Vorlesung 6: Roter Faden: Heisenbergsche Unsicherheitsrelation Messungen in der Quantenmechanik Folien auf dem Web: http://www-ekp.physik.uni-karlsruhe.de/~deboer/ April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 1 Lokalisierung eines Teilchens Wenn ein Elektron ein wohldefinierter Impuls hat, dann hat es auch eine wohldefinierte Wellenlänge. Die einzigeWellengleichung für eine wohldefinierte Wellenlänge ist mit k = 2 π /λ , and ω= 2 π f. Das Problem: die Amplitude geht nicht gegen Null im Unendlichen, d.h. das Teilchen ist nicht lokalisiert! Lösung des Problems: Wellen können interferieren wenn die Impulse -und damit die Wellenlängen – NICHT scharf definiert sind. Dann Teilchen lokalisiert in Wellenpaket. Wenn Teilchen sehr scharf lokalisiert, muss Unsicherheit in Impuls groß sein. Dies ist Prinzip der Heisenbergsche Unsicherheitsrelation. Superposition von ZWEI Wellen ergibt Schwebungen: April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 2 Superposition von zwei Wellen Bei festem t=0 x∆k=2π -> ∆x ∆p=h x oder t Schwebungen konzentrieren Energiedichte und daher Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines Teilchens->Lokalisierung April 28, 2005 Bei festem x=0 ∆ωt=2π -> ∆E ∆t=h Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 3 Superposition unendlich viele Wellen Fouriertrafo von Orts- zu Impulsraum für t=0! x April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 4 Unschärfe der Unschärferelation Viele Bücher ergeben: ∆x ∆p ≥ ħ statt h. Wo liegt der Unterschied? Bei einem gaussförmigen Wellenpaket wird die Unschärfe MINIMAL (mathematisch zu beweisen) aber wie groß ist die Unschärfe? Ein Standardabweichung oder Ort wo Wahrscheinlichkeit auf 1/√e gefallen ist oder …? Unschärfe ist unscharf definiert! ∆x=Abstand zwischen Beugungsminima-> ∆x ∆p ≥ h April 28, 2005 x= b/2 -> u2=1/√e ∆x=b-> ∆x ∆p ≥ ħ Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 5 Superposition Gaussche Wellenpakete April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 6 Superposition Gaussche Wellenpakete Die Fouriertransformierte eines gaussförmigen Wellenpaket mit Standardabweichung σ ergibt Im Impulsraum wieder einen Gaussform, jedoch mit Standardabweichung 1/σ ! http://www.itkp.uni-bonn.de/~metsch/pdm/pdmquant.html April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 7 Heisenbergsche Unschärferelation Jede Messung von x und p ändern den Zustand des Mikroteilchens April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 8 Beispiel für Anwendung der Unschärferelation April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 9 Wirkungsquerschnitt e+e- Æ Quarks Z0 Resonanz versus Schwerpunktsenergie Es gibt nur DREI leichte Neutrinos! Und daher nur DREI Generationen von Quarks und Leptonen! (falls alle Neutrinos fast masselos sind) Peak hängt von der totalen Breite ΓZ ab. ΓZ= h/Lebensdauer = F(Anzahl der Neutrinos) (aus ∆t=Lebensdauer, ΓZ= ∆E und ∆E ∆t=h ) April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 10 Das Standard Modell der Teilchenphysik MW,MZ Mτ Mµ STABIL Me April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer Mν 11 Kleine experimentelle Probleme am LEP Beschleuniger: Einfluss des Mondes und Störungen durch TGV April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 12 Welle – Teilchen Dualismus Jede Welle (Licht, Schall, etc ...) zeigt Teilcheneigenschaften (Photonen, Phononen etc ...) Jedes Teilchen (Elektron, Atom etc ... ) zeigt Welleneigenschaften (deBroglie Wellen, Beugung, Interferenz) Welle: Teilchen: • • • • • • Wellenlänge, Frequenz, Dispersion Superposition, Interferenz Impuls, Energie, Stoss, ‘Klick‘ Wellenpaket Heisenberg‘sche Unschärferelation Interferenz Tunneleffekt, Quantenreflexion Grundzustandsenergie in Potenzial Licht: Lichtdruck, Photoeffekt, Comptoneffekt Materiewellen (nicht relativistisch) werden mit der Schrödingergleichung beschrieben April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 13 Die Schrödingergleichung (Wellengl. um Aufenthaltswahrscheinlichkeit (AW) Teilchen zu bestimmen. Bedeutung in der QM wie F=ma der KM) Die Energie eines Teilchens wird durch die Hamilton-Funktion beschrieben: Die Wellengleichung kann nach der QM gefunden werden durch die Substitutionen: wobei und Damit lässt sich der Hamiltonoperator schreiben als und diese angewandt auf die Wellenfunktion ergibt uns die Schrödingergleichung: Dies ist die Wellengleichung für nicht-relativistische Teilchen der Masse m. April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 14 Die zeitunabhängige Schrödingergleichung Allgemeinere Lösung: Einsetzen: Zeitunabh. Schrödingergleichung: Wichtig für stationäre Probleme wie Atome! (werden nur die zeitunabh. SG benutzen!) April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 15 Linearität, Superposition, Interferenz 2-Zustands-System Quantenmechanik (Schrödingergleichung) ist linear. Beliebige Überlagerungen = Superpositionen von Lösungen sind gleichwertige Lösungen. Daher: Ein Quantensystem kann nicht nur in ‘Eigenzuständen’ sondern auch in allen möglichen Superpositionen sein. Direkte folge der Superposition: Interferenz Ψ = ∑ α i ϕi i with ∑ αi Das einfachste Beispiel um Superpositionen zu studieren ist ein i 2-Zustands-System Polarisation: Horizontal, Vertikal : 45° polarization: equal superposition of V and H σ+ polarisation: + 45° = − 45° = σ+ = equal superposition of V and H with π/2 phase shift σ− = Doppelspalt: Superposition der Zustände + Teilchen geht durch Spalt 1 + Teilchen geht durch Spalt 2 Überlagerung ergibt Interferenz April 28, 2005 (H 1 (H 2 1 2 (H 1 (H 2 1 2 +V −V +i V −i V ) ) ) ) (links) (rechts) Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer Spin: 2 =1 up, down ↑, ↓ Atom: 2 Zustände L, R 16 Messung in Quantenphysik • Quantenphysik macht keine Aussagen über Einzelereignisse • Wellenfunktion Ψ(x,t) beschreibt das System • |Ψ|2 gibt die Wahrscheinlichkeit für ein Ereignis •Nur statistische Aussagen •Nur Aussagen über Erwartungswerte Beispiel: Superposition Ψ = ∑ α i ϕi i with ∑ αi 2 =1 i Eine Frage die wir an das Quantensystem Stellen können: Ist das System im Zustand |j> Die Antwort die wir bekommen: Ja oder Nein (0 oder 1) mit Wahrscheinlichkeit |αj|2 Ψ M +j M j Ψ = α +j α j = α j Frage: April 28, 2005 2 Wie entscheidet die Natur wo und wann ein Ereignis auftritt Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer ??? 17 Quantenmechanik als statistische Theorie preparation, state measurement, observable 0 1000100101100110101001100101110101000100100100110 p(1) ≈ 22 49 p(0) 27 ≈ 49 QM sagt nur etwas über Wahrscheinlichkeiten aus. Keine verbindliche Vorhersagen wie in der KM! April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 18 Messung in Quantenphysik Präparation und mehrmalige Messung Ein Quantenexperiment besteht aus: • Präparation • Experiment • Messung Diese 3 sind untrennbar miteinander verbunden Messung = Präparation Mehrmalige hintereinander folgende Messung der gleichen Größe ergibt das gleiche Resultat. Erste Messung Ψ = ∑ α i ϕi 1. Messung i Jede weitere Messung April 28, 2005 ⎯⎯ ⎯ ⎯ ⎯→ ϕi ϕi ⎯⎯ ⎯⎯→ ϕi Messung Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer mit P=|αi|2 mit P=1 19 Messung und Interferenz Doppelspalt Experiment • Im Doppelspalt Experiment gilt das Wellenbild (Interferenz). • Der Nachweis des Teilchens erfolgt im Teilchenbild. • Experiment mit einzelnen Teilchen (immer nur ein Teilchen zwischen Quelle und Detektor) Frage: • Was passiert mit der Interferenz wenn wir die Frage nach dem Weg des Teilchen stellen: Durch welchen Spalt ist das Teilchen gegangen? April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 20 Doppelspalt Experiment mit einzelnen Teilchen Verteilung der einzelnen Teilchen folgt Interferenz Bild! Interferenzerscheinungen durch Unkenntnis des Weges April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 21 © R. Werner Quanten Mechanik: löse die Wellengleichung intensity interference April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 22 Frage nach nach dem dem Weg Weg Frage Durch welchen Spalt ist Teilchen gegangen? April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 23 Distribution of particles, which went through the upper slit April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 24 Distribution of particles, which went through the lower slit April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 25 Experimentelle Beobachtung ändert die Phasenunschärfe und lässt die Interferenzerscheinungen verschwinden! April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer Summe 26 Was ist eine Messung? Messung ‚projeziert‘ ein Quantensystem aus einer Superposition in einen ‘Eigenzustand‘ des Messapparates M i ϕi . Ψ = ∑ α i ϕi Kollaps der Wellenfunktion Mess-Problem: Eine solche Messung kann in einer linearen Quantenmechanik nicht beschrieben werden. Die Messoperation führt zu einer Verschränkung von zu messendem Messung ⎯→ ∑ α i ϕi M i System und Messapparat: Ψ M ⎯⎯ ⎯ i Seit den 20er Jahren heftig diskutiert. Keine Lösung die nicht zumindest Input von außerhalb der Quantenmechanik benötigt. Verschiedensten Lösungsansätze, Interpretationen: Standard Interpretation (z.B. V. Neumann, Dirac): Separation von Quanten und Makroskopischer Welt, Messung und Quantenphysik. Regel der Quantenphysik geben uns die Wahrscheinlichkeiten der Messresultate. ‘Realität‘ wird erst durch die Beobachtung erzeugt. Extremfall: Schrödingers Katze: ohne Messung in superposition von |lebendig> und |bewusstlos> April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 27 Schrödingers Katze Schrödingers Katze ist ein beliebtes Beispiel um ein Phänomen anschaulich darzustellen, das in der Quantenmechanik als ,,Überlagerung von Zuständen`` bekannt ist. Und zwar wird bei diesem Gedankenexperiment1 eine Katze in eine undurchsichtige Kiste gesteckt, zusammen mit einer Apparatur, die, gesteuert durch radioaktiven Zerfall, die Katze innerhalb von einer Stunde mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% bewusstlos macht. Die Frage ist nun, in welchem Zustand sich die Katze nach einer gewissen Zeit befindet, wenn man nicht in die Kiste hineinschaut - analog zur Frage nach dem quantenmechanischen Zustand eines Systems, solange man keine Messung an ihm vornimmt. Erst wenn man die Kiste öffnet, manifestiert sich der Zustand in einer 100% bewussten oder 100% bewusstlosen Katze. Vor Messung oder nach Direkt nach Messung: langer Wartezeit: Ψ=1/√2 + Superposition von Zuständen April 28, 2005 Ψ= + Kollaps der Wellenfunktion Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 28 Frage: ist QM Mechanik eine komplette Theorie, d.h. kann man alle Komponenten der Wellenfkt. bestimmen? ∫|Ψ|2dx ist Wahrscheinlichkeit ein Teilchen im Intervall dx |Ψ| 2 zu finden. Wenn es dort gefunden wird, WO WAR DAS TEILCHEN VORHER? 3 Antworten: 1. dx Realos (z.B.Einstein) : Teilchen war irgendwo, z.B in B; dann braucht die QM zusätzliche Angaben (“hidden” variables), die bestimmen, wie es von B nach A kommt. 2. Fundis (Bohr etc.): Das Teilchen war überall und nirgends! Die Messung zwingt das Teilchen dazu, sich zu zeigen. (Wie Mister X im Spiel “Scotland Yard”) 3. Agnostiker (Pauli) : Bitte keine Spekulationen, nur Wahrnehmungen zählen!! bis 1964: 2) bevorzugt und 3) galt nur , wenn 1) und 2) nicht akzeptiert wurden. ab 1964: John Bell entdeckt, dass man experimentell zwischen 1) und 2) unterscheiden kann, d.h es macht eine Unterscheid, ob das Teilchen zuvor eine wohldefinierte Position hatte. Experimente zeigen, dass nur 2) richtig ist !QM ist eine komplette Theorie, die keine “hidden” parameter braucht. April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 29 Zum Mitnehmen Die Wahrscheinlichkeit einer Messung in der QM wird gegeben durch das Quadrat der absoluten Wert einer komplexen Zahl Ψ, die man Wahrscheinlichkeitsamplitude nennt, z.B. für die Wahrscheinlichkeit P ein Teilchen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort anzutreffen gilt: P=|Ψ(x,t)|2 Ψ ist eine Lösung der Schrödingergleichung: H Ψ(x,t)=E Ψ(x,t) wobei H die Energieoperator und E die Energie ist April 28, 2005 Atomphysik SS 05, Prof. W. de Boer 30