77 8 Erdatmosphäre Höhe o 1 2o 3o 4o 5o 6o mag Höhe o 5.2 3.4 2.61 2.12 1.77 1.52 Tabelle 8-3: 8 10o 12o 15o 20o 25o mag 1.19 0.99 0.83 0.65 0.45 0.32 Höhe o 30 40o 50o 60o 70o 90o mag 0.23 0.12 0.06 0.03 0.01 0.00 Extinktion für sehr klare Luft im visuellen Spektralbereich V bei 550 nm Abweichungen zwischen Gleichung (8.1) und Tabelle 8-3 sind darauf zurückzuführen, dass die Gleichung (8.1) die Extinktion nur näherungsweise berechnet. Die Gleichung ist für die rechte Spalte in Tabelle 8-3 eine sehr gute Näherung, für die mittlere Spalte eine akzeptable und für die linke Spalte eine schlechte Näherung. Refraktion Durch die Erdatmosphäre erleidet das eintretende Licht der Sterne eine geringe Ablenkung: die Sterne erscheinen höher als sie wirklich stehen. Die Sonne steht beispielsweise bereits unter dem Horizont, wenn man sie gerade auf dem Horizont sieht. Für Höhen über 10° (z < 80°) kann die Refraktion in ausreichender Näherung wie folgt berechnet werden: (8.2) wobei z die beobachtete (scheinbare) und z0 die wahre Zenitdistanz (= 90°-Höhe) ist. Für Höhen über 30° (z < 60°) ist eine weitere Vereinfachung genauer als 1": (8.3) Die nachstehende Tabelle 8-4 gibt für einige Höhen die exakt berechnete Refraktion an: Höhe 0° 1° 2° 3° 5° 10° 15° 20° Refraktion 36' 25' 19' 14' 10' 5' 3' 2' Tabelle 8-4: 36" 37" 07" 59" 13" 30" 41" 44" Höhe Refraktion 30° 40° 50° 60° 70° 80° 90° 1' 44" 1' 12" 50" 35" 22" 11" 0" Refraktion bei 1013 mbar Luftdruck und 0 EC Temperatur Zum Vergleich: Der Durchmesser von Sonne und Mond beträgt ungefähr 30'. Abb. 8-3: Refraktion des Sternenlichtes Aufgabe 8-1 Ein Stern möge in 15E Höhe 0m. 53 (visuell) heller sein als ein Vergleichsstern in 12E Höhe. Der Vergleichsstern habe eine Helligkeit (immer reduziert auf den Zenit) von 3m. 84. Wie groß ist die (Zenit-)Helligkeit des beobachteten Sterns? 102 Das Sonnensystem Jupiter Innerer Aufbau Der Kern besteht vermutlich aus festem Gestein mit Einlagerungen von Eis (ähnlich den Kometen) und dürfte etwa 4 % der Jupitermasse ausmachen. Er wird von einem Eismantel aus Wasser, Methan und Ammoniak umgeben, das bei über 20 000 K und einem Druck von mindestens 50 Mio. bar eine Mischung aus flüssigem und festen Zustand ist. Dieser Eismantel besitzt 15 % der Jupitermasse. Den größten Anteil mit 76 % hat der metallische Mantel aus ionisiertem Wasserstoff. Die Temperatur liegt im Bereich 6 000-20 000 K, der Druck über 2 Mio. bar. Die Aufheizung der tieferliegenden Schichten kommt durch die Eigenstrahlung des Jupiters zustande. 89.8 % 10.2 % Wasserstoff Helium Ammoniak Methan H2 He NH3 CH4 Die Wolken bestehen vorwiegend aus Ammoniak und erreichen Höhen bis 1000 km. Abb. 11-6: Innerer Aufbau von Jupiter Abb. 11-7: Oberfläche Der Planet Jupiter, aufgenommen mit Webcam Definitionsgemäß wird als ›Oberfläche‹ bei Gasplaneten die Tropopause 1, die bei Jupiter einen Druck von 0.7 bar aufweist, bezeichnet. Die sichtbare ›Oberfläche‹ ist eine Mischung aus der Tropopause und den direkt darunter liegenden Schichten der Troposphäre. Der Komet Shoemaker-Levy wurde durch die Gravitationskräfte aufgrund der Gezeitenwirkung in 22 Fragmente zerrissen, die im Juli 1994 auf Jupiter stürzten. Dies bot eine einmalige Gelegenheit, die Atmosphäre des Jupiters zu erforschen. Atmosphäre In Jupiternähe ist das Magnetfeld näherungsweise ein Dipolfeld mit folgenden Feldstärken: Die Temperaturen betragen: - 108 EC in der 1-bar-Schicht - 125 EC in der Tropopause (0.7 bar) - 50 EC in tieferliegenden Schichten 1 Wendepunkt der Temperatur, die in der Troposphäre von unten nach oben zunächst abnimmt, in der Tropopause den niedrigsten Wert erreicht, dann bis zur Stratopause wieder ansteigt. Magnetfeld 4.3 Gauß am Äquator 16/24 Gauß an den magnetischen Polen Jupiter besitzt einen ausgeprägten Strahlungsgürtel (Magnetosphäre), dessen Maximum bei 1.8 und 3.4 Jupiterradien liegt. Die Teilchenstrahlung ist dort einige 1000× so 441 45 Astrophotographie Aufgabe 45-1 Man berechne die Belichtungszeit für Saturn. Die Kamera wird auf ISO 80 eingestellt. Ein Filter soll nicht benutzt werden, die Höhe von Saturn beträgt 30E. Die Durchsicht ist ansonsten ausgezeichnet. Benutzt wird eine Kamera mit Objektiv von 50 mm Brennweite und ein Fernrohr mit 900 mm Objektivbrennweite sowie ein 10 mm Okular. Der Objektivdurchmesser des Fernrohres beträgt 60 mm. Filter Farbgläser und Interferenzfilter können je nach Objekt und Aufnahmesituation sehr vorteilhaft eingesetzt werden. Einige Vorschläge enthält die Tabelle. Ein Wort zum UV/IR-Sperrfilter. Überall liest man, dass dieser bei der digitalen Astrophotographie ein Muss sei. Das kommt sehr auf die Instrumente an: Ein Linsenobjektiv lässt ohnehin kaum noch UV-Strahlung durch und eine handelsübliche DSLR besitzt ihren eigenen IR-Filter. Bei der Kombination Refraktor mit nicht umgebauter DSLR kann man sich also den UV/IR-Sprerfilter sparen, das haben auch alle Praxistests des Autors gezeigt. Ein echter Nutzen ist bei Spiegelteleskopen und Astro-CCD-Kameras gegeben. Sonne Abb. 45-19: Auswahl einiger Filter Der UHC-S Filter erzeugt blaustichige Bilder, der Kontrast-Booster grünstiche, wie die Abbildungen 45-20 und 45-21 zeigen. Abb. 45-20: Himmelshelligkeit bei 5 min Belichtung mit 6"-Refraktor bei ISO 3200 und Baader UHC-S Filter ND5 H" RG 610 mit UV/IR RG 610 mit UHC-S Ca-K UG 11 Mond GG 495 Venus UG 11 Mars RG 610, OG 570, BG 25 Jupiter VG 6, RG 610 UBVPhotometrie V VG 6 mit GG 495, RGB-Grünkanal Emissionsnebel H" RG 610 mit UV/IR oder mit UHC-S, Kontrast-Booster, UHC-S Tabelle 45-6: Beispiele für den Einsatz von Farbfiltern Abb. 45-21: Himmelshelligkeit bei 5 min Belichtung mit 6"-Refraktor bei ISO 3200 und Kontrast-Booster 45 Astrophotographie 453 Fokussierung Eine wichtige Funktion, die die Aufnahmesoftware zu erfüllen hat, ist die Überprüfung der Fokussierung. Das kann zwar im Live View Modus auch an der Kamera erfolgen, aber noch haben die wenigsten Kameras diese Möglichkeit. Abb. 45-32: Motorische Fokussiereinheit mit Handbox, die auch für die Navigation verwendet wird Wie genau fokussiert werden muss, wird einerseits durch die so genannte Fokustoleranz nach dem Rayleight-Strehl-Kriterium angegeben und hängt andererseits auch von der Pixelgröße ab. Die Fokustoleranz Ä beträgt: (45.12) Abb. 45-30: Scheinerblende aus Holz Als zusätzliches Hilfsmittel für eine leichtere Fokussierung dient die Scheinerblende. Mit ihr entstehen bei unscharfer Einstellung dreiBeugungsbilder eines Sterns. Diese in Deckung zu bringen ist einfacher als den Durchmesser des Beugungsscheibchens zu minimieren. Abb. 45-31: Fokussierung von Atair mit Hilfe einer Scheinerblende Die meisten Okularauszüge haben eine relative grobe und rückartige Fokussiermöglichkeit. Manche Sternfreunde bauen sich einen Verlängerungshebel für eine feinfühligere Einstellung. Neben einigen sehr teuren mechanischen Lösungen mit Feintrieb ist auch eine mehrstufige elektrische Fokussiereinheit am Okularauszug von großem Nutzen. Man vermeidet dadurch die Vibrationen (Schwingungen), die unwillkürlich beim Berühren und Verstellen des Okularauszuges entstehen. Die Wellenlänge ë wird in der Näherung mit 500 nm angesetzt. Für Öffnungsverhältnisse von N = 4, 8 und 15 ergeben sich Fokustoleranzen von Ä = 0.016 mm, 0.064 mm und 0.225 mm. Es ist leicht zu erkennen, dass bei lichtstarken, so genannten ›schnellen‹ Optiken äußerst genau fokussiert werden muss. Dem hingegen kann sich der Besitzer eines 1:10-Objektivs etwas entspannter zurücklehnen, da ihm ± 0.1 mm Fokusgenauigkeit genügen. Es soll hier einmal die Gegenprobe mit der Pixelgröße des Bildsensors gemacht werden: Setzt man in Gleichung (45.5) für á das Auflösungsvermögen gemäß Gleichung (44.10), dann erhält man als lineare Abbildungsgröße des Beugungsscheibchens: (45.13) Bei lichtstarken Optiken ist dies deutlich kleiner als ein Pixel, d. h. man kann ruhig etwas mehr aus dem Fokus sein als in Gleichung (45.12) angegeben. Bei einer 1:10Optik gelangt man in den Bereich der Pixelgröße handelsüblicher Bildsensoren (Canon 300D = 7.4 µm, Canon 40D = 5.7 µm). 455 45 Astrophotographie Alle Angaben zum Dunkelstrom, Rauschen und Himmelshelligkeit sind im 8-Bit-System erstellt und hier wiedergegeben worden. Das hat historische Gründe, weil dem Verfasser in der Anfangszeit keine andere Software zur Verfügung stand, und weil der Verfasser auch bewusst das gängige JPEG-Format behandeln wollte. Dunkelbild Ein Dunkelbild wird von einer Aufnahme subtrahiert. Es dient der Kompensation elektrischer Störeffekte wie Dunkelstrom, Rauschen und Hotpixel. Da der Dunkelstrom durch die Ausleseelektronik und nicht durch die empfangenen Photonen zustandekommt, muss er subtrahiert werden. Dunkelbild erstellen Zur Erstellung eines Dunkelbildes schließt man die Kamera lichtdicht ab. Dann wird für eine bestimmte ISO-Empfindlichkeit, eine bestimmte Temperatur und eine bestimmte Belichtungszeit eine Serie von etwa 10-100 Aufnahmen gemacht. Diese werden anschließend gemittelt, wobei sich das Rauschen statistisch reduziert, also - 1/%' n abnimmt. Ferner besitzt jeder Bildsensor ein Eigenrauschen, welches durch die Auswerteelektro- Abb. 45-33: nik (bei CMOS direkt auf dem Chip) noch vergrößert wird. Schließlich haben Bildsensoren fehlerhafte Pixel, so genannte Hotpixel (›heiße Pixel‹), die meistens rot erscheinen. Sowohl der Dunkelstrom als auch die Hotpixel lassen sich mit einem Dunkelbild weitestgehend beseitigen, das Rauschen wird nur statistisch reduziert. Abbildung 45-33 zeigt die Intensitätskurve einer solchen Einzelaufnahme. Je höher die Empfindlichkeit und Temperatur, desto größer ist das Rauschen und umso mehr Aufnahmen sollte man zur Mittelung heranziehen. Das Dunkelbild aus Abbildung 45-33 ist das erste einer 40er-Serie. Beim gemittelten Dunkelbild beträgt der Dunkelstrom 7.1 und das Rauschen nur noch ± 1.8. Eigentlich sollte man erwarten, dass der Dunkelstrom nahe 6.0 bleibt und das Rauschen auf ±0.9 zurückgeht. Das dem nicht so ist, liegt an zwei Dingen: Zum einen nahm der Dunkelstrom und das Rauschen in Folge einer Erwärmung während der Serie zu (letztes Bild: 11.7±7.3) und zweitens ist das Rauschen im Falle des Dunkelbildes nicht vollständig Gaußscher Natur, da die Verteilungskurve unten bei 0 abgeschnitten wird. Im Falle echter Himmelsaufnahmen, bei denen die Himmelshelligkeit hinzukommt, ist die Gaußsche Statistik gut erfüllt. Intensität eines Dunkelbildes mit 400×1 Pixel, aufgenommen mit Canon EOS 300D bei ISO 3200, einer Temperatur von 5°C und 30 sec Belichtungszeit Mittelwert: 6.0 ± 5.4 = 2.3 ± 2.1 % Der Mittelwert von 6.0 entspricht dem Dunkelstrom und die mittlere Streuung von ± 5.4 dem Rauschen (1F-Wert). Hotpixel sind keine vorhanden, eher dagegen ›warme Zonen‹, die eine Intensität von 28 = 11% erreichen. Abb. 45-34: Intensität eines Dunkelbildes mit 400×1 Pixel, aufgenommen mit Canon EOS 40D bei ISO 3200, einer Temperatur von 0°C und 30 sec Belichtungszeit Mittelwert aus 25 Aufnahmen: 0.3 ± 0.7 = 0.12 ± 0.27 % 511 48 Mond Es sind mindestens jeweils zehn Durchgangszeiten zu messen, sodass der Fehler des Mittelwertes einigermaßen niedrig gehalten werden kann. Um aus den beiden Zeitangaben nun schließlich die Höhe des Berges zu erhalten, werden einige Daten aus einem Jahrbuch und einer Mondkarte benötigt. Alle bei der Berechnung vorkommenden Größen werden zunächst in einer Übersicht aufgelistet. Abb. 48-8: Mondformation Lange Wand, aufgenommen mit einem Refraktor 152/1200 mm, Barlowlinse und Kontrast-Booster (ö = 3.4 m) Hierbei handelt es sich um eine Steilwand an der Grenze zweier Ebenen mit unterschiedlicher Höhe. Bei zunehmendem Mond wirft diese einen Schatten, bei abnehmendem Mond ist sie als helle Linie zu beobachten. Mondberghöhen Mit ein wenig rechnerischem Geschick kann jeder Sternfreund mit Fernrohr, Fadenkreuzokular und Stoppuhr die Höhen von Mondbergen selbst vermessen. Dazu lässt man den zu vermessenden Berg durch das Blickfeld des nicht nachgeführten Fernrohres laufen und stoppt die Zeiten, die der Schatten des Berges und die Strecke Berg-Lichtgrenze zum Passieren des Fadenkreuzes benötigen. Abb. 48-10: Ringwall Clavius, aufgenommen mit einem 15 cm Refraktor in Projektion bei ö = 8.1 m und Canon EOS 40 D bei ISO 1600 mit 1/50 sec (Addition von 22 Aufnahmen) Abb. 48-11: Dreieck Sonne-Erde-Mond E = Elongationswinkel M = Phasenwinkel " = heliozentrischer Winkel (max. 0.15E) Abb. 48-9: Schattenlänge S und Abstand A zur Lichtgrenze eines Mondberges 520 Abb. 49-2: Unser Sonnensystem Himmelsrichtungen Eine andere oft benötigte Angabe ist der Positionswinkel. Er gibt den Winkel zwischen Nordrichtung der irdischen Himmelssphäre und einer planetarischen Richtung an (6 Abb. 49-3). Ganz allgemein wird der Po- Abb. 49-3: Positionswinkel der Rotationsachse Abb. 49-4: Positionswinkel und seine Zählweise sitionswinkel von der irdischen Nordrichtung über die irdische Ostrichtung gezählt, wobei zulässigerweise bei Zählweise über Westen dann negativ gezählt wird (6 Abb. 49-4).