Berichte über aktuelle Forschung zur Acetylsalicylsäure sowie über Entwicklungen im Bereich der Therapie Breites Wirkspektrum der Langzeitprophylaxe mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure 25 Jahre ANL Schutz vor Herzinfarkt und Krebs als „Gesamt-Paket“ betrachten Acetylsalicylsäure (ASS) kann vor Herzinfarkt, Schlaganfall und Darmkrebs schützen und die Krebssterblichkeit senken. Vor Beginn der Prophylaxe ist eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung notwendig. Der Stellenwert von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure in der Sekundärprävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten ist seit vielen Jahren unangefochten. Die Number needed to treat (NNT) liegt bei diesen Patienten, die entweder bereits ein kardiovaskuläres Ereignis erlitten haben oder ein hohes kardiovaskuläres Risiko aufweisen, zwischen 26 und 40. Der kardiovaskuläre Nutzen ist ein „Soforteffekt“ Beim Einsatz von ASS in der Primärprävention wird dagegen immer wieder über den Nutzen diskutiert. In der bisher größten Übersichtsarbeit zum primärpräventiven Nutzen von ASS, in der die Daten von neun klinischen Studien ausgewertet wurden, ergab sich im Hinblick auf alle kardiovaskulären Ereignisse eine Reduktion mit einer Odds Ratio [OR] von 0,87 (95%-Konfidenzintervall [KI] 0,80–0,93). Die Zweifel an der Sinnhaftigkeit einer primärpräventiven ASS-Prophylaxe bei Älteren bauen auf der Argumentation auf, dass der Anzahl der potenziell verhinderten kardiovaskulären Ereignisse eine ebenso hohe Anzahl an Blutungskomplikationen gegenüberstehen würde. Die Angaben für die NNT in der Primärprävention variieren daher zwischen 300 und 1000, während die Number needed to harm (NNH) abhängig vom Lebensalter auf rund 500 (60 Jahre) bzw. 150 (80 Jahre) geschätzt wird. Weniger Krebstodesfälle, seltener Fernmetastasen Alle diese Berechnungen lassen jedoch den zusätzlichen Nutzen der chemopräventiven Wirkung der Langzeitprophylaxe mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure außer Acht: Langzeitdaten der großen ASS-Studien zeigten, dass die Langzeiteinnahme niedrig dosierter Acetylsalicylsäure mit einer deutlichen Reduktion der Krebsinzidenz korrelierte. Außerdem sprachen die Ergebnisse dafür, dass Aspirin das Risiko einer Fernmetastasierung senkt, was eine Erklärung für die geringere Krebssterblichkeit bieten könnte. Die Analyse individueller Patientendaten aus der Langzeitnachbeobachtung von fünf randomisierten klinischen Studien ergab für das Risiko, innerhalb der nächsten 20 Jahre an einem kolorektalen Karzinom zu versterben, eine Reduktion von Langzeiteinnahme von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure Nutzen: Kardiovaskuläre Prävention Schutz vor Kolorektalkarzinom Allgemeine Krebsprävention Schutz vor Fernmetastasierung Risiken: Gastrointestinale Blutungen Intrakraniale Blutungen Der „Aspirin News Letter“ feiert Jubiläum. 25 Jahre ANL sind ein schöner Grund, die Anfänge dieses Periodikums Revue passieren zu lassen. In diesem Newsletter lesen Sie: „Wie alles begann – 25 Jahre Aspirin News Letter“ (S. 4) und im nächsten Newsletter setzen wir die Reise fort. 44% (Hazard Ratio [HR] 0,66, 95%-KI 0,51–0,85) bei Patienten, die mindestens fünf Jahre lang niedrig dosierte Acetylsalicylsäure eingenommen hatten. Antitumoreffekt von ASS zeigt sich verzögert Eine weitere Analyse von sieben randomisierten klinischen Studien zeigte bei Langzeit-ASS-Einnahme eine Abnahme von Krebstodesfällen insgesamt um 44% (HR 0,66, 95%-KI 0,50–0,87) und eine Reduktion der Darmkrebs-Sterblichkeit um 59% (HR 0,41, 95%-KI 0,17–1,00). In dieselbe Richtung wies eine Metaanalyse von 34 Studien. Bei der Auswertung wurde deutlich, dass der protektive Effekt der ASS-Einnahme mit der Einnahmedauer ansteigt. Ein signifikanter Nutzen wurde im Allgemeinen nach fünf Jahren täglicher Einnahme von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure offensichtlich (OR 0,63, 95%-KI 0,49–0,82). In diesen Studien war die Krebsreduktion kein primärer Endpunkt – ein Fakt der von Kritikern oft angeführt wurde. Dieses Argument wurde allerdings durch eine Ad-hoc-Studie bei mehr als 800 Risiko-Patienten mit Lynchsyndrom (hereditäres nicht polypöses kolorektales Karzinom) entkräftet, in der die Einnahme von Aspirin über zwei Jahre die Kolorektalkarzinom-Inzidenz deutlich reduzierte. Abb. 1: Risiko-Nutzen-Abwägung der ASS-Langzeitprophylaxe 2 Keine Medaille ohne Kehrseite? ASS erhöht das Risiko gastrointestinaler Blutungen um 1–2 pro 1.000 pro Jahr. Allerdings wurde keine Zunahme von Todesfällen aufgrund von gastrointestinalen Blutungen durch die ASS-Prophylaxe beobachtet. Dies spricht dafür, dass ASS-induzierte Blutungen eher nicht schwerwiegend sind. In der Metaanalyse der Antithrombosis Trialists lag der Anteil der Patienten mit tödlichen Blutungskomplikationen in der ASS-Gruppe sogar niedriger als in der Kontrollgruppe (9 vs. 20). Andere Studien zeigten ähnliche Ergebnisse. dosierter Acetylsalicylsäure als „Ganzes“ zu bewerten. Denn sowohl kardiovaskuläre Ereignisse als auch Krebserkrankungen stellen eine erhebliche Belastung für das Gesundheitssystem dar. Die gleichzeitige Reduktion von kardiovaskulären Ereignissen und Krebserkrankungen hat daher erhebliche individuelle und gesundheitspolitische Implikationen. Der Nutzen der ASS-Langzeitprophylaxe ist deshalb als „GesamtPaket“ zu betrachten. Sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung bei Hypertonikern Zerebrale Blutungen treten unter ASS sehr selten auf. Das relative Risiko eines hämorrhagischen Schlaganfalls liegt bei 1,2–1,7. Die absolute Inzidenz eines solchen ASS-assoziierten Ereignisses beträgt 2–3 pro 10.000 mit ASS behandelten Patienten pro Jahr. Die Datenlage spricht dafür, dass zerebrale Blutungen unter ASS wahrscheinlich nur dann häufiger auftreten, wenn gleichzeitig eine mangelhaft kontrollierte Hypertonie vorliegt. Eine Hypertonie sollte daher vor Beginn einer ASS-Prophylaxe kontrolliert sein (systolischer Druck < 150 mmHg, diastolischer Druck < 90 mmHg). Bei Hypertonikern ohne kardiovaskuläre Schädigung kann eine ASS-Prophylaxe in Betracht gezogen werden, wenn ein erhöhtes Krebsrisiko besteht. So könnte die Nutzen-Risiko-Balance der ASS-Prophylaxe günstig beeinflusst werden. Die Beobachtung, dass Acetylsalicylsäure in der zur kardiovaskulären Prävention eingesetzten niedrigen Dosierung (mindestens 75 mg/d) gleichzeitig vor bestimmten Krebserkrankungen schützt, legte nahe, dass die Hemmung der Thrombozytenfunktion auch bei der chemopräventiven Wirkung von ASS von zentraler Bedeutung ist. Die Fakten, welche diese Annahme begründen, fasste ein aktueller Review zusammen [2]. Die Gabe von niedrig dosiertem Aspirin alle 24 Stunden bewirkt eine vollständige und anhaltende Hemmung des Enyzms Cyclooxygenase 1 (COX-1) der Thrombozyten (in der präsystemischen Zirkulation). Dagegen ist der Effekt auf die von kernhaltigen Zellen exprimierten Enzyme COX-2 und/oder COX-1 begrenzt und rasch reversibel. ASS hat mit rund 20 Minuten nur eine kurze Halbwertszeit in der humanen Zirkulation. Kernhaltige Zellen sind dazu in der Lage, die acetylierten COX-Isoenzyme innerhalb weniger Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass es entscheidend ist, die positiven Effekte der Langzeiteinnahme niedrig Keine Therapie, sondern Prävention Die ASS-Langzeiteinnahme ist eine präventive Maßnahme und keine Therapie. Die Therapieaufklärung bei Start einer ASS-Langzeitprophylaxe sollte daher in eine generelle Lebensstil-Beratung eingebunden werden, sodass die Patienten in die Lage versetzt werden, eine fundierte Entscheidung zum Schutz ihrer eigenen Gesundheit zu treffen. ■ 1. Elwood PC et al. Clin Invest 2012; 2: 1177–84. Chemoprävention mit ASS: Ist die Plättchenwirkung der Schlüssel? Aspirin® protect 100mg / Aspirin® protect 300mg Aspirin® N 100mg / Aspirin® N 300mg Wirkstoff: Acetylsalicylsäure; Zusammensetzung: 1 magensaftresistente Tablette Aspirin protect 100mg/300mg enthält: Wirkstoff: Acetylsalicylsäure 100 mg bzw. 300 mg; sonstige Bestandteile: Cellulosepulver, Maisstärke, Lacküberzug: Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer 1:1-Dispersion 30% (Ph. Eur.), Polysorbat 80, Natriumdodecylsulfat, Talkum, Triethylcitrat. Anwendungsgebiete: Aspirin protect 100mg: instabile Angina pectoris (Herzschmerzen aufgrund von Durchblutungsstörungen in den Herzkranzgefäßen) – als Teil der Standardtherapie; akuter Herzinfarkt – als Teil der Standardtherapie; zur Vorbeugung eines weiteren Herzinfarktes nach erstem Herzinfarkt (Reinfarktprophylaxe); nach Operationen oder anderen Eingriffen an arteriellen Blutgefäßen (nach arteriellen gefäßchirurgischen oder interventionellen Eingriffen, z.B. nach aortokoronarem VenenBypass [ACVB], bei perkutaner transluminaler koronarer Angioplastie [PTCA]); zur Vorbeugung von vorübergehender Mangeldurchblutung im Gehirn (TIA: transitorisch ischämische Attacken) und Hirninfarkten, nachdem Vorläuferstadien (z.B. vorübergehende Lähmungserscheinungen im Gesicht Stunden zu resynthetisieren. Thrombozyten besitzen diese Fähigkeit nicht. Angenommen wird, dass COX-unabhängige Mechanismen von Acetylsalicylsäure wie die Hemmung von Wnt/b-catenin, dem NF-kB-Signalweg und der Acetylierung von zusätzlichen COX-Proteinen zur chemopräventiven Wirkung beitragen. Allerdings ist die Relevanz dieser Effekte in klinischen Dosierungen in vivo noch nicht verfiziert. Das Fazit der Autoren: Sowohl die Erkenntnisse aus der klinischen Pharmakologie als auch Analysen randomisierter und epidemiologischer Studien sprechen dafür, dass kolorektale Tumoren und Atherothrombose Gemeinsamkeiten bei der Krankheitsentstehung aufweisen. In beiden Fällen spielt offensichtlich eine verstärkte Plättchenaktivierung als Reaktion auf eine Gewebeschädigung eine Rolle. 2. Dovizio M et al. Pharmaceuticals 2012; 5: 1346–71. oder der Armmuskulatur oder vorübergehender Sehverlust) aufgetreten sind. Kawasaki-Syndrom – zur Entzündungshemmung für die Dauer der Fieber-Phase, - zur Vorbeugung gegen Blutgerinnsel bei Wandveränderungen der Herzkranzgefäße (prophylaktische Thrombozyten¬aggregations-hemmung bei koronararteriellen Aneurismen). Aspirin protect 300mg: zur Vorbeugung eines weiteren Herzinfarktes nach erstem Herzinfarkt (Reinfarktprophylaxe). Hinweise: Diese Arzneimittel eignen sich nicht zur Behandlung von Schmerzzuständen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Acetylsalicylsäure, andere Salicylate oder einen der sonstigen Bestandteile; wenn in der Vergangenheit gegen Salicylate oder andere nichtsteroidale Entzündungshemmer mit Asthmaanfällen oder in anderer Weise allergisch reagiert wurde; bei akuten Magen- und Darmgeschwüren; bei krankhaft erhöhter Blutungsneigung (hämorraghische Diathese); Leber- und Nierenversagen; schwere, nicht medikamentös eingestellte Herzinsuffizienz; Kombination mit Methotrexat 15 mg oder mehr pro Woche; in den letzten 3 Monaten der Schwangerschaft in einer Dosierung von mehr als 150 mg Acetylsalicylsäure pro Tag. Nebenwirkungen: Verdauungstrakt: Häufig: Magen-Darm-Beschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfälle. Geringfügige Blutverluste 3 Ulkusblutung, Endoskopie, Polypektomie Absetzen von ASS ist meist unnötig und oft sogar riskant Vor invasiven Eingriffen, Koloskopien oder nach einer Ulkusblutung wird die Langzeitprophylaxe mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure oft „automatisch“ dauerhaft abgesetzt. Das kann für den kardiovaskulären Risikopatienten jedoch ein Risiko darstellen. Wer nach einer akuten Magenulkus-Blutung die kardiovaskuläre Protektion mit niedrig dosierter Acetylsalicylsäure absetzt, erhöht sein Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Das Sterberisiko und auch das Risiko, ein akutes kardiovaskuläres Ereignis zu erleiden, steigen um den Faktor 7! Kardiovaskulärer Risikopatient mit Magenblutung: ASS absetzen? Dafür sprechen die Daten einer retrospektiven Kohortenstudie bei Patienten, die zwischen 2007 und 2010 am Stockholmer Karolinska-Krankenhaus wegen einer Ulkusblutung stationär behandelt worden waren. 118 Patienten hatten aufgrund von Herz-Kreislauf-Krankheiten bzw. eines hohen kardiovaskulären Risikos zum Herz- und Gefäßschutz niedrig dosierte ASS angewendet. Bei 47 dieser Patienten (40%) wurde die ASS-Therapie in der Klinik wegen der Ulkusblutung abgesetzt. Alle 118 Patienten wurden nach der Klinikentlassung zwei Jahre lang nachbeobachtet. Am Ende des Nachbeobachtungszeitraums waren insgesamt 44 der 118 Patienten (37%) verstorben oder hatten ein schwerwiegendes kardiovaskuläres Ereignis erlitten. Die weitergehende Ana- lyse ergab, dass die Patienten, welche die ASS-Therapie dauerhaft abgesetzt hatten, ein nahezu siebenfach höheres Risiko aufwiesen als diejenigen, welche die ASS-Prophylaxe während des Follow-up-Zeitraums mindestens sechs Monate lang fortführten (Hazard Ratio [HR] 6,9, 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,4–34,8). Bei kardiovaskulären Risikopatienten kann es sinnvoll sein, die ASS-Prophylaxe auch nach einer Ulkusblutung fortzuführen. Diese Daten untermauern, dass die Entscheidung zum Absetzen der ASS-Langzeitprophylaxe individuell zu treffen und sehr sorgfältig abzuwägen ist. Im Hinblick auf die bessere Magenverträglichkeit erscheint es sinnvoll, Acetylsalicylsäure in magensaftresistenter Formulierung wie z. B. Aspirin® protect zu bevorzugen. Koloskopie und Polypektomie: Kein erhöhtes Blutungsrisiko durch ASS Vor endoskopischen Eingriffen setzen viele Ärzte Acetylsalicylsäure und andere nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) aus Sorge vor einem potenziell erhöhten aus dem Magen-Darm-Bereich (Mikroblutungen). Gelegentlich: Magen- oder Darmblutungen. Nach längerer Anwendung von Aspirin protect kann eine Blutarmut (Eisenmangelanämie) durch verborgene Blutverluste aus dem Magen- oder Darmbereich auftreten. Magen- oder Darmgeschwüre, die sehr selten zum Durchbruch führen können. Magen-Darm-Entzündungen. Bei Auftreten von schwarzem Stuhl oder blutigem Erbrechen (Zeichen einer schweren Magenblutung) müssen Sie sofort Ihren Arzt benachrichtigen. Haut: Gelegentlich: Hautreaktionen (bis hin zu schweren, fieberhaft verlaufenden Hautausschlägen mit Schleimhautbeteiligungen (Erythema exsudativum multiforme)). Überempfindlichkeitsreaktionen:. Selten: Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut, der Atemwege, des Magen-Darm-Bereichs und des Herz-Kreislauf-Systems, vor allem bei Asthmatikern. Folgende Krankheitsmerkmale können auftreten: z. B. Blutdruckabfall, Anfälle von Atemnot, Entzündungen der Nasenschleimhaut, verstopfte Nase, allergischer Schock, Schwellungen von Gesicht, Zunge und Kehlkopf (Quincke-Ödem). Nervensystem: Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheit, gestörtes Hörvermögen oder Ohrensausen (Tinnitus) können Anzeichen einer Überdosierung sein. Blut: Selten bis sehr selten sind auch schwerwiegende Blutungen wie z.B. Hirn- Blutungsrisiko ab. Klare Empfehlungen für dieses Vorgehen liegen jedoch nicht vor, da es an Daten mangelt. Dies räumte auch die amerikanische Gesellschaft für gastrointestinale Endoskopie ein und verzichtete daher auf eine entsprechende Leitlinienempfehlung. Das Absetzen von ASS oder NSAR vor einer Koloskopie bzw. Polypektomie ist nicht notwendig. Diese Evidenzlücke wurde nun durch eine große Kohortenstudie bei Patienten mit koloskopischer Polypektomie geschlossen [2]. Das Ergebnis: Weder ASS noch NSAR erhöhten das Blutungsrisiko bei diesem Eingriff. Ausgewertet wurden die Daten von insgesamt 1.174 Patienten (mittleres Alter 66 Jahre), von denen 43% (502) zur Zeit des Eingriffs mit ASS und/oder NSAR behandelt wurden. In dieser Gruppe lagen die Blutungsraten auf demselben Niveau wie in der Vergleichsgruppe der Nichtanwender (3,2% vs. 3,0%). Im Hinblick auf Alter, Geschlecht, Polyp-Charakteristika und Polypektomie-Techniken waren beide Gruppen vergleichbar. Weder die Einnahme von ASS noch von NSAR oder von beiden zusammen beeinflusste signifikant das Blutungsrisiko. Nur ein einziger Faktor korrelierte signifikant mit einem erhöhten Blutungsrisiko: die Anzahl der Polypen, die bei einem Patienten entfernt wurden (p < 0,01, Odds Ratio 1,3, 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,18–1,43). ■ 1. Derogar M et al. Clin Gastroenterol Hepatol 2013; 11: 38–42. 2. Manocha D et al. Am J Med 2012; 125: 1222–27. blutungen, besonders bei Patienten mit nicht eingestelltem Bluthochdruck und/oder gleichzeitiger Behandlung mit blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln (Antikoagulantien) berichtet worden, die in Einzelfällen möglicherweise lebensbedrohlich sein können. Beschleunigter Abbau bzw. Zerfall der roten Blutkörperchen und eine bestimmte Form der Blutarmut bei Patienten mit schwerem Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel. Blutungen wie z.B. Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Hautblutungen oder Blutungen der Harn ableitenden Wege und der Geschlechtsorgane mit einer möglichen Verlängerung der Blutungszeit. Diese Wirkung kann über 4 bis 8 Tage nach der Einnahme anhalten. Leber: Sehr selten: Erhöhungen der Leberwerte. Nieren: Sehr selten: Nierenfunktionsstörungen und akutes Nierenversagen. Stoffwechsel: Sehr selten: Verminderung der Blutzuckerwerte (Hypoglykämie). Acetylsalicylsäure vermindert in niedriger Dosierung die Harnsäureausscheidung. Bei hierfür gefährdeten Patienten kann dies unter Umständen einen Gichtanfall auslösen. Bayer Vital GmbH, 51368 Leverkusen, Deutschland Stand 01/2012 4 Welchen Nutzen hat Aspirin? Ob tiefe Venenthrombose oder Lungenembolie – nach venösen Thromboembolien sind Rezidive programmiert. Vor allem, wenn die orale Antikoagulation abgesetzt wird, steigt das Risiko. Eine Anschlusstherapie mit Aspirin könnte für diese Patienten eine prognostisch günstige Option darstellen. Nach einer ersten spontanen venösen Thromboembolie (VTE) kommt es innerhalb von zwei Jahren nach Absetzen der Antikoagulation vielfach zu einem erneuten Ereignis. Eine wirksame Option zur Rezidivprophylaxe wäre es, die üblicherweise für mindestens drei Monate Post-VTE durchgeführte Antikoagulation länger fortzuführen. Der Preis dafür ist jedoch hoch, denn der zwar effektive Rezidivschutz wird mit einem erhöhten Blutungsrisiko erkauft. „Auch fühlen sich viele Patienten durch die orale Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten stark in ihrem Alltagsleben eingeschränkt und wollen sie deshalb absetzen“, so Prof. Dr. Timothy A. Brighton vom Prince of Wales Hospital der Universität Sydney (Australien). Nach seinen Worten könnte für diese Patienten die tägliche Einnahme von 100 mg Acetylsalicylsäure (ASS) eine prognostisch günstige Alternative darstellen. Dafür sprechen die Ergebnisse der randomisierten klinischen Studie ASPIRE (Aspirin to Prevent Recurrent Venous Thromboembolism) [1]. An der placebokontrollierten Doppelblindstudie nahmen 822 Patienten teil, die nach einer ersten spontanen VTE zunächst wie üblich oral antikoaguliert worden waren. Nach Absetzen des Vitamin-K-Antagonisten erhielten die Studienteilnehmer bis zu vier Jahren entweder täglich 100 mg ASS oder Placebo. Im Mittel wurden die Patienten rund drei Jahre nachbeobachtet. Im medianen Follow-up von 37,2 Monaten erlitten 57 der 411 ASS-Patienten (14%) und 73 der 411 Wie alles begann – 25 Jahre „Aspirin News Letter“ Aspirin ist ein Klassiker – und auch der „Aspirin News Letter“ hat Tradition: Seit einem viertel Jahrhundert fasst der „ANL“ regelmäßig die neuesten und spannendsten Entdeckungen, Erkenntnisse und Entwicklungen zu Aspirin zusammen, getreu dem vor 25 Jahren erklärtem Ziel, „die Verbindung zwischen Grundlagenforschung, klinischer Erkenntnis und therapeutischer Anwendung herzustellen.“ Schon in der ersten Ausgabe im Juni 1989 konnte der „Aspirin News Letter“ mit einem echten Knüller auf der Titelseite aufwarten: „Herzinfarktrisiko um 47% gesenkt“ lautete die Überschrift des Artikels, der die Ergebnisse der „Physicians Health Study“ zusammenfasste. Ihre Daten markierten einen Meilenstein der präventiven Kardiologie. Im Editorial hieß es abschließend: „90 Jahre Erfahrung mit Aspirin sind für uns der Anlass, mit dem Aspirin News Letter die Zukunft von Aspirin in neuen Anwendungsgebieten anzugehen.“ Diesen Anspruch hat der ANL in den letzten 25 Jahren auf ganzer Linie erfüllt. Placebo-Patienten (18%) ein VTE-Rezidiv (primärer Endpunkt). Damit reduzierte die ASS-Einnahme das relative VTE-Risiko im Vergleich zu Placebo um 26%. Der Unterschied war jedoch mit einem p-Wert von 0,09 statistisch nicht signifikant. Ein Drittel weniger kardiovaskuläre Ereignisse Eine signifikante Reduktion zeigte sich dagegen bei den beiden präspezifizierten sekundären Endpunkten: Für die Kombination aus VTE, Myokardinfarkt, Schlaganfall oder kardiovaskulärem Tod ergab sich eine jährliche Ereignisrate von 8,0% für Placebo und von 5,2% für ASS (88 vs. 62 Ereignisse). Dies entspricht einer relativen Risikoreduktion um 34% (Hazard Ratio [HR] 0,66, 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,48–0,92, p = 0,01). Die Kombination aus VTE, Myokardinfarkt, Schlaganfall, schwerwiegende Blutung und Gesamtmortalität wurde um relativ 33% reduziert (HR 0,67, 95%-KI 0,49–0,91; p = 0,01). Es wurde kein signifikanter Anstieg der Blutungsraten (Placebo 0,6% vs. ASS 1,1% pro Jahr, p = 0,22) oder schwerwiegender unerwünschter Ereignisse beobachtet. Die ASS-Therapie reduzierte das Risiko einer erneuten VTE zwar nicht signifikant, aber insgesamt profitierten die ASS-Patienten von einer signifikanten Zunahme des klinischen Nettonutzens. „Wenn Patienten die orale Antikoagulation nach einer VTE nicht fortführen wollen, ist ASS eine einfache, günstige und sichere Therapieoption, um ihre Prognose insgesamt zu verbessern“, so das Fazit von Studienautor Brighton. ■ 1. Brighton TA et al. N Engl J Med 2012; 367: 1979–87. IMPRESSUM Quellen: Siehe Literaturhinweise im Text. Herausgeber: Bayer Vital GmbH, CC – Scientific Affairs, Leverkusen. Konzeption: Apothekerin Brigitte Havertz Redaktion: Dr. med. Kirsten Westphal Gestaltung: Atelier 59, Eutin Druck: Dierichs Druck + Media GmbH, Kassel Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. © OHV, München Aspirin® ist eingetragenes Warenzeichen der Bayer AG in über 90 Ländern 81497230 Rezidivschutz nach venöser Thromboembolie