Sie machen sich dafür stark, dass Senioren auch wenn Sie im

Werbung
FAQs zum Thema bedingte Eignung für Senioren mit Führerscheinproblemen
Einige häufig gestellte Fragen und die wichtigsten Antworinhalte:
Sie machen sich dafür stark, dass Senioren - auch wenn Sie im Verkehr schon
wegen eingeschränkter Leistungsfähigkeit schwerwiegend aufgefallen sind - noch
eine zweite Chance haben sollten, statt den Führerschein ganz zu verlieren.
Ja das ist richtig, die meisten Seniorinnen und Senioren sind ohnehin sichere Fahrer,
aber auch denen, die schon einen Unfall hatten und die vielleicht nicht mehr so fit sind,
kann im Einzelfall durch Auflagen und Beschränkungen geholfen werden.
Bei Älteren, die schon negativ aufgefallen sind – durch einen kleinen Unfall zum Beispiel
–, steht die Frage im Raum: „Kann derjenige überhaupt noch fahren?“ Da ist die
bedingte Eignung ein Kompromiss.
Von welcher Altersgruppe sprechen Sie dabei?
Das ist individuell ganz unterschiedlich. Ich kenne Menschen, die mit Ende 80 ein
großes Fahrzeug souverän beherrschen, und es gibt solche, die Anfang 70 sind und das
nicht mehr können. Die Leistungsfähigkeit lässt unterschiedlich nach. Das hängt davon
ab, wie fit sich der Einzelne, beispielsweise durch Sport, noch hält.
Ein Autofahrer, der schon älter ist, aber bisher nicht aufgefallen ist, hat nichts zu
befürchten.
Ist es nicht so, dass Senioren seltener an Unfällen beteiligt sind, als besonders
junge Fahrer?
Das stimmt, allerdings steigt die Unfallhäufigkeit doch allmählich mit dem Alter wieder
an. Dennoch: Ältere sind vor allem an schweren Unfällen weniger beteiligt. Das Risiko
für die Verkehrssicherheit ist durch ältere Fahrer in der Regel deutlich geringer als durch
junge Fahrer bis 25.
Welche Auflagen und Beschränkungen könnten das denn sein?
Zum einen kann die Verkehrsbehörde beispielsweise einen bestimmten Radius rund um
den Wohnort festlegen. Hier fahren Senioren in der Regel sicher, weil sie sich
auskennen. Wer nachts schlecht sieht, kann die Auflage erhalten, nur noch bei
Tageslicht fahren zu dürfen. Und für denjenigen, für den die Geschwindigkeiten, die von
manchen Rasern auf der Autobahn gefahren werden, zu gefährlich sind, sollten im
eigenen Interesse und im Interesse der allgemeinen Verkehrssicherheit Fahrten auf der
Autobahn ausgeschlossen werden.
Brauchen wir für solche Lösungen, die dem Einzelnen, der Probleme hat, helfen
sollen, neue Gesetze?
Nein, solche Beschränkungen sind seit Jahrzehnten rechtlich möglich. Aber es wird zu
selten davon Gebrauch gemacht und in vielen Fällen wird der Führerschein ganz
entzogen, obwohl das gar nicht nötig wäre.
Wie wollen Sie das ändern?
In den kommenden drei Monaten werden wir an der Uni Köln 200 Senioren in der
eigenen Stadt und danach jeweils in einer fremden Stadt testen. Unsere Ergebnisse
sollen genau messbar machen, wie viel die Erfahrung am eigenen Wohnort für die
Verkehrssicherheit bringt. Aus den gewonnenen Daten erarbeiten wir einen Maßstab,
der Verkehrsgutachtern und den Behörden helfen soll, eine für den Einzelfall gerechte
Lösung zu finden, ohne die Betroffenen und die Allgemeinheit zu gefährden.
Gelten die Regeln automatisch ab einem bestimmten Alter?
Nein, auf keinen Fall! Es sind ja nicht alle, sagen wir 70- oder 80-Jährigen, gleich fit.
Aber irgendwann kann eben der Zeitpunkt kommen, an dem die Leistungsfähigkeit nicht
mehr reicht, um mit den Anforderungen des modernen Straßenverkehrs klarzukommen.
Wenn dann die Gefahr droht, dass der Führerschein ganz entzogen werden soll, kann
dann auf der Basis unserer Daten nach einem Kompromiss gesucht werden.
Was kann denn im Einzelfall getan werden, wenn die Leistungsfähigkeit schon
deutlich nachgelassen hat?
In solchen Fällen kann ich dann als Leiter der Obergutachtenstelle NRW der
Verkehrsbehörde entsprechende Vorschläge machen, unter welchen Auflagen die
Fahrerlaubnis doch noch belassen werden kann.
Ich erinnere mich beispielsweise an den Fall einer Studienrätin aus Heidelberg, die
schon fast neunzig Jahre alt war. Sie hatte den Führerschein wegen eines Unfalls
entzogen bekommen und hatte schon mehrere negative Gutachten. Ich habe sie
untersucht und bin zu dem Schluss gekommen: Sie kann im Nahbereich gerade noch
fahren. Es ging nur um das Befahren einer Straße. Aber das Befahren dieser Straße war
für sie existenziell wichtig. Sie wohnte hoch am Berg und musste häufig wegen des
Einkaufens und wegen Arztbesuchen von ihrem Wohnhaus ins Tal fahren. Die Ärzte und
die Geschäfte konnte sie über diese eine Straße selbständig erreichen. Mit dem Verkehr
auf dieser Straße konnte sie auch noch zu recht kommen. Es war mühsam, diese
Regelung bei der Verkehrsbehörde durchzusetzen, aber dieser älteren Dame konnte auf
diese Weise doch soweit wie möglich geholfen werden.
Von solchen Regelungen hat auch die Gesellschaft etwas, denn Ältere können auf diese
Weise länger alleine ihren Alltag bewältigen.
Herunterladen