Makroökonomie

Werbung
Makroökonomie
20. April 2009
Inhaltsverzeichnis
1 Informationen
3
2 Makroökonomische Konsequenzen der Finanzkrise
2.1 Ursachen der Krise . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.2 Bilanzen der Banken . . . . . . . . . . . . . . . .
2.3 Ablauf einer Finanzkrise . . . . . . . . . . . . . .
2.4 Interbankenmarkt in Folge der Krise . . . . . . .
2.5 Reaktion der Politik . . . . . . . . . . . . . . . .
2.6 Rettungspaket der deutschen Regierung . . . . .
2.7 Auswirkungen auf die Realwirtschaft . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
3
3
4
5
5
5
6
7
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
3 Kapitel 1: Makroökonomische Probleme und Theorien
3.1 Zentrale Fragen der Makroökonomie . . . . . . . . .
3.1.1 Abgrenzung zur Mikroökonomie . . . . . . . .
3.1.2 Wichtige Eckdaten . . . . . . . . . . . . . .
3.2 Ökonomische Modelle und Theorien . . . . . . . . .
3.3 Empirische Beobachtungen und Makroökonomie . . .
3.3.1 Reales versus nominales BIP . . . . . . . . .
3.3.2 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
7
7
7
8
10
11
13
15
4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
4.1 Das Bruttoinlandsprodukt in der langen Frist . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.1.1 Optimierung der Unternehmen: Produktion und Produktionsverfahren
4.1.2 Gesamtwirtschaftliche Nachfrage: Konsum und Investitionen . . . . .
4.1.3 Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.2 Wachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.2.1 Das Wachstum von Haushaltseinkommen . . . . . . . . . . . . . . . .
4.2.2 Das Solow-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.2.3 Endogene Wachstumstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
17
17
17
20
23
24
25
27
33
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
Makroökonomie – Inhaltsverzeichnis
4.3
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
34
34
36
36
37
41
42
5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
5.1 Was ist Konjunktur? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.2 Gesamtwirtschaftliche Nachfrage I: Das IS-LM Modell . . . . . .
5.2.1 Der Gütermarkt und die IS-Kurve . . . . . . . . . . . . .
5.2.2 Der Geldmarkt und die LM-Kurve . . . . . . . . . . . . .
5.2.3 Das kurzfristige Gleichgewicht . . . . . . . . . . . . . .
5.2.4 Kurze vs. lange Frist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.2.5 Eine lineare Version des IS-LM-Modells . . . . . . . . . .
5.2.6 IS-LM-Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.3 Gesamtwirtschaftliche Nachfrage II: Effekte der Wirtschaftspolitik
5.3.1 Erhöhung der Staatsausgaben . . . . . . . . . . . . . . .
5.3.2 Erhöhung der Geldmenge . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.3.3 Die Gesamtnachfragekurve aus dem IS-LM-Modells . . .
5.3.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.4 Gesamtwirtschaftliches Angebot und die Rolle der Erwartungen .
5.4.1 Das Modell der Lohnstarrheit . . . . . . . . . . . . . . .
5.4.2 Das Modell unvollkommener Information . . . . . . . . .
5.4.3 Das Preisstarrheiten Modell . . . . . . . . . . . . . . . .
5.4.4 Die Philipps-Kurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
44
44
45
46
48
49
49
49
50
51
52
52
53
54
55
56
57
57
59
4.4
Arbeitslosigkeit . . . . . . . . . . . . . .
4.3.1 Gründe für Arbeitslosigkeit . . .
4.3.2 Arbeitsplatzsuche und friktionelle
4.3.3 Reallohnstarrheit und strukturelle
Geld und Inflation . . . . . . . . . . . .
4.4.1 Empirische Nachweise . . . . . .
4.4.2 Inflation . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . .
. . . . . . . . .
Arbeitslosigkeit
Arbeitslosigkeit
. . . . . . . . .
. . . . . . . . .
. . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
6 Zusammenfassung Kapitel 2 und 3
7 Kapitel 4: Mikroökonomische Grundlagen der
7.1 Konsum . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.2 Investitionen . . . . . . . . . . . . . . . . .
7.3 Geklärte und offene Fragen . . . . . . . . .
61
makroökonomischen Theorie
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
63
63
68
71
2
Makroökonomie – 1 Informationen
1 Informationen
Unterlagen in Ilias, Passwort: Makro0809
Bücher:
• Mankiw: Makroökonomik
• John: Arbeitsbuch Makroökonomik
2 Makroökonomische Konsequenzen der Finanzkrise
Literatur:
MBER-Gorton
2.1 Ursachen der Krise
Mikroökonomische:
• Vergabe von „Subprime“ Immobilienkrediten (=unsicher) durch US-amerikanische Banken wegen Hoffnung auf steigende Immobilienpreise
• Kredite wurden verbrieft („securitized“) und an Pensionsfonds und andere Marktteilnehmer verkauft: Ziel der Risikostreuung
• Probleme:
hoher Grad an Intransparenz (auch wegen Weiterkauf)
hohe Korrelation von Risiken
Risikoeinschätzung beruht auf Ratings (auch Anreizprobleme)
hoher Anteil kurzfristiger Verbindlichkeiten auf der Passivseite der Bankbilanzen
• Entwicklung der „Subprime“ Immobilienkredite:
von 200 Milliarden 2001 auf 600 Milliarden 2005
Makroökonomische:
• Zinsanstieg seit Sommer 2004: erhöhte Kosten der Kreditnehmer bei variabler Verzinsung (<=>
Hoffnung auf steigende Immobilienpreise)
• seit 2006: Verlangsamung des Preisanstiegs bei Immobilien, seit 2007 Rückgang des Immobilienpreises („Bubble“)
• hohe Wertverluste und Abschreibungen der Banken
3
Makroökonomie – 2 Makroökonomische Konsequenzen der Finanzkrise
• Probleme der Refinanzierung der kurzfristigen Verbindlichkeiten
• Reaktion der Banken:
– Versuch der Erhöhung des Eigenkapitals
– Verkauf der Aktiva führte zu großen Wertverlusten (fire sales); Bewertung der Aktiva
schwierig vorzunehmen
• Negative Rückkopplungseffekte
• Stillstand des Interbankenmarktes
Regulierung
• zu viel oder zu wenig? → hängt vom Bereich ab
• mögliche Fehlanreize durch Basel II (Regulierung wieviel EK vorgehalten werden muss für Risikoaktiva)?
• zu geringe Berücksichtigung von Liquidität und Fristentransformation?
• unzureichende Berücksichtigung systemischer Risiken?
• Beteiligung von Akteuren auf den Finanzmärkten die kaum reguliert waren
• aber: „any command and control regime of regulation creates incentives for getting around the
rules, i.e. for regulatory arbitrage“ (Kashyap, Rajan, Stein)
2.2 Bilanzen der Banken
• Fristentransformation:
kurzfristige Einlagen finanzieren Kredite
• Solvenz:
positives Eigenkapital
• Liquidität:
kurzfristige Verbindlichkeiten gedeckt durch kurzfristige Forderungen
• in Krisensituationen schwer trennbar
Reserven bei der Zentralbank: steigen in Krisensituationen, da dort sicherer als bei anderen Banken
Aktuell bei Hypo Real Estate: kurzfristige Refinanzierung über Interbankenmarkt stehen zu vielen
langfristigen Forderungen gegenüber
4
Makroökonomie – 2 Makroökonomische Konsequenzen der Finanzkrise
Tabelle 1: Bankbilanzen
Aktiva
Immobilienkredite (langfristig)
Investitionskredite (langfristig)
Reserven bei der Zentralbank (wenig)
Passiva
Einlagen von Nichtbanken (kurzfristig)
Einlagen von Banken (kurzfristig)
Eigenkapital
2.3 Ablauf einer Finanzkrise
Deterioration in
Increase in
Stock Market Decline
Banks Balance sheets
Interest Rates
↓
↓
↓
Adverse Selection and Moral Hazard problems worsen (Informationsprobleme)
↓
Economic Activity declines
↓
Bank Panic
↓
Adverse Selection and Moral Hazard problems worsen (Informationsprobleme)
↓
Economic Activity declines
↓
Unanticipated decline in price level
↓
Adverse Selection and Moral Hazard problems worsen (Informationsprobleme)
↓
Economic Activity declines
Increase in
Uncertainty
↓
2.4 Interbankenmarkt in Folge der Krise
• Extremer Anstieg der Zinssätze auf Grund von Vertrauensverlust
• Fehlende Arbitrage
• Stop der Kreditvergabe
2.5 Reaktion der Politik
Geldpolitik
• Zentralbank setzt den Zinssatz, zu dem sie Geld an die Banken ausleihen
5
Makroökonomie – 2 Makroökonomische Konsequenzen der Finanzkrise
• → Banken hinterlegen für diese Refinanzierung bei der Zentralbank Sicherheiten (lender of last
resort)
• Zuschießen kurzfristiger Liquidität zur Wiederherstellung der Funktionsweise des Interbankenmarktes → keine unmittelbare Konsequenzen für die Inflation
• Senkung der Leitzinssätze: koordinierte Zinssenkung 88.10.) → kann Auswirkungen auf die Inflation haben (Faustregel M(Geldvolumen)*V(Zinssatz)=P(Preis)*Y(Produkt) → möglich wenn
allgemeine tendenz zur Rezension
• Änderung der Konditionen für Teilnahme an der Refinanzierung durch die Zentralbank (Marktteilnehmer erweitert, Sicherheiten geringer nötig)
Fiskalpolitik
• Garantien für Bankeinlagen: Privatkunden? Firmenkunden und Banken?
• Kauf notleidender Aktiva der Banken: welcher Preis? Preisfindung über Auktionen?
• Beteiligung an Banken/Rekapitalisierung: zu welchen Bedingungen? für wie lange?
• Problem der Stabilität der Staatsfinanzen
• → kurz- und langfristige Lösungsansätze müssen getrennt werden
• Änderung der Bilanzierungsrichtlinien
• Internationale Koordination
• Zielkonflikte:
„Too big to fail“
2.6 Rettungspaket der deutschen Regierung
• „Finanzmarktstabilisierungsfonds“
• Übernahme von Risikopositionen aus dem Finanzsektor (Erwerb vor dem 13.10.)
• Auflagen bei der Vergütung von Vorständen und Aufsichtsräten
• Garantien auch für den Geldhandel zwischen Banken (Interbankenmarkt) in Höhe von 400 Mrd.
e bis 31.12.2009
• Ausfallwahrscheinlichkeit 5%: Kreditaufnahme 20 Mrd. e
• Übernahme von Anteilen an Banken in Höhe von max. 80 Mrd. e
• Neuverschuldung in Höhe von 100 Mrd. e (10-fache Nettokreditaufnahme für 2009): Nebenhaushalt
6
Makroökonomie – 3 Kapitel 1: Makroökonomische Probleme und Theorien
2.7 Auswirkungen auf die Realwirtschaft
• Output: Y=C+I+G+X-M
• Privater Verbrauch (C): Vermögensverlust → geringerer Konsum
• Investitionen (I): Geringere Kreditvergabe der Banken → negative Auswirkungen auf die Investitionen
• Staatlicher Verbrauch (G): Belastung des Budgets durch Rekapitalisierung der Banken (kurzfristig), längerfristig positive Effekte der Stabilisierung
• Außenbeitrag (X-M): positive Effekte der Euro-Abwertung?
3 Kapitel 1: Makroökonomische Probleme und Theorien
Literatur:
Mankiw, Kapitel 1 und 2
Felderer/Homburg, Kapitel 1
3.1 Zentrale Fragen der Makroökonomie
3.1.1 Abgrenzung zur Mikroökonomie
Mikroökonomie:man lernt für das spätere Aggregat
• Analyse der Entscheidungen einzelner Haushalte (Kaufentscheidungen, Sparen, Arbeitsangebot)
• Analyse der Entscheidungen einzelner Unternehmen (Produktionsplan, Angebot von Gütern,
Nachfrage nach Arbeitskräften)
• Analyse des Geschehens auf einzelnen Märkten (Preisbestimmung, Festlegung der Menge, Gleichgewicht oder Ungleichgewicht)
→ Diese Konzepte macht man sich nun in der Makroökonomie zu nutze Makroökonomie:
• Betrachtung von Aggregaten, zusammengefassten Größen (die meisten Individuen beeinflussen
Aggregat nicht, rechnet sich heraus, aber einige Große können Aggregat beeinflussen)
• Analyse von Angebot, Nachfrage, Gleichgewicht/Ungleichgewicht auf verschiedenen Märkten
• gedankliche Zusammenfassung vieler aggregierter Märkte
Welche Märkte werden betrachtet?
• Gütermarkt (mit einem homogenen Gut)
7
Makroökonomie – 3 Kapitel 1: Makroökonomische Probleme und Theorien
• Geldmarkt: Geldnachfrage M D (i(-),Y(+)) als privater Sektor und Geldangebot M S exogen von
Notenbank
• Arbeitsmarkt
• Finanzmarkt (Ersparnisse privater Haushalte treffen auf Investitionsentscheidungen der Unternehmen)
Endziel: Verknüpfung aller wichtigen Märkte und simultane, gleichzeitige Analyse ihrer Interdependenzen: interdependente Betrachtung
Interdependenz: Geschehen auf den einzelnen Märkten hängen zusammen und können nicht isoliert
betrachtet werden: allgemeines Gleichgewichtsmodell
Welche Fragen sind von Interesse?
• Welche Faktoren bestimmen den Lebensstandard eines Landes?
• Welcher Zusammenhang besteht zwischen Nachfrage und Produktion? Kann die Nachfrage die
Produktion bestimmen?
• Wie wirkt eine Ausweitung der Geldmenge auf den Gütermarkt oder den Arbeitsmarkt?
• Bestehen Unterschiede zwischen der kurzen und der langen Frist? (Geht um Preisanpassung:
kurzfristig geringe, langfristig existent → kurzfristig lohnt sich höhere Geldemission der ZB)
• Wie kann das gesamtwirtschaftliche Wachstum erhöht werden?
• Wie wird die Produktion verwandt (Konsum, Sparen, Investieren)?
• (Welchen Einfluss auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung haben außenwirtschaftliche Einflüsse (Außenhandel, Kapitalströme)?)
• Wie kann Arbeitslosigkeit erklärt werden?
• Welche Rolle spielt die Wirtschaftspolitik?
3.1.2 Wichtige Eckdaten
Wachstum: Änderung des realen BIP in % per annum
• Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und den USA ist z.T. recht parallel verlaufen.
• Es gab drei rezessive Phasen, d.h. Phasen mit negativem Wachstum: Anfang und Ende der 70er
und Anfang der 90er Jahre
• Im Schnitt hat das wirtschaftliche Wachstum in den letzten 30-40 Jahren bei 2-3% gelegen
(dies ist die Regel bei entwickelten Volkswirtschaften).
8
Makroökonomie – 3 Kapitel 1: Makroökonomische Probleme und Theorien
• Schwankungen sind in den letzten 20 Jahren stark zurück gegangen (geringere Standardabweichung).
• Grafik siehe Anlage Nr.1
Beschäftigung und Arbeitslosenquote:
Arbeitslose
Arbeitslosenquote ALQ= Arbeitslose+Beschf
tigte =
Arbeitslose
Erwerbspersonenpotential
• Die Arbeitslosenquoten haben in Europa in den vergangenen vier Jahrzehnten tendenziell zugenommen
• Sie liegen in Europa deutlich oberhalb derer für die USA
• Grafik siehe Anlage Nr.2
Inflation: Änderung der Verbraucherpreise in% per annum
• In allen drei Regionen ist die Inflation in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen
• Zuletzt lag die Inflation im Schnitt bei rund 2% pro Jahr
• Die 70er Jahre waren von einer besonders hohen Inflation geprägt
• Grafik siehe Anlage Nr.3
Außenwirtschaftliches Gleichgewicht: Leistungsbilanz: Exporte-Importe in % des BIP
• Die Leistungsbilanz misst die Differenz zwischen Warenimporten und -exporten eines Landes
• Sie ist das Spiegelbild der Kapitalimporte und -exporte eines Landes
• Deutschland hatte in den 70er und 80er Jahren nahezu durchweg einen Außenhandelsüberschuss
• Der negative Saldo Anfang der 90er Jahre ist durch die deutsche Wiedervereinigung zu erklären,
die zu einer Zunahme der Kapitalimporte geführt hat
• Der negative Außenhandelssaldo der USA seit Ende der 70er Jahre war entsprechend mit einem
Import an Kapital aus dem Ausland verbunden
• Das hohe Leistungsbilanzdefizit der USA korrespondiert mit einem Leistungsbilanzüberschuss
Asiens („global imbalances“)
• Grafik siehe Anlage Nr.4+5
9
Makroökonomie – 3 Kapitel 1: Makroökonomische Probleme und Theorien
3.2 Ökonomische Modelle und Theorien
• Wie können zentrale Fragen der Makroökonomie und empirische Beobachtungen verbunden
werden?
• Entwicklung von theoretischen Modellen: Konzentration auf zentrale Zusammenhänge zwischen
Variablen
Die wichtigsten makroökonomischen Theorien unterscheiden sich bezüglich:
• ihres Haupterklärungsziels
• dem Grad ihrer mikroökonomischen Fundierung
• den Annahmen bezüglich der Räumung von Märkten → Gültigkeit des Sayschen Theorems
• den Annahmen bezüglich der Friktionen und Unvollkommenheiten von Märkten
Saysches Theorem (Jean Baptiste Say, 1767-1832):
„Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage“ = Markträumung
Aufbau theoretischer Modelle und empirische Überprüfung:
Schaubild siehe Anlage Nr.6
• Exogene Variablen: werden außerhalb des Modells bestimmt und stellen den Input des Modells
dar, sie ermöglichen Aussagen über kausale Zusammenhänge=Bedingung
• Endogene Variablen: werden innerhalb des Modells bestimmt und stellen den Output des Modells
dar
Eigenschaften eines guten Modells:
• Konzentration auf die wichtigsten Variablen
• Empirische Relevanz
Ein Beispiel: der Brotmarkt
Nachfrage:
Qd = D(P, Y )mit
∂Qd
∂Qd
< 0,
>0
∂P
∂Y
(1)
Qd = nachgefragte Menge
P=Brotpreis
Y=Einkommen
Angebot:
QS = D(P, PM )mit
∂QS
∂QS
> 0,
<0
∂P
∂PM
(2)
10
Makroökonomie – 3 Kapitel 1: Makroökonomische Probleme und Theorien
Marktgleichgewicht:
QS = QD
(3)
Partial- versus Totalanalyse
Werden alle Märkte oder nur Teilmärkte betrachtet?
Partialanalytische Betrachtung des Brotmarktes:
Einkommen und Preise für Mehl und andere Inputs werden als exogen angenommen d.h. ihr Preismechanismus läuft über anderen Markt
→ Nachfragekurve: Qd = D(P, Y )
→ Angebotskurve: QS = S(P, Pm )
Reaktion von Preis und Menge auf eine Erhöhung der Nachfrage:
Die Nachfragekurve verschiebt sich parallel nach oben und damit steigen Preis und Menge
Grafik siehe Anlage Nr.7
Beispiel: Nachfragekurve
Schätzung der Gleichung.
Qd = α + β ∗ P + γ ∗ Y + (4)
α=konstanter Term=Teil der Nachfrage, die weder von den Preisen noch vom Einkommen abhängt
(sollte immer vorhanden sein)
β=Reaktion der Nachfrage auf die Preise (erwartetes Vorzeichen: -)
γ=Reaktion der Nachfrage auf das Einkommen /erwartetes Vorzeicheb: +)
=Störterm=Messfehler („white noise“=keine systematischen Fehler)
→ Aufgaben der empirischen Wirtschaftsforshcung
(a) Test theoretischer Modelle
(b) Numerische Spezifizierung funktionaler Zusammenhänge, z.B.
Qd = D(P, Y ) = 60 − 10P + 2Y
(5)
3.3 Empirische Beobachtungen und Makroökonomie
Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR) zeigt:
• die Einnahmen und Ausgaben einer Volkswirtschaft („Buchhaltung Deutschlands“)
• den Konsum und die Ersparnis einer Volkswirtschaft
• die Bedeutung außenwirtschaftlicher Verflechtungen
• die Entstehung des BIP nach Sektoren
11
Makroökonomie – 3 Kapitel 1: Makroökonomische Probleme und Theorien
Makroökonomik und Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung existieren erst seit den 30er Jahren, als zum
ersten Mal formlae makroökonomische Theorien formuliert werden (Keynes General Theory, 1936)
→ Bedürfnis der Erfassung makroökonomischer Daten
Strom- versus Bestandsgrößen
Betrachtungsperspektiven des BIPs
Tabelle 2: Strom- versus Bestandsgrößen
Stromgröße
Bestandsgröße
Dimension
Menge pro
Zeiteinheit
Menge
Messung
Zeitintervall
Zeitpunkt
Beispiele
Einkommen einer Person /
Ausgaben einer Person
Vermögen einer Person /
umlaufende Geldmenge
Entstehungsrechnung:
Welchen Anteil haben die einzelnen Wirtschaftsbereiche an der Erzeugung der Güter einer Wirtschaft?
= Produktionsanteil am Output Y
Verwendungsrechnung:
In welche Verwendung fließen die in einer Volkswirtschaft hergestellten Güter?
= Konsum am Output Y
Verteilungsrechnung:
Wie verteilt sich das im Zuge der Produktion entstandene Einkommen auf die an der Produktion
beteiligten Wirtschaftseinheiten?
= wie hoch ist die Lohnquote?
Formale Darstellung des BIP
Ziel: alle innerhalb einer Volkswirtschaft produzierten Güter und Dienstleistungen zu erfassen
Y =C +I +G+X −M =
n
X
p i xi
(6)
i=1
Y=gesamtwirtschaftliche Produktion
C=privater Konsum
G=staatlicher Konsum (und Investitionen)
I=Investitionen
X=Exporte (=Kapitalimport)
M=Importe (=Kapitalexport)
n=Zahl der Güter
p=Preis
x=Menge
Zusammensetzung des deutschen BIP (%, 2005 Prognose)
Grafik siehe Anlage Nr.8
bei geschlossener VW entspricht Ersparnis der Haushalte den Investitionen
12
Makroökonomie – 3 Kapitel 1: Makroökonomische Probleme und Theorien
Was misst das BIP nicht?
• Gesundheit
• Qualität der Ausbildung
• Qualität der Umwelt
• unentgeltliche Dienstleistungen (Hausarbeit etc.)
→ Das BIP misst die gesamte Lebensqualität nur unvollständig
→ Das BIP misst nur Transaktionen, die über den Markt abgewickelt werden
aber: hohe Korrelation mit relevanten Kennzahlen der Lebensqualität (passt zu „Happiness-Forschung“)
Grafik siehe Anlage Nr. 9
3.3.1 Reales versus nominales BIP
Nominales (Brutto)Sozialprodukt
=Marktwert aller für den Endverbrauch bestimmten Waren und Dienstleistungen, die in einem Land
in einem bestimmten Zeitabschnitt hergestellt werden
das bedeutet:
• nominale Größe (vorsichtig bei Unterschied Absolutgröße-Relativgröße)
• Stromgröße
• nur Transaktionen, die über den Markt werden erfasst
• Zwischenprodukte werden nicht erfasst
• es werden auch Dienstleistungen erfasst (Haarschnitt, Kinoticket etc.)
• es gilt ein Regionalprinzip:
– Bruttoinlandsprodukt = Produktion innerhalb eines Landes
– Bruttosozialprodukt = Produktion aller Inländer
Formale Berechnung des (nominalen) Sozialprodukts
xi = produzierte Mengen der Güter i=1,2..n
pi = zugehörige Preise
→ Sozialprodukt Y=
n
X
p i xi
i=1
13
Makroökonomie – 3 Kapitel 1: Makroökonomische Probleme und Theorien
Dimension von Y:
P1 ∗ x1 + P2 ∗ x2 + ... =
e
e
∗ pf el +
∗ Birnen + ... = e
pf el
Birnen
(7)
Problem: Das nominale Sozialprodukt steigt sowohl wenn die Produktion zunimmt als auch wenn die
Preise steigen (Inflation).
→ Trennung zwischen Preisanstieg und realer Zunahme ist nötig
Formaler Zusammenhang zwischen realem und nominalem Sozialprodukt
Yn =Yr ∗p
Y n =nominales Sozialprodukt
Y r =reales Sozialprodukt (Güterproduktion)
p=Preisindex
Wachstumsraten:
n
= Ytn (1 + wyn )
Yt+1
(8)
r
Yt+1
+ wyr )
(9)
Pt+1 = Pt (1 + wp )
(10)
=
Ytr (1
(11)
wyr =Wachstum der Güterproduktion
wp =Wachstum der Preise (Inflation)
wyr ∗ wp =veränderte Preise für Realwert der Produktion ≈ 0
Reales Sozialprodukt
Ytr =
Ytn
Pt
(12)
und damit
n
r
Ytn = Ytr ∗ Pt ; Yt+1
= Yt+1
∗ Pt+1
(13)
Einsetzen der Wachstumsraten:
Ytn (1 + wyn ) = Ytr (1 + wyr ) ∗ Pt (1 + wp )
(14)
1 + wyn = (1 + wyr )(1 + wp )
(15)
wyn = wyr + wp + wyr ∗ wp
(16)
Als Approximation lässt sich also schreiben:
wyn = wyr + wp
(17)
14
Makroökonomie – 3 Kapitel 1: Makroökonomische Probleme und Theorien
d.h. Wachstum des nominalen BIP setzt sich zusammen aus:
• Zunahme der realen Güterproduktion
• Inflation
Wachstumsraten des deutschen Bruttoinlandsprodukts
Grafik siehe Anlage Nr.10
Preisindex des Inlandsprodukts:
indirekte Berechnung der Preisänderung aus Änderung des nominalen Inlandspodukts und Änderung
der Produktion
→ BIP-Deflator (spätere Standardgröße) 6= Verbraucherpreisindex (andere Güter in diesem Korb)
= nominales BIP/reales BIP*100
=durchschnittliche Änderung des Preisniveaus einer Volkswirtschaft
3.3.2 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
Grundelemente:
Haushalte: Gruppen von zusammenlebenden Personen, die in Bezug auf ihre Einkommensvermehrung
zusammen wirtschaften.
Unternehmen: Wirtschaftssubjekte, die vorwiegend Sachgüter und Dienstleistungen produzieren
→ zwischen diesen Sektoren fließen Ströme von Gütern und Faktorleistungen, denen monetäre Ströme
gegenüberstehen
Produktionsfaktoren:
• Arbeit (qualifiziert, unqualifiziert)
• Kapital (Sachkapital, Humankapital)
• Land / Boden
Leistungen:
• Arbeitsleistung
• Kapitalnutzung
• Bodennutzung
Entgelte:
• Löhne
• Zinsen
15
Makroökonomie – 3 Kapitel 1: Makroökonomische Probleme und Theorien
• Gewinne
• Pacht
Berechnungsarten in der VGR:
Entstehungsrechnung:(Grafik siehe Anlage Nr.12)
Produktionswert
-Vorleistungen
=Bruttowertschöpfung (unbereinigt)
-unterstellte Bankgebühr
=Bruttowertschöpfung (bereinigt)
+Gütesteuern
-Gütersubventionen =BIP
Verwendungsrechnung:
Private Konsumausgaben
+Konsumausgaben des Staates
+Ausrüstungsinvestitionen
+Bauinvestitionen
+Sonstige Anlagen
+Vorratsänderungen
+Exporte von Waren und Dienstleistungen
-Importe von Waren und Dienstleistungen =BIP
BIP
+Saldo der Primäreinkommen mit der übrigen Welt
=Bruttonationaleinkommen
-Abschreibungen
=Nettonationaleinkommen
Verteilungsrechnung:
Nettonationaleinkommen (Primäreinkommen)
-Produktions- und Importabgaben des Staates
+Subventionen vom Staat
=Volkseinkommen
-Arbeitnehmerentgelt (L*W)
=Unternehmens- und Vermögenseinkommen (K*R)
Wichtige Begriffe
Bruttoinlandsprodukt= Produktion aller Waren und Dienstleistungen → Inlandskonzept
Bruttonationaleinkommen= zuzüglich Faktorleistungen aus dem Ausland → Inländerkonzept
Volkseinkommen= Summe aller Erwerbs- und Vermögenseinkommen
Verfügbares Einkommen(immer oberhalb der Lohnquote)=Volkseinkommen+Nettozahlungen an den
Staat:
• Konsum
16
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
• Ersparnis
→ Sparen ist Residualgröße:
Einkommen-Konsum-geleistete Transfers=Sparen
Grafik siehe Anlage Nr.11
4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
Literatur zu Kapitel II:
Mankiw, Kapitel 3,4,6,7,8,18
4.1 Das Bruttoinlandsprodukt in der langen Frist
Merkmale der langen Frist
• Preise passen sich an (fleixble Preise) (↔ kurze Frist: langsame Gleichgewichtsanpassung)
• Konjunkturelle Schwankungen (Booms, Rezessionen) können vernachlässig werden
• Wirtschaftswachstum kann untersucht werden
Zentrale Fragen:
• Was bestimmt die Produktion einer Volkswirtschaft?
• Was bestimmt die Höhe des Einkommens einer Volkswirtschaft?
• Wie wird das Einkommen auf die Produktionsfaktoren?
• Wie hoch sind die Anteile von Konsum und Investitionen an der Gesamtnachfrage?
• Wie wird sichergestellt, dass Nachfrage und Angebot übereinstimmen?
4.1.1 Optimierung der Unternehmen: Produktion und Produktionsverfahren
(1) Produktionsfaktoren = Inputs, die für die Produktion benötigt werden:
• Arbeit = Einsatz an Arbeitszeit L=L
• Kapital = produzierte Produktionsmittel, die bei der Gütererzeugung eingesetzt werden (Maschinen, Computer etc.) K=K
• (hier: Annahme, dass der Einsatz an Arbeit und Kapital exogen ist)
17
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
Weitere Produktionsfaktoren:
• Land
• Rohstoffe
• Humankapital
(2) Produktionsfunktion = funktionaler Zusammenhang zwischen Inputs und Outputs:
Wie viel lässt sich mit der gegebenen Menge an Produktionsfaktoren erzeugen?
Y=F(K,L)
Konstante Skalenerträge
Verdoppelung des Einsatzes an Produktionsfaktoren verdoppelt den Output:
zY=F(zK,zL)
Abnehmende Skalenerträge
Verdoppelung des Einsatzes an Produktionsfaktoren erhöht den Output unterproportional
→ Produktionskosten steigen mit zunehmender Größe des Unternehmens bzw. des Landes
Zunehmende Skalenerträge
Verdoppelung des Einsatzes an Produktionsfaktoren erhöht den Output überproportional (bis zu bestimmter Betriebsgröße möglich)
→ Produktionskosten sinken mit zunehmender Größe des Unternehmens bzw. des Landes
Beispiel: Cobb-Douglas-Produktionsfuktion
Y = F (K, L) = A ∗ K α L1−α
(18)
mit A als Technologieparameter (= totale Faktorproduktivität)
mit 0<α<1 = konstant
Eigenschaften der Cobb-Douglas-Produktionsfunktion
(a) α gibt die Einkommensanteile der Produktionsfaktoren an (siehe Verteilungsrechnung VGR)
(b) Technischer Fortschritt erhöht die Grenzprodukte proportional (bezieht sich auf beide Faktoren)
(c) Konstante Skalenerträge (constant returns to scale)
F
(d) Grenzproduktivität ( ∂F
∂L ) und Durchschnittsproduktivität ( L ) sind proportional
Anmerkung:
der heutige technische Fortschritt begünstigt Hochqualifizierte
Früher war dies jedoch auch schon („The raise between technology and education“)
Zur Produktionsfunktion:
Grafik siehe Anlage Nr.12
Das Grenzprodukt der Arbeit
Grafik siehe Anlage Nr.13
18
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
(a) α misst die Einkommensanteile der Produktionsfaktoren:
Anteil des Kapitaleinkommens = Grenzproduktivität des Kapitals x Kapitaleinsatz
α*Y=MPK (Zinssatz) x K
(MPK=Marginal product of capital)
Anteil des Arbeitseinkommens = Grenzproduktivität der Arbeit x Arbeitseinsatz
(1-α)*Y=MPL (Lohnsatz) x L (Außenhandel mit Einfluss darauf?)
(MPL=Marginal product of labour)
Wie wird das Einkommen auf Kapital und Arbeit verteilt?
Grafik siehe Anlage Nr.14
Berechnung der Grenzprodukte von Arbeit und Kapital:
MPK =
∂F (K, L)
= A ∗ α ∗ K α−1 L1−α
∂K
→ M P K ∗ K = A ∗ α ∗ K α−1 ∗ L1−α = α ∗ Y
(19)
(20)
=Anteil Kapitaleinkommen
MPL =
∂F (K, L)
= A ∗ K α ∗ (1 − α) ∗ L−α
∂L
→ M P L ∗ L = A ∗ K α ∗ L ∗ (1 − α) ∗ L−α = (1 − α) ∗ Y
(21)
(22)
=Anteil Arbeitseinkommen
Empirie:
• α relativ konstant über Zeit
• Außenhandel spielt Rolle bei α
• Gewerkschaftliches System und politisches System spielt Rolle bei α
(b)Technischer Fortschritt erhöht die Grenzprodukte proportional
∂M P K
∂[AαK α−1 L1−α ]
=
= αK α−1 L1−α
∂A
∂A
∂M P L
∂[A ∗ K α (1 − α)L−α ]
=
= K α (1 − α)L−α
∂A
∂A
(23)
(24)
Verhältnis der Änderungsraten:
∂M P K ∂M P L
α
L
/
= [α ∗ K α−1 L1−α ]/[K α (1 − α)L−α ] =
∗
∂A
∂A
1−α K
α
K=
∗L
1−α
(25)
(26)
19
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
(c) Konstante Skalenerträge
F (zK, zL) = A(zK)α (zL)1−α = Az α K α z 1−α L1−α = zAK alpha L1−α = zF (K, L)
(d) Grenzproduktivität und Durchschnittsproduktivität sind proportional
M P K = AαK α−1 L1−α = α
Y
K
Y
L
mit Y/L, Y/K=Durchschnittsproduktivität von Arbeit und Kapital
M P L = AK α (1 − α)L−α = (1 − α)
(27)
(28)
4.1.2 Gesamtwirtschaftliche Nachfrage: Konsum und Investitionen
Nachfrage nach Arbeit und Kapital durch die Unternehmen
Gewinne eines Unternehmens
Gewinn=Erlös-Arbeitskosten-Kapitalkosten
Π=pF(K,L)-wL-rK
mit:
• Π = Gewinn
• p = Outputpreis
• Y = Outputmenge
• w = Löhne
• r = Zinssatz
• L = Arbeitseinsatz
• K = Kapitaleinsatz
Gewinnmaximierung:
Unternehmen wählt optimalen Einsatz von Kapital und Arbeit bei gegebenen Preisen für Input und
Output.
Bedingungen erster Ordnung:
∂Π
= p ∗ M P L − w = 0 → Ld
∂L
∂Π
= p ∗ M P K − r = 0 → Kd
∂K
(29)
(30)
∂F
mit ∂F
∂L = M P L und ∂K = M P K
→ Nachfrage nach Arbeit (Ld ) und Kapital (K d )
20
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
Umformung der Bedingungen erster Ordnung ergibt:
p*MPL=w
ü*MPK=r (Nominale Größen)
→ Im Gewinnmaximum entspricht das Wertgrenzprodukt der Arbeit dem Nominallohn bzw. das Wertgrenzprodukt des Kapitals dem Nominalzins.
und:
MPL= wp
MPK= pr (Reale Größen)
→ Im Gewinnmaximum entspricht das Grenzprodukt der Arbeit dem Reallohn bzw. das Grenzprodukt
des Kapitals dem Realzins.
Reallohn=Entlohnung der Arbeit, gemessen in Gütereinheiten
Die Entlohnung eines Produktionsfaktors
Grafik siehe Anlage Nr.15
Höhe des Gewinns der Unternehmen:
Nominaler Gewinn: Π = pY − wL − rK
Realer Gewinn: Πp = Y − wp L − pr K
Einsetzen der Bedingung erster Ordnung:
Π
p = Y − M P L ∗ L − M P K ∗ K bzw.
Y = Πp + M P L ∗ L + M P K ∗ K
Produktion=realer Unternehmensgewinn+reale Entlohnung des Faktors Arbeit+reale Entlohnung des
Faktors Kapital
Bei konstanten Skalenerträgen zY=F(zK,zL):
∂F
∂F
∂F
=
+
= M P K + M P L(betrachtetanderStellez = 1)
∂z
∂K
∂L
(31)
Eulersches Theorem (adding-up Theorem)=
Bei konstanten Skalenerträgen und vollständigem Wettbewerb ist der Unternehmergewinn gleich null;
das Wertgrenzprodukt ist gleich dem Faktorpreis.
Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen
Die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen (Y) ist nicht exogen gegeben, sondern hängt ab von
(verfügbarem) Einkommen und Zinsen.
1. Konsum und die Konsumfunktion
C = Caut + C(Y − T )
(32)
C=Konsum der privaten Haushalte
Caut =autonomer Konsum (Achsenabschnitt)
Y=Einkommen der privaten Haushalte aus Arbeit und Kapital
T=Steuern
Y-T=verfügbares Einkommen
21
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
Budgetbeschränkung der privaten Haushalte:
Verfügbares Einkommen = Konsum + Ersparnis
Y-T=C+S
Marginale Konsumneigung (marginal propensity to consume):
Um wie viel nimmt der Konsum bei einer Erhöhung des Einkommens um eine Einheit zu?
dC
C 0 = dY
dC
mit 0 < dY
<1
→ Die absolute Zunahme des KOnsums fällt geringer aus, als die Zunahme des Einkommens.
Durchschnittliche Konsumneigung:
c=C/Y
Angebot Y s =Nachfrage Y p (C+I+G) (GG)
Die Konsumfunktion:
Grafik siehe Anlage Nr.16
Investitionen und die Investitionsfunktion Wie vorher hergeleitet aus der Gewinnoptimierung der
Unternehmen ergibt sich die Nachfrage nach Kapital aus der Bedingung erster Ordnung:
∂Π
= p ∗ MPK − r = 0
∂K
r kann hier sowohl den nominalen als auch den realen Zins bezeichnen.
(33)
Im Fall der Cobb-Douglas-Produktionsfunktion:
p ∗ α ∗ A ∗ K α−1 ∗ L1−α − r = 0
(34)
r
1
p pα ∗ A ∗ L1−α
(35)
K α−1 =
1
r
1
K=( ∗
) α−1
1−α
p α∗A∗L
(36)
so dass:
2−α
1
∂K
1
1
=
[
] α−1 ∗ r α−1 < 0
1−α
∂r
α−1 α∗p∗A∗L
(37)
da 0<α<1 (Kettenregel angewendet)
→ Nachfrage nach Kapital (und damit die Investitionen) sinkt mit zunehmendem Zinssatz.
Abhängigkeit zwischen r und I(r): Anlage Nr.17:
Es gilt: Kapital=Bestandsgröße; Investitionen=Stromgröße
Struktur der Investitionen in Deutschland
Nach Sektor: Anlage Nr.18
Nach Art der Investition: Anlage Nr.19
22
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
4.1.3 Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht
Gleichgewicht am Gütermakrt:
1. Gesamtwirtschaftliche Nachfrage (aggregated demand):
Y=C+I+G Gesamtnachfrage
C=C(Y-T) Konsum (C ist Funktion von Y-T)
I=I(r) Investitionen (neg. Funktion des Zinssatzes)
G=G Staatsausgaben
T=T Steuern
→ Y=C(Y − T )+I(r)+G
Im Gegensatz zu privatem Konsum und Investitionen werden die Staatsausgaben (G) und Steuern (T)
typischerweise als konstant und exogen betrachtet:
G=G T=T
2. Gesamtwirtschaftliches Angebot (aggregated supply):
Y=F(K, L) = Y
→ da der Output fix ist, gibt es keinen Wachstum, d.h. auch die Produktionsfaktoren sind konstant
→ das Angebot an Gütern entspricht der Nachfrage nach Gütern des privaten Sektors (Haushalte und
Unternehmen) und des staatlichen Sektors
3. Gleichgewicht am Gütermarkt
Der Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage erfolgt durch den Zinssatz, denn staatliche Aktivitäten
sind (annahmegemäß) politisch festgelegt und die Produktion ist (bei gegebenen Produktionsfaktoren)
ebenfalls exogen. (Diese Annahme der exogenen Produktionsfaktoren wird später gelockert)
Gleichgewicht am Kapitalmarkt:
Wie übernimmt der Zinssatz seine Schlüsselrolle, um den Gütermarkt auszugleichen?
Zins ist der relevante Preis als Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage
Verwendungsgleichung des Einkommens:
Y-C-G=I
In geschlossenen Volkswirtschaften (berücksichtigt Austausch mit Ausland nicht) gilt I=S und damit:
Y-C-G=S
bzw. Investitionen=Summe aus privater und staatlicher Ersparnis
(Y-T-C)+(T-G)=I
Einsetzen in die Verwendungsgleichung ergibt:
Y-C(Y-T)-G=I(r)
Und damit ist S = I(r)
Das Gleichgewicht am Kapitalmarkt ergibt sich bei S=I und ist abhängig vom Zins
Sparen, Investitionen und Zinssatz
Die Frage ob das Sparen steigt wenn der Zinssatz steigt hängt von den jeweiligen Funktionen und
damit verbunden von Substitiutions- und Einkommenseffekten ab
Ausgangssituation: Anlage Nr. 20
23
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
Rückgang des Sparens
Ein exogener Schock (Kreditkrise) ist verantwortlich für die Verschiebung der Sparkurve.
Dadurch das Banken weniger Kredite vergeben und die Absatzchancen sinken würde sich eigentlich
auch die I-Funktion nach unten verschieben. Im statischen Fall steigt nur der Zins
Anlage Nr.21
Zunahme der gewünschten Investitionen
Mit steigenden Investitionen steigt auch der Realzins.
Anlage Nr. 22
Eine Zunahme der gewünschten Investitionen bei zinsabhängigem Sparen
Hier ist die Sparkurve zinsabhängig dargestellt. Sie hängt ab davon wie zinselastisch Sparen ist oder
iwe mengenabhängig das Investitionsvolumen
Anlage Nr.23
Die Identifizierung der Investitionsfunktion
A. Stellt dar wie man die Investitionsfunktion analytisch ermitteln kann C. Hier ist es nicht einfach
den Zusammenhang zwischen S und r zubekommen? Man muss ein Ereignis finden, dass nur I oder
S betrift. Dann ist die Regression möglich über nur einen der Faktoren ansonsten nur gemischtes
Ergebnis Anlage Nr. 24
4.2 Wachstum
Theoretischer Rahmen
Bislang: konstanter Faktoreinsatz: wieviel Output kann mit den gegebenen Produktionsfaktoren produziert werden?
Jetzt: Faktoreinsatz verändert sich (Bevölkerungswachstum, Investitionen)
Ziel: Analyse der Zunahme des BIP und des Einkommens eines Landes
BIP pro Kopf und Wirtschaftswachstum im internationalen Vergleich
• erhebliche Unterschiede im Pro-Kopf-Einkommen (GDP per capita)
• erhebliche Unterschiede in den Wachstumraten (Frage nach dem Warum)
• Anlage Wachstumsraten Nr. 25
• relative Rangfolge der Länder ändert sich über die Zeit (Frage Aufholen oder nicht)
• durchschnittliche reale Wachstumsrate: 2% pro Jahr: Verdoppelung des durchschnittlichen Einkommens alle 35 Jahre
• Die „total factor productivity“ wird über die USA als Technologieführer bestimmt
24
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
4.2.1 Das Wachstum von Haushaltseinkommen
(Jeff Sachs: ReducingGlobal Poverty)
Numerisches Beispiel : Afrikanischer Bauernhaushalt
• Arbeit: 2 Eltern, 2 Töchter, 2 Söhne: L=6
• Land: 2 Hektar
• Output: 2 Tonnen Mais pro Hektar → Y(real)=4
• Preis (P) pro Tonne Mais: $150 → Y(nominal)=$600 (addiert zu BIP)(nominal=real*Preis)
• Einkommen pro Einwohner (Y/L): $100
• Konsum (C): $600
Wie kann das Haushaltseinkommen erhöht werden?
(1) Sparen:
• Reduzierung des Konsums auf 3 Tonnen Mais
• Verkauf der Tonne Mais auf dem Markt für $150
• Investition in $150 in Vieh (K=$150)
• → Kapitalstock und Haushaltsproduktivität steigen
(2) Handel:
• Das Land eignet sich besser um Kaffeebohnen anzubauen, also Anbau von Kaffee statt Mais,
der auf dem Markt für $800 verkauft werden kann
• Mais wird auf dem Markt gekauft
• Sparquote weiter 0
• → Einkommen und Konsum steigen um $200
(3) Technologie:
• Verbesserung des Bodens durch Technologie z.B. Dünger und daher höherer Ertrag (höheres
A)
• 3 statt 2 Tonnen Mais pro Hektar
• pro Kopf Einkommen steigt auf $150
(4) Ressourcen-Boom:
25
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
• Abwanderung in eine Gegend mit mehr Platz oder besserem Boden
Wie können wir in Absinken im Pro-Kopf-Einkommen erklären?
(1) Mangelndes Sparen (Sparquote 25%):
• Der Haushalt konsumiert sein gesamtes Einkommen und hat kein Geld um einen Pflug zu kaufen
• Die Ernte fällt daraufhin auf unter 4 Tonnen
• → Sparen per se ermöglicht nicht Wirtschaftswachstum
(2) Kein Handel:
• Die Infrastruktur um die Ernte auf den Markt zu bringen fehlt
• Handelsbarrieren
(3) Technologie wird vernichtet:
• Ältere Generationen sterben an HIV/AIDS. Humankapital und technologisches Wissen gehen
verloren: A=0 in t=0
(4) Verlust natürlicher Ressourcen
• Abtragung fruchtbaren Bodens, Umweltzerstörungen
(5) Negativer Produktivitätsschock (Naturkatastrophe)
(6) Bevölkerungswachstum:
• Das Land muss auf zwei Söhne aufgeteilt werden, die nun ihrerseits eine Familie gründen
• Ohne ein Produktivitätswachstum fällt das Pro-Kopf-Einkommen auf $600/12=$50
Das Geheimnis des Wirtschaftswachstums=The miracle of economic grwoth
(Elhanan Helpman, Harvard)
Kapital Akkumulierung (höheres K)
• Akkumulierung von physischem wie Humankapital ist wichtig
• Aber das erklärt nur einen Teil der Unterschiede im Pro Kopf Einkommen und Wirtschaftswachstum zwischen Ländern
• Technologische wie institutionelle Faktoren beeinflussen die Rate der Kapitalakkumulierung und
sind daher fundamentaler Natur
Totale Faktorproduktivität(höheres A)
26
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
• Schlüssel für Wirtschaftswachstum
• Forschung und Entwicklung
• Learning-by-doing
• Externalitäten
• Zunehmende Erträge
Interdependenzen sind wichtig
• Wachstumsraten zwischen Ländern sind miteinander korreliert
• Institutionen sind entscheidend
4.2.2 Das Solow-Modell
Annahmen:
• Konstante Skalenerträge (constant returns to scale) = größere Länder wachsen nicht automatisch schneller
• Geschlossene Volkswirtschaft (closed economy)
• Exogener technischer Fortschritt (exogenous technical progress) = kann kritisiert werden
Hauptergebnisse
• Kann nicht langfristig höhere Wachstumsraten im Vergleich zwischen Ländern erklären
• Eine Erhöhung der Sparquote führt zu einer Erhöhung der Produktion und des Wachstums
• → Diese Erhöhung des Wachstums ist jedoch nur vorübergehend und findet solange statt, bis
die Volkswirtschaft ihr neues Gleichgewicht (steady state) erreicht hat
• → Nach Erreichen des neuen steady state ist das Niveau des Einkommens gestiegen
• Die Goldene Regel (Optimierungsregel) gibt an, wie der maximale steady state Konsum erreicht
werden kann
• Kapitalakkumulation allein kann Wachstum nicht erklären
• Technischer Fortschritt ist die einzige Quelle für dauerhaftes Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens
• Technischer Fortschritt wird als exogen angenommen
27
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
1. Güterangebot und Güternachfrage
Produktionsfunktion Y=F(K,L) mit konstanten Skalenerträgen zY=F(zK,zL)
→ Alle Größen können relativ zum Arbeitseinsatz ausgedrückt werden:
Skalierungsfaktor z = L1 → YL = F ( K
L , 1) ⇔ y = F (k, 1) = f (k)
(kleine Buchstaben heißen ausgedrückt in Pro-Kopf-Einheiten (durch L) so dass Größenunterschiede
der Länder relativiert werden)
• Die Produktion pro Kopf (das Pro-Kopf-Einkommen) ist eine Funktion des Kapitalstocks pro
Kopf
• Die Größe der Volkswirtschaft hat keinen Einfluss auf das Pro-Kopf-Einkommen (Grund: konstante Skalenerträge)
Grenzproduktivität des Kapitals=Steigung der Produktionsfunktion:
(a) MPK=f(k+1)-f(k)
(b) ∂f∂k(k) =f’(k)>0
(a) und (b) stehen hier als unterschiedliche Schreibweisen für das Gleiche
2. Güternachfrage und Konsumfunktion
y=c+i
Pro-Kopf-Einkommen=Konsum und Investition (jeweils pro Kopf) (wobei i hier die Pro-Kopf-Investitionen,
nicht den Zinssatz)
c=(1-s)*y mit Sparquote 0<s<1 (hier exogen)
Einsetzen ergibt:
y=(1-s)*y+i (Die Sparquote s bestimmt wie Produktion sich auf Konsum und Investitionen aufteilt)
i=s*y
S=Geldsumme; s=Prozentzahl, Sparquote
→ Die Produktionsfunktion bestimmt die Höhe der Produktion
→ Die Sparquote bestimmt die Aufteilung der Produktion auf Konsum und Investitionen
3. Wachstum des Kapitalstocks und der steady state Investitionen → Zunahme des Kapitalstocks
Abschreibungen → Abnahme des Kapitalstocks
→ Das Verhältnis von Investitionen und Abschreibungen bestimmen die Änderung des Kapitalstocks.
Im steady state sind sie gleich.
Einsetzen der Produktionsfunktion y=F(k,1)=f(k) in die Sparfunktion:
i=sf(k)
→ Pro-Kopf Investitionen als Funktion der Kapitalintensität
Änderung des Kapitalstocks:
Aus obigen Feststellungen ergibt sich mit δ=Abschreibungsrate:
∆ k=i-δ k → ∆ k=sf(k)-δ k
Der Pro-Kopf-Output wird von s*f(k), also der Investitionskurve in die Pro-Kopf-Investitionen und
den Pro-Kopf-Konsum geteilt (Anlage Nr.26)
28
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
Grafisch ergibt sich der steady-state als der Schnittpunkt der Investitionskurve und der linearen Abschreibungsgerade (Anlage Nr.27)
Eine Zunahme der Sparquote ergibt eine Verschiebung der Investitionsquote nach oben, es stellt sich
ein neuer steady-state ein mit einem höheren Kapitalstock (Anlage Nr.28)
4. Stationäres Niveau des Kapitalstocks (steady state):
Wie festgestellt ist:
Höhe der Abschreibungen δk=Höhe der Neuinvestitionen sf(k)
im steady-state ist also:
• der Kapitalstock konstant
• entspricht die Ersparnis den Abschreibungen
Der steady-state entspricht dem langfristigen Gleichgewicht einer Volkswirtschaft (k*): langfristig
konvergiert die Volkswirtschaft zu einem Gleichgewicht, da:
sf(k)>δ k:∆ k>0: man ist links vom steady-state
sf(k)<δ k:∆ k<0: man ist rechts vom steady-state
Erparnis und Wachstum
Eine Erhöhung der Sparquote führt zu einer Ausweitung der Produktion:
∂y
∂f (k)
=
= f 0 (k) > 0
(38)
∂k
∂k
Wichtig: Es kommt nur vorübergehend zu einer Erhöhung des Wachstums. Nach Erreichen des neuen
steady-state befindet sich die Volkswirtschaft auf einem höheren Niveau des Einkommens.
’The Golden Rule’: Niveau des Kapitalstocks
Bei welchem Niveau des Kapitalstocks wird der Konsum maximiert?
Konsum=Output-Investitionen (=Ersparnis): c=y-i
im steady-state: i=δ*k*
Einsetzen ergibt den maximalen Konsum im steady state:
c*=f(k*)-δ k*
Optimaler Konsum: maximiere diese Gleichung in Bezug auf k* (bzw. s* als exogene Größe, die dann
k bedingt):
∂c∗
0
0
∂k∗ = f (k∗) − δ = 0 ↔ f (k∗) = δ
Goldene Regel: Wenn die Grenzproduktivität des Kapitals der Rate der Abscheibung entspricht, kann
der maximale Konsum erreicht werden
Wie kann die Goldene Regel erklärt werden?, d.h. wo gilt sie nicht?
f’(k*)>δ, d.h. eine Einheit zusätzliches k ist höher als die Abschreibung, die Ausweitung der Produktion übersteigt also die Abschreibungsrate → Konsum steigt
f’(k*)<δ, d.h. die Ausweitung der Produktion ist niedriger als die Rate der Abschreibung → Konsum
fällt
Da aber im Optimum eine kleine Änderung des Kapitalstocks den Konsum unverändert lässt, kann
29
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
nur gelten:
f’(k*)=δ
Der maximale Konsum im steady state sieht man in Anlage Nr.29.
Sparquote und goldene Regel: zu obigem Konsum muss man die zuständige Sparfunktion zu finden,
die auf genau demselben Niveau die Abschreibungsfunktion schneidet wie der Konsum auf der Outputfunktion liegt. Das ergibt k**, d.h. den optimalen Kapitalstock zum optimalen Konsum im steady
state (Anlage Nr.30)
Verminderung der Sparquote bei einem Kapitalstock, der anfänglich höher ist, als es der Goldene
Regel entsprechen würde
Der Kapitalstock ist also zu hoch, weshalb die Sparquote gesenkt wird. Der Konsum steigt und geht
dann zurück, ∆ c ist positiv. Die Investitionen sinken, genau wie der Kapitalstock und Output.
Der Konsum muss insgesamt steigen, da wir uns außerhalb des steady states befunden haben.
Dies hier ist leichter umzusetzen als eine Erhöhung der Sparquote (Anlage Nr.31)
Erhöhung der Sparquote bei einem Kapitalstock, der anfänglich geringer ist, als der Goldenen Regel
entsprechen würde
Der Kapitalstock ist also zu niedrig, weshalb die Sparquote erhöht wird. Der Konsum sinkt erst und
steigt dann, ∆ c ist positiv. Die Investitionen steigen, genau wie der Kapitalstock und Output.
Der Konsum muss insgesamt steigen, da wir uns außerhalb des steady states befunden haben.
Dies hier ist schwerer umzusetzen als eine Verminderung der Sparquote (Anlage Nr.32)
Das Solow-Modell mit Bevölkerungswachstum
• Kapitalakkumulation allein kann dauerhaftes Wachstum nicht erklären, denn die Wirtschaft
wächst nur, bis sie ein höheres steady-state Einkommen erreicht hat.
• Wie ändert sich die Analyse, wenn Bevölkerungswachstum zugelassen wird?
Es wird definiert:
Lt = (1 + n)Lt−1
n=Wachstumsrate der Bevölkerung
k= K
L =Pro-Kopf Kapitalstock (Kapitalitensität)
y= YL =Pro-Kopf-Produktion
→ Eine steigende Bevölkerungszahl lässt die Kapitalintensität k sinken:
(totales Differential, k wird erst nach K und dann nach L abgeleitet)
∂k
1 ∂K
K ∂L
= ∗
− 2∗
∂t
L ∂t
L
∂t
Grund: Pro Kopf ist weniger Kapital verfügbar.
Es wird definiert:
∂K
= I − δK
∂t
(39)
(40)
30
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
∂L
/L = n
∂t
Eingesetzt ergibt:
1
∂k
∂t = L (I − δK − K ∗ n)
(41)
Ausgedrückt in Pro-Kopf Größen ergibt sich für die Änderungsrate des Kapitalstocks:
dk
dt = ∆k = i − (δ + n)k = sf (k) − (δ + n)k
→ Der Kapitalstock pro Kopf sinkt mit zunehmendem Bevölkerungswachstum
Bei welchem Investitionsvolumen ist der Kapitalstock pro Kopf konstant?
Das Break-even Investitionsvolumen im steady state ist gleich der Abschreibung+Bevölkerungsänderung:
i=(δ+n)k
(=Investitionsvolumen, das den Kapitalstock pro Kopf konstant hält)
Für den Konsum ergibt sich:
c*=f(k*)-(n+δ)k*=y-i
δc∗
0
δk∗ = f (k∗) − (n + δ) = 0
Daraus ergibt sich die modifizierte Goldene Regel
f’(k*)=n+δ
• Eine höhere Grenzproduktivität des Kapitals ist erforderlich um einen maximalen Konsum zu
erzielen
• Bei abnehmender Grenzproduktivität des Kapitals ist der optimale Kapitalstock geringer als
im Fall ohne Bevölkerungswachstum (da wir nicht nur die Abschreibung durch Neuinvestitionen ersetzen müssen damit Kapitalstock konstant bleibt im steady state, sondern auch das
Bevölkerungswachstum ausgleichen müssen)
Bevölkerungswachstum im Solow-Modell siehe Anlage Nr.33
Eine Erhöhung der Bevölkerungswachstumsrate reduziert den steady-state Kapitalstock (Anlage Nr.34)
Technischer Fortschritt im Solow-Modell (technical progress)
Modifizierte Produktionsfunktion:
Y=F(K,LxE)
wobei:
E=Arbeitseffizienz
LxE=in Effizienzeinheiten gemessener Arbeitseinsatz, d.h. wie viel schafft ein Arbeiter mit einer Produktivität E ausgedrückt in Arbeitern
Wachstumsrate der Arbeitseffizienz ist g = ∆
E:
Et = (1 + g)Et−1
Entwicklung der Kapitalintensität analog zum Modell mit Bevölkerungswachstum:
K
Kapitalintensität
k = ExL
∆k = sf (k) − (δ + n + g)k Änderung der Kapitalintensität
Eine konstante Kapitalintensität erfordert Investitionen in Höhe von:
31
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
• δ k um das verschlissene (abgeschriebene) Kapital zu ersetzen
• n*k um die wachsende Bevölkerung mit Kapital auszustatten
• g*k um die effektiveren Arbeitskräfte mit Kapital auszustatten
• → gesamte Änderung des Kapitalstocks=(δ+n+g)k
Steady-state Wachstumsraten im Solow-Modell mit technologischem Fortschritt:
Tabelle 3: technologischer Fortschritt
Variable
Kapital je
Effizienzeinheit
Output je
Effizienzeinheit
Output je
Beschäftigtem
Gesamter Output
Symbol
K
k = LxE
Wachstumsrate
0
Y
y= LxE
= f (k)
0
Y
L
g
= yxE
Y=yxLxE
n+g
• Im steady state ist der Kapitalstock pro Effizienzeinheit definitionsgemäß konstant, d.h. es kann,
gemessen in Effizienzeinheiten, kein Wachstum geben
• betrachtet man den Output in Pro-Kopf-Einheiten ohne E dann wächst die Volkswirtschaft mit
g
• Technischer Fortschritt ist die einzige Quelle für dauerhaftes Wavhstum des Pro-Kopf-Einkommens.
Aber: technischer Fortschritt wird als exogen angenommen und nicht erklärt in diesem Modell!!!
Die modifizierte Goldene Regel:
f’(k*)=n+g+δ
Die break-even Investitionen ergeben sich wieder dúrch die Goldene Regel (Anlage Nr.35)
Zusammenfassung des Solow-Modells
• Langfristig bestimmt die Sparquote die Größe des Kapitalstocks und die Höhe der Produktion
einer Volkswirtschaft
• Die Erhöhung der Sparquote führt zu einem Anstieg von Kapitalstock und Produktion bis zum
Erreichen des neuen steady state
• Eine Erhöhung der Sparquote kann kein dauerhaftes Wirtschaftswachstum generieren
• Der Kapitalstock bei dem der Konsum optimiert wird wird als Golden-Rule Niveau des Kapitalstocks bezeichnet
32
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
• Je höher die Rate des Bevölkerungswachstums desto geringer ist das Niveau des Pro-KopfEinkommens
• → Das Solow-Modell bietet keinen Mechanismus, der dauerhaftes Wirtschaftswachstum erklären
kann, da technischer Fortschritt als Quelle von Wirtschaftswachstum als exogen angenommen
wird
• → Modelle mit endogenem Wachstum leistet dies
Kochrezept
1. Produktion y=f(k) mit f’(k)>0, f”(k)<0
2. Konsum c=(1-s)y ↔ i=s*y (in geschlossener VW)
3. steady-state ∆ k=i-δ k=0 ↔ sy-δ k=0 ↔ i=δ k
4. Goldene Regel: Bestimmung des optimalen steady state, d.h. bei welchem Kapitalstock wird der
Konsum maximiert:
c*=f(k*)-δ k*
∂c∗
0
∂k∗ = f (k∗) = δ=optimaler Kapitalstock
5. Bevölkerungswachstum Lt = (1 + n)Lt−1 → f 0 (k) = δ + n
6. Produktivitätswachstum: f’(k)=δ+n+g
4.2.3 Endogene Wachstumstheorie
(nach David Romer)
Annahmen:
• Endogener technischer Fortschritt
• keine sinkenden Grenzerträge des Kapitals
• neue Interpretation des Kapitalstocks: physisches Kapital und Humankapital
Modifizierte Produktionsfunktion:
Y=AK
A=Konstante, die angibt, wieviel Output mit jeder Einheit Kapital erzeugt werden kann
L=1 (Annahme)
Grenzerträge des Kapitals:
∂Y
=A>0
∂K
positive Grenzproduktivität
∂Y 2
=0
∂2K
(42)
(43)
33
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
keine abnehmende Grenzproduktivität
Änderung des Kapitalstocks: ∆ K=sY-δ K
Wachstumsrate des Outputs:
∆Y
∆K
sY − δK
Y
=
=
= s − δ = sA − δ
(44)
Y
K
K
K
→ dauerhaftes Wirtschaftswachstum wenn sA>δ
→ der zusätzliche Output, der mit einer Einheit Ersparnis produziert werden kann, muss größer sein
als die Abschreibungsrate
Sparen und Investieren - im Gegensatz zum Solow Modell - zu dauerhaftem Wachstum
führen.
4.3 Arbeitslosigkeit
Formen der Arbeitslosigkeit:
1. Saisonale: bedingt durch jahreszeitliche Schwankungen in bestimmten Branchen (hier Anpassung möglich)
2. Friktionale: Arbeitslosigkeit oder Sucharbeitslosigkeit: Arbeitskräfte benötigen Zeit, um Arbeitsplatz zu finden
3. Strukturelle: Arbeitslosigkeit: sektoraler Wandel (Verschwinden alter Industrien, entstehung neuer Industrien, regionale Ungleichgewichte, unterschiedlich für verschiedene Industrien)
4. Konjunkturelle: Arbeitslosigkeit: verursacht durch Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen
Aktivität
→ 1-3 sind mikroökonomisch verursacht, haben mit makroökonomischer, konjunktureller Entwicklung
wenig zu tun
Arbeitslosenquote:
ALQ=Arbeitslose/Arbeitslose+Beschäftigte=Arbeitslose/Erwerbspersonenpotential=U/L
Erwerbspersonen: = Anzahl der Beschäftigten+Anzahl der Arbeitslosen = L= E+U
4.3.1 Gründe für Arbeitslosigkeit
Gibt es eine natürliche Arbeitslosigkeit, d.h. eine Arbeitslosenquote, die ohne Friktionen auf den
Arbeitsmärkten entstehen würde? (NAIRU=Non-Accelerating inflation rate of unemployment)
Annahme
34
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
• Zahl der Erwerbspersonen ist fest vorgegeben
• keine versteckte Arbeitslosigkeit
• Inflation konstant (d.h. keine konjunkturellen Effekte)
• kein Lohndruck vom Arbeitsamt (d.h. keine strukturellen Effekte)
• → bei natürlicher AL nur industrielle Faktoren
• → natürliche AL nicht beobachtbar, empirische Schätzung durch Philips-Kurve
• → man verliert Arbeitsplatz auf Mikroebene (Management; z.B. Probleme mit dem Chef), nicht
strukturell oder konjunkturell, dadurch 80% abgedeckt
s=separation=Beendigung von Beschäftigungsverhältnissen pro Periode
f=finding=Beginn von Beschäftigungsverhältnissen pro Periode
U=Unemployment (Arbeitslose)
E=Employment (Beschäftigte) L=Erwerbspersonen
Steady-state auf dem Arbeitsmarkt
=Arbeitslosenquote konstant
→ Anteil der Entlassungen und Einstellungen stehen in einem festen Verhältnis:
f*U=s*E
Der Wechsel zwischen Beschäftigung und Arbeitslosigkeit
siehe Anlage Nr.
Auflösen nach der steady-state Arbeitslosenquote
1. Schritt: Einsetzen der Definition von E:
f*U=s*(L-U)
2. Schritt: Division durch L:
f*U/L=s*(1-U/L)
3. Schritt: Auflösen nach U/L:
U/L=s/s+f
→ Die Arbeitslosenquote wird durch die Quote der neu geschlossenen und aufgehobenen Beschäftigungsverhältnisse bestimmt.
Numerisches Beispiel:
1% der Beschäftigten verliert im Schnitt im Monat seinen Arbeitsplatz
→ Durchschnittliches Beschäftigungsverhältnis dauert 100 Monate (8Jahre)
20% der Arbeitslosen finden jeden Monat einen neuen Arbeitsplatz
→ Durchschnittliche Länge der Arbeitslosigkeit beträgt etwa 5 Monate
U/L=0,01/0,01+0,2=0,0476
=natürliche Arbeitslosenquote
35
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
• Arbeitslosigkeit wird allein durch die natürlichen Fluktuationen am Arbeitsmarkt bestimmt
• Arbeitslosigkeit ist ein kurzfristiges Phänomen, da nicht jeder Arbeitslose sofort einen neuen
Arbeitsplatz findet, wohl aber im Laufe der Zeit
→ Auf Grund von Entlassungen und Einstellungen entsteht natürliche Arbeitslosigkeit, die keinen
Lohndruck hervorruft
4.3.2 Arbeitsplatzsuche und friktionelle Arbeitslosigkeit
Arbeitnehmer brauchen eine gewisse Zeit, bis sie einen neuen Arbeitsplatz gefunden haben.
Gründe für Aufhebung von Arbeitsverträgen:
• Strukturelle (allgemeine Verschiebung der Nachfrage, technologischer Wandel)=makroökonomisch
• Management = mikroökonomisch
Suchdauer hängt ab von:
• Präferenzen
• Informationskosten
• Räumliche Mobilität
• Wirtschaftspolitische Anreize (Ausgestaltung der Arbeitslosenversicherung etc.)
4.3.3 Reallohnstarrheit und strukturelle Arbeitslosigkeit
Lohnstarrheit:
Löhne passen sich nicht ausreichend an um einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage auf dem
Arbeitsmarkt herzustellen
→ Abkopplung der Löhne von der Produktivität
Gründe:
• Mindestlohngesetzgebung: rechtliche Regelungen verhindern, dass der Lohn unter einen bestimmten Stellenwert fällt (sicherung des Existenzminimums)
• Gewerkschaften und Tarifverhandlungen: Gewerkschaften haben ein Interesse daran, die Gehälter
ihrer Mitglieder zu sichern. Dies kann in einem Widerspruch zu den Interessen der Arbeitslosen
stehen
• Effizienzlöhne: höhere Löhne steigern die Motivation und damit die Produktivität. aber auch:
höhere Löhne verringern die Bereitschaft zum Arbeitsplatzwechsel
36
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
Schaubild dazu Anlage Nr.
4.4 Geld und Inflation
• Wie wird Geld in Umlauf gebracht bzw. geschaffen?
• Welche Rolle spielen hierbei die Zentralbank und die Geschäftsbanken?
• Welche Formen von Geld werden unterschieden?
• Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Geldangebot und den Preisen?
• Was bestimmt die Nachfrage nach Geld?
• Kann die Emission von Geld dazu genutzt werden die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu stimulieren - und damit die Arbeitslosigkeit zu senken? (vor allem kurzfristige Wirkung, langfristig
risikoreich)
Geldangebot: Definitionen der EZB
M0: Bargeld der Nichtbanken
M1: M0+Sichtguthaben der Nichtbanken (Girokonto)
M2: M1+Spareinlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist
M3: M2+Geldmarktpapiere, Bankschuldverschreibungen, die genauso liquide sind wie Termin- und
Spareinlagen
Monetäre Basis: Bargeldumlauf der Nichtbanken+Reserven der Banken bei der Zentralbank (=von
der EZB direkt kontrollierbare Größen)
→ momentan sehr hohe Quote bei Notenbank, wegen Sorge der Banken
→ Interbankenmarkt läuft nur schwach
Geldangebot und die Rolle des Bankensektors
Geldangebot=Bargeld+Sichteinlagen: M=C+D
Geldschöpfung des Bankensektors:
Banken können Geld nicht selbst in Umlauf bringen, sondern brauchen Einlagen von Kunden
Fall 1: Bankensystem mit 100prozentiger Reservehaltung
Alle Einlagen werden als Reserven gehalten
Tabelle 4: Bilanz Bank A
Aktiva
Reserven 1000
Passiva
Einlagen 1000
Das Banksystem beteiligt sich nicht an der Geldschöpfung
Fall 2: Bankensystem mit anteiliger Reservehaltung
Annahme: Mindestreservesatz beträgt 20%
37
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
Tabelle 5: Bilanz Bank A
Aktiva
Reserven 200
Kredite 800
Passiva
Einlagen 1000
Tabelle 6: Bilanz Bank B
Aktiva
Reserven 160
Kredite 640
Passiva
Einlagen 800
(=Kredite der Bank A an ihre Kunden)
Tabelle 7: Bilanz Bank C
Aktiva
Reserven 128
Kredite 512
Passiva
Einlagen 640
(=Kredite der Bank B an ihre Kunden)
Fazit:
• Nur ein Teil der Einlagen wird als Reserve gehalten
• Das Bankensystem beteiligt sich an der Geldschöpfung (aber kein liquides Geld, das macht
Notenbank)
• Banken können Geld schaffen, da sie nur einen Teil ihrer Einlagen als Reserven halten → Bank
A hat 800 Euro geschaffen
• Kredite der Bank A werden Einlagen bei der Bank B
• Jede Bank schafft Geld in Höhe von (1-r) ihrer Einlagen (wobei r=Reserven)
Geldschöpfungsmultiplikator:
• Wie stark weitet sich die gesamte Geldmenge (M) aus, wenn die Geldbasis (B) um eine Einheit
erhöht wird?
• Zusätzlich wird die Bargeldhaltung der privaten Haushalte berücksichtigt.
(1) Geldangebot=Bargeld+Sichteinlagen: M=C+D
(2) Geldbasis=Bargeld+Reserven (der Geschäftsbanken bei Notenbank): B=C+R
M=Geldmenge
B=monetäre Basis
C=Bargeld
R=Reserven
38
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
r=Reserve/Einlage-Verhältnis (zwischen 0 und 1)
c=Bargeld/Einlagen-Verhältnis
(1)/(2) → (3) M/B=C+D/C+R
*Division von Zähler und Nenner durch D:
M/B=C/D+1//C/D+R/D
*Einsetzen der oben definierten Quotienten:
M/B=c+1/c+r
*Auflösen nach M:
M=c+1/c+r*B (>1 da Zähler wegen 1>r größer als Nenner)
M=m*B
→ Eine Ausweitung der Basisgeldmenge B um einen Euro führt zu einer Ausweitung der Geldmenge
M um m Euro.
Eine Erhöhung der Bargeldquote oder der Reservequote senkt dem Geldmultiplikator:
∂m
r−1
c + r − (1 + c)
=
<0
=
2
∂c
(c + r)
(c + r)2
(45)
∂m
−(1 + c)
=
<0
∂r
(c + r)2
(46)
Numerisches Beispiel:
r=0,1=10% Reserve; c=0,6=60% Bargeld (bezogen auf Sichtguthaben)
0,6+1
M = 0,6+0,1
∗ B = 1,6
0,7 ∗ B = 2, 3 ∗ B
Je höher die Bargeldquote/Reservequote umso geringer der Multiplikator
Historisches Beispiel: Bankenzusammenbrüche und das Geldangebot in den Vereinigten
Staaten 1929 vs 1933
Weltwirtschaftskrise in den USA:
• Anstieg der Arbeitslosigkeit von 3,2 auf 22%
• Rückgang des realen BIP um rund 50 Prozentpunkte
• Rückgang des Preisniveaus (Deflation)
Haben die Geldpolitik und Bankensystem zu dieser Krise beigetragen? wie hat sich der Geldmultiplikator verändert?
Die Grafiken (Anlage Nr.33+34):
• Einen Rückgang des Geldangebots, insbesondere der Sichteinlagen bei den Banken
• Einen leichten Anstieg der Geldbasis
• Einen Rückgang des Geldangebotsmultiplikators
• Einen Anstieg der Reserve- und der Bargeldquote
39
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
→ Das Bankensystem spielt bei der Erklärung von Finanzkrisen eine bedeutende Rolle
→ Die Weltwirtschaftskrise in den USA Ende der 20er Jahre kann als ein Bsp. hierfür dienen
Geldpolitische Instrumente
Offenmarktpolitik
• Zentralbank kauft (beleiht) Wertpapiere der Geschäftsbanken: Bargeldumlauf steigt (fällt)
• Kauf von Wertpapieren: Bargeldumlauf steigt
• Verkauf von Wertpapieren: Bargeldumlauf sinkt
• EZB setzt vorwiegend Wertpapierpensionsgeschäfte ein
• Wertpapierpensionsgeschäfte mit Rückkaufvereinbarungen: temporäre Anpassung der Geldmenge; gegengeschäft wird mit abgeschlossen
• Zinssatz auf diese Geschäfte: Refinanzierungssatz (Leitzins)
• → man braucht Zinssatz, Akteure und Sicherheiten (Wertpapiere), die letzten beiden während
Finanzkrise geändert
Mindestreservepolitik:
• Gesetzliche vorgeschrieben Einlagen der Banken bei der Zentralbank
• Ziel: Sicherung einer Mindestliquidität im Bankensektor
Ständige Fazilität: Bereitstellung von Liquidität auf Tagesbasis (Notenbank übernimmt praktisch Geschäftsbankaufgabe; keine wirkung auf Inflation)
Devisenmarktoperationen
• Zentralbank kauft und verkauft Devisen auf dem freien Markt
• Wirkungsweise analog zu Wertpapierpensionsgeschäften
’Gleichgewicht auf dem Geldmarkt
Geldangebot: von Zentralbank und Geschäftsbanken bereitgestellte Menge an Zahlungsmitteln: vertikal
Geldnachfrage: negative funktion des Zinssatzes: fallende Funktion
Grund: Liquiditätspräferenz (Zinssatz=Opportunitätskosten der Geldhaltung)
Anlage Nr.35
Die Quantitätsgleichung
M*V=P*Y Quantitätsgleichung
M=Geldmenge (Bestandsgröße)
40
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
V=Umlaufgeschwindigkeit des Geldes (wandelt Bestandsgröße in Stromgröße „wie oft wird 50 Euroschein pro Periode benutzt“)
P=allgemeines Preisniveau
Y=Produktion (Stromgröße)
∆M + ∆V = ∆P + ∆Y (in logs)
wobei ∆P = Π=allgemeine Inflationsrate (Preisindex über Warenkorb) 6= relative Preise (z.B. Öl)
bei Sicherheit
Π>0=Inflation
Π<0=Deflation
∆Π<0=Disinflation (Rückgang positiver Inflationsraten)
Kurze Frist:
• P und V sind konstant
• Erhöhung von M führt zu einer Erhöhung von Y
Lange Frist:
• Y ist unabhängig von nominalen Variablen und wird durch die Prouktivität bestimmt
• Erhöhung von M führt zu einer Erhöhung der Preise
Quantitästheorie:
Bei konstanter Produktion (Y)... und konstanter Geldumlaufgeschwindigkeit (V)... erhöht eine Erhöhung des Geldangebots (M) und die Preise (P)
Klassische Dichotomie bzw. Neutralität des Geldes
Nominale Variablen (M,P) haben keinen Einfluss auf reale Größen (V,Y)
4.4.1 Empirische Nachweise
M1: 4002 Billionen 43%
M2: 8011 Billionen 85%
M3: 9373 Billionen 100%
Bargeld: 698 Billionen 7,4% (Das ist das was die Notenbank steuer)
Financial statement of the eurosystem
Aktiva:
realer Posten: Gold = 13,3% auf 11,1%
Kredite (Claims) in Euro oder Fremdwährung: EU residents in Fremdwährung am stärksten erhöht
Passiva:
Banknoten (als Verbindlichkeit des Bankensystems ggü. Bürger/Unternehmen) = 44,8% auf 36,9%
41
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
Monetäre Basis
C+R:
nach oben geschossen
genauso Überschussreserven der Geschäftsbanken
d.h. Geldmultiplikator gesunken
4.4.2 Inflation
Inflation: allgemeiner Anstieg des Preisniveaus versus
Änderung relativer Preise:
• Allgemeines Preisniveau bleibt unverändert, aber es verschieben sich die relativen Preise einzelner
Produkte und Produktgruppen
• Beispiel: im Zusammenhang mit der Euro-Umstellung sind Preise bestimmter Güter überproportional angestiegen, das allgemeine Preisniveau (=Inflation) blieb jedoch weitgehend unverändert.
Kosten der Inflation:
• Inflation ist eine Steuer auf die Geldhaltung → Geld wird möglichst schnell wieder ausgegeben
(Schuhsohlenkosten)
• Änderungen von Preislisten verursachen Kosten → Speisekartenkosten
• Inflationsbedingte Steuerverzerrungen (bei nominalen Steuergruppen aber nominal höherem Einkommen (nicht real) muss man mehr zahlen)
• Unsicherheit über Änderungen der relativen Preise und des Preisniveaus (=unsicher ob Inflation
oder höhere Nachfrage)
• Vermögensumverteilung: Schuldner profitieren von unerwarteter Inflation (bei nichtindexierten
Zinsen (Realzins=Nominalzins-Inflation(erwartet)))
Zusammenhang
siehe Anlage Nr.36
Geldnachfrage und Quantitätsgleichung
= Welche Determinanten bestimmen die Höhe der Realkasse?
Geldnachfrage ist proportional zum Einkommen:
(M/P )d = kY
(47)
k=positive Konstante
Einsetzen des Geldangebots liefert (da im GG M d =M):
M/P=kY
42
Makroökonomie – 4 Kapitel 2: Die Volkswirtschaft bei langfristiger Betrachtung
M*1/k=PY
MV=PY mit V=1/k
→ Die Quantitätsgleichung lässt sich als Geldnachfragegleichung interpretieren, wobei sich die Umlaufgeschwindigkeit invers zur Geldnachfrage verhält.
Inflation und Zinssätze
Realzinssatz=Nominalzinssatz-Inflationsrate: r=i-π
Fisher-Effekt
• i=r+π
• Erhöhung der Nominalzinssätze werden verursacht durch:
• höhere Realzinsen
• höhere Inflation
Geldmenge und Nominalzinssätze
• Quantitätsgleichung: Geldmengenerhöhung führt zur Inflation
• Fisher-Effekt: Inflation fürt zu höheren Nominalzinsen
Da Unsichehreit bezüglich der Inflationserwartung herrscht, geht die erwartete Inflation in die Zinsgleichung ein:
i=r+π e
Wird i sehr tief gesetzt, dann herrscht entweder geringe Erwartung über Realzinsen oder geringe Inflationserwartungen.
dies bezieht sich im Moment in der Wirtschaft auf die kurze Frist, da Krise; normalerweise lange
Frist.
Geldnachfrage und Zinssätze
Die Geldnachfrage hängt nicht nur vom Einkommen sondern auch von den Opportunitätskosten der
Geldhaltung ab.
→ Je höher die Zinssätze auf Finanzanlagen sind, desto geringer ist die (Bar)Geldnachfrage (da
Bargeld keine Zinsen trägt).
(M/P )d = L(i, Y )mit
∂L(i, Y )
∂L(i, Y )
< 0;
>0
∂i
∂Y
(48)
Einsetzen der Fisher-Gleichung:
(M/P )d = L(r + π e , Y )
(49)
43
Makroökonomie – 5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
→ Geldnachfrage hängt von der erwarteten Inflation ab. Je höher die erwartete Inflation umso geringer
die Geldnachfrage (da erwartete Inflation i positiv beeinflusst)
Empirische Bestimmung der Geldnachfrage
• Einkommenselastizität der Geldnachfrage ist nahe 1, d.h. eine 1%ige Erhöhung des Einkommens
führt zu einer etwa 1%igen Erhöhung der (nominalen) Geldnachfrage
• Zinselastizität der Geldnachfrage kann auch positiv sein (wenn ein Geldmengenaggregat - wie
etwa die Geldmenge M3 - betrachtet wird, dass auch zinstragende Finanzanlagen beinhaltet)
• Technischer Fortschritt (Geldautomaten, bargeldloser Zahlungsverkehr) haben in vielen Ländern
zu einer erhöhten Instabilität der Geldnachfrage geführt.
• Im Beispiel:
M 3t = α0 + α1 Yt + α2 it + t
α1 ≈ 1
α2 < 0(wobei α2Bargeld > α2M 3 , da Bargeld keine Zinsen trägt)
Die Beziehung zwischen Geld, Preisen und Zinssätzen
siehe Anlage Nr.37
5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
Literatur zu Kapitel III:
Mankiw, Makroökonomik, Kapitel 9-13, 14
Felderer/Homburg, Kapitel 5
5.1 Was ist Konjunktur?
Konjunktur: wellenförmige Entwiklung des BIP, wichtige Ursache: Investitionstätigkeit
Rezession: Periode negativen BIP-Wachstums
Berechnung der Konjunktur durch Abweichung des BIP vom Trend:
• Trend: Änderung des Potenzialoutputs (nicht beobachtbar, muss geschätzt werden)
• Output-Gap: Abweichung des BIP vom Trend (d.h. Konjunktur)
Wachstum des realen BIP in Deutschland
siehe Anlage Nr.38
44
Makroökonomie – 5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
5.2 Gesamtwirtschaftliche Nachfrage I: Das IS-LM Modell
Das IS-LM Modell
Grundmodell der keynesianischen Wirtschaftstheorie (InvestitionSparen-Geldmarkt-Modell)
Hauptfragen:
• Was ist der Einfluss von Geld- und Fiskalpolitik (Hauptmaßnahmen) auf Zinssätze und Produktion?
• Kann der Output durch den Einsatz der Geld- und Fiskalpolitik erhöht werden?
• Welche Rolle spielen hierbei die Güter- und Finanzmärkte?
• → kleines makroökonomisches Modell, dass diese Aspekte integriert
Keynes’ General Theory:
Gesamteinkommen wird im wesentlichen durch die Ausgabenwünsche der Haushalte, der Unternehmen
und des Staates bestimmt. → Betonung der Nachfrageseite
Annahme:
(kurz- mittelfristig) konstante Preise
Die Bedeutung von Preisstarrheiten
Modell mit flexiblen Preisen
hohe Preisflexibilität sorgt dafür, dass die Märkte geräumt sind. Tausch findet nur im Gleichgewicht
statt. → Markträumungsmodelle, allgemeines Gleichgewichtsmodell
Modell mit starren Preisen
treten Preisstarrheiten auf, werden die Märkte nicht geräumt
→ Tausch findet auch im Unleichgewicht statt
→ Nicht-Markträumungsmodelle (leerstehende Kapazitäten)
Preisanpassung in der Realität
Hohe Preisanpassungsflexibilität:
• Aktienmarkt
• Rentenmarkt
Mittlere Preisanpassungsflexibilität:
• Lebensmittel
• Auotomobile
Geringe Preisanpassungsflexibilität:
45
Makroökonomie – 5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
• Zeitungen
• Frisör
• Kino
Folgerung:
Langfristig gesehen sind die meisten Preise flexibel, für langfristige Betrachtungen sollte man also von
Markträumung ausgehen.
Kurzfristig gesehen sind die meisten Preise inflexibel, für kurzfristige Betrachtungen sollte man als
nicht von Markträumung ausgehen.
Wie schnell passen sich Preise an
siehe Anlage Nr.39
5.2.1 Der Gütermarkt und die IS-Kurve
I=Investitionen
S=Ersparnis
E=Geplante Gesamtausgaben=C+I+G
C=Geplante Konsumausgaben=C(Y-T) (endogen)
I=Geplante Investitionen=I=I(r) (endogen)
G=Staatsausgaben=G (exogen)
T=Steuern(Staatseinnahmen)=T (exogen)
Setzt man entsprechen in E ein ergibt sich:
E = C(Y − T ) + I(r) + G
Abbildung: Die geplanten Ausgaben als Funktion des Einkommes siehe Anlage Nr.38
Im Keynesianischen Kreuz(GG) muss gelten:
Tatsächliche Ausgaben=geplante Ausgaben: Y=E
Abbildung: Das Keynesianische Kreuz und die Verschiebung des Gleichgewichts bei Erhöhung der
Zinssätze siehe Anlage Nr.39
Staatsausgabenmultiplikator
wie stark erhöht sich das Einkommen, wenn sich die Staatsausgaben um eine Einheit erhöhen?=∆
G>0, ∆ T=0 und ∆ I =0
1. Schritt: Einsetzen der Gleichgewichtsbedingungen (Y für E):
Y = C(Y − T ) + I(r) + G
2. Schritt: Bildung des totalen Differentials (I vernachlässig, Ableitung von G=1; T konstant)
∂C
dY = ∂Y
dY + dG
(dG z.B. Straßenbau, Schulbau...)
∂C
)):
3. Schritt: Auflösen nach dY/dG (C’=Grenzneigung des Konsums ( ∂Y
∂C
dY − ∂Y dy = dG
dY(1-C’)=dG
46
Makroökonomie – 5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
1
1
0
dY /dG = 1−C
0 wobei 1−C 0 > 1, da 1 − C < 1
→ zeigt den Effekt er Einkommenserhöhung bei Erhöhung der Staatsausgaben um 1
→ je höher die Grenzneigung des Konsums C’, desto größer der Effekt einer Erhöhung der Staatsausgaben auf das Einkommen (da G hoch → Y hoch → C hoch → Y hoch usw.)
Steuermultiplikator
∆ G=0, ∆ T<0 und ∆ I =0
∂C
dY = ∂Y∂C
−T ∗ dY − ∂Y −T ∗ dT (da T veränderlich)
−C 0
−C 0
dY /dT = 1−C
0 wobei 1−C 0 <0 und dY>0
Einschub: Empirie
Theoretisch müsste der Staatsausgabenmultiplikator größer sein als der Steueränderungsmultiplikator
(siehe oben), empirische Untersuchungen zeigen jedoch das Gegenteil!
→ Mögliche Erklärungen:
*Art der Staatsausgaben
*Investitionen passen sich an
*Erwartungen über zukünftige finanzielle Belastungen
*Ricaridanische Äquivalenz:
Kreditfinanzierte Steuersenkung beeinflusst den privaten Konsum nicht bzw. Staatsanleihen sind kein
Nettovermögen des privaten Sektors
Grund: intertemporal optimierende Individuen können künftige Steuern antizipieren, d.h. für die Hauhalte ist nicht das verfügbare Einkommen sondern das permanente Einkommen relevant (=Neoklassik
und nicht =Keynes)
Neuere empirische Literatur findet Ergebnisse, dass sich nur ein Teil der Haushalte ricardianisch verhält
Herleitung des Gleichgewichts auf dem Gütermarkt
Abbildung: Die Anpassung an das Gleichgewicht im Keynesianischen Kreuz siehe Anlage Nr.40
Dort sind die 45◦ Linie (Y=E) und die Gerade der geplanten Ausgaben (E=C+I+G) gleich und man
kann das Gleichgewichtseinkommen ablesen
Abbildung: Eine Zunahme der staatlichen Güterkäufe im einfachen Gütermarktmodell siehe Anlage
Nr.41
Eine Zunahme der staatlichen Güterkäufe verschiebt die Kurve der geplanten Ausgaben nach oben
wodurch das Gleichgewichtseinkommen steigt
Unter Einbeziehung der bisher konstanten Zinsen und Investitionen kann man die IS-Kurve herleiten:
IS-Kurve:
*Beziehung zwischen Output und Zinssätzen, bei denen der Gütermarkt im Gleichgewicht ist
*Output ist eine fallende Funktion der Zinssätze auf Grund des negativen Verhältnisses zwischen
Investitionen und Zinssätzen.
Abbildung: Ableitung der IS-Kurve siehe Anlage Nr.42
Eine Erhöhung des Zinssatzes verringert die geplanten Investitionen.. Dies verschiebt die geplanten
Ausgaben insgesamt nach unten und verringert damit das Einkommen im keynesianischen Kreuz.
47
Makroökonomie – 5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
Zusammenfassend hat eine Erhöhung der Zinsen eine Verringerung des Einkommens zur Folge. Fasst
man diese Ergebnisse für verschiedene Zinssätze zusammen ergibt sich die IS-Kurve.
Wann verschiebt sich die IS-Kurve:
Bei jeder Änderung der exogenen Parameter:
• Die IS-Kurve verschiebt sich nach oben, wenn die Nachfrage nach Gütern steigt (z.B. Anstieg
der Staatsausgaben)
• Die IS-Kurve verschiebt sich nach unten, wenn die Nachfrage nach Gütern sinkt (z.B. Rückgang
der Staatsausgaben)
Anmerkung: Änderung von Output und Zinssätzen führt zu Bewegungen auf der Kurve!
Abbildung: Eine Erhöhung der Staatsausgaben siehe Anlage Nr.43
Die Erhöhung der Staatsausgaben erhöht die geplanten Ausgaben, dies führt zu einer Erhöhung des
∆G
∆G
Einkommens um 1−M
P C und verschiebt die IS-Kurve um 1−M P C nach rechts.
5.2.2 Der Geldmarkt und die LM-Kurve
L=liquidity (Geldnachfrage)
M=money (Geldangebot)
Liquiditätspräferenztheorie
(Reales) Geldangebot: exogen:
(
M s M
) =
P
P
(50)
(Reale) Geldnachfrage:
(
∂L(r, Y )
∂L(r, Y )
M D
) = L(r, Y )mit
< 0,
>0
P
∂r
∂Y
(51)
Der Geldmarkt ist im Gleichgewicht wenn Das Geldangebot der Geldnachfrage entspricht: siehe Anlage
Nr.44
Abbildung: eine Senkung des Geldangebots in der Liquiditätspräferenztheorie siehe Anlage Nr.45
Herleitung der LM-Kurve
*Beziehung zwischen Output und Zinssätzen bei denen der Geldmarkt im Gleichgewicht ist
*Der Output ist eine steigende Funktion der Zinssätze aufgrund des positiven Verhältnisses zwischen
Geldnachfrage und Output.
Abbildung siehe Anlage Nr.46:
Eine Zunahme des Einkommens führt zu einem Anstieg der Geldnachfrage und damit zu einem Zinsanstieg im Bereich der Liq.präf.theorie. Für verschiedene Einkommensniveaus mit jeweiligen Zinssätzen
ergibt sich die LM-Kurve.
48
Makroökonomie – 5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
Wann verschiebt sich die LM-Kurve?
...bei einer Änderung des realen Geldangebots d.h.:
• Die LM-Kurve verschiebt sich nach oben, wenn das reale Geldangebot fällt
• Die LM-Kurve verschiebt sich nach unten, wenn das relae Geldangebot steigt
Abbildung: Eine Verminderung des Geldangebots siehe Anlage Nr.47
Reduziert die EZB das Geldangebot steigt dadurch der Zinssatz und die LM-Kurve verschiebt sich
nach oben
5.2.3 Das kurzfristige Gleichgewicht
Schnittpunkt von IS und LM-Kurve:
Y=C(Y-T)+I(r)+G ist IS-Kurve
M/P=L(r,Y) ist LM-Kurve
→ durch gleichsetzen erhält man ein simultanes Gleichgewicht auf dem Güter- und dem Geldmarkt
siehe Anlage Nr.48
5.2.4 Kurze vs. lange Frist
Endogene Variablen im IS-LM Modell: Y,P und r
Die kurze und die lange Frist unterscheiden sich bezüglich ihrer Annahmen, wleche dieser Variablen
die Anpassung übernimmt.
Kurzfristige Betrachtung (keynesianisch): P ist exogen
Einkommen Y und Zinssatz r müssen sich anpassen um die Wirtschaft in ein Gleichgewicht zu bringen.
Langfristige Betrachtung (neoklassisch): Y ist exogen
Preise P und Zinssatz r müssen sich anpassen um die Wirtschaft in ein Gleichgewicht zu bringen.
5.2.5 Eine lineare Version des IS-LM-Modells
IS-Kurve
Y=C(Y-T)+I(r)+G (1)
Konsumfunktion C=a+b(Y-T) (2) mit a>0 und 0<b<1 mit b=marginale Konsumquote=C’
Investitionsquote I=c-dr (3) c,d>0 mit d=Zinsreagibilität der Investitionen
Einsetzen von (2) und (3) in (1): Y=a+b(Y-T)+c-dr+G (1’)
1
b
d
Auflösen nach Y: Y = a+c
1−b + 1−b G − 1−b T − 1−b r=IS-Kurve (4)
LM-Kurve
M/P=L(r,Y)=eY-fr (5) mit e=Einkommensreagibilität der Geldnachfrage und f=Zinsreagibilität der
49
Makroökonomie – 5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
Geldnachfrage
Auflösen nach r: r=e/f*Y-1/f*M/P=LM-Kurve (6)
Simultanes Gleichgewicht auf dem Geld- und dem Gütermarkt:
Einsetzen des Zinssatzes (6), der den Geldmarkt in das Gleichgewicht bringt, in das Gütermarktgleichgewicht (4)
1
b
d e
1M
Y= a+c
1−b + 1−b G − 1−b T − 1−b [ f Y − f P ] (7)
Auflösen nach Y:
d e
a+c
1
b
d 1M
Y + 1−b
f Y = 1−b + 1−b G − 1−b T + 1−b f P
d e
a+c
1
b
d 1M
Y [1 + 1−b
f ] = 1−b + 1−b G − 1−b T + 1−b f P
+de
Y [ (1−b)f
(1−b)f ] =
a+c
1−b
+
1
1−b G
−
b
1−b T
+
d 1M
1−b f P
Daraus ergibt sich für das Einkommen:
1
M
Y = (1−b)f
+de [(a + c)f + f G − bf T + d P ] (8)
→ Das Einkommen, bei dem sowohl der Güter- als auch der Geldmarkt simultan im Gleichgewicht
sind, hängt somit von allen Parametern des Modells ab.
Insbesondere sind dies:
• Die marginale Konsumquote b
• Die Zinsreagibilität der Investition d
• Die Einkommensreagibilität der Geldnachfrage e
• Die Zinsreagibilität der Geldnachfrage f
Gleichung (8) wird im Folgenden benutzt, um die Effekte wirtschaftspolitischer Maßnahmen auf Produktion und Zinssätze zu untersuchen.
5.2.6 IS-LM-Übersicht
1. IS:
Y=C(Y-T)+I(r)+G
• GG auf dem Gütermarkt (kurzfristig, Nachfrageseite)
• Negative Steigerung wg.
∂I(r)
∂r
<0
• Verschiebungsparameter ∆ G, ∆ T
2. LM:
M/P=L(Y,r)
50
Makroökonomie – 5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
• GG auf dem Geldmarkt
• Positive Steigerung wg.
∂L
∂Y
>0
• Verschiebungsparameter ∆ M/P
⇒ Gleichungssystem mit 3 exogenen Variablen M,T,G und 3 exogenen Variablen P,Y,r
Lineare Version:
Ausgang: funktionale Form f. C(.), I(.), L(.)
1. Einsetzen in IS und LM
2. IS: Auflösen nach Y
3. Einsetzen in LM
4. Auflösen nach r
5. in IS einsetzen und Auflösen nach Y
Y=f(G,T,M,a-f) (Schocks und nicht veränderliche Parameter)
→ Komparativ-statische analyse wirtschaftspolitischer Maßnahmen:
„Lucas-Critique“: WS passen Verhalten an: systematische Ausnutzung von geringer Preisanpassung
(z.B.) ist nicht möglich
5.3 Gesamtwirtschaftliche Nachfrage II: Effekte der Wirtschaftspolitik
[Mankiw, Kapitel 11]
Effekte der Wirtschaftspolitik können mit Hilfe einer komparativ-statischen Analyse des IS-LM Modells
untersucht werden.
Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht im linearen IS-LM Modell:
Output:
Y =
1
M
[(a + c)f + f G − bf T + d ]
(1 − b)f + de
P
(52)
Zinssatz:
r=
1M
e
Y −
f
f P
(53)
51
Makroökonomie – 5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
5.3.1 Erhöhung der Staatsausgaben
∂Y
f
=
>0
∂G
(1 − b)f + de
(54)
f
∂r ∂Y
e
∂r
=
∗
=
>0
∂G
∂Y ∂G
f f (1 − b)f + de
(55)
Abbildung Nr. 49:
∆G
Die IS-Kurve verschiebt sich um dy= 1−M
P C nach rechts...
...wodurch es zu einem Anstieg von Einkommen...
...und Zins kommt.
Aber: Die Verdrängung von Investitionen durch Staatsausgaben verhindert eine volle Wirkung auf das
Einkommen!
Steuersenkung im IS-LM-Modell
Abbilung Nr.50
∗M P C
Die IS-Kurve verschiebt sich um −∆T
1−M P C nach rechts...
...wodurch es zu einem Anstieg von Einkommen...
...und Zinssatz kommt.
Aber: Finanzierung von Ausgabenerhöhung (bzw. Steuersenkung) muss berücksichtigt werden
Steuerfinanzierung:
∂Y
∂Y
∂Y ∂T
=
+
∗
∂G
∂G dT =0 ∂T ∂G
f
bf
=
−
(1 − b)f + de (1 − b)f + de
=
∂Y
f (1 − b)
<
(1 − b)f + de
∂G dt=0
(56)
(57)
(58)
→ Wenn die Finanzierung der Staatsausgaben berücksichtigt wird, fällt der expansive Effekt einer
Staatsausgabenerhöhung geringer aus, ist aber immer noch positiv.
5.3.2 Erhöhung der Geldmenge
Kurze Frist: Preise unverändert
∂Y
1
d
=
>0
∂M
P (1 − b)f + de
(59)
∂r
∂r
∂r ∂Y
1
1
e
d
=
+
∗
= (− + ∗
)<0
∂M
∂M
∂Y ∂M
P
f
f (1 − b)f + de
(60)
Abbildung Nr. 51:
Eine Erhöhung des Geldangebots verschiebt die LM-Kurve nach unten...
52
Makroökonomie – 5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
...wodurch es zu einem Anstieg von Einkommen...
...und zu einer Reduktion des Zinssatzes kommt.
Hier: Die Geldwirkung kann die volle Wirkung auf das Einkommen entfalten.
Lange Frist: Preise passen sich an
∂Y
∂Y
∂Y
∂P
=
+
∗
∂M
∂M ∆P =0 ∂P ∂M
(61)
=
d
∂P
d
1
1
−M ∗
∗ 2∗
P (1 − b)f + de
(1 − b)f + de P
∂M
(62)
=
d
1
M ∂P
∗ ∗ (1 −
∗
)
(1 − b)f + de P
P ∂M
(63)
Wenn ∆P = ∆M , d.h. vollständige Preisanpassung, bleibt die reale Geldmenge unverändert, d.h.
∂P
∂Y
∂r
M/P=1; ∂M
= 1 (aus Quantitätsgleichung) und ∂M
= ∂M
=0
→ Langfristig hat eine Erhöhung der Geldmenge keine realen Effekte!
∂r
∂r ∂Y
e
1 ∂(M/P )
=
∗
∗ −
=0
∂M
∂Y ∂M f
f ∂M
(64)
Liquiditätsfalle:
LM-Kurve verläuft hier horizontal (siehe Abbildung Nr.54) Grund: WS erwarten Kursverluste → Geldhaltung wird immer präferiert: Geldmenge hoch → Geldnachfrage reagiert unendlich zinselastisch
d
∂Y
= P1 ∗ (1−b)f
Im Normalfall: YM = ∂M
+de > 0
Änderung von f (Zinselastizität der Geldnachfrage)
−d(1−b)
∂YM
1
∂f = P ∗ [(1−b)f +de]2 < 0
Je höher f, desto geringer wirkt M auf Y
Änderung von d
(1−b)f
∂YM
1
∂d = P ∗ [(1−b)f +de]2 > 0
Je höher d, desto stärker wirkt M auf Y
In der Liquiditätsfalle wirkt Geldpolitik nicht (Y1), während Fiskalpolitik volle Wirkung hat (Y2) (6=
Normalfall)
5.3.3 Die Gesamtnachfragekurve aus dem IS-LM-Modells
Abbildung Nr.52:
Ein höheres Preisniveau verschiebt die LM-Kurve nach oben...
...und das Einkommen sinkt.
Daraus entsteht die Gesamtnachfragekurve: die Gesamtnachfragekurve fasst die Beziehung zwischen
P und Y zusammen, d.h. sie besteht aus IS-LM-Gleichgewichten auf verschiedenen Preisniveaus.
53
Makroökonomie – 5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
Verschiebung der Gesamtnachfragekurve durch Geld- und Fiskalpolitik = Expansive Nachfragepolitik
Abbildung Nr.53
(a) Expansive Geldpolitik: Expansive Geldpolitik verschiebt die LM-Kurve nach rechts,
was für ein gegebenes Preisniveaus einen Anstieg der Gesamtnachfragekurve impliziert
(AD=Aggregated demand)
(b) Expansive fiskalpolitik: Expansive Fiskalpolitik verschiebt die IS-Kurve nach rechts,
was für ein gegebenes Preisniveau einen Anstieg der Gesamtnachfrage impliziert.
5.3.4 Zusammenfassung
Abbildung Nr. 55
Kurze Frist:
Tabelle 8: Zusammenfassung IS-LM-Modell
Staatsausgaben
up
Staatsausgaben
down
Geldangebot up
Geldangebot
down
Verschiebung IS
right
Verschiebung LM
0
Output Zinsen
up
up
left
0
down
down
0
0
down
up
up
down
down
up
Lange Frist:
Geld- und Fiskalpolitik haben keinen Einfluss auf Zinsen und Output (denn steigt z.B. das nominale
Geldangebot bei konstanten Preisen steigt auch das reale Geldangebot. Mittelfristig steigen auch die
Preise wodurch das relae Geldangebot wieder auf den Ausgangswert sinkt.
Kurzfristige und langfristige Gleichgewichte:
LRAS: long run aggregated supply (abhängig von Produktionsfunktion und Technologie) AD: aggregated demand
Abbildung Nr. 56:
Wir befinden uns jeweils in K, d.h. im Gleichgewicht des IS-LM Modells. Erhöhen wir M bei festem
P und festem Y verschiebt sich die Kurve nach unten bis sie die LRAS schneidet in C. Das ist unser
neues, angestrebtes GG.
Im zweiten Fall reicht eine Änderung des Preisniveaus aus zur Verschiebung der SRAS in Richtung
C.
Die IS-LM-Kurve erklärt Schwankungen um die LRAS, zeigt damit aber nicht das langfristige Ziel.
54
Makroökonomie – 5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
LRAS und SRAS zeigen Extreme, eine Zwischenfrist wäre realistischer.
Beschreibung der Auswirkungen: siehe Anlage Nr.57
5.4 Gesamtwirtschaftliches Angebot und die Rolle der Erwartungen
• Keynesianisches Modell fokussiert sich auf Beschreibung der Nachfrageseite
• Langfristig (d.h. nach Anpassung der Preise) kehrt jedoch eine Volkswirtschaft in ihr natürliches
Gleichgewicht zurück, das von dem langfristigen Angebot bestimmt wird
Allgemeine Form der Gesamtangebotskurve:
Y = Y + α(P − P e )
Gesamtangebot wird bestimmt durch:
• Natürliches Outputniveau (bei Auslastung aller Kapazitäten) Y
• Abweichung der tatsächlichen von den erwarteten Preisen P − P e
• Anpassungsgeschwindigkeit α des Angebots an Preisdifferenzen
Achtung: wir befinden uns in einem kurzfristigen Modell, d.h. Wachstum wird ausgeklammert und die
Kapazitäten sind exogen gegeben.
Kurzfristige Angebotskurve: Preiserwartungen exogen P e
∂Y
∂P dP e =0 = α > 0
Langfristige Angebotskurve: Preiserwartungen endogen
∂Y
∂P dP e =dP = 0
Fragen:
Warum kann es zu unerwarteten Preisschwankungen kommen?
Warum ist die kurzfristige Angebotskurve positiv geneigt?
Drei Modelle:
• Das Modell der Lohnstarrheit
• Das Modell unvollkommener Information
• Das Modell der Preisstarrheit
55
Makroökonomie – 5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
5.4.1 Das Modell der Lohnstarrheit
• Lohnfestsetzung erfolgt in Lohnverhandlungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern
• Nominallöhne bieten eine Kompensation für die (erwartete) Inflation
• In die Verhandlungen gehen die Erwartungen über die Preisentwicklung ein
• Märkte können vorübergehend nicht geräumt sein
Vereinbahrter Nominallohn (ex ante):
W = w ∗ Pe
Nominallohn=angestrebter Reallohn*erwartetes Preisniveau
Tatsächlicher Reallohn (ex post): dividiere beide Seiten durch P:
W/P = w ∗ P e /P
Reallohn=angestrebter Reallohn*erwartetes Preisniveau/tatsächliches Preisniveau
Qualität der Inflationsprognose der Verhandlungspartner entscheidet über die Abweichung des Reallohns vom Referenzwert:
P e > P ; W/P>w: Inflation wird überschätzt
P e < P ; W/P<w: Inflation wird unterschätzt
Um die Auswirkungen einer Fehlprognose auf die Beschäftigung und den Reallohn zu untersuchen,
müssen Arbeitsnachfrage und Produktionsfunktion spezifiziert werden:
Arbeitsnachfragefunktion
L = Ld (W/P )mit
∂Ld
<0
∂(W/P )
(65)
Produktionsfunktion
Y = F (L)
(66)
Fall 1: Tatsächliche Inflation wird unterschätzt: P e <P
• Reallohn sinkt: ∆(W/P)<0
• Arbeitsnachfrage steigt: ∆Ld >0
• Produktion steigt: ∆ Y>0
Fall 2: Tatsächliche Inflation wird überschätzt: P e >P
• Reallohn steigt: ∆(W/P)>0
• Arbeitsnachfrage fällt: ∆Ld <0
• Produktion fällt: ∆ Y<0
56
Makroökonomie – 5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
Gesamtangebotskurve hängt von der Differenz zwischen tatsächlicher und erwarteter Inflation ab:
→ Das Modell kann erklären, warum eine überraschende Inflation zu einer Erhöhung des Outputs
(und der Beschäftigung) führen kann.
5.4.2 Das Modell unvollkommener Information
• Märkte sind vollständig geräumt
• Änderungen des allgemeinen Preisniveaus (Inflation) und Änderungen der relativen Preise werden verwechselt
Erwartete Preisänderung:
keine Anpassung des Verhaltens und der Produktion
Unerwartete Preisänderung:
Signal, dass sich auch der eigene Relativpreis geändert hat
Ausweitung der Produktion
Angebot weitet sich aus, wenn der tatsächliche Preis von dem erwarteten abweicht:
Y = Y + α(P − P e )
5.4.3 Das Preisstarrheiten Modell
• Unternehmen haben einen gewissen Preissetzungsspielraum: Abweichung von der Annahme vollkommener Konkurrenz
• Der angestrebte Preis einen Unternehmens hängt ab von:
– Dem allgemeinen Preisniveau P (höhere Kosten)
– Dem Niveau des Gesamteinkommens Y (höhere Nachfrage)
Zwei Typen von Unternehmen:
Typ 1:
• Flexible Preisbildung
• Anteil an den gesamten Unternehmen 1-s (0<s<1)
• p=P+a(Y-Y ) mit:
a>0: Reaktion des Preises des Unternehmens auf das gesamtwirtschaftliche Produktionsniveau
p: Produktpreis
P: gesamtwirtschaftliches Preisniveau
Y-Y : Abweichung des tatsächlichen vom natürlichen Produktionsniveau (bei Vollbeschäftigung)
57
Makroökonomie – 5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
Typ 2:
• Preise werden gebildet auf Grundlage von Inflationserwartungen und werden ex ante bekannt
gegeben
• Anteil an den gesamtem Unternehmen s
e
• p = P e + a(Y e − Y )
e
• Unter der vereinfachenden Annahme a(Y e − Y ) = 0 : p = pe
Allgemeines Preisniveau:
gewichteter Durchschnitt der Preise der beiden Typen von Unternehmen:
P = sP e + (1 − s)[P + a(Y − Y )]
Auflösen nach P:
P − (1 − s)P = sP e + (1 − s)a(Y − Y )
sP = sP e + (1 − s)a(Y − Y )
P = P e + 1−s
s a(Y − Y )
Das allgemeine Preisniveau hängt damit ab von:
• den erwarteten Kosten P e
• dem Anteil der Unternehmen, die ihre Preise an den erwarteten Kosten orientieren:
−s−(1−s)
∂P
a(Y − Y ) = − s12 a(Y − Y )
∂s =
s2
• der Abweichung der Produktion von ihrem langfristigen Gleichgewicht
Umformen der Gleichung für das allgemeine Preisniveau ergibt:
P = P e + 1−s
s a(Y − Y )
s
e) = Y − Y
(P
−
P
a(1−s)
s
(P − P e )
Y = Y + a(1−s)
s
Setzt man a(1−s)
= α, so ergibt sich die obige Gleichung:
Y = Y + α(P − P e )
Zusammenfassung zu Modellen zur Erklärung der kurzfristigen Angebotskurve
• Der Zusammenhang zwischen Preisen und Output hängt davon ab, welcher Betrachtungszeitraum gewählt wird
• In einem Modell ohne Wachstum sind die Produktionsfaktoren und damit der maximale Output
exogen gegeben
• Drei Modelle können erklären, warum die kurzfristige Angebotskurve eine positive Steigung hat,
auch wenn das Angebot langfristig exogen gegeben ist
• Den drei Modellen ist gemeinsam, dass sie Marktunvollkommenheiten annehmen
58
Makroökonomie – 5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
Verschieung der Gesamtnachfragekurve und kurzfristige Konjunkturschwankungen
Anlage Nr. 58
5.4.4 Die Philipps-Kurve
Philipps-Kurve: A.W. Philipps, 1958
Zusammenhang nominaler und realer Größen:
negativer Zusammenhang zwischen der Rate des Nominallohnwachstums und der Arbeitslosenquote
für den Zeitraum 1862-1957 im Vereinigten Königreich
Modifizierte Philipps-Kurve: Samuelson, Solow
• Negativer Zusammenhang zwischen Inflationsrate und Arbeitslosenquote
• Feste Beziehung zwischen Nominallohn- und Preisniveauveränderung
• → Ziel möglicher Inflation und niedriger Arbeitslosigkeit liegen im Konflikt zueinander, den
gefundenen Trade-off gibt es langfristig gar nicht
Langfristige Philippskurve: Friedman und Phelps
• Das Wachstum der Geldmenge bestimmt lediglich die Höhe der Inflationsrate, die Arbeitslosenquote bleibt gleich, weil die aggregierte Angebotskurve vertikal verläuft
• Es gibt eine natürliche Arbeitslosenquote
• Jüngere Erfahrung: Philipps-Kurve ist nicht stabil, sondern verschiebt sich bei Vorherrschen von
Inflationserwartungen nach oben
• Da bei Politik in Richtung höhere Inflation erwarten die Leute höhere Inflation → Philipps-Kurve
nach oben
Ableitung der Philipps-Kurve aus der Gesamtangebotskurve
Die Gleichung wurde so aufgestellt, dass sie mit der Empirie übereinstimmt
Aussage der Philipps-Kurve:
Die Inflationsrate hängt ab von...
• der erwarteten Inflation
• der Abweichung der Arbeitslosigkeit von ihrem natürlichen Niveau (zyklische Arbeitslosigkeit)
• Angebotsstörungen (Angebotsschocks)
59
Makroökonomie – 5 Kapitel 3: Die Volkswirtschaft bei kurzfristiger Betrachtung
π = π e − β(u − un ) + υ
Inflation=erwartete Inflation-β*zyklische Arbeitslosigkeit+Angebotsschock mit:
β=Reaktion der Inflation auf die zyklische Arbeitslosigkeit
un =natürliche Arbeitslosigkeit (NAIRU)
u − un =friktionelle +strukturelle AL wird rausgerechnet=Abweichung von der natürlichen AL
Der kurzfristige Tradeoff zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation
keine Auswirkung der Globalisierung auf Preisniveau, auf β, auf υ siehe Anlage Nr.59
Verschiebung des kurzfristigen Tradeoff bei steigenden Inflationserwartungen
Eine Erhöhung der Inflationserwartung verschiebt Kurve → steigende Inflation bei bleibender AL
Herleitung der Philipps-Kurve
Umformen der Angebotskurve Y = Y + α(P − P e )
und Auflösen nach P ergibt P = α1 (Y − Y ) + P e
1. Schritt: Erweiterung um einen Angebotsschock υ
P =
1
(Y − Y ) + P e + υ
α
(67)
υ=Ereignisse auf dem Weltmarkt, Ölpreisschock etc.
2. Schritt: Subtrahiere das Preisniveau der Vorperiode auf beiden Seiten → Inflationsraten
P − P−1 =
1
(Y − Y ) + (P e − P−1 ) + υ
α
(68)
P − P−1 (in logarithmen) ≈ Inflationsrate
P e − P−1 ≈ erwartete Inflationsrate
1
(Y − Y ) + υ
(69)
α
aktuelle Inflation=erwartete Inflation+Reaktion auf Abweichung vom Vollbeschäftigungsoutput+Angebotsschock
π = πe +
3. Schritt:
Okunsches Gesetz=
Abweichung des Outputs von seinem natürlichen Niveau ist umgekehrt proportional zu der Abweichung
der Arbeitslosenquote von ihrem natürlichen Niveau:
→ Output oberhalb des natürlichen Niveaus: AL-Quote unterhalb
→ Output unterhalb des natürlichen Niveaus: AL-Quote oberhalb
1
(Y − Y ) = −β(u − un )
α
(70)
α: je schneller sich Unternehmen an Preisänderungen anpassen, umso steiler ist die Philippskurve
(=umso negativer ist β)
60
Makroökonomie – 6 Zusammenfassung Kapitel 2 und 3
Einsetzen in die Gleichung für die Inflation:
π = π e − β(u − un ) + υ
(71)
Inflation=Erwartete Inflation-β*zyklische Arbeitslosigkeit+Angebotsschock
Ergebnis:
• Die Philipps-Kurve und die (kurzfristige) Angebotskurve sind inhaltlich eng miteinander verbunden
• Die Verbindung zwischen realen und nominalen Variablen bei (kurzfristigem) Abweichen von
der klassischen Dichotomie
• Kurzfristige Gesamtangebotskurve: Output=f(unerwartete Änderung des Preisniveaus)
• Philipps-Kurve: Arbeitslosigkeit=f(unerwartete Änderung der Inflationsrate)
Adaptive Erwartungen und Inflationsträgheit
• Die Hauptaussage der Philipps-Kurve hängt von Inflationserwartungen ab
• Aber was bestimmt die Inflationserwartungen?
Statische Erwartungen:
π e = π−1
→ erwartete Inflation=aktuelle Inflation
Adaptive Erwartungen:
π = π−1 − β(u − un ) + υ
Aktuelle Inflation=Inflation im Vorjahr-β*zyklische Arbeitslosigkeit+Angebotsschock
rationale Erwartungen:
Möglichkeit; aber dann funktioniert Wirkungsweise der Philipps-Kurve nur noch bedingt.
6 Zusammenfassung Kapitel 2 und 3
Kapitel 2: Lange Frist=Trend
• Wachstum: Solow-Modell (Technischer Fortschritt A)
• Preise flexibel: M*V=P*Y
cr+1
• Geldangebot: M=m*B (Banken) mit m= cr+rr
wobei cr=C/D und rr=r/D
• Geldnachfrage: (M/P )D =L(i,Y) mit i=(-);Y=(+)
61
Makroökonomie – 6 Zusammenfassung Kapitel 2 und 3
• Fischer-Gleichung: i=r+π e
• Arbeitslosigkeit: strukturell, friktional
Kapitel 3: Kurze Frist=Zyklus
• kein Wachstum: Technologie spielt keine Rolle
• Preise fest; Quantitätsgleichung gilt nicht
• Geldangebot: M (Banken spielen keine Rolle)
• Geldnachfrage: (M/P )D =L(i,Y)
• Arbeitslosigkeit: konjunkturell: Nachfrage<Angebot
Warum ist kurze Frist (Konjunktur) relevant?
• Konsumglättung (Kapitel 4): Haushalte glätten Konsum intertemporal
• → im keynesianischen Modell: C=C(Y-T) → ∆Y → ∆C
• =Outputschwankungen nach unten sind wohlfahrtsmindernd
• Konjunktur hat Rückwirkungen auf das Wachstum (negativer Zusammenhang?)
• ⇒ keynesianische Sicht: Stabilisierungspolitik (Geldpolitik/Fiskalpolitik)
Alternative Sicht:
konjunkturelle Schwankungen reflektieren nur Technologieschocks
→ Real Business Cycle Modelle (RBC)
Technologie:
- permanenter Trend
- stochastischer Term (z.B. externe Schocks)
→ neoklassisches Konjunkturmodell: keine Rolle für die Wirtschaftspolitik, da alle Haushalte sich
optimal anpassen (z.B. durch intertemporale Konsumglättung)
Heutige Sicht:
• Synthese der Extreme
• intertemporale Optimierung
• „sticky prices“
62
Makroökonomie – 7 Kapitel 4: Mikroökonomische Grundlagen der makroökonomischen Theorie
7 Kapitel 4: Mikroökonomische Grundlagen der
makroökonomischen Theorie
Literatur:
Mankiw, Kapitel 16-19
7.1 Konsum
• Konsum macht rund 2/3 des gesamten BIP aus
• Schwankungen des Konsums können somit eine wichtige Ursache gesamtwirtschaftlicher Schwankungen sein
• Bisher wurde angenommen, dass der Konsum vom verfügbaren Einkommen abhängt: C=C(Y-T)
• Zum besseren Verständnis des Konsums sind allerdings weitere Annahmen erforderlich
Drei Theorien des Konsums:
• Keynes: Autonomer Konsum und marginale Konsumneigung bestimmen den Konsum
• Fisher: Intertemporale Überlegungen sind wichtig
• Modigliani: Lebenszyklus-Überlegungen sind wichtig
Die Keynesianische Vermutung:
Empirische Beobachtung (keine empirische Schätzung!) lässt vermuten dass:
• die marginale Konsumneigung zwischen 0 und 1 liegt
• die durchschnittliche Konsumneigung mit zunehmendem Einkommen abnimmt
• das Einkommen die wichtigste Determinante des Konsums ist
Keynesianische Konsumfunktion:
C = C + cY ; C > 0; 0<c<1 (man muss keinen Zins annehmen 6= Neoklassik)
C= Konsum
Y= Einkommen
c= marginale Konsumneigung
C= Konstante (autonomer Konsum)
Durchschnittliche Konsumneigung:
AP C =
C
C
+c
=
Y
Y
(72)
63
Makroökonomie – 7 Kapitel 4: Mikroökonomische Grundlagen der makroökonomischen Theorie
mit:
∂AP C
C
=− 2 <0
∂Y
y
(73)
Die keynesianische Konsumfunktion: siehe Anlage Nr.60
Empirische Überprüfung:
• Keynesianische Konsumfunktion fand zunächste Bestätigung in den Daten
• aber: zwei Anomalien:
1. Sparquote ist nicht einkommensabhängig
2. Kurznets: stabiles Verhältnis zwischen Einkommen und Konsum
3. → Das Konsumrätsel: siehe Anlage Nr.61
Irving Fisher und die intertemporale Wahl
• Erwartungen über das zukünftige Einkommen haben einen Einfluss auf die heutigen Konsumentscheidungen
• Haushalte versuchen, ihren Konsum möglichst optimal über die Zeit zu verteilen
→ Zweiperiodiges Modell:
Ersparnis der ersten Periode: (1) S = Y1 − C1
S>0: Haushalt spart
S<0: Haushalt verschuldet sich
Konsum in der zweiten Periode: (2) C2 = (1 + r)S + Y2
r=realer Zinssatz
Einsetzen von (1) in (2):
(3) C2 = (1 + r)(Y1 − C1 ) + Y2
Umformen und Zusammenfassen von Konsum und Einkommen:
(4) (1 + r)C1 + C2 = (1 + r)Y10+Y2
Division beider Seiten durch (1+r):
C2
Y2
= Y1 + 1+r
⇔ C2 = (1 + r)Y1 + Y2 − (1 + r)C1
(5) C1 + 1+r
= intertemporale Budgetbeschränkung eines Konsumenten
Der gesamte mögliche Konsum hängt ab von:
• dem Einkommen in der ersten und der zweiten Periode
• dem Zinssatz, mit dem zukünftiger Konsum und zukünftiges Einkommen diskontiert werden
64
Makroökonomie – 7 Kapitel 4: Mikroökonomische Grundlagen der makroökonomischen Theorie
• dem gesamten erwarteten Lebenseinkommen, nicht nur dem laufenden Einkommen wie bei
Keynes
Die Budgetbeschränkung des Konsumenten: siehe Anlage Nr.62
Wie sollten die Haushalte ihren Konsum auf die erste und die zweite Periode verteilen?
Wieviel sollten die Haushalte sparen?
→ Das Optimum wird durch den Tangentialpunkt zwischen den Indifferenzkurven der Haushalte und
der Budgetgleichung erreicht.
Formale Herleitung:
Nutzenfunktion (6) U = U (C1 , C2 )
Optimierung: Maximiere (6) unter der Nebenbedingung (5):
C2
Y2
(7) max L = U (C1 , C2 ) + λ[C1 + 1+r
− Y1 − 1+r
]
Bedingungen erster Ordnung für ein Nutzenoptimum:
∂U
∂L
= ∂C
+λ=0
(8) ∂C
1
1
∂L
∂U
λ
(9) ∂C2 = ∂C2 + 1+r
=0
(Normalerweise noch Ableitung nach Langrange-Parameter)
Daraus folgt:
∂U
(8’) ∂C
= −λ
1
∂U
(9’) ∂C2 (1 + r) = −λ
Gleichsetzen von (8’) und (9’) ergibt:
∂U
(10) (1 + r) = ∂C
/ ∂U = M RS
1 ∂C2
→ Im Optimum muss die Grenzrate der Substitution zwischen heutigem und zukünftigem Konsum
dem realen Zinssatz (plus 1) entsprechen.
Das Haushaltsoptimum: siehe Anlage Nr.63
mit J=festes Nutzenniveau; O=optimaler Konsum in 1 und 2
Eine Erhöhung des Einkommens: siehe Anlage Nr.64
→ Parallelverschiebung (egal ob Erhöhung von Y1 oder Y2 )
Konsumglättung:
bei höherem Einkommen teilt man es gleichmäßig auf die 2 Perioden aus: so dass das Verhältnis gleich
bleibt.
Eine Erhöhung des Zinssatzes: siehe Anlage Nr.65
Y1 und Y2 ändern sich nicht: neue Budgetgerade durch diesen Punkt (=C). Aber Verhältnis des
Konsums hat sich geändert. C2 ist relativ günstiger, d.h. Sparen attraktiver.
Empirische Implikationen dazu:
Auswirkung einer Erhöhung des realen Zinssatzes auf das Einkommen ist nicht eindeutig
• Einkommenseffekt: Haushalte können (sofern sie eine positive Ersparnis haben) eine höhere
Indifferenzkurve erreichen. Konsum in der ersten Periode steigt.
65
Makroökonomie – 7 Kapitel 4: Mikroökonomische Grundlagen der makroökonomischen Theorie
• Substitutionseffekt: Konsum in der zweiten Periode wird, gemessen am Konsum in der ersten Periode, relativ billig. Haushalte können also mit einer gegebenen Sparleistung denselben
zukünftigen Konsum erreichen. Konsum in der ersten Periode fällt.
• Kreditbeschränkungen: können dazu führen, dass Haushalte sich nicht beliebig über die Zeit
verschulden können
Franco Modigliani und die Lebenszyklus-Hypothese:
• Anwendung der Theorie Fisher’s mit besonderer Berücksichtigung der Verteilung des Konsums
über die Lebensabschnitte eines Haushalts
• Ersparnis als Vorsorge für den Konsum im Alter
Annahmen:
T = Lebenszeit
W = Anfangsvermögen
R*Y = Lebenseinkommen (R Jahre bis Ruhestand = solange arbeitet er noch; Y ist das Einkommen
jedes Jahr das er arbeitet)
r=0 = realer Zinssatz)
T>R
Wie sollte das Lebenseinkommen optimal verteilt werden?
Wenn die Konsumenten einen möglichst glatten Komsumpfad erreichen wollen, wird das Einkommen
proportional aufgeteilt:
C=W+RY/T
bzw. individuelle Konsumfunktion:
C=W/T+RY/T
d.h. bei T=50 und R=30:
C=0,02W+0,6Y
Hieraus lässt sich eine aggregierte Konsumfunktion ableiten:
C=α ∗ W + β ∗ Y
α=marginale Konsumneigung aus Vermögen (1/T)
β=marginale Konsumneigung aus Einkommen (R/T)
=partielle Ableitungen
durchschnittliche Konsumneigung APC:
C
W
Y = AP C = α ∗ Y + β
Implikationen:
• Ordinatenabschnitt hängt von der Höhe des Vermögens ab
• Konsumrätsel lässt sich lösen: da sich das Vermögen sich nicht proportional zum Einkommen
ändert, sind hohe Einkommen mit einer niedrigen durchschnittlichen Konsumquote verbunden
66
Makroökonomie – 7 Kapitel 4: Mikroökonomische Grundlagen der makroökonomischen Theorie
• Ersparnis sollte im Verlauf des Lebens abgebaut werden (empirisch nicht unbedingt belegt)
Die Lebenszyklus-Konsumfunktion:
siehe Anlage Nr.66
Verschiebung der Konsumfunktion aufgrund von Vermögensänderungen
siehe Anlage Nr.67
Konsum, Einkommen und Vermögen während des Lebenszyklus:
Vermögen=kumulierte Ersparnis während der Arbeitszeit
Einkommen=Konsum+Ersparnis (konstant über die Arbeitszeit)
Entsparen=Vermögensaufbrauchen ab Beginn des Ruhestands
Empirie:
• vollständigs Entsparen kann nicht beobachtet werden
• Einkommen nicht konstant
Milton Friedman und die Hypothese des permanenten Einkommens:
• Erweiterung der Ansätze von Fisher und Modigliani
• Berücksichtigung temporärer Schwankungen des Einkommens
Gesamteinkommen setzt sich zusammen aus einer permanenten und einer transitorischen Komponente:
Y =YP +YT
• Permanentes Einkommen: Wirtschaftssubjekte glauben, dass sie dieses Einkommen auch in
Zukunft erhalten
• Transitorisches Einkommen: Wirtschaftssubjekte glauben nicht, dass sie dieses Einkommen auch
in Zukunft erhalten
Konsum hängt in erster Linie von permanenten Einkommen ab:
C =α∗YP
Implikationen:
• Löst das Konsumrätsel, da die Keynesianische Konsumfunktion mit dem laufenden Einkommen
auf die „falsche“ Einkommenskomponente zurückgreift
• Durchschnittliche Konsumneigung hängt von dem Verhältnis des Dauereinkommens zum laufenden Einkommen ab:
P
AP C = YC = α∗Y
Y
67
Makroökonomie – 7 Kapitel 4: Mikroökonomische Grundlagen der makroökonomischen Theorie
• Kurzfristig sinkt das laufende Einkommen temporär unter das permanente Einkommen, so erhöht
sich die durchschnittliche Konsumneigung vorübergehend (und umgekehrt)
• Langfristig spielt das transitorische Einkommen keine Rolle
Weitere Konsumtheorien:
Robert Hall und die Random Walk Hypothese:
• Bei Gültigkeit der permanenten Einkommenshypothese und rationalen Erwartungen sollten Änderungen des Konsums im Zeitablauf nicht prognostizierbar sein.
• Der Konsum würde somit einem Random Walk folgen
David Laibson und die Bedeutung unmittelbarer Belohnung:
• Berücksichtigung psychologischer Studien
• Konsumpräferenzen können zeitinkonsistent sein
Zusammenfassung:
• Keynes nahm an, dass der Konsum eine Funktion des gegenwärtigen Einkommens ist
• Heutige Forschung geht davon aus, dass:
– gegenwärtiges Einkommen
– Vermögen
– erwartetes zukünftiges Einkommen und
– Zinssätze
eine Rolle spielen für Konsumentscheidungen (immer noch offene Bereiche in der Forschung)
7.2 Investitionen
Formen von Investitionen:
• Ausrüstungsinvestitionen
• Bauinvestitionen
• Sonstige Analgen
• Vorratsinvestitionen
68
Makroökonomie – 7 Kapitel 4: Mikroökonomische Grundlagen der makroökonomischen Theorie
Relevante Fragen:
• Warum besteht zwischen Investitionen und Zinssätzen eine negative Beziehung?
• Wodurch kommt es zu Verschiebungen der Investitionsfunktion?
• Warum steigt das Investitionsvolumen zur Zeit eines Aufschwungs und sinkt während einer
Rezession?
Neoklassisches Investitionsmodell:
• Beschreibt Ausrüstungsinvestitionen
• Zwei Arten von Unternehmen
– Produktionsunternehmen → produzieren Waren und Dienstleistungen unter Verwendung
von geliehenem Kapital
– Verleihunternehmen → tätigen Investitonen und verleihen Kapital
Prpduktionsunternehmen:
Mietpreis für Kapital: R (Zins für bestimmte Investition)
Outputpreis: P
Reale Kosten einer Kapitaleinheit: R/P
Realer Ertrag einer Kapitaleinheit: MPK
→ Im Optimum muss der reale Ertrag den realen Kosten einer Ertragseinheit entsprechen
Produktionsfunktion:
Y = AK α L1−α
Grenzprodukt des Kapitals:
MPK =
∂Y
= α ∗ A ∗ K α−1 L1−α = α ∗ A(L/K)1−α
∂K
(74)
Im Gleichgewicht:
R/P = M P K = α ∗ A(L/K)1−α
realer Zins dieser Investition=Kosten=Ertrag
• Je geringer der Kapitalstock, desto höher der reale Mietpreis des Kapitals (denn desto höher
das Wertgrenzprodukt des Kapitals)
• Je größer das Arbeitsvolumen, desto höher der reale Mietpreis des Kapitals
• Je besser die Technologie, desto höher der reale Mietpreis des Kapitals
69
Makroökonomie – 7 Kapitel 4: Mikroökonomische Grundlagen der makroökonomischen Theorie
Verleihunternehmen - Die Kosten des Kapitals:
Nutzen der Verleihung von Kapital: R/P
Kosten der Verleihung von Kapital:
1. entgangener Zinssatz iPk (Pk =Kaufpreis des Kapitalguts, i=Nominalzinssatz)
2. Änderung im Preis des Kapitalgutes: −∆ ∗ Pk
3. Abschreibung: δ ∗ Pk
→ Gesamte Kapitalkosten:
iPk − ∆ ∗ Pk + δ ∗ Pk = Pk (i − ∆ ∗ Pk /Pk + δ)
(75)
Annahme:
Änderung der Preise für Kapitalgüter entspricht der allgemeinen Inflationsrate ∆ ∗ Pk /Pk = π
Da r=i-π (Fisher-Gleichung) folgt (mit r ist Zins für Alternativinvestition):
Kapitalkosten=Pk (r + δ)
Reale Kapitalkosten := Kapitalkosten im Vergleich zu den Preisen anderer Güter = Pk /P (r + δ)
Soll ein Verleihunternehmen seinen Kapitalstock erhöhen oder vermindern?
Gewinn=Erlös-Kosten d.h. Π = R/P − Pk /P (r + δ)
Einsetzen der Bedingung (R/P=MPK): Π = M P K − Pk /P (r + δ)
→ Das Verleihunternehmen macht einen Gewinn, wenn das Grenzprodukt des Kapitals größer ist als
der reale Kapitalkostensatz:
M P K > Pk /P (r + δ): Nettoinvestitionen>0, d.h. Kapitalstock steigt
M P K < Pk /P (r + δ): Nettoinvestitionen<0, d.h. Kapitalstock sinkt
Es gilt:
∆K = In [M P K − Pk /P (r + δ)]
(76)
mit In [∗]=Funktion der Nettoinvestitionen
Gesamte Investitionen=Nettoinvestitionen+Ersatz verschlissenes Kapital
I = In [M P K − Pk /P (r + δ)] + δ ∗ K
Im steady state:
M P K = Pk /P (r + δ)
Aktienmarkt und Tobins q (gilt nur für börsennotierte Unternehmen)
M arktwertdesKapitalbestandes
q= W iederbeschaf
f ungskostendesKapitalbestandes
q>1: Nettoinvestitionen >0
q<1: Nettoinvestitionen <0
→ Wie in der klassischen Investitionstheorie hängen die Investitionen von gegenwärtigen und zukünftigen erwarteten Gewinnen ab (die sich in der Marktbewertung am Aktienmakrt reflektieren)
70
Makroökonomie – 7 Kapitel 4: Mikroökonomische Grundlagen der makroökonomischen Theorie
Aber:
Beide Theorien nehmen an, dass es keine Finanzierungsbeschränkungen gibt. Neuere Forschungsergebnisse weisen allerdings darauf hin, dass es FRiktionen an Finanzmärkten gibt, die zu Finanzierungsbeschränkungen führen können.
7.3 Geklärte und offene Fragen
Die vier wichtigsten Erkenntnisse der Makroökonomie:
1. Langfristig bestimmt die Produktionskapazität eines Landes den Lebensstandard seiner Bürger
2. Kurzfristig beeinflusst die Gesamtnachfrage das Produktionsvolumen eines Landes
3. Langfristig bestimmt die Höhe des Geldmengenwachstums die Höhe der Inflationsrate, hat aber
keinen Einfluss auf die Arbeitslosenrate
4. Kurzfristig sehen sich die Entscheidungsträger der Geld- und Fiskalpolitik einem Trade-off zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit gegenüber
Die wichtigsten ungeklärten Fragen der Makroökonomie:
1. Auf welche Weise sollten die Wirtschaftspolitiker versuchen, das natürliche Outputniveau einer
VW zu erhöhen?
2. Sollten die Wirtschaftspolitiker versuchen die Wirtschaft zu stabilisieren?
3. wie hoch sind die Kosten der Inflation und die Kosten der Inflationsbekämpfung?
4. Wie problematisch sind Haushaltsdefizite?
71
Herunterladen