Dydrogesteron in der Therapie der Endometriose Journal für Gynäkologische Endokrinologie 2010; 4 (3) (Ausgabe für Österreich), 26-27 Offizielles Organ der Österreichischen IVF-Gesellschaft Offizielles Organ der Österreichischen Menopause-Gesellschaft Indexed in EMBASE/Scopus/Excerpta Medica www.kup.at/gynaekologie Member of the Homepage: www.kup.at/gynaekologie Online-Datenbank mit Autoren- und Stichwortsuche J GYNÄKOL ENDOKRINOL 2007; 10 (1) 0 Pharma-News Dydrogesteron in der Therapie der Endometriose gewebe und die Geschlechtsorgane aufweisen. Schweppe KW. The place of dydrogesterone in the treatment of endometriosis and adenomyosis. Maturitas 2009; 65 (Suppl 1): S23–7. Die sekretorische Transformation von Estrogen-stimuliertem Uterusendometrium ist ihr gemeinsames Charakteristikum, wobei für diesen Effekt unterschiedliche Dosierungen erforderlich sind. Gestagene verringern die Häufigkeit und erhöhen die Amplitude der Freisetzung des pulsatilen GonadotropinReleasing-Hormons (GnRH), was eine Reduzierung der Sekretion des follikelstimulierenden Hormons (FSH) und des Luteinisierungshormons (LH) zur Folge hat. Mit Ausnahme von Dydrogesteron führt die kontinuierliche Anwendung deshalb zu einer Suppression der ovariellen Steroidogenese mit Anovulation und niedrigen Serumkonzentrationen der ovariellen Steroide. Dieser Hypoestrogenstatus bewirkt eine deziduale Über die Wirksamkeit oraler Gestagene bei der Behandlung der Endometriose wurde zum ersten Mal vor über 40 Jahren berichtet. Es wurden verschiedene Gestagene verwendet, darunter Derivate des natürlichen Progesterons (z. B. Dydrogesteron, Medroxyprogesteronacetat [MPA]) und C-19-Nortestosteron-Derivate (z. B. Norethisteron, Lynestrenol, Desogestrel), die unterschiedliche Profile hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit auf der Hypothalamus-Hypophysen-Achse, ihrer Stoffwechselprozesse und ihrer Auswirkungen auf das Brust- Tabelle 1: Dydrogesteron im Management der Endometriose. Nach [1]. Literaturquelle n Studiendesign Therapie Ergebnisse Doppelblind, prospektiv, placebokontrolliert, randomisiert Placebo, Dydrogesteron 40 o. 60 mg/d 12 Tage/Zyklus, 6 Monate Placebo, Danazol 800 mg/d Norclut 10 mg/d, Dydrogesteron 10 mg/d, 5.–25. ZT; Depot MPA 50 mg/ Woche für 6 Monate Dydrogesteron 30 mg/d; 5.–25. ZT 6 Monate Schwangerschaftsrate 37 %, 48 % u. 50 %; Schmerzfreiheit 47 %, 43 % u. 64 %; Verbesserung/keine Änderungen in AFS-Score in 73 %, 64 % u. 70 % Schwangerschaftsrate 30 %, 63 %, 46 %, 50 % u. 35 % Schmerzverbesserung 20 %, 90 %, 72 %, 80 % u. 63 % Overton et al. 1994 62 Makhmudova et al. 2003 300 Offen, prospektiv, kontrolliert Walker et al. 1983 14 Johnston et al. 1967 49 Offen, prospektiv, placebokontrolliert (Baseline) Offen, prospektiv, baselinekontrolliert Kaiser u. Wagner 1989 20 Offen, prospektiv, baselinekontrolliert Tumasian et al. 2001 16 Trivedi et al. 2007 98 Offen, prospektiv, baselinekontrolliert Offen, prospektiv, baselinekontrolliert Dydrogesteron 10 mg/d, 6 Monate 89 % schmerzfrei, 53 % Schwangerschaftsrate 21/32 geheilt, 9/32 Rezidiv 2/32 unverändert (Laparoskopie) Dydrogesteron 30 % symptomfrei, 10 mg/d (5.–15. ZT) 60 % Verbesserung; u. 20 mg/d 16.–25. ZT; 75 % geheilt, 6–9 Monate 20 % Verbesserung, 2 % unverändert – laparoskopisch bestätigt Dydrogesteron Schwangerschaftsrate 10 mg/d 50 % 5.–15. ZT; 6 Monate Dydrogesteron 10 oder 20 mg/d 5.–15. ZT; 3–6 Monate AFS = „American Fertility Society“; ZT = Zyklustag 26 J GYNÄKOL ENDOKRINOL 2010; 20 (3) 6/14 signifikante Schmerzverbesserung 5/14 laparoskopische Verbesserung Reduktion der Beckenschmerzen 95 % Dysmenorrhö 87 % und Dyspareunie 85 %, 21 % geheilt und 67 % Verbesserung Transformation des eutopischen Endometriums und einen gewissen Umfang der ektopischen Läsionen. Die Einzelheiten der durch Gestagene hervorgerufenen Wirkungsmechanismen und morphologischen Veränderungen sind bisher nur teilweise bekannt. Außerdem bleibt unklar, ob sich die Wirkungsweise zwischen den verschiedenen Gestagenarten unterscheidet. Über die Wirksamkeit von Dydrogesteron bei Endometriose wurde zum ersten Mal in den 1960er-Jahren berichtet. In dieser Studie unter Einbeziehung von 13 Patientinnen wurde bei 70 % der Frauen eine gewisse Besserung erreicht. Gesamterfolgsquoten von rund 90 % wurden auch in anderen Untersuchungen und klinischen Fallberichten angegeben. Die wichtigsten Studien, mit denen der Nutzen von oralem Dydrogesteron bei der Behandlung der Endometriose bewertet wurde, sind in Tabelle 1 [1] zusammengefasst. In diesen Studien wurde Dydrogesteron in Dosen zwischen 10 und 60 mg/Tag für eine unterschiedliche Anzahl von Tagen des Zyklus verwendet. Die Studien wurden über einen Zeitraum von 3–9 Monaten durchgeführt. Bei der Mehrzahl der Frauen verschwanden die Symptome oder es kam zu einer erheblichen Reduzierung der Anzahl/Schwere der Symptome. In mehreren Studien wurden diese Befunde durch laparoskopische Untersuchungen unterstützt. Außerdem bewirkte die zyklische Anwendung von Dydrogesteron bei Frauen mit Dysmenorrhö nachweislich eine regelmäßige Menstruation mit reduziertem Blutverlust und weniger Blutungstagen in Kombination mit einer ausgezeichneten Linderung der Symptome. Da Endometriose mit reduzierter Fruchtbarkeit einhergeht, sind die Schwangerschaftsraten ein guter Surrogatparameter für die Wirksamkeit einer medikamentösen oder chirurgischen Behandlung. Die Schwangerschaftsraten nach der Behandlung mit verschiedenen Gestagenen weichen abhängig von dem Endometriosestadium, zusätzlichen Unfruchtbarkeitsfaktoren und einer Behandlung oder Nichtbehandlung derselben erheblich voneinander ab. Makhmudova et al. berichteten 2003 über eine Schwangerschaftsrate von 50 % Pharma-News bei Dydrogesteron im Vergleich zu 35 % bei Depot-MPA und 30 % bei Placebo. Timmonen und Johansson stellten 1986 eine subjektive Besserungsrate von 60 % bei Lynestrenol 5–10 mg/Tag, aber nur eine Schwangerschaftsrate von 5 % und eine Ausfall- und Rezidivrate von 40 % fest. Gegebenenfalls ist eine Langzeittherapie erforderlich und muss deshalb gut vertragen werden. Die Verträglichkeit von Danazol, dessen Nutzen wegen des Auftretens androgener Nebenwirkungen begrenzt ist, und von GnRH-Analoga, die vasomotorische Symptome und Knochenschwund hervorrufen, ist für eine solche Langzeitanwendung möglicherweise nicht angemessen. Zu den Nebenwirkungen von Gestagenen gehören Störungen des Fett- und Kohlenhydratstoffwechsels und der Gerinnungssysteme sowie Stimmungsschwankungen und Depression. Dies gilt insbesondere für die C19-Derivate. Im Gegensatz dazu scheint Dydrogesteron besonders gut verträglich zu sein. Die Gestagene haben heute ihren Platz in der Behandlung von Schmerz- und anderen durch Endometriose hervorgerufenen Symptomen, wenn Langzeitmedikation angezeigt ist oder wenn wiederholte Behandlungszyklen annehmbar sind. Dydrogesteron ist zu bevorzugen, wenn bei der Frau ein Schwangerschaftswunsch besteht, und um Blutungsprobleme zu verhindern, da es zyklisch angewendet werden kann, keine androgenen Nebenwirkungen besitzt und die Ovulation nicht gehemmt wird. Da Endometriose eine chronische Erkrankung ist, die eine langfristige oder in Abständen wiederholte Medikation erfordert, und Gestagene relativ gut vertragen werden und preisgünstig sind, könnte es tatsächlich zu einer Renaissance dieser Medikamente bei der Behandlung von Endometriosesymptomen kommen. Es sind jedoch randomisierte, kontrollierte Studien erforderlich, um die Behandlungsdauer, den Gestagentyp, die Dosierung, den Nutzen intermittierender Medikation und die Möglichkeit der Kombination mit anderen, bei der Behandlung der Endometriose wirksamen Medikamenten zu klären. Literatur: 1. Schweppe KW. The place of dydrogesterone in the treatment of endometriosis and adenomyosis. Maturitas. 2009; 65 (Suppl 1): S23–7. Weitere Informationen: Abbott Products GmbH Dr. Sanja Travica A-1200 Wien, Dresdner Straße 91/C2/12 Tel.: 01/33 44 890 Fax: 01/33 44 890-40 E-Mail: [email protected] J GYNÄKOL ENDOKRINOL 2010; 20 (3) 27 Mitteilungen aus der Redaktion Besuchen Sie unsere zeitschriftenübergreifende Datenbank Bilddatenbank Artikeldatenbank Fallberichte e-Journal-Abo Beziehen Sie die elektronischen Ausgaben dieser Zeitschrift hier. Die Lieferung umfasst 4–5 Ausgaben pro Jahr zzgl. allfälliger Sonderhefte. 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