Die kosmologische Konstantet von Philip Rothfos 8. Dezember 2011 Inhaltsverzeichnis 1 2 Einstein und die kosmologische Konstante Λ Λ 1 und die Friedmann Gleichungen 2 Λ 3 Das Schicksal des Universums abhängig von 3 4 Der Physik Nobelpreis 2011 5 5 Die Probleme der kosmologischen Konstante 7 1 Einstein und die kosmologische Konstante Λ Zum ersten Mal benutzte Albert Einstein die kosmologische Konstante Λ in seinen Glei- chungen der allgemeinen Relativitätstheorie. In einem Brief an P. Ehrenfest am 4. Februar 1917 schrieb er: Ich habe wieder etwas verbrochen in der Gravitationstheorie, was mich ein wenig in Gefahr bringt, in ein Tollhaus interniert zu werden. Einstein führte die Konstante ein, da er zu dieser Zeit davon ausging, dass das Universum statisch wäre. Da nun aber das materieerfüllte Universum in seiner Formel entweder expandiert oder kollabiert, führte Einstein die kosmologische Konstante ein, um dem entgegen zu wirken. Einstein entdeckte, dass es keinen Grund gab Λ=0 zu setzen und den Term verschwinden zu lassen. Das einzige Argument dagegen wäre, dass die Feldgleichung nicht einfacher würde. 1 Rµν − gµν R = 8πGTµν + Λgµν 2 (1) Diese Annahme der nicht verschwindenden kosmologischen Konstante bezeichnete Einstein später als die gröÿte Eselei seines Lebens, denn Edwin Hubble entdeckte die Ausbreitung des Universums und somit war die kosmologische Konstante mit Einsteins Motiven, um ein konstantes Universum zu ermöglichen, überüssig. 1 Mit der kosmologischen Konstante auf der rechten Seite, kann es als Beitrag zum Energie-impuls-Tensor interpretiert werden (mit gµν = ηµν ) von der Form: ρΛ 0 0 0 0 −ρΛ 0 0 0 0 −ρΛ 0 0 0 0 −ρΛ Λ Tµν = Λ . 8πG Seit der Beobachtung einer expandierenden Ausbreitung des Universums 1998 wurde mit ρΛ = wieder viel Interesse an dieser Konstante gewecken. Vor allem auch weil der Wert von Λ eine wichtige Rolle spielt für das frühen Universum. 2 Λ und die Friedmann Gleichungen Alexander Alexandrowisch Friedmann und Georges Lemaitre fanden eine kosmologische expandierende Lösung der Feldgleichung. Die daraus entstandenen FriedmannGleichungen beschreiben theoretisch die Entwicklung des Universums. Nach den Annahmen eines räumlich homogenen und isotropen Universums erhält man diese Gleichungen aus der allgemeinen Relativitätstheorie. 2 1.Gleichung: 2.Gleichung: k 8πG = ρtot 2 a 3 ä 4πG =− (ρtot + 3ptot ) a 3 ȧ a + (2) (3) Die Dichte in diesen Gleichungen ist die Totale Dichte, welche sich zusammensetzt aus der Dichte der Materie, der Dichte der Strahlung und der Dichte der Vakuumenergie im Universum. ρtot = ρm + ρrad + ρvac mit ρvac = ρΛ = Λ 8πG und equivalent für den totalen Druck: ptot = prad + pvac mit pvac = −ρvac und prad = ρrad /3. Wie schon in den vorherigen Vorträgen dargestellt hängt in einem strahlungsdomi1 nierten Universum die Dichte von 4 ab, während für ein Massendominantes Universum a 1 die Dichte von 3 abhängt. Betrachtet man aber die Form für die Vakuum Energie Dicha te, so erkennt man keine Abhängigkeit von a. Für ein Vakuumenergie dominierendes Universum wäre die Dichte also konstant. 2 Wie aus den vergangenen Vorträgen schon bekannt, können wir die kritische Dichte des Universums schreiben als: ρcrit ≡ 3H 2 8πG (4) Dann können wir die 1. Friedmanngleichung (2) schreiben als k ρ + 1 = 3H 2 ≡ Ωt 2 2 H a 8πG (5) Die totale Energiedichte ist mit der kritischen Dichte deniert als: Ωt = ρ (6) ρcrit oder mit der 1.Friedmanngleichung k = Ωt − 1. H 2 a2 (7) In dieser Gleichung können wir leicht den Eekt von Omega auf die Gestalt des Universums sehen: Ist Ω > 1, so ist k positiv. Was bedeutet, dass das Universum geschlossen ist. a kann daraufhin als Radius des Universums betrachtet werden. Ist Ω < 1, so ist k negativ und das Universum ist negativ gekrümmt, oen und kann unendlich ausgedehnt werden. Ist Ω = 1, ist k=0 Zu beachten ist, dass Ω und das wäre ein aches Universum. von der Zeit abhängt. Bei t → 0 sieht man, dassdie rechte Seiten der Gleichung schnell gegen 0 geht. Das bedeutet, egal welche Form wir für das Universum annehmen, für das frühe Universum verringert sich die Auswirkung einer Krümmung. Da wir heute ein sehr aches Universum messen, muss das frühe Universum wesentlich acher gewesen sein. 3 Das Schicksal des Universums abhängig von Λ Λ in den Friedmann-Gleichungen, bekommen t → ∞. Da die Strahlung schon heute eine geringe Benutzen wir verschiedene Annahmen für wir verschiedene Endszenarien bei Rolle spielt und sie durch die Rotverschiebung immer weiter abnimmt, brauchen wir nur den Massenanteil (ρm ) und die Vakuumenergie (ρvac ) in die Gleichungen einieÿen lassen. Betrachten wir also verschiedene Lösungen der Friedmann-Gleichung mit unterschiedΛ. Hierbei benutzen wir ρm = ρ0 a30 /a(t)3 mit den Bezeichnungen ρ0 bzw. a0 für die heutige Massendichte bzw. die heutige Aus- lichen Werten für die Kosmologische Konstante breitung des Universums. In diesem Fall ist für die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Universums folgende Gleichung zu lösen: 3 ȧ(t)2 = 8πGρ0 a30 Λa(t)2 −k+ 3a(t) 3 Was sofort zu sehen ist, ist dass der Term mit a(t) Λ (8) auf lange Sicht, das heiÿt für groÿe die rechte Seite der Gleichung dominiert. Betrachten wir zuerst die Annahme Λ < 0. Da ȧ(t) ein reellen Wert annehmen muss ist die maximale Ausbreitung acrit . Diese ist erreicht, wenn die rechte Seite von Gleichung 2 8πGρ0 a30 = −k + Λa(t) wenn Λ < 0. Aus der 2. Friedmanngleichung (8) zu Null wird: 3a(t) 3 können wir eine Gleichung für die Beschleunigung formen. Auch hier können wir sehen, dass die Beschleunigung negativ wird und wir unabhängig von k, also der Form des Universums eine Oszillation bekommen: ä(t) = − Interessanter wird es bei Λ>0 4πGρ0 a30 Λa(t) + 3a(t)2 3 (9) wo wir sofort sehen, dass bei k = −1 und k=0 wir keinen negativen Term mehr in der Gleichung (8) haben und eine exponentielle Ausbreitung die Folge ist. Sehr gut zu sehen ist dies wenn man die 1. Freidmann-Gleichung mit k=0 sowie ρΛ ρrest betrachten: H 2 (t) = 2 ȧ a = Λ 3 (10) Mit einem einfachen Exponentionalansatz kommt man schnell auf die Lösung dieser Gleichung: a(t) = eHt Man bemerke für genügend groÿe t mit H= q Λ/3 (11) ist eine Ausbreitung des Raumes mit Überlichge- schwindigkeit möglich. Eine Folge wäre, dass das Licht ferner Galaxien uns nicht mehr erreichen könnte, da sich der Raum schneller Ausbreitet als sich das Licht darin ausbreiten kann. Mit zunehmender Zeit wird unsere Sichtweite also immer kürzer. k = +1 können wir bei der Betrachtung der Formel ins Feintuning gehen. Man Λ so wählen, dass die Beschleunigung und die Geschwindigkeit der Ausbreitung Universums verschwindet. Wir hätten also den Wert für Λ den Albert Einstein in Bei könnte des seiner Motivation für die Kosmologische Konstante beabsichtig hat. Natürlich bedeutet diese Annahme auch, dass wir keine Rotverschiebung besitzen, welches im Gegensatz zu den Beobachtungen steht. Erhöhen wir den Wert für Λ etwas, sehen wir, dass die Kosmologische Konstante gröÿer wird als die Anziehungskraft der Massen und sich das Universum endlos ausbreiten wird. Λ etwas kleiner als beim statischen Fall, gäbe es einen Abschnitt von möglichen Werten für Λ in denen ein Big Bang nicht möglich gewesen wäre. Unter diesem Abschnitt Wäre kann das Universum sich entweder endlos ausbreiten oder wieder in sich zusammen fallen. 4 4 Der Physik Nobelpreis 2011 Die beiden Forschungsgruppen um Saul Perlmutter und Brian P. Schmidt schaten es, durch die Beobachtungen von Typ Ia Supernovae eine beschleunigte Ausbreitung des Universums zu beweisen. Bei den Ia Supernovae handelt es sich um sogenannte Standartkerzen. Dies sind Lichtquellen bei denen man ganz genau weiÿ wie viel Energie bzw. Helligkeit ausgestrahlt wird. Deshalb sind si für die Entfernungsbestimmung so wertvoll. Durch die Rotverschiebung des ankommenden Lichts kann man bestimmen wie schnell sich die Quelle von uns weg bewegt. Bei den Ia Supernovae handelt es sich um explodierende weiÿe Zwerge. Das sind Sterne, die eine ähnliche Masse wie unsere Sonne haben, jedoch so klein sind wie unsere Erde. In einem Doppelsternsystem zieht die hohe Anziehungskraft des weiÿen Zwerges Materie von seinem Sternpartner. Erreicht der weiÿe Zwerg dadurch irgendwann eine Masse von 1,4 Sonnenmassen, explodiert er. Da ein weiÿer Zwerg immer bei 1,4 Sonnenmassen explodiert ist auch die dabei produzierte Helligkeit bei der Explosion gleich. Allerdings hält diese Helligkeit nicht lange an. Schon nach einer Woche nimmt die Strahlung rapide ab, und nach einigen Monaten ist von der Supernova nichts mehr zu sehen. Um dennoch früh genug, nämlich beim Intensitätsmaximum die Supernova zu beobachten entwickelten die Forschungsgruppen ein neues CCD Beobachtungssystem. Verglichen wurden dann 2 Aufnahmen eines Himmelsstücks, eine Aufnahme mit Supernova, die andere ein paar Wochen zuvor aufgenommen ohne Supernova. Bei diesen Messungen kann man zwei wichtige Informationen bekommen, abgesehen natürlich von der Richtung zur Quelle. Einmal die Entfernung zu Supernova durch die scheinbare Helligkeit und die Geschwindigkeit mit der sich die Lichtquelle von uns wegbewegt duch die Rotverschiebung. Die Entfernung zur Supernova kann mit Hilfe der scheinbaren Helligkeit, also mit der Helligkeit wie wir die Lichtquelle auf der Erde sehen der Supernova M (m) und der tatschlichen Helligkeit bestimmt werden: m = M + 5 log dL + 25 mit dL der Leuchtkraftentfernung gemessen in Mpc dL = 10 m−M 5 −5 Durch das Verhältnis der Wellenlänge zwischen . λ1 (12) der emitierten Wellenlänge und λ0 der beobachteten kann das Verhältnis der kosmischen Ausbreitung zum Zeitpunkt t1 bei der Emission und t0 der Zeitpnkt der Beobachtung bestimmt werden: λ0 a(t0 ) = λ1 a(t1 ) daraus folgt der Ausdruck für den Rotverschiebungsparameter z= λ0 − λ1 a(t0 ) = −1 λ1 a(t1 ) 5 z: (13) Die Ausbreitungsgeschwindigkeit hängt ab von der Massendichte, der kosmologischen Konstante und der geometrie des Universums. Da wir eine sehr geringe Krümmung des Raumes messen und wir deshalb annehmen, dass der Raum ach ist, ist k=0 und die Abhängigkeit von der Raumkrümmung verschwindet. Wir wissen, dass die Massendichte −3 mit a(t) skaliert. Somit können wir die Expansionsrate des Universums schreiben als H 2 = H02 [ΩM (1 + z)3 + ΩΛ ] (14) Für ein Event in der Vergangenheit das bei einer Rotverschiebung von z heute beobe- achtet wird, gilt über die Denition des Hubbleparameters: a(t) d log H= dt a0 ! d 1 = ln dt 1+z = −1 dz 1 + z dt (15) Mit (15) und (16) kombiniert können wir die Gleichung umformen zu −(1 + z)−1 dt = 1 dz H0 [ΩM (1 + z)3 + ΩΛ ] 2 (16) Die Gröÿen a, r und t hängen zusammen in der Gleichung für die radiale, nicht geo1 dr = a(t) . Multipliziert mit a0 erhalten wir die Gleichung: dätische FLRW Metrik dt a0 a0 dr = dt a(t) (17) Mit dem Ausdruck für die Rotverschiebung (13) können wir (17) umformen zu: a0 dr = (1 + z)dt (18) In verbindung mit Gleichung (16) und der Integration bis zur Rotverschiebung der Supernova z1 , bzw. bis zum Abstand der Supernova a0 Z r1 0 dr = Z z1 0 r1 folgt: dz (19) q H0 ΩM (1 + z)3 + ΩΛ Mit einem weiteren Ausdruck für die Leuchtkraftentfernung, dL = a0 (1 + z)r1 können wir (19) umschreiben, sodass die Leuchtkraftentfernung einer Ia Supernova in einem achen Universum k = 0 ist neben der Rotverschiebung nur noch abhängig von ΩM und z 1+z Z dz 0 q dL (z, H0 , ΩM , ΩΛ ) = H0 o ΩM (1 + z 0 )3 + ΩΛ (20) ΩΛ : Durch eine genaue Messung der Leuchtkraftentfernung kann mit dieser Formel die Energiekomponenten des Universums, besonders ΩΛ bestimmt werden. Als Ergebnis dieser Forschung wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit entdeckt, dass die kosmologische Konstante Λ gröÿer null ist Verteilung von Masse und Vakuumenergie P (Λ > 0) ≈ 99%, und dass Ωm ' 0, 3 und ΩΛ ' 0, 7 ist. 6 die momentane Weiter wurde entdeckt, dass die kosmologische Konstante, also die beschleunigte Ausdehnung erst seit 5 Billionen Jahren die Ausbreitung des Universums nennenswert beschleunigt. In der Zeit davor hat die Masse im Universum die vom Big Bang kommende Ausbreitungsgeschwindigkeit verringert. Wie wir in unseren Betrachtungen oben gesehen haben wächst jedoch der Einuss der kosmologischen Konstante mit der Gröÿe des Universums und damit auch die Ausbreitungsgeschwindigkeit. Als Vakuumenergie wird angenommen, dass es sich hierbei um die dunkle Energie handelt, über die man jedoch noch recht wenig weiÿ. 5 Die Probleme der kosmologischen Konstante Es gibt zwei Probleme, mit denen sich die Wissenschaft bei der kosmologischen Konstante konfrontiert sieht. Die erste und ältere der beiden Probleme geschäftigt sich mit dem Problem der Gröÿe von Λ. Warum hat die kosmologische Konstante so einen kleinen Wert, der aber trotzdem ungleich Null ist. Ein Erklärungsansatz ist die Nullpunktsfluktuation. In relativistischer Quantenphysik ist das Vakuum nicht leer sondern gefüllt mit Quantenuktuationen. Das sind Teilchen-Antiteilchen-Paare, die in der Quantenfeldtheorie aus dem Vakuum entstehen und wieder zerfallen. Die Erlaubten Zustände eines harmonischen Oszillator in der Quantenmechanik sind somit: 1 h̄ω0 En = n + 2 Die Vakuumenergie ist also nicht geringer als die Energie (21) E0 = 21 h̄ω0 bei n = 0. Um zur Energiedichte zu gelangen, betrachten wir die Energie über den gesamten Raum und über alle Frequenzen: 4 8π Z ωmax ω 2 ωmax < ρ >vac = ω dω = (2π)3 0 2 8π 2 (22) man sieht, dass bei sehr groÿen Frequenzen die Inergiedichte divergiert. Betrachten q 1 1 wir das Integral bis zur Planckfrequenz ωP = = erhalten wir eine VakuumenertP G 74 3 −44 giedichte von ρvac ∼ 10 GeV /cm . Mit tP der Planckzeit (tP = lP /c ∼ 10 s), lP der q −33 3 h̄G/c ∼ 10 cm) und c der Lichtgeschwindigkeit. Dieser Wert ist Plancklänge (lP = zu vergleichen mit dem heute gemessenen Wert für die kritische Dichte: ρcrit = 3H0 ∼ 0, 5 · 10−5 GeV /cm3 . 8πG (23) Das Ergebnis zeigt einen Unterschied von ca. 80 Gröÿenordnungen, obwohl wir noch nicht über die Nullpunktenergien aller freien Teilchen summiert haben. Das neuere der zwei Probleme ist die Frage warum geht ÿenordnung wie ΩM ΩΛ mit der gleichen Grö- in die Ausbreitungsgeschwinsigkeit ein. Warum sollte in der ganzen Geschichte des Universums gerade dann ΩΛ und wenn wir unsere Beobachtungen machen. 7 ΩM einen gleichstarken Einuss haben, Quellen L. Bergström und A. Goobar , Cosmology and Particle Astrophysics, Springer 2006. 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