Die Information zu den Fettstoffwechsel-Polymorphismen

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GENETIK
POLYMORPHISMEN DER FETTSTOFFWECHSELGENETIK
ALLGEMEIN INFORMATIONEN ZU GENETISCHEN
POLYMORPHISMEN
WAS HAT UNSERE ERNÄHRUNG DAMIT ZU TUN?
Wie gut oder schlecht wir Nahrungsbestandteile
aufnehmen und verarbeiten hängt nicht nur von den
Nahrungsmitteln selber ab, sondern dies wird unter
anderem von unseren Genen, den Trägern der
Erbanlagen, bestimmt. Diese liegen bei jedem
Menschen in“ dimerer“ Form vor, d. h. sie bestehen
aus 2 Teilen, welche jeweils von einem Elternteil
stammen.
Wir Menschen besitzen ca. 38.000 Gene, die
größtenteils von Mensch zu Mensch gleich sind und
trotzdem bei jedem kleine Unterschiede aufweisen,
die uns zu individuellen Personen machen. Ob
sichtbar, z.B. in unserem Aussehen oder unsichtbar in
unserem Inneren, kommen individuelle Varianten,
auch Polymorphismen (oder im amerikanischen SNPs
genannt) unserer Gene vor, d. h. ein und dieselbe
Sache – in diesem Fall ein Gen- in unterschiedlicher
Gestalt.
Polymorphismen (Snips) liegen auch in den Bauplänen
unserer Nahrungsverwertung vor. Sie bestimmen
unter anderem die Aktivität von Enzymen und
Rezeptoren (Stoffwechselkatalysatoren) die durch
unterschiedliche Aktivitäten einen entsprechenden
Einfluss auf die Nahrungsverwertung haben.
Diese Vielgestaltigkeit erklärt nicht nur die
Unterschiedlichkeit unter den Menschen, sondern sie
kann auch mit Vor- wie Nachteilen für den Status der
persönlichen Gesundheit verbunden sein.
POLYMORPHISMEN IN DER PRÄVENTION
Bei den von uns angesprochenen Polymorphismen
handelt es sich nicht um Mutationen im eigentlichen
Sinn, sondern um Normvarianten, die sich während
der Evolution auf normalem Weg entwickelten und die
keine Krankheiten vorhersagen, wohl aber eine
Risikokonstellation definieren, der man aktiv entgegen
wirken kann.
Somit erklärt sich, dass alle allgemein gehaltenen
Empfehlungen für die „richtige Ernährung“ immer nur
bedingt gültig sein können, da die richtige Ernährung
genauso individuell ist wie unsere genetische
Abstammung. Nur wenn diese bekannt ist, kann die
ganz persönliche Ernährungsempfehlung gegeben
werden.
Ein Polymorphismus bedeutet nicht den Nachweis
einer Krankheit, sondern nur eine Neigung dazu oder
aber auch einen bestimmten Schutz, den man von der
Natur gegen manche Probleme in sich trägt. Insofern
gestattet die Kenntnis dieser Genvarianten, durch
Umwelteinflüsse, Lebensführung und speziell darauf
abgestimmte Ernährung darauf Einfluss zu nehmen.
Im Bereich der Prävention ist der Zeitpunkt ein sehr
entscheidender Faktor. Je früher man vorbeugt, desto
wirkungsvoller. Die entsprechenden Krankheitsbilder
der Polymorphismen entwickeln sich oft erst in
fortgeschrittenem Alter. Diesen kann man aber bei
Kenntnis frühzeitig entgegensteuern oder sie
ausgleichen.
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GENETIK
POLYMORPHISMEN DER FETTSTOFFWECHSELGENETIK
WIE KANN MAN RICHTIGE
ERNÄHRUNGSEMPFEHLUNGEN AUSARBEITEN?
Da genetische Untersuchungen sehr aufwendig sind,
muss genau abgewogen werden, welche Gene mit
ihren unterschiedlichen Polymorphismen man
untersucht. Bei der Auswahl der Gene muss neben der
Bedeutung des Polymorphismus für eine
Gewichtsregulation auf jeden Fall berücksichtigt
werden, wie häufig diese vorkommt.
Es werden zum einen nur Gene untersucht, die sowohl
in einem günstigen Kosten-Nutzen-Verhältnis stehen
und deren Auswirkungen durch Umwelteinflüsse,
Lebensführung und insbesondere Ernährung
beeinflussbar sind.
Nur dies ermöglicht individuelle Therapieansätze,
insbesondere natürlich auch bei ärztlich geleiteter
Gewichtsreduktion oder bei der
Prävention/Behandlung von Erkrankungen.
Dabei differenziert man, ob die Ausprägung doppelt
vorkommt - dann wurde von Vater und Mutter die
gleiche Ausprägung vererbt – oder ob für ein Gen
unterschiedliche Ausprägungen vorkommen.
Dies bezeichnet man als „homozygot“ (gleiche
Ausprägung von Vater + Mutter) bzw. „heterozygot“
(Ausprägung unterschiedlich).
Während heterozygote Polymorphismen in der Regel
keine oder nur geringfügige Auswirkungen auf die
enzymatische Aktivität des entsprechenden Enzyms
haben, äußert sich ein homozygoter Polymorphismus
je nach Enzymvariante durch eine stark erniedrigte
oder stark erhöhte Aktivität. Dies kann zum totalen
Verlust der Enzymaktivität führen, die sich durch ein
gegenseitiges Aufheben der beiden Polymorphismen
erklärt.
Somit wird klar, dass diese Differenzierung eine
Auswirkung auf Stoffwechselvorgänge hat und dass
Empfehlungen solche Kenntnisse unbedingt
berücksichtigen müssen.
AUFSCHLÜSSELUNG DER GENE
Die unterschiedlichen Genen werden meist nach den
in ihnen codierten Enzymen bezeichnet (z.B. ADRB2).
Diese Bezeichnungen werden in der Fachliteratur
verwendet und ermöglichen es dem Wissenschaftler
eine eindeutige Zuordnung vorzunehmen. Jedes Gen
wird dann auf eine oder mehrere Polymorphismen
untersucht. Diese sind wiederum durch Buchstaben
und Zahlenkombinationen gekennzeichnet (z.B. P12A).
FAZIT
Für ein Gen liegen unterschiedliche Kombinationen
von Polymorphismen vor. Wenn diese aufgeschlüsselt
worden sind, können und müssen sie, abhängig von
der jeweiligen Konstellation, individuell interpretiert
werden.
Gene sind Träger der Erbanlage, der uns von unseren
Eltern vererbten individuellen Erbinformation. Diese
finden sich als Teil der DNS (Desoxyribonukleinsäure)
in den Zellkernen einer jeden Zelle unseres Körpers.
Sie liegen immer in doppelter Form vor, jeweils eines
von jedem Elternteil. Somit kann die Ausprägung eines
Gens dann wieder unterschiedlich sein.
Die ursprüngliche, natürliche Variante bezeichnet man
als Wildtyp, der Norm- oder Referenztyp. Es können
aber neue Varianten durch Mutationen oder andere
Ausprägungen entstehen. So verändert sich im Laufe
der Evolution die Ausprägung eines Gens, positive
setzten sich durch, negative verschwinden mit der Zeit
wieder.
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GENETIK
POLYMORPHISMEN DER FETTSTOFFWECHSELGENETIK
DIE EINZELNEN POLYMORPHISMEN
APOE
Das Apolipoprotein E spielt eine zentrale Rolle im
Fettstoffwechsel. Für dieses Gen liegen 2
Polymorphismen vor, deren Einfluss durch
Lebensgewohnheiten und Ernährung individuell
beeinflussbar sind. Dies sind die Polymorphismen
Codon 112 und 158. Die jeweiligen Ausprägungen
müssen immer in Bezug zueinander bewertet werden,
so dass sechs unterschiedlichen Konstellationen
möglich sind. Jede einzelne Konstellation führt zu
unterschiedlichen Risiken und erfordert zum Teil
unterschiedliche Verhaltens- und
Ernährungsempfehlungen, um den Risiken entgegen
zu wirken.
APOA1
Das Gen wird auf den Polymorphismus G75A
untersucht. Die unterschiedlichen Ausprägungen
haben einen Einfluss auf die Konzentration von HDL.
HDL hat eine schützende Wirkung, so dass angestrebt
wird, möglichst hohe Konzentration von HDL zu
erreichen.
Die Kenntnis dieses Polymorphismus ist besonders bei
Frauen wichtig, da der Genuss mehrfach ungesättigter
Fettsäuren sich unterschiedlich auf die HDLKonzentration auswirkt.
APOC III
Das Apolipoprotein C-III spielt eine wichtige Rolle im
Fettstoffwechsel. Es hemmt den Abbau von
Triacyglyzerol durch das Enzym Lipoprotein-Lipase,
was zu höheren Triglyceridwerten
(Hypertriglyzeridämie) führen kann. Der
Polymorphismus 3175G ist mit einem 4fach höherem
Risiko einer Hypertriglyzeridämie verbunden und steht
in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für
Herzinfarkt, Arteriosklerose und Herz-KreislaufErkrankungen.
APOB 100
Apolipoprotein B 100 ist ein Hauptbestandteil des LDLCholesterins und spielt eine wesentliche Rolle für die
Bindung von LDL an den LDL-Rezeptor. Eine genetische
Variante des APOB 100 trägt an der Stelle 3500 ein
Glutamin (Q) anstelle eines Arginins (R). Man
bezeichnet diese defekte Variante als APOB100
3500(Q).
Träger dieser APOB-Mutation haben eine
Prädisposition für erhöhte Cholesterinwerte mit einem
daraus resultierenden erhöhten Risiko für koronare
Herzkrankheiten. Die Symptome ähneln einer
familiären Hypercholesterinämie, die durch
Mutationen im LDL-Rezeptor bedingt werden.
APOA 5
Dieses Gen wird auf den Polymorphismus T1131C
untersucht. Varianten dieses Polymorphismus können
erhöhte Plasma-Triglyzeridspiegel verursachen. Dieser
Polymorphismus wirkt sich besonders dann aus, wenn
die Zufuhr von Omega-6-Fettsäuren mehr als 6% der
gesamten Energiezufuhr überschreitet. Eine
zusätzliche Erhöhung des kardiovaskulären Risikos
entsteht dadurch, dass unter diesen Bedingungen
kleine, aggressive LDL-Partikel gebildet werden.
Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen.
CETP
Cholesterin Ester Transfer Protein hat Auswirkungen
auf die HDL-Konzentrationen im Blut. Je nach Aktivität
führt CETP zu niedrigen HDL-Werten. Da diese eine
schützende Funktion haben, versucht man, die
Aktivität von CETP zu beeinflussen, um höhere HDLWerte zu erreichen. Im Zusammenhang mit der
protektiven Wirkung des HDL sind zwei
Polymorphismen (l 405 V- und Taq G279A) besonders
interessant. Beide bewirken eine Verringerung der
Aktivität des CETP.
Eine erniedrigte Enzymaktivität kann bewirken, das
LDL-Werte sinken und sich im Gegenzug die HDLWerte erhöhen, da die Rückgabe an die VLDL und LDL
unterdrückt wird. Dieser Polymorphismus ist
besonders bei „Hundertjährigen“ sehr verbreitet.
FABP2
Fatty Acid Binding Proteine 2 gibt Auskunft über die
Fettresorption im Dünndarm. Da Fett einen hohen
Energiewert hat, sind Patienten mit erhöhter
Fettresorption und unzureichender Bewegung
besonders gefährdet, Übergewicht zu entwickeln.
FABP2 wird ausschließlich in Enterozyten exprimiert.
Er hat eine hohe Affinität zu gesättigten und
ungesättigten Fettsäuren. Seine Aufgabe ist die
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GENETIK
POLYMORPHISMEN DER FETTSTOFFWECHSELGENETIK
Absorption und der interzelluläre Transport von
langkettigen Fettsäuren. Der genetische
Polymorphismus ist weit verbreitet. Er besteht aus
einem Austausch von Alanin durch Threonin in
Position 54 (A54T).
Die Verteilung ist nicht geschlechtsabhängig:
AA
52%
(Wildtyp)
AT
41%
(heterozygote Variante)
TT
8%
(homozygote Variante)
FETTDEPOTBILDNER ADRB2
Das Adrenerge System nimmt durch seinen Einfluss auf
das Fettgewebe bei der Regulation des Energiegleichgewichtes eine entscheidende Rolle ein. Die
Beta-2-Adrengen-Rezeptoren (ADRB2) sind unter
anderem dafür verantwortlich, unter Einwirkung
sogenannter Katecholamine Fettgewebe abzubauen.
Sportliche Aktivität steigert die Aktivität des
vegetativen Nervensystems und somit auch die
Konzentration der Katecholamine.
ABCA1
Apolipoprotein binding cassette transporter gehört zur
Familie der human transporter Sub-Familie ABCA.
Dieser Transporter ist ein Hauptregulator des
zellulären Cholesterins und der
Phospholipidhämostase. Das Protein fungiert als
Pumpe, um Cholesterin aus der Zelle zu
transportieren. Mutationen an diesem Gen sind
assoziiert mit der Tangier-Krankheit sowie HDLMangel.
KOHLENHYDRATGEN PPAR-GAMMA
LPL
Für Lipoprotein Lipase liegen drei bedeutende
Polymorphismen vor, die alle die Lipase-Aktivität
beeinflussen. Fette werden aus der Nahrung
aufgenommen und gelangen dann in die Blutbahn, wo
sie als Emulsion ca. eine Stunde im Blut verweilen. Die
Lipase hat die Aufgabe, diese Fette zu spalten. LPL ist
an der Hydrolyse von Chylomikronen und
Triglyzeridreichen VLDL-Lipoproteinen beteiligt. Hier
werden die Polymorphismen D9N, S291N und S447X
untersucht.
LDL-R
Der LDL-Rezeptor spielt eine Schlüsselrolle beim
Lipidmetabolismus. Mit Hilfe hoch affiner Liganden zu
APOB-100 und APOE ist er an der Endozytose von
Lipoproteinen beteiligt. Mutationen, welche die
Affinität mindern oder die Bindungsfähigkeit der
Liganden beeinträchtigen, sind mit der familiären
Hypercholesterinämie verbunden. Es werden die
Polymorphismen Aval und HincII untersucht.
Genetische gedingte Unterschiede von ADRB2 und
eine dadurch resultierende Fehlfunktion
verschlechtern die Antworten der Adipozyten bei
Stimulation. Der Polymorphismus Codon 27 (Männer)
ist wie Codon 16 (Frauen) mit der Fähigkeit zur Bildung
von Fettdepots assoziiert. Hier ist es die
Wildtypvariante, die ein höheres Risiko für
Übergewicht darstellt. Dieser Polymorphismus ist
besonders bei Männern von Bedeutung.
PPAR-gamma spielt eine zentrale Rolle in der
Signalübertragung und hat einen großen Einfluss auf
die Insulinresistenz und die Verwertung von Zucker
(orale Glucosetoleranz). Die Untersuchung gibt also
Auskunft darüber, wie man auf hohe Glucosebelastung
reagiert.
MATERIAL
EDTA-Blut
KOSTEN
Genetische Untersuchungen werden für Privat- oder
für Kassenpatienten als IGeL (Individuelle
Gesundheitsleistungen) angeboten. Kosten hierfür
sind individuell abzufragen.
EINE LEISTUNG DER:
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www.invitalab.de
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