Bd. 338 (1964) 63 Zur Biochemie der Kohlenhydrate der gesunden menschlichen Leber Von Paul Schmitz-Moormann Aus dem Pathologischen Institut der Universität Köln (Direktor: Prof. Dr. N. Schümmelfeder) (Der Schriftleitung zugegangen am 1. April 1964) Während das Leberglykogen in den letzten Jahren in zahlreichen Arbeiten untersucht wurde und wir heute einen guten Einblick in seinen Aufbau, seinen Stoffwechsel und seine Funktion haben, sind die Kenntnisse über weitere in der Leber vorkommende hochmolekulare Kohlenhydratverbindungen gering. Nur zum Gehalt der Leber an Heparin finden sich in der Literatur einige Angaben1' 2. Weitere hochmolekulare Kohlenhydratverbindungen wurden aus der Leber bisher nicht dargestellt. Dabei bildet die Leber einen Großteil der kohlenhydrathaltigen Eiweißverbindungen des Blutes3, auch ist auf Grund von Enzymisolierungen4 und autoradiographischen Untersuchungen5 bekannt, daß in der Leber saure Mucopolysaccharide synthetisiert werden. Zudem konnte Svennerholm 6 zeigen, daß die gesunde menschliche Leber je 100g 12 mg gebundene ^-Acetyl-neuraminsäure enthält, die nach Blix 7 vorwiegend in Mucoide eingebaut ist. Ziel der eigenen Untersuchung war es, die Zuckeranteile der in der gesunden menschlichen Leber vorkommenden Mucoverbindungen zu isolieren und chemisch zu charakterisieren. Damit sollten Vergleichswerte für entsprechende Untersuchungen an krankhaft veränderten menschlichen Lebern gewonnen werden. Methodik Als Ausgangsmaterial standen zwei makro- und mikroskopisch gesunde menschliche Lebern zur Verfügung, von denen eine von der Pfortader aus mit Leitungswasser unter leicht erhöhtem Druck blutleer gespült wurde. "~ l 2 A. P7charles u. D. A. Scott, J. biol. Chemistry 102, 425 [1933]. Z. Stary in E. Lehnartz u. B. Flaschenträger, Physiologische Chemie, 1. Aufl., Bd. II/2a, S. l, Springer-Verlag, Heidelberg 1956. 3 H. Popper u. F. Schaffner, Die Leber. 1. Aufl., Verlag G. Thieme, Stuttgart 1961. 4 W. Bauditz u. H. Greiling, Ber. ges. Physiol. exp. Pharmakol. 215, 23 [I960]. 5 B. C. Curran, J. Pathol. Bacteriol. 74, 347 [1957]. 6 L. Svennerholm, Biochim. biophysica Acta [Amsterdam] 23, 652 [1957]. 7 G. Blix u. S. Gardell in Hoppe-Seyler/Thierfelder/Handb. d. physiol.- u. pathol.- ehem. Analyse, 10. Aufl., Bd. IV/1, S. 662, Springer-Verlag, Heidelberg 1960. Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:12 PM [ P. S c h m i t z - M o o r m a n n , α -· # £ r·!; ^ ^ •5 Er>S Rf /} >-· *1 1g. ST 3 il «2, s? 3 §. es »t», a et- l 1 e Λ $- 1 a CD (W CD P- | | | ?il sei |.^ §.^ g" »S^ lg| B |Vg e P- 1 r·*· W r- · W rH· C? H 00 HJ W hij 3 ST CD g·3 P- ST CD §rg P- P- 3. P 2- S' CD b ^ CD H S il. O- p- P 2. o bd & ^ S- H ^ p £3·*2 s·P CD P i CD CD' ε | o" ί 1 s > 1 S" § tc *° CD ζ - 1 p CD 3" (W OQ CD CD p 3 •5W· * 1 ^ ^ 5* S a Ξ a 5 2. · H 1 o g 2. ^ P PJ p. 01!s· ?l g C §* § S o" P P^ £B s ^ ^ ιE lE §1 ® H « a CD gj; <J o^ | et- p i 1 | Ρ p (W CD_ ί hvH i to i ?! If& ί > D- g. S 11 ι *i g 'S QP3 S- CD Q^ G> * ^MS SLϊΐ i^ »gr !i| CD S" p: e ^ crq s^ " Βa B lS 5g? S. 2. 3 ι 2E iι iϊ ii ϊ ί & ^ CD P p p^ 1 g s· » f- B 1 &s £ 1 CD CD i_j «0 Ia 1 aa SP ff §· ; & CD (K5 *$·& §§-: s E ^ φ Hg ^ CfQ cT | 1 0 P* o g_ g- _(. CD >.y IP W X δ* y °" CD g·g g^ N» §~ t ^o "ο'-ο rf>. hj«? A 0 S |l ϊ f 11 1 'S 0 P * g ^. | 1 1 g, p oo V /—i· t_<. w ST vx CD >-i „ 0 3 l ι-ί H^w E w W P1 o U rf <—!· , Λ O, P'|^ oT 5 ^ Φ O g- 1 i" P -g S r ^ 2S 1 tf # <—!· ., O P P 3 # <-!· ^ ϊ ι O ^ Bd. 338 (1964) P- g: 1! 1 ^ s- Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:12 PM Bd. 338 (1964) Kohlenhydrate der gesunden menschlichen Leber 65 Das Lebergewebe wurde mechanisch von seinem Bindegewebsanteil befreit und mit physiol. Kochsalzlösung bzw. Harnstofflösungen steigender Konzentration extrahiert, wobei nach ihrer Löslichkeit unterscheidbare Fraktionen A—G gewonnen wurden (Tab. 1). Aus diesen Fraktionen wurden die uronsäure- und die neuraminsäurehaltigen Mucoide mit Hilfe einer Papainverdauung freigesetzt und durch Phenolextraktion8 der durch Dialyse und Alkoholfällung gewonnenen Rohmucoide präparativ dargestellt. Der bei der Papainverdauung verbleibende Rückstand wurde ebenfalls mit Phenol extrahiert (Methode s. 1. c.9), um die eventuell noch vorhandenen Mucoide zu isolieren. Analytische Untersuchungen Papierelektrophorese: Jeweils 2—4 mg der zu untersuchenden neuraminsäurehaltigen Mucoid-Fraktion wurden in 0,05 mZ Wasser gelöst, in mehreren Portionen auf den Papierstreifen (Schleicher & Schtill 2043 b) aufgetragen, wobei das überschüssige Wasser im kalten Luftstrom abgedunstet wurde. Die weitere Vorbereitung der10Papierstreifen und die Durchführung der Elektrophorese erfolgte nach Wunderly . Die Streifen wurden nach der Elektrophorese mit Amidoschwarz, mit dem Perjodsäure-Schiff- und mit Bials-Reagenz angefärbt. Die S ticks t off-Bestimmung erfolgte nach der von Pregl11 für die Mikroanalyse modifizierten Kjeldahl-Methode. Neuraminsäure wurde mit B i als-Reagenz bestimmt12. Bei den Fraktionen aus der Kochsalz- und Harnstoffextraktion sowie bei den Rückständen der Papainspaltung war eine direkte Bestimmung der Neuraminsäure nicht möglich, da ihr Gehalt zu niedrig war, die Farbreaktion also durch mitreagierende Substanzen verfälscht wurde. 200—-400 mg dieser Fraktionen wurden mit der 50fachen Menge 0,05r& H2S04 l Stde. bei 75—80° hydrolysiert, das Hydrolysat mit Barytwasser gegen Methylrot als Indikator neutralisiert und filtriert. Der Rückstand wurde 2mal nachgewaschen, Filtrat und Waschwasser vereinigt, auf eine kombinierte Kationen-(Dowex 50X8, H®-Form, 50mesh; 10 X l cm) und Anionenaustauschersäule (Lewatit MIH, Acetatform, 100 mesh, 10 X l cm) gegeben und mit etwa 500 ml Wasser nachgewasehen. Von der Anionenaustauschersäule wurde die Neuraminsäure mit 0,3^ Ameisensäure eluiert, das Eluat im Rotationsverdampfer (Wasserstrahlpumpen-Vakuum, 40°) zur Trockne eingedampft, mit wenig Wasser quantitativ in ein Reagenzglas übergeführt und im C02-Strom zur Trockne eingedampft. Im Rückstand wurde die Neuraminsäure bestimmt12 und als NAcetyl-neuraminsäure berechnet, da sie in der Leber nur in dieser Form vorkommt6. Uronsäuren, Zucker und Aminozucker: 10—200mg Substanz wurden mit der SOfachen Menge 5proz. Salzsäure 3 Stdn. unter9 Rückfluß gekocht. Aus dem Hydrolysat wurden mit Blei- und Silberacetat die Cl· -Ionen, mit H2S die Schwerinetallionen entfernt. Das klare Filtrat wurde auf eine kombinierte KationenAnionenaustauschersäule (s. oben) gegeben. Die Neutralzucker wurden mit 500 mZ Wasser eluiert und das Eluat im Rotationsverdampfer zur Trockne eingedampft. Der Rückstand wurde quantitativ in ein 10~mZ-Meßkölbchen übergeführt, das bis zur Marke aufgefüllt wurde. Die Uronsäuren wurden von der Anionenaustauschersäule mit 0,3n Ameisensäure eluiert, die Aminozucker von der Kationenaustauschersäule mit 2n HC1 und wie die Neutralzucker in 10-mZMeßkölbchen übergeführt. Bei den Uronsäuren und Neutralzuckern wurde jeweils 8 9 E. Buddecke, diese Z. 318, 33 [I960]. P. Schmitz-Moormann, Virchow's Arch, pathol. Anatom. Physiol. klin. Med. 10334, 95 [1961]. Ch. Wunderly, Die Papierelektrophorese, 2. Aufl., Sauerländer & Co, Aarau11und Frankfurt/Main 1959. F. Pregl, Die quantitative organische Mikroanalyse, 3. Aufl., Springer, Berlin12 1930. E. Klenk u. H. Faillard, diese Z. 299, 191 [1955]. Hoppe-Seylers Zeitschrift f. physiol. Chemie. 338 5 Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:12 PM 66 P. Schmitz-Moormann, Bd. 338 (1964) an 3 ml der Reduktionswert nach Somogyi 13 bestimmt, die restlichen 7 mZ wurden im C02-Strom zur Trockne eingedampft, der 14Rückstand in einem Tropfen Wasser aufgenommen und papierchromatographisch bestimmt. Bei den Aminozuckern wurden jeweils 2 mZ zur Bestimmung des Höitosamingehaltes nach Morgan und Elson 15 verwandt. Eine papierchromatographische Identifizierung der Hexosamine war nicht möglich, da die Lösungen reichlich anorganische Salze, besonders NH4C1 enthielten, die sich sehr störend auswirkten. Die Hexosamine wurden daher säulenchromatographisch16 identifiziert und quantitativ bestimmt. Die Monosaccharide wurden nur an den neuraminsäurehaltigen MucoidFraktionen bestimmt, und zwar bei der bluthaltigen Leber an Frakt. B und C, bei der blutleeren auch noch an Frakt. D und G; bei den übrigen Mucoidfraktionen war die Ausbeute so gering, daß auf diese Bestimmung verzichtet werden mußte. Fucose und Hexuronsäure wurden kolorimetrisch 17 · 18 , Galaktose und Mannose quantitativ aus Papierchromatogrammen19 bestimmt. Saure Mucopolysaccharide: Die uronsäurehaltigen Mucoid-Fraktionen der bluthaltigen und der blutleeren Leber wurden zusammengefaßt, da die einzelnen Fraktionen zu klein waren. Die Bestimmung erfolgte nach 1. c.8. Die Bluttrockenmasse wurde nur bei den Lebereiweiß-Fraktionen bestimmt. Aus 200—400 mg der Substanz wurde durch mehrmaliges Aufkochen in saurem Phosphatpuffer alles Eisen, das nicht an Hämoglobin bzw. Hämin gebunden war, entfernt20. Im Rückstand wurde das Gesamteisen bestimmt21 und aus diesen Werten der Hämoglobingehalt und die Bluttrockenmasse berechnet. Ergebnisse L Das Eiweiß der gesunden menschlichen Leber Tab. 2 zeigt, daß das Lebereiweiß zum überwiegenden Teil leicht oder mäßig löslich ist. Dabei bestehen beträchtliche Unterschiede zwischen dem Löslichkeitsverhalten der bluthaltigen und der blutleeren Leber, die auch nicht verschwinden, wenn man die Werte der bluthaltigen Leber entsprechend ihrem Gehalt an Bluttrockenmasse korrigiert (Tab. 2b). Demnach muß beim Ausspülen der Leber mit Wasser neben Blut auch Organeiweiß (etwa 90g; s. Tab. 2c) ausgewaschen worden sein. Es ist im übrigen zu berücksichtigen, daß in der bluthaltigen Leber diese Proteine ebenso wie das Bluteiweiß als Schutzkolloide gewirkt und beim Zentrifugieren die Sedimentierung von an sich schwerer löslichen Eiweißanteilen verhindert haben. Zudem war eine völlige Auftrennung der einzelnen Fraktionen bei der Aufarbeitung nicht möglich, da hierzu das Schwerefeld der benutzten Zentrifuge nicht ausreichte. Als Zucker- und Zuckerabkömmlinge enthalten die verschiedenen Leberfraktionen JV-Acetyl-neuraminsäure, Glucuronsäure und Iduronsäure, Galaktose, Glucose, Mannose, Fucose und Pentoseii sowie Glucos"" M. Somogyi, J. biol. Chemistry 117, 771 [1937]. P. Schmitz-Moormann, Virchow's Arch, pathol. Anatom. Physiol. klin. Med. 15 334, 351 [1961]. W. T. J. Morgan u. L. A. Elson, Biochem. J. 27, 1824 [1933]. 16 S. Gardell, Äcta ehem. scand. 7, 207 [1955]. 17 Z.Dische, J. biol. Chemistry 171, 725 [1947]. 18 Z. Dische u. L. B. Shettles, J. biol. Chemistry 175, 595 [1948]. 19 P. G. Spiro, J. biol. Chemistry 235, 2860 [I960]. 20 G. Brückmann u. S. G. Zondek, J. biol. Chemistry 135, 23 [1940]. 21 H. Borei, Biochem. Z. 314, 359 [1943]. 14 Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:12 PM Bd. 338 (1964) 67 Kohlenhydrate der gesunden menschlichen Leber amin und Galaktosamin. Sie machen etwa 1—2% der Trockensubstanz aus. Die quantitativen Verhältnisse ergeben sich aus Tab. 3. Tab. 2. Verteilung des Gesamteiweißes der bluthaltigen und der blutleer gespülten menschlichen Leber bei der Extraktion mit physiol. Kochsalzlösung und Harnstofflösungen steigender Konzentration (s. Tab. 1.) Angaben in g Ausbeute bzw. in Prozent der Leber-Trockensubstanz. a) Gesamteiweiß. Außer Eiweiß enthalten diese Fraktionen noch Kohlenhydrate, die aber nur l—2% der Gesamtmasse ausmachen. Fette sind darin nicht mehr vorhanden; sie wurden bei der Entwässerung mit Aceton herausgelöst. — b) Hier wurde die Eiweißverteilung auf das aschefreie Parenchymeiweiß (ohne Bindegewebe) berechnet, bei der bluthaltigen Leber wurde zudem die Bluttrockenmasse abgezogen. — c) Aus der Relation Feuchtgewicht-Trockengewicht der bluthaltigen und dem Feuchtgewicht der blutleeren Leber wurde der beim Ausspülen entstandene Verlust an Organeiweiß berechnet und entsprechend dem Verteilungsverhältnis in der bluthaltigen Leber den beiden ersten Fraktionen der blutleeren Leber zugeschlagen. 1b % Eiweiß-Fraktion bluthaltig blutleer bluthaltig blutleer c blutleer g % E. Schwer lösl. II . . g o//o F. Schwer lösl. III .. g % G. Unlösl g % A. Gerüstbindegew. . . g o//o 142,1 57,2 86,5 34,9 4,6 1,9 0,8 0,3 0,9 0,4 94 1,0 10,7 4,3 56,5 38,1 58,5 39,5 8,2 5,5 2,6 1,8 0,9 0,6 60 4,0 15,6 10,5 114,1 62,7 61,5 33,8 3,5 1,7 0,6 0,3 0,6 0,3 23 1,2 55,3 44,6 53,9 43,0 7,4 5,9 2,3 1,8 0,6 0,5 58 4,6 108,7 59,6 57,8 31,3 7,4 4,1 2,3 1,3 0,6 0,4 5,8 3,3 Gesamtmenge Trockengewicht . . g Feuchtgewicht . . g 248,0 1410 148,3 1360 182,6 125,3 182,6 B. Leicht lösl C. Mäßig lösl D. Schwer lösl. I ... g o/ /o g % II. Die Mucoide der gesunden menschlichen Leber Die Ausbeute bei der präparativen Darstellung der Mucoide betrug 0,2—0,4% der Eiweißfraktionen. Dabei entfiel ein Drittel auf die Fraktion der „sauren Mucopolysaccharide", während zwei Drittel aus „neuraminsäurehaltigen Mucoiden" bestanden (Tab. 4). Mit der Phenolextraktion des bei der Papainverdauung verbleibenden Rückstandes wurden nur geringste Mengen an Mucoiden gewonnen; somit werden bei der Papainspaltung bereits praktisch alle Mucoide freigesetzt, die sich mit Phenol extrahieren lassen. Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:12 PM 68 P. Schmitz-Moormann, Tab. 3. Chemische Zusammensetzung Fraktion Bluthaltige Leber B. Leicht lösl. C. Mäßig lösl. D. Schwer lösl. I E. Schwer lösl. II F. Schwer lösl. III G. Unlösl. Blutleere Leber B. Leicht lösl. C. Mäßig lösl. D. Schwer lösl. I E. Schwer lösl. II F. Schwer lösl. III G. Unlösl. Bd. 338 (1964) der nach Tab. l erhaltenen Fraktionen II Zucker * b neutral I N-Acetylneuraminsäure a sauer 0,084 0,017 0,020 0,021 0,030 0,052 0,016 0,019 0,013 0,082 0,053 0,014 0,41 0,23 0,60 1,01 > ' 0,91 1,18 0,16 0,15 0,21 0,17 0,23 0,25 0,052 0,05 0,05 0,06 0,03 0,12 0,074 0,097 0,032 0,038 0,036 0,094 0,055 0,029 0,036 0,046 0,016 0,027 0,605 0,528 0,658 0,747 0,827 1,84 0,46 0,23 0,19 0,13 0,16 0,17 0,15 0,07 0,02 0,03 0,01 0,06 c basisch Glucos- Galaktosamin amin Bei den Uronsäuren und neutralen Zuckern wurde der lleduktionswert bestimmt, die Aminozucker Tab. 4. Ausbeute an neuraminsäure- und uronsäurehaltigen Mucoiden bei der Papainspaltung des Lebereiweißes. Angaben in mg/100 g Fraktions-Trockensubstanz. Fraktion (s. Tab. 1) Bluthaltige Leber Uronsäurehaltige Mucoide . . Neuraminsäurehaltige Mucoide Blutleere Leber Uronsäurehaltige Mucoide . . Neuraminsäurehaltige Mucoide B C D . . . . 41 148 0 167 152 250 . . . . 135 551 86 204 22 167 E 190 285 F G — 130 280 22 2482 1. Ur on säur ehaltige Mucoide (sog. saureMucopolysaccharide) Die uronsäurehaltigen Mucoid-Fraktionen der blutleeren und der bluthaltigen Leber bestanden überwiegend aus Eiweiß und enthielten nur geringe Mengen an sauren Mucopolysacchariden; bei der bluthaltigen Leber waren es 10%, bei der blutleeren nur 5% der Trockensubstanz (Tab. 5). Dabei waren Hyaluronsäure, Chondroitin, Chondroitinsulfat und Heparin in etwa gleichen Mengen vorhanden. Der Gesamtgehalt an sauren Mucopolysacchariden beträgt bei der blutleeren Leber nach diesen Werten etwa 7 mg. Ein ähnlicher Wert ergibt sich für die bluthaltige Leber. Da auch die nicht untersuchten Leberfraktionen noch saure Mucopolysaccharide enthalten und es bei der präparativen Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:12 PM Bd. 338 (1964) Kohlenhydrate der gesunden menschlichen Leber 69 gesunder menschlicher Leber. Alle Angaben in % der Fraktions-Trockensubstanz. Stickstoff Eisen Asche Quotient a:b:c Quotient 1:11 8,45 8,15 4,04 1,87 1,18 11,52 0,0533 0,0749 0,0234 5,4 1:25:13 1:12:11 1:45:20 1:12:3 1:17:5 1:84:26 1:7 0,0265 2,39 4,81 23,3 32,15 39,4 11,45 9,65 9,10 7,15 3,59 11,95 0,0151 0,0131 0,0109 0,0181 0,0433 0,1000 2,25 7,87 9,95 13,0 29,9 3,35 1:12:4 1:18:10 1:19:6 1:16:3 1:52:10 1:68:8 — — 1:11 1:44 1:67 1:40 1:30 1:12 1:8 1:29 1:25 1:26 1:24 wurden als Hexosaminc bestimmt. Darstellung der uronsäurehaltigen Mucoide, wie die Analyse der dabei abgetrennten Verunreinigungen und Rückstände ergab, ebenfalls zu Verlusten an sauren Mucopolysacchariden gekommen ist, wird der Gesamtgehalt der Leber an sauren Mucopolysacchariden etwas höher liegen, aber kaum 10 mg übersteigen. Für die Trockenleber ergibt sich daraus ein Gehalt an sauren Mucopolysacchariden von 5 mg, für die Frisch leber von 0,8 mg pro 100 g. Tab. 5. Analysendaten der uronsäurehaltigen Mucoide, die aus den verschiedenen Eiweißfraktionen der bluthaltigen (aus Frakt. B und D) und der blutleer gespülten (aus Frakt. B und C) gesunden menschlichen Leber gewonnen wurden. Angaben in % der uronsäurehaltigen Mucoid-Fraktion-Trockensubstanz. Hyaluronsäure Bluthaltige Leber Blutleere Leber 2,7 1,6 Chondroitin Chondroitinsulfat 2,1 0,6 2,2 2,0 Heparin 3,3 1,1 Errechnet man aus dem so bestimmten Gehalt der Leber an sauren Mucopolysacchariden ihren Uronsäuregehalt und vergleicht diesen mit den Uronsäurewerten, die bei der Analyse der verschiedenen Leberfraktionen gefunden wurden (Tab. 3), so zeigt sich, daß die an den einzelnen Leberfraktionen bestimmten Uronsäurewerte durchschnittlich um eine Zehnerpotenz zu hoch liegen und somit ein völlig falsches Bild über den Gehalt der Leber an sauren Mucopolysacchariden geben. Wir führen diesen Fehler auf eine Mitreaktion der sauren Aminosäuren zurück, die sich bei der Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:12 PM 70 P. Schmitz-Moormann, Bd. 338 (1964) analytischen Untersuchung von den Urönsäuren nicht abtrennen ließen. Dafür spricht, daß auch bei den neuraminsäurehaltigen Mucoiden die die Urönsäuren enthaltende Hydrolysatfraktion, die papierchromatographisch keine Zucker enthielt, einen deutlichen Reduktionswert aufwies und sogar bei der Hexuronsäurebestimmung nach D is ehe positiv war (Tab. 6). 2. Neuraminsäurehaltige Mucoide Die aus der gesunden menschlichen Leber gewonnenen Fraktionen der neuraminsäurehaltigen Mucoide enthalten 10—35% Kohlenhydrat, und zwar JV-Acetyl-neuraminsäure, Galaktose, Mannose, Fucose, Glucosamin und Galaktosamin, jedoch keine Hexuronsäuren und keine Glucose. Die weiteren quantitativen Verhältnisse ergeben sich aus Tab. 6 und 7. Auf Grund ihrer unterschiedlichen Wanderungsgeschwindigkeit im elektrischen Feld und der unterschiedlichen Anfärbbarkeit der im Pherogramm auftretenden Banden lassen sich die neuraminsäurehaltigen Mucoide in drei Gruppen unterteilen: l. Ein im elektrischen Feld schnell wanderndes Mucopeptid, das sich in erster Linie im leicht und mäßig löslichen Lebereiweiß und in geringerer Menge im schwer löslichen Eiweiß findet; 2. ein langsam wanderndes Mucopeptid, das nur im schwer löslichen Lebereiweiß vorkommt; und 3. ein Mucoproteid, das sich nur aus dem unlöslichen Lebereiweiß gewinnen läßt. Neben diesen Mucopeptiden bzw. -proteiden enthalten alle Mucoidfraktionen noch einen Eiweißanteil, der sich bei der präparativen Darstellung der Mucoide nicht abtrennen ließ und der im Pherogramm an der Auftragungsstelle liegen blieb. Die elektrophoretisch identischen Mucoide zeigen auch in ihrer chemischen Zusammensetzung Übereinstimmungen (Tab. 6, letzte Spalte), jedoch sind sie nicht chemisch identisch (Tab. 6 und 7). Tab. 6. Chemische Zusammensetzung der neuraminsäurehaltigen Lebermucoide. Alle Angaben in Prozent der entsprechenden Mucoidfraktion. Fraktion (s. Tab. 1) Bluthaltige Leber B G ... D Blutleere Leber B c D E G a) Zucker* N-Acetylneuramin- sauer** b) neutral c) basisch säure Stickstoff Quotient (abger.) a:b:c 10,4 9,5 2,1 0,10 0,0 0,37 8»*9 12,0 9,0 10,8 11,2 8,27 6,33 4,98 10:8:10 10:13:12 10:43:39 5,9 11,3 7,6 5,6 3,0 0,83 0,29 .0,17 5,16 10,5 6,10 4,93 12,6 8,03 7,20 4,56 10:9:8 10:9:11 10:8:10 0,0 4,63 2,30 14,45 10:15:8 * Bei den säur m und neutr üen Zuckern wurde der E,eduktionswer t bestimmt, ( Lie basischen Zucker wurden als H exosamine be stimmt, ** Papierchronlatographisch enthielten d ese Fraktion en keine Zuc cer, vor alleni keine Hexuronsäuren, sondern Aminosäuren Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:12 PM Bd. 338 (1964) Kohlenhydrate der gesunden menschlichen Leber 71 Tab. 7. Kohlenhydratgehalt der neuraminsäurehaltigen Mucoid-Fraktionen (Trockensubstanz), die aus den verschiedenen Eiweißfraktionen der bluthaltigen und der blutleer gespülten gesunden menschlichen Leber gewonnen wurden. Fraktion Bluthaltige Leber B ... % Mol* c. . . % Mol* Blutleere Leber B. . . % Mol* C . . . % Mol* D. . . % Mol* G. . . % Mol* N-Acetylneuramin- Galaktose Mannose säure Fucose Glucosamin Galaktosamin 10,4 10 9,5 10 4,0 8 6,7 12 2,8 6 4,1 8 2,4 5 2,0 4 9,2 20 10,3 19 1,6 4 0,9 1 5,9 10 11,3 10 7,6 10 3,0 10 2,6 8 5,2 8 2,5 6 3,0 16 2,0 6 4,0 6 2,6 6 1,2 7 1,1 5 2,0 3 1,4 4 0,8 4 4,9 14 11,6 17 8,0 18 <0,1 — 1,0 1 <0,1 — 2,3 10 * Bezogen auf Neuraininsäure = 10. Über den absoluten und relativen Mucoidgehalt der einzelnen Mucoid-Fraktionen lassen sich an Hand unserer Analysendaten keine direkten Aussagen machen. Ein direkter Vergleich der verschiedenen neuraminsäurehaltigen Mucoid-Fraktionen ist auch aus methodischen Gründen nicht erlaubt. Man kommt aber zu vergleichbaren Werten, wenn man aus den Analysendaten der verschiedenen neuraminsäurehaltigen Mucoid-Fraktionen den Gesamtgehalt an Kohlenhydraten (Neuraminsäure, Neutralzucker und Hexosamine) berechnet. Berücksichtigt man weiterhin die Ausbeute bei den verschiedenen Mucoid- und Eiweißfraktionen, so läßt sich die Gesamtmenge des in jeder Leberfraktion in Form von neuraminsäurehaltigen Mucoiden vorkommenden Kohlenhydrats berechnen. Die gesamte blutleer gespülte menschliche Leber enthält 103 mg in neuraminsäurehaltigen Mucoiden gebundenes Kohlenhydrat, die bluthaltige Leber 104mg. (Die Verteilung auf die verschiedenen Eiweißfraktionen ergibt sich aus Tab. 8.) Davon entfallen bei der blutleeren Leber 85% auf das im elektrischen Feld schnell wandernde Mucopeptid, etwa 1% auf das langsam wandernde Mucopeptid und 14% auf das Mucoproteid, das nur irn unlöslichen Lebereiweiß vorkommt. Demgegenüber entfallen bei der bluthaltigen Leber auf das schnell wandernde Mucopeptid 99% und auf das langsam wandernde 1% des gesamten in neuraminsäurehaltigen Mucoiden gebundenen Kohlenhydrats; das Mucoproteid ließ sich gar nicht nachweisen. Man muß daher annehmen, daß sich das diese Mucoide enthaltende Eiweiß bei der Kochsalz- und Harnstoffextraktion der bluthaltigen Leber auch in die ersten Fraktionen gelöst hat. Dort überwiegt das schnell wandernde Mucopeptid, so daß sich das Mucoproteid bei der elektrophoretischen Untersuchung gar nicht darstellt. Die bluthaltige Leber hat eine aschefreie Trockenmasse von 228 g, die blutleere Leber von 125 g. Während die Trockenmasse der bluthaltigen Leber also l,7mal so groß ist wie die der blutleeren, enthält sie nur l,01mal soviel in neuraminsäurehaltigen Mucoiden gebundenes Kohlenhydrat. Das zeigt einmal, daß das Blut Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:12 PM 72 P. Schmitz-Moormann, Bd. 338 (1964) der bluthaltigen Leber nur geringe Mengen an Mucopeptiden bzw. -proteiden enthalten kann, zum ändern, daß .beim Ausspülen keine wesentlichen Mengen an neuraminsäurehaltigen Mucoiden verlorengegangen sind. Tab. 8. Gehalt der verschiedenen Eiweißfraktionen der bluthaltigen und der blutleer gespülten menschlichen Leber an in neuraminsäurehaltigen Mucoiden gebundenem Kohlenhydrat. a) mg mucoidgebundenes Kohlenhydrat je 100 g Fraktion. — b) mg in neuraminsäurehaltigen Mucoiden gebundenes Kohlenhydrat. — c) Prozentualer Gehalt der einzelnen Fraktionen an dem Gesamtgehalt der Leber. — Bei den eingeklammerten Werten war die Ausbeute an neuraminsäurehaltigen Mucoiden so gering, daß eine Einzelzuckerbestimmung nicht durchführbar war. Hier wurde der Kohlenhydratgehalt durch Schätzung aus dem Neuraminsäure-Gehalt ermittelt. Fraktion (s. Tab. 1) B C D E F G . . . . . . . a bluthaltig b c a blutleer b c 41,0 52,0 (20,0) 58,3 45,0 (1,0) 56 43 (1) 82,6 66,0 34,0 (42,0) 46,7 38,6 2,8 (1,0) 45 37 3 (1) 238,0 14,3 14 In der Verteilung auf die verschiedenen Leberfraktionen verhalten sich die neuraminsäurehaltigen Mucoide wie das Lebereiweiß; nur im unlöslichen Leberanteil finden sich relativ mehr neuraminsäurehaltige Mucoide als in den anderen Leberfraktionen. Insgesamt enthält die Leber etwa 110 mg in Mucoiden gebundenes Kohlenhydrat; davon entfallen 8% auf uronsäurehaltige Mucoide und 92% auf neuraminsäurehaltige Mucoide. Die Untersuchung wurde mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft durchgeführt. Zu besonderem Dank bin ich Herrn Prof. E. Kleiik verpflichtet, in dessen Institut ich den Großteil dieser Untersuchung durchführen durfte. Für technische Hilfe danke ich Frl. H. Martin. Zusammenfassung Eine bluthaltige und eine blutleer gespülte gesunde menschliche Leber wurden mit 0,9proz. Kochsalzlösung und mit Harnstofflösungen steigender Konzentration extrahiert. Aus den anfallenden Fraktionen wurden die Mucoide dargestellt und analysiert. Die Lebern enthalten je 100 g Trockensubstanz etwa 4 mg Kohlenhydrate in Form von uronsäurehaltigen Mucoiden und 50 mg in Form von neuraminsäurehaltigen Mucoiden. Als uronsäurehaltige Mucoide finden sich zu etwa gleichen Teilen Hyalur on säure, Chondroitin, Chondroitinsulfat und Heparin. Bei den neuraminsäurehaltigen Mucoiden lassen sich nach dem elektrophoretischen Verhalten und der chemischen Zusammensetzung drei Formen unterscheiden. Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:12 PM Bd. 338 (1964) Kohlenhydrate der gesunden menschlichen Leber 73 Summary A healthy human liver containing blood and one washed free from blood were extracted with 0,9% sodium chloride solution and with urea solutions of increasing concentration. The mucoids of the resulting fractions were prepared and analysed. The liver contained, per 100 g. dry weight, about 4 mg. of carbohydrate as uronic acid-containing mucoids and 50 mg. as neuraminic acid-containing mucoids. The uronic acid-containing mucoids consisted of approximately equal amounts of hyaluronic acid, chondroitin, chondroitin sulphate and heparin. On the basis of electrophoretic behaviour and chemical composition, three forms of neuraminic acid-containing mucoids were distinguished. Dr. P. Schmitz-Moormann, Pathologisches Institut der Universität, 5 KölnLindenthal, Josef-Stelzmann-Straße 9, Lindenburg. Unauthenticated Download Date | 5/11/16 7:12 PM