KOMMENTAR „Vier Jahreszeiten sind nicht genug“ Sommer 2007 - Klimawandel und Auswirkungen Phänologischer Kalender, Holzwirtschaft, Gletscher Dem Gesetzt der Serie folgend sollte zu Beginn des Kommentars das Zeitungszitat stehen. Derer gibt es zu diesem Thema indes so viele (Schreckensnachrichten über immer neue Klimarekorde flattern uns beinahe monatlich neu ins Haus), dass ich heute darauf verzichten möchte. Überhaupt ist dieser Kommentar verglichen zu den letzten, deutlich leiser – aber dafür umso nachdenklicher ausgefallen. Zum Thema: Der Klimawandel stellt eine der derzeit größten umweltpolitischen Herausforderungen dar. Soweit sind sich noch alle einig. Über die Feststellung, dass der Klimawandel bereits begonnen habe, besteht schon nur noch weitgehende Einigkeit- zumindest unter den Klimaforschern. Die Anzeichen für diese These kennen wir alle nur zu drastisch aus den Medien: Berichte über schwere Stürme, Dürre- sowie Überschwemmungskatastrophen und andere Horrorszenarien flimmern beinahe wöchentlich über die Bildschirme der deutschen Wohnzimmer. Fakt ist zumindest eines: Von den zehn heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in der Mitte des 19. Jahrhunderts fallen sieben auf das letzte Jahrzehnt! Zufall? Als Ursache für die –nennen wir es vorerst unterstellte- Klimaveränderung gilt ein durch menschliches Einwirken zumindest mitverursachter Treibhauseffekt durch die Emission bestimmter klimarelevanter Gase in die Erdatmosphäre. Atmosphärische Spurengase und Wasserdampf besitzen die optische Eigenschaft, die kurzwellige Sonnenstrahlung nahezu ungehindert passieren zu lassen, die von der Erde abgestrahlte Wärme jedoch zu absorbieren. Hierdurch erwärmt sich die Erde auf eine Durchschnittstemperatur von 15°C; ohne diesen natürlichen Treibhauseffekt wäre es auf der Erde um ca. 33°C kälter und Leben in der derzeitigen Form undenkbar. Neben diesem natürlichen Treibhauseffekt führen seit Beginn der Industrialisierung menschliche Aktivitäten zur zusätzlichen Freisetzung von Spurengasen und weiteren Gasen, die sich in der Atmosphäre anreichern und unser Klima verändern. Dieser anthropogen bedingte Treibhauseffekt hat einen globalen Temperaturanstieg zur Folge. Die mit Abstand bedeutendste Rolle spielt in diesem Zusammenhang das Kohlendioxid (CO²), aber auch andere Gase (z.B. Methan sowie Distickstoffoxid), die z.T. eine vielfach höhere Klimaschädlichkeit aufweisen, sind nicht zu unterschätzen. Viele dieser Treibhausgase verweilen Jahrzehnte bis Jahrhunderte in der Atmosphäre (was die Lage nicht einfach macht). Aufgrund des weltweiten Anstiegs des Energiebedarfes und der damit einhergehenden Verbrennung fossiler Energieträger ist die CO² Konzentration in den letzten 200 Jahren von 280 ppm (Parts Per Million) auf 385 ppm in 1995 gestiegen. Die gegenwärtige Konzentrationszunahme beträgt seither ca. 0,4% p.a. Die überwiegende Mehrheit der Wissenschaftler ist überzeugt, dass zumindest ein Teil der beobachteten Zunahme der globalen Temperatur von 0,6 – 0,7 °C in den letzten 100 Jahren anthropogen verursacht ist. Die gleichen Wissenschaftler prognostizieren einen weiteren Temperaturanstieg um 2°C in den nächsten 100 Jahren. Als wahrscheinliche Auswirkungen werden der Anstieg der Meeresspiegel, eine Verschiebung der Vegetationszonen sowie das vermehrte Auftreten extremer Wetterereignisse (im Klartext Katastrophen) diskutiert (Anmerkung- Der Unterschied in der Jahresdurchschnittstemperatur zwischen der heutigen Warmzeit und dem Eishöchststand vor 18.000 Jahren betrug gerade einmal ca. 4-5°C). So viel zum Szenario- aber was können wir selbst feststellen? Wie können wir uns ein eigenes, wenn auch leihenhaftes, Urteil bilden? Die Antwort ist: Durch Naturbeobachtungen! Die Natur richtet sich nicht nach Stichtagen im Kalender. Wohin gehört der Wonnemonat Mai? Benimmt er sich wie ein frisch-feuchter Frühlingsmonat oder warm und mollig wie der Frühsommer? Sommeranfang ist laut Kalender erst der 21. Juni. Der Natur ist dieses Datum im Gregorianischen Kalender jedoch völlig einerlei. Ihr Vollfrühling beginnt mit der Blüte der Apfelbäume. Und wenn am Schwarzen Holunder die weißen Blütendolden aufgehen, ist das das Startzeichen für den Frühsommer. Im phänologischen Kalender richtet sich der Beginn der Jahreszeiten nach den Entwicklungsstadien der Pflanzen. So läuten früh im Jahr die Blüten der Schneeglöckchen gemeinsam mit den stäubenden Haselnusskätzchen den Beginn des Vorfrühlings ein. Der so genannte Erstfrühling startet mit der Forsythien-Blüte. Vollfrühling ist, wenn die Apfelbäume zu blühen beginnen. Die Pflanzen spiegeln in ihrer Entwicklung den Stand der Natur wider. Lange schon leitet der Mensch aus den Beobachtungen in Wald und Flur ab, wann die beste Zeit für bestimmte Arbeiten wie Säen und Ernten ist. Zwischenzeitlich war die Phänologie in Vergessenheit geraten. Heute hat man die Wichtigkeit dieser Daten wieder neu entdeckt. Während unser Kalender auf der Errechnung von astronomischen Daten beruht (1582 n.Chr. durch Papst Gregor XIII eingeführt, bei dem in allen durch 4 teilbaren Jahren außer den durch 400 nicht teilbaren Jahrhunderten ein Schalttag eingeschoben wird), befasst sich die Phänologie mit den Aufzeichnungen periodisch wiederkehrender Entwicklungserscheinungen in der Natur. Manche Beobachtungsreihen bestimmter sog. Zeigerpflanzen reichen über einhundert Jahre zurück. Es werden auch Tiere zum selben Zweck beobachtet. Da diese jedoch ungleich schwerer auszumachen sind, ist dies mehr uns „Waldläufern“ sowie anderen, von Berufswegen mit der Naturbeobachtung verbundenen Fachmännern vorbehalten. So tragen neben hauptberuflichen Beobachtern des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auch weitere 1500 ehrenamtliche phänologische Beobachter aus ganz Deutschland eine sehr robuste Datensammlung zusammen. Menschen, die Interesse an Naturbeobachtungen haben, melden dem DWD die Ereignisse anhand spezieller Meldebögen. Meist haben die Personen eine berufliche Beziehung zu dem Thema, arbeiten als Landwirt, Förster oder Biologielehrer. Insgesamt werden 167 Entwicklungsstadien an Bäumen, Sträuchern und krautigen Wild- sowie Kulturpflanzen beobachtet. Als Beschreibungshilfe dient das „Anleitungsbuch für phänologische Beobachter“ (welches der Autor wärmsten empfehlen kann- zu Beziehen über den DWD, 17€ + MwSt. und Versand) in dem die Pflanzen sowie die richtigen Beobachtungsphasen und Kriterien genau beschrieben sind. Der DWD wertet alle Meldungen aus und veröffentlich im Deutschen Meteorologischen Jahrbuch die Mittelwerte für die wichtigsten Phasen für die 85 deutschen Naturraumgruppen. Damit auch Zugriff auf aktuelle Ereignisse möglich ist, geben 400 Sofortmelder bestimmte Daten augenblicklich nach Eintritt and den DWD weiter (nicht zuletzt die aktuellen Pollenwarnmeldungen sowie wichtige Pflanzenschutzhinweise für die Land- und Forstwirtschaft basieren auf diesen Daten). Die Stadien treten in jeder Region natürlich zu einem anderen Datum ein (in klimatisch milden Gebieten wie dem Oberrein eher als auf den Höhen der Schwäbischen Alb). Jede Region erlebt so ihren eigenen Sommeranfang. Das phänologische Jahr unterscheidet 10 Jahreszeiten. Im Winter herrscht Vegetationsruhe. Frühling, Sommer und Herbst werden in jeweils 3 weitere Phasen untergliedert. Die Vegetationsruhe im Winter hat sich im Vergleich der gemittelten Aufzeichnungen 1961 – 1990 um 14 Tage zugunsten zeitiger und längerer Frühlingsphasen verkürzt zu den gemittelten Aufzeichnungen 1991 – 2005. Womit wir wider beim eigentlichen Thema wären- der Klimaveränderung. In der folgenden Grafik (des DWD) ebenfalls deutlich zu erkennen, hat sich der Blattaustrieb der Rosskastanie in Genf / Schweiz in den vergangenen 200 Jahren um gemittelt 40 Tage (!) nach vorne (zugunsten einer längeren Vegetationsphase) verschoben. Kurze Waldgeschichte Mitteleuropas. Nach dem Rückzug der Eismassen vor etwa 14.000 Jahren besiedelten Kiefern und Birken in mehreren Schüben die baumlosen Tundren Europas. Um 7.000 v. Chr. erwärmte sich das Klima unseres Kontinent auf das heutige Niveau. Die Hasel war jetzt in immer größerer Dichte zu finden und die Kiefer wurde aus weiten Teilen ihres europaweiten Verbreitungsgebietes zurückgedrängt. Um 6.000 v. Chr. kam es dann zu einer weiteren Erwärmung um 1°C. Die Eiche wanderte aus ihren ausgedehnten und von ihr dicht besiedelten Rückzugsgebieten Südeuropas nach Norden und wurde in den folgenden fünf Jahrtausenden die dominante Baumart im mitteleuropäischen Raum. Sie wurde begleitet von Ulme, Esche und Linde. Ein erstes Vorkommen der Buche in Europa ist in Griechenland für die Zeit um 7.000 v. Chr. nachweisbar. Von dort aus wanderte diese Baumart kontinuierlich nach Norden und erreichte um 5.000 v. Chr. den mitteleuropäischen Raum. Sie verdrängte zunehmend die Eiche und bestimmte im letzten Jahrtausend vor Christ Geburt die Waldentwicklung. Weitgehend parallel wanderte die Fichte entlang der Gebirgszüge von Südosten nach Mitteleuropa. Im Kontakt mit der Buche wurde sie jedoch auf Randstandorte wie bspw. Spätfrostlagen zurückgedrängt. Die letzte Warmphase mit einer im Vergleich zu heute 0,5°C höheren Jahresmitteltemperatur konnte für die Zeit um das Jahr 1.000 n. Chr. rekonstruiert werden. Alle vier Hauptbaumarten – mit Ausnahme von Buche und Eiche in Hochlagen – waren zu dieser Zeit in Deutschland vertreten. Die Rückwanderung von Fichte und Buche waren noch nicht abgeschlossen, als der Mensch in den nachfolgenden Jahrhunderten (und bis heute) das Vorkommen und die Zusammensetzung der Wälder zu bestimmen begann. Welche Auswirkung wird die prognostizierte Klimaveränderung auf unseren Wald haben? Vor dem geschilderten, geschichtlichen Hintergrund lässt sich die klimatische Belastbarkeit der Baumarten aus dem Vergleich zwischen der aktuellen Verbreitung und den gegenwärtigen Klimaverhältnissen in Europa abschätzen. Geht man von einer Klimaerwärmung aus, dann muss untersucht werden, welche höchsten Jahresmitteltemperaturen im Verbreitungsgebiet einer Baumart erreicht werden. Im Vergleich mit anderen Trockengebieten zeigt sich, dass die Buche unter wärmeren Bedingungen leben kann, ihre Wuchsleistung und Konkurrenzkraft nimmt jedoch ab. Zu beachten ist, dass die minimalen, notwendigen Jahresniederschläge mit 500mm nicht weit unter dem heutigen Wert einiger Süddeutschen Landschaften liegen. Die Eiche gedeiht selbst noch unter deutlich wärmeren Bedingungen als derzeitig in Deutschland. Mit zunehmender Anzahl der Vegetationstage steigt das Höhenwachstum, so dass bei einer Erwärmung mit einer größeren Konkurrenzfähigkeit gegenüber der Buche gerechnet werden müsste. Die Fichte zeigt offenbar eine geringere Wärme- und Trockenheitstoleranz als die anderen drei Hauptbaumarten. Bereits heute befindet sie sich in den trocken-wärmsten Teilen Bayerns an der Grenze ihrer klimatischen Belastbarkeit. Insgesamt zeigt sich, dass die Kiefer auch bei niedrigsten Niederschlägen von 340mm hohe Temperaturen ertragen und niederschlagsfreie Zeiten überstehen kann. Sie besitzt die weiteste ökologische Amplitude unserer Hauptbaumarten Abbildung zeigt Ökogramme der wichtigsten und hat eine große klimatische Hauptbaumarten für Mitteleuropa (nach THOMASIUS Anpassungsfähigkeit. Damit deckt die Kiefer die 1991). gesamte Breite möglichen Klimaszenarien für den mitteleuropäischen Raum ab. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Fichte, Kiefer, Buche und Eiche höhere Temperaturen ertragen können, als sie gegenwärtig in Deutschland vorherrschen. Bedingung ist allerdings, dass ausreichende Niederschläge gefallen sind, und dass die Böden eine große nutzbare Wasserspeicherkapazität aufweisen. Ausgesprochen kritisch ist die prognostizierte Kombination von steigenden Temperaturen sowie Abnahme der Jahresniederschläge während der Wachstumsphase zu bewerten (Verschiebung der Jahreshauptniederschläge in die Wintermonate). Die Konkurrenzfähigkeit einer Baumart, d.h. ihre Wuchsleistung und Vitalität in Relation zu anderen Baumarten, kann unter Berücksichtigung der Standortsverhältnisse bewertet werden. Änderungen des Klimas führen zwangsläufig zu Veränderungen des Standorts. Langlebige Pflanzen wie Waldbäume sind stärker betroffen als z.B. Tiere, da sie den veränderten Bedingungen nicht ausweichen können. Demnach ist bei Unterstellung der prognostizierten Temperatur- sowie Niederschlagsverteilungen mit deutlichen Veränderungen unserer Waldzusammensetzungen beginnend in den kommenden Jahrzehnten zu rechnen. Waldbauliche Maßnahmen / Strategien sind daher bereits heute angezeigt. Derzeit sind tatsächliche Richtung und Ausmaß der Klimaveränderung noch nicht genau absehbar. Ein standortgerechter und möglichst abwechslungsreicher Waldaufbau beugt demnach den zu erwartenden negativen Auswirkungen von Klimaveränderungen -so weit eben möglich- vor und stellt damit eine nachhaltige Zukunftsvorsorge dar. Zum einen haben die einzelnen Baumarten auf dem für sie jeweils günstigen Standort einen größeren Spielraum, den sie bei Änderungen des Klimas ausschöpfen können. Zum anderen wird mit der Schaffung stabiler Mischbestände das Risiko gestreut. Gehen einzelne Baumarten in ihrer Vitalität zurück oder fallen gar aus, so können andere Baumarten ihren Platz einnehmen. Die Erhaltung und Schaffung standortgerechter Mischwälder ist daher seit langem bereits das zentrale Ziel der staatlichen Forstpolitik und werden auf den entsprechenden Flächen konsequent umgesetzt. Darüber hinaus sind standortgerechte Mischwälder das Leitbild für die Beratung des Privat- und Körperschaftswaldes. Die Waldbesitzer werden im Rahmen des waldbaulichen Förderprogramms bei der standortgerechten Verjüngung unterstützt. Es gelten folgende Beratungsgrundsätze: Vorhandener Laubwald ist zu erhalten und möglichst zu vermehren. Langfristige Verjüngungsverfahren sind zu bevorzugen. Auf den rechtzeitigen Beginn der Vorausverjüngung der standörtlich gebotenen Mischbaumarten, insbesondere bei hoher Verjüngungspotenz der Fichte, ist zu achten. Femel- und plenterartige Aufbauformen sind, wo immer möglich, anzustreben. Standortgerechte, möglichst naturnahe Mischbestände sind grundsätzliches ZielNadelholzreinbestände sind aus Gründen des Boden- und Wasserschutzes möglichst zu vermeiden. Schalenwildbestände sind auf ein naturnahes Maß zu reduzieren, so dass eine dauerhafte, natürliche Waldverjüngung gewährleistet werden kann. Funktionsgestörte Schutzwälder sowie verarmte, degradierte Standorte sind zu Erhaltung der Bodengesundheit zu sanieren. Da erfahrungsgemäß der vorletzte Punkt der o.g. Grundsatzliste die Gemüter der Jägerschaft besonders zu Erhitzten vermag, sei an dieser Stelle bemerkt, dass es hier nicht um den sonst geschickt verschleierten Versuch von Forstleuten geht den tatsächlichen Holzertrag zu maximieren (also wirtschaftlichen Gewinn pro Hektar zu steigern) sondern vielmehr um die Frage, ob wir unseren Kindern einen zukunftssicheren Wald mit dessen Schutzfunktion hinterlassen – oder nicht. In diesem - und nur in diesem - Zusammenhang gilt das zu Recht umstrittene Schlagwort „Wald vor Wild“ tatsächlich; eigene, klein karierte Makro-Interessen hin oder her (gleich welcher Lobbygruppe auch immer) ! Die Verwendung von Holz unter CO² Gesichtspunkten. Vor dem Hintergrund des globalen Klimaschutzes kommt dem Wald als natürlicher CO²-Speicher, seiner nachhaltigen forstlichen Nutzung und der Verwendung des Rohstoffes Holz eine bedeutende Rolle zu. Zum Aufbau von 1.000 kg Forstliche Holz entzieht ein Baum der Atmosphäre 1.851 kg Kohlendioxid. Etwa die gleiche Menge des in der Produktion Atmosphäre als CO² vorkommenden Kohlenstoffes ist in der heute lebenden Biomasse Rundholztransport (Pflanzen, Tiere und Menschen) gespeichert. bis 300 km Über 80% davon sind in den Wäldern der Erde festgelegt [Burschel 1990]. Die durchschnittliche Speicherung je Hektar beträgt 252 Tonnen C, Einschnitt wobei im Boden als größtem Teilspeicher 53% und in der Biomasse der Bäume 44% der Gesamtkohlenstoffmenge gebunden sind. Durch die Nutzung von Holz für die Verarbeitung zu Technische langlebigen Holzprodukten (z.B. im Bauwesen Trocknung sowie Möbelbau) wird das im Holz gespeicherte CO² langfristig der Atmosphäre entzogen (Produktspeicherung). Jeder zusätzlich verwendete Kubikmeter Holz erhöht so die Energiebilanz für die Produktion von Fichten-Stammholz. langfristige Bindung von Kohlenstoff. Die Die Flächen der blauen Kreise stellen den Anteil der Speicherkapazität der derzeit in Deutschland im Energie (fossil) dar, der in Relation zur im Holz Gebrauch befindlichen Holzprodukte beziffern gespeicherten Energie, die zur Produktion und Wissenschaftler [Frühwald et al. 1994] auf rund Bereitstellung aufgewendet werden muss (Quelle: 340 Mio. t Kohlenstoff. Dies entspricht einem CO² Wegener u, Zimmer 1996). Äquivalent von 1250 Mio. t (zum Vergleich: CO² Emission der BRD in 1990: 997 Mio. t). Holz aus nachhaltiger Nutzung, das energetisch verwendet wird, leistet einen Beitrag zur CO² Entlastung, wenn gleichzeitig der Verbrauch fossiler Brennstoffe reduziert wird (Energiesubstitution). Am Gesamtenergieverbrauch in Deutschland spielt Holz als Energieträger mit einem Anteil von unter 5% derzeit nur eine geringe Rolle. Sein Potential zur Energiegewinnung ist aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft und hängt im Wesentlichen auch von den zukünftigen Rohstoffpreisen der fossilen Brennstoffe ab. Außerdem ist der Energieaufwand für Aufbereitung, Transport und Lagerung von Holz als Brennstoff im Vergleich zu den fossilen Energieträgern (Erdgas, Heizöl, Kohle) minimal. Die energetische Nutzung von Holz ist daher nahezu CO² neutral (vgl. Grafik zur Energiebilanz oben). Als letztem Teilaspekt in diesem Kommentar möchte ich mich einer besonders anschaulichen Auswirkung des Klimawandels widmen, der Gletscher Schmelze. Besonders anschaulich deshalb, weil wir Alle diesen Effekt selbst beobachten und nur all zu drastisch erleben können (ähnlich wie den phänologischen Kalender). Die Gletscher schmelzen überall auf der Welt, aber nirgends so schnell wie in der Polnähe Patagoniens. Der rasante Klimawandel trägt massiv zu diesem Prozess bei. Von 1995 bis 2000 hat sich die Schmelzrate des Eises mehr als verdoppelt. Dadurch steigt laut einer von „Science“ (2003) publizierten Studie der Meeresspiegel um 0,1 Millimeter pro Jahr an. Der Gletscherrückgang führt nicht nur zu einem erhöhten Überschwemmungsrisiko, auch ist langfristig die Trinkwasserversorgung für die Menschen gefährdet, die vom Gletscher-Schmelzwasser abhängig sind. Zukünftig kann das Schmelzen der Eismassen zu enormen Problemen unter anderem in Asien führen, wo ein Drittel der Weltbevölkerung – zwei Milliarden Menschen – von Flüssen abhängig sind, die vor allem von Himalaya-Gletschern gespeist werden. Prof. Dr. Wolfgang Seiler vom Institut für Klimaforschung in Garmisch-Partenkirchen erstellt eine düstere Prognose: "Wir erwarten für die nächsten dreißig Jahre noch mal zwei Grad Celsius Temperaturzunahme und das hat natürlich auch erhebliche Auswirkungen auf die Gletscher. Wir rechnen damit, dass sie in den nächsten dreißig bis fünfzig Jahren zumindest in den tiefer gelegenen Gebieten und im Osten der Alpen nahezu verschwinden." Der Winter verdeckt zwar die Wunden des Sommers. Der Neuschnee nährt die Gletscher und lässt sie wieder geringfügig wachsen. Aber was die Eisriesen im Sommer an Masse verlieren, können sie im Winter nicht annähernd aufholen. Und das hat auf Dauer dramatische Konsequenzen. Denn Gletscher sind bedeutende TrinkwasserReservoirs. Gehen sie zurück, droht Wasserknappheit. Der Vernagtferner beispielsweise speichert mittlerweile nur noch etwa 500.000 Kubikmeter Wasser. Das ist so viel, wie die Stadt München in fünf Jahren verbraucht. Auch Flüsse wie die Donau, der Inn und der Rhein sind in der heißen Jahreszeit auf das Gletscherwasser angewiesen. Ein weiterer Aspekt der in diesem Zusammenhang nicht unkommentiert bleiben darf ist der Versuch, die ausbleibenden Schneemassen in den Skigebieten unserer Alpen mittels künstlichem Schnee auszugleichen, denn die Schneekanonen drohen unsere Alpen zusätzlich auszutrocknen! Beispielsweise in den französischen Alpen sind die Folgen schon jetzt sichtbar- einige betroffene Flüsse führen in den Wintermonaten bereits bis zu 70 Prozent weniger Wasser als vor Einführung der Schneekanonen. Bereits bei der Beschneiung selbst verdunsteten bis zu 30 Prozent des Wassers. Nur ein Teil fällt als Schnee auf die Pisten. Um das Wasser aus den Reservoirs im Winter pumpen zu können, werden diese künstlich eisfrei gehalten, was große Mengen zusätzlich verdunsten lasse. Die Gletscherforscherin Astrid Lambrecht von der Universität Innsbruck erläuterte, verschärft werde die Situation, da auch die Gletscher langfristig als Wasserreservoirs in den Bergen spürbar schrumpften. Die Klimatologen und Hydrologen warnten unlängst in Wien vor aktuellen Plänen, die Fläche für die künstliche Beschneiung der Skigebiete der Alpen in den kommenden Jahren zu vervierfachen, um damit einem Schneemangel durch den Klimawandel zu begegnen. Hier im Anschluss noch drei bildhafte Beispiele für das Abschmelzen der Gletscher in unseren Alpen: Gletschername: Pasterze, Pasterzenzunge mit Großglockner (3798 m) Um 1900 Ende 2000 Gletschername: Hornkees und Waxeggkees, mit Berliner Hütte (2.057 m) Um 1905 Ende 2000 Gletschername: Gepatschferner , Kaunertal Tirol Um 1904 Ende 2000 FAZIT: Eher zufällig besuchte der Unterzeichner Anfang August 2007 das Kaunertal in Tirol (letztes Doppelbild oben). Bei dieser Gelegenheit wurde der Gepatschferner aktuell in Augenschein genommen. Das letzte hier gezeigte Bild ist ein Trauerzeugnis ohne Beispiel. In gerade 7 weiteren Sommerperioden im Vergleich zum Foto von Ende 2000 (oben) ist der Gletscher nochmals erheblich geschrumpft und großflächig von dunklem Geröll bedeckt. Die einzig verbliebenen, sauberen und weiß schimmernden Flächen bestehen aus hunderten von Quadratmetern großen weißen Planfolien, mit der das restlich verbliebene Eis abgedeckt wurde, um ein unwiederbringliches Verschwinden des mehrere tausend Jahre alten Eises zu verhindern (vgl. Foto links). Es war ein sonniger Augustsonntag, weshalb zahlreiche Besucher auf den Eisresten umherliefen. Bezeichnender Weise herrschte jedoch mit Nichten ausgelassene Urlaubsstimmung- viele Besucher machten einen sehr nachdenklichen, stillen Eindruck. Mit etwas Interpretation lässt sich auch Betroffenheit und Wut in manchen Augen ablesen. Einzig die mitgereisten Kinder tobten ausgelassen im Schnee bei strahlendem Sonneschein (was Ihnen selbstredend keiner verdenken kann). Um jedoch „beim Bild zu bleiben“ – jedem Erwachsenen der das Thema des Klimawandels einfach vom Tisch wischt ist (zumindest nach meiner persönlichen Überzeugung) maximal der gleiche Intellekt sowie Gemütszustand zu unterstellen- eben der eines kleinen Kindes. Andererseits ist der erhobene Zeigefinger keinesfalls angebracht. Gerade die soeben geschilderte Szenerie ist ebenfalls bestens geeignet, die Schizophrenie der Situation aufzuzeigen: Nicht zuletzt dieser Besuch hatte den Unterzeichner zum schreiben dieses Kommentars bewogen. Viele Gedanken wurden auf der Heimreise geordnet. Selbige traten wir in unserem vierradgetriebenen SUV an. Ein paar Kennzahlen dazu: 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht, 2 Personen + 1 Hund an Bord, angetrieben von einem hochgezüchteten V8 Motor deutscher Bauart, Leistungsabgabe jenseits der 250 PS Hemmschwelle- es muss ja komfortabel zugehen, wenn man in die Ferne reist (Selbstkritik tut Not). Und so haben WIR ALLE „unser Paket zu tragen“; unsere ganz eigene und persönliche Verantwortung an dem Dilemma. Bereits 1995 hat die Bundesregierung eine Verminderung speziell der CO² Emissionen um 25% (bezogen auf das Basisjahr 1990) bis 2005 als freiwillige Selbstverpflichtung zugesagt. Bereits bis 1999 konnten diese Emissionen um 15% reduziert werden (dazu haben vor allem der Strukturwandel sowie die Modernisierung der neuen Länder beigetragen). Das Gesamtziel wurde aus heutiger Sicht nur knapp verfehlt, wobei tatsächlich bemerkenswert ist, dass die Industrie die Gesamtemission von CO² um 31% gesenkt hatte, während die Privathaushalte lediglich für 6%, der Verkehr für 11% Verringerung verantwortlich zeichneten. Das stereotype Entschuldigungsargument „da sollen doch erst mal die Großen anfangen“ stimmt hier nicht! Es sind gerade auch wir Endverbraucher selbst, die die Geschicke unserer klimatischen Zukunft „in den Händen halten“. Bei der alltäglichen Reiz- und Informationsüberflutung ist es zugegebenermaßen schwer geworden, die wesentlichen Dinge und Herausforderungen aus dem allgegenwärtigem „Unrat der Bedeutungslosigkeiten“ auszufiltern. Jede Generation hatte sich besonderen, existenziellen Problemen zu stellen. Aus der Sicht eines knapp vierzigjährigen (dem Autor) waren dies bei unseren Großvätern die Wirren und der Wahnsinn des Ersten sowie Zweiten Weltkrieges. Die unserer Väter war der Wiederaufbau und die Sicherung einer der (aus heutiger Sicht) verlässlichsten Demokratien der Moderne. Unsere sowie die unserer Kinder wird es sein, einen Weg zu finden, den erreichten wirtschaftlichen sowie allgem. Lebensstandard zu erhalten, OHNE dabei wie bisher hemmungslos die begrenzten Ressourcen auszubeuten sowie zeitgleich weniger Energie im Allgemeinen und fossile Brennstoffe im Besonderen zu verwenden. Nutzen Sie Ihren nächsten Ansitz um in Ruhe über Ihre eigenen Möglichkeiten nach zu denken dieser, UNSERER Herausforderung entgegen zu treten! Mit einem herzlichen Waidmanns Heil Euer Pressereferent, Volker Loibl-Kähler ENDE [Quellennachweis: Bayerische Waldzustandsberichte 1986 bis einschließlich 2006 der LWF; Deutscher Wetterdienst Offenbach]