tagspraktischer Kompetenzen in den Therapieprogr ammen expliziter zu berücksichtigen. Außerdem unterstreicht die deutlich schlechtere Lebensqualität der Jungen mit ADHS und deren Bezugspersonen die hohe psychosoziale Belastung der Jungen mit ADHS sowie deren Familien. Somit wird eine multimodale Behandlung der ADHS erneut unterstützt, die durch interdisziplinäre und familienorientierte Therapiemaßnahmen behandelt werden sollte. Erste Studien sprechen für die Wirksamkeit solcher Therapieansätze, die konsequenter im Rahmen der stationären Rehabilitation umgesetzt werden sollen. Lit eratur beim Verlag Dlpl.·Psych. Ina Schreyer ZentI'Wil für Klinlsche Psychologie und Rehabllit.ation Universität Bremen · Grazer Str. 6 28359 Bremen Prof. Dr. Petra Hampel FH Kiel · FB Soziale Arbeit und Gesundheit Sokratesplatz 2 · 24149 Kiel Korrespondenzadresse: Prof. Dr. Petra Hampel FH Kiel · FB soziale Arbeit und Gesundheit Sokratesplatz 2 · 24149 Kiel Tel: (0431 ) 210·3022 · Fax: (0431 ) 210·3300 petra..hampel@fh·kiel.de schizophrenie o, 1, • '' • ~ ''- , 1 "I; - > -· !' Was kann das EEG zur Vorhersage von schizophrenen Psychosen leisten? Marion 0. Pflueger, Ute Gschwandtner, Andrea Kälin, Anit.a Rlecher·Rössler und Peter Fuhr, Basel - 0 0 Die Früherkennung und Frühbehandlung von Schizophrenie ist in den letzten Jahren zu einem akzeptierten Ziel der Psychiatrie geworden. Denn bereits fünf bis sechs Jahre vor der Manifestierung einer Psychose zeigen sich unspezifische Veränderungen und eine atypische Prodromalsymptomatik, die in Form von Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, Schlafstörungen, Depression, Angst , Derealisations- und Depersonalisations-Erleben sowie vorübergehenden (sog. „brief limited intermittend psychotic symptoms«) und/oder unterschwelligen psychotischen Symptomen („attenuated psychotic symptoms") bereits schwere Auswirkungen auf den beruflichen- und sozialen Alltag der Betroffenen haben (Riecher-Rössler et al. 2006). Cl2 ...... ..... Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass ein später Interventionsbeginn eine schlechtere kurz- und langfristige Prognose auf unterschiedlichen Ebenen nach sich zieht. Abgesehen von einer verzögerten und nur unvollständigen Besserung der Symptomatik und 30 einer schlechteren Langzeitprognose steht ein ver- späteter Behandlungsbeginn auch in Zusammenhang mit einer höheren Rehospitalisierungsrate und höheren Behandlungskosten (Überblick in Riecher-Rössler et al. 2007). Allerdings sehen sich sowohl Forscher als auch Kli· niker hinsichtlich des Beginns einer Pharmakotherapie mit einem Dilemma konfrontiert. Einerseits kann sich die Krankheit, wie bereits erwähnt, schon im Pro· dromalstadium verheerend auswirken, andererseits geht eine zu frühe Diagnose und Behandlung mit dem Risiko einer falsch positiven Diagnose und damit auch mit der Stigmatisierung Betroffener sowie mit möglichen Nebenwirkungen der Medikation einher (RiecherRössler et al. 2006). Daraus erwächst die Notwendigkeit, nach Faktoren zu suchen, die potenzielle Risikopersonen zuverlässig zu identifizieren vermögen. Dazu durchgeführte Studien konnten bei Risikopersonen bereits Defizite im Bereich der Neuropsychologie und dort in Bezug auf Vigilanz, Abstraktion, Arbeitsgedächtnis, exekutive Funktionen sowie feinmotorische Auffälligkeiten finden (Gschwandtner et al. 2006; Pflueger et al. 2007; siehe auch Überblick in RiecherRössler et al. 2006). Auf psychopathologischer Ebene stellt die bereits erwähnte Prodromalsymptomatik einen wichtigen Prädiktor dar. Hinzu kommen Veränderungen im sozialen Verhalten bzw. Schwierigkeiten bei der Bewältigung des beruflichen und sozialen Alltags (Riecher-Rössler et al. 2007; Yung & McGorry 1996). Mit Hilfe von bildgebenden Verfahren konnte außerdem gezeigt werden, dass ber eits in der Früh· phase psychotischer Störungen Veränderungen des Volumens der grauen Substanz auftreten, insbesondere in frontalen, temporalen und parietalen Bereichen sowie im Kleinhir n (Borgwardt et. al. 2007a; Borgwardt et al. 2007b; Borgwardt et al. 2008). Auch auf neurophysiologischer Ebene konnten mittels Elektroenzephalographie (EEG) Veränderungen bei Risikopatienten festgestellt werden (Gschwandtner et al. 2009). Dem Ziel der Früherkennung von Psychosen widmet sich auch die Psychiatrische Universitätspoliklinik des Universitätsspitals Basel im Rahmen der FEPSY-Studie (Früherkennung von Psychosen). Zu diesem Zweck werden Patienten, die klinisch als psychoseverdächtig eingestuft wurden, mit Hilfe eines eigens entwickelten „Basel Screening Instrument für Psychosen" (BSIP) auf bereits bekannte Risikofaktoren überprüft (Riecher-Rössler et al. 2008). Zu diesen gehören psychopathologische Faktoren, aber auch Drogenkonsum innerhalb der letzten zwei J ahre, psychiatrische Vorgeschichte, genetisches Risiko, Alter beim Auftreten der ersten Symptome sowie die Verschlechterung sozialer Rollenerfüllung („Knick in der Lebenslinie") . In einem nächsten Schritt erfolgt die ausführliche Überprüfung weiterer bekannter Risikofaktoren mittels neuropsychologischer, -physiologischer (EEG) und -radiologischer (MRI) Verfahren sowie die ausführliche Exploration der klinischen Vorgeschichte. Die anhand dieses Verfahrens als Risikopatienten identifizierten Personen werden anschließend in einem Zeit- raum von maximal sieben Jahren einem regelmäßigen Follow-Up unterzogen (alle 1-3 Monate). Das Ziel ist es, Prädiktoren für die Entwicklung einer Psychose auf mehreren Ebenen der Datenerhebung (Psychopathologie, Neuropsychologie, -physiologie und -radiologie) entdecken und untersuchen zu können. Dazu werden die im Verlauf beobachteten Übergänge vom Risikostatus zur floriden Psychose protokolliert und in einen Zusammenhang mit den Daten der unterschiedlichen Erhebungsebenen gestellt. EEG in der Psychiatrie Im Zusammenhang mit psychiatrischen Störungen ist die überproportionale Häufung von Epilepsien (Prävalenz) im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung auffällig. Sie ist je nach Erkrankungstyp um das zwei- bis fünffache höher (Baumgartner & Lehner-Baumgartner 2008). Psychiatrische Störungen sind jedoch nicht nur sekundär infolge einer vorausgehenden epileptischen Erkrankung beobachtbar. Auch der umgekehrte Fall trifft zu. So ist beispielsweise gut belegt, dass die Diagnose einer „Major Depression" mit einem um den Faktor 1. 7 erhöhten Anfallsrisiko verbunden ist (Hesdorffer et al. 2006). Je nach zeitlichem Bezug der psychiatrischen Störungen zum Anfallsgeschehen oder seiner Behandlung unterschiedet man dabei präiktale, iktale, postiktale und interiktale psychiatrische Störungen. In seltenen Fällen kommt es ausschließlich in Phasen der Anfallsfreiheit zu ernsthaften psychiatrischen Problemen, während diese bei Wiederauftreten der Anfälle remittieren (alternative psychiatrische Störung). Auch die antiepileptische Behandlung spielt eine Rolle. Sie kann psychiatrische Erkrankungen provozieren oder deren Verlauf verschlechtern. Im Zusammenhang mit der Schizophreniediagnostik ist vor allem die Differenzialdiagnose einer Temporallappenepilepsie von Bedeutung. Die Temporallappenepilepsie kann zu psychotischen Zustandsbildern führen, die jenen einer idiopathischen Schizophrenie sehr ähnlich sind. Bei der interiktalen Psychose fehlen in der Regel die so genannte Negativsymptomatik (Apathie, Affektverflachung, Anhedonie usw.), sowie die charakteristischen Denkstörungen. Optische Halluzinationen überwiegen gegenüber akustischen Halluzinationen und insgesamt ist der Verlauf der psychotischen Symptomatik milder und günstiger als bei Schizophreniepatienten (Glauninger et al. 2001 ). Eine weitere Ausprägung der Temporallappenepilepsie ist dadurch charakterisiert, dass sich mit dem Auftreten einer psychotischen Störung das EEG normalisiert oder sich im Vergleich zu den Vorbefunden verbessert (forcierte Normalisierung, vgl. Krishnamoorty & Trimble 1999). Diese Form der Psychose wird auch als Alternativpsychose bezeichnet . Sie tritt auch infolge einer effektiven antiepileptischen Therapie (insb. mit Ethosuximid) auf. Anders verhält es sich bei pathologischem EEG schizophrener Patienten. Entgegen dem Verlauf psycho- tischer Zustandsbilder im Kontext der Temporallappenepilepsie wurden dysrhythmische Muster bei schizophrenen Patienten mit einem schlechteren Verlauf und einer längeren Erkrankungsdauer assoziiert (Manchanda et al. 2003, 2005). Insgesamt herrscht eine gruppierte, fronte-zentral hochamplitudige langsame Aktivität im Subalpha-, Theta- und Delta-Band vor, worunter auch dysrhythmische Muster zu subsumieren sind, die mit verminderter Vigilanz in Verbindung gebracht werden (Ulrich 2002). Über deren Bedeutung gehen allerdings die Meinungen auseinander. Anders als Manchanda betont Ulrich deren StateCharakter in Verbindung mit dem akuten Auftreten der Psychose und einer sich daran anschließenden Remissionsphase. Darüber hinaus wird in der Literatur auch auf die Bedeutung der EEG-Grundaktivität für das Ansprechen auf Neuroleptika hingewiesen. So zeigen beispielsweise schizophrene Patienten mit vorherrschend niederspannigem EEG und intermittierenden „Alphabursts" ein recht gutes Ansprechen . Das EEG von Patienten mit weniger gutem Ansprechen ist hingegen von einer verringerten Vigilanzdynamik und Rigidität gekennzeichnet, d.h. einer gut betonten, kontinuierlichen monomorphen Alphaaktivität, die zusätzlich die Neigung zur anterioren Ausbreitung hat (Ulrich 2002). Die Assoziation zwischen Epilepsie und Schizophrenie ist gerade im Kontext der Früherkennung von Psychosen eine besonders sensible Angelegenheit, zumal die hierfür klinisch operationalisierten Risikofaktoren kurze intermittierende und attenuierte psychotische Symptome einschließen. Hier kann es zu besonderen differenzialdiagnostischen Schwierigkeiten kommen, wenn eine Temporallappenepilepsie vorher nicht ausgeschlossen wurde. Die Vorhersage der Psychose durch das EEG Im Zusammenhang mit der Früherkennung von Psychose hat das EEG also eine zweifache Funktion. Zunächst einmal dient es dem Ausschluss einer primär organischen Psychose, die im Zuge einer Temporallappenepilepsie auftritt. Zum zweiten jedoch besteht die interessante aber offene Frage, inwiefern hirnphysiologische Veränderungen, die im EEG ihren Niederschlag finden, einen Beitrag zur Vorhersage einer Psychose leisten können. Diese Fragestellung war Gegenstand einer Untersuchung im Rahmen des FEPSY-Projekts der psychiatrischen Poliklinik am Basler Universitätsspital (Gschwandtner et al. 2009) . 42 Risikopersonen für Psychose (sog. ,At-Risk Mental State' (ARMS)-lndividuen) und 31 Patienten mit einer psy0 chotischen Ersterkrankung wurden mit 35 gesunden 0 Cl? Kontrollprobanden hinsichtlich des Vorliegens von kli- ....... ..... nischen EEG-Veränderungen verglichen. Die EEG-Veränderungen umschlossen Normvarianten und Charakteristika normaler Hirnstromtätigkeit (z.B. Alphablockade nach Öffnen der Augen usw.) ebenso wie auch Anzeichen pathologischer Hirntätigkeit (Herdaktivität, epileptiforme Entladungen usw.). Die Beurteilung der 33 - EEG-Aufzeichnungen erfolgte durch erfahrene Neurophysiologen, die jede vorliegende Ableitung nach standardisierten Kriterien visuell inspizierten und dabei blind für die diagnostische Gruppierung der Patienten waren. Die EEGs wurden unter Standardbedingungen aufgezeichnet, d. h. die Ableitungen erfolgten unter Ruhebedingungen - zuweilen mit geöffneten, zuweilen mit geschlossen Augen des Patienten - und ergänzt um Provokationsbedingungen, wie einer Hyperventilations- und Photostimulationsphase - eine EEG-Aufzeichnung, wie sie üblicherweise in der klinischen Routine auch anderswo durchgeführt wird. Auch die Aufzeichnungsapparatur selbst entsprach einem handelsüblichen und überall verfügbaren EEG-Gerät, das über 32 Kanäle verfügt. Die Ableitung wurde mit 19 Elektroden auf Basis des internationalen 10/20- Standards vorgenommen. Um die Zuverlässigkeit des neurologischen Urteils zu sichern, wurde ein zweiter neurologischer Beurteiler hinzugezogen, der erneut alle vorliegenden EEGs visuell inspizierte und nach den genannten standardisierten Kriterien beurteilte. Die daraus resultierende Inter-Rater-Reliabilität war sehr gut. Die im Zusammenhang mit der Arbeit stehenden Hypothesen und spezifischen Fragestellungen lagen nach allem, was an empirischen Evidenzen verfügbar war, auf der Hand: ~ Erstens lässt sich bei den untersuchten ebenfalls der Nachweis erbringen, dass Patienten (d. h. ARMSIndividuen und Ersterkrankte) über eine deutlich erhöhte Häufung pathologischer elektrophysiologischer Anzeichen verfügen? ~ zweitens sollte es zutreffend sein, dass bei ARMSIndividuen ein vermehrtes Vorkommen von elektrophysiologischen Pathologien beobachtbar ist, dann wäre zu fragen, ob diese Häufungen mit einer im weiteren Verlauf eintretenden psychotischen Dekompensation und damit der Manifestierung einer Ersterkrankung in Zusammenhang steht. Mit anderen Worten: Können EEG-Ableitungen zur Vorhersage einer psychotischen Erkrankung beitragen? Die Auswertung der Daten ergab eine deutlich höhere Neigung der Patienten zur Ausbildung von pathologischer Aktivität im EEG. Etwas mehr als 30% aller Ersterkrankten und ARMS-Individuen zeigten solche Auffälligkeiten. Dem stehen 11 % der sog. gesunden Kontrollpersonen mit EEG-Auffälligkeiten gegenüber, was zugegebenermaßen auch überraschend viel ist, dennoch aber ein signifikant weniger häufiges Vorkommen als bei Patienten. Die Art der Pathologien erstreckte sich dabei im Wesentlichen auf drei Muster: Am häufigsten konnte eine langsame pathologische Aktivität (im Delta/Theta Frequenzband) beobachtet werden. Sie trat in etwa zwei Drittel der Fälle mit Pathologie (etwa 64%) auf. Die restlichen 36% der beobachteten Pathologien erstreckten sich auf steile Transienten, pathologische rhythmische Muster und deren Kombinationen, einschließlich der intermittierenden langsamen Aktivität. vorzugsweise waren diese Pathologien fronto-temporal lokalisiert. Genau34 ere Analysen zeigten, dass es keine spezifische Korn- - - - -- - -- -- - - - - -- - - - -- - bination gibt, die ARMS-Individuen und Ersterkrankte von einander zu unterscheiden erlauben würde. Auch war es nicht möglich festzustellen 1 ob entweder Ersterkrankte oder ARMS-Individuen stärker von elektrophysiologischen Pathologien betroffen waren. Insgesamt ließen sich unter den ARMS-Individuen (ca. 36%) mehr pathologische EEG gegenüber den Ersterkrankten (ca. 23%) beobachten, was jedoch kein signifikanter Unterschied ist. Es ließ sich sagen, dass die Häufungen, die wir feststellen konnten, auch mit den Berichten in der Fachliteratur zu pathologischen EEG bei ersterkrankten schizophrenen Patienten übereinstimmten (Manchanda, 2003, 2005). Um die Häufungen der EEG-Pathologien tatsächlich und berechtigterweise mit einer jeweiligen Primärerkrankung in Verbindung bringen zu können, bedurfte es noch der Absicherung und des Ausschlusses von koinzidentiellen Einflussfaktoren, deren Wirkung auf das Zentralnervensystem von Relevanz ist. Dies betrifft vorrangig die Einnahme von psychoaktiven Substanzen in Form von Medikamenten, aber auch den Konsum von Drogen wie Cannabis. Hier prüften wir, inwiefern sich die Prävalenz der EEG-Pathologie mit den jeweiligen Substanzen änderte. Es zeigte sich jedoch, dass die EEG-Pathologien nicht auf Nebenwirkungen von Medikamenten- oder Drogeneinnahmen zurückzuführen waren. Nun da der Einfluss psychoaktiver Substanzen ausgeschlossen war, konnten wir uns der Frage zuwenden, ob mithilfe des EEG eine Vorhersage über den zukünftigen Verlauf bzw. über eine zukünftige Entwicklung einer Psychose getroffen werden kann. Können wir mit dem EEG die Psychose vorhersagen? Da die ARMS-Individuen zum Zeitpunkt der Analyse mindestens schon über drei Jahre beobachtet wurden (manche sogar schon sieben Jahre) , konnten wir zuverlässig feststellen, welche der ARMS-Individuen im Verlauf dieser Zeit tatsächlich an einer Psychose erkrankten. Es stellte sich heraus, dass von den 42 ARMSIndividuen 12 eine manifeste Psychose entwickelten, während 22 weitere ARMS-Individuen unverändert in einem Risikostatus verharrten. Unglücklicherweise schieden 8 Patienten während des Follow-Up aus und konnten bei der nun geschilderten Analyse nicht berücksichtigen werden. Um festzustellen, ob das EEG einen Zugewinn in der Vorhersage einer Psychose ermöglicht, mussten wir einen Vergleichsstandard schaffen. Dazu eignet sich nahe liegend - die psychopathologische Symptombelastung, die in unserem Fall mittels der Brief Psychiatrie Rating Scale CBPRS) zum Zeitpunkt des Einschlusses in die Studie erfasst wurde. Die BPRS ist eine 24-Item Ankerskala, die von erfahrenen Psychiatern schnell ausgefüllt werden kann. Sie erfasst neben anderen psychopathologischen Dimensionen sowohl Positiv- als auch Negativsymptomatik. Ein globaler Summenwert liefert schließlich ein grobes Maß für die psychopathologische Gesamtbelastung - der Global Score. In einem ersten Schritt versuchten wir nun auf Basis des BPRS Global Score eine Klassifikation der ARMS-Individuen in eine von zwei Klassen zu erreichen - in Patienten - - - -- -- -- - -- -- - - - -· - -- „ . • . . •„ mit und in Patienten ohne Übergang zur Psychose. Das gelang mithilfe der logistischen Regression schon hinreichend gut. Wie sich herausstellte, wurden alle Patienten mit einer mäßigen Symptombelastung (Global Score > 39) als Patienten mit zukünftiger Psychose klassifiziert, während von den anderen ARMS-Individuen angenommen wurde, dass die Psychose nicht eintr eten würde. Etwa 82% der tatsächlich im Verlauf dekompensierten Patienten wurden hierdurch korrekt erfasst, jedoch wurden auch 41 % der ARMSIndividuen, die später keine psychotische Dekompensation erlebten , irrtümlicherweise dieser Gruppe zugeschrieben. Insgesamt wurden zwei Drittel der Patienten alleine aufgrund ihrer Symptombelastung korrekt klassifiziert. In einem nächsten Schritt wiederholten wir die Berechnung, dieses Mal jedoch zusätzlich noch unter Berücksichtigung des EEG. Wie würde sich das Resultat nun ändern? Die korrekte Klassifikation der Patienten mit späterer Psychose war auf Basis des neuen Modells mit einem identischen Wert von 82% richtig positiv vorhergesagten Patienten (Sensitivität) nicht besser als das erste. Die Hinzunahme des EEG hatte also keinen Einfluss auf die Sensitivität. Jedoch änderte sich deutlich die Spezifität, d.h. die Rate mit der es gelingt, richtig negative Patienten zu identifizier en. Sie stieg nun unter Hinzunahme des EEG auf 73% an und war dem einfachen Modell, das nur die Psychopathologie berücksichtigte, um 14% überlegen. Insgesamt konnten somit 76% aller Patienten richtig klassifiziert werden. Eine genauere Analyse zeigte eine Reklassifikation jener Patienten, die auf Basis ihres BPRS Global Scores (> 39) irrtümlich den dekompensierten Patienten zugerechnet wurden, und zwar genau dann, wenn deren EEG ohne Pathologie geblieben war. Mit anderen Worten , die fälschlich positive Schätzung allein durch die Psychopathologie wurde durch ein blandes EEG korrigiert. Damit verblieben die meisten Patienten mit pathologischem EEG in der Gruppe der psychotisch Dekompensierten, woraus der Schluss gezogen werden kann, dass ein pathologischer EEG-Befund mit einer höheren Neigung zu psychotischer Dekompensation assoziiert ist. Es zeigt sich also, dass das EEG durchaus einen bedeutenden Beitrag zum Problem der Früherkennung von Psychosen leisten kann. Dies betrifft nicht nur den differenzialdiagnostischen Aspekt des Ausschlusses von Temporallappenepilepsien. Es besteht vielmehr auch die ganz direkte Möglichkeit, die Vorhersage einer zukünftigen psychotischen Dekompensation zu unterstützen. Die EEG-Diagnostik liefert damit einen wichtigen Beitrag zu Eingrenzung des Problems der Früherkennung, nicht zuletzt deshalb, weil sie eine unumstrittene, preisgünstige und vielfach leicht einsetzbare Methode ist. IJteratur beim Verlag Korrespondenzadresse: Dr. phil. Mar ion 0. Pflueger, Dipl. Psych. PsychiatriBche Poliklinik · Universitätsspital Basel Petersgraben 4 · CH • 4031 Basel E·Mail: [email protected] PTBS Weisheitstherapie zur Verbesserung der Resilienz bei Lebensbelastungen Kai Baumann, Berlin In der Internationalen Klassifikation der Krankheiten, ICD-10 (WHO 1992) gibt es ein Kapitel (F43) zu „Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen". Hier werden solche Störungen zusammengefasst, für deren Zustandekommen ein einschneidendes Lebensereignis beigetragen hat. Von besonderer psychotherapeutischer Bedeutung sind dabei die Posttraumatische Belastungsstörung und die Anpassungsstörungen. Die Posttraumatische Belastungsstörung, PTSD (ICD10 F 43.1 ) wird durch ein Ereignis mit „außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes" bzw. „eine Konfrontation mit Ereignissen, die lebensbedrohlich sind, oder die mit ernsthaften Ver letzungen oder einer Gefährdung der körperlichen Unversehrtheit der eigenen Per son oder anderer Per- sonen" einhergehen, ausgelöst. Anpassungsstörungen (ICD-1O F 43.2) werden in der ICD-10 als „Zustände von subjektivem Leiden und emotionaler Beeinträchtigung bezeichnet, die soziale Funktionen und Leistungen behindern und während des Anpassungsprozesses nach einer entscheidenden Lebensveränderung; nach einem belastenden Lebensereignis oder auch nach schwerer körperlicher Krankheit auftreten" (WHO, 1992). Gerade Anpassungsstörungen sind häufige Erkrankungen, die schwer zu behandeln sind und eine hohe Tendenz zur Chronifizierung mit der Folge von Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit haben. Im klinischen Alltag findet man eine weitere Form von Anpassungsstörung mit vorherrschendem Verbitterungsaffekt, die sich als „Posttraumatische Verbitterungsstörung" (posttraumatic embitterment disorder; Linden 2003, Linden et al. 2007) von anderen Anpassungsstörungen abgrenzen lässt. Neben einem Ärgerund Verbitterungsaffekt steht hier das Er leben von massiver Ungerechtigkeit und Kränkung im Vordergrund. Im Gegensatz zur PTSD sind die Auslöser für eine PTED jedoch nicht außergewöhnlich. 0 Resilienz ...... 0 Cl2 ....... ...... Lebensbelastungen sind lebensüblich und werden meistens gut bewältigt. Menschen sind in der Lage, auch schwierige Lebensereignisse wie Trennung, Krankheit oder Tod zu bewältigen, was zu vorübergehend auftretenden negativen Gefühle oder körperlichen Symptomen führen kann. Auch bei Berücksichtigung 35