IN DER NATUR ERNTEN, IN DER KÜCHE ZUBEREITEN Pflanzenschätze trocknen und aufbewahren Trocknen konserviert: Durch den Entzug von Wasser werden Teekräuter haltbar gemacht. Bitte nicht waschen, das könnte Zellen beschädigen und die Pflanze wirkstoffärmer machen. Damit Teekräuter ihre volle Wirksamkeit behalten, sollten die Blätter ganz bleiben: Denn an jeder Verletzung können Duftstoffe (ätherische Öle) freigesetzt werden oder es kommen wirkstoffmindernde Oxidations- und Abbauprozesse in Gang. Deshalb die Pflanzen bitte nicht zerkleinern. Ganze, also unzerkleinerte Blätter (sogenannte Ganzblattware) sind aus diesen Gründen auch doppelt so ergiebig, doppelt wirksam und sie können doppelt so lange aufbewahrt werden wie zerkleinerte Kräuter. Am besten ist, Sie breiten die Pflanzen als ganze Blätter oder Blüten direkt nach der Ernte zum Trocknen flächig auf Holzgestelle, Wäschetrockner oder Dörrgeräte (bei 30 bis höchstens 40 °C) aus und lassen sie zügig im Schatten trocknen. Blätter von Melisse oder Pfefferminze sollten Sie ohne Stängel trocknen, das heißt die Blätter direkt nach der Ernte vom Stängel abzupfen. Nach 3–7 Tagen sind sie trocken – dann fühlt und hört es sich raschelig-knisternd an wie Cornflakes. Sobald sie vollständig trocken sind, werden die Kräuter licht- und luftgeschützt trocken und kühl aufbewahrt. Das ist wichtig, weil Licht die Farbe verblassen ließe, und Farbe (Flavonoide, Anthozyane) ist Heilkraft! Dazu eignen sich dunkle Schraubgläser besonders gut. Auf alle Fälle beschriften: Vermerken Sie die Pflanzenart mitsamt dem Sammeldatum, dann wissen Sie, ab diesem Zeitpunkt ist der Tee 2 Jahre lang medizinisch wirksam! 13 Richtig getrocknet bleiben heilkräftige Farben und Düfte enthalten. 14 Meine Medizin-Manufaktur „Der Tee überflutet die Seele unmittelbar wie eine Stimme. Seine feine Bitterkeit erinnert an den Nachgeschmack eines guten Rates.“, schrieb Wang-Yü-Cheng, ein chinesischer Dichter. Neben Tees nutze ich auch Tinkturen und Pflanzen-Presssäfte für meine Kuren. Auf den folgenden Seiten finden Sie eine kleine Anleitung zum Zubereiten von Tees, Tinkturen und Pflanzen-Presssäften, damit Sie den größtmöglichen Nutzen aus den Heilpflanzen ziehen können. Tees: Genuss und Heilkraft in der Tasse Tee ist nicht gleich Tee. Wie oft höre ich den Satz: „Ja, trink nur deinen Tee, er wird dir nicht schaden…“, und der Blick sagt weiter:“ …aber auch nichts nützen“. Das kann durchaus stimmen, denn wenn heilkräftige Tees nicht richtig zubereitet werden, dann „nützen“ sie auch nichts. Wenn Aromen, das sind wirksame ätherische Öle, „totgekocht“ werden, sodass mehr als die Hälfte davon in die Luft entwichen ist, anstatt sich in der Tasse zu befinden, oder wenn harte Wurzeln nur kurz mit heißem Wasser überbrüht und getrunken werden, lange bevor sich wirksame Inhaltsstoffe daraus lösen konnten – wie können Tees dann heilkräftig sein? Die „normale Teezubereitung“, das heißt: Wasser kochen, über die Teekräuter schütten, ziehen lassen und abgießen, ist bekannt – und vollkommen legitim für Genusstees. Nicht aber für Heiltees, da müssen wir unterscheiden. So wie es in Japan die Kunst der Teezeremonie gibt, gibt es unter Heilpflanzenkundlern die „Kunst der Heiltee-Zubereitung“. Und die geht so: Jede Teezubereitung beginnt mit der Vorbereitung der Teekräuter. Vorher jedoch wird das Teegefäß mit Deckel (!) bereitgestellt und Wasser aufgesetzt. Dann kann es mit den Kräutern losgehen: Sie erinnern sich, dass Sie den Tee als ganze Blätter aufbewahren sollten, damit die Wirkstoffe nicht entweichen können. Nun ist der Zeitpunkt der Zerkleinerung gekommen, damit sich die wirksamen Stoffe schnell im Wasser lösen und somit im Tee befinden können. Deshalb die Teekräuter erst jetzt kleinstmöglich zerbrö- Die Zubereitung von Heiltees ist eine richtige Kunst, sie lässt sich jedoch leicht lernen. MEINE MEDIZIN-MANUFAKTUR 15 kleine, feine unterschiede seln, schneiden oder mörsern. Bei trockenen zarten Blättern geht das ganz leicht mit der Hand zwischen drei Fingern. Bei harten Wurzeln, Rinden, Samen oder Früchten müssen Sie das mit dem Wiegemesser oder dem Mörser machen. ich mache uns erstmal einen tee … Die häufigste Teezubereitung ist die Überbrühung, in der Fachsprache Infus genannt. Dazu kochen Sie Wasser einmal kurz sprudelnd auf und überbrühen damit Blätter und Blüten. TIPPS RUND UMS WASSER T Das Wasser nicht lange kochen lassen, sonst entweicht zu viel Sauerstoff und der Tee schmeckt fade. Gute Heiltees brauchen gutes Wasser, um die Wirkungen der Teekräuter optimal herauszulösen. Dann entfaltet sich auch das Aroma bestmöglich. Haben Sie kein weiches, kalkarmes Wasser, können Sie Quellwasser verwenden. Bitte kein Mineralwasser nehmen, dessen Mineralsalze verändern den Geschmack. » Haben Sie Teekräuter, deren Hauptwirkung sich durch ihre Düfte, also durch heilkräftige ätherische Öle auszeichnet (wie Ingwer, Rosmarin, Steinklee, Thymian), dann lassen Sie das frisch aufgekochte Wasser 1–2 Minuten stehen und übergießen erst dann die Teeblätter. In den Rezepten heißt es dann „mit heißem Wasser übergießen“, denn das Wasser hat dann nur noch etwa 95 °C und ist nicht mehr „kochend“. » Besonders wichtig bei diesen „Aromatika“ genannten Ätherisch-Öl-Pflanzen ist, sofort nach dem Überbrühen den Deckel aufsetzen. Warum? Ätherische Öle sind leicht flüchtig, das heißt, sie verduften sich im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist zwar schön, wenn die Küche nach Thymian duftet; aber alles, was an Duft in der Küche schwebt, haben Sie nicht mehr als wirksame Inhaltsstoffe in der Tasse. Also sofort nach dem Überbrühen Deckel aufsetzen! » Nach dem Ziehen – und vor dem Ablegen des Deckels auf dem Tisch – die Kondenstropfen an der Unterseite des Deckels ins Teegefäß abtropfen lassen. Denn die sich unter dem Deckel angesammelten Tropfen sind voller ätherischer Öle, und diese sollen unbedingt in den Tee gelangen! » Sind es jedoch andere Wirkstoffe, also keine ätherischen Öle, wie in Acker-Stiefmütterchen, Brennnessel, Buchweizen, Frauenmantel, Gelbwurz, Goldrute, Mariendistel, Johanniskraut, Spitz-Wegerich oder Weißdorn, die den Tee heilkräftig machen, dann überbrühen Sie diese Teekräuter direkt mit dem noch sprudelnden Wasser. Auch hier gilt: Deckel drauf und ziehen lassen. Welche Pflanzen welche Inhaltsstoffe haben, erfahren Sie bei den Beschreibungen der Pflanzen ab Seite 30. » Die Ziehdauer beträgt normalerweise 5–10, manchmal 15–30 Minuten oder auch über Nacht – ich habe es bei jedem Teerezept einzeln dazu geschrieben. Zu kurz gezogene Tees sind weniger heilkräftig, weil die Wirkstoffe noch nicht optimal herausgelöst sind, zu lange gezogene Tees können sich in der Wirkung verändern oder sie schmecken unangenehm. MEIN TIPP FÜR UNGEDULDIGE Während des Ziehens den Tee öfter herumschwenken, das setzt die Wirkstoffe schneller frei. T 16 Nach dem Überbrühen gleich einen Deckel auf die Kanne setzen, so „verduften“ keine Heilkräfte. beispiele für die verschiedenen tee-zubereitungsarten » Überbrühung mit kochendem Wasser: AckerStiefmütterchen, Brennnessel, Buchweizen, Frauenmantel, Gelbwurz, Goldrute, Johanniskraut, Mariendistel, Spitz-Wegerich und Weißdorn. » Überbrühung mit heißem Wasser: Ingwer, Steinklee, Rosmarin und Thymian enthalten ätherische Öle und werden nur mit heißem, nicht mehr sprudelnd kochendem Wasser übergossen. » Abkochung: Rosenwurz, Süßholz. » Kaltauszug: Spitz-Wegerich. » Kaltauszug mit anschließender Abkochung: Acker-Schachtelhalm. muss noch ein Schritt vor der Abkochung erfolgen. Legen Sie die Pflanzenteile über Nacht in einen Topf mit Wasser. Das weicht die Pflanzenstrukturen auf. Man nennt das mazerieren, kalt ausziehen. Am nächsten Tag dann werden die Pflanzen im Einweichwasser aufgekocht; das ist dann wieder der eben beschriebene Dekokt. Nun haben Sie einen wirksamen Tee! kalt erwischt wenn überbrühen nicht genügt Manche heilsame Pflanzenbestandteile sind in harten Rinden, Früchten oder Wurzeln wie bei Rosenwurz oder Süßholz versteckt. Sie lösen sich nicht so einfach durch kurzes Überbrühen, das geht nur durch Aufkochen im Wasser. Unter Fachleuten sagt man auch Abkochung oder Dekokt dazu. Die Methode ist sehr einfach: Die besonders gut zerkleinerten Pflanzenteile in einen Topf mit kaltem Wasser geben, aufkochen und nach Angabe im jeweiligen Rezept ziehen oder eine Weile köcheln lassen. für die ganz harten: erst kalt ausziehen, dann kochen Manchmal reicht auch kurzes Aufkochen nicht, um alle Inhaltsstoffe auszuziehen (beispielsweise bei Acker-Schachtelhalm oder Hagebutte). Dann Und nicht zuletzt gibt es Pflanzen, deren wirksame Inhaltsstoffe sich durch Hitze abbauen. Pflanzen mit Schleimstoffen wie Malvenblüten, Eibischwurzeln oder Spitz-Wegerich-Blätter legt man deshalb lediglich 1–2 Stunden ins kalte Wasser. Das ist sozusagen eine Teezubereitung für Faule. Anschließend abgießen. Dieses kalte „Teewasser“ ist nun richtig samtig-schleimig und schützt trockene, gereizte Haut und Schleimhaut. Solch einen Kaltauszug nennt man, wie im vorhergehenden Abschnitt bereits erwähnt, auch Mazerat. wie viel darf es sein – grundregeln zur dosierung Normalweise nimmt man 1 Teelöffel (TL) bis 1 Esslöffel (EL) Tee auf 1 Tasse Wasser. Und falls Sie mal keinen Teelöffel zur Hand haben: 1 TL entspricht ungefähr der Menge, die Sie zwischen 3 Fingern halten können. MEINE MEDIZIN-MANUFAKTUR Presssäfte aus Pflanzen: frisch und hochwirksam Saft aus frischen Pflanzen herauszupressen ist nicht ganz einfach. Aber der Saft, der dabei herauskommt, ist äußerst wirkungsvoll. Denn Frischpflanzensäfte enthalten nicht nur die wasserlöslichen Inhaltsstoffe der Pflanzen in optimaler Konzentration, sondern auch bis zu 30 % an wasserunlöslichen Bestandteilen. Sie enthalten somit ein großes Wirkspektrum an vitalen Inhaltsstoffen. Diese sind in ihrer Gesamtheit und gelöst im Pflanzensaft, also in ihrer natürlichsten Form, für den Organismus bestmöglich verfügbar. Das ist auch einer der Gründe, weshalb Pflanzen-Frischsäfte einen besonders hohen Stellenwert bei der Vorbeugung von Krankheiten haben. Die gute Nachricht für diejenigen, die keine Zeit oder keine Lust haben, diese Säfte selbst herzustellen: Bestimmte Frischpflanzensäfte (zum Beispiel Brennnessel, Birke, Löwenzahn, Artischocke, Kartoffel) können Sie in der Apotheke, im Reformhaus oder in Naturkostläden kaufen. Es gibt aber auch Pflanzensäfte, die es nicht zu kaufen gibt. Deshalb stelle ich Ihnen hier die diversen Arten der Herstellung vor. Es ist nicht wirklich schwierig, auch wenn es etwas umständlich und kompliziert erscheint. Probieren Sie es einfach einmal mit Muße aus. drei verschiedene varianten zum selbermachen » 3 EL klein geschnittene frische Kräuter in einem Mörser bestmöglich zerkleinern und im Verhältnis 1:5 mit Wasser oder Buttermilch auffüllen. » Oder 3 EL frische Kräuter und 1–2 EL Apfelsaft mit einem Stabmixer pürieren und durch ein Stofftuch geben, gut ausdrücken und wie oben beschrieben verdünnen. » Eine weitere Möglichkeit: Sie pürieren 3 EL frische Kräuter zusammen mit 1 Apfel oder Möhre im Mixer und geben ebenfalls im Verhältnis 1:5 Wasser oder Buttermilch hinzu. Frischpflanzen-Presssäfte werden aufgrund ihrer hohen Konzentration immer verdünnt im Verhältnis 1:5 angewendet. Nehmen Sie dreimal täglich 1 EL Frischsaft ein, jeweils verdünnt mit 5 EL Wasser, Apfelsaft oder Buttermilch, so wie gerade beschrieben. Oder Sie beginnen mit 1–2 EL Frischsaft pro Tag und steigern die Einnahme wöchentlich um 1 EL bis zur maximalen Tagesgabe von 6 EL. Sie können selbständig jederzeit die Dosis reduzieren, falls es zu anfänglichen Durchfällen kommt. Diese Durchfälle haben aber auch einen reinigenden Effekt und sind nicht besorgniserregend, solang sie nur von kurzer Dauer sind. Sie können aber auch jederzeit zu einer anderen Pflanze wechseln. aus diesen pflanzen können sie frischpflanzen-presssäfte herstellen Es gibt eine Vielzahl von Gewächsen, die sich für gesunde Presssäfte eignen. Folgende Pflanzen stelle ich Ihnen in diesem Buch genauer vor: Acker-Stiefmütterchen (Seite 80–81), Bärlauch (Seite 42–43), Brennnessel (Seite 92–93), Goldrute (Seite 68–69), Kapuzinerkresse (Seite 106–107), Spitz-Wegerich (Seite 118–119), Weißdorn (Seite 144–145). 17