Grundkurs Optik II: Wellenoptik Norbert Lindlein Institut für Optik, Information und Photonik Universität Erlangen-Nürnberg Staudtstr. 7/B2, D-91058 Erlangen Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 1 Motivation Das Erscheinungsbild von Licht/elektromagnetischer Strahlung kann je nach Anwendung sehr unterschiedlich sein: Lichtstrahlen: Im Alltag (Wellenlänge klein verglichen mit der Größe beugender Strukturen wie Blenden, etc.) kann Licht oft durch Strahlen repräsentiert werden Geometrische Optik (siehe Grundkurs Optik I) Teilchencharakter: Schon Sir Isaac Newton (1642-1727) behauptete, dass Licht aus kleinen Teilchen besteht. Beugungseffekte waren damit aber nicht erklärbar. Seit Einstein‘s Photonentheorie (1905 Erklärung des Photoeffekts, dafür erhielt Einstein im November 1922 den Nobelpreis für 1921) spricht man Licht wieder eine Art Teilchencharakter zu. Allerdings sollte man sich Photonen nicht wie „kleine feste Kügelchen“ vorstellen! Quantenoptik (siehe Grundkurs Optik III) Wellencharakter: Phänomene wie Beugung und Interferenz von kohärentem Licht sind nur durch eine Wellentheorie erklärbar (Huygens, Young, Fresnel, Maxwell). Wellenoptik (Thema des vorliegenden Grundkurses Optik II) Daraus folgt dann auch im Grenzfall 0 wiederum die geometrische Optik. Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 2 Motivation Inhaltsübersicht: • Maxwell-Gleichungen und Wellengleichung • Polarisation • Interferenz • Beugung • Fourier-Optik • Gauß Strahlen • Holographie • Dünne Filme und Fresnel-Gleichungen • Kohärenz Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 3 Kapitel 1: Grundlagen: Maxwell Gleichungen, Zeitharmonische Wellen, Poynting Vektor, Wellengleichung, Helmholtz-Gleichung Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 4 Maxwell Gleichungen Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 5 Maxwell Gleichungen Im folgenden benutzte Symbole: E: elektrische Feldstärke (Einheit: 1 V/m) D: elektrische Verschiebungsdichte (Einheit: 1 A s/m2) H: magnetische Feldstärke (Einheit: 1 A/m) B: magnetische Induktion (Einheit: 1 V s/m2=1 T) j: elektrische Stromdichte (Einheit: 1 A/m2) : (freie) elektrische Ladungsdichte (Einheit: 1 A s/m3) r: Ortsvektor (Einheit: 1 m) t: Zeit (Einheit: 1 s) Nabla Operator (Einheit 1/m) Wellenoptik / x / y / z Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 6 Maxwell Gleichungen Maxwell Gleichungen Br , t E r , t t Faraday‘s Induktionsgesetz (Wirbel des elektrischen Feldes entstehen durch zeitliche Änderung des Magnetfeldes) Dr , t H r , t j r , t t Ampère‘sches Gesetz + Maxwell‘s Erweiterung Dr , t r , t Gesetz von Gauß Br , t 0 Gauß Gesetz für Magnetismus Wellenoptik (elektrische Ströme erzeugen Magnetfeld + Maxwell‘scher Verschiebungsstrom D / t ) (elektrische Ladungen sind Quellen des elektrischen Feldes) (es gibt keine „magnetischen Ladungen“) Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 7 Maxwell Gleichungen Materialgleichungen allgemein: Inhalt des Grundkurses Optik IV: Nichtlineare Optik D(r , t ) 0 E (r , t ) P (r , t ) 3 3 3 Pi (r , t ) Pi , 0 (r , t ) 0 (r , t )E j (r , t ) ijk( 2 ) el (r , t ) E j (r , t ) Ek (r , t ) ... j 1 j 1 k 1 (1) el ij lineare elektrische Effekte Matrix wird zu Produkt von Skalar el bzw. magn und Einheitsmatrix isotrope Medien B(r , t ) 0 H (r , t ) M (r , t ) 3 nichtlineare elektrische Effekte 3 3 M i (r , t ) M i ,0 (r , t ) 0 (r , t )H j (r , t ) ijk( 2) magn (r , t ) H j (r , t ) H k (r , t ) ... j 1 j 1 k 1 (1) magn ij lineare magnetische Effekte nichtlineare magnetische Effekte Im ganz allgemeinen Fall müsste man auch noch annehmen, dass die elektrische Polarisation P und die Magnetisierung M auch vom elektrischen bzw. magnetischen Feld zu früheren Zeitpunkten t‘=t-t abhängen. Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 8 Maxwell Gleichungen Materialgleichungen (für lineare und isotrope Materialien): Dr , t r 0 E r , t Br , t r 0 H r , t Oft: =1! : dielektrische Funktion (dimensionslos), 1 el 0=8.8542.10-12 A s V-1 m-1 : magnetische Permeabilität (dimensionslos), 1 magn 0=4.10-7 V s A-1 m-1 j r , t r E r , t : spezifische Leitfähigkeit (Einheit: 1 A V-1 m-1) =0 Dielektrika, ≠0 leitfähig, z.B. Metalle Materialparameter werden auch nicht explizit von der Zeit abhängig angenommen! Allerdings Abhängigkeit von der Frequenz/Wellenlänge des Lichts (Dispersion)! Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 9 Maxwell Gleichungen Ein paar allgemeine Anmerkungen: Kontinuitätsgleichung der Elektrodynamik: Wegen H 0 folgt aus der zweiten und dritten Maxwell-Gleichung: D 0 H j j t t Integration über ein Volumen V bzw. dessen geschlossene Oberfläche A liefert mit Hilfe des Gauß‘schen Satzes: V t dV V j dV A j dA Q I net t Wellenoptik Q: elektrische Ladung im Volumen V Inet: Netto-Strom, der aus dem Volumen V heraus fließt Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 10 Maxwell Gleichungen Energieerhaltung in der Elektrodynamik: „E . 2.Maxwell-Gleichung - H . 1.Maxwell-Gleichung“ ergibt: B D E jH E H H E E t t Mit Poynting Vektor S : E H B D S E H E H H E E E jH t t Der Poynting-Vektor S ist als Kreuzprodukt sowohl senkrecht zum elektrischen als auch magnetischen Feld. Seine Einheit ist die einer Intensität (Leistung pro Fläche): [S]=1 V m-1 . A m-1=1 VAm-2=1 W/m2 Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 11 Maxwell Gleichungen Energieerhaltung in der Elektrodynamik für den Spezialfall isotroper Dielektrika: =0 und j=0 Wegen Dr , t r 0 E r , t und Br , t r 0 H r , t und der Äquivalenz für die Vakuumlichtgeschwindigkeit c c folgt: 1 0 0 2.99792458 108 m/s B E H D S E E jH 0 H 0 E t t t t 1 0 E E 0 H H : we wm : w t t 2 t 1 1 mit we : 0 E E wm : 0 H H w : we wm 2 2 Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 12 Maxwell Gleichungen Die Einheiten der Größen we und wm sind: [we]=[0][E]2=1 A s V-1 m-1 V2 m-2=1 Ws m-3=1 J/m3 [wm]=[][H]2=1 V s A-1 m-1 A2 m-2=1 Ws m-3=1 J/m3 Es sind also Energiedichten (Energie pro Volumen). we: Energiedichte des elektrischen Feldes wm: Energiedichte des magnetischen Feldes w: Energiedichte des elektromagnetischen Feldes Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 13 Maxwell Gleichungen Integration der Divergenz des Poynting-Vektors über ein Volumen V (begrenzt durch geschlossene Oberfläche A) liefert: Pnet : S dA S dV A V V w dV w dV t t V S dA surface area A volume V Deutung: Pnet ist die Nettosumme der elektromagnetischen Leistung, die durch die geschlossene Oberfläche A fließt (=Differenz zwischen der Leistung, die heraus fließt, und der Leistung, die hinein fließt). Auf der rechten Seite der Gleichung steht die zeitliche Änderung der im Volumen V enthaltenen elektromagnetischen Energie. Fließt also Energie durch die Oberfläche heraus, so muss sich der Energieinhalt im Volumen entsprechend verringern (deshalb Minuszeichen)! Definitionen der Größe ExH als Poynting-Vektor (=Vektor, der den Energiefluss einer Welle angibt) und der Größe w als elektromagnetische Energiedichte sind also sinnvoll und in sich stimmig. Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 14 Wellengleichung in homogenen Dielektrika Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 15 Wellengleichung in homogenen Dielektrika Im Folgenden wird der in der Praxis sehr wichtige Fall homogener und isotroper Dielektrika (fast alle Gläser, Luft mit konstanter Temperatur und Druckverteilung, Vakuum) behandelt. Dann gilt =0, j=0 und durch Einsetzen der Materialgleichungen ergeben sich folgende Vereinfachungen der Maxwell-Gleichungen: H r , t E r , t 0 t E r , t H r , t 0 t E r , t 0 Die Gleichungen sind also symmetrisch, wenn man E mit H und gleichzeitig 0 mit –0 vertauscht! H r , t 0 Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 16 Wellengleichung in homogenen Dielektrika Allgemein gilt für ein beliebiges Vektorfeld E die folgende Vektoridentität: E E E E E Der Laplace-Operator : 2 / x 2 2 / y 2 2 Komponente des Vektors E angewandt werden! / z 2 muss dabei auf jede Aus der ersten und dritten Maxwell-Gleichung homogener Dielektrika folgt also: H E E 0 0 H t t Durch Einsetzen der zweiten Maxwell-Gleichung kann das magnetische Feld eliminiert werden: E 2 E E 0 0 E 0 0 2 0 t t t Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 17 Wellengleichung in homogenen Dielektrika Unter Verwendung der folgenden Beziehung bzw. Definition der Brechzahl n in homogenen Dielektrika folgt schließlich die Wellengleichung in homogenen Dielektrika: 1 0 0 2 n : c n2 2 E E 2 2 0 c t Wegen der vorhin erwähnten Symmetrie der Maxwell-Gleichungen bei Vertauschung von E mit H und gleichzeitig 0 mit –0 gilt eine analoge Gleichung auch für das magnetische Feld: n2 2 H H 2 0 2 c t Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 18 Planwellen in homogenen Dielektrika Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 19 Planwellen in homogenen Dielektrika Eine Lösung der Wellengleichung in homogenen Dielektrika ist: E r , t f e r vt Phasengeschwindigkeit v:=c/n H r , t g e r vt Einheitsvektor e mit ex2 e y2 ez2 1 Nachweis: u : e r vt ex x e y y ez z vt Ex 2 2 d d f u f u 2 2 2 E 2 2 2 E y ex e y ez 2 2 d d x y z u u E z 2 2 d f u E 2 v 2 t du 2 Analoges gilt für H. 1 2 E E 2 2 0 v t Institut für Optik, 2 Wellenoptik 2 2 Information und Photonik N. Lindlein 20 Planwellen in homogenen Dielektrika Eine Welle der Form E r , t f e r vt t=t0 t=t0+Dt H r , t g e r vt heißt ebene Welle, da die Wellenfronten (=Flächen mit konstantem Wert u) Ebenen sind. Wellenfront: vDt e u e r vt constant Die Wellenfronten bewegen sich mit der Geschwindigkeit v in Richtung des Einheitsvektors e, wenn man das obere „negative Vorzeichen“ verwendet. r O Wellenoptik t e. r=v 0 Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 21 Planwellen in homogenen Dielektrika Orthogonalitätsbedingung für Planwellen in homogenen Dielektrika: Hierzu müssen wir wieder die Maxwell-Gleichungen betrachten, da diese das elektrische und magnetische Feld miteinander verknüpfen, während die Wellengleichung beide Felder separiert hatte. Aus der Gleichung für unsere allgemeine ebene Welle folgt (nur oberes Vorzeichen wird verwendet, damit die Ausbreitung in Richtung e erfolgt): E r , t f e r vt E x df E v du t df y df E z E y df z ey ez e du du du y z df E e du x Eine analoge Gleichung gilt für H, indem man f mit g ersetzt. Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 22 Planwellen in homogenen Dielektrika Die erste und zweite Maxwell-Gleichung liefert dann: dg df H r , t 0 v e E r , t 0 t du du E r , t df dg H r , t 0 0v e t du du Integration beider Gleichungen nach u (Integrationskonstante Null gesetzt): 0 E f e H 0 1 c v n 0 00 Hg e E 0 Beide Gleichungen können nur gleichzeitig erfüllt sein, wenn e, E und H ein orthogonales Dreibein von Vektoren bilden! Ebene Wellen in homogenen Dielektrika sind immer Transversalwellen! Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 23 Planwellen in homogenen Dielektrika Poynting-Vektor einer ebenen Welle in homogenen Dielektrika 0 0 S E H e H e E e H E e e H eE 0 0 0 0 E E e e H E e 0 Aufgrund der Eigenschaften eines Spatprodukts bzw. Vektorprodukts gilt aber auch: 0 H H e S e H E e E e H e e E H e 0 0 2 0 2 2 2 H E 2 w H E 2 we Also gilt auch: m 0 0 0 0 we wm Wellenoptik 1 2 2 w w 0 E 0 H 2 Institut für Optik, Information und Photonik N. Lindlein 24 Planwellen in homogenen Dielektrika Wegen der Definition der Phasengeschwindigkeit v kann der Poynting-Vektor einer ebenen Welle aber auch folgendermaßen geschrieben werden: 0 2 0 2 2 2 S E e v 0 E e H e v 0 H e vwe 0 0 Anschauliche Interpretation: Poynting-Vektor beschreibt Energietransport der elektromagnetischen Welle. Energiedichte w breitet sich bei einer ebenen Welle längs des (Einheits-) Vektors e mit der Phasengeschwindigkeit v aus (Illustration siehe Grafik). dz A S Zylindervolumen mit Fläche A und Dicke dz enthält Energie dW=wAdz. Strecke dz wird mit der Geschwindigkeit v im Zeitintervall dt durchlaufen. Für die Intensität I auf der Querschnittsfläche A senkrecht zur Strahlrichtung gilt: dW wA dz wAv dt I wv S A dt A dt A dt Wellenoptik Betrag des Poynting-Vektors ist also wirklich die Intensität senkrecht zur Ausbreitungsrichtung. Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 25 Planwellen in homogenen Dielektrika Die Intensität (genauer: Bestrahlungsstärke) auf einer Fläche, deren Normale in Richtung N≠±e zeigt (|N|=1) und einen Winkel mit der Ausbreitungsrichtung hat, ist geringer, da der Flächeninhalt der geneigten Fläche um 1/cos vergrößert wird: dW dW dW I cos S cos S N A' dt Adt / cos Adt Anmerkung: Die Interpretation, dass die Welle sich mit der Phasengeschwindigkeit ausbreitet, ist natürlich mit Vorsicht zu betrachten, da die Brechzahl n für spezielle Fälle (z.B. bei Röntgenstrahlung) auch kleiner als 1 sein kann. Dann ist die Phasengeschwindigkeit v=c/n größer als die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum, was natürlich nicht erlaubt ist, falls damit ein Signal übertragbar wäre. Eine ebene Welle ist aber unendlich ausgedehnt, so dass es sie in der Realität streng genommen nicht gibt, und mit der Wellenfront kein Signal übertragen wird. Man müsste also für die Signalübertragung ein Wellenpaket nehmen, und dort ist die Gruppengeschwindigkeit entscheidend. Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 26 Planwellen in homogenen Dielektrika Linear polarisierte zeitharmonische ebene Welle: Bisher wurde ebene Welle relativ allgemein definiert und Funktionen f und g nicht weiter spezifiziert. Wichtiger Fall sind aber periodische Funktionen wie cos und sin und eine linear polarisierte Welle (d.h. elektrisches und magnetisches Feld schwingen nur in einer Ebene, die die Ausbreitungsrichtung enthält). 2 n 2 n e r vt E r , t E 0 cos u E 0 cos 2 n 2 n e r vt H r , t H 0 cos u H 0 cos Bei zeitharmonischer Welle reproduziert sich Funktionswert nach Periode T: 2 n 2 n e r vt T E 0 cos e r vt E r , t E r , t T E 0 cos 2 n vT 2 vT bzw. cT n Institut für Optik, Wellenoptik Information und Photonik N. Lindlein 27 Planwellen in homogenen Dielektrika /n ist also die Strecke, die eine Wellenfront in der Schwingungsperiode T zurücklegt, und damit gleich die Wellenlänge im Medium mit Brechzahl n. selbst ist die zugehörige Vakuum-Wellenlänge. Weitere wichtige Größen sind: Schwingungsfrequenz : =1/T Kreisfrequenz : =2=2/T Wellenvektor k (oft auch etwas lax „k-Vektor“ genannt): k=(2n/)e Es gelten die Beziehungen: cT c 2 T c 2 c k kv n Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 28 Planwellen in homogenen Dielektrika Die Gleichungen für das elektrische und magnetische Feld nehmen dann auch die bekannte Form an: E r , t E 0 cosk r t H r , t H 0 cosk r t Es soll noch gezeigt werden, dass diese beiden Gleichungen tatsächlich die Maxwell-Gleichungen erfüllen und nicht etwa das Magnetfeld eine Phasenverschiebung relativ zum elektrischen Feld aufweisen (also z.B. cos durch sin ersetzt werden) müsste. Erste Maxwell-Gleichung in homogenen Dielektrika liefert: E E 0 cosk r t cosk r t E 0 k E 0 sin k r t 0 H 0 H 0 sin k r t t 0 H 0 k E 0 H 0 Wellenoptik n 0 k E0 e E0 e E0 2c 0 c 0 0 Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 29 Planwellen in homogenen Dielektrika Dritte Maxwell-Gleichung in homogenen Dielektrika liefert: E E 0 cosk r t E 0 cosk r t E 0 k sin k r t 0 E0 k 0 Die beiden Maxwell-Gleichungen sind also erfüllt, wenn wiederum e (bzw. k), E0 und H0 ein orthogonales Dreibein von Vektoren, d.h. paarweise senkrecht zueinander, sind. Die anderen beiden Maxwell-Gleichungen in homogenen Dielektrika sind wegen der Symmetrie in E und H auch erfüllt. Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 30 Komplexe Darstellung zeitharmonischer elektromagnetischer Wellen Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 31 Komplexe Darstellung zeitharmonischer Wellen Komplexe Darstellung: Das elektrische und magnetische Feld als physikalisch messbare Größen müssen reell sein, weshalb wir die Darstellung zeitharmonischer Wellen mit der cosFunktion (oder sin-Funktion) gewählt haben. Allerdings ist es mathematisch gesehen in der Praxis günstiger, komplexe Exponentialfunktionen zu verwenden, wobei nur der Realteil physikalische Bedeutung hat. Wir dürfen Operationen mit den komplexen Funktionen durchführen, solange lineare Operationen durchgeführt werden! Beispiele für lineare Operationen sind Addition, Subtraktion, Differentiation oder Integration. Die Maxwell-Gleichungen z.B. beinhalten nur lineare Operationen, solange wir nur lineare Effekte in Materialien betrachten. Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 32 Einschub zur Linearität von Materialien Kurze Abschätzung zur Linearität von Materialien Die Größenordnung des elektrischen Feldes, mit dem ein Elektron in einem Atom gebunden ist, kann am Beispiel des Wasserstoffatoms abgeschätzt werden: E E e 4 0 r 19 10 , Elementarl adung e 1 . 6022 10 As, Abstand vom Kern r 0 . 5 10 m, 2 ε0 8.8542 10 12 AsV -1m -1 E 6 1011 V/m Beim Poynting-Vektor einer ebenen Welle hatten wir gesehen, dass (im Vakuum) gilt: I S c 0 E 2 Anmerkung: Dies ist die zeitabhängige Formel. Beim Zusammenhang Zeitmittelwert der Intensität und Maximum der elektrischen Feldstärke muss rechts noch ein Faktor ½ stehen. Beispiele: Direkte Sonneneinstrahlung: S 1 kW/m 2 E 600 V/m Im Fokus eines 1 W CW-Lasers: S 1 W/ 1 µm 2 1012 W/m 2 E 2 10 7 V/m Die Feldstärken sind also i.a. klein gegenüber den Feldstärken im Atom, so dass nur kleine Auslenkungen auftreten und der Effekt linear sein sollte. Aber Vorsicht bei Ultrakurzpulslasern! Dort kann die Feldstärke deutlich höher als im H-Atom sein! Starke nichtlineare Effekte! Institut für Optik, Wellenoptik Information und Photonik N. Lindlein 33 Komplexe Darstellung zeitharmonischer Wellen Allgemeine zeitharmonische Welle: Bisher hatten wir nur den Spezialfall von Planwellen als konkrete Form einer Welle behandelt. Eine deutlich verallgemeinerte zeitharmonische Welle hat folgende Form: E0, x r expir it i e , x E0, x r cos r t e , x E r , t E0, y r cos r t e , y Re E0, y r expir it i e , y E r cos r t E r expir it i e, z e, z 0, z 0, z i e , x E r e 0, x i e , y i r it Re E0, y r e e e Re Eˆ 0 r ei r e it E r ei e ,z z 0 , Eˆ 0 r ist die Phase der Welle, so dass die Flächen mit konstantem die Wellenfronten darstellen. Ê 0 ist ein komplexwertiger Vektor, der relative Phasen e,i der Komponenten zueinander enthält und sich nur langsam mit dem Ort ändert. Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 34 Komplexe Darstellung zeitharmonischer Wellen Noch kompakter kann man eine zeitharmonische Welle schreiben als: E r , t Re Eˆ r e it Hier ist Ê r wie schon vorher ein komplexwertiger, nun aber allgemein vom Ort abhängiger Vektor. Im Prinzip könnte also jede Komponente eine andere funktionale Ortsabhängigkeit haben. Nur gäbe es dann keine eigentliche Wellenfront mehr, so dass sinnvollerweise wie vorher gelten sollte: Eˆ r Eˆ 0 r ei r Hier ergibt der Exponentialterm eieine mit dem Ort sehr schnell variierende Funktion, während der andere Term Ê 0 sich nur langsam mit dem Ort ändert. Generell werden im Folgenden komplexwertige Vektoren (oder andere Größen) mit einem Dach gekennzeichnet. Auch für das Magnetfeld wird eine gleichartige Abhängigkeit angenommen: H r , t Re Hˆ r e it Wellenoptik mit Hˆ r Hˆ 0 r ei r Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 35 Maxwell-Gleichungen für zeitharmonische Wellen Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 36 Maxwell-Gleichungen für zeitharmonische Wellen Für isotrope, lineare und nichtgeladene (=0) Materialien lassen sich zeitunabhängige Maxwell-Gleichungen formulieren: Re Eˆ r e it Re i0 r Hˆ r e it Re Hˆ r e Re i r r Eˆ r e Re r Eˆ r e 0 Folgt aus 2. Gleichung für r Eˆ r 0 wegen Hˆ r 0 Re r Hˆ r e 0 Folgt automatisch aus 1. Gleichung wegen Eˆ r 0 it it 0 it it Die dritte Gleichung folgt also insbesondere für Dielektrika (=0) oder homogene Materialien (, und konstant) aus der 2. Gleichung, so dass es für Dielektrika oder homogene Materialien nur zwei unabhängige Gleichungen gibt. Wir haben oben korrekterweise den Realteil genommen. Aber es gilt für eine beliebige komplexwertige Vektorfunktion f: Ref r exp it Re Ref r i Imf r cost i sint Ref r cost Imf r sint Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 37 Maxwell-Gleichungen für zeitharmonische Wellen Nun müssen die Gleichungen für alle Zeitpunkte gelten, also z.B. für die Zeitpunkte t=0 oder t=/(2). Deshalb müssen die zeitunabhängigen MaxwellGleichungen sowohl für Realteil als auch Imaginärteil der nur noch ortsabhängigen Funktionen gelten und man erhält schließlich für die komplexen Funktionen die zeitunabhängigen Maxwell-Gleichungen für zeitharmonische Wellen: Eˆ r i0 r Hˆ r Hˆ r i 0 r r Eˆ r r Eˆ r 0 Folgt aus 2. Gleichung für r Eˆ r 0 wegen Hˆ r 0 r Hˆ r 0 Folgt automatisch aus 1. Gleichung wegen Eˆ r 0 Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 38 Maxwell-Gleichungen für zeitharmonische Wellen Bedingungen an die allgemeine zeitharmonische Welle aufgrund der ersten beiden (zeitunabhängigen) Maxwell-Gleichungen: Eˆ r Eˆ 0 r ei r Hˆ r Hˆ 0 r ei r Eˆ r ir Eˆ 0 r Eˆ 0 r ei r i 0 r Hˆ 0 r ei r r Eˆ r i Eˆ r r Hˆ r 0 0 0 0 Hˆ r i r Hˆ 0 r Hˆ 0 r e i r i 0 r r Eˆ 0 r e i r r Hˆ r i Hˆ r r i r Eˆ r 0 0 0 0 Um diese Gleichungen weiter zu behandeln, müssen wir wie schon bei der Herleitung der Eikonalgleichung der geometrischen Optik im Grundkurs Optik I berücksichtigen, dass Eˆ 0 und Hˆ 0 sich nur langsam mit dem Ort ändern, während sich ja die Phase einer Welle um 2 ändert, wenn wir nur eine Wellenlänge /n (im Medium mit Brechzahl n) weitergehen. Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 39 Maxwell-Gleichungen für zeitharmonische Wellen ist also betragsmäßig sehr groß und die zweiten Terme auf der linken Seite der beiden Gleichungen dürfen mit guter Näherung vernachlässigt werden, solange man sich nicht in Regionen der Welle befindet, in denen sich die Amplitude doch sehr schnell ändert, wie z.B. im Fokusbereich. Insgesamt erhalten wir also unter der Annahme, dass sich die Amplitude nur langsam mit dem Ort ändert, zwei Gleichungen für die drei Vektoren: Hˆ 0 r 1 0 r r Eˆ 0 r Eˆ 0 r 1 r Hˆ 0 r 0 r i r Wie wir schon bei Planwellen gesehen hatten, sagen diese Gleichungen aus, dass , Eˆ 0 und Hˆ 0 ein orthogonales Dreibein von Vektoren bilden. Der Vektor ist dabei reell, die anderen beiden Vektoren sind komplexwertig. Dies ist eine verallgemeinerte Orthogonalitätsbedingung elektromagnetischer Wellen, die wir aber streng genommen nur im Grenzfall der geometrischen Optik abgeleitet haben. Nur dort ist ja auch eine Wellenfront eindeutig definiert, so dass der Vektor Sinn macht. Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 40 Poynting Vektor für zeitharmonische elektromagnetische Wellen Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 41 Poynting-Vektor für zeitharmonische Wellen Zeitabhängige und zeitgemittelte Größen: Die Schwingungsfrequenz von sichtbarem Licht ist so hoch, dass nur der Zeitmittelwert durch normale „technisch realisierbare“ Detektoren messbar ist: =c/=(3.108 m/s)/(0.5.10-6 m)=600 THz Zeitgemittelter Poynting Vektor S für eine allgemeine zeitharmonische Welle: 1 S r S r , t dt T 0 2 T 2 2/ ˆ r exp it Re Hˆ r exp it dt E Re 0 ReEˆ r cost ImEˆ r sin t ReHˆ r cost ImHˆ r sin t dt 2/ 0 1 1 ˆ ˆ ˆ ˆ ˆ ˆ Re E r Re H r Im E r Im H r Re E r H r 2 2 Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 42 Poynting-Vektor für zeitharmonische Wellen Besonders interessant ist der Fall der zeitharmonischen Welle im Grenzfall der geometrischen Optik. Eˆ r Eˆ 0 r ei r Hˆ r Hˆ 0 r ei r Maxwell-Gleichungen Hˆ 0 r 1 0 r r Eˆ 0 r 1 ˆ 1 1 ˆ S r Re E r H r Re Eˆ 0 r e i r Hˆ 0 r e i r Re Eˆ 0 r Hˆ 0 r 2 2 2 2 1 1 1 ˆ ˆ ˆ Re E 0 r r E 0 r E 0 r r 2 0 r 2 0 r Der zeitgemittelte Poynting-Vektor ist also parallel zum Gradienten der Wellenfront (=Strahlrichtung) und proportional zum Betragsquadrat des komplexen Vektors des elektrischen Feldes Ê 0 . Anstelle von Ê 0 könnte man auch Ê einsetzen, da dieser Vektor den gleichen Betrag hat. Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 43 Poynting-Vektor für zeitharmonische Wellen Außerdem wissen wir, dass sich längs des Gradienten der Wellenfront die Phase um 2 ändert, wenn wir eine Wellenlänge /n im Medium mit Brechzahl n laufen. Also gilt: 2 n S r nr 1 2 0 r 2 2 nr ˆ E 0 r e 2 nr ˆ 2 1 ˆ E r e c 0 E r e 2c 0 r 2 r 1 40 r für Dielektrika n 2 2 nr ˆ E r e 1 r ˆ 2 c 0 E r e r 2 Hier ist wieder e der Einheitsvektor in Richtung des Gradienten der Wellenfront. Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 44 Wellengleichung Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 45 Wellengleichung Für homogene Dielektrika hatten wir schon die Wellengleichung abgeleitet. Hier nun allgemein für lineare, isotrope und ungeladene (=0) Materialien. Die Maxwell-Gleichungen lauten in diesem Fall: H r , t t E r , t H r , t 0 r r E r , t t r E r , t 0 E r , t 0 r r H r , t 0 Die Rotation der ersten Gleichung ergibt: H r , t H r , t E r , t 0 r r H r t r , 0 0 t t t 2 E r , t E r , t ln r E r , t E r , t E r , t 0 0 r r r r 0 t 2 t Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 46 Wellengleichung Die dritte Maxwell-Gleichung liefert: r E r , t E r , t r r E r , t 0 1 E r , t E r , t r E r , t ln r r Aus beiden Gleichungen folgt dann die Wellengleichung für das elektrische Feld: r r 2 E r , t E r , t E r , t E r , t ln r r r 0 2 2 t t c ln r E r , t 0 Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 47 Wellengleichung In ähnlicher Weise lässt sich eine Wellengleichung für das magnetische Feld mit Hilfe der Rotation der zweiten Maxwell-Gleichung und Verwendung der anderen Gleichungen ableiten: H r , t H r , t H r , t H r , t ln r H r , t H r t r , ln E r , t 0 r r E r , t t E r , t 0 r E r , t 0 r r E r , t r E r , t t t 2 H r , t E r , t H r , t 0 0 r r r r r r E r , t 0 0 2 t t t Durch Auflösen der zweiten Maxwell-Gleichung nach E/t kann auch die zeitliche Ableitung des elektrischen Feldes eliminiert werden: E r , t 1 E r , t H r , t r E r , t H r , t 0 r r E r , t t t 0 r Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 48 Wellengleichung Schließlich erhält man folgende Wellengleichung für das magnetische Feld, wobei allerdings das elektrische Feld nicht vollständig eliminiert werden konnte: H r , t H r , t ln r r r 2 H r , t 0 r r t 2 ln r H r , t r r ln r E r , t 0 c2 H r , t t Wellengleichung für elektrisches Feld: r r 2 E r , t E r , t E r , t E r , t ln r r r 0 2 2 t t c ln r E r , t 0 Ein Vergleich mit der Wellengleichung des elektrischen Feldes ergibt, dass beide Gleichungen beinahe symmetrisch bzgl. einer Ersetzung von E mit H und gleichzeitig mit sind. Nur die Terme, die noch die Leitfähigkeit enthalten, sind nicht symmetrisch bzgl. einer derartigen Ersetzung. Es gibt aber zwei wichtige Spezialfälle, in denen beide Gleichungen symmetrisch sind. Institut für Optik, Wellenoptik Information und Photonik N. Lindlein 49 Wellengleichung Wellengleichungen für reine Dielektrika (können aber inhomogen sein): Leitfähigkeit =0 E r , t E r , t ln r H r , t H r , t ln r r r 2 E r , t c 2 t 2 ln r E r , t 0 r r 2 H r , t c 2 t 2 ln r H r , t 0 Diese beiden Wellengleichungen sind symmetrisch bzgl. einer Ersetzung von E mit H und gleichzeitig mit . Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 50 Wellengleichung Wellengleichungen für homogene Materialien (Dielektrika oder leitfähige Materialien wie z.B. Metalle): Gradienten von , und sind Null E r, t H r, t 2 E r, t c2 t 2 2 H r, t c2 t 2 0 E r, t 0 t H r, t 0 0 t Hier sind beide Wellengleichungen symmetrisch, wenn man nur E mit H ersetzt. Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 51 Helmholtz-Gleichung Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 52 Helmholtz-Gleichung Die Helmholtz-Gleichungen folgen aus den Wellengleichungen, indem man zeitharmonische Wellen einsetzt: H r , t ReHˆ r e E r , t Re Eˆ r e it it Die zeitlichen Ableitungen lauten dann: E r , t Re i Eˆ r exp i t t H r , t Re i Hˆ r exp i t t 2 E r , t 2 ˆ r exp i t E Re t 2 2 H r , t 2 Re Hˆ r exp i t 2 t Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 53 Helmholtz-Gleichung Einsetzen in die Wellengleichungen für lineare, isotrope und ungeladene Materialien ergibt: ˆ ˆ r ln r 2 r r Eˆ r E r E exp it 0 c2 Re i r r Eˆ r ln r Eˆ r 0 ˆ ˆ r ln r 2 r r Hˆ r H r H exp it 0 c2 Re i r r Hˆ r ln r Hˆ r r r ln r Eˆ r 0 Wie wir schon bei den zeitunabhängigen Maxwell-Gleichungen für zeitharmonische Wellen gesehen hatten, müssen diese Gleichungen für alle Zeitpunkte t gelten, so dass sie sowohl für Realteil als auch Imaginärteil der nur noch ortsabhängigen Funktionen gelten müssen. Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 54 Helmholtz-Gleichung Damit erhält man die komplexwertigen und nur noch vom Ort abhängigen Helmholtz-Gleichungen für elektrisches und magnetisches Feld: r r ˆ Eˆ r Eˆ r ln r 2 E r i0 r r Eˆ r 2 c ln r Eˆ r 0 r r ˆ Hˆ r Hˆ r ln r 2 H r i0 r r Hˆ r 2 c ln r Hˆ r r r ln r Eˆ r 0 Besonders interessant sind auch hier wieder, wie schon bei den Wellengleichungen, die Spezialfälle reiner Dielektrika oder homogener Medien. Anmerkung: Wir hätten die Helmholtz-Gleichungen auch aus den zeitunabhängigen Maxwell-Gleichungen für zeitharmonische Wellen direkt ableiten können, anstatt zeitharmonische Wellen in die Wellengleichungen einzusetzen. Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 55 Helmholtz-Gleichung Helmholtz-Gleichungen für reine Dielektrika: Leitfähigkeit =0 r r ˆ Eˆ r Eˆ r ln r 2 E r ln r Eˆ r 0 2 c 2 r r ˆ ˆ ˆ ˆ r 0 H r H r ln r H r ln r H c2 Die beiden Gleichungen sind symmetrisch bezüglich einer gleichzeitigen Vertauschung von Eˆ mit Hˆ und mit . Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 56 Helmholtz-Gleichung Helmholtz-Gleichungen für homogene Materialien: Gradienten von , und sind Null 2 ˆ ˆ ˆ E r c 2 E r i0 E r 0 2 ˆ ˆ H r 2 H r i0 Hˆ r 0 c Diese beiden Gleichungen sind vollkommen symmetrisch bezüglich Eˆ und Hˆ . Die Gleichungen können auch in der folgenden Operator-Art geschrieben werden: kˆ Eˆ r 0 kˆ Hˆ r 0 2 2 Hierbei gilt: kˆ 2 2 c 2 i0 2 2c / c2 2 i 0 2 nˆ 2 i 2c 0 2 Wellenoptik 2 2 Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 57 Helmholtz-Gleichung Durch diese Gleichung werden also eine komplexe Brechzahl n̂ und eine komplexe Dielektrizitätskonstante ˆ definiert, deren Realteil die „normale“ reelle Dielektrizitätskonstante ist: ˆ 2 n i : i I ˆ 2c 0 mit ˆ : i I und I Die komplexe Brechzahl ist dann bestimmt durch: 2c 0 0 nˆ n inI nˆ 2 n 2 nI2 2i n nI n 2 nI2 und 2 n nI I 2 n2 n Wellenoptik 4n 2 I nI I 2c 0 2n n 4 n 2 2 2 I2 2 I 2 4 0 n2 2 2 I2 2 2 I2 2 Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 58 Helmholtz-Gleichung Der Imaginärteil der komplexen Brechzahl lautet: nI I 2n I 2 2 I2 Dielektrika: Wenn die Leitfähigkeit =0 ist, so ist natürlich auch I=0 und nI=0 und es gelten die „normalen“ Beziehungen, die wir schon früher gesehen hatten: n̂ n Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 59 Helmholtz-Gleichung Anmerkung zu Materialien mit „negativen Konstanten“ (z.B. Negativ-IndexMaterialien): Bei Dielektrika ist >0 und >0 (und Imaginärteile sind Null). In Metallen (≠0) kann dagegen durchaus negativ sein, da ja gilt: n 2 nI2 Beispiel: Aluminium bei =517 nm Wellenlänge: n=0.826, nI=6.283, =1 =-38.8 und I=2nnI=10.4 Dies ist aber immer mit Absorption verbunden! Ein Material mit negativer Brechzahl n und ohne Absorption wäre nur möglich, wenn und beide negativ wären (und Imaginärteile fast Null). Solche Materialien kann man durch künstliche Nanostrukturierung mit Strukturen kleiner als die Wellenlänge erzeugen. Allerdings sind bei ihnen die Imaginärteile nicht Null und bisher zeigen solche Materialien deshalb starke Absorption. Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 60 Helmholtz-Gleichung Einfache Lösung der Helmholtz-Gleichung in homogenen Medien: Eine sich in z-Richtung ausbreitende ebene Welle erfüllt die Helmholtz-Gleichung für homogene Medien: Eˆ r Eˆ 0 exp ikˆz Eˆ 0 expi 2nˆ z / Eˆ r kˆ 2 Eˆ r Wenn der Imaginärteil der Brechzahl ungleich Null ist, gilt also: nˆ n inI Eˆ r Eˆ 0 expi 2nˆ z / Eˆ 0 exp 2nI z / expi 2nz / Der erste Exponentialterm beschreibt einen exponentiellen Abfall der Amplitude (für nI>0), so dass man Absorption formal durch die komplexe Brechzahl ausdrücken kann. In bestimmten aktiven Medien (z.B. Verstärker-Medien für Laser) kann nI aber auch negativ sein, so dass Verstärkung auftritt. Anstelle des Imaginärteils der Brechzahl verwendet man auch gerne den Absorptionskoeffizienten : : 4 n Eˆ r Eˆ exp z / 2 expi 2nz / I 0 1 1 Für z gilt S Eˆ Eˆ 0 e Wellenoptik 2 2 Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 61 Helmholtz-Gleichung Der Kehrwert des Absorptionskoeffizienten ist also die Strecke, nach der die Intensität auf 1/e des Anfangswertes abgefallen ist. In Metallen ist oft nI>1. Dann ist die Eindringtiefe ze, bei der die Amplitude auf 1/e des Anfangswerts abfällt (bzw. Intensität auf 1/e2), deutlich geringer als die Wellenlänge im Vakuum: ze 2nI 2 Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 62 Helmholtz-Gleichung Inhomogene ebene Wellen als Lösung der Helmholtz-Gleichung in homogenen Medien: Der letzte Fall ist der Spezialfall einer so genannten inhomogenen ebenen Welle. Die allgemeine inhomogene ebene Welle lautet (k und g seien reelle Vektoren): Eˆ r Eˆ 0 exp i kˆ r Eˆ 0 exp g r expi k r mit kˆ k i g Helmholtz-Gleichung fordert: 2 2 2 2 2 2 4 2 n n 2 ˆ ˆ ˆ ˆ n inI n i 2 i k k k n 2 4 2 2 ˆ ˆ k k k i g k i g k g 2i k g 2 Wellenoptik 2 k g 2 2 2 4 2 n 2 n kg 2 2 4 Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 63 Helmholtz-Gleichung Eine interessante Form einer inhomogenen ebenen Welle liegt vor, wenn keine Absorption auftritt, also =0. k g 0 k senkrecht g Ebenen mit konstanter Phase und Ebenen mit konstanter Amplitude stehen auch senkrecht aufeinander. Inhomogene ebene Wellen können nicht im gesamten Raum existieren, da die Amplitude sonst irgendwo exponentiell ansteigen müsste. Sie können aber z.B. bei der Totalreflexion an einer Grenzfläche auftreten. Dann wird die Energie des Lichts zwar vollständig reflektiert, aber es existiert auch im Medium mit geringerer Brechzahl ein elektromagnetisches Feld, das aber exponentiell mit dem Abstand zur Grenzfläche abfällt. Der Vektor k dieser sogenannten evaneszenten Welle ist parallel zur Grenzfläche, der Vektor g dagegen senkrecht zur Grenzfläche. Befindet sich parallel zur ersten Grenzfläche allerdings in geringem Abstand (≤) eine zweite Grenzfläche zu einem Medium, in dem das Licht wieder ausbreitungsfähig ist, kann trotzdem Energie „durchtunneln“. Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 64 Helmholtz-Gleichung Illustration einer evaneszenten Welle bzw. deren Nachweis: Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Evaneszenz Wellenoptik Institut für Optik, Information und N. Lindlein Photonik 65