information - Land Oberösterreich

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INFORMATION
zur Pressekonferenz
mit
Landesrat Rudi Anschober,
DI Andreas Drack, Klimaschutzbeauftragter des Landes OÖ,
Dr. Manfred Stock, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK),
Univ.-Prof.in Dr.in Helga Kromp-Kolb, Universität für Bodenkultur
Wien,
und
Prof. Dr. Gerhard Berz, ehem. Leiter der Geo-RisikoForschung der
Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft
am 4. September 2006
zum Thema
"Klima außer Rand und Band der OÖ. Klimakongress beginnt"
3 Top-Experten präsentieren vorab:
die Temperaturprognose für OÖ
die globalen volkswirtschaftlichen Schäden
Chancen und Möglichkeiten des Klimaschutzes
Rückfragen-Kontakt: Thomas Peter Stadlbauer (+43 732) 77 20-120 82
LR Rudi Anschober
Landesrat
Seite 2
Anschober:
Klimaschutz
DAS
zentrale
Überlebensthema
Energiewende weg von Öl und Atom und hin zu Ökoenergie und
Energieeffizienz die wichtigste Lösungsmöglichkeit
Klimakongress Montag und Dienstag in Bad Ischl bringt Europas
renommierteste Experten nach Oberösterreich und konzentriert sich auf
bereits
vorhandene
dramatische
Auswirkungen
und
die
Lösungsmöglichkeiten für eine Trendwende
"Aufrütteln
der
Öffentlichkeit
und
Darstellung
der
notwendigen
Handlungsmöglichkeiten", das sind für Umweltlandesrat Rudi Anschober die
Hauptziele des heute und morgen in Bad Ischl stattfindenden Klimakongresses.
Anschober: "Wir haben die renommiertesten ExpertInnen Europas nach
Oberösterreich geholt und ihr Befund ist dramatisch: die Klimaveränderung ist
schon
weit
fortgeschritten,
die
Auswirkungen
bereits
dramatisch.
Milliardenschäden durch immer extremere Witterung, Hochwasserkatastrophen,
Zerstörung von ganzen Lebensbereichen in Afrika und im arktischen Bereich
und trotz gegenteiliger Politikerbekenntnisse weiter massiv steigende CO2Emissionen. Die ganze Welt redet von der Notwendigkeit des Klimaschutzes,
die notwendige Trendwende konnte allerdings noch nicht einmal eingeleitet
werden."
So wurden die Klimaschutzziele ohnedies in den vergangenen Jahren deutlich
verringert: nach dem Klimabündnisziel von Minus 50 Prozent von 1987 bis 2010
und dem Torontoziel (minus 20 Prozent von 1988 bis 2005) - beide Ziele
wurden diametral verfehlt, droht nun auch ein völliges Scheitern der viel
bescheideneren Kyotoziele: Österreich ist dabei ganz besonders erfolglos und
verantwortungslos und liegt statt einer völkerrechtsverbindlich angekündigten
Emissionsverringerung um 13 Prozent von 1990 bis 2010 derzeit sogar bei
einem ZUWACHS von 16 Prozent. Damit ist Österreich eines der Schlusslichter
(drittschlechteste Bilanz) innerhalb der EU - eine echte Schande.
Anschober: "Die Sonntagsreden der Politik werden also nicht einmal
ansatzweise umgesetzt. Was beim Klimaschutz derzeit an Versäumnissen
Pressekonferenz am 04. September 2006
LR Rudi Anschober
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geschieht ist verantwortungslos - ein Verspielen der Zukunftschancen ganzer
Generationen."
Als Schlüssel für eine Trendwende sieht Anschober die Energiewende: "Wenn
wir durch eine Energiewende den Verbrauch von fossilen Energieträgern
drastisch verringern, dann haben wir noch eine echte Chance, die
Klimakatastrophe zu entschärfen. Schweden zeigt es uns vor - mit seinem
Ausstiegsprogramm aus Öl will es die Emissionen bis 2050 um 80 Prozent
verringern. Dies muss das Ziel von ganz Europa werden - mit dem
Zwischenschritt einer Emissionsverringerung um 30 Prozent von 1990 bis
2020."
Oberösterreich hat mit dem im Vorjahr abgeschlossenen Klimapakt einige erste
Erfolge beim Klimaschutz zu verzeichnen: erstmals sind die Emissionen um
3,5 %
gesunken.
Wichtigste
Schritte
im
Klimapakt:
die
Novelle
der
Wohnbauförderung, das neue Gesamtverkehrskonzept und vor allem das oö.
Energiewendeprogramm
Ökostromanteils
innerhalb
mit
der
einer
bisher
vergangenen
Versechsfachung
drei
Jahren,
dem
des
ersten
Energieeffizienzprogramm und einer massiven Steigerung bei der Ökowärme
auf den europäischen Spitzenswert von 41 Prozent. Anschober: "Das war aber
nur ein erster Schritt: wir in Oberösterreich können das Weltklima nicht retten,
aber wir können erfolgreich beweisen, dass die Trendumkehr und das massive
Absenken der Emissionen möglich ist und auch zu wirtschaftlichen Erfolgen
führt. Ich erwarte mir daher vom Klimakongress eine ganze Serie von
Anregungen und Vorschlägen - auch für die Landespolitik, die ich bis
Jahresende in der Landesregierung verpflichtend für alle Ressort durchsetzen
möchte."
Pressekonferenz am 04. September 2006
LR Rudi Anschober
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Klimawandel und Wetterkatastrophen wie lange sind die Schäden noch versicherbar?
Prof. Dr. Gerhard Berz, ehem. Leiter GeoRisikoForschung,
Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, München
Die Schadenbelastungen aus großen Wetterkatastrophen haben weltweit
dramatische Ausmaße angenommen. Die inflationsbereinigte Zunahme
gegenüber den 60er Jahren liegt für die letzten 10 Jahre beim Achtfachen für
die volkswirtschaftlichen und beim Sechsundzwanzigfachen für die versicherten
Schäden (s. Tabelle).
Diese Schadenzunahme wird größtenteils von steigenden Bevölkerungsund Wertekonzentrationen, z. B. in besonders stark exponierten Regionen
wie dem Küsten- und Alpenraum, und von einer erhöhten wirtschaftlichen
Verwundbarkeit verursacht.
Gleichzeitig gewinnt der rasch voranschreitende Klimawandel immer größeren
Einfluss auf die Häufigkeit und Intensität von Wetterextremen. Da sind
einerseits die großen Sturm- und Überschwemmungskatastrophen der letzten
Zeit, die fast jedes Jahr für neue Schadenrekorde gesorgt haben, und
andererseits die Unwetter-, Hitze- und Schneekatastrophen, die heute häufiger
denn je aufzutreten scheinen.
Tatsächlich ergeben die Analysen von Beobachtungsreihen ebenso wie die
Modellrechnungen, dass sich die Eintrittswahrscheinlichkeiten für extreme
Wetterereignisse bereits deutlich geändert haben und sich künftig noch stärker
ändern werden.
Gerade im Alpenraum sind extreme Wetterereignisse schon heute die
Hauptursache für Katastrophenschäden (s. Abbildung). Hier stehen die Stürme
bei der Zahl der Schadenereignisse und bei den versicherten Schäden mit
Abstand an erster Stelle, gefolgt von den Überschwemmungen (größter Anteil
bei den volkswirtschaftlichen Schäden), den sonstigen Naturkatastrophen (u.a.
Winterschäden, Waldbrand, Erdrutsch) und schließlich den hier nur selten
schadenträchtigen Erdbeben.
Das Bild ändert sich, wenn man die Schadenpotenziale extremer
Naturkatastrophen betrachtet. Hier rücken dann Ereignisse in den Vordergrund,
die zwar nur eine sehr kleine Eintrittswahrscheinlichkeit aufweisen, wie z. B.
starke Erdbeben, große Bergstürze oder extreme Sturzfluten, die aber bei
einem „Volltreffer“ in einer dicht besiedelten Region außerordentlich hohe
Schadenbelastungen auslösen können. Dieses „Restrisiko“ wird sich im
Alpenraum beim weiteren Rückzug der Gletscher- und Permafrostgebiete und
bei veränderten Niederschlagsverhältnissen stark erhöhen.
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Aus der Sicht des Rückversicherers, aber auch aus gesamtwirtschaftlicher und
politischer Sicht, gefährden Naturkatastrophen die nachhaltige Entwicklung in
vielen Regionen. Auch in den Alpenländern liegen die möglichen
Schadensummen in Größenordnungen, die eine umfassende RisikoPartnerschaft zwischen Versicherungskunden, Versicherungswirtschaft und
Staat erforderlich machen. Risikogerechte Prämien und Selbstbehalte auf der
einen Seite und Ausfallgarantien des Staates auf der anderen sind wesentliche
Voraussetzungen dafür, dass bestehende Deckungen aufrechterhalten oder
noch ausgeweitet werden können. Andernfalls würden auch in vielen
Industrieländern schon bald die Grenzen der Versicherbarkeit erreicht.
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Große Wetterkatastrophen 1960-2005
Dekadenvergleich
Dekade
Dekade
Dekade
Dekade
letzte 10
1960-1969
1970-1979
1980-1989
1990-1999
1996-2005
Anzahl
16
29
44
74
44
Volkswirt.
Schäden
62,9
88,7
141,8
477,0
480,1
Versicherte
Schäden
6,7
13,7
26,2
110,7
174,8
Faktor
letzte
10:1960
Vergleich
der letzten
10 Jahre mit
1960ern zeigt
dramatischen
Anstieg
2,8
7,6
26,0
Schäden in Mrd. US$
in Werten von 2005
© 2006 NatCat®SERVICE, GeoRisikoForschung, Münchener Rück
Naturkatastrophen im Alpenraum 1980 - 2005
Schadensereignisse: 800
Volkswirtschaftliche Schäden:
57 Mrd. €*
Versicherte Schäden:
12 Mrd. €*
Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbruch
Sturm
Überschwemmung
Temperaturextreme (z.B. Hitzewelle, Waldbrand),
Massenbewegung (z.B. Lawine, Erdrutsch)
Stand: Januar 2006
© 2006 GeoRisikoForschung, Münchener Rück
Pressekonferenz am 04. September 2006
LR Rudi Anschober
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Klimasensible Bereiche in Oberösterreich
Helga Kromp-Kolb und Herbert Formayer, Institut für Meteorologie, Universität
für Bodenkultur, Wien
Die vielfältige Landschaft Oberösterreichs - von den Erhebungen der Böhmischen
Masse über das Donautal mit seinen städtischen Räumen und das Alpenvorland bis hin
zu den alpinen Regionen - beherbergt eine Vielfalt an natürlichen Ökosystemen,
Landnutzungen und Wirtschaftssektoren. Auch das Klima ist sehr differenziert, von
Nord nach Süd ändert es sich vom „Hochlandklima“ des Mühlviertels zu dem in weitem
Bereichen von den Staueffekten der Alpen geprägten Alpenvorland, während von West
nach Ost zunehmende Kontinentalität mit ausgeprägteren Temperaturextremen und
abnehmenden Niederschlagsmengen spürbar ist. Lokal sind diese Klimate von der
Seehöhe, der Exposition und zahlreichen anderen kleinräumigen Einflüssen überlagert.
Der in den letzten Jahrzehnten deutlich zutage tretende globale Klimawandel erfährt in
dem von stark topographischen Strukturen gekennzeichneten und fein gegliederten
Gelände Oberösterreichs unterschiedliche Ausprägungen. Aber selbst wenn der
Klimawandel einheitliche Veränderungen brächte, wäre doch jede Region und jedes
Öko-, Wirtschafts- und Gesellschaftssystem ist in verschiedener Weise vom
Klimawandel betroffen. Auch die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel ist von
System zu System verschieden. Das führt zu unterschiedlicher Verletzlichkeit.
Im Auftrag des Landes Oberösterreich werden sukzessive verschiedene Aspekte des
Klimawandels und deren Bedeutung für die Umwelt, die Menschen und die Wirtschaft
untersucht. Dabei werden sowohl die bisher zu beobachtenden Änderungen analysiert,
als auch Szenarien für die Zukunft entwickelt. Erste Ergebnisse - die
Temperaturzunahme und das Hochwasserrisiko betreffend - werden bei der
Klimatagung in Bad Ischl vorgestellt.
Mit der meteorologischen Datenreihe der Klimastation Kremsmünster verfügt
Oberösterreich über eine der längsten Klimareihen Österreichs. In der Zeit seit Beginn
der Messungen 1762 bis jetzt wurde die Station einige Male verlegt und das Umfeld und
das Messinstrumentarium haben sich verändert: dies kann sich natürlich in den Daten
auswirken. Sie müssen daher „homogenisiert werden“. Obwohl diese Arbeit noch nicht
abgeschlossen ist, kann man doch einiges schon jetzt erkennen: Sommer- und
Wintertemperaturen in Kremsmünster sind bis etwa 1900 gefallen, danach gab es
gegenläufige Entwicklungen in den beiden Jahreszeiten bis etwa 1970. Seither steigen
die Temperaturen im Winter und Sommer deutlich an, wobei die Wintertemperaturen
ein Niveau weit über den bisher gemessenen erreicht haben, während die
Sommertemperaturen zur Jahrhundertwende etwa so hoch waren, wie 200 Jahre zuvor,
aber viel deutlicher ansteigen (Abbildung 1).
Ist im dreißigjährigen Mittel die Temperatur seit dem Minimum Ende des 19.
Jahrhunderts um etwa 1,5°C gestiegen, so ist nach Szenarienberechnungen mit einem
weiteren Anstieg um 2 bis 3°C bis Mitte dieses Jahrhunderts zu rechnen. Dies bedeutet
z.B. im Zentralraum Linz einen Anstieg von 8,8°C auf 11,3°C, im Mühlviertel einen
von 7,2°C auf 9,8°C und im Raum Bad Ischl von 8,6 auf 11,4°C. (Abbildung 2).
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Die Erwärmung in den Sommermonaten seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts
äußert sich unter anderem in einem stetigen Anstieg der Häufigkeit von besonders
warmen Tagen. Tage mit Temperaturmaxima über 25°C kamen in den frühen 60er
Jahren im 10-jährigen Schnitt 15 bis 20 mal in Juni, Juli und August vor, in diesem
Jahrhundert aber schon rund 45 mal (Abbildung 3). Machten sogenannte Hitzetage
(Maximalwerte über 30°C) zu Beginn dieser Reihe weniger als 6 % der warmen Tage
aus, sind es jetzt schon über 12 %, d.h. ihr Anteil hat sich mehr als verdoppelt.
Abbildung 1: Abweichungen der Winter- (oben) und Sommertemperaturen (unten) in Kremsmünster von der
Klimanormalperiode 1961 - 1990. Die Linien geben die Jahresmitteltemperaturen wieder, die Farbbereiche die 30jährigen Mittelwerte.
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LR Rudi Anschober
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Abbildung 2: Mittlere Wintertemperatur in Oberösterreich, gemessen in den Jahren 1961 bis 1990 (links) und für die
Jahre 2020 - 2050 errechnet (rechts).
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Hitzetage daran (10 jährige Mittel)
100%
50
45
80%
40
60%
30
Sommertage (10j)
25
Hitzetage (10j)
40%
Anzahl Tage
20
Anzahl an Tagen
Anteil [%]
35
15
20%
10
5
0%
1953
0
1958
1963
1968
1973
1978
1983
1988
1993
1998
Jahr
Abbildung 3: Tage mit Temperaturmaxima über 25°C in Kremsmünster und der Anteil an Tagen an denen 30°C
überschritten wurden.
Der globale Klimawandel führt auch zu Änderungen von Menge, Häufigkeit, Intensität und Art
des Niederschlages. Dies kann das Abflussverhalten der Flüsse und damit das Hochwasserrisiko
direkt beeinflussen.
Der Niederschlag im alpinen Raum kann durch verschiedene Prozesse ausgelöst werden:
•
Der Großteil des Niederschlags wird durch Frontalsysteme in Tiefdruckgebieten ausgelöst,
wobei atlantische Störungen für den Bereich nördlich der Alpen und Mittelmeertiefs für den
Bereich südlich der Alpen bestimmend sind.
•
Die Alpen selbst beeinflussen das Niederschlagsverhalten
Aufgleitvorgänge und durch Stau von Luftmassen.
•
Schließlich tragen in vielen Teilen Österreichs sommerliche Gewitter wesentlich zu den
jährlichen Niederschlagssummen bei; sie werden viel kleinräumigere Prozesse ausgelöst.
durch
erzwungene
Globale Klimamodelle (GCMs), insbesondere aber die mit größerer räumlichen Auflösung
versehenen Regionalen Klimamodelle, die in die Globalen eingebettet („genestet“) werden,
erfassen vor allem die großräumigern Vorgänge. Die kleinräumigen Gewitter können noch nicht
mit der erforderlichen Verlässlichkeit erfasst werden.
Nach den Modellberechnungen muss man bis zum Ende dieses Jahrhunderts im Alpenraum mit
einer Niederschlagszunahme in den Wintermonaten von etwa 15 bis 40 % rechnen, wobei die
Zunahme im Februar am ausgeprägtesten ist. In den Sommermonaten hingegen muss mit
Abnahmen des Niederschlages von 10 bis 50 % rechnen, mit einem Höhepunkt der Abnahme im
August. In den Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst wiederum zeigen sich keine klaren
Änderungen. Bei Starkniederschlägen im Winter, die ja meist über mehrere Tage hinweg fallen,
ergibt sich eine deutliche Zunahme. Im Sommer nimmt die Wahrscheinlichkeit für Einzeltage mit
hohen Niederschlagsmengen zu obwohl die Monatssummen abnehmen. Speziell im Sommer ist
daher auch mit einer Zunahme der Niederschlagsintensität zu rechnen (Frei et al., 20051).
1
Frei, C., Schöll, R., Fukutome, S., Schmidli, J., Vidale, P.L., 2005: Future Change of Precipi-tation in
Europe: An Intercomparison of Scenarios from Regional Climate Models. Eingereicht bei J. Geophys. Res.
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Drei meteorologischen Risikofaktoren für Hochwasser wurden für Oberösterreich untersucht:
•
Veränderungen großflächiger Hochwasserereignisse (Vb-Wetterlagen )
•
Erhöhung der Schneefallgrenze
•
Kleinräumige Starkniederschläge (Gewitter).
Sie sind in unterschiedlichem Ausmaß für oberösterreichische Flüsse relevant.
Großflächige Hochwasserereignisse in Österreich sind häufig mit sogenannten Vb-oder VBähnlichen Wetterlagen verbunden, das sind Situationen bei denen ein Tiefdruckgebiet aus dem
Mittelmeerraum (Meist aus dem Golf von Genua) im Laufe von 2 bis 3 Tagen über ganz
Österreich zieht. Die größten Niederschlagsintensitäten treten zuerst im Süden und Osten auf und
gegen Schluss auf der Alpennordseite. Je nach genauer Lage des Kern des Tiefs liegen die
Niederschlagsmaxima an der Alpennordseite weiter westlich bzw. weiter östlich. So war etwa das
Niederschlagszentrum beim Hochwasser 2002 in Österreich in Ober- und Niederösterreich, bei
den Ereignissen 1999 und 2005 hingegen in Tirol und Vorarlberg.
Die Aussagen in Klimaänderungsszenarien sind hinsichtlich Vb-Lagen nicht ganz eindeutig. Ein
plausibles Zukunftsszenarium ist eine Abnahme der Häufigkeit, derzeit rund 10-15 Ereignisse pro
Jahr, aber eine Zunahme der Niederschlagsintensitäten bei diesen Wetterlagen. Damit würde sich
aber voraussichtlich das Hochwasserrisiko durch diese Wetterlagen erhöhen. Besonders
niederschlagsintensiv sind Vb Lagen im Sommer, da hier feuchtwarme Luftmassen mit enormen
Wassermengen zu den Alpen transportiert werden. Die Ereignisse des letzten Jahrzehntes lassen
eine Zunahme dieser Vb-Lagen im Sommer befürchten. Sollte sich der Trend des letzten
Jahrzehntes mit dem häufigeren Auftreten im Sommer weiter fortsetzen, würde dies das Risiko
noch weiter ansteigen lassen. In Oberösterreich kann dies praktisch alle Flüsse - bis hin zur Donau
- betreffen.
Durch die Erwärmung wird in Zukunft ein deutlich geringerer Anteil am Gesamtniederschlag als
Schnee fallen. Die Kombination - Anstieg der Schneefallgrenze und Niederschlagszunahme im
Winter - erhöht zweifach das Hochwasserrisiko im Tiefland und im Alpenvorland in dieser
Jahreszeit. In hochalpinen Einzugsgebieten wirkt sich dieser Anstieg der Schneefallgrenze selbst
im Sommer noch als risikosteigernd aus.
Besonders betroffen vom Anstieg der Schneefallgrenze sind Höhenlagen zwischen 500 m und
2000 m Seehöhe. Unter 500 m Seehöhe fallen bereits heute mehr als 50 Prozent der
Starkniederschläge im Winter als Regen und daher wirkt sich eine weitere Absenkung des
Schneeanteiles nicht so stark aus. Über 2000 m Seehöhe wiederum wird es auch gegen Ende
dieses Jahrhunderts noch kalt genug sein, dass der Winterniederschlag großteils als Schnee fällt.
In Oberösterreich betrifft dies z.B. die Mühl, für die sich das Hochwasserrisiko im Winter und
Frühjahr deutlich erhöht.
In kleinen Einzugsgebieten können Hochwasserereignisse durch Gewitter ausgelöst werden. Die
größte Wahrscheinlichkeit für Gewitter ist im Alpenvorland gegeben. Die Flächen, die durch
derartige Gewitter beregnet werden, sind in der Größenordnung von 10 bis 100 km². Daher sind
hier besonders Einzugsgebiete von dieser Größe betroffen, bzw. die Oberläufe von größeren
Einzugsgebieten.
Aus den modellierten Klimaänderungsszenarien können keine direkten Informationen über die
Entwicklung der Gewittertätigkeit gewonnen werden. Aus physikalischen Überlegungen scheint
jedoch eine Zunahme zumindest der Niederschlagsintensität bei Gewittern sehr wahrscheinlich.
Pressekonferenz am 04. September 2006
LR Rudi Anschober
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Eine derartige Zunahme würde sich natürlich in jenen Regionen am stärksten auswirken, an denen
bereits heute besonders viele Gewitter vorkommen. Als oberösterreichische Beispiele können hier
die Steyr und ihre Zubringer gelten.
Der deutliche Temperaturanstieg im Sommer bei gleichzeitiger Niederschlagsverlagerung aus der
Vegetationsperiode in den Winter wird die alpine Vegetation, insbesondere die Wälder, stark
beanspruchen. Sollte es zu großräumigen Vegetationsverschiebungen kommen, wird sich auch das
Abflussverhalten, speziell alpiner Einzugsgebiete, verändern. Zusätzlich könnte auch die Erosion,
durch veränderte Vegetation und Zunahme der Niederschlagsintensität erhöht werden, was nicht
nur die Murenabgänge und den Geschiebeanteil bei Hochwassersituationen erhöht, sondern auch
die Wasserspeicherung der Böden nachhaltig reduzieren würde.
In Abbildung 4 sind die Ergebnisse zusammengefasst. Flüsse die von allen Prozessen betroffen
sind rot eingezeichnet. Flüsse die durch 2 Prozesse betroffen sind - meist die Überlagerung der
Vb-Region mit der Schneegrenzenregion - sind braun eingezeichnet und Flüsse die nur von einen
Prozess beeinflusst werden sind gelb eingezeichnet.
Abb. 4: Flüsse mit durch den Klimawandel erhöhtem Hochwasserrisiko. Rot sind jene Flüsse, die von allen Prozessen
betroffen sind, braun von jeweils zwei Prozessen und gelb von zumindest einem Prozess.
Eine Erhöhung der Niederschlagsintensität bei Gewitter würde in erster Linie kleine Einzugsgebiete betreffen. Dies sind die Oberläufe der in Abb. 4 eingezeichneten Flüsse und die nicht
eingezeichneten kleinen Zubringer. Auch die Verschiebung der Schneegrenze betrifft eher kleine
Einzugsgebiete und im Sommer nur die hochalpinen Regionen. Nur eine Überlagerung der
Schneeschmelze mit intensiven Niederschlägen wirkt sich auch auf große Einzugsgebiete aus.
Veränderungen der Vb-Wetterlagen hingegen wirken sich großflächig aus und selbst an der Donau
kann es dabei zu Hochwasser kommen.
Abschließend sei darauf hingewiesen, dass aus Klimaänderungsszenarien nur die Veränderung der
meteorologischen Bedingungen und eventuell indirekte Effekte auf die Vegetation ableitbar sind.
Bei Hochwasserereignissen spielen aber auch nichtmeteorologische Faktoren, wie
Landnutzungsänderungen, die das Abflussverhalten des Einzugsgebietes verändern, oder
Raumordnungsregelungen, welche die Bebauung regeln, eine wesentliche Rolle (siehe z.B. die
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Forschungsprogramme Floodrisk2 und StartClim3 ). Eine Erhöhung des Hochwasserrisikos führt
daher keineswegs zwingend zu mehr Hochwasserereignissen.
2
3
http://www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/klima/projekte/floodrisk/
http://www.austroclim.at/index.php?id=40
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