John Gribbin: "Auf der Suche nach Schrödingers Katze" John Gribbin studierte Physik und Astronomie und war Mitarbeiter bei "Nature", "New Scientist" und der "Times". Er lehrte und forschte an der University of Sussex. Eines der Anlässe zum Schreiben dieses Buchs war die Bestätigung des als Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon bekannten Effekts. In der ursprünglichen Formulierung ihres Gedankenexperiments versuchten Einstein, Podolsky und Rosen nachzuweisen, dass die quantenmechanische Beschreibung der physikalischen Wirklichkeit unvollständig sein müsse. Bei dem Experiment wird ein System aus zwei Teilchen betrachtet, die anfänglich direkt miteinander wechselwirken und sich darauf weit voneinander entfernen. Ein solches System wird durch einen einzigen, speziellen quantenmechanischen Zustand beschrieben. Die beiden Teilchen befinden sich in einem speziellen verschränkten Zustand. An den räumlich getrennten Teilchen werden zwei komplementäre Messgrößen betrachtet. Die gleichzeitige exakte Bestimmung dieser Messgrößen müsste nach der Heisenbergschen Unbestimmtheitsrelation unmöglich sein. Das durchgeführte Experiment hat die Quantenmechanik als eine nichtrealistische und nicht lokale Theorie, also als eine nicht-klassische Theorie bestätigt. Eine der Hauptaussagen der Quantenmechanik ist, dass also nicht alle Messwerte vor einer Messung feststehen, sondern erst durch eine Messung real werden. Der Beobachter beeinflusst direkt die Messung. Sehr gut kann man diesen Sachverhalt mit dem Doppelspaltexperiment verdeutlichen. Wird ein Elektronenstrahl durch zwei Schlitze auf einen dahinter stehenen Schirm abgeschossen, entsteht ein Wellenmuster wie bei einem Lichtstrahl. Die Elektronen verteilen sich auf dem Schirm gemäß einer Wahrscheinlichkeitsfunktion, die das Wellenmuster beschreibt, sogar wenn sie einzeln abgeschossen werden. Will man allerdings nachschauen, durch welchen Schlitz die einzelnen Elektronen hindurchgekommen sind, entsteht kein Wellenmuster sondern ein Muster aus 2 Streifen entsprechend der Schlitze. Eine kurze Zusammenfassung mit Animation ist unter folgendem Link zu finden: http://www.youtube.com/watch?v=FwBb9rSOVdo Ein weiteres Gedankenexperiment, dass die Eigenartigkeit der Quantenmechanik veranschaulicht, ist als Schrödingers Katze in die Geschichte eingegangen. Der Versuchsaufbau ist folgender. In einem Karton befindet sich eine Ampulle mit Giftgas sowie eine radioaktive Substanz. Zerfällt die radioaktive Substanz, wird ein Mechanismus ausgelöst, das die Ampulle zerbricht. Eine mit im Karton eingeschlossene Katze würde durch das Giftgas sterben. Klassische Vorstellung würde davon ausgehen, dass die Katze entweder tot (wenn die Substanz zerfallen ist) oder lebendig ist(wenn die Substanz nicht zerfiel). Quantenmechanisch ist die Substanz und somit auch die Katze aber in einem verschränkten Zustand (also sowohl lebendig als auch tot) solange wir keine Messung durchführen, d.h. in diesem Fall so lange wir nicht nachschauen. Um diesen Sachverhalt in der Quantenmechanik zu interpretieren gibt es zwei Möglichkeiten: 1) Nichts ist real, solange wir es nicht beobachten. Wie weiter oben beschrieben, so lange keine Messung durchgeführt worden ist, haben Teilchen bestimmte Eigenschaften noch gar nicht. Im Falle des Doppelspaltexperiments sind die Elektronen nicht real, solange wir sie nicht durch eine Messung zwingen, real zu werden. Das ist der Fall, wenn sie auf die Photoplatte aufprallen und an einem bestimmten Punkt zu sein haben oder wenn wir eben nachschauen, durch welches Loch sie fliegen. Zwingen wir sie nicht, so können sie überall sein und somit auch anscheinend durch beide Löcher gehen und mit sich selbst interferieren. Dies führt zur Theorie des einzigen Ich-Beobachters. Das Experiment mit der Katze im Karton kann man aber noch erweitern. Es gibt zwei Möglichkeiten, die ich als Beobachter habe - nachzuschauen oder nicht nachzuschauen. Wenn ich mich als eingeschlossen in einem nicht näher bestimmten System betrachte und mich als real wahrnehme stellt sich die Frage: "Wer beobachtet mich, dass ich mit einer der Möglichkeiten real geworden bin?" 2) Alles was möglich ist, ist auch real Bei dieser Theorie geht es darum, dass beim Kollaps der Wahrscheinlichkeitsfunktion, also bei einer Messung, nicht eine Möglichkeit zufällig real wird, sondern dass alle real werden. Dabei geht man in der Theorie davon aus, dass bei jedem Zeitpunkt, in dem Möglichkeiten zur Realität werden sich das Universum verästelt und in jedem Ast eine der Möglichkeiten real wird. Im Falle der Katze im Karton würde das heißen, dass im Augenblick des Nachschauens ein Universum, in dem die Katze lebt, und parallel dazu eines, in dem die Katze tot ist, real werden. Der Begriff parallel ist hier allerdings nicht wörtlich zu nehmen, die Universen müssten rechtwinklig in allen Dimensionen verästelt werden, denn sonst könnte man unter Umständen von einem ins andere wechseln. Durch die rechtwinklige Verästelung ist die einzige Möglichkeit in das andere Universum zu wechseln nur durch eine Reise in der Zeit rückwärts zum Verästelungspunkt gegeben. Diese Möglichkeit ist nach den heutigen anerkannten Theorien ausgeschlossen, eine Überprüfung also nicht gegeben. Quellen: John Gribbin, Auf der Suche nach Schrödingers Katze, 1991, Piper Verlag Wikipedia (stand 1.10.2013)