Sterne, WS 2015/16 W.-R. Hamann / M.-R. Cioni Übungsblatt 1 (Ausgabe 13.10.2015, Abgabe 23.10.2015) Leistungsnachweiskriterien Zur Erlangung der Prüfungsvorleistung müssen 50 % der Übungspunkte erreicht und mindestens einmal eine Aufgabe an der Tafel vorgerechnet werden. Die Aufgaben dürfen maximal in Zweiergruppen gelöst werden, wobei unabhängig davon, wer die Lösung erarbeitet hat, der Partner ebenso in der Lage sein muss, die Aufgabe vorzurechnen. Es gilt Anwesenheitspflicht in den Übungen. Die Aufgaben können entweder direkt im Büro 2.006 oder als PDF-Anhang via Mail an [email protected] abgegeben werden. Bitte bis spätestens 10 Uhr am Abgabetag. 1. Aufgabe Schwarzkörper (15 Punkte) Der Schwarzkörper mag wie ein künstliches Konstrukt wirken, gehört aber zu den fundamentalsten und hilfreichsten Konzepten der Physik. In “nullter” Näherung geht man oft davon aus, dass Sterne wie Schwarzkörper strahlen. In diesem Fall ist die Intensität Iλ = Bλ (T ), wo Bλ (T ) die Plancksche Funktion ist, die nur von der effektiven Temperatur T des Sternes abhängt. (a) Wie ist eigentlich die effektive Temperatur eines Sterns definiert? (2 Punkte) (b) Das Plancksche Strahlungsgesetz lautet: −1 hc/λ 2hc2 . −1 Bλ (T ) = 5 exp λ kT (1) Erklären Sie den prinzipiellen Weg (ohne die Rechnung im Detail auszuführen), wie das Wiensche Verschiebungsgesetz hieraus hergeleitet wird. Wie lautet dieses Gesetz ? (Zahlenwert der Konstanten ist egal.) (4 Punkte) (c) Jupiter hat die Effektivtemperatur TJ ∼ 110 K. Bei welcher Wellenlänge liegt sein Strahlungsmaximum unter der Annahme, er strahle wie ein Schwarzkörper? Welcher Spektralbereich ist das? (3 Punkte) Hinweis: Für die geforderte Schätzung nutzen Sie, dass das Maximum von Bλ im Fall der Sonne (T ∼ 6000 K) bei ∼5000 Å liegt. (d) Eine weit entfernte Planetenforscherin beobachtet unser Sonnensystem vor und während einer vollen Bedeckung von Jupiter durch die Sonne (relativ zu ihrer Sichtlinie). Was wäre die von ihr gemessene Magnitudendifferenz ∆mλ0 bei der Wellenlänge λ0 = 30µm? Warum hat sich Ihrer Meinung nach die Alien-Lady diese Wellenlänge ausgesucht? (6 Punkte) Hinweis: Benutzen Sie das Verhältnis der Radien von Jupiter und der Sonne: RJupiter /R ' 1/10. Vernachlässigen Sie jeglichen Beitrag anderer Objekte unseres Sonnensystems. W.-R. Hamann / M.-R. Cioni Sterne, WS 2015/16 2. Aufgabe Grundbegriffe der Strahlung (13 Punkte) Trotz immenser Fortschritte im Bereich der Gravitationswellen und Astroteilchen, spielt das Licht (bzw. elektromagnetische Wellen, Photonen, Strahlung) bis heute die größte Rolle bei astrophysikalischen Beobachtungen. Ein Astrophysiker muss also mit Begriffen wie Instensität, Fluss und Leuchtkraft vertraut sein. (a) Die Intensität entlang eines Strahls ist im Vakuum konstant. Allerdings sehen Sterne heller aus, wenn sie näher sind, und schwächer, wenn sie weit entfernt sind. Wie kann man dieses “Paradoxon” erklären? (3 Punkte) (b) Angenommen die emergente Intensität eines sphärisch-symmetrischen Sterns lautet Iν (θ, ν) = I0 (ν) cos θ, wobei θ der Winkel zwischen der Ausbreitungs- und Radialrichtung, und I0 (ν) eine Funktion von der Frequenz ν sind. Wie lautet der emergente Energiefluss Fν ? Wie lässt sich die Gesamtleuchtkraft L des Sternes berechnen, wenn der Sternradius R ist (das Integral genügt)? Wie viel beträgt die Leutchkraft, wenn I0 (ν) = Bν (T ) (Bν ist die Plancksche Funktion, T die effektive Temperatur des Sternes)? (8 Punkte) (c) Vor der Entdeckung der Quantenmechanik ergab die klassische Theorie des Lichtes für Schwarzkörper Iν ∝ ν 2 . Warum kann diese Beziehung nicht für alle Frequenzen ν gelten? (2 Punkte) 3. Aufgabe Quantenmechanik für Kinder (12 Punkte) Materie und Licht wechselwirken miteinander, in dem Lichtquanten (Photonen) von der Materie absorbiert oder emittiert werden. Wir beschränken uns in dieser Aufgabe auf das Wasserstoffatom – bei weitem das einfachste und in vieler Hinsicht das wichtigste Beispiel für Materie-Licht Wechselwirkung. (a) Geben Sie die Rydbergsche Formel an, die die Wellenlänge eines Photons spezifiziert, das im Übergang n → m (d.h. im Übergang zwischen den Zuständen mit Hauptquantenzahlen n und m) emittiert wird. Gilt n > m oder m > n? (2 Punkte) (b) Geben Sie die Wellenlängen und entsprechenden Energien und Frequenzen folgender Übergänge des Wasserstoffatoms: 1 → 2, 2 → 3 und 7 → 8 an. In welchen Spektralbereichen liegen diese Wellenlängen? (z.B UV, Radio...). (6 Punkte) (c) Bestimmen Sie die Ionisationsenergie des Wasserstoffatoms (Übergang 1 → ∞). Kann ein Röntgenphoton das Wasserstoffatom ionisieren? Kann es ein “sichtbares” Photon (=dessen Wellenlänge im Bereich des sichtbaren Lichts liegt)? Was ist mit einem “infraroten” Photon? (4 Punkte)