VSW.Kompakt | 27.11.2015 Globale Risiken und politische Maßnahmen bremsen Investitionen 1. Sachsens BIP-Wachstum dank Sondereffekten leicht überdurchschnittlich Das Wirtschaftswachstum in Sachsen lag im ersten Halbjahr 2015 mit 1,7 Prozent leicht über dem Bundesschnitt von 1,4 Prozent. Zur überdurchschnittlich positiven Entwicklung trug im Wesentlichen 1 das Wachstum der Industrie bei. Von Januar bis September stieg der Umsatz in Sachsens Industrie um 6 Prozent. Die stärksten Zuwächse verzeichnete dabei der Fahrzeugbau (+27 Prozent), bei dem sich die neuen Investitionen am Standort Sachsen und eine stabil hohe Auslandsnachfrage positiv auswirkten. Förderlich wirkten hierbei auch der nach wie vor schwache Euro-Kurs, die Erholung in der Euro-Zone und der gesunkene Ölpreis. In den anderen Industriezweigen war die Entwicklung dagegen angesichts einer weltweit gebremsten Investitionstätigkeit differenzierter. Sachsens Dienstleistungsbereiche profitierten - wie auch bundesweit - von steigenden Konsumausgaben aufgrund der niedrigen Inflation und des hohen Beschäftigungsstandes. Der Einzelhandel verzeichnete von Januar bis September 2015 ein reales Umsatzplus von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, das Gastgewerbe sogar von 6 Prozent. Die Stimmung im sächsischen Handel ist dabei so gut wie lange nicht mehr. Das sächsische Baugewerbe lag dagegen trotz des infolge niedriger Zinsen boomenden Wohnungsbaus - nur auf Vorjahresniveau, da der schwache Wirtschaftsbau und die verhaltenen öffentlichen Investitionen bremsten. Auch das Handwerk und die Unternehmensdienstleister verzeichneten eine uneinheitliche Entwicklung, wobei die auf den Binnenkonsum ausgerichteten Bereiche sich positiver als im Durchschnitt entwickelten. Dies spiegelte sich auch in der aktuellen VSW-Konjunkturumfrage unter den sächsischen Branchen wider. 2. Arbeitslosigkeit in Sachsen sinkt weiter - Beschäftigungsaufbau folgt hoher Investitionstätigkeit der letzten Jahre Infolge der stabilen wirtschaftlichen Lage konnten die sächsischen Unternehmen ihre Beschäftigung deutlich erweitern. Im August waren in Sachsen 24.700 SV-Beschäftigte mehr als im Vorjahresmonat tätig. Mit 1,6 Prozent lag der Zuwachs leicht unter dem bundesweiten Wachstum (2,3 Prozent). Dank der hohen Beschäftigungsnachfrage ist die Arbeitslosigkeit in Sachsen auf den niedrigsten Stand seit 1991 gefallen. Die Quote rangiert inzwischen unter dem Niveau von Nordrhein-Westfalen. 2 Einen besonders starken Beschäftigungszuwachs verzeichneten in den letzten Jahren Sachsens Industriebetriebe. Aktuell sind 275.000 Beschäftigte in der sächsischen Industrie tätig (alle Angaben ohne Zeitarbeitsverhältnisse), was 57.000 Personen mehr als noch vor zehn Jahren und den höchsten Stand seit 1992 bedeutet. Allein im sächsischen Fahrzeugbau wurden in diesem Jahr mehr als 3.000 neue Stellen geschaffen. Der Beschäftigungsaufbau geht dabei mit einer weit überdurchschnittlich hohen Investitionstätigkeit einher. Sachsens Unternehmen sind im Vertrauen auf ein investitionsfreundliches Umfeld in den letzten Jahren oftmals in hohe Vorleistungen gegangen. So waren die Investitionen in der sächsischen Industrie von 2008 bis 2013 mit 20,9 Mrd. EUR fast doppelt so hoch wie die Gewinne im selben Zeitraum. 3. Aussichten getrübt: Globale Investitionstätigkeit lässt nach, Politik verschlechtert gleichzeitig Rahmenbedingungen In der aktuellen VSW-Konjunkturumfrage erwarten die Branchenvertreter, dass sich Sachsens Wirtschaft 2016 insgesamt stabil entwickeln wird. Das für kommendes Jahr von den führenden Wirtschaftsforschungsinstituten prognostizierte Wachstum des deutschen Bruttoinlandsproduktes von preisbereinigt 1,5 bis 2,0 Prozent dürfte vor diesem Hintergrund auch für Sachsen realistisch sein. 3 Dabei zeigt sich jedoch eine anhaltende Differenzierung nach Märkten und Branchen, wobei vor allem die konsumnahen Wirtschaftsbereiche zuversichtlich sind. Auch die aktuellen Prognosen gehen davon aus, dass der private Konsum angesichts der Sondereffekte aus niedrigen Zinsen und geringer Inflation bei gleichzeitig guter Arbeitsmarktlage zunächst eine wichtige Konjunkturstütze bleibt. Innerhalb der Industrie trübte sich dagegen die Stimmung der Unternehmen sowohl in Sachsen als auch bundesweit zuletzt ein. Neben den noch unklaren Folgen aus dem VW-Abgasskandal sind eine nur moderate Investitionstätigkeit im Inland und eine schwächer expandiere Weltwirtschaft die Ursachen hierfür. Der Preisrückgang bei wichtigen Rohstoffen geht mit einer schwächeren wirtschaftlichen Entwicklung in vielen Schwellenländern einher. Der Internationale Währungsfonds (IWF) spricht sogar von drohenden Zahlungsbilanzrisiken in exportabhängigen Schwellen- und Entwicklungsländern. 2015 werden nach Berechnungen des IWF die weltweiten Investitionen erstmals seit 2009 wieder sinken, wobei sowohl in den Schwellen- als auch in den Industrieländern die Investitionstätigkeit derzeit rückläufig ist. Auch der Freistaat bekommt dies zunehmend zu spüren: So waren die sächsischen Exporte nach China in den ersten neun Monaten 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit -6 Prozent bereits deutlich rückläufig. 4 Die Arbeitsmarktmaßnahmen und zunehmenden Regulierungspläne in Deutschland und dem Freistaat erscheinen angesichts dessen immer problematischer. Bereits in diesem Jahr hat die Rente mit 63 vor allem Mittelständler vor zum Teil große Probleme gestellt. Mit den nun vom Bundesarbeitsministerium vorgestellten Gesetzesentwürfen soll zusätzlich der Einsatz von Zeitarbeit und Werkverträgen beschränkt werden, was den Unternehmen trotz der globalwirtschaftlichen Herausforderungen zwei enorm wichtige Flexibilisierungsinstrumente raubt. Dabei gibt es längst Anzeichen für eine erneut zunehmende Abkehr vom Standort Deutschland. So sind die Anlageinvestitionen deutlich niedriger als vor der Wirtschaftskrise 2008/2009. Nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes wurde entgegen dem konjunkturellen Trend auch im dritten Quartal 2015 bundesweit weniger in Maschinen und Geräte sowie Bauten als im Vorquartal investiert, womit sich die künftigen Wertschöpfungs- und Beschäftigungspotentiale im Land sukzessive verringern. Die VSW steht für Ihre Fragen und Anregungen gern zur Verfügung: Kontakt: Sandra Lange Tel. 0351 25593-18, Fax 0351 25593-78 [email protected] Download Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft e. V. 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