Zusammenfassung zum Seminarvortrag: Krebstherapie mit schweren Ionen Grundlagen Das Ziel jeder Strahlentherapie ist die Abtötung aller Tumorzellen, bei minimaler Belastung des gesunden Gewebes. Die entscheidende dosimetrische Größe ist dabei die Dosis. Im Allgemeinen gilt, je höher die Dosis, desto größer der biologische Effekt im bestrahlten Gewebe (Dosiseffektkurven). Im optimalen Fall sollte eine Bestrahlungstechnik also sicherstellen, dass in jedem Gewebepunkt eine sinnvolle Dosis deponiert werden kann. Hier weisen Techniken mit Photonen und mit Ionen grundlegende Unterschiede auf. Dies hängt zum einen mit den unterschiedlichen Dosisprofilen (Bragg-Kurven), zum anderen mit strahlenbiologischen Wirkungsmechanismen (RBW, Sauerstoffeffekt) der Strahlungsarten zusammen. Grenzen der konventionellen Photonentherapie Die konventionelle Strahlentherapie arbeitet mit Photonen mit Energien von 425 MeV. Eine solche ultraharte Röntgenstrahlung zeigt ein Dosisprofil mit Maximum kurz nach Eintritt in das Gewebe und anschließendem kontinuierlichem Dosisabfall. Eine sinnvolle Dosisverteilung kann hier nur erreicht werden, indem man mehrere Einstrahlrichtungen verwendet. Da sich Photonen nicht von elektromagnetischen Feldern beeinflussen lassen, muss der Querschnitt des Strahls durch Blenden und Kollimatoren auf das Tumorvolumen angepasst werden. Trotz computergestützter Optimierung dieser Parameter, können insbesondere tief sitzende Tumoren und Tumoren nahe Risikoorganen mit dieser Methode nicht behandelt werden. Statistiken zeigen, dass es sich dabei um 18% aller Tumorpatienten handelt. Die Therapie mit schweren Ionen Mit Schwerionentherapie ist heute in fast allen Fällen die Therapie mit Kohlenstoffionen gemeint. Dies liegt hauptsächlich an der besten RBW, die dieses Ion vor allen anderen Kernen zeigt. Der wesentliche Vorteil der Therapie mit schweren Ionen gegenüber der Photonentherapie liegt im inversen Dosisprofil. Geladene Teilchen geben nach dem Eintritt in das Gewebe auf einer gewisse Strecke nur wenig Energie ab, um dann im so genannten Bragg-Peak ein Vielfaches der Dosis zu deponieren. Dieser Peak kann durch die Wahl der Energie der Ionen verschoben werden. Bei Energien von 50-430 MeV liegt das Maximum bei 2-30cm Gewebetiefe. Da das Maximum lokal sehr begrenzt ist, können höhere Dosisgradienten erreicht werden, womit sich besonders im Übergangsbereich von Tumor zu gesundem Gewebe bessere Dosisverteilungen als bei der Photonentherapie realisieren lassen. Da Ionen eine elektrische Ladung tragen, können sie durch Magnetfelder beeinflusst werden. Beim „Intensitätskontrollierten Rasterscanverfahren“ macht man sich diese Eigenschaft zu Nutze, um den Strahl in zwei Raumrichtungen steuern zu können. Zusammen mit der Wahl der Strahlenergie können so alle drei Raumfreiheitsgrade frei gewählt werden. Reguliert man zusätzlich die Verweildauer des Strahls an jedem Gewebepunkt, so kann man, mit bestimmten Grenzen, eine beliebige Dosisverteilung konstruieren. Die biologischen Qualitäten der Ionenstrahlung sind ein weiterer Vorteil zur Photonentherapie. Ionenstrahlung zeigt bei vermindertem Sauerstoffeffekt eine höhere relative biologische Wirksamkeit. Bei der Schwerionentherapie gibt es eine Möglichkeit die Dosisverteilung noch während der Bestrahlung mit Hilfe einer PET-Kamera zu kontrollieren. Hierbei macht man sich zu Nutze, dass ein kleiner, zur Dosis proportionaler Anteil der Kohlenstoffionen in Beta+ strahlende Isotope umgewandelt werden. Die freiwerdenden Positronen können wie beim bekannten PET-Prinzip nachgewiesen und so auf die Dosisverteilung geschlossen werden. Anwendungsbereiche der Schwerionentherapie Durch die oben genannten Punkte stellt die Therapie mit schweren Ionen eine Möglichkeit dar, gerade die 18% der Krebspatienten behandeln zu können, für die vorher aufgrund der Lage des Tumors eine Therapie nicht realisierbar war. Insbesondere ist hierbei an lokale Tumoren im Schädel, Weichteilkarzinome und Prostatatumoren, die Nahe am Rückenmark liegen, zu denken. Durch die bessere Dosisverteilung spielt gerade bei jungen Patienten die reduzierte Nebenwirkungs- und Spätfolgenwahrscheinlichkeit eine große Rolle. Probleme Auf der technischen Seite stellt die Erzeugung der Ionen für den klinischen Einsatz ein Problem dar, da für die geforderten Energien ein Synchrotron benötigt wird. Der Platzbedarf und die Unterhaltung sind dadurch sehr aufwändig. Zwar gab es schon Studien, die vielversprechende Ergebnisse gebracht haben, jedoch wird in diesem Zusammenhang kritisiert, dass noch zu wenige Patienten (weltweit ca. 2500) und auch nur Patienten mit ausgewählten Tumorarten (lokale Hirntumoren) behandelt wurden. Daher besitzen diese Studien laut Kritikern nur wenig Aussagekraft. Hinzu kommt, dass seit Beginn der Studien (Japan 1994 und Darmstadt 1997) erst zu wenig Zeit vergangen ist, um statistisch relevante Aussagen über Heilungswahrscheinlichkeiten und eventuelle Spätfolgen machen zu können.