Häufige Fehlgeburten - frauenarzt

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Häufige Fehlgeburten bei Hyperhomocysteinämie und MTHFR-Polymorphismen
MTHFR-Polymorphismen sind öfters für häufige Fehlgeburten verantwortlich, als allgemein bekannt, - auch
unter Ärzten! -.
Beim Abbau von spezifischen Eiweißen, die mit der Nahrung aufgenommen werden, entsteht im Blut aus der
Aminosäure Methionin das Homocystein. Neben dem erhöhten Risiko von arteriellen und venösen Gefäßverschlüssen und deren Folgen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Thrombosen, Embolien und Lungenembolie kann es
in der Frühschwangerschaft bei erhöhtem Homocysteinspiegel zu vermehrten Fehlgeburten und Missbildungen
kommen. Ein erhöhter Homocysteinspiegel kommt bei ca. 5 % - 7 % der Bevölkerung vor. Die Ursache für erhöhte Homocysteinspiegel liegt häufig an der falschen Ernährung der Patienten. Nimmt ein Mensch zu wenig
Obst und besonders Gemüse zu sich, kann es zu einer mangelhaften Vitaminversorgung kommen. Hier spielt
die Folsäure eine herausragende Rolle. Ein Folsäuremangel kann einen erhöhten Homocysteinspiegel im Blut
verursachen. Zusätzlich kann ein Mangel an den Vitaminen B6, B12 und Folsäure den Homocysteinstoffwechsel beeinflussen. Alle genannten Vitamine sind im wesentlichen in Salat, in Gemüse sowie in Vollkornprodukten enthalten.
Merke: Eine falsche Ernährung ist die häufigste Ursachen für einen erhöhten Homocysteinspiegel. Ferner haben Raucher in der Regel einen deutlich höheren Homocysteinspiegel als Nichtraucher.
Im menschlichen Körper ist für den Abbau des Homocysteins die MTHFR (Methylentetrahydrofolatreduktase)
verantwortlich. Dieses Enzym kann verändert sein: MTHFR-Polymorphismus C677T oder A1298C und noch andere. Die Genveränderung „Polymorphismus“ kommt in der Bevölkerung häufig vor. Die Wirkung des Enzyms
wird durch diese Polymorphismen verändert; sodass es zu einer Erhöhung des Homocysteins im Blut kommen
kann. Da der Mensch über alle Chromosomen in doppelter Anlage verfügt, ist entweder nur ein oder beide
Chromosomen betroffen (heterozygot bei einem Chromosom und homozygoter Merkmals-Träger, wenn beide
Chromosomen betroffen sind). Folglich haben Menschen mit homozygoten MTHFR- Polymorphismen höhere
Homozysteinwerte als Menschen, die heterozygot sind. Es ist wenig bekannt, dass Polymorphismen im MTHFRGen sehr häufig in unserer Bevölkerung vorkommen. So sind etwa 45 % heterozygote-Merkmalsträger und
etwa 15 % homozygot. Menschen mit einem MTHFR-Polymorphismus ohne Erhöhung des Homozysteinwertes
sind lediglich Träger der Genveränderung und nicht als krank anzusehen.
Erhöhte Homozysteinspiegel sind recht einfach mit Vitamin B6, B12 und Folsäure bis in den Normalbereich zu
senken. Ein Erwachsener sollte täglich 0,5 - 0,8mg Folsäure, 2 - 6mg Vitamin B6 und 3 - 6 Mikrogramm Vitamin B12 zu sich nehmen.
Diese Empfehlung wird auch von der AHA (American Heart Association) gegeben. Natürlicherweise kommt
Folsäure in folgenden Nahrungsmitteln vor: Blattgemüse und Salat (lat. folio = Blatt), Nüsse, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte.
Vor und in der Frühschwangerschaft kann ein durch Folsäuremangel bedingter, erhöhter Homozysteinspiegel
in den ersten drei Monaten zu Missbildungen im zentralen Nervensystem des Ungeborenen führen. Hieraus resultiert höchstwahrscheinlich eine erhöhte Rate an Fehlgeburten bei Frauen mit erhöhtem Homozysteinspiegel.
Wichtig: Bei Frauen mit häufigen und ungeklärte Fehlgeburten, sowie anderen Schwangerschaftskomplikationen wie eine Gestose, Präeklampsie, Eklampsie, Schwangerschaftsthrombosen, intrauterine Wachstumsstörung und Frühgeburtlichkeit sollte vor einer geplanten Schwangerschaft unbedingt der Homozysteinspiegel
im Blut gemessen werden, und falls erforderlich auch behandelt werden. Glücklicherweise verordnen die
meisten Gynäkologinnen und Gynäkologen vor einer geplanten Schwangerschaft 5 mg Folsäure pro Tag. Dies
Helmut Rudolf Kowanz
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe • Seltersweg 87 • 35390 Gießen • Tel: 06 41/ 7 87 95
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geschieht jedoch in erster Linie bei Frauen die vorher eine Anti-Baby-Pille eingenommen haben. Wegen der
hohen Rate an MTHFR-Polymorphismen in der Bevölkerung sollte jedoch bei Kinderwunsch jeder Frau Folsäure verordnet werden. Auch auf Rauchen muss unbedingt verzichtet werden.
Aktuell ist eine Behandlung mit niedermolekularem Heparin bei Frauen mit häufigen Fehlgeburten erfolgsversprechend. In enger Zusammenarbeit mit der hämatologischen Abteilung des Universitätsklinikums Gießen
und Humangenetikern konnten wir schon einigen Patientinnen, die bis zu vier Fehlgeburten in der Vorgeschichte hatten zu einem gesunden Kind verhelfen.
Helmut Rudolf Kowanz
Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe • Seltersweg 87 • 35390 Gießen • Tel: 06 41/ 7 87 95
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