88 | MM33, 10.8.2015 | LEBEN Migros-Bank-Ratgeber Eigentlich möchte ich Geld längerfristig in Aktien investieren. Doch das Verlustrisiko schreckt mich ab. Was raten Sie? Zunächst eine Preisfrage: In der nebenstehenden Grafik sehen Sie zwei Geldanlagen, dargestellt in den Farben Blau und Orange. Die Kurven zeigen die jeweiligen Jahresrenditen über die letzten 50 Jahre. Welche Anlage erscheint Ihnen attraktiver? Ich nehme an, Sie haben die orange gewählt. Denn die Kurve verläuft viel konstanter und sinkt zudem nie ins Minus. Bei der blauen Anlage dagegen sind immer wieder erhebliche Verluste eingetreten. Hier ist nun die Auflösung: Es handelt sich beide Male um die genau gleiche Geldanlage, um ein Portfolio mit breit diversifizierten Schweizer Aktien (dargestellt durch den Swiss Performance Index). Allerdings gibt es einen kleinen entscheidenden Unterschied: Bei der orangen Kurve blieben die Aktien zehn Jahre im Depot, bei der blauen Kurve jedoch nur während drei Jahren. Albert Steck ist verantwortlich für Markt- und Produktanalyse bei der Migros Bank. Zum besseren Verständnis habe ich auf beiden Linien den Punkt mit der tiefsten Rendite markiert: Bei der orangen Kurve war dies im Jahr 2008. Das bedeutet: Wer 1998 Schweizer Aktien kaufte, erzielte in den zehn Jahren danach eine durchschnittliche jährliche Rendite von nur 0,2 Prozent. Die schlechteste Drei-JahresPeriode wiederum endete im Jahr H Blau oder Orange: Wo würden Sie Ihr Geld lieber investieren? jährliche Rendite in % 35 30 25 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2014 Aktien drei Jahre (blau) oder zehn Jahre (orange) halten? Je länger die Aktien im Depot liegen, desto stabiler sind die Renditen. Dafür gibt es Gründe. 2002: Ein Aktienkauf 1999 führte in den drei Jahren bis 2002 zu einem jährlichen Verlust von 13,6 Prozent (vgl. Kreis auf der blauen Kurve). Diese Zahlen sind inklusive Dividenden. Welche Erkenntnis lässt sich daraus ziehen? Wer nicht die nötige Geduld mitbringt und die Aktien nur wenige Jahre im Depot behält, für den ist die Verlustgefahr gross. So haben viele Anleger nach den Einbrüchen von 2002 und 2008 die Nerven verloren und ihre Titel verkauft. Dagegen kann man mit einer langfristigen Anlagedauer von zehn Jahren das Risiko deutlich eindämmen. Seit 1945 gab es bei einer solchen Anlagefrist noch nie eine negative Rendite. Wobei die Schwankungen auch bei der orangen Kurve ein beträchtliches Mass annehmen. Immerhin resultierte dort im besten Fall ein jährlicher Gewinn von 20 Prozent. Nicht umsonst lautet eine alte Börsenweisheit: Wenn Sie ein Portfolio mit Aktien kaufen, dann nehmen Sie eine Schlaftablette – und schauen erst nach zehn Jahren wieder, wie hoch Ihr Ertrag ausgefallen ist. MM Aktuell auf Blog.migrosbank.ch: Wie Sie mit Dividenden in zehn Jahren eine Rendite von 48 Prozent erreichen. Mamma mia Tempo 50 Herr Meyer fährt gern Auto. Keinesfalls gemächlich, sondern lieber zackig. Während er in seinem Wagen sitzt und darauf wartet, dass das Tiefgaragentor aufgeht, zuckt sein rechter Fuss. Wrummm-wrummm. Sämtliche Mütter im Umkreis reissen eigene (und fremde) Kinder an sich. Sie wissen: Gleich brettert er die Garagenrampe hoch und schiesst auf die Strasse. In zwei Sekunden von 0 auf 50, das kann er gut. Und motzen, das kann er auch gut. Unsere Quartierstrasse endet im Nichts. Wer hier einbiegt, der wohnt entweder hier und kennt die Situation. Oder er hat sich verfahren. Der Asphalt ist von Pflastersteinen durchbrochen, das Trottoir geht nahtlos in die Fahrbahn über. Es gibt Bodenwellen, Hindernisse, einen funktionslosen Kreisel. Die Kinder nutzen den Asphalt ganz selbstverständlich mit. Sie rumpeln mit ihren Trottis über das Pflaster und schwirren mit ihren Velos um den Minikreisel. Herr Meyer beharrt dennoch darauf: Wo 50 erlaubt ist, fährt er 50. Um seine Meinung zu unterstreichen, bremst er auch mal im letzten Moment ab. Oder er lässt die Scheibe hinunter, um den Müttern mitten auf der Strasse die Leviten zu lesen. Seit wenigen Wochen hasst er diese Weiber noch mehr. Haben die doch tatsächlich die Gemeinde überzeugt, dass die Sackgasse eine Begegnungszone werden soll. Heisst: Vortritt für Fussgänger, Schritttempo statt 50. Bettina Leinenbach (38) ist Journalistin und zweifache Mutter.