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Eigene redaktionelle Beiträge
Klinische Studie über Akupunkturbehandlungen
gegen glukocorticoidabhängiges Bronchialasthma
und die „deutsche“ Migräne
Klinische Studie bei 25 Asthma- und 89 Migräne-Patienten
Professor Dr. Hu Jinsheng, Chefarzt
WHO Kooperationszentrum für Traditionelle Medizin, Internationales Ausbildungszentrum,
Akupunktur Institut der China-Akademie für Traditionelle Chinesischen Medizin, Beijing, VR China
Übersetzerin: Xin Li
Während meines Aufenthaltes in Deutschland habe ich im
Zeitraum von 10/1995 bis 4/1996 im Johanniter-Krankenhaus in der Stadt Bramsche gearbeitet. Das war die Erste
chinesisch-deutsche Zusammenarbeit im medizinischen
Bereich zwischen dem Internationalen Akupunktur-Ausbildungs-Zentrum des Akupunktur-Institutes der China Akademie für Traditionelle Chinesischen Medizin, Beijing, und
dem oben genannten Krankenhaus. Die Zahl der Patienten,
die ich im Johanniter-Krankenhaus behandelt habe, betrug
über 4200. Diese Patienten litten an verschiedenen Krankheiten. Dabei wirkte Akupunktur besonders gut bei Krankheitsbildern wie glukocorticoidabhängigem Bronchialasthma und Migräne, die sehr typisch sind und häufig in der
Klinik vorkommen. In Auswertung meiner klinischen Studie
berichte ich über folgende nebenwirkungsfreie Behandlungsmethoden, um das Verständnis und die Verbreitung
der Akupunktur in Deutschland zu erleichtern.
A. Akupunktur und Bronchialasthma
Allgemeine Informationen zu Bronchialasthma
Insgesamt 25 Patienten von 5 Jahren bis 70 Jahren (das
Durchschnittsalter ist 46) wurden behandelt. Sie haben eine
Krankheitsgeschichte von einem Jahr bis zu 25 Jahren. Das
Verhältnis zwischen Männern und Frauen ist 4:6. Patienten
nahmen Korticosteroide in zwei Darreichungsformen, nämlich peroral und als Spray. Das am häufigsten benutzte perorale Steroid-Spray ist Pulmicort Turbohaler (Budesonid),
0,2 mg. An Beta-mimetischen Sprays wurden Berotec
100–200 Dosier-Aerosol, sowie Berodual Dosier-Aerosol
angewendet. Vom peroralen Glukocorticoid nahmen die Patienten 4 mg bis 16 mg am Tag, das Spray hingegen viele
Male über den Tag verteilt. Manche Patienten nahmen
beides gleichzeitig. Die Patienten wurden mit Traditioneller
Chinesischer Medizin diagnostiziert und mit Akupunktur behandelt. Der Erfolg stellte sich durchschnittlich nach 25 Behandlungen ein.
2. Gute Ansprechbarkeit
Trotz Dosisreduzierung der Asthma-Medikation verbesserten sich die Symptome. Diese Gruppe umfasste 10 % der
Patienten, was 40 % der Gesamtgruppe ausmacht.
3. Keine Wirkung
Keine bedeutende Besserung nach 10 Behandlungen. Akupunktur hat nur bei einem Patienten gar nicht gewirkt. Dies
bedeutet 4 % der Patienten.
Behandlungsmethode
1. Diagnose und Symptome
Berücksichtigt man die Eigenschaften und Symptome des
glukocorticoidabhängigen Asthmas wird es nach der Traditionellen Chinesischen Medizin in zwei Typen eingeteilt.
a) Schwäche der Lebensenergie (Qi) und Blutstauung: oberflächliche und kurze Atmung, Kraftlosigkeit beim Sprechen, Schwitzen nach Bewegung, dunkle blaue Gesichtsfarbe sowie zyanotische Lippen, Hände und Füße,
dunkle Zunge, schwacher Puls.
b) Insuffizienz der Lungen und Nieren: andauerndes
Asthma, das sich durch Bewegung verschlimmert. Kurzatmigkeit, Mattigkeit, Kraftlosigkeit, Ödeme im Gesicht
und an den unteren Extremitäten, blasse Zunge, tiefer fadenförmiger und kraftloser Puls.
2. Grundkombination für beide Typen
(Beide Punktkombinationen werden abwechselnd benutzt)
a) LG 20, LG 23, (Extra Punkt) Yintang, Bl 7, Di 20, Di 4,
Lu 1, KG 17, Ma 36, Mi 6
b) LG 14, (Extra Punkte) Ding Chuan, Chuan Xi, Gb 20,
Bl 13, Bl 17, Bl 20, Bl 23, Bl 25
3. Funktionen der Punkte
Die Behandlungsergebnisse sind wie folgt:
Erste Kombination:
1. Sehr gute Ansprechbarkeit
Durch LG 20 wird Lebensenergie (Qi) aufwärts geführt.
Auch nach Einstellen der Glukocorticoidmedikation verschwanden die Symptome. Insgesamt 14 Patienten wurden
mit sehr gutem Effekt behandelt. Dies macht 56 % der Patienten aus.
LG 23, (Extra Punkt) Yintang und Di 20 öffnen die Nase (die
Nase ist nämlich die „Öffnung der Lungen“), normalisieren
die Lungenfunktion, nämlich Kontrolle der Atmung und Aufnahme des Atem-Qi.
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Zeitschrift für TCM 2/2001
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Bl 17 bedeutet auf Chinesisch „Kontakt mit dem Himmel“.
Dieser Punkt kann Lungen-Qi mit Himmels-Qi verbinden.
4 Wochen Behandlung wöchentlich 2 x; mit jeder Kombination ein Mal.
Lu 1 ist Alarmpunkt der Lungen.
Bei allen Punkten der Grundkombination wurde eine neutrale Stimulationsmethode genommen. In den ersten zwei
Wochen wird an allen Lungen-Meridian-Punkten sediert, um
das krankheitsverursachende Qi zu beseitigen. Nachdem
sich nach zwei Wochen die Symptome gebessert hatten,
wurde eine neutrale Stimulationsmethode bei den LungenPunkten angewendet. Beim Extra-Punkt Ding Chuan soll
man 1–1,2 cun tief einstechen und stark stimulieren. Der
Patient soll ein ziehendes Nadel-Qi-Gefühl in der Brust
haben.
Di 4, Quellpunkt des Dickdarm, kann Dickdarm-Qi nach unten führen, was einen abwärts gerichteten Lungen-Qi-Fluß
verursachen kann. Als Folge wird Asthma automatisch gestillt.
KG 17 kombiniert mit Pe 6 kann alle gestörten Qi-Flüsse
regulieren, kann deswegen auch das Lungen-Qi abwärts
führen.
Ma 36 und Mi 6 können die Magen- und Milz-Funktion verstärken, wodurch das Lungen-Qi auch gestärkt wird. Nach
der Fünf-Elemente-Theorie ist das eine Beschleunigung der
Erzeugung des Metalles durch Verstärkung der Erde.
Zweite Kombination:
LG 14 ist der zusammenfließende Punkt (Hui-Punkt) aller
Yang-Meridiane des Körpers. Da Qi zum Yang gehört, kann
LG 14 die Funktionen von Yang-Qi verstärken. Deswegen
kann die Abwehrkraft erhöht werden.
(Extra-Punkte) Ding Chuan und Chuan Xi sind die Erfahrungspunkte gegen Asthma.
Gb 20 vertreibt den krankheitsverursachenden Faktor Wind.
Bl 13, 20, 23 (nämlich die Zustimmungs-Punkte der Lunge,
Milz und Nieren) können die Funktionen der entsprechenden
Organe regulieren.
Bl 17 ist der zusammenfließende Punkt (Hui-Punkt) des Blutes. Durch diesen Punkt kann die Blutzirkulation gestärkt
werden. Es gibt einen Spruch in der TCM: „Ein fließender
Blut-Fluß verursacht einen fließenden Qi-Fluß“.
Bl 25, Zustimmungspunkt des Dickdarmes, kann das Dickdarm-Qi regulieren, was ein abwärts gerichtetes Lungen-Qi
verursachen kann.
4. Zusatzpunkte
Beim Qi- und Blutstauungstyp zusätzlich noch KG 6 und
Mi 10, um die Qi- und Blutzirkulation zu stärken.
Beim Lungen- und Nierenschwäche-Typ noch Lu 9, Mi 6
und Ni 3, um „die Wurzel zu behandeln“.
Gegen Husten und Brustschmerzen zusätzlich noch Ni 26
und Ni 27, gegen Expektoration und Hustenreiz noch
Ma 40, KG 22, (Extra-Punkt) Zeng Yin, gegen Funktionsstörung von Magen und Milz noch KG 12 und Ma 25, bei Ödemen im Gesicht und an den oberen Extremitäten noch Mi 9,
Mi 6 und Mi 5.
Anmerkung:
Die Lokalisation der Extrapunkte Ding Chuan, Chuan Xi und
Zeng Yin:
Ding Chuan: 0,5 cun lateral des LG 14, beiderseits
Chuan Xi:
0,5 cun lateral des Kehlkopfes, beiderseits
Zeng Yin:
1 cun lateral des Kehlkopfes, beiderseits
5. Behandlungsabstand und Stimulationsmethode
Beide Grundkombinationen werden abwechselnd verwendet. Am Anfang wurden die Patienten 4 x pro Woche behandelt, mit jeder Kombination 2 x. Nach zwei Wochen wurden die Patienten 3 x pro Woche behandelt, mit der ersten
Kombination 2 x und mit der zweiten Kombination 4 x. Nach
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6. Zusatzbehandlung
Durch die Akupunkturbehandlung bei 25 Patienten mit korticosteroidabhängigem Bronchialasthma habe ich gefunden, dass sich die Symptome nach ein paar Behandlungen
verbesserten. Die Dosis der Medikamente nahm allmählich
ab, normalerweise alle 10 Tage 2 mg weniger, KorticoidSpray wurde auch weniger genommen. Eine bedeutende
Verbesserung stellte sich nach 15 Behandlungen bei den
meisten Patienten ein. Die Patienten nahmen weniger oder
sogar keine Medikamente mehr. Aber die Patienten wurden
für weitere 10 x behandelt, um die Wirkung zu festigen. Deswegen wird jeder Patient ungefähr 30 x behandelt. Man
braucht 3 Monate dafür. Wenn die Behandlungen es erlauben, soll der Patient weiterhin 10 x in jedem Sommer behandelt werden, um einen Rückfall zu vermeiden.
Von den 25 Patienten soll eine Patientin erwähnt werden.
Sie hatte allergisches Asthma, das durch Hundehaare ausgelöst wurde. Bei dieser Patientin stellte sich keinerlei Verbesserung nach 10 Behandlungen ein. Wenn in der klinischen Arbeit die Symptome nach 10 Behandlungen nicht
gelindert werden, soll man Akupunktur aufgeben und andere Therapien probieren.
Unter den 25 Patienten gab es zwei Kinder, ein 5-jähriges
und ein 7-jähriges Kind. Kinder haben normalerweise Angst
vor den Nadeln, deshalb ist es schwer, Kinder mit Akupunktur zu behandeln. Bei den Kindern konnte ich statt Nadeln
Ohr-Akupunktur und Schröpfen verwenden und auch einen
guten Effekt erzielen.
Ohrpunkte:
Shen Men, Lunge, Dickdarm, Allergie Punkt, Ping Chuan
(Asthma Punkt), Subkortex, Nieren.
Jedes Mal werden 5 Ohrpunkte mit Körnern beklebt. Pro
Sitzung eine Seite, alle 3 Tage einmal wechseln. Der Patient
soll die Ohrpunkte selbst stimulieren: 3 x am Tag, jedes Mal
an jedem Punkt 20 x drücken. Es wird an den Körperpunkten, nämlich LG 14, Bl 13, Bl 20, Bl 23 für 5 Minuten geschröpft. Ohr-Akupunktur und Schröpfen können auch bei
den Erwachsenen angewendet werden, damit kann die Behandlungswirkung der Körperakupunktur verstärkt werden.
Akupunktur hat bei 56 % der Patienten mit Asthma eine
sehr gute Ansprechbarkeit erzielt, (Akupunktur wirkte bei
über 90 % der Patienten). Deswegen kann man sagen, dass
Akupunktur eine effektive Methode gegen Asthma ist. Nach
der ersten klinischen Studie wirkt die Akupunktur in den
westlichen Ländern sehr gut gegen korticoidabhängiges
Asthma. Akupunktur ist leicht zu handhaben und ohne
Nebenwirkung. Die Verbreitung dieser Therapie liegt somit
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im Interesse eines jeden Patienten. Es wäre allerdings effektiver, wenn Akupunktur mit chinesischer Kräuterarznei
kombiniert wird. Zurzeit ist es schwierig, chinesische Kräuter in Deutschland anzuwenden. Natürlich ist die Erfahrung
mit 25 Patienten nicht repräsentativ. Weitere klinische Praxis
und Forschung dazu ist deshalb noch notwendig.
B. Akupunktur und „deutsche“ Migräne
Während meiner Arbeit in Deutschland habe ich 89 Patienten mit Migräne behandelt. Durch die klinische Beobachtung und Analyse habe ich gefunden, dass die Migräne der
Deutschen sich von der in anderen Ländern unterscheidet,
besonders von der in China. Wegen der Unterschiede nenne
ich sie hier „deutsche“ Migräne. Die erste Untersuchung
zeigt, dass über 25 % der Einwohner in Bramsche sowie im
Umgebungsgebiet Bramsche unter Kopfschmerzen leiden.
Darunter haben 90 % Migräne. Bei so einer hohen Morbidität nehmen die Patienten hauptsächlich Analgetika. Einerseits leiden die Patienten unter den Kopfschmerzen, andererseits haben die Analgetika Nebenwirkungen und können
die Krankheit auch nicht von Grund auf heilen. Durch die
Behandlung mit traditioneller chinesischer Akupunktur wurden viele Patienten von den Beschwerden befreit. Aufgrund
dieser Erfolge interessieren sich immer mehr Leute für Akupunktur. Auch die Zahl der Patienten hat sich stark erhöht,
dass die Organisation der medizinischen Behandlung seitens des Johanniter-Krankenhauses bis an ihre Grenzen beansprucht wurde. Beispielsweise habe ich einmal 53 Patienten an einem Tag behandelt. Allein die Tatsache jedoch,
dass Akupunktur die Patienten von jahre- bis jahrzehntelanger Migräne befreit hat, wog die körperlichen Strapazen auf.
Die Eigenschaften der „deutschen“ Migräne
Migräne kann von verschiedenen Faktoren verursacht
werden. Die Eigenschaften der „deutschen“ Migräne sind
wie folgt:
1. Falsche Schlafposition
Ein großer Teil der Patienten mit Migräne hat auch ein HWSSyndrom. Eine falsche Schlafposition ist dafür die offensichtliche Ursache. Nach meiner Beobachtung ist das bei
10–15 % der Deutschen die Bauchlage mit zur Seite geneigtem Kopf. Viele Patienten nehmen von klein an diese
Schlafposition ein und manche sogar das ganze Leben lang.
Die falsche Schlafposition verursacht Verspannungen der
Muskeln und Ligamente, stört Halswirbel, Blutzirkulation
und Nervenfunktion. Als Folge hat der Patient Migräne.
2. Klimawechsel
In Deutschland gibt es übermäßige Regenfälle und Schnee,
wenig Sonnenschein im Frühlingsanfang, Spätherbst und
Winter. Deswegen herrscht ein Übermaß der äußeren Kälte
und Nässe in den oben genannten Jahreszeiten. Das Eindringen der Kälte und Nässe in den menschlichen Körper
verursacht Kopfschmerzen.
3. Menstruation
Die Migräne tritt bei vielen Patientinnen vor oder während
der Menstruation ein, begleitend mit Dysmenorrhö. Die
Hauptursache dafür ist Stauung von Lebensenergie (Qi) und
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Blutstau in Meridianen und Nebengefäßen, besonders im
Lebermeridian. Als Folge kommt Migräne vor.
4. Seelische Faktoren
Deutschland ist ein hoch entwickeltes Land mit heftiger
Konkurrenz. Die geistige Belastung von allen Seiten, wie
z. B. von Gesellschaft, Beziehung, Familie etc. bildet eine
andere Ursache für Migräne.
Allgemeine Informationen zu Migräne
Insgesamt 89 Patienten von 7 Jahren bis 90 Jahren (das
Durchschnittsalter ist 41) wurden mit Akupunktur behandelt.
Sie haben eine Krankheitsgeschichte von 2 Wochen bis 40
Jahren. Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen ist
3:7. Migräne tritt je nachdem mehrmals am Tag bis einmal
im Monat auf. Die Krankheitsursachen sind klimatische,
seelische und Faktoren im Zusammenhang mit der Menstruation. Ich setzte Akupunktur als Haupttherapie ein. Bei
manchen Patienten wandte ich zusätzlich Massage an.
Normalerweise bilden 10 Behandlungen jeweils eine Behandlungsserie. Der Erfolg stellt sich durchschnittlich nach
14 Sitzungen ein. Die Behandlungsergebnisse sind auch
unterschiedlich:
1. Sehr gute Ansprechbarkeit
Die Migräne ist geheilt. Die Schmerzen verschwanden. Insgesamt wurden 55 Patienten geheilt. Das macht 61,8 % der
gesamten Patienten aus.
2. Gute Ansprechbarkeit
Bei 16 Patienten wurde die Migräne gelindert. Die Häufigkeit
der Migräne reduzierte sich und die Medikamenteneinnahme wurden eingestellt. Das macht 18 % der gesamten
Patienten aus.
3. Keine Wirkung
Keine bedeutende Wirkung war bei insgesamt 3 Patienten
festzustellen, was 3,4 % der gesamten Patienten ausmacht.
4. Therapieabbruch
15 Patienten (16,9 % der gesamten Zahl) haben wegen Finanzproblemen die Behandlung abgebrochen.
Nach der Statistik wirkte die Akupunktur bei 55 Patienten
mit sehr gutem Effekt (62 % der gesamten Patienten), bei 16
Patienten (18 % der gesamten Patienten) mit gutem Effekt.
Das heißt, Akupunktur wirkte bei 80 % Patienten.
Behandlungsmethode
1. Klassifizierung nach Krankheitsursachen und
Symptomen
a) Migräne infolge der äußeren Kälte und Nässe: Migräne
tritt bei klimatischer Veränderung oder bei Regen und bei
bewölktem Wetter auf. Die Schmerzen kommen an einer
Seite oder beiderseits vor. Schweregefühl im Kopf, weißer
Zungenbelag, tiefer und vibrierender Puls.
b) Migräne infolge der Lebensenergie-Qi - und Blutstauung:
Migräne vor oder während der Menstruation, heftige und
fixierte Schmerzen, Spannungsschmerzen an der Brust
und im Unterbauch, Reizbarkeit, vibrierender Puls.
Zeitschrift für TCM 2/2001
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c) Migräne infolge der Überaktivität von Leber-Yang: das
Auftreten der Migräne bei emotionalen Problemen, Depression, Druckgefühl in Brust, Appetitlosigkeit, Spannungsschmerzen oder klopfende Schmerzen im Kopf, roter Zungenkörper, leicht gelber Zungenbelag, vibrierender
Puls.
d) Migräne mit Nackenbeschwerden: die Schmerzen ziehen
vom Nacken zu einer Seite des Kopfes, Muskelverspannung am Nacken, Patient hat einen deutlich druckempfindlichen Punkt am Nacken, vibrierender Puls.
2. Grundrezept
Gb 20, Gb 8, Gb 39, Bl 10, Bl 17, Bl 18, Bl 19, (Extra Punkt)
Tai Yang, 3E 5, Di 4, Le 3, Ashi-Punkte.
Punkterklärung:
Migräne gehört zu Shao-Yang-Meridian-Kopfschmerzen.
Deswegen wird der Fuß-Shao-Yang-Meridian genommen,
wie Gb 20, 8, 39. Darunter ist Gb 39 ein Erfahrungspunkt
gegen Nackenerkrankungen.
Bl 10 wird als Lokalpunkt genommen, um Qi- und Blutzirkulatiom im Nacken zu regulieren.
Bl 17 ist der zusammenfließende Punkt (Hui Punkt) des Blutes. Hier wird dieser Punkt genommen, um das Blut zu aktivieren. Laut der TCM-Theorie hat Migräne eine enge Beziehung zu Gallenblase und Leber. Deswegen werden die Zustimmungspunkte für Gallenblase und Leber ausgewählt,
um die Funktionen der Gallenblase und Leber zu regulieren.
Durch den 6. Punkt des Hand-Shao-Yang (3-Erwärmer-Meridian) wird die Qi-Zirkulation der Shao-Yang-Meridiane normalisiert.
Di 4 und Le 3 regulieren Qi- und Blutzirkulation und stillen
die Schmerzen, was als „vier Pässe“ benannt wird.
(Extrapunkt) Tai Yang ist Lokalpunkt.
Außerdem können wir je nach Schmerzort 1–2 Ashi-Punkte
auswählen.
3. Zusatzpunkte nach verschiedenen Typen
a) Kälte und Nässe: Ni 3
b) Qi- und Blutstauung mit Dysmenorrhö: KG 4, Mi 10, Mi 6
c) Überaktivität von Leber-Yang mit geistiger Belastung:
He 7, Pe 6
d) mit HWS-Syndrom: Nacken Jia-Ji-Punkte
des Leber-Meridianes, liegen. Bei den anderen Punkten
wird nur ein Nadel-Qi-Gefühl gefordert. Alle Nadeln werden für 20 Minuten belassen.
b) Am Anfang der Migränebehandlung wird sediert. Nachdem die Schmerzen gelindert sind, wird die neutrale Methode (weder Tonisierung noch Sedierung) verwendet.
c) Nachdem die Schmerzen verschwinden (normalerweise
nach 10 Behandlungen), sind 5–10 weitere Behandlungen notwendig, um die gestörten Qi, Blut, Yin und Yang
der Zang-Fu-Organe zu regulieren.
5. Vorsichtsmaßnahmen
a) Die Patienten sollen möglichst eine richtige Schlafposition
einnehmen, nämlich Seiten- oder Rückenlage. Das Kissen soll von geeigneter Höhe sein (weder zu hoch noch
zu niedrig). Häufige Bewegungsübungen des Nackens
sind notwendig.
b) Die Patienten sollen auf äußere Kälte und Nässe aufpassen, um der Migräne vorzubeugen.
c) Ein Befall durch Kälte vor und nach der Menstruation besonders an den vier Extremitäten und am Bauch ist zu
vermeiden. Kein Kontakt mit Wasser, keine kalten Getränke und keinen Alkohol direkt vor und während der
Menstruation.
d) Seelische Belastung ist zu vermeiden.
e) Ein oder zwei Migräne-Anfälle während des Behandlungszeitraumes werden als normal angesehen.
Zusammenfassung
1. Nach der Statistik hat Akupunktur bei 80 % Migräne-Patienten gewirkt. Deswegen ist Akupunktur eine effektive
therapeutische Methode gegen Kopfschmerzen. Akupunktur hat folgende Vorteile: gute Wirkung, wenig
Schmerz, keine Nebenwirkung. Aufgrund dessen ist es im
Sinne der Patienten, dieser Behandlungsmethode einen
breiteren Spielraum zu gewähren.
2. 10 % der Migräne ist von falscher Schlafposition verursacht. Entsprechende Maßnahmen sollten durchgeführt
werden, um der Migräne vorzubeugen.
4. Nadeltechnik
3. Bei der Behandlung der menstruationsbezogenen Migräne sollen die Punkte zur Regulierung der Menstruation
genommen werden.
a) Sedierung am Hauptpunkt Gb 20. Es ist ideal, ein ausstrahlendes Nadel-Qi-Gefühl zu verursachen. Sedierung
an den Ashi-Punkten, die hauptsächlich an der lateralen
Seite den Kopfes, am Nacken oder an der medialen Seite
der unteren Extremitäten, zum Beispiel auf dem Verlauf
4. Die Migräne, die von den seelischen Faktoren oder der
langfristigen Einnahme von Kontrazeptiva verursacht
wird, ist schwer mit Akupunktur zu behandeln. Weitere
Forschung wird eine Klärung dieser Zusammenhänge erbringen.
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