KOMMENTAR - Klimawandel und Auswirkungen

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KOMMENTAR
„Vier Jahreszeiten sind nicht genug“
Sommer 2007
- Klimawandel und Auswirkungen Phänologischer Kalender, Holzwirtschaft, Gletscher
Dem Gesetzt der Serie folgend sollte zu Beginn des Kommentars das
Zeitungszitat stehen. Derer gibt es zu diesem Thema indes so viele
(Schreckensnachrichten über immer neue Klimarekorde flattern uns beinahe
monatlich neu ins Haus), dass ich heute darauf verzichten möchte. Überhaupt
ist dieser Kommentar verglichen zu den letzten, deutlich leiser – aber dafür
umso nachdenklicher ausgefallen. Zum Thema:
Der Klimawandel stellt eine der derzeit größten umweltpolitischen Herausforderungen dar. Soweit sind sich noch alle einig.
Über die Feststellung, dass der Klimawandel bereits begonnen habe, besteht
schon nur noch weitgehende Einigkeit- zumindest unter den Klimaforschern.
Die Anzeichen für diese These kennen wir alle nur zu drastisch aus den
Medien: Berichte über schwere Stürme, Dürre- sowie Überschwemmungskatastrophen und andere Horrorszenarien flimmern beinahe wöchentlich über
die Bildschirme der deutschen Wohnzimmer. Fakt ist zumindest eines: Von
den zehn heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in der Mitte
des 19. Jahrhunderts fallen sieben auf das letzte Jahrzehnt! Zufall?
Als Ursache für die –nennen wir es vorerst unterstellte- Klimaveränderung gilt ein durch menschliches Einwirken
zumindest mitverursachter Treibhauseffekt durch die Emission bestimmter klimarelevanter Gase in die
Erdatmosphäre. Atmosphärische Spurengase und Wasserdampf besitzen die optische Eigenschaft, die
kurzwellige Sonnenstrahlung nahezu ungehindert passieren zu lassen, die von der Erde abgestrahlte Wärme
jedoch zu absorbieren. Hierdurch erwärmt sich die Erde auf eine Durchschnittstemperatur von 15°C; ohne
diesen natürlichen Treibhauseffekt wäre es auf der Erde um ca. 33°C kälter und Leben in der derzeitigen Form
undenkbar. Neben diesem natürlichen Treibhauseffekt führen seit Beginn der Industrialisierung menschliche
Aktivitäten zur zusätzlichen Freisetzung von Spurengasen und weiteren Gasen, die sich in der Atmosphäre
anreichern und unser Klima verändern. Dieser anthropogen bedingte Treibhauseffekt hat einen globalen
Temperaturanstieg zur Folge. Die mit Abstand bedeutendste Rolle spielt in diesem Zusammenhang das
Kohlendioxid (CO²), aber auch andere Gase (z.B. Methan sowie Distickstoffoxid), die z.T. eine vielfach höhere
Klimaschädlichkeit aufweisen, sind nicht zu unterschätzen. Viele dieser Treibhausgase verweilen Jahrzehnte bis
Jahrhunderte in der Atmosphäre (was die Lage nicht einfach macht). Aufgrund des weltweiten Anstiegs des
Energiebedarfes und der damit einhergehenden Verbrennung fossiler Energieträger ist die CO² Konzentration in
den letzten 200 Jahren von 280 ppm (Parts Per Million) auf 385 ppm in 1995 gestiegen. Die gegenwärtige
Konzentrationszunahme beträgt seither ca. 0,4% p.a. Die überwiegende Mehrheit der Wissenschaftler ist
überzeugt, dass zumindest ein Teil der beobachteten Zunahme der globalen Temperatur von 0,6 – 0,7 °C in den
letzten 100 Jahren anthropogen verursacht ist. Die gleichen Wissenschaftler prognostizieren einen weiteren
Temperaturanstieg um 2°C in den nächsten 100 Jahren. Als wahrscheinliche Auswirkungen werden der Anstieg
der Meeresspiegel, eine Verschiebung der Vegetationszonen sowie das vermehrte Auftreten extremer
Wetterereignisse (im Klartext Katastrophen) diskutiert (Anmerkung- Der Unterschied in der
Jahresdurchschnittstemperatur zwischen der heutigen Warmzeit und dem Eishöchststand vor 18.000 Jahren
betrug gerade einmal ca. 4-5°C). So viel zum Szenario- aber was können wir selbst feststellen? Wie können wir
uns ein eigenes, wenn auch leihenhaftes, Urteil bilden? Die Antwort ist: Durch Naturbeobachtungen!
Die Natur richtet sich nicht nach Stichtagen im Kalender. Wohin gehört der Wonnemonat Mai? Benimmt er
sich wie ein frisch-feuchter Frühlingsmonat oder warm und mollig wie der Frühsommer? Sommeranfang ist laut
Kalender erst der 21. Juni. Der Natur ist dieses Datum im Gregorianischen Kalender jedoch völlig einerlei. Ihr
Vollfrühling beginnt mit der Blüte der Apfelbäume. Und wenn am Schwarzen Holunder die weißen Blütendolden
aufgehen, ist das das Startzeichen für den Frühsommer. Im phänologischen Kalender richtet sich der Beginn
der Jahreszeiten nach den Entwicklungsstadien der Pflanzen. So läuten früh im Jahr die Blüten der
Schneeglöckchen gemeinsam mit den stäubenden Haselnusskätzchen den Beginn des Vorfrühlings ein. Der so
genannte Erstfrühling startet mit der Forsythien-Blüte. Vollfrühling ist, wenn die Apfelbäume zu blühen beginnen.
Die Pflanzen spiegeln in ihrer Entwicklung den Stand der Natur wider. Lange schon leitet der Mensch aus den
Beobachtungen in Wald und Flur ab, wann die beste Zeit für bestimmte Arbeiten wie Säen und Ernten ist.
Zwischenzeitlich war die Phänologie in Vergessenheit geraten. Heute hat man die Wichtigkeit dieser Daten
wieder neu entdeckt. Während unser Kalender auf der Errechnung von astronomischen Daten beruht (1582
n.Chr. durch Papst Gregor XIII eingeführt, bei dem in allen durch 4 teilbaren Jahren außer den durch 400 nicht
teilbaren Jahrhunderten ein Schalttag eingeschoben wird), befasst sich die Phänologie mit den Aufzeichnungen
periodisch wiederkehrender Entwicklungserscheinungen in der Natur. Manche Beobachtungsreihen bestimmter
sog. Zeigerpflanzen reichen über einhundert Jahre zurück. Es werden auch Tiere zum selben Zweck
beobachtet. Da diese jedoch ungleich schwerer auszumachen sind, ist dies mehr uns „Waldläufern“ sowie
anderen, von Berufswegen mit der Naturbeobachtung verbundenen Fachmännern vorbehalten. So tragen
neben hauptberuflichen Beobachtern des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auch weitere 1500 ehrenamtliche
phänologische Beobachter aus ganz Deutschland eine sehr robuste Datensammlung zusammen. Menschen,
die Interesse an Naturbeobachtungen haben, melden dem DWD die Ereignisse anhand spezieller Meldebögen.
Meist haben die Personen eine berufliche Beziehung zu dem Thema, arbeiten als Landwirt, Förster oder
Biologielehrer. Insgesamt werden 167 Entwicklungsstadien an Bäumen, Sträuchern und krautigen Wild- sowie
Kulturpflanzen beobachtet. Als Beschreibungshilfe dient das „Anleitungsbuch für phänologische Beobachter“
(welches der Autor wärmsten empfehlen kann- zu Beziehen über den DWD, 17€ + MwSt. und Versand) in dem
die Pflanzen sowie die richtigen Beobachtungsphasen und Kriterien genau beschrieben sind. Der DWD wertet
alle Meldungen aus und veröffentlich im Deutschen Meteorologischen Jahrbuch die Mittelwerte für die
wichtigsten Phasen für die 85 deutschen Naturraumgruppen. Damit auch Zugriff auf aktuelle Ereignisse möglich
ist, geben 400 Sofortmelder bestimmte Daten augenblicklich nach Eintritt and den DWD weiter (nicht zuletzt die
aktuellen Pollenwarnmeldungen sowie wichtige Pflanzenschutzhinweise für die Land- und Forstwirtschaft
basieren auf diesen Daten). Die Stadien treten in jeder Region natürlich zu einem anderen Datum ein (in
klimatisch milden Gebieten wie dem Oberrein eher als auf den Höhen der Schwäbischen Alb). Jede Region
erlebt so ihren eigenen Sommeranfang. Das phänologische Jahr unterscheidet 10 Jahreszeiten. Im Winter
herrscht Vegetationsruhe. Frühling, Sommer und Herbst werden in jeweils 3 weitere Phasen untergliedert. Die
Vegetationsruhe im Winter hat sich im Vergleich der gemittelten Aufzeichnungen 1961 – 1990 um 14 Tage
zugunsten zeitiger und längerer Frühlingsphasen verkürzt zu den gemittelten Aufzeichnungen 1991 – 2005.
Womit wir wider beim eigentlichen Thema wären- der Klimaveränderung.
In der folgenden Grafik (des DWD) ebenfalls deutlich zu erkennen, hat sich der Blattaustrieb der Rosskastanie
in Genf / Schweiz in den vergangenen 200 Jahren um gemittelt 40 Tage (!) nach vorne (zugunsten einer
längeren Vegetationsphase) verschoben.
Kurze Waldgeschichte Mitteleuropas. Nach dem Rückzug der Eismassen vor etwa 14.000 Jahren besiedelten
Kiefern und Birken in mehreren Schüben die baumlosen Tundren Europas. Um 7.000 v. Chr. erwärmte sich das
Klima unseres Kontinent auf das heutige Niveau. Die Hasel war jetzt in immer größerer Dichte zu finden und die
Kiefer wurde aus weiten Teilen ihres europaweiten Verbreitungsgebietes zurückgedrängt. Um 6.000 v. Chr. kam
es dann zu einer weiteren Erwärmung um 1°C. Die Eiche wanderte aus ihren ausgedehnten und von ihr dicht
besiedelten Rückzugsgebieten Südeuropas nach Norden und wurde in den folgenden fünf Jahrtausenden die
dominante Baumart im mitteleuropäischen Raum. Sie wurde begleitet von Ulme, Esche und Linde. Ein erstes
Vorkommen der Buche in Europa ist in Griechenland für die Zeit um 7.000 v. Chr. nachweisbar. Von dort aus
wanderte diese Baumart kontinuierlich nach Norden und erreichte um 5.000 v. Chr. den mitteleuropäischen
Raum. Sie verdrängte zunehmend die Eiche und bestimmte im letzten Jahrtausend vor Christ Geburt die
Waldentwicklung. Weitgehend parallel wanderte die Fichte entlang der Gebirgszüge von Südosten nach
Mitteleuropa. Im Kontakt mit der Buche wurde sie jedoch auf Randstandorte wie bspw. Spätfrostlagen
zurückgedrängt. Die letzte Warmphase mit einer im Vergleich zu heute 0,5°C höheren Jahresmitteltemperatur
konnte für die Zeit um das Jahr 1.000 n. Chr. rekonstruiert werden. Alle vier Hauptbaumarten – mit Ausnahme
von Buche und Eiche in Hochlagen – waren zu dieser Zeit in Deutschland vertreten. Die Rückwanderung von
Fichte und Buche waren noch nicht abgeschlossen, als der Mensch in den nachfolgenden Jahrhunderten (und
bis heute) das Vorkommen und die Zusammensetzung der Wälder zu bestimmen begann. Welche Auswirkung
wird die prognostizierte Klimaveränderung auf unseren Wald haben? Vor dem geschilderten,
geschichtlichen Hintergrund lässt sich die klimatische Belastbarkeit der Baumarten aus dem Vergleich zwischen
der aktuellen Verbreitung und den gegenwärtigen Klimaverhältnissen in Europa abschätzen. Geht man von
einer Klimaerwärmung aus, dann muss untersucht werden, welche höchsten Jahresmitteltemperaturen im
Verbreitungsgebiet einer Baumart erreicht werden.
Im Vergleich mit anderen Trockengebieten zeigt
sich, dass die Buche unter wärmeren
Bedingungen leben kann, ihre Wuchsleistung
und Konkurrenzkraft nimmt jedoch ab. Zu
beachten ist, dass die minimalen, notwendigen
Jahresniederschläge mit 500mm nicht weit unter
dem heutigen Wert einiger Süddeutschen
Landschaften liegen.
Die Eiche gedeiht selbst noch unter deutlich
wärmeren Bedingungen als derzeitig in
Deutschland. Mit zunehmender Anzahl der
Vegetationstage steigt das Höhenwachstum, so
dass bei einer Erwärmung mit einer größeren
Konkurrenzfähigkeit gegenüber der Buche
gerechnet werden müsste.
Die Fichte zeigt offenbar eine geringere
Wärme- und Trockenheitstoleranz als die
anderen drei Hauptbaumarten. Bereits heute
befindet sie sich in den trocken-wärmsten Teilen
Bayerns an der Grenze ihrer klimatischen
Belastbarkeit.
Insgesamt zeigt sich, dass die Kiefer auch bei
niedrigsten Niederschlägen von 340mm hohe
Temperaturen ertragen und niederschlagsfreie
Zeiten überstehen kann. Sie besitzt die weiteste
ökologische Amplitude unserer Hauptbaumarten
Abbildung
zeigt
Ökogramme
der
wichtigsten
und
hat
eine
große
klimatische
Hauptbaumarten für Mitteleuropa (nach THOMASIUS
Anpassungsfähigkeit. Damit deckt die Kiefer die
1991).
gesamte Breite möglichen Klimaszenarien für
den mitteleuropäischen Raum ab.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Fichte, Kiefer, Buche und Eiche höhere Temperaturen
ertragen können, als sie gegenwärtig in Deutschland vorherrschen. Bedingung ist allerdings, dass ausreichende
Niederschläge gefallen sind, und dass die Böden eine große nutzbare Wasserspeicherkapazität aufweisen.
Ausgesprochen kritisch ist die prognostizierte Kombination von steigenden Temperaturen sowie Abnahme der
Jahresniederschläge während der Wachstumsphase zu bewerten (Verschiebung der Jahreshauptniederschläge
in die Wintermonate). Die Konkurrenzfähigkeit einer Baumart, d.h. ihre Wuchsleistung und Vitalität in Relation zu
anderen Baumarten, kann unter Berücksichtigung der Standortsverhältnisse bewertet werden. Änderungen des
Klimas führen zwangsläufig zu Veränderungen des Standorts. Langlebige Pflanzen wie Waldbäume sind stärker
betroffen als z.B. Tiere, da sie den veränderten Bedingungen nicht ausweichen können. Demnach ist bei
Unterstellung der prognostizierten Temperatur- sowie Niederschlagsverteilungen mit deutlichen Veränderungen
unserer Waldzusammensetzungen beginnend in den kommenden Jahrzehnten zu rechnen.
Waldbauliche Maßnahmen / Strategien sind daher bereits heute angezeigt. Derzeit sind tatsächliche Richtung
und Ausmaß der Klimaveränderung noch nicht genau absehbar. Ein standortgerechter und möglichst
abwechslungsreicher Waldaufbau beugt demnach den zu erwartenden negativen Auswirkungen von
Klimaveränderungen -so weit eben möglich- vor und stellt damit eine nachhaltige Zukunftsvorsorge dar. Zum
einen haben die einzelnen Baumarten auf dem für sie jeweils günstigen Standort einen größeren Spielraum, den
sie bei Änderungen des Klimas ausschöpfen können. Zum anderen wird mit der Schaffung stabiler
Mischbestände das Risiko gestreut. Gehen einzelne Baumarten in ihrer Vitalität zurück oder fallen gar aus, so
können andere Baumarten ihren Platz einnehmen. Die Erhaltung und Schaffung standortgerechter Mischwälder
ist daher seit langem bereits das zentrale Ziel der staatlichen Forstpolitik und werden auf den entsprechenden
Flächen konsequent umgesetzt. Darüber hinaus sind standortgerechte Mischwälder das Leitbild für die Beratung
des Privat- und Körperschaftswaldes. Die Waldbesitzer werden im Rahmen des waldbaulichen
Förderprogramms bei der standortgerechten Verjüngung unterstützt. Es gelten folgende Beratungsgrundsätze:
ƒ Vorhandener Laubwald ist zu erhalten und möglichst zu vermehren.
ƒ Langfristige Verjüngungsverfahren sind zu bevorzugen. Auf den rechtzeitigen Beginn der
Vorausverjüngung der standörtlich gebotenen Mischbaumarten, insbesondere bei hoher
Verjüngungspotenz der Fichte, ist zu achten.
ƒ Femel- und plenterartige Aufbauformen sind, wo immer möglich, anzustreben.
ƒ Standortgerechte,
möglichst
naturnahe
Mischbestände
sind
grundsätzliches
ZielNadelholzreinbestände sind aus Gründen des Boden- und Wasserschutzes möglichst zu vermeiden.
ƒ Schalenwildbestände sind auf ein naturnahes Maß zu reduzieren, so dass eine dauerhafte, natürliche
Waldverjüngung gewährleistet werden kann.
ƒ Funktionsgestörte Schutzwälder sowie verarmte, degradierte Standorte sind zu Erhaltung der
Bodengesundheit zu sanieren.
Da erfahrungsgemäß der vorletzte Punkt der o.g. Grundsatzliste die Gemüter der Jägerschaft besonders zu
Erhitzten vermag, sei an dieser Stelle bemerkt, dass es hier nicht um den sonst geschickt verschleierten
Versuch von Forstleuten geht den tatsächlichen Holzertrag zu maximieren (also wirtschaftlichen Gewinn pro
Hektar zu steigern) sondern vielmehr um die Frage, ob wir unseren Kindern einen zukunftssicheren Wald mit
dessen Schutzfunktion hinterlassen – oder nicht. In diesem - und nur in diesem - Zusammenhang gilt das zu
Recht umstrittene Schlagwort „Wald vor Wild“ tatsächlich; eigene, klein karierte Makro-Interessen hin oder her
(gleich welcher Lobbygruppe auch immer) !
Die Verwendung von Holz unter CO² Gesichtspunkten. Vor dem Hintergrund des globalen Klimaschutzes
kommt dem Wald als natürlicher CO²-Speicher,
seiner nachhaltigen forstlichen Nutzung und der
Verwendung
des
Rohstoffes
Holz
eine
bedeutende Rolle zu. Zum Aufbau von 1.000 kg
Forstliche
Holz entzieht ein Baum der Atmosphäre 1.851 kg
Kohlendioxid. Etwa die gleiche Menge des in der
Produktion
Atmosphäre
als
CO²
vorkommenden
Kohlenstoffes ist in der heute lebenden Biomasse
Rundholztransport
(Pflanzen, Tiere und Menschen) gespeichert.
bis 300 km
Über 80% davon sind in den Wäldern der Erde
festgelegt [Burschel 1990]. Die durchschnittliche
Speicherung je Hektar beträgt 252 Tonnen C,
Einschnitt
wobei im Boden als größtem Teilspeicher 53%
und in der Biomasse der Bäume 44% der
Gesamtkohlenstoffmenge gebunden sind. Durch
die Nutzung von Holz für die Verarbeitung zu
Technische
langlebigen Holzprodukten (z.B. im Bauwesen
Trocknung
sowie Möbelbau) wird das im Holz gespeicherte
CO² langfristig der Atmosphäre entzogen
(Produktspeicherung).
Jeder
zusätzlich
verwendete
Kubikmeter
Holz
erhöht
so die
Energiebilanz für die Produktion von Fichten-Stammholz.
langfristige Bindung von Kohlenstoff. Die
Die Flächen der blauen Kreise stellen den Anteil der
Speicherkapazität der derzeit in Deutschland im
Energie (fossil) dar, der in Relation zur im Holz
Gebrauch befindlichen Holzprodukte beziffern
gespeicherten Energie, die zur Produktion und
Wissenschaftler
[Frühwald et al. 1994] auf rund
Bereitstellung aufgewendet werden muss (Quelle:
340
Mio.
t
Kohlenstoff.
Dies entspricht einem CO²
Wegener u, Zimmer 1996).
Äquivalent von 1250 Mio. t (zum Vergleich: CO²
Emission der BRD in 1990: 997 Mio. t). Holz aus nachhaltiger Nutzung, das energetisch verwendet wird, leistet
einen Beitrag zur CO² Entlastung, wenn gleichzeitig der Verbrauch fossiler Brennstoffe reduziert wird
(Energiesubstitution). Am Gesamtenergieverbrauch in Deutschland spielt Holz als Energieträger mit einem
Anteil von unter 5% derzeit nur eine geringe Rolle. Sein Potential zur Energiegewinnung ist aber bei weitem
noch nicht ausgeschöpft und hängt im Wesentlichen auch von den zukünftigen Rohstoffpreisen der fossilen
Brennstoffe ab. Außerdem ist der Energieaufwand für Aufbereitung, Transport und Lagerung von Holz als
Brennstoff im Vergleich zu den fossilen Energieträgern (Erdgas, Heizöl, Kohle) minimal. Die energetische
Nutzung von Holz ist daher nahezu CO² neutral (vgl. Grafik zur Energiebilanz oben).
Als letztem Teilaspekt in diesem
Kommentar möchte ich mich einer
besonders anschaulichen Auswirkung des
Klimawandels widmen, der Gletscher
Schmelze.
Besonders
anschaulich
deshalb, weil wir Alle diesen Effekt selbst
beobachten und nur all zu drastisch
erleben können (ähnlich wie den
phänologischen Kalender). Die Gletscher
schmelzen überall auf der Welt, aber
nirgends so schnell wie in der Polnähe
Patagoniens. Der rasante Klimawandel
trägt massiv zu diesem Prozess bei. Von
1995 bis 2000 hat sich die Schmelzrate
des Eises mehr als verdoppelt. Dadurch
steigt laut einer von „Science“ (2003)
publizierten Studie der Meeresspiegel um
0,1 Millimeter pro Jahr an. Der
Gletscherrückgang führt nicht nur zu einem
erhöhten Überschwemmungsrisiko, auch
ist langfristig die Trinkwasserversorgung für die Menschen gefährdet, die vom Gletscher-Schmelzwasser
abhängig sind. Zukünftig kann das Schmelzen der Eismassen zu enormen Problemen unter anderem in Asien
führen, wo ein Drittel der Weltbevölkerung – zwei Milliarden Menschen – von Flüssen abhängig sind, die vor
allem von Himalaya-Gletschern gespeist werden.
Prof. Dr. Wolfgang Seiler vom Institut für Klimaforschung in Garmisch-Partenkirchen erstellt eine düstere
Prognose: "Wir erwarten für die nächsten dreißig Jahre noch mal zwei Grad Celsius Temperaturzunahme und
das hat natürlich auch erhebliche Auswirkungen auf die Gletscher. Wir rechnen damit, dass sie in den nächsten
dreißig bis fünfzig Jahren zumindest in den tiefer gelegenen Gebieten und im Osten der Alpen nahezu
verschwinden." Der Winter verdeckt zwar
die
Wunden
des
Sommers.
Der
Neuschnee nährt die Gletscher und lässt
sie wieder geringfügig wachsen. Aber was
die Eisriesen im Sommer an Masse
verlieren, können sie im Winter nicht
annähernd aufholen. Und das hat auf
Dauer dramatische Konsequenzen. Denn
Gletscher sind bedeutende TrinkwasserReservoirs. Gehen sie zurück, droht
Wasserknappheit.
Der
Vernagtferner
beispielsweise speichert mittlerweile nur
noch etwa 500.000 Kubikmeter Wasser.
Das ist so viel, wie die Stadt München in
fünf Jahren verbraucht. Auch Flüsse wie
die Donau, der Inn und der Rhein sind in
der
heißen
Jahreszeit
auf
das
Gletscherwasser angewiesen.
Ein weiterer Aspekt der in diesem
Zusammenhang
nicht
unkommentiert
bleiben darf ist der Versuch, die
ausbleibenden Schneemassen in den
Skigebieten
unserer
Alpen
mittels
künstlichem Schnee auszugleichen, denn
die Schneekanonen drohen unsere Alpen zusätzlich auszutrocknen! Beispielsweise in den französischen Alpen
sind die Folgen schon jetzt sichtbar- einige betroffene Flüsse führen in den Wintermonaten bereits bis zu 70
Prozent weniger Wasser als vor Einführung der Schneekanonen. Bereits bei der Beschneiung selbst
verdunsteten bis zu 30 Prozent des Wassers. Nur ein Teil fällt als Schnee auf die Pisten. Um das Wasser aus
den Reservoirs im Winter pumpen zu können, werden diese künstlich eisfrei gehalten, was große Mengen
zusätzlich verdunsten lasse. Die Gletscherforscherin Astrid Lambrecht von der Universität Innsbruck erläuterte,
verschärft werde die Situation, da auch die Gletscher langfristig als Wasserreservoirs in den Bergen spürbar
schrumpften. Die Klimatologen und Hydrologen warnten unlängst in Wien vor aktuellen Plänen, die Fläche für
die künstliche Beschneiung der Skigebiete der Alpen in den kommenden Jahren zu vervierfachen, um damit
einem Schneemangel durch den Klimawandel zu begegnen.
Hier im Anschluss noch drei bildhafte Beispiele für das Abschmelzen der Gletscher in unseren Alpen:
Gletschername: Pasterze, Pasterzenzunge mit Großglockner (3798 m)
Um 1900
Ende 2000
Gletschername: Hornkees und Waxeggkees, mit Berliner Hütte (2.057 m)
Um 1905
Ende 2000
Gletschername: Gepatschferner , Kaunertal Tirol
Um 1904
Ende 2000
FAZIT: Eher zufällig besuchte der Unterzeichner Anfang August 2007 das Kaunertal in Tirol (letztes Doppelbild
oben). Bei dieser Gelegenheit wurde der Gepatschferner aktuell in Augenschein genommen. Das letzte hier
gezeigte Bild ist ein Trauerzeugnis ohne Beispiel. In gerade 7 weiteren Sommerperioden im Vergleich zum Foto
von Ende 2000 (oben) ist der Gletscher nochmals erheblich geschrumpft und großflächig von dunklem Geröll
bedeckt. Die einzig verbliebenen, sauberen und weiß schimmernden Flächen bestehen aus hunderten von
Quadratmetern großen weißen Planfolien, mit der das restlich verbliebene Eis abgedeckt wurde, um ein
unwiederbringliches Verschwinden des mehrere
tausend Jahre alten Eises zu verhindern (vgl.
Foto links). Es war ein sonniger Augustsonntag,
weshalb zahlreiche Besucher auf den Eisresten
umherliefen. Bezeichnender Weise herrschte
jedoch
mit
Nichten
ausgelassene
Urlaubsstimmung- viele Besucher machten
einen sehr nachdenklichen, stillen Eindruck. Mit
etwas
Interpretation
lässt
sich
auch
Betroffenheit und Wut in manchen Augen
ablesen. Einzig die mitgereisten Kinder tobten
ausgelassen im Schnee bei strahlendem
Sonneschein (was Ihnen selbstredend keiner
verdenken kann). Um jedoch „beim Bild zu
bleiben“ – jedem Erwachsenen der das Thema
des Klimawandels einfach vom Tisch wischt ist
(zumindest
nach
meiner
persönlichen
Überzeugung) maximal der gleiche Intellekt
sowie Gemütszustand zu unterstellen- eben der
eines kleinen Kindes. Andererseits ist der erhobene Zeigefinger keinesfalls angebracht. Gerade die soeben
geschilderte Szenerie ist ebenfalls bestens geeignet, die Schizophrenie der Situation aufzuzeigen: Nicht zuletzt
dieser Besuch hatte den Unterzeichner zum schreiben dieses Kommentars bewogen. Viele Gedanken wurden
auf der Heimreise geordnet. Selbige traten wir in unserem vierradgetriebenen SUV an. Ein paar Kennzahlen
dazu: 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht, 2 Personen + 1 Hund an Bord, angetrieben von einem
hochgezüchteten V8 Motor deutscher Bauart, Leistungsabgabe jenseits der 250 PS Hemmschwelle- es muss ja
komfortabel zugehen, wenn man in die Ferne reist (Selbstkritik tut Not). Und so haben WIR ALLE „unser Paket
zu tragen“; unsere ganz eigene und persönliche Verantwortung an dem Dilemma.
Bereits 1995 hat die Bundesregierung eine Verminderung speziell der CO² Emissionen um 25% (bezogen auf
das Basisjahr 1990) bis 2005 als freiwillige Selbstverpflichtung zugesagt. Bereits bis 1999 konnten diese
Emissionen um 15% reduziert werden (dazu haben vor allem der Strukturwandel sowie die Modernisierung der
neuen Länder beigetragen). Das Gesamtziel wurde aus heutiger Sicht nur knapp verfehlt, wobei tatsächlich
bemerkenswert ist, dass die Industrie die Gesamtemission von CO² um 31% gesenkt hatte, während die
Privathaushalte lediglich für 6%, der Verkehr für 11% Verringerung verantwortlich zeichneten.
Das stereotype Entschuldigungsargument „da sollen doch erst mal die Großen anfangen“ stimmt hier nicht! Es
sind gerade auch wir Endverbraucher selbst, die die Geschicke unserer klimatischen Zukunft „in den Händen
halten“.
Bei der alltäglichen Reiz- und Informationsüberflutung ist es zugegebenermaßen schwer geworden, die
wesentlichen Dinge und Herausforderungen aus dem allgegenwärtigem „Unrat der Bedeutungslosigkeiten“
auszufiltern. Jede Generation hatte sich besonderen, existenziellen Problemen zu stellen. Aus der Sicht eines
knapp vierzigjährigen (dem Autor) waren dies bei unseren Großvätern die Wirren und der Wahnsinn des Ersten
sowie Zweiten Weltkrieges. Die unserer Väter war der Wiederaufbau und die Sicherung einer der (aus heutiger
Sicht) verlässlichsten Demokratien der Moderne. Unsere sowie die unserer Kinder wird es sein, einen Weg zu
finden, den erreichten wirtschaftlichen sowie allgem. Lebensstandard zu erhalten, OHNE dabei wie bisher
hemmungslos die begrenzten Ressourcen auszubeuten sowie zeitgleich weniger Energie im Allgemeinen und
fossile Brennstoffe im Besonderen zu verwenden.
Nutzen Sie Ihren nächsten Ansitz um in Ruhe über Ihre eigenen Möglichkeiten nach zu denken dieser,
UNSERER Herausforderung entgegen zu treten!
Mit einem herzlichen Waidmanns Heil
Euer Pressereferent, Volker Loibl-Kähler
ENDE
[Quellennachweis: Bayerische Waldzustandsberichte 1986 bis einschließlich 2006 der LWF; Deutscher
Wetterdienst Offenbach]
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