A_zertifikateXXX.qxd 19.11.2006 23:34 Seite 106 markt & strategie I zertifikate Situation skurrilerweise umgekehrt, und man versucht mit Zertifikatefonds vom selben Trend zu profitieren, indem man die steuerpflichtigen Papiere in Fondshüllen packt, um die Steuer auszuschalten. Parallel dazu nützen die Fondshäuser die besonderen Ertrags- und Risikoprofile der strukturierten Produkte, um auch ihren Fonds ein neues Aussehen zu verleihen. Sie konzentrieren sich dabei häufig auf Kombinationen aus Bonus- oder Discountzertifikaten oder spezia- lisieren sich auf eines dieser beiden Segmente. Mit den Discountzertifikaten, die vor allem in Seitwärtsmärkten ihre Stärken zeigen, senken sie die Volatilität im Fonds. Bei Bonuszertifikaten nützen sie in Aufwärtsmärkten zuzsätzliche Gewinnchancen. Diese Zertifikate verdienen mehr als eine simple Aktie, solange eine vorher festgelegte Barriere nicht nach unten durchbrochen wurde – sollte das dennoch passieren, verläuft der Kurs des jeweiligen Papiers genauso wie der seines Underlyings. Das Prinzip ist dabei ähnlich wie bei herkömmlichen Aktienfonds: Der Manager mischt in seinem Fonds eine Reihe von Zertifikaten, um einen Diversifikationseffekt in verschiedene Emittenten und Papiere zu erreichen. Speziell bei den Zertifikatefonds gilt es darüber hinaus eine möglichst gute Struktur und Staffelung der Fälligkeiten zu erreichen. Allem Anschein nach muss man davon ausgehen, dass die Produktwelt in Zukunft nicht einfacher wird. FP Diese Zertifikatetypen sind „vertriebstauglich“ Der Boom bei Zertifikaten hat dazu geführt, dass heute etliche tausend Papiere für jeden denkbaren Markt und jede denkbare Marktlage zur Auswahl stehen. Laut Josef Oppenauer von zertifikatepromoter.at ist für unabhängige Berater nur ein kleiner Teil interessant. Um in Frage zu kommen, müssen die Zertifikate einen festgelegten Emissionszeitraum und eine ebenso starre Laufzeit aufweisen. Der Startkurs muss bei 100 oder 1000 Euro liegen. Wertpapiere, die in Frage kommen, müssen überdies über die jeweilige Depotstelle, mit der der Berater kooperiert, orderbar sein und – das ist der entscheidende Punkt: Es muss einen Ausgabeaufschlag geben. Um das Risiko nicht außer Kontrolle geraten zu lassen, stehen Produkte im Vordergrund, die entweder Garantien, „Puffer“ oder zumindest einen „Teilschutz“ gewähren, sowie Emissionen, die auch Mindestverzinsungen sicherstellen. In weiterer Folge werden auch ausgewählte Express- und sonstige Zertifikate analysiert und gegebenenfalls empfohlen. Garantiezertifikate: Charakter: Garantie-, Kapitalschutz- oder Airbag-Zertifikate sichern dem Käufer zum Ende der Laufzeit die Rückzahlung des eingesetzten Kapitals zu. Nur wer davor aussteigt, kann auch Verluste erleiden. Die Garantien sind nicht einheitlich, sondern pendeln im Bereich zwischen 80 und 100 Prozent des Emissionspreises. Nachteil: Garantiezertifikate sind aus steuerlicher Sicht suboptimal, denn die Erträge aus diesem Papier unterliegen der Besteuerung als Einkünfte aus Kapitalvermögen. Gewinne aus der Veräußerung (§ 20 Absatz 2 Nr. 4) oder Einlösung (§ 20 Absatz 1 Nr. 7) von kapitalgarantierten Zertifikaten sind als Einkünfte aus Kapitalvermögen steuerpflichtig und unterliegen grundsätzlich der Zinsabschlagsteuer. Begründung: Der Emittent garantiert hier die vollständige oder teilweise Rückzahlung des angelegten Betrags. Funktionsweise: In der Regel wird das Geld der Anleger in eine Nullkuponanleihe (Zerobond) und einen Optionsteil aufgesplittet. Letzterer soll den Ertrag bringen, der naturgemäß limitiert ist. Bonuszertifikate: Noch „sicherer“ als Garantiezertifikate sind Bonuszertifikate. Neben der Kapitalgarantie bieten sie auch noch eine Mindestverzinsung, die sich meist im Bereich zwischen sechs und acht Prozent jährlich be- 106 wegt. Diese Verzinsung ist allerdings an die Entwicklung eines zugrunde liegenden Marktes (Aktienkorb, Index, Rohstoffpreis etc.) gekoppelt. Wird hier eine definierte Schwelle unterschritten, kann der „Bonus“ verloren gehen. Diese Schwelle liegt im Regelfall im Bereich zwischen 30 und 50 Prozent unter dem Kurs bei Emission des Papiers. Wird dieser Wert tatsächlich unterschritten, kann sich das Zertifikat in ein herkömmliches Index- oder in ein Garantiezertifikat verwandeln. Expresszertifikat: Expresszertifikate bieten die Chance, auch in Seitwärtsmärkten hohe Rendite zu erzielen. So haben Anleger die Möglichkeit, am Ende einer Betrachtungsperiode, beispielsweise nach einem Quartal oder nach einem Jahr, das investierte Kapital plus einem Ertrag vor dem Laufzeitende ausbezahlt zu bekommen. Dafür muss nur eine Bedingung erfüllt werden: Der zugrunde liegende Index /Aktie sollte zu diesem Zeitpunkt auf oder über seinem Ausgangsniveau liegen bzw. eine vorher bestimmte Schwelle nicht unterschritten haben. Falls diese Bedingung in der ersten Periode nicht erfüllt ist, hat der Investor die Chance auf vorzeitige Rückzahlung in jeder der folgenden Perioden. Der Rückzahlungsbetrag erhöht sich dabei in jeder Periode. Der Risikopuffer am Laufzeitende schützt vor Kursrückgängen: Weist der Index / die Aktie während der Gesamtlaufzeit eine negative Kursentwicklung auf und kommt es zu keiner vorzeitigen Rückzahlung, so besteht zum Laufzeitende – je nach Ausgestaltung – voller oder teilweiser Kapitalschutz. Klassik Expresszertifikat: Mit Expresszertifikaten haben Sie die Chance einer vorzeitigen Rückzahlung, falls der zugrunde liegende Basiswert – je nach Ausgestaltung – zu definierten Zeitpunkten auf oder über seinem Ausgangsniveau notiert. Tritt die Bedingung für die vorzeitige Rückzahlung nicht ein, gibt es weitere Prüftermine, und zum Laufzeitende besteht voller oder partieller Kapitalschutz. Zins-EExpresszertifikat: Das Zins-Expresszertifikat bietet die Chance auf hohe Erträge in seitwärts laufenden und fallenden Aktienmärkten. Notiert der Basiswert an festgelegten Stichtagen zwischen dem Auflageniveau und einer vorher definierten Schwelle, wird ein Zinsbonus an den Anleger ausgeschüttet, und das Zertifikat läuft bis zum www.fondsprofessionell.at FONDS professionell nächsten Stichtag. Notiert der Basiswert an einem Stichtag mindestens auf dem Auflageniveau, wird der Nominalbetrag des Zertifikats zuzüglich der Zinsbonuszahlung an den Anleger ausbezahlt. Auch hier besteht zum Laufzeitende derselbe Absicherungsmechanismus wie beim Klassik Express. easy Expresszertifikat: Die wohl einfachste Form von Expresszertifikaten. Sie verknüpfen kurze Laufzeiten mit attraktiven Renditen und einem komfortablen Risikopolster. Es gibt nur einen Betrachtungstag, an dem der Basiswert über einer vorher definierten Schwelle notieren muss. Diese Schwelle liegt in der Regel deutlich unter dem Auflageniveau. Schon dann kommt es zur Rückzahlung des Nominalbetrags zuzüglich Extraertrag. Abnehmende Rückzahlungsniveaus: Wem die bisher vorgestellten Expresszertifikate noch nicht genügen, der kann sich an der neuesten Entwicklung erfreuen: Expresszertifikate mit abnehmenden Rückzahlungsniveaus. Dabei wird die Schwelle, die für eine vorzeitige Rückzahlung relevant ist, von Stichtag zu Stichtag gesenkt. Noch mehr Sicherheit und noch höhere Rückzahlungswahrscheinlichkeit sind die Folge. Selbstverständlich sind diese Zertifikate mit einem Risikopolster ausgestattet. Wie funktioniert ein Discountzertifikat? Der Käufer erwirbt das Recht, am Laufzeitende den Gegenwert des Basiswerts, z.B. einer Aktie, zu verlangen, der jedoch auf einen Maximalbetrag (Cap) begrenzt ist. Der Clou: Der Anleger erwirbt den Basiswert dabei stets zu einem Abschlag (Discount), d. h., er kann auch dann einen Gewinn erzielen, wenn sich der Basiswert gar nicht bewegt. Der Discount erklärt sich aus den zwei Komponenten des Zertifikats: dem theoretischen Kauf eines Calls mit Basispreis 0 Euro, was im Prinzip dem Kauf des Basiswertes gleichkommt, und dem gleichzeitigen Verkauf eines Calls in Höhe des Caps an die Bank. Hierfür erhalten Sie, immer nur theoretisch, eine Prämie, die den Discount darstellt. Wenn Sie das, was Sie für den Kauf des Calls bezahlen müssten, und das, was Sie an Prämie aus dem Verkauf des zweiten Calls erhalten würden, aufrechnen, erhalten Sie den Preis des Discountzertifikats. Aber beachten Sie: Discountzertifikate haben nichts mit Optionsscheinen zu tun. Ihre Chancen-Risiko-Struktur liegt deutlich unterhalb der einer Aktie. (Quelle: zertifikatepromoter.at)