Warmeleitfahigkeit amorpher CuxSn100?x{Schichten von der Fakultat fur Naturwissenschaften der Technischen Universitat Chemnitz genehmigte Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doctor rerum naturalium Dr. rer. nat. vorgelegt von Dipl.{Phys. Ralf Schmidt geboren am 25. November 1967 in Karl{Marx{Stadt eingereicht am 5. Juni 1998 Gutachter: Prof. Dr. rer. nat. habil. Peter Haussler Prof. Dr. rer. nat. habil. Jens-Boie Suck Prof. Dr. rer. nat. habil. Robert. O. Pohl Tag der Verteidigung: 23. Juli 1998 URL-Archiv: Bibliographische Beschreibung Thema Ralf Schmidt: Warmeleitfahigkeit amorpher Cux Sn100?x {Schichten Technische Universitat Chemnitz Dissertation, 1998 Referat Es wird eine Methode vorgestellt, die es ermoglicht, Warmeleitfahigkeitsmessungen an sowohl in{situ als auch ex{situ hergestellten dunnen Schichten durchzufuhren. Es wurden Messungen der Warmeleitfahigkeit und des elektrischen Widerstandes fur das System Cux Sn100?x fur 0 x 100 im Temperaturbereich von 1.2K bis 360 K durchgefuhrt. Die Proben wurden jeweils nach der Herstellung im amorphen bzw. mikrokristallinen Zustand und nach dem Anlassen auf 360 K im kristallisierten Zustand gemessen. Die Ergebnisse werden im Rahmen der in der Literatur gebrauchlichen Modelle diskutiert. Da es sich bei Cu{Sn um ein metallisches System handelt, tragen sowohl Elektronen als auch Phononen zur Warmeleitfahigkeit bei. Die Trennung der Beitrage mit Hilfe des Wiedemann{Franz'schen Gesetzes bereitet wegen der starken Elektron{Phonon{ Kopplung Schwierigkeiten. In der Warmeleitfahigkeit der amorphen Cu{Sn{Legierungen bei tiefen Temperaturen wird ein Bereich schwacherer Temperaturabhangigkeit gefunden. Dieser Plateaubereich deutet auf zusatzliche Wechselwirkungsmechanismen hin und verschiebt sich mit steigender Cu{Konzentration zu kleineren Temperaturen. Er tritt bei den Cu{reichen Proben, die aufgrund der hohen Kristallisationstemperatur einen geringeren Kristallisationsgrad aufweisen, auch im kristallisierten Zustand auf. Demzufolge ist das Plateau in diesem Fall zu tieferen Temperaturen verschoben. Die Verschiebung des Plateaus mit der Konzentration kann im Rahmen des Modells der Phonon{Rotonen verstanden werden. Phonon{Rotonen sind lokalisierte niederenergetische Anregungen, die bei Wellenzahlen Qpe Kpe auftreten und bei einer charakteristischen Energie h !0 angeregt werden konnen. Sie tragen entgegen den Debye{Phononen selbst nicht zur Warmeleitfahigkeit bei, sondern wirken als deren Wechselwirkungspartner. Kpe bezeichnet die Lage eines elektronisch induzierten Strukturpeaks, dessen Hohe mit der Zusammensetzung der Legierung skaliert. Die Hohe des Strukturpeaks ist umgekehrt proportional zur Anregungsenergie der Phonon{Roton{ Zustande. Das bedeutet, da ein Plateaubereich bei hohen Temperaturen auftritt, wenn der Strukturfaktor bei Kpe klein ist und umgekehrt. Damit ist es gelungen, im Gegensatz zum Modell der Zwei{Niveau{Systeme die Tieftemperaturanomalien in der Warmeleitfahigkeit ahnlich wie die Anomalien in der Thermokraft bei tiefen Temperaturen direkt auf die Struktur der Proben zuruckzufuhren. Schlagworte Warmeleitung, tiefe Temperaturen, binare Legierungen, dunne Schichten, Cu{Sn, Wiedemann{Franz'sches Gesetz, Phononenwarmeleitfahigkeit, Zwei{Niveau{Systeme, Phonon{ Rotonen, niederenergetische Anregungen. 2 Inhaltsverzeichnis Einleitung 6 1 Grundlagen 9 1.1 Theorie des Elektronenbeitrages . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Theorie des Phononenbeitrages . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Modelle fur niederenergetische Anregungen . . . . . . . . . . . . . . 2 Experimentelles 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 Kryostat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Temperaturmessung am Probenhalter . . . . . Probenherstellung . . . . . . . . . . . . . . . . Schichtdickenbestimmung . . . . . . . . . . . Messung des elektrischen Widerstandes . . . . Messung der Warmeleitfahigkeit . . . . . . . . 2.6.1 Substrat . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6.2 Memethode . . . . . . . . . . . . . . . 2.6.3 Meleistung . . . . . . . . . . . . . . . 2.7 Moglichkeiten und Grenzen des Meverfahrens 2.7.1 Strahlungsverluste . . . . . . . . . . . 2.7.2 Genauigkeit der Memethode . . . . . 2.7.3 Geometriefehler im Bolometer . . . . . 2.7.4 Reproduzierbarkeit der Messungen . . 3 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 11 12 16 16 17 17 18 19 20 20 21 26 28 28 29 31 32 34 3 4 3.1 Elektrischer Widerstand . . . . . 3.1.1 U berblick . . . . . . . . . 3.1.2 Spezischer Widerstand . 3.1.3 Supraleitung . . . . . . . . 3.1.4 Kristallisationstemperatur 3.2 Warmeleitfahigkeit . . . . . . . . 4 Diskussion der Warmeleitfahigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1 Elektronenbeitrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.1 Elektronenbeitrag im normalleitenden Bereich 4.1.2 Elektronenbeitrag im supraleitenden Bereich . 4.1.3 Abseparation des Elektronenbeitrages . . . . . 4.2 Phononenbeitrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1 Phononenbeitrag im supraleitenden Bereich . 4.2.2 Phononenbeitrag im normalleitenden Bereich . 4.2.3 Phononenbeitrag bei hohen Temperaturen . . 4.3 Zusammenfassung der Streumechanismen . . . . . . . 4.4 Niederenergetische Anregungen . . . . . . . . . . . . 4.4.1 Zwei{Niveau{Systeme . . . . . . . . . . . . . 4.4.2 Phonon{Roton{Zustande . . . . . . . . . . . . 4.5 Weiterfuhrende Experimente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 34 34 38 39 40 45 45 46 47 49 51 53 53 55 56 58 59 61 65 Zusammenfassung 67 A Phasendiagramm fur Cux Sn100?x 69 B Phonon{Elektron{Wechselwirkung 70 Literaturverzeichnis 75 Selbstandigkeitserklarung 81 Thesen 82 5 Danksagung 83 Lebenslauf 84 Einleitung Amorphe Festkorper zeichnen sich strukturell durch eine fehlende Fernordnung aus. Amorphe Metalle haben im Gegensatz zu kovalent gebundenen Glasern ussigkeitsahnliche Strukturen [1]. Die Herstellung amorpher Metalle erfolgt durch Abschrecken der dampormigen oder ussigen Phase auf tiefe Temperaturen. Die metallische Bindung in reinen Metallen bevorzugt in der Regel die Relaxation in die kristalline Phase. Deshalb konnen amorphe Metalle meist nur als Legierungen hergestellt werden [1, 2]. In der Warmeleitfahigkeit amorpher Stoe wurde fur Dielektrika und amorphe Metalle ein ahnliches Verhalten gefunden [3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13]. Das betrit sowohl den Tieftemperaturanstieg fur T 1 K mit etwa T 2 als auch einen Bereich schwacherer Temperaturabhangigkeit fur 1 K < T < 10 K. Bei dem wohl am haugsten untersuchten System SiO2 [14, 15, 16, 17] wird dieser Bereich als Plateau in der Warmeleitfahigkeit bezeichnet und allgemein mit niederenergetischen Anregungen (NEA) erklart, die zuerst von Zeller und Pohl [3] fur isolierende Glaser und spater auch fur amorphe Metalle gefunden wurden [9, 10, 11, 12]. Sehr oft wird der Tieftemperaturanstieg in der Warmeleitfahigkeit mit Streuung an Zwei{Niveau{Systemen [18, 19] als einer Form von NEA erklart. Die kovalenten Bindungen in amorphen Dielektrika ermoglichen es einem Atom oder einer Atomgruppe, zwischen zwei stabilen Zustanden hin{ und herzutunneln [20]. Dabei andern sich die Bindungswinkel. Fur amorphe Metalle sollen kleine Verruckungen von Atomen oder Atomgruppen zwischen zwei stabilen Zustanden Zwei{Niveau{Systeme darstellen [20]. Das Plateau ndet durch die Erweiterung dieses Modells zu hoheren Temperaturen, dem Soft{Potential{Modell [21, 22, 23, 24, 25], eine Erklarung. Die Erfolge bei der Beschreibung der Tieftemperaturanomalien in der spezischen Warme, bei der fur amorphe Dielektrika und Metalle (nachweisbar in supraleitenden Legierungen) ein zusatzlicher linearer Beitrag gefunden wird [3, 20, 26, 27, 28], als auch der Ultraschalleigenschaften bei tiefen Temperaturen (logarithmische Temperaturabhangigkeit der Schallgeschwindigkeit) [20, 28], sprechen fur das Modell der Zwei{Niveau{Systeme. Beiden Modellen liegen jedoch Annahmen zugrunde, die trotz einiger Arbeiten zur mikroskopischen Begrundung von Zwei{Niveau{Systemen [20, 29, 30] nicht direkt durch Strukturdaten belegt werden konnen. Das mu als unbefriedigend angesehen werden. Der Plateaubereich lat andererseits zusatzliche resonanzartige Wechselwirkungen des Phononen{ oder auch des Elektronensystems mit NEA vermuten, die von der Struktur des Systems abhangen [31, 32, 33, 34]. Unter diesem Aspekt ist die gegenseitige Beeinussung der statischen Struktur (reprasentiert durch den Strukturfaktor), der dynamischen Struktur (uber die Dispersionsrelation der Phononen deniert) und des Elektronensystems (charakterisiert durch die Fermiache) fur das Verstandnis amorpher Metalle von grundlegender Bedeutung [35, 36]. Eine groe Gruppe amorpher Systeme (Edelmetall{Polyvalentmetall{Legierungen) 6 EINLEITUNG 7 lat sich hervorragend in das System der elektronisch stabilisierten Hume{Rothery{ Phasen einordnen [37]. Fur eine mittlere Zahl von Valenzelektronen z = 1.8 e/a wurde eine besonders hohe Stabilitat der amorphen Phase gefunden [38]. Diese auert sich in einer hohen Kristallisationstemperatur und ist die Folge einer Absenkung der Gesamtenergie des amorphen Systems, die durch die Beruhrung der Fermiache mit der Pseudo{Brillouinzone ermoglicht wird [39]. Das fuhrt zu einem elektronisch induzierten Peak bei Kpe im Strukturfaktor, dessen Lage mit dem Durchmesser der Fermikugel 2kF ubereinstimmt (bei z = 1.8 e/a) bzw. bezuglich 2kF mit z skaliert [38, 40, 41]. Die Hohe des Strukturfaktors S (2kF ) spiegelt sich im Tieftemperaturverhalten der elektronischen Transportgroen Hallkoezient RH und Thermokraft S (T ) wider [35]. Der fur amorphe Edelmetall{Polyvalentmetall{Legierungen gefundene Knick bei T0 in der Thermokraft S (T ) bei tiefen Temperaturen, der teilweise zu einem Minimum fuhrt [36, 42], skaliert mit der Konzentration der Proben und mit der Hohe des Strukturfaktors an der Stelle Kpe . Fur die Warmeleitfahigkeit sowie andere Transportkoezienten sind ebenfalls Anomalien zu erwarten. In der Dispersionsrelation der Phononen wird ein Minimum bei Wellenzahlen Qpe = Kpe beobachtet [43, 44, 45, 46]. Diese NEA werden in Analogie zu ihrem Auftreten im suprauiden Helium [47, 48] oft als rotonenartige oder Phonon{Roton{Zustande bezeichnet [44, 49]. Ihre Anregung erfordert eine charakteristische Energie h !0, die mit der Hohe des Strukturfaktors an der Stelle Kpe zusammenhangt [44, 50] und uber die A nderung der Konzentration beeinut werden kann. Neben dem Aufbau eines Experimentes zur Bestimmung der Warmeleitfahigkeit und der Diskussion der Ergebnisse im Rahmen der bekannten Theorien soll in dieser Arbeit untersucht werden, ob sich das Plateau in der Warmeleitfahigkeit durch Strukturanderungen und die dadurch beeinuten NEA beschreiben lat. Bei aufgedampften amorphen Legierungen lat sich dieser Einu besonders gut untersuchen, da uber die Zusammensetzung der Proben die Hohe des elektronisch induzierten Strukturpeaks verandert werden kann [37, 38]. Auerdem kann der Einu der Kristallisation und des Kristallisationsgrades untersucht werden. Besondere Aufmerksamkeit soll der Untersuchung des Plateaubereiches und dessen Verschiebung auf der Temperaturskala bei A nderung der Zusammensetzung der Proben und der Diskussion der Ergebnisse uber die gegenseitige Beeinussung der statischen, dynamischen und elektronischen Struktur geschenkt werden. Dabei soll an Modelle angeknupft werden, die in den letzten Jahren zunehmend diskutiert wurden und die einen direkten Zusammenhang zwischen Struktur, Dispersionsrelation der Phononen und den Tieftemperatureigenschaften amorpher Legierungen herstellen. In [8] wird der Tieftemperaturanstieg der Warmeleitfahigkeit mit Strukturdaten bei kleinen K {Werten erklart, wahrend in [31] und [32] der zusatzliche Beitrag in der spezischen Warme und die thermische Leitfahigkeit uber das elementare Anregungsspektrum erklart werden. Die Wechselwirkung der Phononen mit elementaren NEA fuhrt in [51, 52] zu einer befriedigenden Beschreibung der Tieftemperaturanomalien in der Warmeleitfahigkeit quasi{eindimensionaler Verbindungen, und in [53] wird die inelastische Elektron{Elektron{Wechselwirkung in Verbindung mit der 8 EINLEITUNG elastischen Streuung der Elektronen an dynamischen Konzentrations{Fluktuationen fur den Tieftemperaturverlauf der Warmeleitfahigkeit verantwortlich gemacht. Die Wechselwirkung von Elektronen mit NEA ist aus der Literatur bekannt [42, 54, 55]. Es wurde das System CuxSn100?x gewahlt, da bei diesem amorphen Metall bereits viele andere Daten uber Struktur und Transportprozesse vorhanden sind. Auerdem lassen sich amorphe dunne Schichten dieses Systems sehr leicht praparieren. Die vorliegende Arbeit ist in vier Teile gegliedert. Der erste stellt die Grundlagen vor, der zweite geht auf experimentelle Besonderheiten ein, der dritte auf die Meergebnisse, und im vierten Teil werden die Meergebnisse ausfuhrlich unter den oben genannten Gesichtspunkten diskutiert. Kapitel 1 Grundlagen Warmeleitfahigkeitsmessungen sind neben ihrer Bedeutung fur technische Anwendungen auch fur die Grundlagenforschung von groem Interesse. So konnen phononische Anregungen ebenso untersucht werden, wie die Wechselwirkung zwischen Elektronen, Phononen und der Struktur des Festkorpers. Die Ergebnisse konnen mit anderen Messungen (Strukturuntersuchungen, andere Transportkoezienten, wie elektrische Leitfahigkeit , Thermokraft S (T ), Hallkoezient RH ) verglichen werden und fuhren so zu einem besseren Verstandnis bezuglich der Transportanomalien bei tiefen Temperaturen. Allgemein stellt man fest, da bis auf wenige Ausnahmen ein guter elektrischer Leiter auch ein guter Warmeleiter ist, weshalb mit dem Wiedemann{Franz'schen Gesetz eine Beziehung formuliert werden kann, die eine Verbindung zwischen elektrischer und thermischer Leitfahigkeit herstellt. In guten Kristallen, so z.B. in Diamant beobachtet man eine sehr hohe Phononenwarmeleitfahigkeit. Diese steigt bei tiefen Temperaturen stark an, erreicht ein Maximum und fallt danach wieder ab. In amorphen Festkorpern ist die Phononenwarmeleitfahigkeit bei tiefen Temperaturen einige Groenordnungen kleiner und zeigt Anomalien, die sich in einem Bereich schwacherer Temperaturabhangigkeit (Plateau) und einem veranderten Tieftemperaturanstieg auern. Die Untersuchung dieses Bereiches ist ein Ziel dieser Arbeit. In diesem ersten Kapitel soll auf die wesentlichen theoretischen Grundlagen der Warmeleitfahigkeit eingegangen werden. Auftretende Besonderheiten werden an geeigneter Stelle in Kapitel 4 diskutiert. Der an einen Festkorper angelegte Temperaturgradient @T=@~r ruft eine Warmestromdichte w~ hervor. Allgemein gilt w~ = ? @T (1.1) @~r : ist ein Tensor zweiter Stufe, der in amorphen Materialien aufgrund der Isotropie zu einem Skalar entartet. Die Warmeleitfahigkeit metallischer Proben setzt sich allgemein aus einem Elektronen (El){ und einem Phononenanteil (Ph ) additiv 9 KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 10 zusammen, wobei beide Systeme miteinander wechselwirken. Fur eine quantitative Diskussion werden die Beitrage getrennt behandelt. 1.1 Theorie des Elektronenbeitrages Um den Elektronenanteil der Warmeleitfahigkeit zu diskutieren, mu als Warmeenergie E (~k) eines einzelnen Ladungstragers die Dierenz zur Fermienergie EF betrachtet werden (z.B. [56, 57, 58]). Fur w~ gilt deshalb w~ = 41 3 d3k(E (~k) ? EF )~v(~k)f (~k ): Z (1.2) ~v(~k) ist die Driftgeschwindigkeit der Ladungstrager. Fur die durch auere Felder bzw. im Fall der Warmeleitung durch einen Temperaturgradienten @T @~r gestorte Verteilungsfunktion ist mit f = f0 + g das Resultat aus der Boltzmanntheorie (siehe z.B. [56, 57]) einzusetzen. Unter der Bedingung, da kein Strom uber die Probe iet (~j = 0), ergibt sich in der Relaxationszeitnaherung El 2 = T1 I2 ? II1 0 ! (1.3) mit den Fermiintegralen vom Typ 0 Ir = 41 3 d3k(E ? EF )r ? @f @E (~v ~v): ! Z (1.4) Fur Metalle kann ? @f@E0 durch eine Deltafunktion angenahert werden, und man erhalt in der Naherung freier Elektronen 2 2 (kF ) : (1.5) El = kB3Tn m Dabei ist n die Ladungstragerdichte, die resultierende mittlere Relaxationszeit und m die eektive Masse der Elektronen. Die Schwierigkeit besteht darin, die auftretenden Streumechanismen zu bewerten und eine Relaxationszeit zu berechnen. Oft bedient man sich einer Naherung, bei der nur die dominierenden Streuprozesse betrachtet werden. Sie uberlagern sich bei Gultigkeit der Matthiessenschen Regel (z.B. [56, 57, 58]) nach 1 = 1: (1.6) X i i Fur die elektrische Leitfahigkeit liefert der Boltzmannformalismus = e 2 I0 : (1.7) 11 Fur das Wiedemann{Franz'sche Gesetz (WFL), das das Verhaltnis von thermischer zu elektrischer Leitfahigkeit beschreibt, gilt damit El = 1 I2 ? I1 2 : (1.8) T T 2e2 I0 I0 ! Wahrend fur den ersten Term II20 = 32 (kB T )2 gilt, wird der zweite, der das Quadrat der Thermokraft S (T )2 enthalt, meist vernachlassigt. Es ergibt sich fur das WFL El = 2 kB 2 = 2:45 10?8 V2 : (1.9) T 3 e K2 Damit existiert eine Moglichkeit, bei bekannter elektrischer Leitfahigkeit (Sie wird uber den Widerstand der Probe wahrend des Experimentes stets mit bestimmt.) die Elektronenwarmeleitfahigkeit abzuschatzen. Dieses Gesetz ist unter der Voraussetzung anwendbar, da die Relaxationszeiten i fur thermische und elektrische Leitfahigkeit die gleiche Energieabhangigkeit aufweisen. Dies ist fur hohe Temperaturen und fur sehr tiefe Temperaturen erfullt. Treten inelastische Wechselwirkungen auf, so kann das WFL in seiner Form von (1.9) nicht angewendet werden [58, 59]. Ebenso ist die Rolle der Elektronen in Verbindung mit dem auch in amorphen Metallen beobachteten Plateau in der Warmeleitfahigkeit weitgehend unklar. Deshalb erscheint es in diesem Fall sinnvoll, auf ein Apseparieren des Elektronenanteils mit Hilfe des WFL zu verzichten. Dieser Punkt wird in der Diskussion der Meergebnisse in Kapitel 4 nochmals aufgegrien. ! 1.2 Theorie des Phononenbeitrages Der Phononenanteil der Warmeleitfahigkeit kann in Analogie zum idealen Gas betrachtet werden, da die grundlegenden Gesetze der Warmeleitfahigkeit in ihrer mathematischen Form mit den entsprechenden Gleichungen der Diusion ubereinstimmen (siehe z.B. [41, 56, 57, 58]). Die Phononenwarmeleitfahigkeit ergibt sich zu (1.10) Ph = 13 vC^ < ` > : Hierbei ist v die Schallgeschwindigkeit, C^ die Warmekapazitat und < ` > die mittlere freie Weglange der Phononen. Im allgemeinen kann `(!) als eine Funktion der Temperatur und der Frequenz nach `(!) (T )!?n (1.11) geschrieben werden. Wird fur C^ die Debyetheorie benutzt, so erhalt man fur tiefe Temperaturen D =T x4 ex Ph 3 (1.12) T (ex ? 1)2 `(!)dx; Z 0 12 KAPITEL 1. GRUNDLAGEN und Ph (T ) folgt wegen Ph (T ) (T )T 3?n (1.13) im wesentlichen dem Temperaturverlauf der Warmekapazitat. Fur hohe Temperaturen gilt Ph (T ). Dieses Verhalten ist fur Kristalle wohlbekannt. Um die Phononenwarmeleitfahigkeit gut zu beschreiben, mu (1.11) uber mikroskopische Ansatze beschrieben werden. In diesem Zusammenhang wird oft von der Dominant{Phonon{Naherung Gebrauch gemacht, um die theoretische Beschreibung zu erleichtern. In dieser Naherung wird das Spektrum der angeregten Phononen bei einer gegebenen Temperatur durch eine {Funktion bei h !dom 1:6kB T ersetzt [58]. Es kann gezeigt werden, da die Anzahl der angeregten Zustande in einem Frequenzintervall d! genau an dieser Stelle maximal wird [58]. In amorphen Festkorpern ndet man bei tiefen Temperaturen meist ein Verhalten Ph T 2 anstelle der oben beschriebenen Temperaturabhangigkeit Ph T 3. Auerdem tritt bei etwa T 10 K ein Plateaubereich auf. In der Warmekapazitat beobachtet man einen zusatzlichen linearen Beitrag. Diese Anomalien werden im Zusammenhang mit NEA diskutiert. Durch lokalisierte Schwingungen, die in diesem Temperaturbereich angeregt werden konnen, entstehen zusatzliche Freiheitsgrade, die abgesattigt werden mussen. Das fuhrt zu dem zusatzlichen Beitrag in der Warmekapazitat. Die lokalisierten Schwingungen tragen jedoch selbst nicht zur Warmeleitfahigkeit bei, sondern wechselwirken mit den Debyephononen, wodurch die "Trager\ der Warmeleitung behindert werden. Ein Bereich schwacherer Temperaturabhangigkeit ist die Folge. Die mikroskopische Ursachen fur die beobachteten Anomalien und die Natur der NEA ist jedoch noch weitgehend unklar, weshalb verschiedene Modelle zur Interpretation der Phononenwarmeleitfahigkeit bei tiefen Temperaturen existieren und eine Vielzahl von Gruppen vor allem auf dem Gebiet der Warmeleitfahigkeit amorpher Dielektrika arbeitet. 1.3 Modelle fur niederenergetische Anregungen Im folgenden sollen einige der verbreitetsten Modelle fur niederenergetische Anregungen (NEA) kurz vorgestellt werden. Das in dieser Arbeit favorisierte Modell soll dann ausfuhrlich in Kapitel 4.4.2 beschrieben werden. Zwei{Niveau{Systeme Eine Erklarung uber die Wechselwirkung der Phononen mit, allerdings nur postulierten, Zwei{Niveau{Systemen (Two{Level{Systems, TLS) [5, 18, 19, 20, 60, 61, 62] ist die gebrauchlichste. Dabei sind angenommene, sowohl energetisch als auch raumlich benachbarte Zustande von Bedeutung, zwischen denen Atome oder Atomgruppen tunneln konnen. Fur die Streuung an TLS ndet man fur T 1 K eine Abhangigkeit T 2 und fur hohere Temperaturen ein Plateau [5, 9, 10, 12, 63, 64]. Die mikro- 13 skopischen Ursachen der TLS sind trotz einiger Erklarungsversuche [20, 29, 30] weitgehend unverstanden. Der Bereich T 1 K ist in der vorliegenden Arbeit experimentell nicht zuganglich. Deshalb kann das TLS{Modell nur im Plateaubereich angewendet werden. Da die Kurvenanpassung nach dem vereinfachten Modell in [5] aber vier Parameter gleichzeitig erfordert, reduziert sich die Prozedur auf ein mathematisches Problem. Das Modell der TLS bleibt dennoch einer der erfolgreichsten Ansatze zur Interpretation der Warmeleitfahigkeit, Warmekapazitat und Ultraschalleigenschaften amorpher Festkorper bei tiefen Temperaturen und soll deshalb zur Interpretation der Ergebnisse mit herangezogen werden. Soft{Potential{Modell Das Soft{Potential{Modell (SPM) [21, 22, 23, 24, 25, 65] stellt eine "Weiterentwicklung\ und Verallgemeinerung des Modells der TLS dar, indem weiche Potentiale und Relaxationsprozesse einbezogen werden. Wiederum werden Annahmen gemacht, die nicht unmittelbar auf strukturellen Informationen der beschriebenen Systeme basieren. Beim SPM tritt mit der Vielzahl der Fitparameter ein ahnliches Problem wie bei dem TLS{Modell auf. Die Ergebnisse des SPM beschreiben allerdings sehr gut das Tieftemperaturverhalten der Warmeleitfahigkeit amorpher Systeme uber den T 2{Anstieg hinaus [66, 67]. Ein direkter Zusammenhang mit Strukturdaten kann jedoch auch hier nicht hergestellt werden. Fraktonenmodell In [68] wurde die Dichte der Schwingungszustande fur fraktale Systeme abgeleitet. Diese kurzwelligen, als lokalisiert angenommenen Schwingungszustande (Fraktonen) werden in [69] zur Erklarung der Warmeleitfahigkeit benutzt. Fraktonen tragen selbst nicht zur Warmeleitfahigkeit bei, durch ihre Wechselwirkung mit Phononen kommt es jedoch zu einer Verkleinerung der mittleren freien Weglange der Phononen. Ungeordnete Systeme mit kleiner Dichte konnen auf einer kleinen Langenskala als fraktal betrachtet werden. Auf einer groeren Langenskale erscheinen sie jedoch homogen. Daraus resultiert im langwelligen Bereich ein Debye{Verhalten und im kurzwelligen Bereich ein "Fraktonen{Verhalten\. Es wird eine sogenannte Crossover{ Frequenz deniert, bei der die Debye{artige Zustandsdichte in eine "Fraktonen{ Zustandsdichte\ ubergeht [70]. Innerhalb dieses Modells konnen die thermischen Eigenschaften von Glasern verstanden werden [69, 70], jedoch ist der Beweis fur die angenommene selbstahnliche fraktale Struktur noch nicht erbracht [70, 71]. Strukturfaktor bei kleinen K {Werten Als weitere Diskussionsgrundlage soll hier die Ableitung der T 2{Abhangigkeit und die Beschreibung des Plateaus in der Warmeleleitfahigkeit mit Hilfe von Strukturdaten (S (K )) fur kleine K 10?2 A?1 angefuhrt werden [8]. Durch die Anregung langwelliger Debyephononen bei kleinen K {Werten wird S (K ) abgetastet, und der 14 KAPITEL 1. GRUNDLAGEN Verlauf von S (K ) spiegelt sich in der Warmeleitfahigkeit wider. Die T 2{Abhangigkeit fur T 1 K und der U bergang in den Plateaubereich konnen so gut beschrieben werden. Fur das hier untersuchte Legierungssystem liegen keine Strukturdaten bei kleinen K {Werten vor, weshalb dieses Modell nicht naher untersucht werden soll. Elementare NEA Neben den oben genannten existieren noch eine Reihe anderer Modelle. Einige von ihnen, die die Wechselwirkung der Phononen bzw. auch der Elektronen mit NEA beschreiben, sollen hier erwahnt werden. Die Wechselwirkung NEA mit den Elektronen mu hier mit diskutiert werden, da fur amorphe Systeme Anomalien in der Thermokraft gefunden wurden [42], die durch eine Wechselwirkung des Elektronensystems mit Phonon{Roton{Zustanden (Minimum in der Dispersionsrelation bei Qpe 2kF ) erklart werden [42, 55]. In der Literatur sind Einusse niederenergetischer Anregungen (vor allem bei der Diskussion der TLS) auf das Elektronensystem bekannt [20, 54]. Sie werden mit dem teilweise gefundenen schwachen Minimum im spezischen Widerstand bei tiefen Temperaturen in Verbindung gebracht. In [53] wird die inelastische Elektron{Elektron{ Wechselwirkung in Verbindung mit der Streuung der Elektronen an dynamischen Dichteanregungen fur die Tieftemperatureigenschaften der Warmeleitfahigkeit verantwortlich gemacht. Ein Beweis fur die Wechselwirkung der Elektronen mit NEA (z.B. TLS oder Phonon{Roton{Zustande) mit Hilfe der Warmeleitfahigkeit fallt schwer, da es nicht moglich ist, Phononen{ und Elektronenbeitrag separat zu messen (Ausnahme ist der supraleitende Zustand). In [31] wird der Phonon{Roton{Teil des Energiespektrums fur die Beschreibung der zusatzlichen Tieftemperaturbeitrage zur Warmekapazitat von Glasern genutzt. In dieser Arbeit wird gezeigt, da es nicht notwendig ist, zusatzliche hypothetische "Objekte\ einzufuhren. Im Gegenteil, aus dem Verlauf der Dispersionsrelation im Bereich der Phonon{Roton{Zustande konnen "Zwei{Niveau{Systeme\ abgeleienergetisch hoheren Zustand tet werden. U bergange vom energetisch niedrigen zum konnen uber die Absorption bzw. umgekehrt uber die Emission eines Phonons erfolgen. In [32] wird der zusatzliche Beitrag zur Warmekapazitat bei tiefen Temperaturen fur das System Mg70Zn30 in ahnlicher Weise mit Hilfe von "weichen\ Phononen (Phonon{Rotonen) berechnet. In [44] wurden in einer theoretischen Arbeit ebenfalls die Phonon{Roton{Zustande zur Erklarung der Warmekapazitat genutzt. Dort wurde nachgewiesen, da ein Zusammenhang zwischen dem Strukturpeak bei Kpe und der Anregungsenergie h !0 der Phonon{Roton{Zustande besteht. Die Anregungsenergie ist demnach proportional zur Halbwertsbreite des Peaks im Strukturfaktor. In [50] wird diese Proportionalitat durch die Aussage bestatigt, da die Anregungsenergie der Phonon{Rotonen umgekehrt proportional zur Hohe des Strukturfaktors an der Stelle Kpe ist. Im Grenzfall kristalliner Festkorper, fur die schmale hohe Peaks im Strukturfaktor ge- 15 funden werden, wird die Anregungsenergie kleiner, und die Dispersionsrelation geht in die bekannte Kurve fur kristalline Materialien uber. In [51, 52] wird fur eine quasi{eindimensionale Verbindung nach einem Tieftemperaturanstieg mit etwa T 3 oberhalb von T = 1 K ein Minimum in der Warmeleitfahigkeit gefunden. Diese Anomalie wird mit der Streuung der Phononen an tieiegenden transversalen akustischen Moden mit einer nur schwachen Q{Abhangigkeit uber einen weiten Bereich der Brillouinzone erklart. In der Terminologie der vorliegenden Arbeit handelt es sich dabei um Phonon{Roton{Zustande. Aus dieser Vielzahl von Diskussionsansatzen ist ersichtlich, da die Bemuhungen in den letzten Jahren stark zugenommen haben, alternative Modelle zu den TLS oder dem SPM zu entwickeln, die direkte Eigenschaften der untersuchten Substanzen, wie Struktur oder Dispersionsrelation der Phononen, fur eine Beschreibung der Tieftemperatureigenschaften amorpher Metalle nutzen. Die exakte Messung der Warmeleitfahigkeit bei tiefen Temperaturen wird deshalb zu einer wichtigen Voraussetzungen fur eine erfolgreiche Diskussion der verschiedenen Modelle. Kapitel 2 Experimentelles Warmeleitfahigkeitsmessungen amorpher dunner Schichten stellen besondere Anforderungen an den Aufbau der Meapparatur sowie an die Memethode, da kleine Warmestrome gemessen und Strahlungseinusse vermieden werden mussen. Es wurde eine modizierte stationare Memethode genutzt. Um moglichst homogene, saubere Proben zu erhalten und wegen der niedrigen Kristallisationstemperatur (150 K < Tk < 320 K, vgl. Kap. 3.1.4) erfolgte eine in{situ Praparation der Schichten in einem Hochvakuum{Kryostaten. Dabei wurde die abschreckende Kondensation aus der Dampfphase des zu untersuchenden Materials auf ein mit ussigem Helium gekuhltes Substrat mittels der Drehrohrofenmethode [26, 63, 72] verwendet. Fur die Messung der Warmeleitfahigkeit standen besondere Substrate (Kap. 2.6.1) zur Verfugung, die sich durch eine kleine Warmeleitfahigkeit auszeichnen und uber ein integriertes Heizer/Thermometer{System (Bolometer) verfugen. Parallel dazu wurde der elektrische Widerstand fur das gleiche Material an einer Probe mit einer fur Widerstandsmessungen optimierten Geometrie auf einkristallinem Quarz gemessen. Die Bestimmung der Schichtdicke erfolgte an dieser zweiten Schicht (Kap. 2.4). 2.1 Kryostat Es stand ein 4He{Kryostat [72] zur Verfugung. Drei konzentrische Abschirmbecher verhinderten eine thermische Zustrahlung von auen auf den mit Abschirmblechen gekapselten Probenhalter. Wahrend des Aufdampfvorganges betrugen deren Temperaturen 77 K bzw. 4.2 K (von auen nach innen). U ber eine Drehdurchfuhrung konnten die Abschirmbecher fur den Aufdampfvorgang geonet werden. Die Temperatur des innersten Abschirmbechers wurde beim Aufwarmen1 der Probe durch Heizen mitgefuhrt. Es waren Messungen im Temperaturbereich von 1.2 K bis 360 K moglich. Der Restgasdruck2 lag bei etwa 310?7 mbar. 1 2 mit HM8142 Power Supply, Hameg mit Combivac IT230, Leybold, gemessen 16 2.2. TEMPERATURMESSUNG AM PROBENHALTER 17 2.2 Temperaturmessung am Probenhalter Die Temperaturmessung am Probenhalter erfolgte unterhalb von T = 40 K mit kalibrierten Kohlewiderstanden3 und oberhalb von T = 30 K mit ebenfalls kalibrierten Platinresistoren4. Der dabei auftretende U berlappungsbereich diente zur Kontrolle der Reproduzierbarkeit. Es wurde eine Gleichstrommethode in 4{Punkt{Anordnung benutzt, wobei am Stromgeber5 umgepolt wurde, um Thermospannungen zu kompensieren. Um den Spannungsabfall an den verschiedenen Widerstanden am Probenhalter und am Vorratstank mit einem Digitalmultimeter6 auslesen zu konnen, kam ein Mestellenumschalter7 zum Einsatz, der sowohl die Stromzufuhrungen als auch die Spannungsabgrie schaltete. Zur U berprufung der Genauigkeit der Temperaturmessung wurden bei jedem Einkuhlvorgang die Fixpunkte bei T = 77 K (Siedetemperatur des ussigen Stickstos) und T = 4.2 K (Siedetemperatur des ussigen Heliums) uberpruft. Diese Temperaturmessung diente zur Bestimmung der Umgebungstemperatur T0 der Probe. Die Temperaturmessung zur Bestimmung der Warmeleitfahigkeit wird in Kapitel 2.6.2 gesondert beschrieben. 2.3 Probenherstellung Die zwei Substrate mit unterschiedlichem Bolometermaterial zur Messung der Warmeleitfahigkeit sowie das Substrat zur Messung des elektrischen Widerstandes wurden auf dem Probenhalter eng nebeneinander (Abb. 2.1) angeordnet, um gleiche Bedingungen wahrend der Probenpraparation zu gewahrleisten. Damit ist die zu bedampfende Flache etwa 15 mm 15 mm gro. Bei einem Abstand zum Drehrohrofen von 11 cm ergibt sich so ein kleiner Raumwinkel von 1.5 msr, der garantiert, da die kondensierten Schichten alle die voreingestellte Zusammensetzung haben und keine bzw. nur sehr kleine Schichtdickegradienten auftreten. Die Praparation aller Proben mit Ausnahme des reinen Cu und Sn erfolgte durch sequentielle Flash{Verdampfung aus einem Wolframbandchen mit Hilfe der Drehrohrofenmethode [26, 63, 72]. Die reinen Proben wurden aus einem Tantalschichen verdampft. Nach dem Einwiegen der Ausgangsmaterialien8 wurde nach einer in [73] beschriebenen Methode unter Hochvakuum ein zwangslegierter Schmelzling hergestellt. Unmittelbar vor dem Experiment wurde der bis dahin vakuumisolierte Schmelzling zermorsert9 und mit dem entstandenen kleinkornigen Material das Drehrohr beschickt. Beim Drehen des Drehrohres fallen einige Kornchen des Materials auf das heie Wolframbandchen und verdampfen sofort (t < 1 s). Der Dampf eines Korn3 4 5 6 7 8 9 Allen{Bradley, R= 100 bzw. R = 220 Pt{Mewiderstande, Typ K816, R = 100 , Fa.Rossel DC Calibrator J152, Knick 34401 Multimeter, Hewlett Packard 7001 Switch System, Karte 7011S, Keithley Cu m6N, Sn m4N, Alfa Products, Karlsruhe, mges 350mg Borkarbidmorser KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES 18 Abbildung 2.1: Anordnung der Substrate zur Widerstands{ (1) und Warmeleitfahigkeitsmessung (2, 3) auf dem Probenhalter. Probe 2 ist mit einem Al{Bolometer und Probe 3 mit einem Au20Ge80{Bolometer versehen. Details zu den Warmeleitfahigkeitssubstraten sind Abb. 2.3 zu entnehmen. chens schlagt sich auf dem gekuhlten Substrat als der Bruchteil einer Monolage nieder. Durch diese Methode werden mogliche Inhomogenitaten in der Zusammensetzung des zwangslegierten polykristallinen Schmelzlings ausgeglichen. Vor allem jedoch wird selbst bei einer vollstandigen Fraktionierung der Probe die Schicht noch homogen. Homogenitatsschwankungen liegen unter 0.1 % [26]. Wahrend des Aufdampfens stieg der Druck im Kryostat etwas an (p < 6 10?7 mbar). Mit Hilfe der Supraleitung (Kap. 3.1.3) konnte an einer gerade in der Herstellung bendlichen Cu20Sn80{Widerstandsschicht eine Temperatur von T 5.7 K nachgewiesen werden, ein Hinweis darauf, da die aufwachsende Schicht diese Temperatur nicht uberschritt. Die Temperatur des Probenhalters wurde ebenfalls aufgezeichnet. Da beide Temperaturen ubereinstimmen, kann davon ausgegangen werden, da die Substrate thermisch sehr gut an den Probenhalter ankoppeln. 2.4 Schichtdickenbestimmung Die Bestimmung der Schichtdicke der Widerstandsschichten wurde mit einem mechanischen Abtastverfahren10 mit einem Fehler von < 2 % durchgefuhrt. In Abbildung 2.2 ist ein Tastschnitt uber eine Cu60Sn40{Probe dargestellt. Es treten keine Halbschatten oder Schichtdickegradienten auf. Zusatzlich wurde zum Vergleich 10 Dektak 3, Veeco 2.5. MESSUNG DES ELEKTRISCHEN WIDERSTANDES 19 120 Cu60Sn40 d = 90 nm 100 d / nm 80 60 40 20 0 0 500 1000 1500 x / µm Abbildung 2.2: Tastschnitt uber eine Cu60Sn40{Probe. die Dicke der Proben nach dem Tolansky{Verfahren ( dd < 10 %) vermessen. Die mit beiden Verfahren erzielten Ergebnisse zeigten innerhalb der Fehlergrenzen eine gute U bereinstimmung. Die Schichtdicken lagen zwischen 65 nm und 250 nm und gewahrleisten damit eine Interpretation der Ergebnisse fur den dreidimensionalen Fall. Es wurden im Rahmen der oben angegebenen Genauigkeit keine Schichtdickenunterschiede zwischen der Widerstandsschicht und einer Vergleichsmessung an den Punkten A und B in Abbildung 2.1 fur eine Cu50Sn50{Schicht gefunden. 2.5 Messung des elektrischen Widerstandes Zur Messung des elektrischen Widerstandes an der Schicht 1 in Abbildung 2.1 auf einem Quarz{Einkristall{Substrat11 kam eine Gleichstrommethode in 4{Punkt{Anordnung zum Einsatz. Der Mestrom12 wurde uber den Spannungsabfall an einem 11 12 20mm 10mm (1 0.05)mm, C{Achsen orientiert, beidseitig poliert, Kelpin, Leimen DC Calibrator J152, Knick KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES 20 Abbildung 2.3: Substrat zur Bestimmung der Warmeleitfahigkeit [74, 75, 76]. Die Groenverhaltnisse sind nicht mastablich wiedergegeben. Typische Groen sind l = 2 mm, b 250 m, bbolo = 5 m und dsub = 800 nm. einen Mestellenumschalter14 konnVorwiderstand13 bestimmt und umgepolt. Uber 15 ten mit einem Multimeter sowohl die Spannung am Vorwiderstand als auch an der Probe gemessen werden. Wahrend des Aufdampfvorganges konnte uber die Beobachtung des Spannungsabfalls an der Schicht (kein Mestrom) der Zeitpunkt bestimmt werden, an dem die Schicht durchgangig geschlossen ist (U bergang von oenen Spannungskontakten zum Kurzschlu). Erst dann wurde die Probe mit einem kleinen Mestrom (I 10 A, P < 1 W) belastet, um das Aufwachsen der Schicht resistiv zu verfolgen und eine Kristallisation entlang des Strompfades infolge Erwarmung zu vermeiden. 2.6 Messung der Warmeleitfahigkeit 2.6.1 Substrat Zur Messung der Warmeleitfahigkeit kamen speziell entwickelte Substrate zum Einsatz (Abb. 2.3), die aus einem Si{Chip mit einer freitragenden Membran bestehen [74, 75, 76]. Diese konnen mit den ublichen Methoden der Mikrostrukturierung hergestellt werden, sind billig und in groen Stuckzahlen verfugbar16. Die Mem13 14 15 16 Hochprazision Widerstandsdekade Typ 1409, Burster 7001 Switch System, Karte 7011S, Keithley 2010 Multimeter, Keithley Herstellung im ZfM der TU Chemnitz 2.6. MESSUNG DER WARMELEITF AHIGKEIT 21 bran besteht aus einem thermisch stabilisierten Schichtsystem Si3N4/SiO2/Si3N4 (dsub = 800 nm). Die Membran ist nach anisotropem A tzen des Siliziums auf einer Flache l b (l = 2 mm, b 250 m) freitragend, um auf ihrer Ruckseite die zu messende Probe praparieren zu konnen. Auf der Oberseite bendet sich ein schmaler (bbolo = 5 m) Bolometerstreifen, der mittig in y{Richtung uber die Membran verlauft und uber Kontaktachen verfugt. Das Bolometer dient als Heizer und bei (T ) gleichzeitig als Thermometer. Kenntnis des Temperaturkoezienten dRbolo dT Neben einem Substrat mit Al{Bolometer, das aufgrund des temperaturunabhangigen Restwiderstandes von Al fur tiefe Temperaturen ungeeignet ist, wurde ein Substrat mit einem halbleitenden Au20Ge80{Bolometer benutzt [77], da das Widerstandsverhalten dieses Materials aus fruheren Arbeiten bekannt war [78]. Das Aufbringen der Au20Ge80{Schicht erfolgte mit der in Kapitel 2.3 beschriebenen Drehrohrofenmethode auf den vorbereiteten Wafer (Membranen bereits prapariert). Eine homogene Schichtdicke auf dem gesamten Wafer konnte dabei in der vorhandenen Anlage nicht realisiert werden. Anschlieend folgte ein Temperproze bis T = 450 K und die Strukturierung durch Plasmaatzen17 mit einem Gemisch aus Argon und CF4. Der A tzproze konnte aufgrund der Anlagengroe nur fur Waferstucke durchgefuhrt werden. Deshalb und wegen der Schichtdickeninhomogenitat der Au20Ge80{ Schicht treten Abweichungen in der Bolometer{ und der Membrandicke auf, die in Kapitel 2.7.3 abgeschatzt werden. 2.6.2 Memethode Die Untersuchung einer auf der Substratruckseite praparierten Schicht setzt die Kenntnis der Warmeleitfahigkeit der Substratmembran voraus. Deshalb soll zunachst die Bestimmung der Warmeleitfahigkeit des Substrates erlautert werden. Wahrend bei der klassischen Fourierschen Stabmethode [79] ein Ende der Probe erwarmt und der Warmeu zum anderen Ende bestimmt wird, bendet sich hier die Warmequelle in der Mitte der Probe in Form des stromdurchossenen und damit erwarmten Bolometers. Die Geometrie ist dabei so gewahlt, da der Warmeu vorrangig in x{Richtung erfolgt (Abb. 2.3). Damit lat sich das zweidimensionale Problem auf eine Koordinate reduzieren. Es ist die Warmeleitungsgleichung @ 2T (x; y) ? 8sub T03 T (x; y) = 0 (2.1) @x2 sub dsub fur das im vorhergehenden Kapitel 2.6.1 beschriebene Substrat (Abb. 2.3) mit den Randbedingungen (2.2) T (x = 2b ; y) = 0 17 Materiallabor TU Chemnitz KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES 22 und ? d @ T@x(x; y) b = 12 P (y) (2.3) x= bolo 2 zu losen. Dabei wurde der Koordinatenursprung in die Mitte der Membran gelegt. sub ist der Emissionsgrad, die Stefan{Boltzmann Konstante, sub die Warmeleitfahigkeit und dsub die Dicke des Substrates. Mit den entsprechenden Groen bolo, dbolo , bolo fur das Bolometer, fur den spezischen Widerstand des Bolometers und fur seinen Temperaturkoezienten ist P (y) = I 2 b (Td0) [1 + T (x = 0; y)] ? 8 bolo g T03 T (x = 0; y) bolo bolo 2 x = 0; y) + (bolo dbolo + sub dsub ) g @ T (@y (2.4) 2 die im Volumenelement an der Stelle y im Bolometer umgesetzte Joule'sche Heizleistung, reduziert um die abgegebene Strahlung des Bolometers und die Warmeleitung des Bolometers und der darunter bendlichen Membran zu den Kontakten hin. Man erhalt eine Dierentialgleichung fur P (y), die mit T (x = 0; y = 2l ) = 0 und @T (@yx=0;y) y=0 = 0 (aus Symmetriegrunden) gelost wird. Unter Vernachlassigung der Warmestrahlung des Substrates wegen der kleinen Flache und des Mitfuhrens der Umgebungstemperatur und unter Einfuhrung einer mittleren Heizleistung (siehe Kap. 2.7.1) erhalt man als Losung P0 ) l dR : sub dsub = 41 ((RPh ? (2.5) h ? R0 ) b dT Eine detaillierte Herleitung ist in [75, 76] gegeben. Auf Naherungen wird in Kapitel 2.7.2 genauer eingegangen. Rh ist der Widerstand bei Erwarmung des Bolometers mit der Heizleistung Ph, R0 der Widerstand des Bolometers bei reduzierter Heizleistung P0. Die A nderung des Widerstandes spiegelt die Temperaturerhohung des Bolometers bei eingepragter Heizleistung wider. Da R(T ) des Bolometers bei jeder Messung erneut aufgezeichnet wird, konnen theoretisch auch alternde Bolometermaterialien eingesetzt werden. Bei den verwendeten Materialien Al und Au20Ge80 konnte keine A nderung im Verlauf R(T ) und damit keine nachweisbare Alterung festgestellt werden. Bei tiefen Temperaturen (T 12 K) wurde die Warmeleitfahigkeit stationar gemessen. Fur T > 12 K wurde eine Erwarmung des Probenhalters mit einer Heizrate < 100 mK/min zugelassen. Der Mezyklus ist Abbildung 2.4 zu entnehmen: Zuerst wird der Bolometerwiderstand R bei reduzierter Heizleistung P0 gemessen (z. B. Punkt A). Danach erfolgt eine Erwarmung des Bolometers mit Ph und die Bestimmung des Widerstandes Rh (z. B. Punkt B). Die wiederholte Messung des Bolometerwiderstandes R bei P0 (z. B. Punkt C) und die Interpolation der Widerstande R zwischen den Punkten A 2.6. MESSUNG DER WARMELEITF AHIGKEIT 23 67.4 T = 300 K -1 Heizrate etwa 40 mK min 67.3 } Rbolo / Ω 67.2 B 67.1 A λ(T3 ) C } λ(T2 ) 67.0 } 66.9 66.8 R bei P0 R0 bei P0 (interpoliert) Rh bei Ph λ(T1 ) 0 10 20 t / min 30 40 Abbildung 2.4: Meprinzip zur Bestimmung der Warmeleitfahigkeit bei gleichzeitiger Erwarmung der Probe. Die Bolometerwiderstande werden an den Punkten A, B und C bestimmt. Fur A und C erfolgt die Messung bei einer reduzierten Heizleistung P0 und fur B bei einer Heizleistung Ph . Nach der Interpolation der Widerstande bei A und C fur den Punkt B ergeben sich die Wertepaare (P0;R0) und (Ph;Rh) fur denselben Zeitpunkt. und C fur den Punkt B ergeben R0, damit ein zu (Ph ; Rh) gehoriges Wertepaar (P0; R0). Die Voraussetzung fur diesen Mezyklus ist eine lineare Widerstandsanderung im Bereich der Punkte A bis C, was bei den angegebenen Heizraten erfullt ist. Zwischen den Widerstandsmessungen an den Punkten A, B und C reicht eine Relaxationszeit (Einstellung eines stationaren Temperaturgradienten) fur das Substrat von einigen Sekunden aus, da die tatsachliche Relaxationszeit durch die gute thermische Ankopplung des Substrates an den Probenhalter auch bei groen Heizleistungen (U berheizung des Substrates) bei < 3.3 s liegt (Abb. 2.5). Die Relaxation ist praktisch schon bei dem der Leistungsanderung folgenden Mepunkt abgeschlossen [77]. KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES 24 ∆t = 3.3 s 140.0 T = 300 K Ph in µW Rbolo / Ω 274 201 139.5 140 89 P0 = 1.4 µW 139.0 0 20 40 200 220 240 t/s Abbildung 2.5: Untersuchung der thermischen Relaxation der Membran bei verschiedenen Heizleistungen Ph . In einer "Leer{Messung\ wird das Produkt aus Warmeleitfahigkeit und Dicke der Membran sub dsub fur das Substrat fur 1.2 K T 360 K bestimmt (Abb. 2.6). Im U berlappungsbereich (20 K < T < 70 K) stimmen die Werte fur beide Substrate gut uberein. Voraussetzung dafur sind gleiche Schichtdicken, was aufgrund der Herstellung (Kap. 2.6.1) nicht fur alle Substrate mit Au20Ge80{Bolometer erfullt ist. In einer zweiten Messung wird unmittelbar nach dem Aufdampfen der Probe auf der Ruckseite der Membran d des Gesamtsystems Membran/Probe im gleichen Temperaturbereich gemessen. Nach diesem ersten Anlassen der Proben wird d erneut fur 1.2 K T 360 K gemessen, um die Auswirkung struktureller A nderungen (Kristallisation, Ausheilen der Unordnung) auf die Warmeleitfahigkeit der Probe zu untersuchen. Die Warmeleitfahigkeit der Probe errechnet sich nach Bestimmung der Schichtdicke (dfilm) der Probe (Kap. 2.4) nach (2.6) film = d 1 ( d ? sub dsub ): film Die Widerstande R0 und Rh wurden ebenfalls mit einer 4{Punkt{Gleichstrom{ Anordnung bestimmt. Es erfolgte wiederum ein Polaritatswechsel des Stroms und 2.6. MESSUNG DER WARMELEITF AHIGKEIT 25 Au20Ge80-Bolometer -6 λsubdsub / W K -1 10 Al-Bolometer -7 10 Substrat mit Al-Bolometer Substrat mit Au20Ge80-Bolometer -8 10 1 10 100 T/K Abbildung 2.6: Warmeleitfahigkeitsmessung der Substrate. dessen Messung am Vorwiderstand. Der bereits bei der Widerstandsmessung und der Temperaturmessung erwahnte Mestellenumschalter und das bei der Widerstandsmessung verwendete Multimeter konnten auch hier genutzt werden. Der Einu des Interfacebereiches zwischen Membran und Probe und zwischen den einzelnen Probenschichten (mogliche Fehlerquelle [80]) konnte bei T =77 K durch Aufdampfen mehrerer Schichten nacheinander auf ein und dasselbe Substrat und durch die Bestimmung von d untersucht werden (Abb. 2.7). Es zeigt sich ein sehr guter linearer Zusammenhang in der Auftragung d uber dfilm . Im linearen Fit ergibt das Absolutglied den Wert sub dsub fur die Membran, der um nur 0.5 % vom vorher gemessenen Betrag abweicht. Die Steigung reprasentiert die Warmeleitfahigkeit der Probe. Die Schichtdicke wurde jeweils uber den Probenwiderstand ermittelt. KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES 26 T = 77 K 1.3 a-Cu50Sn50 λd λd / µW K -1 1.2 linearer Fit 1.1 1.0 linearer Fit: λd = λfilmdfilm + λsubdsub liefert: 0.9 λsubdsub = 0,8789 µW K -1 λsubdsub 0.8 0 -1 -1 λfilm = 2,89 W m K 50 100 dfilm / nm 150 Abbildung 2.7: Auftragung von d als Funktion der Schichtdicke dfilm zur Untersuchung des thermischen U bergangswiderstandes zwischen Membran und Probe. 2.6.3 Meleistung Bei der Wahl der Meleistung lagen zwei Kriterien zugrunde. Einerseits mu diese so gro sein, da eine mebare Erwarmung des Bolometers erreicht wird, andererseits darf die Meleistung nicht zu gro sein, da daraus eine U berheizung der Membran und ein Mefehler resultieren. In Abbildung 2.8 (a) sind fur unterschiedliche Heizleistungen die Temperaturerhohungen in Form von Trapezen uber dem Substrat angedeutet. A, B und C stellen drei Situationen dar, deren Auswirkungen auf die Messung in Abbildung 2.8 (b) erkennbar sind. Die angegebenen Werte sind tatsachliche Heizleistungen bei der jeweiligen Temperatur. Die gepunktete Linie stellt den Temperaturverlauf von d dar. Die reduzierte Heizleistung P0 ruft eine kleine Temperaturerhohung Th0 der Membran im Bolometerbereich hervor, die zu den Membranrandern hin abnimmt (A). Ph1 fuhrt zu einer Temperaturerhohung Th1 des Bolometers (B). Wird die Heizleistung Ph2 > Ph1 zu gro gewahlt, stellt sich zusatzlich zur Membran ein Temperaturgradient uber dem Substrat ein (C). U ber die nun zu groe Temperaturerhohung Th2 errechnet sich eine im Vergleich zum wah- 2.6. MESSUNG DER WARMELEITF AHIGKEIT 27 1.70 5 b) λd ∆T 4 125 µW 1.65 1.60 A B C B A 2 55 µW 1.55 55 µW 1 Ph = 13 µW 1.50 ∆T / K λd / µW K -1 3 256 258 13 µW 260 262 264 0 T/K Abbildung 2.8: Schematische Darstellung der Aufheizung des Substrates (a) und die Auswirkung einer U berheizung (Fall bzw. Bereich C) des Substrates auf die Warmeleitfahigkeitsmessung (b). Die gepunktete Linie verdeutlicht den Verlauf d mit der Temperatur. KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES 28 10 1.0 1 1 0 Prad /Ph / % -1 10 0 10 10 -1 10 -2 0.8 eingeprägte Heizleistung Ph 1 10 T / K 100 0.6 Verlust Prad /Ph bei Ph (T = 300 K) = 30 µW -2 10 0.4 ∆T / K 10 Ph / µW 10 -3 10 ∆T = Th - T0 bei Ph (T = 300 K) = 30 µW -4 10 -5 10 1 10 100 0.2 0.0 T/K Abbildung 2.9: Abschatzung des Fehlers durch Strahlungsverluste. ren Wert kleinere Warmeleitfahigkeit. Entsprechend dieses Verhaltens wurden bei 4.2 K, 77 K und 260 K die kritischen Heizleistungen bestimmt. Der Temperaturverlauf einer geeigneten Heizleistung ist im kleinen Bild der Abbildung 2.9 dargestellt. Als Bezugspunkt wird Ph fur T = 300 K angegeben. 2.7 Moglichkeiten und Grenzen des Meverfahrens 2.7.1 Strahlungsverluste Bei thermischen Messungen mu besonderes Augenmerk auf Strahlungseinusse (Abb. 2.9) gelegt werden, da thermische Ab{ und Zustrahlung nach bzw. von auen das Meergebnis verfalschen. An dieser Stelle soll eine grobe Abschatzung gegeben 2.7. MOGLICHKEITEN UND GRENZEN DES MESSVERFAHRENS 29 werden. Die reduzierte Heizleistung P0 ruft entsprechend P0 = d bl (T0 ? T ) + 2 b l (T04 ? T14) (2.7) eine mittlere Temperaturerhohung (T0 ? T ) des Bolometers infolge von Warmeleitung (erster Term) und eine Abstrahlung nach dem Stefan{Boltzmannschen Gesetz (zweiter Term) hervor. Gleichzeitig strahlt die Flache A = l b der freitragenden Membran mit dem Emissionsgrad ab. Die fur die Strahlung entscheidende Umgebungstemperatur soll T1 sein. T und T1 mussen nicht notwendigerweise gleich sein. Fur die Heizleistung Ph lat sich aquivalent mit anderen Indizes schreiben (2.8) Ph = d bl (Th ? T ) + 2 b l (Th4 ? T14): Da die Dierenz (Ph ? P0) in Gleichung (2.5) eingeht, folgt aus (2.8)-(2.7) Ph ? P0 = d bl (Th ? T0) + 2 b l (Th4 ? T04): (2.9) Der erste Term ist bereits bekannt (siehe Gleichung (2.5)). Der Strahlungsterm enthalt wegen Th T0 T in der Naherung (Th4 ? T04) 4 T 3 (Th ? T0) nur den kleinen Temperaturunterschied (Th ? T0), der in Abbildung 2.9 zusammen mit den Strahlungsverlusten Prad bezogen auf die eingepragte temperaturabhangige Heizleistung Ph dargestellt ist. Dabei wurde im Rahmen einer Grotfehlerabschatzung davon ausgegangen, da die gesamte freitragende Membranache A jeweils der halben fur das Bolometer angegebenen mittleren Temperaturerhohung unterliegt und = 1 ist. Ein nennenswerter Fehler von > 1 % infolge von Strahlungsverlusten macht sich wegen T 3 erst bei T > 150 K bemerkbar. 2.7.2 Genauigkeit der Memethode An dieser Stelle soll auf einige Besonderheiten der Memethode eingegangen werden. Die Gleichung (2.1) gilt fur einen eindimensionalen Warmeu in x{ bzw. -x{Richtung. Bei einer geeigneten Geometrie (b l) sind die Voraussetzungen fur die Naherungen bei der Herleitung gut erfullt. Die verwendeten Substrate erfullten mit l = 2 mm und 213 m < b < 289 m dieses Kriterium. Es zeigt sich kein systematischer Einu auf die Meergebnisse bei A nderung der Membranbreite b. Weiterhin wurde bei der Herleitung von (2.5) der Warmeu uber das Bolometer zu den Kontaktachen hin vernachlassigt. Da dieser Warmeu sowohl bei unbedampftem Substrat als auch bei der Messung des Substrates mit praparierter Probe auftritt, hebt er sich nach Ausfuhrung von Gleichung (2.6) weg. Die Mewerte sub dsub stellen somit einen eektiven Untergrund dar. Auf den Fehler in der Schichtdicke der Probe wurde an entsprechender Stelle in Kapitel 2.4 eingegangen. Der Fehler bei der mikroskopischen Bestimmung der Geometriefaktoren l und b kann mit < 2 % angegeben werden. Strahlungsverluste sind erst bei T > 150 K relevant (Kap. 2.7.1). KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES 30 10 10 2 1 diese Arbeit: a-Cu30Sn70 cr-Cu30Sn70 10 Tk 0 -1 λ/Wm K -1 Tc Tc 10 -1 Tc 10 -2 10 -3 Tc 0.1 1 10 T/K a-Zr50Cu50 a-Zr70Pd30 cr-Cu10Sn90 cr-Cu25Sn75 cr-Cu93.3Sn6.5P0.2 100 Abbildung 2.10: Vergleich einer Cu30Sn70{Probe mit Literaturdaten fur amorphe Zr50Cu50{ [12] bzw. Zr70Pd30{Legierungen [11] und polykristalline, ungetemperte Cu10Sn90{, Cu25Sn75{ und Cu93:3Sn6:5P0:2{Proben [81]. Die vertikalen Pfeile geben jeweils die U bergangstemperaturen Tc zur Supraleitung an. Tk bezeichnet die Kristallisationstemperatur. Der exakten Bestimmung der Temperaturdierenz uber die Widerstandsanderung sowie der Leistung kommt die grote Bedeutung zu. Deshalb soll im folgenden Kapitel 2.7.3 gesondert auf den Einu eines Geometrie{Fehlers bei der Bolometerpraparation eingegeangen werden. Da der Widerstand des halbleitenden Au20Ge80{ Bolometers bei tiefen Temperaturen (T < 4 K) Werte von 2 M bis 8 M erreicht, fand ein 7 21 stelliges Multimeter18 Anwendung, das bereits eine interne Mittelung mehrerer Mewerte ausfuhrt. Der Fehler in film kann uber den gesamten Temperaturbereich mit kleiner 10 % angegeben werden. In Abbildung 2.10 sind zum Vergleich Messungen binarer amorpher Legierungen anderer Autoren [11, 12, 81] dargestellt. Dabei geben die Pfeile die jeweiligen U bergangstemperaturen zur Supraleitung an. Der prinzipielle Verlauf der Mekurven wird in Kapitel 3.2 ausfuhrlich diskutiert. 18 2010 Multimeter, Keithley 2.7. MOGLICHKEITEN UND GRENZEN DES MESSVERFAHRENS ∆d/∆l 1.5 a ) 0.0 0.125 0.25 0.375 0.5 T/T0 1.00 1.01 1.04 1.09 1.18 ∆T/∆T0 1.0 31 0.5 d/d0 0.0 -1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 b) 1.0 0.5 -1.0 -0.5 0.0 l / mm 0.5 1.0 Abbildung 2.11: Einu eines Dickegradienten in der Bolometerdicke (b) auf die lokale Temperaturerhohung des Bolometers (a). T=T0 gibt die Abweichung der mittleren Temperaturerhohung vom symmetrischen Fall konstanter Bolometerdicke an. 2.7.3 Geometriefehler im Bolometer In diesem Unterkapitel soll die Auswirkung eines Dickegradienten des Bolometers diskutiert werden. Die Losung der Dierenzialgleichung (2.4) mit den in Kapitel 2.6.2 angegebenen Randbedingungen fuhrt zu einer Losung der Form cosh v+bolou dbolo y T (y) 1 ? : (2.10) cosh v+bolou dbolo 2l Zur besseren U bersichtlichkeit wurden mit u und v Konstanten eingefuhrt, die alle weiteren Groen aus Gleichung (2.4) enthalten. Wird dbolo y{abhangig, so ist Glei2 q 3 4 q 5 32 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES chung (2.4) nicht mehr einfach analytisch losbar. Deshalb soll hier als Naherung dbolo (y) an Stelle von dbolo in Gleichung (2.10) eingesetzt werden, um die Auswirkung auf das Meergebnis zu diskutieren. Wie aus Abbildung 2.11 ersichtlich, fuhrt eine dunnere Bolometerschicht zu einer hoheren lokalen Temperatur und umgekehrt. Da experimentell die mittlere Temperaturerhohung gemessen wird, mu die Flache unter der Kurve betrachtet werden. Dabei zeigt sich eine Erhohung der mittleren Temperatur gegenuber dem symmetrischen Fall konstanter Bolometerdicke, die zu einer kleineren Warmeleitfahigkeit fuhrt. Die Abweichung ist uber den gesamten Temperaturbereich gleich gro und fuhrt zu einem systematischen Fehler. In der vorliegenden Arbeit konnte diese Fehlerquelle durch die Parallelmessung der beiden Warmeleitfahigkeitsproben eliminiert werden. Die Hochtemperatursubstrate mit Al{Bolometer wiesen keine Gradienten in der Bolometerdicke auf und konnten so als Normal verwendet werden. Bei den individuell hergestellten Tieftemperatursubstraten mit Au20Ge80{Bolometer betrugen die Abweichungen zur mittleren Bolometerdicke 0 %...30 %, die zu einem konstanten Faktor von Au20AlGe80 = 0.8...1 im U berlappungsbereich der Messung (vgl. Abb. 2.6) fuhrten. Die mit dem Au20Ge80{ Bolometer gemessenen Tieftemperaturdaten wurden in diesem Fall an die mit dem Al{Bolometer erhaltenen Daten angepat. 2.7.4 Reproduzierbarkeit der Messungen In Abbildung 2.12 (a) ist sub dsub fur die Hochtemperatursubstrate mit Al{Bolometer dargestellt. Es zeigt sich eine gute U bereinstimmung in sub dsub . Abweichungen vom Durchschnittswert aller Messungen konnen mit der Unsicherheit der Schichtdicke der Membran, die innerhalb eines Wafers um 1 % bis 2 % variieren kann [82], erklart werden. Bei den Tieftemperatursubstraten (Abb. 2.12 (b)) ergeben sich aufgrund der in Kapitel 2.6.1 beschriebenen individuellen Herstellung und der in Kapitel 2.7.3 beschriebenen Abweichung in der Bolometerdicke groere Abweichungen bis maximal 20 %. Bei aquivalenten Proben ist der Fehler einer reproduzierten Messung mit der beschriebenen Memethode kleiner als 1 %. 2.7. MOGLICHKEITEN UND GRENZEN DES MESSVERFAHRENS -6 2,0x10 -6 λsubdsub / W K -1 a) 1,5x10 -6 1,0x10 λd der Hochtemperatursubstrate mit Aluminium-Bolometer -7 5,0x10 0,0 0 -6 10 -7 T200 /K 300 400 b) λsubdsub / W K -1 10 100 λd der Tieftemperatursubstrate mit Au20Ge80-Bolometer 10 -8 1 10 T/K 100 Abbildung 2.12: Vergleich von sub dsub verschiedener Substrate mit Al{Bolometer (a) bzw. mit Au20Ge80{Bolometer (b). 33 Kapitel 3 Ergebnisse 3.1 Elektrischer Widerstand Der elektrische Widerstand der Proben wurde, wie bereits in Kapitel 2.5 beschrieben, parallel zur Messung der Warmeleitfahigkeit bestimmt. Zum einen konnte mit Hilfe von Literaturdaten fur den spezischen Widerstand ein erster Anhaltspunkt fur die Schichtdicke der in{situ aufgedampften Proben gewonnen werden, und zum anderen werden strukturelle A nderungen der Probe im Widerstand besonders deutlich. Auerdem ist die Kenntnis des spezischen elektrischen Widerstandes notwendig, um den Elektronenbeitrag zur Warmeleitfahigkeit abzuschatzen (Kap. 4.1). In diesem Kapitel sollen die Ergebnisse besprochen und kurz erlautert werden. 3.1.1 U berblick In Abbildung 3.1 ist der spezische Widerstand fur die amorphen Proben bzw. die nach Tempern auf T = 360 K kristallisierten Proben dargestellt. Zur Hervorhebung der Supraleitung wurde eine logarithmische Skalierung fur T gewahlt. 3.1.2 Spezischer Widerstand In Abbildung 3.2 ist der spezische Widerstand der Proben unmittelbar nach der Praparation gezeigt. Zum Vergleich wurden Werte anderer Autoren [26, 83, 84, 85] fur den amorphen Zustand nach der Kondensation eingetragen. Abweichungen begrunden sich aus der Reinheit der verwendeten Ausgangsmaterialien und der tatsachlichen Temperatur des Substrates bei der Kondensation des Materials. Fur weitere Betrachtungen wird die mittlere Zahl der Valenzelektronen z in Elektronen Atom (kurz e/a) eingefuhrt (oberer Mastab), die im Falle der Cu{Sn{Legierungen Werte von 1 e/a (reines Cu) bis 4 e/a (reines Sn) durchlauft. Im Stabilitatsbereich der 34 3.1. ELEKTRISCHER WIDERSTAND 35 120 at% Cu 70 80 100 60 ρa / µΩ cm 80 50 40 60 30 20 40 20 Sn 0 120 1 10 ρcr / µΩ cm 100 100 at% Cu 70 80 80 60 60 40 20 0 50 40 30 1 10 Sn 20at% Cu 100 T/K Abbildung 3.1: Verlauf des spezischen Widerstandes nach der Praparation der Proben (a) und bei wiederholter Messung nach der Kristallisation (b). KAPITEL 3. ERGEBNISSE 36 -1 4 3 z /ea 2 1 120 ρ0 / µΩ cm 100 80 60 40 diese Arbeit Sohn (1994) Lauinger (1990) Burkhardt (1988) Müller (1971) 20 0 0 20 40 60 at% Cu 80 100 Abbildung 3.2: Restwiderstand nach der Kondensation bei 5.5 K in Abhangigkeit von der Konzentration (Literaturdaten aus [26, 83, 84, 85]). amorphen Phase 3.4 e/a > z > 1.8 e/a (ca. 20 at% bis ca. 73 at% Cu) [35, 36, 37, 38] wachst der spezische Widerstand mit steigender Cu{Konzentration an. Ober{ und unterhalb dieses Amorphizitatsbereiches fallt der spezische Widerstand durch Feinkristallinitat zu den reinen Elementen hin rasch ab. Der spezische Widerstand ungeordneter Systeme lat sich im Rahmen des verallgemeinerten Faber{Ziman{Modells [86] verstehen. Danach kann fur den spezischen Widerstand 2kF S (K ) jV (K )j2 K 3 dK (3.1) / Z 0 geschrieben werden. Dabei ist S (K ) der Strukturfaktor in Abhangigkeit vom Streuvektor K , V (K ) die Fouriertransformierte eines eektiven Pseudopotentials und 2kF der Durchmesser der Fermikugel. Da der Streuvektor mit der dritten Potenz gewichtet wird, bestimmen vor allem die Werte S (K 2kF ) und V (K 2kF ) das Verhalten des spezischen Widerstandes. Fur S (2kF ) (Abb. 3.3) wurde experimentell ein Anstieg mit abnehmendem z (ansteigender Cu{Konzentration) gefunden, der 3.1. ELEKTRISCHER WIDERSTAND 37 Abbildung 3.3: Strukturfaktor amorpher Cu{Sn{Legierungen [87]. Die Kurven wurden jeweils um einen Skalenteil gegenuber 12 at% Cu vertikal verschoben. Die senkrechten Striche geben 2kF nach dem Modell freier Elektronen (MFE) an. den Verlauf des spezischen Widerstandes in Abhangigkeit von z in Abbildung 3.2 erklart. Fur z in der Nahe von 1.8 e/a stimmt die Lage von 2kF sehr gut mit der Lage des elektronisch induzierten Peaks im Strukturfaktor Kpe uberein [35, 36, 38]. Das Resultat ist ein hoher Restwiderstand 0. Fur z < 1.8 e/a existieren kristalline Phasen. In diesem Bereich verschiebt sich 2kF mit kleiner werdendem z weiter zu kleineren K {Werten und liegt auf der linken Flanke des Strukturpeaks, weshalb der Restwiderstand innerhalb der kristallinen Phasen zum reinen Cu hin wieder abnimmt. Die Temperaturabhangigkeit des spezischen Widerstandes beim Anlassen der Probe (Abb. 3.1 (a)) wird durch die relative Lage von 2kF zu Kpe bestimmt. Je nach Lage von 2kF bezuglich des Maximums im Strukturfaktor bei Kpe kann a mit steigender Temperatur anwachsen oder wie fur 1.8 e/a z 2.8 e/a kleiner werden. Die Temperaturabhangigkeit des dynamischen Strukturfaktors S (K; !), in den der Debye{Waller{Faktor eingeht, bestimmt dann den Temperaturkoezienten bei reversiblen Widerstandsanderungen [88]. KAPITEL 3. ERGEBNISSE 38 -1 8 4 z/ea 3 6 Tc / K Tc 4 Tc a cr 2 1 Sohn (1994) Watson (1993) Lauinger (1990) Dutzi (1982) Häussler (1981) Leitz (1980) Bolz (1975) Korn (1974) Fortman (1961) a. Fortman (1961) mkr. Buckel (1954) mikrokristallin 2 diese Arbeit: frisch aufgedampft getempert (350K) 0 0 20 40 60 at% Cu 80 100 Abbildung 3.4: U bergangstemperaturen zur Supraleitung Tca (amorph) und Tccr (kristallin) in Abhangigkeit von der Konzentration (Literaturdaten aus [2, 26, 83, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96]). 3.1.3 Supraleitung In Abbildung 3.4 wurden die U bergangstemperaturen Tc zur Supraleitung der Proben im amorphen Zustand (Tca) sowie nach Tempern auf T = 360 K und Kristallisation im mikrokristallinen Zustand (Tccr ) aufgetragen. Zum Vergleich sind wiederum Werte anderer Autoren [2, 26, 83, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 95, 96] angegeben. Es zeigt sich eine gute U bereinstimmung. Die Erhohung von Tc bei kleinen Cu{Konzentrationen (groes z) im amorphen Zustand gegenuber reinem Sn (im mikrokristallinen Zustand gemessen) wird bei amorphen Metallen haug beobachtet und lat sich mit einer erhohten Elektron{Phonon{ Wechselwirkung im ungeordneten Zustand begrunden [26]. Tc fallt mit steigender Cu{Konzentration nahezu linear ab, was mit der Abnahme der elektronischen Zustandsdichte an der Fermikante und abnehmender Elektron{Phonon{Kopplung erklart werden kann [26]. 3.1. ELEKTRISCHER WIDERSTAND 39 -1 400 4 3 z/ea 2 1 Tk / K 300 200 diese Arbeit Sohn (1994) Lauinger (1990) Dutzi (1982) 100 0 0 20 40 60 at% Cu 80 100 Abbildung 3.5: Kristallisationstemperatur in Abhangigkeit von der Konzentration (Literaturdaten aus [26, 83, 91, 92]). 3.1.4 Kristallisationstemperatur Die Kristallisation einer amorphen Probe lat sich im spezischen Widerstand besonders gut beobachten. Wahrend der Widerstand im amorphen Zustand im allgemeinen hoch ist und einen betragsmaig kleinen Temperaturkoezienten zeigt, andert sich der Widerstand bei der Kristallisation schlagartig innerhalb weniger Kelvin zu kleineren Werten (vgl. Abb. 3.1 (a)), und der Temperaturkoezient wird dann meist positiv. In Abbildung 3.5 sind die Kristallisationstemperaturen Tk zusammen mit Werten anderer Autoren [26, 83, 91, 92] eingetragen. A ltere Messungen, die durch Restgaseinusse hoher liegen [89, 90, 93], wurden zur besseren U bersichtlichkeit weggelassen. Da keine kristallinen Phasen im Bereich 1.8 e/a < z < 3.4 e/a existieren (Phasendiagramm im Anhang A, Abbildung A.1), kristallisieren die Legierungen in ein mikrokristallines Phasengemisch, das bei weiterem Tempern mehr oder weniger relaxieren und ausheilen kann. Bei ca. 70 at% Cu (z 1.8 e/a) wurde die hochste Kristallisationstemperatur gefun- 40 KAPITEL 3. ERGEBNISSE den. In ussigen Legierungen wurde bei z = 1.8 e/a ebenfalls die grote Stabilitat beobachtet [35, 36, 38]. Es wurde ein Modell entwickelt, das die Stabilisierung der metastabilen amorphen Phase uber das Elektronensystem beschreibt und zu den amorphen Hume{Rothery{Phasen fuhrt [37]. Amorphe Legierungen sind danach besonders stabil, wenn der dominante Peak im Strukturfaktor mit 2kF zusammenfallt [35, 36]. Das heit, die Fermiache beruhrt gerade den Rand der zur amorphen Phase gehorigen isotropen "Jones{Zone\. Durch die Wechselwirkung der Elektronen mit der statischen Struktur kommt es wie auch bei kristallinen Phasen zur Absenkung der elektronischen Zustandsdichte an der Fermikante und damit zu einer Anhebung des Bandstrukturbeitrages. Da dieser negativ in die Gesamtenergie eingeht, wird die Gesamtenergie des Systems abgesenkt. Das Stabilitatskriterium Kpe = 2kF wird bei einer mittleren Valenz z = 1.8 e/a besonders gut erfullt [35]. 3.2 Warmeleitfahigkeit Die Warmeleitfahigkeit wurde fur 7 verschiedene Konzentrationen und die reinen Elemente Cu und Sn im Temperaturbereich von 1.2 K bis 360 K bestimmt. Hier sollen die Ergebnisse vorgestellt und im Kapitel 4 ausfuhrlich diskutiert werden. In den Abbildungen 3.6 bis 3.8 ist die Warmeleitfahigkeit und im Vergleich dazu der spezische Widerstand fur die gemessenen Proben in Abhangigkeit von der Temperatur dargestellt. Es wurden die Werte fur die amorphen Proben als auch fur die auf T = 360 K getemperten Proben eingetragen. Die Gesamtwarmeleitfahigkeit a Ph der amorphen Proben, die sich aus Elektronen{ (El a ) und Phononenanteil (a ) zusammensetzt, hat im Bereich T > 10 K fur alle Konzentrationen einen ahnlichen Verlauf. Das resultiert aus den universellen Eigenschaften amorpher Materialien, da die Wechselwirkung des Phononen{ bzw. Elektronensystems mit der ungeordneten Struktur zu ahnlichen Resultaten fur alle Systeme fuhrt [3, 4, 5, 6, 7, 8, 13]. Im Bereich der Supraleitung T < Tc ist im Vergleich zu hoheren Temperaturen ein starkerer Abfall der Warmeleitfahigkeit zu tiefen Temperaturen hin zu erkennen, der aus der Abnahme der Zahl normalleitender Elektronen resultiert. Die in Cooperpaaren gebundenen Elektronen konnen einerseits nicht mehr zur Warmeleitfahigkeit beitragen und fallen andererseits als Wechselwirkungspartner fur die Phononen aus, weshalb die Gesamtwarmeleitfahigkeit sogar noch einmal ansteigen kann (vgl. Cu20Sn80 und Cu30Sn70, Abb. 3.6 (b) bzw. 3.6 (c)), bevor sie endgultig verschwindet, da die Phononen bei tiefen Temperaturen ausfrieren. Dieses Verhalten wurde bei verschiedensten supraleitenden amorphen Metallen beobachtet [9, 10, 11, 12]. In Kapitel 4 wird darauf noch ausfuhrlicher eingegangen. Die Kristallisation der Proben macht sich wie auch im spezischen Widerstand durch einen Sprung in a bemerkbar. Nach dem Tempern zeigt sich fur die Warmeleitfahigkeit im feinkristallinen Zustand ein Verhalten, das stark vom erreichten Kristallisationsgrad abhangt. Je besser die Proben relaxiert sind, umso kleiner ist der Restwiderstand 0, und umso hoher ist cr (vgl. Cu20Sn80 Abb. 3.6 (b)). Bei hoheren Cu{Konzentrationen und da- 3.2. WARMELEITF AHIGKEIT Probe Sn Cu20Sn80 Cu30Sn70 Cu40Sn60 Cu50Sn50 Cu60Sn40 Cu70Sn30 Cu80Sn20 Cu 41 mittlere U bergangstemperatur Kristall.- DebyeValenz zur Supraleitung temp. temp. [26] z in e/a Tca in K Tccr in K Tk in K D in K 4.0 3.4 3.1 2.8 2.5 2.2 1.9 1.6 1.0 4.46 5.71 4.91 4.19 3.26 2.26 1.20 - 3.84 3.27 2.57 2.04 - (71) 174 194 212 228 261 322 (275) - (80) 100 120 140 162 188 213 242 (345) Tabelle 3.1: Charakteristische Temperaturen der Proben (Erklarungen im Text). mit stabileren amorphen Phasen liegt die Kristallisationstemperatur sehr hoch, und entsprechend kann die Probe bis zur Anlatemperatur von 360 K nicht ausreichend relaxieren (vgl. Cu70Sn30 Abb. 3.8 (a)). Das auert sich in einem Restwiderstandsverhaltnis von 1 und in einem gegenuber der amorphen Phase kaum geanderten Anstieg in der Gesamtwarmeleitfahigkeit. Der starke Abfall unterhalb der U bergangstemperatur zur Supraleitung ist bei den kristallisierten Proben ebenso wie bei den amorphen Proben zu verzeichnen. In Tabelle 3.1 sind die Probeneigenschaften fur die amorphen Proben zusammengestellt. Werte in Klammern stehen fur teilweise mikrokristalline Proben, und Striche sollen andeuten, da diese Eigenschaften mit den zur Verfugung stehenden Mitteln (Tmin 1.2 K) experimentell nicht zuganglich waren. Im Temperaturbereich von 2 K bis 30 K ist bei den amorphen Proben ein Bereich schwacherer Temperaturabhangigkeit zu erkennen, wahrend bei hoheren Temperaturen ein nahezu linearer Verlauf beobachtet wird. Ein schrager Pfeil weist in den Abbildungen 3.6, 3.7 und 3.8 auf diesen Bereich schwacherer Temperaturabhangigkeit hin. Dieses Verhalten ist auch bei den schlecht kristallisierten Proben mit 60 at% Cu bis 80 at% Cu nachweisbar, jedoch zu tieferen Temperaturen verschoben. Ein Wechsel im Anstieg der Warmeleitfahigkeit bzw. ein Bereich schwacherer Temperaturabhangigkeit wurde zuerst fur amorphe Dielektrika gefunden. Er lat auf zusatzliche Streumechanismen im betrachteten Temperaturintervall schlieen, die vermutlich resonanzartiger Natur sind, da die Warmeleitfahigkeit nach U berwindung dieses, bei SiO2 als Plateau bezeichneten, Bereiches wieder ansteigt. An dieser Stelle soll lediglich auf die Existenz dieses, nach Abseparation des Elektronenbeitrages deutlicher werdenden, Plateaubereiches\ hingewiesen werden. Eine ausfuhrliche Diskussion folgt im Kapitel" 4.4. KAPITEL 3. ERGEBNISSE 42 120 a) Sn b) Cu20Sn80 c) Cu30Sn70 ρ / µΩ cm 100 80 ρa 60 ρa 40 ρmikrocr 20 ρcr ρcr ρcr 0 Sn 2 10 λcr Tc 1 λcr cr Tc λa -1 λ/Wm K λmikrocr 0 10 -1 Tc 10 λcr cr -1 10 Cu30Sn70 Cu20Sn80 Tc cr λa Tk Tk mikrocr Tc a Tc a -2 10 -3 10 1 10 T/K 100 1 10 T/K 100 1 10 T/K 100 Abbildung 3.6: Spezischer Widerstand und Warmeleitfahigkeit in Abhangigkeit von der Temperatur. Die senkrechten Pfeile weisen auf die U bergangstemperaturen zur Supraleitung und die Kristallisationstemperatur hin, wahrend die schragen Pfeile auf einen Bereich schwacherer Temperaturabhangigkeit aufmerksam machen. 3.2. WARMELEITF AHIGKEIT 43 120 a) Cu40Sn60 b) Cu50Sn50 c) Cu60Sn40 ρ / µΩ cm 100 80 ρa ρa ρa 60 ρcr 40 ρcr ρcr 20 ρtemp 0 Cu40Sn60 2 10 Cu50Sn50 Cu60Sn40 λtemp 1 10 -1 Tc -1 λ/Wm K λcr λcr 0 λa cr 10 λcr Tk Tk Tk λa λa -1 10 Tc a Tc a Tc -2 10 a -3 10 1 10 T/K 100 1 10 T/K 100 1 10 T/K 100 Abbildung 3.7: Spezischer Widerstand und Warmeleitfahigkeit in Abhangigkeit von der Temperatur. Die senkrechten Pfeile weisen auf die U bergangstemperaturen zur Supraleitung und die Kristallisationstemperatur hin, wahrend die schragen Pfeile auf einen Bereich schwacherer Temperaturabhangigkeit aufmerksam machen. KAPITEL 3. ERGEBNISSE 44 120 a) Cu70Sn30 ρ / µΩ cm 100 b) Cu80Sn20 ρa 80 c) Cu ρa ρcr ρcr 60 40 ρmikrocr Vakuumproblem 20 ρcr 0 Cu70Sn30 2 10 Cu Cu80Sn20 1 10 -1 λ/Wm K -1 λcr Tk λcr 0 10 Tk λcr λa λa λmikrocr -1 10 Tc -2 10 a -3 10 1 10 T/K 100 1 10 T/K 100 1 10 100 T/K Abbildung 3.8: Spezischer Widerstand und Warmeleitfahigkeit in Abhangigkeit von der Temperatur. Die senkrechten Pfeile weisen auf die U bergangstemperaturen zur Supraleitung und die Kristallisationstemperatur hin, wahrend die schragen Pfeile auf einen Bereich schwacherer Temperaturabhangigkeit aufmerksam machen. Kapitel 4 Diskussion der Warmeleitfahigkeit In diesem Kapitel soll auf die verschiedenen Beitrage zur Gesamtwarmeleitfahigkeit ges eingegangen werden. Zur Warmeleitfahigkeit tragen Elektronen und Phononen bei, weshalb sich ges im einfachsten Fall nach ges = El + Ph (4.1) aus dem Elektronenbeitrag El und dem Phononenbeitrag Ph zusammensetzt. Beide Anteile sollen getrennt diskutiert werden, wobei die Wechselwirkungsprozesse immer aus der Sicht des jeweiligen Subsystems (Elektronen bzw. Phononen) betrachtet werden. Wegen der starken gegenseitigen Beeinussung der elektronischen, statischen und dynamischen Struktur, die sich auf der Sn{reichen Seite durch eine erhohte Elektron{Phonon{Kopplung widerspiegelt [26], ist eine Trennung nach (4.1) nicht in jedem Falle moglich. Deshalb soll im ersten Abschnitt die Warmeleitfahigkeit durch das Elektronensystem abgeschatzt und die Gultigkeit bzw. Anwendbarkeit des Wiedemann{Franz'schen Gesetzes diskutiert werden. In einem zweiten Unterkapitel werden die wesentlichen Streuprozesse abgehandelt, die die Phononenwarmeleitfahigkeit beeinussen. Ein weiterer Abschnitt beschaftigt sich mit den Beitragen niederenergetischer Anregungen zur Phononen{ bzw. Gesamtwarmeleitfahigkeit. Es wird eine Erklarung fur die gefundene Verschiebung des Plateaus in der Warmeleitfahigkeit mit steigender Cu{Konzentration zu tieferen Temperaturen (siehe Kap. 3.2) gegeben. Abschlieend wird auf weiterfuhrende Experimente eingegangen. 4.1 Elektronenbeitrag Bei dem System CuxSn100?x handelt es sich um metallische Legierungen. Damit betragt der Elektronenanteil El an der Gesamtwarmeleitfahigkeit 80 % bis 90 %. Da keine Moglichkeit besteht, den Elektronenanteil separat zu messen (ausgenommen im supraleitenden Bereich durch ein uberkritisches Magnetfeld zur Unterdruckung 45 46 KAPITEL 4. DISKUSSION DER WARMELEITF AHIGKEIT der Supraleitung), wird der Elektronenanteil in den meisten Arbeiten mit Hilfe des aus der Boltzmanntheorie abgeleiteten Wiedemann{Franz'schen Gesetzes (WFL) berechnet [97, 98, 99, 100, 101, 102, 103]. In diesem Kapitel soll auerdem der Einu der Supraleitung auf die Elektronenwarmeleitfahigkeit diskutiert werden. 4.1.1 Elektronenbeitrag im normalleitenden Bereich Wiedemann{Franz'sches Gesetz Das Wiedemann{Franz'sche Gesetz (WFL) beschreibt den Zusammenhang des Elektronenbeitrags zur Warmeleitfahigkeit mit dem spezischen Widerstand (vgl. Kap. 1.1). Es ist allgemein gegeben durch El = L = 2 ( kB )2 = 2:45 10?8 V2 : (4.2) 0 T 3 e K2 Dabei ist L0 die Lorenzzahl. Dieses Gesetz ist unter der Bedingung anwendbar, da die Energieabhangigkeit der Relaxationszeiten fur die Wechselwirkung der Elektronen mit ihren Streupartnern fur elektrischen Widerstand und Warmeleitfahigkeit ubereinstimmt [41, 56, 59, 104]. Das ist fur elastische Streuprozesse erfullt. Entgegen einigen Arbeiten [97, 105, 106], die die Anwendbarkeit des WFL sowohl bei starker als auch schwacher Streuung zeigen, werden experimentell haug Abweichungen von L0 zu kleineren Werten gefunden [107, 108, 109]. Diese Ergebnisse basieren zumeist auf Messungen supraleitender Proben mit und ohne uberkritischem Magnetfeld und gelten somit fur tiefe Temperaturen. Aus den Meergebnissen weit unterhalb von Tc konnen so Ruckschlusse auf den Beitrag der Elektronen gezogen werden, da uber das Magnetfeld die normalleitenden Elektronen als Trager der Elektronenwarmeleitfahigkeit "ein{\ bzw. "ausgeschaltet\ werden konnen [12, 63]. Die Abweichungen von L0, die auch bei Zimmertemperatur beobachtbar sind [59], werden von der Theorie gestutzt. Bei exakter Auswertung der Fermiintegrale (1.4) im Boltzmannformalismus ergibt sich eine temperaturabhangige Lorenzzahl. Der temperaturabhangige Term beinhaltet die Thermokraft S (T ) [57], die allerdings fur amorphes CuxSn100?x 2 S ( T ) ? klein ( L0 < 10 5 ) ist [42]. Voraussetzung bleibt dabei weiterhin die Gleichheit der Relaxationszeiten fur und . Das ist jedoch fur tiefe Temperaturen nicht zwangslaug erfullt, so da die gefundenen Abweichungen [108, 109] von L0 eher auf inelastische Streuprozesse bei tiefen Temperaturen als auf eine Vernachlassigung von S (T )2 bei der nur naherungsweisen Losung der Fermiintegrale im Boltzmannformalismus zuruckzufuhren sind [41]. Bei inelastischen Prozessen, die auch als vertikale U bergange bezeichnet werden, fallen "heie\ Elektronen unter Abgabe ihrer gesamten thermischen Energie unter das Ferminiveau. Diese U bergange haben keinen groen Einu auf den spezischen Widerstand, tragen aber zum Warmewiderstand ebenso bei wie horizontale, elastische U bergange (Umklappstreuung) [41]. Fur die Elektronenwarmeleitfahigkeit erhalt man eine Relaxationszeit 1 T 3 anstelle der T 5{Abhangigkeit fur die elektrische Leitfahigkeit [41]. Erst bei sehr tiefen Temperaturen, bei denen die elastische Streuung an Storstellen dominiert, gilt 4.1. ELEKTRONENBEITRAG 47 erneut Gleichung 4.2 mit L0 [41]. Eine quantitative Aussage uber die Groe des Elektronenbeitrages ist daher kaum moglich. Elektron{Phonon{Wechselwirkung Fur die kristallinen Proben kann in Abhangigkeit vom Kristallisationsgrad die Elektron{Phonon{Wechselwirkung (EPWW) uber die Beziehung 1 = A + B T2 El T cr (4.3) mit 0cr = L = 2:45 10?8 V2 (4.4) 0 A K2 untersucht werden [63, 103, 104, 110, 111]. Die Voraussetzung dafur ist die Gultigkeit der Matthiessenschen Regel. Die T 2{Abhangigkeit ist fur Tccr T 0.1D gultig. In dieser Arbeit wurde El cr nach (4.2) berechnet und in (4.3) eingesetzt, um Aussagen uber B fur die kristallisierten Proben zu erhalten. Um die Zahl der Parameter zur Kurvenanpassung moglichst gering zu halten, wurde A nach (4.4) uber den gemessenen Restwiderstand 0cr berechnet. Die fur B erhaltenen Werte sind in Abbildung 4.1 dargestellt. Dieses Ergebnis zeigt die Abhangigkeit des Beitrages der EPWW von z sowie vom Kristallisationsgrad der Proben, wie es auch erwartet wurde. Je groer z, desto groer ist auch der Beitrag der EPWW. Die Verstarkung der EPWW bei einem hoheren Kristallisationsgrad ist im direkten Vergleich zwischen der auf T = 360 K angelassenen und der danach bis auf T = 500 K getemperten Cu60Sn40{Probe zu erkennen. Da bei dieser Kurvenanpassung von der Gultigkeit des WFL ausgegangen werden mute, konnen die Werte fur B untereinander verglichen werden, um Trends aufzuzeigen. Ein absoluter Vergleich mit Literaturdaten (z.B. wurde fur Pb B = 3.810?4 mW?1K?1 gefunden [63]) bereitet jedoch Schwierigkeiten, falls das WFL wegen L(T ) 6= L0 infolge von inelastischen Prozessen nicht mehr in der Form von (4.2) gilt. In dem hier betrachteten Temperaturbereich (Tccr T 0.1D ) ist letzteres zu vermuten. Der Beitrag aus der EPWW fur die kristallisierten Cux Sn100?x{Proben ist mit 4 % klein. Die durch die erhohte Elektron{Phonon{Kopplung [26] gepragte EPWW im amorphen Zustand kann nicht so einfach diskutiert werden, da quantitativ schwer erfabare lokalisierte Schwingungen von Bedeutung sind. 4.1.2 Elektronenbeitrag im supraleitenden Bereich Das Verhaltnis der Elektronenwarmeleitfahigkeit im supraleitenden Zustand El sl und im normalleitenden Zustand El kann mit der aus der BCS{Theorie [112] abnl geleiteten BRT{Theorie (Bardeen, Rickayzen, Tewordt [113, 114]) und der KAPITEL 4. DISKUSSION DER WARMELEITF AHIGKEIT 48 -1 4 z/ea 3 2 1 kristallisierte Probe getemperte Probe auf T=500 K getempert -1 B/mW K -1 -5 10 -6 10 0 20 40 60 80 100 at% Cu Abbildung 4.1: Beitrag der Elektron{Phonon{Wechselwirkung B bei den kristallisierten Proben nach Gleichung (4.3). Gleichung mit 2 El sl = 1 ?y ] + y [1 + ey ] F ( ? y ) + y ln[1 + e El F (0) 2 nl ) ( (4.5) 1 (4.6) F (?y) = 1 +x dx ex+y 0 und der temperaturabhangigen Energielucke in y = k T (4.7) B berechnet werden. In dieser Arbeit wurde der Elektronenbeitrag im supraleitenden Zustand nach (4.5) berechnet und an den mit (4.2) an der Stelle T = Tc erhaltenen Wert fur El nl angepat. In Abbildung 4.2 ist ein Beispiel fur eine Cu40Sn60 { Probe gegeben. Die Werte fur 0 wurden fur kleine Cu{Konzentrationen (starke Elektron{Phonon{Kopplung) den Referenzen [96, 115] entnommen und zu groeren Cu{Konzentrationen mit Hilfe des Wertes k2bT0c = 3.52 der BCS{Theorie, die in Z 4.1. ELEKTRONENBEITRAG 49 0.4 -1 3 z/ea 2 4 2∆0 / kBTc 4.5 4.0 1.8 e/a BCS 0 0.2 a-Cu40Sn60 Watson et. al. Knorr et. al. interpoliert 3.5 -1 λ /Wm K -1 0.3 1 20 40 60 80 100 at% Cu λnl El El λnl (extrapoliert) El 0.1 Tc a λsl El 0.0 1 2 3 4 5 6 7 T/K Abbildung 4.2: Berechnung des Elektronenanteils im supraleitenden Zustand nach (4.5) (BRT{Theorie [113, 114]) unter Nutzung der angegebenen Werte fur die Energielucke k2BT0c [96, 115]. diesem Bereich gut anwendbar ist [26], interpoliert (kleines Bild in Abb. 4.2). Der bergangstemperatur zur SupraleiElektronenanteil El sl mu auch unterhalb der U tung mit berucksichtigt werden, da er erst fur T Tc vernachlassigbar klein wird. 4.1.3 Abseparation des Elektronenbeitrages In Abbildung 4.3 ist die Gesamtwarmeleitfahigkeit und der nach Abseparation des Elektronenbeitrages nach (4.1) mit dem WFL nach (4.2) und der BRT{Theorie nach (4.5) verbleibende Phononenbeitrag dargestellt. Da sich der spezische Widerstand im amorphen Zustand der Proben nur um wenige Prozent andert, gilt nach Gleichung (4.2) grob El a T . Wird Gleichung (4.2) mit L0 berechnet, so ergibt sich fur die Phononenwarmeleitfahigkeit nicht nur ein "Plateau\ bei T 10 K, sondern sogar ein "U berschwingen\. Das erscheint auf den ersten Blick ungewohnt, aber da CuxSn100?x ein metallisches System mit einem entsprechend groen Elektronenbeitrag ist, verbleibt eine Phononenwarmeleitfahigkeit, deren Struktur auf der KAPITEL 4. DISKUSSION DER WARMELEITF AHIGKEIT 50 a) 1 10 0 a - Cu50Sn50 -1 λ/Wm K -1 10 Tk -1 10 -2 Tc 1 2.5 a 10 100 b) -8 2 L / 10 V K -2 10 λges λPh (mit L = L0) λPh (mit L = L(T), siehe unten) L(T) < L0 ΘD 2.0 1 10 T/K L0 100 Abbildung 4.3: Einu einer Lorenzzahl L(T ) L0 auf die verbleibende Phononenwarmeleitfahigkeit (a). Im unteren Teilbild (b) ist die angenommene Temperaturabhangigkeit fur L(T ) wiedergegeben. logarithmischen Skala von Abbildung 4.3 stark vergroert wird. Bei Berechnung des WFL nach (4.2) mit L0 wurde fur die Proben Cu, Sn und die amorphe Cu20Sn80{Legierung sowie fur fast alle kristallinen Proben der Elektronenbeitrag El a bei tiefen Temperaturen groer als die Gesamtwarmeleitfahigkeit a werden. Eine negative Phononenwarmeleitfahigkeit ware die unphysikalische Folge. Wird jedoch der verbleibende Phononenbeitrag mit einer eektiven Lorenzzahl L(T ) (Kap. 4.1.1), wie sie in Abbildung 4.3 (b) angenommen ist und nach [109] auch fur Cu6Sn5 gefunden wurde, berechnet, so ist im Plateaubereich bei T 10 K ein durchweg positiver Anstieg mit noch immer deutlich ausgepragtem Plateau zu erkennen. Im kristallinen Zustand nehmen die Schwierigkeiten bei der Berechnung von El cr zu, 4.2. PHONONENBEITRAG Probe mittlere Valenz z in e/a Sn Cu20Sn80 Cu30Sn70 Cu40Sn60 Cu50Sn50 Cu60Sn40 Cu70Sn30 Cu80Sn20 Cu 4.0 3.4 3.1 2.8 2.5 2.2 1.9 1.6 1.0 51 Plateautemperatur der amorphen Probe nach Anlassen auf T = 360 K Tpa in K Tpcr in K 23.5 10.0 7.3 8.2 3.7 2.0 2.6 - 1.9 1.2 - Tabelle 4.1: Plateautemperaturen der Proben. Als Plateautemperatur wurde jeweils der Wendepunkt in (T ) bestimmt. da das WFL bei tiefen Temperaturen im wesentlichen die Wechselwirkung der Elektronen mit den im kristallisierten Zustand abnehmenden Gitterfehlern beschreibt. Gleichung (4.2) berucksichtigt das ebensowenig wie die in Kapitel 4.1.1 diskutierten inelastischen Streuprozesse [41, 56, 104, 116] und die erhohte Elektron{Phonon{ Kopplung im amorphen Zustand bei kleinen Cu{Konzentrationen [26]. Damit liegt die Vermutung nahe, da aufgrund der starkeren Elektron{Phonon{Kopplung in ungeordneten Systemen eine Trennung der Warmeleitfahigkeit nach (4.1) in zwei separate Bestandteile nicht moglich bzw. sinnvoll ist. Im Zusammenhang mit der Diskussion des Plateaubereiches wird in Kapitel 4.4.2 nochmals auf diesen Punkt eingegangen. 4.2 Phononenbeitrag Die fur die Phononenwarmeleitfahigkeit amorpher Proben verschiedenster Materialien gefundenen universellen Eigenschaften [3, 4, 5, 6, 7, 8, 13, 117] konnen fur das System CuxSn100?x im Rahmen dieser Arbeit ebenfalls nachgewiesen werden. Das betrit vor allem den Tieftemperaturanstieg mit etwa T 2 als auch einen Temperaturbereich, in dem der Anstieg wechselt, den Plateaubereich. In Abbildung 4.4 ist die Phononenwarmeleitfahigkeit von drei frisch aufgedampften Proben dargestellt. Die Kurven fur die einzelnen Konzentrationen wurden jeweils um eine Groenordnung nach oben verschoben. Als Plateautemperatur wurde der Wendepunkt in (T ) deniert (Tabelle 4.1). Da wegen der in Kapitel 4.1.1 erwahnten Grunde keine andere quantitative Erfassung von El als durch (4.2) moglich ist, wurde der Elektronenbeitrag nach (4.2) mit L0 absepariert. Das fuhrt fur nahezu alle KAPITEL 4. DISKUSSION DER WARMELEITF AHIGKEIT 52 3 10 a-Cu80Sn20 2 Tk a-Cu50Sn50 1 10 Ph -1 λ /Wm K -1 10 Tk Tp 0 Tc 10 Tp a a-Cu20Sn80 Tp Tk -1 Tc 10 a -2 10 Tc 1 a 10 100 T/K Abbildung 4.4: Phononenwarmeleitfahigkeit direkt nach der Praparation. Die Kurven wurden um je eine Groenordnung gegenuber Cu20Sn80 nach oben verschoben. Die Pfeile bezeichnen die U bergangstemperatur zur Supraleitung Tca, die Plateautemperatur Tp (Wendepunkt in (T ), Tabelle 4.1) und die Kristallisationstemperatur Tk . Proben zu dem bereits in Abbildung 4.3 diskutierten Verhalten (U berschwingen, Minimum statt Plateau). Aufgrund dieser Unsicherheiten in der Bestimmung von El soll im weiteren moglichst auf die Trennung von El und Ph nach dem WFL (4.2) verzichtet werden. Das erscheint unter dem bereits oben erwahnten Gesichtspunkt 4.2. PHONONENBEITRAG 53 der starken Elektron{Phonon{Kopplung und der Diskussion des Plateaubereiches in Verbindung mit inelastischer Elektron{Elektron{Wechselwirkung [53] (Kap. 1.3) sinnvoll. In diesem Kapitel sollen nacheinander das charakteristische Verhalten im supra{ und normalleitenden Bereich sowie bei hohen Temperaturen (im kristallinen Bereich) diskutiert werden. Das Verhalten der Phononenwarmeleitfahigkeit im Bereich des Plateaus ist Gegenstand des Kapitels 4.4. 4.2.1 Phononenbeitrag im supraleitenden Bereich Fur T < Tc nimmt die Elektronenwarmeleitfahigkeit entsprechend der BRT{Theorie ab, und fur die verbleibende Phononenwarmeleitfahigkeit gilt Ph = C T n mit n 2 (4.8) [11, 63]. Dieser Beitrag, der streng genommen erst bei T Tc fur El ! 0 die Gesamtwarmeleitfahigkeit darstellt, beschreibt die strukturelle Unordnung der Proben und tritt sowohl in den amorphen als auch in den strukturell "schlecht\ geordneten kristallisierten Proben auf. Dieser Bereich ist mit den dieser Arbeit zugrundeliegenden experimentellen Mitteln nicht zuganglich. Deshalb kann hier fur T < Tc nur ein eektiver Wert fur die Gesamt{ bzw. Phononenwarmeleitfahigkeit Ph El n Ph (4.9) eff = + Restanteil = C T mit n 2: diskutiert werden. Auerdem wird durch (4.9) nicht erfat, da, wie in Kapitel 3.2 bereits beschrieben, die Phononenwarmeleitfahigkeit fur die amorphen Legierungen mit kleinen Cu{ Konzentrationen unterhalb von Tc mit abnehmender Temperatur zunachst groer wird, bevor sie dann endgultig abnimmt. Dieses Verhalten ist qualitativ durch die schwachere Wechselwirkung der Phononen mit den Elektronen aufgrund der zu Cooperpaaren gebundenen Elektronen, die damit als Streupartner ausfallen, zu verstehen. In der Literatur wird dieses Verhalten auch fur andere amorphe Legierungen, wie z.B. Pb{Cu [63], Zr{Cu [12] oder auch Zr{Pd [11], gefunden. Eine quantitative Analyse der Medaten ist schwierig, da dazu Warmeleitfahigkeitsdaten bei tiefen Temperaturen T 1 K (T 2{Anstieg mit T ) vorliegen sollten. Wegen der oben genannten Grunde und der Unsicherheit in der Trennung von Elektronen{ und Phononenbeitrag ist ein T n{Anstieg mit n 2 in Abbildung 4.4 nicht klar erkennbar. Bei hoheren Cu{Konzentrationen ist dieses Tieftemperaturverhalten unterhalb von Tc nicht beobachtbar. 4.2.2 Phononenbeitrag im normalleitenden Bereich Fur T > Tc mu die Wechselwirkung der Phononen mit den Elektronen aus Sicht der Phononen berucksichtigt werden. Fur eine quantitative Diskussion ist eine Tren- 54 KAPITEL 4. DISKUSSION DER WARMELEITF AHIGKEIT nung der Gesamtwarmeleitfahigkeit in Elektronen{ und Phononenanteil mit den in Kapitel 4.1.1 beschriebenen Schwierigkeiten unumganglich. Deshalb sollen in diesem Kapitel nur die wesentlichen Ideen der Interpretation dargestellt werden. Eine ausfuhrliche Diskussion ist in Anhang B gegeben. Fur die Betrachtung der EPWW ist die mittlere freie Weglange der Elektronen lEl im Vergleich zur Wellenzahl qdom der dominierenden Phononen von Bedeutung. Im Falle der Gultigkeit der adiabatischen Naherung [41] wird qdom lEl 1, d.h. die Elektronen "empnden\ die Bewegung der Ionen als sehr langsam und bleiben deshalb im gleichen Quantenzustand. Fur gut kristallisierte Proben gilt deshalb 2 Ph EPWW T (4.10) [10, 20, 118]. Fur qdom lEl 1 wird die Streuung der Phononen an den Elektronen schwacher, da lEl kleiner als die Wellenlange der dominierenden Phononen `Ph dom wird. Fur diesen, in amorphen und stark gestorten Systemen haugen Fall, fuhrt das Modell freier Elektronen (MFE) auf T ?9 ?2 (4.11) Ph EPWW = 1:82 10 M D 0 z 3 T = D ; wobei die mittlere Ionenmasse M in atomaren Einheiten u, der Restwiderstand 0 in cm und die Debyetemperatur D sowie T in K einzusetzen sind [10, 12, 118]. D ist der Elektron{Phonon{Streukoezient. Die mittlere freie Weglange der Elektronen lEl wurde aus dem spezischen Widerstand mit Hilfe des Drudemodells und die Wellenzahl der dominierenden Phononen qdom nach dem Debyemodell abgeschatzt. So konnen Vorhersagen fur das jeweilige Temperaturverhalten entsprechend (4.10) bzw. (4.11) gemacht werden, die sich mit Hilfe einer Kurvenanpassung fur den Exponenten n sowie den Vorfaktor D nach ?1 (4.12) ges = L T + C 1T 2 + TDn 0 bestatigen lassen (siehe Anhang B). In (4.12) bezeichnet der erste Term den Elektronenbeitrag und der zweite Term den Phononenbeitrag, untergliedert in die Streuung an der strukturellen Unordnung und den Beitrag der Elektron{Phonon{Wechselwirkung. Bei der Kurvenanpassung wurde versucht, mit L = L0, dem gemessenen Restwiderstand 0 sowie C aus der Tieftemperaturanpassung fur T < Tc zu arbeiten, um die Zahl der Anpassungsparameter klein zu halten. Teilweise mute jedoch mit L 6= L0 ein weiterer Parameter eingefuhrt werden, der eine eektive, in diesem Fall temperaturunabhangige Lorenzzahl (vgl. Kap. 4.1) reprasentiert. Abweichungen von L0 treten bei allen amorphen und den Proben mit groem z im kristallisierten Zustand auf (vgl. auch die Trennung von Phononen{ und Elektronenbeitrag in Kap. 4.1.3). Damit bestatigt sich, da bei tiefen Temperaturen das WFL in der Form von Gleichung (4.2) seine Grenzen hat. Die inelastischen Streuprozesse mussen mit berucksichtigt werden. 4.2. PHONONENBEITRAG 55 a-Cu50Sn50 λ 10 +λ El Ph 0 T < Tc Restanteil ~T 1.9 λ = L0T/ρ (WFL) El Tc -1 λa / W m K -1 Plateaubereich a Tp λges (gemessen) λges (Fit) -1 10 λges=λ +(1/λ El Ph T<Tc +1/λ Ph EPWW ) -1 λ (BRT) El 1 10 T/K Abbildung 4.5: Warmeleitfahigkeit a fur eine amorphe Cu50Sn50{Probe, aufgegliedert in ihre wesentlichen elektronischen und phononischen Beitrage. Tca gibt die U bergangstemperatur zur Supraleitung und Tp die Plateautemperatur (Wendepunkt) an. 4.2.3 Phononenbeitrag bei hohen Temperaturen Bei hohen Temperaturen verlauft die Phononenwarmeleitfahigkeit etwa linear mit der Temperatur, wie es auch in der Literatur fur andere amorphe Metalle nachgewiesen wurde [119]. Zusammen mit dem linearen Verlauf des Elektronenbeitrages ergibt sich somit auch fur die Gesamtwarmeleitfahigkeit ein linearer Verlauf. Die Kristallisation der Proben macht sich im Phononenbeitrag kaum bemerkbar. Das deutet darauf hin, da die Kristallisation im wesentlichen ein Wechselspiel zwischen der elektronischen Struktur und dem Gitter ist (vgl. Kap. 3.1.4). 56 KAPITEL 4. DISKUSSION DER WARMELEITF AHIGKEIT 4.3 Zusammenfassung der Streumechanismen In Abbildung 4.5 sind die wesentlichen Beitrage zur Gesamtwarmeleitfahigkeit bei tiefen Temperaturen getrennt nach Elektronen{ und Phononenbeitrag am Beispiel einer amorphen Cu50Sn50{Probe dargestellt. Die Gesamtwarmeleitfahigkeit wird mit Ausnahme des Plateaubereiches durch die bis hier betrachteten Wechselwirkungsmechanismen sehr gut beschrieben. Die Diskussion des Plateaubereiches, der sich in der Gesamtwarmeleitfahigkeit fur Temperaturen von 2 K bis 30 K andeutet und nach Abseparieren von El mit den in Kapitel 4.1.1 beschriebenen Einschrankungen starker hervortritt (Abb. 4.4), blieb in der bisherigen Interpretation unberucksichtigt und soll im Zusammenhang mit niederenergetischen Anregungen, die von verschiedenen Autoren [18, 19, 22, 24, 31, 32, 51, 53, 108] fur den Plateaubereich verantwortlich gemacht werden, im nachsten Kapitel 4.4 erfolgen. Eine Alternative, Ph qualitativ zu diskutieren, ohne El vorher abseparieren zu mussen, bietet die Auftragung T (Abb. 4.6), da nach = L0 + Ph (4.13) T T bei nur kleinen A nderungen in ein naherungsweise konstanter Beitrag L0 fur den Elektronenanteil verbleibt. Strukturen in Ph treten starker hervor. Sowohl der Tieftemperaturanstieg unterhalb von Tc als auch der Plateaubereich bei T 10 K bleiben bezuglich der Lage zur T {Achse unverandert. Beide verschieben sich mit groer werdender Cu{Konzentration zu tieferen Temperaturen. Zur Verdeutlichung sind die Projektionen der U bergangstemperatur zur Supraleitung Tc und des Plateaubereiches Tp auf die Grundache eingezeichnet. In der Darstellung Ta liegen alle Werte in derselben Groenordnung, was fur den amorphen bzw. ungeordneten Zustand typisch ist. In der Auftragung von Tcr fur die kristallisierten Proben (Abb.4.6 (b)) fallt die starke U berhohung bei kleinen Cu{Konzentrationen auf, die das Resultat des hohen Kristallisationsgrades und einer besseren Phononenwarmeleitfahigkeit ist. 4.3. ZUSAMMENFASSUNG DER STREUMECHANISMEN a) -1 Tp -1 λa /T / W m K -2 10 Tc a -2 10 20 40 at% Cu 60 80 1 T/K 10 b) 0 Tc cr -1 λcr /T / W m K -2 10 -1 10 Tp 10 -2 20 40 at% Cu 60 80 1 T/K 10 Abbildung 4.6: Warmeleitfahigkeit Ta der amorphen (a) und kristallisierten (b) Proben in Abhangigkeit von der Konzentration und der Temperatur T . 57 KAPITEL 4. DISKUSSION DER WARMELEITF AHIGKEIT 58 10 0 a-Cu50Sn50 -8 2 -2 Ph -1 λ /Wm K -1 L = 1.95 10 V K -1 10 a-SiO2 a-Cu50Sn50 -8 2 -2 L = L0 = 2.45 10 V K 1 10 100 T/K Abbildung 4.7: Phononenwarmeleitfahigkeit einer amorphen Cu50Sn50{Probe im Vergleich mit a{SiO2. Der Elektronenanteil wurde zum Vergleich mit zwei verschiedenen temperaturunabhangigen Lorenzzahlen L = L0 und L < L0 berechnet. 4.4 Niederenergetische Anregungen Der Bereich schwacherer Temperaturabhangigkeit (Plateau) in der Warmeleitfahigkeit im Temperaturbereich 2 K < T < 30 K, auf den bereits in den Kapiteln 3.2 und 4.2 kurz eingegangen wurde, ist charakteristisch fur die Phononenwarmeleitfahigkeit vieler amorpher bzw. stark ungeordneter Materialien [3, 4, 5, 6, 7, 8, 13, 117]. Dabei zeigen sowohl Dielektrika als auch amorphe Metalle ein ahnliches Verhalten [9, 10, 11, 12, 63, 118]. Der Phononenbeitrag Ph weist einen Tieftemperaturanstieg mit T n (n 2) fur T 1 K und im Bereich 1 K < T < 10 K ein mehr oder weniger stark ausgepragtes Plateau auf. In der Literatur herrscht Einigkeit, da diese Eigenschaften durch niederenergetische Anregungen (NEA) bzw. lokalisierte Anregungen hervorgerufen werden und auf jeden Fall strukturell bedingt sind. In Abbildung 4.7 ist die Phononenwarmeleitfahigkeit einer amorphen Cu50Sn50{ Probe im beispielhaften Vergleich mit einer nach den in [5] gegebenen Fitparametern 4.4. NIEDERENERGETISCHE ANREGUNGEN 59 berechneten Kurve fur a{SiO2 dargestellt. Der Elektronenanteil der Cu50Sn50{Probe wurde mit L = L0 bzw. L = 1.9510?8 V2 K?2 berechnet (vgl. auch Abb. 4.3). Die Kurven liegen alle in derselben Groenordnung und haben einen ahnlichen Verlauf. Das Plateau bei der Cu50Sn50{Probe ist jedoch auf einen kleineren Temperaturbereich beschrankt und damit scharfer als bei a{SiO2 . Die universellen Eigenschaften amorpher Materialien (sowohl Dielektrika als auch amorphe Metalle) hinsichtlich ihres Tieftemperaturverhaltens in der Phononenwarmeleitfahigkeit werden durch Abbildung 4.7 unterstrichen. 4.4.1 Zwei{Niveau{Systeme Die Diskussion der Phononenwarmeleitfahigkeit der amorphen Legierungen im Bild der TLS ist Gegenstand dieses Abschnittes. Es wurde fur die nach Abseparation des Elektronenanteils verbliebene Phononenwarmeleitfahigkeit eine Kurvenanpassung entsprechend der in [5] gegebenen formelmaigen Umsetzung des TLS{Modells [18, 19] durchgefuhrt [120]. Dabei mute der Elektronenanteil mit einer Lorenzzahl L = 1.95 10?8 V2 K?2 6= L0 absepariert werden, um einer unphysikalisch hohen Dichte der TLS vorzubeugen. Die erhaltenen Ergebnisse sind in Abbildung 4.8 dargestellt und in Tabelle 4.2 unter Beibehaltung der Nomenklatur wie in [5] (D und haben deshalb in diesem Unterkapitel eine andere Bedeutung) zusammengefat. Es ist z v n~ lmin D ? 1 ? 3 5 ? 1 ? 1 ? 3 ? e a g cm 10 cm s eV cm eV A cm 1 K?4 Cu40Sn60 2.8 7.346 1.332 5.4461021 0.359 7 0.25 21 Cu50Sn50 2.5 7.450 1.476 1.87610 0.467 7 1.30 20 Cu60Sn40 2.2 7.554 1.690 2.89210 1.981 7 0.30 Cu70Sn30 1.9 7.658 1.882 1.9671020 2.461 7 0.25 20 Cu80Sn20 1.6 7.762 2.057 1.22910 3.460 7 0.12 Tabelle 4.2: Parameter, die der Kurvenanpassung nach dem Modell der TLS zugrundeliegen (Nomenklatur wie in [5], {Massendichte der Probe, v{mittlere Schallgeschwindigkeit, n~ {Dichte der TLS bezogen auf die Energie und das Volumen, {Kopplungskonstante, lmin{untere Grenze der mittleren freien Weglange, D{Koezient der Rayleigh{Streuung) Probe ein deutlicher Trend feststellbar, der darin besteht, da ausgehend von z = 1.8 e/a mit zunehmender Unordnung (d.h. Erhohung von z) die Dichte der TLS zunimmt. Dem steht die Abnahme der Kopplungskonstanten mit zunehmendem z entgegen. Mit lmin wird ein Parameter eingefuhrt, der gewahrleistet, da die mittlere freie Weglange der Phononen nicht unphysikalisch klein wird. Der Koezient D resultiert aus der Annahme, da der U bergangsbereich zum Plateau bei tiefen Temperaturen durch Rayleigh{Streuung hervorgerufen wird [5]. KAPITEL 4. DISKUSSION DER WARMELEITF AHIGKEIT 60 10 0 a-Cu60Sn40 -1 10 Ph -1 λ /Wm K -1 a-Cu80Sn20 a-Cu70Sn30 -2 10 a-Cu50Sn50 1 a-Cu40Sn60 10 T/K 100 Abbildung 4.8: Beschreibung der Phononenwarmeleitfahigkeit nach dem in [5] gegebenen TLS{Modell. Die Kurven wurden gegenuber Ph der Cu80Sn20{Probe um jeweils einen Faktor 2 nach unten verschoben. Ein Vergleich mit Literaturdaten ist kaum moglich, da fur Legierungsreihen amorpher Metalle keine vergleichbaren Daten vorliegen. Die Werte fur n~ , , lmin und D liegen jedoch in der Groenordnung der fur amorphe Dielektrika erhaltenen Werte (z.B. a{SiO2: n~ = 1:1 1020 eV?1 cm?3, = 0.86 eV, lmin = 12 A, D = 1.5 cm?1K?4 [5]). Wegen der Unsicherheit in der mikroskopischen Deutung der TLS mussen die erhaltenen Anpassungsparameter in dieser Arbeit weitgehend unkommentiert bleiben. Die Untersuchung weiterer Legierungen des Typs Edelmetall{Polyvalentmetall wird die Grundlage zu einer fundierten Interpretation der Ergebnisse im Rahmen des TLS{Modells liefern. Die Kurvenanpassung in Abbildung 4.8 weist vor allem bei der amorphen Cu50Sn50{Probe einen groen Fehler im Plateaubereich auf, der aus dem in Abbildung 4.7 diskutierten kleinen Temperaturintervall resultiert, in dem das Plateau auftritt. Bei den Cu{reichen Proben wurde der Bereich starker Anomalien (vgl. Abb. 4.4) bei der Kurvenanpassung ausgeschlossen. Aufgrund dieser Schwierigkeiten ist auch an dieser Stelle zu vermuten, da die Abseparation des Elektronenanteils mit Hilfe des WFL und der entsprechenden temperaturunabhangigen 4.4. NIEDERENERGETISCHE ANREGUNGEN 61 Lorenzzahl L < L0 einen Fehler in der verbleibenden Phononenwarmeleitfahigkeit hervorruft, der z.B. auf inelastische Streuprozesse und Wechselwirkung der Elektronen mit NEA zuruckzufuhren ist. Das TLS{Modell nimmt nur indirekt uber die Dichte und Kopplung der Zwei{ Niveau{Systeme Bezug auf die vorliegende Struktur der Proben. Deshalb ist eine Beschreibung des Tieftemperaturverlaufes der Warmeleitfahigkeit durch eine Kurvenanpassung mit vier Parametern unbefriedigend. 4.4.2 Phonon{Roton{Zustande In der vorliegenden Arbeit wurde eine Verschiebung des Plateaubereiches mit A nderung der Konzentration gefunden (vgl. Kap. 4.2). Auerdem tritt das Plateau in abgeschwachter Form bei tieferen Temperaturen auf, wenn die Proben aufgrund einer hohen Kristallisationstemperatur in Bezug auf die Anlatemperatur von T = 360 K nur schlecht ausgeheilt sind (vgl. Abb. 3.7 (c), 3.8 (a) und 3.8 (b)). Dieses Verhalten legt einen direkten Zusammenhang mit Strukturanderungen nahe, der im folgenden im Rahmen des Phonon{Roton{Modells qualitativ erlautert werden soll. Amorphe Metalle lassen sich hervorragend in das Bild der elektronisch stabilisierten Hume{Rothery{Phasen einordnen und zeigen alle einen elektronisch induzierten Strukturpeak bei Kpe 2kF (Abb. 3.3), der fur die Stabilisierung verantwortlich ist. Es ist zu erwarten, da auch in der Dispersionsrelation der Phononen Anomalien auftreten. Tatsachlich wurden fur amorphe Proben, wie z.B. fur Mg70Zn30 [46] (Abb. 4.9), durch inelastische Neutronenstreuexperimente kollektive Anregungen mit der charakteristischen Wellenzahl Qpe in der Nahe von Kpe gefunden. Zum Vergleich ist in Abbildung 4.9 der Durchmesser der Fermikugel 2kF eingezeichnet. Das bedeutet, da bei Kpe die Dispersionsrelation im amorphen Zustand von der im kristallinen Zustand abweicht. Der endliche Wert von h !0 entspricht einer Temperatur T0 und stellt damit eine Anregungsenergie bzw. charakteristische Temperatur dar, die zur Anregung dieser Phononen notwendig ist. In Abbildung 4.10 ist die gesamte Dispersionsrelation schematisch dargestellt. In Analogie zur Dispersionsrelation im suprauiden Helium werden die Zustande bei Q = Qpe als Rotonen{Zustande bezeichnet. Im Sprachgebrauch hat sich, da es sich um Phononen handelt, der Begri Phonon{Rotonen durchgesetzt. Theoretisch konnen diese Zustande uber eine Berechnung der Dispersionsrelation aus dem Strukturfaktor S (K ) erhalten werden [44, 45]. In [44] wurde dabei gefunden, da (in der Nomenklatur dieser Arbeit) T0 proportional zur Halbwertsbreite des Strukturpeaks an der Stelle Kpe ist. In der Referenz [50] ist eine dazu aquivalente Aussage mit (4.14) T0 S (K1 ) pe formuliert, wobei der Proportionalitatsfaktor nicht bekannt ist. Durch die A nderung der Legierungszusammensetzung kann der Strukturfaktor S (Kpe ) (vgl.Abb. 3.3) und 62 KAPITEL 4. DISKUSSION DER WARMELEITF AHIGKEIT Abbildung 4.9: Kollektive Anregungen in Mg70Zn30. Die Werte wurden [46] entnommen. nach (4.14) auch die Anregungsenergie der Phonon{Rotonen beeinut werden. Aus diesem Grund eignet sich das Legierungssystem Cu{Sn sehr gut fur eine systematische Untersuchung der Rolle der Phonon{Rotonen fur die Warmeleitfahigkeit in Abhangigkeit von der Konzentration. In [44] wurde gezeigt, da uber die Kombination der Tieftemperaturbeschreibung des TLS{Modells fur T 1 K und des Phonon{Roton{Modells die Temperaturabhangigkeit der spezischen Warme mit dem fur amorphe Stoe typischen zusatzlichen Beitrag befriedigend erklart werden kann. Erste mikroskopische Vorstellungen fur Phonon{Rotonen gehen in die Richtung von Verschiebungen der um ein Aufatom bendlichen Nachste{Nachbarn{Kongurationsschalen gegeneinander. Vorstellbar sind auch Deformationen dieser Schalenstruktur bis hin zu einem Pulsieren [121]. Eine allgemein akzeptierte Vorstellung der mikroskopischen Natur von Phonon{Roton{Zustanden existiert jedoch noch nicht. Die Warmeleitfahigkeit ist im Bild der Phonon{Roton{Zustande erklarbar [31, 32, 77] und kann so unmittelbar auf die Struktur und deren A nderung zuruckgefuhrt werden. Beginnend bei tiefen Temperaturen werden zuerst langwellige Debyephono- 4.4. NIEDERENERGETISCHE ANREGUNGEN 63 Kpe - Durchmesser der Pseudobrillouinzone Qpe - Wellenzahl der Phonon-Roton-Zustände ω (~ T ) Qpe ~ ~ Kpe ω0 (~ T0) Debyephononen ( ω ~ |Q| ) Kpe |Q| Abbildung 4.10: Schematische Darstellung der Phononendispersionsrelation mit kollektiven Anregungen bei Qpe Kpe (Phonon{Roton{Zustande). nen angeregt. Diese liefern ihren Beitrag zur Phononenwarmeleitfahigkeit, und die bekannten Wechselwirkungsmechanismen sind anwendbar. Wird die Temperatur T0 erreicht, konnen Phonon{Roton{Zustande bei Qpe angeregt werden. Sie reprasentieren zusatzliche Freiheitsgrade, die zwar einen Beitrag zur Warmekapazitat liefern, selbst aber nicht zur Warmeleitfahigkeit beitragen. Mit ihnen stehen zusatzliche Streupartner sowohl fur Phononen als auch Elektronen zur Verfugung, die uber resonanzartige Wechselwirkungen einen weiteren Anstieg der Warmeleitfahigkeit verhindern. Ein Plateaubereich bei T T0 tritt auf. Erst wenn alle Phonon{Roton{ Zustande angeregt sind, wachst mit groer werdender Temperatur weiter an. In der vorliegenden Arbeit wurde eine deutliche Verschiebung der Plateautemperatur in Abhangigkeit von der Zusammensetzung der Probe und deren Kristallisationsgrad gefunden. In der Temperaturabhangigkeit anderer Transportgroen konnte ein entsprechendes Verhalten nicht eindeutig festgestellt werden [42, 122]. Der Strukturfaktor an der Stelle Kpe (Abb. 3.3) wird mit wachsender Cu{Konzentration groer, was nach Beziehung (4.14) zu einer kleineren charakteristischen Tem- KAPITEL 4. DISKUSSION DER WARMELEITF AHIGKEIT 64 -1 z/ea 4 3 2 1 30 2 Tp / K 20 1 10 3 2 1/(S(Kpe )-1) / a.u. Tp 1/S(Kpe ) 1/(S(Kpe ) -1) 1/S(Kpe ) / a.u. 4 1 0 0 20 40 60 at% Cu 80 0 100 0 Abbildung 4.11: Darstellung des Zusammenhanges zwischen Plateautemperatur Tp und der charakteristischen Groen S (Kpe )?1 bzw. I (K )?1 = (S (Kpe ) ? 1)?1 der kollektiven Anregungen (S (Kpe ) wurde Abb. 3.3 entnommen). peratur T0 der Phonon{Roton{Zustande fuhrt. Im Grenzfall einkristalliner Proben und scharfer Reexe (Deltafunktionen) geht T0 ! 0, und die in Abbildung 4.10 schematisch dargestellte Dispersionsrelation geht in die bekannte Dispersionsrelation kristalliner Materialien uber. Bei Strukturanderungen durch Kristallisation wird S (Kpe ) ebenfalls groer, was erneut zu einer Verkleinerung von T0 fuhrt. Das Plateau sollte deshalb bei kleineren Temperaturen zu nden sein (Abb. 3.7 (c), 3.8 (a) und 3.8 (b)). Beim U berwinden einer weiteren Kristallisationsstufe verschwindet das Plateau ganz. In Abbildung 4.11 sind die Plateautemperaturen Tp und die aus Abbildung 3.3 nach Beziehung (4.14) gewonnenen Werte fur T0 in Abhangigkeit von der Konzentration dargestellt. Es zeigt sich der gleiche Trend fur Tp und S (Kpe )?1. Wird statt S (Kpe )?1 der reziproke Wert der Interferenzfunktion I (K ) = S (K ) - 1 an der Stelle K = Kpe aufgetragen, so ist die U bereinstimmung uberraschend gut. In [44] wurde gezeigt, da die Halbwertsbreite des Strukturpeaks bei Kpe proportional zur Anregungsenergie h !0 der Phonon{Rotonen ist. Die Diskussion bleibt qualitativ richtig, wenn die Halbwertsbreiten von I (Kpe) bestimmt werden. Die Interferenz- 4.5. WEITERFUHRENDE EXPERIMENTE 65 funktion I (K ) beschreibt Abweichungen des Strukturfaktors von Eins und damit von einem homogenen Medium. Damit erhalt I (K ) eine Bedeutung als "Strukturfaktor ohne homogenen Untergrund\. So kann I (Kpe) sehr gut mit der charakteristischen Anregungsenergie h !0 der Phonon{Rotonen und der Plateautemperatur in der Warmeleitfahigkeit in Verbindung gebracht werden. In Abbildung 4.11 wurden die Daten fur die getemperten Proben nicht eingetragen, da keine vergleichbaren Werte fur S (K ) vorlagen. Mit Hilfe der Abbildungen 4.10 und 4.11 kann die gegenseitige Beeinussung der statischen und dynamischen Struktur sowie des Elektronensystems qualitativ verstanden werden. Fur die Warmeleitfahigkeit bedeutet das, da ein Plateau bei hoheren Temperaturen erwartet wird, wenn der Strukturfaktor an der Stelle Kpe einen kleinen Wert hat. Fur sehr stabile amorphe Legierungen, d.h. fur Systeme, die bei hohen Temperaturen kristallisieren (das ist meist bei z 1.8 e/a der Fall), ndet man einen groen Wert fur S (Kpe) und damit ein Plateau bei sehr kleinen Temperaturen. Damit kann ahnlich wie fur die elektronischen Transportgroen Thermokraft und Hallkoezient [36] auch fur die Warmeleitfahigkeit bei tiefen Temperaturen ein Zusammenhang mit dem Strukturfaktor bzw. mit (S (K ) ? 1)?1 gefunden werden. Die Erklarung der Thermokraftanomalien amorpher Edelmetall{Polyvalentmetall{ Legierungen bei tiefen Temperaturen uber die Hohe des Strukturfaktors an der Stelle Kpe und die Wechselwirkung der Elektronen mit kollektiven Anregungen (Phonon{ Rotonen) [42, 55] ist ein Hinweis, da auch das Elektronensystem nicht auer acht gelassen werden darf. Durch die Diskussion des Plateaubereiches in der Warmeleitfahigkeit amorpher Dielektrika, bei denen die Anomalie tatsachlich nur auf das Phononensystem zuruckgefuhrt werden kann, liegt der Schlu nahe, da es sich bei dem Plateaubereich in der Warmeleitfahigkeit amorpher Metalle ebenfalls um eine phononisch induzierte Anomalie handelt. Durch die Schwierigkeiten in der Trennung von Elektronen{ und Phononenbeitrag kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, da das Elektronensystem ebenfalls seinen Beitrag zum Plateaubereich liefert, da die Elektronen mit den Phonon{Rotonen einen zusatzlichen Wechselwirkungspartner haben und durch diesen Wechselwirkungsmechanismus die Warmeleitfahigkeit herabsetzt wird und eine schwachere Temperaturabhangigkeit zeigt. 4.5 Weiterfuhrende Experimente In dieser Arbeit bestand die Hauptschwierigkeit darin, die Warmeleitfahigkeit getrennt nach Elektronen{ und Phononenbeitrag quantitativ zu beschreiben. Soll ein Subsystem diskutiert werden, so mu das jeweils andere unter theoretischen Annahmen absepariert werden. Das WFL wird oft fur die Beschreibung des Elektronenbeitrages genutzt. Die Informationen uber die Wechselwirkungsmechanismen, vor allem inelastische Streuprozesse und Wechselwirkungen der Elektronen mit NEA bei tiefen Temperaturen, sind nicht ausreichend, um den Elektronenbeitrag zur Warmeleitfahigkeit exakt zu beschreiben. Andererseits kann der Elektronenbeitrag 66 KAPITEL 4. DISKUSSION DER WARMELEITF AHIGKEIT nicht separat gemessen werden. Eine Ausnahme bildet dabei die Bestimmung der Warmeleitfahigkeit supraleitender Materialien weit unter der U bergangstemperatur zur Supraleitung. Im Falle der Supraleitung tragen die zu Cooperpaaren gebundenen Elektronen nicht zur Warmeleitfahigkeit bei, und entsprechend kann der Phononenanteil separat gemessen werden (vgl. Kap. 4.2.1). Dies gilt fur T Tc. Durch ein uberkritisches Magnetfeld kann die Supraleitung unterdruckt werden, und der Elektronenbeitrag addiert sich zu dem vorher bestimmten Phononenbeitrag. So sind zumindest Aussagen uber den zusatzlichen Elektronenbeitrag bei tiefen Temperaturen moglich. Hier ist ein Ansatzpunkt fur weitere Experimente zu nden. U ber die Untersuchung der Warmeleitfahigkeit mit und ohne uberkritischem Magnetfeld kann zumindest der Tieftemperaturgrenzwert des Elektronenbeitrages abgeschatzt werden. Dabei mu der Temperaturbereich der Messung auch im Hinblick auf eine Diskussion der TLS zu tiefen Temperaturen erweitert werden. Die Wechselwirkungsmechanismen zwischen Elektronen{ und Phononensystem mussen jedoch mit berucksichtigt werden. Bei stark koppelnden Systemen, wie amorphem Cu{Sn auf der Sn{reichen Seite (z gro) [26] treten zusatzliche Schwierigkeiten auf, die eine Trennung der Warmeleitfahigkeit in Elektronen{ und Phononenanteil in Frage stellen. Eine quantitative Diskussion ist in diesem Fall kaum moglich. Warmeleitfahigkeitsdaten anderer amorpher Legierungen in Abhangigkeit von der Temperatur und der Zusammensetzung werden zumindest qualitativ zum Verstandnis der Wechselwirkung der Phononen, Elektronen und niederenergetischen Anregungen beitragen. Zusammenfassung Die Voraussetzung fur die vorliegende Arbeit war die Weiterentwicklung einer stationaren Memethode von Volklein, bei der ein speziell dafur hergestelltes Substrat genutzt wird. Ein schmaler Bolometerstreifen dient dabei als Heizer und gleichzeitig als Thermometer. Bei Temperaturen T > 20 K kam ein Al{Bolometer zum Einsatz. Durch die Nutzung eines halbleitenden Bolometermaterials aus Au20Ge80 konnte der Einsatzbereich des Substrates bis zu tiefen Temperaturen (1.2 K) ausgedehnt werden. So waren erstmals Messungen dunner, in{situ praparierter Schichten (65 nm bis 250 nm) im Temperaturbereich 1.2 K < T < 360 K moglich. Durch die ModikamK tion der stationaren Memethode konnte der Probenhalter mit Heizraten < 100 min erwarmt werden. Die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse konnte durch die Messung verschiedener Substrate bestatigt werden. Die Genauigkeit der Meergebnisse wurde im Vergleich mit Literaturdaten nachgewiesen. Es wurden Messungen der Warmeleitfahigkeit von amorphen und kristallisierten CuxSn100?x{Schichten (0 x 100) durchgefuhrt. Zur Diskussion des elektronischen Beitrages zur Warmeleitfahigkeit wurde der spezische elektrische Widerstand bestimmt. Dabei konnte das Wiedemann{Franz'sche Gesetz zur Abseparation der Elektronenwarmeleitfahigkeit von der Gesamtwarmeleitfahigkeit nur begrenzt angewendet werden. Bei tieferen Temperaturen wird der nach dem allgemeinen Wiedemann{Franz'schen Gesetz berechnete Elektronenanteil groer als die Gesamtwarmeleitfahigkeit. Dieser Widerspruch verschwindet, wenn eine Lorenzzahl L(T ) L0 angenommen wird, wie sie fur amorphe Legierungen experimentell gefunden wurde. Die exakte Temperaturabhangigkeit bleibt jedoch weiter unklar, da experimentelle Daten nur im Bereich der Supraleitung uber "Ein{\ bzw. "Ausschalten\ des Elektronenbeitrages mit Hilfe uberkritischer Magnetfelder zuganglich sind. Die Phononenwarmeleitfahigkeit lat sich im Tieftemperaturbereich mit klassischen Streuprozessen gut erklaren. Der Plateaubereich wird im Gegensatz zum ebenfalls betrachteten Modell der Zwei{Niveau{Systeme und zum Soft{Potential{Modell direkt auf die Struktur und die daraus abzuleitende Dispersionsrelation der Phononen zuruckgefuhrt. Die Anregung von Phonon{Roton{Zustanden mit einer Anregungsenergie h !0 bei Wellenzahlen, die dem Betrag des Streuvektors des elektronisch induzierten Strukturpeaks im Strukturfaktor entsprechen, ist eine direkte Folge der gegenseitigen Beeinussung von statischer, elektronischer und dynamischer Struktur der vorliegenden amorphen Proben. Sie fuhrt zu einer resonanzartigen Wechselwirkung der Phonon{Roton{Zustande mit Debyephononen im Temperaturbereich des Plateaus und damit zu einem zusatzlichen Streumechanismus, der die schwachere Temperaturabhangigkeit der Warmeleitfahigkeit im Plateaubereich erklart. Die Plateautemperatur Tp skaliert mit dem reziproken Wert der Interferenzfunktion I (K ) = S (K ) ? 1 an der Stelle K = Kpe des elektronisch induzierten Strukturpeaks und verschiebt sich mit wachsender Cu{Konzentration zu tieferen Temperaturen. Damit ordnet sich die Diskussion der Warmeleitfahigkeit gut in das Gesamtbild der Beschreibung der Tieftemperaturanomalien von Transportgroen (z.B. S (T ), RH ) 67 68 ZUSAMMENFASSUNG uber die Struktur bzw. die Phonon{Roton{Zustande in der Phononendispersionsrelation ein. Bei hoheren Temperaturen ist die Warmeleitfahigkeit naherungswiese proportional zur Temperatur, da bei amorphen Metallen der Elektronenanteil uberwiegt. Die Kristallisation der Proben zeigt sich vor allem im Elektronenbeitrag der Warmeleitfahigkeit. Im kristallisierten Zustand hangt die Warmeleitfahigkeit entscheidend vom erreichten Kristallisationsgrad ab. Darin druckt sich die A nderung der mittleren freien Weglange der Elektronen aus. Bei Proben mit groer Cu{Konzentration ist der Kristallisationsgrad am kleinsten. Deshalb tritt bei diesen Proben auch im kristallisierten Zustand ein Plateaubereich auf, der jedoch im Vergleich zum amorphen Zustand zu tieferen Temperaturen verschoben ist. Das ist mit der Erhohung des Strukturfaktors bei Kpe im kristallisierten Zustand und der Verkleinerung der Anregungsenergie der Phonon{Roton{Zustande erklarbar. Damit ist es moglich, die Verschiebung des Plateaubereiches bei A nderung der Zusammensetzung und bei Kristallisation auf Dierenzen bzw. A nderungen in der Struktur zuruckzufuhren und qualitativ zu diskutieren. Durch die Untersuchung weiterer amorpher Systeme des Typs Edelmetall{Polyvalentmetall mu die Gultigkeit dieser Interpretation bestatigt werden. Eine erfolgversprechende Fortsetzung der vorliegenden Arbeit bestunde in der Erweiterung des Mebereiches zu tieferen Temperaturen und der Durchfuhrung von Warmeleitfahigkeitsmessungen fur CuxSn100?x und andere supraleitende Legierungen im Magnetfeld, um genauere Informationen uber den Beitrag des Elektronensystems bei tiefen Temperaturen zu gewinnen. Damit konnten die Unsicherheiten bei der Trennung von Elektronen{ und Phononenbeitrag zumindest bei tiefen Temperaturen beseitigt werden. Anhang A Phasendiagramm fur CuxSn100?x Abbildung A.1: Phasendiagramm fur CuxSn100?x [123]. 69 Anhang B Phonon{Elektron{Wechselwirkung In Kapitel 4.2.2 wurde bereits auf die adiabatische Naherung eingegangen. Die zu erwartenden Temperaturabhangigkeiten (4.10) und (4.11) wurden dargestellt und interpretiert. In diesem Abschnitt soll genauer auf einige Besonderheiten der Diskussion des Phononenbeitrages hingewiesen werden. In den Abbildungen B.1 und B.2 wurde in den oberen Bildern die Temperatur, fur die qdom lEl = 1 ist, eingetragen. Oberhalb der Kurve gilt also qdom lEl > 1, unterhalb entsprechend qdom lEl < 1. Zum Vergleich wurde der Bereich Tc < T < Tp eingetragen, in dem die Kurvenanpassung nach (4.11) bzw. (4.10) durchgefuhrt werden konnte. Fur den Fall der frisch aufgedampften Proben ist nach diesem Bild fur reines Sn und Cu20Sn80 mit einer quadratischen Temperaturabhangigkeit und fur die restlichen Proben mit einer linearen Temperaturabhangigkeit zu rechnen. Das bestatigt sich in Abbildung B.1 (b), in der der Exponent n sowie der Vorfaktor D fur die Kurvenanpassung nach ?1 (B.1) ges = L T + C 1T 2 + TDn 0 dargestellt ist. Dabei bezeichnet der erste Term den Elektronenbeitrag und der zweite den Phononenbeitrag, untergliedert in die Streuung an der strukturellen Unordnung und den Beitrag der Phonon{Elektron{Wechselwirkung. Es wurde versucht, mit L = L0, dem gemessenen Restwiderstand 0 sowie C aus der Tieftemperaturanpassung fur T < Tc zu arbeiten. Nach Gleichung (B.1) wurden die amorphen Proben bis 60 at% Cu untersucht, da fur groere Cu{Konzentrationen keine Informationen zu C vorlagen. Fur hohere Cu{Konzentrationen wurde darauf verzichtet, einen einzigen eektiven Streuproze einzufuhren. Bei einer weiterhin getrennten Behandlung entsprechend (B.1) wurde eine Kurvenanpassung mit zu vielen Parametern die Unsicherheit bei der Bestimmung jedes einzelnen Parameters erhohen. 70 71 -1 4 /K a) λ 1 ~T 2 EPWW El l =1) 2 frisch aufgedampft Ph 10 z/ea 3 λ T(q dom Ph ~T EPWW obere Fitgrenze untere Fitgrenze 1 0 20 b) 40 60 80 100 D (frisch aufgedampft) D (Theorie) 10 2 2 10 1 1 n -1 D/Wm K -(1+n) n (frisch aufgedampft) 0 20 40 60 at% Cu 80 100 Abbildung B.1: Fur die frisch aufgedampften Proben wurden der Verlauf der Temperatur, fur die qdom lEl = 1 gilt (a), und die nach (B.1) fur den in (a) eingetragenen Temperaturbereich erhaltenen Fitparameter D und n (b) aufgetragen. Die theoretischen Werte wurden nach (4.11) berechnet. ANHANG B. PHONON{ELEKTRON{WECHSELWIRKUNG 72 -1 4 z/ea 3 a) 2 1 10 dom El l =1) /K kristallin λ T(q Ph ~T 2 EPWW λ Ph obere Fitgrenze ~T EPWW untere Fitgrenze 1 0 20 40 60 80 100 D (kristalline Probe) D (getemperte Probe) b) n (kristalline Probe) n (getemperte Probe) -1 -(1+n) 10 2 n -1 D/Wm K auf T=500 K getempert 1 -2 10 auf T=500 K getempert 0 20 40 60 at% Cu 80 100 Abbildung B.2: Fur die kristallisierten Proben wurden der Verlauf der Temperatur, fur die qdom lEl = 1 gilt (a), und die nach (B.1) fur den in (a) eingetragenen Temperaturbereich erhaltenen Fitparameter D und n (b) aufgetragen. 73 -1 3.0 4 3 z/ea 2 1 L0 2.0 -8 L / 10 W Ω K -2 2.5 1.5 1.0 0.5 frisch aufgedampft kristallisierte Probe 0 20 40 60 at% Cu 80 100 Abbildung B.3: Eektive Lorenzzahl L aus der Kurvenanpassung. In Abbildung B.1 (b) ist der nach (4.10) berechnete theoretische Wert mit eingezeichnet, der um einen Faktor 1 bis 6 unter den experimentellen Daten liegt. Abweichungen dieser Groenordnung wurden bereits von anderen Autoren gefunden [20, 63]. Als Grund ist anzugeben, da durch die Dominant{Phonon{Approximation der Gesamtwarmewiderstand der Phononen durch die Frequenzabhangigkeit der mittleren freien Weglange der Phononen fur die unterschiedlichen Streuprozesse unterbestimmt ist [20] und damit der theoretische Wert eine untere Grenze fur den Elektron{Phonon{Streukoezienten D liefert. In Abbildung B.1 (b) sind nur Werte fur D vergleichbar, die bei gleichem Exponenten n erhalten wurden. Die durch D charakterisierte Elektron{Phonon{Wechselwirkung ist im Stabilitatsbereich der amorphen Phase fur alle Konzentrationen bis auf einen Faktor 2 gleich. Teilweise mute mit L 6= L0 ein weiterer Parameter eingefuhrt werden, der eine eektive, in diesem Fall temperaturunabhangige Lorenzzahl (vgl. Kap. 4.1) reprasentiert und in Abbildung B.3 dargestellt ist. Abweichungen von L0 treten bei allen amorphen Proben auf. Die Analyse der kristallisierten Proben wurde mit einer leicht modizierten Gleichung (B.1) durchgefuhrt, indem der Term fur die strukturelle Unordnung weggelas- 74 ANHANG B. PHONON{ELEKTRON{WECHSELWIRKUNG sen und statt dessen ein eektiver dominierender Streuprozess TDn angenommen wurde. Darunter leidet die Vergleichbarkeit mit dem amorphen Zustand, die grundlegenden Beitrage zur Warmeleitfahigkeit konnen jedoch gut verstanden werden. In Abbildung B.2 (b) sind die Werte fur D und n unter den oben angegebenen Bedingungen fur die kristallisierten Proben dargestellt. Bei einem Exponenten n = 2 ist Gleichung (B.1) noch exakt erfullt, es wird jedoch nicht zwischen C und D unterschieden. Fur die Proben mit 50 at% bis 80 at% Cu, die einen niedrigen Kristallisationsgrad aufweisen, ist die Beschreibung mit einem Exponenten n < 2 am besten, wie es nach Abbildung B.2 (a) erwartet wird. Bei weiterem Tempern der Probe ist n = 2 zu erwarten. Fur die Cu60Sn40{Probe wird genau dieses Verhalten beobachtet. In diesem Bereich sind die Werte fur D nicht untereinander vergleichbar, da sie fur unterschiedliche Exponenten n erhalten wurden. Auch bei den kristallisierten Proben mit groem z wird eine eektive Lorenzzahl L 6= L0 gefunden (vgl. auch die Trennung von Phononen{ und Elektronenbeitrag in Kap. 4.1.3). Damit bestatigt sich, da bei tiefen Temperaturen das WFL in der Form von Gleichung (4.2) nicht anwendbar ist und seine Grenzen hat. Inelastische Streuprozesse mussen oensichtlich mit berucksichtigt werden, was quantitativ schwierig ist. Literaturverzeichnis [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] W. Buckel and R. Hilsch. Z. Phys. 138 (1954) 109. W. Buckel. Z. Phys. 138 (1954) 136. R. C. Zeller and R. O. Pohl. Phys. Rev. B 4(6) (1971) 2029. J. J. Freeman and A. C. Anderson. Phys. Rev. B 34(8) (1986) 5684. J. E. Graebner, B. Golding and L. C. Allen. Phys. Rev. B 34(8) (1986) 5696. R. 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Bei CuxSn100?x handelt es sich um ein Metall, bei dem der Beitrag der Elektronen zur Gesamtwarmeleitfahigkeit etwa 90% betragt. Das Wiedemann{Franz'sche Gesetz ist bei tiefen Temperaturen aufgrund star- ker Elektron{Phonon{Kopplung und inelastischer Streuprozesse nur bedingt anwendbar. Die Kristallisation der Proben auert sich vor allem in einem Anstieg der Elektronenwarmeleitfahigkeit. Der Verlauf der Warmeleitfahigkeit lat sich bis auf den Plateaubereich gut mit klassischen Streuprozessen erklaren. Das Plateau in der Warmeleitfahigkeit wird auf die Wechselwirkung der dy- namischen, statischen und elektronischen Struktur zuruckgefuhrt. Es wird im Zusammenhang mit Phonon{Roton{Zustanden diskutiert, deren charakteristische Anregungsenergie vom Strukturfaktor abhangt. Dabei wird eine Proportionalitat zwischen der Temperatur, bei der das Plateau auftritt und dem reziproken Wert der Interferenzfunktion an der Stelle des elektronisch induzierten Strukturpeaks festgestellt. Der Plateaubereich tritt sowohl bei amorphen Proben als auch bei schlecht ausgeheilten kristallinen Proben auf. Er verschiebt sich nach der Kristallisation zu kleineren Temperaturen, was direkt auf die Erhohung des Strukturfaktors im kristallisierten Zustand zuruckzufuhren ist. 82 83 Danksagung An dieser Stelle mochte ich all jenen danken, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. P. Haussler, der diese Arbeit ermoglicht hat. Durch seine Arbeiten schuf er die Voraussetzungen zur komplexen Interpretation der Ergebnisse der Warmeleitfahigkeit tiefer Temperaturen. Seine Erfahrung und sein jederzeit zur Verfugung stehender Rat trugen zum Fortgang und zum Gelingen dieser Arbeit wesentlich bei. Herr Prof. Dr. F. Volklein (Fachhochschule Wiesbaden) legte durch seine Arbeiten den Grundstein fur die dieser Arbeit zugrundeliegenden Memethode. Er stellte in der Anfangsphase der Arbeit die Substrate zur Verfugung und forderte die Erweiterung der Memethode zu tiefen Temperaturen mit zahlreichen Vorexperimenten und Diskussionen. Dafur mochte ich ihm danken. Den Mitarbeitern des Zentrums fur Mikrotechnologie an der TU Chemnitz, vor allem aber Herrn N. Zichner mochte ich fur die schnelle und exakte Herstellung der Substrate danken. Sie sind als wesentlicher Bestandteil der experimentellen Hardware Voraussetzung zur erfolgreichen Messung der Warmeleitfahigkeit dunner Schichten. In diesem Zusammenhang mochte ich auch Herrn Dr. G. Beddies danken, der die Bolometeratzung der Tieftemperatursubstrate durchfuhrte. Ohne die tatkraftige Unterstutzung und ausgezeichnete Arbeit der physikalischen Werkstatt mit ihrem Team um Herrn S. Arnold ware die Durchfuhrung einer solchen Arbeit undenkbar. Ich erinnere dabei an die vielen kleinen Dinge, angefangen beim Probenhalter bis hin zum besonderen Tragring, die besonderen Anforderungen genugen mussen, meistens Spezialanfertigungen darstellen und moglichst gestern fertig sein sollten. Dafur mochte ich dem ganzen Werkstatteam danken. Bei Frau Ch. Friedemann, Herrn W.{H. Liner und Herrn M. Fischer mochte ich mich fur die teils auch kurzfristige Bereitstellung des ussigen Heliums bedanken. Sie garantierten damit einen reibungslosen Ablauf der Mereihen. Bei Mr. Bhuiyan mochte ich mich fur die Rechnungen zur Interpretation der Phononenwarmeleitfahigkeit im Rahmen des TLS{Modell bedanken. Herrn Dr. Th. Franke, Herrn Dr. Ch. Lauinger und Herrn Dr. R. Haberkern sowie allen anderen Mitarbeitern der Professur "Physik dunner Schichten\ mochte ich fur ihre Hilfsbereitschaft und die vielen Diskussionen und Anregungen im Zusammenhang mit dieser Arbeit danken. Sie alle trugen mit auockernden Gesprachen am Mittagstisch und in der Kaeerunde zu einer freundschaftlichen Arbeitsatmosphare bei. Last but not least mochte ich mich ganz ~lich bei meiner Familie fur ihre Geduld und Unterstutzung bedanken. Das schliet auch meinen Sohn Robert ein, der viel Verstandnis aufbringen mute, wenn Papi immer nur am Computer "spielte\. Lebenslauf 25. 11. 1967 Schulbildung 1974 bis 1982 1982 bis 1986 7/1986 Tatigkeiten vor dem Studium 9/1986 bis 10/1986 11/1986 bis 3/1988 4/1988 bis 7/1988 Studium 1988 bis 1991 6/1991 bis 9/1991 1991 bis 1993 9/1992 bis 7/1993 7/1993 seit 10/1993 Geboren in Karl{Marx{ Stadt (Chemnitz) Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule in Karl{Marx{Stadt Erweiterte Oberschule mit verstarktem neusprachlichem Unterricht in Karl{Marx{Stadt Abitur (Mit Auszeichnung) Praktikum im Kombinat Robotron in Karl{ Marx{Stadt Wehrdienst Fortsetzung des Praktikums bei Robotron Physikstudium an der Universitat Rostock Praktikum bei Dornier in Friedrichshafen Fortsetzung des Physikstudiums an der TU Chemnitz Diplomarbeit bei Dornier in Friedrichshafen, Thema: Aufbau und experimentelle Untersuchung einer magneto{optischen Auslesevorrichtung fur supraleitende Schaltkreise Diplom (Sehr gut) Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur "Physik dunner Schichten\ an der TU Chemnitz 84