Rundschau 124 Journal-Club mit Lothar Jaenicke Mais-Protease stört die Nährstoffaufnahme von Die Weiche zur Raupen Serinsynthese wird Pflanzen reagieren auf Insek- Phosphorylierung/ Dephosphorylierung im PlectinCytoplasmanetz Durchfall-auslösende Toxine von Mollusken (Ocadasäure) oder Meeresalgen (Microcystine) wirken durch Hemmung von Proteinphosphatasen (PP) verschiedenen Typs (–1, –2A usw.), sodass phosphorylierte Signalkettenproteine phosphoryliert bleiben. Eine Folge ist die Aktivierung des Transkriptionsregulators p53, wodurch Apoptose ausgelöst wird. Naringin, das Flavonoid-glycosid aus Grapefruitschalen, greift bei Hepatocyten in diesen Ciculus vitiosus ein, nicht aber bei Hepatomzellen, was eventuell für eine Chemotherapie von malignem Wachstum genutzt werden kann. Die PP dieser Signalkette wurden von A.-K. RUND-LARSSEN et al., P.O. SEGLEN (J. Biol. Chem. 277 (2002) 34826 –34835) durch 6M Harnstoff/5%PAGE und Immunfärbung mit P-Tyr-gerichtetem Antikörper isoliert. Dabei fällt ein ca. 500 kDa Makroprotein auf, das zugleich Ocadasäure und Naringin bindet. Es wurde durch tryptischen Fingerabdruck, MALDI und Immunfärbung als das Zell-Verbindeprotein Plectin identifiziert. Nach dem Hemmverhalten ist es sowohl eine PP-1, als auch eine PP-2A. Durch Ocadasäure zerfällt das cytoskelettale Plectin und das Gallenkanälchennetz; Naringin gibt fast 90% Schutz. Andere gerichtete Proteinkinase-Hemmer haben keine Wirkung. Ocadasäure induziert die Naringin-ausgelöste Hemmung einer Signalkette der eindrucksvollen Akronymenfolge AMPKK/ AMPK/SEK1/JNK/S6K, und vermittelt zwischen Leben und Tod der Zelle. tenfraß häufig mit der Bildung von speziellen Abwehrproteinen, die weiteren Fraßschäden vorbeugen. Den bislang unbekannten Wirkmechanismus einer 33 kDa-Cystein-Protease, die in resistenten Maissorten (Zea mays) bei Befall mit Spodoptera frugiperda-Raupen induziert wird, klärten T. PECHAN et al., W.P. WILLIAMS (PNAS 99, 13319–13323, 2002) jetzt auf. Diese Cystein-Protease (398 AS) gehört zur Papain-Superfamilie und besitzt Chitin-bindende Aktivität. Ihre Anhäufung korreliert mit einem um etwa 50% verringerten Wachstum der Raupen. Fressen die Raupen transformierten Mais-Kallus, der die Protease überexprimiert, ist ihr Gewicht um 60–80% gegenüber mit untransformiertem Kallus kultivierten Kontrollen reduziert. Mit Hilfe von Elektronenmikroskopie zeigten die Autoren, dass nach Verzehr von Protease-haltigem Mais oder Kallus die Peritrophischen Membranen (PM) der Raupen geschädigt wa- ren. Die PM bestehen aus Chitin mit Glycoproteinen und Proteoglycanen und umhüllen die Nahrung im Mitteldarm, sodass sie den Darm vor physikalischen und chemischen Verletzungen schützen. Am meisten waren die innenliegenden Schichten beschädigt, die am stärksten mit der Nahrung in Kontakt kamen. Im Gegensatz dazu waren die PM von Raupen, die mit nicht resistenten Pflanzen, untransformiertem Kallus oder mit Kontrollvektor transformiertem Kallus gefüttert worden waren, intakt. Da die PM wichtig für die Kompartimentierung während der Verdauung sind, ist sehr wahrscheinlich, dass eine Änderung ihrer Zusammensetzung die Verdauung und Aufnahme der Nahrung beeinträchtigt. Die Störung des normalen Austausches von Enzymen und Nährstoffen über die Membranen hinweg kann zu verringertem Wachstum der Raupen führen. Johanna Schmitt, Marburg Wasserstoffbindungs-Vierbuchstabencode mit Kontrollzahl Weshalb hat sich die Natur aus allen 16 möglichen Basen gerade A, C, G und T(U) zur Nukleinsäure-Paarung ausgewählt? Auch andere kamen in der Ursuppe vor. Es wird nun von D. MACDONAILL diskutiert, dass dies mit einer irrtumsfreien Codierung zusammenhänge, die so wirkt, wie bei den Strichcodes unserer Warenhäuser oder den IS-Nummern bei Büchern und Anschlussnummern. Aus den systematischen Arbeiten von A. ESCHENMOSER und den Strukturüberlegungen von E. SZATMÁRTHY schließt er, dass nur mit diesen vier wasserstoff- brückenden Basen ein Parity-Bit in die Alphabet-Information der Gene angehängt werden kann, die strikt zwischen Donator und Acceptor, Pyrimidin und Purin unterscheidet. Die Zahl muss gerade sein. Kleine Misspassungen sind zwar möglich, aber wenig wahrscheinlich. Sie führen zu Mutationen. Große sind von vornherein ausgeschlossen. Ungerade Paarungen gibt es nicht im natürlichen Alphabet. Eine anregende Sache für Bioinformatiker und Evolutionstheoretiker, überzeugend für die Überzeugten. durch das Endprodukt blockiert 3-Phosphoglycerat-Dehydrogenase (PG-DH) ist das festlegende Enzym der Synthese von L-Serin aus der Glykolyse nach der Reaktion 3-Phosphoglycerat + NAD+ s 3-Phosphopyruvat + NADH + H+. Das Schlüsselenzym wird streng durch das Endprodukt der Kette, L-Serin, über Vmax (nicht wie sonst meist Km!) kontrolliert. PG-DH gehört zur Familie der D-HydroxysäureDehydrogenasen, zu der auch die Dehydrogenasen für Formiat, Lactat oder Glycerat gehören. Ihre Sequenzhomologie ist etwa 50%; ihre Sequenzidentität 25%. Die meisten Glieder der Familie sind Dimere, mit Ausnahme eben der PG-DH, die ein Tetramer aus Dreidomänen-Untereinheiten in Form eines gestreckten Rotationsellipsoids ist. Die Domänen sind das Bindeprotein für den Cofaktor (NBD), für das Substrat (SBD) und für den Regler (RBD). Die Regelung geschieht nicht dadurch, dass das Tetramere zu Dimeren dissoziiert, sondern durch eine Umlagerung des Aggregats im Gelenkstück des RBD beim Binden von Serin. Dadurch wird das Scharnier versteift, das Aktive Zentrum im Auf-Zustand gesperrt und kann kein Substrat mehr binden. J.K. BELL et al., G.A. GRANT, L.J. BANSZAK (Eur. J. Biochem. 269 (2002) 4176 – 4184) messen mit dem molekularbiologisch hergestellten Chimär-Enzym NBD-SBD im Steady State unveränderte katalytische und kinetische Parameter, aber eine hohe Thermolabilität. Auch dreht sich das Rumpfenzym nicht mehr zur geschlossenen Konformation. In inverser Perspektive ähnelt das der Festlegung von tetramerem Hämoglobin durch Einbinden von Polysäuren in den Tetradenzwickel, wodurch das Aggregat versteift wird. BIOspektrum · 2/03 · 9. Jahrgang Rundschau 126 Das bakterielle Thermometer wirkt wie ein Rückkopplungskontrolle der Proteinsynthese im Bimetall-Thermoschalter Ribosom Manche Bakterien werden in ihrer Lebensnische unter ganz definierten Milieubedingungen pathogen. Zu ihnen gehören Listerien, die im Freien harmlos sind, im Körper bei 37 °C aber neue Gene für Infizierung, Hämo- und Phospholipolyse anschalten, sodass sie für Immunschwache und Schwangere gefährlich werden können. Der Schalthebel ist die Kontrolle des Transkriptionsregulators PfrA, eines 233 Aminosäure-Polypeptids (P. CORRAT, M. LECUIT, EMBOJ 17 (1998) 3797 – 3806). Dessen Expression wird durch Wärme reguliert, indem ihre untranslatierte mRNA (UTR) aus einer inaktiven in eine Ribosomenbinde-Struktur übergeht, denn ihre Konformation ändert sich thermisch so, dass die ShineDelgano-Sequenz oberhalb von 30° aufgeht, zur Expression des PrfA und damit zur Virulenz führt, wie P. MANDLIN et al., P. COSSART (Cell 110 (2002) 551–561) mitteilen. Eine solche Konformationsänderung der UTR vor pfrA zwischen einer suboptimalen Faltung, bei der das 5’-Ende des RNA-Stiels mit dem Shine-Delgano-Dublett der pfrA interagiert und dadurch die Ribosomenbindung behindert und einer optimalen bindenden Form übergeht, wurde zunächst in silico berechnet und nun durch chemische Sonden, native Gelelektrophorese, in vitro-Translation und gezielte kompensatorische und stabilisierende Mutationen bewiesen. Fusionsproteine in E. coli aus dem PfrA und dem Grünfluoreszenzprotein zeigen ebenfalls beim Übergang auf 37 °C Aktivierung. Es sind keine anderen Faktoren nötig. Die Hitzekontrolle der Synthese rhizobieller Hitzeschockproteine (A. NOCKER et al., H. HENNECKE, F. NARBERHAUS, Nucleic Acids Res. 29 (2001) 4800–4807) lässt sich wohl in gleicher Weise erklären. Man kennt nun die Struktur des Ribosoms mit allen Komponenten, durch die die Proteinsynthese in ihm katalysiert wird, den Acceptor- und Polymerisationsort, die Editorialschranke, die Matern-RNA und die Decodierungsstelle, den Ausgangstunnel mit seinem Flaschenhals, an dessen Eingang das Peptidyltransferasezentrum steht. Das Ganze bildet einen Kanal, an dessen Eingang eine Schleuse wacht, der aber mit Schleifen von RNA ausgekleidet ist und dadurch Engen und Weiten hat, mit denen er sich durch die Mitte der 50S-Untereinheit zieht. Diese RNA-Schleifen haben Affinität zu bestimmten wachsenden Peptidketten und kontrollieren dadurch den Fortgang der Peptidsynthese. Ein überzeugendes Beispiel für solche Kontrolle geben F. GING und C. YANOFSKY (Science 297 (2002) 1864 – 1867) bei der Synthese der Tryptophanase von E. coli. CH..O-Kontaktkleber für Proteine Wasserstoffbindungen zwischen N- und O-Atomen sind überall die Stabilisatoren von Makromolekülstrukturen, bekannt und experimentell gut untersucht. Dagegen steht es anders mit den CH..O-Kontakten, die zwischen parallelen und antiparallelen β-Faltblatt-Proteinen aber auch zwischen benachbarten α-Helices sterisch möglich und wohl auch genutzt sind. Man betrachtet sie heute zunehmend als regelrechte Wasserstoffbindungen und findet passende Verhältnisse auch an Berührungsflächen von ProteinUntereinheiten. Es sind zwar nur schwache Wechselbindungen, aber ihre Zahl kann groß sein. Rechnungen dazu stellen L. JIAN und L. LAI (J. Biol. Chem. 277 (2002) 377-2 – 37740) an. Die berechnete Energie hat ein Tal bei 3.4 Å und zeigt die typischen Charakteristika von Wasserstoffbindungen, bestätigt damit die ab initio-Quantenrechnungen von S. SCHEINER, T. KAR und Y. GU (J. Biol. Chem. 276 (2001) 9832 – 9840). Die Potenziale von 469 Protein/ProteinWechselwirkungen wurden benutzt, um die verschiedenen Typen von nicht-covalenten oder ionischen Bindungen zu ermitteln. Im Ergebnis überwiegen hydrophobe Kräfte (50%), gefolgt von Wasserstoffbindungen zwischen N und O, aber der CH..O-Anteil liegt mit 17% durchaus markant, kann sogar bis auf 40 oder 50% steigen. Die Bindungsenergie errechnet sich zu -1 bis -2 kJ/Mol; die C..OAbstände zu 3.2 bis 3.4 Å, die H..O-Abstände zu 2.1 bis 2.5 Å; die Winkelung liegt zwischen 125° und 160°. Die Geometrie zwischen benachbarten β-Strängen und α-Helices ist durch die auffällig gegabelte Wasserstoffbindung an den CαH..OVerbrückungen charakterisiert. Durch die Vernetzungen erhalten Kontaktflächen von Proteinen erhebliche Zusatzklebefähigkeit und wird die Assoziation der Makromoleküle stabilisiert. Dieses katabole Enzym katalysiert den Abbau von Tryptophan (Trp) zu Indol, Pyruvat und Ammoniak, und sein Operon ist hochgradig durch Katabolitrepression und Trp-induzierte Antitermination justiert. Ein Induktionsort, der durch Trp aktiviert wird, entsteht im arbeitenden Ribosom während der Synthese von TnaC, dem 25Aminosäuren-Führungspeptid, an dessen Position 12 das Regelungs-kritischte Trp sitzt. Es hemmt das Freisetzen des RF2 am tnaC-Stopcodon. Es wird nun gezeigt, dass Trp12 durch den Tryptophanyl-Teil von beladener tRNATrp ersetzt werden kann. Das heißt, die RibosomenA-Stelle ist nach Belegung durch das Schaltelement der Ort der Induktion. Für diese ist es wesentlich, dass Trp12 des wachsenden TnaC-Peptids ordnungsgemäß besetzt ist. Das heißt, es gibt bei der Peptid-Synthese am Ribosom kommunikative Fernwirkungen, die Fortgang und Schluss der Vorgänge im translatierenden Ribosom kontrollieren. In der Sequenz der wachsenden (hier TnaC) Peptidkette steckt Information, die dem translatierenden Ribosom vermittelt und umgesetzt wird, um die Bindung einer Schlüssel-Aminosäure an das Ribosom zu regeln. Dadurch lässt sich entweder die Geschwindigkeit der Kettenverlängerung oder die co-translationale Faltung oder – in Konkurrenz – ein Freisetzungsfaktor kontrollieren, durch den das Ribosom zum Halt an einer Stelle, die für die Bindung eines Rho-Faktors nötig ist, gezwungen wird. Dies sind vermutlich Einengungen durch bestimmte RNA-Schleifen im Flaschenhals des Tunnels. BIOspektrum · 2/03 · 9. Jahrgang Rundschau 128 Fluoro-Poren zur Serienanalyse Das analytische Auswerten großer Probenzahlen in den verschiedenen -omics ruft nach einfachen und anpassungsfähigen Methoden. Die immunologischen Verfahren sind zwar extrem empfindlich und spezifisch, aber wenig flexibel; man braucht für jeden Stoff einen eigenen Antikörper. Ein geschickter Schachzug in diesem Spiel ist, die Selektivität von natürlichen (H. BAYLEY & P.S. CREMER, Nature 413 (2001) 226 – 230) oder synthetischen (G. DAS et al., S. Matile, ChembioChem 3 (2002) 1089 – 1091) Membranporen auszunutzen und die durch die durchtretenden Ionen entstehenden Potenziale elektrochemisch zu messen. Eine noch intelligentere fluorometrische Methode schlagen nun G. DAS, P. TALUKDAR & S. MATILE (Science 298 (2002) 1600 – 1602) vor. Sie bauen selbstassemblierende supramolekulare Poren in (Eigelb)Phosphatidylcholin-Vesikel ein, die mit dem anionischen Fluoreszenzfarbstoff 5(6)-Carboxyfluorescein in selbst-quenchender Konzentration gefüllt sind. Die Poren sind ein selbstaggregierendes β-Fass, dessen Dauben p-Octaphenyl-Ketten von etwa der Länge der Lipiddoppelschicht-Dicke ist. Die aromatischen Ringe stehen übereinander in rechten Winkeln. Sie sind über O-CH2Carboxygruppen mit ungradzahligen Oligopeptiden substituiert, deren ungradzahlige Reste hydrophob, deren gradzahlige Reste ionisiert sind. Hier hat man es durch die Auswahl in der Hand, die gegebenen Minimum-Dissoziationskonstanten der Analyten (KD) anzupassen. Die Seitenketten jeder Daube wechselwirken miteinander (s. G.M. WHITESIDES et al., Acc. Vernetzung von Chem. Res. 28 (1995) 37) zu einem β-Faltblatt, das sich zu einem Stäbchen-Zylinder rollt, der außen hydrophob in der Vesikelmembran steckt und sie durchdringt, innen mit den ionischen Aminosäure-Seitenketten austapeziert ist. Durch diese „Pore“ können niedermolekulare, auch fluoreszierende Stoffe diffundieren. Werden Mg2+-Ionen zugefügt, binden diese an die sauren Innengruppen und schließen die Pore, quenchen damit die Fluoreszenz im Inneren der Vesikel. Gibt man nun aber konkurrierende ionische Moleküle als Analyte hinzu, werden die Ionen-permeablen Poren je nach den KD-Werten des Analyten oder, bei enzymatischen Reaktionen, der Bindungsverhältnisse zwischen Substrat und Produkt aktiviert (oder deaktiviert), was leicht durch das Auslecken der Fluoreszenz verfolgt werden kann. Je nach Größe und Ladung der Reste auf der Innenfläche und der Affinität der Analyten ändert sich die Permeabilität, sodass sich die Konzentrationsverhältnisse zum Beispiel in einer Mikrotiterplatte vergleichen oder Kinetiken in einer Küvette messen lassen. Als enzymatische Reaktionen zur Demonstration verwendet wurde die Apyrase, die Aldolase, die alkalische Phosphatase und die Gatactosyltransferase. Die Fluoreszenz-Austrittsstärke ist eine gut zu manipulierende Größe, die sich unabhängig von der eigenen Struktur von Substrat oder Produkt des Analyten bis hinunter in den Nanomol-Bereich empfindlich messen lässt. Protein/DNAKomplexen durch Schwefel-Lost O6 von Guanin ist besonders reaktionsfähig und wird in DNA leicht alkyliert, wodurch Mutationsgefahr besteht. Eine spezifische Alkyl-Guanin-Transferase (AGT) schützt. Ein merkwürdiger Befund aber ist, dass 1,2-Dibromethan durch die AGTs verschiedener Organismen nicht entgiftet wird und deshalb als Carcinogen erkannt (und verbannt) worden ist. Der Grund für die paradoxe Toxizität liegt nach L. LIU et al., F.P. GIENGERICH (J. Biol. Chem. 277 (2002) 37920 – 37928) darin, dass Br(CH2)2Br mit einer spezifischen Cystein-SH-Gruppe ein Addukt eingeht, das zu einem Episulfonium(-S+ = (CH2)2)-Ion cyclisiert, das rasch mit Nucleophilen (O oder N) reagiert. In vitro wurde mit der gereinigten, rekombinierten AGT vom Menschen der Ort des „HalbSchwefellosts“ gefunden: C145 im tryptischen Dodekapeptid G136X7C145XR147. Diese hochreaktive Zwischenverbindung reagiert dann mit Basen der DNA und vernetzt so das Gen-Material; sonst reagiert es mit Wasser zum Peptidyl-Cys-S-(CH2)2OH ab. Dies ist ein neuartiger Mechanismus zur Erzeugung eines toxischen Gen-Schadens, angerichtet durch die Affinität des AGT-Proteins zu DNA-Abschnitten, wodurch die potenziellen Reaktanden zusammengebracht werden. Der chemische Mechanismus selbst hat seine Präzedenz in der Reaktion von Di-bromethan mit Glutathion durch eine Glutathion-STransferase, die aber keine Affinität zu DNA hat, sondern zu einer P450-Monooxigenase, sodass als Produkt über 2-Bromacetaldehyd 2-Bromethanol entsteht (N.S. GRAY et al., P.G. SCHULTZ, Science 281 (1998)). BIOspektrum · 2/03 · 9. Jahrgang