehe auf der Hose einer Kollegin, die ich sehr schätze Menstruationsblut. Sie hat meinen Blick bemerkt. Mein Chef sagt in einer Besprechung etwas, das ich für einen Witz halte, so dass ich laut lache. Da merke ich, dass es kein Witz war, weil mich alle komisch anschauen. Ich bekomme mit, wie jemand meine Partnerin/meinen Partner fragt, was ich jetzt mache. Ihr/Ihm ist die Frage offensichtlich unangenehm, weil sie/er von mir enttäuscht ist. Ich habe mir den Fuß verknackst. Eine Kollegin/ein Kollege stützt mich, holt etwas zur Kühlung und einen Kaffee für mich. Ich stehe mit einer Gruppe zusammen und bin die/der Einzige, die/der nicht in ein Gespräch eingebunden ist. Von meiner Bluse/meinem Hemd ist ein Knopf abgegangen, so dass man manchmal Haut sieht und außerdem den fehlenden Knopf bemerkt. Bei einem Treffen unter Kollegen in der Kneipe fühle ich mich plötzlich nicht ganz wohl und gehe daher früher nach Hause. Als ich am nächsten Tag meinen Kollegen erzähle, dass es mir schon wieder besser geht, hatten diese nicht einmal bemerkt, dass ich früher ging. An meinem Geburtstag gratuliert mir eine Freundin vor anderen Bekannten und sagt dazu, wie wichtig es für sie ist, dass es mich gibt. Eine Bekannte lobt meinen Berufsabschluss in aus meiner Sicht übertriebener Weise. Ich gehe an einer Bettlerin ohne Beine vorbei und schaue weg. Ich gehe mit einem befreundeten Paar ins Kino. Sie fangen plötzlich an zu schmusen und sich erotische Sachen zuzuflüstern, die ich aber eindeutig verstehen kann. 74 -2 -1 +1 +2 +3 -2 -1 +1 +2 +3 -2 -1 +1 +2 +3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 Ich komme zur Firmenweihnachtsfeier und sehe, dass am Cheftisch noch Platz ist. Ich denke, das kann meiner Karriere nicht schaden und gehe zielgerichtet dorthin. Als ich frage, ob noch ein Platz frei ist, nickt der Chef mit etwas befremdetem Gesichtsausdruck. Mein Chef lobt mich vor versammelter Belegschaft und fordert meine Kollegen auf, sich meine hervorragende Arbeit anzuschauen. Ich knutsche auf einer Party mit jemandem herum, obwohl ich in einer Partnerschaft lebe, die ich sehr gut finde; ein paar Tage später zeigt mir jemand ein Foto davon. Als ich aus der Toilette komme, wo ich einen merkbaren Geruch hinterlassen habe, begegne ich einem Kollegen. Ich bekomme mit, wie ein Bekannter meine Eltern nach ihren Kindern fragt. Als sie dann auf mich zu sprechen kommen, merke ich, wie enttäuscht sie auf einmal wirken. Ich werde von jemandem beim Weinen beobachtet. Beim Friseur lasse ich mir eine Kopfmassage geben, die ich so richtig genieße. Als ich so vor mich hinträume, wird mir klar, dass ich mich gerade ganz schön verwöhnen lasse. Eine Freundin/ein Freund sagt mir, dass er/sie mich schön findet. Während ich mir im Supermarkt eine Tafel Schokolade nehme, bemerke ich, wie mich jemand beobachtet. Ich bin zu einer Feier eingeladen. Als ich dort ankomme fällt mir auf, dass außer mir alle Abendgarderobe tragen. Ich werde zu einer Geburtstagsfeier von einem Kollegen eingeladen. Als ich dort auftauche, scheinen alle über mein Kommen überrascht zu sein. Ich liege im Krankenhaus, da ich eine Blinddarmentzündung hatte und operiert werden musste. Eine Freundin/ein Freund kommt mich besuchen und bringt mir die neueste CD meiner Lieblingsband mit. Ich lasse hörbar/riechbar Blähungen ab. Ich vertrete sehr vehement einen Standpunkt auf einem Gebiet, auf dem ich mich sicher fühle. Plötzlich bemerke ich, dass ich völlig daneben liege und die anderen Leute etwas betreten drein schauen. Ich muss auf der Arbeit etwas vor einer Gruppe präsentieren. Dabei ist mir schmerzhaft bewusst, dass ich einen riesigen entzündeten Pickel an der Nase habe. Im Gespräch erzählt mir eine Freundin/ein Freund, dass sie/er mit ihrem/seinem Körper ganz zufrieden ist. Daraufhin fragt sie/er, wie das denn bei mir sei. 75 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 60 61 62 63 64 65 66 67 Ich werde nach meinem Lebenslauf gefragt. In einem Gespräch mit einer Freundin/einem Freund geht es darum, was für ein Bild man von sich selbst hat. Ich druckse ein bisschen rum. Schließlich fragt sie/er mich, was ich eigentlich wirklich von mir halte. Ich möchte mir etwas zum Anziehen kaufen und betrachte mich dabei im Spiegel. Dabei sehe ich noch einige andere Menschen und vergleiche mich mit ihnen. Als ich nach der Mittagspause wieder ins Büro komme, bemerke ich eine etwas beklemmende Atmosphäre im Zimmer. Nach Feierabend berichtet mir dann eine Kollegin, dass die anderen in meiner Abwesenheit schlecht über mich geredet haben. Ich spreche mit einer Freundin/einem Freund darüber, ob ich mich attraktiv finde. Ich komme zur Firmenweihnachtsfeier und die Tische mit den Leuten, zu denen ich passe, sind alle bereits besetzt. Nur bei der Chefetage sind ein paar Plätze frei. Als einer aus der Runde sieht, dass ich mich suchend umschaue, winkt er mich heran. Nach einem anstrengenden Arbeitstag meint mein Partner/meine Partnerin, ich solle mich doch auf dem Sofa entspannen. In der Zwischenzeit würde er/sie mir ein leckeres Essen zubereiten, um mich zu verwöhnen. Ich kaufe mir Unterwäsche. Als ich mich gerade entschieden habe, entdecke ich zwei meiner Bekannten, die mich beim Auswählen beobachtet haben. 76 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 -3 -2 -1 +1 +2 +3 Falls Sie Vorschläge oder Anmerkungen zu diesem Fragebogen haben, bitten wir Sie diese in das unten stehende Feld einzutragen. Herzlichen Dank für Ihre Mitarbeit! 77