Kasachstan – Länderanalyse November 2007 Die kasachische Finanzkrise, welche im August 2007 begann, wurde zum Anlass für diese Länderstudie genommen. Die Analyse befasst sich daher schwerpunktmässig mit dem kasachischen Bankensektor! Hauptstadt: Astana Staatsform: präsidiale Republik Einwohner: 15,3 Mio. Amtssprachen: kasachisch (64,4%), russisch (Sprache im Wirtschaftsleben und in der interethnischen Kommunikation (95%)) Bruttoinlandsprodukt in EUR (2006): 64,1 Mrd. Bruttoinlandsprodukt pro Kopf in EUR (2006): 4188 Währung: kasachischer Tenge (KZT) Mitgliedschaften: EEC, EBRD, GUS, IWF, OSZE, UN, UNCTAD, WTO (derzeit noch Beobachterstatus) Autor: Mario Wattaul +43-1-53135-403 Internet: www.investkredit.at e-mail: [email protected] Research Seite 1 13.11.2007 Inhaltsverzeichnis 1. 2. Kommentar.......................................................................................................... 3 Volkswirtschaftliche Kennzahlen ......................................................................... 6 2.1 Aktuelle Konjunktur ...................................................................................... 6 2.2 Außenwirtschaft............................................................................................ 8 2.3 Staatsverschuldung.................................................................................... 12 2.4 Private Verschuldung ................................................................................. 13 2.5 Verbindlichkeiten- und Vermögensstruktur ggü. Ausland........................... 14 2.6 Stabilität ..................................................................................................... 17 2.7 Geldpolitik und Finanzmarkt....................................................................... 19 Geld- und Anleihenmarkt................................................................................... 20 Aktienmarkt ....................................................................................................... 21 3. Bankensystem................................................................................................... 22 3.1 Struktur....................................................................................................... 22 3.2 Aktuelle Entwicklung .................................................................................. 22 3.3 Bilanzstruktur der Geschäftsbanken........................................................... 23 3.4 Risikoklassifizierung ................................................................................... 26 3.5 Die wichtigsten Banken................................................................................... 31 Kazkommertsbank............................................................................................. 31 Halyk Savings Bank........................................................................................... 32 Bank Turan Alem............................................................................................... 33 Alliance Bank..................................................................................................... 33 4. Energiesektor .................................................................................................... 34 5. Bonität: Ratings und Risikoeinschätzung .......................................................... 38 6. Externe Faktoren – Ölpreis................................................................................ 41 7. Quellen .............................................................................................................. 42 Research Seite 2 13.11.2007 1. Kommentar ATTRAKTIVITÄT Trotz der gegenwärtigen Finanzkrise halten wir Kasachstan nach wie vor für attraktiv. Kasachstan ist aufgrund seines Reichtums an Bodenschätzen eines jener Länder, welche im nächsten Jahrzehnt die besten Wachstumsaussichten genießen. Das Land birgt erhebliches Potential, zumal es sich erst am Beginn eines längerfristigen Aufwärtstrends befindet. Dieses wird auch durch das noch niedrige BIP pro Kopf und den zu erwartenden kräftigen Anstieg der Ölproduktion in den nächsten Jahren geschaffen. Als weiterer Pluspunkt kann die geografische Lage bewertet werden. Obwohl die Region insgesamt politisch sehr instabil ist, hat es Kasachstan geschafft, relativ friedlich mit seinen Nachbarländern und vor allem mit seinen mächtigen Nachbarn Russland im Norden und China im Osten zu leben. Die Nähe zum Boommarkt China ist für einen Ölexporteur ideal. In den 90ern wurden weit reichende Reformen im Bereich Pensionen, Banken und Stromwirtschaft getätigt. In den kommenden Jahren stehen starke Steuerreduktionen für den Nicht-Ölsektor der Wirtschaft in Aussicht. Hohe Devisenzuflüsse sollten die wirtschaftliche Situation in den nächsten Jahren stabil halten. Die Staatseinnahmen sind solide, die Steuerquote niedrig. Die Probleme des Landes liegen in erster Linie im mikroökonomischen Bereich. Zum einem gelten die Industrie und die Landwirtschaft des Landes als wenig wettbewerbsfähig, zum anderen könnte der Aufwertungsdruck auf die Währung, der aus den Öleinnahmen entsteht (Gefahr der holländischen Krankheit), die Situation weiter verschärfen. RISIKO Bonität S&P hat am 8. Oktober 2007 sein Fremdwährungs-Souverän Rating für Kasachstan um einen Notch auf BBB- herabgestuft. Der Schritt wurde durch die Ratingagentur damit begründet, dass die weltweite Kreditkrise den Druck auf das kasachische Finanzsystem erhöht habe. Dieses ist auf externe Refinanzierung für bereits bestehende externe Verpflichtungen angewiesen. Dementsprechend befindet sich Kasachstan nun gerade noch im Investment Grade Bereich. Ein weiterer Downgrade würde bedeuten, dass Kasachstan seinen Status als Investment Grade verlieren würde. Die Agentur hielt den Ausblick für das langfristige Staatenrating stabil. Moody's Investors Service behielt am 4. Oktober 2007 sein langfristiges Fremdwährungsrating von Baa2 bei. Das Rating liegt daher unverändert 2 Notches über dem Non Investment Grade Bereich. Laut Moody’s ist die Verschuldungsposition des Staates nach wie vor günstig und es ist dem Land daher möglich die Probleme des Bankensektors zu lösen. Auch Fitch IBCA bestätigte am 8. Oktober sein Sovereign Rating von BBB. Es liegt 2 Notches über dem Non Investment Grade Status. Das entsprechende Lokalwährungsrating wurde auf BBB+ festgesetzt. Der Country Ceiling wurde bei BBB+ beibehalten. Jedoch hat Fitch seinen Ausblick von positiv auf stabil zurückgenommen. Der reduzierte Ausblick reflektiere hauptsächlich die Auswirkungen des raueren internationalen Finanzierungsklimas für kasachische Banken. Wirtschaftliche Stabilität Trotz der gegenwärtigen Banken- und Finanzkrise sollte die makroökonomische Stabilität des Landes gewahrt bleiben. Die rasch steigenden Devisenreserven aus dem Rohstoffexport und die solide Haushaltssituation erlauben es dem Staat den Banken im Falle einer Verschlechterung zu Hilfe zu kommen. Kurzfristig ist aufgrund der sich abschwächenden Kreditvergabe mit einer Verlangsamung in den Bereichen Immobilien- und Bausektor zu rechnen, was sich auch in niedrigeren Wachstumsraten der Volkswirtschaft bemerkbar machen sollte. Da jedoch die kasachische Wirtschaft bereits im 1. Halbjahr 2007 Überhitzungserscheinungen zeigte und die Finanzkrise bislang nicht außer Kontrolle geriet, scheint es sich um eine gesunde Korrektur zu handeln. Die mittelfristige Haushaltssituation könnte sich aufgrund der Verzögerungen bei einigen wichtigen Ölfördergroßprojekten leicht verschlechtern. Dem wirken die gegenwärtigen und mittelfristig Research Seite 3 13.11.2007 zu erwartenden hohen Ölpreise und die voraussichtlich erfolgreiche Neuverhandlung von bestehenden Verträgen über die Ölförderung zwischen Kasachstan und ausländischen Ölfirmen entgegen. Die Haushaltssituation sollte sich aufgrund der sehr konservativen Ölpreisannahmen ex post als besser erweisen als zunächst antizipiert. Eine wesentliche Bestimmungsgröße für die Krisenwahrscheinlichkeit ist die Entwicklung des Ölpreises. Auf Sektorenebene zeigt lediglich der Finanzsektor eine erhöhte Krisenanfälligkeit und könnte so unter Umständen eine Zahlungsbilanzkrise verursachen. Die potentielle Gefahr liegt nach wie vor im Bereich der stark expandierenden Kreditvergabe (2006: +76,5%). In diesem Zusammenhang sind die Entwicklung der Not leidenden Kredite und die Immobilienpreisentwicklung genau zu beobachten. Wir sehen die gegenwärtige Krise als bewältigbar und weniger dramatisch an, als sie am Kapitalmarkt wahrgenommen wird. Nachdem das kasachische Bankensystem seine Refinanzierung aller Voraussicht nach in den nächsten Monaten zunehmend in das Inland verlagert, verschärfte Kreditvergaberichtlinien das Kreditwachstum dämpfen und auch das Risikomanagement weiter verbessert werden sollte, sehen wir eher geringe Gefahren für das kasachische Finanzsystem. Da der Tenge seinen Aufwertungstrend mittelfristig wieder aufnehmen sollte und so die Importpreise dämpft, sollte trotz zuletzt angezogener Inflation diese mittelfristig wenig Probleme bereiten. Politische Stabilität Kasachstan wird seit 1991 von einem autoritären Präsidenten regiert. Nursultan A. Nazarbayev ist Vorsitzender der Regierung und gilt sowohl im Inland als auch im Ausland als Garant für Stabilität. Die letzten Wahlen wurden am 4. Dezember 2005 abgehalten. Nursultan A. Nazarbayev wurde mit 91,1% der Stimmen wiedergewählt. Die nächsten Präsidentschaftswahlen finden im Jahr 2012 statt. Allerdings ist schon im Vorfeld der Wahlen damit zu rechnen, dass sich die Kämpfe im inneren Umfeld des Präsidenten intensivieren werden. Dies könnte zu einer erhöhten Instabilität führen. Von Seiten der Opposition ist kaum mit Widerstand zu rechnen, da sie kaum vorhanden ist und als schwach gilt. Der Wirtschaftsboom erfasst immer weitere Teile der Bevölkerung, was zusätzlich zur Stabilität des Landes beiträgt. Auch die Beziehung zu den Großmächten gestaltet sich weitestgehend unproblematisch. Die USA, China, die EU und Russland sind an guten Kontakten mit dem ölreichen Land interessiert. Obwohl das Land islamisch dominiert ist, ist die Terrorismusgefahr gering. Rahmenbedingungen Die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft sind zwiespältig. Einerseits ist Kasachstan eine der Sowjetrepubliken, die am weitesten mit der Privatisierung und Liberalisierung vorangekommen sind (Pensionen, Banken, Elektrizität, Eisenbahn,…), andererseits erfolgte die Umsetzung häufig nur halbherzig. Während viele die Reformen loben und auch die Absichten der Regierung im Hinblick auf die geplanten Verbesserungen des Steuersystems und die Verwendung der Einnahmen aus den Ölexporten als richtig befinden, wird die kasachische Wirtschaft oft auch als „Clanökonomie“ bezeichnet. Die Familiendynastie des Präsidenten Nazarbayev verfügt über weit reichende Beteiligungen am staatsnahen Sektor und den Medien. Ein Problem stellt die hohe Korruption dar. Wie die Erfahrung zeigt, ist Korruption oft eine Begleiterscheinung von Armut. Hohe Wachstumsraten und Prosperität sollten helfen, die Korruption in den nächsten Jahren weiter einzudämmen. Trotz der gegenwärtigen Krise im Bankensektor ist der Finanzsektor im osteuropäischen Vergleich modern und die Bankenaufsicht gut. Der IWF hob in der Vergangenheit auch regelmäßig die soliden Staatsfinanzen positiv hervor. Die politische Einschätzbarkeit Kasachstan ist zufrieden stellend. Instabilität und damit einhergehend schlechtere Einschätzbarkeit der Lage könnte sich aus der Nachfolgerfrage des gegenwärtigen Präsidenten ergeben. In wirtschaftlicher Hinsicht hat sich die Einschätzbarkeit in den letzten Jahren etwas verschlechtert. Die Regierung ist sich ihrer Bedeutung als wichtiger Rohstofflieferant zunehmend bewusst und agiert dementsprechend gegenüber ausländischen Mineralöl- und Bergbaufirmen. Allerdings liegt der Fokus der Führung nach wie vor im Aufbau des Landes und das Klima für Direktinvestitionen ist nach wie vor Research Seite 4 13.11.2007 günstig. Die Informationslage zu kasachischen Firmen ist, sofern diese nicht im Ausland gelistet sind, relativ dürftig, jedoch gibt es einen klaren Trend hin zu mehr Transparenz. Die Informationen zu diesem Land haben sich in den letzten Jahren stark verbessert. Enorme Verbesserungen wurden bei den statistischen Erhebungen erzielt. Kasachische Wirtschaftsstatistiken haben im internationalen Vergleich ein hohes Niveau erreicht. Auch öffentliche Stellen haben ihre Präsenz im Internet stark ausgebaut. Die Informationslage in englischer Sprache hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Research Seite 5 13.11.2007 2. Volkswirtschaftliche Kennzahlen 2.1 Aktuelle Konjunktur reale Wachstumsraten [% J/J] BIP 2005Q4 9,80 2006Q1 9,60 2006Q2 10,80 2006Q3 10,90 2006Q4 10,90 2007Q1 10,50 2007Q2 10,10 2007Q3 9,70 Das Wirtschaftswachstum, das in den vergangenen Quartalen stets im 2-stelligen Bereich lag, hat sich im 3. Quartal 2007 abgeschwächt und betrug 9,7% J/J (Q2 07: 10,1%). In der Vergangenheit wurde das Wachstum primär vom Exportsektor, den Staatsausgaben und den Investitionsausgaben getragen. Eine anziehende Binnenkonjunktur hat das Wachstum nun auf den privaten Konsum verlagert und den Beitrag des Außensektors infolge der stark anziehenden Importe entscheidend abgeschwächt. Die Investitionen sind sehr schwankungsanfällig. Dies ergibt sich hauptsächlich durch den jeweiligen Beginn und die Beendigung wichtiger Öl- und Gasfördergroßprojekte. Im Jahr 2006 betrug das Wirtschaftswachstum laut Global Insight 10,6% J/J, nach 9,7% J/J im Jahr zuvor. Für 2007 wird ein nach wie vor hohes Wachstum von 9,9% J/J prognostiziert. Die Wertschöpfung sollte im Jahr 2007 entsprechend auf 70,8 Mrd. € zulegen (2006: 64,1 Mrd.). Wirtschaftswachstum BIP pro Kopf 4500 15,0 BIP pro Kopf [€] BIP, reale Wachstumsrate [% J/J] 4000 10,0 3500 3000 5,0 2500 0,0 2000 1992 1995 1998 2001 2004 1500 -5,0 1000 500 -10,0 0 1992 1995 1998 2001 2004 -15,0 Quelle: Global Insight Quelle: Global Insight Für 2008 und 2009 wird durch Global Insight ein Wachstum von 8,9% bzw. 8,3% J/J prognostiziert. Die Nationalbank hatte Anfang Oktober 2007 gewarnt, dass aufgrund der Probleme im Kreditsektor das prognostizierte Wachstum von 9,9% J/J im Jahr 2007 unter Umständen nicht erreicht werden könnte. Reales BIP Reales Öl-BIP Reales Nicht-Öl-BIP Rohöl und Gaskondensat Produktion 2003 9,3 11,6 8,9 8,8 2004 9,6 15,4 8,4 15,6 2005 9,7 2,3 11,3 3,4 2006 10,6 6,7 11,4 5,7 2007 9,5 4,3 10,5 4,9 2008 9,0 3,7 10,0 2,6 2009 9,0 11,9 8,5 12,9 2010 8,2 7,9 8,2 7,7 2011 8,7 18,0 7,0 19,0 2012 7,5 10,1 7,0 10,0 Quelle: IWF Bezüglich des längerfristigen Wachstums besteht auch Gefahr durch eine Verzögerung wichtiger Ölförderprojekte wie beispielsweise Kashagan. Das leicht rückläufige Wirtschaftswachstum in diesem Jahr wird auch durch die Industrieproduktion reflektiert. Seit Jahresbeginn zeichnet sich eine deutliche Abschwächung in der Wachstumsrate der Industrieproduktion ab. Nach 10% p.a. in den ersten Monaten dieses Jahres ging der Produktionszuwachs kontinuierlich zurück und war im September negativ. Der private Konsum zeigt sich jedoch, wie letzte Daten zu den Einzelhandelumsätzen zeigen, weiterhin robust. Zwar kam es zu einer leichten Abschwächung der Wachstumsrate im Juli und Research Seite 6 13.11.2007 August im Gefolge der Kreditkrise, jedoch hat sich der Einzelhandelumsatz im September bereits wieder auf 8,4% J/J beschleunigt. 2007M4 6,10 Einzelhandelsumsatz [% J/J] Quelle: Global Insight 2007M5 10,10 2007M6 9,75 Industrieproduktion 2007M7 6,83 2007M8 7,80 2007M9 8,39 Einzelhandelsumsatz 25 20 Einzelhandelsumsatz [% J/J] 18 Industrieproduktion [% J/J] 20 16 14 15 12 10 10 8 6 5 4 2 0 Ja n 03 Ju 3 l0 Ja n 04 Ju 4 l0 Ja n 05 Ju 5 l0 Ja n 06 Ju 6 l0 n Ja 07 Ju 0 7 l0 Ja n 03 l Ju 03 n Ja 04 Ju l0 4 n Ja 05 Ju l0 5 n Ja 06 6 l0 Ju n Ja 07 l Ju 07 -5 Quelle: Global Insight Quelle: Global Insight Die Inflationsrate hält sich seit Jahresbeginn im hohen einstelligen Bereich. Sie betrug zu Jahresbeginn 8,6% J/J und hat sich bis August auf 9,5% J/J erhöht. Im September lag die Inflation für den Zeitraum Januar bis September bei 8,6%. Global Insight prognostiziert für dieses Jahr eine Inflationsrate von 8,4% J/J. Für 2008 wird nur ein leichter Rückgang auf 8,1% J/J prognostiziert. Ein signifikanter Rückgang in der Inflationsrate auf 6,6% J/J ergibt sich erst im Jahr 2009. Der IWF geht in seinem letzten Länderbericht für Kasachstan vom Juli 2007 von einer Inflationsrate von 8,5% J/J in diesem Jahr aus. Research Seite 7 13.11.2007 Marktpotential 1993 Durchschnitt 1996-2005 2004 2005 2006 2007 2008 Bevölkerung [in Mio.] 16,3 15,2 15,1 15,2 15,3 15,4 15,5 16,0 BIP, nominal [Mrd. €] 5,5 25,0 34,8 46,0 64,1 70,8 81,3 146,3 BIP pro Kopf [€] 337 1653 2301 3021 4188 4586 5232 9152 BIP, reale Wachstumsrate [% J/J] -9,2 6,4 9,4 9,7 10,6 9,9 8,9 7,5 Bruttoinvestitionsquote in % des BIP 20,1 23,0 26,3 27,0 22,3 Bruttosparquote [in % des BIP] 15,6 24,6 35,0 36,9 34,2 29,2 27,9 22,8 Verhältnis Bruttospar-/Bruttoinvestitionsquote 0,78 1,07 1,33 1,37 1,53 9,1 18,4 Wachstum Arbeitsproduktivität [% J/J] 5,3 6,6 8,3 8,5 9,3 7,7 6,5 Exportwachstum, real [in % J/J] 11,3 14,0 15,7 14,9 9,5 1,1 3,0 22,2 Wettbewerbsfähigkeit Marktkapitalisierung in % des BIP Direktinvestitionen in % des BIP 7,5 9,6 3,5 7,6 Direktinvestitionen in % der Bruttogesamtinvestitionen 32,4 36,6 12,8 34,3 51,8 44,8 40,4 87,0 96,0 99,8 Bestand Direktinvestitionen am BIP [in %] Offenheitsmaß I [Außenhandel in % des BIP] 2012 Realer Wechselkurs 20,2 27,0 22,7 22,2 12,2 7,1 7,9 8,7 8,4 8,0 4,9 129,80 168,98 165,34 158,17 166,51 172,39 160,58 120,26 135,97 132,89 126,03 122,72 120,30 118,30 2,74 6,82 4,90 14,15 Steuereinnahmen [in % des BIP] Inflation [% J/J] Wechselkurs zu EURO [Einheiten pro €] 5,36 Wechselkurs zu USD [Einheiten pro $] Stabilität Devisenreserven [in Mrd. €] 0,39 35,9 68,2 26,3 78,1 27,9 9,6 11,5 10,5 12,6 2,9 3,3 4,0 5,1 Geldmenge M1/ Devisenreserven [in %] 392,7 101,4 58,8 98,9 57,3 Geldmenge M2/Devisenreserven [in %] 392,7 174,4 141,9 255,4 164,4 Externe Schuldendienstquote im Verhältnis zum BIP 0,1% 14,8% M2 Wachstum [in % J/J] Geldmenge M1/BIP [in %] Außenwirtschaftliches Gleichgewicht Geldmultiplikator (M2/M0) [in %] 25,79 38,00 42,13 % Anteil Privat an langfr. Außenverschuldung 77,8% 88,8% 93,8% 306,8% 54,2% 395,8% 361,8% Auslandsschuld, gesamt in % des BIP 26,9 53,0 76,0 75,9 kurzfristige Auslandsschuld in % der Reserven 4,7 54,3 46,5 131,8 Kurzfr. Außen-/Gesamtaußenverschuldung [in %] 1,3 10,1 12,0 18,5 4,76 3,93 Außenverschuldung/Kreditvergabe Inland Externer Zinsendienst/ Exporte [%] % der Tilgung an externen Schuldendienst 0,04 Importdeckung der Devisenreserven [in Monaten] Leistungsbilanz in % des BIP Private Staatsvers Verschuldung chuldung 23,1% Externer Schuldendienst/Exporte [%] 0,84 3,7 7,4 4,1 8,8 -2,41 0,78 -1,85 -2,23 17,02 4,59 12,44 9,68 7,68 3,02 -1,28 -0,29 2,52 1,65 -1,84 -1,17 48,6 15,3 26,5 35,7 48,1 33,5 59,4 58,0 3,73 7,30 11,37 20,97 36,4 81,1 52,3 76,5 Verschuldung öffentlicher Sektor in % des BIP Budgetdefizit in % des BIP 5,53 0,87 -0,53 Primärdefizit in % des BIP Verschuldung des priv. Sektors bei Banken [% des BIP] Verschuldungsgrad des privaten Sektors [% des BIP] Inlandskredit [Mrd. €] Kreditwachstum % J/J 2,72 Quelle: Global Insight 2.2 Außenwirtschaft Die Handelsbilanz wies aufgrund der gestiegenen Ölexporteinnahmen im Jahr 2006 einen Rekordüberschuss von 18,2% des BIP aus. Der Handelsbilanzüberschuss für die Periode Januar-Juli 2007 ist auf rund USD 7,6 Mrd. zurückgegangen (Vergleichperiode 2006: USD 8,6 Mrd.). Der Rückgang ergibt sich aus dem überproportionalen Anstieg der Importe um 48,6% J/J. Die Exporte konnten dagegen lediglich um 23,5% zuzulegen. Gemäß IMF Prognose zeichnet sich bis 2012 eine merkliche Abnahme des Außenbeitrags zum Wirtschaftswachstum ab. Die private Nachfrage sollte die relative Bedeutung des Handelsbilanzüberschusses in den kommenden Jahren allmählich reduzieren. Dennoch sollte der Handelsbilanzüberschuss bis zum Jahr 2012 stets mehr als 10% des BIP betragen. Die strukturelle Verschlechterung der Handelsbilanz aufgrund der anziehenden Importe wird jedoch durch die voraussichtlich weiter steigenden Ölexporteinnahmen überdeckt. Ohne diese würde sich die Handelbilanz in den kommenden Jahren rapide verschlechtern. Die Handelsbilanz dürfte sich noch stärker verschlechtern, für den Fall das es zu weiteren Verzögerungen bei dem Ölgroßprojekt Kashagan kommt. Research Seite 8 13.11.2007 Handelsbilanz Dienstleistungsbilanz 60,0 20,0 Handelbilanz [in % des BIP] Importe, Waren [in % des BIP] 50,0 Exporte, Waren [in % des BIP] 15,0 40,0 10,0 30,0 5,0 0,0 20,0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 -5,0 10,0 -10,0 0,0 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 Dienstleistungsbilanz [in % des BIP] Importe, Dienstleistungen [in % des BIP] Exporte, Dienstleistungen [in % des BIP] Handels- & Dienstleistungsbilanz [in % des BIP] -15,0 -10,0 Quelle: Global Insight, IWF Quelle: Global Insight, IWF Robust sollte sich jedoch die Dienstleistungsbilanz in den kommenden Jahren entwickeln. Steigende Gebühren aus der Öldurchleitung anderer Staaten dürften sich als Triebfeder für diese Entwicklung erweisen. Insbesondere Kasachstans gute strategische Position Richtung China dürfte sich aufgrund der geplanten Pipelineprojekte hier positiv bemerkbar machen. Handels-, Dienstleistungs-, Einkommensbilanz Einkommensbilanz 4,00 25,0 2,00 20,0 0,00 15,0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 -2,00 10,0 -4,00 5,0 -6,00 0,0 -8,00 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 -5,0 -10,00 -12,00 -10,0 -15,0 Handels-, Dienstleistungs- & Einkommensbilanz [in % des BIP] Handelbilanz [in % des BIP] Dienstleistungsbilanz [in % des BIP] Handels- & Dienstleistungsbilanz [in % des BIP] -14,00 Einkommensbilanz, netto Einkommensbilanz, Aktiva [in % des BIP] Einkommensbilanz, Passiva [in % des BIP] -16,00 -20,0 Quelle: Global Insight, IWF Quelle: Global Insight, IWF Die Einkommensbilanz hat sich aufgrund der zunehmenden Repatriierung der Ölgewinne durch ausländische Mineralölfirmen bereits in den vergangenen Jahren stark verschlechtert und erreichte 2006 ein Rekorddefizit im Ausmaß von 11,6% des BIP. Laut IWF ist jedoch davon auszugehen, dass sich dieses Defizit bis 2012 auf 6,3% des BIP allmählich zurückbildet. Die Transferbilanz, welche eine eher untergeordnete Rolle innehat, sollte sich in den nächsten Jahren konstant im leicht negativen Bereich halten. Die Leistungsbilanz hat sich seit 2004 stetig verschlechtert. Wies diese im Jahr 2004 noch einen leichten Überschuss im Ausmaß von 0,8% des BIP aus, so betrug das Defizit im Jahr 2006 bereits 2,2% des BIP. Das Leistungsbilanzdefizit für das erste Halbjahr 2007 belief sich auf USD 2,4 Mrd. In der Vergleichsperiode des Vorjahres ergab sich noch ein Überschuss von USD 55 Mio. Im Jahr 2007 sollte sich diese weiter auf -3,3% des BIP verschlechtern. Der IWF prognostiziert jedoch in weiterer Folge eine mehr oder weniger stetige Verbesserung der Leistungsbilanz auf -1,8% des BIP bis zum Jahr 2012. Ein wesentliches Risiko für diese Prognose ist nach unserer Sicht, die weitere Entwicklung in den Beziehungen zwischen den kasachischen Behörden und den ausländischen Ölfirmen. Eine Verschlechterung könnte den weiteren Ausbau der Ölindustrie des Landes verzögern und so die Entwicklung der Exportkapazitäten bremsen. Insgesamt bereitet die prognostizierte Entwicklung der Leistungsbilanz aber noch wenig Grund zur Sorge. Zudem könnten sich positive Impulse aus der Ölpreisentwicklung ergeben. Die Prognosen des IWF zur Leistungsbilanz bzw. deren Komponenten unterstellen einen Ölpreis der sich zwischen 2006 und 2012 in einer engen Bandbreite von 60-65 USD Research Seite 9 13.11.2007 pro Barrel (der ungefähr unserer Ölpreisprognose entspricht) bewegt. Höhere zukünftige Ölpreise hätten eine positive Auswirkung auf die Leistungsbilanz. Leistungsbilanz Direktinvestitionen 14,0 20,00 15,00 Leistungsbilanz, netto [in % des BIP] Handelbilanz [in % des BIP] Dienstleistungsbilanz [in % des BIP] Einkommensbilanz, netto Transferbilanz, netto [in % des BIP] Direktinvestitionen, netto [in % des BIP] 12,0 Direktinvestitionen, Exporte [in % des BIP] 10,0 Direktinvestitionen, Importe [in % des BIP] 10,00 8,0 5,00 6,0 4,0 0,00 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2,0 -5,00 0,0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 -10,00 -2,0 -4,0 -15,00 Quelle: Global Insight, IWF Quelle: Global Insight, IWF Die Direktinvestitionen im Jahr 2006 beliefen sich auf rund 8,2% des BIP. Diese sind hauptsächlich durch die Förderprojekte der ausländischen Ölfirmen getrieben. Da sie sich bereits in einer späten Phase der Entwicklung befinden und es sich um Großprojekte handelt, ist jedoch davon auszugehen, dass sich die Bedeutung der Direktinvestitionen in den kommenden Jahren deutlich reduziert. 2012 sollten sich die Zuflüsse aus dieser Komponente auf nur noch 1,8% des BIP belaufen. Entsprechend des rückläufigen Anteils der Direktinvestitionen in der Kapitalbilanz steigt die Bedeutung der Portfolioinvestitionen und sonstiger Komponenten der Kapitalbilanz, was das Risiko von (externen) Zahlungsbilanzkrisen aufgrund der höheren Mobilität dieser Teilkomponenten tendenziell erhöht. Insgesamt sollte die Kapitalbilanz deutlich positiv bleiben. Leistungsbilanz Direktinvestitionen 25,00 25,0 Devisenreservenzu-/abfluss [in % des BIP] Direktinvestitionen, netto [in % des BIP] 20,00 Leistungsbilanz, netto [in % des BIP] Portfolioinvestitionen, netto [in % des BIP] 20,0 kurzfr. Kapitalbilanz, netto [in % des BIP] Sonstige Investitionsbilanz [in % des BIP] Kapitalbilanz, netto [in % des BIP] kurzfr. Kapitalbilanz, netto [in % des BIP] 15,00 15,0 10,00 10,0 5,00 5,0 0,0 0,00 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 -5,00 -5,0 -10,0 -10,00 Quelle: Global Insight, IWF Quelle: Global Insight, IWF Kasachstans Devisenreserven sind seit der Hyperinflation und der Währungskrise des Jahres 1993 stark angestiegen und haben Ende Juli 2007 einen Rekordwert von USD 21,96 Mrd. erreicht. Seit Jahresbeginn ergab sich dementsprechend ein Anstieg von rund USD 4,21 Mrd. Allerdings gab es im Zuge der Finanzkrise, die mit August einsetzte, noch im gleichen Monat erstmals einen Rückgang der Devisenreserven auf USD 19,81 Mrd. Weitere Interventionen der Notenbank könnten die Devisenreserven in den kommenden Monaten weiter belasten. Research Seite 10 13.11.2007 Devisenreserven Struktur Auslandsverschuldung 700 25 140 Außenverschuldung/Kreditvergabe Inland in % kurzfristige Auslandsschuld in % der Reserven - rechte Skala Devisenreserven [Mrd. USD] 600 Auslandsschuld, gesamt in % des BIP - rechte Skala 120 20 500 100 400 80 300 60 200 40 100 20 15 10 5 0 20 02 03 20 20 04 20 05 0 20 0 1993 6 Quelle: Global Insight, IWF 1995 1997 1999 2001 2003 0 2005 Quelle: Global Insight, IWF Die Außenverschuldung Kasachstans hat sich von 13,9% des BIP Anfang 1997 auf 75,9% des BIP bis Anfang 2006 stark ausgeweitet. Seit 2001 hat sich der Anstieg der Verschuldungsquote aufgrund des starken BIP-Wachstums verlangsamt. In den vergangenen Jahren ist insbesondere die kurzfristige Verschuldung in Relation zu den Devisenreserven stark angestiegen, was die Risiken einer Zahlungsbilanzkrise tendenziell erhöht. Aufgrund des wieder erwachten Anlegervertrauens nach der Bewältigung der Finanzkrise 1993 hat sich die Schuldenaufnahme bis 2001 verstärkt auf das Ausland verlagert. Bis Ende 2005 war dann ein leichter Rückgang der Auslandsdominanz beobachtbar. Aufgrund der Nachrichtenlage rechnen wir jedoch damit, dass sich seither die Auslandsverschuldung in Relation zur inländischen Verschuldung wieder stark ausgeweitet hat. Kasachische Schuldner dürften sich demnach verstärkt dem Währungsrisiko ausgesetzt haben. Bereits Ende 2005 zeigte sich ein starker Anstieg der kurzfristigen Auslandsschulden in Relation zu den Devisenreserven. Dieser Trend sollte sich seither fortgesetzt haben Die kurzfristige Auslandsverschuldung mit über 130% der Devisenreserven stellt ein hohes Risiko für die externe Stabilität dar, weil ein rascher Vertrauensverlust ausländischer Investoren nicht durch die Devisenreserven abgefangen werden könnte. Im Aggregat stagnierten die Auslandsschulden in den vergangenen Jahren bei einem relativ hohen Wert von über 70% des BIP. Eine verringerte Auslandsverbindlichkeit des Staates wurde weitestgehend durch verstärkte Verschuldung des privaten Sektors im Ausland wettgemacht. Daneben zeigt sich bei der langfristigen Verschuldung eine starke Verlagerung der Verschuldung weg vom Staat hin zum Privatsektor. Dies liegt vor allem an der Rückzahlung der Auslandsschulden durch den kasachischen Staat. Struktur langfristige Auslandsverschuldung Externer Schuldendienst 30 25 20 100% 45 Auslandsschulden, Privatsektor, langfristig [Mrd. €] - linke Skala 90% 40 Auslandsschulden, öffentlicher Sektor, langfristig [Mrd. €] - linke Skala 80% % Anteil Privat an langfr. Außenverschuldung rechte Skala 70% 12 Externe Schuldendienst [Mrd.€] - rechte Skala Externer Schuldendienst/Exporte [%] - linke Skala Externe Schuldendienstquote in % des BIP - linke Skala 10 35 30 8 60% 25 15 6 50% 20 40% 15 4 10 30% 10 20% 2 5 5 10% 0 0 1992 0% 1995 1998 Quelle: Global Insight, IWF 2001 1994 0 1997 2000 2003 2004 Quelle: Global Insight, IWF Eng mit der gestiegenen Auslandsverschuldung verbunden ist auch die steigende Schuldentilgungslast, die das Land tragen muss. Sowohl das Verhältnis Schuldendienstquote in Relation zu den Exporteinnahmen als auch die Schuldendienstquote in Relation zum BIP legten Research Seite 11 13.11.2007 in den vergangenen Jahren stark zu. Allerdings ist die Schuldendienstquote in Relation zum BIP noch auf vergleichsweise niedrigem Niveau. 2.3 Staatsverschuldung Der IWF geht davon aus, dass die Staatsverschuldung in den nächsten Jahren trotz massiver Ausgabensteigerungen der Regierung aufgrund der Ölexporteinnahmen weiter sinken wird. Der Anteil der Öleinnahmen an den gesamten Staatseinnahmen betrug im Jahr 2006 rund 37%. Dieser Anteil soll sich bis 2012 auf rund 28% reduzieren, was die Anfälligkeit des Staatshaushalts im Hinblick auf die Ölpreisentwicklung deutlich senken sollte. Budgetdefizit Öffentliche Verschuldung 4,0 25 Verschuldungsgrad des öffentlichen Sektors in % des BIP - rechte Skala Budgetdefizit in % des BIP - linke Skala 2,0 20 0,0 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 15 -2,0 10 -4,0 5 -6,0 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 -8,0 Quelle: Global Insight Quelle: Global Insight Die kasachische Staatsverschuldung in Prozent des BIP war Ende 2006 im internationalen Vergleich mit 12,4% des BIP äußerst niedrig. Steuereinnahmen ( in % des BIP) davon: Öleinnahmen (in % des BIP) Staatsausgaben und Nettokreditvergabe (in % des BIP) Budgetüberschuss/-defizit (in % des BIP) Zufluss National Fund of the Republic of Kazakhstan (NFRK) ( in % des BIP) Nicht-Öl Budgetüberschuss/-defizit (in % des BIP) Nicht-Öl Budgetüberschuss/-defizit (in % des Nichtöl-BIP) Ausgabenwachstum (in %) 2003 25,4 6,0 22,6 2,7 5,5 -3,2 -4,3 31,5 2004 24,6 7,0 22,1 2,5 2,6 -4,6 -6,5 24,2 2005 28,1 10,6 22,3 5,8 5,3 -4,8 -7,5 30,7 2006 27,9 10,2 20,4 7,5 6,9 -2,8 -4,1 22,0 2007 27,6 8,6 23,4 4,3 4,3 -4,3 -5,8 33,8 2008 27,3 8,2 23,4 3,9 4,1 -4,3 -5,7 10,8 2009 27,3 8,1 23,4 4,0 4,1 -4,1 -5,4 14,9 2010 27,6 7,8 23,4 4,2 4,4 -3,6 -4,6 13,5 2011 27,8 8,1 23,4 4,5 4,8 -3,6 -4,7 14,5 2012 27,8 7,8 23,4 4,4 4,8 -3,4 -4,3 12,3 Quelle: IWF Laut IWF erreicht der Budgetüberschuss vor Speisung des Ölstabilitätsfonds (NFRK) im Jahr 2006 einen Rekordwert von 7,5% des BIP. Der IWF geht davon aus, dass sich dieser Überschuss in den Jahren 2007 bis 2012 im Bereich zwischen 4,0-4,5% des BIP halten kann. Unter Vernachlässigung der Öleinnahmen ergäbe sich für 2006 ein Defizit im Staatshaushalt von 2,8% des BIP. Dieses würde sich in den Jahren 2007 und 2008 auf 4,3% des BIP ausweiten, ehe es sich in den Folgejahren wieder zurückbildet. Im Jahr 2012 betrüge das „Nicht-Öl“-Budgetdefizit dann rund 3,4% des BIP. Etwas schlechter würde sich der Staatshaushalt präsentieren wenn das „Nicht-Öl“-Budgetdefizit in Relation zum „Nicht-Öl“-BIP gesetzt werden würde. Aufgrund der relativ moderaten „Nicht-Öl“-Defizite kann dennoch von einer soliden Haushaltsentwicklung gesprochen werden. Die Ausgaben des Staates sind im Jahr 2006 um über 22% gewachsen, wobei Sozialausgaben und ein 30%-Anstieg bei den Beamtengehältern mit Beginn des Jahres 2007 zu dieser Entwicklung überproportional stark beitrugen. Das Ausgabenwachstum hat sich im Jahr 2007 laut IWF auf rund 34% beschleunigt, soll sich aber in den kommenden Jahren wieder etwas verlangsamen. Am 17. Oktober 2007 hat die Regierung ihr Budget revidiert um die Kosten zur Überwindung der Finanzkrise zu berücksichtigen. Demnach wurden die Steuereinnahmen des Jahres 2007 um KZT 175,1 Mrd. (~ €1,0 Mrd.) auf KZT 2.300 Mrd. (~ €13,4 Mrd.) nach oben revidiert. Die Ausgaben wurden um KZT 155,7 Mrd. (~ €0,9 Mrd.) auf KZT 2.500 Mrd. (~ €14,6 Mrd.) nach oben revidiert. Das Research Seite 12 13.11.2007 Budgetdefizit soll demnach nur KZT 229,6 Mrd. (€1,34 Mrd.) anstatt der bislang veranschlagten KZT 271,2 Mrd. (~€1,58 Mrd.) betragen. Unter anderem werden KZT 20,5 Mrd. (~€120 Mio.) für die staatliche Kazakhstan Mortgage Company bereitgestellt, damit diese die Möglichkeit erhält die Hypotheken der Geschäftsbanken zu refinanzieren. Der National Funds of the Republic of Kazakhstan (NFRK) ist im Jahr 2006 nicht zuletzt aufgrund der stark gestiegenen Ölpreise rasant von 8 Mrd. USD auf 14,1 Mrd. USD angestiegen und dieser soll laut IWF mit Ende 2007 28,9 Mrd. USD erreichen. Bis 2012 wird ein weiterer rasanter Anstieg auf dann 56 Mrd. USD erwartet. 2.4 Private Verschuldung Kasachstan hatte in den letzten Jahren weltweit eine der höchsten Kreditwachstumsraten. Das Volumen der ausstehenden Kredite nahm in den vergangenen Jahren daher rasant zu. Dementsprechend hat sich das Ausmaß an Finanzmediation sukzessive an das anderer osteuropäischer Staaten angenähert. Absolut gesehen betrug das ausstehende Kreditvolumen Ende 2006 €21 Mrd. Die Inlandskreditvergabe in % des BIP belief sich Ende August 2007 auf rund 56% des BIP. Kreditvolumen Kreditwachstum 25 100,0 Inlandskredit [Mrd. €] - linke Skala Kreditwachstum % J/J - rechte Skala 140 Forderungen ggü. Privatsektor [% p.a.] 80,0 120 Inlandskreditvergabe [% p.a.] 20 100 60,0 80 15 40,0 60 20,0 40 10 20 0,0 0 5 Jan 00 Jan 01 Jan 02 Jan 03 Jan 04 Jan 05 Jan 06 Jan 07 -20,0 -20 0 -40,0 1994 1996 1998 2000 2002 2004 -40 2006 Quelle: Global Insight Quelle: Global Insight Die Verschuldung der privaten Haushalte bei Banken erreichte im Jahr 2006 rund 48% des BIP. Die Verschuldung des privaten Sektors in Relation zum BIP war im Jahr 2005 mit 58% des BIP im osteuropäischen Vergleich bereits leicht fortgeschritten. Verschuldung privater Sektor Ländervergleich inländische Kreditvergabe 70 Verschuldung des priv. Sektors bei Banken [in % des BIP] Verschuldunsgrad des privaten Sektors [% des BIP] 60 50 40 30 20 10 0 1994 1996 1998 Quelle: Global Insight Research 2000 2002 2004 2006 Quelle: IWF Seite 13 13.11.2007 2.5 Verbindlichkeiten- und Vermögensstruktur ggü. Ausland Bei den Forderungen gegenüber dem Ausland (Aktiva) zeigte sich in den vergangenen Jahren ein starker Anstieg. Insbesondere Forderungspapiere gegenüber dem Ausland und die Forderungen der Banken gegenüber dem Ausland verzeichneten eine starke Ausweitung. In Summe betrugen die gesamten Auslandsaktiva in Relation zum BIP Ende 2006 knapp 75% des BIP. Das kasachische Auslandsvermögen zeigt im Zeitraum 1997 bis 2006 eine stark veränderte Zusammensetzung. Während die Forderungen im Jahr 1997 noch Forderungspapiere dominiert wurden, hat sich die Zusammensetzung des Außenlandsvermögens bis zum Jahr 2001 stark in Richtung Devisenreserven, Vermögen der sonstigen Sektoren und Aktiva des Staates verschoben. Bis zum Jahr 2006 zeigte sich eine weitere starke Verschiebung. Der Anteil der Bankaktiva an den Gesamtauslandaktiva beläuft sich nun auf rund 20% und die Direktinvestitionen kasachischer Unternehmen im Ausland und der Aktienbesitz an ausländischen Unternehmungen erhöhte sich signifikant. Die Bedeutung des Auslandsvermögens des Staates dagegen ist nur noch marginal und der Anteil der Devisenreserven am gesamten Auslandsvermögen ist seit 2001 deutlich rückläufig. Aktiva Passiva 120 80 sonstige Sektoren Aktiva in % BIP Notenbank Aktiva in % des BIP 70 Aktiva, Staat in % des BIP 100 Direktinvestitionen in % des BIP Forderungspapiere Verbindlichkeiten % des BIP Aktien Verbindlichkeiten ggü. Ausland in % des BIP Finanzderivative Verbindlichkeiten in % des BIP Bankverbindlichkeiten % des BIP Verbindlichkeiten Staat in % des BIP Notenbank Verbindlichkeiten in % des BIP sonstige Sektoren Verbindlichkeiten in % des BIP Banksektor Aktiva in % des BIP 60 Devisenreserven in % des BIP Finanzderivative Assets in % des BIP 80 Aktien Assets in % des BIP 50 Forderungspapiere in % des BIP Direktinvestitionen im Ausland in % des BIP 60 40 30 40 20 20 10 0 0 1999 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2006 Quelle: Global Insight Quelle: Global Insight Auf der Passivseite zeigt sich eine starke Fokussierung der ausländischen Forderungen gegenüber Kasachstan in Form von Direktinvestitionen. In der Spitze erreichten diese im Jahr 2002 rund 63% der gesamten Wirtschaftsleistung. Ihre relative Bedeutung nimmt seither jedoch ab. 2006 machten diese rund 40% des BIP aus. In der Zwischenzeit kam es jedoch im Bereich der externen Verschuldung des Bankensektors zu einem explosiven Wachstum. Ende 2006 machte diese bereits rund 38% des BIP aus. Seit 2005 zeigt sich auch eine deutliche Zunahme bei den kasachischen Aktien im Auslandsbesitz. In den letzten Jahren hat die Bedeutung der externen Staatsverschuldung deutlich abgenommen. Dies liegt an der soliden Haushaltssituation aufgrund der hohen Ölexporteinnahmen, welche auch genutzt wurden um die externen Verbindlichkeiten des Staates zu deutlich reduzieren. Ende 2006 beliefen sich die Gesamtverbindlichkeiten des Landes gegenüber dem Ausland auf knapp 110% der Wirtschaftsleistung. Verschuldungsstruktur 1997 Verschuldungsstruktur 2001 Verschuldungsstruktur 2006 Direktinvestitionen in % des BIP 0% Direktinvestitionen [Mrd. €] 2% Direktinvestitionen [Mrd. €] 13% Forderungspapiere Verbindlichkeiten % des BIP 21% 22% Aktien Verbindlichkeiten ggü. Ausland in % des BIP 2% 0% 0% Portfolioinvestitionen, Forderungspapiere Verbindlichkeiten [Mrd. €] 0% 2% Portfolioinvestitionen, Aktien Verbindlichkeiten ggü. Ausland [Mrd. €] 12% Finanzderivative Verbindlichkeiten in % des BIP Bankverbindlichkeiten % des BIP 14% 36% Finanzderivative Verbindlichkeiten [Mrd. €] Bankverbindlichkeiten [Mrd. €] 4% Portfolioinvestitionen, Forderungspapiere Verbindlichkeiten [Mrd. €] Portfolioinvestitionen, Aktien Verbindlichkeiten ggü. Ausland [Mrd. €] Finanzderivative Verbindlichkeiten [Mrd. €] Bankverbindlichkeiten [Mrd. €] 0% 7% Verbindlichkeiten Staat in % des BIP 3% Notenbank Verbindlichkeiten in % des BIP 46% Verbindlichkeiten Staat [Mrd. €] 1% Verbindlichkeiten Staat [Mrd. €] 67% 35% Notenbank Verbindlichkeiten [Mrd. €] Notenbank Verbindlichkeiten [Mrd. €] 5% sonstige Sektoren Verbindlichkeiten [Mrd. €] 0% sonstige Sektoren Verbindlichkeiten in % des BIP 8% sonstige Sektoren Verbindlichkeiten [Mrd. €] Quelle: Global Insight Research Seite 14 13.11.2007 Bei der Bilanz der Direktinvestitionen zeigt sich eine deutliche Verbesserung in den vergangenen Jahren. Das Nettodefizit in diesen Bereich ist jedoch aufgrund der geringen Mobilität der Direktinvestitionen nur von geringer Bedeutung für die Bewertung der externen Stabilität. Bilanz – Direktinvestitionen Bilanz – Forderungspapiere 25,00 80 Forderungspapiere in % des BIP Forderungspapiere Verbindlichkeiten % des BIP 60 Nettopos. Forderungspapiere in % des BIP 20,00 40 20 15,00 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 -20 10,00 -40 5,00 -60 Direktinvestitionen im Ausland in % des BIP -80 Direktinvestitionen in % des BIP 0,00 Netto-Direktinvestitionen in % des BIP 2002 2003 2004 2005 2006 -100 Quelle: Global Insight Quelle: Global Insight In der Bilanz der Forderungspapiere zeigt sich gegenüber dem Ausland eine noch immer steigende Nettoposition. Ein potentieller Abverkauf kasachischer Forderungspapiere durch internationale Investoren birgt daher geringe Gefahren für das externe Gleichgewicht des Landes. Durch den Verkauf internationaler Forderungspapiere ist es Kasachstan im Aggregat leicht möglich seine eigenen Forderungspapiere zurückzukaufen und den Anleihemarkt entsprechend zu stabilisieren. In der Bilanz der Anteilspapiere zeigt sich seit 2005 ein starkes Defizit gegenüber dem Ausland. Dies ist auf den seit 2005 einsetzenden Aktienboom und das damit einhergehende internationale Interesse für kasachische Wertpapiere zurückzuführen. Bilanz – Anteilspapiere Bilanz – Staat 10,00 15,00 Aktiva, Staat in % des BIP Verbindlichkeiten Staat in % des BIP netto, Staat in % des BIP 8,00 10,00 6,00 4,00 5,00 2,00 0,00 0,00 2001 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2002 2003 2004 2005 2006 2006 -2,00 -5,00 Aktien Assets in % des BIP -4,00 Aktien Verbindlichkeiten ggü. Ausland in % des BIP Nettoposition Aktien in % des BIP -10,00 -6,00 Quelle: Global Insight Quelle: Global Insight Bei Betrachtung der Nettoposition der Direktinvestitionen und Portfolioinvestitionen (Aktien und Forderungspapiere) zeigen sich nur geringe Gefahren einer Zahlungsbilanzkrise. Direktinvestitionen sind kurzfristig kaum rückgängig zu machen und die Portfolioinvestitionen haben bisher nur ein geringes Ausmaß. Entsprechend der hohen und stark steigenden Ölexporteinnahmen in den vergangenen Jahren konnte der kasachische Staat seine Auslandverbindlichkeiten in den vergangenen Jahren stark reduzieren. Ende 2006 ergab sich netto, d.h. nach Gegenrechnung mit den Auslandsguthaben des Staates ein verschwindendes Nettodefizit, welches kaum als Stabilitätsgefahr einzustufen ist. Bei kasachischen Banken zeigte sich in den vergangenen Jahren ein starker Anstieg bei der externen Refinanzierung. Ende 2006 beliefen sich die Auslandverbindlichkeiten entsprechend bereits auf rund 24 Mrd. € bzw. 38% des BIP. Dem stehen Auslandvermögen im Ausmaß von rund 9,8 Mrd. € bzw. Research Seite 15 13.11.2007 15% des BIP gegenüber. Insgesamt ergibt sich dementsprechend eine Nettoverbindlichkeit des Bankensektors gegenüber dem Ausland von rund 14,4 Mrd. € bzw. 22,5% des BIP. Der starke Anstieg der Nettoverschuldung stellt daher mittlerweile ein erhöhtes Risiko für die externe Stabilität des kasachischen Finanzsektors dar. Bilanz – Banken Bilanz – Bankensektor, nominell 30 50,00 Nettoposition, Banken [Mrd. €] 25 40,00 Bank, Aktiva [Mrd. €] 20 Bankverbindlichkeiten [Mrd. €] 30,00 15 20,00 10 5 10,00 0 2001 0,00 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2002 2003 2004 2005 2006 -5 -10,00 -10 -20,00 -15 Banksektor Aktiva in % des BIP Bankverbindlichkeiten % des BIP -20 Nettoposition, Banken % des BIP -30,00 Quelle: Global Insight Quelle: Global Insight Insgesamt zeigt sich bei der Nettoauslandsposition des Nichtbankensektors, unter Vernachlässigung der Direktinvestitionen, eine günstige Entwicklung. Dieser Risikoindikator hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert. Den existierenden Verbindlichkeiten stehen im Aggregat deutlich mehr Forderungen gegenüber dem Ausland gegenüber. Allerdings verschlechtert sich unter hinzunahme des Bankensystems diese Einschätzung. Zwar weist Kasachstan noch immer eine positive Nettoposition gegenüber dem Ausland auf, jedoch ist diese seit Ende 2004 rückläufig. Gesamtnettoauslandpositionen Gesamtnettoverbindlichkeiten 80,00 50,00 Gesamtverbindlichkeiten minus Direktinvestitionen des Nichtbankensektors % des BIP Gesamtnettoauslandsposition minus Netto-FDI des Nichtbankensektors % des BIP 70,00 40,00 Gesamtnettoauslandsposition minus Netto-FDI in % des BIP Gesamtverbindlichkeiten minus Direktinvestitionen in % des BIP 60,00 30,00 50,00 40,00 20,00 30,00 10,00 20,00 10,00 0,00 2002 2003 2004 2005 2006 0,00 2002 2003 2004 2005 2006 -10,00 Quelle: Global Insight Quelle: Global Insight Die Gesamtverbindlichkeiten des Nichtbankensektors ohne Direktinvestitionen stagnierten in den vergangenen Jahren im Bereich zwischen 20-30% des BIP. Diese stellen daher eine geringe Gefahr für die makroökonomische Stabilität des Landes dar. Bei den Gesamtverbindlichkeiten der kasachischen Volkswirtschaft (unter Vernachlässigung der Direktinvestitionen) zeigt sich ein Anstieg in den vergangenen Jahren. Ende 2006 erreichten die Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland knapp 70% des BIP und stellen für die Stabilität des Landes einen gewissen Risikofaktor dar. Jedoch sind diese durch die stark steigenden Forderungen gegenüber dem Ausland zu relativieren. Sinkende Auslandsverbindlichkeiten der Notenbank und des Staates bei gleichzeitigem starkem Anstieg der Devisenreserven haben den Handlungsspielraum der Notenbank für den Fall einer externen Zahlungsbilanzkrise in den letzten Jahren stark erhöht. Für alle Sektoren aggregiert zeigt sich in den letzten Jahren keine signifikante Zunahme der Nettoverbindlichkeiten gegenüber dem Ausland, was geringere externen Risiken für Kasachstan zur Folge hat. Research Seite 16 13.11.2007 Nettopositionen der Subsektoren/Komponenten 40,0 20,0 0,0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 -20,0 -40,0 -60,0 -80,0 Nettoposition, Banken % des BIP Netto-Direktinvestitionen in % des BIP Nettopos. Forderungspapiere in % des BIP Nettoposition Aktien in % des BIP Nettofinanzderivative in % des BIP netto, Staat in % des BIP Notenbank netto in % des BIP Nettoposition, sonstige Sektoren % des BIP -100,0 Quelle: Global Insight Lediglich die Teilbereiche der Nettopositionen des Finanzsystems und die Nettoposition bei den Direktinvestitionen stellen vom Ausmaß her betrachtet potentielle Risikofaktoren dar. Während dies jedoch für die Direktinvestitionen aufgrund deren Immobilität wenig relevant ist, stellt die Entwicklung im Bankensektor ein gewisses Risiko für die gesamtwirtschaftliche Stabilität dar. 2.6 Stabilität Die Inflationsrate ist seit Beendigung der Hyperinflation des Jahres 1993 stark zurückgegangen. Seit 2003 verstärkt sich der Inflationsdruck jedoch wieder. Die Inflationsrate hat sich seit Mai 2007 wieder deutlich von 7,7% J/J auf 9,5% J/J im August beschleunigt. Global Insight sieht die Inflationsrate im 2007 im Jahresschnitt bei 8,4% J/J. Diese sollte sich in den nächsten Jahren nur mühsam zurückbilden. Für 2012 wird eine Inflationsrate von 4,9% J/J prognostiziert. Verbraucherpreise Prognose 10,0 14 % J/J 9,0 Prognose 12 10 8,0 8 7,0 6 6,0 4 Inflation [% J/J] 5,0 2 4,0 n Ja 02 0 l Ju 02 n Ja 03 l Ju 03 n Ja 04 Quelle: Global Insight l Ju 04 n Ja 05 l Ju 05 n Ja 06 l0 Ju 6 n Ja 07 l0 Ju 7 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Quelle: IWF Der Wechselkurs des kasachischen Tenge folgt weitgehend dem des russischen Rubel, der sich seinerseits an einem Korb aus US-Dollar und Euro orientiert. Obwohl nicht so stark getroffen wie der russische Rubel, musste die Währung im Zuge der Russlandkrise Ende 1998 gegenüber dem USDollar um rund 50% abwerten. Zwischen 1999 und Ende 2002 wertete die Währung, wenn auch nicht mehr so rasant, weiter gegenüber dem US-Dollar ab. Seit Anfang 2003 ist jedoch ein Aufwertungstrend gegenüber dem US-Dollar ersichtlich. Im Zeitraum 2004 bis Juli 2006 setzte auch eine Aufwertungsbewegung gegenüber dem Euro ein. Seither wertet der Tenge jedoch wieder tendenziell gegenüber dem Euro ab. Research Seite 17 13.11.2007 Wechselkurse Prognose 200,0 200 180,0 180 160,0 160 140,0 140 120,0 120 100,0 100 80,0 80 Wechselkurs zu EURO [Einheiten pro €] 60,0 Wechselkurs zu USD [Einheiten pro $] Prognose 60 40,0 40 Wechselkurs zu EURO, Periodenende [Einheiten pro €] Wechselkurs zu USD, Periodenende [Einheiten pro USD] 20,0 20 0,0 92 19 0 93 19 19 94 19 95 19 96 19 97 98 19 99 19 20 00 0 20 1 20 02 20 03 20 04 05 20 06 20 Quelle: Global Insight 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Quelle: IWF Global Insight sieht den nominellen Wechselkurs bis 2012 mehr oder weniger konstant vis-a-vis Euro und Dollar. Gegenüber dem Euro sollte es im Zeitraum 2007 bis 2009 eine moderate Abwertung geben, welche im Anschluss bis 2012 wieder wettgemacht werden sollte. Die Entwicklung der Geldmengenaggregate verlief in den letzten Jahren sehr volatil. Nach einem Rückgang während der Russlandkrise hat sich diese zunächst stark ausgeweitet. Im Zuge der globalen Konjunkturabschwächung nach 2000 setzte eine stark Wachstumsverlangsamung ein. Trotz anhaltender monetärer Straffung seit Februar 2005 hat sich das Wachstum der Geldmenge seit Anfang 2005 wieder fühlbar beschleunigt. Die Geldmenge M2 erreichte im Januar 2007 eine Wachstumsrate von 80,5% J/J. Das hohe Wachstum ergibt sich aus den hohen Devisenzuflüssen und der zunehmenden Kreditaufnahme im Ausland. Bis Juli zeigten sich eine leichte Verlangsamung auf 64% J/J. Geldmenge Geldmengenmultiplikator 6 120 Geldmultiplikator (M2/M0) [in %] Geldmenge M2 [% J/J] 100 5 80 4 60 3 40 2 20 0 97 19 -20 98 19 19 99 20 00 -40 Quelle: Global Insight 01 20 20 02 20 03 20 04 20 05 06 20 1 0 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 Quelle: Global Insight Entsprechend dem rapiden Geldmengenwachstum und der hohen Kreditvergabe hat sich der M2Multiplikator in den letzten Jahren stark erhöht. Verschärfend wirkt auch die Kreditaufnahme der Banken im Ausland. Das Verhältnis des Geldmengenaggregats M2 zu Devisenreserven (M2/R) ist in den vergangenen Jahren aufgrund des enormen Devisenreservezuflusses zurückgegangen und zeigt damit eine geringere Krisenwahrscheinlichkeit an. Es kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass der Devisenzufluss in den nächsten Jahren anhält bzw. sogar zunimmt, womit die Bedeutung dieses Gefahrenindikators für die Stabilität des Landes relativiert wird. Research Seite 18 13.11.2007 Geldmenge M2/Devisenreserven 450 Geldmenge M1/ Devisenreserven [in %] Geldmenge M2/Devisenreserven [in %] 400 350 300 250 200 150 100 50 0 1993 1996 1999 2002 2005 Quelle: Global Insight 2.7 Geldpolitik und Finanzmarkt Im Jahr 1993, nachdem Kasachstan den Tenge eingeführt hatte, betrug die Inflation 2165% J/J. Nachdem die NBK ihre Unabhängigkeit erhielt, war es ihr möglich, die Inflation mit einer Reihe von Maßnahmen rasch und substanziell abzusenken. Die kasachische Geldpolitik beruht seit 2003 auf dem Grundsatz der Wahrung der Preisstabilität als Hauptziel der Notenbank. Seit dem Jahr 2001 liegt die Inflationsrate nun schon dauerhaft unter der 10%-Marke. Ihr Minimum erreichte die Inflation im April 2002 mit 5% J/J. Seither ist sie jedoch wieder tendenziell steigend. Der Leitzins konnte dementsprechend im Juli 2003 auf seinem bisher niedrigsten Niveau von 7,0% festgesetzt werden und dieses wurde bis Januar 2005 beibehalten. Seither führten jedoch die Geldzuflüsse aus dem Ausland zu einer raschen Ausweitung der Geldmenge und die Inflationsrate zog wieder an. Die NBK reagierte mit 4 Zinsschritten (von jeweils 50 Basispunkten). Die letzte Erhöhung erfolgte im Juli 2006. Der Leitzins liegt seither bei 9%. Die Zinsanhebungen zeigten bis jetzt jedoch nur in beschränkten Umfang Wirkung, da sich die Banken zunehmend im Ausland refinanzieren. Um das rasche Kreditwachstum einzudämmen, hat die Zentralbank das Reserveerfordernis für Geschäftsbanken erhöht. Erste diesbezügliche Maßnahmen traten im Juli 2006 in Kraft. Die Umsetzung erfolgte mittels einer Erhöhung des Reservesatzes für ausländische Verpflichtungen auf 8% anstatt der bisherigen 6% unter Beibehaltung der 6% Reserveerfordernis für inländische Zahlungsverpflichtungen und einer Ausweitung der Verpflichtungen, die einer Reservepflicht unterliegen. Um die negativen Auswirkungen der weltweiten Liquiditätsverknappung auf das kasachische Finanzsystem auszugleichen, hat die kasachische Notenbank bei ihrer Sitzung am 27. September 2007 den Leitzins, trotz Inflationsdrucks, abermals unverändert bei 9% gelassen und auch die erwartete Erhöhung der Reserveerfordernisse für externe Verbindlichkeiten nicht durchgeführt. Die Erhöhung der Reserveerfordernisse bzgl. ausländischer Verbindlichkeiten der Banken, welche für 9. Oktober 2007 geplant war, wurde aufgrund der Probleme des Bankensystems bei kurzfristiger Liquidität auf 15. Januar 2008 verschoben. Laut Notenbank hat die Verbreiterung der reservepflichtigen Basis im Juli 2006 dazu geführt, dass sich die Reserveerfordernis für das Bankensystem verdreifacht hat. Laut IWF Länderbericht 2007 beabsichtigt die Notenbank ihre Geldpolitik weiter zu straffen und den Leitzinssatz entsprechend zu erhöhen. Die Notenbank erwartet, dass der Tenge weiter gegenüber den ausländischen Währungen aufwertet und so dazu beträgt den Preisauftrieb zu dämpfen. Des Weiteren werden neue regulatorische Bestimmungen angedacht um die Risiken im Finanzsystem weiter einzudämmen. So Research Seite 19 13.11.2007 wurden die Kompetenzen der Aufsichtsbehörde Financial Supervision Agency’s (FSA) weiter ausgeweitet. Laut letztem IWF Bericht beabsichtigt die Notenbank, den Leitzins graduell anzuheben und das Reserveerfordernis der Banken zu neu zu regeln. Allerdings zeigten sich diese auch besorgt über einen möglichen weiteren Zufluss an ausländischem Kapital aufgrund der ohnehin bereits hohen inländischen Zinssätze. Außerdem ist sie besorgt, dass eine mögliche Aufwertung an den Kapitalmärkten als sichere Wette verstanden werden könnte. Der IWF empfiehlt eine weitere monetäre Straffung der Geldpolitik und Wechselkursaufwertung zuzulassen um die Risiken und die Inflation einzudämmen. Auch sollten die Reserveerfordernisse der Banken rasch erhöht werden. Dabei sollte unter Umständen die Differenz zwischen der Rücklagenerfordernis bei externer und inländischer Verschuldung neu festgelegt werden, damit sich die Banken vermehrt im Inland refinanzieren. Ein stärkerer und flexiblerer Wechselkurs sollte beitragen die Inflationsrate zu dämpfen und den Zufluss von spekulativem Kapital hintanhalten. Finanzmarkt Devisenreserven [Mrd. USD] 2007M4 2007M5 2007M6 2007M7 2007M8 20,78 20,28 20,92 21,96 19,81 2007M9 Wechselkurs zu EURO, Periodenende [Einheiten pro €] 163,49 164,59 164,87 169,37 173,20 171,49 Wechselkurs zu USD, Periodenende [Einheiten pro USD] 120,17 122,35 122,08 123,57 126,38 120,95 Geldmarktzins [% p.a] 5,50 5,65 5,74 5,69 5,80 5,98 Realzinsen, kurzfristig [% p.a.] -2,07 -1,80 -2,17 -3,15 -3,01 -2,61 Rendite Staatsanleihen, langfristig [% p.a] 5,50 5,50 5,50 5,50 5,50 6,70 Quelle: Global Insight Geld- und Anleihenmarkt Im Verlauf des Jahres 2007 hat sich der Aufschlag gegenüber dem Euro am Geldmarkt stark ausgeweitet. Dies lässt sich vor allem mit der Neueinschätzung des Risikos durch internationale Investoren bezüglicher kasachischer Investments begründen. Im September lag der kurzfristige Geldmarktzinssatz bei 5,9%, Ende 2006 stand dieser bei 4,76%. Gemäß Homepage der 1 kasachischen Wertpapierbörse betrug die Marktkapitalisierung des Anleihenmarktes zuletzt rund USD 14,78 Mrd. Zinsen und Renditen seit 2000 Wechselkurs seit 2000 20 190 Leitzins 18 Geldmarktzins 180 Staatsanleihe, langfristig 16 170 14 160 12 150 10 140 8 130 6 4 120 2 110 Wechselkurs KZT/EUR 7 l0 Ju 6 07 l0 n Ju Ja 5 06 l0 n Ju Ja 4 05 l0 n Ju Ja 3 04 l0 n Ju Ja 2 03 l0 n Ju Ja 1 02 n Ja 01 l0 Ju 0 n Ja l0 n Ja Wechselkurs KZT/USD 100 Ju 00 0 Ja n. 04 Quelle: Global Insight l.0 Ju 4 Ja 0 n. 5 Ju l.0 5 Ja 0 n. 6 Ju l.0 6 Ja n. 07 Ju l. 0 7 Quelle: Global Insight Der Tenge bewegt sich seit 2003 weitgehend seitwärts in einer Range von etwa 150 bis 180 Tenge pro Euro. Seinen vorläufigen Höchststand gegenüber dem Euro erreichte dieser im Juli 2006 mit einem Wechselkurs von 149,14 Tenge pro Euro, wertet seither jedoch wieder tendenziell gegenüber dem Euro ab. Gleichzeitig konnte die Währung gegenüber dem US-Dollar in den vergangenen Jahren 1 www.kase.kz (Stand: 22.10.2007) Research Seite 20 13.11.2007 stetig aufwerten. Seit der letzten Leitzinsanhebung im Juli 2006 hält sich die Währung jedoch weitgehend stabil in einem Band von 117-128 Tenge pro Dollar. Aktienmarkt Der Aktienmarkt des Landes gilt auf Basis des zu erwartenden BIP für 2007 mit einer 2 Marktkapitalisierung in Relation zur Wirtschaftsleistung von rund 57% derzeit noch als eher unterentwickelt. Der Markt befindet sich seit dem Frühjahr 2007 in einer Konsolidierungsphase, nachdem er in den vergangenen Jahren stark zulegen konnte. Die Finanzmarktturbulenzen im Sommer 2007 hatten insgesamt geringe Auswirkungen auf den Aktienmarkt, jedoch kam es zu teils kräftigen Kurseinbrüchen bei den börsenotierten Banken des Landes. Aktienindex KASE seit 2005 3500 KASE 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 n Ja .0 5 .0 pr A 5 Ju l.0 5 O .0 kt 5 Ja n. 06 A pr .0 6 Ju l .0 6 O kt .0 6 Ja n. 07 A .0 pr 7 Ju l.0 7 O .0 kt 7 Quelle: Global Insight 2 www.kase.kz (Stand: 22.10.2007) Research Seite 21 13.11.2007 3. Bankensystem 3.1 Struktur Der Bankensektor wurde im Zuge der Wirtschaftskrise Anfang der 90er radikal reformiert und gilt nun als modernster unter den ehemaligen Sowjetrepubliken. Das kasachische Bankensystem ist 2-stufig angelegt. Die Banken operieren unter der National Bank of Kazakhstan (NBK). Die kasachische Nationalbank (NBK) wird als unabhängig bezeichnet, ist jedoch dem Präsidenten gegenüber verantwortlich. Die Periode 1991 bis 1993 war durch einen Bankenboom geprägt. Im Jahr 1992 gab es mehr als 200 Banken mit insgesamt über 1000 Filialen. Zu einem entscheidenden Einschnitt in das Banksystem kam es jedoch im Jahr 1993. Mit der Gründung der Zentralbank traten verschärfte Bestimmungen in Kraft, wodurch 15 Banken ihre Lizenzen verloren. Im Laufe der folgenden Jahre kam es zu einer starken Reduktion der operierenden Banken. Gemäß 3 NBK gab es per 31.08. 2007 insgesamt nur noch 33 Geschäftsbanken, wobei innerhalb dieser eine starke Konzentration vorhanden ist. Im Dezember 2005 wurden die Restriktionen für Auslandsbanken erheblich gelockert. Die Regierung hob einige Beschränkungen für den Besitz von Banken durch Ausländer auf. Bisher sah das Gesetz eine Obergrenze von 50% für den Anteil von Ausländern an kasachischen Banken vor. Die kasachische Finanzaufsicht hat inzwischen angekündigt, alle Restriktionen für ausländische Banken nach einem WTO-Beitritt sofort außer Kraft setzen zu wollen. Durch einen WTO-Beitritt stünde es dann den Auslandsbanken frei, Niederlassungen in Kasachstan zu eröffnen. 3.2 Aktuelle Entwicklung Die Einlagen in das kasachische Bankensystem nahmen zuletzt stark zu und trugen entsprechend zum hohen Kreditwachstum bei. Dies zeigt das zunehmende Vertrauen der Bevölkerung in die Stabilität des Finanzsektors. Dennoch reichte das Einlagenwachstum nicht aus, die inländische Kreditnachfrage vollständig zu bedienen und die externe Refinanzierung der Banken stieg entsprechend an. Laut IWF liegt das Hauptrisiko für seinen Ausblick derzeit in der Entwicklung des Bankensektors. Das rapide Kreditwachstum in den vergangenen Jahren könnte zu einer Verschlechterung in der Kreditqualität führen für denn Fall, dass der Kreditzyklus abschwingt. Die starke Abhängigkeit der Banken von ausländischer Finanzierung erhöht mittelfristig die Refinanzierungsrisiken. Der Reduktion des Exposures ausländischer Kapitalgeber im Hinblick auf Kasachstan könnte eine schlagartige negative Auswirkung auf die Realwirtschaft haben. Laut IWF wurden der regulatorische Rahmen für die Vergabe von Krediten und die Refinanzierung im Ausland weiter verschärft. In der 2. Jahreshälfte 2006 wurden Beschränkungen für die kurzfristige Außenverschuldung erlassen, Schuldendienst/Einkommenskennziffern für private Haushalte eingeführt, Risikogewichte für grenzüberschreitende Kredite für Kreditnehmer unter investment grade erhöht und Bestimmungen bezüglich des Fremdwährungsbelastung der Banken verschärft. Aufgrund des rapiden Kreditwachstums und der hohen Kreditaufnahme im Ausland hat die lokale Aufsichtsbehörde FSA im April 2007 weitere Beschränkungen für die externe Kreditaufnahme, schärfere Vermögensklassifizierungsbestimmungen, differenzierte Risikogewichte und strengere Bestimmungen bezüglich Besicherungserfordernisse erlassen. Die Beschränkung der kurzfristigen 3 Statistical Bulletin, National Bank of Kazakhstan, No. 8 (153) August 2007 Research Seite 22 13.11.2007 Refinanzierung im Ausland hat bereits die Banken veranlasst, sich wieder verstärkt langfristig zu refinanzieren, wodurch sie ihr Prolongationsrisiko reduziert haben. Die zusätzliche Verschärfung der regulatorischen Bedingungen soll laut IWF dazu beitragen, dass die Banken ihr Risikomanagement weiter verbessern. Der IWF schlägt verschärfte Bereitstellungsregelungen und/oder höhere Risikogewichte vor. Die kasachischen Aufsichtsorgane haben die Kontrollmechanismen zuletzt weiter verbessert. Die Kompetenzen der Aufsichtsbehörde wurden weiter ausgeweitet. Eingeführt wurden unter anderem die konsolidierte Überwachung von Bankkonglomeraten, erweiterte Kompetenzen im Bereich der Möglichkeiten des Lizenzentzugs, verbesserte Überwachung der Einhaltung der ComplianceVorschriften und die Möglichkeit, das Management von Banken zu entlassen, welche nicht die regulatorischen Vorschriften befolgen. Auch eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit ausländischen Aufsichtsorganen ist vorgesehen. Die Notfallpläne der Notenbank sehen vor, dass im Falle von Liquiditätsproblemen bei einer Bank die NBK als „lender of last resort“ auftritt und sie wenn nötig die Bank auch übernehmen bzw. deren Vermögen liquidieren kann. Der IWF empfiehlt in seinem jüngsten Länderbericht zu Kasachstan die Bankenaufsicht weiter zu stärken. Zusätzlich solle sichergestellt werden, dass Banken ein integriertes Risikomanagement und interne Steuersysteme einsetzen und diese auch in Einklang mit dem regulatorischen Rahmen gebracht werden. Auch sollten proaktive Schritte wie die Definition von Frühwarnindikatoren gesetzt werden. Laut IWF betrug der Return on Equity (ROE) des kasachischen Banksektors im Jahr 2006 durchschnittlich 10,9% (2005: 14,1%). Der Return on Assets (ROA) lag bei 1,4%, nach 1,8% im Jahr 2005. Das Verhältnis der Notleidenden Kredite zum Gesamtkreditportfolio ging laut IWF bis Ende 2006 weiter auf 4,8% zurück (Ende 2005: 5,4%). 3.3 Bilanzstruktur der Geschäftsbanken Die Aktiva der Geschäftsbanken sind in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. Aus der Entwicklung der einzelnen Teilkomponenten zeigt sich, dass die Forderungen gegenüber Haushalten in den letzten Jahren überproportional gestiegen sind. Der Anteil des inländischen Privatsektors an den Gesamtaktiva der Geschäftsbanken blieb jedoch mit rund 60% weitgehend konstant. Das Gewicht der Auslandsforderungen an den Gesamtaktiva hat sich leicht erhöht, was die zunehmende Internationalisierung des kasachischen Bankensystems widerspiegelt. Aktiva der Geschäftsbanken (in Mio. KZT) Aktiva Struktur 100% 14000000 Other Assets 90% Claims to Households Claims to Private Nonfinancial Institutions 12000000 80% Claims To Public Nonfibnancial Institutions 70% Claims to Nonbank Financial Institutions Claims to the Regional and Local Government 10000000 60% Gross Claims to the Central Government 50% Other Claims to NBK Reserves 8000000 40% Other Foreign Gross Assets Claims to Nonresidents 30% 6000000 20% 10% 4000000 0% Ende 2003 0 Ende 2003 Ende 2004 Ende 2005 Ende 2006 Aug 07 Quelle: NBK Research Ende 2004 Claims to Nonresidents Reserves Gross Claims to the Central Government Claims to Nonbank Financial Institutions Claims to Private Nonfinancial Institutions Other Assets 2000000 Ende 2005 Ende 2006 Aug 07 Other Foreign Gross Assets Other Claims to NBK Claims to the Regional and Local Government Claims To Public Nonfibnancial Institutions Claims to Households Quelle: NBK Seite 23 13.11.2007 Auch die Passiva der Geschäftsbanken haben sich seit Anfang 2004 stark erhöht. Innerhalb der Teilkomponenten zeigte sich in den letzten Jahren eine starke Verschiebung. Der Anteil der Verbindlichkeiten der Geschäftsbanken gegenüber dem Ausland an den Gesamtverbindlichkeiten erhöhte sich von rund 34% per Ende 2003 bis August 2007 auf circa 46%, was das zunehmende externe Risiko des Bankensektors unterstreicht. Dementsprechend haben die inländischen Einlagen als Mittel zur Refinanzierung relativ an Bedeutung verloren. Passiva der Geschäftsbanken (in Mio. KZT) Passiva Struktur 1,00 12.000.000 Other Accounts Payable 0,90 Financial Derivatives Credits 0,80 10.000.000 Securities 0,70 Other Deposits Transferable Deposits 0,60 8.000.000 Capital Accounts 0,50 Other Liabilities Liabilities to Goverment 6.000.000 0,40 Liabilities for Nonresidents 0,30 0,20 4.000.000 0,10 0,00 2.000.000 Ende 2003 0 Ende 2003 Ende 2004 Ende 2005 Ende 2006 Aug 07 Quelle: NBK Ende 2004 Ende 2005 Ende 2006 Aug 07 Liabilities for Nonresidents Capital Accounts Liabilities to Goverment Transferable Deposits Other Liabilities Other Deposits Securities Other Accounts Payable Credits Financial Derivatives Quelle: NBK Die Struktur der Aktiva/Passiva der folgenden Abbildungen zeigt den zunehmenden mismatch zwischen inländischer/ausländischer Refinanzierung und inländischer/ausländischer Forderungen der Geschäftsbanken. Struktur der Aktiva/Passiva der Banken (in Mio. KZT) Struktur der Aktiva/Passiva ggü. Ausland (in Mio. KZT) 6.000.000 10.000.000 Domestic Liabilities Other Foreign Liabilities Liabilities for Nonresidents Domestic Assets Other Foreign Gross Assets Claims to Nonresidents 8.000.000 6.000.000 Claims to Nonresidents, CFC 5.000.000 Less: Liabilities for Nonresidents, CFC Net Foreign Assets 4.000.000 4.000.000 3.000.000 2.000.000 2.000.000 1.000.000 0 Ende 2003 Ende 2004 Ende 2005 Ende 2006 Aug 07 0 -2.000.000 -4.000.000 -6.000.000 -1.000.000 En de 03 20 En de 04 20 En de 05 20 de En 20 06 A ug 07 -2.000.000 -3.000.000 -8.000.000 -4.000.000 -10.000.000 Quelle: NBK Quelle: NBK Wie schon zuvor angedeutet, hat sich innerhalb des Privatsektors das Gewicht zwischen Unternehmen und privaten Haushalte in den vergangenen Jahren deutlich verschoben. Betrug der Anteil der Unternehmen an der diesbezüglichen Gesamtkreditvergabe Ende 2002 noch 91%, so ist dieser Anteil bis Ende August 2007 stetig auf 65% zurückgegangen. Dementsprechend ist der Anteil der Individualkredite im selben Zeitraum überproportional stark angestiegen. Insgesamt hat sich auch der relative Anteil der Fremdwährungskredite von 68% auf 44% reduziert. Hier zeigt sich jedoch ein gegenläufiger Trend bei den Unternehmen und den privaten Haushalten. Während erstere ihren relativen Anteil der Fremdwährungskredite an den Gesamtkrediten von 63% auf 31% mehr als halbierten, stieg der Anteil der Fremdwährungskredite der privaten Haushalte an den Gesamtvolumen der Kredite der Geschäftsbanken von 5% auf 14% stark an. Erfreulich ist die Entwicklung hingegen bei der Fristigkeit. Es zeigt sich ein zunehmender Trend hin zu langfristiger Verschuldung, was tendenziell die Finanzierungsrisiken des Privatsektors dämpft. Insbesondere bei Fremdwährungskrediten kam es zu einer starken Verschiebung hin zu langfristiger Finanzierung. Research Seite 24 13.11.2007 Struktur der Kreditvergabe der Geschäftsbanken an den Privatsektor Volumen, gesamt (in Mio. KZT) Ende 2002 672407 Ende 2003 978128 Ende 2004 1484010 Ende 2005 2592090 Ende 2006 4690998 08 2007 7129903 % Unternehmenskredite 91% 88% 80% 74% 67% 65% % Individualkredite 9% 12% 20% 26% 33% 35% % KZT Kredite 32% 45% 48% 48% 52% 56% % Unternehmenskredite in KZT 28% 40% 41% 37% 33% 34% % Individualkredite in KZT 3% 5% 7% 11% 18% 22% % Fremdwährungskredite 68% 55% 52% 52% 48% 44% % Unternehmenskredite Fremdwährung 63% 48% 39% 37% 34% 31% % Individualkredite Fremdwährung 5% 8% 13% 14% 15% 14% als Anteile der Gesamtkreditvergabe: % kurzfristige Kredite 43% 38% 34% 34% 27% 21% % langfristige Kredite 57% 62% 66% 66% 73% 79% % KZT Kredite 32% 45% 48% 48% 52% 56% % Kurzfristige KZT Kredite 17% 20% 21% 19% 16% 14% % kurzfristige KZT Kredite an Unternehmen 15% 18% 19% 17% 14% 13% % kurzfristige KZT Kredite an Private 2% 2% 2% 2% 2% 1% % langfristige Kredite 15% 25% 27% 30% 36% 42% % langfristige Unternehmenskredite 13% 22% 22% 20% 20% 21% % langfristige Individualkredite 1% 3% 5% 9% 16% 21% % In Fremdwährung 68% 55% 52% 52% 48% 44% % kurzfristige Fremdwährungskredite 26% 18% 13% 15% 11% 8% % kurzfristige Fremdwährungskredite an Unternehmen 25% 17% 13% 14% 11% 7% % kurzfristige Fremdwährungskredite an private Haushalte 1% 1% 1% 1% 1% 0% % langfristige Fremdwährungskredite 42% 37% 38% 37% 37% 37% % langfristige Fremdwährungskredite an Unternehmen 38% 31% 26% 23% 23% 23% % langfristige Fremdwährungskredite an private Haushalte 4% 7% 13% 14% 14% 13% Quelle: NBK Innerhalb der kasachischen Wirtschaftssektoren lag der Schwerpunkt der Kreditvergabe per August 2007 bei den privaten Haushalten, im Handel und im Baubereich. Im produzierenden Gewerbe lag der Fokus der Kreditvergabe in der Lebensmittelindustrie, Verarbeitung von nichtmetallischen Mineralien und der Metallindustrie. Kreditvergabe nach Sektoren August 2007 Kreditvergabe im verarb. Gewerbe August 2007 Manufacture of Foodstuff, including Drinks Textile and Clothing Industry 3% 6% 10% 0% Manufacture of Leather, Products from Leather and Footwear Woodworking and Manufacture of Wood Products Pulp and Paper Industry; Publishing 1. Mineral Resource Industry 4% 3% 2% 2. Manufacturing Industry 2% 3. Other Industries 39% 16% Agriculture 46% 11% Construction Transport 2% 1% Communication 12% Trade 22% 3% Others (non-productive sphere, individual activity) 3% 4% 1% Quelle: NBK Research 3% 6% 1% Coke Industry, Oil Products and Nuclear Materials Manufacture Chemical Industry Manufacture of Rubber and Plastic Products Manufacture of other Nonmetallic Mineral Products Metal Manufacture and Production of Finished Metal Products Manufacture of Machines and Equipment Manufacture of Electrical Equipment, Electronic and Optical Equipment Manufacture of Vehicles and Equipment Other Branches of Manufacturing Industry Quelle: NBK Seite 25 13.11.2007 3.4 Risikoklassifizierung Aktiva und Haftungen/Garantien Klassifizierung Aktiva und Haftungen/Garantien Relative Verteilung 100 10.000.000 Kategorie 5 Apr.2007 Mai.2007 Jun.2007 Jul.2007 9.000.000 8.000.000 90 Kategorie 4 - under delay or incomplete payment of payments 80 7.000.000 70 6.000.000 Kategorie 3 - under timely and complete payment of payments 60 5.000.000 50 4.000.000 3.000.000 40 2.000.000 30 1.000.000 Kategorie 2 - under delay or incomplete payment of payments Kategorie 1 - under timely and complete payment of payments 20 0 1. Standard Kategorie 1 - Kategorie 2 - Kategorie 3 - Kategorie 4 under timely under delay or under timely under delay or and complete incomplete and complete incomplete payment of payment of payment of payment of payments payments payments payments Kategorie 5 1. Standard 10 3. Loss 0 Apr 07 Quelle: NBK Mai 07 Jun 07 Jul 07 Quelle: NBK Im Bereich der Klassifizierung von Aktiva und Haftungen/Garantien sind die kasachischen Banken in den vergangenen Monaten zunehmend vorsichtiger geworden. So kam es bei zweifelhaften Forderungen, welche vollständig und fristgerecht erfolgen, im Zeitraum April bis Juli 2007 zu einer starken Ausweitung der Risikokategorie 1 von 27,6% auf 31,5% des Gesamtvolumens. Daneben hat sich auch das Volumen in den Risikoklassen 2 und 3 leicht erhöht. Insbesondere in der Risikoklasse 3 war ein erhöhter Rückstellungsbedarf erforderlich. Der Abschreibungsbedarf blieb jedoch relativ gesehen unverändert bzw. war sogar leicht rückläufig. Rückstellungen im Bereich Aktiva und Haftungen/Garantien Relativer Anteil 100% 250000 1. Standard 3. Loss 90% 80% 200000 Kategorie 1 - under timely and complete payment of payments Kategorie 2 - under delay or incomplete payment of payments 150000 Kategorie 3 - under timely and complete payment of payments Kategorie 5 70% Kategorie 4 - under delay or incomplete payment of payments 60% Kategorie 3 - under timely and complete payment of payments 50% 40% 100000 Kategorie 4 - under delay or incomplete payment of payments Kategorie 2 - under delay or incomplete payment of payments 30% Kategorie 1 - under timely and complete payment of payments Kategorie 5 20% 50000 3. Loss 1. Standard 10% 0% 0 Apr 07 Mai 07 Jun 07 Apr 07 Jul 07 Quelle: NBK Research Mai 07 Jun 07 Jul 07 Quelle: NBK Seite 26 13.11.2007 Kredite Klassifizierung der ausstehenden Kredite Relative Verteilung 100 4.500.000 Apr.2007 Mai.2007 Jun.2007 Jul.2007 4.000.000 3.500.000 3. Loss 90 Kategorie 5 80 3.000.000 70 2.500.000 60 2.000.000 Kategorie 4 - under delay or incomplete payment of payments Kategorie 3 - under timely and complete payment of payments Kategorie 2 - under delay or incomplete payment of payments Kategorie 1 - under timely and complete payment of payments 1. Standard 50 1.500.000 40 1.000.000 30 500.000 20 0 1. Standard Kategorie 1 - Kategorie 2 - Kategorie 3 - Kategorie 4 under timely under delay or under timely under delay or and complete incomplete and complete incomplete payment of payment of payment of payment of payments payments payments payments Kategorie 5 10 3. Loss 0 Apr 07 Quelle: NBK Mai 07 Jun 07 Jul 07 Quelle: NBK Im Teilbereich der Kredite zeigt sich bei den Geschäftsbanken ein ähnliches Bild. Der Anteil von Krediten der Risikoklasse 1 (vollständige & fristgerechte Zahlung) übersteigt inzwischen die Kredite in der Kategorie Standard. Auch hier kam es zu einer verstärkten Klassifizierung der Kredite in den Risikoklassen 2 und 3. Wiederum war in der Risikoklasse 3 ein erhöhter Rückstellungsbedarf erforderlich. Der tatsächliche Abschreibungsbedarf ging jedoch sowohl absolut als auch relativ zum Gesamtportfolio zurück. Es zeigt sich also eine erhöhte Vorsorge bei gleichzeitig rückläufigem Abschreibungsbedarf. Rückstellungen im Bereich Kredite Relative Verteilung 100% 200000 3. Loss 1. Standard 180000 Kategorie 1 - under timely and complete payment of payments 160000 Kategorie 5 80% 140000 Kategorie 2 - under delay or incomplete payment of payments 120000 Kategorie 4 - under delay or incomplete payment of payments 60% Kategorie 3 - under timely and complete payment of payments Kategorie 3 - under timely and complete payment of payments 100000 40% 80000 60000 Kategorie 4 - under delay or incomplete payment of payments 40000 Kategorie 5 Kategorie 2 - under delay or incomplete payment of payments Kategorie 1 - under timely and complete payment of payments 20% 20000 1. Standard 3. Loss 0% 0 Apr 07 Mai 07 Jun 07 Apr 07 Jul 07 Mai 07 Jun 07 Jul 07 Quelle: NBK Haftungen/Garantien Klassifizierung der Haftungen/Garantien Relative Verteilung 3.500.000 100 Apr.2007 Mai.2007 Jun.2007 Jul.2007 3.000.000 3. Loss 90 Kategorie 5 80 2.500.000 70 Kategorie 4 - under delay or incomplete payment of payments Kategorie 3 - under timely and complete payment of payments Kategorie 2 - under delay or incomplete payment of payments Kategorie 1 - under timely and complete payment of payments 1. Standard 2.000.000 60 1.500.000 50 1.000.000 40 30 500.000 20 0 1. Standard Kategorie 1 - Kategorie 2 - Kategorie 3 - Kategorie 4 under timely under delay or under timely under delay or and complete incomplete and complete incomplete payment of payment of payment of payment of payments payments payments payments Kategorie 5 3. Loss 10 0 Apr 07 Quelle: NBK Research Mai 07 Jun 07 Jul 07 Quelle: NBK Seite 27 13.11.2007 Im Teilbereich der Haftungen/Garantien zeigt sich generell ein günstiges Bild. In diesem Bereich gibt es kaum schlechtere Risiken als jene der Risikoklasse 1. Auch der Abschreibungsbedarf in dieser Kategorie war verschwindend klein. Der Rückstellungsbedarf war am höchsten in der Risikokategorie 1, dieser blieb im Zeitablauf nahezu konstant. Gleichzeitig ging der Rückstellungsbedarf in der schlechteren Risikoklasse 3 im Zeitablauf stark zurück. Auch der Abschreibungsbedarf ist zuletzt zurückgegangen. Rückstellungen im Bereich Haftungen/Garantien Relative Verteilung 100% 18000 3. Loss 1. Standard 90% 16000 Kategorie 5 Kategorie 1 - under timely and complete payment of payments 14000 80% 70% Kategorie 2 - under delay or incomplete payment of payments 12000 10000 Kategorie 3 - under timely and complete payment of payments 8000 Kategorie 4 - under delay or incomplete payment of payments Kategorie 3 - under timely and complete payment of payments Kategorie 2 - under delay or incomplete payment of payments Kategorie 1 - under timely and complete payment of payments 1. Standard 60% 50% 40% Kategorie 4 - under delay or incomplete payment of payments 6000 30% Kategorie 5 4000 20% 10% 2000 3. Loss 0% 0 Apr 07 Mai 07 Jun 07 Apr 07 Jul 07 Mai 07 Jun 07 Jul 07 Quelle: NBK Fitch IBCA geht in einer Analyse vom 17. August 2007 davon aus, dass die Refinanzierungsrisiken der Banken kurzfristig zurückgehen werden. Kurzfristig bestünde nur ein moderates Refinanzierungsrisiko für die kasachischen Banken aufgrund der internationalen Finanzmarktturbulenzen und des erschwerten Zugangs zu den internationalen Kapitalmärkten. Ein hoher Anteil an externen Verbindlichkeiten macht die Banken stark abhängig von den internationalen Kapitalmärkten für die Finanzierung des weiteren Wachstums. Jedoch sollten die fälligen Rückzahlungen im 2. Halbjahr 2007 und im Jahr 2008 gut durch liquide Vermögenspositionen abgedeckt sein. Die Agentur geht daher von keiner starken Liquiditätsverknappung aufgrund des erschwerten Zugangs zu den internationalen Kapitalmärkten aus. Jedoch bestünden wachsende Kreditrisiken, da die externen Mittel an inländische Kreditnehmer in Form von Fremdwährungskrediten weitergereicht werden, anstatt diese Positionen zu hedgen und als Tengekredite weiterzureichen. Aufgrund des repricing der Kreditkonditionen haben sich die Zinsrisiken ebenfalls erhöht. Im Allgemeinen geht die Ratingagentur jedoch nicht von Ratingänderungen aufgrund der Refinanzierungsrisiken als Folge des erschwerten Zugangs zu externen Mitteln aus. Kreditsektor Laut Notenbank haben die kasachischen Geschäftsbanken im 4. Quartal 2007 und im 1. Quartal 2008 Verbindlichkeiten in der Höhe von USD 3,7 Mrd. bzw. USD 2,4 Mrd. zurückzuzahlen. 2007M4 2007M5 2007M6 2007M7 Auslandsverbindlichkeiten Bankensektor [% p.a.] 101,01 107,96 135,13 122,25 Forderungen ggü. Privatsektor [% p.a.] 95,38 99,92 109,86 107,74 Inlandskreditvergabe [% p.a.] 103,14 108,36 118,69 115,82 Fremdwährungskonten in % der Gesamtliquidität 20,14 19,76 20,64 18,44 Fremdwährungskonten in % aller Einlagen 24,44 24,02 25,06 22,40 Quelle: Global Insight Research Seite 28 13.11.2007 70,0 Fremdwährungskonten in % der Gesamtliquidität Fremdwährungskonten in % aller Einlagen 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 Jan 00 Jan 01 Jan 02 Jan 03 Jan 04 Jan 05 Jan 06 Jan 07 Quelle: Global Insight Nachstehende Tabellen zeigen jenen Anteil der Einlagen der Geschäftsbanken welche durch das kollektive Einlagensicherungssystem besichert sind: Research Seite 29 13.11.2007 Deposits of Individuals - total Halyk 335.061 Kazkom Bank Bank merts TuranAle Center Alliance Bank m Credit ATFBank Bank 316.540 275.093 141.491 119.931 100.455 Bank Tsesnab Caspian ank 29.596 28.306 Temir Bank 26.524 Savings Eurasian Bank of Bank Russia 16.647 10.395 ABN Amro Bank 8.655 Housing Construc tion Nurbank Savings 8.336 8.008 Alfa Bank 5.714 % KZT 77,7% 60,7% 62,4% 65,6% 82,2% 70,0% 65,2% 78,9% 68,9% 60,0% 54,0% 58,5% 74,0% 100,0% % Fremdwährung 22,3% 39,3% 37,6% 34,4% 17,8% 30,0% 34,8% 21,1% 31,1% 40,0% 46,0% 41,5% 26,0% 0,0% 56,9% 72.000 29.675 32.003 14.057 8.716 12.479 4.020 2.630 3.962 3.771 1.641 7.708 2.482 28 2.559 Demand Deposits - total 43,1% % KZT 93,8% 67,4% 73,9% 64,7% 71,2% 81,8% 68,1% 89,7% 80,7% 42,8% 45,7% 64,1% 82,5% 100,0% 35,7% % Fremdwährung 6,2% 32,6% 26,1% 35,3% 28,8% 18,2% 31,9% 10,3% 19,3% 57,2% 54,3% 35,9% 17,5% 0,0% 64,3% 0 1.616 0 13 0 1.582 1 2.969 23 9 879 0 1 0 0 0% 76% 0% 100% 0% 100% 100% 96% 100% 67% 100% Conditional Deposits - total % KZT % Fremdwährung Time Deposits - total % KZT 0% 100% 24% 100% 0% 100% 0% 0% 4% 0% 33% 0% 100% 100% 100% 100% 263.060 285.249 243.090 127.421 111.215 86.394 25.575 22.707 22.539 12.867 7.875 947 5.854 7.980 3.155 73% 60% 61% 66% 83% 68% 65% 75% 67% 65% 51% 13% 70% 100% 49% % kurzfristig 16% 12% 12% 2% 2% 2% 30% 7% 8% 7% 18% 95% 16% 0% 87% % langfristig 84% 88% 88% 98% 98% 98% 70% 93% 92% 93% 82% 6% 84% 100% 13% % Fremdwährung 27% 40% 39% 34% 17% 32% 35% 25% 33% 35% 49% 87% 30% 0% 51% 23,13 21,85 18,99 9,77 8,28 6,93 2,04 1,95 1,83 1,15 0,72 0,6 0,58 0,55 0,39 LaribaBank 777 Dana Bank 576 Taib Bank 392 Zaman Bank 322 Senim Bank Share of the Bank of total sum of Deposits Deposits of Individuals - total Citibank Bank of Kazinves Kazakhst China t Bank an 2.370 2.319 2.263 Delta Bank (Nefte Bank) 1.921 HSBC Bank Kazakhst Bank an Alma Ata 1.852 1.729 Kazakhst an Ziraat Demir Internatio Kazakhst nal Bank an Bank 1.220 1.101 239 Express KazInKo Bank m Bank 15 13 % KZT 13,5% 47,4% 52,8% 84,5% 71,3% 50,5% 25,7% 40,1% 39,4% 90,8% 49,2% 99,7% 64,9% 34,4% 99,2% % Fremdwährung 86,5% 52,6% 47,2% 15,5% 28,7% 49,5% 74,3% 59,9% 60,6% 9,2% 50,8% 0,3% 35,1% 65,6% 0,8% Demand Deposits - total 1.956 471 2.263 549 1.643 375 916 932 399 57 175 72 23 1 8 % KZT 12,3% 54,4% 52,8% 94,5% 79,4% 29,6% 32,6% 42,3% 43,4% 100,0% 53,7% 98,6% 87,0% 100,0% 98,8% % Fremdwährung 87,7% 45,6% 47,2% 5,5% 20,6% 70,4% 67,4% 57,7% 56,6% 0,0% 46,3% 1,4% 13,0% 0,0% 1,2% 0 0 0 2 0 0 5 6 8 0 0 0 0 0 0% 0% 38% Conditional Deposits - total % KZT 50% 0 0% % Fremdwährung 100% 100% 100% 50% 100% 100% 100% 100% 63% 100% 100% 100% 100% 100% Time Deposits - total 414 1.848 0 1.370 209 1.354 299 163 371 519 217 250 216 15 5 % KZT 20% 46% 81% 8% 56% 5% 29% 35% 90% 46% 100% 63% 32% 100% 100% % kurzfristig 100% 7% #DIV/0! 32% 100% 3% 100% 44% 56% 2% 6% 100% 2% 36% 56% % langfristig 0% 93% #DIV/0! 69% 0% 97% 0% 56% 44% 98% 94% 0% 98% 64% 44% % Fremdwährung 80% 54% 19% 92% 44% 95% 71% 65% 10% 54% 0% 38% 68% 0% 0,16 0,16 0,13 0,13 0,12 0,08 0,08 0,05 0,04 0,03 0,02 0,02 0,001 0,001 Share of the Bank of total sum of Deposits 0,16 Quelle: NBK Research Seite 30 13.11.2007 3.5 Die wichtigsten Banken Die drei größten Banken des Landes sind die Kazkommertsbank, Halyk Savings Bank und die Bank TuranAlem (BTA). Zu den größten Auslandsbanken in Kasachstan gehören die Citibank Kazakhstan, HSBC, ABN Amro Bank Kazakhstan und die russische Alfabank. Kazkommertsbank Die Bank hat ihren Hauptsitz in der Hauptstadt Almaty. Traditionell wird das Kommerzkundengeschäft durch die Kazkommertsbank dominiert. Diese hält nach wie vor knapp 1/3 an den entsprechenden Einlagen und den ausstehenden Kreditvolumen. Per Ende 2006 betrug der Anteil an den Gesamtbankaktiva des Landes rund 26%. Die Bank versucht aber, zunehmend in den Bereichen der KMU und des Retailgeschäfts Fuss zu fassen. Daneben verfügt die KKB auch über Tochtergesellschaften, welche das Investment Banking, Asset Management und Versicherungsgeschäfte umfassen. Die Bank verfügt auch über Niederlassungen in anderen GUSStaaten. Per 31. Dezember 2006 betrugen die konsolidierten Assets der Bank KZT 2444 Mrd. (USD 19,2 Mrd.). Das Eigenkapital betrug KZT 249 Mrd. (~USD 1,9 Mrd.). Das Eigenkapital per 30. Juni 2007 belief sich auf KZT 293 Mrd. (USD 2,4 Mrd.). Aufgrund der jüngsten Kapitalmarktturbulenzen hat die Bank die Emission weiterer Aktien am Kapitalmarkt und neue Anleihenemissionen vorläufig aufgeschoben. Die Bank konnte zuletzt im Juni 2007 eine Anleihe mit einem Volumen von 25 Mrd. Yen, fällig mit Juli 2009 platzieren. Trotz der Finanzmarktturbulenzen hob die Bank aufgrund des höheren Wachstums bei Krediten an private Haushalte im 1. Halbjahr 2007 per 12. September 2007 den erwarteten Gewinnanstieg für 2007 von 70 auf 85% an. Im Jahr 2006 wies die Bank einen Gewinn von 29,6 Mrd. Tenge (USD 242 Mill.) aus. Die Bank verzeichnete im 1. Halbjahr 2007 einen Gewinnanstieg um 56,4% auf 26,91 Mrd. Tenge (USD 215,1 Mill.). Das Zinsergebnis stieg um 64,1% J/J auf 31,44 Mrd. Tenge. Die Bilanzsumme erhöhte sich um 24,5% auf 3.040 Mrd. Tenge (USD 25 Mrd.) per 30.6.2007. Rating Moody’s senkte sein Rating am 22. Juni 2007. Senior unsecured debt in foreign currency auf Baa2/P2 (zuvor: Baa1/P-2). Das financial strength rating (BFSR) wurde mit D bestätigt, der Ausblick jedoch auf negativ gesetzt. Das Fremdwährungseinlagenrating wurde mit Ba1/NP und stabilen Ausblick festgelegt. Die Vergabe eines negativen Ausblicks für das BFSR und andere Schuldenratings wurde hauptsächlich mit dem sehr hohen Kreditwachstum und der hohen Konzentration im Kreditportfolio begründet. Laut der Ratingagentur liegt das Hauptrisiko der Bank in ihrer hohen Exponiertheit bezüglich Immobilien- und Bausektor. Ein weiterer wichtiger Grund für den negativen Ausblick sei die Abhängigkeit von den internationalen Finanzmärkten zur Refinanzierung. Die Nettokredit/Einlagenkennziffer lag per Ende 2006 bei 244%. Moody warnte am 4. Oktober 2007, dass sie das Rating von Kazkommertsbank aufgrund des raschen Kreditwachstums und der Refinanzierungsstrategie der Bank im gegenwärtigen Umfeld der Marktturbulenzen kürzen könnte. Laut Moody’s liegt das langfristige Fremdwährungsrating der Bank derzeit bei Baa2. Das Financial Strength Rating (BFSR) wurde mit D bewertet. Das Lokalwährungseinlagenrating wird mit Baa2/P-2. Das Fremdwährungseinlagenrating wird mit Ba1/NP und stabilen Ausblick eingestuft. Research Seite 31 13.11.2007 Moody’s hob in seiner Beurteilung das bis vor kurzem vorherrschende hohe Kreditwachstum und die hohe Refinanzierung im Ausland hervor. Die gesamten Aktiva der Bank haben sich im Zeitraum 20051H2007 um 363% erhöht und das Kreditportfolio hätte sich mehr als vervierfacht. Die Finanzierung über den Kapitalmarkt, hauptsächlich Eurobonds und syndizierte Bankkredite, stellt rund 60% der gesamten Verbindlichkeiten per Mitte 2007 dar. Aus Moody's Sicht haben die Finanzturbulenzen und die Liquiditätskrise KKBs Möglichkeiten Refinanzierungsmittel zu lukrieren substantiell verschlechtert und entsprechend die Exponiertheit der Bank gegenüber Refinanzierungsrisiken erhöht und stellen einen Test für das Geschäftsmodell dar. Auch auf die mögliche Verschlechterung der Bonität des Kreditportfolios aufgrund der hohen Konzentration im Bau- und Immobiliensektor (~25% der Bruttokredite bzw. 200% des Eigenkapitals per Mitte 2007) wurde hingewiesen. Standard & Poor's vergab am 13. Juni 2007 der Bank ein BB+/Stable/B Rating. Halyk Savings Bank Historisch bedingt dominiert die Bank aufgrund seines weit reichenden Filialnetzes, welches noch aus Sowjetzeiten stammt, das klassische Retailgeschäft in Kasachstan. Jedoch schwindet dessen Vorrangstellung aufgrund der neu in den Markt eintretenden Banken und der stärkeren Fokussierung anderer Großbanken auf das Retailgeschäft. Die Halyk Bank hat ihren Unternehmenssitz in der Hauptstadt Almaty. Zu den kleineren Herausforderern der Halyk gehören unter anderem die schnell wachsenden Banken Bank Caspian und Alliance Bank. Daneben drängen sich die klassischen Geschäftsbanken Kazkommertsbank und auch die Bank TuranAlem verstärkt in das boomende Retailgeschäft. Halyks Stärke liegt in seinem weit reichenden Filialnetz, welches über das ganze Land verteilt ist und so auch die Provinzen des Landes gut abdeckt. Gemäß IFRS betrugen die konsolidierten Aktiva per Ende 2006 KZT 991,4 Mrd. (~USD 7,8 Mrd.) und das Eigenkapitalbasis KZT 120,6 Mrd. (~USD 947 Mio.). Halyk Savings Bank wies per 31. März 2007 Aktiva von KZT 980 Mrd. (~USD 8,2 Mrd.) aus. Der Marktanteil betrug demnach im Bereich der Aktiva 10% und bei den Privatkundeneinlagen 20%. Trotz der Finanzmarktturbulenzen im Sommer konnte der Nettogewinn ausgehend von KZT 18,3 Mrd. (USD 151 Mio.) in der Vergleichperiode 2006 für die ersten 9 Monate des laufenden Jahres um 65% gesteigert werden. Der Nettogewinn der Bank im Jahr 2006 lag bei KZT 27,2 Mrd. Rating S&P gab der Bank am 28. August 2007 ein BB+/Stable/B Rating. Das Fremdwährungseinlagenrating wurde mit BBB/Stable/A-2 und das Lokalwährungsrating mit BBB+/Stable/A-2 eingestuft. Das Rating reflektiert laut S&P das nach wie vor hohe Risiko im wirtschaftlichen und im Bankenumfeld sowie das hohe Unternehmenswachstum und die Konzentration in bestimmten Sektoren sowie bei Einzelunternehmen im Bereich der Unternehmenseinlagen. Dies wird teilweise durch die gute Marktposition, hohe Profitabilität und adäquater Kapitalisierung und Liquidität kompensiert. Das Kreditwachstum belief sich im Jahr 2006 auf 44% und es wird erwartet, dass dieses im Jahr 2007 rund 60% betragen soll. Die derzeitige Qualität der Aktiva und die Profitabilität wird, gestützt durch ein günstiges makroökonomisches Umfeld und Diversifikationsbemühungen, als ausreichend eingestuft, könnte jedoch gefährdet werden für den Fall, dass das Wachstum im Bereich Konsumkredite und Immobilienkredite stark zurückgeht. Die Finanzausstattung und die Liquidität seien jedoch gegenüber den Konkurrenten ausgezeichnet, jedoch bereitet die „repayment concentration“ gewisse Sorgen. Die 20 größten Kontoinhaber repräsentierten am 31. März 2007 45% aller Kundeneinlagen und 77% der Unternehmenseinlagen. Der stabile Ausblick reflektiert die Einschätzung, dass Halyk seine starke Marktstellung beibehalten kann und die Gewinne aus dem Kerngeschäft und die Kreditrisiken vom guten makroökonomischen Research Seite 32 13.11.2007 Umfeld profitieren können. Das hohe Kreditwachstum und die Konzentration auf große Kundenadressen sollten weiter bestehen. Eine starke Reduktion in der Konzentration auf bestimmte Kunden und verbessertes Risikomanagement und Governance würden die Chancen einer Höherstufung erhöhen. Fitch hat am 9. Oktober 2007 seinen Ausblick für die Bank von positiv auf stabil gesenkt. Der Schritt wurde mit den erhöhten Risiken im gegenwärtigen Umfeld knapper Liquidität begründet. Bank Turan Alem Die Bank hat in der Vergangenheit große Anstrengungen unternommen, um ein Filialnetz aufzubauen und so besser vom Retailgeschäft profitieren zu können. Ihren Hauptsitz hat die Bank in der Hauptstadt Almaty. Per Ende 2006 wurden gemäß IFRS konsolidierte Aktiva in der Höhe von USD 16,34 Mrd. und ein Nettogewinn von USD 305 Mio. Der unkonsolidierte Nettogewinn ist im 1. Halbjahr 2007 um 1,9% auf KZT 26,4 Mrd. (~USD 217 Mio.) gestiegen. S&P vergab am 3. Oktober 2007 Bank TuranAlem sowohl für Fremdwährungs- als auch Lokalwährungs ein BB/Stable/B Rating. Der Ausblick wurde von positiv auf stabil herabgesetzt. Alliance Bank Alliance Bank hat eine strategische Partnerschaft mit der kasachischen Post (Kazpost), wodurch sie Zugriff auf das weit reichende Filialnetz der Kazpost hat. Die Bank verfügte per 30. Juni 2007 über Aktiva im Ausmaß von KZT 1,33 Mrd. und hatte einen dominanten Marktanteil von 20% im Bereich Privatkundenkredit sowie 50% Anteil im Expresskreditgeschäft. Der ROA erhöhte sich im ersten Halbjahr 2007 auf 3,4%, nach 2,2% im Jahr 2006 und 0,7% im Jahr 2005. Die Kreditprobleme haben die Bank veranlasst, vor möglichen Kündigungen von Darlehensvereinbarungen zu warnen für den Fall, dass Kunden Einlagen aus der Bank abziehen. Die schnell wachsende Retailbank sagte, dass eine Verletzung der Darlehenvereinbarungen schon bei einigen Darlehen im November erfolgen könnte, falls Einlageninhaber weitere KZT 10 Mrd. (~USD 83 Mio.) aus der Bank abziehen. S&P hat die Bank am 10. Oktober 2007 mit B+/B und Ausblick stabil geratet. Das Rating reflektiere die höheren Kreditrisiken in dem stark wachsenden Kreditportfolio. Unterstützt wird das Rating durch das adäquate Risikomanagement, unterstützende Anteilseigner, verbesserte Profitabilität, gutes Management und ein starkes Kommerzkundengeschäft. Die Bank konnte die Liquiditätskrise bislang durch gutes Asset/Liability-Management und Unterstützung durch Anteilseigner bewältigen. Letztere haben bislang der Bank Einlagen in der Höhe von USD 220 Mio. zugeführt. Die Bank hat bis Ende des Jahres eine ausstehende Auslandsschuld in der Höhe von USD 403 Mio. und USD 934 Mio. im Jahr 2008 zu tilgen, was in etwa 12% der gegenwärtigen Gesamtaktiva entspricht. Obgleich in naher Zukunft unwahrscheinlich, hängt jedes mögliche Upgrade von einer Marktberuhigung sowie eine längere Zeit andauernden Nachweis guter Ergebnisse im Kreditgeschäft ab. Research Seite 33 13.11.2007 4. Energiesektor Kasachstan ist dabei, einer der weltweit bedeutendsten Energieproduzenten zu werden. Dies vor allem durch die enormen Ölreserven. Das Land verfügt aber auch über die 2. größten Kohlereserven der ehemaligen Sowjetunion, über die 3. größten Uranreserven der Welt und erhebliches Erdgasvorkommen. Die Erdölindustrie steuert schon jetzt knapp 40% zur Wertschöpfung des Landes bei und ist für rund 2/3 der Exporteinnahmen verantwortlich. Ölsektor Kasachstan befindet sich im Nordosten des kaspischen Meeres und beansprucht den Großteil der im Meer vermuteten Reserven für sich. Die nachgewiesenen kasachischen Reserven (am Festland und offshore) werden je nach Quelle auf 9 bis 40 Mrd. Fass geschätzt. Diese Bandbreite entspricht am unteren Ende denen Algeriens bzw. am oberen Ende denen Libyens. Gemäß der kasachischen Regierung betragen die Reserven an Rohöl sogar über 100 Mrd. Fass. Ein erhebliches Wachstum der Ölproduktion wird für den Zeitraum bis 2015 erwartet. Die kasachische Regierung hoffte bis vor kurzem, die Produktion bis zum Jahr 2015 auf über 3,5 Millionen Fass pro Tag an Förderkapazität auszuweiten. Kasachstan musste am 12. Oktober 2007 seine Produktionsziele aufgrund der zu erwartenden Verzögerungen beim Ölfördergroßprojekt Kashagan reduzieren und machte dafür den italienischen Betreiber ENI verantwortlich. Im Jahr 2015 wird das bisherige Produktionsziel um 13% oder 400,000 Fass/Tag an Förderkapazität verfehlt. Demnach soll die Produktionskapazität im Jahr 2015 nun bei 130 anstatt bislang 150 Millionen Tonnen liegen. Für 2010 wird nun eine Produktionskapazität von 80 Mio. Tonnen unterstellt. Die derzeitige Produktion beläuft sich auf 65 Mio. Tonnen pro Jahr (~1,34 Mio. Fass pro Tag). Die Revision ist laut kasachischer Regierung ausschließlich auf das Großprojekt Kashagan zurückzuführen. Der Produktionsstart wird sich voraussichtlich von 2008 auf 2010 verschieben. Ursprünglich wurde davon ausgegangen, dass das Feld 50 Mio. Tonnen pro Jahr produzieren sollte. Laut Agip KCO, welche sich im Besitz von ENI befindet, ist frühestens mit einer Inbetriebnahme im 2. Halbjahr 2010 bei einem Produktionsniveau von 1,5 Mio. b/d zu rechnen. Kashagan In Reserven ausgedrückt ist Kashagan das fünfte größte Ölfeld der Welt, befindet sich am Nordufer des kaspischen Meeres und ist das nationale Prestigeprojekt. Das Projekt wird durch Agip Kazakhstan North Caspian Operating Company geführt. Diese schätzt die Reserven auf gesicherte 7-9 Milliarden Fässern an Öläquivalenten und weitere mögliche 9-13 Milliarden Fass, welche mittels Sekundärtechnik (Gasinjektion) förderbar sein sollen. Ursprünglich wurde ein Produktionsstart im Jahr 2005 unterstellt. Jedoch wurde der Produktionsstart immer wieder in die Zukunft verschoben. Gemäß ursprünglichem Feldentwicklungsplan sollte sich die Produktion im Jahr 2008 auf 75,000 b/d belaufen und in der ersten Ausbauphase auf 450,000 b/d ansteigen. Im Endausbau soll die Kapazität 2019 bei 1,5 Mio. b/d liegen. In der Zwischenzeit gab es wenig Fortschritt im Projekt. Das Projekt wurde auch wegen schwieriger geologischer Bedingungen und Kostenexplosion verzögert. Kasachstan drohte ENI, dessen führende Rolle im Kashaganprojekt zu kündigen und der staatlichen Ölfirma KazMunaiGas, die derzeit 8,3% am Projekt hält eine größere Rolle im Projekt zu gewähren. Dies wurde später jedoch wieder relativiert. Zunächst standen Milliarden Strafzahlungen im Raum nachdem das Betreiberkonsortium verlautbarte, dass der ursprünglich budgetierte Kostenrahmen von USD 56 Mrd. deutlich überschritten werden müsste. Das Betreiberkonsortium geht nun von Entwicklungskosten in der Höhe von USD 136 Mrd. aus. Die Entwicklungskosten sind für Kasachstan insofern relevant, als das production sharing aggreement erst dann eine Aufteilung der Ölproduktion zwischen dem Betreiber und dem kasachischen Staat vorsieht, wenn das Betreiberkonsortium durch die Ölproduktion seine Entwicklungskosten amortisiert hat. In der Frühphase des Projekts sollen 80% Research Seite 34 13.11.2007 der Einnahmen für die Abdeckung der Entwicklungskosten verwendet werden, die restlichen 20% würden entsprechend der Gewinnanteile aufgeteilt. Ein weiterer wichtiger Streitpunkt ist die Einhaltung der kasachischen Umweltstandards. Ende August 2007 entzogen die kasachischen Umweltbehörden dem Konsortium die Genehmigung für drei Monate. Die operativen Tätigkeiten wurden jedoch mit Erlaubnis der kasachischen Regierung bislang weitergeführt. Die Frist für „freundschaftliche“ Gespräche endete offiziell am 22. Oktober 2007, jedoch erwartet der kasachische Energieminister, dass die Gespräche weitergeführt werden und sich bis Ende 2007 eine Einigung in der Budgetierung des Projekts erzielen lassen sollte. Kasachstan möchte den Vertrag mit dem Konsortium abändern und seinen zukünftigen Gewinnanteil von 10% auf 40% erhöhen. Dies erscheint insofern realistisch, als der Vertrag in den 1990er abgeschlossen wurde, wo Kasachstan wirtschaftlich am Boden lag und auch der Ölpreis im Zuge der Asienkrise ein Rekordtief markierte. Mittlerweile ist dieser jedoch bedeutend höher und die Konkurrenz um Ölexplorationsstätten international stark angestiegen, was die Verhandlungsposition der Ölländer stärkt. Außerdem soll der staatlichen KazMunaiGaz die Funktion eines co-operators zugestanden werden. Eni, Total, Shell und ExxonMobil halten derzeit jeweils 18,52%-Anteile. ConocoPhillips hält 9,26%, die japanische Inpex 8,33% an dem Projekt. Zuvor wurde durch das Parlament ein Gesetz gebilligt welches dem Staat erlaubt, Verträge einseitig abzuändern. Anfang Oktober 2007 fanden diesbezüglich zwischen der italienischen und der kasachischen Regierung hochrangige Gespräche zwischen den Präsidenten Nazarbayev und dem italienischen Premierminister Romano Prodi statt, wobei Kasachstan versicherte die bestehenden Verträge zu achten. Im September 2007 ließ der kasachische Finanzminister verlautbaren, dass aufgrund der Verzögerungen im Projekt für den kasachischen Staat Einnahmeausfälle in der Höhe von USD 40 Mrd. entstünden. Ölexportmöglichkeiten Kasachstan befindet sich geografisch in einer Schlüsselposition. Zum einen kann es die westlichen Märkte bedienen, zum anderen gibt es theoretisch über Pipelines relativ leichten Zugang zu den 4 asiatischen Märkten. Dies ist insofern lukrativ, da das Land von der so genannten Asienprämie im Ölmarkt profitieren könnte. Kasachstan, das sich am halben Weg zwischen dem Mediterranen/Rotterdamer Markt und dem asiatischen Markt befindet, könnte sich daher als „swing“Exporteur etablieren und entsprechend der unterschiedlichen Preisentwicklung in den beiden Märkten profitieren. Dafür sind jedoch zusätzliche Transportkapazitäten erforderlich, vor allem in Richtung China. Derzeit existiert Transportkapazität nach Westen durch die Caspian Pipeline Consortium (CPC) Ölleitung von Südrussland zum Schwarzmeerhafen von Novorossiisk. Die Kapazität beträgt derzeit 30 Millionen Tonnen pro Jahr (~600.000 Fass pro Tag) und es gibt Verhandlungen, die Russland mit einschließen, um die Kapazität auf 67 Millionen Tonnen (~1,4 Mio. Fass pro Tag) zu erweitern. 4 Mangels Alternativen sind die asiatischen Länder für ihre Versorgung großteils auf die Golfstaaten angewiesen, die aufgrund dieser Abhängigkeit von asiatischen Abnehmern höhere Preise verlangen. Research Seite 35 13.11.2007 Die Atasu Pipeline nach China hat vor kurzem ihren Betrieb aufgenommen. Die Ausgangskapazität beträgt 10 Millionen Tonnen pro Jahr (~200.000 Fass pro Tag). Das nach China transportierte Öl stammt aber bisher aus Russland und dem Kumkol Feld (im Norden Kasachstans). Im September 2007 startete die russische TNK-BP Rohöllieferungen nach China über die neue Exportroute von Atasu nach Alashankou in China. Die Atasu-Alashankou Pipeline wurde Mitte 2006 mit einer Kapazität von in Betrieb 1,7 Million Tonnen Rohöl genommen. Die Pipeline ist jedoch für eine Kapazität von 10 Mio. Tonnen pro Jahr (~200.000 b/d) ausgelegt. Die Pumpstation in Atasu vermengt Rohöl das aus dem kasachischen Ölfeld Kumkol kommt mit Rohöl aus der Region Westsiberien. Die Pipeline müsste weiter Richtung Westen zu den neuen Ölfeldern an der kaspischen See herangeführt werden, um auch diese Region Richtung Asien anzubinden. Nach Süden hin bietet sich der Schiffstransport über den Hafen Aktau zum Hafen Neka (Iran) an. Der Iran möchte bis zum Jahr 2010 seine Frachtkapazitäten auf 370.000 Fass pro Tag und in einem späteren Schritt bis auf 500.000 Fass pro Tag aufstocken. Im September 2007 begannen die Arbeiten zum Ausbau des Seehafen Aktau. Die Frachtkapazität soll auf 400.000 Fass pro Tag verdoppelt werden. Derzeit werden über den Hafen Aktau rund 17% der kasachischen Exporte abgewickelt. Das Öl wird aus dem Hafen Aktau zum iranischen Hafen Neka, in das aserbaidschanische Baku und das russische Makhachkala verschifft. Die Pipeline von Atyrau nach Samara (Russland): Diese Pipeline läuft nach Norden und bindet die kasachischen Felder am kaspischen Meer an das russische Druzhba-Pipeline-System Richtung Europa hin an. Die Pipeline hat eine Transportkapazität von ca. 600.000 Fass pro Tag. Da in diesem Fall hochwertigeres kasachisches Öl letztlich mit eher minderwertigem (schweren, schwefelhaltigen sibirischen Öl) vermengt wird, wodurch es einen wesentlich niedrigeren Verkaufspreis erzielt und Kasachstan zudem nicht zu sehr von seinem nördlichen Nachbarn abhängig sein möchte, wird die volle Transportkapazität dieser Transportpipeline jedoch nicht vollständig ausgenutzt. Geplante Exportrouten Kazakhstan Caspian Transportation System (KCTS) ist ein 4 Mrd. USD Projekt der französischen Total. Zunächst würde das Öl von Iskene im westlichen Kasachstan zu dem Hafen Kuryk gepumpt, nach Baku an die anderen Seite der kaspischen See verschifft und in die seit Sommer 2006 in Betrieb befindliche Baku-Tbilisi-Ceyhan (BTC) Pipeline nach Ceyhan an der türkischen Mittelmeerküste gepumpt. Dieses System könnte frühestens im Jahr 2011 mit einer Kapazität von 30 Millionen Tonnen pro Jahr in Betrieb gehen. Research Seite 36 13.11.2007 Kasachstan-Turkmenistan-Iran Öl-Rohrleitung (KTIOP): Diese geplante Pipeline scheint aufgrund der politischen Spannungen zwischen dem Iran und dem Westen bezüglich des iranischen Atomprogramms sehr unrealistisch. Kasachstans KazMunaiGaz plant die Verlegung einer neuen Ölpipeline vom aserbaidschanischen Baku zum georgischen Schwarzmeerküste. Jedoch gibt es diesbezüglich noch keine konkreteren Pläne und Zeitrahmen. Research Seite 37 13.11.2007 5. Bonität: Ratings und Risikoeinschätzung Ratings In ihren letzten Einschätzungen gehen weder Fitch IBCA noch S&P und auch nicht Moody’s Investors Service von einer bevorstehenden Rezession in Kasachstan aus. Während Moody's und auch Fitch IBCA ihre langfristigen Fremdwährung Staatenratings Anfang Oktober 2007 unverändert bei Baa2 bzw. BBB (2 Notches über der Grenze zum Non Investment-grade Bereich) beibehielten, hat S&P sein Fremdwährungs-Sovereign Rating für Kasachstan um einen Notch auf BBBherabgestuft. 2007M5 2007M6 2007M7 2007M8 2007M9 2007M10 Sovereign rating, foreign currency, Standard & Poor's BBB BBB BBB BBB BBB BBB- Sovereign rating, foreign currency, Moody's Baa2 Baa2 Baa2 Baa2 Baa2 Baa2 Sovereign rating, foreign currency, Global Insight BBB BBB BBB BBB BBB Sovereign rating, foreign currency, Fitch Ratings BBB BBB BBB BBB BBB Sovereign rating, foreign currency, consensus BBB BBB BBB BBB BBB BBB Quelle: Global Insight S&P hat am 8. Oktober 2007 sein Fremdwährungs-Sovereign Rating für Kasachstan um einen Notch auf BBB- herabgestuft. Dementsprechend befindet sich Kasachstan nun gerade noch im Investment Grade Bereich. Das kurzfristige Staatenrating wurde für Fremdwährung unverändert bei A-3 belassen, in Lokalwährung von A-2 auf A-3 reduziert. 16 14 12 10 S&P AAA AA+ AA AAA+ A ABBB+ BBB BBBBB+ BB BBB+ B BCCC+ CCC CCCCC C D SD 8 Sovereign rating, foreign currency, Standard & Poor's 6 Sovereign rating, foreign currency, Moody's Sovereign rating, foreign currency, Global Insight 4 Sovereign rating, foreign currency, Fitch Ratings Sovereign rating, foreign currency, consensus 2 New Fitch 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 NA AAA AA+ AA AAA+ A ABBB+ BBB BBBBB+ BB BBB+ B BCCC+ CCC CCCCC C DDD DD D New Moodys Aaa Aa1 Aa2 Aa3 A1 A2 A3 Baa1 Baa2 Baa3 Ba1 Ba2 Ba3 B1 B2 B3 Caa1 Caa2 Caa3 Ca C 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 1 D New 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 97 19 98 19 99 19 00 20 01 20 02 20 03 20 04 20 05 20 06 20 07 20 Quelle: Global Insight Der Schritt wurde damit begründet, dass die weltweite Kreditkrise den Druck auf das kasachische Finanzsystem erhöht habe. Dieses ist auf ausländische Refinanzierung für bereits bestehende externe Verpflichtungen angewiesen. Research Seite 38 13.11.2007 Seit Juli 2007 haben das sinkende Vertrauen der Einlageninhaber und die Schwierigkeiten der Banken, ihre auslaufenden international Kreditlinien und über die Landesgrenze hinausgehende Interbankeneinlagen zu refinanzieren, dazu geführt, dass die kasachischen Banken vermehrt auf kurzfristige Liquidität, bereitgestellt durch die kasachische Notenbank, angewiesen sind um ihre Liquidität sicherzustellen. Laut S&P erreicht die Unterstützung durch die kasachische Notenbank ein Volumen von rund 1.300 Mrd. kasachische Tenge, was in etwa ¾ der monetären Basis des ganzen Landes entspricht. S&P geht jedoch nicht davon aus, dass es zu einem so genannten hard landing des Landes, ausgelöst durch den Finanzsektor kommt. Die Energie- und Mineralienproduktion des Landes sollten der kasachischen Wirtschaft den nötigen Schutz bieten. S&P sieht das Wirtschaftswachstum für 20082009 in den Bereich von 6-8% zurückgehen. Das Rating könnte jedoch abermals unter Druck kommen für den Fall, dass es der Notenbank durch die gesetzten Maßnahmen nicht gelänge, das öffentliche Vertrauen in die Stabilität des Finanzsektors wiederherzustellen. S&P hob auch hervor, dass die Devisenreserven der NBK bereits um rund 5 Mrd. USD auf zuletzt 18,4 Mrd. USD gefallen sind und gleichzeitig die inländischen Interbankeneinlagenzinssätze von 6% auf 9% angestiegen sind und sich das inländische Kreditwachstum stark verlangsamt habe. Die mögliche Auswirkung der Kreditkrise ist ein Rückgang der wirtschaftlichen Dynamik insbesondere in den Bereichen Immobiliensektor, Hypothekenfinanzierung und im Bau und Dienstleistungssektor. Obwohl infolge der nicht vollständigen Prolongation der bestehenden externen Verpflichtungen der Druck auf die internationalen Devisenreserven des Landes anhalten sollte und die NBK weiterhin dazu verpflichtet bleibt das Vertrauen in die Landeswährung zu erhalten, geht die Ratingagentur nicht davon aus, dass der nationale Fonds für quasi-fiskalische Zwecke eingesetzt werden muss. Sollten sich die Liquiditätsprobleme der Banken aber intensivieren, dann müssten die Verbindlichkeiten des Bankensystems bei der Notenbank durch den Staatshaushalt abgedeckt werden. Gleichzeitig wurde das national scale rating mit AAA bestätigt und das Transfer- und Konvertibilitätseinschätzung auf den Sovereign von BBB auf BBB+ angehoben. Die Agentur hielt den Ausblick für das langfristige Staatenrating stabil. Der stabile Ausblick reflektiere die vorhandene Möglichkeit des Staates, einen spillover auf die Realwirtschaft und die öffentlichen Finanzen, unter Beibehaltung des Investmentgrade-Status, zu unterbinden. Die hohen Energiepreise sollten Investitionen in den Produktionssektor des Landes unterstützen. Das Rating würde erneut unter Druck kommen für den Fall, dass die gesetzten Maßnahmen der staatlichen Stellen sich als inadäquat herausstellen und das öffentliche Vertrauen weiter erodiere. Eine solche Vertrauenserosion würde die gegenwärtigen Probleme des Bankensektors weiter intensivieren und einen nachhaltigen Schaden für die Realwirtschaft des Landes darstellen. Moody's Investors Service behielt am 4. Oktober 2007 sein langfristiges Fremdwährung Staatenrating von Baa2 bei. Das Rating liegt daher unverändert 2 Notches über Non Investment grade. Die Verschuldungsposition des Staates sei nach wie vor günstig und dem Land ist es daher möglich die Probleme des Bankensektors zu schultern. Gute Verschuldungskennziffern würden daher keinen großen Druck auf das Kredit Rating ausüben. Für den Fall eines Verzugfalles im Bankensektor könne der Staat ohne große Probleme einspringen, wovon auch tatsächlich auszugehen sei. Die Kreditvergabe sollte keinen großen Druck auf das Rating ausüben, da diese nicht zu einer allzu großen Verschlechterung bei den anderen „sehr, sehr guten“ Kennziffern des Landes führen sollte. Kasachstans Verschuldungskennziffern seien „ziemlich“ gut. Die Verschuldung des Staates in Relation zum BIP liegt im Bereich von 4% – 4,5% und die Einnahmen des Staates belaufen sich auf rund 23% des BIP. Da die Zahlen sehr solide seien, sei das Fremdwährungsrating des Landes sehr Research Seite 39 13.11.2007 solide in der Kategorie Baa2 verankert. Die makroökonomische Prognose von Moody’s geht von einer Verlangsamung des Wachstums und einer Verschlechterung der Zahlungsbilanz aus. Dies könne sich negativ auf den Außenwert des Tenge auswirken. Auch Fitch IBCA bestätigte am 8. Oktober sein Sovereign Rating von BBB. Es liegt 2 Notches Non Investment grade. Das entsprechende Lokalwährungsrating wird auf BBB+ festgesetzt. Der Country Ceiling wurde bei BBB+ beinhalten. Das kurzfristige Rating wurde mit F3 festgelegt. Jedoch hat Fitch seinen Ausblick von positiv auf stabil zurückgenommen. Der reduzierte Ausblick reflektiere hauptsächlich die Auswirkungen des raueren internationalen Finanzierungsklimas für kasachische Banken. Die Bruttoverschuldung des kasachischen Bankensystems im Ausland erreichte per Ende Juni 2007 46 Mrd. USD, was 50% der prognostizierten Wirtschaftsleistung des Jahres 2007 entspräche. Jedoch sollten sich die Risiken aufgrund der Fristigkeitsstruktur der Bankverbindlichkeiten und den vorhandenen finanziellen Ressourcen des Staates in der nahen Zukunft abschwächen. Laut Fitch IBCA schätzen die kasachischen Behörden den Refinanzierungsbedarf der Banken bis zum 2. Quartal 2008 auf 3 Mrd. USD pro Quartal. Das Staatenrating wird weiterhin durch die gute finanzielle Situation im Staatshaushalt und den Rohstoffressourcen des Landes gestützt. Die Verschuldung des Staates lag per Ende 2006 bei lediglich 5,6% des BIP und der Haushaltsüberschuss belief sich auf rund 6% des BIP. Die Nettoauslandsposition des Staates belief sich mit Ende 2006 auf 39% des BIP. Im Vergleich dazu betrug jene Russlands 25% und die Chinas 38% des BIP. Die längerfristigen Aussichten des Landes bleiben ausgezeichnet. Die kasachische Regierung erwartet, dass sich die Ölproduktion von 65 Millionen Tonnen im Jahr 2007 auf 140 Millionen Tonnen pro Jahr im Jahr 2015 steigert. Eine hohe Kreditaufnahme durch den Bankensektor im Ausland hat dazu beigetragen das zügellose inländische Kreditwachstum zu refinanzieren. Im August 2007 belief sich das Kreditwachstum per annum auf 100%. Härtere Refinanzierungsbedingungen auf den internationalen Kapitalmärkten könnten sich längerfristig für die kasachischen Banken als positiv erweisen, da diese gezwungen werden, das Kreditwachstum zurückzuführen und so die Wirtschaft vor einer Überhitzung bewahren. Das sich abschwächende Kreditwachstum werde dazu beitragen, dass das Wirtschaftswachstum im Jahr 2007 und 2008 stark zurückgehe. Jedoch sei eine ausgeprägte Rezession infolge der vorhandenen Möglichkeiten des Staates unwahrscheinlich. Fitch werde die Auswirkung des sich abschwächende Kredit- und Wirtschaftswachstums auf Anzeichen einer Schädigung der Qualität der Bankaktiva genau beobachten. Die Agentur bleibe bezüglich der Risiken, die sich aus einem möglichen Abfluss der Lokalwährungsliquiditätsunterstützung der Banken in ausländische Vermögenswerte ergeben und damit einhergehend für die Gefahren für die Zahlungsbilanz und die Wechselkursentwicklung wachsam. Kasachstans solide Staatsfinanzen und externe Nettoposition des Staates geben den Behörden den Spielraum einen vorübergehenden Liquiditätsengpass an den internationalen Finanzmärkten zu meistern. Eine länger währende Unterbrechung des Kapitalzuflusses oder das Auftreten anderer Probleme im Bankensektor könnten jedoch eine Verschlechterung des kasachischen Ratings verursachen. Research Seite 40 13.11.2007 6. Externe Faktoren – Ölpreis Die Ölpreise haben in den vergangenen Monaten entgegen dem saisonalen Trend stark angezogen. Der Ölpreis für leichtes US-Öl der Sorte WTI belief sich im bisherigen Jahresdurchschnitt auf USD 68/Fass. Unsere Ölpreisprognose für dieses Jahr wird daher aller Voraussicht nach verfehlt. In den vergangnenen Monaten wurde der Ölpreis hauptsächlich spekulativ getrieben. Die zunehmende Rolle von Rohstoffen als alternative Investments verstärkt den Aufwärtstrend ebenso wie der Verfall des Dollars. Ergebnisse aus Ölmarktanalyse Mai 2007 Nachdem wir in unseren beiden letzten Analysen zum Ölpreis noch keine große Angebotsreaktion auf die höheren Ölpreise erkennen konnten, zeichnet sich nun eine starke Ausweitung der Kapazitäten in den nächsten Jahren ab. Ölfirmen scheinen ihre Rentabilitätserwartung in den vergangenen Monaten weiter angehoben zu haben und dementsprechend wurden einige Projekte zusätzlich in Angriff genommen. Zahlreiche Projekte sind dadurch zusätzlich in die Planungsphase eingetreten und könnten möglicherweise im Zeitraum 2007-2012 für zusätzliches Angebot sorgen. Wesentliche Unsicherheitselemente sind die zukünftige OPEC-Politik, wetter- und technisch bedingte Verzögerungen bei der Installation neuer Anlagen, Investitionsstopps der Ölfirmen aufgrund steigender Kosten (Material, Personal, Lizenzkosten,….), verstärkte Investitionen in politisch instabile Regionen, geopolitischen Spannungen (Terrorismus, islamischer Fundamentalismus, Nahostkrise), Naturkatastrophen, knappe Raffineriekapazitäten, insbesondere in den USA, weitere Verschärfungen bei den Emissionsstandards. In unserem Basisszenario gehen wir davon aus, dass die angekündigten Projekte nicht in vollem Umfange umgesetzt werden können. Dies betrifft vor allem die jüngst verlautbarten Planungen der OPEC und Projekte, die sich noch in der Frühphase befinden. Rohölpreis WTI (Jahresdurchschnitt) [$/Fass] Änderung zu Vorjahr 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 56,64 66,05 63,55 60,13 58,17 60,66 66,35 86,24 16,61% -3,79% -5,38% -3,26% 4,28% 9,37% 29,99% Als Ergebnis lässt sich feststellen, dass der Ölpreis über weite Strecken des Analysezeitraums seitwärts tendiert. Erst ab 2010 ergäbe sich ein Produktionsdefizit und der Ölpreis müsste um rund 4% gegenüber dem Vorjahrespreis steigen, um die Nachfrage entsprechend zu rationieren. Der Anstieg im Jahr 2012 ist vorsichtig zu interpretieren, da die Investitionspläne für diesen Zeitraum noch zu vage sind. Trotz der revidierten Daten können wir jedoch noch keine grundsätzliche Trendwende am Ölmarkt erkennen. Zwar sollte sich der Ölpreis in den nächsten Jahren zurückbilden, jedoch besteht langfristig weiterhin die Gefahr wieder steigender Preise für den Fall, dass die erforderlichen Investitionen in die Ölwirtschaft nicht getätigt werden. Ein „Schweinezyklus“, d.h. Überinvestitionen aufgrund des angestiegenen Ölpreises, die später zu einer deutlichen Preiskorrektur nach unten führen, zeichnet sich bislang noch nicht ab. Insbesondere ab dem Jahr 2011 ist die Preisprognose sehr unsicher. Research Seite 41 13.11.2007 7. Quellen BP Statistical Review 2007 CIA Worldfactbook Global Insight IMF Country Report Kazakhstan, July 2007 National Bank of Kazakhstan, Statistical Bulletin, No. 8 (153) August 2007 Reuters U.S. Energieministerium Investkredit Bank AG – Research Weitere Publikationen und Länderberichte finden Sie auf www.volksbank.at und www.investkredit.at Falls Sie auf unseren e-mail-Publikationen-Verteiler aufgenommen werden möchten, senden Sie uns ein mail an [email protected] oder füllen das Bestellformular auf der Homepage aus. Verfügbare Publikationen: Wochenkommentar (D) Marktperspektiven (D) Monatskommentar (D) Financial Markets Monthly (E) Zins- und FX-Perspektiven (D) Aktienmarkt-Perspektiven (D) CEE Quarterly (E) CEE Currencies Monthly (E) Sonstige Publikationen (D, E) Investkredit Bank AG - Research Dipl.-Vw. Uta Pock +43-1-53135 – 531 Mag. Friedrich Glechner, CFA – 684 Mag. Mathias Lahnsteiner – 469 Mag. Mario Wattaul – 403 Mag. Claudia Zauchinger – 569 Die in dieser Veröffentlichung enthaltenen Aussagen dienen lediglich der unverbindlichen Information basierend auf dem Wissensstand der mit der Erstellung betrauten Person(en) zum Redaktionsschluss. Jegliche Haftung im Zusammenhang mit der Erstellung dieses Berichts, insbesondere für die Richtigkeit und Vollständigkeit der angeführten Daten sowie der erstellten Prognosen, ist ausgeschlossen. Research Seite 42 13.11.2007