Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

Werbung
Innsbruck
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Lehren aus der Finanzkrise
Verstärkungsmechanismen der Finanzkrise
Maturity Mismatch und kurzfristige Refinanzierung als
zentrale Problemfelder und Ansätze zu deren
Regulierung
Betreuender Hochschullehrer:
Prof. Dr. Matthias Bank
Studentische Teammitglieder:
Johannes Brustbauer
Sarah Rainer-Wieser
Tobias Schlager
Daniela Stimmelmayr
Claudio Willi
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Postbank Finance Award 2009
Verstärkungsmechanismen der Finanzkrise
Maturity Mismatch und kurzfristige Refinanzierung als zentrale
Problemfelder und Ansätze zu deren Regulierung
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis .......................................................................................................iv
Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................................... v
1
Einleitung ..................................................................................................................... 1
2
Historie der aktuellen Finanzkrise und historische Vergleiche ................................ 2
3
2.1
Von der amerikanischen Subprime- zur internationalen Finanzkrise ...................... 3
2.2
Historische Vergleiche ........................................................................................... 8
2.2.1
Asienkrise ...................................................................................................... 8
2.2.2
Schwedische Finanzkrise ..............................................................................10
2.2.3
Die Krise der Danat-Bank 1931 .....................................................................11
2.2.4
Krisen ohne Verstärkungsmechanismus .......................................................12
Theoretische Überlegungen.......................................................................................13
3.1
3.1.1
Einbankenmodell ohne Unsicherheit .............................................................14
3.1.2
Einbankenmodell mit Unsicherheit ................................................................15
3.1.3
Interbankenmarkt ohne aggregierter Unsicherheit .........................................16
3.1.4
Interbankenmarkt mit aggregierter Unsicherheit ............................................19
3.1.5
Moral Hazard auf dem Interbankenmarkt ......................................................21
3.1.6
Verstärkungseffekte ......................................................................................21
3.2
4
Modell zum Maturity Mismatch und zur kurzfristige Refinanzierung ......................13
Sonstige Aspekte ..................................................................................................22
3.2.1
International Financial Regulation Standards (IFRS) .....................................22
3.2.2
Too-big-to-fail ................................................................................................25
Lösungsansätze..........................................................................................................26
4.1
Gründe für die Regulierung ...................................................................................26
4.1.1
Vorhandene Externalitäten ............................................................................26
4.1.2
Schutz der Investoren ...................................................................................27
4.1.3
Vorteile für die regulierten Finanzinstitute ......................................................27
4.1.4
Fehler der derzeitigen Regulierungen............................................................27
4.2
Umsetzungsmöglichkeiten ....................................................................................28
4.2.1
Eigenmittelerfordernisse berechnet anhand des Maturity Mismatch ..............29
4.2.2
Erhöhte Transparenz durch erweiterte IFRS .................................................38
4.3
Auswirkungen der Regulierung .............................................................................40
4.3.1
Offensichtliche und strittige Nachteile einer Kapitalregulierung......................40
4.3.2
Effektive Abschwächung des Verstärkungsmechanismus .............................41
4.3.3
Niedriger Leverage ........................................................................................41
4.3.4
Berücksichtigung der Systemrelevanz von Banken .......................................41
ii
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
5
4.3.5
Antizyklische Wirkung ...................................................................................42
4.3.6
Verhinderung regulatorischer Arbitrage .........................................................42
4.3.7
Geringere Verfügbarkeit von Krediten ...........................................................42
4.3.8
Zwischenfazit ................................................................................................43
Resümee .....................................................................................................................43
Anhang ................................................................................................................................45
Literaturverzeichnis ...........................................................................................................47
iii
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Expansive Geldpolitik der Fed ........................................................................ 3
Abbildung 2: Change in prices of existing – single family houses, 1988 – 2008 .................. 5
Abbildung 3: Subprimeemission und deren Rentabilität ..................................................... 5
Abbildung 4: Abbildung der kurz- und langfristigen Anlagemöglichkeiten ...........................14
Abbildung 5: Vernetzung der Regionen..............................................................................17
Abbildung 6: Abbildung der kurz- und langfristigen Anlagemöglichkeiten mit
Interbankenmarkt ..........................................................................................18
Abbildung 7: Abbildung der kurz- und langfristigen Anlagemöglichkeiten am
Interbankenmarkt mit Unsicherheit ................................................................19
Abbildung 8: Häuserpreisindex ..........................................................................................20
Abbildung 9: Auswirkungen des Konkurses einer Bank .....................................................21
Abbildung 10: Grundschema der Fristentransformation .......................................................30
Abbildung 11: Zusammenhang zwischen theoretischem Modell und Lösungsansätzen .......31
Abbildung 12: Relevante Positionen für den Maturity Mismatch ...........................................32
Abbildung 13: Gegenüberstellung der Positionen ................................................................32
Abbildung 14: Graphische Erklärung der Rechengleichung .................................................33
Abbildung 15: Der erste Teil des Lösungsansatzes: Too-big-to-fail ......................................34
Abbildung 16: Zweiter Teil des Lösungsansatzes: Antizyklisches EK-Unterlegungs-Band ...36
iv
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Abkürzungsverzeichnis
ak
kurzfristige Aktiva
al1
langfristige Aktiva, kurzfristig liquidierbar
al2
langfristige Aktiva, nicht kurzfristig liquidierbar
c
Verbindlichkeiten der Bank gegenüber ihren Kunden
CDO Collateralized Debt Obligation
Fed
Federal Reserve System
fk1
kurzfristiges Fremdkapital, kurzfristig verfügbar
fk2
kurzfristiges Fremdkapital, langfristig verfügbar
fl
langfristiges Fremdkapital
GE
Geldeinheiten
HGB
Handelsgesetzbuch
i
Zinssatz
IAS
International Accounting Standards
IFRS International Financial Regulation Standards
IT
Informations- und Datenverarbeitung und die dazu benötigte Hard- und Software
LTCM Long Term Capital Management
r
Rendite in t1
R
Rendite in t2
SIV
Structured Investment Vehicle
x
Betrag, welcher kurzfristig investiert wird
X
rote Felder
y
Betrag, welcher langfristig investiert wird
λ
Faktor, mit welchem der Erwartungswert in t1 multipliziert wird, um so den tatsächlichen Wert der Auszahlung in t1 zu erhalten
μλ
Erwartungswert der Geldeinheiten, welche in t1 abgezogen werden
v
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
1
Einleitung
Banken zählen zu den am stärksten regulierten Institutionen einer Volkswirtschaft und trotzdem konnten die momentan gültigen Regulierungsstandards und Berichterstattungspflichten
die derzeitige Finanzkrise nicht verhindern. Es stellt sich somit die Frage, wie es trotz all dieser Regulierungen und Vorschriften von einer Krise in einem relativ unbedeutenden Finanzsegment, nämlich dem amerikanischen Subprimesegment, zur aktuellen internationalen
Banken- und Finanzkrise kommen konnte. 1
Die Gründe hierfür sehen wir vor allem in einer Maturity Mismatch (Laufzeiteninkongruenz)
und einer kurzfristigen Refinanzierung von Banken, die als zentrale Verstärkungsmechanismen diese Entwicklung ermöglichten und im Zentrum dieser Ausarbeitung stehen. Natürlich
können auch noch weitere Gründe, wie etwa das Versagen von Ratingagenturen und Risikomanagementsystemen oder ineffiziente Anreizsysteme, für diese Fehlentwicklung herangezogen und verantwortlich gemacht werden. Allerdings sind wir, trotz der Interdependenz
der erwähnten Gründe und der Unmöglichkeit einer voneinander losgelösten Betrachtung,
davon überzeugt, dass die von uns identifizierten Verstärkungsmechanismen die zentralen
Ansatzpunkte zur Eindämmung zukünftiger Finanzkrisen darstellen. Durch eine die Verstärkungsmechanismen betreffende Regulierung, würden nämlich die anderen Gründe ebenfalls
betroffen sein und positiv beeinflusst werden. Dies wäre umgekehrt - zumindest in diesem
Ausmaß - jedoch nicht gegeben. Das Ziel dieser Arbeit ist es daher, Lösungsansätze für den
Maturity Mismatch und die kurzfristige Refinanzierung zu skizzieren. Mit diesen Lösungsansätzen soll zumindest das Ausmaß zukünftiger Finanzkrisen verringert werden. Somit fokussiert sich dieser Beitrag auf die von uns identifizierte Problematik der Verstärkungsmechanismen und liefert keinen Diskussionsbeitrag zu den anderen erwähnten Gründen.
Um dieser Problematik Rechnung zu tragen, werden im zweiten Kapitel dieser Arbeit die
aktuelle Krise sowie vergangene Finanzkrisen analysiert und hinsichtlich ihres Verlaufs auf
Ähnlichkeiten untersucht. Dabei wird aufgezeigt, dass die von uns identifizierten Verstärkungsmechanismen auch bereits in früheren Finanzkrisen eine bedeutende Rolle gespielt
haben und immer wieder Auslöser von Finanzkrisen waren. Weiters wird durch zahlreiche
theoretische Arbeiten die Wichtigkeit dieser Mechanismen für das Finanzsystem aufgezeigt.
Im dritten Kapitel folgt eine theoretische Analyse und Beleuchtung des Maturity Mismatch
sowie der kurzfristigen Refinanzierung. Darauf aufbauend befasst sich Kapitel vier mit Lösungsansätzen, wie durch eine dementsprechende Regulierung die Verstärkungsmechanismen in Zukunft gemildert werden könnten. Um dies zu erreichen, haben wir, in Anlehnung an
Allen und Gale (2000) 2 ein Modell entwickelt, welches eine zusätzliche Eigenmittelhinterle-
1
2
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 1.
Vgl. Allen/Gale (2000).
Seite 1 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
gung des Liquiditätsrisikos vorsieht. Dies bedeutet allerdings nicht, dass wir in Summe unbedingt eine höhere Eigenmittelunterlegung fordern. Vielmehr schlagen wir eine an die jeweilige wirtschaftliche Situation und das jeweilige bankenspezifische Liquiditätsrisiko angepasste Form der Eigenmittelhinterlegung vor.
2
Historie der aktuellen Finanzkrise und historische Vergleiche
Wer aus der aktuellen Finanzkrise lernen und aus diesen Lehren für die Zukunft ziehen will,
muss sich nicht nur ihrer, sondern auch der Geschichte vergangener Krisen bewusst sein.
Denn Geschichte wiederholt sich und lehrt somit fortwährend. Sie zeigt uns Probleme und
Fehler auf, die wir erkennen und aus denen wir die richtigen Rückschlüsse ziehen sollten.
Um dies zu erreichen, müssen vorab jeglicher Reformdiskussion primär die Ursachen einer
Krise eruiert und analysiert werden. Denn nur so ist es möglich, diese zu behandeln und
nicht bloß die Symptome einer Krise.
Wie aus der folgenden historischen Analyse hervorgeht, offenbart die aktuelle Finanzkrise
erstaunliche Parallelitäten zu etlichen vergangenen Finanzkrisen. Diese Ähnlichkeiten bestehen in einer Kreditblase, einer kurzfristigen Refinanzierung der Banken sowie einer daraus
resultierenden Liquiditätskrise am Interbankenmarkt und einer wiederum darauf folgenden
Kreditklemme. Von besonderem Interesse für uns ist jedoch der Verstärkungsmechanismus,
der, wie die Analyse der Geschichte zeigt, in der Vergangenheit immer wieder Auslöser von
Bankenkrisen war und jeweils das Übergreifen von einer eigentlich kleinen, ein bestimmtes
Marktsegment betreffenden Krise auf das internationale Finanzsystem ermöglichte. Diesen
Verstärkungsmechanismus, der die Schwachstelle im Finanzsystem und somit den kritischen
Punkt darstellt, sehen wir in einer über dem Maturity Mismatch und die kurzfristige Refinanzierung der Banken entstehenden Liquiditätskrise am Interbankenmarkt.
Die historische Analyse und Hervorhebung dieser Problematik sind das primäre Ziel dieses
ersten Kapitels. Um dies zu erreichen und zu verdeutlichen, wird zuerst die Entwicklung der
aktuellen Finanzkrise skizziert. Als historische Vergleiche dienen die Asienkrise und die
schwedische Finanzkrise sowie eine Gegenüberstellung der Pleiten von Lehman Brothers
und der Danat-Bank. 3
3
Aufgrund des begrenzten Rahmens dieser Arbeit, kann nicht immer ausführlich auf jedes Detail der
beschriebenen Krisen eingegangen werden. Vielmehr ist es das Ziel, Parallelitäten der Krisen aufzuzeigen und somit die Problematik des Maturity Mismatch und der kurzfristigen Refinanzierung hervorzuheben und zu verdeutlichen.
Seite 2 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
2.1
Von der amerikanischen Subprime- zur internationalen Finanzkrise
Die aktuelle Finanzkrise hat ihre Wurzeln nicht in der Subprimekrise, sondern im Platzen der
Dotcom-Blase im März des Jahres 2000. 4 Dies führte die USA in eine Rezession, 5 die allerdings durch eine Senkung der Fed Funds Rate 6 der amerikanischen Notenbank rasch aufgefangen werden konnte. 7 So wurde der US-Leitzinssatz von 6,5 % Anfang 2001 auf einen
damals historischen Satz von nur einem Prozent Mitte 2003 gesenkt. Dadurch wurde neben
dem eigentlichen Ziel einer Stimulierung der Wirtschaftsaktivität 8 u. a. auch ein Anreiz zur
Erhöhung der Eigenkapitalrendite durch einen hohen Fremdfinanzierungsgrad (Leverage) für
alle Finanzakteure geschaffen. 9 Ergebnis dieser US-Niedrigzinspolitik war das Entstehen
eines Kredit- und Immobilienbooms, 10 der die Saat für die Subprimekrise bildete. 11 Die expansive Geldpolitik der Federal Reserve (Fed) und deren Auswirkungen für die Wirtschaft
(Entstehen und Platzen einer Kreditblase) lassen sich anhand eines simplen, formalisierten
makroökonomischen Modells darstellen. 12
Ms Ms’’
Ms’
i
i’’
i’
Md
M M’’
M’
Abbildung 1: Expansive Geldpolitik der Fed
13
In Folge der Leitzinssatzsenkung (i → i’) der Fed stieg die Geldnachfrage der Banken (M →
M’). Diese gaben die Zinssenkung wiederum an ihre Kunden weiter, was zu einem sofort
einsetzenden Kreditnachfrageboom und zu einem mittelfristigen Kreditnachfrageanstieg führ-
4
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 2; FAZ (2009a) und The New York Times (2009).
Vgl. FTD (2008); NBER (2001), S. 1f und SZ (2008a).
6
Vgl. Fed (2008a) und siehe Grafik 1 im Anhang.
7
Vgl. NBER (2003) und Zeit (2008a).
8
Vgl. Blanchard (2003), S. 82; Fed (2001) und Fed (2003).
9
Vgl. Sachverständigenrat (2008), S. 119.
10
Vgl. FAZ (2009a); Sachverständigenrat (2008), S. 119 und The New York Times (2009).
11
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 2.
12
Siehe Abbildung 1. „i“ bezeichnet hierbei den offerierten Zinssatz der Fed und „M“ die Geldmenge,
d
die für den gegebenen Zinssatz von den Geschäftsbanken aufgenommen wird. „M “ gibt die Gelds
nachfrage der Geschäftsbanken und „M “ das Geldangebot der Fed an.
13
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Blanchard (2003), S. 73.
5
Seite 3 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
te. 14 Durch diese über eineinhalb Jahre anhaltende expansive Geldpolitik der Fed stieg jedoch auch die Inflationsgefahr. 15 Die Fed reagierte darauf ab Mitte des Jahres 2004 durch
eine stetige Anhebung des Leitzinses (i’→ i’’) um jeweils 0,25 Prozentpunkte.
16
Dies führte
einerseits zu einem Geldnachfragerückgang (M’→ M’’) der Banken und andererseits zu
steigenden Zinsen für deren Kunden und einem damit verbundenen Rückgang der Kreditnachfrage. Die Konsequenz war das Ende des Kreditbooms und das Platzen der Kreditblase
drei Jahre später. 17 Anhand dieses Modells lässt sich zwar ein Verständnis für die Rolle der
Fed und den Krisenverlauf in seinen Grundzügen vermitteln, die Details werden aber nicht
widergespiegelt. Um allerdings die gesamte Entwicklung verstehen zu können, müssen auch
diese näher analysiert werden. Diesem Punkt widmet sich der nun folgende Teil.
Zentrale Voraussetzungen für die Krise waren, neben der bereits erwähnten Niedrigzinspolitik der Fed, sowohl ein strikter Glaube an den freien Markt und dessen Effizienz, wodurch
jegliche Regulierungsmaßnahmen negiert wurden, 18 als auch eine zunehmende Verbreitung
des Originate-and-Distribute-Modells anstelle des traditionellen Buy-and-Hold-Modells. 19
Dadurch setzte einerseits eine Kredit- und Kreditrisikotransferexpansion ein, 20 die durch eine
enorme Zunahme von Verbriefungen 21 von Bank- und Immobilienkrediten ermöglicht und
begleitet wurde. 22 Die Kredite waren zum größten Teil mit variablen Zinssätzen versehen, 23
wodurch die Rückzahlungsraten für die Schuldner zunächst niedrig ausfielen. Dies bewirkte
einen Anstieg der Kredit- und Immobiliennachfrage, was wiederum zu steigenden Immobilienpreisen führte. 24 Es entwickelte sich eine Aufwärtsspirale. Diese ermöglichte es nun,
auch Schuldnern mit schlechterer Bonität Kredite (so genannte Subprimekredite) zu gewähren. 25 Der Hintergedanke dabei war, dass im Falle der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners
14
Siehe Grafik 2 im Anhang.
Vgl. Fed (2004a) und Fed (2004b).
16
Vgl. Fed (2008a) und siehe Grafik 1 im Anhang.
17
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 2 und Wirtschaftswoche (2009).
18
Vgl. The New York Times (2008).
19
Vgl. BIS (2008a); Brunnermeier (2008), S. 2 und Sachverständigenrat (2008), S. 120. Das Originate-and-Distribute-Modell beschreibt eine „Geschäftspolitik, bei der Banken die von ihnen vergebenen
und oft problembehafteten Kredite rasch an Investoren im In- und vor allem im Ausland transferierten.
Beim traditionellen Modell des Buy-and-Hold wäre die Kreditexpansion im Immobilienbereich relativ
bald an die Grenzen des Eigenkapitals der US-amerikanischen Banken gestoßen. Zudem hätten diese dann einen sehr viel größeren Anreiz gehabt, ihre Kreditnehmer sorgfältiger unter die Lupe zu
nehmen.“ Sachverständigenrat (2008), S. 120. Neben dem Screening ist auch das Monitoring von
Krediten in dieser Entwicklung als Anreizproblem des Kreditgebers von Bedeutung. Diese Anreizprobleme führten in der Summe zu einer Aushöhlung der Kreditvergaberichtlinien (Lending Standards).
20
Vgl. BIS (2007), S. 5-8 und BIS (2008b), S. 1.
21
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 7 und Sachverständigenrat (2008), S. 120. Die Verbriefung von Krediten fand hauptsächlich im Investmentbankingbereich statt. Vgl. o.V. (2009).
22
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 2.
23
Vgl. Zeit (2007a).
24
Siehe Abbildung 2.
25
Vgl. Zeit (2007a) und siehe Abbildung 3.
15
Seite 4 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
die Immobilie ohnehin wieder zu einem höheren Marktwert liquidiert werden könnte. 26 Diese
Annahme bedingt allerdings stetig steigende Häuserpreise und konstante Zinssätze. 27
Abbildung 2: Change in prices of existing – single
28
family houses, 1988 – 2008
Abbildung 3: Subprimeemission und deren Ren29
tabilität
Andererseits setzte eine durch Banken initiierte Gründungswelle von weitgehend unregulierten Off-balance-sheet Vehicles - z. B. Structured Investment Vehicles (SIVs) - ein, die die
einzige Aufgabe hatten, in verbriefte Kredit- und Kreditrisikotransferpapiere zu investieren. 30
Diese SIVs nahmen die „klassische Bankfunktion der Fristentransformation wahr, indem sie
auf ihrer Aktivseite strukturierte längerfristige Wertpapiere hielten, die sie durch die Emission
kurzfristiger Commercial Paper finanzierten.“ 31 Die einzelnen, langfristigen Kredite wurden
dabei zu Portfolios strukturiert, 32 in Tranchen verschiedener Bonität aufgeteilt und in Form
von kurzfristigen Anleihen mit einem bestimmten, von der jeweiligen Tranche abhängigen
Rating an international tätige Investoren verkauft. Damit konnte das Risiko auf viele Schultern verteilt werden. Der daraus resultierende Maturity Mismatch und die kurzfristige Refinanzierung erhöhten zwar das Liquiditäts- und Refinanzierungsrisiko. Diese waren allerdings
zu jener Zeit aufgrund der niedrigen Zinsen limitiert. 33 Weiters konnten durch die Kreditverbriefungen erstens die Forderungen und das Ausfallrisiko zum größten Teil aus den Bankbilanzen genommen und auf die SIVs übertragen werden, 34 zweitens die Eigenkapitalanforde-
26
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 8.
Vgl. Gorton (2008), S. 51.
28
Quelle: Fed (2008b), S. 4.
29
Quelle: Universität Köln (2007), S. 6.
30
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 3.
31
Sachverständigenrat (2008), S. 120 und vgl. Kashyap et al. (2008), S. 1.
32
Vgl. Sachverständigenrat (2008), S. 120. Durch die Strukturierung können ausfallgefährdete Kredite
zu einem großen Teil in scheinbar erstklassige Aktiva umgewandelt werden. „Aus einem Portfolio, das
zu 100 % aus Subprimekrediten bestand, konnten so über 90 % mit AAA bewertete Aktiva destilliert
werden.“ Sachverständigenrat (2008), S. 120.
33
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 3-5 und Gropp (2008), S. 9.
34
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 4. und Gorton (2008), S. 44. Trotz des Originate-and-DistributeModells und der damit verbundenen Auslagerung von Forderungen, blieben erhebliche Summen an
Verbriefungen mit Risiken im Subprimebereich in den Bankbilanzen (Equtiy Tranche). Vgl. Kashyap
(2008), S. 1.
27
Seite 5 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
rungen umgangen werden (Regulierungsarbitrage) 35 und sich drittens die SIVs im Gegensatz
zu Banken zu AAA-Konditionen refinanzieren (Ratingarbitrage). 36 Allerdings mussten die
Banken Garantien und somit das Liquiditätsrisiko für die SIVs im Fall von Marktengpässen
übernehmen. 37
Die Aufwärtsspirale erreichte jedoch etwa Mitte 2006 aufgrund der stetigen Anhebung der
Leitzinsen durch die Fed ihren Höhepunkt. 38 Dadurch kam es zum einen zu einer steigenden
Anzahl von Ausfällen von Immobilienkrediten, da nun vor allem Schuldner mit schlechterer
Bonität ihre Rückzahlungsraten nicht mehr tilgen konnten. 39 Zum anderen kam es zu einer
Verringerung der Kreditnachfrage sowie zu ersten Hausverkäufen und einem Sinken der
Immobilienpreise. 40 Die Rechnung, bei Zahlungsschwierigkeiten des Schuldners die Immobilie zu einem höheren Preis verkaufen zu können, ging nicht mehr auf. Die Abwärtsspirale
begann sich allmählich in Bewegung zu setzen 41 und die Kreditblase platzte schlussendlich
Mitte des Jahres 2007. 42 In Folge dessen stieg das Ausfallrisiko von Kredit- und Kreditrisikotransferpapieren, wodurch deren Kurse nach unten korrigierten. 43 Es setzte ein Ausverkauf
von Wertpapieren, welche die Banken nicht mehr finanzieren konnte, ein. Dies führte zu Bewertungsverlusten und zum Sinken der Eigenkapitalquote. 44 Weiters wurden die Ratings
dieser Wertpapiere herabgestuft (prozyklisches Verhalten der Ratingagenturen). 45 Die Verschlechterung des Ratings betraf in Folge aber auch die SIVs selbst, wodurch das Verlustrisiko für SIVs sowie jenes für Inhaber solcher Wertpapiere stieg und deren Refinanzierungsmöglichkeiten sich weiter erheblich erschwerten. Für diese nun risikoreicher eingestuften
Wertpapiere musste zusätzliches Eigenkapital hinterlegt werden. Weiters wollten die Investoren nun für das gestiegene Risiko entlohnt werden und verlangten eine dementsprechend
höhere Risikoprämie. 46 Um diese allerdings finanzieren zu können, mussten weitere Kreditund Kreditrisikotransferpapiere verkauft werden. Sinkenden Einnahmen durch verminderte
Ratenrückzahlungen und Totalausfälle sowie sinkende Kurswerte durch Ausverkäufe bei
gleichzeitig steigenden kurzfristigen Refinanzierungskosten und höheren Eigenkapitalrückstellungen brachten u. a. SIVs in erhebliche Zahlungsschwierigkeiten, für die die Banken nun
einspringen mussten. Die Trennung von Banken und SIVs brach durch die nun schlagend
35
Die Eigenkapitalunterlegung fällt weg, da die Banken die Forderungen an die SIVs verkauft haben
und diese kein Eigenkapital hinterlegen müssen. Vgl. Gropp (2008), S. 7.
36
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 4f; Gorton (2008), S. 39 und Gropp (2008), S. 7.
37
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 5.
38
Vgl. Kashyap (2008), S. 10; The Economist (2008); Zeit (2006) und siehe Abbildung 3.
39
Vgl. Zeit (2007a) und siehe Grafik 3 im Anhang.
40
Vgl. Zeit (2007a) und siehe Abbildung 2.
41
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 22 und Zeit (2007b).
42
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 2 und Gorton (2008), S. 3.
43
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 3 und Kashyap (2008), S. 1.
44
Vgl. Kashyap (2008), S. 2 und Khandani/Lo (2007), S. 15-17.
45
Vgl. Rudolph (2008), S. 722.
46
Siehe Grafik 4 im Anhang.
Seite 6 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
werdenden Garantien zusammen. 47 Das Problem dabei war allerdings, dass etwa 25 % der
Aktivposten von Investmentbanken 2007 selbst über Nacht refinanziert wurden. 48 Da sich
auch für diese Banken die kurzfristigen Refinanzierungsmöglichkeiten verschlechterten, bekamen auch sie in der Folge erhebliche Liquiditätsprobleme.
Was zunächst eine lokale, auf den amerikanischen Immobilienmarkt beschränkte Krise war,
griff nun aufgrund der Problematik der einsetzenden Verstärkungsmechanismen zuerst auf
die Banken und dann auch auf das internationale Finanzsystem über. 49 Dadurch wurde die
Subprimekrise nun auch zu einer gravierenden Banken- und Finanzkrise. Die dies bewirkenden Verstärkungsmechanismen waren zum einen der Maturity Mismatch 50 und zum anderen
die erschwerte, kurzfristige Refinanzierung von Inhabern solcher Kredit- und Kreditrisikotransferpapiere. 51 Dadurch kam es, wie bereits erwähnt, zu erheblichen Liquiditätsproblemen
für die betroffenen Finanzinstitute. Die weltweite Streuung des Risikos, 52 die Komplexität und
die dadurch erschwerte Risikoabschätzung und -beherrschung dieser Wertpapiere sowie
deren gewaltiges Ausmaß 53 und die Unsicherheit, wer wie viele dieser Wertpapiere in seinen
Bilanzen hält (Informationsasymmetrie) 54 beschleunigte und verstärkte die Abwärtsspirale
zusätzlich. Wodurch zuerst die Kreditmärkte einbrachen, 55 da es keine Käufer sondern nur
mehr Verkäufer dieser Wertpapiere gab. Danach wurde auch der Interbankenmarkt aufgrund
von Vertrauensverlusten der Banken untereinander immer illiquider. 56 Dies mündete
schlussendlich in einer Liquiditätskrise am Interbankenmarkt, der durch den allgemeinen
Vertrauensverlust in das Bankensystem nach der Pleite der systemrelevanten Investmentbank Lehman Brothers 57 endgültig zum Stillstand kam. 58 Dies bedeutet nun, dass sich Banken seit Mitte September 2008 gegenseitig kaum mehr Kapital zur Verfügung stellen, 59 um
im Falle von Zahlungsschwierigkeiten selbst über genügend Liquidität zu verfügen und den
eigenen Konkurs abwenden zu können. Das Vertrauen am Interbankenmarkt war und ist
nach wie vor am Boden. 60
47
Vgl. Gropp (2008), S. 10.
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 5.
49
Vgl. SZ (2008b).
50
Vgl. Diamond/Rajan (2005), S. 644.
51
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 5.
52
Die Risikostreuung fand allerdings nur innerhalb des Finanzsektors statt, da die Käufer dieser strukturierten Kreditprodukte hauptsächlich Geschäftsbanken, Investmentbanken und Hedge Fonds waren.
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 6 und BIS (2008c), S. 1.
53
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 32.
54
Vgl. Zeit (2008b).
55
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 10. Durch den Einbruch auf den Kreditmärkten war kein Kreditrisikotransfer mehr möglich, womit das Originate-and-Distribute-Modell ebenfalls nicht mehr möglich war.
Vgl. BIS (2008a).
56
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 11.
57
Vgl. BIS (2009), S. 65; FAZ (2008a); FAZ (2008b); SZ (2009); Zeit (2008c) und siehe Punkt 2.2.3.
58
Vgl. BIS (2009), S. 19 und Zeit (2009a).
59
Vgl. Zeit (2009a).
60
Vgl. SZ (2009) und siehe Grafik 5 im Anhang.
48
Seite 7 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Die Liquiditätskrise am Interbankenmarkt hat aber auch verheerende Konsequenzen für die
Realwirtschaft. Höhere Finanzierungskosten, aufgrund von steigenden Zinsen, und verschärfte Kreditrichtlinien führten zu einer weltweiten Kreditklemme. 61 Wodurch auch die Finanzierung von Unternehmen erschwert wird, das Vertrauen in diese Unternehmen ebenfalls
zu schwinden beginnt und deren Aktienkurse auf breiter Front einbrechen. Diese realwirtschaftliche Entwicklung bescherte den USA bereits eine seit Dezember 2007 andauernde
Rezession, die mittlerweile auch schon auf Europa übergegriffen hat. 62 Somit befinden wir
uns wieder am Beginn des Kreislaufs.
Summa summarum kann also konstatiert werden, dass einerseits die niedrige Fed Funds
Rate, der Immobilienboom sowie die Anreizproblematik im Kreditvergabebereich (Screening
und Monitoring) die Hauptgründe für die Subprimekrise waren. Andererseits waren als Verstärkungsmechanismen, die das Übergreifen von der amerikanischen Subprimekrise auf die
internationalen Finanzmärkte ermöglichten, der Maturity Mismatch und die kurzfristige Refinanzierung sowie die daraus entstandene Liquiditätskrise am Interbankenmarkt die wesentlichen Gründe für die globale Finanzkrise.
2.2
Historische Vergleiche
Die Problematik der Verstärkungsmechanismen ist jedoch nicht nur ein Phänomen der aktuellen Finanzkrise, sondern eines, welches bereits des Öfteren in der Vergangenheit beobachtbar war. Daher ist es unserer Meinung nach wichtig und sinnvoll, sich historische Vergleiche näher anzusehen, um aus ihnen die richtigen Rückschlüsse ziehen zu können. Deswegen beschäftigt sich der nächste Teil mit den von uns identifizierten Verstärkungsmechanismen am Beispiel der Asienkrise 63 und der schwedischen Finanzkrise 64 sowie am Vergleich der Pleiten von Lehman Brothers und der Danat-Bank. Damit soll die Wichtigkeit dieses Faktors sowie die Notwendigkeit von Reformen in diesem Bereich verdeutlicht und unser
Argument der über den Maturity Mismatch und die kurzfristige Refinanzierung der Banken
resultierenden Liquiditätskrise am Interbankenmarkt als Verstärkungsmechanismen gefestigt
werden.
2.2.1
Asienkrise
Die Asienkrise bezeichnet die Finanz- und Wirtschaftskrise in Ostasien 65 in den Jahren 1997
und 1998. Für das Entstehen der Krise waren mehrere Faktoren verantwortlich. Der Abbau
61
Vgl. Zeit (2009a) und Zeit (2009b).
Vgl. FAZ (2008c) und NBER (2009).
63
Vgl. FAZ (2008d).
64
Vgl. The Local - Sweden’s news in English (2008).
65
Besonders betroffen waren neben Thailand, Indonesien und Südkorea auch Singapur, Malaysia und
die Philippinnen.
62
Seite 8 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
und der damit einhergehende Verzicht von Kapitalverkehrskontrollen im Zuge der Deregulierung von Finanzsektoren sowie der damit verbundenen Entwicklung von offenen Finanzsystemen und die neue Marktmacht von internationalen Spekulanten und institutionellen Investoren brachten den ostasiatischen Staaten jahrelang enormen wirtschaftlichen Erfolg. 66 Die
Liberalisierung führte einerseits zu einem verstärkten Engagement von internationalen Investoren in Ostasien und andererseits von ostasiatischen Finanzinstituten auf internationalen
Finanzmärkten. Der Anreiz für ostasiatische Institute bestand im Zinsniveau, welches auf
den internationalen Märkten niedriger als im Inland war. 67 Die Kreditaufnahme im Ausland
erfolgte kurzfristig. Die Kreditvergabe im Inland fand hingegen langfristig statt. 68 Dadurch
entstand ein Maturity Mismatch und das Kredit- sowie das Liquiditätsrisiko stiegen. Denn die
Kreditaufnahme erfolgte meistens in US-Dollar oder Yen, die Kreditvergabe allerdings in
heimischer Währung. Durch die Koppelung der heimischen Währungen an den US-Dollar
oder Yen sicherte sich niemand gegen dieses Risiko ab. 69 Diese Entwicklung erhöhte die
Attraktivität von und die Nachfrage nach Krediten und mündete in einer Aktien- und Immobilienblase. 70 Ausgelöst wurde die Krise von „(...) private sector decisions that made the economies vulnerable to a sudden withdrawal of confidence.“ 71 Diese waren zum einen die Fehlallokation von Investitionen - besonders die Immobilienspekulation - und zum anderen die
risikoreiche Finanzierung der langfristig vergebenen Kredite in Form von kurzfristigen Verbindlichkeiten. 72
Die Blase platzte im Februar 1997 als ein thailändischer Schuldner in Zahlungsschwierigkeiten kam sowie eine Zinserhöhung in Japan angekündigt wurde. 73 Die internationalen Investoren zogen in Folge dessen Kapital ab, die Währungen gerieten unter Druck, wurden abgewertet und der Ausverkauf von Aktien und Währungen begann. 74 Durch die Zinserhöhungen
im Ausland und die erzwungene Wechselkursfreigabe 75 der überbewerteten Währungen
stieg das Kredit- und Währungsrisiko in den ostasiatischen Staaten innerhalb kürzester Zeit
sprunghaft an. Dies erschwerte auf der einen Seite die kurzfristige Refinanzierung der Banken und auf der anderen Seite blieben sie auf den langfristig vergebenen Krediten, die nun
66
Vgl. Dieter (1999), S. 14f und Furman et al. (1998), S. 4. Weiters spielten u. a. Leistungsbilanzdefizite in den genannten Ländern und eine Niedrigzinspolitik in Japan, die einen Kapitalexport aus Japan
bedingte, eine wesentliche Rolle. Vgl. Dieter (1999), S. 14 und Kindleberger (2000), S. 204.
67
Vgl. Dieter (1999), S. 34 und Furman et al. (1998), S. 18 und 23.
68
Vgl. Furman et al. (1998), S. 53.
69
Vgl. Dieter (1999), S. 34 und 61 und Furman et al. (1998), S. 24.
70
Vgl. Furman et al. (1998), S. 23. Die Kredite wurden zum größten Teil in Aktien und Immobilen investiert, wodurch deren Kurse beflügelt wurden und eine Aufwärtsspirale in Gang gesetzt wurde.
71
Stiglitz (1998).
72
Vgl. Stiglitz (1998).
73
Vgl. Dieter (1999), S. 52. Obwohl sich Ostasien nicht über Nacht verändert hat, genügten bereits
diese Indizien, um die Einschätzung und Wahrnehmung der Akteure auf den internationalen Finanzmärkten zu ändern und den Märkten das Vertrauen zu entziehen. Vgl. Stiglitz (1998).
74
Vgl. Dieter (1999), S. 68-73 und Furman et al. (1998), S. 25f.
75
Vgl. Dieter (1999), S. 70 und FAZ (2007).
Seite 9 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
nichts mehr wert waren, sitzen. 76 Schlussendlich führten die hohe Verschuldung der ostasiatischen Finanzinstitute im Ausland, eine Vertrauenskrise internationaler Investoren in die
Nachhaltigkeit der ostasiatischen Finanzmärkte und die Liquiditätsproblematik zu strikteren
Kreditvergaberichtlinien und illiquiden Interbankenmärkten. 77 Dies resultierte weiters in erheblichen Investitionsrückgängen in ostasiatischen Ländern, wodurch die Finanzkrise in
Form einer ebenfalls entstehenden Kreditklemme auf die Realwirtschaft übergreifen konnte. 78
Somit können auch in der Asienkrise die wesentlichen Verstärkungsmechanismen der ostasiatischen Immobilien- und Aktienblase in einer über den Maturity Mismatch und die kurzfristige Refinanzierung eintretenden Liquiditätskrise am Interbankenmarkt identifiziert werden. 79
2.2.2
Schwedische Finanzkrise
Die schwedische Finanzkrise (1990 bis 1994) hat ihre Wurzeln in Marktübertreibungen am
Immobilienmarkt. 80 Aufgrund von Deregulierungen des Kreditmarktes in den Jahren 1983 bis
1985 kam es zu einer Kreditexpansion. Diese wurde begleitet von niedrigen Realzinsen sowie einem Steuersystem, das es bis 1991 ermöglichte bis zu 50 % der Kreditzinsen vom zu
versteuernden Einkommen abzuziehen, und einer expansiven makroökonomischen Politik
der schwedischen Zentralbank (Sveriges Riksbank). 81 Die in hohem Maße vergebenen Kredite wurden von den Kreditnehmern zum größten Teil in Immobilien, mit einem extrem hohen
Fremdkapitalanteil, investiert. Es kam zu einer Aufwärtsspirale, die die Immobilienpreise
nach oben trieb und durch eine expansive Kreditvergabepolitik der Banken, die sich selbst im
Ausland kurzfristig refinanzierten, weiter in die Höhe geschraubt wurde. 82 Im Herbst 1989
konnte man jedoch die ersten Anzeichen erkennen, dass der Markt für Geschäftsimmobilien
seinen Höhepunkt erreicht hatte. Weiters gab es Berichte über Probleme, Mieter für die angebotenen Mietpreise zu finden. 83 Die Börse reagierte prompt und fiel bis Jahresende um
76
Vgl. Demirgüç-Kunt/Detragiache (1998), S. 85f.
Vgl. BIS (1998), S. 45f und Dieter (1999), S. 58. Diese waren in der Boomphase erheblich gelockert
worden, wodurch dieselben Anreizprobleme (Monitoring und Screening) auftraten wie in der aktuellen
Finanzkrise.
78
Vgl. Furman et al. (1998), S. 99f.
79
Vgl. Dieter (1999), S. 58.
80
Vgl. Bäckström (1997).
81
Vgl. Bäckström (1997); Englund (1999), S. 81 und NZZ (2008).
82
Vgl. Bäckström (1997) und Englund (1999), S. 84-86.
83
Vgl. Englund (1999), S. 89. Weiters schlug die konjunkturelle Schönwetterlage um und die Inflation
lief aus dem Ruder. „Dazu kamen strukturelle Ungleichgewichte und eine Steuerreform, welche die
Finanzierungskosten markant erhöhte; zuvor hatten unsinnige fiskalische Anreize zu negativen Kreditzinsen nach Steuern geführt, … Dazu kam die Währungskrise: Der Kurs der einseitig an den Ecu gebundenen Krone konnte trotz kurzzeitigen Taggeldsätzen von 500% im September 1992 nicht gehalten werden.“ NZZ (2008).
77
Seite 10 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
11 %. 84 Die Märkte, Immobilienpreise und das Vertrauen brachen auf breiter Front ein. 85
Ausländische Investoren erschwerten nun den schwedischen Banken die Prolongation der
kurzfristigen Refinanzierung, wodurch sie in erhebliche Finanzierungsschwierigkeiten gerieten. 86 Auf der Aktivseite der Bilanz verfielen weiters die Kreditwerte, da einerseits die schwedische Krone unter Abwertungsdruck geriet und andererseits die Kreditnehmer ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen konnten. Etlichen Banken und Immobiliengesellschaften wurde dies zum Verhängnis und sie mussten Konkurs anmelden. 87 Durch Verstaatlichung von
Banken und Gründung von Bad Banks konnte ein Zusammenbruch des Finanzsystems allerdings verhindert werden. Dennoch kam es vorübergehend zu einer Kreditklemme in
Schweden. 88 Auch in dieser Krise ist beobachtbar, dass Banken aufgrund eines Maturity
Mismatch und einer kurzfristigen Refinanzierung in Liquiditätsprobleme gerieten. 89 Der Verstärkungsmechanismus der Immobilienkrise liegt somit abermals in der Problematik des Maturity Mismatch und der kurzfristigen Refinanzierung, die zum Zusammenbruch des Interbankenmarktes führten.
2.2.3
Die Krise der Danat-Bank 1931
Betrachtet man die aktuelle Finanzkrise, drängt sich ein weiterer historischer Vergleich auf:
die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers 2008 und die der deutschen Danat-Bank
1931. Dieser Vergleich ist von besonderer Bedeutung, da durch die jeweilige Bankenpleite
die kurzfristige Refinanzierung über den ohnehin schon erschütterten Interbankenmarkt endgültig zum Stillstand kam. Während Lehman Brothers aufgrund von vom Ausfall bedrohten
Kreditpapieren aus dem Immobiliensektor 90 und von einer erschwerten kurzfristigen Refinanzierung in Liquiditätsproblemen geriet, 91 lag der Grund bei der Danat-Bank in einer expansiven Geschäftspolitik und dem Konkurs eines ihrer größten Kreditnehmer - nämlich der Norddeutschen Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei. 92 Da es sich in beiden Fällen um systemrelevante Banken handelte, sind die Auswirkungen der beiden Bankenpleiten auf den Interbankenmarkt jedoch vergleichbar. Das Vertrauen in das Bankensystem war nach deren Pleiten schwer erschüttert und es kam zum Erliegen des Interbankenmarktes. 93 Die kurzfristige
Refinanzierung von Banken über diesen Markt war nicht mehr möglich, wodurch es in beiden
Fällen zu einer Liquiditätsknappheit und -krise im Bankensektor mit den bereits oben be-
84
Der Immobilienindex brach gar um 25 % ein. Vgl. Englund (1999), S. 89.
Vgl. Englund (1999), S. 89.
86
Vgl. Englund (1999), S. 93.
87
Vgl. NZZ (2008a).
88
Vgl. Bäckström (1997) und Englund (1999), S. 95.
89
Vgl. Bäckström (1997).
90
Vgl. Manager Magazin (2008).
91
Vgl. Zeit (2008d).
92
Vgl. FAZ (2008e) und Balderston (1991), S. 585-596.
93
Vgl. Bundesbank (2006), S. 20 und Zeit (2008e).
85
Seite 11 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
schriebenen Transmissionskanälen auf die Realwirtschaft kam. 94 Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass nicht jede Bankenpleite zu einer Bankenkrise und Liquiditätskrise führen
muss. Der Grund dafür liegt u. a. in einem nicht gänzlich verschwindenden Vertrauen in das
Bankensystem. Als Beispiel sei dazu auf den Konkurs der Barings Bank im Jahr 1995 verwiesen.
2.2.4
Krisen ohne Verstärkungsmechanismus
Eine weitere Frage ist, wieso manche Krisen auf die internationalen Finanzmärkte und die
Realwirtschaft übergreifen und manche nicht. Betrachtet man die Auflösung des Hedgefonds
LTCM 1998, so handelte es sich hierbei nicht um eine Vertrauenskrise in das gesamte Bankensystem, sondern lediglich in den Hedgefonds selbst. 95 Aufgrund der enormen Summen
und dem Leverage, mit denen LTCM operierte, drohte zwar ein Zusammenbruch des Finanzsystems. Dieses Risiko konnte jedoch mit Hilfe einer Leitzinssenkung der Fed sowie der
Übernahme des Hedgefonds und einer Kapitalspritze durch die betroffenen Investoren relativ
rasch beseitigt werden. 96 Ein weiteres Beispiel ist das Platzen der bereits erwähnten Dotcom-Blase. Diese bedeutete zwar enorme Kursverluste für die betroffenen IT-Unternehmen 97
und einen Vertrauensverlust in deren Nachhaltigkeit, wodurch es auch hier eines Eingriffs
der Fed bedurfte. 98 Allerdings wurde dadurch ebenfalls nicht das Vertrauen in das Bankensystem erschüttert, da es sich nicht um einen systemrelevanten Wirtschaftszweig handelte.
Es lässt sich somit feststellen, dass es nur zu einer Liquiditätskrise am Interbankenmarkt und
einem Übergreifen auf die internationalen Finanzmärkte und die Realwirtschaft kommt, wenn
das Vertrauen in das Bankensystem schwer erschüttert wird. Solange der Interbankenmarkt
funktioniert und damit die kurzfristige Refinanzierung der Banken gesichert ist, ist dies eher
auszuschließen und die Transmissionsmechanismen sind gering.
Anhand der historischen Analyse ist ersichtlich, dass der Maturity Mismatch und die kurzfristige Refinanzierung in der Geschichte immer wieder Auslöser von Bankenkrisen waren und
diese Krisen meistens einen sehr ähnlichen Verlauf nahmen bzw. nehmen. 99 Daher ist es
besonders wichtig, aus ihnen die richtigen Rückschlüsse und Lehren zu ziehen. Die aktuellen Modelle zur Risikoeinschätzung und Eigenkapitalunterlegung sowie die derzeit existierenden Regulierungsmaßnahmen sind - wie die derzeitige Finanzkrise deutlich unter Beweis
stellt - allerdings nicht ausreichend oder setzen die falschen Anreize. Dies liegt daran, dass
sie u. a. kaum Bezug auf die von uns identifizierten Verstärkungsmechanismen - den Maturi94
Vgl. Spiegel (2008).
Vgl. Kho et al. (2000), S. 31.
96
Vgl. Edwards (1999), S. 200; FAZ (2009b) und SZ (2008c).
97
Vgl. Ofek/Richardson (2003), S. 1114.
98
Vgl. FAZ (2009a).
99
Vgl. Englund (1999), S. 80f. Weitere Beispiele für entsprechende Krisen sind u. a. die Russland(1998/1999), Japan- (1991), Lateinamerikakrise (1980er Jahre) und die Krise in Australien (1991).
95
Seite 12 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
ty Mismatch und die kurzfristige Refinanzierung - nehmen. Doch genau darin, wie die Analyse der Geschichte gezeigt hat, liegt allerdings eines der wesentlichsten Probleme die Stabilität des Banken- und Finanzsystems betreffend. Es ist daher unser Ziel, Lösungsansätze zur
Eindämmung dieser Problematik zu entwickeln. Bevor wir uns jedoch diesen widmen, folgen
zuerst theoretische Überlegungen diese Problemstellung betreffend.
3
Theoretische Überlegungen
Das folgende Kapital, das sich in zwei Abschnitte gliedert, beschäftigt sich mit theoretischen
Überlegungen, die die Basis für unsere Lösungsvorschläge bilden. Im ersten Abschnitt, der
den Hauptteil dieses Kapitels darstellt, werden dazu der Maturity Mismatch und die kurzfristige Refinanzierung und im zweiten werden sonstige Aspekte (Bilanzierungsregeln und Toobig-to-fail) behandelt. Die Ausführungen im ersten Abschnitt wurden in Anlehnung an das
Modell von Allen und Gale (2000) 100 getroffen. Zuerst werden Einbankenmodelle ohne und
mit Unsicherheit skizziert. Später wird das Modell auf vier Banken erweitert, um die modellhafte Situation einem Interbankenmarkt anzugleichen. Auch hier werden wieder zwei Fälle
untersucht, nämlich der Interbankenmarkt ohne und mit aggregierter Unsicherheit. Eine zentrale Rolle in diesem Modell spielt der bereits erwähnte Maturity Mismatch. Darunter versteht
man ein Ungleichgewicht zwischen kurzfristig fälligen Einlagen der Kunden und langfristigen
Forderungen gegenüber Schuldnern. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet der Maturity Mismatch (Laufzeitinkongruenz), wenn Einlagen eine kürzere Restlaufzeit aufweisen als der zu
versichernde Kredit. 101 Die formale Abhandlung des Maturity Mismatch lässt sich aus dem
Modell von Diamond und Rajan aus dem Jahr 2001 ableiten. 102 Die Banken finanzieren sich
über die Einlagen der Kunden, wobei sie im Vorhinein nicht wissen, wie schnell die Kunden
ihr Geld wieder zurückverlangen werden.
3.1
Modell zum Maturity Mismatch und zur kurzfristige Refinanzierung
In diesem Abschnitt wird ein theoretisches Modell skizziert, welches den Maturity Mismatch
und die kurzfristige Refinanzierung abstrakt behandelt. Das Ziel ist es ein Verständnis für
diese Problematik am Finanzmarkt und dessen Auswirkungen zu bekommen.
100
Vgl. Allen/Gale (2000).
Vgl. o.V. (2009b), Laufzeiteninkongruenz.
102
Vgl. Diamond/Rajan (2001), S. 290f.
101
Seite 13 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
3.1.1
Einbankenmodell ohne Unsicherheit
Wie im Modell von Allen und Gale (2000) 103 wird hier von einem Finanzintermediär ausgegangen, welcher in drei Perioden (t0, t1, t2) agiert. Vorerst wird eine Bank als einzelner Intermediär betrachtet.
Abbildung 4: Abbildung der kurz- und langfristigen Anlagemöglichkeiten
104
Kunden erhalten für das investierte Kapital eine Entschädigung in Form eines einheitlichen
Zinses i, unabhängig davon in welcher Periode sie ihr Geld abheben. Der Zins i st kleiner als
R. Dies kommt daher, weil die Bank bei kurzfristigen, sicheren Anlagen bei der Zentralbank
keinen Zins erhält, aber die Verbindlichkeiten, welche sie nach t1 und t2 an ihre Kunden auszahlt, verzinst. Die aus der Differenz zwischen R und i entstehende Spanne drückt den Zinsgewinn einer Bank aus.
Im Gegensatz zu ihren Kunden hat die Bank die Möglichkeit das Geld in kurz- und langfristige Projekte zu investieren. Bei kurzfristigen Projekten erhält die Bank, wie bereits erwähnt,
nach einer Periode pro investierte Einheit eine sichere Einheit zurück. Bei langfristigen Projekten realisiert die Bank einen Gewinn von R > 1 in t2 (wobei zu Beginn noch angenommen
wird, dass R fix ist). Jedoch muss die Bank bei einer Liquidierung von y nach einer Periode
einen Gewinn von r < 1 hinnehmen, wodurch sie im Vergleich zur kurzfristigen Investition bei
der Zentralbank schlechter gestellt wird. In diesem Fall wird von einer illiquiden Anlage gesprochen. Eine Anlage ist liquide, wenn ihre Illiquiditätsprämie bei Null liegt. Ist sie jedoch
positiv, also größer Null, dann ist der Vermögensgegenstand illiquide, da bei einem plötzlichen Liquiditätsbedarf nur weniger als der ursprüngliche Wert, eben r < 1, erreicht werden
kann. Die in dem Modell verwendeten Variablen werden wie folgt definiert:
103
104
o
c
Verbindlichkeiten der Bank gegenüber ihren Kunden
o
r
Rendite in t1
Vgl. Allen/Gale (2000).
Quelle: eigene Darstellung.
Seite 14 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
o
R
Rendite in t2
o
x
Betrag welcher kurzfristig investiert wird
o
y
Betrag welcher langfristig investiert wird
o
λ
Faktor, mit welchem der Erwartungswert in t1 multipliziert wird, um so den tatsächlichen Wert der Auszahlung in t1 zu erhalten
o
i
Zinssatz
o
μλ
Erwartungswert des Wertes der Gelder, welche in t1 abgezogen werden
Aufgabe einer Bank ist es nun, ihre Investitionspolitik dem Konsumverhalten ihrer Kunden
anzupassen und somit die Fristen der Aktivseite (Anlage- und Kreditgeschäft) mit den Fristen
der Passivseite (Einlagengeschäft und Eigenkapital) in Einklang zu bringen. Kunden haben
in t1 sowie in t2 keine zusätzlichen Mittel für ihren Konsum zur Verfügung. Misslingt dies, so
kann die Bank leicht in eine Krise geraten. Investiert eine Bank zu viel langfristig, so wird sie
in t1 ein Liquiditätsproblem erhalten.
In unserem Basismodell stellt x einen Betrag dar, welcher zum Zeitpunkt t0 in kurzfristige
Anlagen investiert wird. Die Bank trifft bereits in t0 Annahmen über x, welche sich unter anderem auf frühere Erfahrungswerte bezüglich des Konsumverhaltens der Kunden beziehen.
Diese Erfahrungswerte sind nichts anderes als Wahrscheinlichkeitswerte λ üf r das Eintreten
bestimmter Zustände, welche zur Vereinfachung im Basismodell fix sind. Erst in t1 kann festgestellt werden, wie groß die tatsächlichen Konsumbedürfnisse in t1 sind und wie groß die
Konsumbedürfnisse in t2 sein werden. Die Bank kennt in diesem Fall die Anzahl der Kunden,
die ihr Geld bereits in t1 wieder zurückfordern (early consumers). Daλ in diesem Zusa mmenhang keine Zufallsvariable ist, kann die Bank ihr Geld dem Verhältnis zwischen early
consumers und late consumers entsprechend in kurzfristige und langfristige Anlagen investieren. Dadurch kann sie den maximal möglichen Betrag (ohne dabei Verluste zu erleiden)
langfristig anlegen und somit auch den höchsten Gewinn durch die Zinsspanne zwischen R
und i erzielen.
3.1.2
Einbankenmodell mit Unsicherheit
Im Gegensatz zum Einbankenmodell ohne Unsicherheit wird in diesem Modell λ aufgrund
exogener Faktoren zu einer Zufallsvariablen. Wie in Kapitel 3.1.1 erklärt, nimmt λ direkten
Einfluss auf den Wert der Zahlungen, welche in t1 und t2 an die Kunden ausbezahlt werden.
Dadurch fällt es der Bank nun schwerer, das perfekte Verhältnis zwischen kurzfristigen und
langfristigen Anlagen zu errechnen.
Ist x größer als der Wert, welcher von Kunden in der Periode t1 abgezogen wird (µλ), hat die
Bank zu viel Mittel kurzfristig investiert, wodurch sich ihr Gewinn verkleinert. Ist dagegen
Seite 15 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
x < µλ, so verfügt die Bank in t1 über zu wenig flüssige Mittel. Die Bank muss nun durch den
Verkauf langfristig investierter Mittel zusätzliche Liquidität generieren, um die Bedürfnisse
der Kunden in t1 befriedigen zu können. Wie bereits erwähnt, gewährt die Bank ihren Kunden
den einheitlichen Zinssatz i, welcher kleiner R ist. Würde x = µλ entsprechen, wäre die Bank
nicht gezwungen zusätzliche Mittel zu liquidieren und die Differenz zwischen R und i multipliziert mit y wäre somit der Gewinn für die Bank. Sieht sich nun die Bank aufgrund eines zu
kleinen x im Verhältnis zu µλ gezwungen langfristige Positionen zu liquidieren, so dient der
Unterschied des Zinses zwischen R und i als Puffer. Je mehr langfristige Positionen die Bank
liquidieren muss, umso weniger Anlagen besitzt sie in t2, welche für sie gewinnbringend sind.
Reichen die langfristigen Anlagen plus die durch diese erzeugten Gewinne nicht aus, um den
restlichen Verbindlichkeiten in t2 nachzukommen, wird das Eigenkapital dementsprechend
verringert. Reicht selbst das Eigenkapital nicht aus um alle Verbindlichkeiten in t2 zu begleichen, kommt es zum Konkurs der Bank.
Eine Bank hat auch die Möglichkeit sich gegen das Liquiditätsrisiko perfekt zu hedgen, indem sie all ihre Verbindlichkeiten kurzfristig und somit risikofrei bei der Zentralbank anlegt.
Wenn die Kunden ihr Geld in t1 wieder zurückverlangen, kann die Bank auf diese zurückgreifen. Das Problem dieser Variante ist jedoch, dass die Bank dadurch keinen Gewinn erwirtschaften kann, da sie bei der Zentralbank auf kurzfristige Anlagen keine Zinsen erhält. Die
Folge daraus ist, dass sie dem Kunden auch keine Zinsen gewähren kann. Dies ist im Vergleich zu anderen Banken, die nur einen Teil ihrer Verbindlichkeiten risikofrei bei der Zentralbank deponieren, ein Nachteil. Die Kunden haben nämlich keinen Anreiz das Geld dort
anzulegen, wo sie keine Zinsen erhalten werden.
Eine weitere Möglichkeit einer in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Bank wäre die Aufnahme kurzfristiger Mittel bei der Zentralbank. Die Bank wird sich für jene Möglichkeit entscheiden, welche für sie die geringsten Kosten aufweist. Sind beide Möglichkeiten ausgeschöpft, kann dies ebenfalls den Konkurs bedeuten. Das Ziel einer Bank ist es daher x unter
gegebenen Bedingungen so zu wählen, dass die Abweichung von x zu µλ möglichst gering
ist.
3.1.3
Interbankenmarkt ohne aggregierter Unsicherheit
Da in der Realität der Finanzmarkt nicht nur von einer Bank beherrscht wird, erweitern wir
nun unser Modell auf 4 Banken. Um die Interaktion zwischen den Banken aufzeigen zu können, gehen wir von vier wirtschaftlich identischen Regionen aus (A, B, C und D). Dabei steht
das Wort Region nicht nur als eine Metapher für eine geographische oder politische Region,
sondern auch für Branchen, Spezialisierung auf einen bestimmten Geschäftsbereich, etc.
Um das Model nicht unnötig zu verkomplizieren, wird die Bank in Region A als Bank A bezeichnet. Jede Region hat gleich viele Kunden. Jedoch unterscheiden sich die Regionen
Seite 16 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
dadurch, dass die Kunden verschiedene Präferenzen bezüglich des Zeitpunktes ihres Konsums besitzen. Aufgrund ihrer Präferenzen beziehen Kunden mehr nach der ersten Periode
und dementsprechend weniger nach der zweiten Periode oder umgekehrt. Dies wird durch
den Faktor λ (ist λ > 1, so wird mehr als in t1 angenommen konsumiert), wobei λ der einzelnen Banken bei optimaler Vernetzung 105 aggregiert werden können und ohne Unsicherheit
im Durchschnitt 1 ergeben, bestimmt. Somit reicht das bei der Zentralbank kurzfristig angelegte Kapital aus, um Liquiditätsschocks einzelner Banken über den Interbankenmarkt auszugleichen. Da die Banken nicht wissen zu welchem Zeitpunkt ihre Kunden Geld von ihren
Konten abziehen, ist es für Banken schwer eine entsprechende Investitionspolitik zu betreiben. Jedoch bietet nun der Interbankenmarkt zwischen den vier Banken in t1 die Möglichkeit,
fehlende Liquiditätsreserven durch Kreditaufnahme bei einer oder mehreren anderen Banken
auszugleichen. Im Gegenzug haben Banken mit überschüssiger Liquidität die Möglichkeit,
diese bei anderen Banken gewinnbringend nach der ersten Periode anzulegen. Jede Bank
ist mit zwei anderen Banken negativ korreliert. Hat beispielsweise Bank A nach der ersten
Periode eine hohe Nachfrage nach Liquidität, so kann sie diese bei Bank B und Bank C
durch Aufnahme von Krediten finanzieren. Da keine aggregierte Liquiditätsknappheit besteht,
reicht das Kapital aus, um alle Banken gänzlich zu finanzieren.
A
B
D
C
Abbildung 5: Vernetzung der Regionen
106
Es kann beispielsweise davon ausgegangen werden, dass jede Bank 0,25 Geldeinheiten
(4 * 0,25 = 1) kurzfristig anlegt. Da jedoch die Liquiditätsbedürfnisse der Banken in t1 unterschiedlich sind, allerdings nicht mehr wie die aggregierten Reserven von 1 betragen, kommt
es zu keinem Liquiditätsschock und somit zu keinen Refinanzierungsschwierigkeiten über
den Interbankenmarkt. Der Interbankenmarkt funktioniert weiterhin, weil die angestrebten
Renditen erzielt werden können und somit auf dem Markt keine Unsicherheit besteht.
105
106
Siehe Abbildung 5.
Quelle: eigene Darstellung.
Seite 17 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Abbildung 6: Abbildung der kurz- und langfristigen Anlagemöglichkeiten mit Interbankenmarkt
107
Die Existenz des Interbankenmarktes wird damit erklärt, dass Banken einen Markt benötigen, um tägliche Liquiditätsschwankungen auszugleichen. Dieser Ausgleich könnte, wie bereits erwähnt, auch durch Liquiditätsbeschaffung bei der Zentralbank getätigt werden. Jedoch wird die Existenz des Interbankenmarktes damit begründet, dass verschiedene Banken
aufgrund verschiedener Werte der Besicherung, unterschiedliche Grenzkosten bei der Liquiditätsbeschaffung besitzen. Jene Banken mit niedrigen Grenzkosten leihen sich Geld bei der
Zentralbank aus und fungieren als Intermediäre zwischen Banken mit höheren Grenzkosten
und der Zentralbank. Die Differenz zwischen dem Zentralbankzins und dem Interbankenmarktzins wird durch die Transaktionskosten, das Kreditrisiko am Interbankenmarkt, den
aggregierten Liquiditätsbedarf des Bankensektors, die Kosten der Kreditbeschaffung bei der
Zentralbank sowie deren Verteilung über die Banken bestimmt. 108 Die Finanzierung der Banken funktioniert dabei wie folgt: Bank 1 schließt mit einer Bank 2 eine Wiederkaufsvereinbarung („repurchase agreement“, kurz „repos“) ab. Dabei leiht sich Bank 1 von Bank 2 die benötigten finanziellen Mittel, verkauft aber im Gegenzug Bank 2 Anlagen als Sicherheit mit
dem Versprechen diese Anlagen nach Ablauf einer vereinbarten Periode zurück zu erwerben. Diese kurzfristige Form der Refinanzierung hat sich zwischen den Investmentbanken
von 2000 bis 2007 in etwa verdoppelt. Weiters wurden 2007 ca. 25 % in den Bilanzen von
Investmentbanken über Nacht refinanziert. 109 Im Gegensatz zu Börsen, welche den Markt für
eine große Anzahl von Waren und Wertpapieren repräsentieren, ist der Interbankenmarkt
nicht institutionalisiert und besitzt keine physische Repräsentanz. Der Interbankenmarkt kann
mehr als Netzwerk zwischen den einzelnen Banken gesehen werden, über welches Einlagen- und Finanzierungsgeschäfte zwischen den einzelnen Banken abgewickelt wird. In der
Realität kann es allerdings zu Problemen am Interbankenmarkt kommen, da die einzelnen
107
Quelle: eigene Darstellung.
Vgl. Neyer/Wiemers (2003), S. 1.
109
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 4f.
108
Seite 18 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Banken nicht so stark miteinander vernetzt sind. Die Verbindungen zwischen den Banken ist
oft aufgrund von Informations- und Transaktionskosten, intensiveren Beziehungen zu wenigen Banken aufgrund geographischer oder politischen Gegebenheiten oder auch durch die
Spezialisierung in bestimmten Bereichen nicht gegeben. 110 Je nach Situation sind darum die
Banken in der Realität untereinander nicht so stark vernetzt. 111 Wir nehmen deshalb in unserem Modell an, dass Bank A nur mit Bank B Finanzierungsgeschäfte betreibt und Bank C nur
mit Bank D. In diesem Fall sind die Märkte nicht komplett, da beispielsweise Bank B nach
einer Periode einem Liquiditätsschock ausgesetzt sein kann und es dadurch zum Zusammenbruch des Interbankenmarktes kommen kann. Wäre der Markt komplett, würden die Verluste, im schlimmsten Fall durch den Bankrott einer Bank, zu gleichen Teilen auf die restlichen Banken aufgeteilt. Die Kosten der einzelnen Banken wären aber so gering, dass ihr
Bestehen und das des Interbankenmarktes auch zukünftig gewährleistet wären. 112
3.1.4
Interbankenmarkt mit aggregierter Unsicherheit
Da es in Wahrheit allerdings keine aggregierte Sicherheit auf dem Interbankenmarkt gibt,
werden nun im folgenden Modell zwei Beispiele anhand einer unsicheren kurzfristigen Nachfrage (λ = 1,5 oder = 0,5) skizziert.
Abbildung 7: Abbildung der kurz- und langfristigen Anlagemöglichkeiten am Interbankenmarkt mit
Unsicherheit
113
Im ersten Beispiel (λ = 0,5) sind die aggregierten Liquiditätsreserven, die bei der Zentralbank
gehalten werden, größer als die aggregierte Nachfrage in t1. Daher kommt es zu keinen Refinanzierungsproblemen am Interbankenmarkt und somit auch zu keinen Verstärkungsmechanismen, welche einen Zusammenbruch des Marktes verursachen könnten.
110
Vgl. Allen/Gale (2000), S. 13.
Siehe Abbildung 5.
112
Siehe Kapitel 3.1.6.
113
Quelle: eigene Darstellung.
111
Seite 19 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Im zweiten Beispiel wird von λ = 1,5 ausgegangen. Dies bedeutet, dass mehr kurzfristige
Liquidität in t1 nachgefragt wird, als Reserven von den Banken bei der Zentralbank gehalten
werden. Durch diesen Liquiditätsbedarf der Banken kommt es für sie zu kurzfristigen Refinanzierungsschwierigkeiten. Da die aggregierten Liquiditätsreserven bei der Zentralbank für
diesen kurzfristigen Bedarf nicht ausreichen, müssen die einzelnen Banken ihre langfristigen
Positionen liquidieren. Durch die (Teil-)Liquidierung der langfristigen Positionen können die
ursprünglich angestrebten Renditeziele nicht mehr realisiert werden, da r < 1 ist. Es kommt
zu einem Gewinneinbruch, der, falls der Verlust größer als der Puffer aus der Zinsdifferenz
zwischen R und i ist, zur Reduktion des Eigenkapitals führt. Sollte selbst die Basis des Eigenkapitals als zusätzlicher Puffer für den Verlust aus dem vorzeitigen Verkauf langfristiger
Positionen nicht ausreichen, führt dies zur Insolvenz der Bank.
Aufgrund der drohenden Verluste entsteht Unsicherheit am Interbankenmarkt. Daraus resultiert ein Vertrauensverlust der Banken untereinander, welcher zum Erliegen des Interbankenmarktes führen kann. Dieses Problem kann allerdings durch eine Liquiditätsspritze der
Zentralbank in Höhe von 0,5 Einheiten gelöst werden.
Bisher wurde in unseren Modellen davon ausgegangen, dass R fix ist. Jedoch zeigt auch die
aktuelle Finanzkrise wieder einmal, dass dies nicht der Fall ist und R aufgrund des Kreditrisikos variabel ist. In Zeiten steigender Häuserpreise, wie es zwischen 1991 und 2005 in den
USA der Fall war, 114 ist das Kreditrisiko gering. Dies resultiert aus der Annahme, dass bei
Zahlungsunfähigkeit des Schuldners die Immobilie zu einem höheren Preis am Markt liquidiert werden kann. Allerdings steigt das Kreditrisiko in Zeiten sinkender Immobilienpreise
rasant an. Dies führt zu einem geringeren R aufgrund des Wertverfalls der Immobilien. Dadurch kann der erwartete Gewinn nicht erzielt werden, wodurch es in t1 oder in t2 zu Liquiditätsproblemen für Banken kommen kann.
Abbildung 8: Häuserpreisindex
114
115
115
Siehe Abbildung 8.
Quelle: Standard & Poor’s (2009).
Seite 20 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
3.1.5
Moral Hazard am Interbankenmarkt
Ein weiteres Problem, welches am Interbankenmarkt auftreten kann, ist Moral Hazard. Das
Ziel der Banken ist es natürlich, ihren Gewinn zu maximieren. Dadurch haben Banken einen
Anreiz, eine risikoreiche Strategie zu wählen und möglichst geringe Reserven bei der Zentralbank zu hinterlegen. Sie hoffen dabei auf eine zusätzliche Liquiditätshinterlegung der anderen Banken, wodurch sich die Gesamtsumme der kurzfristigen Anlagen bei der Zentralbank nicht verändern würde. In Boomphasen ist diese Strategie nicht problematisch, da genügend Liquidität am Markt ist. Verhalten sich alle Marktteilnehmer risikoreich, führt dies
aber in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu einem raschen Verzehr der Liquiditätsreserven.
In Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs achten die Banken verstärkt auf ihre Liquidität
und sie wissen auch nicht wie liquide andere Banken sind, wodurch sie sich gegenseitig
misstrauen. Dadurch kommt es zu einer erschwerten kurzfristigen Refinanzierung und zum
Erliegen des Interbankenmarktes.
3.1.6
Verstärkungseffekte
Da, wie bereits erwähnt, nicht alle Banken untereinander vernetzt sind, kann dies unter anderem zu einem Dominoeffekt führen. In der vereinfachten Darstellung nach Brunnermeier et
al. (2009) 116 wird deutlich, wie sich ein Konkurs seitens Bank A auswirken kann. Zwangsläufig muss Bank B mit Verlusten rechnen. Sind die Verluste groß genug auch das Kapital von
Bank B aufzufressen, wird auch diese Bank zahlungsunfähig, was wiederum Bank C treffen
würde.
Abbildung 9: Auswirkungen des Konkurses einer Bank
117
Eine gesunde Volkswirtschaft kann einzelne Insolvenzen problemlos verkraften. Im Gegenteil gilt die Insolvenz von Banken, die unter gegebenen Marktbedingungen nicht überlebensfähig sind als gesundes Instrument, um die Effizienz und damit die gesamtgesellschaftliche
Wohlfahrt aufrecht zu erhalten. Selbst ein kurzfristiger, vorübergehender Schock sollte problemlos verkraftbar sein. Vor allem die Gefahr von Verstärkungseffekten in Verbindung mit
Kettenreaktionen führt zu Problemen, da kurzfristig derartige Volumen nicht kompensierbar
116
117
Siehe Abbildung 9.
Quelle: Brunnermeier et al. (2009), S. 14.
Seite 21 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
sind. Anders formuliert besteht eine große Gefahr für den globalen Wirtschaftskreislauf,
wenn aus unsystematischem (Einzel-)Risiken systematische Risiken werden.
Es gilt also als eines der obersten Prioritäten der Regulierungsbehörden solche Verstärkungs- und Gefahrenpotentiale rechtzeitig zu erkennen, und da einzugreifen wo es notwendig ist, ohne den Markt an seiner freien Entfaltung zu hindern. Gleichzeitig lässt sich daraus
ableiten, dass der aktuell verfolgte Ansatz der Regulierungen auf individueller Ebene nicht
für globale Stabilität sorgen kann. 118 Verschiedene Verstärkungsmechanismen garantieren
einer wirtschaftlich soliden Bank nicht fortwährende Stabilität.
Die beschriebene Ansteckungsgefahr muss nicht zwangsläufig durch den Konkurs einer
Bank erfolgen. Viel mehr genügt theoretisch bereits eine Preisänderung bedeutender Assets
um den Dominoeffekt in Gang zu bringen. Die Anpassung der bilanzierten Werte einer Bank
kann zu Verlusten führen die groß genug ausfallen können, um andere Institute zu beeinflussen, auch wenn diese nicht direkt aneinander beteiligt sind. Eine Spirale wird in Gang gesetzt die dazu führt, dass andere Banken ebenfalls ihre Assets neubewerten müssen, was
neuerlich auf die Marktpreise drückt. Ähnliche Mechanismen, die die Prozyklität mit sich
bringt, treten in Kraft. Diese Mechanismen sind auch in Boomzeiten beobachtbar, allerdings
führen sie dann zu steigenden Preisen.
Im Endeffekt liegen die Probleme in Krisenzeiten darin, dass es besonders schwierig ist sein
Portfolio an die individuellen Bedürfnisse des Instituts anzupassen. Denn es ist sowohl
schwierig Assets zu verkaufen, als auch zusätzliches Kapital aufzunehmen.
3.2
Sonstige Aspekte
Neben den bereits erwähnten Problemen, die aus dem Maturity Mismatch und der kurzfristigen Refinanzierung am Interbankenmarkt entstehen, haben zu der Entstehung der Finanzkrise auch die folgenden Punkte eine Rolle gespielt.
3.2.1
International Financial Regulation Standards (IFRS)
Die Rechnungslegungsstandards sind sicher kein Auslöser für die Finanzkrise. Doch haben
die Regulierungen in guten Zeiten für höhere Gewinne gesorgt und den wirtschaftlichen Abschwung verstärkt. Zweckgesellschaften und die Bewertungsmethoden von Finanzinstrumenten nahmen dabei einen wesentlichen Einfluss auf die prozyklische Verstärkung der
Phasen und auf die Transparenz.
118
Vgl. Brunnermeier et. al. (2009), S. 14.
Seite 22 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Zweckgesellschaften
Zweckgesellschaften werden vom Mutterunternehmen gegründet, um für diese, einen bestimmten Zweck (z. B. zur Forschung und Entwicklung, Leasingobjektgesellschaften oder
Spezialfonds) zu erfüllen. Zweck- und Objektgesellschaften werden oft für das Off-balancesheet Financing herangezogen. Ziel des Off-balance-sheet Financing ist es, Unternehmen,
an denen ein Konzern beteiligt ist, nicht in die Bilanz aufzunehmen. Es werden somit nur
allfällige Dividenden und Zinserträge in der Erfolgsrechnung verbucht. Ein Unternehmen ist
nach IAS 27.12 dann nicht zur Konsolidierung verpflichtet, wenn es über weniger als 50 %
der Stimmrechte verfügt. Weiters spielt bei der Konsolidierung die Kontrolle über das Unternehmen eine Rolle, jedoch ist der Begriff Kontrolle im Zweifelsfall weit auszulegen. 119
Eine Bank hat nun die Möglichkeit, über eine Tochtergesellschaft Kredite zu gewähren, wobei diese Kredite nicht in der Konzernbilanz auftreten. 120 Ähnliches geschah mit den Collateralized Debt Obligations (CDOs), welche unter anderem zum Ausbruch der Subprimekrise
führten. Banken haben ihre Forderungen gegenüber Dritten (z. B. Immobilienkredite, Kreditkartenforderungen, Unternehmensanleihen, etc.) in Portfolios verpackt. Diese wurden dann
je nach Rating in verschiedene Tranchen aufgeteilt und an die speziell für den Handel mit
CDOs gegründeten Zweckgesellschaften verkauft. Diese Zweckgesellschaften wurden in
diesem Zusammenhang auch SIVs genannt. Dadurch nimmt die Bank ihre Forderungen gegenüber ihren Kunden und das damit verbundene Ausfallrisiko aus ihrer Bilanz heraus.
Durch den Verkauf der Forderungen ist die Bank aufgrund von Basel II nicht mehr verpflichtet, soviel Eigenkapital zu halten wie mit den Forderungen in ihrer Bilanz (Regulierungsarbitrage). Ein zweiter Vorteil ist die Ratingarbitrage, bei dem ein SIV nur CDOs einer Bank mit
hervorragendem Rating kauft und sich dadurch zu besseren Konditionen als die Bank selbst
finanzieren kann.
IAS 39
Das Grundprinzip von IAS 39 ist die Unterscheidung zwischen einem Bankenbuch, in welchem die Positionen zu historischen Kosten bewertet werden, und einem Handelsbuch, in
welchem die Positionen zu Marktpreisen bewertet werden. Da eine historische Bewertung
von Finanzinstrumenten, welche nur kurzfristig zum Handel gehalten werden die Bilanz verfälschen würde, wurde die Marktbewertung der Positionen im Handelsbuch eingeführt.
119
120
Vgl. Grünberger/Grünberger (2004), S. 139f.
Vgl. Grünberger/Grünberger (2004), S. 139.
Seite 23 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Prozyklität der Rechnungslegung
Die marktgerechte Bewertung von Finanzinstrument ist jedoch umstritten. Ein wesentlicher
Nachteil ist die Verstärkung zyklischer Phasen, welche wiederum direkte Auswirkungen auf
die Volatilität, das Eigenkapital und die Kosten einer Bank haben.
In Zeiten wirtschaftlichen Aufschwungs nimmt der Wert von Finanzinstrumenten und Anlagen
zu. Diese Zunahmen führen durch die direkte Verbuchung in der Gewinn- und Verlustrechnung zu einer Zunahme des Gewinnes. Aufgrund des zusätzlichen Gewinnes haben Institute
die Möglichkeit, mehr Kredite zu vergeben und noch mehr Gewinne zu realisieren. Jedoch
steigt dadurch in Zeiten des Abschwungs auch die Ausfallrate der Schuldner und somit auch
die Abschreibung. Dieser Effekt führt durch die Bewertung nach IAS 39 zu einer höheren
Volatilität als durch eine Bewertung nach HGB. 121 Eine Bewertung nach HGB führt nämlich
bei Veränderungen der Preise zur Bildung stiller Reserven und hätte somit keinen Einfluss
auf den Gewinn. Auch bei einem Preisverfall würden nach HGB außerordentliche Abschreibungen erst dann anfallen, wenn der Preis der Anlagen am Markt unter dem Wert der Anschaffungskosten fallen würde (Niederstwertprinzip).
Um einer Erhöhung von Insolvenzen von Finanzinstituten vorzubeugen, regelt der so genannte Basler-Akkord die Eigenkapitalquote von Finanzinstituten. Dabei stellt eine ausreichende Eigenkapitalbasis einen Insolvenzpuffer dar. Dadurch werden die Kosten von finanziellen Krisensituationen gemildert, da sie die Ausfallwahrscheinlichkeit der Banken senkt.
Das Problem dieser Puffersichtweise ist, dass sie sowohl den intertemporalen Aspekt des
Krisenproblems vernachlässigt, als auch den Rückkopplungsmechanismus zwischen Regulierung und makroökonomischer Entwicklung nicht ausreichend beachtet. Dabei liegt der
Prozyklität folgender Mechanismus zugrunde: Wird eine Volkswirtschaft von einer Rezession
getroffen, können verschuldete Unternehmen, die Kreditnehmer der Bank, ihre Schulden
schwerer bedienen. Die resultierende Reduktion in den Profiten der Bank führt - ohne kompensierende Erhöhung des Eigenkapitals oder Reduktion von Dividenden - zu einer Reduktion im Eigenkapital der Bank. Diese Reduktion führt zu einem Rückgang im Aktivgeschäft
(Reduktion der Kreditvergabe). Dieser Rückgang in der Kreditvergabe drosselt wiederum die
Investitionen und verstärkt dadurch den unmittelbaren Schock in der aggregierten Nachfrage. Die Kapitaladäquanzregulierung trifft die Banken also stärker in der Rezession, da sie
dann in der Tat fragiler sind. Durch ihre Erfüllung der Richtlinien wird die Rezession ihrerseits
verstärkt. Auch Kashyap/Stein (2003) finden in Übereinstimmung mit anderen Arbeiten, dass
die Eigenmittelanforderungen eine relativ starke Prozyklität aufweisen. 122
121
122
Vgl. European Central Bank (2004), S. 9.
Vgl. Christl (2005), S. 8.
Seite 24 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Transparenz von IFRS
Während beim HGB der Gläubigerschutz im Vordergrund steht, liegt beim IFRS das Hauptaugenmerk auf dem Investor. Ziel ist es, in der Bilanz ein möglichst marktgerechtes Bild des
Unternehmens wieder zu geben, also eine hohe Transparenz der Bilanz zu gewährleisten.
Doch erfüllen die Standards von IFRS dieses Ziel?
Erinnern wir uns kurz an den Teil über Off-balance-sheets zurück: Bei Off-balance-sheet
Financing tritt die Bank ihre Forderungen beispielsweise an SIVs ab und zeigt daher diese
Positionen und das damit verbundene Risiko nicht mehr in ihrer Bilanz. Jedoch übernehmen
Banken Ausfallhaftung für ihre SIVs. Fällt also wie in der aktuellen Finanzkrise der Markt für
CDOs zusammen, kommen SIVs in Refinanzierungsschwierigkeiten und die Banken müssen
im schlimmsten Fall für diese einspringen. Somit trägt die Bank in einer gewissen Art und
Weise immer noch die Risiken, weist sie aber nicht mehr in ihrer Bilanz aus. Aus diesem
Grund sind Off-balance-sheets nicht transparent.
Dagegen verhilft eine marktgerechte Bewertung, vor allem in liquiden Märkten, zu mehr
Transparenz. Preise spiegeln je nach Effizienz der Märkte die relevanten Informationen und
Erwartungen der Marktteilnehmer zu einer Position oder einem Unternehmen wieder.
Ein weiterer Punkt, welcher zu einer Verschlechterung der Transparenz führt, ist der Maturity
Mismatch. Mehr oder weniger alle Finanzinstitute vergeben langfristige Kredite, finanzieren
sich aber verhältnismäßig kurzfristig. Wie das Modell bereits gezeigt hat, kann die Größe der
Differenz aus den Laufzeiten der Aktiva und der Passiva negative Folgen für ein Finanzinstitut haben. Daher sind Laufzeiten eine wichtige Determinante bei Finanzinstituten, welche in
Bilanzen jedoch zu unpräzise abgebildet werden.
3.2.2
Too-big-to-fail
Insolvenzen von systemrelevanten Finanzinstitutionen können weit reichende Folgen für den
Interbanken- und den Finanzmarkt haben. Systemrelevante Finanzinstitutionen gehen davon
aus, dass sie nicht gefährdet sind in Konkurs zu gehen. Dies liegt daran, dass der Staat im
Fall einer drohenden Pleite eingreifen muss, um den Finanzmarkt und die Volkswirtschaft vor
einem Kollaps zu schützen. Sollte es dennoch zu einem Konkursfall einer systemrelevanten
Finanzinstitution kommen, führt dies in einer modernen Wirtschaft mit komplexen Geschäftsbeziehungen zwangläufig zu einer Kettenreaktion. Dies hat der Fall Lehman Brothers eindrücklich unter Beweis gestellt. Die Auswirkungen, die dadurch entstehen, führen zu realwirtschaftlichen Problemen. Das Problem dieses Phänomens ist jedoch, dass systemrelevante Finanzinstitutionen eher dazu neigen mehr Risiken einzugehen, als sie dies tun würden, wenn sie nicht systemrelevant wären. Dies führt zu einem risikofreudigeren Verhalten
der Finanzinstitutionen und daraus erschließt sich wiederum ein Moral Hazard Problem.
Seite 25 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
4
Lösungsansätze
Um eine nachhaltige Lösung des von uns identifizierten Hauptproblems der derzeitigen Finanzkrise, nämlich den Verstärkungsmechanismen, zu erreichen, sind zwingende Regulierungen notwendig. Dies bedeutet allerdings nicht, dass in Summe unbedingt eine höhere
Eigenmittelunterlegung gefordert wird. Vielmehr schlagen wir eine an die jeweilige wirtschaftliche Situation und das jeweilige bankenspezifische Liquiditätsrisiko angepasste Form der
Eigenmittelhinterlegung vor.
Zunächst werden in diesem Kapitel die Gründe, die für einen regulierenden Eingriff sprechen, behandelt. Darauf folgend wird unser zentraler Lösungsansatz, die zusätzliche Regulierung der Eigenmittelerfordernisse berechnet anhand des Maturity Mismatch, erläutert. Anschließend gehen wir auf weitere Einflussfaktoren der Verstärkungsmechanismen, der
Transparenz bezüglich der kurzfristigen Refinanzierung, ein. Schließlich werden die Auswirkungen unserer Regulierung veranschaulicht.
4.1
Gründe für die Regulierung
Für die Regulierung werden etliche Gründe konkretisiert. Diese gehen vornehmlich auf die
Regulierung für die von uns identifizierten Verstärkungsmechanismen ein.
4.1.1
Vorhandene Externalitäten
Den ersten Grund, der für eine Regulierung der Banken im Allgemeinen spricht, stellen die
vorhandenen Externalitäten im Bankensektor dar. Stiglitz macht klar:
„Whenever there are „externalities“ - where the actions of an individual have
impacts on others for which they do not pay or for which they are not compensated - markets will not work well.“ 123
Durch die Externalitäten kommt es unter bestimmten Bedingungen zu ineffizienten Lösungen
für die Marktteilnehmer. Dies ist insbesondere auf dem Bankenmarkt der Fall, weil Banken
durch das Sicherheitsnetzwerk des Staates profitieren. Das Resultat dieses Sicherheitsnetzwerkes ist das bereits erwähnte Problem des Moral Hazard - die Banken verhalten sich nicht
so vorsichtig wie sie normalerweise würden, denn sie wissen, dass der Staat im Falle einer
Krise als Lender of last Resort eintritt. 124 Somit sind die entstandenen Externalitäten ein erster Grund für eine regulierende Maßnahme.
123
124
Stiglitz (2006), S. 4.
Vgl. Hildebrand (2008), S. 5.
Seite 26 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
4.1.2
Schutz der Investoren
Das Ziel jeglicher Regulierung ist der Schutz des Einzelnen gegenüber Verlust der Investitionen, Betrug, unfairer Behandlung, unzureichender Aufklärung und Diskriminierung. Somit
müssen Verluste des Investors abgesichert werden, was einerseits durch staatliche Garantien passiert und andererseits durch die Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit mittels Kapitalvorschriften für Finanzinstitute. 125 Denn die Bestandteile und die Vertrauenswürdigkeit sind
ohne das interne Wissen von Instituten nicht einzuschätzen. 126 Also sollte eine Regelung
insofern stattfinden, dass faire Preisbildung und gute und vertrauenswürdige Dienstleistung
gewährleistet sind.
4.1.3
Vorteile für die regulierten Finanzinstitute
Ein Faktor, der die Finanzkrise verstärkt hat, ist das fehlende Vertrauen. Insofern stellt eine
Regulierung eine Verbesserung dar, denn sie kann Vertrauen schaffen. Finanzinstitute erfahren sogar unter Umständen Umsatzzuwächse aufgrund des gestiegenen Vertrauens der Investoren. Des Weiteren schützt Regulierung vor Konkurrenzkampf bezüglich alternativer
Finanzdienstleistungen. 127 Beispiele dafür sind Einschränkungen bezüglich der angebotenen
Produkte oder auch Vorgaben zu den Zinszahlungen für Einlagen. Durch fehlende Konkurrenz ergibt sich eine stillschweigende Absprache auf nicht optimale Preise für Investoren.
4.1.4
Fehler der derzeitigen Regulierungen
Ein weiterer Grund für eine stärkere Regulierung ist, dass durch die Finanzkrise Fehler der
derzeitigen Regulierungen aufgezeigt wurden. Eine Lücke bei Basel II besteht in den fehlenden Vorschriften bezüglich der Liquidität. Während Kredit-, Markt- und operationelle Risiken
durch Eigenkapitalnormen direkt reguliert sind, ist die Liquidität bisher allerhöchstens mittelbar reguliert. 128 Diese Tatsache wird in der Ausgestaltung der Fristentransformation genutzt,
was sich in einer niedrigen Liquiditätsausstattung niederschlägt. Reicht die vorhandene Liquidität nicht aus, kann dies zur Insolvenz führen. 129 Ein Verstärkungseffekt der Liquiditätsprobleme stellt, wie schon in vorhergehenden Kapiteln erwähnt, die Prozyklität dar. Vor allem
in Krisenzeiten in denen kaum liquide Mittel vorhanden sind, tritt der beschriebene Mechanismus verstärkt auf. Die Geldinstitute versuchen die erhöhten Liquiditätsprobleme durch
verstärkte kurzfristige Geldaufnahme in den Griff zu bekommen, wodurch weitere Risiken
entstehen. Diese natürliche Reaktion muss durch regulatorisches Einschreiten schon vorab
in den Griff bekommen werden, um Risiken zu vermeiden. Einen weiteren Fehler der Regu125
Vgl. Benston (1998), S. 53.
Vgl. Benston (1998), S. 70.
127
Vgl. Benston (1998), S. 73.
128
Vgl. Neus (2007), S. 23.
129
Vgl. Neus (2007), S. 9.
126
Seite 27 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
lierung stellt die niedrige Eigenkapitalquote dar, die durch SIVs erreicht wurde. Diese sind
nicht Teil des regulatorischen Kapitals. Nun, da die daraus folgenden Risiken wirkungsvoll
geworden sind, ist das gesamte Bankensystem betroffen. Dieser Punkt wird im Kapitel 3.2.1
genauer erläutert. Die niedrige Eigenkapitalquote, die sich in einem hohen Leverage widerspiegelt, ist für Banken sehr attraktiv. Ein hoher Leverage bedeutet, dass die Gesamtkapitalrentabilität höher ist als der Fremdkapitalzinssatz. Somit erhöht sich mit zunehmendem Leverage die Rendite des eingesetzten Eigenkapitals. Dadurch gelingt es den Banken die Eigenkapitalrentabilität zu steigern. SIVs werden sogar als Grund für einen Competitive Advantage gesehen. 130 In gewissem Sinne wurde das Problem des hohen Leverage mit Basel II
bereits geregelt. Denn die Risikogewichte, die bei Basel II eine große Rolle spielen, bewirken
eine entsprechende Eigenmittelunterlegung, die das Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital
verringert. 131 Es kann vermutet werden, dass einerseits mit zu tiefen Risikogewichten gearbeitet wurde und andererseits Off-balance-sheet Positionen wie die SIVs nicht in die Bearbeitungen miteinbezogen werden mussten. Um diese Lücken zu schließen und sich nicht
wieder dem Risiko auszusetzen, illiquide zu werden, muss also reguliert werden. Ansonsten
sind erneute Probleme nicht zu verhindern. Besonders problematisch ist der Leverage Effekt
in Krisenzeiten. Aktiva müssen bei Verlusten in größerem Umfang abgestoßen werden als
bei Banken mit niedrigerem Leverage - erhebliche Verluste werden dadurch in Kauf genommen. 132 Der Leverage Effekt ist somit ein zweischneidiges Schwert, das Banken in guten
Zeiten noch profitabler wirtschaften lässt, in Krisenzeiten jedoch die Abwärtsspirale verstärkt.
4.2
Umsetzungsmöglichkeiten
Um Lösungsansätze zu beschreiben und deren Sinnhaftigkeit zu erläutern, muss man zuerst
untersuchen, welche Regulierungen bereits vorhanden sind. Dabei wird deutlich, dass bis
jetzt alle eigenkapitalregulierenden Maßnahmen vorwiegend Bezug zur Aktivseite aufweisen.
Die Passivseite ist bis zum heutigen Zeitpunkt jedoch nicht von den Regulierungen tangiert
und somit war es nicht möglich den von uns identifizierten Verstärkungseffekt der kurzfristigen Komponente im Maturity Mismatch zu beachten. Wir haben nun ein Gesamtpaket an
regulierenden Maßnahmen geschnürt, wobei sich der, nach unserem Erachten, zielführendste Lösungsansatz im Kapitel „Eigenmittelerfordernisse berechnet anhand des Maturity Mismatch“ befindet. Die einzelnen Regulierungsvorschläge sind wie folgt strukturiert:
o
Eigenmittelerfordernisse berechnet anhand des Maturity Mismatch
o
Erhöhte Transparenz durch erweiterte IFRS
130
Vgl. Felton/Reinhard (2008), S. 154.
Vgl. NZZ (2008b), S. 1.
132
Vgl. Sachverständigenrat (2008), S. 128.
131
Seite 28 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
4.2.1
Eigenmittelerfordernisse berechnet anhand des Maturity Mismatch
Der Hauptteil des Lösungsansatzes ist die Regulierung des Maturity Mismatch. Dieser stellt
auch für Hellwig (2008) eine der Hauptursachen des Liquiditätsrisikos sowohl für das einzelne Institut, als auch für das gesamte Bankensystem dar. 133 Die Grundzüge und die Auswirkungen des Maturity Mismatch auf die Finanzkrise wurden bereits anhand des Theorieteils
erläutert. 134 Besonders die auslösende Wirkung auf die Finanzkrise, die wir in der kurzfristigen Refinanzierung der langfristigen Aktiva sehen, ist der Grund, genau an diesem Punkt
durch regulierende Maßnahmen anzusetzen. Die Missachtung der laufzeitenkongruenten
Refinanzierung gilt auch bei Brunnermeier (2008) als Ursache der Funding Liquidity Risiken. 135
Bestärkt durch diese Aussagen, wird versucht ein Modell zu erstellen, das aufgrund des Maturity Mismatch einen Eigenkapitalpuffer für dieses Risiko verordnet. Ein größerer Eigenkapitalpuffer macht hinsichtlich des Fair Value Accountings Sinn. Denn in Krisenzeiten sind die
Marktteilnehmer zunehmend auf einen Eigenkapitalpuffer, dem Kernkapital, angewiesen.
Dazu zählen jedoch nicht die Wertänderungen der Aktivposten, die im Ergänzungskapital
ausgewiesen werden. Wie schon erwähnt, steht in der Krise nur das Kernkapital unmittelbar
als Puffer zur Verfügung, aber in den letzten Jahren sind die Risikopuffer des Systems deutlich reduziert und umgangen worden, so auch durch die Bilanzierung nach IFRS.
Indem man eine vermehrte Vorhaltung von kurzfristigen Verbindlichkeiten in Relation zu den
langfristigen Aktivposten mit Eigenkapitalvorhaltung sanktioniert, erreicht man beides. Einerseits die Verminderung des beschriebenen Maturity Mismatch, der das Liquiditätsrisiko verkleinert, und andererseits höhere Eigenmittelerfordernisse, also einen größeren Puffer. Somit
wird in beiden Fällen gegen Illiquidität vorgegangen ohne dass dabei in die wertschöpfende
Bilanzierung nach IFRS eingegriffen werden muss. Denn bei hoher Liquidität stellt die Bilanzierung nach Marktpreisen ein geringeres Risiko dar als bei schwacher Liquidität. Anhand
der folgenden Abbildung wird dargestellt, wie der Maturity Mismatch zu Stande kommt. Sie
zeigt eine stark vereinfachte, nach Restlaufzeiten gegliederte Bilanz einer Bank.
133
Vgl. Hellwig (2008), S. 37.
Siehe Kapitel 3.1.
135
Vgl. Brunnermeier (2008), S. 22.
134
Seite 29 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Abbildung 10: Grundschema der Fristentransformation
136
Wie zu erkennen ist, wird nicht nur die Restlaufzeit zur Berechnung des Maturity Mismatch
verwendet. Im theoretischen Modell 137 wählen risikoaverse Banken ein großesμ
λ,
das zu
den kurzfristigen Aktiva dazugehört, da es bei der Zentralbank hinterlegt ist. 138 Es bestehen
jedoch große Anreize für Banken ein kleines
μ
λ
zu wählen und sich auf den Interbanken-
markt zu verlassen. Sind die aggregierten, kurzfristigen Aktiva der Banken kleiner als die in t1
benötigten Mittel, so kommt es darauf an, wie kurzfristig liquidierbar langfristige Aktiva
sind. 139
136
Quelle: eigene Darstellung.
Siehe Kapitel 3.1.
138
Siehe Abbildung 11 - Zusammenhang a.
139
Siehe Abbildung 11 - Zusammenhang b.
137
Seite 30 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Abbildung 11: Zusammenhang zwischen theoretischem Modell und Lösungsansätzen
140
Also spielt die Verfügbarkeit einzelner Position eine wichtige Rolle und bedeutet in diesem
Fall, dass langfristige Aktiva je nach Marktliquidität kurzfristig verfügbar sind. Die Verfügbarkeit bezieht sich auf die Marktliquidität (market liquidity), also die Einfachheit, eine Position
am relevanten Markt liquidieren zu können. 141 Es ist zu implizieren, dass bei der Liquidation
der langfristigen Aktiva keine, oder nur in geringen Maße, Liquidationsverluste auftreten dürfen. Müsste man Positionen unter Liquidationsverlusten verkaufen, so kann man sie nicht zur
Gänze als kurzfristig liquidierbar werten. Da die Marktliquidität sehr sensitiv auf Schocks
reagiert, 142 muss die kurzfristige Verfügbarkeit vor allem in Bezug auf Krisenzeiten getestet
werden. 143 Dies könnte anhand von Stresstests, der Simulation einer ökonomischen Krise,
gemacht werden. 144 Hierbei besteht jedoch Unsicherheit darüber, wie stark sich die Krise
dann wirklich auf die Marktliquidität auswirkt. Brunnermeier et al (2009) schlagen vor, dass
Assets, die von der Zentralbank ohne großen Wertabschlag aufgekauft werden, als kurzfristig bewertet werden. 145 Das Problem dieses Ansatzes könnte jedoch darin bestehen, dass
Zentralbanken, wenn sie hinter den verkaufenden Banken stehen, auch in Krisenfällen Assets kaufen, um Banken vor dem Konkurs zu retten (Zentralbank als Lender of last Resort).
Somit ist eine exakte Definition der Verfügbarkeit immer noch strittig. Die Verfügbarkeit bezieht sich aber auch auf den Charakter des kurzfristigen Fremdkapitals. Kurzfristiges Fremdkapital, welches einen langfristigen Charakter hat (also nicht abgezogen wird, obwohl die
Option besteht, dies zu machen) wird nur als langfristig gewertet, 146 falls dieser Charakter
historisch bewiesen werden kann. Die Banken könnten dies beispielsweise durch eine Auflistung darüber, wie langfristig die jeweiligen kurzfristigen Fremdkapital Positionen in der Vergangenheit waren, erreichen.
Im Bezug auf das theoretische Modell in Kapitel 3.1 spielt hier λ eine Rolle, da es die unerwartete vorzeitige Liquidation beschreibt. Also jene Mittel, die frühzeitig abgezogen werden,
obwohl ein langfristiger Charakter angenommen wurde. 147 Diesen Liquidationsschock gilt es
primär mit μ λ, dann mit dem Interbankenmarkt und dem Eigenkapital abzufedern. Aufgrund
der aggregierten Unsicherheit gerät der Interbankenmarkt bei Krisenbelastungen ins Stocken
und es entstehen Liquiditätsprobleme, die einen höheren Eigenkapitalpuffer fordern. Also ist
wiederum zu bestimmen, ob diese Positionen den langfristigen Charakter in Krisenzeiten
verlieren, was mittels Stresstests gelingen kann. Diese Annahme ist natürlich gutgläubig,
denn wie kürzlich gesehen, ziehen auch solide Investoren in der Krise ihre Mittel ab. Nur
140
Quelle: eigene Darstellung.
Vgl. Brunnermeier/Pedersen (2008), S. 1.
142
Vgl. Brunnermeier/Pedersen (2008), S. 1f.
143
Vgl. Brunnermeier et al. (2009), S. 42.
144
Vgl. o.V. (2009c), Financial Stability Plan.
145
Vgl. Brunnermeier et al. (2009), S. 42.
146
Siehe Abbildung 11 - unter anderem Zusammenhang d.
147
Siehe Abbildung 11 - Zusammenhang c.
141
Seite 31 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
durch das Bilden eines Eigenkapitalpuffers werden Banken sicherer und stellen eine geringere Gefahr für das Finanzsystem dar. In der nächsten Abbildung werden genau diese Positionen hervorgehoben, um die, für die Berechnung des Maturity Mismatch relevanten Teile zu
verdeutlichen:
Abbildung 12: Relevante Positionen für den Maturity Mismatch
148
Die grün eingefärbten Bereiche stellen die Positionen dar, welche einen anderen Charakter
als ihre Restlaufzeit haben. In der folgenden Abbildung werden die Aktiva mit den Passiva
der jeweiligen tatsächlichen Laufzeiten gegenübergestellt. Rot eingefärbt sind die Differenz
aus langfristigen Aktiva und langfristigen Finanzierungspositionen, sowie die Differenz aus
kurzfristigen Fremdkapital und kurzfristigen Aktiva:
Abbildung 13: Gegenüberstellung der Positionen
148
149
149
Quelle: eigene Darstellung.
Quelle: eigene Darstellung.
Seite 32 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Die roten Teile, welche die Unterschiede der jeweiligen Laufzeiten darstellen, sind in unserer
vereinfachten Version (nur kurze und lange Frist) zwingend gleich groß. 150 In unserer Abbildung ist ein Teil der langfristigen Aktiva durch kurzfristige Finanzierung gedeckt.
In Phasen, in der es zu keinem Verlust der kurzfristigen Refinanzierung kommt, und täglich
auf dem Interbankenmarkt neue Kredite erhältlich sind, besteht kein Problem - die langfristigen Aktiva sind gedeckt. Ganz anders stellte sich die Situation in der derzeitigen Finanzkrise
dar. Die vermehrt angewandte kurzfristige Refinanzierung setzte aus, wodurch die Finanzierung der langfristigen Aktiva nicht mehr sicher gestellt war. 151 Als Folge bekamen bestimmte
Kreditinstitute erhebliche Liquiditätsprobleme.
In der nächsten Abbildung wird die vereinfachte Berechnung der „risikoreich“ (also kurzfristig) finanzierten langfristigen Aktiva dargestellt:
Abbildung 14: Graphische Erklärung der Rechengleichung
152
Die roten Felder zeigen die Höhe des Maturity Mismatch: langfristige Aktiva, welche durch
kurzfristiges Fremdkapital finanziert sind. Hieraus setzt sich das Finanzierungsrisiko zusammen, denn diese Größe an kurzfristigem Fremdkapital kann im Falle von Liquiditätsproblemen nicht durch kurzfristige Aktiva gedeckt werden.
Gleichungen, welche die Größe der roten Felder (X) berechnen, sehen wie folgt aus:
Gleichung 1: x1 = al2 – fl – fk2 (langfristige Aktiva - langfristiges Fremdkapital)
Gleichung 2: x2 = fk1 – al1 – ak (kurzfristiges Aktiva - kurzfristiges Fremdkapital)
150
Dies ist so, da Aktiva und Passiva auch in unserer vereinfachten Version die gleiche Höhe haben.
Siehe Kapitel 3.1.
152
Quelle: eigene Darstellung.
151
Seite 33 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Während in guten Zeiten kein Mangel an kurzfristigem Fremdkapital besteht, kann in schwierigen Zeiten sogar ein relativ kleiner Liquiditätsschock große Wirkung auf die Liquidität haben. 153 Als Folge dessen müssen langfristige Aktiva unter Wertverlusten liquidiert werden,
wodurch weitere Liquidationen vorgenommen werden müssen. 154 Dieser Ansatz der Banken
kann vor einzelnen Insolvenzen schützen, ist aber für das ganze System aufgrund von Fire
Sales 155 nicht optimal. 156 Auch können diese Liquidationen nur einzelne Banken retten, was
aber für das gesamte Bankensystem nicht möglich ist. 157 Ist die Bank systemrelevant und
wird nicht gerettet, so kann ein Contagion entstehen - andere Banken laufen Gefahr durch
die Pleite der Bank angesteckt zu werden wodurch auch sie in Liquiditätsprobleme kommen.
Unser Ansatz zielt darauf ab, Banken genau vor dieser Situation zu bewahren. Die Regulierung des Maturity Mismatch wird im Folgenden geschildert und besteht im Wesentlichen aus
drei Schritten:
-
Schritt 1: Berechnung der tatsächlichen Höhe des Maturity Mismatch
-
Schritt 2: Berücksichtigung der Systemrelevanz der Banken und somit des Risikos
der Ansteckungsgefahr einer Bankenpleite
-
Schritt 3: Berechnung der EK-Unterlegung des Maturity Mismatch mit Hilfe eines
Laufzeitbands mit dem Ziel, antizyklisch zu regulieren
Diese drei wesentlichen Schritte sollen unserer Meinung nach die Ausmaße einer Finanzkrise vermindern. In der folgenden Abbildung werden die ersten zwei Schritte dargestellt:
Abbildung 15: Der erste Teil des Lösungsansatzes: Too-big-to-fail
158
153
Vgl. Brunnermeier/Pedersen (2008), S. 4.
Vgl. Hellwig (2008), S. 48.
155
Fire Sales wird definiert als die Asset-Liquidation zu Preisen weit unter dem Marktpreis.
156
Vgl. Kahsyap/Rajan/Stein (2008), S. 20.
157
Vgl. Sachverständigenrat (2008), S. 144f.
158
Quelle: eigene Darstellung.
154
Seite 34 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Der erste Schritt, die Berechnung des tatsächlichen Werts der kurzfristig refinanzierten Aktiva wird nach den bereits oben erläuterten Gleichungen unter Berücksichtigung der Verfügbarkeit berechnet. Die Vorgangsweise der vermehrten kurzfristigen Refinanzierung ist charakteristisch für risikofreudigere Banken. Mit unserem Lösungsansatz können wir allerdings
das systemische Risiko verringern, indem jede einzelne Bank durch einen größeren Eigenkapitalpuffer sicherer gemacht wird, was sich auf die Sicherheit aller Banken auswirkt. Insbesondere Banken welche risikofreudig sind und somit ein kleines μλ wählen, werden durch
unsere Regelung indirekt sanktioniert. Denn das μλ wirkt, wie im Theorieteil bewiesen, auf
das aggregierte Risiko.
Der zweite Schritt der Regulierung betrifft die Größe und Systemrelevanz der Banken. In
ihnen sehen wir für ein Contagion verantwortliche Faktoren, welche es zu beachten gilt.
Denn der Bankensektor ist in höherem Masse als andere Sektoren systemischen Risiken
ausgesetzt, da er im gesamten ökonomischen Geschehen eine Schlüsselposition einnimmt
und seine Stabilität in engem Maße mit der Preisstabilität insgesamt verbunden ist. 159 Es
stellen sich allerdings die Fragen: ab welcher Größe muss eine Bank Ziel stärkerer Regulierungen sein? Ab welcher Größe birgt eine Bank ein größeres Risiko für ein Contagion Failure? Systemisches Risiko ist laut Kaufman und Scott (2003) die Wahrscheinlichkeit des Zusammenbrechens eines ganzen Systems, nicht nur von einzelnen Teilen. Sie erklären jedoch, dass die Definitionen nicht eindeutig sind. 160 Ab wann eine Bank nun systemrelevant
ist oder systemisches Risiko trägt, ist also in der heutigen Literatur strittig. Rochet (2008)
sieht großes systemisches Risiko in Banken, welche Schlüsselpositionen am Interbankenmarkt innehaben. 161 Somit ist zu überlegen, die Banken je nach Tätigkeit am Interbankenmarkt einzuteilen. Ein Grund für systemisches Risiko ist also, dass das Risiko der Banken
am Interbankenmarkt, derzeit noch gänzlich unreguliert ist. 162 Weitere Gründe werden in
zwei verschiedenen Bereichen gesehen: zum einen kann das Systemversagen durch einen
finanziellen Schock, zum anderen durch das Versagen einer oder mehrerer Banken gleichzeitig eintreten. 163 Unser Ansatz geht vor allem auf die zweite Ursache ein. Rochet (2008)
verdeutlicht auch, dass Banken, welche die Größe haben um den Staat als Lender of last
Resort zu benutzen, striktere Kapitalregulierungen widerfahren sollten. Sie haben im Staat
eine Versicherung gefunden, da dieser die Bank aufgrund hoher sozialer Kosten vor dem
Untergang rettet. 164 Banken nutzen diese Sicherheit oftmals durch risikoreichere Investitionen aus im theoretischen Modell wählen sie ein kleines μλ.). 165 Anhand dieser von uns identi159
Vgl. Christl (2005), S. 1.
Vgl. Kaufman/Scott (2003), S. 371f.
161
Vgl. Rochet (2008), S. 214.
162
Vgl. Rochet (2008), S. 184.
163
Vgl. BIS (1999), S. 1.
164
Vgl. Rupello (2005), S. 65f.
165
Vgl. Rochet (2008), S. 5.
160
Seite 35 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
fizierten Aspekte, werden die Banken eingeteilt. Dies wird in Abbildung 15 mit den drei Größenkategorien gezeigt. Somit wird durch unseren Lösungsansatz das bankgrößenspezifische und systemische Risiko berücksichtigt. 166 An dieser Stelle stellt sich auch die
Frage: welchen Umfang misst das System? Nach unseren Überlegungen ist das System
dieses, welches im Schadensfall für die Verluste gerade stehen muss, also zurzeit primär die
einzelnen Staaten. Man kann jedoch sicherlich auch Europa als systemrelevantes Gebiet
definieren. Dies scheint auch für zukünftige Überlegungen idealer zu sein.
Der letzte Teil unseres Lösungsansatzes dient dazu, ein bereits bekanntes Problem der bisherigen Regulierungen zu verhindern: die Prozyklität. 167 Denn einerseits steuern die Risiken
im Finanzsystem das Verhalten der Marktteilnehmer. Dieses Verhalten beeinflusst aber seinerseits eben diese Risiken. Die Risiken mit denen wir es im Finanzsystem zu tun haben,
sind also in hohem Maße endogen. Die Rückkopplungseffekte, die dadurch entstehen, müssen von der Regulierungspolitik beachtet werden. So hängt etwa gerade der Bankensektor
einerseits vom makroökonomischen Umfeld ab und beeinflusst dieses gleichzeitig mit. 168 Um
nun diesen Rückkoppelungseffekten vorzubeugen benutzt unsere Lösung noch ein antizyklisches Band:
Abbildung 16: Zweiter Teil des Lösungsansatzes: Antizyklisches EK-Unterlegungs-Band
169
Das Band verhält sich genau antizyklisch, in Boomphasen (bestimmt je nach Wirtschaftswachstum) muss ein höherer Anteil des roten Bereichs unterlegt werden um einen Puffer
entstehen zu lassen (bzw. es muss sogar mehr als der gesamte rote Bereich hinterlegt wer166
Denkbare Variante: An Stelle der Erhöhung der Eigenmittelerfordernisse könnte ein Limit der Bankengröße in Relation zu ihrem systemischen Risiko gefordert werden. Überschreitet eine Bank diese
Größe, so bleibt ihr nur die Möglichkeit durch einen Spin-Off Geschäftsteile abzustoßen. Diese radikalere Variante wirkt direkter gegen den Aspekt Too-big-to-fail, geht jedoch nicht auf den von und zu
regulierenden Verstärkungsmechanismus ein. Fraglich ist auch die Durchsetzbarkeit dieses Vorschlags.
167
Vgl. Brunnermeier/Pedersen (2008), S. 16 und Goodhart (2008), S. 12.
168
Vgl. Christl (2005), S. 7.
169
Quelle: eigene Darstellung.
Seite 36 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
den), in schlechteren Zeiten muss ein niedrigerer Anteil unterlegt werden. Wie anhand der
drei grünen Felder zu erkennen ist, bewegt sich der Faktor je nach Wirtschaftsphase im Bereich von 0,5 bis zu 1,5. Die drei grünen Felder werden (wie vorher erläutert) je nach Größe
der Bank bestimmt.
Entgegen der bisherigen prozyklischen Wirkungen der Regulierungen, wird hier entgegengesetzt agiert. Somit kann es in Krisenzeiten leichter geschafft werden liquide zu bleiben, da
schon vorher Liquiditätspuffer gebildet worden sind.
Die Berechnungen müssen von den Banken monatlich durchgeführt werden, um genug
Kontrolle zu wahren. Der Report ist an eine zentrale Stelle abzugeben, welche diesen dann
kontrolliert und daraus errechnet, wie hoch die prozentuale Eigenmittelunterlegung des roten
Bereichs sein muss. Welche zentrale Stelle diese Aufgabe übernimmt ist noch fraglich. Für
unser Team denkbar wären zwei Möglichkeiten. Die erste Option ist für uns die Europäische
Zentralbank, da sie sich als europäische Aufsicht anbietet. Nachteilig zu sehen ist, dass die
Hauptaufgabenbereiche der europäischen Zentralbank woanders liegen und es somit zu
Zielkonflikten kommen kann. Die zweite Option wäre, eine neue europäische Finanzmarktaufsicht zu erschaffen. Sie könnte als Clearingstelle aller staatlichen Aufsichten wirken, wobei sie nur zusätzlich das systemische Risiko mit einbeziehen muss. 170 Mit klar definierten
Zielen würde sie nicht in ähnliche Zielkonflikte geraten wie die europäische Zentralbank.
Rechenbeispiel
Es handelt sich um eine sehr systemrelevante Bank. Die Bilanzsumme beträgt 100 GE, davon 8 GE Eigenkapital. Der Maturity Mismatch beträgt 5 GE und wir befinden uns im wirtschaftlichen Aufschwung.
Das bedeutet, dass diese Bank nach dieser Regulierung zusätzliches Eigenkapital von
5 * 1,5 = 7,5 GE vorhalten muss.
Bezogen auf unser theoretisches Modell steigt der Eigenkapitalpuffer von 8 GE auf 15,5 GE.
Wir erinnern ebenso an den Erwartungswert μλ, der für jede Bank spezifisch ist. Es betrifft
hauptsächlich Banken mit geringem μ λ, mehr Eigenmittel zu unterlegen (von 8 GE auf 15,5
GE). Denn Banken mit geringem μλ sind offenkundig risikofreudiger, da sie sich auf die Reserven des gesamten Interbankensystems verlassen oder eben auf den Lender of last Resort. Durch das Bilden eines Eigenkapitalpuffers werden sie jedoch sicherer und stellen eine
geringere Gefahr für das System dar. 171
170
Vgl. FAZ (2009c).
Denkbare Variante: Es ist durch die Hinterlegung des Liquiditätsrisikos vorstellbar, die Unterlegung
der bereits von Basel II regulierten Risiken eventuell zu reduzieren.
171
Seite 37 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
4.2.2
Erhöhte Transparenz durch erweiterte IFRS
Ein weiterer Einflussfaktor auf den Verstärkungsmechanismus ist wie angesprochen die Bewertung nach dem Fair Value. Um aber bei der Rechenlegung nach IFRS ein marktgerechteres Bild des Unternehmens wieder zu geben, benötigt die Konzerndarstellung mehr Transparenz hinsichtlich der Risikopositionen bezüglich der kurzfristigen Laufzeiten von Krediten. Ein
zweiter Punkt, wo mehr Transparenz gefordert werden kann, ist die Relation zwischen Passiva und Aktiva, damit die Liquiditätsposition der Bank zu erkennen ist. Natürlich ist auch das
Miteinbeziehen der Off-balance-sheet Positionen zu beachten. Dem Nachteil erhöhter
Transparenz, dass Schwachstellen für Konkurrenten sichtbar werden, kann man durch adäquate Informationshandhabung entgegenwirken. Beispielsweise wäre es vorstellbar, dass
ausschließlich die Aufsichtsbehörde des jeweiligen Landes die Informationen erhält und somit entsprechende Warnungen oder Sanktionen bei gefährlicher Liquiditätsposition einer
Bank aussprechen kann. Im Folgenden werden mögliche Erweiterungsvorschläge für die
Rechenlegung nach IFRS dargestellt. Diese sind:
o
Europäische Finanzdatenbank
o
Strikte Vorgaben zur Fristigkeitenanalyse
o
Miteinbeziehen von Off-balance-sheet Positionen zum regulatorischen Kapital
Europäische Finanzdatenbank
Hierzu bietet uns die Praxis der Deutschen Bundesbank ein gutes Beispiel, denn nach § 14
in Verbindung mit § 2 Absatz 2 Kreditwesengesetz sind alle Kreditinstitute mit Sitz in
Deutschland (einschließlich ihrer Zweigstellen und Tochtergesellschaften im Ausland) und
alle Zweigstellen ausländischer Kreditinstitute in Deutschland vierteljährlich zur Meldung verpflichtet. Die Meldung beinhaltet unter anderem die Kundmachung der kurzfristigen Interbankenkredite mit einer Laufzeit von bis zu 90 Tagen, was einen wichtigen Hinweis auf die Fristigkeitsstruktur einer Bank darstellt. 172 Um die Transparenz hinsichtlich der kurzfristigen Refinanzierung von Banken zusätzlich zu steigern, könnte man fordern, dass es spezifischere
Kategorien der kurzfristigen Interbankenkredite gibt, die gemeldet werden müssen. Unter
anderem auch wie oft eine Bank so genannte Over-Night Kredite in Anspruch nimmt. Ähnliche Instrumente gibt es bereits in mehreren Ländern der Europäischen Währungsunion, wo
diese Informationen mehr Transparenz über die Schuldner verschaffen. Doch wie unzureichend diese mikroprudenziellen Informationen sind, stellte sich erst kürzlich heraus, als
Hauptakteure der aktuellen Finanzkrise, nämlich SIVs, nicht in den Berichten der ersten Hälfte des Jahres 2007 von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich und dem Internationalen Währungsfond aufschienen, wie schon ein Kapitel 3.1 erläutert. Für ein effizientes
172
Vgl. Sachverständigenrat (2008), S. 59.
Seite 38 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Frühwarnsystem in dieser Hinsicht müsste also eine globale oder zumindest europäische
Finanzdatenbank geschaffen werden. Diese Idee wurde bereits im Jahr 2000 vom Financial
Stability Forum in die Diskussion eingebracht, wobei sich die Berichtspflichten auf Hedgefonds beschränken sollten. Ebenfalls für ein solches globales Kreditregister hat sich der
Sachverständigenrat im Jahresgutachten 2007/08 ausgesprochen. 173
Strikte Vorgaben zur Fristigkeitenanalyse
Um die Fristigkeitsstruktur einer Bank besser einschätzen zu können, könnte ein anderer
Ansatz die verbesserte Vorschrift der Fristigkeitenanalyse sein. Denn IFRS 7 schreibt eine
Fristigkeitsanalyse der Verbindlichkeiten vor, die vertragliche Bindungsdauern darstellt und
eine Beschreibung des Liquiditätsrisikomanagements. Die Fristigkeitenanalyse soll sich der
folgenden Cash Flows bedienen: nicht diskontierte Cash Flows und brutto Cash Flows zahlbar auf Derivate. In der Praxis analysieren die meisten Managements aber nach erwarteten
Bindungsdauern, wobei sie aber trotzdem eine Analyse mit vertraglichen Bindungsdauern
machen müssen. 174 Die Darlegung von nicht diskontierten brutto Cash Flows mit vertraglicher Bindungsdauer für Derivate ist nicht einfach zu erbringen, denn brutto Cash Flows führen oft zu einer Erhöhung der offensichtlichen Verbindlichkeiten der Bank und falls der Geschäftspartner in Schwierigkeiten gerät, werden Derivate aber netto verrechnet. Aufgrund der
eben genannten Schwierigkeiten implementieren die Banken verschiedene Ansätze zur Berichterstattung. Der Report über zahlbare brutto Beträge auf Derivate als Verbindlichkeiten ist
noch dazu nur teilweise nützlich, denn es benötigt eine ähnliche Offenlegung der Derivate
auf der Aktivseite, um die wahre Liquiditätsposition der Bank offensichtlich zu machen. IFRS
7 tut dies gegenüber seinem Vorgänger IAS 30 nicht. Nur 14 Banken, wohlgemerkt von den
24 größten Banken Europas, berichten quantitativ über alternatives Liquiditätsrisikomanagement, z. B. über das Verhältnis von netto liquiden Aktivposten zu der Summe von Verbindlichkeiten gegenüber Kunden und netto liquiden Aktivposten. 175 Um die Relation von Aktiva
und Passiva zwischen den einzelnen Instituten vergleichbar zu machen, benötigt es striktere
Vorgaben der Fristigkeitenanalyse.
Miteinbeziehen von Off-balance-sheet Positionen zum regulatorischen Kapital
Wie schon im vorhergehenden Kapitel 3.2.1 erläutert, entstanden durch Zweckgesellschaften
verschiedene Positionen, die nicht unter das regulatorische Kapital der Banken fallen. Banken verfolgen somit Regulierungsarbitrage - sie umgehen Regulierungen um profitabler zu
173
Vgl. Sachverständigenrat (2008), S. 60.
Vgl. Ernst & Young (2007), S. 23.
175
Vgl. Ernst & Young (2007), S. 24.
174
Seite 39 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
sein. 176 Sie können außerdem auf diesem Weg mit den anonymen Zweckgesellschaften
Kredite abwickeln und vor allem Risiken aufnehmen, ohne dass diese in den Institutsbilanzen aufscheinen. Diese Positionen müssen zwangsweise Teil des regulatorischen Kapitals
werden, da ein Großteil der Liquiditätsprobleme auf diese Positionen zurückzuführen ist. Sobald die Refinanzierung der SIVs nicht mehr reibungslos abläuft, ist das Institut gezwungen
die enthaltenen Wertpapiere der Zweckgesellschaft in die Bilanz mit aufzunehmen. 177 Hier
könnte man ansetzen und eine Regelung insofern festlegen, dass das Handelsvolumen und
die Investitionsbranchen und Investitionsstrategien offen gelegt werden müssen, damit die
potenziellen Risiken, die sich in ökonomischen Abschwüngen direkt auf die Bank verlagern,
sichtbarer werden. Sobald die zuständige Aufsichtsbehörde diese Risiken zu groß einschätzt, muss das Institut ab einem bestimmten Zeitpunkt die Off-balance-sheet Positionen
in die Bilanz aufnehmen, was ein schlechtes Signal für den Markt bedeutet.
4.3
Auswirkungen der Regulierung
Wie bei jedem regulierendem Eingriff gibt es sowohl Vor- als auch Nachteile. Jede Regulierung sollte und muss aufgrund ihrer Resultate beurteilt werden. Diese werden nun diskutiert,
um zu verdeutlichen, warum sich unser Lösungspaket positiv auf die Verminderung der Folgen von Finanzkrisen auswirkt.
4.3.1
Offensichtliche und strittige Nachteile einer Kapitalregulierung
Durch die Sanktionierung durch eine größere Eigenkapitalvorhaltung ist es offenkundig, dass
Teile des Kapitals gebunden sind und nicht für Investitionen zur Verfügung stehen. Sie verhindert effiziente Risikodiversifikation auf globaler Ebene, was nicht nur wegen der Risikominderung wünschenswert wäre, sondern auch weil dann risikoreichere und daher ertragreichere Investitionen getätigt werden können, was zum ökonomischen Wachstum beiträgt. Es
kommt also zu einer ineffizienten Allokation von Kapital und fördert zu Hause unverantwortliche makroökonomische Politik. 178 Diese Sanktionierung verhindert gewissermaßen Economies of Scale und Economies of Scope indem sie Anreize für Banken setzt, nicht ihren normal-rationalen Weg einzuschlagen. 179 Es gibt demgegenüber aber auch Studien, die die Verringerung von Wirtschaftswachstum aufgrund von Kapitalvorschriften in Frage stellen. 180 Eine genaue Stellungnahme zum Punkt ökonomisches Wachstum ist jedoch umstritten. Generell könnte man auch argumentieren, dass die Frage, ob die Eindämmung des Wachstums
die Kosten einer Krise überwiegen oder eben nicht, wahrscheinlich nicht zu beantworten ist.
176
Vgl. Gropp (2008), S. 7.
Vgl. Deutsche Presse Agentur (2008), S. 1.
178
Vgl. Rodrik (1998), S. 7.
179
Vgl. Myers/Rajan (1998), S. 1.
180
Vgl. Rodrik (1998), S. 9.
177
Seite 40 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Es stellt sich also prinzipiell die Frage, ob man eine gewisse Konstanz bevorzugt oder einen
volatilen Zustand, wobei bei einem volatilen Zustand zwar hohe Gipfel erreicht werden können, aber naturgemäß tiefe Einbrüche folgen.
4.3.2
Effektive Abschwächung des Verstärkungsmechanismus
Durch einen erhöhten Eigenkapitalpuffer gelingt es den Verstärkungsmechanismus effektiv
abzuschwächen, da sie Liquiditätsschocks besser kompensieren können. Die von uns geforderte Ausweitung der Eigenmittelerfordernisse bildet Reserven und steht als Kernkapital in
Krisenzeiten zur Verfügung. Anhand unseres Lösungsansatzes wird der tatsächliche Maturity
Mismatch berücksichtigt. Dies hat den Vorteil, dass durchaus Erwartungen über die tatsächliche Fristigkeit einbezogen werden. Somit kann erreicht werden, dass das tatsächliche Liquiditätsrisiko als Grundlage der Berechnungen verwendet wird. Je nach Liquiditätsrisiko
einer Bank wird der Puffer berechnet, wodurch gerade Banken mit hohem Liquiditätsrisiko
einen großen Puffer bilden müssen. Eine individuelle Bewertung der Banken wird erreicht,
um keine sicheren Banken zu strafen.
4.3.3
Niedriger Leverage
Weiters wird durch unser Lösungspaket der tatsächliche Leverage von Banken verringert.
Zum einen werden aufgrund der Erweiterungsvorschläge zu IFRS nun die SIVs mit berücksichtigt, welche vor der Krise zu einem sehr hohen Leverage führten. Von vielen Fachleuten
wird der Leverage als Mitgrund für die Finanzkrise gesehen. Zum anderen ergibt sich eine
Verringerung des Leverage aufgrund der erhöhten Eigenmittelerfordernisse. Sind prozentual
mehr Eigenmittel bei den Banken vorhanden, so ergibt sich ein niedrigerer Leverage.
4.3.4
Berücksichtigung der Systemrelevanz von Banken
Ein wichtiger Punkt einer Regulierung, der bis heute wenig Beachtung gefunden hat, ist die
Systemrelevanz von Banken. Sind Banken Too-big-to-fail, haben sie einen extrem hohen
Anreiz risikofreudiger zu agieren, da die Kosten, die durch ein Versagen entstehen, für die
Wirtschaft eines Staates nicht tragbar erscheinen und sie dadurch vom Staat gerettet werden. Anhand unseres Modells werden Banken, die ein kleines μ äwhlen und sich so risik oreich verhalten indirekt sanktioniert und durch den höheren Eigenkapitalpuffer sicherer gemacht. Denn große Banken tragen durch ihre Größe am Interbankenmarkt natürlich auch
mehr systemisches Risiko. Dies wird in unserem Lösungsansatz berücksichtigt, indem systemrelevantere Banken bei Missverhalten stärker sanktioniert werden. Dementsprechend
verhindert unsere Regulierung die Gefahr, die von systemrelevanten Banken ausgeht.
Seite 41 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
4.3.5
Antizyklische Wirkung
Ein Beweggrund für eine Regulierung stellt die Tatsache dar, dass Kapitaladäquanzrichtlinien zur Bildung von Insolvenzpuffer beitragen. Die Probleme dieser Puffersichtweise wurden in den Kapiteln 3.1.2 und 3.1.4 ausführlich dargestellt. Dahingehend ist eine gewisse
Skepsis gegenüber regulierungspolitischen staatlichen Interventionen begründet, aber wie im
Lösungsansatz der Eigenkapitalunterlegung der Passivseite anhand des Maturity Mismatch
beschrieben, gibt es Mittel und Wege dieser Prozyklität entgegenzuwirken, so zum Beispiel
mit Hilfe eines Faktorbandes.
4.3.6
Verhinderung regulatorischer Arbitrage
Trotzdem ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass Regulation ökonomische Entscheidungen
beeinflusst. 181 Ein Beispiel dafür ist das Entstehen von regulatorischer Arbitrage. Regulatorische Arbitrage bezeichnet die Ausnutzung des Unterschiedes zwischen dem realen Risiko
und der regulatorischen Berechnung des Risikos. Wenn eine Bank also die vorgesehene
Menge an Eigenkapital vorzuhalten hat, aber das reale Risiko geringer zu sein scheint, ist es
profitabel diese Position zu versichern und somit vom Portfolio zu entfernen, damit nicht zu
viel Eigenkapital gebunden werden muss. Und umgekehrt, wenn das reale Risiko größer ist
als das regulatorisch berechnete, dann mag es besser sein, die Position zu behalten, wenn
die Risiken allerdings korrekt eingepreist sind. Somit erhöht sich dadurch die allgemeine Risikobereitschaft im System trotz einer Regulierung. 182 Durch die Lösungsansätze ist es sicherlich nicht möglich alle Formen der Regulierungsarbitrage zu verhindern. Die Form der
Arbitrage, die, zum Beispiel mit den Off-balance-sheet Positionen, zu der derzeitigen Finanzkrise geführt hat, kann jedoch wirkungsvoll verhindert werden.
4.3.7
Geringere Verfügbarkeit von Krediten
Höhere Kapitalanforderungen an Banken haben einen geringeren Return zur Folge und die
Banken können somit den Kreditnehmern schlechtere Angebote liefern oder nur noch geringere Mengen an Krediten anbieten. Daher ist eine stärkere Kreditrationierung die Folge, insbesondere für bonitätsschwache Unternehmen, wie z. B. für kleine und mittlere Unternehmen. 183 Aus diesem Grund funktioniert eine Regulierung des Kapitals nur, wenn die Marktteilnehmer beschränkte Möglichkeiten für Investitionen haben und Kredite zu den durch die
Regulierung verschlechterten Konditionen annehmen müssen. 184 Allerdings gilt seit Juli 2002
eine besondere Behandlung für kleine und mittlere Unternehmen bezüglich der Eigenkapital-
181
Vgl. Allen/Gale (2007), S. 192.
Vgl. Kashyap/Rajan/Stein (2008), S. 24.
183
Vgl. Diamond/Rajan (2001), S. 1.
184
Vgl. Diamond/Rajan (2000), S. 27.
182
Seite 42 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
regulierung des Kreditrisikos. Sie besagt, dass Kredite, die kleiner als 50 Millionen Euro sind,
um durchschnittlich 10 % weniger mit Eigenkapital unterlegt werden müssen und Kredite, die
kleiner als eine Million Euro sind, sogar als Forderungen von Privaten gehandhabt werden.
Ähnliches könnte für Banken gelten, deren Hauptgeschäft die Kreditvergabe an kleine und
mittelgroße Unternehmen ist. Falls diese Banken einen adäquaten Risikopuffer vorweisen
können, werden die Faktoren zur Eigenkapitalunterlegung des Maturity Mismatch verkleinert,
insofern die betreffende Bank nicht systemrelevant ist, das heißt keine bestimmte Größe,
gemessen an Umsatz oder Marktanteil, überschreitet.
4.3.8
Zwischenfazit
Schlussendlich hat zusätzliches Kapital hauptsächlich den Vorteil eines Puffers bei Zahlungsunfähigkeit einer Bank und erlaubt somit eine kontrollierte Liquidation der Aktivposten
und erzwingt keinen Ausverkauf. 185 Kapitalanforderungen erhöhen die Finanzmarktstabilität,
denn wenn zu geringe Puffer vorhanden sind kommt es zu nicht adäquaten Verkäufen von
Positionen aufgrund von Liquiditätsmangel, was auch andere Banken in Turbulenzen aufgrund der Preiszerstörung bringen kann und somit eine Spirale auslöst. Somit verkürzen Kapitalanforderungen auch die erwartete Dauer von Krisen. 186 Denn der Verstärkungseffekt
einer Krise durch die Ansteckung zwischen den Instituten durch den Preisverfall kann mit
genügend vorgehaltener Liquidität vermindert werden. Weiters wird die große Gefahr für den
globalen Wirtschaftskreislauf, wenn aus unsystematischen Einzelrisiken systematische Risiken werden, gemildert. Infolgedessen stellen nicht perfekte Märkte, auch durch die vorhandenen Externalitäten, einen Grund für eine Regulierung dar. 187
5
Resümee
In dieser Arbeit haben wir versucht Lehren aus der Finanzkrise zu ziehen und aufgrund dieser Lösungsansätze zu entwickeln. Um dies zu erreichen, wurde zuerst im ersten Abschnitt
die Problematik der Verstärkungsmechanismen historisch aufgezeigt sowie im zweiten Abschnitt theoretisch beleuchtet und hinterlegt. Im dritten Abschnitt wurden dann Vorschläge,
wie diese Verstärkungsmechanismen durch eine dementsprechende Regulierung gemildert
werden könnten, skizziert.
Im Rahmen dieser Arbeit konnte festgestellt werden, dass es zwischen der aktuellen Finanzkrise und den vergangenen Finanzkrisen etliche Parallelitäten gibt. Diese bestehen u. a. in
einer Kreditblase, einer kurzfristigen Refinanzierung der Finanzinstitute sowie einer daraus
185
Vgl. Allen/Gale (2007), S. 193.
Vgl. Tchana (2007), S. 1.
187
Vgl. Allen/Gale (2007), S. 194.
186
Seite 43 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
resultierenden Liquiditätskrise am Interbankenmarkt und einer wiederum darauf folgenden
Kreditklemme. Von besonderem Interesse für uns waren jedoch die Verstärkungsmechanismen, die jeweils das Übergreifen von einer, ein bestimmtes Finanzmarktsegment betreffenden Krise, auf die Banken und die internationalen Finanzmärkte ermöglichten. Diese Verstärkungsmechanismen, die wie aus der historischen Analyse hervorgeht immer wieder Auslöser von Bankenkrisen waren und deren Relevanz durch zahlreiche theoretische Arbeiten
bestätigt wird, sehen wir in einer über den Maturity Mismatch und die kurzfristige Refinanzierung der Finanzinstitute entstehenden Liquiditätskrise am Interbankenmarkt.
Aufgrund der Tatsache, dass die derzeitigen Regulierungsstandards diese von uns identifizierten Verstärkungsmechanismen jedoch unzureichend beachten, wurde in dieser Arbeit ein
Modell entwickelt, welches diese Problematik berücksichtigt und mit einbezieht. Dieses Modell versucht folglich den Maturity Mismatch von Finanzinstitutionen, der aufgrund eines Ungleichgewichts zwischen kurzfristigen Einlagen von Kapitalgebern und langfristigen Krediten
an Kapitalnehmer entsteht, zu erfassen und ihn unter Berücksichtigung einer Too-big-to-fail
Komponente mit einer bestimmten Eigenkapitalquote zu hinterlegen. Diese Eigenkapitalquote ist allerdings nicht fix gegeben, sondern bewegt sich in einem Band, innerhalb dessen die
Eigenkapitalquote je nach wirtschaftlicher Situation angepasst werden kann. Dies verleiht
dem Modell eine gewisse Flexibilität und ermöglicht eine antizyklische Gestaltung der Regulierung. Dadurch wird einem weiteren Kritikpunkt der derzeitigen Regulierung, nämlich der
Prozyklität, Rechnung getragen und entgegengewirkt. Neben diesem Hauptlösungsansatz
der Arbeit wurden auch noch weitere Lösungsansätze die Bilanzierungsregeln betreffend
skizziert.
In Summe sehen wir in den von uns angeführten Lösungsansätzen durchaus Möglichkeiten
zukünftige Finanzkrisen abzuschwächen und zu lindern. Da jedoch Finanzkrisen trotz aller
bisherigen Lösungsansätze immer wiederkehrten, ist zu bezweifeln, ob aufgrund der Dynamik des Bankensektors nachhaltig wirksame Lehren aus dieser Finanzkrise gezogen werden.
Seite 44 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Anhang
Grafik 1: aktueller Leitzins 188
Grafik 2: Household financial obligations ratio, 1992-2008 189
188
189
Quelle: o.V. (2009a), aktueller Leitzins.
Quelle: Fed (2008b).
Seite 45 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Grafik 3: Ausfallraten für Subprimehypotheken nach Ausgabejahrgängen 190
Grafik 4: 5-Jahres Swap Spreads US-Dollar und Euro 191
Grafik 5: Misstrauensaufschlag 192
190
Quelle: Sachverständigenrat (2007), S. 120.
Quelle: Rudolph (2008), S. 725.
192
Quelle: o.V. (2009e), Misstrauensaufschlag.
191
Seite 46 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Literaturverzeichnis
Allen, F./Gale D. (2000), Financial Contagion, The Journal of Political Economy, 108(1):1-33.
Allen, F./Gale, D. (2007), Understanding financial crises, Oxford.
Bäckström, U. (1997), The Swedish
ence, http://www.riksbank.se/templates/speech.aspx?id=1722, 22.02.2009.
Balderston, T. (1991), German Banking between the Wars: The Crisis of the Credit Banks,
The Business Historty Review, 65(3):554-605.
Benston, G. J. (1998), Regulating Financial Markets: A Critique and some Proposals, Atlanta.
BIS (1998), 68th annual report, http://www.bis.org/publ/ar98f01.pdf?noframes=1, 17.02.2009.
BIS (1999), Interbank exposures - quantifying the risk of a
gion, http://www.bis.org/publ/work70.pdf, 24.02.2009.
BIS (2007), Innovations in Credit Risk Transfer: Implications for Financial
ity, http://www.bis.org/events/brunnen07/duffiepap.pdf, 17.02.2009.
BIS (2008a), Some Reflections on the Future of the originate-to-distribute Model in the Context of the Current Financial Turmoil, http://www.bis.org/speeches/sp080423.htm,
17.02.2009.
BIS (2008b), Credit Risk Transfer: Developments from 2005 to
2007, http://www.bis.org/publ/joint18.pdf?noframes=1, 17.02.2009.
BIS (2008c), Innovations in credit risk transfer: implications for financial
ity, http://www.bis.org/publ/work255.pdf?noframes=1, 28.01.2008.
BIS (2009), BIS Quarterly Review March 2009 - International Banking and Financial Market
Development, http://www.bis.org/publ/qtrpdf/r_qt0903.pdf, 02.03.2009.
Blanchard, O. (2003), Macroeconomics, 3. Aufl., New Jersey.
Seite 47 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Brunnermeier, M. (2008), Deciphering the 2007-08 Liquidity and Credit Crunch, Journal of
Economic Perspectives, 23(1):77-100.
Brunnermeier, M./Crocket, A./Goodhart, C./Persaud, A. D./Shin, H. (2009), The Fundamental
Principles of Financial Regulation, International Center for Monetary and Banking Studies,
Genf.
Brunnermeier, M./Pedersen (2008), Market Liquidity and Funding Liquidity, Oxford.
Bundesbank (2006), Die deutsche Bundesbank - Aufgabenfelder, rechtlicher Rahmen, Geschichte, http://www.bundesbank.de/download/presse/publikationen/buchbundesbank.pdf,
22.02.2009.
Christl, J. (2005), Finanzmarktstabilität im Spannungsfeld von Regulierung und makroökonomischer
lung, http://www.oenb.at/de/presse_pub/reden/weitere/christl/re_20050218_finanzmarktstabil
itaet.jsp, 23.02.2009.
Demirgüç-Kunt, A./Detragiache E. (1998), The Determinants of Banking Crises in Developing
and Developed Countries, IMF Staff Papers, 45(1):81-109.
Deutsche Bundesbank
(2007), http://www.bundesbank.de/download/bankenaufsicht /pdf/Konuevbegruendung_1503
07mg.pdf, 27.01.2009.
Deutsche Presse Agentur (2008), Strukturierte Investmentvehikel, http://wirtschaft.tonline.de/c/14/21/10/90/14211090,pt=self,si=20,topic=16473996.html, 21.02.2009.
Diamond, D. W./Rajan, R. G. (2000), Banks short term debt and financial crisis: Theory, Policy Implications and Applications, NBER Working Paper, 7764:1-41.
Diamond, D. W./Rajan, R. G. (2001), Liquidity risk, liquidity creation and financial fragility: a
theory of banking, NBER Working Paper, 7430:1-55.
Diamond, D. W./Rajan, R. G. (2005), Liquidity shortages and banking crises, The Journal of
Finance, 60(2):615-647.
Seite 48 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Dieter, H. (1999), Die Asienkrise - Ursachen, Konsequenzen und die Rolle des Internationalen Währungsfonds, 2. unveränderte Aufl., Marburg.
Edwards, F. R. (1999), Hedge Funds and the collapse of Long-term capital management,
The Journal of Economic Perspectives, 13(2):189-210.
Englund, P. (1999), The Swedish banking crisis: roots and consequences, Oxford Review of
Economic Policy, 15(3: 80-97.
Ernst & Young (2007), IFRS 7 in the banking
try, http://www.ey.com/Global/assets.nsf/International/Industry_Banking_and_Capital_Market
s_IFRS7_in_banking_industry/$file/Industry_Banking_and_Capital_Markets_IFRS7_in_banki
ng_industry.pdf, 22.02.2009.
European Central Bank (2004), Fair Value Accounting and Financial
ity, http://www.ecb.int/pub/pdf/scpops/ecbocp13.pdf, 28.02.2009.
FAZ (2007), Die Asien-Krise erscheint nur noch als
traum, http://www.faz.net/s/Rub050436A85B3A4C64819D7E1B05B60928/Doc~E48CCF48A
09154903AFF164CA0F566B45~ATpl~Ecommon~Scontent.html, 18.02.2009.
FAZ (2008a), Finanzmarkt am
grund, http://www.faz.net/s/Rub0E9EEF84AC1E4A389A8DC6C23161FE44/Doc~E70CA124
207BC4C9180CC693EBA1C45AB~ATpl~Ecommon~Sspezial.html, 18.02.2009.
FAZ (2008b), Am
grund, http://www.faz.net/s/Rub39D62EB10953443EB82D694D50AE0845/Doc~EC1DEFC9
1F0654D6A81DAF05236FD91F1~ATpl~Ecommon~Scontent.html, 18.02.2009
FAZ (2008c), Europas Wirtschaft rutscht in die
on, http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Doc~EA09114EA70
D14B9CB26AFDDE13D3A2A6~ATpl~Ecommon~Scontent.html, 19.02.2009.
FAZ (2008d), Das Pendel der Regulierung schwingt ins andere
trem, http://www.faz.net/s/RubB8DFB31915A443D98590B0D538FC0BEC/Doc~E22D367D5
909A403484652E04541C42F5~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_aktuell, 20.02.2009.
Seite 49 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
FAZ (2008e), Die Geschichte wiederholt sich
nicht, http://www.faz.net/s/Rub58241E4DF1B149538ABC24D0E82A6266/Doc~E24D6E6960
E12404DB55578829D591714~ATpl~Ecommon~Scontent.html, 13.02.2009.
FAZ (2009a), Eine Welle von wandernden
sen, http://berufundchance.fazjob.net/s/RubC27A5C1F856049B69ADB75FF81870387/Doc~
E052328DE535A4C3ABBE4F63D77771443~ATpl~Ecommon~Scontent.html,17.02.2009,
20.02.2009.
FAZ (2009b), Billionen Dollar, keine
nen!, http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~E642D7C006
9644E63815E57B840D3D470~ATpl~Ecommon~Scontent.html, 13.02.2009.
FAZ (2009c), EZB soll Banken beaufsichtigen, S. 19, 25.02.2009.
Fed (2001), Press release - January 3,
2001, http://www.federalreserve.gov/boarddocs/press/general/2001/20010103/default.htm,
17.02.2009.
Fed (2003), Press release - June 25,
2003, http://www.federalreserve.gov/boarddocs/press/monetary/2003/20030625/default.htm,
17.02.2009.
Fed (2004a), Press release - May 4,
2004, http://www.federalreserve.gov/boarddocs/press/monetary/2004/20040504/default.htm,
17.02.2009.
Fed (2004b), Press release - June 30,
2004, http://www.federalreserve.gov/boarddocs/press/monetary/2004/20040630/default.htm,
17.02.2009.
Fed (2008a), Intended federal funds rate - change and level 1990 to
sent, http://www.federalreserve.gov/fomc/fundsrate.htm, 17.02.2009.
Fed (2008b), Monetary policy report to the congress - July 15,
2008, http://www.federalreserve.gov/boarddocs/hh/2008/july/FullReport.pdf, 17.02.2009.
Seite 50 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Felton A./Reinhard C. M. (2008), The First Global Financial Crisis of the 21st Century, London.
FTD (2008), Stärkste Einbußen seit der Rezession
2001, http://www.ftd.de/politik/international/:US-Wirtschaft-in-der-Krise-St%E4rksteEinbu%DFen-seit-der-Rezession-2001/432733.html, 17.02.2009.
Furman, J./Stiglitz, J. E./Bosworth, B. P./Radelet, S. (1998), Economic crises: evidence and
insights from east Asia, Brookings Papers on Economic Activity, 2:1-135.
Goodhart, C. A. E. (2008), The Regulatory Response to the Financial Crisis, CESifo Working
Paper, 2257:1-25.
Gorton, G. (2008), The panic of
2007, http://www.kc.frb.org/publicat/sympos/2008/Gorton.10.04.08.pdf, 18.02.2009.
Gropp, R. (2008), Die Subprime Krise: Ursachen, Auswirkungen und
men, http://www.ebs.de/fileadmin/redakteur/funkt.dept.finance/Gropp/Presentations/Finanzm
arktkrise_Aug_28.pdf, 27.01.2009.
Grünberger, D./Grünberger, H. (2004), IAS/IFRS und US-GAAP 2004, 4. Aufl., Herne.
Hellwig, M. (2008), Systemic risk in the financial sector: an analysis of the subprimemortgage financial crisis, MPI Collective Goods Preprint, 2008(43):1-75.
Hildebrand, P. M. (2008): Is Basel II Enough? The Benefits of a Leverage Ratio, Financial
Markets Group Lecture, http://fmg.lse.ac.uk/upload_file/1147_Hildebrand.pdf, 28.02.2009.
Kashyap, A. K./ Stein, J. C. (2003), Cyclical Implications of the Basel-II Capital Standards,
Economic Perspectives, 28(1):18-31.
Kashyap, A. K./Rajan, R. G./Stein, J. C. (2008), Rethinking capital
tion, http://www.kc.frb.org/publicat/sympos/2008/KashyapRajanStein.08.08.08.pdf,
27.02.2009.
Kaufmann G. G./Scott K. E. (2003), What is systemic risk, and do bank regulators retard or
contribute to it? The Independent Review, 7(3):370-391.
Seite 51 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Khandani, A. E./Lo, A. W. (2007), What happened to the quants in august 2007?, Journal of
Investment Management, 5:5-54.
Kho, B.-C./Lee D./Stulz, R. M. (2000), U.S. Banks, Crises, and Bailouts: From Mexico to
LTCM, The American Economic Review, 90(2):28-31.
Kindleberger, C. P. (2000), Manias, panics, and chrashes, 4. Aufl., New York.
Manager Magazin (2008), Finanzkrise versenkt Traditionshäuser, http://www.managermagazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,578207,00.html, 22.02.2009.
Myers, S. C./Rajan, R. G. (1998), The paradox of liquidity, Quaterly Journal of Economics,
113(3):733-771.
NBER (2001), The business-cycle peak of march
2001, http://www.nber.org/cycles/november2001/recessions.pdf, 17.02.2009.
NBER (2003), The NBER’s Business-Cycle Dating
dure, http://weber.ucsd.edu/~gramey/210B/Dating%20Procedures.pdf, 17.02.2009.
NBER (2008), Determination of the December 2007 Peak in Economic
ity, http://www.nber.org/cycles/dec2008.pdf, 19.02.2009.
Neus, W. (2007), Grundlagen der Bankenregulierungen in Deutschland, Tübingen.
Neyer U./Wiemers J. (2003), Why do we have an interbank money market?, Institut für Wirtschaftsforschung Halle Diskussionspapiere, 182:1-24.
NZZ (2008a), Schwedens Rezepte zur Bewältigung der
se, http://www.nzz.ch/nachrichten/Wirtschaft/aktuell/schwedens_rezepte_zur_bewaeltigung_
der_bankenkrise_1.1085177.html, 10.02.2009.
NZZ (2008b), Was gegen eine Leverage Ratio
spricht, http://www.nzz.ch/hintergrund/dossiers/was_gegen_eine_leverage_ratio_spricht_1.8
29720.html, 21.02.2009.
Seite 52 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Ofek, E./Richardson M. (2003), DotCom Mania: The rise and fall of internet stock prices, in:
The Journal of Finance, 58(3):1113-1137.
o.V. (2009a), aktueller Leitzins, http://www.finanzen.net, 20.01.2009.
o.V. (2009b), Laufzeiteninkongruenz, http://basel2.fh-vie.at/GlossaryDetail.aspx?id=68,
18.02.2009.
o.V. (2009c), Financial Stability Plan, http://www.financialstability.gov/docs/fact-sheet.pdf,
20.02.2009.
o.V. (2009d), Investment Banking, http://www.wirtschaftslexikon24.net/d/investmentbanking/investment-banking.htm, 18.02.2009.
o.V. (2009e), Misstrauensaufschlag, www.eurotopics.net, 18.02.2009.
Rochet, J. C. (2008), Why are there so many banking crisis? The politics and policy of banking regulation, Princton.
Rodrik, D. (1998), Who needs capital-account convertibility?, Harvard.
Rudolph, B. (2008), Lehren aus den Ursachen und dem Verlauf der internationalen Finanzkrise, Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 2008:713-741.
Rupello, R. (2005), Liquidity, Risk Taking, and the Lender of last Resort, International Journal
of Central Banking, 2(1):47-80.
Sachverständigenrat (2008), Jahresgutachten 2008/09 - Finanzsystem auf der Intensivstation, http://www.sachverstaendigenratwirtschaft.de/download/gutachten/ga08_iii.pdf, 27.
01.2009.
Spiegel (2008), Der schwarze
Herbst, http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/61/16/dokument.html?titel=Der+Schwarze
+Herbst&id=61086116&top=SPIEGEL&suchbegriff=&quellen=&qcrubrik, 22.02.2009.
Seite 53 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Standard & Poor’s (2009), Case-Shiller Home Price
es, http://www2.standardandpoors.com/spf/pdf/index/CSHomePrice_Release_082653.pdf,
07.03.2009.
Stiglitz, J. (2006), Q & A with Joseph Stiglitz, Columbia University and The International Herald Tribune, 11. Oktober 2006, http://blogs.iht.com/tribtalk/business/-globalization/?p=177,
13.02.2009.
Stiglitz, J. (1998), Sound finance and sustainable development in Asia keynote address to
the Asia development
rum, http://web.worldbank.org/WBSITE/EXTERNAL/NEWS/0,,contentMDK:20025728~menu
PK:3325365~pagePK:34370~piPK:42770~theSitePK:4607,00.html, 19.02.2009.
SZ (2008a), 145 Milliarden gegen die
se, http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/597/430349/text/, 17.02.2009.
SZ (2008b), 2008 ist nicht 1929, http://www.sueddeutsche.de/finanzen/949/436695/text/,
22.02.2009.
SZ (2008c), „Er ist nicht Gott. Aber auf dem Weg
thin.“, http://www.sueddeutsche.de/finanzen/736/302732/text/5/, 13.02.2009.
SZ (2009), „Man hätte nicht mehr mit Karte zahlen
nen“, http://www.sueddeutsche.de/finanzen/72/456738/text/4/, 18.02.2009.
Tchana Tchana, F. (2008), The empirics of banking regulation, http://mpra.ub.unimuenchen.de/9299/1/MPRA_paper_9299.pdf, 26.02.2009.
The Economist (2008), Economic focus - A helping hand to homeowners, 389(8603):82.
The Local - Sweden’s news in English (2008), US learns lessons from Swedish banking crisis, http://www.thelocal.se/14466/20080920/, 22.02.2009.
The New York Times (2008), Greenspan concedes error on
tion, http://www.nytimes.com/2008/10/24/business/economy/24panel.html?hp, 17.02.2009.
Seite 54 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
The New York Times (2009), Credit crisis - the essentials, http://topics.nytimes.com/topics/reference/timestopics/subjects/c/credit_crisis/index.html
, 17.02.2009.
Universität Köln (2007), Die US Subprime Hypotheken-Krise, http://www.uni-koeln.de/wisofak/bankseminar/ws0708/1223_invbank/WGZBANK_zur_SubprimeKrise_20070910_kurz.pdf, 17.02.2009.
Wirtschaftswoche (2009), Finanzkrise: Vom Immobilienboom zum BörsenCrash, http://www.wiwo.de/finanzen/finanzkrise-vom-immobilienboom-zum-boersen-crash271063/2/, 17.02.2009.
Zeit (2006), Das Ende des Booms, http://www.zeit.de/2006/34/Das_Ende_des_Booms,
19.02.2009.
Zeit (2007a), Einstürzende Luftbauten, http://www.zeit.de/online/2007/11/Boerse-KurssturzImmobilienkrise, 19.02.2009.
Zeit (2007b), Der Albtraum vom eigenen Haus, http://www.zeit.de/2007/10/GImmobilienkredite-USA, 19.02.2009.
Zeit (2008a), Trügerische Zuversicht, http://www.zeit.de/online/2008/07/boers-o-meterrezession, 17.02.2009.
Zeit (2008b), Eine Krise in vier Wellen, http://www.zeit.de/2008/39/Kasten-Bankencrashs,
19.02.2009.
Zeit (2008c), Hurrikan Lehman, http://www.zeit.de/2008/39/Wallstreet, 19.02.2009.
Zeit (2008d), Bankenkrise erschüttert
welt, http://www.zeit.de/online/2008/38/bankenkrise-lehman-wall-street-boerse, 22.02.2009.
Zeit (2008e), Der Bund garantiert 27 Milliarden, http://www.zeit.de/online/2008/40/hypomilliardenpaket?page=1, 22.02.2009.
Zeit (2009a), Rettungsringe im
takt, http://www.zeit.de/online/2009/03/deutschland-fonds-unternehmen-Kreditklemme,
19.02.2009.
Seite 55 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Zeit (2009b), US-Regierung plant Billionen-Hilfe für Finanzmärkte, http://www.zeit.de/online/2009/07/geithner-rettungsplan, 19.02.2009.
Seite 56 von 56
Beitrag zum Postbank Finance Award 2009
Herunterladen